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Proseminar Sozialpsychologie: Social Cogniton WS 2008/09 Mag.Dr. Andreas Olbrich- Baumann Malle, B.F., (2005). Folk theory of mind: Conceptual foundations of human social cognition. In R.R. Hassin, J.S. Uleman, & J.A. Bargh (eds), The new unconscious. Oxford: Oxford University Press. 225-255. Marion Dornhackl (0504574) Andrea Sonnleitner (0551870) Michael Koller(0703506)

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Proseminar Sozialpsychologie: Social Cogniton WS 2008/09

Mag.Dr. Andreas Olbrich- Baumann

Malle, B.F., (2005).

Folk theory of mind: Conceptual foundations of human social cognition.

In R.R. Hassin, J.S. Uleman, & J.A. Bargh (eds), The new unconscious. Oxford: Oxford University Press. 225-255.

Marion Dornhackl (0504574)

Andrea Sonnleitner (0551870)

Michael Koller(0703506)

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................. 2

Einleitung.......................................................................................................................... 4

Definition der Theory of Mind.......................................................................................... 4

Verschiedene Ansätze der Theory of Mind ...................................................................... 5

Die Theorie der Theory of mind- Module.......................................................................... 6

Ursprung des Theory of Mind-Konzepts .......................................................................... 6

Autismus ........................................................................................................................... 7

Artikel aus Der Spiegel: „Mitteilungen an die Oberwelt“ ...................................................7

Asperger-Syndrom.................................................................................................................9

Taube Kinder .........................................................................................................................9

Theory of mind: Conceptual framework: Ein kognitives Rahmenkonzept und begriffliches Gerüst ........................................................................................................ 10

Geist und Verhalten........................................................................................................ 10

Intentionalität-Erkennen von beabsichtigten Handlungen............................................. 11

False-Belief-Aufgaben - Die gebräuchlichsten Verfahren bezüglich der Theory of Mind........................................................................................................................................ 12

Beobachtbarkeit.............................................................................................................. 14

Aufmerksamkeitsfokussierung auf und Erklärung von Verhalten ................................ 14

Erklärungsmodell von Verhaltensmustern..................................................................... 16

Erklärungen und die Theorie des Verstands..................................................................... 17

Die Herausbildung der Theory of Mind im Kindesalter................................................. 17

Vorläufer- und Transitionsstadium der Wissensentwicklung .......................................... 18

Basisstadium der Wissensentwicklung .............................................................................. 18

Vier Arten von Verhaltenserklärungen .......................................................................... 20

Erklärungen für Ursachen ................................................................................................ 20

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Erklärungen für persönliche Motive ................................................................................. 20

Erklärungen für die Vorgeschichte der Motive................................................................. 21

Ermöglichende Faktoren ................................................................................................... 22

Sozial-kognitive Bedingungen der Erklärungsarten....................................................... 22

Kognitive Bedingungen................................................................................................... 24

Motivationale Bedingungen ............................................................................................ 25

Abschlussbemerkung ...................................................................................................... 26

Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 28

Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... 39

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Einleitung „Wie seltsam, dass nicht jeder einsieht, dass jede Beobachtung notwendig

für oder gegen eine Auffassung gemacht wird, wenn sie irgend einen Wert

haben soll!" (Charles Darwin)

Der Artikel Folk „Theory of mind: Conceptual Foundations of Human Social Cognition“,

verfasst von Bertram F. Malle erläutert die Fähigkeit des begrifflichen Denkens, die Fähigkeit

zu repräsentieren und die Fähigkeit über mentale Zustände nachzudenken.

Für soziale Kompetenzen, wie der Moralentwicklung, den Spracherwerb, die strategische

soziale Interaktion und das reflektierende Denken ist das Verständnis dieser Funktionsweise

des Geistes Grundvoraussetzung. (Malle, 2005)

Definition der Theory of Mind Oft wird Theory of Mind unter den Begriffen wie Theorie des Denkens, Theorie des Geistes,

Alltagspsychologie oder naive Psychologie verwendet.

Inhaltlich betrachtet versteht man unter Theory of Mind, dass der Mensch als soziales Wesen

versucht, in seinem Alltag die Handlungen und Emotionen anderer Personen für sich erklärbar

zu machen. Dabei werden deren mentale Zustände berücksichtigt. Werden Wünsche, sowie

die Überzeugungen anderer Person erkannt, können daraus Handlung vorhergesagt werden.

Der Mensch verfügt also über eine Alltagspsychologie, mit der er das Verhalten und Denken

anderer Menschen für sich erklärbar machen kann. (Kern, 2005) Für diese Arbeit wird

Theory of Mind als die Fähigkeit definiert, sich selbst und anderen, geistige Zustände

zuschreiben zu können und somit in der Lage zu sein, zu folgern, was im eigenen und im

Geiste anderer vor sich geht. Die Theory of Mind ist die Grundlage des sozialen, sittlichen

Verhaltens. Das Interesse am Anderen, das Gefühl für dessen Bedürfnisse und das

differenzierte Verständnis seiner Perspektiven sind für die Entwicklung von Mitgefühl,

Rücksicht und Respekt wesentlich.

Als entscheidende Determinanten der Entwicklung der Theory of Mind werden soziale

Interaktionen und die Sprachentwicklung des Kindes gesehen. Der Ansatz bezieht explizit die

soziale Welt mit ein, da sie als entscheidender Faktor menschliche Kognitionen beeinflusst.

(Fleck Stefan, 2007)

Viele wissenschaftliche Theorien ähneln der Theory of Mind. Sie postuliert nicht

beobachtbare Variablen, sondern sagt diese durch beobachtbare voraus und nutzt sie dann zur

Erklärung weiterer beobachtbarer Variablen. (Malle 2005)

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Malle beschreibt die Theory of Mind als ein begriffliches Gerüst von Geist und Verhalten.

Die kognitiven Prozesse, wie zum Beispiel Schlussfolgerungen oder die Simulation mentaler

Zustände, werden stark betont. Die in der Sozialpsychologie als Spezialfall des veranlagten

Schlusses angesehene Fähigkeit und Überlegungen über mentale Zustände anderer wird

häufig mit dem Verhalten, anderen bestimmte Fähigkeiten zuzuschreiben, gleichgesetzt.

Allerdings muss man erwähnen, dass es Unterschiede gibt. Beobachter denken, dass mentale

Zustände anderer den eigenen entsprechen. Folglich nehmen sie die eigenen, um die der

anderen zu simulieren. Malle geht davon aus, dass dieses einzigartige und kultivierte Gerüst

vom Nachdenken über Geisteszustände geprägt ist, wobei mentale Zustände miteinander

verbunden und mit Verhalten verknüpft werden.

Wenn man sich diese kognitive Kapazität als begriffliches Gerüst vorstellt, welches

Kognitionen operiert und deren Interpretation ermöglicht, ist diese die Voraussetzung für

bewusste und unbewusste Prozesse.

Menschen können über kognitive Prozesse nachdenken, diese untersuchen und analysieren.

Neben der Reflexion der eigenen inneren Vorgänge besitzen wir die Fähigkeit Vermutungen

darüber anzustellen, was in anderen vorgeht. Die Theory of Mind betont das Bewusstsein,

Wahrnehmungen, Gefühle und Empfindungen, die Menschen besitzen können. Würde diese

Fähigkeit fehlen, so wäre unsere soziale Wahrnehmung völlig mechanisch und rau. Bei

autistischen Kindern fehlt vermutlich diese Theory of Mind (Baron-Cohen, 1995; Frith, 2000;

Leslie, 1992) (Malle 2005)

Verschiedene Ansätze der Theory of Mind Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze die Theory of Mind zu definieren. Hierbei stellen

die verschiedenen Autoren unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund.

Frith und Frith (1999) betonen insbesondere einen spezifischen kognitiven Mechanismus, der

eine Voraussetzung für die Zuschreibung von mentalen Zuständen und eine notwendige, aber

nicht hinreichende Voraussetzung für eine implizite Theorie des vorhandenen Geistes ist.

Diesen Zuschreibungsmechanismus nehmen sie bei allen Menschen als universal präsent an,

betonen aber, dass er in unterschiedlichen Graden beeinträchtigt sein kann.

Die Definition von Tomasello, Kruger und Ratner (1993) ist gut handhabbar. Sie verstehen

unter Theory of Mind eine besondere Form sozialer Kognition und zwar die Fähigkeit

einzelner Organismen, ihre Artgenossen als Wesen zu verstehen, die ein intentionales und

geistiges Leben haben wie sie selbst.

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Daraus kann geschlossen werden, dass man, wenn man eine Theorie des Geistes besitzt, in der

Lage ist zu folgern, welche geistigen Zustände (Überzeugungen, Wünsche, Absichten,

Vorstellungen, Emotionen, usw.) den beobachteten Handlungen zu Grunde liegen, kurz: in

der Lage zu sein, zu reflektieren was im eigenen und im Geiste (mind) anderer vorgeht.

(Baron-Cohen et al., 2000; Fleck., 2007)

Die Theorie der Theory of mind- Module Die Theory of Mind kann als eine mehrdimensionale kognitive Fähigkeit charakterisiert

werden. Kleinkinder sind mit verschiedenen voneinander unabhängigen sozio-kognitiven

Modulen ausgestattet (Baron-Cohen, 1995; Scholl & Leslie, 2001). Diese Module sind ihrer

Ansicht nach der Blickrichtungsdetektor (Eye Direction Detector), der Detektor für

Intentionen (Intentionality Detector), der Mechanismus für die gemeinsame Aufmerksamkeit

(Shared Attention Mechanism) und das Modul zur Repräsentation der geistigen Zustände

anderer Personen (Theory of Mind Mechanism).

Bereits sehr früh sollen Kinder zielgerichtete Bewegungen erkennen können. Im Alter von

neun Monaten sollen sie über den sogenannten Blickrichtungsdetektor verfügen (Baron-

Cohen, 1995), zwischen 9 und 18 Monaten die Fähigkeit zur gemeinsamen Aufmerksamkeit

erlangen (in dem Sinn: „Jemand sieht etwas, was ich auch sehe“) und protodeklaratives

Zeigen beginnen („Das da will ich haben!“). Gegen Ende des 2. Lebensjahres entwickelt sich

die Fähigkeit zum Symbolspiel (pretend play, „so tun als ob“) und damit der erste Baustein

des Theory of Mind-Mechanismus. Anschließend werden Wünsche begriffen („Ich möchte

das!“).

Die Fähigkeit falsche Annahmen zu verstehen (bezeichnet als false belief) folgt im Alter von

36- 48 Monaten. Die Steigerung in der Art, dass eine Überzeugung über eine Überzeugung

einer anderen Person falsch sein kann (second order false belief), entwickelt sich im Alter von

sechs bis sieben Jahren. Das Verständnis komplexer Metaphern und figurativer Sprache

entwickelt sich normalerweise mit ungefähr acht Jahren, ebenso das Verstehen weiterer

komplexer Leistungen. (Fleck, 2007)

Ursprung des Theory of Mind-Konzepts Bei Premack und Woodruff (1978) findet man die erste Nennung des Begriffs Theory of

Mind. In ihrer Arbeit führten sie mit der Schimpansin Sarah – die bereits Erfahrung mit

verschiedenen kognitiven Testungen hatte – eine Serie von Experimenten durch. Sie zeigten

der Schimpansin eine Reihe von Filmen, in denen eine Person versucht Probleme zu lösen.

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Sarah sollte anschließend ein Foto aussuchen, wobei eines der Fotos immer die richtige

Problemlösung zeigte. Sarah zeigte während der Testungen konsistent gute Leistungen und

war offenbar in der Lage, die Absicht des Darstellers zu verstehen. Premack (1988) kommt zu

dem Schluss, dass Schimpansen nur über eine rudimentäre Theory of Mind verfügen und

wenn sie geistige Zustände zuschreiben, dann nur die einfachen wie sehen, wollen und

erwarten. Seiner Meinung nach, verfügen Menschen über eine unbeschränkte Theory of

Mind. (Fleck, 2007)

Autismus Die Vorstellung eines Theory of Mind-Mechanismus entstammt der Autismusforschung. Eine

Reihe von Untersuchungen zeigte, dass die autismusspezifischen Defizite im Bereich der

Kognition, speziell beim Verstehen von Bedeutungsinhalten liegen.

Autistische Kinder scheinen seelenblind zu sein. Sie empfinden weder, was andere Menschen

denken, noch was andere über sie denken. Auf dieser Grundlage entwickelte sich die

Vorstellung, dass Kinder mit Autismus darin behindert sind, sich Bewusstseinszustände

anderer Menschen wie z.B. Wünsche oder Absichten vorzustellen.

Es handelt sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die dann vorliegt, wenn drei

Auffälligkeiten vor dem Alter von drei Jahren auftreten. Und zwar eine Beeinträchtigung der

reziproken sozialen Interaktion, eine Beeinträchtigung der Kommunikation und ein

stereotypes, repetitives Verhalten. (Kern, 2005)

Artikel aus Der Spiegel: „Mitteilungen an die Oberwelt“

„Seit seinem zweiten Lebensjahr galt er als unheilbar kranker stummer Autist, dann

entdeckte er das Schreiben. Seine Texte klingen wie Notschreie eines Verzweifelten,

der seiner inneren Isolationshaft zu entkommen sucht. Jetzt ist der Berliner Birger

Sellin, 20, auf dem Weg, der erste autistische Dichter der Welt zu werden. Die Texte

sind mysteriös und voller Rätsel. Sie dringen aus einer unheimlichen, mit Düsternis

überladenen Welt herüber, „in der alles einsam wird, wenn es mit ihr in Berührung

kommt“. Sie quellen aus einem Schattenreich, das keine Freude kennt. Sie sprechen

eine Sprache der Qual, wie sie nach Hölderlin und Artaud nicht mehr gehört wurde.

Mit Wortfolgen wie „ohnemichmenschentum“, „Sümpfen des Schweigens“, „dunkler

Keinmensch“ begann Birger Sellin mit Hilfe von Facilitated communication

(computergestützte Kommunikation) sich schriftlich mitzuteilen.“

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Die Autoren dieses Artikels berichten, dass Birger Sellin mit zwei Jahren schlagartig zu

sprechen aufhörte, er spielte nicht, ließ wie hypnotisiert Murmeln durch seine Finger rieseln,

schaukelte unausgesetzt mit dem Oberkörper, wich jedem Kontaktangebot seiner Eltern aus

und zeigte dubiose Verhaltensweisen. In der Pubertät wurden seine Verhaltensweisen

zwanghaft und hektisch. Er bekam oft Schreianfälle, biss und schlug sich bis aufs Blut. Er

schien sehr desinteressiert und ohne kognitive Wahrnehmung. Es stellte sich heraus, dass

Birger fähig ist, bewusst wahrzunehmen und registrierte genau, was um ihn herum passierte.

Durch sein fotografisches Gedächtnis war es ihm möglich, in Minutenschnelle opulente

Druckerzeugnisse zu lesen und diese Informationen wiederzugeben. Seine Texte sind von

einem enormen Mitteilungsdrang geprägt. Die typischen autistischen Ängste, zu viel von sich

preiszugeben und einen inneren Sicherheitsverlust zu riskieren, kommen deutlich zum

Ausdruck. Aussagen wie „Ich will kein inmich“ drücken seine quälende Einsamkeit aus.

(Mitteilungen an die Oberwelt, 1993)

Baron-Cohen et.al testeten Kinder mit Autismus. Sie stellten fest, dass autistische Kinder

nicht in der Lage waren, von der Ausrichtung der Augen einer abgebildeten Person auf ihre

vermeintliche Absicht zu schließen. Er führte den Test mit autistischen Kindern, einer Gruppe

geistig behinderter Kinder mit Down-Syndrom und einer Gruppe gesunden Kindern durch. Er

erzählte den Kindern eine Geschichte. Das Verständnis der Erzählung erforderte ein

sprachliches Entwicklungsalter von etwa vier Jahren. Die getestete Person musste als Antwort

auf Schlüsselfragen nur auf den einen oder anderen Ort zeigen. Durch Kontrollfragen stellte

man fest, ob das Kind verstehen konnte, dass Wirklichkeit und Annahmen etwas

Verschiedenes seien. Das ist der Grund, warum sich durch das Testen des Verständnisses

einer falschen Annahme so gut prüfen lässt, ob die Kinder über den Begriff Annahme

verfügen, da in solchen Fällen die Annahme nicht der Realität entspricht.

Nun zur Geschichte: Sally und Anne sind in einem Raum. Sally legt einen Gegenstand an eine

bestimmte Stelle (A). Nachdem Sally den Raum verlassen hat, legt Anne den Gegenstand von

A nach B. In dem Moment, wo Sally in den Raum zurückkehrt, werden die Versuchspersonen

gefragt, wo Sally nun den Gegenstand suchen wird. Die richtige Antwort lautet Platz A, da sie

ihn ursprünglich dort hingelegt hat. Sie muss deshalb von der Annahme ausgehen, dass er

immer noch dort ist.

Die Ergebnisse von Baron-Cohen: Während 86% der Down-Syndrom-Kinder und 85% der

gesunden Kinder diesen Test bestanden, war dies nur bei 20% der Autisten der Fall. Dabei

hatte diese Gruppe ein höheres geistiges und chronologisches Alter als die beiden

Vergleichsgruppen. 80% der Personen mit Autismus zeigten die falsche Antwort an, dass

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Sally am Ort B nach dem Gegenstand suchen würde, wo der Gegenstand sich tatsächlich

befunden hatte. (Söling, 2002)

Asperger-Syndrom

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die

durch ein charakteristisches Muster von sozialen, kommunikativen und stereotypen,

repetitiven Verhaltensweisen gekennzeichnet ist.

Das Asperger-Syndrom ist durch eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung

gekennzeichnet und weist über diese Grundstörung hinaus einige markante Züge auf, die es

vom frühkindlichen Autismus unterscheiden: Zum einen sind die Sprachentwicklung und die

intellektuelle Entwicklung nicht verzögert. Zum anderen zeigen viele Menschen mit

Asperger-Syndrom – vielleicht gerade aufgrund ihrer höheren Intelligenz, hochspezialisierte

und ausgeprägte Sonderinteressen, die sie monoton verfolgen und die sie in ihrer Umgebung

als extreme Sonderlinge erscheinen lassen, zum Beispiel das Auswendiglernen von

Fahrplänen. Es liegt eine qualitative Beeinträchtigung der sozialen Interaktion vor. Die

betreffenden Kinder und Jugendlichen sind in ihrem Nicht-verbalen-Verhalten (deutlich

reduzierte Gestik, Mimik, Gebärden, Blickkontakt) auffällig und unfähig, zwanglose

Beziehungen zu Gleichaltrigen oder Älteren herzustellen. Sie sind unfähig, die

ungeschriebenen Regeln des sozialen Miteinanders zu verstehen und sich dementsprechend zu

verhalten. Es besteht eine deutliche Unfähigkeit, die Gefühle anderer zu erfassen. Diese

Schwierigkeit wird häufig auch als Störung der Empathie oder auch als mangelnde Theory of

Mind bezeichnet.

Die Erlernung der Theory of Mind, die sich bei gesunden Kindern eher intuitiv und

„nebenbei“ entwickelt, bedarf bei Menschen mit Asperger-Syndrom langer und geduldiger

expliziter Anleitung. Ein grundlegendes Kontakt- und Verhaltenstraining steht dabei im

Mittelpunkt der Therapie. Notwendig sind hoch strukturierte sowie direktive und konkrete

Interventionen. (Remschmidt & Kamp-Becker, 2007)

Taube Kinder

Ähnliche Schwierigkeiten wie Autisten haben taube Kinder, die in einer hörenden Familie

aufwachsen. Bei Theory of Mind-Aufgaben erreichen sie im Vorschulalter nur das Niveau

von autistischen Kindern. Sie schneiden schlechter ab, als taube Kinder, die bei tauben Eltern

aufwachsen. (Peterson & Siegal, 1999; Woolfe, Want & Siegal, 2002). Auch wenn hörende

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Eltern sich große Mühe geben, Zeichensprache zu lernen, erreichen sie nicht das

muttersprachliche Niveau von tauben Eltern.

Durch diese verzögerte Sprachentwicklung wird mit tauben Kindern hörender Eltern nur

wenig über mentale Zustände kommuniziert, das heißt die Kinder haben kaum sprachlich

vermittelte Erfahrungen mit Emotionen, Wünschen und Überzeugungen anderer Personen

gemacht (Peterson & Siegal, 1999; Kern, 2005)

Theory of mind: Conceptual framework: Ein kognitives Rahmenkonzept

und begriffliches Gerüst Menschliche Kognitionen sind auf assoziative Strukturen, Schemata und Skripte angewiesen,

welche jegliche Begegnung mit komplexen Stimuli vereinfachen.

Soziale Kognitionen beschäftigen sich mit sozialen Objekten und deren Kognition

(Menschen, Gruppen und Beziehungen). Diese Objekte sind inhaltsfrei, was es demnach

erschwert zwischen sozialen und nicht-sozialen Objekten zu unterscheiden. Durch das

sogenannte begriffliche Gerüst (conceptual framework) werden alle Stimuli in soziale

Kategorien klassifiziert. Die Kategorie Handeln oder agents beinhalten frei bewegliche

Objekte. Dieses System entwickelt sich sehr früh und kann später schnell aktiviert werden,

was eine Voraussetzung für die Kognitionen menschlichen Verhaltens darstellt.

Die bisherigen Informationen bezüglich des kognitiven Rahmenkonzepts haben Ähnlichkeit

mit den Kategorien der Wahrnehmung Kants (1787/1998). Er stellte Kategorien auf, die

seiner Annahme nach, vom menschlichen Geist zur Wahrnehmung von Objekten genutzt

werden. Raum, Zeit und Kausalität zum Beispiel stellen die Bedingungen der Möglichkeit der

Wahrnehmung dar. So kann gesagt werden, dass dieses begriffliche Gerüst, Konzepte zur

Verfügung stellt, soziale Kognitionen und Interpretationen beim Umgang mit anderen

Menschen effektiv begünstigt. (Malle, 2005)

Geist und Verhalten Durch die Verbindung von Geist und Verhalten können wir das Verhalten anderer verstehen

und koordinieren. Das Beachten der Geisteszustände anderer erleichtert das Verstehen des

früheren Verhaltens, das derzeitige Verhalten zu beeinflussen und zukünftiges vorherzusagen.

Ebenso unterstützt dies die Reliabilität und den intersubjektiven Diskurs mentaler Zustände.

Dies ist für das Schlussfolgern über Geisteszustände unerlässlich.

Es gibt zwei Arten der Verbindung mentaler Zustände:

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• Der mentale Zustand kann sich im Verhalten ausdrücken, zum Beispiel bei Ärger, der

im Gesicht zu beobachten ist.

• Der Geisteszustand kann Handlungen leiten und beeinflussen, zum Beispiel wenn man

eine Intention für Handlungen hat.

Somit kann man zwischen zwei Kategorien unterscheiden, unter anderem zwischen

intentionalen (beabsichtigten) intern motivierten oder unintentionalen (unbeabsichtigten)

extern motivierten Handlungen. (Malle, 2005)

Intentionalität-Erkennen von beabsichtigten Handlungen Folgende fünf Kriterien beruhen auf dem kognitiven Rahmenkonzept der Intentionalität:

• Wunsch des Eintritts eines bestimmten Ereignisses

• Annahme, dass die Handlung zur Erreichung eines Zielzustandes führt

• Herrschende Intention, die Handlung durchzuführen

• Besitzen der Fähigkeit, die Handlung umzusetzen

• Bewusstsein der Erfüllung der Intention während der Handlung

Neben dem motivationalen Zustand der Intentionalität ist der Begriff Wunsch zu erwähnen.

Diese differieren in drei Aspekten:

• Intentionen repräsentieren Handlungen, wobei Wünsche alles repräsentieren können.

• Intentionen basieren auf logischem Denken, während Wünsche den Ausgangspunkt

dazu darstellen.

• Intentionen gehen mit der Überzeugung einher, Handlungen auch wirklich ausführen

zu können, im Gegensatz dazu bei Wünschen.

Eine weitere wichtige Unterscheidung bezieht sich auf die Begriffe Wünsche und

Überzeugungen. Wünsche sind primitive Motive einer Handlung und sie repräsentieren das

Ziel der Handlung. Überzeugungen jedoch repräsentieren die Aspekte des Weges zum Ziel

(Dretske, 1988). Für viele sozial-kognitive Phänomene spielt das Konzept der Intentionalität

eine bedeutende Rolle, bezüglich der Zuschreibung von Verantwortlichkeit und

Schuldzuweisungen. Wenn Menschen intentional handeln, werden sie eher für Handlungen

verantwortlich gemacht. Verantwortlichkeit wird auch eher denjenigen Menschen

zugeschrieben, die das Ereignis kontrollieren können und deren Pflicht es ist. Das wichtigste

Konzept der Intentionalität ist, dass alle Verhaltensweisen in zwei Domänen geteilt sind, die

dann manipuliert werden. Heider (1958) erkannte, dass Menschen verschiedene Modelle der

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Ursachenzuschreibung zwischen beabsichtigtem Verhalten und unbeabsichtigtem Verhalten

verwenden. Persönliche Gründe spielen bei einem beabsichtigten Handeln eine Rolle. Beim

unbeabsichtigten Verhalten fehlt die Absicht für diverse Verhaltensweisen. (Malle, 2005)

False-Belief-Aufgaben - Die gebräuchlichsten Verfahren bezüglich der

Theory of Mind Mit welchen Verfahren Theory of Mind-Leistungen untersucht werden und in welchem Alter

diese Tests üblicherweise gelöst werden können, werden im Folgenden kurz erläutert.

Versucht eine Person die Handlungsweise einer anderen Person zu erklären, nimmt sie ein

Ereignis in der Umwelt wahr und durch Schlussfolgerungen gelangt sie zu Überzeugungen.

Ebenfalls verfügt eine Person über Wünsche, die ausdrücken, was sie möchte und braucht.

Um den Wunsch zu befriedigen, bildet sich möglicherweise eine Intention zur Handlung, die

von der Überzeugung der Person, wie die Intention realisiert werden kann, abhängt. Diese

wiederum kann zu einer Handlung führen, die ein Ergebnis in der Welt nach sich zieht. Der

Wunsch kann aber auch ohne Intention und Handlung befriedigt werden, indem das Ergebnis

in der Welt spontan eintritt. Meltzoff (1995) zeigte, dass bereits im Alter zwischen einem und

zwei Jahren einfache Intentionen verstanden werden können. In einem Experiment wurde

Kindern eine Person gezeigt, die versuchte, eine Handlung durchzuführen, die ihr aber nicht

gelang. Später imitierten die Kinder die intendierte Handlung mit Erreichung des Ziels und

nicht die beobachtete fehlgeschlagene Handlung, das heißt, sie hatten die Handlungsintention

repräsentiert (sekundäre Repräsentation) und nicht nur das Direkteobachtete erinnert und

reproduziert. Durch ein besseres Verständnis mentaler Zustände können Kinder die Wünsche

und Gedanken anderer Personen besser verstehen, was Einfluss auf ihre soziale Kompetenz

hat. Theory of Mind ist nach Permack und Woodruff die zentrale Basis für das menschliche

Sozialverhalten und bildet die entscheidende kognitive Voraussetzung, um

zwischenmenschliche Verhaltensregeln aufstellen zu können. Nur wenn man sich vorstellen

kann, was der andere fühlt, denkt und empfindet, kann man auch Regeln für ein gemeinsames

Verhalten entwickeln.

Die ersten gebräuchlichen Tests wurden ausschließlich für die Testung von Kindern

konzipiert. Hierzu gehören Tests, die einfache grundlegende Fähigkeiten überprüfen, wie die

Fähigkeit physische von psychischen Vorgängen zu unterscheiden, wie zum Beispiel: Ein

Kind denkt an einen Hund, ein anderes Kind hält den Hund. Frage: „Welches Kind kann den

Hund streicheln?“

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Es gibt auch Tests zur Unterscheidung von Erscheinungsbild und Realität: Auf einem Bild ist

eine Kerze, die aussieht wie ein Apfel. Es wird erfragt, ob die Kinder wissen, dass es

tatsächlich eine Kerze ist. Nach Baron-Cohen (1989) können diese Tests normalerweise von

drei- bis vierjährigen Kindern gut gelöst werden.

Einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad haben Aufgaben zum Erkennen, dass das Sehen auch

zum Wissen über etwas führen kann. Beispielsweise zeigt ein Bild eine Person, die sich an

einer Kiste festhält und eine andere Person, die in die Kiste hineinschaut. Die Frage dazu

lautet dann: „Wer weiß, was in der Kiste ist?“. Normalerweise lösen dreijährige Kinder diese

Aufgabe (Pratt & Bryant, 1990). Ein weiterer Test untersucht die Fähigkeit, Wörter, die

geistige Zustände beschreiben, zu erkennen. Mit diesem Test haben normalerweise

Vierjährige keine Probleme (Baron-Cohen et al., 1994). Darüber hinaus existieren Tests zum

Erkennen der Blickrichtung, z.B. auf einem Bild durch Betrachten der Blickrichtung, darauf

schließen zu können, was jemand möchte (Baron-Cohen & Cross, 1992; Hobson, 1984).

Die sogenannten False-Belief-Aufgaben sind die gebräuchlichsten Verfahren bezüglich der

Theory of Mind. Das bereits oben erwähnte Beispiel der Sally-Anne-Aufgabe (Baron-Cohen

et al., 1985; Wimmer & Perner, 1983) wird noch einmal zur Erklärung herangezogen

(Durchführung mit Zeichnungen, Puppen oder ein Schauspiel). Das Mädchen Sally hat eine

Box und Anne einen Korb. In die Box legt Sally eine Murmel und verlässt den Raum.

Währenddessen nimmt Anne die Murmel aus der Box und legt sie in den Korb. Sally kommt

wieder zurück und nun lautet die Testfrage, wo Sally nach ihrer Murmel suchen wird, was sie

denkt, wo die Murmel ist? Richtig wäre die Antwort, dass Sally in ihre Box schauen wird, da

sie ja nicht wissen kann, dass Anne die Murmel in den Korb gelegt hat.

Bei Second-Belief- oder False-Beflief- Aufgaben handelt es sich um eine Annahme über eine

Annahme (Wimmer &Perner, 1963). Auf das zuvor erwähnte Beispiel übertragen, könnte das

so aussehen: Nachdem Sally den Raum verlassen hatte, legt Anne die Murmel in den Korb,

wird aber von Sally heimlich beobachtet. Wieder zurück angekommen, lautet nun die Frage:

„ Was denkt Anne, was Sally glaubt wo die Murmel ist?“

Die Aufgabe erster Ordnung ist bereits von Kindern im Alter von vier Jahren zu bewältigen

und die Aufgaben zweiter Ordnung können von sechs- bis siebenjährigen Kindern gelöst

werden. (Sullivan et al., 1994; Wimmer &Perner, 1983)

In der klassischen False-Belief-Aufgabe findet sich die Annahme wieder, dass Kinder

über eine Theory of Mind verfügen, wenn sie falsche Überzeugungen einer anderen

Person also Missrepräsentationen verstehen können. (Kern, 2005 & Fleck, 2007)

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Beobachtbarkeit Eine weitere Differenzierung von Verhalten ist das Einteilen in eine öffentlich beobachtbare

und nicht öffentlich beobachtbare Handlung. Dies ist in Wirklichkeit die Unterscheidung

zwischen Geist und Verhalten.

Die Konzepte von Intentionalität und Beobachtbarkeit bilden eine sogenannte mentale Karte

der Verhaltensweisen, die für soziale Kognitionen relevant sind. Dies sind Ereignisse, die

Menschen erklären, vorhersagen und einschätzen wollen (Malle&Knobe, 1997b;

Malle&Pearce, 2001).

Aufmerksamkeitsfokussierung auf und Erklärung von Verhalten

Malle und Knob (1997 b), (siehe Tabelle 1) gehen von vier unterschiedlichen

Verhaltensmustern aus: die erste Kategorie umfasst die Handlung, die beobachtbar und

beabsichtigt ist. Das zweite Konzept ist das beobachtbare, aber nicht beabsichtigte reine

Verhalten. Darauf folgen intendierte Gedanken die nicht beobachtet werden können. Als

letzter Punkt steht die Erfahrung, die sowohl unbeabsichtigt abläuft, als auch unbeobachtbar

ist. Im Einzelnen gesehen beinhalten die oben erwähnten Punkte keine besondere

Bedeutsamkeit, das Wesentliche stellt die Kombinierbarkeit von

Absichtlichkeit/Unabsichtlichkeit (auch: Intentionalität) und

Beobachtbarkeit/Unbeobachtbarkeit dar. Aufgrund dessen ist es nämlich möglich

Vorraussagen über menschliche Verhaltensabläufe zu treffen; sowohl ausgehend von der

Rolle des Akteurs als auch von der Rolle des Beobachters, im Gespräch oder in den eigenen

Gedanken.

Um dies noch einmal zu veranschaulichen, folgt eine vereinfachte Darstellung:

Tabelle 1

Aus: “Which behavior do people exlain? A basic actor-observer asymmetry.” Von B.F. Malle, & J. Knobe, 1997, Journal of Personality and Social Psychology, 72. 288-304 Absichtlichkeit Unabsichtlichkeit

Beobachtbarkeit Handlung Reines Verhalten

Unbeobachtbarkeit Intendierte Gedanken Erfahrung

Um die Zuordnung der Aufmerksamkeit auf die vier Verhaltensabläufe in sozialen

Interaktionen zu gewährleisten, wurde das Augenmerk auf zwei wesentliche Faktoren

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gerichtet: der erkenntnistheoretische Zugang und die motivationale Bedeutsamkeit.(Fiske

&Taylor, 1991; Posner, 1980) Zuerst muss die Fokussierung einer beliebigen Person auf

einen bestimmten Verhaltensablauf gegeben sein, mit anderen Worten durch einfache

Wahrnehmung, Selbstbeobachtung oder simple Schlussfolgerungen erhält die Person Zugang.

Der zweite Faktor bezieht sich auf die erhöhte Aufmerksamkeit, welche existiert sofern ein

Ereignis für eine Person relevant beziehungsweise nützlich ist. Des Weiteren spielt die

erhöhte Aufmerksamkeit in Bezug auf die aktuelle Interaktion eine Rolle. (Jones & Thibaut,

1958; Wyer et al, 1982)

Für die handelnde Person ist der erkenntnistheoretische Zugang im Bereich ihrer eigenen

unbeobachtbaren Vorgänge größer als im Bereich ihrer beobachtbaren Vorgänge. Schließlich

sind die eigenen Gedanken ständig mit dem Bewusstsein verknüpft, hingegen kann der eigene

Gesichtsausdruck, die Gestik und Körperhaltung nicht so leicht kontrolliert werden.

(Bull,1987; DePaulo, 1992; Gilovich et al, 1998) Für die beobachtende Person gilt das

umgekehrte Prinzip, das heißt der Zugang zu von außen sichtbaren Verhalten ist leichter, als

zu den mentalen Gedanken einer anderen Person.

Aus diesen beiden Aussagen leitet sich nun die erste Hypothese ab, die besagt dass in sozialen

Interaktionen die beobachtende Person ihre Aufmerksamkeit mehr auf sichtbare Ereignisse

lenkt als der Akteur, während dieser eher auf unbeobachtbare Ereignisse achtet.

Hinzu kommt dass für den Beobachter absichtliche, bewusste Prozesse wichtiger sind, da

diese den Hauptanteil einer Begegnung ausmachen. Eine Person agiert und die andere Person

reagiert mit einem bestimmten Verhalten und oder einer Emotion. (Shaver, 1985) Im

Gegensatz dazu stehen die unabsichtlichen Ereignisse für den Akteur im Vordergrund, da sie

nicht kontrolliert ablaufen und explizit verstanden werden müssen. (Norman & Shallice,

1985) Dadurch ergibt sich die zweite Hypothese: In sozialen Interaktionen richten Beobachter

ihre Aufmerksamkeit eher auf absichtliche Prozesse, Akteure eher auf unabsichtliche.

Diese zwei Hypothesen wurden anhand eines experimentellen Paradigmas getestet. Die

Versuchspersonen wurden in Paare unterteilt und gebeten eine Konversation zu führen. Im

Anschluss wurden sie aufgefordert über das Gespräch zu berichten; zum einem aus ihrer

Perspektive und zum anderen aus der Perspektive ihres Interaktionpartners, wobei dies in

einem ausgeglichenen Verhältnis geschehen musste. Die Ergebnisse wurden kategorisiert

anhand der oben erwähnten vier Verhaltensmöglichkeiten nach den Kriterien Absichtlichkeit

und Unabsichtlichkeit und Beobachtbarkeit und Nicht-Beobachtbarkeit. Die Ergebnisse von

drei Studien bestätigten die Hypothesen. (Malle & Pearce, 2001)

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Durch die bestätigten Hypothesen ist es nun möglich Voraussetzungen für Ereignisse

abzuleiten, über die sich Menschen wundern und die sie erklären zu versuchen. Drei

Bedingungen müssen gegeben sein, um Verwunderung auszulösen: Erstens die

Zugänglichkeit, das heißt eine Person muss sich im Klaren über das Ereignis an sich sein.

Aufgrund der Unterschiedlichkeit interindividueller Zugänge wundern sich Akteure öfters

über unbeobachtbare Ereignisse. Zweitens das Unverständnis für eine Situation was bedeutet

dass eine Person noch keine ausreichende Erklärung für ein Ereignis haben darf. Hierbei

wundern sich Akteure mehr über unbeabsichtigte Ereignisse. Drittens die persönliche

Bedeutsamkeit womit gemeint ist dass eine Person es für nützlich und wichtig halten muss

eine Erklärung für ein Ereignis zu finden. Aufgrund der Bedeutsamkeit wundert sich der

Beobachter eher über absichtliches als über unabsichtliches Verhalten. All diese Aussagen

wurden von Malle und Knobe (1997b) durch zwei Studien bestätigt.

Der Erklärungsdrang kann als Antwort auf die Verwunderung gesehen werden; man muss nun

unterscheiden zwischen Erklärungen die an sich selbst gerichtet sind zum Beispiel in den

eigenen Gedanken und Erklärungen die im Laufe einer Kommunikation direkt an den

Interaktionpartners gerichtet werden. Daten von Erinnerungsprotokollen und Tagebüchern

bekräftigen die Annahme dass bei Erklärungen an die eigene Person zwischen Akteure und

Beobachter die gleiche Asymmetrie auftritt wie bei der Verwunderung. Werden die

Erklärungen an eine andere Person gerichtet tauschen die Perspektiven der

Interaktionspartner. (Malle & Knobe, 1997 b)

Die Studien der Verhaltensfokussierung auf und Erklärung von Verhalten schlagen als eine

Funktion der Folk-Theory of Mind die Unterteilung der Vielfältigkeit von menschlichem

Verhalten und psychologischen Prozessen in umfassendere Teilbereiche vor, zum Beispiel in

Handlung und Erleben.

Erklärungsmodell von Verhaltensmustern

Nach der Kategorisierung widmet sich der Autor der Frage wie und zu welchem Zweck

Menschen diverse Verhaltensmuster erklären. Auch hier spielt die Folk Theory of Mind eine

wesentliche Rolle. Oft wird die Erklärung in verbaler Form wiedergegeben was einen guten

Zugang zu Untersuchungen ermöglicht; vor allem im Zusammenhang mit sozialen

Interaktionen und konzeptionellen Unterfangungen. (Malle, 2005)

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Erklärungen und die Theorie des Verstands

Zu Beginn soll die funktionale Beziehung zwischen Verhaltenserklärungen und der Theory of

Mind geklärt werden. Man ist sich uneinig ob der Funktion der Theory of Mind die Erklärung

des Verhaltens zugrunde liegt, wie die meisten Wissenschaftler behaupten oder ob der Sinn

der Erklärung darin liegt, die Theory of Mind zu bereichern und weiterzuentwickeln. Gopnik

(1998), als Vertreter letzterer Theorie schlägt als Metapher für Erklärung den Akt des

Orgasmus vor. An sich ist der Orgasmus keine Voraussetzung für die Fortpflanzung, er macht

sie aber wünschenswerter. Im Gegensatz dazu sind Erklärungen auf mehrere Arten nützlich

und dadurch nicht immer nur ein Mittel zum Zweck wie bei der Orgasmus-Analogie. Zum

Bespiel helfen sie simultanes Verhalten und Koordinationen von gemeinsamen Handlungen

zu verstehen. Des Weiteren wäre die Theory of Mind nicht wirklich sinnvoll ohne die

Verbesserung und Erweiterung sozialer Prozesse. Die Funktion der Theory of Mind liegt

somit auch darin, soziale Kognitionen und Interaktionen zu regeln. Außerdem erklärt sie nicht

nur Verhalten sondern auch die Bewältigung sozialer Anforderungen wie zum Beispiel

Verständnis oder die Erleichterung der Koordination im sozialen Umfeld. (Malle, 2002)

Bei der detaillierten Betrachtung der Verbindung zwischen den konzeptionellen

Rahmenbedingungen der Theory of Mind und der generellen Beschäftigung mit möglichen

Verhaltenserklärungen vertreten manche Entwicklungsforscher die Ansicht, dass Verhalten

durch die Erkenntnis ihrer zugrundeliegenden mentalen Ursachen und Prozesse erklärt und

verstanden werden kann. Dennoch ist diese globale Klassifizierung problematisch da es die

zwei Typen der Ursache für Verhalten, die Menschen differenzieren, vernachlässigt. (Buss,

1978; Heider, 1958; Malle, 1999; Searle, 1983) Der erste Typ bezieht sich auf den

absichtlichen Grund; es ist ein psychischer Zustand der bei einer absichtlichen Handlung

auftritt. Der Zweite wird als ungewollte oder mechanische Ursache bezeichnet und weist auf

die verschiedenen Faktoren hin, die aufgrund eines unabsichtlichen Verhaltens auftreten.

Die Herausbildung der Theory of Mind im Kindesalter

Wellman, Hickling und Schult untersuchten 1997 die Herkunft und den Fortschritt von

Erklärungen im Laufe des Vorschulalters und fanden heraus, dass Kinder im Alter von drei

Jahren systematisch psychologische Erklärungen für menschliches Verhalten verwenden.

Diese Erklärungen beziehen sich sowohl auf Wünsche und Meinungen, als auch auf

Gemütszustände und fehlendes Wissen.

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Die Theory of Mind junger Kinder entwickelt sich auf folgende Art und Weise:

Vorläufer- und Transitionsstadium der Wissensentwicklung

Viele zwei- bis dreijährige Kinder wissen schon, dass Menschen über verschiedene (im Sinne

von intrapersonell wechselnde) mentale Zustände verfügen und bereits zur visuellen

Perspektivenübernahme fähig sind. Auf der einen Seite können sie zwar schon erfassen, dass

unterschiedliche Perspektiven zu unterschiedlichen Wahrnehmungen führen, auf der anderen

Seite können sie aber nur bedingt zwischen innerem (mentalem) Zustand und äußerem

(realem) Verhalten unterscheiden. Des Weiteren nehmen viele Dreijährige noch an, es würde

reichen, sich etwas zu wünschen, um die Realität zu verändern. Auch fällt es ihnen meist noch

schwer, zwischen Schein (So-tun-als-ob) und Sein (Realität) zu differenzieren. (Fried, 2005)

Aktuelle Entwicklungsstudien lassen jedoch die Frage ob dreijährige Kinder zwischen

psychischen Zuständen als Grund für absichtliches und unabsichtliches Verhalten

unterscheiden können, offen. (Malle, 2005)

Hierzu folgendes Experiment: Wellman & Woolley (1990) beschäftigten sich mit dreijährigen

Kindern als Versuchspersonen; ihnen wurden Geschichten erzählt in denen ein Akteur eine

bestimmte Absicht verfolgt. In diesem speziellen Fall wurde dem Kind folgende

Informationen übermittelt: Eine fiktive Person soll sein Kaninchen entweder in der Garage

oder im Vorgarten suchen und anschließend mit in den Kindergarten nehmen. Wenn das Kind

in der Garage nachgeschaut hat findet es – je nach experimentellen Bedingungen- das

Kaninchen, nichts, oder ihren Hund. Danach wurden die Versuchspersonen gefragt, was die

Figur als nächstes tun würde; ob sie nun weiter im Vorgarten sucht oder sofort in den

Kindergarten gehen wird. Fast alle Kinder meinten, dass die fiktive Person in den

Kindergarten gehen wird sofern sie das Kaninchen gefunden hat, falls das nicht der Fall war,

aber weitersuchen würde. Dies lässt die Schlussfolgerung zu dass dreijährige Kinder schon in

der Lage zu sind zu erkennen dass Handlungen von den Absichten und Wünschen einer

Person abhängig sind. Laut Shultz, Wells & Sarda (1980) können Kinder dieses Alters auch

bereits intendierte Handlungen von Fehlern und Zufällen unterscheiden. Sie können also

aufgrund von Informationen über Absichte und Ziele Handlungen vorhersagen, was zu einem

wichtigen Bereich der naiven Alltagspsychologie gehört.

Basisstadium der Wissensentwicklung

Es ist möglich, dass Kinder zu der notwendigen Differenzierung erst im Alter von fünf Jahren

durch Erwerb des vollständigen Konzepts der Intentionalität fähig sind. (Shultz &Wells,

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1985) Dieses Konzept involviert die Aufteilung von handlungsrelevanten psychischen

Zuständen in drei Teilbereiche: Glaube, Wunsch und Absicht. (Lyon, 1993; Moses, 2001)

Wobei Glaube und Wunsch in einem logischen Prozess kombiniert werden, was dann die

Absicht zur Folge hat, welche eine direkte Handlung nach sich zieht. (Malle & Knobe, 1997a)

Kinder dieses Alters wissen meist schon, dass die menschliche Psyche autonom und

selbstaktiv ist und können schon Beziehungen zwischen verschiedenen mentalen Zuständen

herstellen.

So ist ihnen zum Beispiel klar, dass Wünsche oft in Pläne münden. Außerdem haben sie

schon begriffen, dass die Welt von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich mental

repräsentiert wird. Sie bemerken auch dass man falsche mentale Repräsentationen haben

kann. So erkennen zum Beispiel die Fünf- und Sechsjährigen schon gut, dass ein Mensch von

vornherein zum Scheitern verurteilt ist, wenn er von falschen Voraussetzungen

(realitätsunangemessener Glaube, False-Belief) ausgeht. (Fried, 2005)

Hierzu das Beispiel des falschen Glaubens: Wimmer & Perner (1983) führten die erste

systematische Untersuchung zum kindlichen Verständnis falschen Glaubens durch. Sie

verglichen die Entwicklung dreijähriger mit der Entwicklung vier- bis fünfjähriger Kinder

indem sie ihnen eine Geschichte mit Puppen vorspielten. Sie handelt von einem Kind namens

Maxi dass mit seiner Mutter einkaufen geht, beim Einräumen der Lebensmittel hilft und die

Schokolade in einen grünen Schrank legt. Später - nachdem die Mutter die Schokolade zum

Kuchenbacken verwendet hat- gibt die sie sie in einen blauen Schrank. Daraufhin wurden die

Kinder gefragt was sie vermuten wo Maxi nach der Schokolade suchen wird. Nahezu alle

dreijährigen Kinder antworteten auf die Testfrage: ,, Im blauen Schrank“ während 40 bis 80%

(je nach experimenteller Bedingung) der Vier- bis Fünfjährigen korrekt ,,Im grünen Schrank“

antworten. (Perner, 1991) Vier- bis Fünfjährige verstehen, dass die Geschichtsfigur eine

Überzeugung hat, von der sie selbst wissen, dass sie falsch ist. (Oerter & Montada, 2008)

Exkurs Erwachsenenalter: Im Erwachsenenalter kann aufgrund von vorausgehenden

Entwicklungsprozessen ein ausgereiftes System von Verhaltenserklärungen festgestellt

werden, welches der Theory of Mind zugrunde liegt. Das Konzept dahinter kann definiert

werden durch die Unterscheidung zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Verhalten

sowie durch das Anwenden präziser Gründe und psychologischen Ursachen.

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Vier Arten von Verhaltenserklärungen

Ursachen Unbewusstes Verhalten

Vorgeschichte der Motive persönliche Motive Absicht Bewusste Handlung

Ermöglichende Faktoren

Abbildung 1

Vier Arten der Erklärung für absichtliches und unabsichtliches Verhalten (Malle, 2005)

Erklärungen für Ursachen

Um Verhalten erklären zu können wird laut Heider (1985), Malle (1999) und White (1991)

scharf zwischen bewussten und unbewussten Verhaltensmustern unterschieden. Erläuterungen

über das Unbewusste beziehen sich auf automatische ursächliche Faktoren wie zum Beispiel

psychische und physische Zustände oder Reaktionen auf das Verhalten anderer und werden

unter dem Oberbegriff Ursachen zusammengefasst. Menschen erklären Verhalten meist allein

durch Kausalität und lassen das Bewusstsein und die Absicht der Handlung außer Acht.

Die Herangehensweise an die Erklärung von bewussten, absichtlichen Verhalten ist um

einiges komplexer und schwieriger. Diese Art des Verhaltens wird definiert als die Erkenntnis

die das Verhalten begleitet, die Absicht, die dem Verhalten vorangeht und Wünsche und

Überzeugungen die die Absicht einleiten. Dies kann man untergliedern in drei einfachere

Formen: Motive, ihrer zugrundeliegenden ursächlichen Vorgeschichte und ermöglichende

Faktoren.

Erklärungen für persönliche Motive

Der wichtigsten Bestandteile der Verhaltenserklärung sind die persönlichen Motive eines

Agenten, die ihn zu einer tatsächlichen Handlung bewegen. (Audi, 1993; Buss, 1978;

Davidson, 1963; Locke & Pennington, 1982; Malle, 1999) Motive werden definiert als

repräsentative Zustände, die der Agent im weiteren Prozess kombiniert um zu einer Absicht

zu gelangen und eventuell im Anschluss zu einer Handlung.

Das Konzept der Absicht spezifiziert zwei Motive, die der Bildung einer Absicht

vorausgehen: zum einen der Wunsch des Agenten an ein erfolgreiches Resultat und zum

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anderen der Glaube dass die Handlung zu dem gewünschten Resultat führt. Zusätzlich

ergeben sich noch andere Motive: der Wunsch alternative Ergebnisse zu vermeiden, die

Einstellung zu Kontext und Konsequenzen und der Wert der Handlung selbst.

Des Weiteren sind zwei Eigenschaften für Motive nennenswert: (Malle, 1999, 2001; Malle et

al., 2001) Subjektivität und Rationalität. Subjektivität bezieht sich auf die subjektivern Motive

der agierenden Person beziehungsweise auf deren Überzeugungen die verantwortlich sind für

die darauffolgende Handlung. Ein Bespiel soll das erläutern: „Warum beeilt sich eine

bestimmte Person?“ „Sie vermutet dass sie zu spät ist.“ wäre eine mögliche Antwort und

damit wird die subjektive Annahme dass die Person zu spät sei impliziert, was in Wirklichkeit

vielleicht gar nicht der Fall ist. Subjektive Überzeugung und nicht objektive Realität war

ausschlaggebend für die Erklärung der Handlung.

Rationalität, als zweites Merkmal von Motiven, geht von einer Übereinstimmung zwischen

Überzeugungen, Wünschen und Wertvorstellungen aus um in vernünftigen Absichten und

Handlungen zu resultieren.

Im oben erwähnten Beispiel wurde die Handlung des Beeilens begleitet von der rationalen

Überzeugung der Person sie sei zu spät; wäre der Handelnde aber der Annahme das noch

genug Zeit vorhanden wäre, würde die Rationalität nicht gegeben sein.

Um auf die praktische Anwendbarkeit hinzuweisen muss man anmerken, dass der Wunsch

pünktlich zu sein und die Überzeugung es durch Beeilung noch rechtzeitig schaffen zu

können, Voraussetzungen sind.

Aufgrund der Annahme von Subjektivität und Rationalität bei der Erklärung von Motiven

zeigt sich ein erstaunliches Phänomen. Wenn Menschen ein Grund für ein aufgetretenes

Verhalten angegeben wird, schließen sie automatisch auf die übrigen implizierten

Gründe.(Malle, 1999; Slugoski et al., 1993)

Erklärungen für die Vorgeschichte der Motive

Der zweite Bereich beschäftigt sich mit den Faktoren der Vorgeschichte, wie sie zum jetzigen

Verhalten führen und warum sie ausschlaggebend waren für Verhalten in der Vergangenheit.

(Hirschberg, 198; Locke & Pennington, 1982; Malle, 1994) Als Beispiel die Aussage: ,, Anna

lud Ben zum Essen ein weil sie freundlich ist.“ Die Erklärung weist eine positive frühere

Erfahrung von Ben mit Anna auf; Anna hatte nicht den Vorsatz: ,,Ich bin freundlich und

deswegen sollte ich Ben einladen.“

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Ursächliche vorgeschichtliche Erklärungen beziehen sich in 20% der Fälle auf Eigenschaften,

inkludieren aber auch Kindheitserfahrungen, die kulturellen Rahmenbedingungen, früheres

Verhalten, gegenwärtige physische Zustände und situationsbedingte Hinweisreize die

Wünsche und Überzeugungen auslösen. (Malle, 1999)

Obwohl Erklärungen für die Vorgeschichte der Motive die Aufklärung der bewussten,

absichtlichen Handlungen erleichtert, kann man die Funktionsweise mit der von Motiven

nicht gleichsetzen. Sie unterliegen nicht der Beschränkung der Subjektivität und Rationalität.

Ermöglichende Faktoren

Der dritte Bereich durch den absichtliches Verhalten erklärt werden kann sind die

ermöglichenden Faktoren, welche Handlungen ermöglichen, die sich bewusst ereignen.

(Malle, 1999)

Diese Faktoren beinhalten Fertigkeiten, Anstrengungen, Gelegenheiten oder erleichternde

Umstände. (McClure & Hilton, 1997; Turnbull, 1986)In dieser Art von Erklärungen geht es

um den Grund oder die Absicht die vorhanden sein muss um ein Verhalten auszuführen und

nicht um die Motivation des Agenten. ,,Sie schummelt im Test, weil kein Aufseher hersah“,

ist eine Erklärung, die allein auf ermöglichende Faktoren als Grund basiert. Der Hauptgrund,

wieso sie schummelt zum Beispiel weil sie nicht gelernt hat, oder Hintergründe zum Beispiel

dass sie generell schummelt, werden außer Acht gelassen.

Zusammenfassend kann gesagt werden dass das gesamte beschriebene Konzept der

Intentionalität vier Gebiete für Erklärungen erfasst. Ist die Absichtlichkeit nicht vorhanden

wird auf Erklärungen für Ursachen zurückgegriffen, ist sie jedoch vorhanden auf Erklärungen

für Motive, ermöglichende Faktoren und für die Vorgeschichte der Motive.

Es stellt ein umfassendes Modell dar, entsprechend dem die Menschen Verhalten erklären

können. (Malle, 1999, 2001)

Sozial-kognitive Bedingungen der Erklärungsarten

Nun, da die vier Arten für die Erklärung von Verhalten bekannt sind, werden sie in den

Kontext gestellt. Die vier Arten sind nicht beliebig austauschbar oder von den Launen des

Erklärers abhängig, sondern es gibt besondere Situationen und Bedingungen in denen jede

einzelne Erklärungsart mit höherer oder geringerer Wahrscheinlichkeit verwendet wird. Um

diese Situationen im sozialen Umgang besser einordnen zu können, werden Sie anhand

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zweier Dimensionen beschrieben. Die erste lautet Bewusst/Unbewusst und beschreibt, ob der

Modus der der Verhaltenserklärung im Beobachter bewusst oder unbewusst vonstatten geht.

Die zweite Dimension unterscheidet zwischen kognitiven und interpersonellen Funktionen für

Verhaltenserklärung. (Malle, 2005)

Die erste Unterscheidung zwischen der Ursachen-Erklärung und den drei anderen

Erklärungsmodi der Motive ist die wahrgenommene Intentionalität. Wenn also eine Aktion

oder ein Verhalten einer Person gewollt sind, werden sie eher mit Motiven erklärt. Wenn eine

Aktion oder ein Verhalten unbeeinflusst von jener beobachteten Person passiert, wird eher die

Ursachen-Erklärung gewählt. Malle (1999) ließ die Intentionalität von 20 Handlungen

bewerten. Als intentional gewertete Handlungen hatten mit r > .90 eine oder mehrere der drei

Motiv-Erklärungen, während unintentionale eher mit Ursachen-Erklärungen

zusammenhingen. Ein Beobachter muss darüber nachdenken, ob ein Verhalten intentional

oder unintentional ist und wenn nötig nach weiterer Information suchen. Sobald aber ein

Verhalten als unintentional klassifiziert ist, schließt der Beobachter automatisch auf eine

außerhalb der Person liegenden Ursache als Erklärung.

Einen zweiten Grund für Verhaltenserklärungen durch Ursachen bietet ein motivationaler

Faktor. Die Intentionalität eines Verhaltens bestimmt bei sozialer Interaktion das Ausmaß an

Lob oder Tadel. Wenn zum Beispiel beim Sport jemand einem Mitspieler ins Gesicht schlägt,

macht es einen Unterschied ob dies absichtlich oder unabsichtlich geschehen ist. Mit der

Aussage „Ich hab’ dich nicht gesehen!“ streift man die meiste Schuld ab und wird anders

bewertet, als wenn die Mitspieler denken, man habe jemanden absichtlich verletzt.

Zusammenfassend benutzt ein Beobachter die Ursachen-Erklärung (causes) dann, wenn ihm

eine beobachtete Aktion unintentional erscheint. Wenn ein Beobachter aber eine Aktion als

intentional, also gewollt einstuft, bedient er sich der Motiv-Erklärungen, die da wären: Motive

(reasons), Werdegang der Motive (causal history of reasons) und ermöglichende Faktoren

oder ermöglichende Faktoren (enabling factors). Normalerweise (bei ca. 80%) aller

Erklärungen werden die Motive als Erklärung verwendet. Um alle Arten der Motiv-

Erklärungen zuordnen zu können, muss allerdings noch weiter unterschieden werden

zwischen kognitiven Bedingungen und motivationalen Bedingungen. (Malle, 2005, S.241)

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Kognitive Bedingungen

Die Unterscheidung zwischen kognitiven und motivationalen Bedingungen kann so

verstanden werden: Was möchte der Beobachter am beobachteten intentionalen Verhalten

erklären? Entweder will er das Verhalten, sein Zustandekommen und die dahinterstehenden

Motive erklären, was die kognitiven Bedingungen der Erklärung sind, oder er möchte sein

Selbstbild oder das anderer Personen erklären, was den motivationalen Bedingungen

entspricht. Motivational insofern, dass man zum Beispiel sein positives Selbstbild

aufrechterhalten will (siehe nächstes Kapitel).

Wenn er im Rahmen der kognitiven Bedingungen für Erklärungen nach dem Warum fragt,

benutzt er andere Begründungen als, wenn er nach dem Wie fragt. Also wird an dieser Stelle

die Kategorie „Art der Fragestellung“ eingeführt. Der Beobachter sucht also den Grund, der

das Handeln einer beobachteten Person motiviert hat. Dem Beobachter ist am besten

geholfen, wenn er sich bei dieser „Wofür?“-Frage einer Motiv-Erklärung bedient. Genereller

gefragt mit einer „Warum?“-Frage kann der Beobachter eine Motive-Erklärung oder eine

Erklärung für den Vorgeschichte der Motive verwenden.

Im Gegensatz dazu steht die Art der Fragestellung „Wie ist/war das möglich?“. Hier fragt man

sich nicht warum der Beobachtete genau dieses schwierige oder extreme Verhalten durchführt

wird, sondern im Mittelpunkt der Interesse steht, wie er das genau gemacht hat. Vielleicht

war eine lange, spezifische Vorbereitung notwendig (was nicht mit der Vorgeschichte der

Motive verwechselt werden darf) oder eine gewisse Fertigkeit gefragt. Nach den

ermöglichenden Faktoren wird außerdem öfters gefragt, wenn die Motive der Handlung

offensichtlich waren. Diese Frage beantwortet man am besten mit einer Erklärung über

ermöglichende Faktoren oder Fähigkeiten/Fertigkeiten. Außerdem wird eine Ermöglichende-

Faktoren-Erklärung verwendet, wenn die Motive einer Handlung im jeweiligen Kontext

offensichtlich sind. (Malle, 2003; McClure & Hilton, 1997)

Eine andere, einflussreichere Möglichkeit, zwischen den ausgewählten Erklärungen zu

unterscheiden sind die Informationen, die man über eine handelnde Person (den Agierenden)

oder eine handelnde Gruppe hat, also die „verfügbare Information“(Malle, 2001; O`Laughlin

& Malle, 2002) Wenn der Beobachter spezifische Informationen über den Agierenden hat,

wird er auf Motiv-Erklärungen zurückgreifen. Es muss hierfür Wissen über den Agierenden

(subjektive mentale Zustände während der Aktion) und die Aktion (genauer Zweck)

vorhanden sein. Wenn ein Beobachter nun nicht genug spezifische Informationen findet, sucht

er generelle Informationen. Dies können zum Beispiel Informationen über die Eigenschaften,

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Gruppenzugehörigkeiten, die persönlichen, gesellschaftlichen oder historischen Hintergründe

des Agierenden sein oder der situative Kontext. Diese Erklärungen lassen sich dann zu den

Erklärungen für den Werdegang der Motive (causal history of reasons) einordnen.

Es wurde beobachtet, dass Beobachter öfter Erklärungen für den Vorgeschichte der Motive

verwenden um das Verhalten anderer zu erklären. Beobachter haben nicht immer Zugang zu

den Motiven anderer. Eigenes Verhalten wird fast immer durch spezifische Motive erklärt,

weil man auch die nötige Einsicht in sich selbst hat (Malle, Knobe, & Nelson, 2004).

Außerdem kann man mit Erklärungen für den Vorgeschichte der Motive eher

Gruppenaktivitäten erklären, als wenn man das Verhalten einzelner zu erklären versucht

(O`Laughlin & Malle, 2002).

Nun können die beiden Aspekte Art der Fragestellung und verfügbare Information noch

aufgeteilt werden, je nachdem ob sie bewusst oder unbewusst einer Erklärungsart zugeordnet

werden. Es hängt hierbei davon ab, ob sich der Beobachter Mühe gibt und sich anstrengt,

gewisse Informationen zu verarbeiten oder ob er sich wie im Alltag seiner gängigen

Verarbeitungs- und Bewertungsroutinen bedient.

Motivationale Bedingungen

Motivationale Bedingungen für die Auswahl von Verhaltenserklärungsweisen sind dafür

verantwortlich, wie wir uns selbst und andere bewerten. (Scott & Lyman, 1968; Tedeschi &

Reiss, 1981) Die motivationalen Bedingungen für die Erklärung des Verhaltens lassen sich

aber nicht nur auflösen in Eigenschaften VS Situationsfaktoren, im Sinne der

Attributionstheorie. Vielmehr benutzt der Beobachter Motiv-Erklärungen (besonders

Überzeugungsmotiv-Erklärungen) bei intentionalem Verhalten, wenn er es rational erscheinen

lassen will (Malle et al., 2000; Malle, 2004). Wenn ein Beobachter die Überlegtheit oder die

Verantwortlichkeit eines Agierenden eher verschleiern will, so verwendet er Erklärungen für

den Vorgeschichte der Motive. Es wird die Aufmerksamkeit also von der Person, die die

Aktion durchführt, abgelenkt (Nelson & Malle, 2000; Wilson, 1997).

Motiv-Erklärungen werden bei Gruppen verwendet, wenn der Beobachter sie als

zusammengeschweißt agierend beschreiben will (O`Laughlin & Malle, 2002) und sie dadurch

vielleicht bedrohlicher wirken (Abelson, Dasgupta, Park, & Banaji, 1998; Malle, 2004). In

moralphilosophischen Debatten kann man damit argumentieren, dass die Motive moralisch

gewertet werden können, die Enabling Factors wie zum Beispiel Intelligenz oder Fertigkeiten

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jedoch können nicht direkt moralisch bewertet werden.(Foot, 1978; Kant, 1785/1998). Wer

also die moralische Integrität hervorheben will, benutzt Motiv-Erklärungen, wer besondere

Fähigkeiten beschreiben will, beschreibt Personen mit den ermöglichenden Faktoren wie zum

Beispiel die Intelligenz oder Geschicklichkeit.

All diese Erklärungen werden natürlich im Normalfall automatisch und unbewusst gesucht.

Niemand denkt:“ Ich sollte jetzt ein Motiv als Erklärung nehmen und nicht den Vorgeschichte

dieser Motive.“ Allerdings können Personen zwischen ihnen unterscheiden, auch wenn sie es

nicht genau formulieren können (Malle 1999). Dies bringt uns zu einem weiteren Aspekt der

Einteilung für Erklärungen.

Die Bewertung von Verhalten ist meist in Gespräche eingebettet (Hilton, 1990; Kidd &

Amabile, 1981; Malle & Knobbe, 1997b). Der Beobachter, der mit einer anderen Person über

das Verhalten eines dritten kommunizieren will, muss sich dem jeweiligen

Publikumsbeschaffenheit oder Audience Design entsprechend verhalten, sprich: Er muss auf

die Interessen, das Wissen und die Erwartungen des Zuhörers eingehen (Clark & Carlson,

1982; Fussell & Krauss, 1992; Higgins, McCann, & Fandacaro, 1992; Zajonc, 1960). Zum

Beispiel muss der Beobachter beachten, dass sein Zuhörer verschiedene Arten der

Fragestellung (voriges Kapitel) haben kann, auf die er mit der richtigen Begründung eingehen

muss. Er kann beispielsweise nicht auf eine Wie-Frage mit einer Motiv-Erklärung antworten

(Malle et al., 2000; McClure & Hilton, 1998). In Kommunikation verpackte Erklärungen sind

meist bewusst verarbeitet und auf den Zuhörer abgestimmt aufbereitet, die genaue

Formulierung ist dann wieder eher automatisch. Daraus leiten sich auch gewisse

Gesprächsstrukturen und -regeln für den Alltag ab: Wenn man eine Warum-Frage gestellt

bekommt, sollte man nicht mit einer offensichtlichen Begründung, zu vielen Begründungen,

uninformativen Begründungen oder schon gar nicht mit gar keiner Antwort reagieren (Grice,

1975).

Abschlussbemerkung Die Theory of Mind steht noch immer unterhalb der traditionellen Trait-Situation-

Attributionstheorien bei menschlichem Verhalten. Dabei bildet die Theory of Mind eine ganz

eigene Alternative für eine Erklärung, die den Streit zwischen trait- und situationsbedingtem

Verhalten auflösen kann, indem die Theory of Mind die beiden Theorien zusammenführt.

Dabei entsteht aber keine Mischtheorie, die sagt, dass manchmal die eine Theorie und

manchmal die andere richtig sei. Die Theory of Mind hat einen ganz anderen

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Herangehensweg an das menschliche Sozialverhalten und geht dabei nicht von Eigenschaften

einer Person, sondern von den geistigen Gegebenheiten, vom begrifflichen Gerüst bis zu den

Erklärungen vom Verhalten anderer. Die Theory of Mind bringt dadurch die Trait- und

Situationstheorien implizit zusammen, ohne dabei ihre eigene Logik und Anschauungsweise

zu verlassen. Außerdem transzendiert die Theory of Mind die einfachen Attributionstheorien

darin, dass die Theory of Mind-Perspektive einen grundlegend neuen Weg für die Forschung

der Sozialpsychologie zulässt. Es erschließt einen neuen Weg, der erklären kann, wie

Menschen ihren sozialen Alltag organisieren. Weiters kann die Theory of Mind erklären, was

so einzigartig soziale an der Sozialkognition ist: Hier kommt wieder das mentale begriffliche

Gerüst ins Spiel, das sich nur in einem sozialen Umfeld entwickeln kann und alle sozialen

Interaktionen koordiniert und effizienter gestaltet.

Die Theory of Mind versucht das Unbewusste in der Sozialpsychologie zu erklären, im

Englischen wird sie daher auch als the new unconscious bezeichnet. Diese unbewussten

Elemente, die erklärt werden, ermöglichen somit den Zugang zu den fundamentalsten sozialen

Aktivitäten bis hin zu den elaboriertesten und komplexesten Verhaltensmustern des

Menschen.

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