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„ I h r Man n I s t to t u n d lässt s I e g r üss e n “
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I , Der Nachbarin Haus)
Die aus der Rhetorik entlehnte Redefigur hysteron proteron
(griech., „das Spätere voran“), das in der Literaturgeschichte von
zahlreichen Autoren verwendet wurde, um einen bewussten Bruch
im fließenden Text hervorzurufen und damit den Leser aus der
Erzählstruktur zu reißen und ihn auf zu Betonendes hinzustoßen,
lässt sich ebenso treffend auf einen Kalender überführen. Auch
das Kalenderblatt greift mit seiner Präsenz einen Monat des kom
menden Jahres vorweg, sei es durch die Vermittlung einer zukünf
tigen Perspektive oder einer zeitlich definierten Behauptung über
eine bestimmte Anzahl von Tagen. Auch Kunst reißt den Betrach
ter aus einem Trott, bricht Chronologien auf, sie behauptet und
beweist. Kunst kann diskret hinterfragen oder direkt und offensiv
austricksen. Wahrgenommen wird im Hinblick auf die Kunst gerne
das Etablierte, das über Jahre alle Instanzen der Kunstgeschichte
und des internationalen Marktes durchlaufen hat. Die EXP.edition
richtet ihr Augenmerk jedoch auf junge Künstler an der Schwelle
des Durchbruchs, die den zukünftigen Kunstbegriff gemeinsam mit
anderen formen und ausgestalten. Sie schaut voraus und provo
ziert den petitio principii – greift vorweg, was es noch zu beweisen
gilt, und transkribiert damit das hysteron proteron in die Auseinan
dersetzung mit der bildenden Kunst.
2 0 1 0
hysteron proteron
OffsetdruckereiGrammlich
ClimatePartner verleiht
diese Urkunde.
Das Zertifikat bescheinigt die Kompensation von Treibhausgasen in Höhe von
durch zusätzliche hochwertige Klimaschutzmaßnahmen.
fsc Kalender 2010"hysteron proteron"
Forest Stewardship Council (FSC) Arbeitsgruppe Deutschland e.V.
18.969 kg CO2-Äquivalenten
Es wird das Gold Standard Voluntary (VER) Projekt "Suzhou Qizi Mountain",in der Jiangsu Province, China unterstützt.
CP IKS-Nr.: 979-53367-0609-1001
J a n u a r
Salla Rautiainen
Den Garten Eden gibt es.
fsc hilft, armut zu bekämpfen
„Ich glaub', ich steh' im Wald!“ Das ist ein negativ konnotiertes Sprich-
wort. Eigentlich. Aber kann einem etwas Besseres passieren als im Wald
zu stehen, wenn man Bauer ist – in Afrika zum Beispiel – und nicht die
Mittel besitzt, große, lukrative Flächen Land zu bestellen? Die Früchte
wachsen überall. Wie von selbst. Dieser Wald ist ein sich selbst organisie-
rendes System, eine perfekte Symbiose. Und der Mensch hat darin auch
noch Platz.
Der Urwald ist ein natürlich gewachsener Acker. Er spendet Leben. Viele
Millionen Menschen hängen direkt von Wäldern ab, die sehr mannig-
faltige Möglichkeiten bieten, Armut zu lindern. Er sichert den Lebens-
unterhalt von Menschen. In einem Gemeinschaftswald, der von FSC zer-
tifiziert wurde, erntet die Lomie-Gemeinde in Kamerun, Früchte, Pilze,
Honig, Medizin, Wildfleisch, Brenn- oder Nutzholz. Sie verkaufen diese
Ernteerträge dann selbst regional oder in Kooperation mit größeren Un-
ternehmen auf dem globalen Markt – mit Hilfe von FSC-Unternehmen,
die neben ökonomischen, auch ökologische und soziale Ziele verfolgen
und fair handeln. Es liegt an uns, diesen Handel zu unterstützen.
Auf einer Waldlichtung gestaltete die finnische Künstlerin Salla
Rautiainen mit Fotografien und Papiercollagen eine fiktive, mär
chenhafte Szene. Fabelwesen, wie die fantasievolle Mischgestalt
aus einem Mädchen und einem Bären, treffen inmitten von überdi
mensionierten Pilzen, einem skandinavisch anmutenden Gebäude
und der vegetativen Umgebung des Waldes wie selbstverständlich
auf reale Personen. Neben dem Begriff der Heimat ist vor allen
Dingen die dazugehörende Natur ein zentrales Thema in den Ar
beiten Rautiainens. An welchem Ort sich Heimat befindet und wie
diese aussieht, wird auch in diesem vorliegenden Werk mit seinem
Bezug auf die finnische Landschaft, deren Mythologie und per
sönlichen Erfahrung der Künstlerin diskret hinterfragt. Rautiainen,
die in vielen ihrer Arbeiten das Medium Fotografie mit dem der
Zeichnung und Collage vermischt, konstruiert hier eine räumliche
Situation, in welcher die Grenzen von fotografischer Aufnahme,
realem Ort und gestalterischer Ebene fließend ineinandergreifen
und das Ambiente einer Theaterkulisse erzeugen. Das Wechsel
spiel von Realität und künstlerischer Gestaltung verschmilzt zu
einem gleichwertigen Ganzen und vereint damit biografische Frag
mente aus Rautiainens Kindheit mit narrativen Bildelementen. Die
Künstlerin gibt ihren persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen
mit dieser Arbeit einen passenden Raum.
F e b r u a r
Demian Bern Ein wenig befremdlich erscheinen die bunten, geometrischen
Körper, die langsam in der Strömung des Baches treiben. In der
natürlichen Umgebung sind die grellen Farben und stereome
trisch wirkenden Formen irritierende Elemente, die sich einerseits
in ihrer Optik deutlich von der unberührten Landschaft abheben,
gleichzeitig aber auch mit ihr harmonisieren und sich in ihren
Rhythmus eingliedern. Fast scheint es, als seien minimalistische
Skulpturen der 60er und 70er Jahre von ihrem musealen Standort
befreit und an einen menschenleeren Schauplatz versetzt worden.
Die Objekte von Demian Bern lassen den Ansatz des Grafikers
deutlich erkennen, wobei sich die Arbeit neben dem rein ästheti
schen Ausdruck auch mit dem Zusammenspiel von Natürlichem
und künstlich Konstruiertem beschäftigt. Die Neonfarben der ver
wendeten Druckbögen stehen in akzentuierendem Gegensatz zu
der natürlichen Farbenpalette des Umfelds, wohingegen mit den
schwimmenden Polyedern ein deutlicher Bezug auf die ebenfalls
in der Natur vorkommende Geometrie genommen wird. Nach der
industriellen Bearbeitung wird das aus natürlichen Rohstoffen
gewonnene Papier durch künstlerisches Zutun umgewertet und
in gestalteter Form in sein ursprüngliches Terrain zurückgeführt.
Biopower-Kläranlage
ein problem geklärt
Das Rad der Fortuna dreht sich unaufhaltsam, und übel riechende Ab-
wässer verpesten die Luft. Das ist der Lauf der Dinge. Ehrlich? Seit dem
Humanismus weiß der Mensch, dass er Eigenverantwortung überneh-
men kann – das Schicksalsrad lässt sich an mancher Stelle beeinflussen.
ClimatePartner unterstützt eine Biopower-Kläranlage in Thailand, die
genau dies tut. Dort wird das dem Klärschlamm entweichende Gas als
regenerative Energieressource verwendet – und Methan ist weit weniger
umweltbelastend wie die Brennstoffe Diesel oder Öl.
In den anaeroben, sauerstoffunabhängigen Prozessen in Abwässern ent-
steht das Treibhausgas Methan. Die CYY Bio Power Co. Ltd. betreibt eine
Kläranlage nordöstlich von Bangkok, in einer Region, wo die meisten Ta-
piokastärke-Fabriken angesiedelt sind. Bevor der Klärschlamm in offene
Klärbecken gelangt, wird in einem neuartigen Reaktor das Methangas
aufgefangen, aufbereitet und wiederverwertet. Dieses Verfahren verhin-
dert, dass größere Mengen Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen.
Gleichzeitig kann Methan als Brennstoff in der Tapioka-Fabrik verwen-
det werden, um die Stärke zu trocknen. Das überschüssige Gas wird in
Stromgeneratoren in Elektrizität umgewandelt.
Die Kläranlage, ihr Bau sowie der fortlaufende Betrieb haben lokal die
Lebenssituation der Menschen verbessert. So konnten durch das Projekt
12 dauerhafte Arbeitsplätze geschaffen werden. Darüber hinaus hat sich
in der Region die Qualität des Wassers und der Luft extrem verbessert.
Das Projekt erfüllt alle Gold-Standard-Kriterien.
M ä r z
Helmut Dietz Für diese performative Kurzinstallation hat sich Helmut Dietz
einen großformatigen, roten Druckbogen zusammengerollt auf
den Kopf gesetzt. Ausgestattet mit dieser prothesenartigen Ver
längerung gliedert sich der Künstler in das urbane Umfeld Stutt
garts ein und verharrt für einen kurzen Augenblick statisch in
einer Nebenstraße. Was auf den ersten Blick wie ein spontaner
Schnappschuss einer willkürlichen Aktion erscheint, entpuppt
sich als durchdachte Performance, bei der weder die Krönung
mit der zylinderförmigen Papierrolle noch die Positionierung des
Akteurs beliebig gewählt und dem Zufall überlassen wurden.
Auf der Fotografie, welche die vergängliche Aktion dokumen
tiert, treten Dietz und der rote Druckbogen mit den senkrechten
Elementen in der umgebenden Architektur in Interaktion. Stand
punkt und Blickwinkel spielen bei den räumlichen Arbeiten des
Künstlers stets eine entscheidende Rolle. Eine Litfaßsäule, zwei
Schornsteine und der Fernsehturm bilden bei diesem Werk die
dominierenden Geraden, auf die sich der Künstler bezieht. Die
Größenverhältnisse sind aufeinander abgestimmt und ergeben
eine Anordnung, die an Orgelpfeifen erinnert. Der für die Arbei
ten von Helmut Dietz typisch subtile Humor kommt auch hier
zum Tragen, wenn sich der Künstler mit dem Wahrzeichen der
württembergischen Hauptstadt in Bezug auf dessen Größe misst
und dabei bewusst auf ein phallisches Symbol zurückgreift.
Die Einzigartigkeit des Waldes
einsatz gegen entwaldung in paraguay
Fast gleichberechtigt standen in den Achzigern „Aufrüstung“ und
„Waldsterben“ auf den Titelseiten der Gazetten. Ist der Urwald gestor-
ben? Wann war seine Beerdigung? Tatsächlich stirbt der Wald immer
noch. Nur würdigt heute keine Schlagzeile mehr das Papier auf der sie
prangt oder berichtet über „Entwaldungsraten“, „illegalen Holzein-
schlag“ oder „Wiederaufforstung“. Liegt das nur an der Sperrigkeit sol-
cher Begriffe? Oder vielleicht daran, dass wir uns die Rettung unserer
Urwälder schon gar nicht mehr vorstellen können?
Das Freiburger Unternehmen Unique Wood gründete 2003 in Paragu-
ay ein Joint Venture mit dem Großgrundbesitzer Sociedad Agrícola Go-
londrina S.A.: Die Consorcio ForCerPa ist das erste und bislang einzige
FSC-zertifizierte Unternehmen in Paraguay. Ziel war es, zu beweisen,
dass ökologische und ökonomische Anliegen zu vereinbaren sind. Es
sollte möglich sein, einen naturnahen Wald auf der einen Seite nach-
haltig zu bewirtschaften und auf der anderen Seite damit wirtschaft-
lichen Gewinn zu erzielen. Heute erntet die FSC-zertifizierte Unter-
nehmung weniger Holz als jährlich nachwächst. Mit der Einführung
von speziell angepassten forstlichen Verfahren ist es Consorcio ForCerPa
sogar gelungen, bereits zerstörte Naturwälder wieder zu verbessern.
Der Urwald ist nicht tot, er lebt und kann gesunden.
a p r I l
Carolin Jörg Auf dem hölzernen Fußboden ihres Ateliers hat Carolin Jörg eine
farbenprächtige und mannigfaltige Assemblage aus zahlreichen
Ausschnitten unterschiedlicher Druckbögen angeordnet. Trotz des
glatten Mediums Papier und der definiert flachen Bildebene des
Bodens hat die Künstlerin eine dynamische und räumliche Kom
position erschaffen, die ihre Plastizität und Lebendigkeit durch das
lockere Arrangement der einzelnen Papierfragmente erhält. Ver
schiedene Sorten und Stärken von Papier mit unterschiedlichen
Motiven und Umrissen gestalten eine Arbeit, in der sich Zahlen,
Abbildungen und geometrische Formen mit dezenter Farbigkeit
und grellen Neonfarben abwechseln. Die Anlehnung an dada
istische Collagen ist ebenso unübersehbar, wie der zeichnerische
Anteil im Werk. In ihren Arbeiten entwickelt die Künstlerin unter
schiedliche Variationen der Zeichnung, sei es nun bei Installationen
mit Fäden, Stickereien oder bei ihrer Verwendung als serielles
Ausdrucksmittel. Die Betonung der Linie macht diese Arbeit zu
einer plastisch wirkenden Zeichnung, in der die Konturen der
einzelnen Papierstücke den Charakter einer Umrisszeichnung mit
verschiedenen Farben erhalten.
Basa Magogo
climatepartner hilft kohle sparen
Niemand kocht so gut wie Großmutter. Und niemand weiß so gut wie
sie, dass viel Kleinvieh auch Mist macht.
In Südafrika produzieren unzählige Feuerstellen Unmengen an CO2.
Dort lebte auch eine ältere Dame, die eine neue Art der Befeuerung er-
funden hat. Unzufrieden über den reizenden Qualm und Ruß in ihrer
Hütte, experimentierte sie mit ihrer Feuerstelle. Aus vielen Versuchen
entwickelte sie eine Methode, die den Rauch verminderte und die Hit-
ze kontrollierbarer machte. Ihre Entdeckung lag in der Schichtung von
Kohlen. Das Nova Institut – ein Institut, das sich in besonderer Weise für
die Verbesserung der Lebensqualität in den ärmsten Regionen Südafri-
kas einsetzt – untersuchte diese Technik in einem Labor. Ihre Analysen
ergaben, dass ein einziger Haushalt tatsächlich bis zu 300 kg Kohle im
Jahr einsparen kann. Der Erfinderin zu Ehren wurde die Methode „Basa
Magogo“ benannt, was so viel bedeutet wie „Großmutters Feuerstelle“.
In Kooperation mit ClimatePartner kümmert sich das Nova Institut um
die Verbreitung der Basa- Magogo-Methode, sodass dadurch die Men-
schen nicht nur Kohle und Geld sparen, sondern gleichzeitig auch CO2-
Emissionen reduzieren.
M a I
Daniel Beerstecher Umgeben von freiheitsuggerierender Naturidylle hängt an einer
maroden Eiche, in einem goldenen Käfig gefangen, der Künst
ler Daniel Beerstecher. Ausgangspunkt dieser Fotografie ist die
Videoarbeit go ld e n e r Kä F I g aus dem Jahr 2008, in der sich der
Künstler an derselben Stelle in eine Voliere aus massivem Metall
sperren ließ und neben dem Singen eines alten deutschen Wan
derliedes sein Gefängnis zu vergolden begann. Nach einem Jahr
versetzt er sich nun erneut in die Situation des Internierten und
richtet sich mit Bildern aus Reisekatalogen und Druckbögen häus
lich ein. Ein Schiff auf hoher See, Wanderer, Panoramaaufnahmen
und Weltkarten werden vom Künstler ausgeschnitten und schmü
cken die triste Behausung. Dieser „Nestbau“ hat zur Folge, dass
sich der Käfig allmählich mit Papier anfüllt und die Bewegungs
freiheit des Künstlers zunehmend eingeschränkt wird. Sein mani
scher Akt des Sammelns geht so weit, dass die ausgeschnittenen
Abbildungen und Papierreste bereits aus dem Gefängnis hinaus
quellen. Die selbstverlorene Tätigkeit des Suchens nach Natur und
Reisezielen gerät gleichzeitig in Widerspruch zur beschaulichen
und natürlichen Umgebung außerhalb des Käfigs. Reisen ist für
Daniel Beerstecher die geeignete Methode, um sich durch Ver
gleiche mit fremden Kulturen der eigenen zu nähern und dabei die
allgemeinen Standards des Kulturbegriffs zu hinterfragen. Fern
weh, Reiselust und der Konflikt zwischen Gesellschaft und Natur
sind wiederkehrende Themen in Beerstechers Arbeiten, die trotz
ihrer Aktualität eine Anlehnung an die Epoche der Romantik mit
ihrer allgegenwärtigen Sehnsucht in sich tragen.
Ruben und seine Gitarre
fsc-zertifizierte musikinstrumente
Ruben war nie Tellerwäscher. Und er wird nie Millionär sein. Aber er
hat es geschafft. Er hatte eine Vision und diese Vision setzte er in die Tat
um. Seine Geschichte beginnt mit einer Schule und einer Gitarre. Vor
vielen Jahren hat er sein Wohnhaus umgebaut, wo er heute jungen Men-
schen aus seinem Dorf beibringt, wie man Gitarren baut. Gitarren, die
aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sind. Einem Holz, das nicht
Mahagoni heißt und nicht Zeder, denn für solches Holz hauen und wal-
zen die großen Firmen riesige Schneisen in den Wald. Zeder und Maha-
goni sind bekannt und gefragt auf dem Weltmarkt und die Unterneh-
men picken sich ohne Rücksicht auf Verluste genau diese Rosinen aus
dem Kuchen. Dafür müssen sie tief in den Wald vordringen, sie wollen
nur diese Arten Edelhölzer, und die Bestände am Waldrand sind schnell
dezimiert.
Wenn es nach Ruben ginge, müssten solche Schneisen nicht sein. Denn
er weiß, es gibt weitaus mehr Edelhölzer – auch am Waldrand. Und so
fertigt er seine Gitarren aus Hölzern, die zwar unbekannter sind als Ma-
hagoni und Zeder, diesen jedoch in nichts nachstehen. Wenn Ruben es
weiterhin schafft, solchen Holzarten zu einer Chance auf dem globalen
Markt zu verhelfen, wird sich die Nachfrage nach Edelhölzern auf mehr
Arten verteilen.
Die Gitarren von Ruben Gomes sind FSC-zertifiziert, das heißt, die Höl-
zer stammen aus nachhaltiger und umweltschonender Forstwirtschaft.
Das Musikinstrument ist für Ruben Symbol der Hoffnung und ein Inst-
rument, durch das er seinen Schülern einen bewussten Umgang mit der
Natur lehrt. Mit seinem Projekt stellt Ruben Gomes, nicht nur in seiner
Region, die Weichen für Aussichten auf Arbeit und einen nachhaltigen
Umgang mit der Umwelt.
J u n I
Anna-Maite Bern Die plastischen Papierarbeiten von AnnaMaite Bern setzen
sich aus abstrakten Skulpturen, sogenannten „Knüllungen“ und
„Deformationen“ zusammen. Stets sind die unterschiedlichen
Blickwinkel und Bedeutungsebenen Vorraussetzung für ein
Verständnis ihrer Werke, die mit ursprünglichen Beziehungsge
fügen brechen und ihre bildlichen und syntaktischen Informati
onen fragmentarisch aufgliedern. Die vorliegende Arbeit vereint
Eigenschaften der Plastik mit zweidimensionalen Collagen und
grafischen Anwendungen. Großformatige Druckbögen mit un
terschiedlichen Motiven sind der Länge nach zerrissen, in einem
ausgetrockneten Bergsee hintereinander gestaffelt. Sie geben
durch einen Korridor von Papierstreifen den Blick frei auf eine
entfernt gelegene Bergformation. Gleichberechtigt hängen Or
namente, fotografische Abbildungen und Landkarten in einer
Reihe und heben einerseits die Zweidimensionalität des Mediums
Papier zugunsten einer räumlichen Gesamtwirkung auf, entzie
hen jedoch gleichzeitig der Umgebung jede Form von Räumlich
keit. Die hochalpine Umgebung und die Arbeit von AnnaMaite
Bern treten dabei in einen Dialog, der durch die ästhetische
Parallele von aufgebrochener Erde, schroffer Berge im Hinter
grund und rissiger Papierkanten zusätzlich potenziert wird.
Changbin und Taichung Windpark-Projekt
aus der luft statt aus dem boden
Die Eingangsszene in dem Kinofilm American Beauty ist von hohem ästhe-
tischem Wert – auf wundersame Weise wirbelt eine Plastiktüte durch die
Luft. Will man dieses Erlebnis im Garten mit einem Ventilator nachstel-
len, muss man bald feststellen, dass die Tüte nach einiger Zeit vom Wind
zerfetzt wird. Die auf sie einwirkenden Kräfte sind einfach zu groß. Ge-
linde gesagt wäre es unverantwortlich, diese Energien nicht zu nutzen,
um unseren schadstoffgeplagten Planeten ein wenig zu entlasten.
Das Changbin und Taichung Windpark-Projekt, an der Westküste Taiwans,
produziert saubere und erneuerbare Energie. Der generierte Strom wird
in das nationale Stromnetz eingespeist und so können über 100.000
Haushalte mit emissionsfreiem Strom versorgt werden. Die Windparks
garantieren Arbeitsplätze und helfen, die Wirtschaft auch in abgelege-
nen Fischerdörfern zu fördern. Zudem wurde das Projekt eingeleitet, in
der Hoffnung, dass ähnliche Unternehmungen in Taiwan vorangetrie-
ben werden, die mit regenerativen Ressourcen Energie erzeugen. Diese
könnten schon in naher Zukunft Kraftwerke ablösen, welche auf fossi-
len Brennstoffen basieren. Ein perfekter Partner für ClimatePartner –
daher erfüllt das Changbin und Taichung Windpark-Projekt auch die Gold-
Standard-Voluntary-Emission-Reduction (GS VER) Kriterien.
J u l I
Florian Klette Florian Klette nistet sich mit seinen Performances und Instal
lationen, die häufig den Charakter einer Versuchsanordnung
besitzen, in bestehende soziale Gefüge sowie in berufliche und
mediale Felder ein, um dort seine künstlerischen Untersuchungen
zu platzieren. Oft ist seinen Arbeiten ein humorvoller Unterton
zu eigen, der jedoch nicht die Ernsthaftigkeit der Durchführung
oder die durchdringende Konsequenz der einzelnen Werke ge
fährdet, sondern sich vielmehr dem Betrachter mit Behutsamkeit
in subtiler Weise offenbart. Die vorliegende Arbeit ist ein Expe
riment mit Passanten der stark frequentierten Marienstraße in
Stuttgart, denen Klette am Schaufenster der OffspaceGalerie
I n t e r ve nt I o nsr au M während der Rushhour den Auftrag erteilt,
die handlichen Papierstücke, die er aus einem großformati
gen Andruckbogen eines Werbeplakats geschnitten hat, in 24
Stunden wieder an denselben Ort zurückzubringen. Viele der
Teilnehmer kamen dem Auftrag trotz ihrer eigenen Verpflich
tungen nach und klebten ihre Fragmente an die Stelle, an der
zuvor das Plakat gehangen hatte. Florian Klette verdeutlicht
damit sowohl den Sinn als auch den Unsinn eines solchen Ar
beitsauftrages, vollbringt es jedoch gleichzeitig, eine Anzahl von
Personen für interaktive Kunst zu mobilisieren und in Koopera
tion mit diesen spielerisch ein gemeinsames Werk zu kreieren.
Ein Bronzeguan im Eukalyptus-Wald!
artenschutz in der plantage
Stellen Sie sich einen wunderschönen frühsommerlichen Abend vor. Sie
sitzen, versammelt mit ihrer Familie, unter einem Baum. Und dann, als
es gerade Abendessen gibt, ertönt plötzlich ein ohrenbetäubendes Ge-
räusch. Ein schrilles Sausen, ein Krachen, ein dumpfer Schlag, der noch
weit in die Ferne hallt. Schrecken. Alle rennen durcheinander, flüchten.
Ringsum stehen seltsame und furchteinflößende Gestalten mit orange-
farbenem Kopfschmuck. Unverständliche Rufe. Chaos.
Perspektivwechsel. In den Regenwäldern Amazoniens lebt ein Hühner-
vogel, der Bronzeguan. Dieser Vogel ist vom Aussterben bedroht, weil das
Rückzugsgebiet der Tiere von Jahr zu Jahr kleiner wird. In den Eukalyp-
tus-Plantagen von CENIBRA, einem brasilianisch-japanischen Unterneh-
men, das aus Holz Zellstoff herstellt, haben Arbeiter Brutnester dieser
seltenen Vögel gefunden. Die Holzerntearbeiten wurden daraufhin so-
fort so lange ausgesetzt, bis die Jungtiere fliegen konnten.
CENIBRA wurde im Jahr 2005 FSC-zertifiziert. Durch die Zertifizierung
hat sich das Unternehmen zum ökologischen Schutz und zur Entwick-
lung der Region verpflichtet. Diesem Anspruch kommt es durch einen
ethischen und respektvollen Umgang mit Menschen und der Natur
nach. Heute stellt das FSC-zertifizierte Unternehmen fast doppelt so viel
Waldfläche unter Schutz, wie es Plantagenfläche bewirtschaftet. Damit
leistet es einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz und zur Biodiversität.
a u g u s t
Demian Bern Kristallinen Gitterstrukturen ähnlich verlaufen hexagonale Pyra
miden und Röhren aus buntem Papier auf einem Berghang voller
Edelweiß. Die Installation des Grafikers Demian Bern vor dem
malerischen Alpenpanorama verläuft rasterartig über die Fläche
und erschließt diese, indem sie die Wiese vor dem malerischen
Alpenpanorama im gesamten Bildausschnitt in dreieckige Sekto
ren unterteilt. Die harten Linien und klar definierten Kanten des
künstlich installierten Rasters aus Druckbögen kontrastieren das
unberührte Terrain oberhalb der Almgebiete in den italienischen
Alpen mit ihrem romantisch anmutenden Ausblick und dem selte
nen Edelweiß. Die dezente Farbigkeit der natürlichen Umgebung
wird durch die intensive Leuchtkraft der verwendeten Andruck
bögen unterbrochen und hebt die Installation trotz ihrer Anglei
chung an den Untergrund deutlich vom natürlichen Umfeld ab.
Beinahe scheint es, als wolle sie eine Struktur oder Formanalyse
durchführen und den abschüssigen Hang mithilfe ihrer flächen
deckenden Präsenz vermessen und gleichzeitig vereinnahmen.
Als Kommunikationsdesigner, Verleger, Kurator und Initiator der
EXP.edition begibt sich Demian Bern in einen kreativen Dialog mit
seinen Kunden, Projektpartnern und den beteiligten Künstlern, die
er konzeptionell und gestalterisch in Kooperationen einbindet.
Poza-Verde-Wasserkraftwerk
von flüssen und strömen
Wer schon einmal eine Floßfahrt unternommen hat, kennt die Kraft des
Wassers: Stromschnellen, Strudel, Wasserfälle – dort spürt der Mensch
die elektrisierende Wirkung des Wassers.
Guatemala ist stark von Heizöl, Kohle und Diesel abhängig. Die Elek-
trizität für das nationale Stromnetz wird hauptsächlich aus fossilen
und schweren Brennstoffen erzeugt. Das Ziel des Poza Verde Hydroelectric
Project ist es, Guatemala mit sauberer und verlässlicher, regenerativer
Energie zu versorgen. Die Verwendung von Wasserkraft stellt eine effi-
ziente Alternative dar. Das 8,2-MW-Wasserkraftwerk wird angetrieben
durch die Kraft des Aguacapa-Flusses in Pueblo Nuevo Vinas und erzeugt
Energie ohne Kohlenstoffdioxid, Stickoxid, Schwefeldioxid oder Partikel-
Emissionen. Das bedeutet Strom für ungefähr 5000 Menschen – 5000
Verbraucher weniger, die vom nationalen Stromnetz abhängen. Das Poza-
Verde-Wasserkraftprojekt verstärkt die Energiesicherheit des Stromnetzes
von Guatemala und erhöht die Unabhängigkeit des Landes von Rohstoff-
importen.
Für die Bevölkerung wurden während des Baus 400 Arbeitsstellen ge-
schaffen, 30 Menschen der Kleinstadt Pueblo Nuevo Vinas sind dauer-
haft zur Instandhaltung der Anlage beschäftigt. Am Aguacapa-Fluss wird
zudem die Wiederaufforstung vorangetrieben, eine Maßnahme, die sich
positiv auf die Umwelt auswirkt und die Bodenerosion wesentlich ver-
mindert. Das Projekt wird von ClimatePartner unterstützt.
s e p t e M b e r
Byung Chul Kim Im Juli 2009 eröffnete der koreanische PerformanceKünstler
Byung Chul Kim im Rahmen des Stadt und Hochschulprojek
tes d I s tr I K t_ost im östlichen Stadtteil der württembergischen
Landeshauptstadt das erste deutsche PerformanceHotel. Jede
Person, die bereit ist, eine Performance vorzuführen, darf kosten
los in den eigens dafür vorbereiteten Räumlichkeiten übernachten
und am künstlerischen und gesellschaftlichen Leben im Haus
teilnehmen. Durch die Zusammenarbeit von Kunststudenten der
Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der
Hochschule der Bildenden Künste Saar entsteht 2009 im Osten
Stuttgarts eine Schnittstelle für unterschiedliche künstlerische
Ausdrucksformen, die den bis dahin noch zu wenig kulturell er
schlossenen Osten der Stadt mit diversen künstlerischen Positio
nen und Projekten bespielen. Um das ehemalige Weingärtnerhaus
aus dem frühen 19. Jahrhundert auch ausreichend aus dem ein
heitlichen Stadt und Straßenbild hervorzuheben, wurde die Au
ßenfassade mit farbigen Druckbögen und verschiedenen Mustern
der Makulaturpapiere beklebt. Von der Türschwelle bis zum Dach
giebel bedecken neonfarbene Dreiecke, rote Kreise, Landkarten,
Zahlen und Buchseiten die Front des ehemals weißen Hauses.
Neben der eigenständigen künstlerischen Aussage der Plaka
tierung dient diese weithin sichtbare Kennzeichnung dazu, das
unkonventionelle Konzept des PerformanceHotels zu bewerben.
Abdul und die Teakholzmöbel
eine erfolgsgeschichte aus sulawesi
Abdul Maal ist Schreiner, ein geschickter noch dazu. Wenn man ihn
besuchen will, bauen sich die Früchte seiner Arbeit wie ein Hindernis-
parcours vor einem auf. Teaktüren, Teakbänke, Teakstühle. Doch Falten
zeichnen sein Gesicht, die erzählen von anderen Zeiten – von Zeiten, in
denen er nie geglaubt hätte, dass er einmal eine eigene Schreinerei ha-
ben würde, Zeiten, in denen der Rohstoff Holz in seinem Heimatland
Indonesien fast nichts wert war. Und das nur, weil westliche, global agie-
rende Käufer ihm nie den wahren Wert seiner Ware ausbezahlten. Aber
die Zeiten haben sich geändert. Heute hat Abdul wieder viel Hoffnung.
Vor einiger Zeit hat sich Abdul der Kooperative Koperasi Hulan Jaya Lestari
angeschlossen. Wie seine Partner besitzt er eine kleine Teakplantage.
Sie haben ihre Parzellen zusammengelegt und gemeinsam betreiben
sie nachhaltigen Teakholzanbau – ökonomisch sinnvoll und ökologisch
wertvoll. Die Genossenschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben: „Für
jeden gefällten Baum, pflanzen wir zehn!“ Dafür hat die KHJL, als erstes
Gemeinschaftsprojekt überhaupt in Indonesien, eine FSC-Zertifizierung
erhalten. Mit diesem Siegel bekommt die Kooperative den tatsächlichen
Wert für ihr Teakholz und FSC hilft ihnen, das Holz zu vermarkten. Da-
mit öffnete sich die direkte Tür zum Weltmarkt. Fairer Handel! Und mit
den Reststücken aus seiner Teakplantage baut der Schreiner Abdul Mö-
bel, die er regional vertreiben kann.
o K t o b e r
Justyna Koeke Sowohl die plastischen Arbeiten als auch die Performances der
polnischen Künstlerin Justyna Koeke sind in ihrer Aussage äu
ßerst direkt und stoßen den Betrachter zuweilen unvermittelt vor
den Kopf. Als ironisch und zugleich gesellschaftskritisch lassen
sich ihre Werke deuten, die häufig aus selbstgeschneiderten,
grellbunten Kostümen bestehen, welche den Gegensatz zwischen
Innen und Außen, dem künstlich erschaffenen Ich und dem Rest
der Gesellschaft betonen. Aus einem Fenster ihres Ludwigsbur
ger Ateliers, das sich in einer ehemaligen Militärkaserne befindet,
lehnt sich die Künstlerin, um mithilfe einer Verlängerung, das aus
einem Vordruckbogen einer Sonnenbrillenwerbung ausgeschnit
tene Gesicht eines weiblichen Models vor das Wandrelief eines
deutschen Soldaten zu halten. Wie eine Maske ruht das makello
se Halbprofil der Werbeschönheit auf dem strengen steinernen
Soldatenkörper und verleiht der Heldenfigur eine gänzlich neue
Identität. Das ehemals markante, kämpferisch Männliche der
Figur wandelt sich durch den von Koeke vorgenommenen Tausch
des Geschlechts in etwas betont Weibliches. Die weitreichenden
Folgen eines solchen Eingriffs lassen sich auch an dem zuvor als
Hoheitszeichen in der Symbolik verwendeten Eichenlaub erken
nen, das nun zwischen den Beinen einer Frau die Konnotation von
Fruchtbarkeit übernimmt. Wie mit ihren Kostümen gelingt es Jus
tyna Koeke, allein durch den Einsatz einer Papiermaske das Inne
re, den kriegerischen Kontext des Denkmals, durch eine äußere
VerKleidung in etwas völlig Gegensätzliches zu transformieren.
Deponiegas-Anlage Suzhou Qizi Mountain
recycling auf dem müllberg
Wer durch die berühmten Gärten von Suzhou in China wandelt, erfreut
sich am leisen Plätschern des Wassers, am subtilen Spiel von Licht und
Schatten, bewundert die Seerosen aus einem filigranen Pavillon heraus
– und entsorgt die Überreste seiner Wegzehrung selbstredend in den
dafür vorgesehenen Mülleimern. Gedanken darüber, was aus dem Müll
wird, machen sich die wenigsten. Natürlich landet er auf der Mülldepo-
nie, nur was geschieht danach? Es klingt seltsam und auch ein bisschen
absurd, aber im Müll steckt noch jede Menge Energie.
Die Deponiegas-Anlage in Suzhou fängt das aus einer Mülldeponie ent-
weichende Methangas auf und verbrennt es in einem Blockheizkraft-
werk. So wird einerseits das Gas abgefangen und kann in der Atmosphä-
re keinen Schaden mehr anrichten, gleichzeitig wird Strom generiert,
der in das lokale Stromnetz eingespeist wird. Die Belastungen für Luft,
Boden und Wasser sind wesentlich reduziert, und andere Ressourcen
können durch die Verwendung des ohnehin anfallenden Gases geschont
werden.
Das Kraftwerk wird mit modernen Technologien betrieben. Als Vorreiter
ersetzt es andere, weit mehr umweltbelastende Methoden der Energieer-
zeugung und trägt zur Förderung weiterer umweltfreundlicher Systeme
in der Abfallwirtschaft bei. Das Projekt ist auf eine Laufzeit von 18 Jah-
ren angelegt. In der Anlage werden durchschnittlich 23.314 MWh Strom
pro Jahr produziert. Dies bedeutet eine jährliche CO2-Reduktion in Höhe
von 114.383 Tonnen CO2. Zudem profitiert die lokale Bevölkerung durch
das Projekt: Im Zeitraum der Errichtung der Anlage waren 54 Menschen
beschäftigt; 20 Ingenieure und Mitarbeiter benötigt die Anlage für den
Betrieb. Die Förderung des Technologie- und Wissenstransfers ist da-
durch gewährleistet. Das Projekt erfüllt die Gold-Standard-Kriterien, die
unter anderem vom WWF (World Wildlife Fund) entwickelt wurden.
n o v e M b e r
Lenka Kühnertová Die tschechische Gestalterin Lenka Kühnertová ist in den Berei
chen Grafik und Textildesign tätig. Die von ihr ausgearbeiteten
Entwürfe auf Stoff und Papier sind elegant und von spielerischer
Leichtigkeit. Die 31 feingliedrig gefalteten Schmetterlinge aus Ma
kulaturpapier erinnern an reale, entomologische Sammlungen, wie
sie im 18. und 19. Jahrhundert weit verbreitet waren. Die Vielfalt der
präsentierten Schmetterlingsarten simuliert die Gestalterin sowohl
durch die unterschiedliche Farbigkeit und die differierenden Mus
ter des Papiers, als auch mithilfe individuell angepasster Falttech
niken. Wie ihre existierenden biologischen Artgenossen sind auch
die „Origami“Schmetterlinge von Lenka Kühnertová mit Nadeln
auf einem Holzbrett befestigt, welches sich in einem Schaukasten
befindet. Die klare Anordnung der Exponate ist jedoch durchbro
chen: die Glasabdeckung weist ein Loch auf, an dessen Stelle ein
Falter fehlt. Einem Exemplar scheint die schier unmögliche Flucht
gelungen zu sein, womit wir als Betrachter Zeuge des unerwar
teten Ereignisses werden, dass eine Sammlung aus vermeintlich
toten Tieren doch noch verstecktes Leben in sich birgt.
FSC und die Paranuss
kosmetikartikel aus dem urwald
Im Amazonasbecken lebt das Volk der Kayapó-Indianer. Die Kayapó
stellen traditionell Öl aus Paranüssen her. Sie gehen schonend und
sehr bewusst mit ihrer Natur und Umwelt um, und deswegen er-
hielten sie für ihr Anbaugebiet ein FSC Zertifikat. Das Öl verkaufen
sie direkt an die brasilianische Kosmetikindustrie, zu einem fai-
ren Preis – darum kümmert sich die Non-Profit-Organisation FSC.
Produkte aus FSC-zertifizierter Herstellung erlangen immer mehr
Bedeutung und werden weltweit immer häufiger gekauft. So wird
auch das FSC-Öl aus dem brasilianischen Urwald stark nachge-
fragt und die Kayapó sind sehr stolz darauf, dass sie selbst Reichtü-
mer aus ihrem eigenen Wald gewinnen und ganz besonders darauf,
dass sie ihre Tradition leben können und diese respektiert wird.
d e z e M b e r
Pablo Wendel Schnee und Eis sind in den letzten 31 Tagen des Jahres, dem
ersten Monat des Winterquartals, allgegenwärtig. Pablo Wendel
transferiert diese stereotype Konnotation von Winter mithilfe
großer weißer Vordruckbögen und schmaler Fetzen zerkleinerten
Papiers in eine spätsommerliche, urbane Kulisse, wo lediglich
der künstlich erzeugte Schnee aus Aktenvernichtern die Sze
ne berieselt. Diese ironische Verkehrung wird durch den sich
von einem Dach abseilenden Künstler, der nunmehr orthogonal
zu den benachbarten Hauswänden und den vorübergehen
den Passanten, mit einer dicken, roten Winterjacke bekleidet,
an der Fassade steht, noch zusätzlich verstärkt. In horizontaler
Ausrichtung zur Straße befindet sich der Künstler in einer phy
sischen Extremsituation, deren starker Ausdruck und Ästhetik
durch den Tausch der Dimensionsachsen bedingt wird. Mit Ka
puze und Schneeball in der Hand trotzt Pablo Wendel einem
Blizzard aus Papier und bedient damit die gängige Erwartung
an die kalte Jahreszeit und die landläufige Assoziation zum
Winter. Alles könnte so einfach, so perfekt sein, wäre da nicht
die im Werk des Künstlers omnipräsente Absicht, Bestehen
des mithilfe der Kunst zu entlarven und außer Kraft zu setzen.
Erneuerbare Energie aus Biomasse
vom acker in die steckdose
Kühe kommen mit ihren CO2-Ausdünstungen immer wieder in den me-
dialen Misskredit, aktiv zum Klimawandel beizutragen. Eine viel grö-
ßere Menge an Treibhausgasen gelangt jedoch bei der offenen Verbren-
nung von Ernteresten in die Atmosphäre.
In Indien verbrennen die Bauern auf ihren Äckern die unverkäuflichen
Reste. Dieser Biomüll besteht hauptsächlich aus Palmblättern, Chili-
schoten, Zuckerrohrresten, Zuckerrübenrinde, Maiskolben, Reisspelzen
und Kokosnussschalen – alles wertvolle Biomasse. ClimatePartner un-
terstützt das Vamshi-erneuerbare-Energien-Projekt in Vemulapalli, das ein
Biomasse-Kraftwerk betreibt. Die Betreiber kaufen den Bauern ihren
wertvollen Biomüll ab und erzeugen damit Elektrizität. Dadurch verhin-
dern sie, dass die kohlenstoffgebundene Energie als CO2-Emission in der
Atmosphäre verpufft. Gleichzeitig sucht das Vamshi-Projekt, nach neuen
Wegen Energie zu erzeugen, die nicht aus der Verbrennung von Kohle
und anderen fossilen Brennstoffen stammt. Durch das Projekt haben
Menschen aus der Region sichere Arbeitsplätze und die Bauern einen
weiteren wertvollen Rohstoff.
Forest Stewardship Council (FSC)
w w w . F s c - d e u t s c h l a n d . d e
OffsetdruckereiKarl Grammlich GmbH
w w w . g r a M M l I c h . d e
EXP.editionw w w . e x p - e d I t I o n . c o M
ClimatePartnerw w w . c l I M a t e p a r t n e r . d e
Cocoon Offsetvon Arjowiggins
w w w . a r J o w I g g I n s g r e e n . c o M
Hinter dem Projekt der EXP.edition steht die Idee einer zeitgemäßen und interdisziplinären Zusammenarbeit auf den aktuellen Terrains der Kunst. In Symposien, Ex-kursionen und Projekten – den EXP.editionen – werden gemeinsam mit Künstlern Forschungs- und Experimen-tierfelder beschritten und individuelle wie allgemeine Fragestellungen bearbeitet.
Als Dialogpartner, Kurator, Gestalter und Verleger ist die EXP.edition Initiator einer kulturell engagierten Platt-form, die sich mit eigenen künstlerischen Aussagen und Präsentationsformen in die zeitgenössische Kulturland-schaft einmischt. In Künstlerbüchern, Katalogen, State-ments und anderen Formen der Dokumentation werden
die individuellen Tendenzen künstlerischer Auseinander-setzungen im engen Dialog erarbeitet und in ausgewähl-ter Auflage publiziert.
Das Spektrum dieses künstlerischen Austauschs er-möglicht es der EXP.edition, sich sowohl auf konzep-tionell-theoretischem Niveau als auch in der aktiven Kollaboration mit Künstlern und der Repräsentation künstlerischer Arbeiten direkt einzubringen, sie zu för-dern und zu vermitteln.
In einem weiten Experimentierfeld werden gemeinsam neue Wege gesucht, erfunden und erkundet.
Cocoon ist ein ungestrichenes Offset-Papier aus dem Hause Arjowiggins. Es ist von höchster Qualität aus 100% recyceltem Zellstoff mit FSC-Zertifikat. Cocoon ist in 10 Grammaturen von 80 bis 350 g/m² verfügbar und bietet einen exzellenten Weißgrad von CIE 150. Der hohe Weiß-grad ist auf spezielle Recycling- und Reinigungsprozesse zurückzuführen.
Das eigene Zellstoffwerk Greenfield konzentriert sich bei der Entfernung der Tinten auf das Recycling von hoch-wertigem Altpapier (Büropapier, Archivmaterial, Kopier-papier). Dabei durchläuft der Zellstoff drei chlorfrei arbeitende Reinigungsstufen, welche die Druckfarben extrem wirkungsvoll entziehen. Es werden biologisch abbaubare Reinigungsprodukte und chlorfreie Bleiche eingesetzt.
Hierdurch erhält man einen qualitativ hochwertigen und sehr weißen recycelten Zellstoff, dem nur geringe Mengen optische Aufheller beigemischt werden müssen, um ein strahlend weißes Papier zu erhalten.
Obwohl bei der Reinigung des Altpapiers von Farben und anderen Einträgen Wasser und Chemikalien eingesetzt werden, ist dieses Verfahren deutlich weniger Umwelt be-lastend als das Herstellungsverfahren von neuem Papier mit Frischfasern.
Cocoon Offset ist von der FSC-Organisation zertifiziert und hat das FSC-Gütesiegel für 100% Recycling erhalten.
ClimatePartner versteht sich als Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen im Klimaschutz und agiert in Europa und den USA. Im Rahmen seiner Beratungsleis-tung erstellt ClimatePartner produkt- und/oder unter-nehmensspezifische CO2-Bilanzen, untersucht Poten-ziale zur Energieeffizienzsteigerung und organisiert den Ausgleich des individuellen CO2-Footprints durch Vermittlung von Emissionsminderungszertifikaten. Diese Vorgehensweise basiert auf der im Kyoto-Protokoll beschriebenen globalen Initiative für eine umweltver-trägliche Entwicklung „Clean Development Mechanism“ (CDM).Neben klassischen, individuellen Beratungsleistungen konzentriert sich ClimatePartner auf die Entwicklung und Umsetzung von Lösungen für ausgewählte Branchen wie zum Beispiel der für „Druck und Medien“. Hier geht es vornehmlich darum, den spezifischen CO2-Footprint bei der Herstellung eines Druckproduktes zu ermitteln und „global zu neutralisieren“. Die beauftragte Drucke-rei muss dabei in den Pool der zertifizierten Unterneh-men aufgenommen sein.
Jeder Auftraggeber kann aus einem Sortiment an Zertifi-katen wählen und das Projekt unterstützen, welches ihm am geeignetsten erscheint. Eine transparente nachvoll-
ziehbare Kommunikation von ClimatePartner in seiner Vermittlerrolle ist dabei Schlüssel für das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Projekte.
ClimatePartner legt deshalb einen hohen Wert auf die Qualität der unterstützten Klimaschutzprojekte und nimmt nur eine geprüfte Auswahl in das eigene Portfolio auf. ClimatePartner unterstützt auch GoldStandard-Pro-jekte, die der höchsten Qualitätsstufe von Klimaschutz-projekten entsprechen. Bei der Aufnahme von Projekten in den „GoldStandard“ spielen neben Umweltaspekten auch soziales Engagement in der jeweiligen Region eine wichtige Rolle.
Der Druck des vorliegenden Kalenders verursachte 18.969 kg CO2 und wurde mit dem GoldStandard-Projekt „Deponiegas-Anlage Suzhou Qizi Mountain“ in der Jang-su Province, China ausgeglichen. (Auf dem Monatsblatt Oktober näher beschrieben.) Das Zertifikat sehen Sie auf der Rückseite des Titelblattes abgedruckt.
Weitere Informationen zu ClimatePartner und klima-neutralem Drucken finden Sie auf unserer Webseite und unter www.klimaneutral-drucken.de
Das Forest Stewardship Council (FSC) wurde nach der Klimakonferenz in Rio 1992 als Non-Profit-Organisation gegründet. Die Zielsetzung war, weltweit Lösungen für umweltgerechte und sozial verantwortungsvolle Waldbe-wirtschaftung zu finden und solche mit einem Prüfsiegel auszuzeichnen.
Inzwischen gibt es rückverfolgbare Ketten zertifizierter Betriebe und Unternehmen, die sich dieser Idee ver-pflichtet haben und sich der globalen Verantwortung
stellen. Alle zusammen gewährleisten, dass die Endver-braucher einem Druckprodukt, Möbelstück, Kosmetik-artikel, Musikinstrument und vielem mehr, ansehen können, ob es aus Holz hergestellt wurde, das aus verant-wortungsvoller Forstwirtschaft stammt.
Durch regelmäßige Kontrollen sorgt FSC dafür, dass der Verbraucher dem Prüfsiegel vertrauen kann. Doch liegt es letztlich am Verbraucher, ob die Nachfrage nach zerti-fizierten Produkten weiter steigt.
Die Offsetdruckerei Karl Grammlich GmbH in Pliezhau-sen [D] ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen in dritter Generation, das sich dem Druck hochwertiger Produkte verschrieben hat. In Pliezhausen treffen sich Medienschaffende aus nah und fern. Technische Perfek-tion verbindet sich mit der Passion für konzeptionelle Ideen der Kunden und ihren individuellen Wünschen. Beratungskompetenz und die besondere Ausstattung mit einer Druckmaschine im Großformat bis 112x162cm ge-währleisten zudem wirtschaftlich interessante Lösungen.
Die Druckerei Grammlich stellt sich ihrer Verantwortung für die Umwelt, ist seit zwei Jahren FSC- und PEFC- zertifi-ziert und geht den Weg der Nachhaltigkeit weiter, indem sie sich in diesem Jahr dem Zertifikat klimaneutraler Medienproduktion unterzieht.
Die Druckerei Grammlich ist Initiator dieses Kalen-derprojektes und freut sich, dass sie als Partner FSC Deutschland, ClimatePartner, Arjowiggins Graphic und EXP.edition gewinnen konnte. Besonderer Dank geht an Demian Bern von der EXP.edition, der als unermüdliche, treibende Kraft hinter Konzept, Dokumentation aller Künstleraktionen sowie der gesamten gestalterischen Umsetzung steht. Ohne ihn wäre dieser aufwendige Kunstkalender undenkbar. Danken möchten wir auch den zehn weiteren Künstlern mit Ihren überraschenden Ideen, die den Betrachter vielfältig durchs Jahr 2010 be-gleiten und zum Nachdenken anregen werden, den Tex-tern Florian Härle und Philipp Singer sowie Rolf Wöhrle für seine akribische digitale Postproduktion der Fotogra-fien und Kalendarien.