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8 SNOWACTIVE FEBRUAR 2019 Fokus // WM-Vorschau F FOKUS FEBRUAR 2019 SNOWACTIVE 9 Fokus // WM-Vorschau Ob im schwedischen Åre, in Östersund, im österreichischen Seefeld, im norwegischen Rjukan oder in Übersee in Park City: An den fünf Weltmeisterschaften möchten die Schweizer Vertreter so viel Edelmetall wie möglich sammeln. Porträt der Austragungsorte, Athletenstimmen und viele Insideinformationen prägen unseren umfangreichen WM-Fokus. ÅRE SEEFELD PARK CITY ÖSTERSUND RJUKAN FEBRUAR 2019 SNOWACTIVE 9

Fokus // WM-Vorschau ÅRE SEEFELD PARK CITY ÖSTERSUND … · mit der Bahn oder dem Mietauto weiter. Die andere Möglichkeit ist über Schweden, eben-falls mit dem Flugzeug via Stockholm

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Page 1: Fokus // WM-Vorschau ÅRE SEEFELD PARK CITY ÖSTERSUND … · mit der Bahn oder dem Mietauto weiter. Die andere Möglichkeit ist über Schweden, eben-falls mit dem Flugzeug via Stockholm

8 SNOWACTIVE FEBRUAR 2019

Fokus // WM-Vorschau

FFOKUS

FEBRUAR 2019 SNOWACTIVE 9

Fokus // WM-Vorschau

Ob im schwedischen Åre, in Östersund, im österreichischen Seefeld, im norwegischen Rjukan oder in Übersee in Park City: An den fünf Weltmeisterschaften möchten die Schweizer Vertreter so viel Edelmetall wie möglich sammeln.Porträt der Austragungsorte, Athletenstimmen und viele Inside informationen prägen unseren umfangreichen WM-Fokus.

ÅRESEEFELD PARK CITY ÖSTERSUND RJUKAN

FEBRUAR 2019 SNOWACTIVE 9

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Åre, gut 300 km unterhalb des nördlichen Polarkreises, ist das alpine Skisport-Mekka Schwedens schlechthin. Der Kern des Ortes hat zwar nur 1400 Einwohner und mit den umgebenden Dörfchen, die weitgehend ineinander verschmolzen sind, rund 3000. Im Winter, wenn bis zu 800 000 Touristen kommen, wächst es zu einer veritablen Stadt.

gut ausgebaut, aber oft vereist oder schnee-bedeckt. Die Mietautos sind aber wintertaug-lich und perfekt ausgerüstet.

Eine Reise wertDer WM-Ort ist durchaus eine Reise wert. Er liegt an einem See, der in Wahrheit ein breit-gewordener Flusslauf ist. Die Natur ist faszinie-rend und das Skigebiet beeindruckend. Es ge-hört dem Unternehmen SkiStar, das Liftanlagen betreibt (und unter anderem in Andermatt aktiv war). Der Hausberg, der Areskutan, im Volksmund «Skutan» genannt, ist 1420 Meter hoch. Der Höhenunterschied der Piste, und des gesamten Skigebietes, beträgt 900 Meter. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Insge-samt verfügt Åre über 70 Restaurants, Hotels und Unterkunftsangebote jeder Kategorie.Damit wird Åre skisportlich wie touristisch höchsten Ansprüchen gerecht. Auch im Som-mer bietet es attraktive Angebote, unter ande-rem mit Schwedens grösstem Wasserfall in

Fokus // WM-Vorschau

Die dritten alpinen Skiweltmeisterschaften nach 1954 und 2007 sind das grösste Er-

eignis, das je in Åre stattfand. Man rechnet mit insgesamt 120 000 Zuschauern, was etwas hochgegriffen scheint. Denn die nächstgelege-nen grossen Städte sind ziemlich weit entfernt, Östersund auf schwedischer Seite rund 100 km sowie Trondheim in Norwegen 130 km.

Lange Anfahrt ...Das sind auch die traditionellen Anfahrtswege. Der eine Weg führt über Norwegen, mit dem Flugzeug über Oslo und Trondheim und dann mit der Bahn oder dem Mietauto weiter. Die andere Möglichkeit ist über Schweden, eben-falls mit dem Flugzeug via Stockholm nach Östersund und von dort wieder mit der Bahn oder dem Mietauto in das beschauliche Ski-ressort. Åre hat einen modernen Bahnhof, der für die letzten Weltmeisterschaften 2007 ge-baut wurde. Die Fahrt ist vor allem landschaft-lich reizvoll. Die Strasse ist von beiden Seiten

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gut ausgedritten alpinen Skiweltmeisterschaften

Alpin: Åre

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ÅRE (AREFJÄLLEN)

Höhe

384 bis 1274 Meter über MeerSaison

Anfang Dezember bis Anfang Mai Lage

Das Skigebiet befindet sich am Areskutan, einem 1420 Meter hohen Berg in Schweden. Die höchste Piste des wichtigsten und ältesten Skigebiets Schwedens beginnt auf 1274 Metern. Åre liegt 350 km vom nördlichen Polarkreis entfernt.

SKIGEBIET

Anzahl Pisten

90 (52 leicht, 32 mittelschwer, 6 schwer)Aufzugshilfen

Skilifte: 27; Sessellifte: 9, Seilbahnen: 3Loipen

88 km

ALPINE WELTMEISTERSCHAFTEN 1954, 2007, 2019

ANREISE Mit Flugzeug

Flug nach Trondheim (NOR) oder Östersund (SWE). Ab Zürich jeweils mit einem Zwischenstopp (Oslo oder Stockholm). Vom Flughafen aus jeweils ca. zwei Stunden mit Auto oder Bahn. Mit PW

Nicht zu empfehlen. Fahrkilometer: 2322 (knapp 27 Stunden reine Fahrzeit). Hinzu kommt die Fahrt mit der Fähre.

Fokus // WM-Vorschau

Tannforsen. Der Winter dauert von November bis Mai. Die erste Bergbahn wurde schon 1910 gebaut, und das erste Skirennen soll laut Chro-nik 1921 ausgetragen worden sein.

Treibende Kraft: Bibbo NordenskjöldIm sportlichen Bereich war Bibbo Norden-skjöld die treibende Kraft. Er kam 1946 nach Åre, übernahm zwei Hotels und gehörte zu den Initianten der ersten Ski-WM 1954. Nach der Gründung des Weltcups 1967 engagierte er sich auch in der FIS und organisierte schon 1969 die ersten Weltcuprennen. Inzwischen fanden über 100 Rennen statt; 62 bei den Frauen, 41 bei den Männern, darunter 1986 die erste Abfahrt. Es war Bernhard Russis Premie-re und erstes Werk als Pistenarchitekt. Der ers-te Sieger hiess (1986) übrigens Peter Müller, den letzten Schweizer Sieg holte zwei Jahre später Karl Alpiger. Und die letzte Schweizer Siegerin war Sonja Nef 2001. Zwischen 1977 und 1981 gewann Ingemar Stenmark fünf Mal in Serie und lockte jeweils bis zu 25 000 Zu-schauer an. Åre liegt in der Provinz Jämtland. Insgesamt leben dort 126 000 Menschen. Um sich ein Bild von der Bevölkerungsdichte zu machen: Jämt-land ist flächenmässig etwa gleich gross wie die Schweiz. Mit acht Millionen hat unser Land allerdings sechzig Mal mehr Einwohner ...

RICHARD HEGGLIN

«D ie Spannung steigt, die Ner-vosität ist spürbar, obschon

alles nach Fahrplan läuft.» Niklas Carlsson, CEO der alpinen Skiwelt-meisterschaften 2019 in Åre: «Wir sind bereit. Ich glaube, dass wir mit frischen Ideen für bestimmte Berei-che wie der Organisation, der Event-Promotion und der Aktivierung sowie für die Side-Events gute Arbeit ge-leistet haben.» Der 43-jährige CEO rechnet mit gut 120 000 Besuchern in Åre – Medienvertreter und Teilneh-mer aus 70 Nationen inklusive. «Wir haben nochmals elf Millionen Euro für die Arena, die Verlängerung des Tunnels, für Licht- und Wasserver-sorgung und nicht zuletzt für die Her-stellung von Kunstschnee investiert.»Während den Weltmeisterschaften wird bewusst auf den Einsatz fossiler Brennstoffe verzichtet. «Das sind wir unserer Umwelt schuldig.» Mit der Schweiz verbindet Niklas Carlsson eine ganz spezielle Liebe: Er schwört auf Süssmost von Ramseier – am liebsten zusammen mit einem Schweizer Nussgipfel. DM

E I N KU R Z E S I N T E R M E Z Z O M I T C E O N I K L A S C A R L S S O N

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ICH LIEBE SCHWEIZER NUSSGIPFEL

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VON DER PREMIERE

1954

Kein Stachel sitzt tiefer im Selbst-verständnis des Schweizer Skisports. Sogar das Parlament beschäftigte sich damals mit der legendären Nullnummer von Bormio 2005.

Erst einmal in der Geschichte kehrten die Alpinen ohne Medaillen von alpinen Ski-

weltmeisterschaften heim. Das war 1966 in Portillo – als die Titelkämpfe in Chile im Schweizer Sommer stattfanden. 39 Jahre spä-ter wiederholte sich das Debakel, und die Til-gung der Bormio-Schmach war die ultimative Forderung für die alpinen Skiweltmeister-schaften 2007 in Åre.

Alles ist möglichFrauen-Chef Hugues Ansermoz schloss eine weitere Nullnummer nicht aus: «An Weltmeis-terschaften ist alles möglich.» Auch dem Män-ner-Team fehlte damals noch die Stabilität. Immerhin hatte Marc Berthod ein paar Wo-chen vorher im denkwürdigen Rennen von Adelboden mit der Startnummer 60 nach

1000-tägiger Durststrecke wieder einmal einen Weltcupsieg für die Schweiz eingefahren. Aber zu den Favoriten zählten die helvetischen Ski-Asse in Åre nicht.Und dann das: sechs Medaillen – inklusive zum krönenden Abschluss Bronze im Teamwett-kampf.

Kernen legte vorSchon nach den ersten zwei Rennen in Åre stand fest, dass die Bilanz positiv ausfallen würde. Die Frauen gingen zwar, wie von Anser-moz befürchtet, leer aus. Dafür stiegen die Männer fünf Mal aufs Podest. Nur bei den «Jahrhundert-Weltmeisterschaften» 1987 in Crans-Montana und 1989 in Vail war das Män-ner-Team noch um eine Auszeichnung reicher. Wie schon an den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin legte der 34-jährige Bruno Ker-nen mit seinem frühen Medaillengewinn eine beruhigende Basis. Vorübergehend etablierte sich der Berner als ältester WM-Medaillenge-winner aller Zeiten, ehe ihn ein paar Tage spä-ter der 38-jährige Schwede Patrik Järbyn ab-löste.

«Albright» holte kompletten SatzDann entfachten zwei 23-Jährige eine Eupho-rie: Daniel Albrecht und Marc Berthod, die symbiotischen Ski-Zwillinge, wurden vier Jah-re nach ihrem Triumph an den Junioren-Welt-meisterschaften (vier Titel!) den Vorschuss-lorbeeren gerecht und räumten auch bei den Grossen ab. Albrecht holte Gold in der Kombi-nation und einen kompletten Medaillensatz, Berthod Bronze in der Kombination.Die unbekümmerten Youngsters verhalfen dem verunsicherten Swiss-Ski-Team zu einer neuen Identität. Sie empfahlen sich als Nach-folger der abgetretenen Norweger Kjetil-André Aamodt und Lasse Kjus, die einst bei den Ju-nioren ebenso durchstarteten und später den Weltcup aufmischten.«So lange wie die beiden Elche werden wir si-cher nicht Ski fahren», flachste der um einen Spruch nie verlegene «Albright». So hatte ihn im Sportgymnasium Stams einst ein kanadi-scher Zimmerkollege getauft, weil er den Na-men Albrecht nicht aussprechen konnte. Die so trocken hingeworfene Bemerkung sollte tragische Realität werden.

Fokus // WM-Vorschau Alpin: Åre

Ida Schöpfer (Mitte) gewann die Abfahrt

vor Trude Klecker und Lucienne Smith.

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BIS ZUR WENDE

2007

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Schnelles KarriereendeDie Karriere der beiden Schweizer Ski-Zwillin-ge dauerte viel zu kurz. Beide entstammen dem Jahrgang 1983, der in der Schweiz einen aussergewöhnlichen Ruf besass. Zusammen mit Werner Elmer und Grégoire Farquet bilde-ten sie ein Quartett, das als unschlagbar galt. Elmer verunglückte bei einem FIS-Rennen tödlich, Farquet musste nach schweren Ver-letzungen seine Karriere ebenfalls kurz nach dem Junioren-Alter abbrechen. Albrechts hoff-nungsvolle Laufbahn ging, wie man weiss, 2009 durch einen fürchterlichen Sturz im Hah-nenkamm-Zielhang zu Ende. Marc Berthod fuhr zwar noch bis 2016, aber Rückenprobleme und Verletzungen hinderten ihn an der Ent-faltung seines ganzen Könnens.Neben den Talenten Albrecht und Berthod stand in Åre ein im Vergleich schon älterer Herr im Rampenlicht. Im Alter von nicht ganz 33 Jahren errang der Neuenburger Didier Cu-che im Riesenslalom endlich seine erste WM-Medaille. Im Super-G hatte er diese noch um eine Hundertstelsekunde verpasst. «14 Mal», rechnete Cuche nach, «bin ich um Sekunden-

bruchteile am Podest oder einem Sieg vorbei-gefahren. Wenn ich all diese Rückstände in den 14 Rennen addiere, ergibt das zusammen we-niger als eine Sekunde.»Nach diesem Erfolgserlebnis blühte Cuche förmlich auf. Zwei Jahre später wurde er in Val d'Isère Weltmeister im Super-G. Und 16 seiner 21 Weltcupsiege errang er nach den alpinen Skiweltmeisterschaften im schwedischen Are 2007. Cuche symbolisierte mit seiner ersten WM-Medaille einen Wendepunkt im Schwei-zer Skisport.

Die Premiere in Åre: 1954Åre stand schon 1954 im Zentrum von alpinen Skiweltmeisterschaften. Damals stand ein Bergbauernmädchen aus dem Entlebuch im Mittelpunkt. Ida Schöpfer, spätere Bieri-Schöpfer, gewann Gold in Abfahrt und Kombi-nation sowie Silber im Slalom.Die Reise ins ferne Åre war beschwerlich. Die Schweizer Mannschaft nahm sie mit dem Zug in Angriff – via Deutschland, Dänemark und dann mit der Fähre ging es aufs schwedi-sche Festland. Die Fähre blieb aber vorerst im

Packeis stecken. Fast hätten die Schweizer die WM verpasst. Frauen wollte man ursprünglich keine mitnehmen. Darauf hatte Ida Schöpfer dem damaligen Skichef Arnold Glatthard gedroht: «Wenn ihr uns nicht mitnehmt, werde ich nie mehr für den Verband fahren.» Daraufhin wurden sie und Madeleine Berthod selektioniert. Berthod errang Silber im Riesen-slalom und in der Kombination und wurde zwei Jahre später Olympiasiegerin in der Ab-fahrt.Nach der Ankunft in Åre stellte Ida Schöpfer fest, dass sie mit ihren Tourenski chancenlos war. Worauf Glatthart am Tag vor dem Rennen noch einen 2,05 Meter langen Kneissl organi-sierte, mit einer Riemenbindung, der Riemen zwei Meter lang. Ida Schöpfer hatte keine Ah-nung, wie man diesen Ski anschnallte. Man musste ihr helfen. Dann gewann sie die Ab-fahrt eine Zehntelsekunde vor der hohen Fa-voritin Trude Klecker aus Österreich – und wurde nach Hugo Koblet (Rad), Sepp Stalder (Turnen) und Fredy Bickel (Fussball) als erste Frau Sportlerin des Jahres.

RICHARD HEGGLIN

Fokus // WM-Vorschau

Daniel Albrecht holte Gold in der Kombination

und einen kompletten Medaillensatz.

Didier Cuche holte im Riesenslalom

endlich seine erste WM-Medaille.

Marc Berthod holte Bronze

in der Kombination.

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Fokus // WM-Vorschau Alpin: Åre

AUF DIESER PISTE HABE ICH MICH WOHLGEFÜHLTMit dem WM-Ort Åre verbindet Loïc Meillard überaus gute Erinnerungen. Vor zwei Jahren gewann er hier seine insgesamt zweite und dritte Goldmedaille an einer Junioren-WM – im Riesenslalom und in der Kombination. Im letzten März schaffte der 22-jährige Romand im mittelschwedischen Ski-Ort nahe der norwegischen Grenze seine bis zum damaligen Zeitpunkt beste Platzierung im Weltcup, als er beim Saisonfinale im Riesenslalom Vierter wurde.

Ergebnis realisiert – einen 4. Platz im Riesen-

slalom. Ist so etwas im Hinterkopf, wenn

man wieder an diesen Ort zurückkommt?

Das gibt natürlich Selbstvertrauen. In den letz-ten zwei Jahren war ich zweimal in Åre, zu-nächst an der Junioren-WM und später am Weltcup-Finale. Beide Male ist es für mich gut gelaufen. Auf dieser Piste habe ich mich wohl- gefühlt, und ich kann es kaum erwarten, dort wieder an den Start zu gehen. Denn es ist durchaus möglich, dass ich dabei einmal mehr gut abschneide. >

Welches ist das erste Ereignis an einer

Ski-WM, an das du dich als kleiner Junge

erinnern kannst?

Ich erinnere mich nur vage an die Ski-WM 2007 in Åre. Der Podestplatz von Daniel Albrecht im Riesenslalom ist mir aber geblieben. Die Ski-WM 2009 in Val d'Isère ist mir hingegen noch recht präsent. Ich habe mir alle Rennen ange-sehen. Besonders beeindruckt war ich von Carlo Jankas Riesenslalom-Läufen – und da-von, wie steil die Strecke La Face de Bellevarde insbesondere für die Speedrennen ist.

Hattest du in dieser Zeit, in deiner Jugend,

ein Idol, dem du nacheifern wolltest?

Ich hatte niemals nur ein Idol. Mich inspirier-ten mehrere Skifahrer, unter ihnen Didier Cu-che, Carlo Janka, Bode Miller und Ted Ligety. Ich habe versucht, mir von jedem etwas abzu-schauen, um daraus meinen eigenen Stil zu entwickeln.

Mit dem diesjährigen WM-Ort Åre verbindest

du sehr gute Erinnerungen. Im letzten März

hast du hier dein damals bestes Weltcup- FO

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Fokus // WM-Vorschau

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Fokus // WM-Vorschau Alpin: Åre

Du giltst für viele Experten als eines der

grössten Talente im alpinen Ski-Weltcup.

Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf,

wenn du mit solchem Lob konfrontiert wirst?

Spürst du zusätzlichen Druck?

Zusätzlichen Druck verspüre ich nicht. Mir ist bewusst, dass ich relativ früh in den Weltcup eingestiegen bin. Schaut man sich die Fahrer an, die die Ranglisten aktuell anführen, zeigt sich jedoch, dass einige dieser Athleten noch deutlich früher dran waren als ich. Es stimmt, dass das für mich alles recht schnell gegangen ist. Ich versuche aber, meinen Weg zu gehen und mich auf mein Skifahren zu konzentrie-ren. Wir werden sehen, wohin das führt.

Kurz vor Weihnachten hast du deine ersten

beiden Podestplatzierungen im Weltcup

herausgefahren. Damit ging für dich ein Traum

in Erfüllung. Was hat nach diesem Erfolg

überwogen? Die Freude oder die Erleichte-

rung, dieses Ziel erreicht zu haben?

Die Freude! Es hat Spass gemacht, es aufs «Treppchen» zu schaffen – und noch dazu an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in zwei unterschiedlichen Disziplinen. Das war wirk-lich etwas ganz Besonderes.

Je anspruchsvoller eine Strecke ist,

desto besser fährst du. Worauf führst du

diese Stärke zurück?

Als Kind haben mich meine Eltern bei allen Schneeverhältnissen zum Skifahren mitge-nommen. Dadurch habe ich technische Fähig-keiten entwickelt, die mir heute unter schwie-rigen Bedingungen auf anspruchsvollen Pisten zugutekommen. Nach wie vor fahre ich zum Spass Pulverschneehänge und Buckelpisten hinunter, wenn sich die Gelegenheit bietet. Meiner Meinung nach hilft mir das auch auf besonders schwierigen Wettkampfpisten.

In welchen Bereichen hast du dich auf diese

Saison hin am meisten verbessert?

Im Vergleich zur letzten Saison habe ich be-sonders daran gearbeitet, mich auf die ver-schiedenen Schneearten und Disziplinen ein-zustellen. Ich hoffe, dadurch konstanter und präziser zu fahren und den Druck auf meine Ski besser den äusseren Bedingungen anpas-sen zu können.

Eine deiner fünf Medaillen an Junioren-

Weltmeisterschaften hast du im Super-G

gewonnen. Sind dereinst auch Weltcup-

Starts in den Speed-Disziplinen geplant –

oder fokussierst du dich in den kommenden

Jahren auf Riesenslalom und Slalom?

Mein Ziel ist es, nach und nach auch im Super-G Erfahrungen zu sammeln, die Pisten kennenzulernen und zu schauen, wie es läuft.

Riesenslalom und Slalom haben für mich aber auf jeden Fall auch weiterhin Priorität.

Wie kannst du am besten vom Skifahren

abschalten und auf andere Gedanken

kommen?

Wenn ich zu Hause bin, nutze ich die Pisten in meiner Umgebung, gehe zum Freeriden oder auf eine Skitour. So erhole ich mich von der Wettkampfanspannung. Und in den Trainings- und Wettkampfphasen hilft mir die Fotografie dabei, mich auf andere Dinge zu konzentrie-ren. Zusammen mit meinen Teamkollegen an einem rennfreien Tag etwas völlig anderes zu unternehmen, ist ebenfalls ein gutes Mittel zur Entspannung.

Deine Schwester Mélanie macht nach zwei

Operationen am Knie schwierige Zeiten

durch. Du erlebst derzeit also auch die

Schatten seiten des Skirennsports sehr nah

mit. Wie gehst du respektive wie geht ihr

als Familie damit um?

Verletzungen gehören, wie wir wissen, leider zu unserem Sport dazu. Als Athlet oder Athletin geht man Risiken ein. Entsprechend häufig sind Blessuren. Natürlich ist niemand glück-lich, wenn so etwas seiner Schwester zustösst. Mélanie hat sich aber ihre positive Einstellung bewahrt. Sie ist fest entschlossen und äusserst motiviert, ihr Comeback auf höchstem Niveau zu feiern. Wir anderen sind für sie da, um sie zu ermutigen und zu unterstützen.

Wird dich Mélanie bei den WM-Rennen

in Åre unterstützen?

Meine Eltern werden vor Ort sein. Ich glaube aber nicht, dass Mélanie die Zeit haben wird zu kommen. JÉRÔME KRIEG UND ROMAN EBERLE

Ich versuche, meinen Weg zu gehen und mich auf mein Skifahren zu konzentrieren. Loïc Meillard

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ASSOCIATION SPONSORS

SUPPLIERS

PARTNER SWISS FEDERATION NATIONAL BROADCASTER

OFFICIAL SPONSORS

MAIN PARTNER MAIN SPONSOR

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WIR WOLLEN SPÜRBARE WÄRME UND VIEL SWISSNESS BIETEN

A N N A L I S A G E R B E R , GA STG E B E R I N D E S «H O U S E O F S W I T Z E R L A N D »

«Am anstrengendsten, aber auch am schönsten sind die Medaillenfeiern.

Da ist das House of Switzerland voll – und es herrschen ausgelassene Stimmung und Freu-de bis um zwei Uhr morgens. In diesen Mo-menten wird mir bewusst, wie wichtig ein solcher Ort für die Athleten, Betreuer, Funktio-näre, Fans und Sponsoren ist. Aber auch wenn unsere Athletinnen und Athleten für einmal weniger erfolgreich sind, wird das House of Switzerland zum Treffpunkt der Schweizer Ski-Familie. Auf die Titelkämpfe in Åre freue ich mich ganz besonders. Es ist seit 2001 das zehn-te House of Switzerland, das wir in dieser Form so betreuen. Dass wir just auf dieses 10-Jahr-Jubiläum hin mit einem ureigenen und immer wieder an verschiedenen Orten aufbaubaren House of Switzerland auftrumpfen können, ist vielleicht Zufall, aber umso schöner. Als ich vor knapp 35 Jahren beim Skiverband im Bereich Dienste angefangen habe, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich dereinst für Swiss-Ski um die halbe Welt reisen und wäh-rend alpinen Skiweltmeisterschaften Ver-bandssponsoren betreuen und Gastgeberin eines Restaurants sein würde. Von einer frühe-ren Tätigkeit vor meinem Engagement bei Swiss-Ski ist mir der Umgang mit Gästen in der

Gastronomie jedoch nicht fremd. Vor 18 Jahren durfte ich bei Swiss-Ski an vorderster Front beim Aufbau des Bereichs Sponsoring mitwir-ken. Ich dachte mir damals: Ja, das ist meine Welt. Hier fühle ich mich wohl, das ist meine Berufung. Ich hatte das Privileg, von meinen Chefs entsprechend gefördert zu werden. Das hat angefangen mit der Projektleitung des Grand Prix Caran d’Ache, dem heutigen Grand Prix Migros. Es war nicht immer ganz einfach, für das immer bedeutender gewordene alpine Nachwuchsrennen Sponsoren zu finden. Die Tätigkeit im Bereich Sponsoring wird aber zu einer besonders schönen Aufgabe, wenn man nach erfolgreicher Akquisition sieht und spürt, dass der neue Sponsor seine Investition in guter Obhut sieht. All dies ist aber nur möglich, wenn man mit einem motivierten und dyna-mischen Team auf ein bestimmtes Ziel hin-arbeiten kann. Ganz entscheidend ist, die bes-ten Leute um sich herum zu haben – und das habe ich. Die Idee eines House of Switzerland stammt nicht von mir. Ein ‹Schweizer Haus› an alpinen Skiweltmeisterschaften gab es schon im fernen Morioka 1993. Damals war es die Hauptspon-sorin Schweizer Käseunion, die in einem etwas abgelegenen Haus etwas Schweizer Luft in Ja-

pan vermittelte. Aber auch drei Jahre später in der Sierra Nevada, 1997 in Sestriere oder 1999 in Vail gab es ein ‹Schweizer Haus›. 2001 in St. Anton habe ich mit der leitenden Betreuung des House of Switzerland begonnen, mit dem damaligen Hauptsponsor Swissair haben wir einen wichtigen Patronatsgeber für das Vor-haben gewonnen. Inzwischen gehören wir noch zu den ganz wenigen Skiverbänden, die an Weltmeisterschaften, wo auch immer auf dieser Welt, ihre Athleten, Verbandssponsoren und Fans in heimischer Atmosphäre beherber-gen.Wenn man mich fragt, wo es bislang am schönsten gewesen sei, dann sage ich immer: Da, wo die Weltmeisterschaften zuletzt statt-gefunden haben. Und das war in St. Moritz. Es gibt zahlreiche tolle Erinnerungen an jene Zeit im Engadin: Einige Medaillenfeiern, hoch mo-tivierte Athletinnen und Athleten, glückliche Fans und immer wieder auch Vertreter von anderen Nationen, die bei uns vorbeischauten. Mal rief mich unser ehemaliger Cheftrainer der Männer, Martin Rufener, an und fragte, ob er mit dem kanadischen Team vorbeischauen und mit ihnen etwas essen dürfte. Das ehrte uns natürlich. Ein House of Switzerland in der Schweiz hat nochmals eine ganz andere Aus-

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DIE PROJEKTLEITERIN: SANDRA ENGLER

Geboren 30. September 1991; aufgewachsen in Davos; Ausbildung: KV-Lehre bei Tourismus Davos, Berufsmatura, Bachelor-Studium mit Vertiefung Sport Management; Beruflicher Werdegang: Kongress-Administration bei Davos Congress und Sprachaufenthalt in Vancouver; seit 2015 bei Swiss-Ski (zuerst Sportsekretariat Ski alpin Damen und Nachwuchs, seit 2017: Marketing/Weltcup-Vermarktung). Einen wichtigen Part für Swiss-Ski an den alpinen Skiweltmeisterschaften in Åre nimmt Sandra Engler als Projektleiterin für das House of Switzerland ein. Die Bündnerin arbeitet seit anderthalb Jahren im Weltcup-Marketing bei Swiss-Ski. Anfang Oktober hat sie zusammen mit Annalisa Gerber den WM-Ort besucht, entspre-chende Vorkehrungen getroffen und vor allem sichergestellt, wie der Lebensmittelnachschub funktioniert. «Ich habe mich zudem darüber schlau gemacht, wo wir die Nahrungsmittel lagern können, wie die Entsorgung funktioniert und wo Geschirr gemietet oder gekauft werden kann.» Im Gegensatz zu früheren Weltmeister-schaften muss die eigens für Swiss-Ski neu gefertigte Holzhauskonstruktion von Grund auf mit dem gesamten Innenmobiliar, Geschirr, Besteck, Gläsern etc. aus gerüstet werden. Im Haus stehen 80 Sitz- und rund 200 Stehplätze im Barbereich zur Verfügung. «Da kommt einiges an Material zusammen», schmunzelt Engler. Sie sorgt auch dafür, dass sämtliche Events im House of Switzerland für einen reibungslosen Ablauf sorgsam vorbereitet werden. Dazu gehö-ren unter anderen einige VIP-Events – individuel-le Menü wünsche inklusive. Sandra Engler küm-merte sich um die Dekoration im Haus und wird laufend auch für die Essens- und Getränkebe-stellungen in Schweden besorgt sein. Und nicht zuletzt verfasste sie ein Sicherheitskonzept. «Ich bin Mädchen für alles hier und freue mich sehr auf meinen Einsatz an der Weltmeister-schaft in Åre.»

strahlung, als wenn wir, wie in wenigen Tagen, mehr als 2000 Autokilometer entfernt von der Heimat sind. Aber auf die WM in Åre freue ich mich sehr. Als ich vor einer Woche zusammen mit Sandra Engler nach Are gereist bin, haben wir fasziniert auf dieses Haus im Zentrum des Städtchens geblickt, das kurz vor seiner Voll-endung stand. Zehn Tage dauerte der Trans-port der einzelnen Holzmodule hierher, zehn Mitarbeiter von Woopdesign in Burgdorf ha-ben den Prototyp daraufhin errichtet. Wenn die letzten Medaillen verteilt worden sind, wird der Holzbau wieder in seine Einzelteile zerlegt, nach Hause transportiert und bis zum nächs-ten Einsatz – 2020 in Adelboden und Wengen – eingelagert. Mein ehemaliger Chef fragte mich mal: Wie schafft ihr es, immer wieder Sponsoren für das House of Switzerland zu finden? Ich antworte-te ihm: Wir müssen sie finden, weil wir mit diesem Projekt keinen Verlust einfahren dür-fen. Die Akquisition von Sponsoren war und ist nicht immer einfach. Die Zeiten, in denen man mit einem Augenzwinkern und mit Hand-schlag einen Deal ohne konkretes Gegenge-schäft machen konnte, sind längst vorbei. Des-halb erstellen wir jeweils ein detailliertes Konzept, auf dem ersichtlich ist, in welcher Form Partnerschaften möglich sind und was ein Sponsor dafür erhält. Für Åre haben wir mit dem WM-2025-Kandidat Crans-Montana einen Hauptpartner und mit Helvetia einen Hauptsponsor gewinnen können; offizielle Sponsoren gibt es fünf, hinzu kommen sieben Lieferanten sowie die Verbandssponsoren. Die SRG als National Broadcaster sendet, wie das schon Tradition ist, auch in Åre direkt aus unse-rem Haus in die Schweizer Wohnzimmer. Wir sind für jedes Sponsoring-Engagement sehr dankbar, denn solch ein Engagement ist keine Selbstverständlichkeit. Es freut mich deshalb sehr, dass wir mit BWT, Electrolux, Gotham und Batmaid neue offizielle Sponso-ren für das House of Switzerland dazugewin-nen konnten. Das sind Firmen mit nationaler oder gar internationaler Ausstrahlung und dereinst möglicherweise auch neue Verbands-sponsoren. Umso mehr bemühen wir uns als Team, den Athletinnen und Athleten, den Sponsoren und ihren Gästen sowie allen Fans und Interessierten spürbare Wärme und

Fokus // WM-VorschauAlpin: Åre

Swissness in diesem Haus zu bieten. Wir wol-len nicht nur Gastgeber in einem fremden Land sein, sondern Botschafter der Schweiz. Dank der zentralen Lage des House of Switzer-land – zwölf Gehminuten vom Zielgelände entfernt – wird uns die Arbeit in den gut 14 Tagen wohl nie ausgehen. Und das ist natür-lich ganz in unserem Sinn. 35 Personen sorgen für das Wohl unserer Gäste. Um die Funktio-nalität im House of Switzerland habe ich keine Sorge. Caterina Wehrli-Dietschi ist bereits zum sechsten Mal und mit bewährten Teammit-gliedern als Gastro-Chefin mit dabei. Ihre Pre-miere feiert Sandra Engler, die vor allem un-zählige Vorarbeiten leisten musste. Auf der erwähnten Reko-Tour in Åre habe ich sie mit den Besonderheiten einer Weltmeisterschaft vertraut gemacht. Sie weiss nun, dass manch-mal auch scheinbar Unmögliches funktionie-ren muss ...Wenn am ersten Tag die Türen zum Restaurant aufgehen, so wird das für uns alle ein ganz be-sonderer Moment sein, auf den ich mich schon seit Wochen freue. Es wird eine Freude sein, wenn wir unsere Gäste mit einem Frühstück, Mittag- oder Abendessen verwöhnen dürfen. Mit unserem arrivierten WM-Koch Daniel Leh-mann haben wir nicht nur einen Garanten für eine hervorragende Küche, sondern vor allem auch jemanden für die Umsetzung von typisch schweizerischen kulinarischen Highlights. Ich darf mit einem tollen Team zusammen-arbeiten, so fallen Arbeit und lange Präsenzzeit um einiges leichter. Aber es ist nicht so, dass ich mir keinen Moment der Ruhe gönne. Das ist für alle, die hier in diesem Haus tätig sein werden, ebenso wichtig. Am Morgen ist eher weniger los, ebenso an rennfreien Tagen. Mir ist aber wichtig, dass ich da bin, wenn Sponso-ren zu uns ins House of Switzerland kommen oder die verschiedenen Gönnerclubs, die sich angekündigt haben. Und natürlich freuen wir uns besonders über den Besuch unserer tollen Athletinnen und Athleten, die im House of Switzerland ein Stück Heimat suchen. Wenn dann zum Ausdruck kommt, dass sich unsere Sportler, die Sponsoren, Gönner und Fans wohlfühlen wie zu Hause, dann ist dies der schönste Lohn für uns alle, die am Projekt ‹House of Switzerland› beteiligt sind!»

AUFGEZEICHNET VON JOSEPH WEIBEL

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Wenn es in wenigen Tagen im schwe-dischen Åre Schweizer WM-Medaillen zu feiern gibt, so findet das in einem ganz individuell gebauten Holzhaus statt. Auf einer Fläche von 320 Quad-ratmetern stehen gleich drei Häuser-komplexe aus Schweizer Produktion in Åre. Dahinter steht eine junge und ganz besondere Berner Firma.

Chrigu hat Verspätung und schickt eine SMS. «Wird öppe viertu vor Nüni»,

schreibt er. Zielort ist die Kirchbergstrasse 130 in Burgdorf. Da stehen nicht ein Gebäudekom-plex, sondern gleich mehrere und erst noch ganz ähnliche. In einen davon zog die Firma Woopdesign vor neun Monaten ein. Die Zeit, in der ein Baby im Bauch einer Frau verbringt, ehe es das Licht dieser Welt erblickt. Chrigu und sein Kompagnon Silvio haben auch ein Kind geboren – sozusagen. Es besteht aus viel, viel Holz und wurde vor rund zwei Wochen im rund 3000 Kilometer entfernten Åre modular aufgebaut – das House of Switzerland in der schwedischen WM-Stätte. Chrigu heisst mit Familiennamen Stalder, Silvio heisst Sederino. Im noch blutjungen Alter von 24 bzw. 25 Jahren haben sie ihre eigene Firma gegründet und das Geschäftsjahr 2018 nicht nur mit einer Züglete, sondern mit einer ganz besonderen Unterneh-mung gestartet.

Alles etwas andersDer Eingang zur Firma Woopdesign hat weder ein Schild noch eine Türklingel. Man tritt ein, schaut sich um und spricht dann einen der hier zehn Mitarbeitenden an. Chrigu sei wahr-scheinlich im Büro, sagt einer und zeigt auf eine offene Bühne in dieser lauten Werkhalle. Chrigu und Silvio sagen, sie seien im Moment ganz schön unter Druck und deshalb erscheine hier das Ganze noch etwas provisorisch. Ein grosser Sitzungstisch, zwei Couches und etwa drei Arbeitsplätze mit Computer. Von hier oben wird die Woopdesign strategisch und operativ geführt. Etwas anders als vielleicht anderswo. Das betonen die beiden Geschäftspartner im-mer wieder. Die Mitarbeitenden, zehn an der Zahl, seien stark im Entscheidungs- und Arbeitsprozess eingebunden. «Alle haben ein 80-Prozent-Pensum und viel Eigenverantwor-tung, auch im sozialen Bereich», betont Chrigu Stalder. Und wer kompensiert die fehlenden 200 Prozent? «Wir», feixt Silvio Sederino. Jeden-falls kommen Mitarbeitende und die beiden Chefs mit der unkomplizierten Arbeitsrege-lung bis heute ganz gut zurecht.

Holz und MetallGeschreinert haben die beiden immer schon gerne und sich deshalb entschlossen, diese Firma zu gründen. Massenware gibt es hier keine, sondern jedes Möbelstück ist indivi-duell. Auf der Website wird dieser Anspruch so umschrieben: «Die ausgewählten Materialien mit Handwerk und Traditionelles mit Innova-tion verknüpfen.» Zusammengebracht hat die

beiden die Ehefrau von Silvio Sederino. Und so haben Chrigu und Silvio kleinere Aufträge an-genommen und den Kunden gute Qualität aus ihrer Werkstatt gezaubert. So gut, dass schon bald einer der zwei Schreiner davon leben konnte. Ihrem Credo sind sie treu geblieben. Neben der Schreinerei verarbeitet Woopdesign auch noch Metall, nachdem die Firma die Schlosserei von Vater Stalder übernehmen konnten. «Holz und Metall sind eine ideale Kombination», finden sie.

Symbol der HeimatstätteAus Holz und Metall besteht auch der Prototyp des neuen House of Switzerland, das nach Beginn der alpinen Skiweltmeisterschaften in Åre wohl jeden Tag zur Primetime im Zentrum der TV-Übertragungen in die Schweiz sein wird. Und wenn dann alle Gäste im House of Switzer-land gemütlich in diesen zwei Häusern mit einer Fläche von je 120 Quadratmetern sitzen, denkt niemand mehr daran, wie die Vorge-schichte dieses immer wieder nutzbaren Ge-bäudekomplexes aussieht. Der Kunde Swiss-Ski steht zuoberst auf der Referenzliste von Woop-design – nicht erst seit der Erteilung dieses ganz besonderen Auftrags. Man habe schon einige kleinere Projekte gemeinsam erarbeiten kön-nen. Die Vorgabe von Swiss-Ski war ein einem Chalet ähnlichen Gebäudekomplex, den man in relativ kurzer Zeit auf- und wieder abbauen kann. Ob nun im fernen Åre oder im nahen Adelboden und Wengen – das immer gleiche House of Switzerland wird so zum Symbol der Heimatstätte der Schweizer Skiathleten.

Fokus // WM-Vorschau Alpin: Åre

HOUSE OF SWITZERLAND

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Modularer Auf- und AbbauDer Komplex besteht neben den zwei Haupt-häusern noch aus einem sogenannten Mittel-schiff, das als Arbeits- und Lagerbereich die-nen soll. Fläche: 80 Quadratmeter. Die beiden Haupthäuser bieten rund 80 Sitzplätze oder 200 bis 300 Stehplätze, wenn es Medaillen gibt und die Festivitäten die Nähte platzen lassen. Beheizt wird das ganze Haus mit zehn elekt-risch betriebenen Steinplattenöfen. «Das ist die beste Möglichkeit, die drei Häuserteile gleichmässig zu beheizen», sagt Silvio Sederi-no. Der Gebäudekomplex besteht aus Fichten-holz. Böden, Decken und Dach sind aus gros-

sen Elementen gebaut. Zusammengestellt werden die drei Häuser modular, und die vor-gefertigten Teile werden verschraubt. Beim Ab-bau ist so ein einfaches mechanisches Lösen der Schrauben möglich.

Premiere in ÅreDas House of Switzerland ist ein Prototyp und so ein exklusives Gebäude, das künftig nach-haltig genutzt werden soll. Swiss-Ski hat das Mietvorrecht. Wenn der Verband keine An-sprüche stellt, kann Woopdesign das Haus an Dritte vermieten. Swiss-Ski wird die drei Ge-bäudeteile vor allem an Grossanlässen nutzen

– so unter anderem in Adelboden oder Wen-gen. Noch vor Weihnachten waren sämtliche Teile des neuen House of Switzerland vorgefertigt, und sie wurden transportbereit gemacht. Am 7. Januar 2019 wurden die Teile verladen und in einer Woche nach Åre transportiert. Mitte Januar begannen zehn Mitarbeitende von Woopdesign mit dem Aufbau. Chrigu Stalder einen Monat zuvor: «Ein biss-chen nervös sind wir schon. Am liebsten hätten wir das Haus hier probehalber aufgebaut.» Die Premiere war nun erst in Åre – eine geglückte Premiere. Noch einmal Chrigu Stalder beim Gespräch im Dezember: «Zur Sicherheit neh-men wir ein paar Teile zusätzlich mit. Man weiss ja nie!» JOSEPH WEIBEL

www.swiss-ski.ch/hos

Das House of Switzerland steht mitten

im Zentrum von Åre an bester Lage.

Die «Macher» des House of Switzerland

kommen aus Burgdorf (links):

Silvio Sederino und Chrigu Stalder.

Fokus // WM-Vorschau

Advertorial

Die ideale Lösung: Tischwas-serfilter von BWT mit den einzigartigen Filterkartuschen machen durch die Zugabe von Magnesium aus Ihrem Lei-tungswasser wertvolles Magne-sium Mineralized Water. Und man leistet ganz einfach durchs Wassertrinken einen wertvollen Beitrag zur Deckung seines täglichen Magnesiumbedarfs – genau gesagt mit 2,5 Liter Magnesium Mineralized Water bis zu 20 Prozent des täglichen Mindestbedarfs an Magnesium! (Bei einer durchschnittlichen Wasserhärte von 17° dH = har-tes Wasser.) Dazu kommt noch, dass mit Magnesium minera-lisiertes Trinkwasser einen nahezu neutralen ph-Wert hat, was als besonders weich und wohlschmeckend empfunden wird. Ausserdem werden ge-ruchs- und geschmacksstören-

Egal, ob schweisstreibende Trailrunning-Runde über Stock und Stein. Egal, ob muskelzeh-rendes Kettle-Bell-Stemmen im Gym. Oder einige weite Carvingschwünge die frisch präparierte Piste hinunter. Eines haben all diese sportli-chen Betätigungen gemein-sam: Unsere Körper brauchen währenddessen und danach ausreichend Wasser! BWT, Partner im «House of Switzer-land» in Åre macht aus lokal verfügbarem Leitungswasser bestes BWT Magnesium Mineralized Water. Gut für Körper und Umwelt.

Rund 300 mg Magnesium sollte ein Erwachsener laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung täglich zu sich nehmen – sportlich aktive Menschen sogar noch mehr.

BWT: Partner im «House of Switzerland»

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Immer und überall dabeiDie BWT Tischwasserfilter mit den Filterkartuschen für Mag-

nesium Mineralized Water machen dank ihrer weltweit einzigartigen und patentierten Technologie aus lokal verfüg-barem Leitungswasser bestes mit Magnesium mineralisiertes BWT Wasser. Für die kleine Erfrischung zwischendurch im Büro, bei Veranstaltungen, aber auch in öffentlichen Ein-richtungen sorgen die BWT AQA drink Wasserspender, die es als Standgerät und in einer Auftisch-Version gibt. Diese Trinkwasserspender beziehen das Wasser direkt aus der Lei-tung und liefern auf Knopf-druck Magnesium Mineralized Water – prickelnd, gekühlt oder still.Mehr Informationen zu Magne-sium Mineralized Water und den innovativen Trinkwasser-lösungen von BWT finden Sie unter: www.bwt.com.

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AUCH IN DER KÜCHE HERRSCHT

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An den alpinen Skiweltmeister-schaften steht erneut das «House of Switzerland» von Swiss-Ski im Zentrum. Es feiert eine Premiere und garantiert dank dem Berner Spitzenkoch Daniel Lehmann auch kulinarisch Swissness pur. Zur Premiere: Das «House of Switzerland» wird mit nach Åre transportiert und eigens für die WM aufgestellt (siehe Seite 22).

Bei seinem ersten Reko-Besuch mit Swiss-Ski-Vertretern in Åre nahm «House of

Switzerland»-Küchenchef Daniel Lehmann den Platz unter die Lupe, wo das gänzlich aus Holz gefertigte Haus zu stehen kommt. «Ich liebe diese Herausforderung. Ich will etwas auf die Beine stellen können, etwas aufgleisen.» Nach Garmisch-Partenkirchen (2011), Schlad-ming (2013), Vail (2015) und St. Moritz (2017) ist er nun bereits zu fünften Mal an einer alpi-nen Ski-WM für Gastgeber Swiss-Ski für die Gastronomie der feinsten Art zuständig. «Jede WM-Station brachte eigene Herausforde-rungen mit sich. In den USA waren die Schwei-zer Spezialitäten noch mehr gefragt als in Euro-pa.» Die Aufgabe sei äussert reizvoll und biete ihm jeweils ein ganz neues Spektrum. Positiv zu erwähnen gelte bereits jetzt die ideale Zusam-menarbeit mit dem OK. «Den Skisport, die ganze Atmosphäre schlechthin, liebe ich so-wieso.» Kalt sei es gewesen. «Extrem winter-lich», schmunzelt der Berner, als sein Blick beim Gespräch im Dezember fast wehmütig auf die spätherbstliche Stimmung draussen fällt.

Ein Schweizer, wie er im Buche stehtNormalerweise zelebriert Daniel Lehmann seine Kochkünste hoch über den Emmentaler Hügeln zwischen Arni und Emmenmatt. Dort liegt auf über 1000 Metern über Meer das Hotel «Moosegg». Im Restaurant wird Wellness für den Gaumen mit all seinen Facetten zelebriert. Nebst seinen Spezialitäten aus der modernen Landküche ist vorab das zu jeder Saison pas-sende «Moosegg-Menü», ausgezeichnet mit 16

Gault-Millau-Punkten, weit über die Region hinaus bekannt. Daniel Lehmann ist ein Schweizer, wie er im Buche steht: Regional ver-bunden und gleichzeitig der Welt zugewandt. Der Lebenslauf des 41-jährigen Geschäftsfüh-rers und Küchenchefs ist gespickt mit einer schier endlosen Aneinanderreihung zahlrei-cher Auszeichnungen. Sie haben eines ge-meinsam: Die besondere kulinarische Leis-tung und der ausgeprägte Teamgeist. «Ich freue mich, im House of Switzerland von Swiss-Ski vor allem Schweizer Spezialitäten anbieten zu dürfen.» Im Gegensatz zu den letzten WM-Ein-sätzen birgt das Engagement in Schweden zu-sätzliche Herausforderungen und einen ext-rem hohen Aufwand. Bisher sei das House of Switzerland von Swiss-Ski jeweils in Restau-rants untergebracht gewesen und die entspre-chende Infrastruktur bereits vorhanden war. Nach Åre werde man jedes einzelne Gewürz, jede Pfanne oder jeden einzelnen Schwing-besen aus der Schweiz mitbringen oder vor Ort einkaufen.

Der Treffpunkt für alle Daniel Lehmann will das House of Switzerland von Swiss-Ski zum Treffpunkt für Athleten, Trainer, Sponsoren, Journalisten, Fans und Be-suchern aus aller Welt machen. «Walliser Spe-zialitäten wie Fondue oder Raclette werden besonders gefragt sein. Auf der Speisekarte befinden sich jedoch auch Salate, Suppen, Pas-ta, Risotto, Fisch und Fleischspezialitäten.» Die Preise sind dabei sehr moderat. So gibt es zum Beispiel ein Original-Walliser-Fondue unter 20 Franken pro Person. «Einzig mit dem Nach-schub von Walliser Weisswein könnte es eng

werden, denn die schwedischen Einfuhrbe-dingungen sind streng und kompliziert.» Bei seinem letzten WM-Einsatz in St. Moritz sei er nur einen halben Tag lang zum Skifahren gekommen. Dies werde in wenigen Tagen kaum anders sein, auch wenn ihm sechs Köche und sieben Service-Fachangestellte aus der Heimat zur Seite stehen. Und trotzdem: Daniel Lehmann lebt seine Passion, denn am Ende des Gesprächs zeigt er sich bereits heute davon angetan, an der alpinen WM 2021 in Cortina d’Ampezzo, 2023 in Courchevel-Méribel und natürlich sehr gerne 2025 möglichst in Crans-Montana eine neue He rausforderung wieder-um mit grosser Leidenschaft anzugehen. DANIEL MARTINY

Ich freue mich, im House of Switzerland von Swiss-Ski vor allem Schweizer Spezialitäten anbieten zu dürfen.Küchenchef Daniel Lehmann

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K A N D I D A T U R C R A N S - M O N T A N A

DYNAMISCH UND SELBSTBEWUSSTDer alpine Skirennsport in Crans-Montana ist fest verwurzelt und mit der Jahreszahl 1987 in überaus harmonischem Einklang. Vor 32 Jahren regnete es im Unter walliser Skiort förmlich Medaillen für die Schweiz. Crans-Montana setzt aber auch regelmässig im Weltcup wichtige Akzente. 2025 will Crans- Montana wieder im globalen Mittelpunkt des alpinen Skisports stehen.

Dynamisch, emotional und selbstbewusst soll die Kandidatur laut Vize-Exekutivdi-

rektor Hugo Steinegger anvisiert werden. Dem Berner, inzwischen im Wallis beheimatet, ist bewusst, dass es nicht einfach werden wird, im Mai 2020 am FIS-Kongress in Marrakesch den Zuschlag zu erhalten. «Wir sind bereit und geben alles dafür», betont ein selbstsicherer

Das Logo der WM-Kandidatur Crans-Montana: eine gelungene Verbindung des Kantons Wallis, der Destination Crans-Montana und der FIS-Ski-WM.

Fokus // WM-Vorschau Alpin: Åre

Hugo Steinegger. «Die Austragung von alpinen Skiweltmeisterschaften kommt der höchsten Auszeichnung im Skirennsport gleich.» Des-halb sei die Motivation im ganzen Ort riesig. Crans-Montana führt alljährlich Frauenren-nen im Weltcup durch und zeigt, zu was der Ort und die Veranstalter fähig sind. «Besser ma-chen können wir es immer. Es ist eine stetige

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Hugo Steinegger: »Wir sind für 2025

noch nicht in der Pole-Position».

Fokus // WM-Vorschau

und immer neue Herausforderung.» Tatsäch-lich ist das Erscheinungsbild der Kandidatur realisiert. Das Logo der WM-Kandidatur ist eine überzeugende Symbiose zwischen dem Kanton Wallis und der Destination. Zudem wird für die offizielle Kandidatur sehr eng mit

te», sagt Steinegger, der bereits 1987 an den Weltmeisterschaften 1987 als Pressechef agier-te. «Natürlich zehren wir noch von dieser un-vergessenen Veranstaltung mit dem grossen Medaillensegen. Wir wollen uns aber von die-sem Mythos trennen und vorwärts schauen». Die FIS sieht für Bewerbungen jeweils eine achtjährige Pause nach Ende der letzten Welt-meisterschaften in einem Land vor. «Unsere Bewerbung ist inhaltlich absolut top und ge-hört diesbezüglich zu den Favoriten. Jedoch gibt es die politische Komponente zu berück-sichtigen, wonach wir für 2025 noch nicht in der Pole-Position sind.»Hugo Steinegger gibt sich kämpferisch: «Es wird erneut alpine Skiweltmeisterschaften in Crans-Montana geben. Wenn 2025 noch nicht, dann zwei oder vier Jahre später!» Die Basis sei gelegt. «Wir werden kämpfen und bald der ganzen Welt dynamische und spannende Titel-kämpfe aus unserer wunderbaren Region ins Haus liefern. Darauf dürfen wir uns alle sehr freuen», zeigt sich Hugo Steinegger überzeugt.

DANIEL MARTINY

Helvetia Versicherungen ist seit vielen Jahren Verbandssponsor von Swiss-Ski und unterstützt auch zahlreiche Athletinnen und Athleten. Die internatio-nale Versicherungsgruppe wird sich dieses Jahr zudem auch als Hauptsponsor der Alpinen Skiweltmeisterschaft im schwe-

dischen Åre engagieren und – und dies wohl zur Freude aller Schweizer Ski-Fans – auch als Hauptsponsor des House of Switzerland. «Das House of Switzerland hat an Skiwelt-meisterschaften einen grossen Stellenwert und wird sehr geschätzt. Wir freuen uns,

Advertorial

als Hauptsponsor dabei zu sein», erklärt Cyril Grin, Leiter Sportsponsoring bei Helvetia. «Natürlich hoffen wir, dass im House of Switzerland viele Schweizer Medaillen gefeiert werden können.» Helvetia ist übrigens nicht nur Hauptsponsor der Alpinen

Welt meisterschaft, sondern auch der Nordischen Ski weltmeisterschaften im österreichischen Seefeld.

Mitten auf dem Dorfplatz von Åre wird das House of Switzerland zu stehen kommen.

Mit Helvetia

im House of

Switzerland

Schweizer

Ski-Medaillen

feiern

Swiss-Ski zusammengearbeitet. Präsident Urs Lehmann hat Einsitz im Strategie-OK genom-men.

Vorwärts schauenDer ideale Standort und die Einzigartigkeit des neuen Swiss House fand auch bei Hugo Stein-egger sofort Zuspruch. «Das mobile Chalet wird bestimmt ein Renner. Mit der Übernahme des Hauptpatronats für das House of Switzer-land in Åre setzen wir im engen Verbund mit dem Kanton Wallis und Swiss-Ski starke Akzen-