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Forschungsprogramm 2013-2018

FP 2013-18 Hauptteil Final - ioer.de · 3.1 Vernetzung am Standort Dresden / DRESDEN-concept 77 3.2 Interdisziplinäres Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau

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Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V.Weberplatz 101217 Dresden

www.ioer.de

Forschungsprogramm2013-2018

Forschungsprogramm 2013-2018 des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung

Aktualisierte Fassung, Oktober 2017

Forschungsprogramm 2013-2018 Aktualisierte Fassung, Oktober 2017 Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Müller Weberplatz 1 01217 Dresden Tel.: +49 (0)351 46 79 0 Fax: +49 (0)351 46 79 212 Email: [email protected] Internet: www.ioer.de

Forschungsprogramm 2013-18 – Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis 3 

Vorbemerkung 5 

Gesamtkonzept 7 

Forschungsbereiche 15 

2.1  Wandel und Management von Landschaften (FB L) 15 

2.2  Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E) 27 

2.3  Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R) 39 

2.4  Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M) 50 

2.5  Strategische Fragen und Perspektiven (FB S) (bis 6/2017) 62 

2.6  Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W) (seit 7/2017) 70 

Weitere Aufgaben 77 

3.1  Vernetzung am Standort Dresden / DRESDEN-concept 77 

3.2  Interdisziplinäres Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau 77 

3.3  Weitere Grundlagenarbeiten und Forschungsaufgaben 78 

3.4  Nationale und internationale Vernetzung 79 

3.5  Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 80 

Im Forschungsprogramm zitierte Literatur 83 

Forschungsprogramm 2013-18 – Vorbemerkung

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Vorbemerkung

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) ist eine raumwissenschaftliche Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft mit einer thematischen Ausrichtung auf öko-logische Fragen nachhaltiger Entwicklung.

Gemäß seinem Satzungsauftrag hat das IÖR die Aufgabe, in interdisziplinärer Arbeitsweise Grundfragen einer ökologisch ausgerichteten Raumwissenschaft im nationalen, europäischen und internationalen Zusammenhang zu erforschen. Dabei werden Anforderungen einer am Leitbild der Nachhaltigkeit orientierten Regional-, Stadt- und Landschaftsentwicklung sowie Entwicklung des Bauens und des Wohnens übergreifend untersucht.

Im Mittelpunkt stehen Ausgangsbedingungen und Entwicklungsperspektiven sowie Strate-gien, Methoden und Instrumente einer ökologischen Raumentwicklung. Dies schließt die Er-arbeitung von Grundlagen für planerisch-politisches Handeln mit ein. Das Institut beteiligt sich aktiv an der Förderung bzw. Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Mit dem Entwicklungskonzept 2010+ wurde der konzeptionelle Rahmen für die Entwicklung des Instituts in den Jahren bis 2015 abgesteckt. Dieser Rahmen wurde mit dem Entwicklungs-konzept 2016+ fortgeschrieben. Das vorliegende Forschungsprogramm 2013-2018 konkreti-siert die Leitvorstellungen des Entwicklungskonzepts. Es umfasst neben den Zielen und Festle-gungen zur Forschung des IÖR auch Aussagen zum Wissenstransfer sowie zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Das Forschungsprogramm war zunächst auf einen Zeitraum von vier Jahren bis 2016 ausge-legt. Es wurde durch die Gremien des Instituts um zwei Jahre verlängert. Dabei spielten die Bestätigung der mittelfristigen Grundlinien der Arbeit des IÖR durch einen Workshop im De-zember 2015, an dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft (u. a. aus dem Wissen-schaftlichen Beirat) und Praxis teilnahmen, sowie der bevorstehende Wechsel in der Leitung des Instituts eine Rolle.

Das Programm wurde in einem partizipativen und wettbewerblichen Verfahren erarbeitet. Auf der Grundlage der mittel- bis langfristigen Leitvorstellungen des Instituts wurde zunächst die generelle Forschungsprogrammatik festgelegt. Diese bildete den inhaltlichen Ausgangspunkt für das hier verfolgte Gesamtkonzept. Parallel dazu erfolgte ein zweistufiger, interner Projekt-wettbewerb um Mittel aus der institutionellen Förderung zur inhaltlichen Untersetzung der Arbeitsprogrammatik. In die Begutachtung der Projektideen wurde der Wissenschaftliche Bei-rat einbezogen.

Der Gesamtentwurf des Forschungsprogramms, zunächst für die Jahre 2013-2016, wurde dem Wissenschaftlichen Beirat zur Diskussion vorgelegt und vom Kuratorium des IÖR in der 44. Mitgliederversammlung am 07.12.2012 gem. § 6 Abs. 2 der Satzung des IÖR beschlossen. Es wurde damit verbindlich für die weitere Arbeit des Instituts.

Das Forschungsprogramm des Instituts ist auf eine jährliche Fortschreibung hin angelegt. Da-bei spielt der Wissenschaftliche Beirat eine beratende Rolle. Vor diesem Hintergrund ist zu beachten, dass das vorliegende Forschungsprogramm des IÖR nicht mehr der ursprünglichen Fassung entspricht, sondern kontinuierlich fortgeschrieben wurde.

Auf Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirats beschloss das Kuratorium des IÖR in seiner 51. Mitgliederversammlung am 03.06.2016 die Erweiterung des Forschungsprogramms um zwei Jahre bis Ende 2018. Das Forschungsprogramm 2013-2018 erweitert das ursprüngliche Programm unter Berücksichtigung der zwischenzeitlich erzielten Ergebnisse sowie anhand der im Rahmen der Programmbudgets 2015/16 und 2017/18 vereinbarten Ziele.

Forschungsprogramm 2013-18 – Vorbemerkung

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Die vorliegende Fassung von Ende 2017 aktualisiert das Forschungsprogramm um Forschungs-ziele und -vorhaben für das letzte Jahr seiner Laufzeit. Sie berücksichtigt die formal und inhalt-lich notwendigen Anpassungen, die sich inzwischen u. a. aus der Fokussierung des bisherigen Forschungsbereichs „Strategische Fragen und Perspektiven“ auf ökonomische Fragen und der damit verbundenen Bildung des neuen Forschungsbereichs „Wirtschaftliche Aspekte der öko-logischen Raumentwicklung“ (FB W) ergeben haben.

Das Institut dankt den Mitgliedern seiner Gremien für die Unterstützung bei der Aufstellung und Fortschreibung des Forschungsprogramms.

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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Gesamtkonzept

Anliegen des IÖR ist es, durch innovative Forschung und Beratung zur Vereinbarkeit von menschlichem Handeln und der Entwicklung der natürlichen Umwelt beizutragen, um Lebens-grundlagen nachhaltig zu sichern und eine dauerhaft umweltgerechte räumliche Entwicklung zu ermöglichen. Zentrales Forschungsfeld ist die „Grüne Stadt“ im umfassenden Sinn in ihren regionalen Bezügen.

Politik und Gesellschaft stellt das Institut dabei Wissen über die Veränderungen räumlicher Strukturen, deren Auswirkungen und die gesellschaftlichen Handlungsmöglichkeiten zu ihrer Beeinflussung aus der Perspektive einer ökologisch ausgerichteten Raumwissenschaft zur Ver-fügung.

Zudem gehört die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern im Hinblick auf gesellschaftlich relevante Themen der Raum- und Umweltentwicklung zu den Aufgaben des Instituts. Im Rahmen einer strukturierten Förderung werden theoretische, me-thodische und forschungspraktische Fertigkeiten sowie ein Verständnis für die Anforderungen der Praxis vermittelt.

Leitvorstellung und Ausgangspunkte der Forschung

Das IÖR beschäftigt sich mit Problemen und Chancen einer ökologischen Raumentwicklung vor dem Hintergrund der globalen und regionalen Herausforderungen, wie sie u. a. im Rah-men der Diskussionen um die Strategische Forschungs- und Innovationsagenda Zukunftsstadt der Bundesregierung, um Urban Europe oder um die Nachhaltigkeitsziele und die New Urban Agenda der Vereinten Nationen beschrieben wurden. Es ist ökologischen Fragen einer nach-haltigen Stadt- und Regionalentwicklung in Deutschland, Europa und im globalen Zusammen-hang, d. h. der „grünen Stadt“ im umfassenden Sinn in ihren regionalen Bezügen verpflichtet. Nachhaltige Entwicklung von Städten und Regionen ist jedoch ein diffuses und breites The-menfeld. Deshalb ist Präzisierung notwendig.

Aus der Perspektive einer ökologischen Raumentwicklung gehören dazu: eine Entwicklung, die dem Menschen eine hohe Umwelt- und Lebensqualität ermöglicht und der Natur vielfältige Entwicklungsoptionen bietet; eine Flächennutzung, die das Wachstum von Siedlungs- und Verkehrsflächen begrenzt; eine ökologisch orientierte und möglichst ressourceneffiziente Ent-wicklung und Umgestaltung von Städten und Gemeinden sowie eine räumliche Entwicklung, die eine adäquate Vorsorge gegenüber Umweltrisiken berücksichtigt. Bei all diesen Facetten einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung ist es naheliegend und notwendig, ökologische Vorteile mit ökonomischem Nutzen zu verbinden.

Relevante Ausgangspunkte der Forschung des IÖR sind dabei:

die Unterschiede in den Ausgangsbedingungen und Herausforderungen zwischen hoch dy-namischen Stadtregionen und Städten mit Stagnations- bzw. sogar Schrumpfungstenden-zen weltweit,

Auswirkungen des Klimawandels, Probleme des Rückgangs von Biodiversität, die Verknap-pung von natürlichen Ressourcen sowie Naturgefahren und Umweltrisiken,

die räumlichen Implikationen des sozio-demografischen Wandels, die disparitären Entwick-lungen und Perspektiven von städtischen und ländlichen Gebieten sowie die Folgen von

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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Wachstum und Schrumpfung sowie Alterung in Städten und Regionen aufgrund von öko-nomischen Veränderungen und technologischem Wandel, natürlicher Bevölkerungsent-wicklung und Wanderungen, einschließlich internationaler Migration,

der steigende Ressourcen- und Energieverbrauch, die hohe Flächeninanspruchnahme für die Siedlungsentwicklung und die rapide Veränderung von Kulturlandschaften,

Herausforderungen und Chancen einer ökologischen Erneuerung der Gesellschaft sowie der Gestaltung der Energiewende in Deutschland und in anderen Ländern sowie der ver-stärkten Nutzung erneuerbarer Energien,

Herausforderungen und Chancen der Sanierung und Entwicklung von Gebieten mit Um-weltschäden sowie des ökologischen Umbaus und der Revitalisierung von Städten und Re-gionen,

der Wandel von gesellschaftlichen Steuerungssystemen, Veränderungen im Handeln des Staates, die steigende Bedeutung der Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Privaten, von Mechanismen der Partizipation, Governancefragen und von Informations- und Kom-munikationstechnologien.

Konzept und Ziele von Forschung und Wissenstransfer

Während im Jahr 1950 nach Angaben von UN-Habitat weltweit noch weniger als 1 Mrd. Menschen in Städten lebten, wird die Zahl der Stadtbewohner im Jahr 2050 auf etwa 6 Mrd. und im Jahr 2100 auf etwa 9 Mrd. angewachsen sein. Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten, bis zum Jahr 2100 werden es 85 Prozent sein. Dies macht deutlich, dass Städten und Stadtregionen eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung einer nach-haltigen und insbesondere dauerhaft umweltgerechten Entwicklung zukommt.

Die räumlichen Unterschiede von Urbanisierung und in der Regionalentwicklung weisen auf bedeutende zukünftige Herausforderungen hin:

(1) Städte und Regionen mit aktuell hohen Urbanisierungsdynamiken stehen vor der Aufgabe, ihre Wachstumsprozesse so zu gestalten, dass sie den Anforderungen an eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung genügen; dies ist Herausforderung und Chance zugleich; be-sonders schwierig ist dies dort, wo das rapide, zumeist ungeplante städtische Wachstum in den zurückliegenden Dekaden bereits zu dramatischen Problemlagen geführt hat.

(2) Demgegenüber stehen Städte und Regionen, die ihre stärksten Wachstumsphasen bereits vor dem oder im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten, heute vor einem erheblichen Anpassungsdruck, um den Anforderungen einer nachhaltigen Entwicklung gerecht zu werden; sie stehen angesichts von Alterung und Bevölkerungs-rückgang zudem nicht selten vor neuen Herausforderungen, die den heutigen Umbau im Sinne einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung zusätzlich erschweren.

(3) Schließlich stehen Städte und Regionen in den postsozialistischen Staaten vor besonderen Herausforderungen der Transformation, die sowohl den Umgang mit Wachstumsdynami-ken als auch Aufgaben des Stadtumbaus unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbe-dingungen umfassen.

Daraus ergeben sich für das IÖR drei Schwerpunkte der internationalen Forschung und Zu-sammenarbeit. Es geht um Forschung und Beratung zur dauerhaft-umweltgerechten Entwick-lung von Städten und Regionen mit

(1) hohen Wachstumsdynamiken, zum Beispiel in China, Indien oder Vietnam,

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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(2) erheblichem Anpassungs- und Umbaubedarf, zum Beispiel in Europa, Nord- und Südame-rika und Ostasien, sowie

(3) Herausforderungen der gesellschaftlichen Transformation, zum Beispiel in Mittel-, Ost und Südosteuropa sowie in Russland.

Mit Blick auf Deutschland wurden die Herausforderungen und strategischen Themen der zu-künftigen Stadt- und Regionalentwicklung im Rahmen der Nationalen Plattform Zukunftsstadt bei einer breiten Beteiligung von Wissenschaft und Praxis sehr kompetent erörtert und in klarer Form in der Strategischen Forschungs- und Innovationsagenda Zukunftsstadt beschrieben, an der auch das IÖR mitgewirkt hat. Die dort hergeleiteten prioritären Innovationsfelder für die Zukunftsstadt haben überwiegend Bedeutung für die Arbeiten im IÖR, insbesondere Fragen des nachhaltigen Umbaus urbaner Siedlungs- und Raumstrukturen, der Werkzeuge und Ver-fahren für Planung und Wissensmanagement sowie der Stärkung und Unterstützung kommu-naler bzw. urbaner Transformation unter Einbezug zivilgesellschaftlicher Akteure.

Das Institut setzt an den Herausforderungen einer „dauerhaft umweltgerechten Entwicklung von Städten und Regionen“ unter verschiedenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an. Die Forschung fokussiert auf die ökologische Dimension nachhaltiger Raumentwicklung und setzt sich mit der Frage auseinander, wie Städte und Regionen mit vertretbarem Aufwand so weiterentwickelt werden können, dass sie dem Menschen eine möglichst hohe Umwelt- und Lebensqualität und der Natur vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bieten, ressourceneffizient sind und eine adäquate Vorsorge gegenüber Umweltrisiken gewährleisten. Untersucht werden Wirkungszusammenhänge zwischen der natürlichen Umwelt und der Gesellschaft sowie damit im Zusammenhang stehende gesellschaftliche Steuerungsoptionen. Dabei finden globale und regionale Herausforderungen der Stadt- und Regionalentwicklung, bspw. bedingt durch Kli-mawandel und demografischen Wandel, besondere Beachtung.

Anhand von überwiegend praxisrelevanten Beispielen werden im Rahmen der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung des IÖR wissenschaftlich einerseits methodische An-sätze vorangetrieben, die eine Erweiterung der Kenntnisse über Sachzusammenhänge einer dauerhaft umweltgerechten Stadt- und Regionalentwicklung erwarten lassen, und anderer-seits instrumentelle Fragestellungen behandelt, mit deren Hilfe sich handlungsorientierte Emp-fehlungen zur Planung und Steuerung der Stadt- und Regionalentwicklung in diesem Sinne ableiten lassen. Ausgehend von seinen Forschungsarbeiten und seiner Expertise in Deutschland und Europa widmet sich das Institut zunehmend einer international vergleichenden Forschung zu Fragen einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung von Städten und Regionen. Dabei werden Notwendigkeiten und Möglichkeiten eines ökologischen Umbaus von Städten und Regionen unter den gegebenen sozio-demografischen und natürlichen Gegebenheiten ebenso untersucht wie die Herausforderungen und Chancen einer dauerhaft umweltgerechten Ent-wicklung von schnell wachsenden Städten und Regionen.

Vor diesem Hintergrund orientiert sich das IÖR bei seiner Arbeit an den folgenden in seinem mittelfristigen Entwicklungskonzept verankerten Zielen:

Das IÖR leistet Beiträge zum besseren Verständnis der globalen und regionalen Herausfor-derungen, Chancen und Risiken für eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung von Städ-ten und Regionen, der damit verbundenen Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umwelt sowie der Auswirkungen auf die Raumentwicklung im na-tionalen und internationalen Kontext.

Es trägt zu einem besseren Verständnis von Handlungsoptionen und Strategien sowie ge-sellschaftlichen und planerischen Steuerungsmechanismen und -instrumenten bei, die für eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung von Städten und Regionen relevant sind, und

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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untersucht diese unter den Bedingungen unterschiedlicher Steuerungs- und Planungssys-teme.

Es entwickelt Methoden, um Prozesse der Raumentwicklung und deren Auswirkungen bes-ser erkennen und abschätzen zu können.

Es beurteilt Perspektiven einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung von Städten und Regionen, insbesondere aus ökologischer und ökonomischer Sicht.

Es trägt dazu bei, Grundfragen einer ökologischen Raumentwicklung dauerhaft im wissen-schaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs zu verankern.

Charakteristika der Forschung und Verbindung zwischen Forschung, Be-ratung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Forschung des IÖR zur ökologischen Raumentwicklung ist

themenorientiert: Sie fokussiert auf Fragen der ökologischen Raumentwicklung. Die For-schungsvorhaben des IÖR bewegen sich im Spektrum von Grundlagen- und Anwendungs-orientierung.

interdisziplinär angelegt: Sie führt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus natur-, in-genieur- und sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen zusammen. Die Forschungsthemen des IÖR werden aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven bearbeitet. Vielfach ist die Praxis in den Forschungsprozess eingebunden.

integrativ ausgerichtet: Sie beschäftigt sich sowohl mit den Wirkungszusammenhängen zwischen dem Menschen und seiner Umwelt als auch mit Strategien, Steuerungsformen und -instrumenten, die auf eine dauerhaft umweltgerechte Raumentwicklung ausgerichtet sind.

skalenübergreifend: Die Forschung behandelt Fragestellungen planungsebenen- und maß-stabsübergreifend, von der einzelnen Parzelle und dem Gebäude, über das Quartier, die Gemeinde, die Stadt und Region bis hin zu nationalen und internationalen Zusammenhän-gen.

empirisch untersetzt: Das IÖR gewinnt Erkenntnisse und Erfahrungen aus empirischer For-schung, insbesondere durch Fallstudien, und unterlegt theoretisch orientierte Betrachtun-gen durch empirische Untersuchungen.

wissenschaftlicher Exzellenz und gesellschaftlicher Relevanz verpflichtet: Die Beratungstä-tigkeit des IÖR beruht auf wissenschaftlicher Evidenz eigener Forschung bzw. wissenschaft-licher Expertise.

Diese Charakteristika bieten eine gute Voraussetzung für die enge Verbindung von Forschung, Beratung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Forschungsthemen werden in wissenschaftlicher Eigenverantwortung meist vor einem gesellschaftlichen Problemkontext entwickelt. Die Gesellschaftsrelevanz der Themen und deren integrative, interdisziplinäre und übergreifende Bearbeitung bieten ein hervorragendes Umfeld für eine moderne Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dissertationen, Postdoc-Vorhaben und Habilitationen ste-hen in engem Zusammenhang zu den Forschungsthemen bzw. Forschungsprojekten des In-stituts. Die strukturierte Doktorandenförderung des Instituts bietet dem wissenschaftlichen Nachwuchs vielfältige Möglichkeiten, den engeren Kontext der eigenen Forschung zu verlas-sen und gleichzeitig zu einem zügigen Abschluss der Arbeiten zu kommen. In besonderem Maße gilt dies für die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Dresden Leibniz Graduate School

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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(DLGS). Das 2015 eingeführte Postdoc-Programm erlaubt hochqualifizierten Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftlern eigenständig im Rahmen der Leitlinien dieses Forschungspro-gramms zu forschen.

Forschungsbereiche des IÖR

Die oben kurz skizzierten Themen einer ökologischen Raumentwicklung konkretisiert das IÖR in der Programmperiode 2013-2018 inhaltlich durch seine Forschungen und den Wissens-transfer in seinen Forschungsbereichen, die den Auftrag und die Leitvorstellung sowie die Ziele des Instituts untersetzen:

Wandel und Management von Landschaften (FB L),

Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E),

Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R),

Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M),

Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W)1.

Die Zielstellungen der Forschungsbereiche sind wie folgt formuliert:

Der Forschungsbereich „Wandel und Management von Landschaften“ (FB L) befasst sich mit Analysen des Wandels von Städten und Regionen unter besonderer Berücksichtigung von Freiräumen und deren Ökosystemdienstleistungen sowie mit Strategien, Instrumenten und Governanceformen zu dessen Beeinflussung.

Der Forschungsbereich „Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen“ (FB E) fragt, inwie-weit und mit welchen Ansätzen Städte, Gebäude und Infrastrukturen so gestaltet und wei-terentwickelt werden können, dass Flächen und natürliche Ressourcen möglichst schonend und umweltverträglich genutzt werden.

Der Forschungsbereich „Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung“ (FB R) be-fasst sich mit der Analyse und Bewertung sowie mit Maßnahmen, Strategien und Instru-menten zur Berücksichtigung von Umweltrisiken, welche durch Naturgefahren und den Kli-mawandel hervorgerufen werden. Dabei fokussiert die Forschung auf thermische und hyg-rische Umwelteinwirkungen sowie typische Rezeptoren insbesondere des urbanen Raums.

Der Forschungsbereich „Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ (FB M) ent-wickelt Erhebungs-, Monitoring-, Analyse- und Visualisierungsverfahren, um den Zustand und die Veränderungen der Flächennutzung und des Gebäudebestands besser zu beschrei-ben, zu verstehen und zu projizieren.

1 Der FB W besteht seit dem 01.07.2017 (Beschluss des Kuratoriums des IÖR vom 09.06.2017) und ist aus dem

vormaligen Forschungsbereich „Strategische Fragen und Perspektiven“ (FB S) hervorgegangen. Der FB S bear-beitete zunächst in enger Verbindung zur Institutsleitung übergreifende Fragen einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung von Städten und Regionen im nationalen und internationalen Kontext. Die inhaltliche Ausrichtung war dann planmäßig mit Besetzung der Leitungsstelle im Zuge der gemeinsamen Berufung Umwelt-, Stadt- und Regionalökonomie weiter auf inhaltliche Fragen im Zusammenhang von ökonomischen, institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen und dem Akteurshandeln im Kontext ökologischer Raumentwicklung fokus-siert worden. Unter Berücksichtigung von Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats des IÖR im letzten Audit wurde der FB S in den neuen Forschungsbereich W überführt, der auf umwelt-, stadt- und regionalökonomische Fragen fokussiert. Weitere, bisher im FB S angesiedelte Themen werden in den Arbeiten der Direktion (Pro-grammbereich 3) verankert. Dies betrifft die Forschungen zu rechtswissenschaftlichen Fragen der Planung und Steuerung sowie zur Transformation von Städten zu mehr Nachhaltigkeit, die nunmehr inhaltlich stärker mit dem Interdisziplinären Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS) verbunden sind.

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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Der Forschungsbereich „Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung“ (FB W) untersucht die komplexen Zusammenhänge zwischen ökonomischen Rahmenbedin-gungen und dem Akteurshandeln im Kontext der ökologischen Raumentwicklung. Dabei spielen auch Fragen der europäischen Raumentwicklung eine Rolle.

Darüber hinaus haben Fragen eines ökologischen und revitalisierenden Stadtumbaus Bedeu-tung für die Forschung des IÖR. Diese Fragen sind insbesondere mit dem Interdisziplinären Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS) verknüpft (vgl. Kap. 3.2).

Das Institut legt großen Wert auf die institutsinterne Zusammenarbeit und Vernetzung der Forschung. Es verknüpft seine Arbeiten über die Forschungsbereiche hinweg, u. a. in übergrei-fenden Forschungsprojekten, und fördert die Zusammenarbeit der Forschungsbereiche. Dies geschieht auf verschiedenen Wegen, zum Beispiel über die Runde der Forschungsbereichslei-ter, in der die forschungsbereichsübergreifende Zusammenarbeit regelmäßig Gegenstand von Besprechungen ist, über gemeinsame Forschungsprojekte (finanziert über die Grundfinanzie-rung und über Drittmittel) sowie über Diskussions- und Kooperationsformate wie etwa regel-mäßig stattfindende Forschungsforen. Die Mitwirkung der Beschäftigten in forschungsbe-reichsübergreifenden Projekten fördert die institutsweite Vernetzung und Kommunikation.

Wissenstransfer und Gesellschaftsberatung

In allen Forschungsbereichen werden Forschungsergebnisse im Rahmen von Wissenstransfer und Gesellschaftsberatung aufbereitet und vermittelt. Durch Forschungsvorhaben und die Ex-pertise in seinen Hauptarbeitsfeldern trägt das IÖR dem Anliegen von Politik und Verwaltung sowie der Gesellschaft nach einem qualitativ hochwertigen Wissenstransfer Rechnung. Wis-senstransfer und Gesellschaftsberatung unterliegen der internen Qualitätskontrolle. Wichtige Qualitätskriterien sind: Fundierung in Forschung bzw. Wissenschaft, Unabhängigkeit der Be-ratung, Transparenz, Aktualität, Verständlichkeit sowie Adressatenorientierung.

Wissenschaftsbasierte Beratung: Mit wissenschaftsbasierten Beratungsleistungen richtet sich das IÖR vor allem an die öffentliche Verwaltung im regionalen, nationalen und inter-nationalen Zusammenhang. Adressaten sind außerdem Fachverbände und die Politik sowie private Akteure (v. a. im Bereich des Bauens und Wohnens, der Risikovorsorge und der Geoinformation). Die Formate und Methoden der Vermittlung von Wissen sind vielfältig. Sie umfassen kurzfristige Stellungnahmen zu aktuellen Themen ebenso wie die Bewertung langfristiger Entwicklungen, z. B. in Form von Publikationen, Stellungnahmen bei Anhörun-gen und Fachveranstaltungen, Vorträgen, Gesprächen sowie aufgrund der Mitgliedschaft in Beratungsgremien. Die Expertise der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IÖR ist in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien gefragt. Das Institut beteiligt sich regelmäßig am Beratungsformat „Leibniz im Bundestag“. Mit seinen Veranstaltungsreihen, darunter IÖR-Jahrestagung, Dresdner Planerforum, Dresdner Flächennutzungssymposium, Denksalon ökologischer und revitalisierender Stadtumbau und Europastadt-Gespräche (Görlitz/Zgorzelec) führt das IÖR laufend transferorientierte Fachveranstaltungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis durch.

Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (IÖR-Monitor): Der IÖR-Monitor ist eine dauerhafte wissenschaftliche Dienstleistung des IÖR. Durch Anwendung der im IÖR ent-wickelten Erhebungs-, Analyse- und Monitoringverfahren stellt er Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft deutschlandweit Informationen zur Flächen-nutzungsstruktur und ihrer Entwicklung zur Verfügung und behebt damit zuvor bestehende Informationsdefizite. Durch kleinräumige, verlässliche und zeitlich sowie räumlich vergleich-bare Daten unterstützt der IÖR-Monitor eine nachhaltige Entwicklung auf kommunaler und

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regionaler Ebene. Auf nationaler Ebene nimmt er Bezug zur Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Die Daten werden öffentlich bereitgestellt und sind ein Beitrag zur Open-Data-Initiative der Bundesregierung und dem weltweiten Open-Access-Prozess. Der IÖR-Monitor ist eine Komponente des Global Earth Observation System of Systems (GEOSS). Der IÖR-Monitor wird kontinuierlich um Indikatoren und Zeitschnitte erweitert.

Kommunale Wohnungsnachfrageprognose: Das interaktive Internetrechenprogramm „Kommunale Wohnungsnachfrageprognose“ ist Teil des IÖR-Prognosesystems. Es ermög-licht kommunalen Akteuren eigene Szenarien zur Bevölkerungs-, Haushalts- und Woh-nungsnachfrageentwicklung zu erarbeiten. Die Ergebnisse bieten Planungsakteuren eine verlässliche kleinräumige bzw. teilstädtische Informationsgrundlage und unterstützen kom-munale Stadtentwicklungs- und Stadtumbaukonzepte. Auch diese wissenschaftliche Dienstleistung wird im Sinne von Open-Access bereitgestellt.

Informationsportal Bauwerksdaten: Das IÖR-Informationsportal Bauwerksdaten unter-stützt Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Planung und Politik mit Informationen zur physischen Charakteristik der „gebauten Umwelt“, d. h. zu Gebäuden, Infrastrukturen sowie zur Zusammensetzung von Bauwerken nach Baumaterialien und Bauprodukten. Es orientiert auf Fragen der Ressourcenschonung, Schadensanalyse und Wertabschätzung und enthält Steckbriefe charakteristischer synthetischer Modellgebäude in Deutschland. Die Nutzer des Informationsportals können Bauwerksdaten auswählen und für ihren Anwen-dungsfall angepasst zusammenstellen. Das IÖR-Informationsportal ist seit 2016 online (www.ioer-bdat.de) verfügbar und wird kontinuierlich weiterentwickelt.

Central Contact Point Deutschland: Der Central Europe Contact Point Deutschland am IÖR ist die nationale Kontaktstelle für das Europäische Interreg/Central Europe-Programm. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Umsetzung mehrerer EU-Strukturförderprogramme hat sich der Contact Point am IÖR einen Wissenstand erarbeitet, auf den Institutionen der öffentlichen Hand sowie private Unternehmen ebenso häufig und intensiv zurückgreifen wie die für das Programm zuständigen Ministerien in den Bundesländern und beim Bund. Das IÖR hat damit ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich europäischer Programmverwal-tung entwickelt, das auch in der aktuellen EU-Förderperiode 2014-2020 eine wichtige Rolle spielt.

Raumwissenschaftliche Spezialbibliothek: Das IÖR betreibt eine raumwissenschaftliche Spezialbibliothek mit einem Schwerpunkt auf Themen der ökologischen Raumentwicklung. Die Bibliothek ist öffentlich nutzbar. Es besteht eine Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesbibliothek (SLUB). Zudem arbeitet das IÖR im Arbeitskreis Spezialbibliotheken in Dresden und im Arbeitskreis Bibliotheken und Informationseinrichtungen der Leibniz-Ge-meinschaft mit. Der Bibliotheksbestand des IÖR ist per Webopac online abrufbar.

Weitere Aufgaben

Weitere Aufgaben des Instituts (vgl. Kap. 3) umfassen die wissenschaftliche Vernetzung, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie übergreifende Aufgaben und zentrale Dienstleistungen mit Bedeutung für das Gesamtinstitut.

Kooperation am Standort Dresden (DRESDEN-concept): Vor Ort steht die enge Zusam-menarbeit des Instituts mit der Technischen Universität Dresden sowie weiteren Partnern im Rahmen von DRESDEN-concept im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Ökologischer und revitalisierender Stadtumbau: Fragen des ökologischen und revitalisie-renden Stadtumbaus werden im Rahmen des „Interdisziplinären Zentrums für ökologischen

Forschungsprogramm 2013-18 – Gesamtkonzept

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und revitalisierenden Stadtumbau“ (IZS) in Görlitz bearbeitet, das seit 2014 gemeinsam vom IÖR und von der Technischen Universität Dresden getragen wird.

Weitere Grundlagenarbeiten und Forschungsaufgaben: Theoretische und methodische Grundlagen der ökologischen Raumentwicklung von bereichsübergreifender Bedeutung werden in einem Arbeitsstab behandelt. Die Analyse neuer Anforderungen an räumliche Planung und Steuerung, insbesondere durch rechtswissenschaftliche Forschung, ist ein wei-teres Querschnittsthema für das IÖR.

Nationale und internationale Vernetzung: Das IÖR ist im nationalen und internationalen Kontext wissenschaftlich vernetzt. Im nationalen Zusammenhang bestehen Kooperationen v. a. im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft (insb. 5R-Netzwerk raumwissenschaftlicher Ein-richtungen und Leibniz-Forschungsverbünde). Die internationale Vernetzung des IÖR legt räumliche Schwerpunkte insbesondere auf die Europäische Union und die Transformations-staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie auf ausgewählte Staaten in Ost- und Süd-ostasien sowie Nord- und Südamerika. Das IÖR arbeitet außerdem in zahlreichen europäi-schen und internationalen Verbünden mit.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das IÖR ist engagiert in der strukturierten Förderung von Doktorandinnen und Doktoranden sowie von promovierten Nachwuchs-wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Gemeinsam mit der Technischen Universität Dresden hat es die international orientierte Dresden Leibniz Graduate School eingerichtet. Postdoktorandinnen und Postdoktoranden werden durch ein strukturiertes Programm ge-fördert. Das IÖR unterstützt zudem Habilitationen seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter. Außerdem beteiligt sich das Institut an der akademischen Lehre.

Verbindung zum Programmbudget des Instituts

Die Forschung und die weiteren Aufgaben des Instituts ordnen sich aktuell, basierend auf dem Programmbudget 2017/18 des Instituts, in drei Programmbereiche ein:

Programmbereich 1: „Ökologische Grundfragen einer nachhaltigen Raumentwicklung“,

Programmbereich 2: „Wissenstransfer für eine dauerhaft umweltgerechte Raumentwick-lung“,

Programmbereich 3: „Programmbereichsübergreifende Forschungsfragen“ (weitere Auf-gaben).

Die fünf Forschungsbereiche des IÖR leisten Beiträge zu den Programmbereichen 1 und 2. Im Programmbereich 1 werden die Forschungsaufgaben der Forschungsbereiche gebündelt. Der Programmbereich 2 umfasst wissenschaftliche Transferaufgaben und Aufgaben der Ge-sellschaftsberatung für eine dauerhaft umweltgerechte Raumentwicklung aus allen For-schungsbereichen. Der Programmbereich 3 bezieht sich auf weitere übergreifende Aufgaben.

Forschungsprogramm 2013-18 – Wandel und Management von Landschaften (FB L)

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Forschungsbereiche

Das IÖR gliedert seine Forschung im Programmzeitraum 2013-2018 in die Forschungsberei-che: „Wandel und Management von Landschaften“ (FB L), „Ressourceneffizienz von Sied-lungsstrukturen“ (FB E), „Umweltrisiken in der Stadt und Regionalentwicklung“ (FB R), „Mo-nitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ (FB M) sowie „Strategische Fragen und Perspektiven“ (FB S) (bis Juni 2017) bzw. „Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raum-entwicklung“ (FB W) (seit Juli 2017). Hinzu kommen weitere Aufgaben des Instituts, die in Kapitel 3 beschrieben werden.

2.1 Wandel und Management von Landschaften (FB L)

Problemstellung

Nach der Europäischen Landschaftskonvention kennzeichnet der Begriff „Landschaft“ ein von Menschen wahrgenommenes Gebiet, dessen Charakter das Ergebnis des Wirkens und Zusam-menwirkens natürlicher und/oder anthropogener Faktoren ist (vgl. z. B. Council of Europe 2000, 3). Das Ergebnis dieses Zusammenwirkens materialisiert sich dabei in Form von – mit-unter gegensätzlichen und konflikthaften – Landschaften: in ländlichen, suburbanen/subrura-len und urbanen Gebieten wie auch solchen Gebieten, die sich gegen eine einfache Typisie-rung sperren, z. B. großflächig technisch-industriell geprägte Räume. Während der Begriff Landschaft im Sinne dieser Definition den bebauten Raum und damit auch städtische Freiflä-chen und urbane grüne Infrastruktur mit umfasst, bezieht sich der Begriff des Freiraums auf unbebaute Flächen. Landschaften, verstanden als materielle Strukturen oder Phänomene, kön-nen einen hohen ethischen Wert (Existenzwert) aufweisen – etwa unter dem Gesichtspunkt der biologischen Vielfalt – und auch viele Funktionen direkt für den Menschen und dessen Lebensqualität aufweisen. Diese Landschaftsfunktionen lassen sich als Leistungen bewerten, die dem Menschen zugutekommen und die über neue Bewertungsansätze (sogenannte Eco-system Services) konzeptuell erfasst werden können (vgl. Jessel 2011). Die Biodiversität wird dabei in ihren unterschiedlichen Aspekten als eine Grundlage vieler Ökosystemdienstleistun-gen (ÖSD) gesehen, wenngleich der Zusammenhang zwischen ÖSD und Biodiversität kom-plex ist und Biodiversität oft auch in Konkurrenz zu bestimmten ÖSD stehen kann.

Bisherige Arbeiten des FB L, aber auch weitere nationale und internationale Studien zeigen, dass die Konzeption vorwiegend ökonomischer Bewertungsansätze von ÖSD allein nicht aus-reicht, um zu einem dauerhaften Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung dieser Leistungen zu gelangen (vgl. Bastian, Haase, Grunewald 2012, Spangenberg/Settele 2010 oder auch Kowa-rik et al. 2016). Obwohl ÖSD eine zunehmende Rolle in der internationalen Debatte einneh-men, erscheint es dennoch sinnvoll, sich auch mit den Defiziten einer fehlenden „Verräumli-chung“ auf allen Skalen und (bisher auch) fehlenden Verankerung von ÖSD-Bewertungskon-zepten in Entscheidungsinstrumenten, z. B. auf Stadt- und auf Landschaftsebene, auseinander zu setzen. Insofern ist auch eine intensivere Diskussion zu führen, wie die Methodik ggf. um einen Landschaftsansatz auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene, sogenannte Lands-cape Services (Termorshuizen/Opdam 2009 sowie Kienast 2010) und damit um einen (pla-nungs-) instrumentellen und Governance-Aspekt zu erweitern ist, um das Management von Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen stärker in den Fokus nehmen zu können (Jedicke 2010, von Haaren/Albert 2011 und Grünwald/Wende 2013 sowie Heiland/Wende 2016). Es stellt sich die Frage, ob und wie das Konzept von ÖSD in die Praxis der ökologischen Raum-entwicklung überführt und damit „verräumlicht“ werden kann. Gleichzeitig ist das ÖSD-Kon-zept kritisch zu hinterfragen im Hinblick auf die damit einhergehenden Akzentverschiebungen

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(Konzentration auf Nutzwerte, Messbarkeit, Quantifizierung und z. T. auch Monetarisierung und Vermarktung) und Governance-Formen, z. B. in Form nationaler und europäischer Natur-schutz- und Landschaftspolitiken (vgl. Fatheuer 2014 [2013]; Sullivan 2014; Turnhout et al. 2014).

Ziele

Der Forschungsbereich „Wandel und Management von Landschaften“ (FB L) befasst sich mit Analysen des Wandels von Städten und Regionen unter besonderer Berücksichtigung von Frei-räumen und deren ÖSD2 sowie mit Strategien und Instrumenten zu dessen Beeinflussung. Der FB L wird im Programmzeitraum

1. analysieren, wie Landschaften und insbesondere Freiräume mit ihren Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen in Städten und Regionen vom Klimawandel sowie vom Ener-giewende-induzierten Landnutzungswandel einerseits sowie durch raumrelevante Akteure, Governance sowie Planungsinstrumente und -verfahren andererseits beeinflusst werden und welche Einflüsse umgekehrt von der Diskussion über ÖSD auf landschaftsbezogene Governance-Prozesse ausgehen,

2. identifizieren, wie Landschaftsentwicklung durch prozessuale (akteurs- und governance-bezogene) Einflussfaktoren der Landschaftsplanung in Wechselwirkung mit anderen Instru-menten gesteuert wird,

3. Beiträge zur Analyse und Erarbeitung von Methoden, Verfahren und Indikatoren für den gesamträumlichen Schutz und das Management von Landschaften mit hoher Vielfalt am Beispiel der Biodiversität erbringen sowie Ansätze für Prüfverfahren, Kompensationsmo-delle und Biodiversity Offset Instrumente für Eingriffe inhaltlich und rechtlich sowie im in-ternationalen Kontext weiterentwickeln und auf andere Felder übertragen,

4. Strategien und Instrumente zum Management von Landschaften im Hinblick auf Schutz, Erhalt und Entwicklung von Freiräumen untersuchen und herausarbeiten, wie sie im Sinne einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung von Städten und Regionen ausgestaltet wer-den können,

5. Beiträge zum ökologischen Umbau von Städten und Regionen, unter anderem von Post-Industrielandschaften, insbesondere im internationalen Kontext, erarbeiten und ihre An-wendbarkeit unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen (z. B. Schrumpfungs- und Wachstumsbedingungen, Planungssysteme) prüfen,

6. untersuchen, inwieweit eine dauerhaft umweltgerechte Stadt- und Regionalentwicklung neuer Leitbilder bedarf, wie diese in ein Landschaftsmanagement integriert werden können, welche Rolle der Freiraum dabei als Leitstruktur für die städtebauliche und regionale Ent-wicklung hat und wie sich Stadtplanung und Urban Governance unter dem Einfluss neuer Leitbilder verändern, welche Freiraumleitbilder ggf. kritisch zu beurteilen und als überarbei-tungsbedürftig einzuschätzen sind,

7. gesellschaftliche Aushandlungsprozesse über Landschaft (am Beispiel der Energiewende) im Sinne von Landscape Governance untersuchen.

2 Der Begriff der Ökosystemdienstleistungen wurde im IÖR konzeptionell untersetzt. Gebräuchlich ist auch der

inhaltlich identische Begriff der Ökosystemleistungen. Beide werden oft synonym verwendet. Das IÖR hat sich darauf verständigt, innerhalb des jetzigen Forschungsprogrammzeitraums aus Konsistenzgründen weiterhin den Begriff der Ökosystemdienstleistungen zu verwenden.

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Zum Stand der Forschung

Zu 1.: Die sehr stark am Nutzen orientierte sowie monetarisierende Bewertung von ÖSD allein wird von einigen Vertretern der Scientific Community als nicht ausreichend erachtet, um zu deren dauerhaftem Schutz zu gelangen (vgl. Spangenberg/Settele 2010 oder auch Kowarik et al. 2016). Im Zusammenhang mit Landschaften kann auch von einem möglichen Weiterent-wicklungsbedarf hin zu Landscape Services (Termorshuizen/Opdam 2009) gesprochen wer-den. Der Begriff der „Landschaftsdienstleistung“ baut auf dem Konzept der ökosystemaren Dienstleistungen (Melillo/Sala 2008) auf und impliziert auch die Einbindung solcher Bewer-tungsansätze in gesellschaftliche Entscheidungen und damit deren Integration, z. B. in die In-strumente der Raumentwicklung, der ökologisch orientierten Planung und der Umweltprüfung sowie in Landscape Governance-Prozesse (Bastian et al. 2014; Fürst et al. 2008; Lei-benath/Lintz 2017; von Haaren/Albert 2011). Dabei sind auch Fragen einer räumlichen Zu-ordnung ökosystemarer Dienstleistungen in Service Providing Areas und Service Benefitting Areas zu adressieren. Gleichzeitig gibt es zahlreiche internationale Untersuchungen, denen zu-folge die Hinwendung zum ÖSD-Ansatz die weitere Ökonomisierung und Neoliberalisierung von Naturschutz- und Landschaftspolitiken begünstigt (Dempsey/Robertson 2012; Fletcher 2010; Norgaard 2010; Robertson 2012; Robertson 2004). Auch die ersten Ergebnisse eines laufenden DFG-Projekts des IÖR zeigen, dass beispielsweise in „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ eine stark neoliberal geprägte Sicht auf die Gegenstände und Herausforderungen des Naturschutzes zum Ausdruck kommt (Leibenath 2017). Der Forschungsbereich hat sich in der vorangegangenen Forschungsprogrammperiode 2011/12 bereits intensiv mit der Ermitt-lung einzelner ÖSD befasst und das Konzept in verschiedenen Fallstudien getestet. Ein rein monetärer Ansatz erscheint aus diesem Stand der Forschung und im Hinblick auf biotische Schutzgüter als nicht ausreichend bzw. es scheint eine Ergänzung des ÖSD-Konzeptes um Landschaftsdienstleistungen sinnvoll (Bastian et al. 2013).

Zu 2.: DFG-finanzierte Forschungen zur Wirkungsweise der örtlichen Landschaftsplanung zei-gen, dass Gemeinden oder Kreise mit Landschaftsplan durchschnittlich einen höheren Anteil naturbetonter Flächen, einen geringeren Hemerobieindex, das heißt, geringeren Kulturein-fluss, eine höhere Randliniendichte aller Siedlungsfreiflächen und Freiraumflächen, eine gerin-gere mittlere Flächengröße unbebauter Flächen sowie eine höhere gehölzdominierte Ökoton-dichte aufweisen als Kommunen ohne Landschaftsplan. Dies sind Hinweise darauf, dass der Landschaftsplan zu einer Verbesserung vor allem der Struktur der Landschaft beiträgt (Wende/Walz in Vorbereitung). Entscheidend scheint die Qualität des Landschaftsplans zu sein. Neben der de facto Aufstellung eines Landschaftsplans sowie dessen Qualität ist auch die zeitliche Wirkungskomponente nicht unerheblich. Die empirischen Forschungen sind jedoch zunächst auf die Wirkungen des Planes selber fokussiert worden und sollten künftig um pro-zessuale (akteurs- und governance-bezogene) Einflussfaktoren der Landschaftsplanung er-gänzt werden. Ebenso müssten stärker noch die Wechselwirkungen bspw. mit der Bauleitpla-nung beleuchtet werden.

Zu 3.: Trotz vorhandener früherer Ansätze sind Methoden, Verfahren und Indikatoren für die Erfassung und Bewertung von Landschaftsvielfalt – als übergeordneter Ebene, auf der Belange der Biologischen Vielfalt oder der ÖSD zusammengeführt werden können – gerade in Deutschland noch unterrepräsentiert (Syrbe/Walz 2012). In anderen Staaten, wie beispiels-weise der Schweiz (Bundesamt für Umwelt – BAFU 2010), gibt es zu diesem Thema bereits entwickelte Methoden und Indikatoren. Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) schlägt in seinem Umweltgutachten 2004 vor, den Indikator Artenvielfalt u. a. um die Bereiche Landschafts- und Lebensraumvielfalt zu ergänzen (SRU 2004: 125). Durch die Nut-zung der guten Datengrundlage des IÖR Monitors kann hier ein aktuelles Feld erschlossen

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werden. Erste Indikatoren wie der Freiflächenanteil an der Siedlungsfläche liegen im IÖR-Mo-nitor bundesweit vor, weitere Indikatoren wie die Dichte von Landschaftsstrukturelementen werden erarbeitet und demnächst freigeschaltet, womit sich der Stand der Forschung erklärt. Gerade eine Verknüpfung dieser Indikatoren mit Aussagen zur biologischen Vielfalt und Öko-system- bzw. Landschaftsdienstleistungen steht aber noch aus, wobei hier bereits erste Ergeb-nisse für bundesweite ÖSD-Indikatoren erarbeitet wurden (Grunewald et al. 2015).

Ökologisch orientierte Planung, Umweltprüfung und Kompensationsansätze als Beitrag für eine No-Net-Loss Strategie zum Erhalt der Biodiversität bewegen sich, abgesehen von unter-schiedlichen Begrifflichkeiten, in ihren Bewertungsansätzen bereits sehr nah am Konzept der Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen (Kienast 2010). Sowohl bspw. die Landschafts-planung als auch der ÖSD-Ansatz zielen auf das Bewahren und Entwickeln von Naturbestand-teilen durch allgemein akzeptierte Bewertungsmaßstäbe. Eine Verknüpfung von Planung, Um-weltprüfung und Kompensation mit einem Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungsansatz liegt daher nahe, bietet ggf. einen Mehrwert bzw. ist zumindest diskussionswürdig (von Haa-ren/Albert 2011). Wie die Einbindung im Detail und in der Praxis der Erarbeitung von Ent-scheidungsprozessen und ökologisch orientierter Planung aussehen kann, wurde bisher erst ansatzweise erprobt (vgl. Grêt-Regamey et al. 2008, Vihervaara et al. 2010 oder auch Swet-nam et al. 2010). Ein direkter Anwendungsbezug von ÖSD in den Instrumenten der Raum-entwicklung, der ökologisch orientierten Planung, der Umweltprüfung und bei der Kompen-sation von Eingriffen ist bisher (noch) nicht bekannt. Gleichwohl werden Vor- und Nachteile einer Einbindung des Konzeptes auf der lokalen Ebene und speziell auf der Ebene der örtlichen ökologisch orientierten Planung bereits diskutiert (TEEB 2010, NeFo 2011, Jedicke 2010). Aus den Vorarbeiten und dem Stand der Forschungen erscheint es sinnvoll, die Einbettung des ÖSD-Konzeptes in Steuerungs- und Managementinstrumenten wie der Landschaftsplanung (Artmann et al. 2017a) zu erproben, so dass auch aus diesem Grunde einiges für eine Ergän-zung des ÖSD-Konzeptes um den Ansatz von Landschaftsdienstleistungen spricht (Grün-wald/Wende 2013). Neue Ansätze zu einer No Net Loss Strategie und von Biodiversity Offset Ansätzen werden weltweit und insbesondere auf europäischer Ebene erkennbar (Albrecht et al. 2014). Hier können und sollen aus deutscher Sicht wichtige Impulse aus dem IÖR einge-speist werden. Auch ist zu erforschen wie Offset-Ansätze auf andere Felder übertragen wer-den können.

Zu 4.: Weiterhin mangelt es an einer spezifischen Betrachtung der Ökosystem- und Land-schaftsdienstleistungen im urbanen Kontext und im Zusammenhang mit der Entwicklung ur-baner Green Infrastructure-Ansätze (Bolund/Hunhammer 1999, Yli-Pelkonen/Niemelä 2005, Benedict/McMahon 2006, Tratalos et al. 2007, Niemelä et al. 2010, Colding 2011). Endlicher (2011) spricht im Kontext von urbanen ÖSD davon, dass die Notwendigkeit einer Optimierung der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt evident sei (vgl. auch Breuste, Haase, Elmqvist 2011 sowie Richter/Weiland 2012). Im Sinne einer umfassenden Herangehensweise ist es erforderlich, verstärkt die Voraussetzungen und Bedarfe zur Anwendung von Ökosys-tem- und Landschaftsdienstleistungen für die Stadtentwicklung herauszuarbeiten. Der Stand der Arbeiten im IÖR markiert die Entwicklung qualitativer Bewertungsmethoden für die Erfas-sung urbaner Ökosystemdienstleistungen (z. B. von innerstädtischen Brachflächen) unter Be-rücksichtigung schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen wie z. B. Senioren (Artmann et al. 2017b). Wie diese Ansätze nunmehr in quantitative Bewertungsmethoden überführt werden können, ist hingegen erst ansatzweise bekannt.

Zu 5.: Innovatives Forschungspotenzial leitet sich aus dem Erfordernis eines ökologischen Um-baus von Post-Industrielandschaften ab. Gerade an dieser Stelle wird im Arbeitsprogramm auf die Empfehlungen zu einer weiteren Profilschärfung des FB L hingewirkt. Es wird der Tatsache Rechnung getragen, dass das Themenfeld Post-Industrielandschaften im nationalen Kontext

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eher an Bedeutung verliert und deshalb Lösungen zu Prozessen der De-Industrialisierung und Umweltsanierung eher im internationalen Kontext betrachtet werden (Wissenstransfer). Eine wissenschaftliche Diskussion um den Wandel von Post-Industrielandschaften konzentriert sich dabei auf die Verbindung von Landschaftssanierung und wirtschaftlich tragfähiger Nachnut-zung. Durch Industrie und Bergbau veränderte Landschaften werden zunehmend über Ent-wicklungspotenziale definiert, die sie von traditionellen Kulturlandschaften unterscheiden (z. B. Industriedenkmale, neue Oberflächenformen wie Halden und Tagebaurestlöcher) (Kuhn 2010). Sie werden als Natur- und Kulturerbe interpretiert und weiterentwickelt (z. B. Jolliffe/Conlin 2011, Horvath/Csüllög 2012). Eigene Forschungen haben zu einem Konzept geführt, das die natürlichen und kulturellen Potenziale der Landschaft als Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung versteht (Wirth et al. 2012). In diesem Zusammenhang geht es zunehmend um Fragen der effektiven Steuerung von Umbauprozessen in Post-Indust-rielandschaften, die in diesem Programm gezielt in den internationalen Kontext gestellt werden sollen (vgl. Harfst/Wirth 2011, Harfst et al. 2012, Wende 2015). Bislang kaum beachtet sind zudem die Fragen, welche Potenziale große und ehemals militärisch genutzte Flächen für bio-logische Vielfalt und Regionalentwicklung bieten und wie diese Potenziale auch aus europäi-scher Perspektive genutzt werden können.

Zu 6.: Fragen zur Rolle des Freiraums als mögliche Leitstruktur für die städtebauliche und re-gionale Entwicklung und damit auch Aspekte zur Zukunft der Stadt und der Stadtstruktur sind hochaktuell. Beispielsweise stellt sich die Umsetzung des Flächenschutzziels von nicht mehr als 30 ha/Tag Flächenverbrauch und damit die Forderung der baulichen Innenentwicklung in Ver-bindung mit der Frage nach Umweltqualitäten in der Stadt auch im internationalen Kontext immer wieder als Konflikt dar (kompakte Stadt versus aufgelockerte durchgrünte Stadt; vgl. Hamin/Gurran 2009, Williams et al. 2010; Dosch/Porsche 2009; Mathey et al. 2011). For-schungsergebnisse des IÖR zeigen, dass es dennoch Konzepte zur Schaffung kompakter Bau-strukturen bei gleichzeitiger Implementierung grüner Infrastrukturen geben kann und dass ak-tuelle wissenschaftliche Konzepte wie ÖSD, grüne Infrastruktur und „smart growth“ Pla-nungsansätze für kompakte und grüne Städte liefern können (Artmann et al. 2017a, 2017c). Gleichwohl ist eine kritische Reflexion der praktischen Umsetzung des Leitbilds der doppelten Innenentwicklung sowie neuer Leitbilder der Freiraumentwicklung (wie z. B. „essbarer Städte“) vorzunehmen.

Zu 7.: Mit dem Ansatz von Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen sind schließlich auch Fragen der Akteurs- und Entscheidungsorientierung der Landschaftsforschung angesprochen. Insgesamt gesehen ist es wichtig, den Landschaftswandel in Folge der Energiewende eben nicht nur unter physisch-ökologischen Gesichtspunkten zu analysieren, sondern auch die da-mit verbundenen Governance- und Entscheidungsprozesse in den Fokus zu nehmen. So wer-den z. B. Windkraftanlagen in Wäldern in den Raumwissenschaften und im Planungsrecht im Governance-Kontext intensiv diskutiert (vgl. Bosch/Peyke 2011). Zu den Unterschieden zwi-schen Governance-Theorien – insbesondere zwischen den eher traditionellen Institutionalis-men und diskurstheoretischen Perspektiven auf Governance – wurden im FB L intensive For-schungen durchgeführt (z. B. der Vergleich unterschiedlicher Governance-Konzepte unter Machtgesichtspunkten in Leibenath 2013; Gailing/Leibenath 2015; Leibenath/Lintz 2017). Darüber hinaus kann auf eine Reihe weiterer aktueller Publikationen zurückgegriffen werden (z. B. van Assche et al. 2017) und es wird auf dem Stand der eigenen Forschungen innerhalb eines DFG-Projektes aus der Forschungsprogrammperiode 2011/12 aufgebaut (Lei-benath/Otto 2013). Es gibt jedoch bislang erst wenig empirische Untersuchungen zu Land-schafts-Governance in Verbindung mit der Energiewende in Deutschland.

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Forschungsfragen

Die Forschungsfragen des Forschungsbereichs für die Programmperiode 2013-2016 lauteten:

1. Wie ändert sich landschaftliche Vielfalt (Strukturvielfalt) und was sind Einflussfaktoren? Welche Indikatoren eignen sich, um die Landschaftsvielfalt regelmäßig zu erfassen? Wie wirken sich die Wahrnehmung von Landschaften sowie landschaftsrelevante Diskurse auf die Situation von Landschaften und ihre Gestalt aus?

2. Wie können neue Konzepte für den Erhalt von ÖSD auf landschaftlicher Ebene im Hinblick auf Bewertungs- und Entscheidungsrelevanz sowie im Hinblick auf Steuerungsansätze aus-gestaltet werden; z. B. Landscape Services? Wie können dabei die Herausforderungen des Rückgangs der biologischen Vielfalt und des Klimawandels, der Energiewende sowie die Herausforderungen für den ökologischen Umbau von Post-Industrielandschaften und für die Freiraum- und Siedlungsentwicklung methodisch und inhaltlich Berücksichtigung fin-den? Wie kann die Freiraumentwicklung in Leitbilder, Strategien und Instrumente der Stadtentwicklung besser verankert werden?

3. Was sind Erfolgsfaktoren und Defizite von Management- und Steuerungsansätzen hinsicht-lich des Landschaftswandels, z. B. von klassischen formalen rechtlichen Planungsinstrumen-ten? In welchem Verhältnis steht der ÖSD-Ansatz zu akteursorientierten Konzepten räum-licher Planung und Governance? Welche normativen Vorstellungen von Landschaft werden in Diskursen im Kontext der Energiewende entwickelt? Welche Effekte hat die verstärkte Thematisierung von ÖSD für nationale und europäische Naturschutz- und Landschaftspo-litiken? Spielen bei der Beantwortung aller genannter Forschungsfragen – vor allem im Hin-blick auf Akteurskonstellationen – Genderaspekte eine Rolle und, wenn ja, wie sind diese ggf. zu berücksichtigen?

Im Programm 2017/2018 kommt der folgende Fragenkomplex hinzu:

4. Welchen Beitrag kann Landschaftsplanung bzw. -management in Wechselwirkung mit an-deren Instrumenten, unter Berücksichtigung von ÖSD- und Landschaftsgovernance-Ansät-zen und unter Einbeziehung einer kritischen Reflexion über und der Entwicklung neuer Frei-raumleitbilder sowie im Hinblick auf Instrumente des Biodiversitätsschutzes zur umweltge-rechten Regional- und Siedlungsentwicklung leisten?

Folgende erkenntnisleitende Annahmen liegen den Forschungen zu Grunde:

• Eine Überführung des Ansatzes der ÖSD auf die Ebene der Landschaft im Sinne von Land-schaftsdienstleistungen sowie eine Verankerung in Instrumenten der räumlichen Entwick-lung und ökologisch orientierten Planung könnte hilfreich sein, um zu einer besseren Siche-rung von ÖSD und zu einem besseren gesamträumlichen Schutz von biologischer Vielfalt zu gelangen.

• Bisherige Methoden, Verfahren und Indikatoren sowie Planungs- und Prüfinstrumente sind für eine solche Überführung von ÖSD in einen Landschaftsdienstleistungsansatz und für dessen Integration noch nicht ausgereift und sollten demzufolge fortentwickelt werden. Anknüpfungspunkte bieten dabei internationale Biodiversity Offset Ansätze.

• Ein ökologischer Umbau von z. B. Altindustrie-Regionen und ehemaligen Truppenübungs-plätzen oder urbanen Gebieten und Siedlungsstrukturen gelingt erst dann, wenn er mit Freiraumkonzepten untersetzt wird. Mithilfe von ÖSD und Landschaftsdienstleistungen wird es möglich, Umbauprozesse von Städten und Regionen besser zu parametrisieren als dies mit bisherigen Konzepten möglich war.

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• Konzepte wie der ÖSD-Ansatz bergen Chancen und Risiken für Naturschutz, Landschafts-pflege und Raumentwicklung und sollten daher im Hinblick auf ihre politischen Effekte kri-tisch reflektiert werden.

• Freiraum kann künftig eine hervorgehobene Rolle als Leitstruktur des Städtebaus einneh-men. Neue Leitbilder, wie die der doppelten Innentwicklung oder essbarer Städte, sind im Hinblick auf ihre Wirksamkeit kritisch zu hinterfragen.

• Durch den Bedeutungszuwachs erneuerbarer Energien – insbesondere der Windenergie – verändern sich räumliche Aushandlungs- und Planungsinstrumente. Beispielsweise wird die Regionalplanung immer weiter verrechtlicht, (GIS-)technischer und vor allem auch politi-scher und konfliktbeladener.

• Die Wirksamkeit der Landschaftsplanung bzw. von Instrumenten des Landschaftsmanage-ments in Wechselwirkung zu anderen Instrumenten kann durch eine Einbeziehung pro-zessualer Komponenten in empirische Untersuchungen weiter untermauert werden.

Arbeitsplan und Methodik

Zur Beantwortung der für den Zeitraum 2013-2016 und 2017/2018 aufgestellten Forschungs-fragen werden zum einen laufende Projekte beitragen, zum anderen aber auch neue Bausteine entwickelt. Die Projekte, flankiert durch eine gezielte Vergabe von Diplom- bzw. Master- und Promotionsthemen (u. a. auch im Rahmen der Dresden Leibniz Graduate School (DLGS)) so-wie die Durchführung von Fachveranstaltungen, tragen zur Beantwortung der Forschungsfra-gen bei.

Zu Forschungsfrage 1: Wie ändert sich landschaftliche Vielfalt (Strukturvielfalt) und was sind Einflussfaktoren? Welche Indikatoren eignen sich, um die Landschaftsvielfalt regelmäßig zu erfassen? Wie wirken sich die Wahrnehmung von Landschaften sowie landschaftsrelevante Diskurse auf die Situation von Landschaften und ihre Gestalt aus?

Es erfolgt eine Entwicklung von Indikatoren zur Landschaftsvielfalt und -qualität, mit denen eine Basis für die Erfassung der Belange von biologischer Vielfalt sowie von ÖSD auf Land-schaftsebene gegeben ist. Mit diesen Ansätzen lassen sich weitere Einflussfaktoren und Trieb-kräfte des landschaftlichen Wandels ermitteln, woraus auch weiterführende, ebenfalls deutschlandweit orientierte Konzepte zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von biolo-gischer Vielfalt sowie Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen, insbesondere in Bezug auf die Schutzgüter Boden und Wasser, erarbeitet werden. Dieses Projekt wird durch weitere Pro-jektanträge, auch DFG-bezogen, sowie eine Dissertation flankiert, die sich ebenfalls dem Thema der Erfassung von Biodiversität auf Landschaftsebene widmen. Aufbauend auf den Ergebnissen der DFG-orientierten Diskursforschungen im FB L werden die weiteren Arbeiten auf den Faktor der Energiewende und dessen Rolle in Landschaftsdiskursen fokussiert. Eine weitere Dissertation adressiert die Frage der Wahrnehmung von Landschaft und die Wirkun-gen auf Landschaftsgestalt. Dabei werden Zuwanderungsprozesse in den ländlichen Raum und der Einfluss, den kulturlandschaftliche Aspekte dabei spielen, analysiert.

Zu Forschungsfrage 2: Wie können neue Konzepte für den Erhalt von ÖSD auf landschaftli-cher Ebene im Hinblick auf Bewertungs- und Entscheidungsrelevanz sowie im Hinblick auf Steuerungsansätze ausgestaltet werden, z. B. Landscape Services? Wie können dabei die Her-ausforderungen des Rückgangs der biologischen Vielfalt und des Klimawandels, der Energie-wende sowie die Herausforderungen für den ökologischen Umbau von Post-Industrieland-schaften und für die Freiraum- und Siedlungsentwicklung methodisch und inhaltlich Berück-sichtigung finden? Wie kann die Freiraumentwicklung in Leitbilder, Strategien und Instru-mente der Stadtentwicklung besser verankert werden?

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Es werden die Auswirkungen eines verstärkten Anbaus nachwachsender Rohstoffe auf die Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen erforscht. Dazu werden Bewertungsmethoden und Steuerungsinstrumente für den Anbau nachwachsender Rohstoffe entwickelt, die neben rechtlichen und planerischen Gesichtspunkten auch neue ökonomisch orientierte Bewertungs-ansätze für ÖSD und Landschaftsdienstleistungen berücksichtigen und die in der Praxis auf Akzeptanz stoßen. Ebenso wird eine Vernetzung mit dem Institut UNU-FLORES der Universi-tät der Vereinten Nationen angestrebt, mit Hilfe derer z. B. geeignete ÖSD-Bewertungsan-sätze auch in den internationalen Raum transferiert werden können. Ebenso werden die Aus-wirkungen der Energiewende auf Waldökosystemdienstleistungen betrachtet. Aktivitäten zur Ausschreibung des BMBF und BMU zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt ergänzen die laufenden BMBF-Forschungen. Zur Sicherung von ÖSD und Landschafts-dienstleistungen sowie biologischer Vielfalt werden Vorschläge zur Weiterentwicklung von Analyse- und Bewertungsmethoden sowie von Planungs-, Prüf- und Folgenbewältigungsin-strumenten und zur Umsetzung einer No-Net-Loss-Strategie auf EU-Ebene erarbeitet. Eine Dissertation widmet sich speziell den Potenzialen von Kompensationsansätzen (Biodiversity Off-sets). Gemeinsam mit Partnern aus den angrenzenden Nachbarländern des Mittel-Osteu-ropäischen Forschungsraums entwickelt der FB L Methoden zur grenzübergreifenden Ermitt-lung und Bewertung von Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen. Im weiteren EU-Kon-text werden die Auswirkungen des Klimawandels und der Landnutzung auf Schutzgebiete un-tersucht und geeignete Managementstrategien aufgezeigt. Dabei werden die absehbaren Fol-gen des Klimawandels auf die betroffenen Gebiete bzw. deren Schutzgüter ermittelt und aus rechtlicher und planerischer Sicht geeignete Instrumente und Maßnahmen zur Vermeidung entsprechender Beeinträchtigungen sowie zur Anpassung entwickelt. Eine Dissertation be-schäftigt sich mit der möglichen Eignung adaptiver Schutzgebiets-Managementkonzepte.

Zudem werden Beiträge zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt im urbanen Raum erarbeitet. Dies greift das fortzuführende Projekt „Green City Lab“ (2013+) auf. Es liefert Grundlagen für die Bewertung von Biodiversität sowie Ökosystem- und Land-schaftsdienstleistungen im urbanen Kontext sowie im Hinblick auf den Bedarf und die nach-fragenden Akteure nach diesen Dienstleistungen. Schließlich werden Grundlagen für Anwen-dungsansätze zur Steuerung und Umsetzung einer freiraumorientierten Stadtentwicklung ge-neriert. Das Green City Lab dient als erweiterter Rahmen auch für begleitende Drittmittelpro-jekte zum Thema städtischer Kleinstbiotope oder zu städtischen Grünstrukturen für biologische Vielfalt und integrierten Strategien und Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung von Bio-diversität in Städten. Hier werden gezielt Handlungsempfehlungen zum Erhalt und zur Förde-rung urbaner Biodiversität erarbeitet.

Im Rahmen von Postdoc-Arbeiten wurden Konzepte zum Schutz und zur Entwicklung urbaner Freiräume unter Berücksichtigung von Mensch-Umwelt-Interaktionen erarbeitet und getestet. Ein Fokus lag dabei auf der Verbindung der Konzepte „grüne Infrastruktur“ und „smart growth“. Ein weiterer Fokus wurde auf die Rolle städtischer Grünflächen für Seniorenheime gelegt.

Es sollen europäische Arbeiten zur Thematik der Entwicklung von Post-Industrielandschaften im Zusammenhang mit Konversionslandschaften ermöglicht werden. Darin sollen Strategien zur Integration von Naturschutz und Wildnisentwicklung, historischer Dokumentation, regio-naler Wertschöpfung sowie Bürgerbeteiligung erarbeitet werden.

Zu Forschungsfrage 3: Was sind Erfolgsfaktoren und Defizite von Management- und Steue-rungsansätzen hinsichtlich des Landschaftswandels, z. B. von klassischen formalen rechtlichen Planungsinstrumenten? In welchem Verhältnis steht der ÖSD-Ansatz zu akteursorientierten

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Konzepten räumlicher Planung und Steuerung? Welche normativen Vorstellungen von Land-schaft werden in Diskursen im Kontext der Energiewende entwickelt? Welche Effekte hat die verstärkte Thematisierung von Ökosystemdienstleistungen für nationale und europäische Na-turschutz- und Landschaftspolitiken? Spielen bei der Beantwortung der genannten For-schungsfragen – vor allem im Hinblick auf Akteurskonstellationen – Genderaspekte eine Rolle und, wenn ja, wie sind diese ggf. zu berücksichtigen?

Erfolgsfaktoren und Defizite von Management- und Steuerungsansätzen werden gezielt in den Kontext der Planung gestellt. Dabei soll, möglichst DFG-gefördert und unter Zuhilfe-nahme der Grundlagendaten des IÖR-Monitors, eine Analyse des Einflusses der Landschafts-planung auf den Landschaftswandel erfolgen, bei der auch die Rolle der Akteure in Planungs- und Entscheidungsprozessen untersucht wird. Das Thema Governance wird unter anderem im laufenden grundfinanzierten Projekt „Management des Landschaftswandels als politische Herausforderung“ aufgegriffen. Die Untersuchungen zielen darauf ab, das Verständnis für landschaftsbezogene Governance-Prozesse in unterschiedlichen Kontexten zu verbessern, Handlungsbedarfe aufzuzeigen sowie Empfehlungen für die Politikformulierung und -imple-mentierung einschließlich rechtlicher Regelungen auszusprechen.

Zu Forschungsfrage 4: Welchen Beitrag kann Landschaftsplanung bzw. -management in Wechselwirkung mit anderen Instrumenten, unter Berücksichtigung von Ökosystemdienst-leistungs- und Landschaftsgovernance-Ansätzen und unter Einbeziehung einer kritischen Re-flexion über und der Entwicklung neuer Freiraumleitbilder sowie im Hinblick auf Instrumente des Biodiversitätsschutzes zur umweltgerechten Regional- und Siedlungsentwicklung leisten?

Die Erfolgsfaktoren und Defizite von Management- und Steuerungsansätzen in der Land-schaftsplanung werden weiter im Hinblick auf prozessuale Einflussfaktoren analysiert. Planung besteht vor allem auch aus prozessualen, kommunikativen, aushandelnden Komponenten, die hier in den Fokus von Planevaluation gestellt werden. Dabei ist eine kritische Auseinanderset-zung mit Leitbildern der Freiraumentwicklung ebenfalls hilfreich, um zu einer umweltgerech-teren Regional- und Siedlungsentwicklung beitragen zu können. Instrumente des Biodiversi-tätsschutzes, so genannten Biodiversity Offsets, rücken zunehmend in den internationalen Fo-kus. Vorschläge für eine Ausgestaltung und ggf. Erweiterung solcher Offset-Ansätze werden erarbeitet. Im Rahmen von DFG-Forschungen wird weiter der Beitrag essbarer Städte (als neues Leitbild der Freiraumentwicklung) zur Entwicklung systematischer Lösungen für Heraus-forderungen der Urbanisierung kritisch reflektiert.

Darüber hinaus rückt die politische Dimension von Planungsprozessen in den Vordergrund. Relevant sind dabei die aktuellen DFG-Forschungen zum Thema „Regieren mit ‚Ökosystem-leistungen‘“. Konflikthafte, politische Aspekte von ÖSD-Konzepten sollen stärker in den Fokus rücken und die Governanceforschung qualifizieren.

Angestrebte Ergebnisse und Meilensteine

Folgende Ergebnisse und Meilensteine werden angestrebt:

2013-2014

• Qualifizierung und Erweiterung eines auf der Vegetationsstruktur basierenden Stadtstruk-turtypenansatzes; Bereitstellung alternativer freiraumplanerischer Ansätze für städtische Brachflächen, z. B. zur Nutzung von „Energiegrün“; Bereitstellung von theoretischen und praktischen Konzeptualisierungen zur künftigen Rolle des Freiraums als mögliche Leitstruk-tur der Stadt- und Regionalentwicklung,

• Generierung von Empfehlungen zur Nutzung endogener Potenziale beim ökologischen Umbau von Altindustrieregionen,

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• Fortentwicklung von rechtlichen und planerischen Steuerungsansätzen, wie bspw. Prüfver-fahren und Kompensationsmodellen zum gesamträumlichen Schutz und Management von Landschaften, biologischer Vielfalt und ÖSD; Vorlage von Lösungsansätzen für Instrumente und Verfahren des Schutzgebietsmanagements gegenüber den Herausforderungen des Kli-mawandels,

• Vorlage eines Beitrags für die Integration von ÖSD-Ansätzen in Governance- und Entschei-dungsprozesse (auch im internationalen Kontext); Bereitstellung von Beiträgen für den Aus-bau von ÖSD-Ansätzen hin zu Landscape Services.

2015-2016

• Bereitstellung neuer Indikatoren zur Erfassung von biologischer Vielfalt auf Landschafts- und Stadtebene und zur Erfassung des Landschaftswandels, unter anderem zur Thematik der Flächeninanspruchnahme in Schutzgebieten und auf ertragreichen Böden,

• Identifizierung der Triebkräfte des Landschaftswandels unter Berücksichtigung von Einfluss-faktoren aus der Energiewende auch mit einem internationalen ‚Vernetzungsprodukt‘ einer Fachtagung mit der Landscape Research Group,

• Erstellung eines Citizen Science-Konzepts zur Erfassung von Landschaftswandel, • Bereitstellung eines Beitrages zu den Möglichkeiten der Umsetzung einer Biodiversity No-

Net-Loss-Strategie und von Biodiversity-Offset-Konzepten auf europäischer Ebene, • Erarbeitung eines theoretischen Konzepts von Landscape Governance im Zusammenhang

mit der Energiewende und empirische Anwendung im Kontext der Regionalplanung.

2017-2018 (Forschung)

• Ermittlung wie sich Naturschutzpolitik unter dem Einfluss des ÖSD-Konzeptes verändert, • Identifikation der planbezogenen und im Prozess der Aufstellung eines Landschaftsplanes

auch im Hinblick auf Wechselwirkungen mit anderen Instrumenten relevanten Einflussfak-toren auf die Landschaftsentwicklung,

• Bereitstellung eines Analysebausteins zum Stand von Instrumenten des Landschaftsmana-gements und von Biodiversity Offsets im europäischen und internationalen Kontext,

• Bereitstellung eines integrativen Zielsystems für die Umsetzung kompakter und grüner Städte.

2017-2018 (Transfer)

• Bereitstellung eines internationalen Transferbausteins zum Thema „Political Landscapes“ als Special Issue der Zeitschrift „Landscape Research“ in Zusammenarbeit mit der Lands-cape Research Group und Policy Stakeholdern.

• Entwicklung konzeptioneller Ansätze zum Ausbau ausgewählter auch internationaler In-strumente des Landschaftsmanagements,

• Entwicklung von Ansätzen zur Integration des Konzepts der ÖSD, neuer Modelle von Land-schaftsgovernance sowie neuer Freiraumleitbilder, z. B. grüner Infrastruktur oder nature-based solutions, und von Ansprüchen an den Schutz und die Entwicklung von Biodiversität in einen Landschaftsplan / in ein Landschaftsmanagement und wechselseitiger Instru-mente,

• Prüfung der Erweiterungsmöglichkeit von Offset-Ansätzen auf andere Felder (z. B. sozial-ökologische Kompensation).

• Empirische Untersuchung, welche professionellen Identitäten Regionalplaner/-innen aus-füllen, und zwar unter Berücksichtigung biographischer Prägungen und gesellschaftlicher Rollenmuster. Der Themenkomplex Windenergie dient dabei als Aufhänger.

Forschungsprogramm 2013-18 – Wandel und Management von Landschaften (FB L)

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• Durchführung einer Policy Transfer-Veranstaltung (Workshop oder Tagung inklusive Ge-nerierung eines Policy Briefs) in Deutschland mit Kommunalvertretern und Key-Stakehol-dern der Landschaftsplanung zu deren künftiger Ausgestaltung in Wechselwirkung mit an-deren Instrumenten.

Forschungsergebnisse sollen zeitnah publiziert werden, internationale Beiträge bspw. in Land Use Policy, Ecological Indicators, Landscape Research und Landscape and Urban Planning.

Kooperationen

Institutsintern ist der FB L vielfältig mit den anderen Forschungsbereichen vernetzt. Die Ent-wicklung von Indikatoren zur Landschaftsvielfalt und -qualität, mit denen auch eine Erfassung von biologischer Vielfalt sowie von ÖSD auf Landschaftsebene erreicht werden kann, erfolgt durch ein über den FB L hinaus auch im FB M verankertes gemeinsames Projekt. Die Koope-rationen mit dem FB M werden in weiteren geplanten Forschungsanträgen zu Fragen der Ener-giewende vertieft. Untersuchungen zum Verhältnis von Kompaktheit und Dichte städtebauli-cher Strukturen einerseits sowie Freiraumansprüchen andererseits werden eng mit den Arbei-ten des FB E zusammengeführt (auch international: Vietnam und China). Diese Arbeiten bieten auch gute Anknüpfungspunkte zum Interdisziplinären Zentrum für ökologischen und revitali-sierenden Stadtumbau (IZS) in Görlitz. Fragen der Konzeptualisierung von Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen werden im Zusammenhang mit der gemeinsamen Berufung Um-welt-, Stadt- und Regionalökonomie im FB W bearbeitet. Die Entscheidungserheblichkeit des ÖSD-Ansatzes bei Planungen und Landnutzungsänderungen soll gemeinsam mit dem FB W empirisch getestet werden. Mit dem FB E und dem FB R wird auf der Ebene der städtischen Klimawandelanpassung geforscht. Dabei wird über die enge Verzahnung des Forschungsbe-reichsleiters mit seinem Lehrstuhl für Siedlungsentwicklung an der TU Dresden auch eine um-fassende Einbindung der TU Dresden, z. B. des Lehrstuhls Meteorologie oder der Landschafts-planung zu Fragen des Klimawandels und stadtökologischer Implikationen, erfolgen.

Externe Vernetzungen und Kooperationen, auch im Sinne einer weiteren Internationalisierung der Arbeiten, bauen auf erreichten Leistungen der letzten Programmperiode auf und beziehen sich vor allem auf Partner in Deutschland sowie auf die Zielregionen Osteuropa und Russland sowie Asien. Kooperationen beziehen sich z. B. auf die TU Dresden, UNU-FLORES in Dresden, wissenschaftliche Netzwerke und Forschungsverbünde der Leibniz-Gemeinschaft (z. B. 5R Netzwerk, Forschungsverbund Biodiversität, Forschungsverbund Energiewende), die Netz-werke URBIO (Urban Biodiversity and Design), SURE (Society for Urban Ecology) und CONTUREC (Stadtökologie), die IALE Deutschland Arbeitsgruppe „Landschaftsstruktur“ und „ÖSD“, die britisch-europäische Landscape Research Group (LRG) und der eng mit der LRG kooperierende „Arbeitskreis Landschaftsforschung“ sowie die Association of European Schools of Planning (AESOP), die International Academic Association on Planning, Law and Property Rights (PLPR) und schließlich das Business and Biodiversity Offset Programme (BBOP) der Forest-Trend Organisation sowie andere Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen.

Das bestehende Netzwerk raumwissenschaftlicher Einrichtungen in Mittel-, Ost- und Südost-europa (spa-ce.net) soll um Aktivitäten zu einer ökologischen Ausrichtung der russischen Ter-ritorialplanung mit russischen Partnern ergänzt werden. Hier knüpft der FB L an die langjährig aufgebaute Osteuropa-Kompetenz des IÖR an. Ein weiterer Ausbau bestehender Vernetzun-gen soll mit der Region Asien mit der China University of Mining and Technology, Xuzhou zum Themenfeld Bergbaufolgekonzepte sowie mit der National University of Singapore zu Ökosystem- und Landschaftsdienstleistungen erfolgen. Konzepte für den Erhalt urbaner Bio-diversität werden ebenfalls mit Partnern der National University of Singapore und der Archi-tekturfakultät der Universität Nagoya, Japan, entwickelt. Hier sind exzellente Partner in Asien

Forschungsprogramm 2013-18 – Wandel und Management von Landschaften (FB L)

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identifiziert, die sich fachlich komplementär mit den Fragestellungen des FB L beschäftigen. Auf europäischer Ebene wird eine enge Zusammenarbeit mit Wageningen University & Rese-arch sowie der TU Delft gepflegt und ein wesentlicher “Vernetzungsbaustein“ über eine hoch-rangige internationale Konferenz in Dresden in Kooperation mit der Landscape Research Group erarbeitet.

Beratung und Transfer

Adressaten der o. a. Ergebnisse sind vor allem andere Wissenschafts- und Forschungseinrich-tungen, mit denen im Verbund ein gesamthaftes Wirkungs- und Funktionsgefüge von Land-schaft im Mensch-Umwelt-System abgebildet werden kann. Die Adressaten von Beratung und Transfer sind z. B. das Bundesumweltministerium, das Bundesamt für Naturschutz oder das Umweltbundesamt sowie das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit dem BBSR, aber auch Policy-Institutionen im europäischen Ausland, z. B. die EU-Kommission DG Umwelt oder auch Institutionen in Mittel- und Osteuropa. International erarbeitet der FB L bspw. auf Basis des deutsch-russischen Umweltabkommens von 1992 und gefördert aus dem Beratungshilfetitel des BMU eine konkrete Transferleistung für das Russische Ministerium für Territorialplanung zu Fragen der Integration ökologischer Belange in die Territorialplanung. Zudem werden Transferbausteine für das Russische Ministerium für Naturressourcen und Öko-logie für eine Kompensation von Eingriffen in die Biodiversität entwickelt. Für die DG Umwelt entwickelt der FB L Beratungsbausteine für eine No-Net-Loss Strategie zum Schutz der Bio-diversität in Europa. So können auf Basis der Forschungsergebnisse des FB L politische Pro-gramme, Gesetze oder untergesetzliche Instrumentarien wie Handlungsanleitungen zur Steu-erung des Landschaftswandels, zum Schutz der biologischen Vielfalt oder zur Anpassung an den Klimawandel, also zur langfristigen Sicherung von Ökosystem- und Landschaftsdienstleis-tungen, optimiert werden.

Perspektiven der Forschung

Der Forschungsbereich „Wandel und Management von Landschaften“ (FB L) wird seine Pro-filschärfung weiter voranbringen. Die Fortentwicklung des hier vorliegenden Forschungspro-gramms trägt z. B. der Tatsache Rechnung, dass das Themenfeld „Post-Industrielandschaften“ im nationalen Kontext eher an Bedeutung verliert und Folgearbeiten zunehmend den interna-tionalen Kontext adressieren werden. China und Vietnam stehen hier in besonderem Fokus für 2017 und 2018 und darüber hinaus. Zudem werden im vorgelegten Forschungsprogramm ÖSD-Ansätze nicht mehr generell konzeptionell bearbeitet, sondern klar in den Kontext von Entscheidungs- und Planungsinstrumenten sowie in einen landschaftsbezogenen und damit räumlichen Zusammenhang gestellt. Die ökonomischen Aspekte zu Ökosystem- und Land-schaftsdienstleistungen sollen zusammen mit dem FB W bearbeitet werden. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit mit dem IZS bei stadtökologische Fragestellungen.

Mit der Bereitstellung weiterer Datenzeitschnitte im IÖR Monitor ist perspektivisch vorgese-hen, in einer Zeitreihen-Stichprobe von Landschaftsausschnitten weitere Triebkräfte eines be-schleunigten Landschaftswandels mit einem Citizen Science-Ansatz zu identifizieren und Mög-lichkeiten zur Steuerung dieser Triebkräfte des Landschaftswandels aufzuzeigen. Die Transfer- und Beratungsleistungen sollen gezielt im internationalen Zusammenhang weiter ausgebaut werden.

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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2.2 Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

Problemstellung

Die globale Nachfrage nach Primärrohstoffen steigt. Dynamisch wachsende Schwellenländer lösen Besorgnis hinsichtlich Verknappung und Abhängigkeiten aus. Die Sicherung von Roh-stoffvorkommen ist in Politik und hochkarätigen Industrieforen zu einem wichtigen Thema geworden. Dies findet man auch in politischen Strategiepapieren auf nationaler und europäi-scher Ebene wie „Thematic Strategy on the Sustainable Use of Ressources“ oder „Roadmap to a Resource Efficient Europe“ wieder. Die Bundesregierung fordert zu Recht eine Verdopp-lung unserer Rohstoff- und Energieproduktivität und hat zur Untersetzung 2012 das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm verabschiedet und 2016 präzisiert und erweitert. Darin wird ex-plizit auch das Themenfeld Nachhaltiges Bauen und nachhaltige Siedlungsentwicklung ange-sprochen (BMUB 2016). Seit Juli 2014 liegt ein VDI-Richtlinienentwurf „Ressourceneffizienz“ vor (VDI 4800). Seit Februar 2016 gibt es unter Mitwirkung des FB E eine Arbeitsgruppe VDI 4802 Blatt 1 Ressourceneffizienz im Bauwesen. In der aktuellen Forschung lässt sich auch er-kennen, dass ein allein auf Rohstoffproduktivität orientiertes Verständnis von Effizienz nicht genügt, um zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung zu kommen. Auch Konsumansprüche und Nutzerpräferenzen sind zu hinterfragen, womit an Fragen der Suffizienz angeknüpft wird. Dabei zeigt sich, dass die gebaute Umwelt rund 90 % aller anthropogenen Materialflüsse auf sich vereint (Schiller et al. 2015). Global wächst der jährliche Zufluss (input) stetig an (Kraus-mann et al., 2009; Haas et al., 2015). Das gilt vor allem für die mineralischen Ressourcen, aber auch für Metalle, Holz und Kunststoffe.

Die urbane Lebensweise ist ein wichtiger Gegenstand der Diskussion auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung (UBA 2014). Unsere Siedlungsstrukturen – Struktur räumlicher Ver-teilung und Objektkubatur – bestimmen Lagebeziehungen und Mobilitätsaufwand sowie In-standhaltung, Modernisierungs- und Betriebsaufwand für die gebauten Objekte. 85 % des Anlagevermögens einer Gesellschaft und 50 % ihres Energieverbrauchs werden durch die ge-baute Umwelt definiert. Zunehmende Disparitäten in der siedlungsstrukturellen Entwicklung innerhalb Deutschlands, aber auch international, führen lokal zu Knappheiten bei steigendem Ressourcenbedarf oder bei Schrumpfung zu Überangeboten an Sekundärrohstoffen wegen fehlender Nachfrage (Schiller et al. 2010; Schiller, Gruhler, Ortlepp 2017). Hochrechnungen und Projektionen werden aufgrund kleinräumlich gegenläufiger Entwicklungen zunehmend schwierig. Neben räumlichen Disparitäten stellt der Unterschied in der Entwicklungsdynamik der Nutzung von gebauter Umwelt einerseits und der Angebotsveränderung andererseits ein Grundproblem siedlungsstruktureller Effizienz dar (Schiller, Blum, Behnisch 2012). Besonders in schrumpfenden Regionen zeigt sich eine eigene Problemkategorie. So werden beispielsweise Gebäude technisch effizienter betrieben als noch vor 10 Jahren, gleichzeitig nimmt aber die Nutzungsintensität der Wohnfläche ab; bei gleichzeitigem Neubau von Einfamilienhausgebie-ten dünnt sich die Siedlungsdichte weiter aus. D. h., trotz aller Bemühungen steigen in Deutschland je nach Region der Rohstoffverbrauch und die Flächeninanspruchnahme pro Kopf und Jahr für unterschiedliche siedlungsbezogene Nutzungen weiter an (Deilmann et al. 2015). Für gewerbliche und Wohnbaunutzungen werden immer noch Flächen neu ausgewiesen, während Brachen und Baulücken vielerorts ungenutzt bleiben (Schiller, Oertel, Blum 2013, Schiller et al. 2014). Die Siedlungsdichte nimmt in Deutschland stetig ab und damit einherge-hend die infrastrukturelle Effizienz (Schiller und Siedentop 2005, Deilmann und Haug 2010). Dies geschieht in Wachstums- wie in Schrumpfungsregionen in unterschiedlicher Ausprägung in Deutschland wie auch international, z. B. Japan (Flüchter 2008). Mit Blick auf Länder mit dynamischer Urbanisierung und Entwicklung geht es um die umweltorientierte Dämpfung der

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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Wachstumseffekte, Dekonzentrationsstrategien und adäquate infrastrukturelle Mindeststan-dards. Die Ressourceninanspruchnahme (Fläche, Energie, Material) stellt angesichts einer an-nähernden Verdopplung der städtischen Bevölkerung von ca. 3,9 Milliarden 2014 auf 6,3 Mil-liarden bis 2050 (UN 2015) eine gewaltige Herausforderung dar, denn „schon jetzt übersteigt die Nutzung von natürlichen Ressourcen die Regenerationsfähigkeit der Erde deutlich“ (BMUB 2016: 6).

Ziele

Der Forschungsbereich „Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen“ (FB E) fokussiert auf die gebaute Umwelt und untersucht, ob und inwieweit Städte, Gebäude und Infrastrukturen so gestaltet und weiterentwickelt werden können, dass Flächen, Materialien und Energie mög-lichst schonend und umweltverträglich genutzt werden. Im Forschungsbereich „Ressourcenef-fizienz von Siedlungsstrukturen“ werden im Programmzeitraum

1. die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Gebäudebestand und die Infra-struktur analysiert und für längere Zeiträume (bis zu 50 Jahren) szenariobasiert simuliert,

2. Inkongruenzen von Nachfragedynamik und Bestandsveränderung für ausgewählte Be-standssegmente bestimmt und ihre Auswirkung auf die Inanspruchnahme von Materialien, Energie und Flächen analysiert,

3. Typologien und spezifische Ressourcenkenndaten der Bebauung (Wohnen, Gewerbe und Industrie, Infrastrukturen) erstellt,

4. Mengengerüste der gebauten Umwelt im Hinblick auf Materialbilanzen, Recyclingpotenzi-ale, Flächenbilanzen und Energieeffizienz erarbeitet und in einer Datenbank bereitgestellt,

5. ein siedlungsstrukturelles Ressourcenmodell als Verfahren zur Berechnung und Analyse von energetischen Aufwendungen, Materialflüssen und der Flächeninanspruchnahme für Ge-bäude, Quartiere, Städte und Regionen erarbeitet, und

6. das bisher grundlegende Konzept technischer Effizienz weiterentwickelt sowie Handlungs-logiken relevanter Akteursgruppen und Steuerungspotenziale untersucht.

Auf dem Weg werden ressourcenbezogene strategische Ziele der Umweltpolitik sowie Leitbil-der der Umwelt- und Raumplanung, wie zum Beispiel der kompakten Stadt, oder Ressourcen-schonungspotenziale durch Recycling anhand quantitativer Daten hinterfragt sowie Klima-schutz- und Anpassungspotenziale von Siedlungsstrukturen kritisch eingeschätzt. Im interna-tionalen Vergleich und in Hochrechnungen zur weltweit erwarteten Urbanisierung wird auf die Umwelteinwirkungen hingewiesen, die durch die Ressourcenverbräuche induziert werden.

Zum Stand der Forschung

Eine wissenschaftliche Diskussion zur Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen gibt es nur in Ansätzen (z. B. SUME 2011; Kennedy, Hoornweg 2012). Sie hat sich aber während der Forschungsprogrammlaufzeit weiter entwickelt (z. B. Schmidt 2017). Forschungsarbeiten zur Ressourceneffizienz allgemein beziehen sich überwiegend auf Bereiche der industriellen Pro-duktion (u. a. Kristof 2007; Netzwerk Ressourceneffizienz), auf ausgewählte Hochbauseg-mente (u. a. www.mipshaus.de, König et al. 2009, SUME 2010) oder auf energetische Belange (Nemry et al. 2008). Auf der Ebene von Siedlungsstrukturen geht es i. d. R. nur um die Er-schließungseffizienz beim Neubau (u. a. Mayerhofer et al. 2008) oder um Fragen der energe-tischen Planung (Erhorn-Kluttig et al. 2011). Unter Aspekten des demografischen Wandels und Infrastruktur sind vor allem eigene Publikationen zu nennen (u. a. Schiller und Siedentop 2005; Schiller 2007; Deilmann und Haug 2010; Schiller, Dickhaut, Neumann 2014). Die Global Initiative for Resource Efficient Cities (GI-REC) adressiert die verschiedensten Themenfelder (Energie und Klimawandel, Abfall, Wasser, Umweltplanung, Nachhaltiges Bauen), orientiert

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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aber nicht auf städtische oder stadtregionale Strukturen der Bebauung. Während es kaum direkte Forschungen zur Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen gibt, ist ein zunehmen-des Forschungsinteresse bezüglich der in der gebauten Umwelt verbauten Ressourcen zu be-obachten (Ortlepp, Gruhler, Schiller 2016a), wesentlich getrieben von Initiativen und Debatten zur „circular economy“ (European Commission 2015).

Effizienz steht zusammen mit Suffizienz und Konsistenz als grundlegendes politisch strategisch normatives Konzept im Zentrum des Diskurses zu Strategien nachhaltiger Entwicklung (Rogall 2009, 175ff). Als solche finden sie große Beachtung und sind weit verbreitet. Auf einer sehr allgemeinen Ebene kann man auch von einer großen Übereinstimmung hinsichtlich der hinter den Konzepten stehenden Begriffsverständnisse ausgehen. Für den zentralen Begriff des For-schungsbereichs – Effizienz – lassen sich folgende klassische Konzepte unterscheiden: techni-sche Effizienz (keine Verschwendung von Produktionsfaktoren, rein mengenbezogen), Kos-teneffizienz (Minimalkostenkombination, Produktion zu geringstmöglichen Kosten) und wohl-fahrts-ökonomische Effizienz (Pareto-Effizienz). Diese werden von der neueren nachhaltig-keitsorientierten Ökonomie als klassische gleichgewichtsorientierte und damit tendenziell sta-tische Effizienzvorstellungen bezeichnet. Eine Herausforderung ist es, das klassische Verständ-nis von Effizienz für die gebaute Umwelt – besonders unter Einbeziehung der Nutzenperspek-tive – in Richtung eines dynamischen Verständnisses von Effizienz weiterzuentwickeln. Hier wird deshalb angestrebt, neben einem pragmatischen Ansatz, basierend auf dem Konzept der technischen Effizienz, dynamische Effizienzkonzepte sowie Konzepte und Methoden zum Um-gang mit nichtlinearen Dynamiken zu reflektieren (vgl. z. B. Mainzer 2008). Darüber hinaus wird auch das Konzept der Resilienz hinsichtlich seines Potenzials zu einer Ergänzung des Effi-zienzkonzeptes geprüft (Schiller, Blum, Behnisch 2012). Weiter wird die Bedeutung von Suffi-zienzstrategien als wichtige Ergänzung zu Effizienzstrategien reflektiert – ohne hiermit ein neues Forschungsfeld zu eröffnen – um insbesondere Phänomene zu thematisieren (neue Nachfragemuster, Reboundeffekte), die in der Tendenz zu einer (Über-)Kompensation von Effizienzgewinnen durch Wachstumseffekte führen können (vgl. Reutter 2007).

Von besonderer Relevanz für den FB E ist die Diskussion um den Begriff der Ressourceneffizi-enz, der in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion (BMUB 2016) immer wieder mit dem Leitbild einer Dematerialisierung (Schmidt-Bleek und Bierter 2000) unserer Wirtschafts-weise thematisiert wird, bei der, gemessen an den Ressourcen-Inputs, mehr erwünschter Out-put produziert wird bzw. bei gleichem Output weniger Ressourcen-Inputs benötigt werden. Im Mittelpunkt dieser Perspektive steht Produkt- bzw. Herstellungseffizienz, was aber für lang-lebige Produkte wie Gebäude und Siedlungen in die falsche Richtung weisen kann, da Nut-zungsänderungen und Nutzungsintensitäten meist nicht mit betrachtet werden. Dies verweist auf die Bedeutung der Nutzendefinition im Kontext der gebauten Umwelt. Zudem verbirgt sich hinter den Konzepten der Dematerialisierung und der Steigerung der Ressourceneffizienz meist ein klassisch statisches Verständnis von Effizienz, das jedoch der Dynamik und Komple-xität der Entwicklung, insbesondere in der Nutzung der gebauten Umwelt, nicht gerecht wird. Wichtige methodische Ansätze zur Bestimmung der Ressourceneffizienz kommen aus der Ma-terialflussforschung, die an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden können. Einige grund-legende Quellen sind Baccini und Brunner (1991; 2012), Kennedy (2007) oder Decker et al. (2000). Zum Thema Materialflussanalyse (MFA) siehe z. B. Fischer-Kowalski et al. (2011), Tuk-ker et al. (2009), Bringezu und Bleischwitz (2009), Moll et al. (2003), Bergsdal et al. (2007), Kohler et al. (1999), Buchert et al. (2004), Müller (2006), Schiller (2007), Deilmann (2009b), Schütz und Bringezu (2008), Tanikawa et al. (2015), Ortlepp, Gruhler, Schiller (2016b), Ort-lepp et al. (2017).

Eine Erhöhung der Ressourceneffizienz von Siedlungen verspricht große Wirkung hinsichtlich der Reduktion von Umweltbelastungen sowie Erhöhung der Versorgungssicherheit. 75 % des

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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Materialbedarfs der inländischen Produktion Deutschlands sind auf 12 Sektoren zurückzufüh-ren. Den deutlich höchsten Ressourcenaufwand verursacht der Sektor „Bauleistungen“3 (18 % des TMR4) (Acosta-Fernandez und Bringezu 2007). Damit verbunden sind zudem nicht uner-hebliche CO2- Emissionen (Acosta-Fernandez und Bringezu 2007). Betrachtungen zum Res-sourcenverbrauch von Haushalten nach Bedürfnisfeldern zeigen seit langem, dass unter den betrachteten Bedürfnisfeldern der Bereich Wohnen (Gebäudebereitstellung und deren Wär-meenergieverbrauch) mit nahezu einem Drittel des Ressourcenverbrauchs dominiert (Matthews et al. 2000, Bringezu und Schütz 2001a/b, Kotakorpi, Lätheenoja, Lettenmeier 2008, Rohn et al. 2009.). Entsprechendes gilt auch für den Nicht-Wohnbereich und Infrastruk-turen (Schiller, Müller, Ortlepp 2017). Auch die Siedlungs- und Verkehrsflächen dehnen sich weiterhin aus, ca. 66 ha/Tag zwischen 2012 und 2015 (Statistisches Bundesamt 2016). Dies zieht unerwünschte direkte und indirekte Umweltfolgen nach sich (UBA 2003).

Der Begriff Siedlungsstrukturen wird auf der Raumebene der Region ebenso wie für Quartier oder Stadt verwendet. Unter Struktur versteht man im Allgemeinen das Ordnungsgefüge eines Ganzen und die Anordnung seiner Teile oder Elemente zueinander. Art und Stärke der Ver-knüpfungen von Teilen zu einem komplexen Ganzen schafft neue Eigenschaften, welche die Teile nicht besitzen (vgl. Mehlhorn und Fabian 2004). Der FB E analysiert Siedlungsstrukturen und modelliert Veränderungen auf unterschiedlichen Raumbezugsebenen (Gebäude, Stadtteil, Kommune, Region), wobei gerade die Beziehungen zwischen den Elementen und zwischen den Ebenen von besonderer Bedeutung sind.

In komplexen Handlungsfeldern haben Wissen und Verfügbarkeit von Handlungsoptionen ei-nen deutlichen Einfluss auf das umweltbezogene Verhalten (Klusemann et al. 2003). Betrach-tet man die Entwicklung der gebauten Umwelt als ein für viele Beteiligte zumindest hinsichtlich der technologischen und ressourcenbezogenen Entscheidungen stark routiniertes und teil-weise institutionalisiertes Handlungsfeld, so sind weiterhin innovationstheoretische Fragen, die Auseinandersetzung mit Pfadabhängigkeiten und die Untersuchung des institutionellen Kon-texts von Bedeutung. Sowohl handlungs- als auch innovationstheoretische und zeitstrategi-sche Modelle sowie Ansätze aus der Aktions- und Innovationsforschung betonen die Bedeu-tung von Störungen bzw. Destabilisierungen für die Infragestellung und gegebenenfalls Revi-sion von gegebenen Interpretations- und Handlungsmustern der an der Siedlungsentwicklung beteiligten Akteure (Blum und Stutzriemer 2007, Schiller, Dickhaut, Neumann 2014). Dies sind Anknüpfungspunkte des FB E, der mit seinen Ergebnissen und der Erarbeitung von Entwick-lungsszenarien und Verbesserungsvorschlägen sowie mit akteursorientierten Elementen eines Modells für ressourceneffizientere Siedlungsstrukturen (Handlungsoptionen) zur proaktiven Sensibilisierung von Akteuren beitragen will.

Die Forschung knüpft an eigene Vorarbeiten aus den vorangegangenen Forschungsprogram-men an. Die Schwerpunkte lagen bisher auf dem Wohnungsbestandssegment, der Themati-sierung der Leerstandsproblematik und den damit verbundenen Ressourcen-Effekten, der Ent-wicklung von Typologien der Bebauung und der technischen Infrastruktur. Zudem wurden in den vorangegangenen Programmperioden Szenarien der Siedlungsentwicklung für einzelne Kommunen bis 2030 mit Akteuren vor Ort entwickelt und für Gesamtdeutschland Flächen-, Energie- und Materialflussrelevanz von Nachhaltigkeitsstrategien untersucht – immer mit dem Fokus Wohnungsbestandsveränderung. In der Programmperiode 2013-18 ist neben spezifi-schen Segmenten, wie den Einfamilienhausbeständen, die Gesamtstadt Gegenstand der For-

3 Bauleistungen umfassen in der Statistik üblicherweise Hochbau- (Wohnen und Gewerbe) und Tiefbauleistungen 4 Total Material Requirement: der gesamte direkte und indirekte Materialverbrauch einer Volkswirtschaft

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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schung. Hierfür sind insbesondere Nichtwohngebäude differenziert zu analysieren und zu mo-dellieren. Der Betrachtungsrahmen für Szenarien der Siedlungsentwicklung wird für spezifische Fragestellungen bis 2060 ausgeweitet. Im Rahmen der Internationalisierung der Forschung werden Materialfluss und Flächeninanspruchnahme durch Urbanisierung in ausgewählten dy-namisch wachsenden Ländern analysiert.

Forschungsfragen

Ausgehend vom Lebenszyklusansatz (Herstellung, Betrieb, Umbau, Abriss und Entsorgung bzw. Recycling der gebauten Umwelt) und Methoden der Materialflussanalyse werden die Bestandsentwicklung und die damit verbundene Ressourcennutzung (Materialien, Energie und Flächen) modelliert sowie anhand von räumlich differenzierten Entwicklungsszenarien analy-siert und nach Effizienzgesichtspunkten (Aufwand/Nutzen) eingeschätzt. Der Nutzen ist dabei jeweils ebenenspezifisch zu definieren. Einwirkungen auf die natürliche Umwelt werden quan-tifiziert und Handlungsoptionen im Sinne einer dauerhaft umweltgerechten Raumentwicklung aufgezeigt. Der Betrachtungshorizont zur Abschätzung von Entwicklungen ist langfristig an-gelegt.

Vier Forschungsfragenkomplexe untersetzen das Arbeitsprogramm:

1. Wie entwickeln sich Nutzungsanforderungen an die gebaute Umwelt aufgrund des demo-grafischen Wandels und neuer Nutzerorientierungen, welche zeitlich-räumliche Charakte-ristik hat die Dynamik der Veränderung und welche quantitativen Implikationen hat dies für die Ressourceninanspruchnahme? Welche Schlussfolgerungen lassen sich speziell für die Zukunft ressourcenintensiver Einfamilienhausbestände ziehen?

2. Wie werden sich insbesondere die mineralischen Materialflüsse in einer Gesamtbetrachtung von Hoch- und Tiefbau für Deutschland räumlich und zeitlich differenziert unter Einbezie-hung von Recyclingpotenzialen entwickeln? Mit welchem Methodenmix lassen sich dabei Nichtwohngebäude und der unterirdisch bebaute Raum hinsichtlich der Materialbilanz be-rechnen?

3. Welche Anwendungsmöglichkeiten eröffnen sich durch „Data Envelopment Analyse“ und hybride Modelle sowie die siedlungsstrukturelle Analyse zur Bewertung der Ressourcenef-fizienz von Siedlungsstrukturen?

4. Wie lassen sich vorliegende Erkenntnisse und methodische Ansätze zu einem siedlungs-strukturellen Ressourcenmodell zusammenführen und in der transdisziplinären Auseinan-dersetzung weiterentwickeln, damit die ressourcenbezogenen Fragen im baulichen Kontext adressatenbezogen beantwortet werden können?

Alle vier vorgenannten Forschungsfragekomplexe legen wichtige Grundlagen für eine Abbil-dung, Bewertung und Steuerung von Materialflüssen auf nationaler und internationaler Ebene. Neben dem Aufzeigen von Handlungsoptionen werden u. a. in transdisziplinären Forschungs-ansätzen mit den Akteuren vor Ort Ansatzpunkte einer Steuerung in Richtung ressourceneffi-zienterer Siedlungsstrukturen erarbeitet.

Folgende Annahmen stehen dabei im Hintergrund der Forschungsfragekomplexe:

Demografisch und kulturell bedingte Veränderungsdynamiken der Nachfrage und die Träg-heit des Bestandes zehren unter unveränderten Rahmenbedingungen immer wieder die Er-folge von Ressourceneffizienzbemühungen auf.

Die mineralischen Materialflüsse für die gebaute Umwelt sind aus landschaftsökologischer und energetischer Perspektive kritisch. Recycling mineralischer Rohstoffe entlastet die Um-welt nur geringfügig.

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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Bautätigkeit im Rahmen der weltweiten Urbanisierung löst gewaltige Materialflüsse und damit verbundene CO2-Emissionen aus und konterkariert Klimaschutzbemühungen.

Es gibt keine Patentrezepte auf dem Weg zur Ressourceneffizienz. Handlungsansätze sind je nach zeitlicher und raumstruktureller Ausgangsbedingung anzupassen. In transdiszipli-nären Forschungsprojekten können adaptive, flexible und synergetische Lösungen entwi-ckelt werden.

Arbeitsplan und Methodik

Das Konzept der Ressourceneffizienz des FB E baut zunächst auf einem deskriptiven Konzept technischer (ingenieurwissenschaftlicher) Effizienz auf, das nach Farrell (1957) anhand von Realkategorien (Mengen, Zeit) von Inputs/Aufwänden und Outputs/Erträgen, aber nicht auf der Basis von Wertekategorien bzw. Preisen kalkuliert wird. Ein wichtiges Ziel aus Sicht des FB E ist es hierbei, die entsprechenden Mengengerüste des Ressourcenaufwandes für die Er-richtung, den Betrieb und die Weiterentwicklung der gebauten Umwelt zu bestimmen sowie den Zusammenhang zwischen einer effizienten Erstellung und einer effizienten Nutzung der gebauten Umwelt herzustellen (Deilmann 1998). Die raumstrukturelle Komponente der Be-trachtung erfordert dabei maßstabsbezogene Aussagen zu zentralen Aufwands- und Nutzen-kategorien von Siedlungsstrukturen. Maßstabsbezogen bedeutet in diesem Kontext, dass Auf-wand- und Nutzenkategorien (als Zähler und Nenner der Effizienz) sowohl der Untersuchungs-Ebene als auch dem gewählten Bilanzrahmen und den damit verbundenen Zielgruppen der Untersuchungen entsprechen müssen. Aufgrund zeitlich und räumlich unterschiedlicher Bi-lanzrahmen können Versuche einer Ebenen übergreifenden Zusammenschau zu nichtkongru-enten Bewertungen führen, da es sich nicht um hierarchisch einordenbare Systembezüge han-delt und die Effizienzperspektiven der Akteure jeweils eigene sind. Es ist eine Herausforderung für den FB E, Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen aus verschiedenen Perspektiven und für verschiedene Skalenebenen inhaltlich zu präzisieren und den Begriff wissenschaftlich fun-diert anzureichern.

Neben der Herausforderung der Ebenen übergreifenden Betrachtung wurde aus bisherigen Vorarbeiten deutlich, dass Fragen der Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen nur inter-disziplinär bearbeitet werden können und auch die theoretische Fundierung nicht aus einer Einzelwissenschaft, z. B. der Ökonomie, für die Raumwissenschaft sinnvoll begründet werden kann. Einzeldisziplinen können die interdisziplinäre Arbeit lediglich anreichern. Mit Blick auf eine interdisziplinäre Diskussion und Integration von Betrachtungsperspektiven und der pros-pektiven Auseinandersetzung mit der Dynamik siedlungsstruktureller Entwicklung hat der For-schungsbereich bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit Szenariotechniken gemacht und setzt auch weiterhin auf diesen Ansatz.

Der Arbeitsplan orientiert sich an den vier genannten Forschungsfragen.

Zu Forschungsfrage 1: Wie entwickeln sich Nutzungsanforderungen an die gebaute Umwelt aufgrund des demografischen Wandels und neuer Nutzerorientierungen, welche zeitlich-räumliche Charakteristik hat die Dynamik der Veränderung und welche quantitativen Impli-kationen hat dies für die Ressourceninanspruchnahme? Welche Schlussfolgerungen lassen sich speziell für die Zukunft ressourcenintensiver Einfamilienhausbestände ziehen?

Die bereits im Zeitraum 2013-14 erarbeiteten Szenarien für die Bestandsveränderung im Woh-nungssektor bis 2060 werden mit den inzwischen aktualisierten Daten aus Zensus und Bevöl-kerungsvorausberechnung überarbeitet. Besonders bisher unsichere Statistiken zu Abgangsra-ten und Ersatzneubau können durch den Zensus nachjustiert werden. Dies schafft eine solide quantitative Basis für die Materialflussszenarien. Speziell zu Ostdeutschland sind mit Blick auf Fragen zum Siedlungsrückzug länderspezifische Vorausberechnungen notwendig. Parallel

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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dazu wird eine problemorientierte Forschung ausgewählte Alterskohorten der Bevölkerung so-wie Bestandssegmente analysieren und sich schwerpunktmäßig mit Zukünften der Einfamili-enhausbestände (EFH-Bestände) in Deutschland beschäftigen. Da in Deutschland über 80 % aller Wohngebäude Ein- und Zweifamilienhäuser sind, ist deren Zukunft eine wichtige Stell-größe auf dem Weg zur ressourceneffizienten Gesellschaft. Dazu bedarf es einer differenzier-ten Typisierung der Bestände und einer Systematisierung von Nutzerpräferenzen. Die Bearbei-tung dieser Thematik erfolgt in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen, um die unterschiedlichen Facetten der Entwicklungstendenzen ausreichend differenziert zu erfassen und zu erklären. Quantitative Ressourcen-Implikationen einer hoch-dynamischen Siedlungs-entwicklung sind ergänzend am Beispiel von Vietnam (Projekt MAREX) und Indien (DFG-Pro-jekt) Gegenstand der Forschung.

Zu Forschungsfrage 2: Wie werden sich insbesondere die mineralischen Materialflüsse in ei-ner Gesamtbetrachtung von Hoch- und Tiefbau für Deutschland räumlich und zeitlich diffe-renziert unter Einbeziehung von Recyclingpotenzialen entwickeln? Mit welchem Methoden-mix lassen sich dabei Nichtwohngebäude und der unterirdisch bebaute Raum hinsichtlich der Materialbilanz hinreichend genau berechnen?

Die bisherigen Forschungsarbeiten zu Wohngebäuden, Industrie- und Gewerbeflächen ein-schließlich ihrer Bebauung sowie technischen Infrastrukturen werden um die Module vertikale Erschließungssysteme (DFG Antrag), Nichtwohngebäude gesamt sowie unterirdische Bebau-ung ergänzt. Die Ergebnisse zur Typenbildung, zu den ökologischen Kenngrößen für Gewerbe- und Industriebauten sowie allen übrigen Nichtwohngebäuden sind hierzu mit der amtlichen Statistik zu verschneiden und ggf. in Lupenbetrachtungen für vollständig attribuierte Kommu-nen zu verifizieren. Mit Abschluss der Projektarbeit werden für Deutschland Mengen und Ba-sisinformationen zu Nichtwohngebäuden vorliegen. Damit ist Wissen über die wichtigsten Module für die Modellierung und Simulation der gebauten Umwelt (Hochbau) verfügbar. Die Basisdaten werden in einer IÖR-Datenbank strukturiert bereitgestellt, auf die via Internet zu-gegriffen werden kann. Die Erstellung einer ersten Gesamtbilanz mineralischer Materialflüsse wurde bereits Ende 2014 vorgelegt. Darauf aufbauend erfolgen Sensitivitätsstudien zu mögli-chen Recyclingpotenzialen. Dabei wird es auch darauf ankommen, den Materialaufwand für Nichtwohngebäude gesamt, die unterirdische Bebauung und für den ruhenden Verkehr zu berücksichtigen. Zur Einbeziehung der technischen Infrastruktur sind Kooperationen mit dem Wuppertal Institut und dem Ifeu Heidelberg vorgesehen. Ziel des Forschungsbereiches ist es, die Betrachtung des anthropogenen Materiallagers langlebiger Güter in einem Gesamtmodell zusammenzuführen. Dieser ‚bottom-up‘ Modellansatz wird mit Daten der Statistik ‚top-down‘ gespiegelt. Forschungsarbeiten zur Ergänzung von top-down und bottom-up Ansatz und zu Erklärungsansätzen sowie zu methodischen Herausforderungen der Weiterentwicklung von MFA Ansätzen im Hinblick auf den „cross-context-transfer“ von Kenngrößen, der Regionali-sierung sowie der Modellierung durchgängiger Kreisläufe auch im internationalen Kontext werden im Programmzeitraum 2017-2018 einen Schwerpunkt bilden. Im Fokus stehen primär die mineralischen Rohstoffe für die gebaute Umwelt für verschiedene Regionen in Ländern mit stagnierender Entwicklung (z. B. Deutschland), wie auch in solchen mit dynamischer Urbani-sierung (z. B. Vietnam). Die Materialflussanalyse endet nicht mit dem reinen Mengengerüst der Materialinanspruchnahme, sondern stellt Bezüge zu Quellen (sustainable mining) und Sen-ken (Verwertungsoptionen und -strukturen) her, woraus Orientierungswissen, u. a. in trans-disziplinären Forschungsprojekten mit Akteuren vor Ort, entwickelt wird. Hier schaffen beste-hende Kooperationen wichtige Grundvoraussetzungen.

Zu Forschungsfrage 3: Welche Anwendungsmöglichkeiten eröffnen sich durch „Data Enve-lopment Analyse“ und hybride Modelle sowie die siedlungsstrukturelle Analyse zur Bewer-tung der Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen?

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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Über die Ermittlung und Analyse von Ressourcenintensitäten hinaus geht es hier um Ansatz-punkte der Effizienzbewertung als Grundlage eines praxisrelevanten Transfers der Forschungs-ergebnisse des FB E. Zum einen wird aufbauend auf den vorliegenden explorativen Arbeiten zur Data Envelopment Analyse (DEA) der Ansatz weiterentwickelt, insbesondere das Bewer-tungsmodell stärker als in der Pilotanwendung auf Determinanten der Ressourceneffizienz von Städten bzw. Siedlungsstrukturen bezogen und Transfermöglichkeiten bestimmt. Zum ande-ren geht es um eine Auseinandersetzung mit den Potenzialen von Mischungsmodellen als Be-wertungstechnik. Der Untersuchungsansatz mit Mischungsmodellen basiert auf methodischen Vorgehensweisen des Data-Mining und der Knowledge Discovery. Auf der Grundlage dieses Ansatzes wird nach Zusammenhängen gesucht, welche sich zur Bewertung von räumlichen Strukturen und Entwicklungen eignen. Ausgangspunkt bilden Verteilungsuntersuchungen. Für ausgewählte Städte sollen formanalytische Verfahren zur Einschätzung von Kompaktheit/Effi-zienz und Umweltqualität entwickelt werden, die ggf. in den IÖR-Monitor einfließen können. Für einen Transfer effizienzbezogener Erkenntnisse in die Praxis der Siedlungsentwicklung sind akteursorientierte Aufbereitungen auf Basis der DEA vorgesehen, die z. B als heuristische Werkzeuge genutzt werden können.

Zu Forschungsfrage 4: Wie lassen sich vorliegende Erkenntnisse und methodische Ansätze zu einem siedlungsstrukturellen Ressourcenmodell zusammenführen und in der transdisziplinä-ren Auseinandersetzung weiterentwickeln, damit die ressourcenbezogenen Fragen im bauli-chen Kontext adressatenbezogen beantwortet werden können.

Zur Beantwortung werden vor allem transdisziplinäre Forschungsprojekte bzw. solche mit star-kem Praxis- bzw. Fallstudienbezug genutzt. Vorliegende Arbeiten zur Beschreibung und Be-wertung des Ressourcenaufwandes für Siedlungsstrukturen – insbesondere in Verschneidung mit Dynamiken der Nachfrageentwicklung etwa im demografischen Wandel – bilden grund-legende Bestandteile des siedlungsstrukturellen Ressourcenmodells. Grundidee der Modellar-chitektur ist die Beschreibung und Weiterentwicklung zentraler methodischer und inhaltlicher Bausteine einer Untersuchung, Beschreibung und vergleichenden Bewertung der Materialin-tensität der gebauten Umwelt. Die Grundprinzipien werden in unterschiedlichen räumlichen Bezugsebenen und Kontexten angewendet und ggfs. der Betrachtungsrahmen modifiziert. Er-gänzend dazu geht es um die Beschreibung grundsätzlicher steuerungsbezogener Aspekte bzw. die Herstellung von Bezügen zu planungsbezogenen Fragen (Deponieplanung, Flächen-nutzungsplanung). Das Modell wird einen eher generischen Charakter im Sinne stets kontext-bezogener Verfahrensschritten in Kombination mit Materialkennziffern haben. Damit ist eine Dreigliederung verbunden in einen inhaltlichen Strang (relevante Fragestellungen), einem me-thodischen Strang (methodische Zugänge) sowie die Berücksichtigung von Steuerungsaspek-ten z. B. im Kontext der transdisziplinären Forschung. Hier werden verstärkt auch international relevante Fragestellungen aufgegriffen. Zu letzteren zählen insbesondere Fragen zur Ressour-ceninanspruchnahme im Kontext von „urban-rural linkages“ (Programmperiode 2017-18). Zudem ist auszuloten, welche Anknüpfungspunkte handlungstheoretische Konzepte und die aktuelle Governance-Forschung für die Auseinandersetzung mit Handlungslogiken relevanter Akteure und den Transfer effizienzbezogener Erkenntnisse in die Praxis der Siedlungsentwick-lung bieten. Ziel ist die Identifizierung von Ansatzpunkten einer Steuerung mit Ausrichtung auf eine ressourceneffizientere Siedlungsentwicklung und des Transfers der Erkenntnisse (in-haltlich und methodisch). Diese governance-bezogenen Fragestellungen bieten auch Anknüp-fungspunkte für forschungsbereichsübergreifende Projektkooperationen im IÖR.

Wichtige Ausgangsbasis der vorgenannten Forschungsarbeiten ist die Verknüpfung ingenieur-wissenschaftlicher, wohnungswirtschaftlicher, raumwissenschaftlicher und gesellschaftswis-senschaftlicher Kompetenz in einem interdisziplinären Team. Innovation wird in der Erarbei-tung eines theoretisch-methodisch fundierten Verständnisses von Ressourceneffizienz für die

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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Raumwissenschaft in Abgrenzung von einem in der Raumplanung teilweise unreflektierten Begriff von Effizienz und als Basis für die internationale Diskussion gesehen. Es werden bisher wenig beachtete Sach- und Wirkungszusammenhänge zwischen Siedlungsentwicklung und Ressourceninanspruchnahme untersucht. Teilbetrachtungen u. a. für Energiewirtschaft, Bau-wirtschaft, Abfallwirtschaft, Wohnungswirtschaft und Stadtplanung orientieren auf den Trans-fer der Erkenntnisse. Die GIS-gestützte Erarbeitung wesentlicher Grundlagendaten zur Be-schreibung, Analyse typischer Siedlungsstrukturen – als Basis für Modellrechnungen – eröffnet zugleich eine deutliche Erweiterung der Analysemöglichkeiten und der Einbindung zusätzlicher raumbedeutender Informationen. Szenarien der Entwicklung von Siedlungsräumen werden mit Blick auf die Abschätzung zukünftiger ressourcenbezogener Effekte analysiert. In der grundlagenorientierten Forschung geht es neben methodisch ausgerichteten Arbeiten um die Weiterentwicklung des Effizienzkonzeptes in Richtung dynamischer Effizienz, die Prüfung von Anknüpfungspunkten zum Konzept der Resilienz sowie die Reflexion von Suffizienz- und Kon-sistenzkonzepten.

Angestrebte Ergebnisse und Meilensteine

2013-2014

Darstellung konzeptioneller Anknüpfungspunkte von Effizienzkonzepten zu Suffizienz- und Resilienz-Konzepten,

weitere Untersetzung und Präzisierung der regionalisierten Abschätzung der Wohngebäu-debestandsentwicklung in Deutschland bis 2050 unter Verwendung neuester Daten aus dem Zensus als Input für regionalisierte Materialflussanalysen,

Identifizierung von Potenzialen zur Ressourcenschonung und/oder Verbesserung von Um-weltqualitäten durch Simulation von möglichen Entwicklungsszenarien. Gebäudebezogene und stadtstrukturelle Typologien von Wohn-, Industrie- und Gewerbestrukturen unter Kombination mit GIS-gestützten Lupenbetrachtungen und statistischen Daten,

Abschätzung der Potenziale von ICT-gestützten Technologien für die Analyse, Messung und Überwachung von Siedlungsstrukturen in Bezug auf Ressourceneffizienz (Anknüpfung „Smart Cities“, halbautomatisierte Siedlungsstrukturelle Analyse hinsichtlich Effizienz und Umweltqualität),

Identifizierung von Schlüsselakteuren, deren Handlungslogiken hinsichtlich einer ressour-ceneffizienten Entwicklung von Siedlungsstrukturen,

Erstellung einer Datenbank zu ausgewählten Städten mit Basisdaten einschließlich ökono-mischer Kenngrößen zur Untersuchung ihrer Energie- und Materialeffizienz und als Grund-lage für die Weiterentwicklung der Data Envelopment Analyse.

2015-2016

Veränderung der Nutzungsanforderungen an den EFH-Bestand und Aussagen zur Struktur der gegenwärtigen und künftigen EFH-Nutzergruppen 2030 mit Ausblick auf 2060 und der damit verbunden Inanspruchnahmen (Flächen, Materialien, Energie),

Entwicklung einer Systematik für Nichtwohnbaustrukturen auf deren Grundlage differen-zierte Untersuchungen zu Teilstrukturen erfolgen können (z. B. Schulstandorte auf Flächen besonderer funktionaler Prägung etc.), und Erarbeitung eines Informations- und Daten-pools für die unterschiedlichen Elemente der Nichtwohnbaustrukturen,

formanalytische Untersuchungen zur Effizienz von Siedlungsstruktur – Innovative Indizes und Kenngrößen raumstruktureller Analysen von Siedlungen, u. a. für den IÖR-Monitor,

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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Bündelung, Strukturierung, Zusammenführung und Weitentwicklung konzeptioneller und methodischer Ansätze in einem siedlungsstrukturellen Ressourcenmodell zur Beschreibung und Bewertung des Aufwandes an natürlichen Ressourcen für die gebaute Umwelt sowie vergleichende Materialflussanalysen unterschiedlicher Verstädterungsformen,

Identifizierung von Schlüsselakteuren, deren Handlungslogiken und möglichen Steuerungs-ansätzen für eine verbesserte Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen,

Weiterentwicklung, Pilotanwendung und Evaluierung der Bewertungsansätze DEA und Mi-schungsmodell [hybrider Modelle?].

2017-2018 (Forschung)

Systematisierung von Gebäudebeständen und Nutzerpräferenzen, insbesondere für Einfa-milienhausbestände – Heterogenität, regionale/lokale Spezifika und Dynamiken, Szenarien und erste Lösungsansätze,

Vorausberechnungen zur Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung sowie zu Wohnungs-bestand und -nachfrage in Fallstudienuntersuchungen und mit großräumiger Perspektive (Bund/Länder, Deutschland Ost/West) – insbesondere mit Blick auf Implikationen für peri-phere Siedlungsräume und einen möglichen Siedlungsrückzug,

Entwicklung eines Verfahrens der Bottom-up-Materialflussanalyse für die gebaute Umwelt und Validierung des Ansatzes im internationalen Kontext,

Bereitstellung von Grundlagen und Methoden, für regionalisierte Materialflussanalysen der gebauten Umwelt in ausgewählten Ländern mit dynamischer Siedlungsentwicklung,

Ansätze und Instrumente zur integrierten Infrastruktur- und Siedlungsentwicklung periur-baner Gebiete im regionalen Kontext auch unter Beachtung sozioökonomischer Rahmen-bedingungen.

2017-2018 (Transfer)

Positionierung zur Entwicklung der Entsorgungswirtschaft in Richtung einer senken-orien-tierten Abfallwirtschaft,

Transferkonferenz „Entwicklungsdynamiken Einfamilienhausbestände“,

Bauwerksdatenbank/Online-Informationsportal zur Materialität der gebauten Umwelt,

Handreichungen für Kommunen, Wohnungspolitik und private Eigentümer: Umgang mit Veränderungen im Einfamilienhaussegment – Ansatzpunkte, Strategien, proaktive Instru-mente,

Ressourceneffiziente Siedlungsentwicklung – Informationen, Methoden, Konzepte zur Un-terstützung von Raumplanungsaufgaben.

Veröffentlichungen von Ergebnissen des Forschungsbereichs werden insbesondere in den Zeit-schriften Journal of Industrial Ecology, Environmental Indicators, Environment and Planning B, Ressources, DISP, Building Research & Information und Journal of housing and the built en-vironment angestrebt.

Kooperationen

Institutsintern arbeitet der FB E bereichsübergreifend eng mit dem FB M und dem FB R an der Weiterentwicklung eines Stadtstrukturtypenansatzes zusammen. FB E und FB R beabsichtigen den Aufbau einer gemeinsamen Bauwerksdatenbank. Die quantitative Bestimmung verschie-dener Nutzungsklassen von Nichtwohngebäuden wird gemeinsam mit dem FB M vorangetrie-

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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ben. Die Grundlagenarbeiten zu Industrie- und Gewerbestrukturen und möglicher Musterer-kennung werden Ansätze für die automatisierte Erkennung von Siedlungsstrukturen im FB M liefern und Forschungen zu resilienten Infrastrukturen schließen Fragen zur Vulnerabilität aus FB R mit ein. Gleichzeitig profitiert der FB E von den Weiterentwicklungen der automatischen Siedlungsstrukturerkennung des FB M und nutzt SEMENTA® in verschiedenen eigenen Pro-jekten. Mit dem FB L und FB M werden Diskussionen zu Kompaktheit und Effizienz im Zusam-menhang stadtökologischer Fragestellungen bearbeitet. Die Ressourcenschonungspotenziale werden mit landschaftsökologischen Bewertungen im FB L gekoppelt (Problematik von Roh-stoffabbaugebieten und Deponien). Der Fachaustausch bei der Bewertung von Flächenleis-tungen aus ökologischer Perspektive mit dem FB L wird weiter gepflegt und in einem gemein-samen BMBF-Projekt (Vietnam) bzw. auch weiteren Aktivitäten (chinesisch-deutsche Fachta-gung) mit internationaler Perspektive ausgebaut. Mit FB W (ehemals S) konnten enge Koope-rationen zur Analyse der siedlungsstrukturellen Entwicklung in Indien aufgebaut werden (Mo-bilität, Ökonomie). Vertreter des FB E arbeiten auch an forschungsbereichsübergreifenden In-stitutsprojekten mit und bringen ihre baufachliche Kompetenz ein. Die Befassung mit Gover-nance-Fragen auf dem Weg zu ressourceneffizienteren Siedlungsstrukturen erfolgt insbeson-dere durch die Kooperation im Rahmen der Transformationsforschung des IÖR.

Die beschriebenen Forschungsfragen werden teils in unmittelbarer Projektkooperation extern vernetzt, in jedem Fall im Wissen um die Forschung an anderen Forschungseinrichtungen durchgeführt. Als unmittelbare Kooperationspartner sind zu nennen: das ILS zu Fragen der Einfamilienhausentwicklung und Fragen der Mobilität, das IRS im Zusammenhang mit dem WGL Forschungsverbund Energiewende, das ZEW Mannheim zu immobilienwirtschaftlichen und umweltökonomischen Fragen, Intecus Dresden im Kontext der Keislaufwirtschaftsfragen, das Wuppertal Institut im Themenfeld der Materialflussanalysen, die Universität Hanoi, die Universität Ankara und die School of Planning and Architecture (Delhi/Bhopal) als Partner der Internationalisierung und internationaler Fallbeispiele zur ressourcenschonenden Siedlungsent-wicklung, die HCU Hamburg und die TU Dresden im Zusammenhang mit der Effizienz und Zukunft technischer Infrastrukturen. Vernetzt ist die Arbeit des FB E über die International Society of Industrial Ecology (ISIE) und über die Section Sustainable Urban Systems (SUS) in die community des „material flow accounting“, über das ENHR zu Fragen der Wohnungs-märkte. Darüber hinaus sind zahlreiche persönliche Kontakte zu relevanten Instituten an deut-schen und internationalen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu nennen, so zur TU Wien, Nagoya University Japan, Norwegian University of Science and Technology, Dutch Re-search Institute For Transitions, Universität Leeds (Großbritannien), Universität Hanoi und zur Universität Ankara.

Beratung und Transfer

Zentrale Transfer-Aufgaben des FB E liegen in der Vermittlung von Informationen zu Ressour-cenimplikationen der Siedlungsentwicklung durch die Erarbeitung von Grundlagenwissen, Sze-narien und Handlungsempfehlungen für Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftliche Akteure sowie als Beitrag zur internationalen Diskussion zu Megatrends in der Stadtentwicklung. Der Forschungsschwerpunkt wird durch Theorie- und Methodenbildung, Erkenntnisse über Sach- und Wirkungszusammenhänge für die Formulierung normativer Handlungsgrundlagen sowie die Ausgestaltung von Instrumenten, Verfahren und Softwaretools Beiträge zu einer for-schungsbasierten Beratung leisten. Die Forschungsergebnisse richten sich – je nach raumstruk-tureller Betrachtungsebene – an die Bundespolitik (BMU, BMVBS), die Landespolitik (z. B. Energieeffizienzzentren, Informationen im Vorfeld von Förderpolitiken), Verbände (z. B. der Wohnungswirtschaft, Bauwirtschaft, der Recyclingwirtschaft, DSTGB), an die Kommunalpla-

Forschungsprogramm 2013-18 – Ressourceneffizienz von Siedlungsstrukturen (FB E)

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nung (Stadtplanungsämter), Ver- und Entsorger (Abwasser, Trinkwasser, Energie) und vor al-lem an die Wissenschaft und die wissenschaftlich interessierten Praktiker der Stadtentwicklung und des Bauwesens. Mit dem Aufbau einer Bauwerksdatenbank ist auch ein Internetauftritt verbunden, der Externen die Nutzung teilaggregierter synthetischer Gebäudetypen für die Modellierung der gebauten Umwelt gestattet.

Perspektiven der Forschung

Eine ressourceneffiziente Entwicklung von Siedlungsstrukturen bleibt angesichts der annähern-den Verdopplung der städtischen Bevölkerung bis 2050 von ca. 3,9 Milliarden 2015 auf 6,3 Milliarden eine gewaltige Herausforderung. In mittelfristiger Perspektive geht es deshalb um Fragen der Phänomene, Ursachen und Folgen starker Urbanisierungsprozesse, um Strate-gien zur Abmilderung des Drucks auf Städte, auch unter Beachtung infrastruktureller Effizienz. Kurzfristige Forschungsaufgaben zielen auf die Internationalisierung vorliegender Methoden und Wissensgrundlagen. Hierbei geht es u. a. um Fragen der Validierung des bottom-up MFA-Ansatzes und dessen Erweiterung in Bezug um Elemente zur Quantifizierung von closed loops im Bauwesen. Denkbar ist vor dem Hintergrund eines u. a. durch die Niedrigzinspolitik befeu-erten Baubooms auch eine erneute Erhebung von Innenentwicklungspotenzialen. Planungs-orientierte regionale Materialflussanalysen im Kontext von Urbanisierung (Beispiel Hanoi und Hinterland) und Ressourceneffekte von Urbanisierungsmustern (Beispiel Neu Delhi und Hin-terland) stehen bis 2018 im Fokus. Zudem wird die Forschung zu Ländern in Stagnation und Überalterung fortgeführt: Nachfrageentwicklungen, neue Nutzerpräferenzen, Fragen der res-sourceneffizienten Transformation des Bestandes sowie der Nutzung anthropogener Ressour-cen.

Forschungsprogramm 2013-18 – Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R)

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2.3 Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R)

Problemstellung

Naturgefahren und die Auswirkungen des Klimawandels stellen eine weiterhin wachsende Herausforderung für Städte und Regionen dar. So treten in vielen Regionen der Welt in den letzten Jahrzehnten gehäuft spezifische Naturereignisse bzw. Wetterextreme auf, deren Wir-kungsmechanismen nicht selten auf den Klimawandel zurückgeführt werden können (Munich Re 2012, IPCC 2014). Darüber hinausgehen wissenschaftliche Projektionen zum zukünftigen Verlauf des Klimawandels für die kommenden Jahrzehnte von einem Fortschreiten, teilweise auch von einer Beschleunigung, dieser Veränderungsprozesse aus (IPCC 2013). Zu den Kon-sequenzen dieser Umweltrisiken zählen aktuelle Natur- und Schadensereignisse wie etwa die Juni-Flut 2013 in Mitteleuropa, verschiedene Hagel- und Starkregenereignisse 2013/14 in Deutschland, der Wintersturm Niklas 2014 in West- und Mitteleuropa sowie das Flutereignis in Yorkshire 2015. Als negative Konsequenzen solcher Umweltrisiken sind einerseits die Be-drohung von Leib und Leben der Bevölkerung und anderseits Verluste an Sach- und Vermö-genswerten sowie Wertschöpfungsverluste zu verzeichnen. Da auch Einschränkungen der Umwelt- und Lebensqualität für die Bevölkerung auftreten, gehören die Analyse und das Ma-nagement von Umweltrisiken zu den wichtigen Zielen einer nachhaltigen Entwicklung von Städten und Regionen, indem deren Vulnerabilität verringert und deren Resilienz gegenüber Umwelteinwirkungen gestärkt wird.

Aufgrund der beschriebenen Erkenntnisse findet das Forschungsfeld der Analyse und Bewer-tung von Umweltrisiken derzeit besondere Beachtung in der nationalen und internationalen Strategiediskussion. So thematisiert das „Sendai-Framework 2015-2030“ der Vereinten Nati-onen die Reduzierung durch Umwelteinwirkungen hervorgerufener Risiken, die Vermeidung neuer Risiken sowie die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit betroffener Menschen und Insti-tutionen. Die Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels sowie die verbesserte Resili-enz von Städten und Siedlungen gegenüber Umwelteinwirkungen wurden von den Vereinten Nationen sowohl in den Zielen der „2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung“ als auch in der Themensetzung der „Habitat III“-Konferenz 2016 hervorgehoben. Auch auf nationaler Ebene zählen die Entwicklung von Resilienz- und Anpassungsstrategien sowie die Analyse und der Umbau von Stadt- und Siedlungsräumen zu den strategischen Leitthemen der zukünftigen Stadtentwicklung (NPZ 2015). Somit bedarf es zukünftig neben dem bereits verbreiteten Fo-kus auf der Beschreibung naturhaushaltlicher Prozesse auch eines deutlichen Erkenntnisge-winns über gesellschaftliche und naturräumliche Vulnerabilität (UBA-Vulnerabilitätsstudie Deutschland 2015), die Entstehung von Risiken in Mensch-Umwelt-Systemen sowie Steue-rungsmöglichkeiten für die Akteure der Stadt- und Regionalentwicklung.

Ziele

Der Forschungsbereich „Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung“ (FB R) befasst sich mit der Analyse und Bewertung von Umweltrisiken, welche durch Naturgefahren und den Klimawandel hervorgerufen werden, für typische Rezeptoren der Raumentwicklung. Dabei wird die Forschung auf thermische und hygrische Umwelteinwirkungen, wie etwa Hochwas-ser, Starkregen, Sommerhitze oder Hagel, sowie typische Rezeptoren des urbanen Raumes, wie Gebäude, Siedlungen und Infrastrukturen, fokussieren. Der FB R wird insbesondere:

die Vulnerabilität von Gebäuden, Städten und Regionen gegenüber ausgewählten Einwir-kungen aus der Umwelt und anthropogenen Umweltbelastungen sowie die daraus resul-tierenden Risiken mittels ingenieur- bzw. umweltwissenschaftlicher Methoden analysieren,

Forschungsprogramm 2013-18 – Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R)

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diesbezügliche Risiken, einschließlich der Wirkungen von Maßnahmen zur Risikoreduktion, für verschiedene Akteure raumbezogen modellieren und visualisieren,

Strategien des Risikomanagements und der Risiko-Governance sowie

Regelungsvorschläge für rechtliche Instrumente der Risikovorsorge untersuchen und ent-wickeln.

In diesem Zusammenhang werden sowohl Wirkungszusammenhänge und Wirkungsketten als auch zukünftige Entwicklungen und zu erwartende Bandbreiten von Umwelteinwirkungen thematisiert. Weiterhin wird die Einbeziehung der diesbezüglichen Erkenntnisse in die Aufga-ben der formellen und informellen planerischen Steuerung untersucht.

Zum Stand der Forschung

In der Wissenschaft sind mit dem Begriff Risiko unterschiedliche disziplinäre und thematische Konzepte verbunden (vgl. WBGU 1999, Weichhart 2007, Renn 2008, Schanze/ Daschkeit 2013). In den Umweltwissenschaften im Allgemeinen und in der Naturgefahrenforschung im Besonderen werden unter Risiko verbreitet die Folgen (von Entscheidungen) verstanden, die als negativ eingestuft werden und durch Unsicherheit gekennzeichnet sind (vgl. WBGU, 1999). In den zurückliegenden Jahren ist ein Konzept hinzugekommen, das Risiko als die Kom-bination von Gefahr (hazard) und Vulnerabilität (vulnerability) versteht (Amman 2006 Sa-muels et al. 2009). Die Gefahr beschreibt dabei die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen mit einer definierten Ausprägung, die Vulnerabilität den Wert bzw. die Funktion, die Empfindlich-keit und die Bewältigungskapazität eines Rezeptors (Schanze 2009). Ein Risiko tritt dann auf, wenn Subjekte, Objekte oder Systeme, die gegenüber einer Gefahr vulnerabel sind, dieser Gefahr exponiert werden (vgl. z. B. Samuels et al. 2009).

Analog zur probabilistischen Gefahr können auch Einwirkungen, deren Ausmaß und Verlauf wie bei den allmählichen Klimaänderungen unsicher ist, in den Zusammenhang mit der Vul-nerabilität gestellt werden. Vor diesem Hintergrund kann in der Klimafolgenforschung ver-mehrt auch eine Bezugnahme auf einen erweiterten Risikobegriff der Naturgefahrenforschung beobachtet werden (vgl. IPCC 2012, Schanze/Daschkeit 2013). Letzterer hat sich mittlerweile auch in den neueren Instrumenten der europäischen Umweltpolitik niedergeschlagen.

Während die Beschreibung der Gefahren bzw. möglicher Einwirkungen einen besonderen Schwerpunkt in der umweltwissenschaftlichen Forschung darstellt, sind Untersuchungen der gesellschaftlichen und zum Teil auch der naturräumlichen Vulnerabilität und Risiken bisher noch wenig etabliert. Dies gilt insbesondere für raumbezogene und ganzheitliche Ansätze, die für Städte und Regionen als Planungsgrundlage nutzbar wären (vgl. Hall 2009). Einzelne Ar-beiten erlauben eine Abschätzung der Vulnerabilität auf der Ebene von Landnutzungs- bzw. Flächennutzungsklassen. Außerdem sind nutzungsabhängige Vulnerabilitätsindikatoren kon-zipiert worden (Birkmann et al. 2011).

Neben der Abbildung der Wirkungszusammenhänge von Umweltrisiken kommt dem Umgang mit den Unsicherheiten der zukünftigen Entwicklung eine wichtige Rolle zu. Definitionsgemäß handelt es sich bei Risiken um prospektive Phänomene. Deren Antizipation ist zwangsläufig durch Unsicherheiten gekennzeichnet. Zwei Formen der Unsicherheit sind für die Risikoab-schätzung besonders relevant, die inhärente (aleatorische) und die erkenntnistheoretische (epistemologische) Unsicherheit (vgl. Hall 2003, Schanze 2009). Die inhärente Unsicherheit resultiert aus der Komplexität von Systemen und dem damit verbundenen beschränkten Wis-sen, welche eine Vorhersage der Entwicklung der Systeme ausschließt. Die Ursache für die erkenntnistheoretische Unsicherheit liegt in der begrenzten Abbildbarkeit von bekannten Wir-kungszusammenhängen durch Daten, Methoden und Modelle.

Forschungsprogramm 2013-18 – Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R)

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Für die Steuerung sind außer der physisch-wirkungsanalytischen Betrachtung von Risiken aus der Warte der Natur- und Ingenieurwissenschaften auch einige handlungsorientierte Risiko-konzepte von Bedeutung. Im Hinblick auf die Bewertung von Risiken gehört hierzu die nor-mative Unterscheidung zwischen einem (nachteiligen) „Risiko“ und einer (vorteilhaften) „Chance“ (z. B. Weichhart 2007). Außerdem ist die rechtswissenschaftliche Abgrenzung der Gefahrenabwehr vom Restrisiko im Sinne einer Maßnahmenschwelle zu berücksichtigen (z. B. Scherzberg 1993, 484, 491; Di Fabio 1994, 111). Insofern sind bei der raumwissenschaftlichen Risikoforschung auch Bezüge zwischen verschiedenen Risikokonzepten von Interesse (Schanze/Daschkeit 2013).

Der Umgang mit negativ eingestuften Wirkungen und deren Unsicherheiten ist für die Um-welt- und Raumentwicklung keinesfalls neu. Allerdings ergeben sich durch die Vielschichtigkeit und Multiskaligkeit der Wirkungszusammenhänge, das Ausmaß der Unsicherheiten gerade in Bezug auf den Klimawandel und die Notwendigkeit zur umfassenden Risikobewertung spezi-elle Herausforderungen. Lokalen und regionalen Entscheidungsträgern stehen dazu bislang noch nicht die notwendigen Erkenntnisse, ein geeignetes Methodenrepertoire sowie wirksame Instrumente der Risikovorsorge und Empfehlungen für erfolgreiche Strategien des Risikoma-nagements zur Verfügung. So fehlen einerseits vielfach der Zugang zu den erforderlichen Da-ten über geeignete Geodateninfrastrukturen einschließlich der nutzungsrechtlichen Vorausset-zungen, die Methoden für eine partizipative und zugleich wissenschaftlich fundierten Voraus-schau zukünftiger Entwicklungen, evidenzbasierte und steuerungsrelevante Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen sowie die praxisrelevante Zusammenführung, Aufbereitung und Nutzbar-keit der Erkenntnisse (z. B. Rajabifard et al. 2002, Wolfram/Vogel 2012). Andererseits liegen aus der sozialwissenschaftlichen Forschung zum Umgang mit Umweltrisiken, der zunehmend mit dem Begriff „Risiko Governance“ zusammengefasst wird, noch wenige empirisch fun-dierte, hinreichend konkrete und für die Praxis verwertbare Erkenntnisse zur Ausgestaltung von Managementprozessen sowie zur Gestaltung der Zusammenarbeit von öffentlichen, pri-vaten und intermediären Akteuren sowie zur Weiterentwicklung von Netzwerkstrukturen vor (vgl. Hutter 2013 und 2016). Letzteres gilt insbesondere für die Vorsorge gegenüber seltenen und ggf. überraschenden Ereignissen (Hutter 2016, Hutter/Schinke 2016).

Vor diesem Hintergrund befasste sich der Forschungsbereich intensiv mit der Beschreibung, Bewertung und Steuerung von Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung, indem auf der Grundlage eines disziplinübergreifenden Rahmenkonzeptes unter anderem Methoden für eine Analyse der Vulnerabilität von Städten und Regionen mit einer Auflösung bis zu ein-zelnen Gebäuden entwickelt wurden. Das Hauptaugenmerk lag dabei zunächst auf der Vul-nerabilität gegenüber langsam fließendem Hochwasser an Flüssen (Neubert 2015, Neubert et al. 2016) und gegenüber hoch anstehendem Grundwasser (u. a. Schinke et al. 2012). Die Be-funde ingenieurwissenschaftlicher Untersuchungen (Golz, Schinke/Naumann 2015, Golz et al. 2015, Naumann, Golz/Schinke 2015) konnten in leistungsfähige GIS-basierte Schadenssimu-lationsmodelle überführt werden, mit denen mittlerweile auch die Wirkungen von Bauvorsor-gemaßnahmen simulierbar sind. Darüber hinaus wurden gebäude- und siedlungsspezifische Analysen zu veränderten Einwirkungen infolge des Klimawandels, wie etwa Sommerhitze oder Starkniederschlag (Nikolowski et al. 2013, Fahrion et al., 2012), sowie Methoden zur diesbe-züglichen Verletzbarkeitsanalyse von Gebäuden (Naumann et al. 2013) erarbeitet.

Die Ergebnisse der Vulnerabilitätsanalysen sind in die Entwicklung einer Szenario-Methodik als kombiniert qualitativer und quantitativer Ansatz (vgl. Alcamo 2008) für die regionale Abschät-zung der Risiken und Chancen des Klimawandels eingeflossen (Schanze/Sauer 2011, Schanze et al. 2012). Außer der Systemanalyse umfasst der Ansatz die Formulierung und Parametrisie-rung von praxisrelevanten Szenarien und Handlungsalternativen sowie deren Analyse und Be-wertung ex ante. Zur Gewährleistung einer Verwertbarkeit durch die Akteure der Stadt- und

Forschungsprogramm 2013-18 – Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R)

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Regionalentwicklung wurden webbasierte raumbezogene Entscheidungsunterstützungswerk-zeuge konzipiert.

Im Hinblick auf den Umgang mit Hochwasserrisiken und deren Unsicherheiten liegen Erkennt-nisse über die Wirksamkeit neuer formeller Planungsinstrumente wie der wasserrechtlichen Ausgleichsregelung vor. Zugleich ist der Bedarf für eine neue Risikodogmatik im nationalen Recht im Verhältnis zu aktuellen unionalen Rechtsentwicklungen ermittelt worden (Jae-ckel/Janssen 2012).

Nicht zuletzt wurden zentrale Faktoren für ein konzeptionelles Prozessmodell für die erweiterte Berücksichtigung von Umweltrisiken beim Risikomanagement sowie Erfolgsfaktoren für eine effektive, effiziente und robuste Risikoreduktion identifiziert. Daraus sind Aussagen zu strate-gischen Optionen und Hypothesen zum Zusammenhang der Faktoren und zu den Erfolgsfak-toren abgeleitet worden (Hutter 2016). Zunehmend treten auch Fragen der Risikovorsorge im Zusammenhang mit Ansätzen des Krisenmanagements in Städten und Regionen in den Vor-dergrund.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Diskussion des Konzeptes der Resilienz (vgl. z. B. Folke 2006) wurde außerdem damit begonnen, dessen Bedeutung für die raumwissenschaftliche Risikoforschung zu analysieren. Neben einer Einbeziehung in die Abbildung von Risikosyste-men erscheint es gerade im Hinblick auf die Kapazitäten für den Umgang mit dem Unerwar-teten Erklärungs- und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen (Christianson et al. 2009, Obrist et al. 2010).

Forschungsfragen

Im Programmzeitraum 2013-2016 werden für Umweltrisiken in Bezug auf ausgewählte Na-turgefahren, mögliche Einwirkungen durch den Klimawandel und anthropogene Umweltbe-lastungen in nationalen und internationalen Untersuchungsgebieten vier übergeordnete For-schungsfragen bearbeitet:

1. Inwieweit können die vorliegenden Vulnerabilitätsanalysen für weitere Einwirkungsarten und Rezeptoren weiterentwickelt werden?

2. Wie können Risiken für verschiedene Einwirkungsarten, Rezeptoren und Skalen einschließ-lich der Wirkungen von Vorsorgeoptionen raumbezogen modelliert werden?

3. Wie laufen Prozesse der Strategieentwicklung beim Risikomanagement ab und welche Er-folgsbedingungen sind insbesondere für den Umgang mit seltenen und in hohem Maße unsicheren Ereignissen von Bedeutung?

4. Welche Planungsansätze lassen sich für die Handhabung von Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung ableiten und wie können diese insbesondere für Instrumente der Raum- und Umweltplanung rechtlich operationalisiert werden?

Für den Programmzeitraum 2017/18 werden die Arbeitsschwerpunkte im FB R unter folgen-der Leitfrage zusammengefasst:

Wie können raumbezogene Vulnerabilitäts- bzw. Risikoanalysen die Resilienz von Gebäuden, Siedlungen und Infrastrukturen im Hinblick auf hygrische und thermische Umwelteinwirkun-gen bewerten und verbessern sowie zur Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen und von Instrumenten der Raum- und Umweltplanung beitragen?

Den durch die Forschungsfragen beschriebenen Arbeitsschwerpunkten liegen folgende über-geordnete Hypothesen zu Grunde:

Forschungsprogramm 2013-18 – Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung (FB R)

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Die objektbezogenen Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen aus der Hochwasserrisikofor-schung lassen sich in modifizierter Form auch für weitere Einwirkungsarten (u. a. des Kli-mawandels), Rezeptoren (Gebäude, Infrastrukturen, Funktionen und weitere Landnutzun-gen) und mit einer skalenspezifischen Auflösung einsetzen.

Die räumliche Modellierung von Vulnerabilitäten bzw. Risiken lässt sich für weitere Einwir-kungsarten und Rezeptoren sowie für die Simulation der Wirkungen von Vorsorgeoptionen erweitern.

Prozesse der Strategieentwicklung mit hohen Erfolgschancen beim Risikomanagement hän-gen von Netzwerken ab, die lernorientierte Netzwerkstrukturen einerseits mit entschei-dungs- und umsetzungsorientierten Netzwerkstrukturen andererseits kombinieren. Hier müssen weitere Faktoren der Strategieentwicklung (z. B. spezifische institutionelle Faktoren und Ressourcen) hinzukommen.

Szenario-basierte Planungs- und Bewertungsansätze zur Abbildung von Risiken und Risi-kosystemen können für die praktische Handhabung von Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung operationalisiert, technisch aufbereitet sowie durch Weiterentwick-lungen des Umwelt- und Planungsrechts für Instrumente der Raum- und Umweltplanung genutzt werden.

Arbeitsplan und Methodik

Zur Strukturierung des Forschungsfeldes dient dem Forschungsbereich eine Forschungskon-zeption, welche die Vulnerabilität und Risiken von Städten und Regionen durch Naturgefah-ren, den Klimawandel und anthropogene Umweltveränderungen in den Kontext von Strate-gien von Risikomanagement und Risiko-Governance sowie gesellschaftlicher Steuerung durch rechtliche und planerische Instrumente der Risikovorsorge stellt.

Im Einzelnen werden dazu zunächst die physischen Wirkungszusammenhänge nach den Um-welteinwirkungen, -gefahren oder anthropogenen Umweltveränderungen sowie der Vulnera-bilität analysiert. Danach erfolgt eine Analyse und Bewertung von Risikosystemen, also den Mensch-Umwelt-Systemen, für die die Wirkungszusammenhänge mit ihrer Unsicherheit un-tersucht werden. Die Erkenntnisse über diese Risikosysteme werden mit Blick auf die gesell-schaftliche Steuerung in Form von Risiko-Indikatoren vor allem für den IÖR-Monitor aufbe-reitet, um sie für die Akteure des Risikomanagements unmittelbar nutzbar zu machen.

Darauf aufbauend geht es um eine vorausschauende Betrachtung von Prozessen in Natur und Gesellschaft, welche für die zukünftige Entwicklung der untersuchten Risikosysteme von Be-deutung sind. In diesem Zusammenhang werden auch Interventionsmöglichkeiten zur Risiko-reduzierung in die Analysen einbezogen und bewertet.

Der gesellschaftliche Umgang mit den gegenwärtigen und zukünftigen Umweltrisiken wird anschließend aus einer planungs- und rechtswissenschaftlichen Perspektive untersucht. Einer-seits stehen rechtliche und planerische Instrumente und Verfahren der Risikovorsorge im Vor-dergrund. Andererseits werden die Strategien und Netzwerkstrukturen des Risikomanage-ments der relevanten Akteure bzw. der Risiko-Governance betrachtet.

Die Untersuchungen im Programmzeitraum basieren auf zahlreichen IÖR- und drittmittelfi-nanzierten Vorhaben der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung. Hierzu gehö-ren auch Dissertationsprojekte. Jedes dieser Vorhaben leistet einen spezifischen Beitrag zur Beantwortung der übergeordneten Forschungsfragen.

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Zu Forschungsfrage 1: Inwieweit können die vorliegenden Vulnerabilitätsanalysen für wei-tere Einwirkungsarten und Rezeptoren weiterentwickelt werden?

Im Mittelpunkt der Arbeiten steht erstens die Beschreibung der Vulnerabilität von Gebäuden gegenüber den Einwirkungen durch die klimatischen Faktoren Überflutung, Starkregen, Ha-gel, Sommerhitze und Sturm. Dazu werden die empirischen Befunde über die Verletzbarkeit von Gebäuden mit ihren Baukonstruktionen aus der Modellregion Dresden ausgewertet. Auf dieser Grundlage wird untersucht, unter welchen Bedingungen eine synthetische Scha-densanalyse neben Überflutungen auch für andere Einwirkungen ex ante qualitätsgerecht um-gesetzt werden kann. Dabei fließen einwirkungsspezifische Kennwerte wie Testreferenzjahr, Bemessungsregenspende oder Hagelkorngröße, die Erfassung abgelaufener Schadensereig-nisse mit den beobachteten Schadensmechanismen sowie die aktuellen Vorgaben in Normen, Planungs- und Bemessungsalgorithmen ein. Die Arbeiten werden unterstützt durch eine Dis-sertation zur Verletzbarkeit von Gebäuden und Baukonstruktionen gegenüber Wasser und Feuchtigkeit infolge definierter Umwelteinwirkungen sowie eine Dissertation zu baukonstruk-tiven Möglichkeiten zur Verringerung der Schadensanfälligkeit von ausgewählten Außen-wandkonstruktionen gegenüber Hochwassereinwirkung sowie eine assoziierte externe Disser-tation (IPSWaT) zu einer Methodik für eine räumlich hoch auflösende Analyse der physischen Vulnerabilität von Gebäuden gegenüber Hochwasser auf der Skala großer Flussgebiete unter Einbeziehung eines kolumbianischen Einzugsgebiets.

Zu Forschungsfrage 2: Wie können Risiken für verschiedene Einwirkungsarten, Rezeptoren und Skalen einschließlich der Wirkungen von Vorsorgeoptionen raumbezogen modelliert werden?

Im Rahmen von gesamträumlich integrativen Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen auf der Ebene von Stadtregionen werden ausgewählte einwirkungsspezifische Wirkungszusammen-hänge zwischen klimatischen Faktoren und biophysischen, gesellschaftlichen und naturhaus-haltlichen Rezeptoren aus einem ganzheitlichen Zugang beschrieben und in ein methodisches Konzept für eine gekoppelte Modellierung überführt. Mit diesen Erkenntnissen erfolgt eine systematische Entwicklung des Integrated Spatial Vulnerability and Risk Assessment Tool (IVART), das aus den Schadenssimulationsmodellen HOWAD, GRUWAD und HOWAD-Pre-vent zunächst für die Simulation von Hochwasserschäden erstellt worden ist. Dieses Modell wird für die Abbildung einiger der zuvor genannten Einwirkungen auf Gebäude und ausge-wählte naturhaushaltliche Rezeptoren (z. B. Schäden an Vegetationsbeständen durch Überflu-tung, Trockenheit etc.) kontinuierlich ausgebaut. Weiterhin sind Arbeiten zum Einfluss von Raumnutzungen u. a. auf die Verursachung bzw. Verschärfung der Risiken verursachenden Umwelteinwirkungen vorgesehen. Das Ziel liegt hier in einer genauen Abschätzung der zu Grunde liegenden Prozesse als Ansatzpunkt für eine zielgerichtete planerische Steuerung.

Zu Forschungsfrage 3: Wie laufen Prozesse der Strategieentwicklung beim Risikomanage-ment ab und welche Erfolgsbedingungen sind insbesondere für den Umgang mit seltenen und in hohem Maße unsicheren Ereignissen von Bedeutung?

Die Forschung zum Risikomanagement richtet sich im Programmzeitraum auf die Fortführung und Auswertung von empirischen Arbeiten in der Modellregion Dresden. Daran schließt sich eine theoretisch orientierte Auswahl von Variablen für die deskriptive Analyse regionaler ziel-gerichteter Netzwerke an. Außerdem sind Untersuchungen zum Lernen von seltenen Ereignis-sen und zur Vorbereitung auf überraschende Ereignisse vorgesehen (grundlagenorientierte Forschung). Im Rahmen zweier Dissertationen (DLGS) wird vertiefend auf Fragen der Resilienz bei Strategien des Hochwasserrisikomanagements sowie auf die Rolle von Versicherungen bei der Reduzierung von Schäden durch Umwelteinwirkungen, jeweils anhand von Beispielen in Ghana, eingegangen.

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Zu Forschungsfrage 4: Welche Planungsansätze lassen sich für die Handhabung der Unsicher-heiten von Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung ableiten und wie können diese für Instrumente der Raum- und Umweltplanung methodisch und rechtlich operationa-lisiert werden?

Die Erprobung der im Forschungsbereich entwickelten Szenario-Methodik wird im Pro-grammzeitraum fortgeführt. Ziel der Methodik ist insbesondere eine Unterstützung von Akt-euren der Stadt- und Regionalentwicklung bei einer konsistenten Einbeziehung der Zukunft in Planungsentscheidungen sowie die inhaltliche, zeitliche und räumliche Konkretisierung der re-sultierenden Umweltrisiken unter diskreter Angabe der Unsicherheiten (z. B. Bandbreiten, Ro-bustheit von Maßnahmen). Die Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen sind hierfür eine maßgeb-liche Grundlage.

Für die gesellschaftliche Risikovorsorge wird untersucht, inwieweit die Ergebnisse von szena-riobasierten Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen in Planungsprozessen genutzt werden kön-nen. Hierzu werden raum- und fachplanerische Handlungsoptionen zur Anpassung der Sied-lungs- und Infrastrukturen an den Klimawandel untersucht. Außerdem werden rechtswissen-schaftliche Arbeiten durchgeführt, welche die Potenziale von Instrumenten des Hochwasser-schutzes, z. B. von Hochwasserentstehungsgebieten, sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Berücksichtigung von alternativen Szenarios im Umwelt- und Planungsrecht, insbesondere im Hinblick auf die Klimaanpassung, eruieren und ggf. Vorschläge für deren Weiterentwick-lung entwickeln. Und nicht zuletzt erfolgt eine Analyse der umwelt- und planungsrechtlichen Potenziale für einen Siedlungsrückzug aufgrund der Folgen des Klimawandels.

Die Ergebnisse zu den vier Forschungsfragen werden im Forschungsbereich fortlaufend im Hinblick auf übergreifende Erkenntnisse und Zugänge ausgewertet und reflektiert. Dies er-möglicht eine schrittweise Erweiterung der vorliegenden Rahmenkonzeption zum Umgang mit Risiken durch Hochwasser und ausgewählte Einwirkungen des Klimawandels zu einem umfas-senden Konzept für den Umgang mit Umweltrisiken in der Stadt- und Regionalentwicklung. In der weiteren Forschungsarbeit geht es insbesondere um die gesamträumlich-integrative Be-schreibbarkeit verschiedener Vulnerabilitäten und Risiken auf der stadtregionalen Ebene, die grundsätzliche Verwertbarkeit der Erkenntnisse der Risikoforschung durch die Akteure der Stadt- und Regionalentwicklung sowie die Möglichkeiten für eine Handhabung der vielschich-tigen Wirkungszusammenhänge und unterschiedlichen Unsicherheiten bei der Weiterentwick-lung der rechtlichen Instrumente und der Ausgestaltung von Prozessen des Risikomanage-ments. Auf der Basis dieser theoretischen Befunde werden die übergeordneten Hypothesen des Forschungsbereichs geprüft.

Angestrebte Ergebnisse und Meilensteine

Durch die im Programmzeitraum 2013-2018 vorgesehenen Untersuchungen werden folgende Ergebnisse und Meilensteine angestrebt:

2013-2014

Vorlage eines methodischen Konzepts zur integrierten Abschätzung ausgewählter Risiken des Klimawandels in stadtregionalen Mensch-Umwelt-Systemen,

Dokumentation der Verletzbarkeit von charakteristischen Gebäudetypen gegenüber we-sentlichen Einwirkungen durch Überflutung, Sommerhitze, Starkregen und Hagel,

Vorlage eines Konzepts für ein GIS-basiertes Wirkmodell zur Abschätzung mehrerer ausge-wählter Auswirkungen von Naturgefahren und des Klimawandels sowie der Wirkungen von Vorsorgemaßnahmen,

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erste Indikatoren für die Berücksichtigung von Umweltrisiken im IÖR-Monitor der Sied-lungs- und Freiraumentwicklung (in Zusammenarbeit mit dem FB M),

Bereitstellung einer Konzeption sowie eines technologieintegrierenden Prototyps für ein webbasiertes und raumbezogenes Entscheidungsunterstützungswerkzeug zur Abfrage und Nutzung von Informationen zu ausgewählten Umweltrisiken des Klimawandels (am Beispiel des Freistaates Sachsen),

erweiterte Aussagen über den Regelungsbedarf zum Umgang mit den Folgen des Klima-wandels im Fach- und Planungsrecht

Darstellung eines regionalen Prozessmodells für das Management von Umweltrisiken unter besonderer Berücksichtigung „regionaler zielgerichteter Netzwerke zur Reduktion von Um-weltrisiken“ sowie von Erfolgsfaktoren für eine effektive Risikoreduktion.

2015-2016

Dokumentation der Abbildbarkeit von Schadensmechanismen für die Einwirkungen Som-merhitze, Starkregen und Hagel in ereignisspezifischen Schadensfunktionen,

Vorlage eines GIS-basierten Wirkmodells zur Abschätzung mehrerer ausgewählter Auswir-kungen von Naturgefahren und des Klimawandels,

theoretisch-konzeptionelles und empirisches Grundlagenwissen zu regionalen zielgerichte-ten Netzwerken zu Umweltrisiken in Deutschland.

Aussagen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Klimaanpassung im Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge de lege lata und de lege ferenda

2017-2018 (Forschung)

Qualitative und quantitative Analyse von Einwirkungsparametern, Verletzbarkeitskriterien und Anpassungslösungen zur Klimaanpassung des Gebäudebestandes für die Einwirkungen Starkregen und Sommerhitze,

inhaltliche Erweiterung der Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen um die Verletzbarkeit des Rezeptors “Infrastrukturen“,

Analyse von Nutzungskonflikten sowie von strategischen Optionen und geeigneten Instru-menten zum Management von Umweltrisiken auf verschiedenen räumlichen Ebenen,

inhaltliche Erweiterung der Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen bezüglich Hochwasser um Parameter der gezielten Bauvorsorge (für Neubau und Bestand),

Implementierung raumbezogener Vulnerabilitäts- und Schadensanalysen einschließlich GIS-basierter Modellierungen für die Einwirkung Starkregen (Rezeptor: Siedlungen),

testweise Implementierung raumbezogener Vulnerabilitätsanalysen für die Einwirkung Sommerhitze (Rezeptor: Siedlungen),

ortskonkrete Transformation modellbasierter Erkenntnisse zu Klimafolgen, unter besonde-rer Berücksichtigung von Stadtstrukturen und Freiräumen, zur Daseinsvorsorge betroffener Kommunen, für die Anwendung in nationalen sowie in internationalen Untersuchungsge-bieten der MOE-Länder,

Analyse und Weiterentwicklung von juristischen Instrumenten der Raum- und Umweltpla-nung zur verbesserten Umsetzung von Strategien zur Klimaanpassung der Gesellschaft, einschließlich Vorschlägen zu deren Implementierung.

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2017-2018 (Transfer)

Umsetzungsreife Analyse und Visualisierung von Fallbeispielen zur optimierten Bauvorsorge bezüglich Hochwasser für Fachakteure und Bürger,

Analyse und Beschreibung der Regelungs- und Steuerungsmöglichkeiten zur verbesserten Klimaanpassung für Fachbehörden auf Bundes- und Landesebene.

Beratungsmodelle zur regionalspezifischen Abwägung von Klimafolgen und Anpassungs-maßnahmen für Akteure verschiedenen Typs,

Konzeption und Umsetzung einer bundesweiten Initiative eines Netzwerkes interdisziplinä-rer Kompetenz zur Klimaanpassung von Gebäuden und Siedlungen.

Die Veröffentlichung der Ergebnisse des Forschungsbereichs wird insbesondere in den Fach-zeitschriften Journal of Flood Risk Management, Natural Hazards and Earth System Sciences, Environmental Earth Science, Environmental Science and Policy, Natural Hazards, Urban Water Journal sowie Raumforschung und Raumordnung erfolgen.

Kooperationen

Institutsintern sind die Arbeiten des Forschungsbereichs intensiv mit denen der anderen For-schungsbereiche des IÖR vernetzt. Mit dem FB L bestehen konkrete Schnittstellen in Bezug auf Raum- und Wirkungsanalysen zu Ökosystem- bzw. Landschaftsdienstleistungen sowie im Hinblick auf die durch Bebauungsstrukturen sowie Grün- und Freiflächen gleichermaßen ge-prägte Vulnerabilität von Stadträumen gegenüber verschiedenen Umweltrisiken. Im Vorder-grund der Schnittstellen mit dem FB E sowie dem FB M stehen besondere Kompetenzen zu Gebäude- und Stadtstrukturanalysen, welche für vielfältige Modellierungen und Projektionen genutzt werden. Darüber hinaus fließen die vom FB M bereitgestellten Indikatoren wie Grün-volumendichte in die Arbeiten zur Ermittlung von thermischen Belastungen ein. Im Gegenzug werden aus den Wirkmodellen zur Bestimmung von Umweltrisiken gesamträumlich einsetz-bare Risikoindikatoren für den IÖR-Monitor abgeleitet. Die Zusammenarbeit mit dem FB W (bisher FB S) konzentriert sich unter anderem auf Möglichkeiten zur Monetarisierung von Um-weltrisiken, einschließlich der positiven Effekte von Vorsorgemaßnahmen, in größeren räumli-chen Skalierungsebenen. Auch im Hinblick auf die Entwicklung neuer Strategien beim Risiko-management bestehen hier sehr günstige Kooperationsansätze.

Vor allem die drittmittelfinanzierten Forschungsbeiträge unterstützen die Kooperation mit re-gionalen, nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Praxis. Strategische Bedeutung aus wissenschaftlicher Sicht haben vor allem die Technische Universität Dresden mit den Fakultäten Umweltwissenschaften und Bauingenieurwesen sowie der juristischen Fa-kultät, das Flood Hazard Research Centre (FHRC) der Middlesex University London, Building Research Establishment (BRE), das Korea Enviroment Institute (KEI), die Nagoya Universität, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sowie das Helmholtz-Zentrum für Um-weltforschung UFZ, Fachbereiche Sozialwissenschaften bzw. Umweltsystemmodellierung und Monitoring. Neue Potenziale für eine themenübergreifende Kooperation werden in dem 2012 gegründeten Leibniz-Forschungsverbund „Krisen einer globalisierten Welt“ gesehen.

Die zunehmende Bedeutung der Kooperation mit der Universität der Vereinten Nationen, Institut für nachhaltige Ressourcenbewirtschaftung (UNU-FLORES), zeigt sich in gemeinsa-men Forschungs- und Projektaktivitäten zum Themenfeld „Data Visualisation and Gover-nance“, in die neben UNU-FLORES auch die TU Dresden sowie die Forschungsbereiche M, E und R am IÖR eingebunden sind. Der FB R vertritt hier insbesondere das Themenfeld Gover-nance.

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Wichtige Praxispartner in der Modellregion Dresden sind das Umweltamt der Landeshaupt-stadt Dresden, die Verbandsgeschäftsstelle des Regionalen Planungsverbandes Oberes Elb-tal/Osterzgebirge, das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) sowie das Sächsische Staatsministerium des Innern (SMI). In den internationalen Untersuchungsgebieten richtet sich die Zusammenarbeit auf die lokalen Akteure der Entwicklung von Städten, Ge-meinden und Regionen.

Beratung und Transfer

Die Ergebnisse des Forschungsbereichs richten sich zum einen explizit an die Umwelt-, In-genieur-, Raum- und Rechtswissenschaften. Dazu werden theoretische, methodische und em-pirische Resultate angestrebt. Zum anderen ist auf der Basis der Forschungsergebnisse eine Beratung von Entscheidungsträgern des Risikomanagements in Fachbehörden und -verbänden sowie in Politik und Wirtschaft einschließlich Versicherungswirtschaft vorgesehen. Hinzu kommt der Transfer einzelner Analysemethoden und Modellwerkzeuge an die Nutzer in Ver-waltung und Wirtschaft. Um die spezifischen Randbedingungen und Erfordernisse der Praxis-akteure hinreichend zu berücksichtigen, werden ausgewählte Projekte in direkter Zusammen-arbeit mit Praxispartnern durchgeführt, die erarbeiteten Produkte unter Anwendungsbedin-gungen erprobt sowie die Ergebnisse in gemeinsamen Foren diskutiert. Einige Ergebnisse und Erfahrungen aus der Praxiserprobung fließen außerdem in die Nachwuchsförderung und Hochschulausbildung ein.

Die wissenschaftliche Verwertung bezieht sich insbesondere auf die Ergebnisse der ingenieur- und umweltwissenschaftlichen Schadensanalysen einschließlich Modellierung, teilweise er-gänzt durch webbasierte Werkzeuge, die planungswissenschaftlichen Methoden zum Um-gang mit Unsicherheiten, die rechtswissenschaftlichen Befunde zum Umgang mit Szenarios sowie das planungswissenschaftliche Prozessmodell für das Risikomanagement mit seinen Er-folgsfaktoren.

Im Mittelpunkt der Beratungs- und Transferleistungen stehen Anleitungen zur Untersuchung der Vulnerabilität auf der Ebene von Gebäuden, von Stadtquartieren, Städten und Regionen einschließlich der Wirkung von Vorsorgemaßnahmen, der gesamträumlich integrativen Ana-lyse von Vulnerabilitäten und Risiken durch multiple Einwirkungen, die Bereitstellung von pla-nungspraktischen Ansätzen für die Berücksichtigung der Unsicherheiten des Klimawandels mit seinen Folgen, Vorschläge für die Anwendung und Weiterentwicklung des Umwelt- und Pla-nungsrechts hinsichtlich des Risikomanagements sowie des Siedlungsrückzugs sowie Hand-lungsempfehlungen zur Förderung von Erfolgsfaktoren des Risikomanagements vor allem für die Regionalplanung. Konkret adressiert werden unter anderem die Umsetzung des Sendai-Frameworks 2015-30 der Vereinten Nationen sowie der UN-Agenda für nachhaltige Entwick-lung 2030, der europäischen Risk Assessment and Mapping Guidelines for Disaster Manage-ment sowie internationaler, nationaler und regionaler Programme zur Anpassung an die Fol-gen des Klimawandels.

Perspektiven der Forschung

Die Fragestellungen des Forschungsbereichs haben einen mittel- bis langfristigen Forschungs-horizont. Dies liegt an der Vielschichtigkeit der betrachteten Wirkungszusammenhänge und der für die Risikovorsorge relevanten gesellschaftlichen Prozesse. Eine zusätzliche Kompliziert-heit ergibt sich durch die Unsicherheiten und Bandbreiten der betrachteten Phänomene mit ihren vielfältigen Implikationen für die Analyse und planerische Berücksichtigung. Für die an-

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gestrebte Ausweitung der disziplinübergreifenden Bezüge mit der zu erwartenden hohen ge-sellschaftlichen Relevanz der Ergebnisse ist deshalb eine schrittweise Durchdringung des For-schungsgegenstandes erforderlich.

Entsprechend den mittelfristigen Zielen geht es nach 2018 vor allem um eine präzisierende Weiterführung der Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen für Gebäude, Quartiere, Städte und Regionen. Hier wird der kontinuierlichen Einbindung aktualisierter Klimaszenarien und Klima-projektionen in die Impact-Modellierung eine besondere Bedeutung zukommen. Zudem ist die weiterführende Entwicklung von Modellwerkzeugen ganz wesentlich, damit zukünftig ver-schiedene einwirkungsspezifische Vulnerabilitäten und Risiken gleichzeitig und damit integra-tiv ermittelt werden können. Weiterhin ist eine Fortführung der ganzheitlichen stadtregionalen Risiko-Analysen vorgesehen.

Im Hinblick auf die Erarbeitung von planerischen Methoden und Regelungsvorschlägen für rechtliche Instrumente der Risikovorsorge sind im nächsten Programmzeitraum unter anderem die rechtlichen Rahmenbedingungen der Implementierung von „nature based solutions“ zum Management von Umweltrisiken von Bedeutung. Bezüglich der Strategien des Risikomanage-ments rückt einerseits das Zusammenspiel zwischen Risikomanagement und anderen Aufga-ben der Akteure der Stadt- und Regionalentwicklung in den Blickpunkt. Andererseits sind die Prozesse von Governance und Partizipation zukünftig auch im Hinblick einer Vorbereitung der Gesellschaft auf extreme Umweltereignisse zu betrachten. Ein besonderer Stellenwert wird da-bei der Anpassungsfähigkeit von Objekten und Stadtstrukturen an Trends und Zukünfte zu-kommen.

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2.4 Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

Problemstellung

Die nach wie vor hohe Umwidmungsrate von nicht baulich genutzten Flächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen (Flächenneuinanspruchnahme), das Städtewachstum, die Zersiedelung, die Landschaftszerschneidung sowie der Verlust der Biodiversität und die Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit von Naturräumen und Böden sind weltweit zu beobachtende Entwicklun-gen und stellen Herausforderungen einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung dar. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung (Bundesregierung 2016), die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (Bundesregierung 2007) sowie der Klimaschutzplan 2050 fordern ei-nen sparsamen und schonenden Umgang mit der begrenzten Ressource Fläche und bis 2020 die Flächenneuinanspruchnahme in Deutschland für Siedlung und Verkehr auf 30 ha/Tag bzw. 0 ha/Tag bis 2050 zu begrenzen. Damit würde Deutschland weltweit eine Vorreiterrolle in Fragen einer flächensparenden Siedlungsentwicklung einnehmen.

Für die Zielerreichung werden neben rechtlichen und fiskalischen auch informatorische Instru-mente benötigt (Jörissen/Coenen 2007). Die Beurteilung der Zielerreichung und die Bewer-tung der Flächenentwicklung erfolgt in Deutschland durch die amtliche Flächenstatistik (Flä-chenerhebung nach Art der tatsächlichen Nutzung, Statistisches Bundesamt 2016). Sie gibt die Flächennutzung und ihre Entwicklung nur als kumulative Mengenbilanz wieder und erfüllt nicht die gestiegenen Anforderungen an eine zeitgemäße Flächenstatistik. Denn eine ökologi-sche Raumentwicklung erfordert die quantitative und qualitative Beschreibung des Zustands und der Veränderung der Flächennutzung in verlässlicher, hochauflösender, zeitlich und räum-lich vergleichbarer Weise orientiert an flächenpolitischen Reduktions-, Schutz- und Erhaltungs-, Nutzungsstruktur- und Nutzungseffizienzzielen (Siedentop et al. 2007). Nur auf einer derar-tigen Informationsgrundlage kann die Entwicklung beurteilt, Erfolge und Misserfolge der Um-setzung siedlungs- und freiraumpolitischer Ziele nachgewiesen, die Steuerungswirkung von Instrumenten und Verfahren der Raumentwicklung bewertet und die Flächenhaushaltspolitik in Bezug auf aktuelle Entwicklungen angepasst werden.

Digitale Geobasisdaten wie Gebäudegrundrisse (HU-DE), 3D-Gebäudemodelle (LoD1-DE), das Digitale Landbedeckungsmodell (LBM-DE) und das Amtliche Topographisch-Kartographi-sche Informationssystem (ATKIS) mit seinen kleinräumigen Flächennutzungsinformationen im Basis-DLM stehen inzwischen in Deutschland flächendeckend zur Verfügung. Derartige Daten ermöglichen die genaue Lokalisierung und Bilanzierung von Nutzungsänderungen, gebäude-basierte Siedlungsstrukturanalysen und die kombinierte Analyse mit Geofach-, Statistik- und raumbezogenen Planungsdaten. Auf dieser Grundlage ist die Entwicklung entsprechender Bi-lanzierungs- (u. a. Differenzierung von Nutzungsartenzugängen und -abgängen) und Moni-toringverfahren notwendig. Diese umfassen den Aufbau von Indikatorsystemen, die Entwick-lung der Berechnungsverfahren (unter Berücksichtigung von Modellierungsfehlern und Mo-delländerungen), die Verknüpfung von hochauflösenden Flächennutzungsinformationen mit Statistischen Kennzahlen und Geofachdaten, die raum-zeitliche Visualisierung dieser indika-torbasierten Informationen und die Identifikation und Beschreibung von Mustern in den wach-senden hochdimensionalen Geodatenbeständen.

Kommunale Szenarien der Wohnbauflächenentwicklung, die für eine nachhaltige Flächen-haushaltspolitik immer größere Bedeutung erlangen, können Handlungsspielräume der Kom-munen aufzeigen. Bislang vorliegende Aussagen auf Basis regions- oder kreisbasierter Prog-nosen bleiben für die Kommunen zu grob und führen häufig zu einseitigen Einschätzungen und Schlussfolgerungen. Die immer disperser verlaufenden Entwicklungen verlangen nach ei-

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ner höheren räumlichen Differenzierung. Prognosen, häufig in der Regel noch als Trendfort-schreibungen auf Basis von Status-Quo-Analysen, sind unter den sich ändernden Rahmenbe-dingungen für Bevölkerungs-, Haushalts- und Wohnungsmarktentwicklungen besser über stochastische Prozessmodelle zu realisieren. Da nicht nur der quantitative, sondern auch der qualitativ ausgerichtete Wohnungsneubau zur Befriedigung individueller Wohnwünsche und zu Wohnbauflächenausweisungen führt, können Wohnbauflächenprognosen unter Einbezie-hung kommunaler Wohnungsprognosen in Form von Szenarien erstellt werden. Gleichzeitig kann auch die potenzielle Wohnungsleerstandsentwicklung als wenig flächenökonomische Kenngröße und Treiber der Wohnbauflächenentwicklung vorausgeschätzt werden.

Ziele

Im Forschungsbereich „Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ (FB M) werden Erhebungs-, Monitoring-, Analyse- und Visualisierungsverfahren entwickelt, um den Zustand und die Veränderungen der Flächennutzung besser zu beschreiben und zu verstehen sowie Prognoseverfahren, um den Flächenbedarf für Wohnzwecke als eine Triebkraft der Stadt- und Regionalentwicklung zu ermitteln. Der FB M wird:

Methoden zur automatisierten Informationsgewinnung aus analogen Karten, digitalen Geodaten und hochauflösenden Bilddaten weiterentwickeln und die gebäudebasierte Sied-lungsstrukturanalyse auch unter Nutzung neuester digitaler Geodaten verbessern,

mithilfe des nutzerfreundlichen und auf Fragen der ökologischen Raumentwicklung orien-tierten internetbasierten IÖR-Monitors relevante Indikatoren der Siedlungs- und Freiraum-entwicklung deutschlandweit kleinräumig als wissenschaftliche Dienstleistung bereitstellen und das Indikatorsystem kontinuierlich ergänzen,

die Potenziale eines Urban Data-Mining für die Raumwissenschaft erschließen, indem unter Nutzung der Monitordaten planungsrelevante Muster, Regeln und Trends der Siedlungs-entwicklung abgeleitet werden,

das IÖR-Prognosesystem zur Erstellung modellgestützter Szenarien der Wohnbauflächen-neuinanspruchnahme mit neuen Ansätzen weiterentwickeln.

Im Ergebnis werden neue GISbasierte Verfahren, Programme und – über den Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (IÖR-Monitor) – Informationen bereitgestellt, die eine nachhaltige Flächenhaushaltspolitik auf allen administrativen Ebenen unterstützt. Durch die Arbeiten werden Erkenntnisse über die Zusammenhänge der Flächennutzungsentwicklung, ih-rer Einflussgrößen (Triebkräfte) und den Einfluss der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angestrebt.

Zum Stand der Forschung

Erhebung, Analyse, Beschreibung, Bewertung und Projektionen der Flächennutzungsentwick-lung stellen nach wie vor eine wissenschaftliche Herausforderung dar. Durch die Verfügbarkeit neuer digitaler Geobasisdaten, Entwicklungen in der Geoinformatik sowie der rasant steigen-der Rechenleistung sind inzwischen beste Voraussetzungen gegeben, die Flächennutzungs- und Gebäudebestandsentwicklung in gebotener Genauigkeit zu analysieren, zu bewerten und zu prognostizieren. Eine kleinräumige Erhebung der Flächennutzung, des Gebäudebestandes, der Innenentwicklungspotenziale oder des städtischen Grünvolumens für ganze Städte und Regionen ist mit entsprechenden Analyseverfahren und unter Nutzung von digitalen Land-schaftsmodellen, Topographischen Altkarten sowie Fernerkundungsdaten möglich. Eine große Herausforderung ist der nötige Transfer der entwickelten Methoden. Die verwendeten Ge-obasisdaten sind stets national konzipiert und damit nur selten direkt mit Daten anderer Länder

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vergleichbar. Der europäische INSPIRE-Prozess wird mit der sukzessiven Homogenisierung der Geodaten zu einer verbesserten Vergleichbarkeit der Daten in Europa führen. Aktuell müssen die Monitoringverfahren noch auf die spezifischen nationalen Geobasisdaten abgestimmt wer-den (u. a. Gedrange et al. 2011). Eine weitere Herausforderung ist die Übertragbarkeit der gebäudebasierten Erhebungsverfahren der Siedlungsstruktur auf Grundlage analoger Topo-graphischer Karten (Topographische Karten sind europaweit homogener als die komplexen digitalen Landschaftsmodelle). Den Topographischen Karten in gescannter und georeferen-zierter Form kommen eine besondere Bedeutung zu, da sie die einzige Grundlage für ex-post Erhebungen der Flächennutzungs- und Siedlungsstruktur sind. Um die geographischen Infor-mationen für quantitative Untersuchungen zu erschließen, sind automatisierte Bildanalysever-fahren erforderlich (Frischknecht/Carosio 1997, den Hartog et al. 1996, Mayer 1994). Die wachsende Bedeutung der Auswertung heterogener bzw. historischer kartographischer Doku-mente stellt dabei neue Herausforderungen an die Erhebungsverfahren (z. B. Chiang 2010, Leyk et al. 2006; Szendrei et al. 2011, Herold et al. 2012).

Grundlagendaten eines Monitorings der Siedlungs- und Freiraumentwicklung müssen in hoher räumlicher und thematischer Auflösung, Qualität, homogenisiert und flächendeckend vorlie-gen und in ihrer Fortschreibung gesichert sein. Diese Anforderungen können derzeit nur von Geobasisdaten erfüllt werden (u. a. Meinel, Krüger 2014). Dabei hat sich gezeigt, dass topo-graphische Geobasisdaten die tatsächliche Flächennutzung genauer, aktueller und homogener erfassen als Katasterdaten (Meinel, Scheffler 2011). Die genaueste, flächendeckende geoto-pographische Kartierung in Deutschland erfolgt im Digitalen Landschaftsmodell des ATKIS Ba-sis-DLM. Es wird in drei bis fünfjährigem Turnus auf Basis von Ortholuftbildern, Vermessungs-daten und Vororterhebungen aktualisiert. Der hohe Informationsgehalt, die zentrale und ho-mogenisierte Datenhaltung, die seit ca. 2006 mit der 3. Ausbaustufe erreichte Qualität sowie die gesetzlich gesicherte Fortführung machen das ATKIS Basis-DLM zu einer ausgezeichneten Grundlage des Flächenmonitorings im Monitor der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (IÖR-Monitor).

Bestehende Indikatorsysteme bedürfen dringend einer Ergänzung, um die Wirksamkeit raum-planerischer Instrumente und die Erreichung flächenpolitischer Ziele wie Reduktions-, Schutz- und Erhaltungs-, Nutzungsstruktur- und Nutzungseffizienzziele messbar zu machen (Sieden-top et al. 2007). Insbesondere der Grad der Innenentwicklung, die zunehmende Zerschnei-dung und Zersiedelung der Landschaft, Ökosystemdienstleistungen (u. a. städtische Grünflä-chenangebote und -erreichbarkeit) müssen durch Indikatoren beschrieben und deren Entwick-lung auf Grundlage eines Monitorings verfolgt werden. Wegweisend sind hier die Arbeiten von Jäger zur Messung der Landschaftszerschneidung (Jaeger et al. 2008), der Zersiedlung der Landschaft (Jaeger et al. 2010a) und des Urban Sprawl (Jaeger et al. 2010b).

Verfahren des Data-Mining ermöglichen, sehr große, komplexe Datenbestände zu analysie-ren, Muster, Regeln und Trends zu erkennen und neue Erkenntnisse über den Zusammenhang der Kenngrößen und Determinanten zu gewinnen (Behnisch 2009, Laube 2011, Miller/Han 2009). Die stetig wachsenden und zunehmend heterogenen Geodatenbestände verlangen nach Alternativen zur klassischen Raumanalyse in Geographischen Informationssystemen (GIS). Techniken des (raum-zeitlichen) Data-Mining und des Knowledge Discovery unterstüt-zen die rechnergestützte Wissensentdeckung in großen (Geo-)Datenbeständen. Wesentliche Entwicklungen der letzten Jahre sind: Ensemblebasierte Lernverfahren, Support Vector Machi-nes, Kernel-basierte Verfahren sowie Graphbasierte Lernverfahren für relationale Daten.

Für die kleinräumige Visualisierung der Flächenentwicklung sowie die zukünftige Regionalsta-tistik erlangen Rasterkarten auf Grundlage von geographischen Gitternetzen (Geographical Grid System) eine zunehmende Bedeutung (u. a. Kaminger 2010, RatSWD 2011). Sie werden

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sowohl auf internationaler als auch europäischer Ebene angestrebt (INSPIRE 2010). Ihr Vorteil liegt neben der abgestuften Auflösung insbesondere in der Möglichkeit von Entwicklungsana-lyse und -visualisierung unabhängig von Gebietsstandsänderungen. Sind Datenschutzaspekte zu berücksichtigen oder die Messwerte bei kleinräumigen Betrachtungen unsicher, bieten sich zur Visualisierung Mischrasterkarten an (Meyer 2011). Verfahren zur Erstellung derartiger Mischrasterkarten sind anspruchsvoll, sollen diese in Echtzeit, interaktiv, hochauflösend sowie zeitlich und räumlich vergleichbar gestaltet werden (Behnisch et al. 2013, Dießelmann et al. 2013).

Mit den Ergebnissen der Monitoringverfahren werden auch Datengrundlagen für Prognose der Wohn- und Wohnbauflächenentwicklung geschaffen. Der Erarbeitung von kleinräumigen Wohnungsprognosen sind bislang enge Grenzen gesetzt. Die Unterkomplexität der vielen Wohnungsprognosen zugrunde liegenden Modelle (Kühne-Büning 2005) beruht auf einer mangelnden theoretischen Fundierung regionaler Wirkungsmodelle (Iwanow, Stutzriemer 2012) sowie auf fehlenden Daten und fehlerhaften Einschätzungen der Trends der Modellde-terminanten. Meist reichen die vorhandenen Prognosemodelle nur bis zur Kreisebene und ba-sieren auf ungenauen Modellen zur Vorausschätzung der qualitativen Zusatznachfrage nach Wohnungen (empirica 2011). Das IÖR-Prognosesystem berücksichtigt regionale und sektorale Wohnungsteilmärkte unter Beachtung ihrer Interdependenzen und modelliert die Nachfrage-bildung als stochastischen Prozess (Markovsche Ketten). Der Nachfragetrend wird über Um-zugs- und Bleibewahrscheinlichkeiten haushaltstypspezifischer stochastischer Matrizen ermit-telt (Iwanow 2008) und bietet die Basis für unterschiedliche Szenarien flächenbezogener Aus-wirkungen von Stadtumbauprozessen.

Forschungsfragen

In der Programmperiode werden die folgenden Forschungsfragen bearbeitet:

1. Wie kann die Siedlungs- und Freiraumstruktur und deren Veränderung kleinräumig aus di-gitalen Geodaten und retrospektiv aus analogen Topographischen Karten erhoben, für den Aufbau stabiler Zeitreihen homogenisiert, indikatorbasiert beschrieben, auch in statistisch validen Raster- und Mischrasterkarten kleinräumig visualisiert und als Webdienst angebo-ten werden?

2. Welche Eigenschaften und Zusammenhänge lassen sich durch Anwendung von Methoden des Data-Mining und der Wissensentdeckung hinsichtlich der Flächeninanspruchnahme, der Siedlungs- und Freiraumstruktur und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Prozessen ermitteln und welche Indikatoren sind dabei von besonderer Bedeutung?

3. Wie können die sich ändernden demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gemeindescharf in die Prognose des Wohnbau- und Gewerbeflächenpotenzials mittels des IÖR-Prognosesystems noch besser einbezogen werden, welche Grenzen automatisierter Prognosen müssen akzeptiert werden und wie können Aspekte der Flächennutzungsent-wicklung projiziert werden?

4. Wie können die entwickelten Verfahren, Tools und Ergebnisse bedarfsgerecht in Form dau-erhafter wissenschaftlicher Dienstleistungen INSPIRE- und GDI-DE-konform an Nutzer transferiert und wie könnten die Technologieentwicklungen auf andere nationale Geoda-tensätze und Kartenwerke übertragen werden?

Der Forschungsbereich „Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung“ (FB M) lässt sich von folgenden Annahmen leiten, welche sich auf die Erhebung, Analyse und Beschreibung von Zustand und Entwicklung der Flächennutzung sowie die Prognose der Wohnbauflächen-entwicklung als eine Grundlage einer nachhaltigen Flächenhaushaltspolitik beziehen:

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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Digitale Landschaftsmodelle in hoher Auflösung erfassen die Flächennutzung genügend genau und aktuell, was sie in Verbindung mit Gebäudegeometrieinformationen zur opti-malen Grundlage eines Flächennutzungsmonitorings macht.

Analoge topographische Kartenwerke ermöglichen hochauflösende ex-post Erhebungen der Siedlungsstruktur und deren automatisierte Auswertung den Aufbau digitaler gebäu-debasierter Zeitreihen als Grundlage kleinräumiger Siedlungsentwicklungsanalysen.

Eine Analyse topographischer Geobasis- und Geofachdaten in Verbindung mit statistischen Kennzahlen abgebildet in multitemporalen Rasterkarten abgestufter Zellgröße führt zu neuen, örtlich hochauflösenden Informationen, die räumlich präzise Zustandsbeschreibun-gen und verlässliche Entwicklungsbewertungen ermöglichen.

Hypothesengenerierende Untersuchungen hochkomplexer Datenbestände zu Siedlungs- und Freiraum in Kombination mit weiteren statistischen Kennzahlen ermöglichen mittels Methoden des Data-Mining und der Wissensentdeckung die Erkennung von Mustern, Re-geln und Trends der Siedlungsstruktur und -entwicklung.

Kleinräumige Prognosen zur Bevölkerungs-, Haushalts- und Wohnungsnachfrageentwick-lung als Grundlage für Szenarien des zukünftigen Nachfragepotenzials nach Wohnungs-neubau sowie der Wohnungsleerstandsentwicklung sind eine wichtige Voraussetzung einer nachhaltigen Wohnbau- und Gewerbeflächenentwicklung.

Arbeitsplan und Methodik

In Verfolgung der langfristigen Ziele des FB M wird aufbauend auf den vorliegenden Ergeb-nissen in den Themenfeldern Methoden der Datenerhebung und des Monitorings, Indikato-rentwicklung, kleinräumige Prognosemethoden und deren Automatisierung, Projektionsme-thoden, Data-Mining und Methodentransfer gearbeitet. Dabei erfolgt die Beantwortung der Forschungsfragen mittels haushalts- und DFG-finanzierter Grundlagenforschung, drittmittelfi-nanzierter Anwendungsforschung, Graduierungsarbeiten, sowie dem Betrieb und Ausbau der wissenschaftlichen Dienstleistungen IÖR-Monitor und des Internetrechenprogramms Kommu-nale Wohnungsnachfrageprognose. Letztere sind eine Daueraufgabe des FB M und Teil der Politik- und Gesellschaftsberatung des IÖR.

Zu Forschungsfrage 1: Wie kann die Siedlungsstruktur sicher und kleinräumig aus digitalen Geodaten einschließlich nutzergenerierter Daten und retrospektiv aus analogen Topographi-schen Karten erhoben, für den Aufbau stabiler Zeitreihen homogenisiert und auch in statis-tisch validen Raster- und Mischrasterkarten mittels Web-GIS kleinräumig visualisiert werden?

Aus den Geobasisdatenprodukten Amtliches Liegenschaftskataster Informationssystem (AL-KIS), den amtlichen Hausumringen (HU-DE) in Kombination mit amtlichen Hauskoordinaten (HK-DE bzw. GA) sowie dem neuem Produkt 3D-Gebäudemodell (LoD1-DE) lassen sich In-formationen zur Gebäudegeometrie ableiten, die für eine Zuordnung eines Gebäudes zu einem Gebäudetyp (Klassifizierung) genutzt werden können. Diese Zuordnung ist von hoher Bedeu-tung, da Angaben zum Gebäudetyp und zur Nutzung nur selten flächendeckend zur Verfü-gung stehen. Dazu werden die Forschungsarbeiten zur Gebäudeklassifizierung unter Nutzung maschineller Lernverfahren (Hecht 2014, Hecht et al. 2015) fortgesetzt und im Hinblick auf eine Anwendungen auf nationale Gebäudedatenbestände weiter vertieft. In die Arbeiten wer-den auch nutzergenerierte Geodaten (insbesondere OpenStreetMap OSM) sowie Bild- und Fernerkundungsdaten zur semantischen Informationsanreicherung einbezogen.

Weiterhin werden die Arbeiten zur automatisierten Gewinnung von Flächennutzungs- und Gebäudeinformationen aus analogen topographischen Kartenwerken fortgesetzt. Digitale Da-

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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ten der historischen Flächennutzung gewinnen für die Klima- und Biodiversitätsforschung im-mer mehr an Bedeutung. Schwerpunkt ist die Anpassung der entwickelten Verfahren auf an-dere nationale Kartenwerke im Zuge eines internationalen Technologietransfers unter Nutzung von Lernalgorithmen. In diese Arbeiten fließen die Ergebnisse der Dissertation „An Evolution-ary Approach to Adaptive Image Analysis for Retrieving and Long-term Monitoring Historical Land Use from Spatiotemporally Heterogeneous Map Sources” ein. Diese werden zusammen mit den verbesserten Klassifikationsverfahren im SettlementAnalyzer (SEMENTA®) implemen-tiert. Mit dem Programm sollen kleinräumige Indikatoren zur Siedlungsstruktur historischer Zeitschnitte für die gesamte Fläche der Bundesrepublik Deutschland berechnet und die Ergeb-nisse im IÖR-Monitor bereitgestellt werden.

Die Ergebnisse sollen auch in multitemporale Rasterkarten mit geringstmöglichem Informati-onsverlust gegenüber den vektorbasierten Ausgangsdaten transformiert werden. Um eine Mindestschätzwahrscheinlichkeit bei kardinalskalierten Merkmalen der Rasterzellen zu erzielen und Datenschutzanforderungen wie die Mindestzahl von Einwohnern, Haushalten oder Ge-bäuden zu erreichen, werden Verfahren erarbeitet, Rasterzellen optimal zusammenzufassen, um Auflösungsverluste gering zu halten. Die methodische Grundlagenforschung dazu erfolgte in dem DFG-finanzierten Projekt „Quantitative Siedlungsstrukturanalyse – Erhebung, Be-schreibung, Bewertung, Visualisierung – Methodische Beiträge für das Verständnis von Sied-lungsstrukturen“ mit Schwerpunkt auf der Baublockabgrenzung als Grundlage zum Aufbau kartographischer Zeitreihen und die Siedlungsstrukturbeschreibung durch Rasterzellen. Die Er-gebnisse finden Anwendung in der wissenschaftlichen Dienstleistung IÖR-Monitor.

Zu Forschungsfrage 2: Welche Eigenschaften und Zusammenhänge lassen sich durch Anwen-dung von Methoden des Data-Mining und der Wissensentdeckung hinsichtlich der Flächen-inanspruchnahme, der Siedlungs- und Freiraumstruktur und den gesellschaftlichen Rahmen-bedingungen und Prozessen ermitteln und welche Indikatoren sind dabei von besonderer Be-deutung?

Mit Hilfe von Methoden des Data-Mining und der Knowledge Discovery soll das Verständnis für die Ursachen der Flächeninanspruchnahme verbessert und Erkenntnisse über das komplexe Bündel von Einflussgrößen gewonnen werden. Dies erfolgt über mehrdimensionale Regressi-ons- und Klassifikationsverfahren, mit denen Raumeinheiten (Gemeinden, Kreise u. a.) in ihren siedlungsstrukturellen Eigenschaften sowie deren Veränderung charakterisiert werden. Ziel ist es, Regelhaftigkeiten abzuleiten, um das Ausmaß und die Veränderung von Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie das komplexe physisch-strukturelle Flächennutzungsmuster zu charak-terisieren. Dabei wird auch untersucht, ob es gesamträumliche oder regionale Muster von Ge-meinden mit spezifischen Flächennutzungsveränderungen gibt. Als Datengrundlage dienen, neben Daten der amtlichen Statistik, auch die Ergebnisse des Monitors der Siedlungs- und Freiraumentwicklung sowie kleinräumige Geo- und Statistikdaten. Zur Unterstützung der Grundlagenforschung werden DFG-Finanzierungen genutzt („Wissensentdeckung in Daten-beständen zur Flächeninanspruchnahme in Deutschland“; „Erhebung, Analyse und Modellie-rung der Zersiedelung und Landnutzungsdynamik in kurz- und langfristiger Perspektive“)

Zu Forschungsfrage 3: Wie können die sich ändernden demografischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gemeindescharf in die Prognose des Wohnbau- und Gewerbeflächen-potenzials mittels des IÖR-Prognosesystems besser einbezogen werden, welche Grenzen au-tomatisierter Prognosen müssen akzeptiert werden und wie können Aspekte der Flächennut-zungsentwicklung projiziert werden?

Das IÖR-Prognosesystem, besteht derzeit aus den Modulen Regionale Wohnungsteilmärkte, Wohnungsmarktentwicklung ex post, Sektorale Wohnungsteilmärkte, Bevölkerungsentwick-

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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lung, Haushaltsentwicklung, Wohnungsnachfragepotenzialentwicklung, Wohnungsange-botspotenzialentwicklung, Wohnungsmarktentwicklung ex ante, Nachfragepotenzial Woh-nungsneubau, Potenzieller Wohnungsleerstand, Nachfragepotenzial Flächen für Wohnungs-neubau, Wohnbauflächenangebotspotenziale und Wohnbauflächenneuausweisung. Die praktische Erprobung erfolgt in begleitenden Drittmittelprojekten, in denen Prognosen für Ge-meinden und Städte (teilweise bis auf Stadt- und Ortsteilebene), Kreise, Regionen und Bun-desländer erarbeitet werden. Das interaktive Internetrechenprogramm Kommunale Woh-nungsnachfrageprognose (www.ioer.de/wohnungsprognose), mit dem Kommunen selbstän-dig Wohnungsnachfrageprognosen rechnen können, wird inhaltlich weiterentwickelt und um neue Funktionen ergänzt. Vertiefte Detailanalysen sowie methodische Weiterentwicklungen gehören zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des IÖR-Prognosesystems. Zwei Promotio-nen zu den Themen kommunale Bevölkerungs- und Haushaltsprognose unterstützen diese Forschungsarbeiten. In den Modulen zur Wohnbauflächenentwicklung sollen durch eine Ver-knüpfung mit den flächenbezogenen Informationen des IÖR-Monitors spezifische Wohnbau-flächenprognosen generiert werden. Die Module Bevölkerung und Haushalte sollen durch re-gionalspezifische Untersuchungen auf der Gemeindeebene weiter qualifiziert werden. Dabei wird die Bedeutung der kommunalen Alters- und Geschlechterstrukturentwicklungen im Ver-gleich zu anderen kleinräumigen Determinanten der Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung erforscht und die inhaltliche und regionale Detailschärfe weiter verbessert. Dafür wird eine Gemeindetypensystematik erarbeitet, welche Unterschiede des kommunalen Haushaltsbil-dungsverhaltens erklärt. Durch das kleinräumige Monitoring werden Zeitreihen erstellt, die zusammen mit Statistikdaten und dem Prognosemodell des IÖR die Grundlage modellgestütz-ter Szenarien (Zeitraum 10 bis 15 Jahren) zur Wohn- und Wohnbauflächenentwicklung die-nen. Insbesondere durch Einschätzungen zur Wohnpräferenzentwicklung der Haushalte, die als stochastischer Prozess (Markovsche Ketten) modelliert werden, werden die Auswirkungen auf die Wohnwünsche der Haushalte dargestellt. Indem der Systemansatz der IÖR-Prognosen um weitere teilmarktbezogene Interdependenzen und innovative Ansätze erweitert wird, sol-len die Vorteile des IÖR-Prognosemodells gegenüber anderen Prognosemodellen ausgebaut werden. Mit dem IÖR-Prognosesystem sind auch Szenarien zu verschiedenen kleinräumigen Entwicklungen in Gemeinden ab 1.000 Einwohnern möglich.

Zu Forschungsfrage 4: Wie können die entwickelten Verfahren und Ergebnisse bedarfsgerecht in Form dauerhafter wissenschaftlicher Dienstleistungen auch INSPIRE- und GDI-DE-konform an Nutzer transferiert werden und wie könnten die Technologieentwicklungen auf andere nationale Geodatensätze und Kartenwerke übertragen werden?

Die Ergebnisse der Grundlagenforschung werden für den Ausbau des IÖR-Monitors angewen-det. Schwerpunkte der Weiterentwicklung des Monitors in den nächsten Jahren sind weitere Beschleunigung der Ergebnisbereitstellung, laufende Ergänzung des Indikatorensystems zu-sammen mit den anderen Forschungsbereichen des IÖR, neue Funktionalitäten der Informati-onsbereitstellung (WebMapping im responsive Design und App LandUseMonitor DE), Indi-katorwertprojektion, Abbildung von Indikatorunsicherheiten sowie die stärkere Einbeziehung der Praxis in die Weiterentwicklung zusammen mit einer breiteren Öffentlichkeitsarbeit.

Um noch aktueller Informationen bereitzustellen, wird der anfänglich zweijährige Erhebungs-zyklus der Indikatoren auf ein Jahr verkürzt. Der Monitor wird ergänzt durch neue Indikator-angebote: die Zersiedelung der Landschaft in ihren Facetten urbane Durchdringung, Disper-sion und Ausnützungsdichte, Indikatoren zur Beschreibung der Naturnähe, der Landschafts-vielfalt, der Dichte von Landschaftselementen, der Nutzungsvielfalt, Ökosystemdienstleistun-gen mit dem FB L, Risikoindikatoren zum Hochwasser mit dem FB R, Gebäudebestandsindika-toren mit FB E und ökonomische Indikatoren mit FB W (bisher FB S). Dafür werden operatio-

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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nelle Komponenten zur flächendeckenden, automatisierten Prozessierung entwickelt. Außer-dem erfolgt die Berechnung siedlungsstruktureller Indikatoren für den ersten retrospektiven Zeitschnitt 1990 durch automatische Analyse der ca. 3.000 Topographischen Karten im Maß-stab 1:25.000.

Ein Detailviewer für die interaktive WebGIS-basierte Visualisierung hochauflösender Raster-karten der Indikatoren ermöglicht auch intrakommunale Bewertungen. Durch Aufsatz von WMS-, WFS- und WCS-Services wird die Einbindung hochauflösender Indikatorrasterkarten in die individuellen GIS-Umgebungen der Nutzer realisiert. Die fortlaufende Qualitätssicherung der immer umfangreicher werdenden Datenbestände ist aufwendig, müssen doch umfassende Plausibilitätskontrollen (Überprüfung extremer Indikatorwerte oder Indikatorwertveränderun-gen usw.) durchgeführt werden.

Eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit soll dazu beitragen, die Ergebnisse des IÖR-Monitors noch breiter bekannt zu machen (laufende Ergänzung eines E-Mailverteilers, News-Mail, verstärkte Medienarbeit, Wikipedia, Zusammenarbeit mit kommunalen Spitzenverbänden usw.).

Eine ISO-, INSPIRE- und GDI-DE-konforme Metadatenbeschreibung der entwickelten Web-Services werden die weltweite Nutzung der Daten des IÖR-Monitors erleichtern. Letztlich sol-len auch die Grundlagen zur Übertragung der SEMENTA®-Technologie auf andere nationale topographische Karten geschaffen werden (siehe Kapitel Beratung und Transfer).

Angestrebte Ergebnisse und Meilensteine

2013-2014

Bereitstellung eines Detailviewers mit WebGIS-Funktionalität zur Visualisierung der Indika-torwerte in großen Maßstäben in Kombination mit Geodiensten (Google Maps, Bing Maps) und individuellen Nutzerdaten sowie Einrichtung von Web-Diensten zur Integration von Monitordaten in individuelle GIS-Nutzerumgebungen,

Berechnung und Visualisierung hochauflösender Indikatorrasterkarten in 100 m, 200 m und 500 m Rasterweite,

flächendeckende Bereitstellung neuer gebäudebasierter siedlungsstruktureller Indikatoren auf Grundlage amtlicher Hausumringe,

Berechnung und Bereitstellung aller Indikatorwerte der Zeitschnittes 2012 und 2013,

erste Data-Mining-Resultate zum Gebäudebestand und der Flächennutzungsstruktur Deutschlands,

Datenkonzept eines automatisierten IÖR-Prognosesystems, Aufbau der notwendigen Re-gional- und Parameterdatenbank sowie Schaffung der Datengrundlage für automatisierte kleinräumige Prognosen.

2015-2016

Verfahren zur Bereitstellung gebäudebasierter Informationen durch kombinierte Verarbei-tung von Geo-, Statistik- und nutzergenerierter Daten (OSM) und Implementierung in SE-MENTA®,

Verfahren zur automatisierten Auswertung von analogen Karten und Berechnung gebäu-debasierter siedlungsstruktureller Indikatoren für den retrospektiven Zeitschnitt 1990,

Bereitstellung neuer Indikatoren zur gebäudebasierten Siedlungs- und Freiraumstruktur zur Beschreibung des Nachhaltigkeitsgrades der Entwicklung (Zersiedelung, Innenentwick-lungsindex, Innenentwicklungspotenzial) sowie Berechnung und Bereitstellung aller Indika-torwerte der Zeitschnitte 2014 und 2015,

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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Weiterentwicklung der Module des IÖR-Prognosesystems einschließlich Berücksichtigung teilmarktbezogener und regionaler Interdependenzen, Erstellung eines Methodenhand-buchs sowie Dokumentation der Module des IÖR-Prognosesystems, weitere Automatisie-rung der IÖR-Prognosen,

erste automatisierte Flächenprognosen für Kernstädte von Wohnungsmarktregionen.

2017-2018 (Forschung)

Quantitative Beschreibung der aktuellen Siedlungs- und Gebäudestruktur Deutschlands auf Grundlage einer automatisierten Einzelgebäudeklassifikation,

Ergebnisinterpretation eines Data Mining Prozesses zu Messgrößen der Flächeninanspruch-nahme und der Zersiedelung,

Konzept einer zielgruppenorientierten Aufbereitung der IÖR-Monitorergebnisse,

Flächendeckende Erhebung der morphologischen Siedlungsstruktur durch automatisierte Altkartenanalyse,

Zusammenstellung der Nutzungsmöglichkeiten von Crowdsourcing-Daten (insbesondere OSM) im Flächennutzungsmonitoring,

2017-2018 (Transfer)

Verbesserung der Usability des IÖR-Monitors durch Umsetzung des Konzepts einer ziel-gruppenspezifischen bzw. fragegesteuerten Ergebnisaufbereitung,

Entwurf, Berechnung, Validierung und Visualisierung neuer qualitativer Indikatoren für den IÖR-Monitor (z. B. Geschossflächendichte, Zersiedelung, städtische Grünausstattung und -erreichbarkeit, bauliche Entwicklung in Schutz- und Risikogebieten, Energieflächeninan-spruchnahme für Windkraft, Lichtemission im Außenraum),

Konzeption eines Flächenentwicklungsberichts auf Grundlage der IÖR-Monitordaten,

Erstellung und Veröffentlichung von Gebäudebestands- und Entwicklungsanalysen,

Aufbau einer Sozial-Raumwissenschaftlichen Forschungsdateninfrastruktur (SoRa), die Wohnumgebungen für sozialwissenschaftliche Untersuchungen auf Grundlage der IÖR-Monitordaten beschreibt

Erstellung und Veröffentlichung des ersten Flächenentwicklungsberichts.

Kooperationen

Die Arbeiten erfolgen in enger Vernetzung mit internen und externen Partnern aus Wissen-schaft und Praxis. Die erarbeiteten IÖR-Monitordaten sind Grundlage empirischer Forschungs-arbeiten im IÖR. In Zusammenarbeit mit den IÖR-Forschungsbereichen erfolgen die Entwick-lung neuer Indikatoren, die Dateninterpretation sowie die gemeinsame Bewertung der Sied-lungs- und Freiraumentwicklung Deutschlands.

Internationale Forschungspartner des FB Monitoring in den Themenfeldern Data Mining, Alt-kartenanalyse und Zersiedlungsforschung sind u. a. die Universität Zürich (Geographic Infor-mation Science/R. Weibel), das Bartlett Centre for Advanced Spatial Analysis in London, die Universtität Salzburg (Geographie, Geoinformatik/A. Koch, T. Blaschke), die Forschungsan-stalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL/Schweiz/F. Kienast), die Universität Colorado/S. Leyk, die Tel-Aviv University (Prof. Benenson) und die Univ. Gävle/B. Jiang, CASA University College London (UCL) und Historic England, London). Die Zusammenarbeit mit J. Jaeger (Con-cordia University Montreal) wurden durch das gemeinsame DFG-Projekt „Erhebung, Analyse

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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und Modellierung von Zersiedelung und Landnutzungsdynamik in kurz- und langfristiger Per-spektive“ gestärkt.

Nationale Forschungspartner sind die TU Dresden (Kartographie, Geoinformationssysteme, Geodäsie, Informatik, Zentrum für Hochleistungsrechnen, Scads), das Deutsche Fernerkun-dungsdatenzentrum (DFD), das ILS und das RIM der Uni Dortmund, das IWU (Darmstadt) und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Der FB arbeitet eng mit dem Leib-niz-Netzwerk Mathematische Modellierung und Simulation (MMS) zusammen.

Wichtige Praxispartner sind das Bundesministerium des Innern (Geobasisdatennutzung im Zensus2021), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR Raumbeobach-tung/Prognose), das BMVI (Prognosen, Statistik und Sondererhebungen), das BMWI (NWG-Erhebung und Solarpotential), das Umweltbundesamt (UBA), das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die Vermessungsverwaltungen und die statistischen Ämter des Bundes und der Länder, der Interministerielle Ausschuss für Geoinformationswesen (IMAGI), die Geodateninfrastruk-tur Deutschland (GDI-DE), die Innerministerielle Arbeitsgruppe Reduzierung der Flächenneu-inanspruchnahme Sachsens, Regionale Planungsverbände sowie Förderbanken und Bauspark-assen. Die Forschungsarbeiten werden im Rahmen der Nachwuchsförderung unterstützt durch Promotions-, Diplom-, Master- und Bachelorarbeiten.

Das International Land Use Symposiums (ILUS), erstmals 2015 unter dem Thema „Recent Trends in Spatial Analysis and Modelling of Settlements and Infrastructure“ durchgeführt, leis-tete einen Beitrag zur Vertiefung bestehender Kooperationen und der weiteren Vernetzung in den Forschungsfeldern Big Data, Geographic Data-Mining and Knowledge Discovery, Multi-Scale Representation and Analysis sowie Spatial Modelling, System Dynamics and Geosimula-tion. Die Verwertung erfolgte in einem Special Issue (IJGI) und einem Buch der Reihe „Geo-technologies and the Environment“ (Springer Nature). Im November 2017 widmet sich die ILUS der Thematik: „Use of spatial modelling and data visualisation to enlighten future sus-tainable policy making“ und gliedert sich in drei wesentliche Sektionen: “Big Data and the City as a Complex System”, “Historic Settlement and Landscape Analysis”, “Morphological Anal-ysis”.

Beratung und Transfer

Die methodisch orientierten Forschungsergebnisse werden überwiegend publiziert in ISI-refe-rierten Fachzeitschriften (u. a. CEUS, IJGI, CaGIS, Erdkunde, DISP, Applied Geography). Die Ergebnisse der raumanalytischen Arbeiten werden zudem im Sinne einer praxisnahen Politik- und Gesellschaftsberatung auch in deutschsprachigen Journalen veröffentlicht.

Die Ergebnisse des Forschungsbereichs werden u. a. auf dem jährlich organisierten Dresdner Flächennutzungssymposium (DFNS) präsentiert. Es führt Wissenschaft und Praxis im Themen-feld Monitoring- und Prognosemethoden, Flächennutzungsentwicklung und Umsetzung von Flächensparpolitiken zusammen, informiert auch über Ergebnisse der eigenen Forschungsar-beit einschließlich neuer raumwissenschaftliche Erkenntnisse auf Grundlage der IÖR-Monitor-daten. Die Beiträge werden in der Buchserie „Flächennutzungsmonitoring“ (inzwischen acht Bände umfassend) publiziert. Der jährlich organisierte Expertenworkshop „Auf dem Weg zu einer besseren Flächenstatistik“ leistet Beiträge zur Qualifizierung der Flächenerhebung. Das Buch „Flächeninanspruchnahme in Deutschland“ (Springer-Spektrum Verlag, Behnisch et al. 2018) behandelt konzeptionelle und methodische Grundlagen zur Beschreibung und Erklärung der Flächennutzung und Flächenentwicklung.

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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Die durch Anwendung der Monitoringmethoden gewonnenen Forschungsdaten zur Sied-lungs- und Freiraumentwicklung werden über das Internet der raum- und umweltwissen-schaftlichen Forschung für weiterführende empirische Arbeiten und der Politik, Verwaltung, Planung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft als Informationsgrundlage zur Verfügung gestellt. Damit wird ein Beitrag zur Open-Data-Initiative der Bundesregierung und dem weltweiten Open-Access-Prozess geleistet. Der IÖR-Monitor ist die wichtigste wissenschaftliche Dienst-leistung des IÖR und Teil seiner Politik- und Gesellschaftsberatung. Durch diese Fachinforma-tionen unterstützt der IÖR-Monitor die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung und die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt und versorgt Akteure einer nachhaltigen Raum-entwicklung bis hin zur lokalen Ebene mit Informationsmaterial. Durch hochauflösende Ras-terkarten der Indikatoren, die sich durch Web-Services in die unmittelbare GIS-Arbeit der Nut-zer einbinden lassen, werden die Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige Raumentwick-lungspolitik verbessert. Der IÖR-Monitor ergänzt u. a. Informationsangebote des Bundesinsti-tuts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Während dieses mit INKAR und interaktiven Karten Indikatoren in großer thematischer Breite auf Bundesland-, Regions- und Kreisebene veröffentlicht, fokussiert der IÖR-Monitor auf Indikatoren mit unmittelbarem Flächenbezug in höherer räumlicher Auflösung bis unterhalb der Gemeindeebene (Rasterkarten bis 100 m Ras-terweite). Ein Adressat der Arbeiten sind auch die Vermessungsverwaltungen der Länder, die der IÖR-Monitor hinsichtlich der Qualitätsverbesserung von Geobasisdaten unterstützt.

Das interaktive Internet-Rechenprogramm „Kommunale Wohnungsnachfrageprognose“ er-möglicht kommunalen Akteuren eigene Szenarien zur Bevölkerungs-, Haushalts- und Woh-nungsnachfrageentwicklung zu entwickeln. Die Ergebnisse unterstützen die Erstellung kom-munaler und teilstädtischer Stadtentwicklungs- und Stadtumbaukonzepte und bieten Pla-nungsakteuren eine verlässliche kleinräumige bzw. teilstädtische Informationsgrundlage.

Perspektiven der Forschung

Der IÖR-Monitor als Anwendungsfeld der methodischen Entwicklungen des Forschungsbe-reichs soll zum wichtigsten Informationsportal zur Flächennutzungsstruktur und ihrer Entwick-lung für Wissenschaft und Praxis in Deutschland werden. Er soll die frühzeitige Erkennung von Entwicklungstrends und im Ergebnis eines Data-Mining die Differenzierung kommunaler Ent-wicklungspfade ermöglichen. Durch belastbare Zeitreihen könnte er Grundlage zur Aufde-ckung der Zusammenhänge zwischen siedlungspolitischen Rahmenbedingungen und deren Flächenwirkung werden. Die Bereitstellung historischer Flächennutzungsdaten ist zudem eine wichtige Grundlage für die Klima- und Biodiversitätsforschung.

In Zusammenarbeit mit den anderen Forschungsbereichen des IÖR und Forschungspartnern im In- und Ausland wird das Indikatorsystem des IÖR-Monitors sukzessiv erweitert und in Absprache mit Planungsakteuren und der IÖR-Monitornutzenden Verwaltung die Ergebnis-vermittlung weiter optimiert. Langfristig lassen sich mit den Ergebnissen der Raumanalyse und des Data-Mining auch neue fachspezifische Raumabgrenzungen und Klassenbildungen ver-gleichbar den siedlungsstrukturellen Gebietstypen des BBSR erarbeiten.

Die Zeitreihen des IÖR-Monitors bilden in Kombination mit Statistikdaten auch eine Grundlage für kleinräumige Prognosen zur Wohnbauflächenentwicklung bzw. zu teilmarktbezogenen Wohnungsmarktentwicklungen. Eine angemessene Automatisierung der IÖR-Prognosever-fahren kann dabei schnellere und flexiblere Prognoseberechnungen ermöglichen.

Die bestehende Nachfrage nach den Verfahrensentwicklungen bzw. deren Ergebnissen er-möglicht perspektivisch, die entwickelten Monitoring- und Prognoseverfahren ggf. auch einer wirtschaftlichen Verwertung zuzuführen. Denkbar sind Dienstleistungsangebote durch Ver-fahrensanwendung und Datenangebote.

Forschungsprogramm 2013-18 – Monitoring der Siedlungs- und Freiraumentwicklung (FB M)

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Perspektiven für einen internationalen Technologietransfer ergeben sich insbesondere dann, wenn es gelingt, die entwickelten Methoden des Kartenverstehens durch Lernalgorithmen mit geringem Aufwand auf andere nationale Kartenwerke zu übertragen. Damit wäre der Aufbau von multitemporalen digitalen Datenbanken mit Straßen-, Baublock- und Gebäudeinformati-onen mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich.

Die öffentlich bereitgestellten Informationen werden dazu beitragen, EU-Richtlinien zur Infor-mation und Beteiligung der Öffentlichkeit im Rahmen von umweltpolitischen Willensbildungs- und planerischen Entscheidungsprozessen mit Leben zu füllen. Der IÖR-Monitor bildet in die-sem Sinn einen Baustein in dem entstehenden europäischen Shared Environmental Informa-tion System (SEIS) und dem globalen Umweltinformationssystem Global Earth Observation System of Systems (GEOSS). Es wird der Copernicus Land Monitoring Service unterstützt und Beiträge zur Umsetzung der thematischen Strategien im Bereich Bodenschutz, Naturressour-cen und Städtischer Umwelt des 7th Environment Action Programme (EAP) werden geleistet. Letztlich wird auch die INSPIRE-Initiative zur Bereitstellung und Harmonisierung von Geodaten in Europa in den Themenfelder Gebäude, Bodennutzung und Bevölkerungsverteilung unter-stützt.

Forschungsprogramm 2013-18 – Strategische Fragen und Perspektiven (FB S) (bis 6/2017)

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2.5 Strategische Fragen und Perspektiven (FB S) (bis 6/2017)

Vorbemerkung

Der Forschungsbereich „Strategische Fragen und Perspektiven“ (FB S) hat sich innerhalb der Laufzeit des vorliegenden Forschungsprogramms erheblich verändert. Dies lag einerseits an einschneidenden personellen Wechseln und andererseits daran, dass die vorgesehene Lei-tungsposition im Rahmen einer gemeinsamen Berufung mit der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden erst wesentlich später besetzt werden konnte als zunächst vorgese-hen war. Das im Folgenden beschriebene Programm geht auf die Inhalte seit der Besetzung der Leitung des Forschungsbereichs und der gemeinsamen Professur im Jahr 2014 ein. Unter Berücksichtigung von Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats des IÖR im letzten Audit wurde der FB S zum 01.07.2017 in den neuen Forschungsbereich „Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung“ (FB W) überführt, der auf Arbeiten zu umwelt-, stadt- und regionalökonomischen Fragen fokussiert. Dieser wird im Anschluss charakterisiert (s. Kap. 2.6). Weitere, bisher im FB S angesiedelte Themen wurden dem Programmbereich 3 zugeordnet und in der Direktion verankert. Dies betrifft einerseits die Forschungen zu rechts-wissenschaftlichen Fragen der Planung und Steuerung (s. Kap. 3.3) und andererseits die Ar-beiten zur Transformation von Städten zu mehr Nachhaltigkeit, die nunmehr inhaltlich stärker mit dem Interdisziplinären Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS) (s. Kap. 3.2) verbunden sind.

Problemstellung

Umweltherausforderungen und Herausforderungen durch den Klimawandel spiegeln sich auf unterschiedlicher Weise im gesellschaftlichen Handeln wieder. Sie geben Anlass zu internatio-nalen, nationalen, regionalen und kommunalen Politiken sowie zu unzähligen individuellen Entscheidungen. Dabei interagieren sie mit anderen gesellschaftlichen Herausforderungen und Trends wie dem demografischen Wandel, der Globalisierung, dem wirtschaftsstrukturellen Wandel, dem technologischen Fortschritt, der europäischen Integration und anderen. Viele dieser Politiken und Entscheidungen haben räumliche Auswirkungen, die z. B. durch Indikato-ren der Wirtschaftsentwicklung, Landnutzung, Infrastrukturbereitstellung, Migration usw. ge-messen werden können. Gleichzeitig wird das Handeln der Akteure auf unterschiedlichen Ebe-nen durch räumliche Faktoren beeinflusst.

Für die Gestaltung der Anpassungsstrategien und anderen Politikmaßnahmen bedarf es eines soliden Verständnisses von den komplexen Zusammenhängen, wobei es wichtig ist, zwischen Korrelationen und kausalen Zusammenhängen zu unterscheiden. Im Forschungsbereich „Stra-tegische Fragen und Perspektiven“ (FB S) werden Forschungsfragen bearbeitet, die zum einen dem besseren Verständnis der räumlichen Auswirkungen der Umwelt und Klimapolitik dienen, und die es zum anderen erlauben, zu verstehen, wie räumliche Faktoren das Handeln der Ak-teure beeinflussen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf ökonomische Effekte sowie auf die Analyse der institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen gelegt.

Ziele

Der Forschungsbereich „Strategische Fragen und Perspektiven“ untersucht Zusammenhänge zwischen ökonomischen, institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen und dem Ak-teurshandeln im Kontext der ökologischen Raumentwicklung. Der FB S wird:

sich mit raumrelevanten ökonomischen Fragestellungen und Forschungsansätzen einer ökologischen Raumentwicklung auseinandersetzen und diese schrittweise in die Arbeit der anderen Forschungsbereiche integrieren,

Forschungsprogramm 2013-18 – Strategische Fragen und Perspektiven (FB S) (bis 6/2017)

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ökonomische Methoden, Modelle und Datengrundlagen für die Analyse bzw. Steuerung einer dauerhaft umweltgerechten Raumentwicklung systematisch ausbauen,

an der Ausgestaltung europäischer Raumentwicklungspolitiken sowie raumbezogener För-derinstrumente (z. B. EFRE, URBACT, ETC) durch Forschung und Beratung mitwirken und sich an raumentwicklungsbezogenen europäischen Programmen (ESPON) wissenschaftlich beteiligen,

veränderte Anforderungen an räumliche Planung und Steuerung, die sich im Kern aus öko-logischen Triebkräften ergeben, untersuchen und diskutieren.

Forschungsfragen

Die Leitfrage des Forschungsbereichs lautet: Welche Wirkung haben ökonomische Faktoren, rechtliche Instrumente und Governance-Ansätze nationaler und europäischer Natur auf das Handeln von Individuen, Gruppen und Institutionen im Kontext der ökologischen Raument-wicklung?

Im Detail stehen folgende Aspekte im Fokus der Forschung:

1. Ökonomische Beiträge zu Fragen der ökologischen Raumentwicklung: Welche Rolle spielen ökonomische Rahmenbedingungen bei den Landnutzungsentscheidungen und Investitio-nen in die Klimaanpassung auf der kommunalen Ebene? Welche ökonomischen und räum-lichen Faktoren bestimmen private Konsumentscheidungen von klimapolitischer Bedeutung (Heizverhalten, Mobilität)? Wie können die ökonomischen Spillover-Effekte der europäi-schen regionalen Förderung theoretisch und empirisch analysiert werden?

2. Analyse der neuen Anforderungen an räumliche Planung und Steuerung: Welche Rolle spielen zivilgesellschaftliche Initiativen sowie die Bürgerinnen und Bürger für die Steuerung von Raumentwicklungsprozessen? Was sind Möglichkeiten und Grenzen der sachunmittel-baren Demokratie in den Planungsprozessen? Mit welchen Instrumenten können die öko-logischen Konflikte in den neuen Planungsräumen (untertägige und maritime Planung) ge-steuert werden?

3. Forschung über den systemischen Wandel zur Nachhaltigkeit: Wie lässt sich ein systemi-scher Wandel zur Nachhaltigkeit konzeptionell beschreiben? Welche urbanen Dynamiken kennzeichnen einen solchen Wandel? Welche Rolle spielen dabei unterschiedliche Akteurs-gruppen sowie einzelne Akteure?

4. Fragen der europäischen Raumentwicklung: Wie entwickeln sich die räumlichen Verflech-tungen im Zuge der grenzüberschreitenden Integration? Wie sind die Chancen einer nach-haltigen Raumentwicklung in Grenzstädten und -regionen im Zuge des europäischen In-tegrationsprozesses? Welche Rolle spielen unterschiedliche regionale und nationale Kon-texte und Planungsansätze bei der europäischen Zusammenarbeit?

Zum Stand der Forschung

Zu 1.: Die ökonomische Entwicklung der Regionen in Deutschland (und in anderen europäi-schen Ländern) ist nicht ausgewogen. Viele Städte und Gemeinden befinden sich in einer schwierigen finanziellen Lage. In Bezug zur ökologischen Raumentwicklung bedeutet das zum einen, dass den Kommunen oft Mittel fehlen, um selbstständig Investitionen, z. B. in die Klima-anpassung oder in den Naturschutz, durchzuführen, und generell, um die notwendigen Akti-vitäten kontinuierlich betreiben zu können. Zum anderen bedeutet das, dass, um zusätzliche Steuereinnahmen zu generieren, die kommunalen Verwaltungen mehr Flächeninanspruch-nahme (für die Bebauung durch Einzelpersonen oder durch Unternehmen) bewilligen könnten als es aus der gesellschaftlichen Sicht optimal ist (Brandt 2014, Wassmer 2003). Eine (bisher

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fehlende) empirische Untersuchung dieser Phänomene für Deutschland würde eine Einschät-zung erlauben, wie groß das Problem tatsächlich ist und ob und welcher Handlungsbedarf auf Bundesebene (wo z. B. die entsprechenden Naturschutzziele gesetzt werden) besteht.

Auf der europäischen Ebene wird dem Problem der regionalen Disparitäten in der EU mit Hilfe der Strukturfonds (d. h. gezielten Investitionsförderung in den rückständigen Regionen) und anderen Instrumenten der Kohäsionspolitik entgegengewirkt. Durch die vielzähligen Verflech-tungen zwischen den Regionen entstehen durch diese Förderung aber sogenannte Spillover-Effekte, wodurch in den benachbarten oder auch weit entfernten Regionen ökonomische und andere Effekte identifiziert werden können (Dupont und Martin 2006). Da die Förderinstru-mente unterschiedlich gestaltet werden können (z. B. auch durch Kombination mit Klima-schutzmaßnahmen), bedarf es eines analytischen Rahmens, der den Vergleich zwischen diesen Alternativen bezüglich der Erreichung der ursprünglichen Ziele (Förderung der rückständigen Regionen) erlauben würde. Der geeignete Ansatz soll auf jeden Fall ökonomische Dynamiken, die aus den Investitionen folgen, aufgreifen können (Bröcker und Korzhenevych 2013). Ein räumliches, dynamisches Gleichgewichtsmodell, welches in der Lage wäre, diese Vergleiche durchzuführen, bietet die vorhandene Literatur noch nicht an.

Heutige Volkswirtschaften setzen sehr stark auf fossile Brennstoffe als Energiequelle, und ohne eine Ausweitung klimapolitischer Anstrengungen wird sich auch in Zukunft nichts daran än-dern (Covert et al. 2016). Die Wirksamkeit klimapolitischer Instrumente – gleichgültig, ob preis-, technologie- oder verhaltensbasiert – hängt dabei im Wesentlichen von den Entschei-dungen der handelnden Akteure wie Konsumenten und Unternehmen ab (Allcott und Mullai-nathan 2010). Gerade wenn es um die Erklärung der sogenannten Energieeffizienz-Lücke geht, scheinen neben klassischem Marktversagen auch verhaltensökonomische Ursachen eine wichtige Rolle zu spielen (Gerarden et al. 2015). Vermeintlich einfache Lösungen des Prob-lems, wie zum Beispiel Energieeffizienzstandards, können aber nicht nur die gesellschaftlichen Kosten der Klimapolitik nach oben treiben (Parry et al. 2014), sondern aufgrund von Verhal-tensanpassungen der Verbraucher sich ihrerseits sogar negativ auf das Klima auswirken (Ja-cobsen und van Benthem 2015). Ein besseres Verständnis privater Konsumentscheidungen, gerade in den klimarelevanten Bereichen Wohnen (Achtnicht 2011) und Mobilität (Daziano und Achtnicht 2014), ist deshalb unabdingbar für eine wirksame und rationale Klimapolitik.

Zu 2.: Die partizipatorischen Elemente in der Planung können eingesetzt werden, um die Ak-zeptanz zu steigern und das Konfliktpotenzial von Raumplanungen zu minimieren (vgl. etwa Huning 2014, S. 33 ff., Bradtke 2013, S. 61 ff., Wiechmann/Terfüchte 2013, S. 18 ff.). Die Rolle der Bürgerbeteiligung und der sachunmittelbaren Demokratie in der Landes- und Regi-onalplanung wurde bislang nicht umfassend wissenschaftlich bearbeitet (vgl. Janssen/Plappert 2014). Zwar existieren Forschungsansätze hinsichtlich der Einbindung plebiszitärer Elemente in das Raumordnungsverfahren (ARL 2014, Positionspapier Nr. 99), bisherige Arbeiten fokus-sieren aber auf die örtliche Bauleitplanung (vgl. etwa Durinke 2011, Winkel/Zengerling 2010, S. 91 ff., Burrack/Stein 2009, S.433 ff.). Diese befassen sich im Kern mit der rechtlichen Zu-lässigkeit sowie den Grenzen von Bürgerbegehren und Bürgerentscheiden im Bereich der kom-munalen, verbindlichen Bauleitplanung (Bebauungspläne). Die Möglichkeit der Anwendung sachunmittelbarer Demokratie innerhalb von Raumordnungsverfahren soll noch analysiert werden.

Die Notwendigkeit der Einführung einer Untertageraumordnung stellt keinen abstrakten Re-gelungswunsch (Karrenstein 2013a: 52) dar, sondern ist vielmehr eine Notwendigkeit, um dem zunehmenden Nutzungsdruck und den steigenden Nutzungskonkurrenzen im Untergrund ge-recht zu werden (Dietrich/Schäperklaus 2009). Die Bundesregierung hat daher im Koalitions-vertrag festgehalten, dass „die Grundlagen für eine unterirdische Raumplanung anzustreben

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sind“. Die Einführung einer Raumplanung im Untergrund wird im nationalen Kontext kontro-vers diskutiert (Bartel/Janssen et al 2015.). Untersuchungen zu Harmonisierungsbestrebungen in Europa sind nicht bekannt; einschlägige Arbeiten sind in Bezug auf fachplanerische Ansätze zur CCS-Richtlinie 2009 entstanden (CO2GeoNet 2009). Vergleichende Arbeiten in anderen Staaten sind vereinzelt bekannt (z. B. Niederlande, Nouzari 2015).

In Bezug auf die Meeresraumordnung existieren zahlreiche Abhandlungen zu planerischen As-pekten und zum Integrierten Küstenzonenmanagement (Flannery et al. 2016). Neu ist die uni-onsweit verbindliche Einführung einer Meeresraumordnung in allen Mitgliedsstaaten und für alle Meeresgewässer auf der Basis der MRO-Richtlinie (in Verbindung mit der MSRL) sowie in Drittstaaten (transnationale Meeresraumordnung). Insbesondere zum ökosystem-basierten Planungsansatz gibt es nur vereinzelte Untersuchungen (Janssen 2016 m. w. N.).

Zu 3.: Ein systemischer Wandel zu nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts (EEA 2015, WBGU 2011,). Die Übertragung von Erkenntnissen aus der System- und Innovationsforschung zum Wandel von sozio-techni-schen Systemen auf gesellschaftliche Wandelungsprozesse ist Gegenstand des vergleichsweise jungen Forschungsfeldes zu ‚sustainability transitions‘ (vgl. Markard et al. 2012). In diesem Forschungsfeld wird danach gefragt, wie ein systemischer Wandel abläuft (Geels 2011), wie er in Richtung Nachhaltigkeit beeinflusst werden kann (Loorbach 2010; Grin et al. 2010) und welche Rolle unterschiedliche Akteursgruppen, etwa Politik (Meadowcroft 2011) oder die Zi-vilgesellschaft (Smith/Seyfang 2013) dabei spielen.

Im IÖR werden die Erkenntnisse aus der Transitionforschung auf Aspekte einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung übertragen. So wird untersucht, welche systemischen Dyna-miken durch ökologisch orientierte „Graswurzelinitiativen“ angestoßen, welche Rolle lokale und nationale Politiken, die Zivilgesellschaft sowie einzelne Akteure dabei spielen. Zugleich arbeitet das IÖR an der Weiterentwicklung theoretischer Grundlagen der Transitionforschung sowie an der konzeptionellen Annährung von Raum- und Transitionforschung (Eger-mann/Hutter 2014) mit.

Zu 4.: Die europäische Integration wird oft auch als räumliche Integration verstanden. Dieser Ansatz umfasst Wechselwirkungen im wirtschaftlichen Bereich sowie kulturelle oder politische Beziehungen und Migrationsbewegungen. Die wissenschaftliche Literatur argumentiert, dass die territoriale Integration in erster Linie die Verringerung der strukturellen Unterschiede zwi-schen den Gebieten bedeutet. Deswegen werden Grenzregionen in Europa oft als Laborato-rien der europäischen Integration bezeichnet (Danielzyk, Ernste and Jung 2004, 110). Die jüngste Literatur über die grenzüberschreitende räumliche Integration hat sich auf die Metro-polregionen und Netzwerke von Städten konzentriert (Decoville et al 2013, ESPON 2010, Sohn 2012), periphere Grenzgebiete haben weniger Aufmerksamkeit erfahren. Dabei kann die Grenzlage die Merkmale der peripheren Lage verschärfen. Daher betont die derzeitige Politik auf der europäischen Ebene die Bedeutung der territorialen Integration in grenzüberschreiten-den funktionellen Gebieten, um eine kritische Masse für die Entwicklung zu haben und die Anfälligkeit gegenüber externen Schocks zu verringern (CoR 2015, 7).

Der Austausch von Informationen sowie von bewährten und erprobten Verfahren (als Best-Practice-Ansatz verstanden) ist von wesentlicher Bedeutung für die Erreichung von territorialer Kohäsion (Faludi, 2006, Davoudi 2007, Duhr et al. 2010). Aber auch die Einrichtung von grenzüberschreitenden Kooperationsstrukturen wird als wichtiges Instrument gesehen, um den territorialen Zusammenhalt zu fördern (CEC, 2008). Auswertungen und Wirkungsanaly-sen werden zunehmend eingesetzt, um den Erfolg von entsprechenden Instrumenten, Projek-ten oder Programmen einzuschätzen. Traditionell liegt der Fokus der Auswertungen auf den Ergebnissen, mit wenig Aufmerksamkeit auf den Kontextbedingungen der beteiligten Partner

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(jeweilige Planungsansätze, Sprache, Verwaltungskultur, Akzeptanz in der Öffentlichkeit). Diese können jedoch maßgeblich für den Erfolg von grenzüberschreitenden Kooperationen sein (Knippschild 2011).

Arbeitsplan und Methodik

Die Beantwortung der Forschungsfragen erfolgt mittels haushaltsfinanzierter Grundlagenfor-schung, Promotionsarbeiten sowie drittmittelfinanzierter Anwendungsforschung.

Zum Fragenkomplex 1: Ökonomische Beiträge zu Fragen der ökologischen Raumentwicklung

Die Untersuchung der Effekte der europäischen und nationalen Regionalpolitik erfolgt durch die Entwicklung der Analysemethodik und durch Auswertung von neuen Datensätzen. Auf der methodischen Seite wird ein räumliches, dynamisches Gleichgewichtsmodell analytisch und mathematisch entwickelt und als computerbasiertes Simulationstool anwendungsreif gemacht. Das Modell wird dann mit Daten aus der europäischen Regionalstatistik, volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) und Handelsstatistik vervollständigt. Das Ziel ist es, das Modell für die Simulation der Effekte alternativer Politikszenarien (z. B. von unterschiedlichen Verfahren der Investitionsförderung) zu nutzen.

Neue Datensätze werden z. B. durch die Kombination der bekannten ökonomischen Regio-nalstatistiken mit Flächennutzungsdaten aus dem IÖR-Monitor konstruiert. Eine Promotions-arbeit beschäftigt sich damit, die Zusammenhänge zwischen der Struktur der kommunalen Einnahmen (Steuern und Transfers) und den Indikatoren der ökologischen Raumentwicklung wie Naturschutzausgaben oder Flächenneuinanspruchnahme zu erforschen.

Ein haushaltsfinanziertes Post-Doc Projekt strebt die Identifizierung und Quantifizierung von Effekten demografischer, (sozio-)ökonomischer und räumlicher Faktoren auf das Energiever-brauchs- und das Klimaanpassungsverhalten privater Haushalte in Deutschland an. Aus den Untersuchungen sollen z. B. Politikempfehlungen für eine rationale Ausgestaltung der Ener-giewende im Gebäudebestand generiert werden. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden Mikrodaten aus Haushaltsbefragungen statistisch und ökonometrisch ausgewertet. Darin enthalten sind auch Beobachtungen aus den sogenannten Discrete Choice Experimenten (DCE). Je nach Beschaffenheit der zu erklärenden Variable kommen dabei unterschiedliche Analysemethoden zum Einsatz: OLS-Regressionen, IV-Regressionen und diskrete Entschei-dungsmodelle.

Zum Fragenkomplex 2: Analyse der neuen Anforderungen an räumliche Planung und Steue-rung

Erkenntnisse aus mehreren Drittmittelprojekten thematisieren veränderte Anforderungen an räumliche Planung und Steuerung (Strategieentwicklung, Handlungsansätze, Planungsinstru-mente), die sich im Kern aus ökologischen Triebkräften ergeben (Klimaanpassung, Klima-schutz, Energie- und Ressourcenknappheit). Daran anknüpfend sollen in der vertieften Grund-lagenforschung die jeweils spezifischen Veränderungen diskutiert und auch im Zusammen-hang betrachtet werden. Der Fokus liegt insbesondere bei neuen Planungsräumen (wie unter-irdische und maritime Raumplanung) sowie explorativen Themen wie Siedlungsrückzug und Ansätzen der direkten Demokratie in der Planung.

Zur Auswertung der rechtlichen Rahmenbedingungen erfolgt eine Analyse des diesbezüglich relevanten Normenbestandes und juristischen Schrifttums sowie wissenschaftlicher Publikati-onen, ergänzt durch die systematische Recherche und Auswertung erfolgter Rechtsprechung (z. B. Daten- und Informationsrecherche, Darstellung der Anforderungen des Schutzes und der Nutzung des Untergrunds und der Meeresgewässer). Die Auswertung der Daten- und Informationsgrundlagen erfolgt in Bezug auf die Relevanz der Anforderungen des Schutzes

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und der Nutzung der Planungsräume und möglicher Konflikte zwischen Schutz- und Nut-zungsanforderungen. Auf dieser Basis erfolgt eine Ableitung und Anwendung von Kriterien zur Bewertung maßgeblicher Schutzziele und von Hauptkonflikten und es werden Lösungs-möglichkeiten zur Gewährleistung maßgeblicher Schutzanforderungen und zur Vermeidung und Minderung von Hauptkonflikten unter Berücksichtigung der Darstellung und Bewertung raumordnerischer Instrumente und Verfahren aufgezeigt. Flankierend werden Fallbeispiele an-hand von Datenbanken recherchiert. Weiterführende Informationen zu den relevanten Bei-spielen werden einschlägigen Publikationen und Planungsdokumenten entnommen. Experten-interviews mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis zu den Fallbeispielen und zum grundle-genden Einsatz von Instrumenten der sachunmittelbaren Demokratie, der untertägigen Raum-ordnung innerhalb der Landes- und Regionalplanung und der Meeresraumplanung im Küs-tenmeer und der Ausschließlichen Wirtschaftszone runden die Untersuchungen ab.

Zum Fragenkomplex 3: Forschung über den systemischen Wandel zur Nachhaltigkeit

Ziel der Untersuchungen, die am EU-geförderten Projekt ARTS angelehnt sind, ist es, zu erfor-schen, wie die Transformation in eine nachhaltige, CO2-arme Gesellschaft beschleunigt wer-den kann. Zentraler Untersuchungsgegenstand sind Transition-Initiativen in europäischen Stadtregionen (z. B. Dresden), die bereits heute in verschiedenen Handlungsfeldern (u. a. Ge-baute Umwelt, Naturschutz, Energie, Mobilität und Verkehr) darauf abzielen, tiefgreifende systemische Veränderungen hin zu einer umweltbezogenen Nachhaltigkeit herbeizuführen. Konkretes Forschungsziel ist es, herauszufinden, welche urbanen Dynamiken durch diese Ini-tiativen entstehen und durch welche Mechanismen (z. B. Kopplung von Initiativen) eine be-schleunigte Transformation innerhalb der Stadtregionen aktiv unterstützt werden kann, wel-che Barrieren dem entgegen stehen und wie sich der stadtregionale, nationale und europäische Kontext diesbezüglich auswirkt.

Methodisch bauen die Arbeiten auf einer Reihe von Interviews mit lokalen Akteuren und einer teilnehmenden Beobachtung auf. Darüber hinaus wird ein konzeptioneller Beitrag zur besseren Beschreibung der in der Transitionforschung bisher theoretisch kaum untersetzten Beschleuni-gungsphase in Transformationsprozessen erarbeitet. Durch die Einbindung von Akteuren und Initiativen vor Ort (regionale Workshops, Wettbewerbe, Teilnahme an Konferenzen) soll das Projekt zudem einen Beitrag zum Transition-Diskurs (Anstoß, Weiterentwicklung) in den je-weiligen Stadtregionen leisten.

Zum Fragenkomplex 4: Fragen der europäischen Raumentwicklung

Die empirischen Untersuchungen zu Fragen der Integration in den Grenzregionen basieren auf der Analyse der statistischen Daten sowie auf der Erhebung von Daten mittels Interviews mit lokalen Akteuren (Verwaltung, Wirtschaft) und Einwohnern.

Die Analyse und Bewertung von ausgewählten europäischen Kooperationsprojekten erfolgt auf Basis der eigenen Erfahrungen in solchen Projekten und einer kritischen Auseinanderset-zung mit der bestehenden Bewertungsmethodik.

Forschungsprogramm 2013-18 – Strategische Fragen und Perspektiven (FB S) (bis 6/2017)

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Angestrebte Ergebnisse und Meilensteine

Durch die vorgesehenen Aktivitäten werden folgende Ergebnisse und Meilensteine angestrebt:

Erarbeitung eines Konzeptes für die langfristige Etablierung der Grundlagen der raumöko-nomischen Forschung im IÖR (Daten, Methoden, Modelle),

Entwicklung eines forschungsbereichsübergreifenden Forschungsvorhabens mit schwer-punktmäßig ökonomischer Fragestellung (z. B. zu den Biodiversity-Offsets),

Konzept zur Berücksichtigung europäischer Raumentwicklungspolitiken im Rahmen der IÖR-Forschung sowie Ableitung von übergreifenden Forschungsfragen und spezifischen Folgerungen für die Forschungsbereiche,

Entwicklung eines forschungsbereichsübergreifenden Forschungsvorhabens mit Bezug zu europäischen Raumentwicklungspolitiken, insbesondere unter Rückgriff auf Förderinstru-mente der EU,

Empfehlungen zur Verbesserung des Planungsinstrumentariums zur unterirdischen Raum-planung sowie Grundlagen für eine europäische unterirdische Raumplanung,

Gewinnung neuer Erkenntnisse und Entwicklung von Handlungsempfehlungen für Mee-resraumplanung im Ostseeraum,

Identifizierung und Quantifizierung von Wirkungen sozioökonomischer und räumlicher Faktoren auf die Energienachfrage privater Haushalte in Deutschland im Kontext der Ener-giewende,

Identifikation und Analyse von gesellschaftlichen Dynamiken, die einen bottom-up initiier-ten, systemischen Wandel zur Nachhaltigkeit in Stadtregionen kennzeichnen und beschleu-nigen,

Szenarien-Analysen von Effekten der Europäischen Regionalpolitik mittels eines regional-ökonomischen dynamischen Simulationsmodells,

Einbringung von Befunden aus der Forschung zu Multi-Level Governance in die Europäi-sche Debatte zu territorialen Entwicklungsszenarien sowie zur Kohäsionspolitik,

Generierung von Politikempfehlungen für eine optimierte Ausgestaltung der Energiewende im Wohnsektor.

Kooperationen

Die Zusammenarbeit mit anderen Forschungsbereichen erfolgt vor allem im Rahmen von in-terdisziplinären Projekten und Projektanträgen. Dabei werden z. B. die planerischen oder tech-nischen Fragestellungen durch ökonomische Aspekte oder die Erkenntnisse aus der europäi-schen Raumentwicklung ergänzt. Insbesondere zum Forschungsbereich M besteht reger Aus-tausch in Bezug auf die Nutzung von räumlich differenzierten Daten.

Im Mittelpunkt des externen Austausches stehen vordringlich wissenschaftliche Einrichtungen mit einem exzellenten Forschungsprofil in den Bereichen Governance und Steuerung, Transi-tions und Innovation, ökologische Ökonomie sowie europäische Raumentwicklung (z. B. TU Dresden, Öko-Institut Freiburg, UFZ Leipzig, ZEW Mannheim, Uni Kiel, Cornell University (USA), DRIFT (NL), Uni Westminster (UK)). Besonderes Interesse liegt im Aufbau der Koope-rationen mit den relevanten Einrichtungen in Mittel- und Ost-Europa. Daneben wird auch die Zusammenarbeit mit relevanten Netzwerken von Städten und Regionen intensiviert (Euroci-ties, ICLEI, CEMR, METREX, C40, transition towns). Für die praktische Arbeit zur europäischen Raumentwicklung ist ferner die enge Zusammenarbeit mit dem Brüsseler Büro der Leibniz-Gemeinschaft von maßgeblicher Bedeutung.

Forschungsprogramm 2013-18 – Strategische Fragen und Perspektiven (FB S) (bis 6/2017)

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Beratung und Transfer

Wissenstransfer ist als elementarer Bestandteil des FB S fest in seiner Arbeitsweise und Metho-dik verankert und umfasst unterschiedliche Dimensionen und Beteiligte. Im Rahmen der Pro-jekte findet Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis durch spezifische Formate und Pro-dukte zur besseren Umsetzung einer dauerhaft umweltgerechten Raumentwicklung auf loka-ler, nationaler und europäischer Ebene statt. Das IÖR agiert dabei je nach Projekt im Austausch mit der Europäischen Kommission, Bund, Ländern und Kommunen sowie privaten und zivilge-sellschaftliche Organisationen.

Forschungsprogramm 2013-18 – Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W) (seit 7/2017)

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2.6 Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W) (seit 7/2017)

Problemstellung

Die wirtschaftliche Entwicklung von Städten und Regionen findet unter den Bedingungen des Wettbewerbs zwischen den verschiedenen Wirtschaftsakteuren statt. Aus ökologischer Sicht sind der Wettbewerb um Waren und Ressourcen und die daraus resultierenden Standort-, Produktions- und Konsumentscheidungen vor allem dann von zentraler Bedeutung, wenn die Wirtschaftsakteure die ökologischen Belange nicht oder nur eingeschränkt berücksichtigen. In den meisten Fällen resultieren die Konflikte zwischen den ökonomischen und ökologischen Zielen aus der Tatsache, dass die „Commons“ wie natürliche Ressourcen, Biodiversität oder Klima durch die Entscheidungen von individuellen Akteuren beeinflusst werden, die Kosten von diesen Entscheidungen aber von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Umgekehrt ist es auch der Fall, dass Anstrengungen einzelner Akteure, solche „Commons“ zu schützen, der Allgemeinheit zugutekommen, was von „Trittbrettfahrern“ ausgenutzt werden kann.

Zur Behebung solcher Zielkonflikte werden auf unterschiedlichen politischen Ebenen (z. B. kommunal, regional, national, europäisch, international) Markt- und Nichtmarktregelungen und Steuerungsmechanismen eingesetzt (z. B. Subventionen für erneuerbare Energien, CO2-Preis, Effizienzstandards, Bebauungsverbote usw.). Diese Politikmaßnahmen zielen darauf ab, die ökonomischen Anreize zu verändern und Marktversagen zu korrigieren. Entsprechend wichtig ist es, auch die wirtschaftlichen Folgen solcher Regulierungen zu berücksichtigen. Dar-über hinaus ist es oft notwendig, die Maßnahmen der Umwelt- und Klimapolitik im Kontext von anderen strategischen Politikfeldern zu sehen, die die Raumentwicklung beeinflussen. Wichtig aus der Sicht des IÖR ist dabei z. B. auch die Europäische Regionalpolitik.

Im Forschungsbereich „Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung“ (FB W) werden Forschungsfragen bearbeitet, die zum einen dem besseren Verständnis der räumlichen ökonomischen Auswirkungen der Umwelt- und Klimapolitik dienen, und die es zum anderen erlauben, zu verstehen, wie räumliche ökonomische Faktoren das Handeln der Wirtschaftsak-teure beeinflussen, zu welchen Konflikten mit Umweltpolitikzielen sie führen und wie diese Zielkonflikte gelöst werden können. Die Wirtschaftsakteure in diesem Kontext können Haus-halte, Unternehmen, staatliche Behörden auf unterschiedlichen Ebenen sowie ganze Staaten oder Staatengemeinschaften (im Falle der EU) sein.

Ziele

Der Forschungsbereich „Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung“ be-trachtet die Kernthemen der Forschung im IÖR aus einer ökonomischen Perspektive. Die Fra-gen der Ressourceneffizienz, der Landnutzung, der Ökosystemdienstleistungen, der Umwelt-risiken (v. a. Klimawandel), der nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung usw. werden im Lichte der Konflikte zwischen den ökonomischen Anreizen und ökologischen Herausforderun-gen analysiert. Dabei entwickelt der Bereich entsprechende ökonomische Methoden, Modelle und Datengrundlagen und verbindet diese mit der Arbeit der anderen Forschungsbereiche.

Zum Stand der Forschung

Die ökonomische Entwicklung von Regionen in Deutschland (und in anderen europäischen Ländern) ist nicht ausgewogen. Viele Städte und Gemeinden befinden sich in einer schwierigen finanziellen Lage. In Bezug zur ökologischen Raumentwicklung bedeutet das zum einen, dass den Kommunen oft Mittel fehlen, um selbstständig Investitionen, z. B. in die Klimaanpassung

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oder in den Naturschutz, durchzuführen, und generell, um die notwendigen Aktivitäten kon-tinuierlich betreiben zu können. Zum anderen bedeutet das, dass, um zusätzliche Steuerein-nahmen zu generieren, die kommunalen Verwaltungen mehr Flächeninanspruchnahme (für die Bebauung durch Einzelpersonen oder durch Unternehmen) bewilligen könnten als es aus der gesellschaftlichen Sicht optimal ist (Brandt 2014, Wassmer 2003). Eine (bisher fehlende) empirische Untersuchung dieser Phänomene für Deutschland würde eine Einschätzung erlau-ben, wie groß das Problem tatsächlich ist und ob und welcher Handlungsbedarf auf Bundes-ebene (wo z. B. die entsprechenden Nachhaltigkeitsziele gesetzt werden) besteht.

Was die Klimapolitik angeht, hängt die Wirksamkeit klimapolitischer Instrumente – gleichgül-tig, ob preis-, technologie- oder verhaltensbasiert – im Wesentlichen von den Entscheidungen der handelnden Akteure wie Konsumenten und Unternehmen ab (Allcott und Mullainathan 2010). Gerade wenn es um die Erklärung der sogenannten Energieeffizienz-Lücke geht, schei-nen neben klassischem Marktversagen auch verhaltensökonomische Ursachen eine wichtige Rolle zu spielen (Gerarden et al. 2015). Vermeintlich einfache Lösungen des Problems, wie zum Beispiel Energieeffizienzstandards, können aber nicht nur die gesellschaftlichen Kosten der Klimapolitik nach oben treiben (Parry et al. 2014), sondern aufgrund von Verhaltensan-passungen der Verbraucher sich ihrerseits sogar negativ auf das Klima auswirken (Jacobsen und van Benthem 2015). Ein besseres Verständnis privater Konsumentscheidungen, gerade in den klimarelevanten Bereichen Wohnen (Achtnicht 2011) und Mobilität (Daziano und Acht-nicht 2014), ist deshalb unabdingbar für eine wirksame und rationale Klimapolitik.

In vielen Ländern des globalen Nordens konnte in den letzten Jahrzehnten eine zunehmende räumliche Konzentration sozioökonomischer Aktivität beobachtet werden – die Ballungszen-tren erleben einen ungebrochenen Zuwachs und ehemals räumlich getrennte Städte finden sich eingebunden in stadtregionalen Strukturen (Storper und Scott 2016). Diesen globalen Agglomerationsprozessen wirken jedoch Dekonzentrationsprozesse auf der regionalen Ebene entgegen (Duranton und Puga 2015; Garcia-López und Muñiz 2010). Innerhalb von Stadtre-gionen bilden sich (neue) Subzentren abseits der historischen Zentren heraus, wodurch die Dominanz der Kernstadt schwindet und mehrkernige raumstrukturelle Konfigurationen ent-stehen (Romero et al. 2014). Diese Entwicklung wird von ökonomischen Rahmenbedingungen (Scott und Storper 2015), geographischen Gegebenheiten sowie historischen Pfadabhängig-keiten (Hohenberg 2004; Turok und Mykhnenko 2007) beeinflusst und bildet damit unter-schiedliche raumstrukturelle Konfigurationen heraus (Krehl 2016).

Während für die sozioökonomischen Facetten dieser Entwicklung diverse interagierende Ein-flussgrößen verantwortlich gemacht werden, exemplarisch genannt seien die Tertiärisierung der Wirtschaft und damit einhergehende Lokalisierungs- und Urbanisierungsvorteile sowie die Globalisierung und die damit verbundene Konzentration höherwertiger unternehmensbezo-gener Dienstleistungen in Großstadtregionen, bleiben deren Rückkoppelungseffekte auf die ökologischen Belange von Stadtregionen weitgehend außen vor. So ist bisher nicht umfassend untersucht worden, welchen Beitrag die Wirtschaftsstruktur einer Region zu ihrer raumstruk-turellen Konfiguration leistet und wie dies zugleich die ökologischen Indikatoren der Raum-entwicklung beeinflusst (Ansätze bei Krehl 2015; Krehl et al. 2016). Es gilt daher zu analysie-ren, wie ökonomische Einflussfaktoren und verfügbare Fläche die Branchen- und Raumstruk-tur einer Region prägen und in welchem Umfang diese spezifischen Konstellationen zur Flä-chen(neu)inanspruchnahme in einer Region beitragen. Vor dem Ziel einer dauerhaft umwelt-gerechten Entwicklung von Städten und Regionen ist ein tiefergehendes Verständnis der sozi-oökonomischen und ökologischen Zusammenhänge in der stadtregionalen Entwicklung unab-dingbar, um gewünschte Entwicklungen zu befördern und unerwünschte Effekte abzumildern.

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Auf der europäischen Ebene wird dem Problem der regionalen Disparitäten in der EU mit Hilfe der Strukturfonds (d. h. gezielten Investitionsförderung in den rückständigen Regionen) und anderen Instrumenten der Kohäsionspolitik entgegengewirkt. Durch die vielzähligen Verflech-tungen zwischen den Regionen entstehen durch diese Förderung aber sogenannte Spillover-Effekte, wodurch in den benachbarten oder auch in weitentfernten Regionen ökonomische und andere Effekte identifiziert werden können (Dupont und Martin 2006). Da die Förderin-strumente unterschiedlich gestaltet werden können (z. B. auch durch Kombination mit Klima-schutzmaßnahmen), bedarf es eines analytischen Rahmens, der den Vergleich zwischen diesen alternativen Instrumenten bezüglich der Erreichung der ursprünglichen Ziele (Förderung der rückständigen Regionen) erlauben würde. Der geeignete Ansatz soll auf jeden Fall ökonomi-sche Dynamiken, die aus den Investitionen folgen, aufgreifen können (Bröcker und Korzhene-vych 2013). Ein räumliches, dynamisches Gleichgewichtsmodell, welches in der Lage wäre, diese Vergleiche durchzuführen, bietet die vorhandene Literatur noch nicht an (Korzhenevych 2016).

Forschungsfragen

In dem Programmzeitraum bis Ende 2018 werden im FB W folgende Fragestellungen bearbei-tet:

1. Welche Rolle spielen ökonomische Rahmenbedingungen bei Entscheidungen mit hoher Umweltrelevanz auf der kommunalen Ebene (z. B. Landnutzungsentscheidungen, Um-weltschutzausgaben und Investitionen in die Klimaanpassung) und auf der Ebene der pri-vaten Haushalte (z. B. Wohnen und Mobilität)?

2. Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen der Wirtschaftsstruktur von Regionen (Stand und Entwicklung) und den ökologischen Indikatoren der Raumentwicklung (z. B. Landnutzung, Flächenverbrauch) herstellen?

3. Welchen Einfluss haben regionalökonomische Verflechtungen auf die Wirksamkeit regio-naler Förderprogramme (z. B. europäische Strukturfonds, Bundesprogramme) oder regio-naler Investitionen (z. B. Ausbau erneuerbarer Energien)?

Den durch die Forschungsfragen beschriebenen Arbeitsschwerpunkten liegen folgende Hypo-thesen zu Grunde:

Die ökonomischen Entscheidungen auf der kommunalen Ebene sowie auf der Ebene der privaten Haushalte werden oft nicht optimal aus der Sicht einer ökologischen Raument-wicklung getroffen. Solche Entscheidungen können aber durch Steuerungsmechanismen der Politik beeinflusst und optimiert werden.

Die Veränderung der Wirtschaftsstruktur zugunsten des tertiären Sektors in den entwickel-ten Ländern wie Deutschland hat Einfluss auf die Flächennutzung und trägt zum Urban Sprawl bei.

Regionalökonomische Verflechtungen wie Kapitalströme können die Erreichung der ur-sprünglichen Ziele bestimmter Formen regionaler Förderung gefährden.

Arbeitsplan und Methodik

Die Beantwortung der Forschungsfragen des FB W setzt den Einsatz von vielfältigen empiri-schen Analysemethoden sowie Nutzung von räumlich differenzierten Daten voraus. Neue Da-tensätze werden z. B. durch die Kombination der bekannten ökonomischen Regionalstatistiken mit Flächennutzungsdaten aus dem IÖR-Monitor und anderen Quellen konstruiert.

Forschungsprogramm 2013-18 – Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W) (seit 7/2017)

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Zu Forschungsfrage 1: Welche Rolle spielen ökonomische Rahmenbedingungen bei Entschei-dungen mit hoher Umweltrelevanz auf der kommunalen Ebene (z. B. Landnutzungsentschei-dungen, Umweltschutzausgaben und Investitionen in die Klimaanpassung) und auf der Ebene der privaten Haushalte (z. B. Wohnen und Mobilität)? Eine Promotionsarbeit beschäftigt sich damit, die Zusammenhänge zwischen der Struktur der kommunalen Einnahmen (Steuern und Transfers) und den Indikatoren der ökologischen Raumentwicklung wie Naturschutzausgaben oder Flächenneuinanspruchnahme zu erfor-schen. Dabei werden moderne Methoden der räumlichen Ökonometrie angewendet.

Die Identifizierung und Quantifizierung von Effekten demografischer, sozioökonomischer und räumlicher Faktoren auf das Energieverbrauchs- und das Klimaanpassungsverhalten privater Haushalte in Deutschland erfolgt durch eine statistische und ökonometrische Auswertung von Mikrodaten aus Haushaltsbefragungen. Darin enthalten sind auch Beobachtungen aus soge-nannten Discrete-Choice-Experimenten (DCE). Je nach Beschaffenheit der zu erklärenden Va-riable kommen dabei unterschiedliche statistische Analysemethoden zum Einsatz: OLS-Regres-sionen, IV-Regressionen und diskrete Entscheidungsmodelle. Aus den Untersuchungen sollen z. B. Politikempfehlungen für eine rationale Ausgestaltung der Energiewende im Gebäudebe-stand generiert werden.

Zu Forschungsfrage 2: Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen der Wirtschaftsstruktur von Regionen (Stand und Entwicklung) und den ökologischen Indikatoren der Raumentwick-lung (z. B. Landnutzung, Flächenverbrauch) herstellen? Vor dem Hintergrund des immer noch hohen Flächenverbrauchs in Deutschland stellt sich die Frage über den Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen Erfolg von Regionen und ihrem jeweils verfügbaren Flächenpotenzial. Dabei wird analysiert, wie unterschiedliche Bran-chenstrukturen und raumstrukturelle Konfigurationen (Mono-, Multi- und Polyzentralität so-wie Zersiedelung) sich in der Fläche (Nachverdichtung/Brachflächenentwicklung vs. Flächen-neuinanspruchnahme) manifestieren und welches die maßgeblichen Treiber dieser Entwick-lungen sind. Basierend auf neuen, kleinräumig verfügbaren Daten zur Beschäftigung und zur Bevölkerung sowie umfangreichen Daten zur Siedlungsstruktur werden GIS-Methoden und ökonometrische Modelle kombiniert. Eine besondere Rolle kommt dabei der räumlichen Öko-nometrie und Statistik zu, welche Übertragungseffekte, sogenannte Spillovers, zwischen den Gebietseinheiten einer Region explizit berücksichtigen. Die Untersuchungsergebnisse tragen dazu bei, stadtregionale Zustände und Entwicklungen in ihrer ökonomischen und ökologischen Dimension zu verstehen und legen damit die Grundlage für Handlungsempfehlungen hin zu einer dauerhaft umweltgerechten, ökonomisch erfolgreichen Stadt- und Regionalentwicklung.

Zu Forschungsfrage 3: Welchen Einfluss haben regionalökonomische Verflechtungen auf die Wirksamkeit regionaler Förderprogramme (z. B. europäische Strukturfonds, Bundespro-gramme) oder regionaler Investitionen (z. B. Ausbau erneuerbarer Energien)? Die Untersuchung der Effekte der europäischen und nationalen Regionalpolitik erfolgt durch die Entwicklung der Analysemethodik und durch Auswertung von neuen Datensätzen. Auf der methodischen Seite wird ein räumliches, dynamisches Gleichgewichtsmodell analytisch und mathematisch entwickelt und als computerbasiertes Simulationstool anwendungsreif gemacht. Das Modell wird dann mit Daten aus der europäischen Regionalstatistik, volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) und Handelsstatistik vervollständigt. Das Ziel ist es, das Modell für die Simulation der Effekte alternativer Politikszenarien (z. B. von unterschiedlichen Verfahren der Investitionsförderung) zu nutzen.

Forschungsprogramm 2013-18 – Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W) (seit 7/2017)

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Angestrebte Ergebnisse und Meilensteine

Durch die im Zeitraum 2017-2018 vorgesehenen Aktivitäten werden folgende Ergebnisse und Meilensteine angestrebt:

Forschung

Identifizierung und Quantifizierung von Wirkungen sozioökonomischer und räumli-cher Faktoren auf die Energienachfrage privater Haushalte in Deutschland im Kontext der Energiewende,

Szenarien-Analysen von Effekten der Europäischen Regionalpolitik mittels eines regio-nalökonomischen dynamischen Simulationsmodells,

Identifizierung von Zusammenhängen zwischen kommunalen Landnutzungsentschei-dungen und den finanziellen Rahmenbedingungen von Städten und Gemeinden,

Entwicklung einer Methodik zur Identifizierung und Erklärung der raum- und -wirt-schaftsstrukturellen Unterschiede zwischen Stadtregionen,

Transfer

Generierung von Politikempfehlungen für eine optimierte Ausgestaltung der Energie-wende im Wohnsektor.

Ableitung von Handlungsempfehlungen für die Auswahl der Klimaanpassungsmaß-nahmen in finanzschwachen Kommunen.

Kooperationen

Die Zusammenarbeit mit anderen Forschungsbereichen erfolgt vor allem im Rahmen von in-terdisziplinären Projekten und Projektanträgen. Dabei werden z. B. die planerischen oder tech-nischen Fragestellungen durch ökonomische Aspekte oder die Erkenntnisse aus der europäi-schen Raumentwicklung ergänzt. Insbesondere zum Forschungsbereich M besteht reger Aus-tausch in Bezug auf die Nutzung von räumlich differenzierten Daten.

Im Mittelpunkt des externen Austausches stehen vordringlich wissenschaftliche Einrichtungen mit einem exzellenten Forschungsprofil in den Bereichen Regionalökonomie, ökologische Ökonomie sowie europäische Raumentwicklung (z. B. TU Dresden, ifo Dresden, IÖW Berlin, ILS Dortmund, ZEW Mannheim, Universität Kiel, Cornell University (USA), JRC IPTS Sevilla). Besonderes Interesse liegt im Aufbau der Kooperationen mit den relevanten Einrichtungen in Mittel- und Ost-Europa, u. a. über das IÖR-koordinierte Netzwerk spa-ce.net.

Beratung und Transfer

Wissenstransfer ist als elementarer Bestandteil des FB W fest in seiner Arbeitsweise und Me-thodik verankert und umfasst unterschiedliche Dimensionen und Beteiligte. Im Rahmen der Projekte findet Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis zur besseren Umsetzung einer dau-erhaft umweltgerechten Raumentwicklung auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene durch spezifische Formate und Produkte statt. Adressaten der Forschungsarbeit zu methodi-schen Grundlagen sind vor allem andere Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen.

Perspektiven

Mit der Gründung des FB W soll nicht nur die ökonomische Grundkomponente der Forschung im IÖR gezielt aufgebaut werden. Wichtig ist auch die aktive Integration ökonomischer Ana-lyseansätze in die Arbeit der anderen Forschungsbereiche. Das geschieht vor allem durch die gemeinsame Entwicklung von Forschungsfragen und deren gemeinsame Bearbeitung (z. B. durch entsprechend fachlich ausgerichtete Arbeitspakete in übergreifenden Projekten oder

Forschungsprogramm 2013-18 – Wirtschaftliche Aspekte der ökologischen Raumentwicklung (FB W) (seit 7/2017)

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durch interdisziplinäre Publikationen). Potenzielle Themen für solche FB-übergreifenden Ar-beiten sind z. B. die Bewertung von Umweltgütern (FB L), die Analyse der ökomischen Kräfte hinter Prozessen des Urban Sprawl (FB M), die Untersuchung der Input-Output-Zusammen-hänge zwischen dem Bausektor und anderen Wirtschaftssektoren (FB E) und die Bewertung von ökonomischen Schäden durch Umwelteinwirkungen (FB R).

Forschungsprogramm 2013-18 – Weitere Aufgaben

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Weitere Aufgaben

3.1 Vernetzung am Standort Dresden / DRESDEN-concept

Das IÖR arbeitet insgesamt sowie auf Ebene seiner Forschungsbereiche und auf Projektebene eng mit der Technischen Universität Dresden zusammen. Bereits seit 1998 sind die beiden Einrichtungen durch einen Kooperations-Rahmenvertrag miteinander verbunden. Es handelt sich damit um eine langjährige strategische Partnerschaft, die im Rahmen des DRESDEN-con-cept eine weitere Stärkung erfahren und neue Perspektiven gewonnen hat.

DRESDEN-concept steht für Dresden Research and Education Synergies for the Development of Excellence and Novelty und ist ein Netzwerk der TU Dresden, der außeruniversitären For-schung sowie wissenschaftsnahen Einrichtungen wie Bibliotheken und Museen am Wissen-schaftsstandort Dresden. DRESDEN-concept ist wesentlicher Bestandteil des Zukunftskonzepts der TU Dresden und Grund ihres Erfolgs in der Exzellenzinitiative.

Zwischen dem IÖR und der TU Dresden bestehen mehrere institutionelle Verbindungen. Die TU Dresden ist in den Gremien des Instituts, d. h. im Kuratorium und im Wissenschaftlichen Beirat, vertreten. Gemeinsame Berufungen und Honorarprofessuren verknüpfen das IÖR mit den Fakultäten Umweltwissenschaften, Architektur, Wirtschaftswissenschaften, Bauingenieur-wesen und der Juristischen Fakultät sowie mit dem Internationalen Hochschulinstitut (IHI) der TU Dresden.

Die Zusammenarbeit bezieht sich sowohl auf die Forschung als auch auf die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Lehre. Gemeinsame Einrichtungen des IÖR und der Universität sind das Interdisziplinäre Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtum-bau (IZS) (vgl. Kap. 3.2) und die Dresden Leibniz Graduate School (DLGS) (vgl. dazu Kap. 3.5). In all seinen Forschungslinien unterhält das IÖR Projektkooperationen mit der TU Dresden und zwar mit mehr als der Hälfte der 14 Fakultäten der Universität. Herausragend in dieser Hinsicht sind die vom BMBF geförderten Verbundvorhaben „Integriertes Regionales Klimaanpassungs-programm für die Modellregion Dresden“ (REGKLAM) sowie entsprechende Nachfolgeaktivi-täten, „Competence Center for Scalable Data Services and Solutions“ (ScaDS) als nationales Kompetenzzentrums für Big Data und „Hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten“ (HeatResilientCity).

Wichtige Partner des IÖR vor Ort sind zudem das in Dresden angesiedelte Institut UNU-FLO-RES (Institute for Integrated Management of Material Fluxes and Resources) der Universität der Vereinten Nationen und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden.

3.2 Interdisziplinäres Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau

Mit dem Interdisziplinären Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS) in Görlitz kooperieren das IÖR und die TU Dresden seit 2014 in einer gemeinsamen Struktur als „Joint Urban Lab“5. Von Seiten der Universität wird die Kooperation insbesondere durch 5 „Joint Lab“ bezeichnet eine gemeinsame Infrastruktur einer Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und einer

Hochschule. Als „Stadtlabor“ oder „Urban Lab“ wird der Kontext anwendungsbezogener, teils experimenteller Forschung in Zusammenarbeit mit Praxispartnern am Beispiel eines konkreten Ortes bezeichnet, wobei aus den Untersuchungen Ableitungen und Empfehlungen auch für vergleichbare andere Städte und Stadtregionen ge-zogen werden. Das IÖR führt hier beide genannten Aspekte im Begriff „Joint Urban Lab“ zusammen.

Forschungsprogramm 2013-18 – Weitere Aufgaben

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das Internationale Hochschulinstitut (IHI) Zittau, einer zentralen wissenschaftlichen Einrich-tung der TU Dresden, wahrgenommen. Die Leitung des Zentrums ist seit 2016 mit einer ge-meinsamen Berufung des IÖR mit der TU Dresden zum „Ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau“ verbunden.

Das Zentrum baut auf dem vormaligen Görlitz-Kompetenzzentrum für revitalisierenden Städ-tebau der TU Dresden auf, ist aber ausgerichtet an einer veränderten Ziel- und Aufgabenstel-lung. Im Sinne eines „Stadtlabors“ werden damit Fragen der Umgestaltung historischer Städte im Spannungsfeld von Ökologisierung, demografischem Wandel, Energie- und Ressourcenef-fizienz sowie Risikomanagement einerseits und den Ansprüchen von Revitalisierung, Baukultur und Denkmalschutz andererseits behandelt werden. Mit dem Standort Görlitz liegt eine inter-nationale Betrachtung dieser Thematik auf der Hand. Dafür sollen insbesondere Kooperatio-nen mit polnischen und tschechischen Partnern genutzt und weiter aufgebaut werden. Seit Mitte 2017 wird die Forschung des IZS inhaltlich mit weitergehenden Fragen städtischer Trans-formation und eines systemischen Wandels zu mehr Nachhaltigkeit verbunden.6 Im Mittel-punkt stehen dabei der Zusammenhang von institutionellen Rahmenbedingungen und Ak-teurshandeln sowie die Rolle zivilgesellschaftlicher Initiativen für die Steuerung von Raument-wicklungsprozessen.

Das IZS ist als Plattform eng mit den Forschungsbereichen des Instituts über Projektkoopera-tionen, Veröffentlichungen, Tagungen und Transferleistungen verknüpft. Eine wichtige Rolle spielt dafür der jährlich ausgerichtete „Denksalon ökologischer und revitalisierender Stadtum-bau“. Ein weiteres Format für den Wissenstransfer des IZS sind die „Europastadt-Gespräche“ als deutsch-polnisch orientierte, regionale Diskussionsplattform.

3.3 Weitere Grundlagenarbeiten und Forschungsaufgaben

Theoretische und methodische Grundlagen der ökologischen Raumentwicklung von übergrei-fender Bedeutung für das Institut werden in einem Arbeitsstab behandelt. Ziel des Arbeitsstabs ist erstens die Recherche, Aufbereitung und Generierung von Erkenntnissen und Methoden, die zu einer erweiterten Fundierung der Wissenschaft zur ökologischen Raumentwicklung bei-tragen können. Ein thematischer Fokus sind Mensch-Umwelt-Systeme in Städten und Regio-nen mit ihren Wirkungszusammenhängen und Eigenschaften sowie deren zielgerichtete ge-sellschaftliche Steuerung. Dabei geht es um die fragestellungsspezifische Konzeptualisierung und Operationalisierung derartiger Systeme. Darauf aufbauend werden Planung, Manage-ment und Governance der Raumentwicklung speziell hinsichtlich der Steuerung der Systeme betrachtet. Zweitens dient der Arbeitsstab zur Förderung des wissenschaftlichen Austauschs im IÖR sowie der Zusammenführung und verbesserten Verfügbarkeit von Erkenntnissen aus den Forschungsbereichen. Hierzu stellt er ein informelles Diskussionsforum sowie eine interne Dokumentation von Konzepten und Ansätzen bereit. Die konkreten Aufgaben übernimmt eine Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertreter der Forschungsbereiche. Im Rahmen dieser Vernetzungsaktivitäten trägt der Arbeitsstab auch zur Initiierung und Koordination von for-schungsbereichsübergreifenden Vorhaben bei.

Die Analyse neuer Anforderungen an räumliche Planung und Steuerung, insbesondere durch rechtswissenschaftliche Forschung, ist ein Querschnittsthema für das IÖR.7 Eine besondere Rolle spielen dabei Instrumente, mit denen ökologische Konflikte in neuen Planungsräumen

6 Diese Fragen waren zuvor im Forschungsbereich „Strategische Fragen und Perspektiven“ (FB S) angesiedelt. 7 Diese Aufgabe war zunächst im FB S verankert und gehört seit Juli 2017 zu den wissenschaftlichen Aufgaben

der Direktion des IÖR (Programmbereich 3).

Forschungsprogramm 2013-18 – Weitere Aufgaben

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(untertägige und maritime Planung) gesteuert werden können. Erkenntnisse aus mehreren Forschungsprojekten thematisieren veränderte Anforderungen an räumliche Planung und Steuerung (Strategieentwicklung, Handlungsansätze, Planungsinstrumente), die sich im Kern aus ökologischen Triebkräften ergeben (Klimaanpassung, Klimaschutz, Energie- und Ressour-cenknappheit). Dabei geht es insbesondere um die Erarbeitung der Grundlagen zur Erweite-rung der Raumplanung auf die neuen Planungsräume unter Berücksichtigung des Nachhaltig-keitsprinzips sowie darauf aufbauend um Beratung zur Erweiterung der Raumplanung auf die neuen Planungsräume im nationalen und internationalen Kontext. Neben der Untersuchung zu neuen Planungsräumen liegt ein Fokus der Arbeiten auf explorativen Themen wie Sied-lungsrückzug und Ansätzen der direkten Demokratie in der Planung.

3.4 Nationale und internationale Vernetzung

5R-/11R-Netzwerk

Das IÖR ist Mitglied des Netzwerks raumwissenschaftlicher Einrichtungen der Leibniz-Gemein-schaft (sog. 5R-Netzwerk). In der Programmperiode 2013-18 soll die Zusammenarbeit in der Forschung, der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie des Wissenstransfers und der Öffentlichkeitsarbeit auf dem bestehenden hohen Niveau fortgesetzt und im Sinne strategischer Partnerschaften weiterentwickelt werden. Das 5R-Netzwerk gibt gemeinsam die renommierte Fachzeitschrift „Raumforschung und Raumordnung“ heraus und führt im zwei-jährlichen Rhythmus ein Raumwissenschaftliches Kolloquium an der Schnittstelle von For-schung, Politik und Praxis durch.

Darüber hinaus verbindet das IÖR eine Zusammenarbeit mit dem sog. 11R-Netzwerk der 5R- und weiterer raumwissenschaftlicher Einrichtungen in Deutschland. Diese Kooperation bildet ein Forum zur Diskussion von Herausforderungen für die Raumentwicklung in Deutschland sowie für die Ausrichtung raumwissenschaftlicher Forschung im nationalen Zusammenhang.

Leibniz-Forschungsverbünde und weitere Netzwerke

Das IÖR sucht gezielt die Zusammenarbeit mit Partnern im Rahmen der Sektion B „Wirt-schafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften“ der Leibniz-Gemeinschaft (auch über das 5R-Netzwerk hinaus) sowie sektionsübergreifend, insbesondere im Bereich der Um-weltwissenschaften (das Institut ist auch assoziiertes Mitglied der Sektion E „Umweltwissen-schaften“ der Leibniz-Gemeinschaft). In den vergangenen Jahren äußerte sich diese Koopera-tion vor allem in der gemeinsamen Antragstellung von Projekten, die wettbewerblich im Rah-men des Pakts für Forschung und Innovation (Leibniz-Wettbewerb) vergeben werden.

Mit dem Programmzeitraum 2013-18 bringt sich das IÖR außerdem in die neu gebildeten Leibniz-Forschungsverbünde ein. Diese Verbünde sind zeitlich befristete Zusammenschlüsse von Leibniz-Instituten und offen für weitere Kooperationspartner. Sie dienen der strategischen Weiterentwicklung der Forschung der Leibniz-Gemeinschaft und der Bündelung vorhandener Kompetenzen. Die Leibniz-Forschungsverbünde verbinden dabei wissenschaftliche und gesell-schaftliche Aufgaben und zeichnen sich durch einen interdisziplinären Ansatz aus. Das IÖR wirkt unterschiedlich intensiv an einzelnen, für seine Arbeiten relevanten Leibniz-Forschungs-verbünden mit. Dazu gehören die Verbünde „Biodiversität“, „Energiewende“, „Krisen einer globalisierten Welt“ und „Gesundes Altern“. Die Beteiligung an weiteren Verbünden ist nicht ausgeschlossen. Das IÖR engagiert sich über die Forschungsverbünde und das 5R-Netzwerk hinaus auch in den Leibniz-Netzwerken „Mathematische Modellierung und Simulation“ und „Citizen Science“.

Forschungsprogramm 2013-18 – Weitere Aufgaben

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Internationale Vernetzung und Forschung

Im Programmzeitraum 2013-18 soll das in den vergangenen Jahren geschaffene internationale Forschungspotenzial des Instituts systematischer als bisher genutzt werden. Dabei sollen die europäischen und räumlich darüber hinausgehenden internationalen Netzwerkaktivitäten und Kooperationen des IÖR themenbezogen weiterentwickelt werden. Es geht darum, Schwer-punkte gemeinsamer Forschung festzulegen und mit den Forschungsbereichen des Instituts enger zu verbinden, Felder für eine forschungsbasierte Beratung zu definieren sowie vor die-sem Hintergrund den Austausch des wissenschaftlichen Nachwuchses gezielt zu fördern. Räumliche Schwerpunkte der internationalen Zusammenarbeit des IÖR bilden entsprechend der unterschiedlichen Problemlagen von Städten im globalen Kontext Mittel-, Ost-, Südeuropa sowie ausgewählte Länder Ost- und Südostasiens sowie Süd- und Nordamerikas. Bestehende und sich intensivierende Kooperationen sind in der Regel langfristig angelegt. Einzelne, beson-ders enge Kooperationen sollen zu strategischen Partnerschaften aufgebaut werden.

Damit in Verbindung stehen konkrete Projektaktivitäten. Von besonderer Bedeutung sind da-bei Fragen der nachhaltigen Urbanisierung im Vergleich und durch Zusammenarbeit europäi-scher und chinesischer Partner (EU-Horizon 2020-Forschungsprojekt „TRANS-URBAN-EU-CHINA“, IÖR als Lead-Partner; Innovationsplattform „URBAN-EU-CHINA“ als Coordination and Support Action), zum Management der Gewinnung mineralischer Ressourcen als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Vietnam (BMBF-Projekt MAREX, IÖR als Lead-Partner) sowie zur Integration ökologischer Belange in die räumliche Planung der Russischen Föderation und mit Blick auf die Meeresraumordnung (gefördert durch BfN und UBA).

3.5 Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist seit vielen Jahren ein wichtiges Anlie-gen des IÖR. Sie ist im Institut seit 2003 durch eine Betriebsvereinbarung geregelt, die in den Jahren 2007 und 2017 überarbeitet wurde. Sie umfasst Maßnahmen zur Förderung von Dok-torandinnen und Doktoranden, Postdocs sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Habilitationsabsicht.

Strukturierte Graduiertenförderung

Im Rahmen der strukturierten Graduiertenförderung ist die Finanzierung von Nachwuchswis-senschaftlerinnen und -wissenschaftlern (Promotion, Habilitation) in jedem Programmbereich aus Mitteln der institutionellen Förderung vorgesehen. Zudem werden Doktorandinnen und Doktoranden des IÖR aus Drittmitteln gefördert. Die Arbeiten ordnen sich in die Forschungs-ziele des Instituts und der Forschungsbereiche im Rahmen dieses Forschungsprogramms ein. Auch werden sie formal als Projekte des Instituts geführt. Darüber hinaus verfügt das IÖR über eine internationale Graduiertenschule (vgl. Folgeabschnitt). Die dort entstehenden Dissertati-onen sind ebenfalls fachlich eng mit den Forschungszielen des Instituts verbunden.

Die Promotionsvorhaben werden durch Begleitgremien individuell betreut. Eine wichtige Säule der Nachwuchsförderung bildet ein Qualifizierungskonzept. Dazu gehören u. a. gemeinsame Doktorandentage der raumwissenschaftlichen Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft, Kollo-quien zur Förderung theoretisch-methodischer Kompetenzen sowie interne Doktorandentage zur Diskussion einzelner Vorhaben. Ein Doktorandenbeauftragter aus dem Kreis der Senior-wissenschaftler ist als Koordinator der strukturierten Förderung tätig. Die Zahl der Promotio-nen von Beschäftigten bzw. Stipendiatinnen und Stipendiaten des IÖR soll auf hohem Niveau fortgeführt werden.

Forschungsprogramm 2013-18 – Weitere Aufgaben

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Dresden Leibniz Graduate School

Die Dresden Leibniz Graduate School (DLGS) ist eine international orientierte, raum-, wirt-schafts- und sozialwissenschaftliche Graduiertenschule des IÖR und der Technischen Univer-sität Dresden (bis 2015 unter Mitwirkung der Akademie für Raumforschung und Landespla-nung). Die Graduiertenschule fördert Doktorandinnen und Doktoranden aus dem In- und Aus-land. Sie vergibt jährlich etwa drei bis vier Stipendien. Von 2012 bis 2015 widmete sie sich der Resilienz von Städten und Regionen. Orientiert an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bezieht sich das Rahmenthema der Graduiertenschule ab 2016 auf „Sustainable, Resilient and Inclusive Cities and Regions“. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten der DLGS durchlaufen ein strukturiertes akademisches Förderprogramm in englischer Sprache, an dem auch die anderen Promovierenden des IÖR teilnehmen. Das Fortbildungsprogramm wird in Kooperation mit der Graduiertenakademie der TU Dresden durchgeführt.

Die DLGS ist eine Einrichtung mit mittel- bis langfristiger Orientierung. Sie wurde 2008 ge-gründet und zunächst durch Bund und Länder im Rahmen des Pakts für Forschung und Inno-vation finanziell unterstützt. Seit 2011 wurden Mittel für die DLGS in den Kernhaushalt des IÖR eingestellt. Wissenschaftliche und Managementbezogene Aufgaben werden an der TU Dresden im Auftrag des IÖR durchgeführt. Die TU Dresden ist an den Aufwendungen der durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft sehr erfolgreich evaluierten Graduiertenschule be-teiligt, insb. durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten. Grundlage der Zusammenarbeit ist eine Kooperationsvereinbarung, die 2015 erneuert wurde. Der Direktor des IÖR ist Sprecher der DLGS, Entscheidungen werden im Management Board getroffen, an dem das IÖR und die TU Dresden beteiligt sind. Die Arbeit der DLGS wird von einem Beirat mit Vertretern aus Wis-senschaft und Praxis begleitet.

Postdoc-Förderung und Habilitationen

Über die Unterstützung von Promotionsvorhaben hinaus fördert das IÖR auch die Qualifizie-rung von Postdoktorandinnen und -doktoranden. Ein strukturiertes Programm wird vom Insti-tut gemeinsam mit den Postdocs entwickelt. Es enthält neben Möglichkeiten der eigenständi-gen Forschung und Publikation Elemente des Mentoring für Postdocs, der Beteiligung am Mentoring von Doktorandinnen und Doktoranden sowie der universitären Lehre. Auf interna-tionale Kooperationen wird besonderer Wert gelegt. Postdocs im Sinne des IÖR sind Nach-wuchswissenschaftler-/innen, denen durch das Institut auf eigens dafür bereitgestellten Posi-tionen eine eigenständige wissenschaftliche Qualifizierung ermöglicht wird und die im Rahmen der Leitlinien dieses Forschungsprogramms eigenverantwortlich forschen und publizieren. In den Jahren 2015/16 wurden fünf Postdoc-Stellen mit hochqualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland besetzt. Die Stellen sind auf zwei Jahre befris-tet, mit der Option der Verlängerung um ein Jahr, und mit individuellen Zielvereinbarungen verbunden. Die Fortführung des Programms über 2017/18 hinaus wird in Abhängigkeit der Verfügbarkeit finanzieller Mittel angestrebt. Das IÖR unterstützt darüber hinaus Habilitationen seiner wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Beteiligung an der Lehre

Das IÖR leistet Beiträge zur Lehre an Hochschulen im In- und Ausland, insbesondere an der Technischen Universität Dresden. Lehraufgaben ergeben sich vor allem aus den gemeinsamen Berufungen des IÖR mit den Fakultäten Umweltwissenschaften, Architektur und Wirtschafts-wissenschaften sowie mit dem Internationalen Hochschulinstitut (IHI) der TU Dresden, mit Blick auf Honorarprofessuren mit der Juristischen Fakultät und der Fakultät Bauingenieurwesen

Forschungsprogramm 2013-18 – Weitere Aufgaben

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sowie darüber hinaus aus dem Kooperations-Rahmenvertrag zwischen der Universität und dem IÖR.

Von zentraler Bedeutung sind dabei Beiträge zum interdisziplinären Master-Studiengang „Raumentwicklung und Naturressourcen“ und zu weiteren Master-Studiengängen der TU Dresden. Weitere Lehraufgaben sind mit Gast- und Honorarprofessuren an der National Uni-versity of Singapore und der HTW Dresden sowie über Kooperationen mit weiteren Hoch-schulen im In- und Ausland verbunden.

Damit in Verbindung steht die Betreuung von Master-/Diplom-Kandidatinnen und -Kandida-ten, von „externen“ Doktorandinnen und Doktoranden sowie von Praktikantinnen und Prak-tikanten, die seit Jahren ein wichtiger Bestandteil der Förderung des wissenschaftlichen bzw. akademischen Nachwuchses durch das IÖR ist.

Forschungsprogramm 2013-18 – Im Forschungsprogramm zitierte Literatur

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Im Forschungsprogramm zitierte Literatur

Achtnicht, M. (2011): Do environmental benefits matter? Evidence from a Choice Experiment among House Owners in Germany. In: Ecological Economics. 70 (12), S. 2191-2200.

Acosta Fernandez, J.; Bringezu, S. (2007): Sektorale Potenziale zur Verringerung des Ressour-cenverbrauchs der deutschen Wirtschaft und ihre Auswirkungen auf Treibhausgasemissionen, Bruttowertschöpfung und Beschäftigung: Projekt-Bericht. Wuppertal: Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie. https://epub.wupperinst.org/frontdoor/index/index/docId/2777 [Zugriff: 14.10.2017].

Akademie für Raumforschung und Landesplanung – ARL (Hrsg.) (2014): Raumordnungsver-fahren – Chance für eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Planung von Infrastruk-turprojekten. Positionspapier aus der ARL 99 Hannover. https://shop.arl-net.de/media/di-rect/pdf/pospaper_99.pdf [Zugriff: 13.10.2017].

Albrecht, J.; Schumacher, J.; Wende, W. (2014): The German Impact-Mitigation Regulation – a Model for the EU’s No-net-loss Strategy and Biodiversity Offsets? In: Environmental Policy and Law. 44 (3), S. 317-325.

Alcamo, J. (2008): The SAS Approach: Combining Qualitative and Quantitative Knowledge in Environmental Scenarios. In: Alcamo, J. (Ed.) Environmental Futures: The Practice of Environ-mental Scenario Analysis. Amsterdam: Elsevier. S. 123-150.

Allcott, H., Mullainathan, S. (2010): Behavior and Energy Policy. In: Science. 327, S. 1204-1205.

Ammann, W. J. (2006): Risk concept, integral risk management and risk governance. In: Am-mann, W. J.; Dannenmann, S.; Vulliet, L. (Eds.): Risk Coping with Risk due to natural hazards in the 21st Century. London: Taylor and Francis Group, S. 3-24.

Artmann, M.; Bastian, O.; Grunewald, K. (2017a): Using the concepts of green infrastructure and ecosystem services to specify Leitbilder for compact and green cities – the example of the landscape plan of Dresden (Germany). In: Sustainability 9, Band 2, Heft 198, S. 27.

Artmann, M.; Chen, X.: Ioja, C.; Hof, A.; Onose, D.; Poniży, L.; Zavodnik Lamovšek, A.; Breuste, J. (2017b): The role of urban green spaces in care facilities for elderly people across European cities. In: Urban Forestry & Urban Greening. 27, S. 203-213.

Artmann, M.; Kohler, M.; Meinel, G.; Gan, J.; Ioja, I.-C. (Online First 2017c): How smart growth and green infrastructure can mutually support each other – a conceptual framework for compact and green cities. In: Ecological Indicators.

Baccini, P.; Brunner P. H. (2012) Metabolism of the Anthroposphere – Analysis, Evaluation, Design.Cambridge: MIT Press.

Baccini, P.;Brunner, P.H. (1991): Metabolism of the Anthroposphere. Berlin: Springer-Verlag.

Bartel, S.; Janssen, G.; Keimeyer, F.; Schöne, R.; Schulze, F.; Seiffert, S.; Westphal, I. (2015): Unterirdische Raumplanung – Vorschläge des Umweltschutzes zur Verbesserung der über- und untertägigen Informationsgrundlagen, zur Ausgestaltung des Planungsinstrumentariums und zur nachhaltigen Lösung von Nutzungskonflikten. Teilvorhaben 2: planerische und recht-liche Aspekte, UBA-Texte. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. https://www.umweltbundes-amt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/texte_57_2015_unterirdische_raum-planung_teil_2_planerische_und_rechtliche_aspekte.pdf [Zugriff: 13.10.2017].

Forschungsprogramm 2013-18 – Im Forschungsprogramm zitierte Literatur

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Bastian, O.; Grunewald, K.; Leibenath, M.; Syrbe, R.-U.; Walz, U.; Wende, W. (2013): Land-schaftsdienstleistungen. In: Grunewald, K.; Bastian, O. (Hrsg.): Ökosystemdienstleistungen. Heidelberg: Springer, S. 70-78.

Bastian, O.; Grunewald, K.; Syrbe, R.-U.; Walz, U.; Wende, W. (2014): Landscape services: the concept and its practical relevance. In: Landscape Ecology. 29 (9), S. 1463-1479.

Bastian, O.; Haase, D.; Grunewald K. (2012): Ecosystem properties, potentials and services – The EPPS conceptual framework and an urban application example. In: Ecological Indicators. 21, S. 7-16.

Behnisch, M. (2009): Urban Data Mining. Operationalisierung der Strukturerkennung und Strukturbildung von Ähnlichkeitsmustern über die gebaute Umwelt. Karlsruhe: Universitäts-verlag Karlsruhe.

Behnisch, M.: Kretschmer, O.; Meinel, G. (Hrsg.) (erscheint 2018): Flächeninanspruchnahme in Deutschland. Auf dem Wege zu einem besseren Verständnis der Siedlungs- und Verkehrs-flächenentwicklung. Berlin: Springer.

Behnisch, M.; Meinel, G.; Tramsen, S.; Dießelmann, M. (2013): Using Quadtree Representa-tions in Building Stock Visualization and Analysis. Erdkunde 67 (2) S. 151-166.

Benedict, M. A.; McMahon, E. T. (2006): Green Infrastructure. Linking Landscapes and Com-munities, Washington: Island Press.

Bergsdal H.; Brattebo H.; Bohne R.A.; Müller D. (2007): Dynamik Material Flow Analysis for Norway’s Dwelling Stock. In: Building Research & Information 35 (5).

Birkmann, J.; Krings, S.; Vollmer, M.; Wolfertz, J.; Welle, T.; Kühling, W.; Meisel, K.; Wurm, M.; Taubenböck, H.; Gähler, M.; Zwenzner, H.; Roth, A.; Voigt, S.; Dech, S. (2011): Indikato-ren zur Abschätzung von Vulnerabilität und Bewältigungspotenzialen. Am Beispiel von was-serbezogenen Naturgefahren in urbanen Räumen. Forschung im Bevölkerungsschutz, 13, Bonn: Bundesamt für Bevölkerungsschutze und Katastrophenhilfe.

Blum, A.; Stutzriemer, S. (2007): Recycled Construction Minerals for Urban Infrastructure in Germany: Non-technical Issues. In: Minerals & Energy – Raw Materials Report 22(3-4), S.148-158.

BMVBW/Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (2001): Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Nationalbericht der Bundesrepublik Deutschland zur 25. Sondersitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen („Istan-bul+5“). Berlin.

Bolund, P.; Hunhammer, S. (1999): Ecosystem Services in urban areas. In: Ecological Econo-mics. 29 (2), S. 293-301.

Bosch, S.; Peyke, G. (2011): Gegenwind für die Erneuerbaren – Räumliche Neuorientierung der Wind-, Solar- und Bioenergie vor dem Hintergrund einer verringerten Akzeptanz sowie zunehmender Flächennutzungskonflikte im ländlichen Raum. In: Raumforschung und Raum-ordnung. 69 (2), S. 105-118.

Brandt, N. (2014): Greening the Property Tax. In: OECD Working Papers on Fiscal Federalism, No. 17, Paris: OECD Publishing.

Breuste, J.; Haase, D.; Elmquist, T. (2011): Urban landscapes and ecosystem services. In: Sandhu, H.; Wratten, S.; Cullen, R.; Costanza, R. (Eds.) Forthcoming from Wiley-Blackwell. New Jersey: Wiley.

Forschungsprogramm 2013-18 – Im Forschungsprogramm zitierte Literatur

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Bringezu, S.; Bleischwitz, R. (Eds.) (2009): Sustainable Resource Management – Global Trends, Visions and Policies. Wuppertal: Greenleaf publishing.

Bringezu, S.; Schütz, H. (2001a): Total Material Requirement of the European Union. EEA Technical Report No. 55. Copenhagen: European Environment Agency.

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