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F ESTSCHRIFT ZUM 23. SEPTEMBER 1999 1 O J AHRE P ETER -L ENNÉ -S CHULE 2O JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT - GARTENBAUTRADITION SEIT 1903 -

FESTSCHRIFT - Peter-Lenné-Schule · 2012. 2. 24. · 20 Jahre Oberstufenzentrum Agrarwirtschaft und 10 Jahre Peter-Lenné-Schule ... der vorliegenden Festschrift beschrieben werden

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FE S T S C H R I F T

ZUM 23. SEPTEMBER 1999

1 O J A H R E P E T E R - L E N N É - S C H U L E

2O JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

- GARTENBAUTRADITION SEIT 1903 -

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I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Grußwort des Schulrats Peter Schepp 5 Vorab bemerkt Rainer Leimgruber 6 Eine wechselvolle Geschichte Jutta Dikau 7

Ein Blick in die Vergangenheit der Peter-Lenné-Schule Horst Günter Kusber 9 Einmal Weißensee und zurück Wolfgang Nielbock 11 Der erste Jahrgang mit „Peter Lenné“ Absolventen der Staatlichen Fachschule 13 Die Mitarbeiter der ersten OSZ-Stunde 15

Kaizen oder die permanente Qualitätssicherung ... Werner König 17 Fachwerker im Gartenbau Kornelia Eckmann, Regina Kayser, Heidrun Weigel 19 Floristik am OSZ Agrarwirtschaft Jutta Peistrup 21 Mitmachen kann nicht jeder Andrea Wagenblast 23 MDQM Claire-Regina Range, Ariane Senneke 25 Mit Helm und Kettensäge Arnold Abt 27 Von der Mücke bis zum Elefanten Diether Zscheile 29 Versuchskaninchen – muß das sein? Detlef Schramm 31 „Auf Wiedersehen, Schule!“ Barbara Herrmann 32 Berufe mit Pferdeverstand Gerhard Schröter, Detlef Schramm 33 You are welcome – European treeworker Helmut Warkentin 35 Baumpflegefortbildung in Großbeeren und Berlin Cornelius Baudisch 36 Counterpart – was ist das ? Bernd Wittchen 37 Die Mitarbeiter des OSZ heute 39

Aus dem Stall ins Museum Manfred Bombach, Martin Rammensee 41 Gänse küsst man nicht! Detlef Schramm 43 Wer sät, darf auch verkaufen Dorothea Prove 45 Lennés Ranch Anja Lemmel 46 Wer zerlegt Felco ? Astrid Fleischhauer, Meike Poets 47 Fast wie im richtigen Leben Udo Kahlert 49 Zum Lernen unterwegs Walter Junker 51 Kirschen in Nachbars Garten Ralf Heldmann 52 Peter Lenné trifft Leonardo da Vinci Klaus Noffke 53 Lan-Wan – Größenwahn Wolfgang Roos-Raab 55 Drei Jahre deutsch-polnische Begegnungen Walter Junker 57 Internet Homepage Thomas Rudolph 58 Vom Schüleraustausch zum Partnerschaftsvertrag Marc Oberheiden 59 Visitez l´Alsace! Margot Stommel 61 Freundliche Winke Erika Weidl 64 Grüne Tage an der Peter-Lenné-Schule 67 Brücken ins Umland Peter Herling 69 Auch wir wollen gratulieren! Karl Heinz Velten 70 10 Jahre Freunde und Förderer der Peter-Lenné-Schule Udo Kahlert 71 Vereinigung Gartenbauschule Berlin e. V. Arnold D. Ulken 73 Presseberichte 75

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Grußworte des Schulrats

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen,

20 Jahre Oberstufenzentrum Agrarwirtschaft und 10 Jahre Peter-Lenné-Schule - ein Anlass für

herzliche Glückwünsche sowie Dank und Anerkennung an die Kolleginnen und Kollegen für die ge-leistete fachliche Arbeit und das pädagogische Wirken zum Wohle der Schülerinnen und Schüler.

Seit 1995 obliegt mir die Betreuung der Peter-Lenné-Schule, was angesichts von zwei Jahrzehnten

nur einen kleinen Zeitabschnitt umfasst. Dabei ist es uns in enger Zusammenarbeit mit dem Landes-schulamt gelungen, das fachliche und pädagogische Profil dieser Schule zu sichern und zu schärfen.

Vor allem aber konnte die Vielfalt der Bildungsgänge und die große Anzahl von wertvollen Akti-

vitäten des Kollegiums sowie die Leistungen der Schülerinnen und Schüler stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Damit verbunden ist eine breit gefächerte ausdrückliche Anerkennung unserer gemeinsamen Arbeit sowohl im schulfachlichen Bereich als auch bei den dualen Partnern, die uns dankenswerterweise entsprechend unterstützen.

An der Peter-Lenné-Schule werden 12 Bildungsgänge mit 23 Stundentafeln unterrichtet. Darüber

hinaus engagieren sich die Kolleginnen und Kollegen in vielfältigen Projekten, von denen einige in der vorliegenden Festschrift beschrieben werden.

Die langjährige Zusammenarbeit mit dem Lyceé du Pflixbourg in Wintzenheim mündete in diesem

Jahr in eine feste Partnerschaft. Unsere Schule ist weiterhin an dem European Treeworker Programm beteiligt, pflegt einen regen Praktikantenaustausch mit dem Ausland und kooperiert im Hinblick auf das Potsdam-Projekt sowohl mit unserer französischen Partnerschule als auch mit der Zespol Skol Ekonomicznych w Leknie. Des weiteren werden wir uns an einem entstehenden Netzwerk europäi-scher Städte beteiligen. Damit hat unsere Schule hinsichtlich der "Europäischen Dimension" bereits entscheidende Schritte vollzogen.

In Umbruchzeiten und an der Schwelle des neuen Jahrtausends werden ständig Innovationen an-

gemahnt. Innovationen sind jedoch kein Selbstzweck, sondern können nur aufbauend auf soliden Grundstrukturen und einem hohen Maß an Fachlichkeit und pädagogischer Kompetenz ihre positive Wirkung entfalten.

Die Peter-Lenné-Schule hat von innen heraus genau dieses geleistet und leistet es ständig - darauf

können wir alle gemeinsam auch etwas stolz sein. Ich wünsche unseren Schülerinnen und Schülern sowie unseren Kolleginnen und Kollegen alles

erdenklich Gute. Mit herzlichen Grüßen und Dank Peter Schepp

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V O R A B B E M E R K T von Rainer Leimgruber

20 Jahre Oberstufenzentrum Agrarwirtschaft - ein Grund zum Feiern? Warum nicht warten auf das 25jährige Bestehen? Muss das jetzt sein? Aber ja. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der sich nicht an seine eigene Schulzeit erinnert. Und es gibt wohl kaum jemanden, der dabei zuerst an ausgefeilte Rahmenpläne oder perfekte Medienausstattung denkt. Vielmehr fallen uns Menschen ein, die unser schulisches und auch unser weiteres Leben gefördert haben. Dieses in der Fülle schulischen Lebens oft untergehende Engagement aufzuzeigen, aus dem Schulalltag hervorzuheben und für viele andere sichtbar zu machen, ist das Anliegen. Gartenbautradition prägt diese Schule seit fast 100 Jahren, zeitweise begleitet von Hauswirtschaft und Baugewerbe. Aber auch die Beschränkung auf die „reine Lehre“ und zwei Dekaden macht es unmöglich, das pädagogische, das fachliche und menschliche Wirken gerecht zu beschreiben und umfassend zu würdigen. So kann und will diese Schrift das bisherige Schaffen nur punktuell und mehr mit Bezug auf das Ist abbilden. Deutlich wird zumindest der Facettenreichtum des Berufsfeldes. Und immer wieder Natur, Ästhetik, Kreativität, anschaulich und anregend im Jahreszeitenwechsel, erfahrbar Tag um Tag für Lehrer und Schüler. Wer immer von Außen unsere Schule besucht, kann diese besondere Atmosphäre spüren. Das Schulgelände lebt, Farben, Formen, Düfte und Geräusche begleiten uns übers Jahr. Der Dialog mit Pflanzen und Tieren kann die Seele dessen, der will, baumeln lassen. Dafür sorgen neben den Fachlehrern für Fachpraxis mit ihren Schülern vor allem vier Gärtner-Kolleginnen und -Kollegen, auch am Wochenende. Welches andere OSZ bietet sonst eine solch überregionale Ausbildungsplattform? Berufsschüler aus Rostock und Dresden, Studierende aus dem Rheinischen und aus Süddeutschland, Counterparts von Jamaika bis zu den Philippinen: Das OSZ Agrarwirtschaft ist nicht nur für den gartenbaulichen Berufsstand eine hervorgehobene Adresse. Diese Vielfalt ist auch für das Kollegium eine besondere Herausforderung. Trotz jahrelanger Unterausstattung und Nichtbesetzung von Stellen, trotz zunehmendem Verschleiß und Pflegereduzierung, trotz Ausdünnung des nichtpädagogischen Personals und angesichts immer weniger motivierter Schüler hat es sich diesen Aufgaben mit Zuversicht gestellt, erforderliche Änderungen kraftvoll umgesetzt und für künftige Entwicklungen Weichen gestellt. Und das verdient wohl ein bisschen Anerkennung - jetzt wie auch mindestens für die vergangenen 20 Jahre. P. S. Persönlich möchte ich all denen danken, die mit ihren Beiträgen diese Schrift gestaltet haben, dem Verein der Freunde und Förderer der Peter-Lenné-Schule e. V. für seine finanzielle Unterstützung sowie meinem Kollegen Detlef Schramm, mit dessen Hilfe alles die vorliegende Form fand.

Rainer Leimgruber Koordinator der

Abteilung II

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Eine wechselvolle Geschichte von Jutta Dikau

eit 20 Jahren gibt es die ersten sechs berufs-feldbezogenen Oberstufenzentren (OSZ) in

Berlin: In einer Feierstunde wurden sie am 14. September 1979 eröffnet - berufsbildende Schu-len in neuer Organisationsform, mit neuen Räu-men und moderner Ausstattung. Eins von ihnen ist das OSZ Agrarwirtschaft in Zehlendorf, das inzwischen als Peter-Lenné-Schule den Namen des bedeutenden Garten- und Landschaftsgestal-ters trägt, dessen Wirken noch heute für Berlin und Potsdam charakteristisch ist.

Auch damals standen starke Schülerjahrgänge

vor der Tür. Die Räume der damaligen Berufs-schulen reichten nicht aus und sie waren hoff-nungslos veraltet. Solche äußeren Rahmenbedin-gungen sollte ein Modellversuch mit wissen-schaftlicher Begleitung verbessern - finanziert aus Bundes- und Landesmitteln. Aber die Ziele waren noch weiter gesteckt. Es galt auch neue Strukturen zu entwickeln: nicht nur alle dem Be-rufsfeld zugehörigen Bildungsgänge unter einem Dach zusammenzuführen, sondern darüber hin-aus auch berufliche und allgemeinbildende Bil-dungsgänge curricular anzunähern und - im Ide-alfall - miteinander zu verzahnen.

Für unsere Schule bedeutete das die Zusam-

menführung von Teilen der damaligen Peter-Lenné-Oberschule mit der Staatlichen Fachschu-le für Gartenbau Berlin zu einer organisatori-schen Einheit, dem Oberstufenzentrum Agrar-wirtschaft, verbunden mit dem Verlust des Na-mens Peter-Lenné-Oberschule (erst zehn Jahre später wurde dem OSZ der Name Peter-Lenné-Schule verliehen). Das Schulgebäude aus den Fünfzigerjahren wurde durch einen Erweite-rungsbau mit hochinstallierten naturwissen-schaftlichen Räumen ergänzt; moderne Ge-wächshäuser und eine Arbeitshalle für fachprak-tischen Unterricht kamen hinzu; der Schulgarten wurde neu gestaltet, die Schule erhielt eine große Bibliothek und Mediothek sowie eine Mensa. Und zur Unterstützung des Kollegiums bei seiner oft schwierigen pädagogischen Arbeit wurden Stellen für Schullaufbahnberater und Sozialpä-dagogen geschaffen.

Läßt man heute die vergangenen zwanzig Jah-

re Revue passieren, so wird man sehr viele Ver-änderungen in dieser relativ kurzen Zeitspanne

erkennen: Der Teil der bisherigen Peter-Lenné-Oberschule, der nicht mit ins OSZ Agrarwirt-schaft übernommen wurde, zog 1986 ins OSZ Bautechnik nach Spandau - denn dorthin gehör-ten die Auszubildenden aus den Baunebenberu-fen. Damit wurden Unterrichtsräume frei und die drangvolle Enge, die dazu geführt hatte, daß Fachräume für allgemeinbildenden Unterricht genutzt werden mußten, hatte nun ein Ende.

Aber die Schülerzahlen stiegen dennoch bald

wieder an - ganz besonders, als sich durch die Wiedervereinigung Berlins der Einzugsbereich unserer Schule deutlich vergrößerte. Von der Be-triebsberufsschule Edwin-Hörnle aus Weißensee zogen die Auszubildenden der Berufe Gärtner, Florist und Zootierpfleger mit ihren Fachlehrern nach Zehlendorf um. Die Schülerinnen und Schüler haben inzwischen längst ihre Ausbildung abgeschlossen, die Lehrerinnen und Lehrer ha-ben sich in Zehlendorf eingelebt und sind ins Kollegium integriert.

Die gewandelte politische und wirtschaftliche

Situation Berlins blieb auch für das Ausbil-dungsplatzangebot im Berufsfeld Agrarwirtschaft nicht ohne Folgen: Die Anzahl der Auszubilden-den des Berufs Gärtner/in in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau nahm deutlich zu, während der produzierende Gartenbau im Lande Berlin inzwischen kaum noch eine Rolle spielt. Auch Floristklassen gab es mehr als vorher, und im Rahmen der sogenannten Splitterberufsver-einbarung übernahm die Schule den fachtheoreti-schen Unterricht für die Auszubildenden des Be-rufs Tierpfleger/in aus den zoologischen Gärten der neuen Bundesländer insgesamt.

Das Berufsgrundbildungsjahr, einst das Kern-

stück des Reformkonzepts im OSZ-Programm, hatte nur wenige Jahre Bestand. In die Berufsbe-fähigenden Lehrgänge (BB10) werden inzwi-schen nur noch Schüler aus Sonderschulen auf-genommen und in den Vollzeitlehrgängen im 11. Schulbesuchsjahr (VZ11) ist die Anzahl der für diesen Bildungsabschnitt eigentlich vorgesehe-nen Schüler zurückgegangen, denn auch Schüler mit erweitertem Hauptschulabschluß oder Real-schulabschluß finden immer seltener einen Aus-bildungsplatz. Deshalb wurde für diese die ein-jährige Berufsfachschule (OBF) eingerichtet, die

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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die Möglichkeit eines vergleichbaren Realschul-abschlusses bietet.

Hinzugekommen ist ein Schulversuch mit

modularer dualer Konzeption (MDQM) - konzi-piert in zwei Stufen: Stufe I ist inhaltlich etwa den VZ11 vergleichbar, nur findet der praktische Unterricht nicht in der Schule, sondern bei einem externen Träger statt. In Stufe II können diejeni-gen zum Berufsabschluß geführt werden, die keinen Ausbildungsbetrieb gefunden haben. Und schließlich wird die Vielzahl der Bildungsgänge und -maßnahmen noch durch ein verstärktes An-gebot von berufsbefähigenden Maßnahmen (BV) abgerundet.

Strukturelle Veränderungen betrafen auch die

Staatliche Fachschule für Gartenbau:

• Der Abschluß als Techniker/-in für Produkti-onsgartenbau wird kaum noch nachgefragt.

• Dafür gab es vorübergehend eine größere An-zahl von Studierenden mit dem Abschlußziel Staatlich geprüfter Techniker im Garten- und Landschaftsbau ; aber selbst hier ist die Nach-frage - wie im übrigen Bundesgebiet auch - leider rückläufig.

• Großes Interesse fand dagegen ein neuer Bil-dungsgang mit dem Abschluß Staatlich ge-prüfter Wirtschafter: In Teilzeitform angebo-ten, ermöglicht er den Studierenden, während ihres Studiums zugleich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Gleichzeitig bereitet er auf die Meisterprüfung vor, wobei (auf Grund einer Vereinbarung mit der zuständigen Stelle) Prü-fungsteile der Wirtschafterprüfung für die Meisterprüfung übernommen werden können. Angeboten werden die Schwerpunkte Garten- und Landschaftsbau, Friedhofsgärtnerei sowie Absatz, Markt und Produktion

• Ein Schulversuch im Rahmen eines Leonardo-Projektes mit einem EU-weit anerkannten Ab-schluß zum Treeworker rundet die Palette der Angebote ab.

• Bewährt hat sich inzwischen auch ein Fortbil-dungsangebot in Zusammenarbeit mit der Lehranstalt für Gartenbau und Floristik Groß-beeren e.V.: die Vorbereitung auf die Prüfung zum Fachagrarwirt Baumpflege und Baumsa-nierung; sie findet im nord- und mitteldeut-schen Raum guten Anklang.

Darüber hinaus haben erste Gespräche stattge-funden, um das Spektrum des Fachschulangebots

zu erweitern: Die Ausbildung zum/zur Wirt-schafter/in in Teilzeitform könnte mit dem Schwerpunkt Floristik für diejenigen attraktiv sein, die sich in diesem Bereich auf die Meister-prüfung vorbereiten möchten.

Und die Fachpraxis? Hier haben inzwischen Ziegen, Gänse, Enten, Kaninchen und andere Tiere Einzug gehalten - ein Wandel vom pflanz-lichen Schwerpunkt mit der Arbeit in den Ge-wächshäusern und vom Landschaftsbau zu einem mehr therapeutischen Konzept: Arbeit der Schü-ler mit Tieren und Verantwortung für diese; das hat sich bereits über mehrere Jahre bewährt.

Natürlich haben die veränderten Anforderun-

gen durch neue Bildungsgänge sowie durch die Neuordnung der Ausbildungsberufe ihre Auswir-kungen auch auf die Verwendung der Fachräu-me: Vor mehr als 20 Jahren konzipiert, werden sie den heutigen Bedürfnissen nicht mehr gerecht - auch angesichts des schnellen Wandels der Kommunikationsstrukturen in der Arbeitswelt. Deshalb sind Umbauten geplant, die verstärkt handlungsorientiertes und projektbezogenes Ar-beiten und den vermehrten Einsatz von Compu-tern ermöglichen. Dieser Entwicklung muß fol-gerichtig auch die Leitungsstruktur der Schule durch Umstrukturierung von Fachbereichen und Fachleitungen angepaßt werden.

Denn Schule - und besonders die berufsbil-

dende Schule - ist kein starres System, sondern muß sich immer wieder den gewandelten Heraus-forderungen durch die Arbeitswelt stellen, sie kritisch überprüfen und neue Konzepte behutsam umsetzen.

Jutta Dikau - Schulleiterin

des OSZ Agrarwirtschaft

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Ein Blick in die Vergangenheit der Peter-Lenné-Schule

von Horst Günter Kusber

eter-Lenné-Schule? - Ganz selbstverständlich stellt sich die gedankliche Verbindung mit

dem Gebäude am Hartmannsweilerweg ein, ob-wohl Name und Standort der Schule erst Ostern 1955 Wirklichkeit wurden. Der helle Schulneu-bau inmitten weiträumiger Gartenflächen, einer der ersten für Berufsschüler im Westen Berlins, war gerade 3 Jahre in Betrieb, als ich in das Kol-legium eintrat.

"Berufsschule für Gärtner und Blumenbinder mit hauswirtschaftlicher Abteilung" war erläu-ternder Untertitel zum Namen der Schule. Wenngleich eine beachtlich große Anzahl von Fachklassen für Gärtner und solche für Blumen-binder, jetzt Floristen, einmal wöchentlich für 8 Stunden jahrgangsdifferenziert Fachunterricht erhielten, so verwunderte mich anfangs doch die großzügige Vielzahl der Unterrichtsräume.

Die Erklärung war einfach: Bei der Neubau-planung Anfang der 50er Jahre hatte man die Si-tuation der Zeit von 1930 bis zur Spaltung der Stadt 1948 vor Augen, während der die Lehrlinge aus Berlin und der Umgebung, u. a. aus Potsdam, Oranienburg, Zossen und Mahlsdorf ihren Be-rufsschulunterricht in Zehlendorf, Potsdamer Straße 7 erhalten hatten. Der Neubau aber sollte auch nach einer erhofften Wiedervereinigung ge-nug Raum bieten. Die hauswirtschaftliche Abtei-lung war hier Platzhalter im neuen Schulhaus.

Unter der Leitung von Frau Direktorin Ziegler arbeiteten in den 50er und 60er Jahren die Abtei-lungen für Gärtner, für Blumenbinder und für Hauswirtschaft, maßgeblich unterstützt von den Fachvorstehern, im Hause. Der Schulgarten dien-

te weitgehend den Erfordernissen de Hauswirt-schaft. Dem Kollegium gehörten seinerzeit 5 Gartenbaulehrer, 3 Lehrkräfte für die Blumen-binder, sowie mehrere Lehrerinnen für Hauswirt-schaft als Gewerbeoberlehrer bzw. Gewerbeober-lehrerinnen, dazu einige nebenamtliche Lehrkräf-te, an.

Die Gärtnerlehrlinge, überwiegend Jungen, erlernten meist den Blumen- und Zierpflanzen-bau und stellten den größten Teil der Schüler-schaft. Ostern 1958 wurden allein 5 neue Klassen für Zierpflanzengärtner mit je 30 Schülern einge-richtet, während für Landschaftsgärtner nur eine Klasse für die Lehrlinge aller 3 Lehrjahre erfor-derlich war. Ähnlich verhielt es sich bei den Baumschullehrlingen und den Lehrlingen der Landwirtschaft im engeren Sinne.

Bei den Blumenbindern dominierten die Mädchen, männliche waren hier die seltene Aus-nahme. Umfangreich war in jenen Jahren das Angebot der Schule an freiwilligem Abendunter-richt bis hin zur Vorbereitung auf die Gärtner-

meisterprüfung und zum Kursus "Praktisch Bin-den".

Im Verlaufe der Folgejahre verschoben sich die Zahlenverhältnisse von Jungen und Mädchen bei gleichzeitiger Verschiebung der Lehrlings-zahlen in den Lehrberufen selbst und der Ausbil-dungsschwerpunkte im Gartenbau, bis hin zu gravierenden Rückgängen der Schülerzahlen mit Überhängen bei Lehrkräften und Unterrichts-räumen.

P

Ganz im Charme der Zeit – der Schulneubau 1955

Fiel dem Schülerboom zum Opfer: Blumenschaufenster im Foyer

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Die Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte betrug 27 Wochenstunden. Konferenzprotokolle mußten handschriftlich in ein Buch mit numme-rierten Seiten eingetragen werden.

Die Öffnung der Studienratslaufbahn für den Dienst an Berufsbildenden Schulen und die Überführung der Lehrkräfte in den Höheren Dienst im Jahre 1966 brachten verbessernde Än-derungen.

Zeitweise ungenützte Räumlichkeiten im neu-en Schulhause hatten wiederholt zur Aufnahme von Schülergruppen anderer Schulen geführt,

brachten jedoch nie so tiefgreifende Veränderun-gen mit sich wie die Übersiedlung der Berufs-schule für das Holzgewerbe aus dem Bezirk Wedding in die Peter-Lenné-Schule. Das Schul-haus in der Müllerstraße war einsturzgefährdet, so dass 1966 die Schule mit Schülern, Lehrern und Lehrmitteln umziehen mußte. Damit Tisch-ler-, Glaser-, Gebäudereiniger- und Tankwart-lehrlinge ordnungsgemäß unterrichtet werden konnten, waren umfangreiche Baumaßnahmen, insbesondere für die Werkstätten erforderlich. Gleichzeitig zog auch die Landesstelle für ge-werbliche Berufsförderung in Entwicklungslän-dern ein.

Fortan gab es also am Hartmannsweilerweg

zwei Berufsschulen, zwei Kollegien, zwei Schul-leitungen aber gemeinsame Pausen für die Schü-lerinnen und Schüler beider Schulen. Probleme, die anfangs aus der ungewohnten Situation er-wachsen waren, sind wohl von den Jugendlichen zuerst gelöst worden.

Versetzungen in den Ruhestand und die Übernahme der Hauswirtschaftlichen Berufs-fachschule in den Bezirk Wilmersdorf führten 1968 zur Aufhebung der Peter-Lenné-Schule, in-zwischen Peter-Lenné-Oberschule, und zur Bil-dung einer "Zweiten Berufsschule Zehlendorf"

durch das Bezirksamt. Unter Leitung von Herrn Oberstudiendirektor Stolp arbeitete das verblie-bene Kollegium im neuen Schulverband weiter an der Ausbildung der jungen Gärtner und Floris-ten.

Schwerer als der Verlust des Namens wog für manchen der Verlust der Selbständigkeit der Schule für Gärtner und Blumenbinder nach rund 40 Jahren. Es entstand aber die Fachoberschule für Ingenieurwesen, Schwerpunkt Gartenbau; aus der Meisterschule für Gärtner in Dahlem, in-

zwischen räumlich in die Peter-Lenné-Schule in-tegriert, entstand zudem 1972 die Staatliche

Fachschule für Gartenbau als viersemestriger Studiengang für Techniker. Beide Bildungsgänge wurden bedeutende Bestandteile des 1979 errich-teten Oberstufenzentrums Agrarwirtschaft. Für die Schule ging damit der Schulname anschei-nend endgültig verloren, führte ihn doch nun der nicht in das OSZ aufgenommene Teil der Schule (Tischler, Glaser, Gebäudereiniger) bis 1986 weiter.

Ansicht der Schule vom Hartmannsweilerweg aus : ohne und mit OSZ-Anbauten

Horst Günter Kusber ehemaliger Schulleiter

von 1974 bis 1993

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Einmal Weißensee und zurück! von Wolfgang Nielbock

ieles ist vergessen. Fast 10 Jahre nach der Wende werden die

Gedächtnislücken größer, sich an damals Alltäg-liches in der Weißenseer Schulpraxis zu erin-nern.

Zunächst sei festgestellt, dass sich 1991 um-kehrte, was 1952 begann. 1952 wurde in Wei-ßensee die Schule für Gärtner und weiterer landwirtschaftlicher Berufe eingerichtet.

Auszubildende, damals stets Lehrlinge ge-nannt, die in Zehlendorf ihre theoretische Be-schulung begonnen hatten und in Betrieben Ost-berlins und im Umland ihre praktische Ausbil-dung erfuhren, mußten von diesem Zeitpunkt an nach Weißensee. 1991 wurden beide Einrichtun-gen „wiedervereinigt“.

In den Jahren dazwischen war Weißensee, Buschallee 23a eine gute Adresse für Gärtner, Blumenbinder (Floristen), Agrotechniker, Zoo-techniker , später auch für Fleischer gleicherma-ßen für Berlin und das Umland.

Zwei äußerlich identische, heute denkmalge-schützte Gebäude standen zur Verfügung und nahmen Auszubildende und Werktätige (Abt. Aus- und Weiterbildung der Werktätigen = AWW) auf. Im Verlauf der Jahre kam ein Fahr-schulgebäudekomplex dazu, nachdem eine schul-interne Gärtnerei liquidiert war. Zwischen 450 und 800 Berufsschüler und einige Tausend Werktätige (Berufstätige) kamen jährlich zur Be-schulung. Erklärlich, Raumnot bestand immer. So musste die Hausmeisterwohnung weichen, eine im Dachbodenbereich installierte Turnhalle und später auch Kellerräume wurden Unter-richtsräume. Der zum Lehrplan gehörende Sport-unterricht wurde in Nachbarschulen, teilweise 5 bis 6 km entfernt, umgelagert.

Kollegen, die über einen längeren Zeitraum in der Schule tätig waren, erlebten über fünf Umbe-nennungen, so dass sie de facto in ebensoviel Schulen , aber mit gleicher Anschrift tätig waren. Zuletzt hatte die Schule den Namen: Betriebs-schule „Edwin Hoernle“ des Fachorgans Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft des Magist-rats von Berlin - Hauptstadt der DDR.

Kürzer gings nicht! Die Schulstempel waren eine Augenweide.

Für Abgänger der 10.Klasse der Polytechni-schen Oberschule (Realschule) lag die Ausbil-

dungsdauer bei 2 Jahren. Auf die theoretische Ausbildung entfielen 2 Tage je Woche.

Die Unterrichtsorganisation sah wöchentlich getrennten Unterricht für das 1. und 2. Ausbil-dungsjahr vor. Im Klartext: Die Schüler erschie-nen alle 2 Wochen zu 4 Unterrichtstagen.

Auf dieser Grundlage war ein überaus guter Kontakt zur Fachpraxis möglich. Die Lehrmeis-ter hospitierten regelmäßig im Unterricht der Klassen-/Fachlehrer ihrer Lehrlinge.

Da private Ausbildungsbetriebe nur bei den Blumenbindern eine geringe Rolle spielten, ka-men die Azubis aus den großen volkseigenen Gartenbaubetrieben (VEG) und den Gärtneri-schen Produktionsgenossenschaften (GPG). So war es möglich, dass z. T. reine Betriebsklassen, z. B. des VEG Gartenbau Berlin-BT. oder des VEB Grünanlagenbau Berlin gebildet werden konnten. Die sehr enge Zusammenarbeit zwi-schen Klassenlehrer und Lehrmeis-ter/Lehrfacharbeiter resultierte daraus.

Die Ausbildungsberufe sind schon genannt, doch ist anzumerken, dass Produktionsgärtner und Landschaftsgärter eigenständige Berufe wa-ren. Den größten Anteil belegten die „Gärtner Zierpflanzenproduktion“ mit bis zu 5 parallelen Klassen in einem Schuljahr. Landschaftsgärtner gab es höchsten 2 parallele Klassen. Merkwürdig erscheint uns heute der Lehrberuf „Gärtner Champignonproduktion“.

Die Ausbildungsinhalte lassen sich in den Fachbereichen weitgehend mit den Rahmenplä-nen der alten Bundesländer vergleichen. Aller-dings gab es keine DIN-Normen sondern TGL (Technische Güte- und Lieferbestimmungen), aber mit sehr ähnlichen oder gleichen Parame-tern. Der Widerspruch lag wohl alle Zeit zwi-schen Theorie und Praxis. .So wurden z. B. in der Schule gelehrte Qualitätsanforderungen an Pro-dukte in der Praxis häufig nur mit dem Bleistift erfüllt. Engpässe „regierten“ den Produktionsab-lauf. Die sogenannte Überlegenheit des sozialis-tischen Wirtschaftssystems war für Auszubilden-de (auch für Lehrer) nicht nachvollziehbar.

Im Staatsbürgerkunde- und Betriebswirt-schaft-Unterricht waren nur zustimmende Dis-kussionen erwünscht/erlaubt.

Alle Lehrpläne waren staatliche Lehrpläne, die für die gesamte DDR galten.

V

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Besuch bei einer „Legende“ des Gartenbaues – Herrmann Göritz

Die fachliche Weiterbildung der Lehrkräfte von Theorie und Praxis erfolgte z.T. gemeinsam in der Sektion Gartenbau, die ihren Sitz in der Schule hatte und durch einen erfahrenen Lehrer geleitet wurde. Es standen finanzielle Mittel in Eigenverwaltung zur Verfügung, die für Gastvor-träge, aber besonders auch für gemeinsame Ex-

kursionen zu führenden Produktionsbetrieben und zu Ausstellungen (z.B. IGA-Erfurt) genutzt werden konnten.

Unterstützung gab es in gleichem Maße für Exkursionen und Sport- bzw. Winterlager der Berufschulklassen. Allen Landschaftsgärtnern und z.T. auch den Floristen wird in sehr guter Er-innerung eine jährlich wiederholte Exkursion bleiben. Sie galt dem heute denkmalgeschützen Garten des großen Gartenarchitekten und Fach-buchautor Hermann Göritz. Mit ihm verband uns eine kollegiale Freundschaft auch über die Ex-kursionen hinaus.

Im September 1989 fand das letzte der obliga-ten, zweimal jährlich durchzuführenden „Lager der sozialistischen Wehrerziehung“ statt. Für Lehrkräfte eine Verpflichtung, der man sich kaum entziehen konnte. Heute ist nicht mehr vor-stellbar, dass diese Lager zur Berufsausbildung zählten.

Im Oktober und November 1989 das „Mün-digwerden“; langsam sich entwickelnd. Der Par-teisekretär meldet gehorsam noch Namen an die Stasi. Eine Abteilungsleiterin moniert noch ener-

gisch „Klassenleiterpläne“, die den letzten Par-teitag der SED nicht genügend berücksichtigen.

Dann aber, nach dem 9.November wird sofort der Staatsbürgerkunde-Unterricht ausgesetzt. Lang unterdrückte Meinungsfreiheit bricht sich Bahn.

Am 20.Dezember 1989 besucht eine kleine Abordnung zum ersten Mal das OSZ Agrarwirt-schaft.

Für das Schuljahr 1990/91 wird die Wahl ei-ner neuen Schulleitung vorbereitet. Lehrer, Ver-treter der Betriebe und Auszubildende des 2. Lehrjahres wählen im Sep-tember 1990 die erste, nicht von der SED einge-setzte, unbelastete Schul-leitung.

Von diesem Zeitpunkt an gab es eine Zusammen-arbeit beider Einrichtun-gen; bald mit dem Ziel, zusammenzufügen, was zusammengehört. Im Au-

gust 1991 zu Beginn des neuen Schuljahres ist es vollendet: Lehrer aus beiden Teilen Berlins un-terrichten wieder Schüler aus beiden Teilen Ber-lins.

Gab‘s Probleme? Keine wesentlichen !

Wolfgang Nielbock ist kommissarischer Fachbereichsleiter

für Gartenbau

Besuch bei einer „Legende“ des Gartenbaues - Hermann Göritz

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Gärtner

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Kaizen oder

die permanente Qualitätssicherung der gärtnerischen Berufsausbildung an der Peter-Lenné-Schule

von Werner König

n der Peter-Lenné-Schule/ Oberstufenzent-rum Agrarwirtschaft hat der gärtnerische

Berufsschulunterricht eine lange Tradition. Da-bei hat sich in den letzten Jahrzehnten ein lang-samer aber stetiger Wandel vollzogen:

- Waren in früheren Jahren die Ausbildungs-plätze im produzierenden Gartenbau sowie Gar-ten- und Landschaftsbau noch annähernd gleich verteilt, so hat heute der Dienstleistungsgarten-bau ein deutliches Übergewicht.

- Wurden früher die Ausbildungsplätze vor-rangig von der privaten Wirtschaft und den Gar-tenbauämtern bereitgestellt, so sind heute soge-nannte „ freie Träger“ schon fast zu 50% an der Berufsausbildung beteiligt.

- Lag die Hauptmotivati-on für die Berufsauswahl früher hauptsächlich im Be-rufsbild des Gartenbaus, so gewinnen heute zunehmend andere Gründe für die Be-rufsauswahl an Bedeutung: z B. mangelnde Ausbil-dungskapazitäten in ur-sprünglich gewünschten Be-rufen; soziale Stabilisierung von Jugendlichen mit Hilfe der Ausbildung.

Neben diesen Verände-

rungen hat mit der Integrati-on der Betriebsberufsschule Edwin Hoernle in das OSZ Agrarwirtschaft zu Beginn der 90er Jahre zusätzlich ein Wandlungs- und Veränderungsprozess einge-setzt.

Eine weitere Zäsur setzte die neue Ausbil-

dungsordnung für den Gartenbau im August 1996 und der damit verbundene neue Lehrplan für den Berufsschulunterricht.

Die geschilderten Veränderungen erfordern neue Strukturen für die Konzeption und Gestal-tung des Unterrichtes, die sich wie folgt darstel-len.

1. Nach intensiver Arbeit einer Lehrerarbeits-

gruppe liegt nun ein neues geschlossenes Lehr-plankonzept vor, das sowohl die Bedingungen des Bundesrahmenlehrplanes in Form von Grundstufe und Fachstufe 1 und 2 erfüllt, sowie alle in Berlin vertretenen Fachrichtungen berück-sichtigt. Der Grundstufenplan befindet sich zur Zeit in der ersten Evaluationsphase.

Grundgedanke für die Unterrichtsgestaltung

ist eine Loslösung vom fächerorientierten Unter-

richt und die Hinwendung zu einer mehr ganz-heitlichen, handlungsorientierten Betrachtungs-weise, die sich möglichst nah an der betriebli-chen Praxis vollzieht.

2. Ausgehend von einer Diskussion auf einem

Ausbilder/Lehrertreffen hat sich ein etwa monat-

A

Infotage GaLaBau – März 1999

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Gärtner

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lich tagender Arbeitskreis von Betriebsleitern, Ausbildern und Berufsschullehrern gebildet.

Erstes sichtbares Ergebnis dieses sog. Quali-tätszirkels war die Planung, Organisation und Durchführung der GaLaBau-Infotage am 18. und 19. März 1999 in der Peter-Lenné-Schule. In vier verschiedenen Foren wurden Anforderungen und Ziele der landschaftsgärtnerischen Berufsausbil-dung theoretisch erörtert aber auch in praktischen Vorführungen dargestellt.

3. Auf Beschluß der Gesamtkonferenz und nach eingehender Beratung im Fachbereich wer-den erstmalig zum Beginn des Schuljahres 1999/2000 zwei Förderklassen gebildet.

Nach Vollendung des ersten Ausbildungsjah-res fasst eine Klasse die Schüler mit her vorra-genden Leistungen zusammen, während die an-dere Klasse für Schüler mit verminderter Leis-tungsfähigkeit vorgesehen ist. In der Erwartung eines effektiven und qualitativ angepassten Un-terrichtsangebotes, soll dieser Schulversuch die Motivation in der Ausbildung erhöhen.

4. Zwanzig Jahre nach der Inbetriebnahme

unseres Schulneubaus und der Bildung der Ober-stufenzentren wird für zwei Stockwerke des Schulgebäudes eine großangelegte Umbaumaß-nahme geplant. Dabei sollen nicht ausgelastete

Laborräume zu Unterrichtsräumen für den all-gemeinen sowie für den fachtheoretischen Unter-richt mit EDV- Nutzung umgebaut werden. Die-ses Umbaukonzept wird die neuen und zukünfti-gen Anforderungen an einen leistungsfähigen Berufsschulunterricht sichern helfen.

Die Qualitätssicherung in der gärtnerischen Berufsausbildung stellt jedoch nicht nur das obengenannte Bündel von Maßnahmen dar,

vielmehr runden Lehrerfortbildung sowie die Einstellung von neuen für den Gartenbau ausge-bildeten Berufsschullehrer/-innen das Gesamt-konzept ab.

Werner König lei-tet die Abteilung II

Qualitätszirkel einmal anders: Schaustelle am OSZ Agrarwirtschaft während der Infotage GaLaBau im März 1999

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Fachwerker

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Fachwerker im Gartenbau von Kornelia Eckmann, Regina Kayser und Heidrun Weigel

n unserer Schule werden Fachwerker/ Fachwerkerinnen im Gartenbau seit 1986

ausgebildet. Seit der Änderung durch das Eini-gungsvertragsgesetz vom 23. September 1990 in Verbindung mit § 44 BBiG für die Berufsausbil-dung Behinderter besteht die Möglichkeit, zwi-schen den Fachrichtungen Zierpflanzenbau und Garten- und Landschaftsbau zu wählen.

Zunächst wurden die SchülerInnen beider

Fachrichtungen in einer Klasse gemeinsam unter-richtet. Durch die Tatsache, dass in den vergan-genen drei bis vier Jahren, die SchülerInnenzah-len stetig zunahmen und eine optimale fachtheo-retische Ausbildung nur in kleinen Lerngruppen möglich ist, wurden Klassenverbände entspre-chend den Fachrichtungen gebildet.

Die Lerngruppen bestehen aus ca. zwölf SchülerInnen, die dadurch individuell betreut und gefördert werden können.

Diese spezifische Ausbildung ist für behinder-te Jugendliche gedacht, die wegen der Art und Schwere ihrer Behinderung nicht im Ausbil-dungsberuf „Gärtner“ ausgebildet werden kön-nen.

Die Berufsausbildung soll sich an Inhalt und Aufbau der Gärtnerausbildung orientieren. Dabei sollen die besonderen Bedürfnisse und Fähigkei-ten der Jugendlichen Berücksichtigung finden. Tätigkeiten, die mit Gefährdungen verbunden sind, dürfen nur eingeschränkt oder gar nicht durchgeführt werden.

Unsere auszubildenden FachwerkerInnen werden an einem Tag in der Woche acht Schul-stunden unterrichtet.

Die berufliche Ausbildung findet in einem da-für geeigneten Gartenbaubetrieb statt. Unsere Partner im dualen Ausbildungssystem sind zur Zeit: Internationaler Bund (IB) – Freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit, OTA - Ausbildungszentrum, Evangelisches Johannes-stift Berlin, Don Bosco Berlin und Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk. Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht eine Abschlußprüfung, die sich aufgliedert in Kenntnisprüfung (schriftlich und mündlich) Fertigkeitsprüfung.

Übrigens – die Erfolgsquote ist bei dieser Ausbildung überdurchschnittlich hoch.

Stunden pro Woche

1. Hj. 2. Hj. 3. Hj. 4. Hj. 5. Hj. 6. Hj. Dauer (Wochen)

Stunden insgesamt

SOZIALKUNDE 2 2 2 2 2 2 120 240

GÄRTNERISCHE GRUNDLAGEN 2 2 2 2 1 1 120 200

BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE

GRUNDLAGEN - - - - 1 1 40 40

PFLANZENPRODUKTION/ LANDSCHAFTSBAU

2 2 - - 2 2 80 160

GARTENBAUTECHNIK - - 2 2 - - 40 80

FACHRECHNEN 1 1 1 1 1 1 120 120

FACHZEICHNEN 1 1 1 1 1 1 120 120

A

Geranien sind immer beliebt

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Fachwerker

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Zitate unserer Auszubildenden

Das ist/war gut in unserer Ausbildung:

Die Lehrer sind nett, und man lernt etwas. Dass man viele neue Sachen kennenlernt und die auch außerhalb genutzt werden können. Unsere Meisterin ist gut, sie erklärt, wenn je-mand nichts verstanden hat, ausführlich und ver-ständlich. Gutes Arbeitsklima – Meister ist in Ordnung – mit viel Mühe kann man sich durchsetzen. Das war gut – Bäume gefällt, mit Stumpen her-ausgeholt, Verbundsteinpflaster legen, Planungs-arbeiten, Ausschachtungsarbeiten. Viel geschafft! Gut war – Wiederholungen der Themen beim Stützunterricht z. B. Gärtnerisches Grundwissen, Pflanzenproduktion, Fachrechnen und Sozial-kunde. Unsere Meisterin ist eigentlich sehr nett, erklärt sehr gut, wenn man was nicht weiß. Ich finde gut: „Die Ausbildung in Betrieb und Schule“. Fachwerker-Klassen sind ca. 10 Schüler, das ist gut. Da kann der Lehrer einzelnen Schülern hel-fen, die Schwierigkeiten beim Lernen haben. Gut ist, dass es eine Bibliothek gibt für verschie-dene Bereiche; dass man im Garten sitzen kann und Unterricht machen kann. Mir gefällt , dass die Schule in einer ruhigen und schönen Gegend liegt“. Besonders gefallen haben mir im Betrieb die Praktika. Man hatte die Gelegenheit, sich mal umzugucken wie es in anderen GaLa-Bau-Betrieben so läuft.

Das finden unsere Auszubildenden nicht so gut: Dass der Unterricht zu lange geht. Die Pausen sind zu kurz. Zuviel Hektik, weil nur auf wirtschaftliche Ar-beit bedacht. Dass man ein Berichtsheft schreiben muß. Ich wünsche mir, dass ein Fachwerker einen Radlader fahren darf. Auch in dem Betrieb gibt es mal gute und mal schlechte Tage. Man sollte im Stützunterricht einen Tag mehr haben, damit man auch die Schwächen der Azu-bis kennt. Manche Arbeiten machen Spaß, einige nicht. Man kann auch ab und zu mal Spaß haben. Meine Klasse müßte sich ein bisschen mehr Mü-he geben und mehr Interesse zeigen. Das Lernen ist sonst super. Doch viel Eigeninitiative ist ver-langt.

Kornelia Eckmann, Regina Kayser und Heidrun Weigel unterrichten gärtnerische Fachkunde

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Florist

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Floristik am OSZ Agrarwirtschaft vo n Ju t t a Pe i s t ru p

n den zwanzig Jahren seit Gründung des Ober-stufenzentrums Agrarwirtschaft wechselten

sich mehrere Lehrpläne als Grundlage für den Unterricht im Bereich Floristik ab. Seit August 1997 wird die Ausbildung zum/zur Florist/in bundesweit nach der neuen Verordnung des Be-rufes vorgenommen.

Am OSZ Agrarwirtschaft sollen seitdem die Inhalte des zuletzt erarbeiteten Rahmenplans in den neu benannten Fächern „Gestaltung/Material (GM)“, „Pflanzen/Pflanzenpflege (PP)“ und „Geschäftskunde (GK)“ auf die fachtheoreti-schen Erfordernisse des floristischen Berufsall-tags vorbereiten. Die allgemeine politische Bil-dung erfolgt im Fach „Sozialkunde (SK)“. In al-len Fächern soll handlungsorientiert mit einem großen Maß an Selbsttätigkeit der Auszubilden-den gearbeitet werden.

In acht Stunden/Woche werden die Schü-ler/innen fächerübergreifend unterrichtet. Das heißt, wenn z. B. im Fach „Gestaltung/Material (GM)“ ein Werkstück besprochen wird, berück-

sichtigt die Lehrkraft neben den gestalte-risch/technischen Anforderungen und den Varia-tionsmöglichkeiten auch eine detaillierte Kalku-lation (GK), läßt das Werkstück darstellen (Skiz-zen) und die verwendeten Materialien (floral und nicht floral) besprechen (GM/PP).

Im Fach „Pflanzen und Pflanzenpflege“ ge-winnt das Thema Pflanzenschutz an Bedeutung, da ein Absolvent des Berufes Florist/in nach be-standener Abschlußprüfung gleichzeitig den Sachkundenachweis „Pflanzenschutz“ erwirbt. Er ist somit zur Abgabe von Pflanzenschutzmit-teln und der damit verbundenen Beratung befä-higt. Alle Lehrkräfte, die das Thema Pflanzen-schutz unterrichten, haben den Sachkundelehr-gang Pflanzenschutz beim Pflanzenschutzamt be-sucht.

Ein regelmäßig ausgefüllter und abgeprüfter

Blütenkalender soll zur Verbesserung der Pflan-zenkenntnis und zur ganzheitlichen Erfassung des Pflanzenlebens dienen. Eine Liste von Pflan-zennamen, geordnet nach Pflanzengruppen (z. B.

I

Eine große Aufgabe für unsere FloristInnen: 400jähriges Kirchweihjubiläum der Dorfkirche Kleinmachnow

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Florist

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Jutta Peistrup Fachleiterin

Floristik

Schnittblumen oder Topfpflanzen) wird, geglie-dert als Grundsortiment und Erweiterungssorti-ment, an alle Schüler/innen im Laufe der schuli-schen Ausbildung weitergegeben und bei Erar-beitung der Unterrichtsthemen herangezogen und geprüft <z. B. Schnittblumenpflege (PP), ge-stecktes Arrangement (GM) – Grund- und Erwei-terungssortiment Schnittblumen; Topfplan-zenpflege (PP), gepflanztes Arrangement (GM) – Grund- und Erweiterungssortiment Topfpflan-zen>.

Im Unterricht des Faches „Geschäftskunde“

wird besonderer Wert auf die Entwicklung der Fähigkeit zur Informationsbeschaffung und Kommunikationskompetenz sowie auf die Erwei-terung der kaufmännischen Kenntnisse gelegt. Eine große Bedeutung ist der Verkaufsschulung zugekommen, da die Auszubildenden bei ihrer Abschlußprüfung u. a. ein Beratungsgespräch durchführen müssen. Rollenspiele dienen zur Übung von Verkaufssituationen.

Fachrechnen erscheint nicht mehr als geson-dertes Fach im Zeugnis. Die Inhalte werden stattdessen sinnvoll an die Themen aller Fächer angeknüpft (z. B. Balkonbepflanzung (GM) – Volumenberechnung; Tischdekoration (GM) – Flächenberechnung; Pflanzenschutz (PP) – Pro-

millerechnung; Preisvergleiche (GK)– Dreisatz-rechnung; Kalkulation (GK) – Prozentrechnung).

Im Rahmen des Unterrichts werden Projekte durchgeführt, die die fachtheoretischen und fachpraktischen Kenntnisse der Auszubildenden handlungsorientiert vereinen. Am Tag der offe-nen Tür der Peter-Lenné-Schule arbeiteten Schü-ler/innen einzelner Klassen u. a. Werkstücke vor Publikum und gestalteten floral verpackte Ge-schenke. Die Darstellung der Schule bei der Ad-ventsausstellung unter dem Fernsehturm 1998 machte der FDF Landesverband Ber-lin/Brandenburg möglich. Dort erläuterten meh-rere Schülerinnen, zusammen mit ihren Lehre-rinnen, die Arbeit am OSZ Agrarwirtschaft durch Schülerarbeiten, Unterrichtsmaterialien und klei-ne florale Werkstücke. Zwei Projekte in Klein-machnow stellten hohe Anforderungen an die Fähigkeiten der Schülerinnen, als es galt, je eine Kirche floral zu schmücken. Obige Fotos geben

einen kleinen Eindruck. Das Kollegium der Fachkonferenz Floristik

hat den Wunsch, den Kontakt zum Berufsstand, dem FDF und zur IHK zu festigen und hofft auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit. Die neue Verordnung des Berufes, verbunden mit den dem-entsprechend veränderten Prüfungsanforderun-gen bietet hierfür zunehmend eine große Chance. In diesem Sinne danken wir für die bishe-rige gute Zusammenarbeit und sehen zuversichtlich in die Zu-kunft!

Jedes Detail wird im Maßstab 1:1 entworfen ... ...und sorgfältig ausgeführt.

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Florist

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Mitmachen kann nicht jeder Fakultativer Floristikkurs nach dem Unterricht

vo n An d rea Wa g en b l a s t

ber lange Jahre wird an der Peter–Lenné–Schule für die Florist-Klassen als Ergänzung zum fachtheoretischen Berufsschulunter-

richt ein Workshop mit floristischem Schwer-punkt angeboten und durchgeführt. Vielen Kol-legen und den Ausbildungsbetrieben ist dieser Unterricht unter der Bezeichnung „Bindekurs“ bestens bekannt.

Bis Anfang der 90er Jahre wurde der Binde-kurs von Floristmeister Klaus Ahrens sehr er-folgreich und mit großem Zulauf durchgeführt.

Nachdem Herr Ahrens aus persönlichen Gründen als Fachlehrer für diesen Unterricht nicht mehr zur Verfügung stand, bemühten sich die Florist-Lehrerinnen um die Fortsetzung die-ses Unterrichts. Das Vorhaben wurde sowohl von der Praxisseite als auch von der Schulleitung be-grüßt und unterstützt.

Seit dem Schuljahr 1994/95 gibt es den Bin-dekurs für die Auszubildenden/Florist wieder, nun unter meiner Leitung.

Bevor ich näher auf den Bindekurs selbst ein-gehe, möchte ich kurz meine Person vorstellen.

Nach Abschluss der Meisterschule für Floris-ten in Köln-Auweiler (1989), war ich in ver-schiedenen Blumengeschäften als Ausbilderin tä-tig. Von 1991 bis 1994 arbeitete ich, ursprüng-lich aus Baden–Württemberg kommend, als Flo-ristMeisterin in einem führenden Berliner Blu-menfachgeschäft, dort auch für die Ausbildung zuständig.

Seit 1990 bin ich bei der IHK ehrenamtlich als Prüferin tätig. Mein beruflicher Weg änderte sich 1994 – ich studiere seither an der Techni-schen Universität Gartenbau und Sozialkunde, um nach Abschluß des Studiums an der Berufs-schule fachtheoretisch unterrichten zu können.

Nun zum Bindekurs selbst: Da für diesen Un-terricht für alle Floristklassen zusammen nur vier Wochenstunden zur Verfügung stehen, findet der Kursus im wöchentlichen Wechsel für das 2. und 3. Ausbildungsjahr Mittwoch nachmittags statt.

Das Interesse der Schüler bzw. der Ausbil-dungsbetriebe am Bindekurs ist inzwischen so groß, dass die Teilnehmer per Losverfahren er-mittelt werden. Die Teilnehmerzahl pro Jahrgang ist, anders als im fachtheoretischen Unterricht im

Bindekurs auf 15 SchülerInnen begrenzt, da es sich hier um einen Unterricht mit Werkstattcha-rakter handelt.

Für einige SchülerInnen ist es aufgrund ihrer betrieblichen Situation oft schwierig, regelmäßig für den Bindekurs freigestellt zu werden. Die kontinuierliche Teilnahme ist für eine erfolgrei-che Unterrichtsgestaltung jedoch Voraussetzung. Durch diesen Konflikt ergeben sich manche Schwierigkeiten, die sich z. B. in einem hohen Teilnehmerwechsel ausdrückt und eine gewisse Unruhe im Unterrichtsgeschehen nach sich zie-hen kann.

Es hat sich bewährt, die Auszubildenden erst ab dem 2. Ausbildungsjahr in den Bindekurs auf-zunehmen, da sie dann schon erste Erfahrungen im Umgang mit Blumen aus der Praxis einbrin-gen können. Von den SchülerInnen werden unter meiner Anleitung die im fachtheoretischen Un-terricht vermittelten Ausbildungsinhalte in fach-praktischen Übungen erprobt und angewendet. Die Blumen und floralen Werkstoffe, sowie die Hilfsmittel bringen die Schüler aus ihren Ausbil-dungsbetrieben mit.

Da das Leistungsniveau und der Ausbildungs-stand der Kursteilnehmer recht unterschiedlich ist, gehe ich im Unterricht nach der allgemeinen Einführung zum Stundenthema gezielt auf die einzelnen Schüler ein.

Ü

Ein Werkstück entsteht

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Florist

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Blumenbindeaktion während der „Grünen Tage“

Begonnen wird zunächst mit dem Binden ei-nes einfachen runden Straußes, im Laufe der zwei Jahre bis zur Abschlußprüfung vertiefen die Kursteilnehmer durch die praktische Erarbeitung grundlegender gestalterischer und handwerkli-cher Übungen ihre praktische Fertigkeit. Sie fer-tigen unter meiner Anleitung zunehmend selb-ständig Gestecke, Trauerkränze und –gebinde, Tischdekorationen, Adventsgestecke und –kränze, Brautsträuße und andere floristische Werkstücke an.

Die Werkstücke werden dann gemeinsam un-ter Berücksichtigung der gestalterischen und technischen Bewertungskriterien, die der Zwi-schen- und Abschlußprüfung zu Grunde liegen, beurteilt und ausgewertet. Die Schüler lernen da-bei frühzeitig, welche fachlichen Aspekte sie bei der Erstellung floristischer Arbeiten beachten

müssen.

Der weitgehend handlungsorientiert und so-mit sehr schülerzentrierte Unterricht bedeutet für manche Teilnehmer eine große Umstellung und Herausforderung, selbständig oder in Zusam-menarbeit mit den anderen Schülern sich die ent-sprechenden Unterrichtsinhalte zu erarbeiten, um sie dann praktisch umzusetzen.

Im Bindekurs herrscht ein angeregtes, von Teamarbeit geprägtes Arbeitsklima vor. Je nach-dem, wie aufwendig das zu erstellende Werk-stück ist, wird in der zweiten Hälfte der Unter-richtszeit die gemeinsame Besprechung der ferti-gen Arbeiten vorgenommen.

Im Verlaufe des zweijährigen Bindekurses lernen die Teilnehmer, selbst fachgerecht die Bewertungskriterien am praktischen Beispiel für ihre Beurteilung des jeweiligen Werkstückes an-zuwenden. Dies hilft ihnen bei ihrer eigenen handwerklichen und gestalterischen Arbeit im Ausbildungsalltag differenzierter vorzugehen.

Die Aktivität des Bindekurses geht jedoch, wenn sich uns die Gelegenheit bietet, über den dargestellten Rahmen hinaus.

So nahm der Bindekurs zusammen mit zwei regulären Klassen an der praktischen Durchfüh-rung einer Projektarbeit teil, bei der eine Kir-chendekoration geplant und durchgeführt wurde.

Am einem Tag der offenen Tür demonstrierte der Bindekurs im Foyer der Schule sein fachli-ches Können. Es wurden eine Raumdekoration und kleinere Gestecke aus Schnittblumen gear-

beitet, die zum großen Teil ein Berliner Blu-mengroßhändler ge-sponsert hatte.

Außerdem beteiligte sich der Bindekurs an der letztjährigen Ad-ventsveranstaltung des Berliner Fachverbandes der Floristen im Aus-stellungsgelände am Alexanderplatz mit flo-ristischen Werkstücken.

Solche externen Ak-tivitäten werden von den Teilnehmern unter gro-ßer Motivation wahrge-

nommen.

Andrea Wagenblast leitet den Bindekurs

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Schulversuch MDQM

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MDQM Erfahrungen mit einer neuen Ausbildungsmaßnahme

von Claire-Regina Range und Ariane Senneke

DQM ist eine Berufsfachausbildung für Teilnehmer der „modularen-dualen“ Qua-

lifikationsmaßnahme. „Modular“ bedeutet, dass der Ausbildungsgang in Teilabschnitte gegliedert ist, die sukzessive erreicht werden. „Dual“ meint die Gliederung in einen theoretischen Bereich, der von der Berufsfachschule bestritten wird und einen praktischen Bereich, der von einem Koope-rationspartner (der bbw Berufsvorbereitungs- und Ausbildungsgesellschaft mbH) durchgeführt wird. Verantwortlich für die Maßnahme ist die Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, sowie die für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen.

Die Finanzierung erfolgt durch Gelder der Europäischen Union.

Die Maßnahme dauert 3 Jahre, die Schüler erhalten für diesen Zeitraum keine Vergütung. Allerdings kann Bafög beantragt werden. Die Voraussetzungen dafür klärten sich jedoch erst im Januar 99, so sollte das Stundenkontingent von ursprünglich 16 auf 20 Stunden sowohl im theoretischen wie im praktischen Bereich erhöht werden. Schulorganisatorisch macht das bis heu-te Probleme.

Die Probezeit beträgt ein halbes Schuljahr. Wer die Berufsfachschule erfolgreich abge-schlossen hat, kann an einer Prüfung der IHK bzw. der zuständigen Stelle für den jeweiligen Ausbildungsberuf teilnehmen (so ist es zumin-dest geplant).

MDQM II – Ausbildungsberuf Florist

Überraschend kurzfristig wurden 38 Schüle-

rinnen im Oktober 1998 in zwei Klassen aufge-nommen. Wegen personeller Engpässe entstand daraus allerdings nach kurzer Zeit eine sehr gro-ße Klasse. Innerhalb des folgenden Halbjahres reduzierte sich die Frequenz dann auf 27 Schüle-rinnen. Schwierig erwies sich zu Beginn die un-motivierte Arbeitshaltung, was sich in sehr hohen Fehlzeiten und abenteuerlichen Entschuldigun-gen ausdrückte.

Berufsschüler, die in einem Ausbildungsbe-trieb der freien Wirtschaft ausgebildet werden,

gestalten ihre Schulzeit weitaus zielgerichteter und ernsthafter, sicherlich bedingt durch die be-rufliche Verantwortung, die sich ja auch in der Ausbildungsvergütung ausdrückt.

Nachdem zwei Schülerinnen die Probezeit nicht bestanden hatten, entstand - auch in Folge einer strengeren Handhabung bei der Annahme von Entschuldigungen - eine deutlich bessere Arbeitshaltung. Jedoch hat man immer noch mit einer gewissen Passivität zu kämpfen, von der ich nicht sagen kann, ob sie auf mangelnde Er-fahrung im Berufsleben oder die spezielle perso-nelle Zusammensetzung der Klasse zurückzufüh-ren ist.

Der praktische Teil der Ausbildung findet in einer renovierten Fabriketage statt, in der ein kleines Blumengeschäft und Werkstatträume eingerichtet sind. Die Unterweisungen erfolgen durch engagierte Fachkräfte. Die Voraussetzun-gen für eine gute Ausbildung scheinen gegeben zu sein. Jedoch sind die Module noch nicht voll-ständig erarbeitet und der Lehrplan ist noch nicht an die Module angepaßt. Eine entscheidende Qualifikation, die in der Neugestaltung des Aus-bildungsberufs Florist/in besonders akzentuiert wird (der Umgang mit dem Kunden) ist für die Schüler/innen nicht erfahrbar. Außerdem ist die Gliederung des Berufs Florist/in nicht unbedingt sinnvoll. Zweck von Modulen ist doch deren spezielle Verwendung und Austauschbarkeit. Der Beruf Florist ist sehr komplex und daher schlecht aufgliederbar. Die sicherlich berechtigte Forde-rung nach modularen Berufsausbildungen ist in technischen Berufen angebrachter. So ist auch große Skepsis von Seiten der Floristbranche zu erwarten, wenn sich Floristinnen mit nur 16 bis 20 Stunden praktischer Ausbildungszeit in der Woche, ohne Erfahrung im Umgang mit Kunden, bewerben.

Für die Schülerinnen der MDQM-Klasse be-deutet diese Maßnahme allerdings eine positive Wendung ihrer Lebenssituation nach vielen er-folglosen Bewerbungen. Sie hoffen auf einen Abschluß. Ihre spätere Berufseingliederung ist für viele zunächst noch nicht in ihren Vorstel-lungen stark verankert. Die Maßnahme ist daher

M

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Schulversuch MDQM

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für Jugendliche, die sonst auf der Straße sitzen würden, durchaus sinnvoll.

MDQM II – Ausbildungsberuf Gärtner

Sehr kurzfristig und ohne ausreichende In-

formationen über die Besonderheiten dieses Schulversuches wurden von mir Ende Oktober 1998 21 Schüler eingeschult, obwohl ursprüng-lich 37 Schüler dafür gemeldet wurden.

In den ersten 2 Wochen schieden noch einige Schüler aus, zwei Schüler konnten das Probe-halbjahr nicht bestehen und z. Z. sind noch 14 Schüler in der Klasse.

Schüler und Lehrer, einschließlich Schullei-tung, erfuhren erst am ersten Schultag durch die Ausbilderin, dass diese Gärtner in der Fachrich-tung Friedhof und nicht im Zierpflanzenbau aus-gebildet werden sollten.

Über ihren Status als Schüler und den damit verbundenen Konsequenzen waren sie auch nicht informiert, einige sprangen deshalb ab.

Die Ausbilderin engagierte sich von Anfang an sehr, hatte aber mit der Ausbildung in den Werkstätten in der Geneststraße sehr schlechte Ausgangsbedingungen. Die Gärtner verfügen erst seit Ende April 1999 über ein Gewächshaus in Alt-Stralau, und ihre Tätigkeit auf dem Friedhof in Schöneberg ist auf das Entgegenkommen des dortigen Leiters zurückzuführen.

Die Ausbildung der Gärtner in Modulen ist sehr problematisch, da sich seine Tätigkeit nach den Jahreszeiten und den damit verbundenen sai-sonbedingten Arbeiten richtet. Unsere Schüler bekommen diesen betrieblichen Ablauf mit sei-nen Besonderheiten aber nicht mit, da sie relativ losgelöst ihre praktischen Arbeiten in den Werk-hallen, im Gewächshaus oder auf dem Friedhof ausführen.

Die berufstheoretische Ausbildung erfolgt nach dem Rahmenlehrplan der Gärtner.

Die Voraussetzungen und die Motivation der Schüler sind sehr unterschiedlich und wirken sich erheblich auf den jeweiligen Leistungsstand aus.

Von den 14 Gärtnerschülern haben 5 bereits

den Realschulabschluß, den sie durch diese Aus-bildungsmaßnahme eigentlich erst erwerben sol-

len; diese Schüler zeigen vorwiegend gute und befriedigende Leistungen. Die anderen Schüler dagegen haben große Prob-leme bei der Erfüllung der theoretischen Anfor-derungen. 8 Warnbriefe mussten bereits ver-schickt werden, da die Versetzung dieser Schü-ler, für die bestimmte Bedingungen gelten, ge-fährdet ist. Die Ursachen dafür liegen u. a. in der mangelnden Anwesenheit und der fehlenden Lernmotivation, denn bei vielen von ihnen ist ei-ne ausgeprägte „Schulmüdigkeit“ zu spüren. Die-se wirkt sich leider nicht nur auf die allgemein-bildenden Fächer, sondern auch auf die berufs-spezifischen Fächer aus. In der Praxis sind fast alle Schüler sehr motiviert und erfolgreich, aber der hohe Schulanteil wirkt sich negativ auf die Lernbereitschaft der Schüler aus. Sehr bedenklich bei diesem Schulversuch ist meiner Meinung auch das fehlende Betriebsprak-tikum, da dadurch die Einstellungschancen sehr gering sein werden.

Ariane Senneke und Claire-Regina Range unterrichten Friedhofsgärtner und Floristen

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Berufsausbildung Forstwirt

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Mit Beginn des letzten Schuljahres fing ich an, mir Gedanken über meine nun bevorstehende be-rufliche Zukunft zu machen. Konkrete Vorstel-lungen hatte ich nicht, und so machte ich mich auf dem Arbeitsamt kundig. Dort wurden dann mit Hilfe eines computergestützten Programmes meine Interessen und Fähigkeiten erfragt und ausgewertet. Dank dieses Programmes wusste ich zumindest, was ich nicht will: Beispielsweise den ganzen Tag am Schreibtisch im Büro sitzend oder am Fließband in einer Fabrik stehend ver-bringen. Eine Tätigkeit hingegen, in der man den ganzen Tag in der Natur ist, mit der Natur arbei-tet und diese schützt, bewusst die Jahreszeit, das Leben der Pflanzen und Tiere wahrnehmen kann, schien mir sehr viel interessanter und vielseiti-ger. Und so verfestigten sich die gewonnenen Erkenntnisse zu einem klaren Berufsbild, dem Forstwirt.

Was wird verlangt? Die Vielfalt der Arbeit kommt verschiedenen menschlichen Interessen und Neigungen entge-gen. Die wichtigste Voraussetzung für den Beruf des Forstwirts ist die Freude am körperlichen Arbeiten im Freien. Zu Naturverbundenheit müs-sen aber handwerkliches Geschick und das Ver-ständnis für den Umgang mit Maschinen hinzu-kommen. Die Arbeit des Forstwirtes ist somit ungewöhn-lich vielseitig und erfordert häufig selbstständige Entscheidungen.

Ausbildung in Berlin Die Ausbildung dauert 3 Jahre, sie kann auf 2 Jahre verkürzt werden, wenn man eine Ab-schlussprüfung in einem anderen Beruf bestan-den hat. In einem Ausbildungsrahmenplan sind die Inhalte der Ausbildung und die Dauer der Abschnitte in der Ausbildung festgelegt. Die Be-rufsausbildung wird in Ausbildungsbetrieben durchgeführt, die das nötige Personal (Ausbilder) und die nötige Reviergröße haben. Neben der normalen Ausbildung wird außerhalb des Aus-bildungsbetriebes für einige Wochen eine über-betriebliche Ausbildung durchlaufen, in der Ar-beitstechniken anderer Bundesländer vermittelt werden.

Bisherige Erfahrungen

Der Forstwirt wird im Rahmen des Waldes und der Waldbewirtschaftung tätig. Nach Anwei-sung des Försters führt er die praktischen Aufga-ben im Wald durch, die zur Erhaltung und Pflege notwendig sind. Eine der hauptsächlichen Tätig-keiten des Forstwirts bezieht sich auf die Holz-ernte.

Darüber hinaus werden vom Forstwirt weitere Tätigkeiten wie Pflanzen, Zaunbau, Wege-instandsetzung und -unterhaltung, bei Jagden als Treiber mitwirken und aktiv im Naturschutz werden, erledigt. Teilt man die Arbeit des Forst-wirtes in einem durchschnittlichen Forstbetrieb auf einzelne Arbeitsbereiche auf, so ergibt sich etwa folgendes Bild:

Holzernte 50% Waldbegründung 20% Waldpflege 10% Waldschutz 5% Wegebau und Wegeunterhaltung 5 % Natur- und Umweltschutz, Land- schaftspflege, Erholung

5 %

sonstige Arbeiten 5 %

B e r i c h t e a u s d e n R e v i e r e n

Mit Helm und Kettensäge von Arnold Abt

Arbeitssicherheit wird groß geschrieben

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Berufsausbildung Forstwirt

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Eichkamp

In unserem Revier Eichkamp in Berlin- Gru-newald sind zur Zeit 5 Azubis (am 1.8.99 kommt ein weiterer Azubi dazu), 9 ausgelernte Forstwir-te, 2 Meister und 2 ungelernte Waldarbeiter und ein Förster tätig. Unser Revier hat eine Größe von 883,4 ha, davon sind 279,4 ha Nichtholzbo-den. In unserem Revier sind zu 63,5% Nadel-holzbestände aus ca. 50-jährigen Kiefern. Sie wurden nach der Blockadezeit als Reihenbestän-de begründet. Unser Laubholzbestand liegt bei 35,5% (Eiche, Buche, Esche, Ahorn, Linde, Bir-ke, Pappel und Traubenkirsche).

Tegelsee Wir haben unsere Ausbildung am 01.08.1998

begonnen und sind nun zwei Auszubildende im ersten Lehrjahr im Revier Tegelsee. Die Ausbil-dung zum Forstwirt ist sehr vielseitig und inte-ressant.

Bevor man die Ausbildung beginnt, muß man sich im Klaren sein, ob man für den Beruf geeig-net ist, da dieser Beruf in eine sehr spezielle Richtung geht. Man wird vor der Ausbildung ärztlich, d. h. vom TÜV auf Eignung und Ge-sundheit kontrolliert.

In unserer Revierförsterei leitet die Ausbil-dung ein Forstwirtschaftsmeister, der gleichzei-tig auch unsere direkte Ansprechperson ist. Wir arbeiten in der Sommerarbeitszeit von 6:30 Uhr an , in der Winterzeit eine Stunde später. Durch-schnittlich wird montags und dienstags 8,5 Std., mittwochs Berufsschule ( 8 Schulstunden) und donnerstags wie freitags 7,5 Std. gearbeitet. In unserem Revier müssen wir jeden Freitag einen Wochenbericht schreiben.

Diese werden vom Ausbilder durchgesehen, dann schreiben wir sie in unser Berichtsheft. Das Berichtsheft muß sauber geführt werden, da es sowohl zur Zwischenprüfung als auch zur Ab-schlußprüfung vorgelegt werden muß. Einmal im Jahr werden die Azubis zu einem Lehrgang nach Niedersachsen in eine Waldarbeiterschule ge-schickt. Diese Fortbildungsmaßnahme ist sehr informativ und man bekommt andere Fälltechni-ken vorgestellt. Uns hat der Lehrgang sehr gefal-len. Insgesamt sind wir 5 Azubis in Tegelsee.

Rahnsdorf

Im Revier Rahnsdorf sind wir insgesamt 13 Personen: 5 Azubis, 1 Forstwirtschaftsmeister, 1 Haumeister, 1 Traktorist und 5 Forstwirte. Das Revier hat eine Größe von insgesamt 1000 Hek-tar, davon 850 ha in Berlin und 150 ha in Bran-denburg. Wir haben eine natürliche Waldgesell-schaft, in der die Kiefer zu 85%, die Buche 5%, die Eiche 5%, die Lärche 2%, die Birke 2% und sonstiges mit 1% vertreten sind.

Die Besonderheiten in unserem Revier sind: eine Wanderdüne, Staubecken, Naturschutzge-biete, Fließgewässer und der Dämeritzsee.

Verwaltungsstruktur der Berliner Forsten:

LANDESFORSTAMT

Ausbildungsreviere:

TEGELSEE Forstamt-Tegel EICHKAMP Forstamt-Grunewald RAHNSDORF Forstamt-

Friedrichshagen

Arnold Abt unterrichtet Forstwirte

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Tierpfleger

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Von der Mücke bis zum Elefanten von Diether Zscheile

eit 1991 werden die Auszubildenden der Zoologischen Gärten und weiterer tiergärtne-

rischer Einrichtungen der neuen Bundesländer an unserer Schule unterrichtet. Durchschnittlich sind es - verteilt auf die drei Lehrjahre - 75 bis 85 Auszubildende, die aus etwa 15 bis 20 Tier-gärten kommen. Die Beschulung erfolgt zentral als Blockbeschulung. Das heißt, die Zootier-pfleger-Lehrlinge bekommen ihr berufstheoreti-sches Wissen in Kursen vermittelt und sind in dieser Zeit gemeinsam internatsmäßig unterge-bracht. Das ist nicht nur aus organisatorisch-technischen Gründen notwendig, sondern diese Art des Unterrichts besitzt einerseits eine lange Tradition und hat sich zum anderen in vielfacher Hinsicht bewährt.

Jeder Beruf hat seine besondere Spezifik. Der des Tierpflegers (Zootierpflege) - so die offiziel-le Bezeichnung - fordert die umfassende Kennt-nis über in Tiergärten gehaltene Wildtierarten und deren Haustierformen. Das ist ein Vielfaches von dem, was Tierpfleger in den landwirtschaft-lichen Berufszweigen an Rassen zu überschauen haben.

Ein Zootierpfleger muß neben der Grobsys-tematik des Tierreiches die verwandtschaftliche Stellung ausgewählter Tierarten zueinander be-herrschen, über ihre charakteristischen Merkmale genauso Bescheid wissen, wie über Lebensweise und -raum, Vorkommensgebiet, Ernährung und Fortpflanzung in der Wildbahn. Ein Zootierpfle-ger hat außerdem die Anforderungen an die Hal-tung von Zootieren zu kennen und sie pflege-technisch umzusetzen, das heißt, er muß in der Lage sein, die ihm anvertrauten Pfleglinge art- und tiergerecht zu betreuen. Das gilt auch für Nahrungs- und andere Spezialisten der Tierwelt, sofern sie zu den Tierbeständen zoologischer Gärten gehören. Erfahrene Zootierpfleger ver-mögen selbst ihnen unbekannte Tiere nach Beur-teilung des Erscheinungsbildes, markanter kör-perlicher Merkmale und in Kenntnis des Her-kunftsgebietes, zumindest für eine Übergangs-zeit, ordnungsgemäß zu betreuen.

Die Fertigkeiten dafür werden den Auszubil-denden in den Lehrzoos, die theoretischen Kenntnisse in unserer Schule vermittelt. Das ge-schieht, wie in anderen staatlich anerkannten

Ausbildungsberufen in den Fächern Technologie (hier allgemeine und spezielle Fachkunde der Zootierhaltung), Technische Mathematik und Wirtschafts- und Sozialkunde. Wir legen dabei besonderen Wert auf praxisnahen Unterricht und um anwendbare Wissensvermittlung. Das setzt voraus, dass die Auszubildenden schulische Vor-kenntnisse und entsprechendes Leistungsvermö-gen mitbringen.

Obwohl als Bedingung für die Lehraufnahme in diesem Beruf der Hauptschul-, Realschu-labschluß oder Abitur gefordert sind, haben Lehrlinge mit Hauptschulabschluß oftmals Prob-leme bei der Aneignung der umfangreichen be-rufspraktischen und -theoretischen Grundlagen. Die unterrichtenden Fachlehrer müssen neben so-liden theoretischen Kenntnissen auch tiergärtne-rische Praxiserfahrungen besitzen. Das ist an un-serer Schule gegeben.

Nachfolgend möchten wir einen kurzen Ein-blick in die Unterrichtsschwerpunkte gewähren,

S

Keep cool: Zahnkontrolle bei Elefanten

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Tierpfleger

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in denen die Auszubildenden im Verlaufe ihrer drei Lehrjahre an unserer Schule unterwiesen werden.

Der allgemeine Teil der Fachkunde umfaßt die Stoffgebiete Geschichte der Tiergärtnerei, Natur- und Tierschutz, Tiergeographie, Verer-bung und Züchtung, Verhaltensbiologie, Tierer-nährung und Gesundheitslehre. In der speziellen Fachkunde werden die einzelnen systematischen Einheiten der Säugetiere, Vögel, Aquarien- und Terrarientiere, einschließlich der Wirbellosen, abgehandelt. Dabei wird der aktuelle Kenntnis-stand zur Systematik mit zoorelevanten Bei-spielarten, die Verbreitung, die Charakteristik mittels typischer Merkmale, die Lebensweise und Ernährung in der Wildbahn und daraus fol-gernd die Haltung im Tiergarten, Ernährung, Fortpflanzung und Zucht einschließlich artspe-zieller Aspekte vermittelt.

Das geschieht, wie erwähnt, in Form von Blockbeschulung. Diese erstreckt sich über drei zusammenhängende Wochen pro Kurs, wobei die

Auszubildenden drei Kurse pro Lehrjahr absol-vieren. Der Unterricht en bloc wird von Lehrern und Lehrlingen gleichermaßen als optimal einge-schätzt, da Stoffgebiete in sich geschlossen ab-gehandelt und von den Azubis ergebnisorientiert aufgearbeitet werden können. Und da die Lehr-linge aus tiergärtnerischen Einrichtungen mit un-terschiedlicher Spezifik kommen, befruchten und ergänzen fachbezogene Beispiele aus den Aus-bildungsbetrieben und Streitgespräche über un-terschiedliche Praxiserfahrungen den Unterricht und führen zu Fachsimpeleien in der gemeinsa-men Freizeit. Im Ergebnis steht eine praxisorien-tierte Unterweisung der Lehrlinge auch in der Schule.

Ausgesprochen günstig für die notwendige enge Verzahnung von fachtheoretischer und fachpraktischer Ausbildung wirkt sich die Einbe-ziehung des Zoologischen Gartens und des Tier-

parks Berlin, zweier tiergärnerischer Einrichtun-gen mit Spitzenstellung unter den Zoos der Welt, in die Unterrichtsgestaltung aus.

Dankenswerterweise ermöglichen es uns die Herren Dir. Dr. H. Frädrich (Zoo) und Dir. Dr. B. Blaszkiewitz (Tierpark) beide Institutionen für den ergänzenden Unterricht an von uns entspre-chend dem Lehrstoff ausgewählten Tiergruppen vor Ort zu nutzen.

Die Vorzüge der praxisorientierten Blockbe-schulung in der Fachtheorie für die Zootierpfle-ger-Lehrlinge aus den tiergärtnerischen Einrich-tungen der neuen Bundesländer dokumentieren sich am besten in der Lernhaltung und engagier-ten, disziplinierten Mitarbeit im Unterricht und in den Ergebnissen, die die Auszubildenden er-reichen. So bewegte sich das Notenmittel in Fachkunde der Klassen in den letzten Jahren im 1. Lehrjahr zwischen 2,4 und 2,7 und am Ende des 3. Lehrjahres zwischen 2,2 und 2,5.

Dass die Auszubildenden mit Ende der Lehr-zeit in ihrem Beruf voll einsatzfähig sind wird uns nicht nur von den Ausbildungsbetrieben bes-tätigt, Beweis dafür ist auch, dass einige von ih-nen als Jungfacharbeiter in Zoos, die selbst Lehr-

linge ausbilden, eine Anstellung fanden.

Robben brauchen Beschäftigung

Diether Zscheile unterrichtet Tierpfleger-

Auszubildende aus den neuen Bundesländern

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Tierpfleger

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Versuchskaninchen – muß das sein? von Detlef Schramm

er Ausbildungsberuf des Tierpflegers bildet - zusammen mit dem des Pferdewirtes - so-

zusagen den „animalischen“ Bereich der Peter-Lenné-Schule. Das Berufsbild läßt zwei Zielrich-tungen erkennen: die des Zoo- und die des Heim- und Versuchstierpflegers. Der letzte ist schon im Begriff widersprüchlich, und so hat die KMK be-schlossen, einen neuen Bildungsgang zu schaf-fen, der demnächst eingerichtet werden soll: den des Tierheim- und Tierpensionstierpflegers.

Die Ausbildung zum Tierpfleger erfolgt im dualen System, d.h. der Lehrling absolviert eine dreijährige Lehre in einem Betrieb (Zoo oder Tierzuchtlabor), wobei in jedem Lehrjahr der einmalige Unterrichtsbesuch pro Woche vorge-sehen ist.

Im ersten Ausbildungsjahr werden die Schüler beider Bildungsgänge gemeinsam im Klassen-verband unterrichtet. Der Unterrichtsstoff wird dem gerecht, indem Themen behandelt werden, die für beide Gruppen relevant sind, beispiels-weise ausgewählte Teile des Tierschutz- und Na-turschutzgesetzes, aber auch Anatomie und Phy-siologie der Wirbeltiere. In den folgenden zwei Jahren erfolgt im fachspezifischen Teil des Un-terrichts eine zunehmende Differenzierung, wo-bei die Klasse für diese Zwecke geteilt wird.

An dieser Stelle über die thematischen Schwerpunkte der Zootierpflege im Detail zu be-richten, hieße Eulen nach Athen tragen. Hier verweise ich auf den umfangreichen Beitrag un-seres Kollegen Diether Zscheile.

Ich möchte lieber ein paar Einblicke in die Welt der Versuchstierpflegerlehrlinge geben, die stark mit Vorurteilen ihrer Mitmenschen zu kämpfen haben. Der Konflikt ist vorprogram-miert: Wie kann man bloß Tiere heranzüchten, von denen man weiß, dass sie in Tierversuchen geopfert werden? Mit diesem Gedanken könnte ich nicht leben! So oder ähnlich wird oft reagiert, wenn der Gesprächspartner erfährt, daß man Versuchstierpfleger lernt.

Tatsächlich stecken auch einige der überwie-gend weiblichen Lehrlinge dieses Berufes in die-sem Dilemma. Doch dank der geschickten didak-tischen und sachlich untermauerten Aufklärung einiger fähiger Mitarbeiter an Zuchtlaboratorien, verschwindet dieser Konflikt zunehmend aus den Köpfen der jungen Leute und macht sachlichen

Argumenten Platz. Geht man nämlich ein derar-tig mit negativen Attributen überhäuftes Thema wie den Tierversuch einmal rational an, erkennt man schnell, daß dieser in vielen Fällen unerläß-lich ist. Abgesehen davon, daß für den überwie-genden Teil der Versuche schon Alternativme-thoden entwickelt worden sind, bleiben doch Fäl-le übrig, wo auf ihn nicht verzichtet werden kann.

Ein Beispiel soll hier für viele sprechen: Wir erwarten von Arzneimitteln, daß sie wirksam

sind. Jetzt kommt er wieder mit den Medikamen-ten, davon gibt es doch schon so viele! Wozu nun noch mehr? So werden Sie jetzt denken. Stimmt! Doch leider zeigen selbst viele unserer gängigs-ten Tabletten oft unerwünschte Nebenwirkungen. Was nützt mir die Kopfschmerztablette, wenn ich davon Magenbluten bekommen kann, wie es selbst bei dem allseits geschätzten Aspirin der Fall ist.

Es ließen sich noch weitere solcher Beispiele anführen, die für die Notwendigkeit eine Tierex-periments sprächen. Sie zu zitieren, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. Dies sollte auch kein Plädoyer für das Tierexperiment sein. Das hat es gar nicht nötig. Der Bericht sollte le-diglich aufzeigen, welchen Vorurteilen diese jungen Leute ausgesetzt sind und wie sie in Schule und Betrieb darauf vorberei-tet werden, diesen angemes-sen zu begegnen.

D

Claudia beim täglichen Umsetzen der Tiere

Detlef Schramm unterrichtet Tierpfleger

und Pferdewirte

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Schullaufbahnberatung

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„Auf Wiedersehen, Schule!“ von Barbara Herrmann

in Tag Anfang Februar 1999. Michael M. klopft an eine Tür im I. Stock der Peter-

Lenné-Schule mit dem Schild "Schullaufbahnbe-ratung". Es ist eine der wöchentlichen Sprech-stunden. Michael möchte "etwas mit Biologie" machen, was es da für Ausbildungsmöglichkeiten gäbe.

Die Schullaufbahnberaterin stellt ihm den Be-ruf des Gärtners vor, und der scheint Michael auch zu interessieren: Welche Ausbildungsinhal-te gibt es? Wie hoch ist die Vergütung? Spätere Einsatzmöglichkeiten? Freilich, das frühe Auf-stehen und die körperlichen Belastungen, die dieser Beruf mit sich bringt, entsprechen nicht so ganz seinen Vorstellungen, und dazu noch ein-mal pro Woche Besuch der Berufsschule! Ob Biologielaborant nicht doch besser wäre?

Auch dazu erhält er Auskunft, erkundigt sich dann aber doch noch nach den Fortbildungsmög-lichkeiten im Gärtnerberuf und bittet um Hilfe-stellung bei der Suche nach einem Ausbildungs-platz. Nachdenklich verlässt er dann den Raum. Ihm ist bewusst geworden, dass er mit 15 Jahren eine Entscheidung treffen muss, die für sein wei-teres Leben von großer Bedeutung sein wird.

So wie Michael stellt sich Jahr für Jahr unzäh-ligen Jugendlichen, mit besonderer Dringlichkeit in den 9. und 10. Klassen aller Schulformen, die Frage nach dem späteren Beruf, ja, nach ihrem künftigen Lebensweg. Die Beantwortung solcher und ähnlicher Anfragen, auch schriftlich oder te-lefonisch gestellt, nicht nur von Schülern, son-dern auch von Eltern und Lehrern, gehören in Berlin zum Alltag der Schullaufbahnberater.

Diese sind dem Landesschulamt Berlin direkt unterstellt und jeweils dem größten Oberstufen-zentrum jedes Bezirks zugeordnet. Schwerpunkt sind die Berufsberatung und die Auswahl geeig-neter Schulformen. Einmal im Monat treffen sich die Berater aus allen Bezirken, um sich über neue Bildungsgänge zu informieren, Problemfälle zu diskutieren, Rechtsfragen zu klären und die zahl-reichen Oberstufenzentren und sonstigen berufs-bildenden Schulen Berlins kennenzulernen.

Die Schullaufbahnberatung im Bezirk Zehlen-dorf berät insbesondere zum Schwerpunkt Agrar-wirtschaft, da dieses Berufsfeld im Gegensatz zu den Berufsfeldern Wirtschaft und Verwaltung

oder Elektrotechnik in Berlin ausschließlich durch die Peter-Lenné-Schule (OSZ Agrarwirt-schaft) im Hartmannsweilerweg vertreten ist.

Welche Themen werden besonders oft abge-fragt?

1. Berufsberatung/-orientierung, Studienbera-tung, einschließlich notwendiger Eingangsvor-aussetzungen bzw. Zulassungsbedingungen. Hierfür sind Kontakte zum zuständigen Ar-beitsamt nötig und werden auch gepflegt.

2. Fragen zu Ausbildungsinhalten, Verlänge-rung/ Verkürzung der Ausbildungszeiten, Wech-sel des Ausbildungsbetriebes. Diese Fragen stel-len in der Regel die Berufsschüler der Peter-Lenné-Schule. Hier sind Abstimmungen mit der "Zuständigen Stelle für die Berufsbildung in der Landwirtschaft“ beim Senat erforderlich.

3. Nachholen von Schulabschlüssen vor, wäh-rend und nach der Berufsausbildung.

4. Finanzielle Förderungsmöglichkeiten für einzelne Bildungsgänge.

Im Laufe der Jahre haben sich die Schwer-punkte der Beratungstätigkeit verlagert. Einen immer größeren Umfang nehmen Anfragen der Jugendlichen zu vollschulischen sowie berufs-vorbereitenden Bildungsgängen ein. Hier findet die angespannte Arbeitsmarktlage, besonders für Jugendliche, ihren Niederschlag.

In den wöchentlich angebotenen offiziellen und individuell vereinbarten Sprechstunden sind die Ratsuchenden weitgehend anonym. So stellen sie durchaus auch sehr persönliche Fragen wie z. B. zum Abbruch der Ausbildung, Klassenwech-sel oder Leistungsversagen.

Leider ist es häufig nicht möglich, kurzfristige oder bequeme Lösungen anzubieten. Umso grö-ßer ist die Freude, wenn frühere Ratsuchende des OSZ Agrarwirtschaft uns im beruflichen Alltag als erfolgreiche Gärtner, Floristen oder Tierpfle-ger begegnen oder wenn wir sie in den Techni-ker- oder Meister-Lehrgängen der Peter-Lenné-Schule wiedersehen.

E

Barbara Herrmann ist Schullaufbahnberaterin

am OSZ Agrarwirtschaft

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Pferdewirt

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Berufe mit Pferdeverstand von Gerhard Schröter (Reiten) und Detlef Schramm (Trabrennfahren)

Schwerpunkt Reiten

erufsbild und Gegenstand der Ausbildung zum Pferdewirt mit dem Schwerpunkt Rei-

ten sind die Beherrschung mindestens folgender Fertigkeiten und setzt folgende Kenntnisse vor-aus: 1. Versorgen, Pflegen, Führen und Transpor-tieren von Pferden. 2. Körperbau, Lebensvorgänge und Verhalten der Pferde. 3. Tiergesundheit und Tierhygiene. 4. Bewegungen und Arbeiten von Pferden. 5. Fortpflanzung, Züchtung, Vererbung und Ras-senkunde. 6. Futtermittel, ihre Gewinnung, Beschaffung und Verwendung. 7. Formen der Pferdehaltung sowie bauliche und technische Einrichtungen. 8. Einsetzen, Pflegen und Instandhalten von Ma-schinen, Geräten, Ausrüstung und Zubehör. 9. Kenntnisse der betrieblichen Zusammenhänge in der Ausbildungsstätte 10. Kenntnisse der einschlägigen Rechtskunde. 11. Kenntnisse der Wirtschafts- und Sozialkun-de. 12. Arbeitsschutz und Unfallverhütung. 13. Umweltschutz.

Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre, bei abgeschlossener Berufsausbildung in einem an-deren Beruf wird sie auf zwei Jahre verkürzt.

Die Berufsausbildung wird in einem staatlich anerkannten Ausbildungsbetrieb durchgeführt. Die Anerkennung der Betriebe erfolgt durch die zuständige Behörde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Die zuständige Stelle ist in der Regel die Landwirt-schaftskammer des betreffenden Gebietes oder in Bundesländern, in denen keine Landwirt-schaftskammern bestehen, eine vom Land be-stimmte Stelle.

Die Ausbildung beginnt mit dem Abschluss eines drei- bzw. zweijährigen Ausbildungsver-trages zwischen dem anerkannten Ausbildungs-betrieb und dem Auszubildenden.

Der Beruf des Pferdewirts mit dem Schwer-punkt Reiten ist ein Dienstleistungsberuf. Neben Passion und uneingeschränkter Einsatzfreude werden körperlich und geistig hohe Anforderun-

gen gestellt. Mittlere Statur und schlanke Figur erleichtern das Bewältigen dieser Anforderun-gen. Das sichere Beherrschen des Pferdes erfor-dert Geistesgegenwart und die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen schnell und richtig han-deln zu können.

Während der Berufsausbildung wird zur Er-mittlung des Ausbildungsstandes eine Zwischen-prüfung durchgeführt. Sie findet am Ende des er-sten Ausbildungsjahres an der Deutschen Reit-schule im Nordrhein-Westfälischen Landgestüt in Warendorf statt.

Die Ausbildungszeit endet mit der Abschluss-prüfung, die ebenfalls von einem von den zu-ständigen Stellen gemeinsam gebildeten Prü-fungsausschuss in Warendorf nach der Prüfungs-ordnung der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe durch geführt wird.

Nach bestandener Prüfung erhält der Kandi-dat die offizielle Berufsbezeichnung Pferdewirt und ist von der Deutschen Reiterlichen Vereini-

gung dazu berechtigt sich Bereiter zu nennen.

Schwerpunkt Trabrennfahren

Auch die Berufsausbildung zum Trabrennfah-rer verlangt natürlich ein hohes Interesse am Pferdesport. Oft schnuppern daher viele der Aus-zubildenden schon vor ihrer Ausbildung Stall-duft, in dem sie auf den Trabrennbahnen ein

B

Das höchste Glück der Erde?

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsausbildung Pferdewirt

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Praktikum ablegen. Hierbei bekommen sie die ersten Eindrücke von der Hektik des Rennbetrie-bes.

Deshalb sind sich die Jugendlichen, die den Beruf des Trabrennfahrers erlernen möchten, von vornherein darüber im Klaren, dass dieser sie voll und ganz in Anspruch nimmt und ihnen kaum freie Zeit für andere Dinge lässt. Und da mindestens zweimal in der Woche Rennveran-staltungen auf den jeweiligen Bahnen abgehalten werden, kommt man selbst sonntags erst spät ins Bett.

Neben den schon unter der Überschrift Reiten angesprochenen Themen, setzt der Fachkundeun-terricht noch weitere Schwerpunkte wie bei-spielsweise in Kenntnissen der Geschichte des Trabrennsports und der Trabrennordnung.

Auch dieser Beruf verlangt eine dreijährige Lehrzeit. Nach Ende des ersten Ausbildungsjah-res erfolgt die Zwischenprüfung, die aus einem theoretischen schriftlichen Teil, dem Kenntnis-teil und einem praktischen, dem Fertigkeitsteil, besteht. Sie soll zeigen, ob die jungen Leute in der Lage sind, die durch die Schule vermittelten Kenntnisse mit denen aus den Ausbildungsstät-ten zu verbinden. Fällt der praktische Teil der Zwischenprüfung zur Zufriedenheit aus, erhält

der Auszubildende von der Obersten Behörde für den Trabrennsport (OBT) die Fahrerlaubnis für den Rennsport und darf an offiziellen Nach-wuchsrennen teilnehmen.

Ausbildungsbetriebe sind Trabrenntrainer, die über eine Lehrlingsausbildungserlaubnis verfü-gen. Diese Betriebe müssen ihren Sitz nicht un-bedingt auf den Trabrennbahnen Berlins haben. Viele Trainer besitzen im Berliner Umland soge-nannte Ranches, auf denen oft bis zu 40 Pferde gehalten werden. Nur an den Renntagen herrscht Leben auf den Rennbahnen. Dann transportiert man die von den Besitzern als Starter gemeldeten Pferde dorthin.

Die Ausbildung schließt nach drei Jahren mit der Abschlussprüfung ab. Jetzt muss der Lehrling unter Beweis stellen, ob drei Lehrjahre spurlos an ihm vorübergegangen sind, oder dass doch das Eine oder Andere im Gedächtnis haften geblie-ben ist. Verlangt werden außer dem eingangs er-wähnten theoretischen Wissen auch praktische Fähigkeiten im Umgang mit den sensiblen Renn-pferden, sowie ein gutes Einschätzungsvermögen für Schnelligkeit, denn ein Teil der Prüfung sieht ein Fahren nach Zeit vor, d.h. der Prüfling muß in der Lage sein, eine bestimmte Rennstrecke in einer vorgegebenen Zeit zu durchfahren. Besteht er alle Disziplinen zur Zufriedenheit der Prü-fungskommission, darf er sich Berufstrabrenn-fahrer nennen.

Fertigmachen zur Parade

Gerhard Schröter und Detlef Schramm unterrichten Pferdewirte i m Schwerpunkt

Reiten bzw. Trabrennfahren

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Treeworker

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You are welcome European treeworker in Großbeeren und Berlin -

von Helmut Warkentin

eit März 1999 werden, wiederum in Koope-ration zwischen der Lehranstalt für Garten-

bau und Floristik Großbeeren e. V. und der Pe-ter-Lenné-Schule in Berlin, Vorbereitungslehr-gänge zur Prüfung zum „European treeworker“ durchgeführt.

Die Konzeption dieses Vorhabens wurde im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Projektes „Aus- und Weiterbildung zum Europäischen Baumpfle-ger – AWEB“ seit 1977 intensiv von 11 Partnern aus 7 Ländern erarbeitet.

Nach den Zertifizierungen in Frankreich und Italien wurde auch erstmals in Deutschland im Juni `99 eine Zertifizierung in Berlin durchge-führt. Teilnehmer aus Deutschland, den Nieder-landen, der Schweiz und England mussten schrift-lich und praktisch ihr Können zeigen.

Ziel des Projekts ist es, in einem vereinten

Europa das Spezialgebiet der Baumpflege zu harmonisieren. Konkret bedeutet das, ein Aus- und Weiterbildungsprogramm für auszubildende Jugendliche und junge Arbeitnehmer und Gärtner für den Beruf des Baumpflegers zu entwickeln. Darüber hinaus sollen europaweit gültige Stan-dards für ein Prüfungs- und Zertifizierungssys-tem entstehen, um den länderübergreifenden Austausch von Angestellten zu vereinfachen und bei europaweiten Ausschreibungen einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen.

Der Vorbereitungslehrgang setzt sich zusam-men aus insgesamt 100 Unterrichtsstunden an unserer Schule, in denen an einem Tag in der Woche eine Einarbeitung in die botanischen,

pflanzen- und bodenkundlichen sowie techni-schen Grundlagen der Baumpflege angeboten wird. Die praktische Ausbildung findet an zwei weiteren Tagen in der Woche an der LAGF in Großbeeren statt, z. B. fachgerechte Baum-pflanzung, Kronenschnitt und Kronensicherung. Höhepunkt des Vorbereitungslehrgangs ist si-cherlich der 2wöchige Kletterkurs, der auf den jeweiligen Grundkenntnissen der Teilnehmer aufbaut.

Das Interesse der Teilnehmer - insbesondere aus den neuen Bundesländern - ist sehr groß. Oftmals haben sie jahrelang im Forstbereich ge-arbeitet und erste Erfahrungen in der Baumpflege gesammelt, ohne dafür speziell ausgebildet wor-den zu sein.

Altersbeschränkungen für die Zertifizierung zum europäischen Baumpfleger gibt es nicht, nur: für das Baumklettern sollte man schon etwas fit sein. Auch eine Theorie-Lehrerin des Kurses übte sich in der Doppelseil-Klettertechnik. Schließlich sollen auch gemeinsame Erfahrungen zwischen Lehrenden und Lernenden während des Lehrgangs ausgetauscht werden.

S

Die ersten zertifizierten Treeworker Berlin - Juni 1999

Doppelseilkletterkurs – gute Kondition ist gefragt

Helmut Warkentin - federführend in Sachen

Baumpflege

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Baumpfleger

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Baumpflegefortbildung in Großbeeren und Berlin

von Cornelius Baudisch

n Großbeeren und Berlin werden seit Januar 1995 gemeinsam Fortbildungslehrgänge zur

Vorbereitung auf die Prüfung zum "Geprüften Fachagrarwirt Baumpflege und Baumsanie-rung" durchgeführt.

Inzwischen konnten weit über 100 Baumpfle-ger unter Mitwirkung von Brandenburgs zustän-diger Stelle für berufliche Bildung die umfang-reichen Prüfungen erfolgreich absolvieren.

In 600 Stunden Unterricht erlernen die Teil-nehmer alles, was für den Baumpfleger in diesem speziellen Fachgebiet von Bedeutung ist.

Der theoretische Unterricht wird an der Peter-Lenné-Schule in Berlin-Zehlendorf gestaltet, die fachpraktische Unterweisung hingegen findet hauptsächlich auf dem Gelände der Lehranstalt in Großbeeren und in ausgewählten Baumpflege-betrieben statt.

Die Lehrgangsergebnisse und die gute Zu-sammenarbeit beider Institutionen sind Zeugnis dafür, wie gut dieses länderübergreifende Bil-dungsprojekt funktioniert.

Die Lehrgänge werden sowohl berufsbeglei-tend ( 2 Tage / Woche - ein Jahr ) als auch in Vollzeitform ( 5 Tage / Woche - 1/2 Jahr ) ange-boten.

Mit der berufsbegleitenden Lehrgangsform kommt man einer Forderung der gartenbaulichen Unternehmen entgegen. Neben einer Teilnahme am Lehrgang stehen die Mitarbeiter dadurch auch den Betrieben an drei Tagen in der Woche zur Verfügung.

Ausgebildete Fachagrarwirte für Baumpflege und Baumsanierung sind auf dem Markt stark nachgefragt. Zurückzuführen ist dies vornehm-lich auf die Forderung der Auftraggeber nach wirklicher Fachkunde der Auftragnehmer, nach-dem vermehrt ungelernte Billigstanbieter für Baumpflege durch „Baumfrevel“ aufgefallen sind.

So hat sich dieser Vorbereitungslehrgang, welcher nahezu einer Qualifizierung auf dem Gebiet der Baumpflege auf „Meisterniveau“ ent-spricht und der anschließend mit einer im Be-rufsbildungsgesetz verankerten Prüfung ab-schließt, dank der Befürwortung und Unterstüt-zung durch den Bundesverband Garten-, Land-schafts- und Sportplatzbau inzwischen in Deutschland etabliert.

I

Baumschnitt vom Hubsteiger aus

Cornelius Baudisch Geschäftsführer

der LAGF Großbeeren

Mit der Baumpflanzung fängt alles an

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Landesstelle

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Counterpart – was ist das ? Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern

von Bernd Wittchen

er internationale Charakter des OSZ-Agrarwirtschaft zeigt sich an einer Einrich-

tung, die eng verbunden ist mit dieser Schule und hier seit 1966 ihren Standort hat.

Die Landesstelle für gewerbliche Berufsför-derung in Entwicklungsländern wurde aufgrund eines Bund-/Länderabkommens durch das Land Berlin gegründet und untersteht der Senatsver-waltung für Schulwesen. Zu den Hauptaufgaben der Einrichtung gehört die Aus- und Fortbil-dung von Technischen Lehrern, die nach ihrer Rückkehr in das Heimatland deutsche Fachkräfte ablösen oder in den Technischen Schulen, die in den Ländern errichtet worden sind, eingesetzt werden. Bei der Organisation und Durchführung der Fortbildungsprogramme arbeitet die Landes-stelle eng mit der Deutschen Stiftung für inter-nationale Entwicklung (DSE) zusammen.

Die Arbeit der Landesstelle ist ein wichtiger

entwicklungspolitischer Beitrag des Landes für den Auf- und Ausbau des beruflichen Bildung-systems in den Partnerländern.

Seit Bestehen der Einrichtung sind ca. 2.400

Stipendiaten, auch Counterparts genannt, aus über 60 Ländern der Erde in ihrem Beruf hier erfolgreich qualifiziert worden. Angeboten wer-den Fortbildungsprogramme für Holztechnik so-wie Sanitärtechnik. Zweimal jährlich werden

Stipendiaten in die Fortbildung aufgenommen. Im Jahr 1998 waren es 48. Derzeit kommen die Teilnehmer der Fortbildung aus 18 Ländern.

Die Stipendiaten der Landesstelle sind für das

OSZ eine Herausforderung, die unterschiedliche Herkunft und Kulturen der Programmteilnehmer in den Schulalltag einzubinden. An guter Zu-sammenarbeit und gemeinsamen Projekten man-gelt es nicht. Das Interesse der OSZ-Schüler an den Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Entwicklungsländern ist groß. Es bestehen gute Kontakte und ein reger Erfahrungsaustausch..

Besonders wertvoll für die Stipendiaten der Landesstelle ist, dass ihnen die schulischen Ein-richtungen wie Bibliothek, Mediothek und EDV-Räume offen stehen.

Da viele Stipendiaten aus ländli-

chen Gegenden kommen, fühlen sie sich in der grünen Umgebung der Schule schnell wohl und zeigen gro-ßes Interesse am Agrargeschehen des Oberstufenzentrums.

Für die in Deutschland stattfin-

dende Ausbildung ist es notwendig, dass im Heimatland bereits eine ge-werbliche Berufsausbildung absol-viert wurde, die etwa dem Abschluss einer deutschen Facharbeiterprüfung entspricht und die Teilnehmer Erfah-rung in der beruflichen Ausbildung haben. Nach Möglichkeit sollen im

D

Ein Werkstück erhält den letzten Schliff

Lehrprobe mit deutschen Schülern

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Landesstelle

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Heimatland auch schon Kenntnisse der deut-schen Sprache erworben worden sein.

Die Programme dauern rund 24 Monate und

beginnen mit einem intensiven Deutschunterricht in einem Sprachinstitut.

Es schließt sich eine fachpraktische und -

theoretische Fortbildung an der Landesstelle an, die eine pädagogische Ausbildung beinhaltet. Ein 6wöchiges Betriebspraktikum ermöglicht Ein-blick in die Betriebspraxis und ein besseres Ver-ständnis des dualen Ausbildungssystems in Deutschland.

Für die Dauer ihrer Fortbildung wohnen die

Stipendiaten in möblierten Apartments eines zentral gelegenen Wohnheimes. Das Anmieten der mit Bad und kleiner Küche ausgestatteten Wohnungen erfolgt durch die Carl-Duisberg-Gesellschaft.

Die Kolleginnen und Kollegen der Landes-

stelle übernehmen auch einen wesentlichen Teil der außerfachliche Betreuung der Stipendiaten, die am Anfang des Aufenthalts von besonderer Bedeutung ist. Zu den Freizeitangeboten gehören

gemeinsame Film- und Theaterbesuche, die Teil-nahme an Sportveranstaltungen sowie Exkursio-nen im Stadtgebiet und in das Umland.

Die Fortbildungsmaßnahme für Stipendiaten

aus den Partnerländern ist seit Beginn ein Bund-Länder-Programm. In Berlin liegt die Zuständig-keit und Fachaufsicht bei der Senatsschulverwal-tung.

An fachspezifischen Fortbildungsgängen sind

die Oberstufenzentren Bautechnik und Versor-gungstechnik beteiligt. Unterstützt und mitgetra-gen wird die Arbeit der Landesstelle durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technolo-gie

Die Landesstelle führt ihre Programme zu-

sammen mit dem Handwerk, der Industrie, ver-schiedenen überbetrieblichen Ausbildungsstätten und Ausbildungsträgern durch und arbeitet eng mit der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung, der Carl-Duisberg- Gesellschaft und der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung zu-sammen.

Bernd Wittchen Leiter der Landesstelle

Ergebnisse der Projektarbeit „Holzbearbeitung mit Handmaschinen“

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Fachpraxis BB10 / VZ 11/ OBF

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Aus dem Stall ins Museum von Manfred Bombach und Martin Rammensee

uf dem Gebiet der Fachpraxis sollen natur-verbunden und handwerklich interessierte

Jugendliche Grundkenntnisse erlernen, die der Berufsvorbereitung dienen. Außer den Berufsbe-fähigenden Lehrgängen (BB 10) gibt es am OSZ Vollzeitlehrgänge (VZ 11) und die Berufsfach-schule (OBF) für Schüler, die die mittlere Reife erlangen wollen.

Im BB-10-Bereich befinden sich bei uns viele Sonderschüler bzw. Jugendliche aus sozial schwachen Familien, mit einer z. T. nicht uner-heblichen Schulmüdigkeit. Auf Grund der Viel-fältigkeit unseres Angebots sind wir in der Lage auch Schüler anzusprechen, die ansonsten nur noch sehr schwer schulisch zu erreichen sind.

Gerade unter Anleitung der Lehrer für Fach-praxis lernen die Schüler in zahlreichen Projek-ten Vertrauen in das gemeinsam Erarbeitete und Erlernte zu gewinnen. Aus der Vielzahl der jedes Jahr angebotenen Projekte wollen wir an dieser Stelle beispielhaft nur auf einige näher eingehen.

Waldbaustelle „Gatower Heide“

Inmitten der Gatower Heide lernen die Schü-ler/innen trotz langem Anfahrtsweg pünktlich mit der Arbeit zu beginnen und in einer einmal ange-fangene Beschäftigung durchzuhalten.

So wirkten die Schüler nicht nur bei der Auf-forstung der Gatower Heide mit, sondern erstell-

ten auch Einfriedungen der Heideflächen mit Rundhölzern, bauten Sitzgruppen und Futter-krippen.

Bau eines Ziegenstalls Da wir seit einigen Jahren auch Kleintierhal-

tung auf dem Schulgelände betreiben, war es un-umgänglich, einen kleinen Ziegenstall zu bauen. Dazu wurden umfangreiche Arbeiten durchge-führt.

Der Beton für die Bodenplatte wurde mit Hil-fe eines Zwangsmischers selbst hergestellt. Aus Kalksandsteinen mauerten die Schüler die Au-ßenwände im einfachen Läuferverband. An-schließend wurde alles sorgsam verfugt. Darauf entstand ein Gründach mit Balkenlage, Rauh-spundabdeckung, Dachpappe, Vlies und zum Teil beflanzter Substrataufbringung.

Dazu wurde ein Gehege aus zuvor im Wald selbst geschlagenem Stangenholz eingefriedet. Zahlreiche Schüler aller Bildungslehrgänge wa-ren darüber hinaus mit der Pflege der Tiere be-faßt, wobei sich bei einigen Schülern eine große Fürsorge für die ihnen „anvertrauten“ Tiere ent-wickelte. So bietet die „Tierpflege“ im fachprak-tischen Bereich immer wieder die Möglichkeit besonders verhaltensauffällige Schüler zu errei-chen und ihnen Verantwortung zu übertragen.

Beete auf dem Freiland

Um auch die Berufsbilder des Erwerbsgärt-ners und Floristen aus der Vielseitigkeit des Be-rufsfeldes aufzuzeigen, werden jedes Jahr auf dem zur Schule gehörenden „Freiland“ die zuvor in den Gewächshäusern angezogenen Pflanzen ausgepflanzt.

A

Zuerst muß Baufreiheit geschaffen werden

Stein um Stein wächst das Ziegenheim

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Fachpraxis BB10 / VZ 11/ OBF

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Um die unterschiedlichsten Bedingungen für ein optimales Wachstum der Gemüse- und Blü-tenpflanzen (Floristikbedarf) aufzuzeigen, be-bauen die Schüler auch Hoch- und Hügelbeete, erstellen verschiedenartige Mulchabdeckungen mit Plastikfolie, Mulchpapier, Strohhäcksel oder Rasenschnitt.

Projekt Potsdam-Museum

Mit Schülern der Klassen OBF wird im Hin-terhof des barocken Typenhauses „Im Güldenen Arm“ ein Feldsteinmosaik des 18.Jahrhunderts freigelegt. Studierende der an unserem OSZ be-findlichen Staatlichen Fachschule für Gartenbau

hatten zuvor Pläne für die Neugestaltung des lange Zeit im Dornröschenschlaf liegenden Ho-fes in der Hermann-Elflein-Str. 3 entwickelt.

Das Amt für Denkmalpflege entschied sich für eine der drei gleichermaßen überzeugenden Varianten. Nun konnte es mit den OBF-Schülern an die gartenbauliche Ausführung gehen, d. h. Aufnahme und Sicherung des alten Pflasters, Ab-trag von Boden, Einbau einer neuen Tragschicht und umfangreiche Pflasterarbeiten, die sicherlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden. Zuallerletzt sollen ein Holzzaun gebaut und nach Abschluß der Pflasterarbeiten Pflanzflächen ent-stehen.

Dies soll nur ein kurzes Anreißen der Arbei-ten im Bereich der Fachpraxis sein. So werden die Schüler/innen auch an zahlreiche einfache Arbeiten des GaLaBau herangeführt, wie z. B. Setzen von Kantensteinen, Erstellen von Ver-bundsteinpflaster und Mosaikpflaster, Rasenan-saat, einfache Holzarbeiten, Hecken- und Ge-hölzschnitt, etc.

Unser Ziel haben wir erreicht, wenn wir in ei-nem Teil der Schüler das Wissen um die Vielfäl-tigkeit des „Grünen“ Berufsfeldes wecken, sehen wir doch später so manchen als Berufsschüler wieder, sei es im Bereich der Landschafts- oder Erwerbgärtnerei , der Floristik oder der Tierpfle-ge.

Module – Fachpraktische Übungen

In diesem Jahr wurden erstmalig für VZ-11- Schüler zu den bisher schon praktizierten Übun-gen im fachpraktischen Bereich Termine festge-legt, zu denen sie besonders geprüft werden und dazu Bescheinigungen (Zertifikate) zu ihren Ar-beitsleistungen erhalten. Diese Prüfungen bezüg-lich einfacher handwerklicher Tätigkeiten erfol-gen in den Fächern Holz- und Metallbearbei-tung, Zierpflanzen- sowie Garten- und Land-schaftsbau.

Die Übung im Garten- und Landschaftsbau umfasst folgende Teilbereiche: Einfache Höhen-vermessung; Betonplatten 40/40/5 cm in Sand verlegen und fachgerecht einschlämmen; Kan-tensteine 100/25/6 cm in Sand setzen.

Nach mehrmaligem Üben der einzelnen Tä-tigkeiten legen die Schüler im Beisein von Leh-rern der Fachpraxis und Fachtheorie eine Prü-fung ab. Nach Auswertung des Prüfungsleistun-gen erhalten die Schüler das Prüfungsergebnis in Form eines Zertifikats.

Ein Hauch von Troja in Potsdam

Manfred Bombach und Martin Rammensee -Lehrer für Fachpraxis-

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

BB 10/ VZ 11/ OBF

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Gänse küsst man nicht! von Detlef Schramm

uf dem Schulgelände der Peter-Lenné‚-Schule bewegt sich was, denn seit einigen

Jahren ist er nicht nur Heimat unzähliger Pflan-zen. Jetzt haben ihn auch die Tiere erobert.

Neben der Hauptattraktion, den Ziegenmamas mit ihrem Nachwuchs Pünktchen, Anton und Fritz tummeln sich dort auch Erich, der Enterich mit seinem Harem und der leider ewig zischende Ganter Tom. Vier Höckergänse neben zahlrei-chen anderem Federvieh beleben den Schulalltag durch ihr Gekrähe und Geschnatter, Gescharre und Gewatschel, ganz so, wie wir es auch manchmal von unseren Schülern kennen.

Daneben warten noch Meerschweinchen und Kaninchen auf ihre Streicheleinheiten, Klein-vieh, das ja bekanntlich auch Mist macht. Sehr zum Unwillen unserer Gärtnerinnen, die ihn wie-der entfernen müssen, zumindest an den Wo-chenden, wenn die Schüler nicht da sind.

Doch welchen pädagogischen Zweck verfolgt nun eine Schule ernsthaft durch die Haltung von Tieren?

Tiere üben in vielfacher Weise eine positive Wirkung auf das Wohlbefinden des Menschen, besonders des Kindes aus. Beim Streicheln eines Tieres überträgt sich dessen beruhigendes Wohl-fühlen auf die streichelnde Person. Ferner neh-men die Tiere die Schüler so wie sie sind. Sie achten nicht auf Äußerlichkeiten oder soziale Stellung, ein wichtiger Aspekt gerade für unsere gesellschaftlich zu kurz gekommenen Jugendli-chen. Mit Tieren kann man reden. Sie hören zu, ohne zu widersprechen. Sie können nicht spre-chen und somit auch nicht lügen. Allerdings las-sen sie auch nicht alles mit sich machen. Auf fal-sches Verhalten reagieren sie prompt. Deutlich aber ehrlich, wie ein Schüler spüren konnte, der den handgezogenen damals noch jugendlichen Ganter Tom küssen wollte. Ein Biß in die Lippe war die schmerzhafte Erfahrung, die er machen mußte.

Der Umgang mit Tieren fördert bei Kindern bekanntermaßen die Verantwortung und die Für-sorglichkeit. Da das Tier ohne den Menschen ja hilflos ist, spricht es in dessen Innern den Für-sorgetrieb an. Dabei muß das Kind oder der Ju-gendliche in seiner Hilfsbedürftigkeit jedoch die Menschlichkeit seiner Mitmenschen erfahren, ein Punkt, in dem diese Jugendliche mit Sicherheit stark benachteiligt wurden. Um zu vermeiden, daß sie sich in ihrer überlegenen Rolle dem Tier gegenüber aggressiv verhalten, muß man versu-chen, ihre Motivation zur Fürsorge an solchen Partnern zu wecken, denen sie uneingeschränkt überlegen sind. Und das sind kleine oder insbe-sondere junge Tiere. Wem haben frischge-schlüpfte Hühner-oder Entenküken noch keinen Laut des Entzückens entlockt? Wer kann diesen hilflosen Geschöpfen gegenüber brutal oder hartherzig sein? Könnte der behutsame Umgang mit diesen Lebewesen nicht ein kleiner Beitrag zu mehr Humanität in unserer Gesellschaft be-deuten?

Tiere können im Kind oder Jugendlichen die Phantasie und Erlebnisfähigkeit anregen und sie bieten auch eine Möglichkeit, Natur zu erleben. Gerade für viele Stadtkinder ist ein Haustier die einzige Möglichkeit dazu. Über die Auseinander-setzung mit dem Tier als ein Teil der Natur kann

A

Frisch geschlüpft und wohlbehütet

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

BB 10/ VZ 11/ OBF

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eine Erziehung zum Tier- oder Naturschutz er-folgen.

Letztendlich tragen Tiere auch dazu bei, Furcht überwinden zu lernen. Wie das denn, werden Sie fragen. Wenn ich vor einem fauchen-den Ganter Angst habe, werde ich mich hüten, in dessen Nähe zu geraten. Doch Furcht kann durch immer wieder neu gemachte Erfahrungen mit dem Tier allmählich beigelegt werden. Je mehr man an den Umgang mit Tieren vertraut ist, je gründlicher man ihre Verhaltensweisen beobach-tet, um so eher verschwindet die Angst vor dem Tier.

Natürlich kann nicht darüber hinweggesehen werden, dass ein sehr negatives Erlebnis ein Kind sein Leben lang prägen kann. Einige weni-ge solcher Fälle sollten jedoch nicht ausschlag-gebend für ein weiteres Abschaffen von Tieren im OSZ Agrarwirtschaft sein. Im Gegenteil! Aus dem im vorangegangenen Erörterten spricht vie-les dafür noch weitere Tierarten hinzu zu kaufen. Arten, die den Umgang mit Jugendlichen dieser Altersgruppe geduldig ertragen wie beispielswei-se das Schaf. Selbstverständlich muß für die notwendige Pflege dieser Tiere auch eine dafür ausgebildete Person zur Verfügung stehen. Unse-re hauseigenen Gärtnerinnen sind damit sicher-lich überfordert. Und da liegt der Hase im Pfef-fer, um beim Bild zu bleiben. Und ein jeder weiß, dass dies für ihn nicht der richtige Ort ist.

Ziegenmama mit Pünktchen und Anton

Detlef Schramm Koordinator der Abteilung I

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Fachpraxis BB10 / VZ 11/ OBF

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Wer sät, darf auch verkaufen von Dorothea Prove

n jedem Schuljahr finden im Rahmen des fachpraktischen Unterrichts verschiedene Pro-

jekte statt, bei denen Schüler Veranstaltungen vorbereiten und durchführen. Zum einen ist das der Adventsmarkt in der Vorweihnachtszeit, zum anderen - Mitte Mai - der sogenannte Sommer-blumenmarkt.

Die Jungen und Mädchen der Berufsfachschu-le, der BB10- und VZ11-Lehrgänge verkaufen bei diesen Projekten mit viel Freude und Stolz selbst gefertigte Adventsgestecke bzw. Pflanzen an die Beschäftigten und Schüler des OSZ.

Beliebter Schwerpunkt ist der „Geranien-

markt“, auf dem aber auch andere Sommerblu-men, Gemüse, Kräuter und Topfpflanzen angebo-ten werden.

Die Vorbereitung beginnt schon im Januar mit der Aussaat der ersten Sommerblumen. Bis zum Aktionstag lernen die Schüler die verschie-denen Arbeitsschritte kennen, die notwendig sind, um aus einem Samenkorn die verkaufsferti-ge Pflanze zu produzieren. Aber auch die kreati-ven Begabungen der Schüler sind gefordert, um eine Dekoration der Verkaufshalle herzustellen. So wurden in den vergangenen Jahren die Glas-häuser mit Maibäumen geschmückt, entstanden unter anderem eine Bildergalerie und ein India-nerdorf.

Das durch die Ausgabe von Eintrittskarten ein-genommene Spendengeld kommt wohltätigen Einrichtungen zu. Dabei entscheiden die Schüler selbst, welcher Organisation das Geld zufließen soll. Rund 1.500 DM konnten bisher an die Kin-der-Krebshilfe, die SOS-Kinderdörfer und das Tierheim Lankwitz überwiesen werden.

Durch die vielfältigen Arbeiten bei der Vor-bereitung finden auch leistungsschwache Schüler eine ihren Talenten entsprechende Aufgabe. Ein wichtiger Effekt hierbei ist, dass die Einzelleis-tung eines jeden Schülers dazu beiträgt, das Ge-samtbild des Sommerblumenmarktes bunt und

vielseitig zu gestalten zu gestalten. Andrea, eine im Unterricht schwierige OBF-Schülerin, gab mir am letzten Schultag einen Brief: „Die Vorbereitungen und auch den Som-merblumenmarkt selbst werde ich mein Lebtag nicht vergessen: Es war toll!“

I

Geranienmarkt – gleich geht es los

Dorothea Prove ist Lehrerin für Fachpraxis

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Tierhaltung

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Lennés Ranch Feierliche Einweihung des Kleintierstalls

von Anja Lemmel

om und Jerry sind derzeit die neue Attrak-tion im „Kleintierzoo“ des OSZ Agrarwirt-schaft in Berlin-Zehlendorf. Die beiden

putzigen Enten- und Gänseküken gehören zu ei-ner ganzen Schar von Federvieh, die kürzlich ihr neues Zuhause beziehen durften, welches natür-lich artgerecht für glückliche Tiere von Schülern im Rahmen eines Praxis-Projektes gebaut wurde.

Die Peter-Lenné-Schule, mit dem Namen des großen Garten- und Landschaftsgestalters eigent-lich der Gartenbautradition verpflichtet, konnte an diesem Tage ihr ganzes Profil mit vielen Be-rufsbildern zeigen: Gärtner, Floristen, Pferdewir-te, Tierpfleger und Forstwirte.

Dieses Projekt allerdings führten Schüler und Schülerinnen der Berufsbefähigenden Lehrgänge (BB10) und der Vollzeitlehrgänge (VZ11) mit viel Spaß und ohne jegliche fremde Hilfe mit ih-ren Fachpraxislehrern aus.

Zur Einweihung der Anlage war auch das Landesschulamt eingeladen. Der zuständige Schulrat, Herr Schepp, lobte den fachlichen Be-zug und vor allem die pädagogische Seite des Unterfangens. Dies sei „kein Kuschelzoo“, son-

dern eine Einrichtung, die den schon durch fehlen-de Ausbil-dungsplätze beruflich ent-täuschten jungen Men-schen eine sinnvolle Aufgabe be-

reitstelle. „Der Umgang mit den Tieren macht selbst die

größten Rüpel zu sanften Lämmern“, beschreibt Herr Rammensee, einer der Fachpraxislehrer, die pädagogische Seite. Und erzählt von der Vierlingsgeburt bei den Ziegen, als die Schüler sich kaum vom Anblick der jungen Zicklein lösen konnten.

Bei den Praxis-Projekten lernen die Jugendli-chen Dinge, die sie später gut für eine Ausbil-dung gebrauchen können: nicht nur Handwerkli-

ches, sondern vor allem Durchhaltevermögen und Teamgeist - Eigenschaften, die den Start ins Berufsleben erleichtern helfen. Viele der Schüler bewerben sich anschließend für eine Tätigkeit im Gartenbau, denn natürlich kommt hier auch der fachliche Bezug nicht zu kurz.

So bau-ten die Schüler im vergange-nen Jahr ei-nen Ziegen-stall. Den Ziegen ge- fiel beson- ders die Dachbegrü-nung: Sie war im Nu abgefressen. Aber das bereitete keine Probleme, denn Pflanzennachschub kommt je-derzeit aus den eigenen Gewächshäusern.

Dort lernen die Mädchen und Jungen die kor-rekte Anzucht verschiedenster Pflanzen, die dann einmal im Jahr an Schüler und Beschäftigte des OSZ verkauft werden. Die Aktion erfreut sich zunehmender Beliebtheit und führt die Jugendli-chen gleichzeitig an den Zweig Markt und Ab-satz heran. Ge-rade im Raum Berlin gewinnt dieses Fachge-biet steigende Bedeutung, werden doch Produktionsbe-triebe immer mehr von Gar-tencentern ver-drängt.

An Ideen für weitere Projekte herrscht kein Mangel: die Errichtung eines Pferdestalles, die Anlage eines aus Regenwasser gespeisten Tei-ches, der Bau eines Brotofens für die Verarbei-tung selbst gesäten und geernteten Getreides. Schließlich werden auch künftig Vollzeitschüler die Schule besuchen – bei weiterem Fehlen von Ausbildungsplätzen mehr denn je.

T

Anja Lemmel Studierende der Staatlichen Fachschule für Gartenbau

Grünes Licht fürs Federvieh

Besuch aus dem LSA bei den Grünen Tagen am OSZ

Harte Arbeit auf weichem Boden

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Berufsbildung Gärtner

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Wer zerlegt Felco? Berufswettbewerb für junge Gärtner und Gärtnerinnen

von Astrid Fleischhauer und Meike Poets

ie Tradition des Berufswettbewerbes der Junggärtner ist bereits mehrere Jahrzehnte alt. Seit 1987 ist das OSZ Agrarwirtschaft

wieder regelmäßiger Austragungsort für den alle 2 Jahre stattfindenden Berufswettbewerb.

Ziel des Berufswettbewerbes ist es, fern von jedem Prüfungsdruck und Konkurrenzdenken, gemeinsam mit Gleichgesinnten fachliche Fähig-keiten, Kreativität und Findigkeit zu messen. Die Teilnehmer müssen hierbei 10 verschiedene Auf-gaben im Dreierteam bewältigen. Die Teams be-stehen überwiegend aus Auszubildenden der un-terschiedlichen gärtnerischen Fachsparten, aber auch ausgelernte junge Gärtner können teilneh-men.

Schirmherr ist der Bundesminister für Ernäh-

rung, Landwirtschaft und Forsten, Träger des Be-rufswettbewerbes sind die Arbeitsgemeinschaft deutscher Junggärtner (AdJ) und der Zentralver-band Gartenbau (ZVG).

Der Berufswettbewerb gliedert sich in drei Entscheide, an denen die jeweiligen Dreierteams teilnehmen können. Das beste Team, das aus dem Entscheid auf Ortsebene hervorgeht, kann am Zweitentscheid auf Landesebene teilnehmen. Die Siegerteams der Zweitentscheide tragen schließlich den Bundesentscheid im Rahmen der Bundesgartenschau (BUGA) aus.

In diesem Jahr waren beim Erstentscheid z. B. folgende Aufgaben zu lösen: Problemlösung: das Reparieren einer in alle Ein-zelteile zerlegten Felco-Schere innerhalb einer bestimmten Zeit; Kreativität: das Gestalten eines

Werbeflugblattes zum “Tag der offenen Tür” ei-nes Gartenbaubetriebes.

Lehrer unserer Schule, Ausbilder, Firmenin-

haber und ehemalige Schüler engagieren sich als Wettbewerbsrichter und unterstützen die Jung-gärtner aktiv oder durch Spenden bei der Vorbe-reitung, Durchführung und Auswertung des Wettbewerbes.

Die beste Platzierung beim Bundesentscheid

seit 1987 mit einem 2. Platz konnten die Teil-nehmer des OSZ 1997 in der Wettbewerbsstufe B (Teilnehmer des 3. Lehrjahres) erringen. 1987 belegten Auszubildende des OSZ den 8. Platz und 1995 den 10. Platz beim bundesweiten Ver-gleich. Vor 1987 stellte unsere Schule auch schon mal die Bundessieger.

Obwohl wir uns natürlich über Erfolge auf

Landes- und Bundesebene freuen, ist unser Ziel vorrangig, möglichst viele unserer Auszubilden-den zum Mitmachen beim Erstentscheid zu moti-vieren, denn: Dabeisein ist alles!

D

Wettkampfrichter Uwe Bergdolt vom NGA Lichten-berg entgeht nichts

Vier Augen sehen mehr

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Berufsbildung Gärtner

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Die Peter-Lenné-Schule hat in den letzten Jahren einen wichtigen Beitrag zur Organisation und Durchführung des Berufswettbewerbes auf Ber-liner Ebene geleistet. Für die Zukunft wünschen wir uns vor allem eine regere Teilnahme der Auszubildenden an diesem gärtnerischen Wett-bewerb, der dieses Jahr unter dem Motto „Wir zeigen Profil“ stand. Unser Ziel ist es, den Tag, an dem der Berufs-wettbewerb in unserer Schule ausgetragen wird, zu einem ganz besonderen Tag werden zu lassen!

Sieger im dritten Lehrjahr. Unser ehemaliger Kollege Klaus Hohensee war einer der Wettbewerbsrichter

Wettbewerbsergebnis: Gärtner können nicht nur buddeln!

Astrid Fleischhauer (oben) und

Meike Poets managen den

Berufswettbewerb

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Staatliche Fachschule für Gartenbau

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Fast wie im richtigen Leben - Projekte an der Fachschule -

von Udo Kahlert

eit 1993 werden regelmäßig Projekte von den Studierenden der Fachschule bearbeitet. Die

zur Verfügung stehenden Flächen unterscheiden sich sehr, z. B. ein Hinterhof, ein Privatgarten, ein Schulhof, eine Parkanlage, eine Freifläche an einem Industriebetrieb oder ein Dach.

Die Arbeit der Studierenden erfolgt in kleinen

Gruppen. Der Unterricht ist handlungsorientiert. Die bei den Studierenden vorhandenen bzw. neu erworbenen Kenntnisse werden fächerübergrei-fend eingesetzt, um das jeweils gesteckte Ziel zu erreichen. Die Notwendigkeit miteinander im Team zu arbeiten, zwingt zum Erlernen und Um-setzen so genannter Schlüsselqualifikationen.

Beispielhaft für die Vielfalt der Projekte sind

die Planungen für eine Parkanlage und einen Pri-vatgarten in Bad Wilsnack. Die dortige Stadt-verwaltung bat die Technikerschule um Vor-schläge zur Neugestaltung des im Zentrum der Stadt liegenden Goetheparks, welcher eine Flä-che von mehreren Hektar umfasst. Nach dem Aufmaß des vorhandenen Baumbestandes und des Wegenetzes brachten die Teams ihre Gestal-tungsideen zu Papier. Im Deutschunterricht wur-de die Präsentation der Ergebnisse geübt. Die Teilnahme an einem vom Förderverein der Schu-le finanzierten Rhetorik-Seminar gab den Studie-renden den letzten Schliff.

In einer öffentlichen Ratssitzung stellten die

Studierenden ihre Entwürfe vor und beantworte-ten Fragen der Ratsmitglieder und des interes-sierten Publikums.

Im Rahmen des Unterrichtes der Fächer

Technisches Zeichnen, Pflanzenverwendung, Technik und Bauabwicklung erstellten die jewei-ligen Gruppen später eine Ausführungsplanung mit Leistungsverzeichnis. Den Abschluss bildete jeweils die Kalkulation, welche mit der EDV durchgeführt wurde.

Der Vorschlag einen langweiligen Privatgar-

ten in einen Garten mit Schwimmteich zu ver-wandeln, erforderte nicht nur von den Schülern

einen erheblichen Aufwand, auch die zuständi-gen Lehrer waren gefordert. Die Anlage sollte so geplant werden, dass eine Selbstreinigung des Wassers durch entsprechende Pflanzen gewähr-leistet würde. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der Schauplan „Zufluss zum Schwimm-teich“ zeigt einen kleinen Ausschnitt.

Neben einer ausführungsreifen Planung mit

einem Leistungsverzeichnis und einer Kalkulati-on des Projektes erstellten die Studierenden ei-nen Bauzeitenplan. Anschließend wurde die Pla-nung des Personal- und Maschineneinsatzes für die Arbeiten einschließlich der Erstellung von Tagesberichten, Stundenzetteln und Lieferschei-nen durchgespielt. Den Abschluss bildete eine fiktive Schlussrechnung.

S

Künstlicher Bachlauf als Zuführung zum Schwimmteich

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Staatliche Fachschule für Gartenbau

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Seit 1993 wurden mehr als 10 verschiedene

Projekte in der Fachschule bearbeitet. Die Er-gebnisse sind meist so gut, dass die Planungen auch umgesetzt werden.

Am Anfang einer Projektarbeit erscheint die

Aufgabenstellung wegen ihrer Komplexität oft unlösbar. Aber gerade das weckt den Ehrgeiz der Beteiligten. Erfahrungs- und Ideenaustausch, Re-cherche, Zeichnungen erstellen und Rückspra-chen mit den „Auftraggebern“ erfordern einen hohen Zeitaufwand, vieles kann und wird nach dem Unterrichtsende erledigt. Die erfolgreiche Arbeit mit Projekten ist überwiegend von der in-dividuellen Vorstellung der Studierenden von Unterricht, dem beruflichen Werdegang des Ein-zelnen und der Zusammensetzung des Klassen-verbandes abhängig.

Eines der jüngsten Projekte ist die Hofgestal-tung des Potsdam-Museums im „Haus zum Gül-denen Arm“ (Potsdam, Hermann-Elflein-Str. 3).

Die angehenden Techniker des Jahrgangs 1997-

1999 mussten sich „aus dem Stand“ mit einer Auf-gabenstellung befassen, an die nicht nur gartenbau-lich sondern auch denkmalpflegerisch hohe Erwar-tungen geknüpft waren.

Immerhin ging es um Planungen für die Rekon-

struktion eines historischen Hofgartens, der auch für Veranstaltungen des Museums nutzbar sein sollte.

Zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem

Potsdam des 18. Jahrhunderts gehörten Referate im Fach Deutsch, nicht nur mit gartenbaulichen, sondern auch politischen, philosophischen und musischen Bezügen.

Der Hof wurde im Rahmen des Fachunterrichts

vermessen und gezeichnet, Ideen konnten dabei reifen. Schließlich wurden dem Amt für Denkmal-pflege von den Studierenden drei in Gruppenarbeit erstellte Gestaltungsvarianten präsentiert. Jeder Entwurf war in sich stimmig und machte den Ver-antwortlichen die Auswahl schwer. Die liebevollen Detailzeichnungen einer Gartenlaube und eines Rankgitters machen dies deutlich. Bis zur BUGA 2001 soll alles realisiert sein.

koordiniert die Projekte

Detailentwürfe einer Gartenlaube sowie eines Rankgitters runden das gartenbauliche Bild ab

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Fachexkursionen

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Walter Junker unterrichtet gärtnerische Fachkunde

und organisiert seit 30 Jahren Fachexkursionen

Zum Lernen unterwegs 48 Fachexkursionen in 30 Jahren

von Walter Junker

twa 300 Gartenbaubetriebe, deren Zulieferer (Erdenwerke, Gewächshausbau und Innenein-richtungen, Maschinenhersteller, Dünger- und

Pflanzenschutzmittel) und Institutionen der Gar-tenbauforschung standen bei 48 Exkursionen mit weit über 2000 Teilnehmern aus fast allen Spar-ten des Berliner Gartenbaus auf dem Programm.

Die Fahrten führten nicht nur regelmäßig zu den Eröffnungsschauen der BUGA-Ausstellungen sondern in meist mehrtägigen Fahrten zu den An-baugebieten der Baumschulen in Holstein, Olden-burg, im Rheinland, nach Orleans oder Boskoop.

Hier lernten wir Produktion und Absatz der Großbaumschulen Lorenz von Ehren, Bruns, Lap-pen und Ley, die Züchtung und den Anbau von Rosen bei W. Kordes, M. Tantau und Meilland (Südfrankreich) sowie die Anzucht von Gehölz-jungpflanzen bei Hinrich Kordes in Bilsen und Draht in Barmstedt kennen. Die Anzucht von Obstgehölzen bei Herrmann Cordes in Wedel, die Züchtung von Koniferen bei Wittboldt-Müller in Verden, die Anzucht von Koniferen und Rhodo-dendren in Oldenburg, das Gewebelabor Haase in Oldenburg, sowie die Aufgaben des BdB in Pin-neberg und des ZVG in Bonn sind in bleibender Erinnerung.

Die Friedhofsgärtner haben immer wieder über die Organisation und die Anlage des 400 ha gro-ßen Friedhofs in Hamburg-Ohlsdorf gestaunt. Für die Zierpflanzengärtner waren besonders beein-druckend die Jungpflanzenbetriebe Fischer in Hillscheid, Grünewald in Lünen, Holtkamp (Usambaraveilchen), Dümmen in Rheinberg, Brandkamp (Chrysanthemen), Elsner in Dresden, die Saatzuchtbetriebe Sandoz (Kleve), Saatunion (Holland), Walz, Benary, Erfurther Samenzucht. Spezialbetriebe waren der Hydropflanzenbetrieb Gregg in Nordkirchen, Orchideen Wichmann in Celle. Die Staudenbetriebe Siebler (Schwarm-stedt), Hagemann (Hannover), Wachter (Pinne-berg) lernten wir kennen.

Forschungseinrichtungen für den Gartenbau standen regelmäßig auf dem Programm. Hier wa-ren es vor allem Hannover-Herrenhausen, Ahlem, Straelen, Auweiler, Bad Zwischenahn-Rostrup, sowie die Baumschulforschung in Boskoop, Zier-pflanzenforschung in Aalsmeer, Blumenzwiebel-forschung in Lisse und Pflanzenschutz bei Bayer in Monheim.

Neben dem Anbau interessierten insbesondere die Absatzwege in den Anbauzentren. Es beein-druckten uns die Versteigerungen in Aalsmeer , Neuss, Straelen und Odense, die Blumengroß-märkte in Köln, Hamburg und Kopenhagen. Wir wollten auch etwas über den Abbau von Torf, so-wie die Herstellung und Eigenschaften von Erden, Substraten und Zuschlagstoffen erfahren bei Tan-tau (Uetersen), Floragard (Bremervörde, Olden-burg), Balster (Unna) und Stender in Schermbeck und Luckau.

Bisweilen gingen wir auch bei Regen durch lange Baumschulquartiere, bei Rosen-Tantau, Herrmann Cordes oder Bruns. Wir fuhren mit dem Kahn wie im Spreewald durch die Baumschulen in Boskoop, mit der Betriebsbahn durch den Torfab-bau in Bremervörde oder den großen Jungpflan-zenbetrieb Hinrich Kordes. Auszubildende und junge Gärtner gingen bisweilen nachmittags oder abends baden in Nordwijk, Nizza, Dänemark oder Norddeutschland.

Neben dem Sehen und Erleben gehörte das Tischdecken, Essen und Schlafen in Jugendher-bergen zu den Gemeinschaftserlebnissen. Die erste Hilfe wurde fast nie benötigt. Das Rauchverbot und der Zapfenstreich wurden stets, bisweilen nach heftiger Diskussion, eingehalten. Es ist keine Jugendherberge abgebrannt, wenn auch einige Raucher auf dem Balkon wie die Heringe standen und meinten, sie seien außerhalb der Herberge gewesen.

Dass Lernen etwas mit Erfassen und Begreifen zu tun hat und bisweilen sehr anstrengend sein kann, haben wir auch erfahren. "Die Augen konn-ten sich eine Woche lang richtig satt sehen" oder "wir haben ganz Norddeutschland gesehen", klang es euphorisch bei der Ankunft der Schüler in Ber-lin.

Die Exkursionen waren immer anstrengend (das sollten sie auch sein), aber die vielfältigen Er-lebnisse haben Einblicke in viele Bereiche des Gartenbaus aufge-zeigt und zur späteren Entwick-lung im Beruf des Gärtners bei-getragen.

E

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Abendkurse

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Kirschen in Nachbars Garten Pflanzenkundekurs an der Peter-Lenné-Schule

von Ralf Heldmann

n der Peter-Lenné-Schule werden seit über 30 Jahren Pflanzenkundekurse durchgeführt, an dem alle Schüler unserer

Schule teilnehmen können. Dabei stehen zurzeit zwei wöchentliche Ter-

mine zur Wahl, die während des Schuljahres abends mit je 90 Minuten erteilt werden. Im Winterhalbjahr findet der Kurs in den Unter-richtsräumen der Schule statt. Im Sommerhalb-jahr dienen das Freigelände der Schule sowie ausgewählte Berliner Garten und Parks als "grü-ne Lernorte".

Die Kurse werden von Lehrern der Schule ge-leitet. Verschiedene Fachsparten und Unter-richtsstile geben jedem der zur Auswahl stehen-den Kurse ein eigenes Profil. Die grundsätzli-chen Ziele sind dabei die Vermittlung von Kenntnissen über • die Benennung und Erkennungsmerkmale

von Gehölzen, ausgewählter Stauden und Sommerblumen des gärtnerischen Sorti-ments,

• Pflanzenverwendung im privaten und öffent-lichen Grün,

• Kulturarbeiten (Pflanzung, Pflege und Ver-mehrung).

Die regelmäßige Teilnahme und Mitarbeit im Pflanzenkundekurs ist eine solide Vorbereitung auf die Gehilfenprüfung. Aber auch angehende Techniker, Meister und Baumpfleger nutzen die Gelegenheit zur Auffrischung ihrer Pflanzen-

kenntnisse. Obwohl die Berufsschüler oft einen anstrengenden Arbeitstag mit langen Anfahrts-weg hinter sich haben, tragen sie mit ihrer inte-ressierten Mitarbeit zum Erfolg der Kurse bei.

Der besondere Wert des Kurses liegt in der Aufbereitung für die gärtnerische Berufspraxis. Straßenbäume, Bodendecker, Kletterpflanzen, Gehölze mit Fruchtschmuck und auffälliger Herbstfärbung, winter- und immergrüne Laubge-hölze, Koniferen, frühjahrsblühende Blütenge-hölze und Stauden sind u. a. Themenschwer-punkte. Im Herbst und Winter wird intensiv mit Naturobjekten gearbeitet: belaubte und unbelaub-te Triebe, Früchte und Zapfen. Im Sommerhalb-jahr steht die Anschauung im Freiland im Vor-dergrund.

In den letzten Jahren wurden u.a. folgende Exkursionsziele besucht: Der Botanische Garten Berlin, der Große Tiergarten, die Schlossparke Charlottenburg und Klein-Glienicke, der Gutspark Britz, der Lietzenseepark, der Brixplatz, der Erholungspark Marzahn, der Brit-zer Garten, der Görlitzer Park, die Späth' schen Baumschulen und das Arboretum sowie die Baumschulen Fischer.

Seine Wurzeln hat der Pflanzenkundekurs in den frühen 60er Jahren. Seitdem haben Horst Günther Kusber, Johann Kirschstein, Gottfried Schlegel, Wolfgang Nielbock, Walter Junker und Ralf Heldmann Kurse geleitet.

Traditionell will dieser Lehrgang neben der Vermittlung von soliden Pflanzenkenntnissen das Interesse der Schüler für Themen wie "Die Ges-taltung und Geschichte Berliner Grünanlagen" oder "Die Vermarktung von Pflanzen" wecken.

Herr Junker, seit 26 Jahren unermüdlich dabei und somit Marathonmann unter den Kursleitern,

drückt das so aus: "Das wichtigste für einen

A

Kursleiter Pflanze

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Abendkurse

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Gärtner ist, dass er Dreck unter den Fingernägeln hat und auch beim Nachbarn über den Garten-zaun schaut".

Ralf Heldmann Kursleiter Pflanzenkunde

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Leonardo-Projekt

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Peter Lenné trifft Leonardo da Vinci Unterrichtsmaterial für Europa

von Klaus Noffke

er hat nicht schon einmal verzweifelt nach Informationen zu einem Thema gesucht

und ist dann von der Informationsflut überwältigt worden ? Das Angebot reicht von Fachbüchern, Fachzeitschriften und Anfragen bei wissenschaft-lichen Institutionen bis zu einem Anruf bei sach-kundigen Kollegen und der Recherche im Inter-net.

Unsere Gesellschaft und damit auch die Gärt-nerausbildung befindet sich gegenwärtig im Übergang zur Informations- und Wissensgesell-schaft. Die Globalisierung der Märkte, die Ver-änderungen in der Agrarwirtschaft in Europa ver-langen auch veränderte Anforderungen an die Berufsausbildung und das Arbeitsmanagement.

Diesen gestiegenen An-forderungen versucht der neue Ausbildungsrahmen-lehrplan und die Verord-nung über die Berufsaus-bildung zum Gärtner/ zur Gärtnerin nach dem Be-rufsbildungsgesetz gerecht zu werden. Es wird damit eine Anpassung an den Wandel des Berufsfeldes

vorgenommen, der in anderen europäischen Län-dern längst abgeschlossen ist.

Im neuen Rahmenlehrplan zieht sich wie ein

roter Faden durch die Grundstufe und Fachstufe das Lerngebiet Informationsbeschaffung und -auswertung. Genau an dieser Stelle setzt das Leonardo - Projekt an, an dem unsere Schule be-teiligt ist ! Das Leonardo-Projekt der EG fördert wissenschaftliche Projekte in allgemeinen und beruflichen Bildungsbereichen.

Unter der Leitung der Landwirtschaftlich -

Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin arbeitet ein internationales Team aus den Niederlanden, Luxemburg und Tschechien an dem Projekt : „Anpassung der Inhalte und Me-thoden der agraren Berufsausbildung an die veränderten beruflichen Anforderungen der Bildungsinnovationen“.

Die transnationalen Projektpartner des Teams sind : -die landwirtschaftliche Universität Prag / Tschechien mit drei Wissenschaftlern des Lehr-stuhls Pädagogik -das technisch landwirtschaftliche Lyceum in Ettelbruck / Luxemburg mit zwei Lehrern -die Landbauuniversität Wageningen / Niederlande mit einem Wissenschaftler aus dem Lehrstuhl für Pädagogik -der Fachverband Garten und Landschaftsbau Brandenburg e.V. mit einer Mitarbeiterin -die Peter Lenné Schule in Berlin mit zwei Leh-rern -das Staatliche Amt für Landwirtschaft in Mockrehna mit einem Mitarbeiter.

Die Teambildung erfolgte im Januar 1999 in Berlin an der HU Berlin während eines ersten Workshops an der landwirtschaftlich- gärtneri-schen Fakultät. Hier wurden Vorgehensweise und Zeitplan des gesamten Projektes erarbeitet.

Der zweite Workshop soll im September 1999

im bayerischen Landshut während eines interna-tionalen agrarpädagogischen Kolloquiums statt-finden. Es werden dort die bis dahin erarbeiteten Materialien und Konzeptionen vorgestellt und diskutiert. Die methodischen Handreichungen und Handlungsanleitungen werden im nächsten Schritt an den Berufsschulen in Berlin, Et-telbruck und Werder ( Groß-Kreutz ) erprobt. Des Weiteren werden Berufsschullehrerstuden-ten an den Universitäten Berlin und Prag die Vorlagen in Unterrichtsprojekten einsetzen.

Die Diskussion und Evaluierung der Erpro-

bungsergebnisse erfolgt dann auf einem dritten Workshop in Ettelbruck im Juni 2000.

In einem 4. Workshop im Dezember 2000 in

Berlin werden die überarbeiteten methodischen Handreichungen zusammengefasst und dem Auf-traggeber der EU übergeben.

Die Verbreitung der Ergebnisse soll vor allem

auf dem internationalen Agrarpädagogischen

W

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Leonardo-Projekt

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Kolloquium im Jahr 2000, im Internet, sowie in mehreren gemeinsamen internationalen Veröf-fentlichungen erfolgen.

Als Ergebnis des 2-jährigen Projektes sollen

praktisch anwendbare Handlungsanleitungen für Gärtner und Landwirte entstehen, die als Hilfe bei der Umsetzung der neuen Ausbildungsord-nungen für diese Berufe zu sehen sind, sowie methodische Handreichungen für die Hand des Lehrers.

Mit der Entwicklung eines Moduls zur Befä-

higung der Auszubildenden zur selbstständigen Fachinformationsgewinnung und –auswertung könnte ein Beitrag zur Europäisierung der Aus-bildung eingeleitet werden.

Wenn Sie mehr über das Projekt wissen wol-

len, beschaffen Sie sich doch Informationen über den letzten Stand durch das Internet:

http : // www. agrar. hu - berlin. de / for-schung

Kaus Noffke

unterrichtet

gärtnerische Fachkunde

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

EDV-Systemverwaltung

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LAN – WAN – Grössenwahn oder Comp09 antwortet nicht

von Wolfgang Roos-Raa

To be is to do Doobee doobee doooo

(**)

Ach, guten Tag Herr ..... .___________________ Ja das kann ich machen. ___________ . Das traue ich mir zu! _______________ Schöne Sommerferien ! ________________ . Tschüss. Im Büro ein NT 4.0 Client / Server-Netzwerk mit weitgehend vorgegebener Hard- und Software aufbauen ist nicht ohne. Schließlich schreiben wir das Jahr '97 und nicht alle Hardware ist kom-pa-tibel zu NT 4.0. Ich habe schon ruhigere Sommerferien verlebt!

Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert ... ... dann hat’s zoom gemacht ...

(**)

Die Geburt war dann doch deutlich schwerer als gedacht: Als PDC sollte ein Pentium 75 mit 16 MB RAM dienen. Als physikalisches Netz war ein 10Base 2-Kabel ohne Hub vorgesehen. „Das funktioniert“ bestätigte eine Fachfirma. Was letz-ten Endes zwar für die Installation von Netz-werkprogrammen (hier WinSchool) nicht aber für den Netzbetrieb selbst gilt. Die nächste Schwierigkeit war das fehlende CD-ROM-Laufwerk. Ein herbeigeschafftes externes Lauf-werk wurde nicht erkannt, bei zwei weiteren in-ternen musste ich unter Tränen feststellen, dass sie defekt waren (was aber zuerst keiner wuss-te!?). Also baute ich zuhause mein eigenes CD-ROM-Laufwerk aus und in den Schul-Server ein: Nun erkannte der zukünftige Server zwar NT 4.0, aber nicht die Netzwerkkarte!!! Die Fachfirma (s.o.) kannte dieses Problem und schickte mir ei-ne 3COM-Karte zu; die „macht“ nämlich keine Probleme. Doch auch dieser waren keine Le-benszeichen zu entlocken. Um es kurz zu ma-chen: Die Firma hatte erst keine, dann die falsche Software mitgeliefert. Jetzt galt es die Clients (WfW 3.11) anzubinden und WinSchool (ein Verwaltungsprogramm für Schülerdaten) zu in-stallieren, was überhaupt nicht gelingen wollte. In meiner Not bediente ich mich des ungenutzten Servers aus dem EDV-Raum: Immerhin ein Pen-

tium 133 mit 64 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk und drei SCSI-Festplatten. Der war (leider) vor-installiert und tat ebenfalls keinen Mucks. Dieser Computer war derart falsch eingestellt und vi-renverseucht, dass ich ihn nur mit Hilfe der Fachfirma (s.o.) zum Laufen brachte. Dann aber klappte alles reibungslos. Lediglich das schwa-che Netzkabel, Bedienungsprobleme seitens der „User“, Programmfehler seitens WinSchool und mysteriöse Stromausfälle halten mich noch heute (1999) auf Trab.

Auch eine weite Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

(**) Mit der Übernahme der Aufgabe des Systemver-walters 1998 galt es, die Computer des EDV-Raumes B 309 zu vernetzen. Die Voraussetzun-gen waren hier deutlich besser: Ein P 166 MMX mit 64 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk und drei SCSI-Festplatten. Leider war wieder ein schwa-ches 10Base 2 – Netz vorgegeben und mindes-tens drei der zukünftigen zehn Clients waren de-fekt. Um die Fehler von früher (s.o.) nicht zu wiederholen, fing ich bei „Null“ an: Zuerst repa-rierte ich sämtliche defekten Computer (auch die von Raum B 309), entfernte alle Viren (selbst In-stallationsdisketten waren virenverseucht), instal-lierte auf allen Rechnern Windows 95 samt Netzwerkkarte neu, sowie auf dem Server NT 4.0. Dann behob ich alle Leitungsprobleme und installierte ein einfach zu handhabendes Peer-to-Peer-Netz (d.h. alle Computer haben die gleichen Zugriffsrechte). Damit sollte eine Experimentier-phase eingeleitet werden. Im Unterrichtsbetrieb stellte sich das als Fehler heraus: Innerhalb weniger Stunden hatten Schü-ler und Kollegen aus Unkenntnis heraus das Netz vollständig ruiniert, den Druckerzugriff unmög-lich gemacht und sogar teilweise mir unbekannte Kennworte eingefügt. Die Lösung: Umgestaltung des vorhandenen Netzes in ein Client / Server-Netzwerk mit Zugriffsrechten allein für den Netzwerkadministrator (das bin ich). Auch für die Clients. Seit dem klappt es !!!

...

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

EDV-Systemverwaltung

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Die Zeit , die eilt im Sauseschritt, es eilt die Zeit, wir eilen mit.

(**)

Nun schreiben wir Mai '99. Das Netz im Büro mit nun 11 Arbeitsstationen arbeitet mit geringen Mängeln (s.o.) gut. Das Netz in B 310, es um-fasst derzeit 14 Arbeitsplätze, ist sehr stabil und wurde Anfang des Jahres um einen Internet-Anschluss erweitert. Die Teilnahme am CidS-Projekt garantiert uns bis einschließlich dem Jahr 2000 den kostenlosen Internet-Zugang mit T-Online als Provider. Ein Proxy-Server zu Test-zwecken funktioniert und erlaubt nun an drei Computern das gleichzeitige Surfen mit nur ei-nem Telefonzugang. Eine schuleigene Hompage ist vorhanden und wird derzeit verfeinert (http//home.t-online.de/home/peter-lenne-schule.cids/index.htm). 6 der Rechner sind bereits mit SuSE Linux, ei-nem Betriebssystem der Zukunft, versehen. Im EDV-Raum B 309 sind alle 14 Computer (meis-tens 486er) mit Netzwerkkarten ausgestattet und sollen bald miteinander vernetzt werden. Doch droht im neuen Schuljahr der Umbau der EDV-Räume, gleichbedeutend mit: Alles wird wieder auseinander gerissen .... . (... hier schweigt des Sängers Höflichkeit... .) Manchmal fragen mich Kollegen was ich für die-se immense Mehrarbeit denn eigentlich bekom-men würde? Meine Antwort: Graue Haare, viele schlaflose Nächte und offiziell von Herrn Hart-mann (Leiter der Abt. V) eine !!! ganze !!! Er-mässigungsstunde, aber die pro Woche! Trauri-gen Blickes werde ich dann gefragt, was ich da-von so halte. Eine Antwort verkneife ich mir, denn es steht geschrieben:

Und ich sage euch aber, dass die Menschen müssen Rechenschaft ge-

ben am jüngsten Gericht

von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet (und geschrieben) haben.

(**) Die ersten drei Einsender, die mir unter

[email protected] die Urheber der teil-weise modifizierten Zitate nennen kön-nen, erhalten je einen Lolli.

Wolfgang Roos-Raab Systemverwalter für die

EDV

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Schulfreundschaft mit Polen

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Drei Jahre deutsch-polnische Begegnungen von Walter Junker

n einem Freitagnachmittag im September 1996 machten sich 5 Lehrer der Peter-

Lenné-Schule auf den Weg nach Polen, der Ein-ladung des Agrargymnasiums Lekno bei Posen zu folgen.

Es war ein kleines Abenteuer; denn keiner von uns war bisher mit dem Auto so weit nach Polen gefahren. Schließlich tra-fen wir gegen 19 Uhr dort ein und wurden freudig von Herrn Direk-tor Stanislawski und ei-nigen Kollegen zum Abendessen begrüßt.

Am nächsten Tag

lernten wir die in präch-tiger Wald- und Seen-landschaft gelegene Schule und den Ort Za-niemysl kennen. Für den alten Bahnhof mit der dampfenden Schmal-spurbahn interessierte sich besonders Herr Dr. Weisser. Anschließend ging es mit einer Pferde-kutsche durch den Wald. Nachmittags besichtig-ten wir das Schloss und das große Arbroretum im Schlosspark Kornik. In der Schule wurden wir von den Lehrern bei Kaffee und Kuchen offiziell empfangen. Eine Bootsfahrt mit einer Fähre zu einer schönen Insel in der Nähe der Schule runde-te die Begegnung ab.

Diese Fahrt nach Lekno war der Beginn der

Begegnungen zwischen Schülern und Lehrern unserer beiden Schulen. Schüler und Lehrer der Wirtschaftsschule in Lekno, die an der Schule Deutsch als erste Fremdsprache lernen können, haben uns inzwischen zweimal in Berlin besucht und waren in diesem Jahr mit etwa 30 Teilneh-mern das dritte Mal dort.

Bemerkenswert war nicht nur das sorgfältig

zusammengestellte Programm, u. a. Sonderfahrt

mit der Schmalspurbahn, das Amt für Sortenprü-fung, die Führung durch den Dom und die Alt-stadt von Posen mit dem Johannesfest und den Zoologischen Garten.

Durch den großen Einsatz der Deutschlehre-

rin, Frau Noetzel, und der Schulleitung wurde die Fahrt zu einer unver-gesslichen Begegnung mit starker Beteiligung polnischer Schüler und Lehrer am gemeinsa-men Abend mit Lager-feuer, Musik und Gril-len am See.

Am Samstagabend

holten uns polnische Schüler und Lehrer zu sich nach Hause zum Abendessen ab. Diese herzliche Geste hat bei allen einen besonde-ren Eindruck hinterlas-sen. Der Besuch des Arboretums in Kornik vor der Heimfahrt run-dete die erlebnisrei-chen Tage ab.

Wir freuen uns, dass anlässlich unserer

Schuljubiläumsfeier polnische Schüler und Lehrer aus Lekno für einige Tage zu uns nach Berlin kommen.

A

Das Schloß in Kornik

Walter Junker, Lehrer für gärtnerische Fachkunde,

pflegt die deutsch-polnische Schulfreundschaft

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Schulpartnerschaft

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Vom Schüleraustausch zum Partnerschaftsvertrag von Marc Oberheiden

reitag, 16. September 1988. Abfahrt Wint-zenheim 17:00 Uhr. Ankunft Straßbourg

18:15 Uhr. Auf dem Gleis 1 ist bereits eingefah-ren ein himmelblauer Zug. Es ist der französische Militärzug, der eine der Verbindungen zwischen Frankreich und dem in Besatzungszonen aufge-teilten Berlin gewährleistet. Pünktlich um 19:12 Uhr setzt er sich in Bewegung, um etwas mehr als 12 Stunden später um 7:39 Uhr in Berlin an-zukommen.

Die Gastgeber stehen auf dem Bahnsteig, der sich mit dem Aufruf der französischen Schüler und der Verteilung auf die Gastfamilien nach und nach leert. Gegen 8:30 Uhr befinden sich im kleinen Bahnhof von Tegel nur noch zwei Perso-nen: Peter Befeldt und Marc Oberheiden.

Schon sechs Monate zuvor hatten sie bei der ersten Begegnung in Wintzenheim als Initiatoren und Verantwortliche des Austausches Bekannt-schaft gemacht.

Hunderte von angehenden Landschafts- und Produktionsgärtnern haben seither das Dorf Gunsbach, elsässische Wahlheimat Albert Schweitzers, das Museumsdorf Düppel oder den Britzer Park, das Eco-Musée in Ungersheim, die Vogesen mit ihren Fermes-Auberges, Eguisheim oder Kaysersberg, Straßbourg mit dem Euro-paparlament, Sans Souci und Cecilien-hof, Branitzer Park in Cottbus, Schloss-park Glienicke, Peter Lenné und Hein-rich von Pückler und immer wieder Ber-lin mit seinen unzähligen Sehenswür-digkeiten kennen gelernt. Erwähnt seien die von Berliner Schülern durchgeführ-ten Besichtigungen der Kreuzberger Hinterhöfe, des Mauerparks mit Graffi-ti-Interpretation und natürlich der Reichstag: Symbolträchtiger Ort deut-scher Geschichte und Gelegenheit sie durch die ständige "Historische Ausstellung" zu begreifen. Auch auf die Zukunft orientierte fachpolitische Diskussionen wurden dort mit dem Europa-Abgeordneten Rüdiger Hizigrath über die Öff-nung des europäischen Binnenmarktes geführt.

Fachlich gesehen sind Namen wie Mougeolle, Wanner, Szule, Floralies und, und, und im Elsass oder Schmoll, Graupner, Briese/Zobel, Kittel,

Pluta, Rothe und, und, und in Berlin unseren Auszubildenden längst bekannt. Hier seien stell-vertretend für alle anderen einige erwähnt, die immer bereit waren, einen Praktikanten aufzu-nehmen oder einer Gruppe den Betrieb und lehr-reiche Baustellen zu zeigen.

Den Alltag der französischen Schüler konnten die Berliner Azubis, auch manche Praktikanten hautnah und einprägsam mitbekommen. Sie machten Bekanntschaft mit den spartanisch ohne Tisch und Stuhl eingerichteten 8-Bettzimmern des Internats, erlebten, dass der Unterricht von 8 bis 17 Uhr andauert und ab 21:30 Uhr Bettruhe herrschen muss. Mittlerweile gibt es 4-Bett-zimmer, Tische und Stühle und Bettruhe erst um 23:00 Uhr. Oft in Wohngemeinschaften unterge-bracht, sind die Schüler aus Wintzenheim ihrer-seits über die lockere und zwanglose Lebenswei-se in Berlin überrascht.

Seit zwei Jahren werden regelmäßig Prakti-kanten 4 Wochen lang in Familien untergebracht, um im anderen Land ein Betriebspraktikum zu absolvieren. Vom deutsch-französischen Ju-gendwerk oder vom europäischen Programm Le-onardo finanziell unterstützt, gibt es immer mehr Anwärter auf diese Auslandserfahrung.

Jährlich trifft sich eine Gruppe von Kollegen der Peter-Lenné-Schule und des Lycée du Pflix-bourg abwechselnd in Berlin und in Wintzen-

F

Das Lycée du Pflixbourg in Wintzenheim / Elsaß

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Schulpartnerschaft

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heim über mehrere Tage, um Bilanz und Perspek-tiven der verschiedenen Projekte zu ziehen. Beim letzten Treffen wurde zum Beispiel die internati-onale Baustelle in Potsdam, an der Auszubilden-de im September 1999 aus Lekno, Berlin und Wintzenheim beteiligt sind, bis ins Detail vor-breitet.

Der reibungslose Ablauf der Begegnung wäre undenkbar ohne das Verständnis und das gren-zenlose Vertrauen, das zwischen den sehr zahl-reichen Beteiligten herrscht. Aus dem kollegialen

Austausch am Anfang ist eine rein partnerschaft-liche Beziehung geworden die am 12. März 1999 in Wintzenheim durch die Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrages einen offiziellen Charak-ter erhielt. Und sowohl die jeweiligen Schulräte, Frau Févre und Herr Schepp, als auch die Schul-leiter, Frau Dikau und Herr Viot, und nicht zu vergessen deren Vorgänger, Herr Kusber und Herr Iehl, waren Zeugen der wahren Freund-schaft, die beide Kollegien verbindet.

Und nicht zuletzt hängt der Erfolg des ge-meinsam beschrittenen Weges von den unzähli-gen Telefongesprächen ab, die abends nach 22:00 Uhr geführt werden. Nicht wahr, Meike? Nicht wahr, Bernd?

Im August und im Oktober werden wieder jeweils Praktikanten erwartet. Im September

fährt eine Klasse für eine Woche nach Berlin. Ob in Wintzenheim oder in Berlin, das Bedürfnis, das andere und den anderen besser kennenzuler-nen wächst und das liegt sicherlich nicht nur dar-an, daß die Fahrzeit mit dem Zug nur noch etwas mehr als 7 Stunden beträgt.

Landschaftlich schön gelegen - Gewächshäuser unserer Partnerschule in Wintzenheim / Elsaß

Marc Oberheiden ist Deutschlehrer am Lycée du Pflix-

bourg und organisiert die Schulpartner-schaft auf der französischen Seite

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Schulpartnerschaft

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Visitez l´Alsace! von Margot Stommel

ine Partnerschule in Frankreich- so etwas ist doch heutzutage gang und gäbe. Doch ist es

auch für unsere Schule eine Selbstverständlich-keit, wo doch überhaupt nicht Französisch unter-richtet wird? Diese Frage müssen Sie selbst be-antworten!

Zehn Jahre sind es ungefähr her, seit ein rüh-riger Kollege unserer Schule, Peter Befeldt, die Initiative zum Aufbau einer partnerschaftlichen Schulfreundschaft mit der L.E.C.T.A. (Lycée d'Enseignement Général et Technologique Agri-cole) -heutiger Name: Lycée du Pflixbourg - in Wintzenheim im Elsass ergriff. Eine Menge En-gagement, Durchsetzungsvermögen, allerhand Kleinarbeit, Begeisterungsfähigkeit gehörten in den vergangenen Jahren schon dazu, die partner-schaftliche Beziehung aufrecht zu erhalten. Im-mer mehr Kolleginnen und Kollegen beteiligen sich mittlerweile.

Très bien! Das Gerüst der Freundschaft bilden einwö-

chige Schülerfahrten nach Wintzenheim; Gegen-besuche der Schüler aus Wintzenheim; vierwö-chige Praktika in Wintzenheim bzw. in Berlin und seit kurzem dreitägige Lehrerfahrten mit Ge-genbesuchen.

Doch lassen wir einige der Beteiligten selbst zu Wort kommen!

Verena machte ein vierwöchiges Praktikum

in Wintzenheim. Verena, warum haben

Sie ein Praktikum in Wintzenheim gemacht?

"Das Abenteuer hat mich gereizt. Fast ohne Sprachkenntnisse ..."

Was haben Sie denn gelernt? "Ich war in der Baum-schule GISSINGER. Da habe ich hauptsächlich im Versand gearbeitet. Ge-hölze gerodet, zum Ver-

sand fertig gemacht; maschinell und per Hand. Französisch habe ich auf jeden Fall etwas ge-lernt. Ich konnte schon super verstehen und auch

einzelne Wörter sprechen. Ich hätte halt länger bleiben sollen."

Was ist anders als in Berlin? "Schwierige Frage ... Auf jeden Fall sind die

Leute locker, lustig ... nicht so verstockt, trotz der harten Arbeit. Insgesamt war es eine tolle Gastfreundschaft, eine tolle Atmosphäre.

Was war weniger gut? "Nüscht zu kritisieren! Würde es jederzeit

wieder machen. Sofort!" Welche Pflanze mögen Sie am liebsten? "Na ja, das ändert sich. Zur Zeit Exochorda

racemosa." Holger, 18 Jahre; war 4 Wochen Praktikant in

Wintzenheim Na dann erzählen Sie mal von Ihrem Prakti-

kum im letzten Herbst! "Ich war in einem Privatunternehmen. Die

Kunden waren Besitzer schöner Gärten. ... Fach-lich habe ich nichts Neues gelernt, aber die Ar-beitsmethoden sind dort doch etwas anders. Au-ßerdem konnte ich meine Pflanzenkenntnisse verbessern. Na ja, bei dem milden Klima wächst doch so manch anderes."

Wie war das mit der Sprache? "Dafür, dass

ich vorher keine Kenntnisse hatte, prima. Zum Ende hin konnte ich mich schon ganz gut verständgen."

Was war an-ders als in Berlin?

"Die Leute sind dort nicht so gestresst, auf alle Fälle! Die ganze Lebenseinstellung

..." Was hat Ihnen besonders gefallen? "Mit dem Chef und seiner Frau bin ich nach

Basel gefahren, zu einer Vernissage, zu Messen, in Museen. Es hat mir gefallen, dass ich gearbeitet habe und mich trotzdem entspannt ha-be. Halt stressfrei. Die Umgebung ist schöner als hier." Was hat Ihnen nicht so gefallen?

E

„Käse wie verrückt, Wein zum Mittagessen...“

"Im Restaurant Schnecken und Kalbsnieren. Blutig. Das ist elsässisch. Hat jut jeschmeckt.

Echt jut

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Schulpartnerschaft

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"Da muss ich erst mal überlegen. Eigentlich war alles in Ordnung.

Ihre liebste Pflanze? "Liquidambar styraciflua. Tja, der Amber-

baum ... (blickt verträumt)." Gordon, Christian, Yvonne, Yvette, Nicole,

Katharina, Lars kommen gerade von der Schü-lerfahrt nach Wintzenheim zurück:

* "Ich fand den Austausch richtig gut. Man konnte viel sehen. Man hat jeden Tag was ande-res erlebt. Der Kontakt mit den Franzosen war auch schön. So sieht man mal, wie andere Leute so leben und wie der Tagesablauf so abgeht. Prima. Nur die lange Busfahrt war nicht so gut.

* "Die Gruppe war ganz o.k. Außer einigen Ausnahmen ..."

* "Die Franzosen sind partymäßig cool drauf. Nur alles etwas teurer ... "

* "Schöne Unterkunft, herrliche Landschaft. Eine Bergwanderung machte den gesamten Reiz für mich perfekt!"

* "Wir haben in Straßbourg einen Park von Le Nôtre besichtigt. Unsere Begleiter waren von unseren Vorkenntnissen über die Geschichte der französischen Gartenkunst beeindruckt."

Durch`s Lehrerzimmer raunt jährlich die Frage: "Wer von euch begleitet denn diesmal die Schü-ler nach Wintzenheim? Mann und Frau wäre schon besser. Es gibt ja doch immer so spezifi-sche Problemchen ... . "

Regina Kayser war in diesem Jahr mit dabei. Regina, welche Bedeutung hatte die Fahrt für

das Lehrer-Schüler-Verhältnis? "Es war interessant, das französische Bil-

dungssystem kennenzulernen, pädagogischen

Fragen nachzugehen und Vergleiche zwischen fran-zösischen und deutschen Jugendlichen auf ver-schiedenen Ebenen zu ha-ben.

Wieder in der Schule in Berlin, kenne ich nun Schüler verschiedenster Klassen, die bei weiteren klassenübergreifenden Aktionen Ansprechpart-ner sind. Außerdem konnte ich meine eigene Be-lastbarkeit in Bezug auf Gruppendynamik erfah-ren".

Aber nur wegen der Stimmung, wegen Wein und Gesang werden die gegenseitigen Besuche ja wohl doch nicht unternommen! Es braucht ja ei-nen vernünftigen Inhalt!

Dieser sei zu guter Letzt in einigen Worten gesagt:

Sinn und Zweck der Schulpartnerschaft ist u.

a. das Kennenlernen weiterer gartenbaulicher Arbeiten und französischer Gartenbauunterneh-men, die Auseinandersetzung mit europäischen Bildungssystemen, das Kennenlernen der Aus-bildungssituation in unserem Nachbarland. Dies gilt mehr oder weniger stark für Lehrer und Schüler.

In den letzten sechs Jahren haben insgesamt

ungefähr einhundertfünfzig Schüler unserer Schule an einem zehntägigen Besuch der franzö-sischen Partnerschule teilgenommen; ungefähr einhundertsiebzig Franzosen haben einen Gegen-besuch bei uns gemacht.

Praktika, die es erst seit kurzem gibt, wurden bisher von 14 Berlinern im Elsass in Gartenbau-betrieben durchgeführt; 12 Franzosen machten ihr Praktikum bisher in Berlin.

10 Lehrer unserer Schule haben bisher an den Lehrerfahrten teilgenommen. Ebensoviele waren aus dem Elsass bei uns. Herr Schepp, zuständiger Schulrat vom Landeschulamt Berlin, sowie Frau Dikau, unsere Schulleiterin, waren beim letzten Besuch der Partnerschule dabei. Herr Schepp entwickelte dabei weitere interessante Ideen für die Partnerschaft.

Im diesem Herbst wird ein gemeinsames gar-tenbauhistorisches Arbeitsprojekt in Potsdam durchgeführt. Mit dabei sind Schüler unserer

Yvonne, Nicole, Yvette, Jeanette

Regina Kayser

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

Schulpartnerschaft

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Schule, französische Schüler und Schüler des mit uns befreundeten Agrargymnasiums aus Lekno bei Posen/Polen. Wenn das nichts ist!

Der Freundschaftsaustausch mit der Schule in Wintzenheim mündete in einem Vertrag, dem

Partnerschaftsrahmenvertrag

Convention cadre de partenari-

at

vom 12. März 1999 Die Kosten der unterschiedlichen Aktionen

werden teilweise vom Deutsch-Französischen Jugendwerk und dem Programm LEONARDO übernommen sowie zum Teil auch individuell getragen.

Margot Stommel Fachleiterin Wirtschaftslehre

Dédé W. und Meike P. : kollegiales Gespräch über ein elsässisches Agrarprodukt

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Brücken ins Umland von Peter Herling

it der floristischen Ausgestaltung der Dorfkirche Kleinmachnow im Jahre 1997 anlässlich ihres 400-jährigen Bestehens

durch Schüler und Studierende der Peter-Lenné-Schule entwickelten sich erste Kontakte zum Amt für Denkmalpflege in Potsdam.

Gemeinsam mit Lehrern, Schülern und Stu-

dierenden der Peter-Lenné-Schule und der Gar-tendenkmalpflege Potsdam wurden Gärten be-sichtigt, die in der Tradition des Umkreises von Karl Foerster angelegt worden sind.

Aus diesen Begegnungen entwickelte sich der

Gedanke, die Peter-Lenné-Schule in Form eines Projektes als Beitrag zur BUGA 2001 in Potsdam einzubinden. Von mehreren Vorschlägen der Potsdamer Gartendenkmalpflege entschied sich die Schule für die Hofgestaltung eines barocken Typenhauses Hermann-Elflein-Straße 3 in der zweiten barocken Stadterweiterung Potsdams.

Durch die grundlegende Sanierung des Ge-

bäudes war der Hof stark in Mitleidenschaft ge-zogen, so dass eine völlige Neugestaltung, auch in Hinsicht auf die neue Nutzung des ehemaligen Bürgerhauses als Museum, gefordert war. Dieser Aufgabe stellten sich bisher Schüler, Studierende und begleitende Lehrkörper mit aller Konse-quenz und großem Engagement.

Nach der Beräumung des Hofes und Bergung

historischer Baumaterialien erfolgte eine intensi-ve Höhen- und Lagemessung des Hofgrundstü-ckes. Im Rahmen eines innerschulischen Ideen-wettbewerbes wurden drei Gestaltungsvarianten erarbeitet. Alle drei Arbeiten haben die Aufgabe mit viel Einfühlungsvermögen hinsichtlich der neuen Funktion als Museumshof und der histori-schen Bedeutung des baulichen Umfeldes gelöst.

Die vom Amt für Denkmalpflege und dem

Potsdam-Museum ausgewählte Variante wurde mit entsprechenden Ausführungsunterlagen der Autoren untersetzt und bildet somit die Grundla-ge für die weitere praktische Ausführung. Die

Ausführung der Planung erfolgte bisher in einem kontinuierlichen Rhythmus von Schülern und Studierenden der Peter-Lenné-Schule Berlin un-ter Leitung ihrer Betreuer Herrn Kahlert, Herrn Bombach und Herrn Rammensee.

Bis zum Jahr 2000 soll die Neugestaltung des

Hofes durch die Schule zum Abschluss gebracht werden.

Für die Stadt Potsdam bedeutet das Projekt

"Neugestaltung des Museumshofes Potsdam, Hermann-Elflein-Straße 3" der Peter-Lenné-Schule Berlin eine große Unterstützung im Rah-men der Vorbereitung der Bundesgartenschau 2001 in Potsdam.

Darüber hinaus wird auch im Sinne von Peter

Joseph Lenné, dessen Name die Schule trägt und der die Garten- und Parklandschaft von Berlin und Potsdam geprägt und zu hoher Blüte geführt hat, die enge Verbundenheit der Gärtnerzunft in alter Tradition zwischen Berlin und Potsdam deutlich.

M

Peter Herling, Garten- und Landschaftsarchitekt

im Amt für Denkmalpflege Potsdam, koordiniert die Zusammenarbeit mit der Peter-Lenné-Schule

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20 JAHRE OSZ AGRARWIRTSCHAFT

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Auch wir wollen gratulieren ! bbw - Kooperationspartner für MDQM

von Karl Heinz Velten

ir, die MitarbeiterInnen der bbw Berufs-vorbereitungs- und Ausbildungsgesell-

schaft mbH (bbw), möchten auf diesem Wege dem OSZ Agrarwirtschaft (Peter-Lenné-Schule) in Zehlendorf unsere herzlichsten Glückwünsche zu seinem 20-jährigen Bestehen übermitteln und uns für die gute und erfolgreiche Zusammenar-beit mit dem Kollegium Ihrer Schule bedanken.

Wir blicken nunmehr auf nahezu ein Jahr der gemeinsamen Arbeit zurück. Deshalb sei an die-ser Stelle nochmals kurz auf die Ziele hingewie-sen, die das OSZ Agrarwirtschaft und die bbw B&A GmbH verbinden. Die bbw Berufsvorberei-tungs- und Ausbildungsgesellschaft mbH mit Sitz in der Geneststraße 5-6 in Berlin-Schöneberg hat am 1. Oktober 1998 ihre Tätig-keit mit dem Schulversuch „Modulare Duale Qualifizierungsmaßnahme“ (MDQM) begonnen.

MDQM ist eine neue Form der schulischen Ausbildung und umfasst die Stufen I (Berufsvor-bereitung) und II (berufliche Ausbildung in ins-gesamt 15 anerkannten, ausgewählten kaufmän-nischen oder gewerblich-technischen Ausbil-dungsberufen). MDQM findet an zwei Lernorten statt. Der fachtheoretische Teil und damit die notwendige Verbindung zwischen der Fachpraxis und der Fachtheorie der Ausbildung wird in den Oberstufenzentren vermittelt, während in der bbw B&A GmbH der Praxisanteil in den Werk-stätten und Lernbüros erteilt wird.

Die erfolgreiche Teilnahme an der MDQM I führt bei entsprechenden Leistungen zu einem Hauptschulabschluss bzw. zu einem erweiterten Hauptschulabschluss. Sie berechtigt des Weite-ren zur Teilnahme an MDQM II, schließt also die Zugangsberechtigung zu einer Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf ein.

MDQM II umfasst in der Regel drei Jahre, ist bei guten Leistungen mit dem Realschulab-schluss verbunden und bereitet auf eine externe Prüfung bei den dafür zuständigen Stellen vor.

Die Besonderheit des MDQM-Modells be-steht in der Modularisierung der Ausbildungsin-halte. Sowie in der Stufe I als auch in der Stufe II werden die Lerninhalte jeweils in überschaubare Ausbildungsabschnitte aufgegliedert und nach erfolgreichem Abschluss zertifiziert.

Neben dem „Pflichtteil“ hält die bbw B&A GmbH vielfältige Angebote für die Freizeit be-reit. So können die Jugendlichen in den Pausen und nach dem täglichen Lernpensum ein großes Sport-, Musikunterrichts- und Beschäftigungsan-

gebot nutzen. Bei schulischen Problemen wird den Teilnehmern Förderunterricht in Deutsch und Mathematik geboten. Sozialpädagogen un-terstützen die Jugendlichen bei Problemen, die sie in der heutigen Zeit bewegen.

Diese Arbeit wollen wir im anstehenden neu-en Ausbildungsjahr fortsetzen. Wir freuen uns auf eine weitere gute und fruchtbare Zusammen-arbeit mit dem OSZ Agrarwirtschaft.

Zum 20-jährigen Jubiläum Ihres OSZ noch-mals herzlichen Glückwunsch und ad multos an-nos!

W

Karl Heinz Velten ist Geschäftsführer der

bbw Berufsvorbereitungs- und Ausbildungsgesellschaft mbH

Blick in die Praxisräume der bbw

Hoffen auf gute Berufschancen – MDQM-Schüler bei der bbw