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S:\Stefan Nowak\Projekte\REPIC\REPIC III\Projekte\8_Projekt laufend\2012_05_EBP-Chile\B_Bericht\Schlussbericht\Titelblatt_EBP_Chile.doc
Schlussbericht
Förderung eines umweltfreundlichen öffentlichen Personentransports auf den Flüssen in Valdivia, Chile
Pilot- und Demonstrationsprojekt mit Elektrobooten.
Autor(en): Walther, Roger, Ernst Basler + Partner Perkmann, Eva, Evergreen Express
2/2
S:\Stefan Nowak\Projekte\REPIC\REPIC III\Projekte\8_Projekt laufend\2012_05_EBP-Chile\B_Bericht\Schlussbericht\Titelblatt_EBP_Chile.doc
Datum des Berichts: Dezember 2013
Land: Chile Technologie: Diverse
Projektdauer: Juli 2012 – Dezember 2013 Projektkategorie: Pilotprojekt
Ausgearbeitet durch: Ernst Basler + Partner AG Zollikerstrasse 65, CH-8702 Zollikon Tel : +41 44 395 11 11 [email protected], www.ebp.ch Im Auftrag von: REPIC Plattform c/o NET Nowak Energie & Technologie AG Waldweg 8, CH-1717 St. Ursen Tel: +41(0)26 494 00 30, Fax: +41(0)26 494 00 34, [email protected] / www.repic.ch Unter dem Mandat von: Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA Bundesamt für Umwelt BAFU Bundesamt für Energie BFE Der oder die Autoren sind allein verantwortlich für Inhalt und Schlussfolgerungen des Berichtes.
REPIC
Förderung eines umweltfreundlichen öffent-
lichen Personentransports auf den Flüssen in
Valdivia
Pilot- und Demonstrationsprojekt mit Elektrobooten.
Schlussbericht, Dezember 2013
Projektteam
Walther, Roger
Perkmann, Eva
Angele, Hans-Christian
Ernst Basler + Partner AG
Apoquindo 4501
Santiago, Chile
Telefon +56 2 2659 1164
www.ebpchile.cl
I
Resumen
Lanchas solares para Valdivia, Chile – una nueva forma de transporte público ecológico. Valdivia
es la única ciudad en Chile con ríos navegables, es capital de la Región de Los Ríos en el sur de
Chile. Tres botes, denominados “Los Solares”, operan actualmente en el río como medios de
transporte público: Solar I, Solar II y Solar III. Son medios de transporte público, eléctricos,
solares, no contaminan, son silenciosos y no producen olas. Son impulsadas por motores
eléctricos que se cargan con energía solar mediante placas fotovoltaicas que se encuentran en
sus techos.
“Los Solares” comenzaron a funcionar a finales de Diciembre del 2012 con la primera de tres
rutas de transporte fluvial. Hay más rutas proyectadas en una primera etapa que consideran un
total de 25 muelles públicos a lo largo de los ríos. Estos muelles públicos tienen como objetivo
poder ofrecer un transporte con conexiones cómodas dentro de la zona urbana de Valdivia. El
barrio flotante es el punto principal de embarque y desembarque para los botes. Funciona en un
100 % con energía solar y cuenta con una cafetería que le aporta aún más atractivo a esta
construcción.
Este proyecto tiene su origen en el mundo privado. Un empresario innovador alemán, Alex
Wopper, quien radica desde hace 25 años en Valdivia inició este proceso después de un viaje de
estudio sobre transporte fluvial en 2010. Fue entonces, cuando nació la idea de crear una red de
transporte público para Valdivia. Hoy es director general de la empresa TFS, Transporte Fluvial
Sustentable. Con el proyecto piloto se ha logrado:
El desarrollo de un sistema de transporte con botes eléctricos, respetuoso con el medio
ambiente;
La sensibilización de la población local y de los estudiantes para con la movilidad
sostenible en el agua;
La optimización técnica de los botes eléctricos y de la estación solar;
La incorporación de 15 muelles públicos en el plan de desarrollo regional y el
financiación de cuatro puntos de contacto para el sector público y el establecimiento de
TFS SpA y
Una gran presencia de los medios nacionales en la prueba piloto y en la demostración
“Los Solares”. Ernst Basler + Partner Chile y la compañía Evergreen Express
(comunicación) participaron de este proceso como socios y consultores en el desarrollo
del proyecto piloto.
II
Zusammenfassung
Valdivia ist eine Stadt mit 160‘000 Einwohnern im Süden Chiles mit einigen Besonderheiten aus
verkehrstechnischer Sicht. Wie in vielen Städten Südamerikas sind die Strassen in Valdivia
während den Hauptverkehrszeiten notorisch verstopft und der Transportsektor ist für einen
grossen Teil der Umweltprobleme (Lärm, Abgase) verantwortlich. In Valdivia werden die
Herausforderungen im Transport durch die geografische Situation verstärkt. Der Fluss Calle Calle
trennt die Stadt in zwei Teile und diese sind nur durch wenige Brücken verbunden. Besonders
während den Stosszeiten führt dies zu langen Wartezeiten und starker Umweltbelastung an den
Knotenpunkten. Die verstärkte Nutzung der Wasserwege liegt daher auf der Hand.
Alwoplast ist einer der bedeutendsten Schiffsbauer in der Region (www.alwoplast.cl), der seit
2009 auch mit Solarstrom betriebene Elektroboote baut. Die Firma wollte diese in
Zusammenarbeit mit den relevanten Akteuren in das öffentliche Verkehrsnetz in Valdivia
integrieren, um einen umweltfreundlichen öffentlichen Personentransport auf den Flüssen in
Valdivia gewährleisten zu können. Für die Realisierung eines Pilotprojektes wurde die Firma TFS
SpA (Transporte Fluvial Sustentable) gegründet. Mit einem gut sichtbaren, konkreten und
„fassbaren“ Projekt sollte das Thema „Elektromobilität auf Gewässern“ im Süden Chiles aus der
konzeptionellen, experimentellen Phase in die Pilotphase und später in die Vermarktung
überführt werden. Ernst Basler + Partner Chile und die Firma Evergreen Express
(Kommunikation) wurden als Partner und Berater beigezogen. Die Projektkosten betrugen
insgesamt CHF 113‘000. REPIC unterstützte das Projekt mit einer Co‐Finanzierung von CHF
49‘000.‐ und die restlichen CHF 64‘000.‐ wurden von Chilenischen Akteuren sowie von EBP /
Evergreen Express übernommen. Die Infrastruktur stellten die chilenischen Akteure kostenlos
zur Verfügung.
Folgende Zielsetzungen konnten mit dem Pilotprojekt erreicht werden:
Entwicklung und Betrieb eines umweltfreundlichen Transportsystems mit Elektrobooten.
Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung und der Studenten für eine nachhaltige
Mobilität auf dem Wasser.
Technisch einwandfreie Funktion der Elektroboote und der Solarstation.
Ausschreibung von 15 Anlagestellen im Regionalentwicklungsplan, Finanzierung von vier
Anlagestellen durch die öffentliche Hand sowie die Gründung der TFS SpA.
Grosse nationale Medienpräsenz des Pilot‐ und Demonstrationsprojektes Los Solares.
Nicht umgesetzt werden konnte der angestrebte Technologietransfer von der Schweiz nach
Chile (Ergänzung des Projektes mit Elektrobikes). Das Interesse der kontaktierten Firmen war
aufgrund der hohen Kosten sehr klein.
Private Unternehmungen sind der Motor für den Erfolg solcher Projekte: Der Projekterfolg ist
hauptsächlich dem Engagement und der Leitung von Alex Wopper, Alwoplast, zu verdanken.
Wichtig war auch der Einbezug der öffentlichen Institutionen. Unterschätzt wurde die Bildung
der notwendigen Rechtsform. Sie hat viel mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant.
Für die Zukunft des Projekts wird absolut entscheidend sein, dass die nachhaltige
Finanzierbarkeit des Projektes gewährleistet werden kann. Dies ist die zentrale Herausforderung.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ........................................................................................................................ 1
2 Verkehr in Valdivia ........................................................................................................... 3
2.1 Stadtteile und Sektoren .......................................................................................... 3
2.2 Aktuelle Verkehrssituation ...................................................................................... 4
2.3 Herausforderungen für einen nachhaltigen Transport .............................................. 6
3 Pilotprojekt Los Solares 2013: Aufbau und Erkenntnisse .................................................... 8
3.1 Geschichte und Projektträger ................................................................................. 8
3.2 Zielsetzung ............................................................................................................ 8
3.2.1 Vision ...................................................................................................... 8
3.2.2 Ziele 2012 und 2013 ................................................................................ 9
3.2.3 Ziel- und Nutzergruppen 2012 - 2013 ..................................................... 11
3.3 Einsatzgebiet ....................................................................................................... 12
3.4 Phasen und Module ............................................................................................. 14
3.5 Resultate ............................................................................................................. 16
3.6 Meilensteine Mai 2012 bis Mai 2013 .................................................................... 18
4 Organisation und Geschäftsmodell ................................................................................. 20
4.1 Struktur und Rechtsform ...................................................................................... 20
4.2 Finanzierung ........................................................................................................ 23
4.3 Fazit .................................................................................................................... 23
5 Infrastruktur und Technologie ........................................................................................ 25
5.1 Elektroboote Solar I, Solar II und Solar III ............................................................... 25
5.2 Solarstation (Barrio Flotante)................................................................................. 26
5.3 Anlegestellen ....................................................................................................... 27
5.4 Fazit .................................................................................................................... 28
6 Kunden und Produkte .................................................................................................... 29
6.1 Öffentlicher Transport mit Elektrobooten .............................................................. 29
6.2 Nachhaltige Mobilität im Tourismus ...................................................................... 29
6.3 Kundenzufriedenheit ........................................................................................... 30
6.4 Fazit .................................................................................................................... 32
7 Forschung und Entwicklung, Ausbildung ........................................................................ 33
7.1 Ziele und Resultate ............................................................................................... 33
7.2 Fazit .................................................................................................................... 33
8 Finanzen ........................................................................................................................ 35
8.1 Finanzierung der Pilotphase .................................................................................. 35
8.2 Fazit .................................................................................................................... 37
9 Kommunikation und Marketing ...................................................................................... 38
9.1 Massnahmen und Resultate.................................................................................. 38
9.2 Innovationspreis SOFOFA ..................................................................................... 40
9.3 Fazit .................................................................................................................... 41
10 Ausblick Los Solares 2014 .............................................................................................. 42
1
1 Einleitung
Valdivia
Valdivia ist die Hauptstadt der Región de los Ríos im Süden Chiles und hat rund 192‘000 Ein-
wohner. Wie der Name der Region (Region der Flüsse) vermuten lässt, liegt auch Valdivia an
einem grossen Fluss – dem Rio Calle Calle. Dieser fliesst zum 15 km entfernten Pazifik und teilt
die Stadt in zwei Teile. Die Wirtschaft Valdivias ist stark geprägt von Wasserwirtschaft und
Schiffbau, Holz- und Nahrungsmittelindustrie sowie Tourismus. Die Schifffahrt hatte einst einen
grossen Stellenwert: Die Einwohner der Stadt und Touristen nutzten die meist lokal produzierten
Schiffe täglich als Transportmittel. Als Folge des weltweit grössten Erd – und Seebebens vor 50
Jahren verlor die Schifffahrt in Valdivia jedoch stark an Bedeutung.
Energiewirtschaft in Chile
Die geografischen Gegebenheiten (Ausdehnung des Landes!) wie auch das starke Wirtschafts-
wachstum in Chile bewirken hohe Energiekosten und eine hohe Abhängigkeit von fossilen
Energieträgern. Chile verfügt nur über geringe eigene Erdöl- und Erdgasreserven. Daher müssen
über 80% seiner Energie von den Nachbarstaaten Argentinien, Peru und Bolivien eingeführt
werden. Wie in anderen südamerikanischen Staaten sind die Umweltgesetzgebung und die ver-
antwortliche Administration noch sehr jung. In Chile existieren diese seit 2010. Die chilenische
Regierung hat im März 2012 die Energiestrategie 2030 erarbeitet. Künftig soll vermehrt in Ener-
gieeffizienz sowie in die Förderung von erneuerbaren Energien investiert werden.
Herausforderungen im Transport
Die Strassen sind, wie in den meisten lateinamerikanischen Städten, notorisch verstopft und die
Emissionen des motorisierten Individualverkehrs erheblich. Der Transportsektor ist für einen
grossen Teil der Umweltprobleme (Lärm, Abgase) und des CO2-Ausstosses verantwortlich. In
Valdivia werden die Herausforderungen im Transport durch die geografische Situation verstärkt.
Der Fluss Calle Calle trennt die Stadt in zwei Teile und diese sind nur durch wenige Brücken ver-
bunden. Dies führt besonders während den Stosszeiten zu langen Wartezeiten und starker Um-
weltbelastung an den Knotenpunkten.
Mit Solarbooten zu einer besseren Lebensqualität in Valdivia
Mit Solarstrom betriebene Elektroboote im öffentlichen und privaten Wassertransport können
einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssituation in Valdivia leisten und alternati-
ve Fortbewegungsmöglichkeiten auf dem Wasser aufzeigen.
Einer der bedeutendsten Schiffsbauer in der Region ist die Firma Alwoplast (www.alwoplast.cl).
Als eine der weltweit ersten Werften bauen sie seit 2009 Elektroboote. Von Oktober 2011 bis
März 2012 war ein Elektroboot in Valdivia während den Sommermonaten als Passagierschiff im
Einsatz und erste Erfahrungswerte liegen vor. Ebenfalls wurde eine Machbarkeitsstudie der Visi-
2
on Valdivia für den Einsatz von Elektrobooten in Valdivia erstellt. Die Ergebnisse fallen positiv aus
und zeigen, dass alternative Verkehrsmittel in Valdivia umsetzbar sind.
In diesem Jahr wurde ein Pilot- und Demonstrationsprojekt mit drei Elektrobooten und einer
Solarstation Barrio Flotante implementiert, das sich methodisch und organisatorisch ans Schwei-
zer Pilotprojekt Alpmobil (www.alpmobil.ch) anlehnt. Das Pilotprojekt Förderung eines umwelt-
freundlichen öffentlichen Personentransports auf den Flüssen in Valdivia, Chile (im Folgenden
„Los Solares“ genannt) wurde mit einem konkreten und gut sichtbaren Projekt aus der konzep-
tionellen, experimentellen Phase in die Pilotphase überführt. Für die Realisierung des Pilotprojek-
tes ist die neu gegründete Firma TFS SpA (Transporte Fluvial Sustentable) verantwortlich. Der
vorliegende Bericht beschreibt das Vorgehen, die Ergebnisse sowie die gemachten Erfahrungen
des Projektes Los Solares.
3
2 Verkehr in Valdivia
2.1 Stadtteile und Sektoren
In der Provinz Valdivia wohnten 2012 rund 259‘000 Personen, davon lebten 192‘000 in der
Stadt Valdivia. Die Stadt wird in sechs Sektoren (Abbildung 1) unterteilt, die im Folgenden be-
schrieben werden:
1. Sektor Nordwesten: Der Campus der Universität Austral de Chile befindet sich auf der
Halbinsel Isla Teja. Mit rund 14‘000 Studenten gehört sie zu den grösseren Universitäten in
Chile. In diesem Sektor sind auch hochwertige Wohnanlagen anzutreffen. Die Brücke Pedro
de Valdivia verbindet die Halbinsel mit dem Stadtzentrum.
2. Sektor Zentrum: Der historische Stadtkern umfasst alle öffentlichen Gebäude, das Rathaus
und das regionale Regierungs- und Verwaltungszentrum. Im Zentrum sind auch die Primar-
und Sekundarschulen sowie die grossen Einkaufszentren für die Region angesiedelt.
3. Sektor Norden: Dieses Gebiet ist Industriezone und Siedlungsgebiet. In dieser Zone liegt
eine der grössten Berufsschulen von Chile (INACAP) mit rund 3‘000 Auszubildenden. Das
Gebiet wird durch den Fluss vom Rest der Stadt geteilt und kann ausschliesslich über eine
einzige Brücke, die sogenannte Calle Calle Brücke, erreicht werden.
4. Sektor Osten: Im östlichen Stadtteil vermischen sich Wohnungen, mit kleineren Geschäften
und Industriegebieten.
5. Sektor Südosten: Dieser Stadtteil ist hauptsächlich Siedlungsgebiet mit zahlreichen städti-
schen Sozialbauten.
6. Sektor Südwesten: Hier wohnt hauptsächlich Valdivias Mittelstand.
4
Abbildung 1: Stadtteile und Sektoren in Valdivia
2.2 Aktuelle Verkehrssituation
Die folgenden Informationen stammen aus einer Umfrage aus dem Jahr 2012, die im Rahmen
der Machbarkeitsstudie Elektroboote im öffentlichen Verkehr in Valdivia durchgeführt wurde.
Gründe der Mobilität: Mehr als 50% der Befragten weisen darauf hin, dass die Arbeit und
Schule bzw. Studium die Hauptgründe für die Benutzung des öffentlichen und/oder privaten
Verkehrs sind. Pendler und Studenten sind dementsprechend wichtige Zielgruppen im
Transportsektor. Die restlichen Wege werden laut Umfrage hauptsächlich für Einkäufe, Frei-
zeit und Behördengänge genutzt.
Öffentlicher vs. Individualverkehr: Fast 60% der motorisierten Mobilität findet mit öf-
fentlichen Verkehrsmitteln statt. Mehr als ein Drittel wird mit privaten motorisierten Trans-
portmitteln (v.a. Autos) abgedeckt. Die restlichen Wege werden zu Fuss oder in Kombinati-
on privater und öffentlicher Transportmittel bestritten. Während der Hauptverkehrszeit er-
höht sich der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel sogar auf 71% aller Verkehrsteilnehmer.
5
Hauptverkehrszeiten: Die Hauptverkehrszeiten liegen morgens zwischen 6:30h und 8:00h
und abends zwischen 18:00h und 20:00h. In den Hauptverkehrszeiten sind fast 80% der
Reisenden Schüler/Studenten (42%) und Pendler (36%). Dann liegt der durchschnittliche
Zeitbedarf im öffentlichen Verkahr doppelt so hoch. (22 Minuten mit dem öffentlichen
Transport, respektive 13 Minuten mit dem Individualverkehr). Für die Überquerung der
400m langen Brücke Pedro de Valdivia muss am Morgen mit bis zu 20 Minuten gerechnet
werden.
Räumliche Verteilung der Verkehrsbelastung: Am Morgen führt der Grossteil aller We-
ge ins Zentrum. In der Hauptverkehrszeit am Abend führt der Grossteil der Wege ins Zent-
rum und in den Südosten. Im öffentlichen Verkehr werden Busse sowie Kollektiv-Taxis ein-
gesetzt. In der folgenden Abbildung 2 sind die Routen für die Busse sowie Kollektiv-Taxis
dargestellt (umso stärker die Route befahren wird, desto breiter auch die blaue Linie). Die
Grafik zeigt, dass der Norden (Industrie- und Siedlungsgebiet), der Nordosten (Universitaet
Austral) sowie der Südwesten (Siedlungsgebiet Mittelstand) eher schlecht und ungenügend
mit den öffentlichen Transportmittel erschlossen ist.
6
Abbildung 2: Routen- und Auslastung des öffentlichen Verkehrs mit Bussen und Kollektiv -
Taxis
2.3 Herausforderungen für einen nachhaltigen Transport
Während den Hauptverkehrszeiten sind die Strassen in Valdivia völlig überlastet, Staus beherr-
schen den Morgen- und Abendverkehr. Am stärksten betroffen sind das Zentrum sowie die zwei
wichtigsten Brücken, die Brücke Pedro de Valdivia und die Brücke Calle Calle: Die erste Brücke
verbindet den Campus der Universität Austral mit dem Stadtzentrum im Nordosten der Stadt,
die zweite Brücke ist die wichtigste Verkehrsachse zwischen dem Zentrum und dem Industrie-
und Siedlungsgebiet im Norden. Die folgende Abbildung 3 zeigt die beiden Brücken als wichtige
strategische Verkehrsachsen.
7
Abbildung 3: Zwei Brücken verbinden das Zentrum mit der Universität und dem Siedlungs- und
Industriegebiet
8
3 Pilotprojekt Los Solares 2013: Aufbau und Er-
kenntnisse
3.1 Geschichte und Projektträger
Die Partner der ehemaligen TFS AG haben Evergreen Express und EBP im März 2012 gebeten,
auf der Basis der Erfahrungen von Alpmobil ein Pilotprojekt mit Elektrobooten zu realisieren. Auf
den Flüssen von Valdivia soll ein öffentliches Verkehrssystem aufgebaut werden, das vor allem
Studenten und Berufstätige transportieren soll. Dies ist ein erster Schritt zu einer nachhaltigeren
Mobilität in Validivia.
Einer der wichtigsten Schiffsbauer in der Region ist die Firma Alwoplast (www.alwoplast.cl), die
seit 2009 Elektroboote baut. Die Firma sieht darin einen interessanten Zukunftsmarkt und möch-
te einen Beitrag zum umweltfreundlichen Wassertransport in der Región de los Rios leisten.
Alwoplast ist die treibende Kraft für die Realisierung des Pilotprojektes. Mit einem gut sichtba-
ren, konkreten und „fassbaren“ Projekt soll das Thema „Elektromobilität auf Gewässern“ im
Süden Chiles aus der konzeptionellen, experimentellen Phase in die Pilotphase und später in die
Vermarktung überführt werden. Die Projektkosten betragen CHF 113‘000. Evergreen Express
und EBP als offizielle Partner und Berater der TFS AG haben bei der REPIC eine Co-Finanzierung
im Umfang von CHF 49‘000.- beantragt. Die restlichen CHF 64‘000.- sowie die Technologien
wurden von Chilenischen Akteuren sowie von EBP / Evergreen Express übernommen.
3.2 Zielsetzung
3.2.1 Vision
Das Projekt Los Solares soll einen aktiven Beitrag zu einem klimafreundlichen, schadstoff- und
lärmfreien Transport in Valdivia leisten und zur Hauptverkehrszeit die stark verstopften Strassen
in Valdivia entlasten. In der Umsetzung wird das Projekt Los Solares:
in einer ersten Phase das Stadtzentrum und das Universitätsviertel verbinden. Von der Anle-
gestelle Schuster werden die Studenten und die lokale Bevölkerung auf die andere Flussseite
Van de Maele transportiert (siehe Abbildung 4).
in einer zweiten Phase die Wohn– und Industrieviertel entlang des Flusses Valdivia an das
neue, nachhaltige Verkehrsnetz mit den Elektrobooten anschliessen (siehe Abbildung 4).
9
Die Stadt Valdivia hat seit 2013 eine Zusammenarbeit mit der Banco Interamericano de Desarrol-
lo mit dem Ziel, Valdivia als nachhaltige Stadt in Chile zu entwickeln.
3.2.2 Ziele 2012 und 2013
In der folgenden Tabelle werden die im Mai 2012 formulierten Ziele sowie deren Zielerreichung
bis Juli 2013 dargestellt. Folgende fünf Ziele wurden in der Pilot- und Demonstrationsphase ver-
folgt:
Ziele Mai 2012 Juni 2013
1
Entwicklung eines umweltfreundli-
chen Transportsystems. Ausarbei-
tung eines modernen, effizienten und
nachhaltigen Transportsystems auf
dem Wasser. Zielgruppe ist die lokale
Bevölkerung, mit Fokus auf Pendler,
Schüler und Studenten. Das Verlagern
eines Teils der Personentransporte auf
Elektroboote und E-Bikes verbessert die
Verkehrssituation für die lokale Bevöl-
kerung und reduziert die Schadstof-
femissionen im Personenverkehr.
Das Pilot- und Demonstrationsprojekt wurde mit drei
Elektrobooten und der Solarstation realisiert. Der Fokus
lag in der ersten Etappe auf dem Transport der rund
25‘000 Studenten Valdivias und der lokalen Bevölkerung,
die zwischen der Anlagestelle Schuster und Van de Maele
transportiert wurden. Ein Vertrag mit der örtlichen Braue-
rei Kunstmann wurde abgeschlossen, um ein drittes Elekt-
roboot fertigzustellen. Dies wurde für den Transport von
Touristen eingesetzt. Dieses Produkt generiert die ersten
Einnahmen für die TFS SpA und kann einen Teil der Inves-
titions- und operativen Kosten decken. Der Schwerpunkt
lag im Einbezug der Elektroboote ins öffentliche Trans-
portsystem. Der Einbezug von E-Bikes war zweitrangig.
Ziel 1 konnte erreicht werden.
2
Technologie- und Erfahrungstrans-
fer Schweiz – Chile. Integrieren ver-
schiedener Akteure aus der Schweizer
Wirtschaft wie beispielsweise Elektrobi-
ke-Lieferanten, Ersatzteillieferanten für
E-Boote oder beratende Firmen im
Bereich Elektromobilität. Dadurch wird
ein aktiver Austausch zwischen Chile
und der Schweiz initiiert. Clean Tech
Switzerland engagiert sich beispielswei-
se stark für den Einsatz von Schweizer
E-Bikes im Projekt.
Die Erfahrung vom Projekt Alpmobil konnte in die Pla-
nung und Implementierung des Projektes genutzt wer-
den. Es erwies sich aber als schwierig, Schweizer Techno-
logielieferanten (u.a. Elektrobike-Lieferanten) ins Projekt
zu integrieren. Die ersten Gespräche mit Cleantech –
Switzerland waren vielversprechend. Es wurden Verhand-
lungen mit dem Schweizer E-Bikelieferanten Thoemus
geführt. Die Kosten für den Versand und den Aufbau
eines lokalen Vertriebsnetzes für die E-Bikes in Chile sind
hoch und das Interesse von Thoemus war zu gering, um
E-Bikes aus der Schweiz in das Projekt zu integrieren. Ziel
2 konnte nicht erreicht werden.
3
Sensibilisierung der lokalen Bevöl-
kerung und Studenten. Die Einstel-
lungen, Überzeugungen und Werte der
Bevölkerung gegenüber einer nachhal-
tigen Mobilität werden mittels konkre-
ter und sichtbarer Projekte gefördert.
Um die Einstellungen, Überzeugungen und Werte der
Bevölkerung gegenüber einer nachhaltigen Mobilität zu
fördern, hat EBP im Rahmen einer Social Media Kampag-
ne vier Filme mit einer chilenischen Firma produziert, die
Homepage www.solaresdevaldivia.cl wurde entworfen
und aufgeschaltet. Über die Zusammenarbeit mit der
Brauerei Kunstmann kann die lokale Bevölkerung sehr gut
angesprochen werden. Das Projekt ist in Valdivia und in
10
Chile auf sehr grosses Medienecho gestossen (siehe Kapi-
tel Marketing und Kommunikation). Ebenfalls wurde das
Pilotprojekt genutzt, um die Studenten und die lokale
Bevölkerung auf die neue umweltfreundliche Mobilität
aufmerksam zu machen. Ziel 3 konnte erreicht werden.
4
Realisierung eines replizierbaren
Pilot- und Demonstrationsprojekts
mit nationaler Ausstrahlung. Im-
plementieren eines Pilot- und Demonst-
rationsprojekts mit Elektrobooten und
einer schwimmenden Solarstation in
Valdivia, auf Basis der Machbarkeits-
studie der Vision und den Erfahrungen
von Alpmobil in Konzeption, Planung
und Betrieb von elektrisch betriebenen
Fortbewegungsmitteln.
Das Pilot- und Demonstrationsprojekt mit Elektrobooten
funktioniert in der Zusammenarbeit der Firma Kunstmann
sehr gut. Seit Dezember 2012 ist ein Elektroboot für die
Firma im Einsatz, um die Besucher der Brauerei in der
Stadt Valdivia abzuholen und sie zur Brauerei zu transpor-
tieren. Die Elektroboote waren für den Studenteneinsatz
vom Mitte März 2013 bis Juni 2013 im Einsatz. Die gröss-
te Herausforderung liegt darin, die Rentabilität zu garan-
tieren. Ohne finanzielle Unterstützung (Sponsoren, öf-
fentlicher Sektor) ist die Replizierbarkeit eines solchen
Projektes in Chile nur in enger Zusammenarbeit mit der
Privatindustrie möglich. Ziel 4 konnte erreicht werden.
5
100% Erneuerbare Energieversor-
gung im Betrieb der elektrischen
Fortbewegungsmittel. Alle Elektro-
boote werden mit lokal produzierten
erneuerbaren Energien betrieben. Es
werden dafür ausschliesslich ausgereif-
te Technologien verwendet, insbeson-
dere Photovoltaik. Der Speicherung
und Verteilung der Energie wird grosse
Aufmerksamkeit geschenkt.
Alle Elektroboote werden mit lokal produzierter Solar-
energie betrieben. So wurde der Barrio Flotante (Solar-
tankstelle) als solare Anlegestation für die E-Boote in das
Projekt integriert. Der Barrio Flotante hat sich als zentrales
Element im Projekt erwiesen: Es dient als Anlagestelle, als
Restaurant, Informationsplattform und zeigt an einem
praktischen Beispiel auf, wie eine energie- und wasserau-
tarke Anlage funktionieren kann. Die Solarboote waren
während dem Pilotprojekt ohne technische Schwierigkei-
ten unterwegs. Ziel 5 konnte erreicht werden.
Tabelle 1: Vergleich der Ziele und Erreichbarkeit
Fazit Zielerreichung: Die Ziele 1, 3. 4 und 5 konnten mit dem Pilot- und Demonstrationspro-
jekt erfüllt werden. Die Integrierung der Elektroboote bei der Firma Kunstmann erwies sich als
sehr wichtig, da damit die lokale Bevölkerung auf die Elektroboote aufmerksam gemacht wur-
de. Der Technologietransfer aus der Schweiz erwies sich aufgrund des geringen Interesses und
der hohen Kosten als schwierig (Ziel 2). Zentral ist der Einbezug von privaten Unternehmungen,
die in das Geschäftsmodell integriert werden.
11
3.2.3 Ziel- und Nutzergruppen 2012 - 2013
Das Projekt hatte im Mai 2012 zum Ziel, die Studenten und die lokale Bevölkerung als Zielgrup-
pe anzugehen. Die Nutzniesser und die Zielgruppen haben sich im Verlaufe des Projektes fol-
gendermassen erweitert:
Zielgruppe Mai 2012 Juli 2013
Studenten
Hauptzielgruppe: Trans-
port zur Universität.
Mit den beiden Routen (Route Norte und Cruce Van de Maele
und Schuster) wurden zwei Gebiete erschlossen, die für den
Transport von Studenten geeignet sind.
Lokale Bevöl-
kerung
Hauptzielgruppe: Elektro-
boote als nachhaltiges
Transportmittel zur Arbeit.
Die lokale Bevölkerung benutzt die Elektroboote für die Frei-
zeit und Arbeit.
Der Bürgermeister wurde Ende November 2012 neu gewählt.
Der neue Bürgermeister unterstützt das Projekt stark und die
Anlagestellen werden in den nächsten Jahren erweitert.
Mit der Erweiterung des Anlegestellennetzes wird die Bevölke-
rung Valdivias die Möglichkeit erhalten, die täglichen An-
fahrtswege in das Zentrum und in die im Umland gelegenen
Wohnanlagen mit Los Solares zurückzulegen.
Touristen Nicht geplant.
Die private Unternehmung Kunstmann hat im August 2012
ein Elektroboot geleast und für den Transport von Touristen
eingesetzt.
Die Touristen erhalten damit einen einfacheren Zugang zu
touristischen Attraktionen entlang des Flusses. Zudem können
sie eine fortschrittliche Technologie selbst ausprobieren.
Hotels Nicht geplant.
In Valdivia liegen mehrere Hotels im 4-5 Sterne Bereich direkt
am Calle Calle Fluss. Diese Hotels besitzen eigene Anlegestel-
len und haben mit den Erfahrungen von der Firma Kunstmann
grosses Interesse, eine eigene Touristenroute zu lancieren. Für
die Hotels ist dies ein Zusatznutzen, den sie den Touristen an-
bieten können.
Politische Ak-
teure: Nationa-
le und regiona-
le Akteure
Nicht geplant.
Das Projekt hat ein sehr grosses Medienecho bewirkt. Das
Projekt wurde in den nationalen Medien bekannt gemacht.
Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten (u.a. der amtierende und
die ehemaligen Präsidenten, Bürgermeister etc.) haben die Los
Solares besucht.
Tabelle 2: Zielgruppen im Mai 2012 und Juli 2013
12
Fazit: Die ursprünglichen Zielgruppen Studenten und lokale Bevölkerung haben das Pilotprojekt
genutzt. Mit der politischen Unterstützung wird nun das Anlegenetz in der Stadt und im Um-
land von Valdivia ausgebaut. Dies ist die wichtigste Voraussetzung, damit ein künftiges nach-
haltiges Transportsystem mit Elektrobooten auf den Flüssen von Valdivia angeboten werden
kann. Damit das Projekt auch finanziell interessant wird, ist der Einbezug der Touristen zentral.
Die Firma Kunstmann hat innerhalb von kurzer Zeit einen beachtlichen Erfolg mit einer Touris-
musroute erzielt.
3.3 Einsatzgebiet
Für das Pilot- und Demonstrationsprojekt wurden die Routen Van de Maele / Schuster sowie die
Route Norte bis zur Brücke Calle Calle definiert. Diese Routen sollen bis zur Isla Huapi ausgewei-
tet werden (siehe Abbildung 4).
Abbildung 4: Ausweitung des Pilotprojektes auf die Kommunen im Umland
13
Der Hauptstützpunkt der Solarboote sowie der Solarstation Barrio Flotante befindet sich bei der
Anlegestelle Van de Maele (siehe Abbildung 5). Die zwei zur Verfügung stehenden Elektroboote
wurden für die Route Cruce Van de Maele / Schuster eingesetzt. Diese Strecke verbindet den
Hauptmarkt mit der gegenüberliegenden Seite des Flusses (Barrio Flotante), wo sich drei Muse-
en, Schulen, mehrere Wohnviertel und die Hauptanlagen der Universität Austral befinden. Die
Route Norte bietet der lokalen Bevölkerung eine ca. halbstündige Fahrt flussaufwärts ab dem
Barrio Flotante bis zur Brücke Calle Calle (an der Nordausfahrt Valdivias) und zurück. Die Firma
Kunstmann fährt dreimal wöchentlich die dritte Route. Sie fahren vom Zentrum aus (Muelle
Schuster) zu den beiden Hotelstegen Hotel Villa del Rio und Hotel Naguilán, mit einem Touris-
tenguide an Bord, bis ins ausserhalb gelegene Centro Español (nahe der Brauerei Kunstmann).
Abbildung 5: Standorte der E-Boote und Projektperimeter für das Pilotprojekt Los Solares
14
3.4 Phasen und Module
Die folgende Abbildung zeigt den Aufbau des Pilotprojekts Los Solares mit den zeitlich gestaffel-
ten Phasen Machbarkeit, Konzept und Pilot-und Demonstrationsprojekt sowie deren Untertei-
lung in die sieben Module.
Abbildung 6: Aufbau des Pilotprojektes in drei Phasen und sieben Modulen
Die einzelnen Phasen werden im Folgenden kurz beschrieben.
Machbarkeit: In dieser Phase wurden die Planungsgrundlagen für das Projekt ausgearbei-
tet. Von der Idee bis zur Realisierung des Pilotprojektes wurden mehrfach Anpassungen am
Konzept vorgenommen. Beispielsweise waren anfänglich zwei Routen angedacht (eine
Nord-Route und eine Süd-Route) und der Einsatz von 2 Solarbooten im Projektperimeter ge-
plant. Im Pilotprojekt wurden schliesslich 2 Routen implementiert, aber die Süd-Route wird
nun erst in einer zweiten Phase realisiert. Ebenfalls sind nun 3 Solarboote eingesetzt wor-
den. Mit dem Einsatz von E-Bikes sollte eine erweiterte Konnektivität an den Anlegestellen
realisiert werden. Im Projekt stellte sich jedoch heraus, dass durch die unpassenden Verbin-
dungswege, die schlechte Strassenbeschaffenheit, das feuchte Klima und nicht zuletzt die
fehlende Gewohnheit des Fahrradfahrens der lokalen Bevölkerung den erfolgreichen Einsatz
der E-Bikes unwahrscheinlich machen. Es wurde daher der Beschluss gefasst auf die E-Bikes
vorerst zu verzichten. Diese Phase hat mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen. Diese
Phase hat rund drei Monate gedauert.
Konzept: Im Vordergrund stand die Suche nach geeigneten strategischen Partnern, die ma-
terielle, personelle und finanzielle Ressourcen ins Pilotprojekt einbringen könnten. Im Weite-
ren waren der Aufbau der Organisation sowie der Rechtsform entscheidende Schritte. Die
Gründung der Trägerorganisation (TFS SpA ) hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Mit
15
den wichtigsten Partnern mussten Verhandlungen geführt, die Aufgaben und Kompetenzen
definiert und die Verträge ausgearbeitet werden. In dieser Phase wurden die Routen defi-
niert und Produkte für die Zielgruppen festgelegt. Ein weiterer zentraler Punkt war die Er-
schliessung von finanziellen Mitteln bei Sponsoren. Zudem wurde die Besatzung der Solar-
boote ausgebildet, das Geschäftsmodell optimiert und die ersten Aktivitäten im Marketing
gestartet. Die Aufbauphase war sehr zeit-, ressourcen- und kostenintensiv. Sie hat rund fünf
Monate gedauert (bis Ende Dezember 2012).
Pilot- und Demonstrationsprojekt: Diese Phase war das Herzstück des Pilotprojektes.
Zwischen Mitte Januar und Ende Mai 2013 konnten Studenten, die lokale Bevölkerung und
Touristen die drei Elektroboote nutzen. In dieser Phase sollte sich zeigen, ob die richtigen
Entscheidungen in Konzept- und Aufbauphase gefällt wurden und ob sich der Einsatz von
Elektrobooten als Transportmittel in Valdivia bewährt. Für die Projektleitung war entschei-
dend, die Auslastung der Elektroboote kontinuierlich zu optimieren, die Qualität des Produk-
tes zu gewährleisten und nach und nach das Streckennetz mit neuen Anlegestellen zu er-
weitern.
16
3.5 Resultate
Im Folgenden sind die erwarteten Resultate des Projektgesuchs vom Mai 2012 zusammenfas-
send aufgeführt und mit den erreichten Resultaten im Pilotprojekt verglichen.
Grundlagenauswertung und Organisation Resultat
Die Struktur der Organisation ist definiert und die Rechtsform der Träger-
schaft ist gegründet.
Erreicht
Siehe Kapitel 4.1
Infrastruktur und Technologie Resultat
Die bestehenden Verkehrswege und Anlagestege im Fluss sind inventarisiert
und der Projektperimeter klar begrenzt.
Erreicht
Kapitel 3.3
Die E-Boote funktionieren mit 100% erneuerbaren Energien und die Ein-
satzbereitschaft der E-Boote ist gewährleistet. Service und Unterhalt der E-
Boote und E-Bikes werden von lokalen Betrieben übernommen.
Erreicht
Kapitel 5.1
Die Sicherheitsvorkehrungen für den Einsatz der Elektroboote sind klar defi-
niert.
Erreicht
Kapitel 5.1
Die Vermietung von Schweizer E-Bikes an wenigen Standorten funktioniert. Nicht erreicht
Kapitel 3.2.2
Kunden und Produkte Resultat
Die Grösse des Marktes und die Bedürfnisse der beiden Zielgruppen sind
bekannt.
Teilweise erreicht
Kapitel 6.3
Die Vermieter für die E-Boote sind bekannt und die Standorte ausgewählt.
Die Routen und Intervalle der Elektroboote sind geprüft und optimiert.
Erreicht
Kapitel 3.3
Für die Zielgruppen lokale Bevölkerung und Studenten sind die Produkte
definiert. Die Feedbacks der Kunden sind ausgewertet und fliessen in die
Produktentwicklung ein.
Erreicht
Kapitel 6
Forschung und Entwicklung, Ausbildung Resultat
Das Pilotprojekt wird als „Laboratorium“ für die Forschung und Entwicklung
von der Universität genutzt. Es bestehen strategische Partnerschaften.
Erreicht
Kapitel 7.1
Es wird ein Wettbewerb für die Universitäten durchgeführt. Die besten Ar-
beiten werden prämiert und den Medien vorgestellt.
Nicht erreicht
Um die Qualität im Pilotprojekt zu erhöhen und nachhaltigen Mehrwert zu
schaffen, werden die Akteure ausgebildet.
Erreicht
Kapitel 7.1
17
Finanzplanung Resultat
Es werden Produkte zu Preisen angeboten, die eine hohe Nachfrage und
einen hohen Kostendeckungsgrad garantieren.
Teilweise erreicht
Kapitel 6; Kapitel 8
Es wird eine Finanz- und Ressourcenplanung vorgenommen. Erreicht
Kapitel 8
Es werden weitere Finanzierungsquellen erschlossen. Nicht erreicht
Kapitel 8
Kommunikation und Marketing Resultat
Dafür werden ein Medienpartner ausgewählt und die Botschaften des Pro-
jekts klar definiert.
Erreicht
Kapitel 9.1
Der Internetauftritt zeigt alle relevanten Projektinformationen. Erreicht
Kapitel 9.1
Der offizielle Start und das Ende des Projekts werden mit einer grossen Auf-
takt- und Schlussveranstaltung umrahmt.
Erreicht
Kapitel 9.1
Es werden „eventos sociales“ in Valdivia organisiert. Erreicht
Kapitel 9.1
Um die Studenten für das Projekt zu sensibilisieren und zu informieren, wird
mit neuen Informations- und Technologien (social media) gearbeitet.
Erreicht
Kapitel 9.1
Auswertung und Multiplikation Resultat
Das Projekt wird von verschiedenen Akteuren bewertet. Erreicht
Kapitel 6.3
Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt werden in einem Schlussbericht zu-
sammengefasst.
Erreicht
Nach Vorliegen der provisorischen Ergebnisse werden erste Gespräche mit
anderen potenziellen Chilenischen Akteuren geführt mit dem Ziel, die Erfah-
rungen des Pilotprojektes auch in anderen Regionen im Süden Chiles zu nut-
zen.
Erreicht
Tabelle 3: Gegenüberstellung der Resultate 2012 und 2013
18
3.6 Meilensteine Mai 2012 bis Mai 2013
Folgende Meilensteine sind relevant für den bisherigen Erfolg des Projektes:
Innovationspreis SOFOFA: Los Solares und die Solarstation erhalten am 10. Juli 2012 den
begehrten Innovationspreis der chilenischen Unternehmer Vereinigung SOFOFA.
Gründung der TFS SPA: Nachdem während der ersten drei Monate nach der optimalen
Rechtsform für die Betreibergesellschaft gesucht wurde, gründet der Elektroboothersteller
und Initiator des Projektes, Alex Wopper im Oktober 2012 die Gesellschaft TFS SpA.
Vertrag mit der Brauerei Kunstmann: Im Oktober 2012 wird ein Vertrag mit der Brauerei
Kunstmann geschlossen und somit ein starker nationaler Partner gewonnen. Dies ist der
Auftakt zur ersten strategischen Allianz. Das Unternehmen Kunstmann investiert in die Fer-
tigstellung eines dritten Elektrobootes (Solar III) und nimmt ab Dezember 2012 dreimal täg-
lich die Touristenroute auf.
Internetplattform zur Vermarktung: Mitte November 2012 wird die Marketing Plattform
www.solaresdevaldivia.cl fertiggestellt. Die Marketing Agentur Portable Diseño dreht drei
Kurzfilme in Valdivia mit Studenten und den Solares als Protagonisten.
19
Einweihung der Solarstation Barrio Flotante als Hauptanlegestelle: Anfang Januar
2013 wird die Solarstation Barrio Flotante bei der Anlagestelle Van der Maele verankert. Die
Solarstation dient ausserdem als Restaurant, Informationsstelle und Auftankstation für die
drei Elektroboote.
Abbildung 7: Solarstation Barrio Flotante bei der Anlagestelle Van der Maele
Eröffnung der ersten zwei Routen der Solares: Mitte Januar 2013 werden die ersten
beiden Strecken eingeweiht.
Neuer Bürgermeister: Ende April 2013 werden den Solares bei einem Besuch der regiona-
len und nationalen Vertretern aus Politik und Wirtschaft weitere 6 öffentliche Anlegestellen
mit öffentlichen Geldern zugesagt. Am selben Tag wird die Grundsteinlegung der ersten öf-
fentlichen Anlegestelle durchgeführt.
Besuch der Vizepräsidentin der BID: Ende April 2013 werden Los Solares und die Solar-
station von der Vizepräsidentin des BID besucht. Los Solares wird offiziell eingeladen zu-
sammen mit Valdivia einer der fünf auserwählten Städte Lateinamerikas integriert zu wer-
den.
Besuch des Chilenischen Präsidenten: Im August 2013 werden Los Solares vom chile-
nischen Präsidenten Sebastian Piñera besucht.
20
4 Organisation und Geschäftsmodell
Das Modul Organisation beschreibt die Struktur des Projektes, die Rechtsform, das Geschäfts-
modell sowie die Zusammenarbeit der involvierten Akteure im Pilotprojekt Los Solares. Zahlrei-
che Akteure aus verschiedenen Branchen waren mit unterschiedlichen Interessen, Aufgaben und
Kompetenzen am Projekt beteiligt.
4.1 Struktur und Rechtsform
Übergang von Vision Valdiva AG zu Alwoplast
Die folgende Abbildung zeigt die ursprüngliche Organisationsstruktur im Mai 2012. Die Organi-
sation bestand aus der Vereinigung Vision Valdivia AG als übergeordnete Projektleitung, dem
Elektroboothersteller Alwoplast und der Begleitgruppe, die das Projekt als Experten und bei der
Qualitätssicherung unterstützten. Die operative Leitung des Projektes übernahm Austral Incuba,
Ernst Basler + Partner / Evergreen Express haben das Beratungsmandat ab Mai 2012 übernom-
men. Finanziert wurde das Projekt vom Innovationsfonds CORFO (via Universidad Austral),
Alwoplast sowie REPIC.
Abbildung 8: Ursprüngliche Organisationsstruktur 2012 (gemäss Offerte Mai 2012)
Die Projektorganisation hat sich seit Projektstart vollständig verändert. Im Folgenden werden die
wichtigsten Anpassungen zusammenfassend dargestellt:
Projektleitung: Zu Beginn des Projekts im Mai 2012 war die „Vision Valdivia AG“ verant-
wortlich für die Planung und Realisierung des Projektes. Vision Valdivia AG ist eine Organisa-
21
tion aus 17 privaten Unternehmungen und der Universität Austral der Región de los Ríos,
und es war angedacht, dass das Projekt in die Struktur der „Vision Valdivia AG“ eingebettet
wird und „Austral Incuba“ die operative Leitung übernimmt. Innerhalb der Akteure der „Vi-
sion Valdivia AG“ gab es jedoch sehr unterschiedliche (persönliche) Interessen, wie das Pi-
lotprojekt zu realisieren sei. Die unterschiedlichen Bedürfnisse zeigten sich bei den Diskussi-
onen rund um die Struktur der Organisation, deren Rechtsform sowie der notwendigen In-
vestitionen. Da diese unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse nicht vereint werden
konnten, hat sich Vision Valdivia AG Mitte Juli 2012 entschieden, sich aus den operativen
Aufgaben zurückzuziehen. Sie hat aber im Projekt die Schirmherrschaft übernommen und
konzentriert sich auf die strategische Ausrichtung des Projektes.
Alwoplast hat im August 2012 die TFS SpA als eigenständige Rechtsform für die Umsetzung
des Projekts gegründet. Die Leitung liegt beim Geschäftsleiter von Alwoplast und Gründer
von Vision Valdivia, Alex Wopper. Er hat die Gründung von TFS SpA massgeblich mitgestal-
tet, um damit seine Investitionen in die Elektroboote und die Solarstation rechtlich abzusi-
chern.
Universitäten: Das Institut „Incuba Austral“ der Universität Austral de Chile konzentriert
sich auf den Aufbau eines Kompetenzzentrums für „Nachhaltigen Wassertransport“. Es
wurde eine Zusammenarbeit zwischen der bayrischen Fachhochschule aufgegleist. Die Lei-
tung auf deutscher Seite hat Prof. Dr.-Ing. Hartmut Pietsch und auf chilenischer Seite Dr. Phy
Alejandro Perez Ponce übernommen. Aufgrund gesundheitlicher Schwierigkeiten fällt
Alejandro Perez Ponce für mindestens sechs Monate aus und das Institut hat das Projekt so-
lange auf Eis gelegt. Alle vier Universitäten von Valdivia haben einen Vertrag mit der TFS
SpA unterzeichnet. Ziel liegt darin, die Elektroboote für den Studententransport einzusetzen.
Technologielieferanten: Die Zusammenarbeit mit dem Technologielieferanten Alwoplast
sowie der für das Design der Elektroboote verantwortlichen Navtec funktioniert hervorra-
gend. Sie haben sich zu den wichtigsten Akteuren im Projekt entwickelt: Sie arbeiten ter-
mingerecht, sind kooperativ und bringen Lösungsvorschläge bei heiklen Projektsituationen
wie beispielsweise bei der Gründung der Rechtsform.
Öffentliche Unterstützung: Die Stadtverwaltung in Valdivia unterstützt das Projekt im
Rahmen ihres Entscheidungs- und Handlungsspielraums. Der umweltfreundliche Transport
auf dem Wasser erhält mit dem Projekt in Valdivia einen höheren Stellenwert: Beispielsweise
wurden im Richtplan im Jahr 2013 fünfzehn weitere öffentliche Anlagestellen ausgeschrie-
ben, die in naher Zukunft von der Stadt aufgebaut, finanziert und betrieben werden sollen.
Die Neuwahlen des Bürgermeisters im November 2012 haben jedoch die Entscheidungen für
eine intensivere Zusammenarbeit teilweise verzögert.
Private Initiativen: Ein weiterer Vertrag zwischen TFS SpA und der Unternehmung Kunst-
mann wurde abgeschlossen, um die Besucher vom Stadtzentrum Validivia zur Brauerei zu
22
transportieren. Die Firma Kunstmann will sich gegenüber den anderen Brauereien in Chile
als innovative und nachhaltige Unternehmung positionieren.
Beratung: Die Rolle von EBP Chile und Evergreen – Express als Berater hat sich während
dieser Umstrukturierung nicht verändert. Die neue Struktur der Organisation sieht wie folgt
aus (Abbildung 9):
Abbildung 9: Organisationsstruktur Juli 2013
Wichtige Akteure
Alwoplast: Alwoplast steht seit 25 Jahren in der nationalen und internationalen Bootsindustrie
für Qualität und Innovation. Die grösste Kundengruppe der Firma Alwoplast sind Nordamerika-
ner und Europäer, die Qualitätsprodukte zu lateinamerikanischen Preisen erwerben. Der Inhaber,
Alex Wopper, ist Münchner und hat sich vor 25 Jahren in Valdivia niedergelassen. Elektroboote
sind heute in Valdivia im Einsatz, weil Alwoplast das finanzielle Risiko des Projektes trägt. Er ist
nicht nur Hauptaktionär der TFS SpA und Inhaber der Werft Alwoplast, sondern übernimmt heu-
te auch die zentrale Rolle der Projektenwicklung. Alwoplast hat die Kontroll- und Lenkungsfunk-
tion, fällt die strategischen Entscheidungen, ist zuständig für die Kontakte sowie für die Koordi-
nation der Zusammenarbeit zwischen den Partnern. Ab Juni 2013 haben sie die Bereiche Finan-
zen, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, und Unterhalt des Projekts eigenständig übernommen.
Neben Alwoplast übernehmen folgende privaten Unternehmungen eine wichtige Rolle in der
Weiterentwicklung des Projektes:
Navtec: Die Firma Navtec (Schiffbauingenieure und Architekten) und ihr Inhaber Richard
Luco arbeiten seit mehreren Jahren mit Alwoplast am Design und der Umsetzung der Solar-
boote. Während des Pilotprojektes erstellen sie die Pläne der künftigen Anlegestellen, Kos-
tenvoranschläge für die öffentlichen Träger und beraten bei technischen Schwierigkeiten
(www.navtec.cl).
B&C Arquitectos: Die Architekten Fernando Basilio und Patricia Castro sind zum Grossteil
für das Design der Hauptanlegestelle Barrio Flotante verantwortlich. Sie arbeiten seit Jahren
mit Alwoplast an der Umsetzung dieser Solarstation.
23
4.2 Finanzierung
Finanzierung: Die Firma Alwoplast hat zwei Elektroboote auf eigene Kosten fertiggestellt und
der TFS SpA für den Zeitraum des Pilotprojektes gratis zur Verfügung gestellt. Die TFS SpA bietet
zwei öffentliche Routen zu einem Fahrpreis von CLP 500.- (1 CHF) und CLP 1000 (2 CHF) pro
Person an. TFS SpA deckt damit nur einen Teil der Personal-, Instandhaltungs- und die operati-
ven Kosten des Barrio Flotante (Hauptanlegestelle). Der restliche Anteil wurde bisher von der
Firma Alwoplast abgedeckt. Der Fahrtpreis wurde möglichst tief gehalten, um das neue, nach-
haltige Fahrerlebnis möglichst vielen Menschen zu ermöglichen. Ein drittes Elektroboot wurde
von der Firma Kunstmann finanziert. Dabei wurde folgender Vertrag abgeschlossen: Die Firma
Kunstmann finanziert mit 25 mio Pesos (50‘000 CHF) die Fertigstellung des dritten Elektrobootes
Solar III und erhält im Gegenzug während eines Jahres Werbung mit einem Banner an Deck des
Elektrobootes Solar III sowie definierte Nutzungsrechte vom Zentrum der Stadt bis zur Brauerei
Kunstmann (ca. 45 min. Fahrt). Dies beinhaltet unter anderem Kapitän & Crew, Instandhal-
tungskosten und Nachtparkplatz im Barrio Flotante.
Betrieb Barrio Flotante: Die Hauptanlegestelle Barrio Flotante wird derzeit von der Firma B&C
Arquitectos betrieben.
Betrieb Streckennetz: Sobald die Gelder zur Instandsetzung der jeweiligen Anlegestellen vor-
handen sind, bilden die insgesamt vier Universitäten der Stadt ein gemeinsames Streckennetz.
Die Universität San Sebastian ist bereits sehr aktiv und strebt ab November 2013 einen Regelver-
kehr zwischen ihrem Stammhaus und dem 4 km flussaufwärts gelegenen Ruderclub an.
4.3 Fazit
Bezüglich Organisation und Geschäftsmodell können folgende Schlussfolgerungen gezogen
werden:
Private Unternehmungen sind der Motor für den Erfolg des Projektes: Der Projekter-
folg ist hauptsächlich dem Engagement und der Leitung von Alex Wopper, Alwoplast, zu
verdanken. Er war von der Projektidee bis zur Implementierung der Motor für die Realisie-
rung des Projektes. Entscheidend war auch der Einbezug der lokalen Unternehmung Kunst-
mann. Sie haben einerseits die Fertigstellung eines weiteren Elektrobootes (Solar III) ermög-
licht, andererseits haben sie ein Tourismusprodukt aufgebaut und gemeinsam mit EBP /
Evergreen Express entwickelt. Mit der Inbetriebnahme der Tourismusroute wurde das Projekt
in der Gemeinde klar erkennbar. Damit konnten viele lokale Akteure für das Projekt gewon-
nen werden.
24
Einbezug der öffentlichen Institutionen ist mittel- und langfristig entscheidend: Die
zeitintensive Zusammenarbeit mit der Gemeinde Valdivia hat sich bewährt: Obwohl bei der
Stadtverwaltung Valdivia anfänglich noch Skepsis und Zurückhaltung gegenüber dem Pro-
jekt zu verspüren war, hat sich dies im Laufe des Projektes markant geändert. Die Stadt hat
im Jahr 2013 15 Anlagestellen für den Bootsbetrieb im Regionalentwicklungsplan ausge-
schrieben und die Finanzierung von vier weiteren öffentlichen Anlagestellen bis im Jahr
2014 genehmigt.
Enge Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen und privaten Akteuren ist nötig,
aber schwierig: Damit die Elektroboote für die lokale Bevölkerung sowie den Studenten
zur Verfügung stehen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den öffentlichen und priva-
ten Akteuren unumgänglich. Die zahlreichen Interessen und Ansprüche der verschiedenen
Akteure aufeinander abzustimmen, war die grösste Herausforderung im Projekt. Der Ent-
scheidungs- und Handlungsspielraum der öffentlichen Akteure ist meistens begrenzt und
hängt vor allem vom Bürgermeister ab. Die Entscheidungswege sind lang und benötigen viel
Geduld. Die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Akteuren hat deutlich mehr Zeit in An-
spruch genommen als geplant. Generell kann auch festgehalten werden, dass in der chileni-
schen Kultur die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, privaten Unternehmungen und
öffentlichen Institutionen noch nicht sehr ausgeprägt ist. Demokratische Strukturen existie-
ren in Chile erst seit dem Ende der Diktatur von Pinochet, Ende der 80er Jahre.
Alle Akteure sollten sich mit (finanziellen) Ressourcen am Pionierprojekt beteiligen:
Elektromobilität liegt im Trend und zahlreiche Akteure wollen von der Marktentwicklung
profitieren. Es ist wichtig, dass alle involvierten Akteure finanzielle, personelle und/oder ma-
terielle Ressourcen ins Projekt investieren. Die von den Partnern investierten Ressourcen sind
transparent zu kommunizieren und vertraglich abzusichern.
Klare Verantwortlichkeiten der Akteure, Abläufe und Prozesse: Verantwortlichkeiten,
Abläufe und Prozesse sind klar zu definieren und festzulegen. Diese sind an alle Projektbetei-
ligten zu kommunizieren. So werden Unstimmigkeiten vermieden und die Qualität des Pro-
dukts gesteigert.
Die Bildung der Rechtsform braucht Zeit: Zahlreiche Verhandlungen mussten mit den
unterschiedlichen Akteuren geführt werden, bis die richtigen Partner für das Projekt gewon-
nen wurden. Der Aufbau der Rechtsform war sehr zeitaufwendig und war mit Konflikten
verbunden, die nicht gelöst werden konnten. Es waren am Anfang des Projektes zu viele Ak-
teure mit (zu) unterschiedlichen Interessen am Projekt involviert.
25
5 Infrastruktur und Technologie
Die im Projekt genutzten Technologien sind alle marktreif. Das Pilotprojekt vernetzt die Elemente
Elektroboote, Solarstation (Barrio Flotante) und Anlagestellen mit dem Ziel, Studenten und der
lokalen Bevölkerung ein öffentliches, umweltschonendes Transportsystem zur Verfügung zu
stellen.
5.1 Elektroboote Solar I, Solar II und Solar III
Bei Projektstart im Mai 2012 standen zwei Elektroboote der Firma Alwoplast für das Pilotprojekt
zur Verfügung. Ein drittes Elektroboot wurde Ende 2012 von Alwoplast fertiggestellt und an die
lokal verankerte Unternehmung Kunstmann verkauft. Die Elektroboote sind geräuschlos und
bewirken eine geringe Wellenbildung. Integrierte Solarzellen und leistungsfähige Batterien, die
mit PV-Strom von der schwimmenden Solarstation geladen werden können, ermöglichen einen
Betrieb ohne Emissionen. Ein voll aufgeladenes Solarboot kann bis zu 7h betrieben werden und
durch die sich auf dem Dach befindenden Solarzellen, die laufend Strom produzieren, ist die
Reichweite praktisch unbegrenzt. Auf dem Schiff haben 16 bis 20 Passagiere Platz. Die Sicher-
heitsvorkehrungen für den Einsatz der Elektroboote entsprechen einem herkömmlichen Boot.
Die folgende Tabelle beschreibt die technischen Kenndaten der Elektroboote.
Parameter Technische Angabe
Dimensionierung 9.5 m lang und 3 m breit
Personenkapazität 16 bis 20 Personen
Geschwindigkeit zwischen 8 und maximal 12 km/h
Motorleistung 48 V / 4 kW
Batterie 330 Ah, 48 Volt
Reichweite
Unbegrenzt (da sich die Sonnenkollektoren auf dem
Dach befinden)
Betriebsstunden Keine Erfahrungswerte
Tabelle 4: Technische Kenndaten der Elektroboote
Die Elektroboote sind qualitativ hochwertige Transportmittel, langlebig und haben einen Ver-
kaufswert von rund 100‘000 €. Sie wurden dem Pilotprojekt von Alwoplast kostenlos zur Verfü-
gung gestellt. Die folgende Abbildung 10 zeigt die drei eingesetzten Elektroboote.
26
Abbildung 10: Die drei Elektroboote in Valdivia
5.2 Solarstation (Barrio Flotante)
Alwoplast hat im Jahr 2011 die schwimmende Solarstation Barrio Flotante gebaut. Diese besteht
aus folgenden technischen Komponenten:
Autonome Energieproduktion: Solarzellen mit synchronisierenden Stromwechslern pro-
duzieren den Solarstrom, der in den Batterienblocks kontinuierlich gespeichert wird. Trans-
formatoren wandeln den gewonnenen Strom in Wechselstrom um. Die Energie für den Be-
trieb der Anlage wird zu 100% mit den PV – Anlagen produziert.
Trinkwasseraufbereitung: Das Regenwasser wird gesammelt und über eine Entsalzungs-
und Aufbereitungsanlage bestehend aus Umkehrosmose und UV-Behandlung zu Trinkwas-
ser umgewandelt. Das Trinkwasser wird für den Betrieb des Restaurants genutzt.
Grauwasseraufbereitung: Die Abwässer werden in einer Anlage zur biologischen Grau-
wasseraufbereitung mittels Pflanzen gereinigt.
27
Abbildung 11: Die Solarstation als multifunktionale Anlage
Im Jahr 2013 wurde die Solarstation zu einer multifunktionalen Anlage umgebaut. Sie besteht
heute aus fünf Modulen. Im ersten Modul befinden sich die Rezeption, zwei Büros, der Kontroll-
raum und die Trinkwasserproduktion. Das zweite Modul besteht aus den öffentlichen Toiletten
mit Grau– und Schmutzwasserbehandlung. Im dritten Modul befinden sich der Ausstellungs-
raum und der Regenwasser-Auffangbehälter. Für die Anlagestege der Elektroboote steht ein
eigenes Modul zur Verfügung. Die Cafeteria liegt im fünften Modul. Die Cafeteria besteht aus
einer Theke und 50 Sitzplätzen.
5.3 Anlegestellen
Im Pilotprojekt konnten insgesamt 7 Anlegestellen für den Regelverkehr genutzt werden; Muelle
Schuster, Barrio Fotante (Van de Maele), Hotel Naguilan, Centro Español, Torobayo, Hotel Villa
del Rio, INACAP (siehe Abbildung 4). Dabei ist zu beachten, dass nur die Muelle Schuster und
Van de Maele öffentlich zugängliche Anlagestellen sind. Die restlichen Anlagestellen sind im
Eigentum von privaten Akteuren.
Die zahlreichen Diskussionen und Verhandlungen haben im öffentlichen Sektor in Valdivia zu
einem Umdenken geführt. Im August 2013 wurde beschlossen, dass der Fluss Calle Calle als
öffentlicher Transportweg genutzt werden soll1). Insgesamt werden ca. 700‘000 USD für den
Bau von sieben öffentlichen Anlagestellen mit finanziellen Mitteln aus der öffentlichen Hand
gebaut. Dies ist ein wichtiges Bekenntnis der Stadt Valdivia, in ein öffentliches Transportsystem
mit Elektrobooten zu investieren.
1) http://www.latercera.com/noticia/nacional/2013/08/680-539281-9-valdivia-prepara-red-de-transporte-publico-en-aguas-del-rio-
calle-calle.shtml
28
5.4 Fazit
Pilotprojekt hat die Stadt Valdivia zum Umdenken geführt: Der von der Stadt Valdivia
beschlossene Entscheid, den Fluss Calle Calle als öffentlichen Transportweg zu nutzen und
die Boote in das öffentliche Transportsystem zu integrieren, ist eines der zentralsten Ergeb-
nisse des Pilotprojektes. Der Beschluss, in sieben öffentliche Anlagestellen zu investieren, ist
ein wichtiger Schritt für die Entlastung des öffentlichen Verkehres in Valdivia.
Wenig technische Mängel bei den Elektrobooten: Die Elektroboote Solar I und II waren
von Januar 2013 bis Juni 2013 durchgängig im Einsatz, ab Ende Juni wetterbedingt etwas
weniger. Das Elektroboot Solar III war für die Firma Kunstmann bis Ende Mai 2013 täglich
rund 6h im Einsatz. Während der gesamten Einsatzzeit kam es zu keinen Ausfällen. Techni-
sche Mängel und Schwierigkeiten sind keine beobachtet worden.
Solarstation als wichtige Drehscheibe des Pilotprojektes: Die verschiedenen Nutzun-
gen des Barrio Flotante als Informationsstelle, Aufladestation und Cafeteria ergänzen sich
auf ideale Weise. Die gesamte Energie wird mit den PV – Anlagen produziert und die Was-
seraufbereitung funktioniert problemlos. Die Solarstation hat eine grosse Ausstrahlungskraft
mit grosser Medienwirksamkeit.
29
6 Kunden und Produkte
6.1 Öffentlicher Transport mit Elektrobooten
Wie im Kapitel 2.2 beschrieben, erhöht sich der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel während
der Hauptverkehrszeit auf 71% aller Verkehrsteilnehmer und der durchschnittliche Zeitbedarf
für die gleiche Strecke ist doppelt so hoch. Während den Hauptverkehrszeiten sind die Strassen
in Valdivia völlig überlastet. Am stärksten betroffen sind die zwei wichtigsten Brücken der Stadt,
die Brücke Pedro de Valdivia und die Brücke Calle Calle. Das Pilotprojekt hatte zum Ziel, mit den
Elektrobooten den öffentlichen Transport zu verbessern und die beiden Brücken zu entlasten.
Dabei wurden die Elektroboote von den drei folgenden Zielgruppen genutzt:
Studierende: Die Studenten der Universität Austral konnten unweit von ihren Unterrichts-
räumen an den Barrio Flotante gelangen und damit den Fluss bis in das Zentrum überque-
ren. Diese Route wurde vom Montag bis Samstag von 8:00h bis 20:00h angeboten. Die
Auslastung auf dieser Route war hoch (ca. 50%).
Lokale Bevölkerung: Die lokale Bevölkerung hat hauptsächlich die Flusskreuzung von der
Anlagestelle Schuster bis zur Van de Maele in Anspruch genommen. Um das Pilotprojekt
kennenzulernen, wurde auch die Route Norte mit dem Elektroboot häufig genutzt.
Touristen: In den chilenischen Sommermonaten Dezember bis Februar ist Valdivia ein be-
liebtes Ferienziel für nationale und internationale Gäste. Während dieser Monate wurden die
Elektroboote als zusätzliche Attraktion in Valdivia gerne genutzt.
6.2 Nachhaltige Mobilität im Tourismus
Die Firma Kunstmann hat neben dem Rundgang in der Brauerei eine Rundfahrt im Elektroboot
für die Besucher angeboten, um die touristischen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten in der
Flusslandschaft von Valdivia zu besichtigen. Der im Oktober 2012 mit der Brauerei abgeschlos-
sene Vertrag mit der Firma Kunstmann erwies sich als Glücksfall für das Pilotprojekt. Die Elekt-
roboote konnten in ein bereits vorhandenes Tourismusprodukt integriert werden. Damit konnte
sich die Unternehmung gegenüber anderen Akteuren differenzieren und sich als nachhaltige
Firma positionieren. Mit den damit verbundenen Erträgen von rund 50‘000 CHF konnten einer-
seits das dritte Elektroboot fertiggestellt und andererseits das Streckennetz erweitert werden.
Damit konnten die anfallenden operativen Kosten für das Pilotprojekt teilweise gedeckt werden.
30
6.3 Kundenzufriedenheit
Um die Qualität des Produktes zu verbessern, wurde eine Umfrage mit 99 Fahrgästen durchge-
führt. Im Folgenden werden die Ergebnisse zusammenfassend dargestellt.
Die Fahrgäste waren mit den Elektrobooten sehr zufrieden: Über 90% der Studenten,
Einwohner und Touristen waren mit dem Projekt Los Solares zufrieden bis sehr zufrieden
(Abbildung 12). In der Umfrage wurde deutlich, dass die Einwohner Valdivias den Fluss-
transport als attraktive Alternative zu den aktuellen öffentlichen Transportmitteln betrach-
ten.
Abbildung 12: Zufriedenheit der Fahrgäste mit den Elektrobooten
Kürzere Verkehrswege, Umweltschutz und Image als Gründe für die Solarboote
und die Solarstation: Nach Einschätzung der Befragten ist das Pilotprojekt eine Bereiche-
rung zu den bestehenden touristischen Transportmitteln (zahlreiche Schifffahrtsgesellschaf-
ten bieten touristische Rundfahrten auf dem Calle Calle Fluss an, jedoch mit veralteter Tech-
nologie und auf der Basis von fossilen Energieträgern). 40% der Befragten sehen den gröss-
ten Vorteil darin, dass die Elektroboote die Verkehrswege verkürzen (Abbildung 13). Dies ist
ein wichtiger Vorteil des Flusstransportes gegenüber dem herkömmlichen Transport auf den
Strassen. Interessanterweise haben rund 40% der Befragten angegeben, dass sie die Elekt-
roboote für ihren Arbeitsweg nutzen. Das umweltfreundliche Fluss – Verkehrsnetz trägt zu
einem besseren Image und Reputation von Valdivia bei, meinen mehr als die Hälfte der Be-
fragten.
Abbildung 13: Gründe für die Nutzung der Solarboote
31
Sicherheit, Geschwindigkeit und Komfort der Elektroboote werden als gut bis sehr
gut bezeichnet: Die Rückmeldungen der Kunden zeigen, dass die Erwartungen der Elekt-
roboote erfüllt wurden. Sie waren überrascht von der Geschwindigkeit, Lautlosigkeit und
Komfort der Elektroboote. Die Kunden haben das Design der Elektroboote, das Fahrgefühl
und die Sitzgelegenheiten (längliche Sitzbank) gelobt.
Grosse Begeisterung für den Barrio Flotante: Die Gäste waren begeistert von den Elekt-
robooten und vor allem von der Solarstation (Abbildung 14).
Abbildung 14: Zufriedenheit der Fahrgäste mit der Solarstation
Die Umfragen haben folgendes Verbesserungspotenzial aufgezeigt:
Abfahrtszeiten nicht klar geregelt: Verbesserungsvorschläge betrafen häufig die Unklar-
heit der Abfahrtszeiten. Es wurde bemängelt, dass diese nicht immer klar geregelt waren
und manchmal nicht eingehalten wurden.
Streckennetz mit öffentlichen Anlagestellen sollte erweitert werden: Nach Meinung
der Einwohner Valdivias sollte das Streckennetz ausgebaut werden. Dies überrascht nicht, da
nur sehr wenige öffentliche Anlagestellen in Valdivia funktionsfähig sind. Die Mehrheit der
Anlagestellen liegt in privaten Händen.
Preise dürfen nicht zu stark erhöht werden: Etwas mehr als die Hälfte aller Befragten
sind mit den momentanen Fahrtpreisen zufrieden, fast ebenso viele plädieren für einen
deutlich geringeren Fahrtpreis und nur vereinzelte Passagiere wären bereit einen höheren
Fahrtpreis zu bezahlen.
32
6.4 Fazit
Es braucht weitere öffentliche Anlagestellen, um das öffentliche Transportsystem
zu entlasten: Um ein effizientes und umweltfreundliches öffentliches Transportsystem mit
Elektrobooten in Valdivia weiter aufzubauen, sind in erster Linie weitere öffentliche Anlage-
stellen zu bauen. Mit den vorhandenen öffentlichen Anlagestellen kann der öffentliche Ver-
kehr nicht entlastet werden. Bei den Wahlen Ende November 2012 wurde ein neuer Bür-
germeister gewählt, der sich für das Pilotprojekt engagiert. Sieben neue öffentliche Anlage-
stellen sollen in den nächsten Monaten gebaut werden. Die Finanzierung ist mit öffentlichen
Mitteln gesichert.
Dienstleistungen und Service rund um die Solarstation und Elektroboote sind ver-
besserungsfähig: Damit die Elektroboote mit den herkömmlichen Transportmitteln konkur-
renzieren können, sind die Fahrpläne, Abfahrtszeiten sowie die Serviceleistungen zu verbes-
sern.
Routen sind auf die Kundensegmente abzustimmen: Jede Route muss auf ihre Ziel-
gruppe ausgerichtet sein. Für die lokale Bevölkerung und die Studenten sind der Preis sowie
verkürzte Fahrtwege die Hauptargumente. Für die Touristen müssen weitere touristische At-
traktionen erschlossen werden können. Beispielsweise könnten Flussrundfahrten, Zugänge
zu Museen oder Parks und Erholungssräume erschlossen werden. Die Nutzung der Solarboo-
te durch die lokale Bevölkerung für Freizeitsausflüge wie beispielsweise zu Parks oder Natur-
räume ist zu prüfen.
Zufriedene Gäste: Es zeigte sich deutlich, dass die Kunden trotz limitiertem Streckennetz
generell sehr zufrieden sind. Dies ist wohl auch mit einem gewissen Sympathiebonus des Pi-
lotprojekts zu erklären. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass diejenigen Gäste, die
am Projekt teilgenommen haben, der Elektromobilitat gegenüber positiv gestimmt sind.
Elektroboote und Solarstation als integrales Tourismusprodukt: Um das Projekt finan-
ziell abzusichern, sind die Elektroboote in ein bereits vorhandenes Produkt einer Unterneh-
mung zu integrieren. Dieses kann sich damit auf dem Markt als nachhaltiges Unternehmen
positionieren.
Qualitätssicherung: Es ist wichtig, dass alle Mitarbeiter für eine einheitliche Qualität des
Produktes einstehen. Dies betrifft das Auftreten der Crew an Bord der Los Solares und in der
Solarstation (Kleidung), die Verhaltensgrundsätze, die Sauberkeit und die Einhaltung der Si-
cherheitsvorschriften. Es ist wichtig die Mitarbeiter regelmässig zu schulen und zu kontrollie-
ren.
33
7 Forschung und Entwicklung, Ausbildung
7.1 Ziele und Resultate
In Zusammenarbeit mit der Universität Austral war vorgesehen, das Pilotprojekt als „Laboratori-
um“ für die Entwicklung von aktuellen Themen in den Bereichen erneuerbare Energien, Ener-
gieeffizienz, Energiespeicherung und Antriebsturbinen für Elektroboote zu nutzen. Zusätzlich
sollten Partnerschaften mit Akteuren aus der Elektromobilitätsbranche aufgebaut werden. Dies
konnte umgesetzt werden. Das Institut „Austral Incuba“ der Universität Austral de Chile baut
ein Kompetenzzentrum für „Nachhaltigen Wassertransport“ auf. Eine erste Zusammenarbeit
zwischen der bayrischen Fachhochschule München und der Universität Austral wurde initiiert.
Die Leitung hat auf deutscher Seite Prof. Dr.-Ing. Hartmut Pietsch und auf chilenischer Seite Dr.
Phy Alejandro Perez Ponce.
Um den Betrieb des Pilotprojektes sicherzustellen, hat der Elektrobootanbieter Alwoplast eine
eigene Crew aufgebaut. Sie ist für den Betrieb der Solarstation und der Elektroboote verant-
wortlich. Die Bootsführer sind langjährige Mitarbeiter, in Valdivia aufgewachsen und haben das
technische Know-how für den Unterhalt der Anlagen. Die Solarstation wurde von der Firma B+C
Arquitectos Asociados in Betrieb genommen. Sie waren nicht nur für die Planung und den Bau
der Solarstation verantwortlich, sondern haben auch im Laufe des Projektes die Verantwortung
vom Cafeteriabetrieb auf der Solarstation übernommen.
Alwoplast ist als innovative Firma bekannt und hat die Solarboote ständig weiterentwickelt. Das
Boot Solar lll wurde so entwickelt, dass es den europäischen Transportnormen entspricht und
für Taucher ein für Ein-und Ausstieg optimiertes Heck bietet.
7.2 Fazit
Breites, lokales Wissen im Bereich der Solarboote bei Alwoplast vorhanden: Alwo-
plast ist eine gut verankerte lokale Firma, die für den internationalen Markt produziert. Sie
haben ihre eigenen Leute für den Betrieb des Pilotprojektes ausgebildet und auch die eige-
nen Leute für die Crew zusammengestellt.
Gute Zusammenarbeit zwischen langjährigen Partnern: Im Laufe des Projektes hat
Alwoplast nicht nur die Verantwortung über die Solarboote übernommen, sondern auch der
Betrieb der Solarstation gemeinsam mit der Firma B+C Arquitectos Asociados. Beide Akteure
kennen sich seit vielen Jahren und pflegen freundschaftliche Beziehungen.
34
Der Aufbau der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Universitäten benö-
tigt viel Zeit: In Chile arbeiten die Universitäten noch nicht sehr eng mit den privaten Un-
ternehmungen zusammen. Es bestehen wenig Erfahrung und viele Vorbehalte. Der Aufbau
von neuen Formen der Zusammenarbeit benötigt Zeit. Die bürokratischen Hürden bei der
Universität Austral sind hoch. Mit dem Direktorium wurden mehrere Sitzungen durchge-
führt, die schlussendlich zu keinen konkreten Ergebnissen geführt haben.
35
8 Finanzen
8.1 Finanzierung der Pilotphase
In diesem Kapitel werden die Einnahmen und Ausgaben in der Pilotphase beschrieben (Stand
Juli 2013). Bei den Ausgaben bestehen noch einige Unsicherheiten. Die Investitionen von Alwo-
plast sowie der Personalaufwand der TFS SpA waren erheblich: Zahlreiche Personalleistungen
wurden als Eigenleistungen erbracht. Die folgenden Zahlen entsprechen Schätzungen.
Einnahmen
Die Relevanz der drei zentralen Einnahmequellen entspricht der nachfolgenden Reihenfolge.
Ticketverkauf: Die Tickets zur Flussüberquerung (Route Cruce Van de Maele / Schuster)
und die Route Norte kosten 500 Chilenische Pesos bzw. 1000 Chilenische Pesos. Die durch-
schnittliche Auslastung der E-Boote betrug ca. 50%. Insgesamt konnten täglich ca. 200‘000
Pesos (ca. 400 CHF) Einnahmen erwirtschaftet werden. Monatlich betrugen die Einnahmen
über den Ticketverkauf ca. 5 Millionen Chilenische Pesos (10.000 CHF).
Mieterträge Kunstmann: Mit der Firma Kunstmann hat TFS SpA einen Vertrag bis Ende
2013 abgeschlossen. Monatlich können damit 3 Mio Pesos (6000 CHF) eingenommen wer-
den.
Mieterträge Barrio Flotante: Die Einnahmen aus der Vermietung der Cafeteria im Barrio
Flotante betragen momentan 300‘000 Pesos (600 CHF) pro Monat.
Für das Pilotprojekt konnten monatlich insgesamt 16‘600 CHF Erträge generiert werden. Dies
entspricht für die Projektdauer von 5 Monaten ca. 83‘000 CHF.
Einnahmen (in CHF)
Ticketverkauf 50‘000
Mietertrag Kunstmann 30‘000
Mietertrag Barrio Flotante 3‘000
Total 83´000
Tabelle 5: Einnahmen im Pilotprojekt (5 Monate)
36
Ausgaben
In der nachfolgenden Tabelle sind die Betriebskosten für Los Solares dargestellt. Der grösste
Betrag entstand bei der Installation des Barrio Flotante. Die Kosten von 50‘000 CHF beinhalten
auch den Transport von der Werft von Alwoplast zur Anlagestelle Van de Maele. Instandhaltung
und Leasing des Barrio Flotante kosteten 35‘000 CHF. Die Crew der Elektroboote bewirkte Per-
sonalkosten von 30‘000 CHF. Ingesamt wären die Personalkosten höher, denn die Arbeit der
Mitarbeitenden der TFS SpA wurde nicht verrechnet. Das Marketing hat 12 Mio Pesos (24‘000
CHF) gekostet. Die Elektroboote wurden gratis zur Verfügung gestellt.
Insgesamt sind für das Projekt so Betriebskosten von 139‘000 CHF entstanden. Die von der Trä-
gerschaft investierten Eigenleistungen sind in dieser Rechnung nicht enthalten. Ebenfalls nicht
enthalten sind die Investitionskosten für die Elektroboote sowie für den Barrio Flotante (ca. 1
Mio. CHF). Diese wurden von Alwoplast gratis zur Verfügung gestellt. Alle Akteure haben ihren
Beitrag zum Gelingen des Projektes geleistet. Die Finanzen waren für die meisten Akteure se-
kundär. Schätzungsweise sind insgesamt 200 Arbeitstage an Eigenleistungen eingebracht wor-
den. Für die Weiterführung des Projektes sind die Träger nicht mehr fähig und willens, in derart
hohem Ausmass Eigenleistungen einzubringen. Dies gilt vor allem für die Unternehmung Alwo-
plast.
Ausgaben (in CHF)
Personalkosten Crew Elektroboote 30‘000
Barrio Flotante - Installation 50‘000
Barrio Flotante – Instandhaltung 25‘000
Barrio Flotante – Leasing 10‘000
Marketing 24‘000
Total 139‘000
Tabelle 6: Ausgaben für das Pilotprojekt während 5 Monaten
Verlust
TFS SpA weist derzeit einen Verlust von rund 56’000 CHF aus. Bei einer Vollkostenrechnung und
ohne Sponsoring kann das Projekt mit dem vorgeschlagenen Geschäftsmodell nicht wirtschaft-
lich betrieben werden.
37
8.2 Fazit
Hohe Investitionen der Firma Alwoplast: Die Firma Alwoplast hat für den Bau der Elekt-
roboote ca. 200‘000 CHF investiert (ohne Solar lll), für die Entwicklung und Implementie-
rung des Barrio Flotante ca. 800‘000 CHF. Diese Investitionen wurden von der Firma selbst-
ständig getragen mit dem Ziel, ihre Pordukte auf dem Markt zeigen zu können.
Rentabilität mit heutigem Geschäftsmodell nicht gesichert: Entweder muss der Anteil
der Einnahmen aus dem Ticketverkauf und der Vermietung der Räumlichkeiten des Barrio
Flotante massiv erhöht werden, oder es braucht finanzielle Unterstützung von privaten Un-
ternehmungen und/oder dem öffentlichen Sektor. Ohne Zusatzeinnahmen können die ope-
rativen Kosten nicht gedeckt werden.
Einbezug von privaten Unternehmungen für das Sponsoring ist schwierig: Trotz
grossem Medienecho sowie der Pionierrolle des Projektes konnten auch nach intensiven und
zahlreichen Verhandlungen mit privaten Unternehmungen, bis Ende des Pilotprojektes keine
Verträge mit Sponsoren abgeschlossen werden. Das Umweltsponsoring hat in Chile noch
nicht denselben Stellenwert wie in anderen Ländern.
Integration in ein bestehendes (Tourismus-) Produkt: Die in Chile weit bekannte Braue-
rei Kunstmann hat mit dem Kauf des Bootes Solar III das Projekt finanziell stark gestützt. Sie
haben bisher positive Erfahrungen mit dem Einbezug der Elektroboote in ihr Tourismuspro-
dukt gemacht. Die Route lässt sich gut vermarkten, die Fahrten sind ausgebucht und die
Firma kann sich gegenüber den Konkurrenten als nachhaltige Unternehmung positionieren.
Erschliessung von finanziellen Mittel der chilenischen Regierung: Der Flusstransport
zählt in Chile bislang nicht als öffentliches Transportmittel. Um eine Subvention zu beantra-
gen, müssen daher vorab etliche Hürden genommen und vor allem gesetzliche Anpassun-
gen umgesetzt werden. Dies ist in Chile ein langwieriges, zeitintensives Vorhaben.
38
9 Kommunikation und Marketing
9.1 Massnahmen und Resultate
Die Vermarktung des Pilotprojektes wurde von der Firma Portable Diseño, der TFS SpA und von
Vision Valdivia übernommen. Im Folgenden wird eine Übersicht der zentralen Massnahmen ge-
zeigt.
Homepage (www.solaresdevaldivia.cl): Die Homepage ist der zentrale Kommunikationska-
nal für Gäste und Nutzer.
Events: Valdivia beherbergt mehrere gut besuchte Festivals. So zum Beispiel das internatio-
nale Filmfestival (jeweils Ende Oktober) und die Noche Valdiviana (jeweils Ende Januar). An
beiden Events waren die Solares I und II im Einsatz und standen den Gästen und Veranstal-
tern zur Verfügung.
Faltblatt: Insgesamt wurden 5'000 Flyers in spanischer Sprache produziert und verteilt. Auf
dem Flyer wurden u.a. der Barrio Flotante beschrieben und die Solares beworben.
Kommunikationskanal: TFS SpA hat gemeinsam mit den Partnern das Projekt über unter-
schiedliche Kanäle vermarktet. Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte zusammengefasst:
55% Prozent der Nutzer wurden durch die Print Medien, Radio und Fernsehen auf Los
Solares aufmerksam.
Rund 15% Prozent haben Los Solares im Internet entdeckt.
Die direkte Vermarktung über die Hoteliers in Valdivia war ein weiterer Kanal. Rund 5%
Prozent der Gäste sind über diesen Kanal auf Los Solares aufmerksam geworden. Die
Mund zu Mund Propaganda ist mit knapp 10 Prozent relativ hoch.
Die Kosten für die 5'000 Flyer waren hoch. Mit nur 3 Prozent schneidet dieser Kanal we-
sentlich weniger gut ab als angenommen.
Die Internetauftritte Dritter (vor allem Kunstmann) hat 12 Prozent der Gäste nach Valdi-
via gelockt.
Videos: Die Produktionsfirma Infinito hat unter der Leitung von Portable Diseño drei Kurz-
filme für die Social Media Kampagne gedreht. In den jeweils drei minütigen Filmen, die
hauptsächlich an Studenten gerichtet wurden, sind Studenten und Los Solares die Protago-
nisten. Sie sind auch über das Videoportal Youtube verfügbar. Die Filme zeigen die Vorteile
der Elektroboote in Valdivia und berücksichtigen die kulturellen Eigenheiten der Chilenen.
Über die Zusammenarbeit mit der Brauerei Kunstmann kann die lokale Bevölkerung sehr gut
angesprochen werden. Die produzierten Filme wurden per Socialmedia Kampagnen an die
Studenten weitergeleitet – dies ist bei den Studenten auf positives Echo gestossen.
Film 1: http://www.youtube.com/watch?v=DnJjTvDtVP4&feature=plcp
39
Film 2: http://www.youtube.com/watch?v=dvH9ZLhvs58&feature=plcp
Film 3: http://www.youtube.com/watch?v=aisLNb2b5jU
Film 4: http://www.youtube.com/watch?v=HHgHW-an9JU&feature=player_embedded
Öffentliche Vorträge: Vor, während und nach der Durchführung des Pilotprojektes Los
Solares hat das Projektteam – allen voran Alex Wopper, Los Solares an verschiedenen Orten
Chiles mit Vorträgen an Universitäten vorgestellt.
Pressespiegel: Los Solares ist regional und national auf ein grosses Medienecho gestossen
(siehe Abbildung 15). Im Folgenden ist eine Auswahl der wichtigsten Medien-, Presse- und
Magazinberichte, Filmdokumente und Radioaufnahmen aufgelistet.
Abbildung 15: Pressespiegel Los Solares
Im Folgenden sind ein paar Beispiele dargestellt.
Erscheinungsmonat Medium Titel
Januar 2013 soyValdivia.cl Mañana se instalara el Barrio Flotante en Valdivia
Januar 2013 Diario Austral Hoy sera instalado esperado Barrio Flotante en Valdivia
Januar 2013 Radio Bio Bio Municipio valora instalacion de Barrio flotante en emblematico rio de la ciudad
Januar 2013 Diario Austral Barrio Flotante autosustentable ya es una realidad en la costanera Cultural
Januar 2013 Diario cultural El Barrio flotante de Valdivia
Januar 2013 MAC Valdivia El Museo y el Barrio Flotante
Januar 2013 El Naveghable Barrio Flotante en Valdivia ya esta en marcha
Januar 2013 Soy Valdivia Ministro Longueira conocio Barrio Flotante en Valdivia
Januar 2013 MEGA Noticias Barrio flotante se convierte en la gran atracion turistica de Valdivia
Januar 2013 INetChile Ciudadela flotante se instalo en la costanera
Januar 2013 Diario Austral Photos en Los sociales
Januar 2013 Diario Austral Serie de fotos del Barrio Flotante y Los Solares
Januar 2013 El Mercurio Barrio flotante y taxis fluviales impulsan turismo en río Calle-Calle.
Februar 2013 Diario Austral Con cuatro nuevos muelles potencian actividad fluvial.
Februar 2013Gobierno Regional de Region
de los RiosIntendente Azurmendi visito megaproyecto turistico en el Calle Calle
Februar 2013 Radio Bio Bio Nuevos taxis fluviales funcionaran en Valdivia
Februar 2013 Diario Austral Alcalde Sabat conocio y destaco bondades del Barrio Flotante
Februar 2013 Diario Austral Asociatividad publica privada busca convertir rios locales en una gran avenida
März 2013 Presse Event
März 2013 Revista NOSÚnico en Latinoamérica, el proyecto barrio flotante y sus embarcaciones solares
autosustentables
April 2013 El Diario FinancieroNovedosas naves solares buscan mejorar calidad de vida de las personas por
medio de tecnologías de última generación.
April 2013 el Diario AustralLos taxis fluviales y su estacion son una alternativa de esparcimiento en el rio de
Valdivia
April 2013 SoyChile.clEl miércoles se colocará la primera piedra del muelle flotante Los Castaños en
Valdivia
April 2013 El MercurioPese a trabas burocraticos sigue adelante emblematico proyecto de transporte
fluvial
April 2013 el Diario Austral Municipalidad de Valdivia y Subdere construirán 6 terminales
April 2013 el Diario Austral Taxis fluviales: un sueño que comienza su viaje
Mai 2013 El Diario Austral Orquestra de Valdivia visitó TFS
Juni 2013
La Revista Vivienda y
Decoración (V y D) del El
Mercurio
Café sobre el Río
August 2013 Diario La Tercera Michelle Bachelet visitó Barrio Flotante en Valdivia
August 2013 Diario La Tercera Valdivia prepara red de transporte público en aguas del río Calle
September 2013 El Mercurio Piñera inaugura el primer embarcadero para el transporte fluvial de Valdivia
September 2013 www.plataformaurbana.cl Piñera inaugura el primer embarcadero para el transporte fluvial de Valdivia
40
Abbildung 16: Cámara Chileno-Alemana de Comercio e Industria .de Diciembre / 2012
Abbildung 17: Diario Austral de Valdivia, sábado 23 de febrero 2013
9.2 Innovationspreis SOFOFA
Der Barrio Flotante und Los Solares erhalten am 10.Juli 2012 den begehrten Innovationspreis der
Vereinigung SOFOFA den Alex Wopper an diesem Tag in Santiago entgegen nimmt. Der Inno-
vationspreis der SOFOFA steht in Chile für eine bedeutende industrielle Entwicklung,
eine innovative Initiative die bedeutenden technischen Fortschritt aufweist. Der Preis
wird seit 2002 jedes Jahr Ende Oktober in einer feierlichen Zeremonie im Jahresab-
schluss Abendessen der Vereinigung überreicht.
41
9.3 Fazit
Die Schlussfolgerungen zum Modul Marketing und Kommunikation sind:
ProfessionelleDirektvermarktung intensivieren: Die Elektroboote waren über die Route
Van de Maele / Schuster sehr gut ersichtlich. An der Hauptanlegestelle im Zentrum Valdivias
(Muelle Schuster) kann die Direktvermarktung noch verbessert werden. Die Anlegestellen
könnten als Werbeflächen noch gezielter genutzt werden. Wichtig ist die Weiterentwicklung
der Studentenroute, die der Erschliessung der vier Universitäten dient. Um die Jugendlichen
und Studenten noch stärker anzusprechen, koennen die Social Media Kampagnen verstärkt
werden.
Flyer und Faltblätter weniger erfolgreich: Es hat sich gezeigt, dass Flyer und Faltblätter
nicht den gewünschten Werbeeffekt erzielt haben. Allenfalls können diese teilweise durch
neue Medien, wie beispielsweise Facebook, ersetzt werden. In Hotels und an touristischen
Attraktionen sollten die Flyer immer aufgelegt werden.
Medienpartnerschaft eingehen: Der Aufwand für die Betreuung der Medienleute ist ge-
nerell hoch. Los Solares sollte versuchen, lokal, regional und international mit einem oder
mehreren Medienpartnern zusammenzuarbeiten.
42
10 Ausblick Los Solares 2014
Die TFS SpA hat sich trotz den finanziellen Schwierigkeiten in Valdivia gut positioniert. Gemäss
den aktuellen Angaben soll Los Solares im Jahr 2014 weitergeführt werden. Generell sind fol-
gende Neuerungen geplant:
Herausforderung 1: Erweiterung des Streckennetzes mit öffentlichen Anlagestellen: Mit
dem Kommittent der öffentlichen Hand zur Finanzierung von weiteren öffentlichen Anlagestel-
len ist ein wichtiger Schritt erfolgt. Die Zusammenarbeit zwischen TFS SpA, der Gemeinde Valdi-
vias und den zuständigen Genehmigungsbehörden ist zu intensivieren, um so rasch als möglich
die weiteren Anlagestellen zu realisieren.
Herausforderung 2: Interessenskonflikte zwischen den Partnern: TFS SpA muss die Rollen
und Aufgaben der Akteure klar definieren, damit keine Doppelspurigkeiten entstehen und die
Erwartungen der unterschiedlichen (wichtigen) Partner erfüllt werden können. Entscheidend
sind auch schriftliche Vereinbarungen, damit die Investitionssicherheit gewährleistet wird.
Herausforderung 3: Rentabilität über öffentliche Beiträge sichern: Ohne finanzielle Unter-
stützung der öffentlichen Hand wird TFS SpA die Rentabilität des Projektes nicht garantieren
können. Dies ist die grösste Herausforderung des Projektes. Bisher wurden die Restbeträge von
Alwoplast übernommen.
Herausforderung 4: Qualität sollte verbessert werden. Los Solares war in den Medien stark
präsent. Das Projekt ist regional, national und international auf grosses Interesse gestossen. Die
Kunden waren mit dem Projekt sehr zufrieden. Es war ein Pilotprojekt, Fehler oder Schwierigkei-
ten wurden in dieser Phase von den Kunden akzeptiert. Im Folgeprojekt muss die Qualität er-
höht werden.
Herausforderung 5: Neuheitswert fehlt bei TFS SpA 2014. Die Vorreiterrolle bzw. der Neu-
heitswert entfällt für das Jahr 2014. Bereits werden ähnliche Projekte in anderen Regionen der
Welt umgesetzt. Die Kombination Elektroboote, Solarstation und Anlagestellen ist interessant
und könnte vor allem im Ausland auf Interesse stossen.