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1 Rudolf Steinhaus, Beiträge zur Fotografie Faszination Schwarzweiß Ein Handbuch für Amateure

Faszination Schwarzweiß, Ein Handbuch für fortgeschrittene Amateure

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Rudolf Steinhaus, Beiträge zur Fotografie Faszination Schwarzweiß Ein Handbuch für Amateure

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Rudolf Steinhaus

FASZINATION SCHWARZWEISS Ein Handbuch für

fortgeschrittene Amateure

SEPTEMBER 2002

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„Schwarzweiß ist Farbe genug.“ Barbara Klemm

Barbara Klemm (*27. Dezember 1939 in Münster//Westfalen) ist eine deutsche Fotografin und Journalistin. Sie war von 1970 bis zu ihrer Pensionierung 2005 Redaktionsfotografin der FAZ in Frankfurt a.M. Barbara Klemm zählt zu den bedeutendsten deutschen Fotografen der Nachkriegsperiode. Ihre Schwarzweißbilder sind eindrucksvollste Dokumente zur Zeitgeschichte und verbinden die Reportage mit künstlerisch gestalteter Darstellung der Motive. Barbara Klemm ist Preisträgerin des Max-Beckmann-Preises 2010 der Stadt Frankfurt a.M.

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Inhalt Vorwort Seite 6 Kapitel 1 Fotografie und Licht, Begriffe Seite 7 Kapitel 2 Schwarzweiß-Fotografie Seite 51 Eine praktische Einführung Kapitel 3 Schwarzweiß-Arbeiten in der Dunkelkammer Seite 101 Praktische Hinweise Kapitel 4 Die Dunkelkammer im Hotel, Entwicklung Seite 161 von Schwarzweiß-Filmen auf der Reise Kapitel 5 Arbeitsempfindlichkeit von Schwarzweiß-Filmen Seite 166 Kapitel 6 Einfluß des Streulichts in der Fotografie Seite 201 Kapitel 7 Über die Anwendung von Nahlinsen Seite 211 Kapitel 8 Zur Schärfentiefe bei fotografischen Seite 226 Aufnahmen Kapitel 9 Schärfe und Schärfeeindruck in der Fotografie Seite 246 Kapitel 10 Reinigung von Glasoberflächen in optischen Seite 251 Systemen Kapitel 11 Photographik, Schwarzweiß ohne Kamera Seite 256 Kapitel 12 Bildbetrachtung Seite 262 Literaturverzeichnis Seite 270 Nachtrag 1 Automatische Belichtungsmessung Seite 271 Nachtrag 2 Zum Unschärfekreis Seite 273 Nachtrag 3 Die „Regenrinne“, Entwicklungsgefäß für Seite 276 sehr große Vergrößerungen Nachtrag 4 Ergiebigkeit von Arbeitslösungen Seite 279 Anlage Fotografische Begriffe, Photographik Terms Seite 281

_______________

Verfasser: Rudolf Steinhaus, Pillauer Straße 16, 23 843 Bad Oldesloe Tel. 04 531,3 340, Fax. 04 531.128 379

e-mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Kopien und Nachdruck nur mit Genehmigung des Verfassers.

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VORWORT Noch immer übt die klassische Schwarzweiß-Fotografie

eine Faszination aus, die unter der immer stärker in den Vordergrund drängenden digitalen Technologie kaum Abbruch erleidet, da in der Praxis „digital“ mit „bunt“ verbunden und oftmals auch verwechselt wird. Es erscheint daher lohnenswert, die praktischen Erfahrungen von Jahrzehnten zusammenfassend darzustellen. Die Ausführungen wenden sich vorwiegend an anspruchsvolle Amateure, aber auch an Einsteiger, die Lust auf „Schwarzweiß“ haben. Dazu wird in übersichtlicher Form zusammengetragen, was nur schwer, mitunter unzutreffend oder unvollständig und oft gar nicht in fotografischen Lexika und Handbüchern zu diesem Thema aufzufinden ist. Die digitale Technik wird hier nicht behandelt, da sie praktisch keinerlei Laborarbeit erfordert und durch die Bedienungsanleitungen der ständig wechselnden Geräte und ihrer Software für den Benutzer hinreichend dargestellt wird.

Der Inhalt des vorliegenden Textes besteht aus Aufsätzen zu unterschiedlichen und in sich abgeschlossenen Themen, die neben „Schwarzweiß“ auch einige allgemein fotografische Aspekte berücksichtigen. Diese Monografien sind etwa in den letzten fünfzehn Jahren entstanden, dienten für Vorträge und Präsentationen ihres technischen Inhalts und wurden für den Zweck dieser Zusammenfassung, vor allem zur Vermeidung von Wiederholungen, überarbeitet. Naturgemäß sollen die folgenden Kapitel kein fotografisches Lehrbuch und kein wissenschaftliches Handbuch der Fotografie ersetzen und auch kein entsprechendes Lexikon. Es handelt sich vielmehr um einen praktischen Leitfaden, mit dessen Text in der Hand der Leser unmittelbar zur Tat schreiten kann. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, die anstehenden technischen Zusammenhänge so einfach wie möglich darzustellen, so daß keine weit zurückliegende Schulweisheit wiederbelebt werden muß.

Ein großer Raum wird dabei den Begriffen und ihren Erklärungen gewidmet. Ferner enthalten die längeren Kapitel ein eigenes Inhaltsverzeichnis. Die Literaturangaben sind aus den einzelnen Kapiteln herausgenommen und am Ende zusammengestellt. Auf ein Register wurde verzichtet, da die umfangreicheren Kapitel eigene Abschnitte mit Begriffen aufweisen, die gemeinsam mit den zugehörigen Inhaltsverzeichnissen als Register genutzt werden können.

September 2002 Der Text wurde ohne sachliche Änderungen formal auf die

Schriftart ARIAL umgestellt. Alle einschlägigen Bezeichnungen von Produkten wurden belassen, auch wenn einige heute nicht mehr am Markt erhältlich sind, denn sie dienen hier nur als Beispiele, an denen die dargestellten Zusammenhänge erläutert werden.

Januar 2010

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Kapitel 1

FOTOGRAFIE UND LICHT BEFRIFFE

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INHALT Abschnitt Seite Einleitung 11 Aufgabe 11 Begriffe 11 1 Licht 11 2 Photo... 11 3 Fotografie (Photographie) 12 4 Lichtgeschwindigkeit 12 5 Frequenz 12 6 Wellenlänge 12 7 Elektromagnetische Strahlung 13 8 Farbe 13 9 Weißes Licht 14 10 Farbspektrum 14 11 Schwarzer Körper 14 12 Thermodynamische Temperatur 14 13 Farbtemperatur 15 14 Lichtstärke 15 15 Lichtstrom 16 16 Leuchtdichte 16 17 Lichtmenge 17 18 Beleuchtungsstärke 17 19 Belichtung 17 20 Photodetektor 17 21 Innerer Photoeffekt 18 22 Äußerer Photoeffekt 18 23 Photoelement 18 24 Halbleiter-Photoelement 18 25 Halbleiter-Photozelle 18 26 Selen-Photoelement 19 27 Photowiderstand 19 28 Selenzelle 20 29 Cadmiumsulfidzelle 20 30 Sperrschicht-Photodetektor 21 31 Photodiode 21 32 Silicium-Photodiode 21 33 Relative spektrale Photometrie 21 34 Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges 22 35 Photometer 22 36 Physikalisches Photometer 23 37 Fotolichtquelle 23 38 Dauerlicht 23 39 Tageslicht 23 40 Kunstlicht 23 41 Elektrische Lampen 23 42 Fotoleuchte 23 43 Fotolampe 23 44 Blitzgerät 24 45 Blitzlicht 24

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46 Blitzbelichtung 24 47 Pulverblitzgerät 24 48 Blitzlampe 24 49 Elektronenblitzgerät 25 50 Belichten 25 51 Mehrfachbelichten 25 52 Überbelichten 26 53 Unterbelichten 26 54 Vorbelichten 26 55 Nachbelichten 26 56 Latensifikation 26 57 Herschel-Effekt 26 58 Belichtungszeit 26 59 Blende 27 60 Blendenzahl 27 61 Belichtungsstufe 27 62 Belichtungswert 28 63 Lichtwert 28 64 Belichtungsmessung 28 65 Belichtungsmesser 28 66 Objektmessung 29 67 Meßwinkel 29 68 Lichtmessung 29 69 Handbelichtungsmesser 30 70 Kamera-Belichtungsmesser 31 71 Gekoppelter Belichtungsmesser 31 72 Automatische Belichtungsmessung 31 73 Innen- oder TTL-Messung 31 74 Spiegelreflexsucher 32 75 Integralmessung 32 76 Mehrfeldmessung 32 77 Selektivmessung 32 78 Spotmessung 32 79 Blitzbelichtungsmesser 32 80 Leitzahl 33 81 Kameraverschluß 33 82 Zentralverschluß 33 83 Schlitzverschluß 33 84 Synchronisation 34 85 Tageslichtfilm 34 86 Kunstlichtfilm 34 87 Filter 5 88 Korrektur- oder Konversionsfilter 35 89 UV-Filter 35 90 Filter für die Schwarzweiß-Fotografie 36 91 Spezialfilter 36 92 Lineares Polarisationsfilter 36 93 Zirkular-Polarisationsfilter 36 94 Objektumfang 37 95 Belichtungsumfang von Schwarzweiß-Filmen 37 96 Dichteumfang von Schwarzweiß-Filmen 37 97 Kopierumfang von Schwarzweiß-Fotopapier 37

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98 Graukarte 37 99 Available light 38

100 Streulicht 38 101 Streulichtanteil 38 102 Callier-Effekt 38 103 Gegenlicht 39 104 Sonnenblende 39 105 Gegenlichtblende 39 Zitat 40 Anhang A Sperrschicht-Photodetektor 41 A1 Halbleiterdiode 41 A2 Sperrschicht-Photoeffekt 41 A3 Photodiode 42 Anhang B Elektrische Lampen 43 Anhang C Alphabetisches Register 44 Anhang D Thomas Alva Edison 47

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EINLEITUNG Licht ist das eigentliche Medium der Fotografie. Um es für

fotografische Zwecke zu nutzen, bedarf es einer Vielzahl technischer Einrichtungen und lichtempfindlicher Komponenten. Dazu fallen uns sofort Stichworte ein wie Kamera, Objektiv, Belichtungsmesser, Vergrößerungsgerät, Film, Fotopapier, aber auch Scanner, Drucker, PC und Chip. In diesem ersten Kapitel wird das Licht und seine meßtechnische Bewertung für die Fotografie besprochen.

AUFGABE Bei der Zusammenstellung des Stoffes zeigte es sich, daß

eine Stichwortsammlung mit den entsprechenden Erklärungen dem gestellten Thema am besten gerecht wird. Die Texte werden so allgemeinverständlich formuliert, daß die Lust am Lesen erhalten bleibt. Es werden über 100 Begriffe dargestellt, die Fotografie und Licht verbinden. Wer verstehen will, was beim Fotografieren wirklich geschieht, kann sich mit Hilfe dieser Begriffe einen Überblick verschaffen. So sollen sie auch dazu dienen, Texte in Fachberichten, Fachzeitschriften und fotografischen Periodika zum Thema Licht und Belichtung zu ergänzen. Dabei liegt hier der Schwerpunkt auf den physikalischen Zusammenhängen. Jedoch wird eine zu starke Vertiefung in die Physik und in Einzelheiten der Technik weitgehend vermieden. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. So sprechen zum Beispiel viele Begriffe in der Wortverbindung Licht... wie Lichtschacht, Lichtschleuse, Lichtzeiger für sich und sind hier nicht aufgenommen. Ebenso sind fotochemische Begriffe nicht Gegenstand dieser Zusammenstellung.

BEGRIFFE Die folgenden Begriffe sind in didaktischer Reihenfolge und

nicht alphabetisch geordnet. Im laufenden Text fett gedruckte Begriffe werden unter einem eigenen Stichwort erklärt. Anhang C enthält ein alphabetisches Register zum leichten Auffinden eines Begriffs.

1 Licht (althochdeutsch lioht, lateinisch lux, griechisch

leukos, weiß, glänzend) Allgemein ist das sichtbare Licht, das hier einfach Licht

genannt werden soll, eine elektromagnetische Strahlung. Die Wahrnehmung dieser Strahlung wird, vornehmlich durch das Auge, als Helligkeit empfunden. Diese Wahrnehmung heißt sehen.

2 Photo... (griechisch, für Licht, licht...) (1) Photo... ist eine Vorsilbe bei Begriffen, die mit Licht im

Zusammenhang stehen. In vielen dieser Fälle kann daher Photo... mit Licht... gleichgesetzt werden.

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(2) Photo wird allgemein als Kurzform für ein auf fotografischem Wege erzeugtes Bild verwendet, zum Beispiel in „Zeig mir bitte Deine Photos“.

(3) Im modernen deutschen Sprachgebrauch außer in Wissenschaft und Technik wird Photo... häufig durch Foto... ersetzt, wie in Fotograf, Fotografie, Fotoapparat, Fototasche und anderen einschlägigen Begriffen.

3 Fotografie (Photographie) Fotografie bedeutet ganz allgemein die Technik, mit Licht

zu schreiben. 4 Lichtgeschwindigkeit Die Geschwindigkeit, mit der sich Licht ausbreitet, wird

Lichtgeschwindigkeit genannt und mit c bezeichnet. Im Vakuum gilt für alle Frequenzen, auch für die der unsichtbaren elektromagnetischen Strahlung, c ≈ 3 x 108 m/s. Die Lichtgeschwindigkeit in Luft weicht davon nur unerheblich ab, sie ist etwa 0,03% geringer als im Vakuum, weshalb auch die Wellenlängen in Luft und Vakuum praktisch gleich groß sind.

Anmerkung 1 - Ein Jahr hat 365 x 24 x 60 x 60 =

31 536 000 Sekunden. Wird dies mit der Lichtgeschwindigkeit c multipliziert, so ergibt sich die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Diese Strecke beträgt 9,5 x 1015 m oder rund 1013 km. Sie wird mit Lichtjahr bezeichnet. Ein Lichtjahr ist also keine Zeiteinheit, sondern ein Maß für eine kosmische Entfernung.

5 Frequenz Die Zahl der Schwingungen, die das Licht und allgemein

jede elektromagnetische Strahlung in der Sekunde ausübt, wird Frequenz genannt und in Hz (Hertz) gemessen. Sie ist diejenige Eigenschaft, welche die typische Wirkung einer bestimmten elektromagnetischen Strahlung verursacht. Im Falle des Lichts, also der sichtbaren elektromagnetischen Strahlung, erzeugen unterschiedliche Frequenzen unterschiedliche Farbeindrücke im Auge. Das sichtbare Licht umfaßt den Bereich der Frequenzen von etwa 4 x 1014 Hz, Dunkelrot, bis 8 x 1014 Hz, Violett. Dazwischen liegen die Farben Rot, Gelb, Grün und Blau mit allen Übergängen von einer Farbe zur nächsten. So erscheint dem menschlichen Auge zum Beispiel Licht mit einer Frequenz von 540 x 1012 Hz als ein Grün ohne gelblichen und ohne bläulichen Stich.

6 Wellenlänge Die Wellenlänge des Lichts ist der Quotient aus

Lichtgeschwindigkeit c und seiner Frequenz f, l = c/f. Der Bereich der Wellenlänge des sichtbaren Lichts in Luft oder Vakuum reicht von 380 nm, Violett, bis zu 750 nm, Dunkelrot. Die Wellenlänge des grünen Lichts beträgt 3 x 108/540 x 1012 = 0,555 x 10-6 m = 555 nm.

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Anmerkung 2 Es gilt 1 nm = 1 Nanometer = 10-9 m = 0,000 000 001 m

Tabelle 1 - Elektromagnetische Strahlung Strahlungsart Wellenlänge Frequenz Hz Radio-Langwellen 100 - 1 km 3x103 - 3x105 Radio-Mittelwellen 1 - 0,1 km 3x105 - 3x106 Radio-Kurzwellen 100 - 10 m 3x106 - 3x107 Ultrakurzwellen, UKW, TV 10 - 1 m 3x107 - 3x108 Dezimeterwellen, Mikrow. 10 - 1 dm 3x108 - 3x109 Radar 6 - 0,75 dm 5x108 - 4x1010 Infrarot 106 - 760 nm 3x1011 - 4x1014 Licht 750 - 380 nm 4x1014 - 8x1014 Ultraviolett 380 - 10 nm 8x1014 - 3x1016 - UVA 380 - 320 nm 8x1014 - 1015 - UVB 320 - 280 nm 1015 - 1,1x1015 - UVC < 280 nm > 1,1x1015 Röntgenstrahlen 0,3 - 0,003 nm 1018 - 1020 Gammastrahlen 0,03 - 10-5 nm 1019 - 3x1022 Kosmische Strahlen < 10-5 nm > 3x1022

7 Elektromagnetische Strahlung Die folgende Tabelle 1 gibt einen Überblick über die

verschiedenen Arten der elektromagnetischen Strahlung, wie sie in Technik und Wissenschaft auftreten beziehungsweise angewendet werden. Diese Arten unterscheiden sich physikalisch durch ihre Frequenz beziehungsweise Wellenlänge, technisch durch ihre Wirkung. Der Bereich der bekannten elektromagnetischen Strahlung reicht von einer Frequenz von etwa 3 000 Hz bis zu 3 x 1022 Hz. Die Frequenzen der sogenannten kosmischen Strahlung gehen noch weit darüber hinaus. Der Bereich des Lichts dagegen reicht nur von etwa 400x1012 Hz bis 800x1012 Hz. Licht nimmt also nur einen sehr kleinen Bruchteil des gesamten Spektrums der bekannten elektromagnetischen Strahlung ein.

8 Farbe Allgemein ist Farbe ein subjektiver Begriff. Hier beschreibt

Farbe den Eindruck, den Licht einer bestimmten Frequenz auf das menschliche Auge ausübt. Wird ein fester Körper auf Temperaturen deutlich über 1 000 °C erhitzt, so strahlt er Energie ab, die das menschliche Auge als Licht wahrnehmen kann. Die abgestrahlte Lichtenergie setzt sich aus einem

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kontinuierlichen Farbspektrum aller Frequenzen oder Farben des sichtbaren Lichtes zusammen und steigt mit zunehmender Temperatur des Strahlers an, das Licht wird also mit steigender Temperatur auch heller. Durch geeignete Maßnahmen kann dieses Licht in alle seine Farben zerlegt werden. Die Natur führt uns ein solches Schauspiel vor, wenn das schräg einfallende Sonnenlicht in eine Regenwand scheint, die mit ihren Wassertröpfchen die Strahlen der Sonne in ihre Farbanteile zerlegt und in allen „Regenbogenfarben“ aufleuchten läßt.

9 Weißes Licht Dem menschlichen Auge erscheint Licht, das die Anteile

Rot, Grün und Blau zu etwa gleichen Teilen enthält, als weiß. Weißes Licht ist also ein Mischlicht. Das Tageslicht ist ein Beispiel für weißes Licht.

10 Farbspektrum Wie in jedem Mittelstufe-Lehrbuch für Physik und in

Konversationslexika nachzulesen, kann Weißes Licht in einem klassischen Versuch in seine Farben zerlegt werden. Dazu wird ein Spalt mit weißem Licht beleuchtet, zum Beispiel mit Sonnenlicht. Der aus dem Spalt austretende Strahl wird durch ein Glasprisma geführt, welches das Licht wegen der unterschiedlichen Brechungsindizes der verschiedenen Frequenzen in seine Farben zerlegt. Eine Sammellinse hinter dem Prisma projiziert das Bild des Spalts auf einen weißen Schirm, auf welchem die Farben des Farbspektrums des weißen Lichts erscheinen wie bei einem Regenbogen.

11 Schwarzer Körper Um den Zusammenhang von der Temperatur eines

strahlenden Körpers und der Farbzusammensetzung der von ihm abgestrahlten Lichtenergie zu beschreiben, wird ein so genannter idealer schwarzer Körper angenommen. Das ist ein Körper, der auftreffende Strahlung aller Wellenlängen vollständig absorbiert und überhaupt kein Licht reflektiert. Am besten läßt sich ein solcher Körper an dem Beispiel eines Gartengrills erklären, auf dem Holzkohlestücke zu einem Haufen geschichtet sind. Beim Betrachten solchen Haufens fällt sofort auf, daß die Stellen ganz im Innern zwischen den Kohlestücken besonders schwarz erscheinen. Wird der Haufen angezündet und erreicht einen glühenden Zustand, so fällt wiederum auf, daß die zuvor dunkelsten Stellen jetzt am hellsten leuchten. Diese Stellen kommen dem idealen schwarzen Körper sehr nahe.

12 Thermodynamische Temperatur Die so genannte thermodynamische Temperatur ist eine der

sieben Basisgrößen des Internationalen Einheitensystems (SI). Ihre Einheit ist das Kelvin (K). Daneben besteht die Einheit Grad Celsius (°C). Die Einheiten 1 K und 1 °C haben den

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gleichen Betrag, ihre Skalen sind jedoch so gegeneinander verschoben, daß

273,15 K = 0 °C oder - 273,15 °C = 0 K sind. In Gleichungen und Formeln, insbesondere in

angewandter Physik und Technik, wird jedoch ausschließlich mit der Einheit Kelvin gerechnet. Die Temperatur von 0 K wird auch als absoluter Nullpunkt bezeichnet. Sie ist die tiefste theoretisch denkbare und praktisch realisierbare Temperatur und beschreibt die Temperatur des Weltraums.

13 Farbtemperatur Die Kenntnis der Farbtemperatur des Lichts ist für die

Filmwahl erforderlich. Als Farbtemperatur eines Lichts bestimmter Zusammensetzung wird die thermodynamische Temperatur des strahlenden schwarzen Körpers bezeichnet, der dieses Licht gerade aussendet. Die Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen. Beträgt jetzt die Farbtemperatur einer Lichtquelle zum Beispiel gerade 5 500 K, so enthält das Licht etwa je ein Drittel Rot-, Grün- und Blauanteile und entspricht dem durchschnittlichen Tageslicht. Bei Erhöhung der Farbtemperatur der Lichtquelle nimmt der Blauanteil auf Kosten des Rotanteils zu und umgekehrt. Der Grünanteil bleibt mit etwa einem Drittel über den weiten Bereich von 2 000 K bis 10 000 K praktisch konstant. Nach Tabelle 2 beträgt der Rotanteil des Lichts einer Fotolampe etwa 50%, derjenige des blauen Himmels nur noch etwa 26% bis 28%. Tabelle 3 zeigt die Farbtemperaturen verschiedener Lichtquellen [1].

Tabelle 2 - Farbanteile

Lichtquelle Farbanteil % Rot Grün Blau Wachskerze 77 17 6 Fotolampe 50 30 20 Tageslicht 33 33 34 Blauer Himmel 27 34 39

14 Lichtstärke Die Lichtstärke ist eine der sieben Basisgrößen des

Internationalen Einheitensystems (SI). Ihre Einheit ist die Candela (Betonung auf der zweiten Silbe). 1 Candela (cd) ist die Lichtstärke einer Strahlungsquelle, welche monochromatische Strahlung der Frequenz 540 x 1012 Hertz in eine bestimmte Richtung aussendet, in der die Strahlstärke 1/683 Watt durch Steradiant (sr) beträgt. Verständlicher ausgedrückt, beschreibt der Begriff der Lichtstärke den

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Lichtstrom, der von einer Lichtquelle in den Raumwinkel abgestrahlt wird. Lichtstärke ist also der Quotient aus Lichtstrom und Raumwinkel.

Anmerkung 3 - Steradiant ist ein Maß für den

Raumwinkel. Das muß sich der Fotograf nicht unbedingt merken.

Tabelle 3 – Farbtemperaturen Verschiedener Lichtquellen

Lichtquelle Farbtemperatur K Kerze 2 000 Glühlampe 2 700 Opallampe 3 000 Halogen-Fotolampe 3 200 Kolbenblitz 4 000 Elektronenblitz 5 500 Direkte Sonne 5 500 - 6 000 Durchschnittliches 5 500 Tageslicht mittags Bedeckter Himmel 7 000 Lichtbogenlampe 7 000 - 8 000 Blauer Himmel 8 000 - 12 000

15 Lichtstrom Lichtstrom ist eine abgeleitete Größe des SI und ist das

Produkt aus Lichtstärke und Raumwinkel. Die Einheit des Lichtstroms ist das Lumen (lm). 1 lm = 1 cd x 1 sr.

Anmerkung 4 - Der Lichtstrom erhöht sich, wenn

zum Beispiel beim Betrachten eines Sterns der Raumwinkel vergrößert wird. Das geschieht durch Vergrößern des Durchmessers der Frontlinse eines Teleskops. Eine Verdopplung des Durchmessers ergibt den vierfachen Raumwinkel und damit auch den vierfachen Lichtstrom. Dies erklärt das ständige Bestreben der Astronomen nach Teleskopen mit immer größerem Durchmesser.

16 Leuchtdichte Leuchtdichte ist eine abgeleitete SI-Größe und ist der

Quotient aus Lichtstärke und (relativer) Fläche, gemessen in Candela/Quadratmeter (cd/m2). Wird mit einem Belichtungsmesser eine Objektmessung durchgeführt, so ergibt die vom Belichtungsmesser erkannte Lichtstärke des

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angemessenen Objekts, bezogen auf seine Meßfläche, gerade die Leuchtdichte am Ort des Belichtungsmessers. Entsprechend wird der Meßumfang eines Belichtungsmessers in cd/m2 angegeben.

17 Lichtmenge Lichtmenge ist eine abgeleitete SI-Größe und ist das

Produkt aus Lichtstrom und Zeit, gemessen in Lumen x Sekunde (lms).

18 Beleuchtungsstärke Beleuchtungsstärke ist eine abgeleitete SI-Größe und ist

der Quotient aus Lichtstrom und Fläche. Die Einheit der Beleuchtungsstärke ist das Lux (lx) mit 1 lx = 1 lm/m2 = 1 cd x sr/m2. Beispiele für die Beleuchtungsstärke gibt Tabelle 4.

Tabelle 4 - Beleuchtung durch unterschiedliche Lichtquellen

Lichtquelle Beleuchtungsstärke lx Mond etwa 0,2 Autoscheinwerfer in 25 m 10 bis 25 Straßenbeleuchtung 10 bis 20 Wohnraumbeleuchtung 100 bis 200 Beleuchtung zum Lesen 300 Beleuchtung am Arbeitsplatz 1 000 bis 4 000 Indirektes Sonnenlicht 2 000 bis 10 000 Direktes Sonnenlicht 70 000 bis 100 000

19 Belichtung Belichtung ist eine abgeleitete SI-Größe und ist das Produkt

aus Beleuchtungsstärke und Zeit, gemessen in Lux x Sekunde (lx s).

20 Photodetektor Ein Photodetektor ist eine elektronische Komponente, die

auftreffende elektromagnetische Strahlung im ultravioletten, sichtbaren und infraroten Bereich in eine elektrische Anzeige umwandelt. Ein Photodetektor ist daher ein Bauteil der Foto-Elektronik. Je nach Art des optisch aktiven Elements benötigen Photodetektoren eine zusätzlich angelegte Batteriespannung oder kommen ohne diese aus, wie das gute, alte Selen-Photoelement. Für das Folgende und insbesondere für die Fotografie weniger wichtig sind Photodetektoren mit indirekter Signalumwandlung, die zumeist auf thermischen Effekten beruhen wie zum Beispiel Bolometer, Thermoelement, pyroelektrischer Detektor, Golay-Zelle und allgemein

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thermische Photodetektoren. Die folgende Liste zeigt die für den Fotografen wichtigen Photodetektoren, die auf dem so genannten inneren Photoeffekt beruhen und auch als Quanten-Photodetektoren bezeichnet werden. Die Empfindlichkeit dieser Bauelemente ist von der Bauart und besonders von der Wellenlänge abhängig.

21 Innerer Photoeffekt Der innere Photo- oder lichtelektrische Effekt beruht auf der

Tatsache, daß gewisse Kristalle, die sich im Dunkeln wie gute elektrische Isolatoren verhalten, bei Bestrahlung mit elektromagnetischen Wellen, also hier mit Licht, vorerst fest gebundene Elektronen teilweise freisetzen, die durch ihre damit gewonnene Beweglichkeit zu einer geringen Leitfähigkeit des Kristalls führen. Es wird unterschieden zwischen

a) Photoleitfähigkeitsdetektoren, nämlich - der Halbleiter-Photozelle - und dem Photowiderstand und b) Sperrschicht-Photodetektoren, nämlich - der Photodiode, - dem Phototransistor - und dem Photothyristor. 22 Äußerer Photoeffekt In diesem Zusammenhang weniger wichtig sind

Photodetektoren, die auf dem so genannten äußeren Photoeffekt beruhen und als photoemissive Photodetektoren bezeichnet werden. Dies sind zum Beispiel Bildwandler, Photokathoden, Photozellen und Sekundärelektronen-Vervielfacher (Photomultiplier). Sie beruhen auf der Wechselwirkung von Lichtquant mit Elektron und haben für den Amateurfotografen keine praktische Bedeutung.

23 Photoelement Siehe hierzu Halbleiter-Photoelement. 24 Halbleiter-Photoelement Ein Halbleiter-Photoelement ist ein Photodetektor, der zum

Beispiel in elektronischen Belichtungsmessern und physikalischen Photometern verwendet wird.

Anmerkung 5 - Diese Begriffszuordnung ist in

der Literatur jedoch keineswegs so eindeutig. Unter Halbleiter-Photoelement wird gelegentlich einschränkend ein Photodetektor verstanden, der keine zusätzliche Batteriespannung erfordert.

25 Halbleiter-Photozelle Eine Halbleiter-Photozelle ist ein Halbleiter-Photoelement,

das bei Lichteinwirkung ohne zusätzliche Batteriespannung einen elektrischen Strom liefert, der zum Beispiel einen Ausschlag eines Galvanometers bewirken kann.

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Anmerkung 6 - Die Solarzelle oder Sonnenzelle ist eine Halbleiter-Photozelle in großflächiger Ausführung zur Umwandlung der Strahlungsleistung der Sonne in elektrische Leistung.

26 Selen-Photoelement Das Selen-Photoelement, gelegentlich auch als Selenzelle

bezeichnet, gilt als klassische Halbleiter-Photozelle für Belichtungsmesser. Es fand für diesen Zweck früher weite Verbreitung, wird aber auch heute noch in einfach ausgestatteten und preiswerten Belichtungsmessern angeboten und von Puristen bevorzugt. Der Vorteil des Selen-Photoelements liegt in seiner einfachen Bauart und Robustheit sowie der Tatsache, daß keine Batteriespannung erforderlich ist.

Ein Selen-Photoelement besteht aus einem Substrat aus einem Metallblech, das mit einer dünnen Selenschicht versehen ist. Darauf wird, zum Beispiel durch Aufdampfen im Vakuum, eine Cadmiumschicht gebracht, die so dünn ist, daß sie noch lichtdurchlässig bleibt. Zwischen beiden Schichten entsteht eine elektrische Spannung, wenn die Selenschicht durch die Cadmiumschicht hindurch beleuchtet wird. Die Spannung kann zwischen dem metallischen Substrat und einer Metallisierung auf dem Rand der Cadmiumschicht abgegriffen werden. Um wirksame Ströme zu erzeugen, sind Flächen von 4 bis 10 cm2 erforderlich. Die Oberfläche des Selen-Photoelements wird dabei mit einer Wabenlinse versehen, um den Meßwinkel zu begrenzen. Die Größe der Meßfläche verhindert es gewöhnlich dennoch, mit dem Selen-Photoelement sehr kleine Meßwinkel zu erzielen.

Bild 1 zeigt die relative spektrale Empfindlichkeit von zwei Halbleiter-Photoelementen. Die Kurve für das Selen-Photoelement nähert sich weitgehend der Kurve für die relative spektrale Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges nach Bild 2 an.

27 Photowiderstand Der Photowiderstand gehört zu den Photoelementen, die

eine zusätzliche Batteriespannung erfordern. Seine Wirkung beruht auf der Änderung der Leitfähigkeit einer Halbleiterschicht, wenn diese beleuchtet wird. Ein Photowiderstand besteht aus einem Substrat aus einem geeigneten Isolierstoff, dessen Oberfläche mit einer dünnen Schicht eines Halbleiters versehen ist, der zum Beispiel aufgedampft, aufgesprüht oder chemisch aufgetragen wird. Als Halbleiter sind Blei- oder Cadmium-Selenid (Selenzelle), Bleisulfid (Bleisulfidzelle), Bleitellurid und vor allem Cadmiumsulfid für Belichtungsmesser gebräuchlich (Cadmiumsulfidzelle). Da der Photowiderstand den von einer Batterie gelieferten Strom steuert, kann mittels Transistor-Verstärker genügend große Leistung für hohe Empfindlichkeit auch bei sehr kleinen Meßwinkeln erreicht werden.

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28 Selenzelle Die Selenzelle besteht aus Cadmium-Selenid und ist nicht

zu verwechseln mit dem Selen-Photoelement. Sie stellt den ältesten bekannten Photowiderstand dar und wurde vorwiegend in Belichtungsmessern der ersten batteriebetriebenen Generation verwendet.

Relative spektrale Empfindlichkeit des Photoelements

1,00 o 0,95 o o 0,90 o o 1 + 0,85 o o + 0,80 o o + 0,75 o + 0,70 o + o 0,65 o + o 0,60 o + o 0,55 o + o 0,50 + o 0,45 + o 0,40 + o 0,35 + o 0,30 + o 0,25 o 0,20 o 2 0,15 o 0,10 Kurve 1 – Silicium-Photodiode o 0,05 Kurve 2 – Selen-Photoelement o 0 o 400 500 600 nm 700 Wellenlänge Bild 1 - Relative spektrale Empfindlichkeit gebräuchlicher Photoelemente

29 Cadmium-Ssulfidzelle Cadmiumsulfidzellen haben die Selenzellen verdrängt und

sind heute gebräuchliche Photoelemente in preiswerten bis anspruchsvollen Belichtungsmessern. Cadmiumsulfidzellen haben einen größeren spektralen Ansprechbereich als Selenzellen. Sie sind jedoch kälte- und blendempfindlich. In der Kälte werden sie sehr träge, und nach starker Blendung, zum Beispiel durch direktes Sonnenlicht, kann es mehrere Stunden dauern, bis sie sich erholt haben und wieder einsatzfähig sind. Cadmiumsulfidzellen sprechen träge an und sind daher für

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Innen- beziehungsweise TTL-Messung in Kameras sowie für Blitzbelichtungsmesser ungeeignet.

30 Sperrschicht-Photodetektor Sperrschicht-Photodetektoren sind Photodioden, deren

Wirkungsweise darauf beruht, daß sie bei Bestrahlung mit Licht eine geringe Leitfähigkeit in Sperr-Richtung aufweisen.

31 Photodiode Die Photodiode ist eine Halbleiterdiode. Sie ist ein Beispiel

für einen Sperrschicht-Photodetektor. Die Photodiode läßt, wie alle Dioden, bei angelegter Batteriespannung nur Strom in einer Richtung fließen. Wird sie jedoch mit Licht bestrahlt, so fließt bei entsprechend angelegter Batteriespannung auch in Sperr-Richtung ein geringer Strom. Dieser Sperrstrom dient zum Nachweis der vorliegenden Belichtung. Naturgemäß ist zum Betrieb der Photodiode eine Batteriespannung erforderlich. Photodioden sprechen völlig trägheitslos an, ihr Anwendungsbereich geht daher deutlich über denjenigen der Cadmium-Sulfid-zelle hinaus. Neuzeitliche Belichtungsmeßsysteme beruhen daher auf der Belichtungsmessung mittels Photodiode.

32 Silizium-Photodiode Als modernes Photoelement hat sich die Silizium-

Photodiode weitgehend durchgesetzt. Im Gegensatz zur Cadmiumsulfidzelle reagiert sie trägheitslos. Sie deckt den Ansprechbereich der Cadmiumsulfidzelle ab und ist darüber hinaus auch im Infrarotbereich besonders empfindlich. Wegen der trägheitslosen Ansprechempfindlichkeit ist sie ein wichtiges Bauteil für Blitzbelichtungsmesser und für Kamera-Belichtungsmesser zur Steuerung von Kameraverschluß und -blende (TTL-Messung). Die Kurve für die spektrale Empfindlichkeit der Silizium-Photodiode ist in Bild 1 darstellt. Diese Kurve zeigt deutlich, daß zur Angleichung an die relative spektrale Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges nach Bild 2 eine Filterung mit einem gewöhnlich im Bauteil integrierten Blaufilter erforderlich ist. Daraus ergibt sich der englische Begriff silicon blue cell (sbc). Substitute für die Silizium-Photodiode sind Gallium-arsenid-, Galliumphosphid- und andere Dioden, siehe hierzu Anhang A. Streulicht-geschützte und auf die Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges abgestimmte Silizium-Photodioden (sbc) sind heute Standard in allen hochwertigen Belichtungsmeßsystemen, vor allem auch Blitzbelichtungsmessern und werden unter anderem auch in Kameras wie zum Beispiel der Leica M6 und den gängigen Leica R-Modellen verwendet.

33 Relative spektrale Photometrie Der Begriff Photometrie beschreibt das Arbeitsgebiet der

Lichttechnik, insbesondere die Definition und Messung lichttechnischer Größen wie Lichtstärke, Lichtstrom,

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Beleuchtungsstärke, Leuchtdichte und Belichtung. Die Photometrie vergleicht die energetischen Strahlungsgrößen mit der relativen spektralen Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges nach Bild 2. Ist das Auge eines Normalbeobachters der Lichtempfänger, so handelt es sich um visuelle Photometrie, im Falle eines lichtelektrischen Empfängers um physikalische Photometrie.

Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges

1,00 o 0,95 o o 0,90 o o 0,85 o o 0,80 o o 0,75 o o 0,70 o o 0,65 o o 0,60 o o 0,55 o o 0,50 o o 0,45 o o 0,40 o o 0,35 o o 0,30 o o 0,25 o o 0,20 o o 0,15 o o 0,10 o o 0,05 o o 0 o o 400 500 600 nm 700 Wellenlänge Bild 2 - Relative spektrale Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges für Tagsehen

34 Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges Bild 2 zeigt die international genormte Kurve der relativen

spektralen Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges für Tagsehen. Sie ist Grundlage der Photometrie.

35 Photometer Ein Photometer ist ein Photodetektor, der zur Messung

bestimmter photometrischer Größen oder für fotografische Zwecke geeignet ist. Ein Photometer wird gewöhnlich auf die relative spektrale Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges nach Bild 2 kalibriert.

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36 Physikalisches Photometer Ein physikalisches Photometer verwendet als

Lichtempfänger ein opto-elektronisches Bauteil. Im weiteren Sinne sind auch Belichtungsmesser den physikalischen Photometern zuzurechnen.

37 Fotolichtquelle Als Fotolichtquelle eignen sich das Tageslicht, das

Kunstlicht geeigneter Lichtquellen, zum Beispiel elektrischer Lampen, und das von Blitzgeräten ausgesandte Blitzlicht, siehe hierzu auch Tabelle 3.

38 Dauerlicht Als Dauerlicht wird das Licht bezeichnet, das als

Tageslicht oder zum Beispiel als mit elektrischen Lampen erzeugtes Kunstlicht für die fotografische Aufnahme über einen längeren Zeitraum mit einer gewissen Gleichmäßigkeit zur Verfügung steht.

39 Tageslicht Tageslicht ist das durch die Sonnenstrahlung direkt oder

indirekt erzeugte natürliche Licht, siehe hierzu auch Tabelle 3. 40 Kunstlicht Von der Talgkerze und Ähnlichem abgesehen, wird

Kunstlicht als Hilfsmittel der Fotografie in der Form von Dauerlicht vorwiegend mit elektrischen Lampen und in der Form von Blitzlicht mit den Entladungslampen elektronischer Blitzgeräte erzeugt.

41 Elektrische Lampen Mit der Einführung der Halogenlampen sind Fotoleuchten

mit hoher Leistung für Studio-, Makro-, Portrait-, und sonstige Innenaufnahmen auch für den Fotoamateur erschwinglich geworden. Anhang B hierzu enthält eine Übersicht über die am Markt gehandelten elektrischen Lampen, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit der Liste erhoben wird.

Anmerkung 7 - Im allgemeinen Sprachgebrauch

ist der Unterschied zwischen Lampe und Leuchte verwischt. Technisch ist jedoch die Lampe das aktive elektrische Bauteil, das in die Leuchte eingesetzt wird.

42 Fotoleuchte Für fotografische Aufnahmezwecke mit Kunstlicht werden

heute unter anderem vorwiegend Leuchten angeboten, die mit Halogenlampen für 230 V bestückt und bei entsprechender Leistung ventilatorgekühlt sind.

43 Fotolampe

Die in den Fotoleuchten für Amateurbedarf verwendeten Fotolampen sind Halogenlampen mit einer Leistung von 500 bis

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1000 .W. Mit ihnen wird eine Farbtemperatur von etwa 3 200 K erzielt. Sie erfordern daher für die Belichtung eines Tageslichtfilms einen entsprechenden Korrektur- oder Konversionsfilter.

44 Blitzgerät Ein Blitzgerät dient der Erzeugung von Blitzlicht für

fotografische Aufnahmen. Das von einem Blitzgerät ausgesandte Blitzlicht steht nur während der Belichtungszeit zur Verfügung. Die Auslösung der Brenndauer muß dazu manuell oder durch Synchronisation mit dem Kameraverschluß so gesteuert werden, daß die wirksame Leuchtzeit des Blitzlichts in das Zeitintervall der Belichtungszeit fällt, in dem der Kameraverschluß ganz geöffnet ist.

45 Blitzlicht Das von einem Blitzgerät ausgesandte Licht wird als

Blitzlicht bezeichnet, siehe hierzu auch Tabelle 3. 46 Blitzbelichtung Als Blitzbelichtung wird das Belichten mittels Blitzlicht

bezeichnet, das durch geeignete Maßnahmen zum Zeitpunkt einer fotografischen Aufnahme und nur für diese kurzfristig erzeugt wird.

47 Pulverblitzgerät Am Anfang der Technik der Blitzbelichtung wurde

Blitzlicht durch Verbrennen eines Pulvers erzeugt. Das Pulver bestand aus einer Mischung aus Aluminium- oder Magnesiumpulver mit Chemikalien, die Sauerstoff abgeben. Als Blitzgerät diente eine „Pistole“ mit Feuerstein, wie sie auch als „Gasanzünder“ zum Zünden der Flamme eines Gasherdes gebräuchlich war. Diese Pistole wurde an ihrer Spitze mit einem Blech versehen, auf das eine gehörige Portion der zündfähigen Mischung des Pulvers gegeben wurde. Das Pulver hatte eine längere Brenndauer. Deshalb mußte der Fotograf die Szene stellen, den Kameraverschluß öffnen, das Gemisch durch Abdrücken der Pistole zünden und den Kameraverschluß wieder schließen. Anschließend wurde mit tränenden Augen darauf gewartet, daß sich der Pulverdampf legte. Das Ergebnis war gewöhnlich wenig ermutigend. Wegen der langen Brenndauer hoffte der Fotograf bei jedem Versuch, daß das durch die Verbrennung des Pulvers erzeugte Blitzlicht noch vor dem Pulverdampf zur Wirkung kam, der die Aufnahme vernebelte.

48 Blitzlampe Zu Beginn der 50er Jahre verdrängte die Blitzlampe das

Pulverblitzgerät. Sie besteht aus einem Glaskolben mit Reflektor. Der Kolben ist mit Metallflitter, zum Beispiel fein geschnitzelter Zirkonfolie, gefüllt und enthält eine

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Sauerstoffatmosphäre im Überdruck. Mittels Entladung eines Kondensators wird ein „Zündplättchen“ gezündet und leitet die rasche Verbrennung des Metalls ein, die etwa 15 ms bis 30 ms dauert. Der Verschluß der Kamera wird auf diesen Ablauf synchronisiert. Wegen der Brenndauer muß jedoch die Verschlußzeit mindestens 1/30 s betragen, um die gesamte Lichtenergie der Blitzlampe auszunutzen. Nach der Belichtung muß eine neue Lampe eingesetzt oder zugeschaltet werden. Die Farbtemperatur der Verbrennung beträgt etwa 4 000 K. Daher ist der Lampenkolben mittels einer Lackschicht blau gefärbt, um die Farbtemperatur auf etwa 5 500 K für Tageslicht-Farbfilme anzuheben.

Anmerkung 8 - 1ms = 1 Millisekunde = 0,001 s Anmerkung 9 - Die so genannte Pocketkamera war ein

einfaches Aufnahmegerät für den 110er Kassettenfilm mit dem Filmformat von 13 mm ▫ 17 mm. Auf dem, wenn auch kleinem, Höhepunkt der Pocketkameras führte die Technik der Blitzlampen zu Anordnungen mit Steckkontakt, der eine Platine aufnahm, die zum Beispiel 10 oder sogar 20 Blitzlampen enthielt. Der Vorteil dieser Technik bestand darin, daß solch eine Platine mit der genannten Zahl von Blitzlampen in die an der Pocketkamera angebrachte passende Steckdose gesteckt wurde und daß beim Auslösen automatisch jeweils die nächste Lampe gezündet wurde, so daß das Auswechseln nach jeder Aufnahme entfiel.

49 Elektronenblitzgerät Das Elektronenblitzgerät ist die heute gebräuchliche Quelle

für Blitzbelichtungen mit einer Farbtemperatur von etwa 5 500 K. Es gestattet die wiederholte Zündung einer Entladungsröhre, die mit Xenon- oder Quecksilberdampf gefüllt ist. Sie wird bei modernen Geräten durch eine Niederspannungs-Thyristorschaltung gezündet und entlädt einen Kondensator. Die Entladungsdauer verlängert sich mit steigender Lichtleistung und beträgt etwa 1/20 000 s bis zu 1/300 s. Die Aufladezeit begrenzt die Blitzfolgezeit, die auch bei sehr leistungsfähigen Stabblitzgeräten bei voller Energieabgabe höchstens ein Blitzlicht je Sekunde beträgt.

50 Belichten Belichten ist der in der Fotografie übliche Vorgang, die auf

einem Träger aufgebrachte, lichtempfindliche, fotografische Schicht einer bestimmten Lichteinwirkung auszusetzen.

51 Mehrfachbelichten Ist die Kamera dafür eingerichtet, so kann der Vorgang des

Belichtens wiederholt werden, ohne den Film zu transportieren. Durch diese Maßnahme kann ein Negativ einfach, doppelt oder beliebig mehrfach belichtet werden.

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52 Überbelichten Überbelichten bedeutet, daß der Vorgang des Belichtens

und die nachfolgende Entwicklung zu einer Schwärzung der fotografischen Schicht führt, die keine Differenzierung in den Lichtern zuläßt. Die Lichter sind „ausgefranst“ und zeigen keinerlei Struktur.

53 Unterbelichten Unterbelichten bedeutet, daß der Vorgang des Belichtens

und die nachfolgende Entwicklung zu einer Schwärzung der fotografischen Schicht führt, die keine Differenzierung in den Schatten zuläßt. Die Schatten sind „zugelaufen“ und zeigen keinerlei Struktur.

54 Vorbelichten Vorbelichten ist eine schwache Belichtung mit diffusem

Licht, die vor dem eigentlichen Vorgang des bildmäßigen Belichtens vorgenommen wird. Vorbelichten dient der Empfindlichkeitssteigerung und/oder der Vergrößerung des Belichtungsumfangs eines Negativs beziehungsweise des Kopierumfangs eines Fotopapiers.

55 Nachbelichten (1) siehe Latensifikation. (2) siehe Herschel-Effekt. (3) Ein partielles Nachbelichten zum Beispiel eines

fotografischen Papiers beim Vorgang der Vergrößerung dient der Erhöhung des Kopierumfangs zur Anpassung an zu stark geschwärzte Bildstellen auf dem Negativ.

56 Latensifikation Latensifikation ist die heute nicht mehr angewendete

Methode, das latente Bild vor der Entwicklung entweder durch schwache Belichtung mit diffusem Licht oder durch chemische Behandlung zu verstärken.

57 Herschel-Effekt Wird eine bildmäßig belichtete fotografische Schicht, die

nicht rotempfindlich ist, vor der Entwicklung mit diffusem roten oder infraroten Licht nachbelichtet, so gehen durch Licht angeregte Silberhalogenmoleküle in den Grundzustand zurück, und das latente Bild wird im Maße des Nachbelichtens abgebaut. Da stärker belichtete Stellen nach dem „Herscheln“ schwächer geschwärzt erscheinen als weniger belichtete Stellen, kann sogar Bildumkehr auftreten.

Anmerkung 10 – Sir John Frederick Herschel (1792-1871)

war Astronom und hat unter anderem einen der ersten Sternenkataloge erstellt.

58 Belichtungszeit Beim Vergrößerungsvorgang kann für die Belichtungszeit

jeder beliebige Wert gewählt werden, der in Sekunden

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gemessen wird und zweckmäßig zwischen mindestens vier und höchstens 60 Sekunden liegt. Bei der Kamera sind die Belichtungszeiten durch die Verschlußzeiten des Kameraverschlusses vorgegeben. Sie haben heute genormte Beträge und sind in Schritten angeordnet, die sich etwa um den Faktor zwei unterscheiden und damit jeweils eine Verdoppelung oder Halbierung der Belichtung des Films bewirken. Beginnend mit 1 s ergibt sich die Folge zu längeren Verschlußzeiten in Sekunden zu 1, 2, 4, 8, 16, 30, 60 und so weiter und diejenige zu kürzeren Verschlußzeiten in Sekunden zu 1, 1/2. 1/4, 1/8, 1/16, 1/30, 1/60, 1/125, 1/250, 1/500, 1/1 000, 1/2 000, und so weiter. Gewisse Kameras lassen sich auch auf Zwischenwerte einstellen. Automatisch belichtende Kameras mit so genannter Zeitfunktion wählen jeden gerade passenden Zwischenwert selbsttätig.

59 Blende Blende ist die mechanische Einrichtung im Strahlengang

des Objektivs, mit deren Öffnen oder Schließen die Lichtmenge verändert werden kann, die durch das Objektiv auf den Film oder das Fotopapier gelangt.

Anmerkung 11 - Der Begriff der Blende wird in der

Umgangssprache fälschlich auch für Blendenzahl verwendet. Soweit die Bedeutung zweifelsfrei erkennbar ist, spricht nichts gegen diesen „Mißbrauch“.

60 Blendenzahl An Kamera- und Vergrößerungsobjektiven wird das

Verhältnis des Durchmessers der Blendenöffnung, richtiger der Eintrittspupille, und der Brennweite des Objektivs als Blendenzahl F bezeichnet. Die Änderung der Einstellung von einer Blendenzahl zur nächsthöheren oder nächsttieferen bewirkt eine Halbierung beziehungsweise Verdoppelung der Fläche, durch die das Licht auf den Film oder das Fotopapier fällt. Dies bedeutet eine Halbierung beziehungsweise Verdoppelung der Belichtung. Um dies zu erreichen, sind die Blendenzahlen, beginnend mit 1, etwa mit dem Faktor √2 gestuft. Damit ergibt sich die gebräuchliche Reihe der (gerundeten) Blendenzahlen zu 1 - 1,4 – 2 -2,8 - 4 - 5,6 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32 und so weiter. Der am Objektiv befindliche Einstellring für die Blendenzahl läßt gewöhnlich die Einstellung in halben Blendenzahlen zu. Automatisch belichtende Kameras mit so genannter Blendenfunktion wählen jeden gerade passenden Zwischenwert selbsttätig.

61 Belichtungsstufe Eine Belichtungsstufe entspricht der Verdoppelung oder

Halbierung der Belichtung. Dies geschieht durch Halbieren oder Verdoppeln der Belichtungszeit oder durch Öffnen oder Schließen der Blende um eine Blendenzahl. Eine

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Belichtungsstufe entspricht damit der Änderung der Kameraeinstellung um genau einen Lichtwert.

62 Belichtungswert Siehe hierzu Lichtwert. 63 Lichtwert Der Lichtwert (LW) müßte besser mit Belichtungswert

entsprechend dem englischen „exposure value (EV)“ bezeichnet werden. Alle an der Kamera eingestellten Kombinationen von Belichtungszeit und Blendenzahl, die bei vorgegebenen Lichtverhältnissen zu gleicher Belichtung führen, repräsentieren den gleichen Lichtwert. Der Lichtwert ist also eine Kennzahl und beschreibt die an der Kamera vorgenommene Einstellung. Der Lichtwert gibt nicht die Lichtmenge an, die auf den Film gelangt, denn diese hängt zusätzlich von der vom Objekt erzeugten Beleuchtungsstärke am Ort der Kamera ab. Die Folge der Lichtwerte besteht aus ganzen Zahlen.

Vereinbarungsgemäß wird die Einstellung mit Belichtungszeit 1 s und Blendenzahl 1 [1s;F1] als Lichtwert 0 bezeichnet. Davon ausgehend steigen die Lichtwerte an, wenn knapper belichtet wird, oder werden negativ gezählt, wenn reichlicher belichtet wird. Zum Beispiel entspricht die Einstellung [1/60s;F1] dem Lichtwert 6 (oder LW6, englisch EV6), da um die sechs Belichtungsstufen von 1 s zu 1/2 s, 1/4 s, 1/8 s, 1/16 s, 1/30 s bis 1/60 s weniger belichtet wird. Entsprechend gilt [1/60s;F8] = LW12, [8s;F2] = LW-1, [60s;F4] = LW-2, [1/500s;F8] = LW15 und so weiter.

64 Belichtungsmessung Belichtungsmessung ist die Ermittlung des zum Belichten

der fotografischen Schicht geeigneten Wertepaares Belichtungszeit und Blendenzahl. Das gilt gleichermaßen für die Kamera wie für das Vergrößerungsgerät. Soweit die Belichtungsmessung nicht automatisch erfolgt, besteht sie in der Bestimmung der Belichtungszeit für eine gegebene Blendenzahl oder umgekehrt in der Bestimmung der Blendenzahl für eine gegebene Belichtungszeit mit Hilfe eines dazu geeigneten Belichtungsmeßsystems.

65 Belichtungsmesser Der Belichtungsmesser dient der Ermittlung der richtigen

Belichtung. Praktisch alle heute gebräuchlichen Belichtungsmesser enthalten einen photoelektrischen Detektor, der entweder aus einem Selen-Photoelement, einer Cadmiumsulfidzelle (CdS) oder einer Silicium-Photodiode (sbc) besteht. Belichtungsmesser gehören im weiteren Sinne zu den physikalischen Photometern. Bei Anwendung der Objektmessung wird mit dem Belichtungsmesser die Leuchtdichte des Objekts bestimmt. Sein Meßumfang wird daher in cd/m2 angegeben. Belichtungsmesser werden als

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Handbelichtungsmesser angeboten oder sind als Kamera-Belichtungsmesser in die Kamera eingebaut. Für die Dunkelkammer stehen Laborbelichtungsmesser zur Verfügung, deren Meßprinzip ähnlich aufgebaut ist, die aber für die besonderen Bedürfnisse in der Dunkelkammer konstruiert wurden und in besserer Ausstattung gleich mit einer Schalteinrichtung für das Vergrößerungsgerät versehen sind. Sie zeigen das Meßergebnis mittels Leuchtdioden an, die im dunklen Raum gut zu erkennen sind, und gestatten eine Mehrpunktmessung mit geometrischer Mittelung sowie eine Bestimmung des Dichteumfangs des Negativs.

Anmerkung 12 - Die Unternehmung Gossen in Nürnberg

hat zu Beginn der 30er Jahre mit dem Typ Ombrux den ersten elektronischen Belichtungsmesser vorgestellt, dem später Sixtus, Sixtomat und Lunasix folgten. Die ersten drei Geräte enthielten als Meßzelle noch ein Selen-Photoelement, der Lunasix wartete bereits mit einem CdS-Widerstand auf. Als ernsthafter Wettbewerber in Deutschland etablierte sich gleichzeitig Metrawatt, ebenfalls in Nürnberg ansässig.

66 Objektmessung Bei der Objektmessung wird der Belichtungsmesser auf

das Objekt gerichtet und das vom Objekt reflektierte Licht am Standpunkt der Kamera gemessen. Genauer ausgedrückt, wird die Leuchtdichte des Objekts am Ort des Belichtungsmessers bestimmt. Mittels Objektmessung werden zum Beispiel der Reihe nach unterschiedlich helle Bereiche des Objekts angemessen, um den Objektumfang zu ermitteln. Hiernach kann die gewünschte Belichtung des Negativs festgelegt werden. Insbesondere gestattet die Objektmessung auch die sogenannte Einpunktmessung.

67 Meßwinkel Bei der Objektmessung ist der Meßwinkel von besonderer

Bedeutung. Mit genügend kleinem Meßwinkel können ausgewählte Bereiche des Objekts, denen ein bestimmter Grauwert zugewiesen werden soll, genau angemessen werden. Belichtungsmesser, insbesondere Handbelichtungsmesser mit einem Meßwinkel größer als 30 °, sind hierfür nur bedingt geeignet. Um die verschiedenen Grauwerte des Objekts zu erfassen, führt die Möglichkeit einer Spotmessung noch besser zum Ziel. Bei Belichtungsmessern mit Selen-Photoelement wird ein optischer Vorsatz vor der Meßzelle verwendet, der ein Wabenmuster besitzt und dadurch den Meßwinkel in gewissem Maße niedrig hält. Bei einfachen Geräten mit Selen-Photoelement kann der Meßwinkel 60 bis 70° betragen.

68 Lichtmessung Bei der Lichtmessung wird der Belichtungsmesser vom

Ort des Objekts auf die Kamera gerichtet und das auf das

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Objekt fallende Licht gemessen. Dazu muß alles Licht erfaßt werden, was zur Beleuchtung des Objekts beiträgt, also auch seitlich einfallendes Licht. Zu diesem Zweck wird vor die Meßzelle des Belichtungsmessers eine Kalotte oder ein Rollo geschoben, die als Streufilter oder Diffusor wirken. Sie sind so beschaffen, daß Licht bis zu einem Raumwinkel von 180° für die Messung berücksichtigt wird. Ist der Belichtungsmesser richtig kalibriert, so ergibt die Lichtmessung die korrekte Belichtung für Standardgrau. Die Lichtmessung ist eine sehr sichere Meßmethode, die praktisch immer zu richtigen Meßergebnissen führt. Sie ist bei schwierigen Lichtverhältnissen, besonders bei Außenaufnahmen mit großem Objektumfang von Vorteil und hilft immerhin, das Ergebnis der Objektmessung zu bestätigen oder zu korrigieren. Siehe hierzu Kapitel 2.

69 Handbelichtungsmesser Handbelichtungsmesser sind ein von der Kamera völlig

unabhängiges Zubehör. Es sind dies gewöhnlich handliche, kleine Geräte, die in der Jacken- oder Hosentasche transportiert werden können. Mit dem Handbelichtungsmesser kann dicht am Objekt an unterschiedlichen Stellen gemessen werden. Viele dieser Geräte erlauben auch die Lichtmessung, die insbesondere mit Kamera-Belichtungsmessern moderner Sucher- und Reflexkameras gewöhnlich nicht möglich ist.

Daher ist der Handbelichtungsmesser eine Ergänzung zum

Kamera-Belichtungsmesser und sollte in der Fotoausrüstung nicht fehlen.

Ein guter Handbelichtungsmesser muß bestimmte

Mindestanforderungen erfüllen. Er muß zum Beispiel - einen photoelektrischen Detektor auf Basis CdS oder

besser sbc besitzen; - die eingestellte Filmempfindlichkeit in DIN und ASA

anzeigen; - die gemessene Kombination von Belichtungszeit und

Blendenzahl anzeigen; - den zugehörigen Lichtwert angeben; - eine analoge Skala der Blendenzahlen gegenüber der

Skala der Belichtungszeiten besitzen, damit der Objektumfang abgeschätzt werden kann;

- für Objektmessung und für Lichtmessung ausgelegt sein;

- einen Meßumfang von etwa 20 Lichtwerten besitzen; - Belichtungszeiten von etwa 60 min bis 1/4 000 s

anzeigen; - Blendenzahlen von etwa 1 bis 45 anzeigen; - einen Meßwinkel von höchstens 30 ° besitzen.

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Siehe hierzu die Marktübersicht in dem monatlich erscheinenden Periodikum Color Foto vom April 1999, wo 35 marktgängige Handbelichtungsmesser verschiedenster Bauart vorgestellt und miteinander verglichen wurden [2].

70 Kamera-Belichtungsmesser Der in die Kamera eingebaute oder an der Kamera

angebrachte Belichtungsmesser wird als Kamera-Belichtungsmesser bezeichnet. Ursprünglich bestanden die in Kameras eingebauten Belichtungsmesser aus einem Bauteil, das von den sonstigen Kamerafunktionen völlig entkoppelt war wie zum Beispiel das Radio im Automobil. In der Praxis unterscheiden sich diese Belichtungsmesser daher nicht vom Handbelichtungsmesser. Wie bei diesem mußten die gemessenen Werte abgelesen und an der Kamera eingestellt werden. Die Meßzellen waren gewöhnlich Selen-Photoelemente, die eine größere Meßfläche beanspruchten, erkenntlich an den großen Meßfenstern der entsprechenden Kameras. Bei den zweiäugigen Rolleiflex-Kameras zum Beispiel geht die Meßzelle über die ganze Breite des Kamerakörpers. Hier wie bei einigen anderen Kameratypen besteht auch die Möglichkeit der Lichtmessung durch Vorsetzen oder Vorschieben eines Diffusors oder einer Kalotte.

71 Gekoppelter Belichtungsmesser Der technische Fortschritt, den der gekoppelte

Belichtungsmesser darstellt, besteht darin, daß die Werte für Belichtungszeit und Blendenzahl beim manuellen Abgleichen des gekoppelten Belichtungsmessers automatisch an der Kamera eingestellt werden.

72 Automatische Belichtungsmessung Eine weitere Neuerung und Erleichterung für so manchen

Fotografen ergab sich mit der Einführung der elektronisch geregelten Kameraverschlüsse zusammen mit der Cadmiumsulfid-Zelle (CdS). Dieser mit Batterie betriebene Photowiderstand gestattet, genügend große Stellkräfte zu erzielen, um zum Beispiel bei Kompakt-Kameras den Ablauf des Zentralverschlusses mit der richtigen Kombination aus Belichtungszeit und Blendenzahl zu steuern. Dabei ist das Fenster der Meßzelle auf einen Kreis von wenigen Millimetern Durchmesser reduziert. Eine Lichtmessung ist gewöhnlich nicht möglich. Ein Beispiel hierzu war die Rollei XF 35, die vor etwa 25 Jahren auf den Markt kam. An diesem Prinzip hat sich auch bei modernen Kompaktkameras nichts geändert, wobei allerdings heute der Silizium-Photodiode als „treibender Kraft“ der Vorrang gegeben wird.

73 Innen- oder TTL-Messung Eine Anordnung, bei der der Kamera-Belichtungsmesser

die von dem durch das Objektiv (Through The Lens) einfallenden Licht erzeugte Beleuchtungsstärke in der

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Filmebene mißt, wird als Innen- oder TTL-Messung bezeichnet. Der Abgleich erfolgt manuell und gekoppelt oder automatisch. Die Vorteile dieses Systems sind offenkundig. Lichtabschwächung durch Filter vor dem Objektiv wird automatisch berücksichtigt wie auch der Lichtabfall durch Auszugsverlängerung bei Nahaufnahmen. Als Meßzellen dienen Silicium-Photodioden (sbc), die praktisch verzögerungs- und blendfrei ansprechen. Die Innenmessung gestattet gewöhnlich keine Lichtmessung.

74 Spiegelreflexsucher Zusammen mit dem Spiegelreflexsucher führt die

Innenmessung zu einem Belichtungsmeßsystem, das mit Ausnahme der Lichtmessung praktisch keine Wünsche offen läßt. Die Anbringung mehrerer Meßzellen hinter dem teildurchlässigen Umlenkspiegel gestattet, die Lichtverteilung auf dem Bild beliebig genau und nach unterschiedlichen Methoden zu ermitteln. Hierbei werden zum Beispiel Integral-, Mehrfeld, Selektiv- und Spotmessung angeboten. Eingebaute Rechenchips werten die Meßergebnisse verzögerungsfrei aus, die daher sofort im Sucher angezeigt werden. Kombiniert mit unterschiedlichen Automatikfunktionen, gehört dieses Meßsystem zum Standard moderner Spiegelreflexkameras.

75 Integralmessung Bei der Integralmessung wird ein Durchschnittswert der

Belichtungen für alle Bildpunkte, bei der sogenannten mittenbetonten Integralmessung ein mittenbetonter Mittelwert bestimmt.

76 Mehrfeldmessung Bei der Mehrfeldmessung der Belichtung werden die

einzelnen Bereiche des Bildes in Felder eingeteilt und mit Sensoren versehen. Die Ergebnisse der einzelnen Felder werden nach angepaßter Wichtung ihres Beitrags zur Belichtung gemittelt.

77 Selektivmessung Bei der Selektivmessung wird ein Bereich im Zentrum des

Bildes berücksichtigt, der etwa 20% bis 25% der Bildfläche entspricht.

78 Spotmessung Bei der Spotmessung ist der Meßwinkel gewöhnlich kleiner

als 3°. Die Spotmessung erlaubt daher die gezielte Messung auf die einzelnen Bereiche des Objekts. Damit kann der Objektumfang bestimmt und eine angepaßte Belichtung ermittelt werden.

79 Blitzbelichtungsmesser Blitzbelichtungsmesser messen mit gerätespezifischen

Meßwinkeln von etwa 1 ° bis 45 ° das vom Blitzgerät

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ausgesandte und vom Objekt reflektierte Blitzlicht. Als Photodetektor dient gewöhnlich die verzögerungsfrei arbeitende Silicium-Photozelle (sbc). Die Geräte sind überwiegend auch für die Messung von Dauerlicht und einige auch für Blitzlicht-Lichtmessung ausgelegt.

80 Leitzahl Ein typisches Kennzeichen der Leistung eines Blitzgerätes

ist die Leitzahl. Sie ergibt sich als Produkt aus Blendenzahl und Entfernung in Metern des zu beleuchtenden Objekts und wird auf eine Filmempfindlichkeit von ISO 100/21 ° bezogen. Wird bei dieser Filmempfindlichkeit ein Objekt zum Beispiel mit Blendenzahl 5,6 in 7 m Entfernung gerade richtig belichtet, so ist die Leitzahl des Blitzgerätes 5,6 x 7 ≈ 40.

81 Kameraverschluß Beim Auslösen sorgt der Kameraverschluß für die

gewünschte oder passende Belichtungszeit. Bei rein mechanisch arbeitenden Systemen wird hierzu die Belichtungszeit vorgewählt und an der Kamera manuell eingestellt. Bei elektromechanisch arbeitenden Systemen kann, soweit eine manuelle Funktion vorgesehen ist, ebenso vorgegangen werden. Bei Automatik-Funktion wird die durch den Kamera-Belichtungsmesser ermittelte Belichtungszeit zu einem entsprechenden Signal umgewandelt und der Kameraverschluß entsprechend angesteuert. Bei Programmautomatik-Funktion werden sowohl Kameraverschluß als auch Blende zur richtigen Belichtung angesteuert. Bei guten Systemen wird eine größte Toleranz von einem DIN-Grad sowohl beim Kameraverschluß als auch bei der Blende erwartet.

82 Zentralverschluß Der Zentralverschluß einer Kamera ist gewöhnlich im

Objektivkörper an geeigneter Stelle untergebracht und besteht aus mehreren Lamellen, die beim Auslösen ein zentral gelegenes Fenster für die eingestellte Belichtungszeit öffnen. Der Zentralverschluß gestattet Blitzaufnahmen bei allen vorhandenen Verschlußzeiten. Bei Kompaktkameras sind Blende und Kameraverschluß häufig zu einem Element vereint, so daß der Kameraverschluß gleichzeitig die Blendenfunktion übernimmt.

83 Schlitzverschluß Der Schlitzverschluß hat zwei Vorhänge, die unmittelbar vor

der Negativebene angebracht sind und aus gummiertem schwarzen Tuch, aus Metallfolie oder aus Metallamellen bestehen. Ist der Verschluß gespannt, verdeckt der erste Vorhang das Negativfenster. Beim Auslösen läuft er parallel zur Bildebene und gibt das Licht auf das Negativ frei. Der zweite Vorhang läuft mit gewissem Abstand hinterher und verdeckt das Negativ wieder. Die Geschwindigkeit, mit der die Vorhänge

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über das Negativ wandern, ist immer konstant. Die Belichtungszeit wird durch den Abstand bestimmt, mit dem der zweite Vorhang dem ersten folgt. Bei sehr kurzen Belichtungszeiten ist dieser Abstand nur ein schmaler Schlitz, was zu dem Namen dieses Verschlusses führt. Beträgt die Zeit, die der erste Vorhang benötigt, um das Fenster ganz zu öffnen, zum Beispiel 1/250 s, so darf bei Verwenden eines Blitzgerätes der zweite Vorhang nicht vor Ablauf dieser 1/250 s starten, damit das Fenster zu Beginn der Bewegung des zweiten Vorhangs ganz geöffnet ist. Werden in diesem Beispiel kürzere Belichtungszeiten als 1/250 s eingestellt, dann sind Teile des Negativs nicht vom Blitzlicht belichtet worden, weil sie durch den zweiten Vorhang bereits verdeckt sind. Dagegen kann jede beliebige längere Belichtungszeit als 1/250 s zum Blitzen verwendet werden.

84 Synchronisation Ist ein Blitzgerät an die Kamera angeschlossen, so muß es

genau dann gezündet werden, wenn der Kameraverschluß ganz geöffnet ist. Dabei muß die Anlaufzeit des Blitzlichts berücksichtigt werden. Die Auslösung des Blitzlichts muß also mit dem Ablauf des Kameraverschlusses synchronisiert sein. Die Kamerahersteller berücksichtigen dabei heute nur noch die Synchronisation für das Elektronenblitzgerät, während ältere Kameras von Elektronenblitzgerät zu Blitzlampe umschaltbar ausgerüstet wurden. Zum Anschluß des Elektronenblitzgerätes hat die Kamera entweder einen sogenannten Mittenkontakt im Aufsteckschuh oder eine genormte Steckbuchse (X-Kontakt) oder beides. Werden mehrere Blitzgeräte gleichzeitig durch eine geeignete Maßnahme gezündet oder wird eine Studioblitzanlage verwendet, so muß mit einer insgesamt längeren Brenndauer gerechnet werden. In dem Fall sollte als kürzeste Belichtungszeit 1/125 s nicht unterschritten werden, auch wenn der Kameraverschluß kürzere Synchronzeiten als diese zuläßt.

85 Tageslichtfilm Tageslichtfilme sind auf die durchschnittliche

Farbtemperatur des Tageslichts von 5 500 K sensibilisiert, die auch derjenigen von Blitzlicht eines Elektronenblitzgeräts entspricht. Soll ein Tageslicht-Film mit Lichtquellen anderer Farbtemperatur verwendet werden, helfen entsprechende Korrektur- oder Konversionsfilter. Wird ein Tageslichtfilm ohne geeignetes Korrektur- oder Konversionsfilter zum Beispiel mit dem Kunstlicht von Fotoleuchten belichtet, so werden die Rottöne zu stark betont.

86 Kunstlichtfilm Kunstlichtfilme sind auf die Farbtemperatur der

Fotolampen von etwa 3 200 K sensibilisiert. Soll ein Kunstlichtfilm mit Lichtquellen anderer Farbtemperatur

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verwendet werden, so helfen auch hier entsprechende Korrektur- oder Konversions-filter. Wird ein Kunstlichtfilm ohne geeignetes Korrektur- oder Konversionsfilter zum Beispiel mit Tageslicht belichtet, so werden die Blautöne zu stark betont.

87 Filter Filter in der Fotografie sind in der Masse gefärbte,

planparallele und gewöhnlich vergütete Glasscheiben, die mit entsprechender Fassung vor das Objektiv gesetzt werden können, oder es sind Kunststoff-Folien, in der Masse gefärbt oder mit gefärbter Gelatine beschichtet, die in so genannten Filterhaltern vor dem Objektiv oder vor der Lichtquelle angebracht werden. Von Spezial-Filtern abgesehen, lassen Filter bestimmte Anteile des Lichts bevorzugt durch und halten andere zurück. Grundsätzlich gilt dabei, daß Filter Licht der Eigenfarbe weitgehend ungehindert durchlassen, Licht der Komplementärfarbe dagegen je nach Filterdichte mehr oder weniger abschwächen. Filter dienen also dazu, die Farbzusammensetzung des für die Aufnahme zur Verfügung stehenden Lichts zu verändern und damit bestimmte Farben des Objekts bei der Wiedergabe zu verstärken oder abzuschwächen.

88 Korrektur- oder Konversionsfilter Aufgabe des Korrektur- oder Konversionsfilters ist es, die

Farbtemperatur des Lichts an diejenige des Filmmaterials anzupassen. Die Typbezeichnung von Korrekturfiltern, die die Farbtemperatur senken, beginnt mit „KR“. So hat zum Beispiel ein kräftiges, leicht gelbliches Skylight-Filter, das die Farbtemperatur von 6 800 K auf 5 500 K senkt, die Bezeichnung KR 3; ein Korrekturfilter, das die Anwendung von Kunstlichtfilm bei Tageslicht erlaubt, also die Farbtemperatur von 5 500 K auf 3 200 K senkt, hat die Bezeichnung KR 12. Die Typbezeichnung von Korrekturfiltern, die die Farbtemperatur anheben, beginnt mit „KB“. So hat zum Beispiel ein Korrekturfilter, das die Anwendung von Tageslichtfilm bei Kunstlicht erlaubt, also die Farbtemperatur von 3 200 K auf 5 500 K anhebt, die Bezeichnung KB 12.

89 UV-Filter UV-Filter zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Anwendung

wie die aller altbewährten Hausmittel gewöhnlich nicht schadet. Wird jedoch keine Gegenlichtblende vor das UV-Filter gesetzt, so erhöht sich der Streulichtanteil im Objektiv, was zu flauen Bildern führen kann, siehe hierzu Kapitel 6. Außer in großen Höhen im Hochgebirge bei sehr starker Sonneneinstrahlung oder an der Küste bei rauem Wetter zum Schutz der Frontlinse des Objektivs vor Salzwasserspritzern und ähnlich widrigen Umständen ist die Benutzung eines UV-Filters eher unzweckmäßig, mindestens aber völlig überflüssig.

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90 Filter für die Schwarzweiß-Fotografie Schwarzweiß-Filme geben Licht und Farben nur in

Grauwerten auf einer Skala von ganz schwarz bis ganz weiß wieder. In der Schwarzweiß-Fotografie werden Filter eingesetzt, um bestimmte Farben zu betonen oder abzuschwächen. Gelbfilter zum Beispiel schwächen Himmelsblau ab und erzeugen so auf dem Positiv einen dunkleren Himmel vor hellen Wolken. Grünfilter lassen Blattgrün in hellerem Grau erscheinen, als es unserem Eindruck entspricht. Orange- und Rotfilter verstärken den Effekt des Gelbfilters bis zu einem dramatischen Bildaufbau, machen Grün aber dunkel. Filterhersteller liefern zu ihren Filtern eine Fibel, in der zu jedem Filter seine typische Anwendung und Wirkung angegeben ist.

91 Spezial-Filter Den Filter-Fibeln der einschlägigen Hersteller wie zum

Beispiel Hama, B+W oder Schneider können Hinweise auf eine große Zahl von Spezial-Filtern entnommen werden. Hierzu gehören zum Beispiel IR-Filter, Weichzeichner, Verlaufsfilter, Tricklinsen und Graufilter. Letztere dienen dem Abschwächen zu starken Aufnahmelichts, wie es gelegentlich im Hochgebirge bei klarem Himmel auftreten kann.

92 Lineares Polarisationsfilter Licht schwingt senkrecht zu seiner Ausbreitungsrichtung

statistisch verteilt in allen Ebenen. Spiegelt sich Licht in einer nichtmetallischen Fläche, ist das reflektierte Licht je nach Einfallswinkel mehr oder weniger polarisiert. Es schwingt bevorzugt nur noch in einer Ebene parallel zu der reflektierenden Fläche. Ein lineares Polarisationsfilter, kurz Polfilter genannt, läßt nur solches Licht passieren, das in der Polarisationsebene des Filters schwingt. Steht diese Ebene senkrecht zu der spiegelnden Fläche, wird das reflektierte Licht nicht durch das Filter durchgelassen, der durch die Spiegelung hervorgerufene Blendeffekt ist damit ausgelöscht oder aufgehoben.

93 Zirkular-Polarisationsfilter Hinter das lineare Polarisationsfilter kann ein so genanntes

„Viertel-Wellenlängen-Blättchen“ geschaltet werden, das die Eigenschaft besitzt, die Schwingungsebene von linear polarisiertem Licht kontinuierlich zu drehen. Dieses System wird als Zirkular-Polarisationsfilter bezeichnet. Seine Anwendung ist bei jenen Spiegelreflexkameras erforderlich, bei denen bei der Innenmessung der Belichtung der Meßstrahl den Schwingspiegel passiert, der für linear polarisiertes Licht, das senkrecht zu seiner Ebene schwingt, undurchlässig ist. Dies kann ohne Zirkular-Polarisationsfilter zu erheblichen Meßfehlern bei der Belichtungsmessung führen. Gleiches gilt gegebenenfalls für den Autofokusmeßstrahl.

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94 Objektumfang Der Objektumfang ist der Helligkeitsumfang des

Aufnahmegegenstandes und wird auch Objektkontrastumfang und Objekt- oder Motivkontrast genannt. Er ist das Verhältnis der Leuchtdichte des hellsten zu der des dunkelsten Bereichs eines leuchtenden Gegenstands oder einer leuchtenden Fläche. Bei beliebiger aber fester Einstellung der Blende entspricht der Objektumfang dem Verhältnis der für die beiden Bereiche gemessenen Belichtungszeiten.

95 Belichtungsumfang von Schwarzweiß-Filmen Der Belichtungsumfang eines Schwarzweiß-Films kann

seiner Dichtekurve entnommen werden, die die Schwärzung des Films auf der y-Achse als Funktion der Belichtung darstellt, die logarithmisch auf der x-Achse aufgetragen wird. Der Belichtungsumfang entspricht dem Bereich der x-Achse, der unter dem nutzbaren Dichteumfang der Kurve liegt. Sind dies zum Beispiel acht Belichtungsstufen, so ist der Belichtungsumfang auf der x-Achse der Dichtekurve gerade log28 = 8log2 = 2,4. Dies entspricht etwa dem Verhältnis der Belichtungszeiten von 250:1. Theoretisch muß der Belichtungsumfang des Films mindestens dem Objektumfang entsprechen. Siehe hierzu aber Kapitel 6.

96 Dichteumfang von Schwarzweiß-Filmen Der Dichteumfang eines Schwarzweiß-Films entspricht der

Differenz von größter zu kleinster Schwärzung. Diese Differenz kann 2,5 und mehr betragen. Nutzbar ist jedoch nur ein Dichteumfang von etwa 1,5, weil Fotopapier keine größeren Kontraste verarbeiten kann.

97 Kopierumfang von Schwarzweiß-Fotopapier Dem Belichtungsumfang des Films entspricht der

Kopierumfang des Fotopapiers. Er beträgt bei sehr weich arbeitendem Papier maximal 5log2 ≈ 1,5 oder einem Belichtungsverhältnis von 32:1 und nimmt mit zunehmender „Härte“ des Papiers ab. Negative mit größerem Kontrastumfang als 32:1 können daher bei Vergrößerungsarbeiten Probleme bereiten.

98 Graukarte Eine Graukarte besteht zum Beispiel aus einem Karton, der

auf einer Seite mit einer grauen Beschichtung versehen ist, die gerade 18% (genau 17,68%) des auffallenden weißen Tageslichtes reflektiert. Dieses Grau wird als Standardgrau bezeichnet. Entsprechend einer internationalen Vereinbarung wird dieser Reflexionswert bei der Kalibrierung aller Belichtungsmeßsysteme berücksichtigt. Eine Graukarte kann daher als wichtiges Hilfsmittel bei der Belichtungsmessung dienen.

Dabei wird der Belichtungsmesser in hinreichend dichtem Abstand auf die Graukarte gerichtet, die dazu an die Stelle des

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Objekts gehalten wird. Graukarten sind in den Formaten A4, A5 und A6 lieferbar und werden zum Beispiel von Fotowand oder Kodak angeboten.

99 Available light Dieser aus dem Englischen übernommene Ausdruck heißt

so viel wie vorhandenes Licht und beschreibt den Zustand der Lichtverhältnisse zum Beispiel bei Bühnenaufnahmen, im Zirkus und ähnlichen Situationen, wo es dem Fotografen nicht gestattet ist, mittels Blitz oder gar Fotolampen der für die Fotografie schwachen Beleuchtung nachzuhelfen. Available light bedeutet also, sich mittels hochempfindlichem Film und lichtstarkem Objektiv auf diese Situation vorzubereiten.

100 Streulicht Streulicht ist vagabundierendes Licht, das nicht zum

Bildaufbau beiträgt. Es erzeugt zum Beispiel im Aufnahmeobjektiv den so genannten Streulichtanteil und in der Dunkelkammer bei Verwendung einer Beleuchtungseinrichtung des Vergrößerungsgeräts mit Kondensorlicht den Callier-Effekt. Siehe hierzu Kapitel 2.

101 Streulichtanteil Bei einer fotografischen Aufnahme wird der Streulichtanteil

des Aufnahmeobjektivs durch die Annahme definiert, daß er für jeden Bildpunkt in der Filmebene gleich groß ist. Sein Betrag wird in % der größten Beleuchtungsstärke angegeben, die irgendwo in der Filmebene auftritt. Nach Auskunft von Leica AG beträgt der Streulichtanteil moderner Leica-Objektive 2% bis 2,5%. Rollei gibt für die in Lizenz gefertigten Zeiss-Objektive Beträge von 0,5% bis höchstens 1,5% an. Marchesi stellt Werte von 1% bis 2% zur Diskussion [4]. Bei einem angenommenen Objektumfang von zum Beispiel 500:1 ist die größte relative Beleuchtungsstärke auf dem Negativ 500 und die kleinste 1. Der Streulichtanteil addiert sich zur Beleuchtungsstärke. Beträgt er zum Beispiel 1,5%, so addieren sich 7,5, nämlich 1,5% von 500. Damit reduziert sich der Umfang der Beleuchtungsstärke oder der Belichtungsumfang auf dem Negativ zu (500 + 7,5)/(1 + 7,5) = 60:1. Das Streulicht bewirkt also eine Komprimierung des Belichtungsumfangs. Das führt bei zu großem Streulichtanteil zu einem flauen Negativ. Andererseits zeigt das angeführte Rechenbeispiel, daß der Streulichtanteil hilft, einen großen Objektumfang mit herkömmlichem Filmmaterial zu verkraften, denn ein Dia-Film hat zum Beispiel nur einen Belichtungsumfang von höchstens 64:1.

102 Callier-Effekt Besteht die Beleuchtungseinrichtung des

Vergrößerungsgeräts aus einem Kondensorsystem, so wird das durch den Kondensor stark gerichtete Licht an den Partikeln

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der Filmschicht, also den Silberkornzusammenballungen, aber auch an Staubteilchen, Schrammen und sonstigen Verunreinigungen gestreut und geht für die Abbildung verloren. Dieser Callier-Effekt genannte Vorgang verstärkt sich mit zunehmender Dichte des Negativs. Daher wird eine Stelle der Kopie weniger geschwärzt, als es der Dichte der zugehörigen Stelle des Negativs entspricht. Die Streuung des gerichteten Lichts bewirkt also eine scheinbare Verstärkung des Dichteumfangs, das Negativ erscheint härter und erfordert für die Kopie weicheres Papier als bei Anwendung einer Beleuchtungseinrichtung mit diffusem Licht.

103 Gegenlicht Scheint das Hauptlicht zur Beleuchtung des Objekts ganz

oder überwiegend in die Richtung des Kamerastandorts, so wird es als Gegenlicht bezeichnet, entsprechende Aufnahmen als Gegenlichtaufnahmen. Bei Aufnahmen im Gegenlicht muß unbedingt vermieden werden, daß das Licht der Beleuchtungsquelle auf die Frontlinse des Objektivs fällt. Die damit verbundene starke Erhöhung des Streulichtanteils im Objektiv würde die Aufnahme verderben. Abhilfe schafft eine Gegenlicht- oder Sonnenblende, die Abschattung mit der Hand oder einem geeigneten Karton oder ein natürlicher Schatten, den zum Beispiel ein Baum wirft.

104 Sonnenblende Siehe hierzu Gegenlichtblende. 105 Gegenlichtblende Die Gegenlichtblende, auch Sonnenblende genannt,

bewirkt, daß die Frontlinse des Objektivs gegen seitlich einfallendes Licht, das nicht zum gewünschten Bildaufbau beiträgt, abgeschirmt wird. Dies gilt in besonderem Maße bei Gegenlichtaufnahmen. Jedoch erfolgt unter allen Aufnahmebedingungen mehr oder weniger seitlicher Lichteintritt. Daher muß die Gegenlichtblende immer benutzt werden, wenn klare und kontrastreiche Bilder gewünscht sind. Leider steht der Begriff Gegenlicht- oder Sonnenblende dem entgegen und verleitet dazu, die Gegenlichtblende gewöhnlich wegzulassen. Der verwegene Amateur schraubt statt dessen ein UV-Filter auf das Objektiv, womit der Streulichtanteil nochmals deutlich erhöht wird. Die Gegenlichtblende heißt im Englischen lens hood, übersetzt Objektivhaube. Der englische Begriff schränkt die Benutzung also nicht auf Gegenlicht und Sonne ein. Siehe hierzu auch Kapitel 6.

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ZITAT Entnommen aus der utopischen Fabel Neu-Atlantis von

Francis Bacon (1561-1626), Seite 51, Reclam, 2003, ursprünglich veröffentlicht 1624 in Utrecht in lateinischer Sprache:

„Dann gibt es bei uns noch Häuser für Optik, in denen wir

Versuche auf dem ganzen Gebiet der Farben anstellen. Aus durchsichtigen und farblosen Gegenständen stellen wir die einzelnen Farben her, nicht die regenbogenfarbenen Lichtstrahlen, wie sie Edelsteine und Prismen zeigen, sondern einfache und beständige richtige Farben. Insbesondere befassen wir uns auch mit allen Verstärkungen der Lichtstrahlen, so daß wir das Licht auf weite Entfernungen aussenden und seine Stärke am Ort des Auftreffens so sehr erhöhen können, daß man bei dieser Beleuchtung auch die feinsten Linien und Punkte unterscheiden kann. Wir können auch farbiges und buntes Licht jeder Art hervorbringen, ferner alle möglichen optischen Täuschungen in Bezug auf Formen, Dimensionen, Bewegungen und Farben, endlich auch Schauspiele und Erscheinungen, die auf Luftspiegelung beruhen.“

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A N H A N G A Sperrschicht-Photodetektor

A1 HALBLEITERDIODE Halbleiter sind gewöhnlich kristalline Festkörper, die bei

tiefen Temperaturen in einem elektrischen Stromkreis wie Isolatoren wirken und bei höheren Temperaturen eine gewisse elektrische Leitfähigkeit annehmen. Eine Halbleiterdiode besteht aus zwei Halbleitern verschiedenen Leitungstyps, die aneinander grenzen. Durch entsprechende Dotierung oder „Verunreinigung“ der Kristallstruktur infolge Zugabe kleiner Mengen geeigneter Elemente wird im Halbleiterkristall ein Überschuß an freien Ladungsträgern erzielt, die positiv (p-Typ) oder negativ (n-Typ) sein können. Die positiven Ladungsträger werden auch als „Löcher“ bezeichnet, die negativen Ladungsträger sind Elektronen. Wird an eine Diode, die aus zwei solchen Halbleitern besteht, eine Batteriespannung gelegt mit dem positive Pol an den p-Typ, so fließt ein Strom, siehe hierzu Bild A1. Wird die Polarität umgekehrt, so fließt praktisch kein Strom, siehe hierzu Bild A2. Eine Halbleiterdiode ist demnach ein Gleichrichter, der Strom nur in einer Richtung durchläßt, nämlich von dem Halbleiter des p-Typs zu dem Halbleiter des n-Typs. Die Grenzschicht zwischen den beiden Halbleitern wird entsprechend als Sperrschicht bezeichnet.

A2 SPERRSCHICHT-PHOTOEFFEKT Tatsächlich fließt auch in Sperr-Richtung nach Bild A2 ein

Strom, der jedoch sehr gering ist und bei der Anwendung als Gleichrichter vernachlässigt werden kann. Bei gewissen Halbleitern hat die Sperrschicht die Eigenschaft, unter der Einwirkung von Licht zusätzliche Ladungsträger freizusetzen. Die dadurch entstehende geringe Spannung wirkt der angelegten Spannung entgegen und ändert den Sperrstrom. Diese Änderung des Sperrstroms wird als Photostrom bezeichnet, der Vorgang als Sperrschicht-Photoeffekt und die entsprechende Diode als Photodiode oder Sperrschicht-Detektor. Der Sperrschicht-Detektor ist damit ein Sonderfall des Photodetektors.

+ -

Bild A1 – Halbleiterdiode in Durchlaßrichtung

Der Photostrom ist weitgehend proportional der Beleuchtungsstärke infolge des Lichteinfalls auf die Detektor-Zelle und wird in einem elektronischen Schaltkreis verstärkt.

p n + -

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Das so entstandene Signal dient der Steuerung der analogen oder digitalen Anzeige des Belichtungswertes beziehungsweise bei Innenmessung zur Steuerung der Belichtungsfunktionen der Kamera.

- +

Bild A2 – Halbleiterdiode in Sperrichtung

A3 PHOTODIODE Geeignete Halbleiter für die Photodiode sind zum Beispiel

Germanium, Selen und Silizium. Besondere Bedeutung haben heute Photodioden aus Silizium, das einen p-Typ ergibt, wenn es mit Bor dotiert wird (Löcherüberschuß), und einen n-Typ, wenn es mit Phosphor dotiert wird (Elektronenüberschuß). Bild A3 zeigt ein Beispiel für den Aufbau einer Photodiode.

Licht Metallisierung Isolator Substrat p n Bild A3 – Schematische Darstellung einer Photodiode in Sperrichtung

p n + -

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A N H A N G B Elektrische Lampen

Das folgende Schema zeigt die wichtigsten heute

gebräuchlichen elektrischen Lampentypen. Lampen für fotografische Anwendungen sind fett gedruckt.

Lampen mit Umwandlung elektrischer Energie in Lichtenergie Glühlampe Standardlampe mit Argon-Stickstoff-Gasfüllung Kryptonlampe mit Krypton-Gasfüllung. Opallampe, 3 000 bis 3 200 K, für Schwarzweiß- Vergrößerungsgerät mit Kondensorbeleuchtung. Niedervolt-Kaltspiegel-Halogenlampe, 3 200 K, für Farbmischlicht-Schacht und für Projektionsgeräte. Halogen-Aufnahmelampe für 230 V, zum Beispiel Osram Halogen-Superphot, 3 200 K. Halogenlampe für 230 V für allgemeine Anwendung. Gasentladungslampe Lichtbogenlampe mit Kohleelektroden (Bogenlampe), 7 000 K und darüber, früher für Filmvorführungen und ähnliche Anwendungen. Xenon-Hochdrucklampe mit hoher Leuchtdichte mit weiß-bläulichem Licht für Laufbildprojektion und neuerdings f ür Autoscheinwerfer. Metalldampflampe Quecksilberdampflampe Leuchtstofflampe, mit Leuchtstoff und Quecksilber gefüllt (Niederdruck). Quarzlampe aus UV-durchlässigem Quarzglas, mit Quecksilber gefüllt (Hochdruck), für Heimsonne und Solarium. Natriumdampflampe, zum Beispiel Dunkelkammerkammerleuchte von Osram. Halogen-Metalldampflampe für Straßenleuchten und Flutlicht. Leuchtdiode (Light emitting diode, LED) Halbleiterdiode auf Basis Gallium-Phosphor mit monochromatischem Licht für Dunkelkammer- Beleuchtung

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A N H A N G C Alphabetisches Register

Begriff Nummer Äußerer Photoeffekt 22 Automatische Belichtungsmessung 72 Available light 99 Beleuchtungsstärke 18 Belichten 50 Belichtung 19 Belichtungsmesser 65 Belichtungsmessung 64 Belichtungsstufe 61 Belichtungsumfang von Schwarzweiß-Filmen 95 Belichtungswert 62 Belichtungszeit 58 Blende 59 Blendenzahl 60 Blitzbelichtung 46 Blitzbelichtungsmesser 79 Blitzgerät 44 Blitzlampe 48 Blitzlicht 45 Cadmiumsulfidzelle 29 Callier-Effekt 102 Dauerlicht 38 Dichteumfang von Schwarzweiß-Filmen 96 Elektrische Lampen 41 Elektromagnetische Strahlung 7 Elektronenblitzgerät 49 Farbe 8 Farbspektrum 10 Farbtemperatur 13 Filter 87 Filter für die Schwarzweiß-Fotografie 90 Fotografie (Photographie) 3 Fotolampe 43 Fotoleuchte 42 Fotolichtquelle 37 Frequenz 5 Gegenlicht 103 Gegenlichtblende 105 Gekoppelter Belichtungsmesser 71 Graukarte 98 Halbleiter-Photoelement 24 Halbleiter-Photozelle 25 Handbelichtungsmesser 69 Hellempfindlichkeit 34 Herschel-Effekt 57 Innen- oder TTL-Messung 73 Innerer Photoeffekt 21

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Integralmessung 75 Kamera-Belichtungsmesser 70 Kameraverschluß 81 Kopierumfang von Schwarzweiß-Fotopapier 97 Korrektur- oder Konversionsfilter 88 Kunstlicht 40 Kunstlichtfilm 86 Latensifikation 56 Leitzahl 80 Leuchtdichte 16 Licht 1 Lichtgeschwindigkeit 4 Lichtmenge 17 Lichtmessung 68 Lichtstärke 14 Lichtstrom 15 Lichtwert 63 Lineares Polarisationsfilter 92 Mehrfachbelichten 76 Mehrfeldmessung 76 Meßwinkel 67 Nachbelichten 55 Objektmessung 66 Objektumfang 94 Photo... 2 Photodetektor 20 Photodiode 31 Photoelement 23 Photometer 35 Photometrie 33 Photowiderstand 27 Physikalisches Photometer 36 Pulverblitzgerät 47 Schlitzverschluß 83 Schwarzer Körper 11 Selektivmessung 77 Selen-Photoelement 26 Selenzelle 28 Silizium-Photodiode 32 Sonnenblende 104 Sperrschicht-Photodetektor 30 Spezial-Filter 91 Spiegelreflexsucher 74 Spotmessung 78 Streulicht 100 Streulichtanteil 101 Synchronisation 84 Tageslicht 39 Tageslichtfilm 85 Thermodynamische Temperatur 12 Überbelichten 52 Unterbelichten 53

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UV-Filter 89 Vorbelichten 54 Weißes Licht 9 Wellenlänge 6 Zentralverschluß 82 Zirkular-Polarisationsfilter 93

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A N H A N G D (informativ)

Damit es hell bleibt auch im Dunkeln,

läßt Edison die Lampe funkeln. Mit ihrem Schein gibt sie uns Licht,

doch ohne Strom entflammt sie nicht. Weil Strom nicht so vom Himmel fällt,

baut er das erste Kraftwerk dieser Welt

Thomas Alva Edison Amerikanischer Elektroingenieur

Geboren am 14.02.1847 in Milan, Ohio, gestorben am 18.10.1931 in West Orange, New York

Edison hat uns das elektrische Licht gebracht, indem er die

Großserienfertigung von elektrischen Lampen einführte. Er meldete über 1 000 Patente an. Einige seiner bedeutendsten Entwicklungen und Erfindungen sind

1876 Kohlekörnertelefon; 1677 Phonograph; 1879 Kohlefadenlampe; 1881 Generator mit Dampfmaschine gekoppelt; 1882 Erstes öffentliches Elektrizitätswerk der Welt in New York für Straßenbeleuchtung; 1883 Er erkannte die Glühemission (Austritt von Elektronen aus glühender Kathode unter Vakuum); 1889 Kinematograph (Filmaufnahmegerät); 1893 1 3/8-Zoll-Film (35-mm-Film) mit beidseitiger Perforation, 1896 zum Patent angemeldet; 1895 Vitaskop (Laufbildprojektor); 1904 Eisen-Nickel-Akkumulator; 1904 Ein Betongießverfahren. Vieles hiervon wurde im frühen 20. Jahrhundert und noch

zu Lebzeiten Edisons zu großtechnischer Reife gebracht und industriell ausgewertet und bis heute weltweit verbreitet. Kein anderer Pionier der Frühzeit des Industriezeitalters konnte am Ende seines Lebens in praktisch jedem Erdenwinkel so viele technische Einrichtungen sehen, deren Ursprung auf seinen Ideen, Erfindungen und Entwicklungen beruhte.

Einer der Beiträge Edisons zur Fotografie hat bis auf den heutigen Tag weltweit Bestand, nämlich der beidseitig perforierte Kinofilm (cine-film) mit einer Breite von 1 3/8 inch (Zoll). Wegen 1 inch = 25,4 mm ergibt sich für die Breite des Films im metrischen System gerade 35 mm. Edison hat diesen Film 1893 entwickelt und 1896 zum Patent angemeldet. Etwa 15 Jahre später entschied sich Oskar Batnak bei Leitz, für diesen Film wegen seiner von Charge zu Charge schwankenden Empfindlichkeit einen Belichtungsmesser zu bauen. Aus diesem Projekt ergab sich sozusagen als

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Nebenprodukt die Leica-Kamera. In der Folge wurde damit Edisons Kinofilm auch in 1,5 m Längen für 36 Aufnahmen und in lichtdichten Patronen konfektioniert und zuerst als Leica-Film, dann in Deutschland als Kleinbildfilm und weltweit als 135 mm-Film in die Fotografie eingeführt.

Anmerkung – Die Frage, warum es gerade 36 Aufnahmen geworden

sind, läßt mehrere Vermutungen zu. Der Platz in der Filmpatrone ist begrenzt, aber auch der Platz für die Anzeige des Zählwerks, die aus einer Gravur am Aufzugsknopf besteht, läßt kaum mehr als 36 Zähler zu. Schließlich befand man sich in der Weltwirtschaftskrise, und viele Entlassungen standen bevor. Die Entscheidung für die Leica war eher als ein Griff nach dem Stromhalm zu verstehen. Da durften keine Marketing-Fehler gemacht werden. Und das Team um Barnak hatte den Wettbewerb sicher fest im Blick: Die Rollfimbox mit 9 Aufnahmen 6x9 im Verrhältnis 1:1,5 war bereits weltweit millionenfach verbreitet. Ein Film mit 36 Aufnahmen 24x36 lieferte aber genau viermal so viele Belichtungen bei gleichem Seitenverhältnis und für etwa den gleichen Preis. Schließlich entsprechen 36 Aufnahmen ziemlich genau einem Filmstreifen von 1,50 m Länge. Jede Bildlänge beträgt mit einem Steg zwischen zwei Bildern gerade 38 mm. Einschließlich Lasche gehen am Filmanfang etwa drei Bildlängen verloren, und am Ende bleibt etwa eine halbe Bildlänge in der Patrone stecken. 39,5 Bildlängen zu 38 mm ergeben aber gerade 1,50 m, ein einprägsames Maß für den Handel und den Benutzer von Meterware. Zusammen mit erstklassiger Optik trat man so gegen die Box an, die dann zu Beginn der 50er vom Markt verschwand.

All das hatte Edison noch zu seinen Lebzeiten erfahren, und vielleicht hat er bereits mit einer Leica fotografiert. Aber jetzt sitzt er im Himmel in seinem Logenplatz, um das Theater auf unserer Erde zu betrachten. Dabei schaut er zornig und mit Unverständnis auf seine unfähigen, geldgierigen und korrupten Kollegen, die am 14. August 2003 New York und Teile Nordamerikas, etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, im Dunkeln versinken ließen.

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Freie Seite für persönliche Notizen

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Freie Seite für persönliche Notizen

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Kapitel 2

SCHWARZWEISS-FOTOGRAFIE Eine praktische Einführung

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Abschnitt INHALT Seite 1 Einleitung 54 2 Aufgabe 54 3 Begriffe 55 4 Schwarzweiß-Filme 64 4.1 Übersicht 64 4.2 Empfindlichkeit 12 bis 18 ° DIN 65 4.3 Empfindlichkeit 19 bis 24 ° DIN 65 4.4 Empfindlichkeit 25 bis 30 ° DIN 66 4.5 Wahl des Films 5 Entwickler für Schwarzweiß-Filme 67 5.1 Übersicht 67 5.2 Wirkungsweise 67 5.3 Feinkornentwickler 67 5.4 Schichtoberflächen-Entwickler 68 5.5 Schichttiefen-Entwickler 69 5.6 Einmal-Entwickler 69 5.7 Mehrfach-Entwickler 69 5.8 Zwei-Stufen-Entwickler 69 5.9 Die Entwickler nach Tabelle 10 70 5.9.1 Der Methusalem 70 5.9.2 Der Kleinbild-Spezialist 70 5.9.3 Der Kornzerkleinerer 71 5.9.4 Die Schiedsrichter 71 5.9.5 Der Außenseiter 71 5.10 Wahl des Filmentwicklers 71 6 Film-Entwickler-Kombination 72 7 Belichten von Filmen 72 7.1 Belichtungsmessung 73 7.2 Objektmessung 73 7.2.1 Manuelle Einpunkt-Objektmessung 76 7.2.2 Messung auf Graukarte 76 7.3 Lichtmessung 76 8 Entwickeln von Filmen 77 8.1 Allgemeine Hilfsmittel 77 8.2 Hilfsmittel für die Entwicklung 77 von Filmen 8.3 Chemikalien 77 8.4 Entwicklung 78 8.5 Entwicklungsdose 78 8.6 Lösungen 78 8.6.1 Entwicklerlösung 79 8.6.2 Stoppbad 79 8.6.3 Fixierbad 80 8.6.4 Schlußwässerung 80 8.6.5 Entspanntes Wasser 80 8.6.6 Trocknen des Films 80 8.7 Sicherheitshinweise 81 8.8 Aufbewahrung des Films 81 9 Fotopapier 81 9.1 Schichtträger 81

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9.2 Fotografische Schicht 82 9.3 „Marktübersicht“ 82 9.4 Fest graduiertes Papier 82 9.5 Gradationswandelpapier 83 9.6 Papieroberfläche 83 9.7 Hinweise 83 10 Entwickler für Fotopapier 84 11 Belichten von Fotopapier 84 12 Entwickeln von Fotopapier 85 12.1 Allgemeine Hilfsmittel 85 12.2 Hilfsmittel für die Entwicklung 85 von Fotopapier 12.3 Chemikalien 85 12.4 Entwicklung 85 12.5 Entwicklungsgefäße 86 12.6 Lösungen 86 12.6.1 Entwicklerlösung 86 12.6.2 Stoppbad 86 12.6.3 Fixierbad 96 12.6.4 Schlußwässerung 87 12.6.5 Stabilisatorlösung 87 12.7 Trocknen des Fotopapiers 87 12.8 Sicherheitshinweise 88 13 Die Aufnahme 88 13.1 Technik 88 13.2 Gestaltung 88 13.3 Präsentation des Bildes 89 13.3.1 Aufziehen 90 13.3.2 Das Passepartout 90 13.3.3 Die optische Wirkung des 90 Passepartout 90 13.3.4 Anfertigen von Passepartout und 91 Rahmen 13.4 Hilfsmittel 93 13.4.1 Benötigte Werkzeuge 93 13.4.2 Benötigte Werkstoffe 93 Anhang A Lichtmessung, Einpunktmessung 94 und Mehrpunktmessung A1 Belichtungsmesser und Graukarte 94 A2 Einpunktmessung 94 A2.1 Objektmessung ohne Graukarte 94 A2.2 Objektmessung mit Graukarte 94 A2.3 Lichtmessung 95 A3 Mehrpunktmessung 95 A3.1 Manuelle Mehrpunktmessung 95 A3.2 Integrierte Mehrfeld-Meßsysteme 96 A4 Folgerungen 96

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1 EINLEITUNG Dieses Kapitel beruht auf einem Referat vor den

Hamburger Leica Freunden im Februar 1993. Trotz der rasch fortschreitenden Entwicklungen auf dem Gebiet der digitalen Fotografie und ihren unbestrittenen Vorteilen für die Reportage wird die Chemie noch lange die preiswerte Grundlage für Hobby- und Amateurfotografen sein. Die Forschungen im letzten Jahrzehnt haben zur Entwicklung neuartiger Filme und Papiere geführt, die zu deutlich verbesserte Ergebnisse liefern und sich auch leichter und sicherer verarbeiten lassen. Sie warten mit einigen Eigenschaften auf, die vorerst auf digitalem Wege noch nicht zu erreichen und auch vom Taschengeld nicht zu bezahlen sind. Der Veteran unter den Schwarzweiß-Filmen, der Klassiker Agfapan APX 100 Professional, als Typ seit etwa einem viertel Jahrhundert im Markt, löst noch Linien auf, die auf dem Negativ mit einem Abstand von nur 0,007 mm abgebildet sind. Diese Auflösung kann digital erreicht werden, wenn der Abstand des Pixel-Rasters höchstens 0,005 mm beträgt. Das würde etwa 32 Millionen Pixel für das Kleinbildformat und 125 Millionen Pixel für das 6x6-Format des 120er Rollfilms entsprechen.

Hierzu zeigt ein Vergleich der derzeitigen Kosten dramatische Unterschiede. In der Fotoecke des Drogerie- oder Supermarktes wird zum Beispiel ein Farbposter in angemessener Qualität und im Format 30 cm x 45 cm für 1 bis 1,5 EUR angeboten, ein Poster im Format 50 cm x 75 cm für 3 bis 5 EUR. Könnte der Amateur sich den Luxus eines entsprechend großen Druckers leisten, so dürfte dieses Poster den Tintenvorrat im Gegenwert von 20 bis 30 EUR aufbrauchen, wobei die Papierkosten und die unvermeidlichen Fehldrucke nicht berücksichtigt sind. Schwarzweiß-Poster fertigen wir selbst und ähnlich preiswert an wie die Farbposter im Drogeriemarkt. Daher werden uns der Reiz und die vielfältigen Möglichkeiten der klassischen Fotochemie noch lange erhalten bleiben.

2 AUFGABE Es werden Informationen ohne nennenswerte Anwendung

von Theorie zusammengefaßt, die den erforderlichen Kenntnisstand für die Herstellung technisch brauchbarer bis guter Schwarzweiß-Bilder vermitteln. Die angeführten Beispiele beruhen auf den heute marktgängigen Materialien. Besonderer Wert wurde auf die Erklärung einiger wichtiger Begriffe gelegt, da begriffliche Unstimmigkeiten ein großes Hindernis für das Verständnis dieses Arbeitsgebietes sind. Anwendungen wie Tonen, Retuschieren und andere verändernde, verbessernde oder verfremdende Möglichkeiten und Mittel einschließlich elektronischer Bildbearbeitung werden nicht behandelt. Dies gilt auch für Infrarotfotografie sowie für bildhafte Fotografie mit Reproduktionsfilmen wie zum Beispiel Kodak Technical Pan. Hierzu wird auf die weitergehende Fachliteratur verwiesen.

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3 BEGRIFFE Farbnegativ-Filme weisen einen Belichtungsspielraum von

teilweise mehr als ± zwei Belichtungsstufen auf, ohne daß die erwartete Qualität bei Ausnutzung dieser Grenzen besonders leidet. Dies gilt dagegen nicht für Schwarzweiß-Filme. Soll der ganze Helligkeitsumfang eines Objektes problemlos auf Papier kopiert werden können, so darf die Belichtung höchstens um eine halbe Belichtungsstufe nach oben oder unten vom optimalen Wert abweichen. Die Kenntnis der folgenden Begriffe hilft, die Bedeutung der richtigem Belichtung besser zu verstehen. Die Reihenfolge der aufgezählten Begriffe ist nicht alphabetisch sondern nach didaktischen Überlegungen geordnet. Erscheint in der Erklärung eines Begriffs ein weiterer, der hier auch erklärt wird, so ist er fett gedruckt.

Relative Belichtung Als relative Belichtung wird der Quotient zweier

Belichtungswerte H2 und H1 bezeichnet. Sein Logarithmus wird bei Dichte- oder Schwärzungskurven als unabhängige Variable in Richtung der x-Achse aufgetragen,

log(H2/H1) = log H2 -log H1. Blendenstufe Der Übergang bei der Einstellung des Objektivs von einer

Blendenzahl zur vorhergehenden oder nächstfolgenden wird als Blendenstufe bezeichnet.

Kontrastumfang Der Kontrastumfang wird auch als Helligkeitsumfang oder

einfach als Kontrast bezeichnet. Er ist das Verhältnis der Leuchtdichte des hellsten zu der des dunkelsten Bereichs eines leuchtenden Gegenstandes oder einer leuchtenden Fläche. Bei beliebiger aber fester Einstellung eines Belichtungsmessers entspricht der Kontrastumfang dem Verhältnis der für die beiden Bereiche gemessenen Belichtungszeiten. Der Begriff des Kontrastumfangs bezieht sich also immer auf direkt gemessene Belichtungszeiten.

Helligkeitsumfang des Aufnahmegegenstandes Ein Sonderfall des Kontrastumfangs ist der

Helligkeitsumfang des Aufnahmegegenstandes und wird auch als Objektkontrastumfang, als Objekt- oder Motivkontrast oder einfach als Objektumfang bezeichnet.

Kontrastumfang des Negativs Der Begriff Kontrastumfang wird auch auf Negative

angewendet und läßt sich einfach darstellen. Wird zum Beispiel das Negativ vom Vergrößerungsobjektiv des Vergrößerungsgerätes auf das Grundbrett projiziert, so ergibt sich als Kontrastumfang des Negativs das Verhältnis der beiden Belichtungszeiten, gemessen an der hellsten und an der dunkelsten Stelle auf dem Grundbrett, wenn diese Stellen

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noch mit erkennbarer Struktur auf das Papier kopiert werden sollen.

Entwicklung Unter Entwicklung wird der chemische Prozeß verstanden,

bei dem die belichtete fotografische Schicht in eine stark reduzierende Lösung, nämlich den Entwickler getaucht wird, wobei die Silberhalogenid-Moleküle, die durch Lichteinwirkung “geimpft“ sind, zu schwarzem, metallischen Silber reduziert werden.

Dichte und Schwärzung Dichte, Schwärzung, Schwärzungsdichte oder Dichte der

Schwärzung sind verschiedene gebräuchliche Ausdrücke für den gleichen sachlichen Inhalt. Zur einfacheren Unterscheidung soll hier beim Negativ von Dichte und beim Papier von Schwärzung gesprochen werden. Je mehr die fotografische Schicht belichtet wird, um so größer wird die Dichte oder die Schwärzung nach der Entwicklung sein. Jede lichtempfindliche Schicht besitzt jedoch eine Sättigung der Dichte oder Schwärzung. Wird weiter belichtet, so nimmt die Dichte oder Schwärzung wieder ab. Der Dichte- oder Schwärzungsbereich jenseits der Sättigung ist nicht Gegenstand dieser Betrachtungen.

Relative Dichte und relative Schwärzung Die Begriffe Dichte und Schwärzung sind logarithmisch

definiert und bedürfen daher, wie alle logarithmischen Angaben, immer einer geeigneten Bezugsgröße. Es kann daher nur der Unterschied zweier Dichte- oder Schwärzungswerte gemessen und angegeben werden. Dichte und Schwärzung ergeben sich einfach aus der Differenz der Logarithmen von zwei Belichtungszeiten. Wird ein Negativ in die Filmbühne eines Vergrößerungsgerätes gelegt und auf das Grundbrett projiziert, so kann mit irgendeiner festen Einstellung des Laborbelichtungsmessers die Belichtungszeit an zwei beliebigen Stellen des abgebildeten Negativs gemessen werden. Die Differenz der Logarithmen dieser beiden Belichtungszeiten t1 und t2 gibt gerade die Dichtedifferenz der beiden Negativstellen oder die relative Dichte D der zweiten Stelle bezogen auf die erste an,

D = logt2 - logt1 = log(t2/t1). Entsprechendes gilt für die Schwärzung von

fotografischem Papier, nur kann hier nicht mit einfachen Mitteln wie beim Negativ die relative Schwärzung bestimmt werden.

Schleier und Dichte über Schleier Wird ein unbelichteter Bereich des Negativs ausgewählt und

die dazu unter dem Vergrößerungsgerät gemessene Belichtungszeit mit to bezeichnet, so ergibt sich die relative Dichte einer zweiten beliebigen, aber bildhaften Stelle x zu

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Dx = log(tx/to). Die Dichte des unbelichteten Negativs wird als Schleier

bezeichnet und Dx daher als Dichte über Schleier. Kleinste Dichte Die kleinste gerade noch gut erkennbare Dichte über

Schleier beträgt etwa 0,1. Größte Dichte oder größte Schwärzung Bei Schwarzweiß-Filmen kann die größte Dichte über

Schleier bis etwa 3,0 betragen, bei Fotopapieren die größte Schwärzung bis etwa 2,3.

Nutzbarer Dichteumfang des Films Der nutzbare Dichteumfang des Films ergibt sich aus der

Tatsache, daß selbst Vergrößerungspapier der Gradation 0 höchstens einen Kontrastumfang des Negativs von 32:1 verarbeiten kann. Dem entspricht ein nutzbarer Dichteumfang des Films von 1,5 wegen

log32 – log1 ≈ 1,5 - 0. Als praktische Voraussetzung, die hier durchgehend

zugrunde gelegt ist, gilt die Regel, daß der nutzbare Dichteumfang eines Films durch den Bereich der Dichten über Schleier von 0,1 bis 1,6 gegeben ist. Insbesondere darf bei einem einzelnen bildhaften Negativ der für die Kopie vorgesehene Negativbereich den Kontrastumfang von 32:1 beziehungsweise den Dichteumfang von 1,5 keinesfalls überschreiten.

Dichte- oder Schwärzungskurve In Bild 1 wird als Beispiel eine typische Dichtekurve eines

Negativfilms gezeigt. Die Dichte ist als Funktion der Belichtung aufgetragen. Die x-Achse ist dazu in ganzen Zahlen geteilt, wobei der Übergang von einer Zahl zur nächsten gerade der Verdopplung oder Halbierung der Belichtung entspricht. Die Wahl des Nullpunkts ist willkürlich und kann ohne Beschränkung der Allgemeinheit der Aussagen so gewählt werden, daß es einer komfortablen Auswertung dienlich ist. Die Dichtekurve ist nur für den Bereich dargestellt, der für die bildhafte Fotografie nützlich ist. Die dargestellte Dichtekurve zeigt zunächst, daß die Steilheit ß = y/x = 0,63 beträgt. Dies ist ein günstiger ß-Wert für die Weiterverarbeitung in einem Vergrößerungsgerät mit diffuser Beleuchtung. Die Dichtekurve zeigt weiter, daß die Dichte für Stufe 4 gerade 0,85 beträgt, ein optimaler Wert, wie an anderer Stelle gezeigt wird.

Nutzbarer Belichtungsumfang des Films Der nutzbare Belichtungsumfang des Films wird aus dem

Diagramm der Dichtekurve nach Bild 1 entnommen und entspricht dem Bereich der x-Achse, der unter dem Teil der Dichtekurve liegt, der den nutzbaren Dichteumfang des Films darstellt. Der nutzbare Belichtungsumfang muß

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mindestens so groß sein wie der Objektumfang, wenn alle Bereiche des Objekts noch gut durchgezeichnet auf Papier kopiert werden sollen. Siehe hierzu aber Kapitel 5.

Dichte über Schleier 2,0 B1,5 = 8 1,6 1,5 D5 = 1,05 1,0 D4 = 0,85 ß = (1,05 - 0,1)/5 log2 = 0,63 0,5 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild 1 – Beispiel für eine idealisierte Dichtekurve eines Schwarzweiß-Films

ß-Wert, Steilheit und Gradation Die Dichtekurven von Filmen verlaufen nicht immer so

geradlinig, wie im Beispiel von Bild 1 gezeigt, sondern bilden häufig ein langgestrecktes und nach rechts gekipptes „S“. Dabei kann der mittlere, etwa geradlinige Teil der Dichtekurve steiler oder flacher verlaufen. Dieser Anstieg beeinflußt nicht nur nachhaltig die Anwendbarkeit des Films, sondern auch seine weitere Bearbeitung zu Kopien. Ein extrem steiler Anstieg ist zum Beispiel für die Reproduktion von Strichzeichnungen geeignet, ein mäßiger Anstieg für die bildhafte Fotografie und ein sehr flacher Verlauf für die Bewältigung extrem großer Objektkontraste. Der Anstieg der Dichtekurve wird auch mit Gradation oder Steilheit bezeichnet. Es hat viele Vorschläge gegeben, den Anstieg der Dichtekurve zu definieren. Einige legen zum Beispiel eine mittlere Gerade durch die S-förmig geschwungene Kurve, andere berücksichtigen nur den geradlinig verlaufenden Teil. Wir begnügen uns mit dem so genannten ß-Wert. Dies ist der Betrag von ß = y/X, wenn für x fünf Belichtungsstufen eingesetzt werden, also

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x = 5 log2 ≈ 1,5, und für y die Dichte für Stufe 5 minus Schleier, also y = D5 - 0,1.

Empfindlichkeit des Films Die Empfindlichkeit der Filmemulsion ist chemisch bedingt

und wird physikalisch beschrieben und ermittelt. Die Empfindlichkeit des Films, insbesondere eines Schwarzweiß-Films, wird auf das Grau einer Graukarte, das Standardgrau, bezogen. Zum Verständnis dient die folgende Erklärung, die keine Definition sein soll: Die Belichtung, die gerade zu einer Schwärzung führt, die derjenigen in der Mitte der Dichtekurve entspricht, ist ein Maß für die Empfindlichkeit. Würde an einem Belichtungsmesser diese Belichtung eingestellt und der Belichtungsmesser bei Messung auf die Graukarte durch Änderung der Empfindlichkeitsskala abgeglichen, wobei gleiche Lichtverhältnissen wie bei der Aufnahme der Belichtungsreihe vorliegen sollen, so könnte nach Abgleich die Empfindlichkeit des Films abgelesen werden. In der Praxis des Fotografierens geht es natürlich umgekehrt zu: Die Filmempfindlichkeit wird am Belichtungsmesser eingestellt und der Belichtungsmesser daraufhin durch Verstellen der Belichtung abgeglichen.

Auf der Filmpackung steht zum Beispiel ISO 100/21°. ISO bedeutet „International Organization for Standardization“ und weist darauf hin, daß hier etwas international genormt ist, zum Beispiel die Ermittlung der Empfindlichkeit oder die Art ihrer Angabe. Tatsächlich haben wir es mit zwei Angaben zu tun, die erste nach der ehemaligen ASA-Norm und die zweite nach der ehemaligen DIN-Norm. ASA steht für „American Standard Association“ und DIN steht für „Deutsches Institut für Normung“. Die erste Angabe ist ein lineares Maß für die Empfindlichkeit, zum Beispiel heißt „200“ doppelt so empfindlich wie „100“. Die zweite Angabe ist ein logarithmisches Maß. Jeweils drei Zähler bedeuten eine Verdoppelung beziehungsweise eine Halbierung der Empfindlichkeit. Damit heißt zum Beispiel „24“ doppelt so empfindlich wie „21“. Das amerikanische ASA-Maß ist anschaulicher, mit der deutschen DIN-Angabe läßt es sich aber viel einfacher rechnen. Tabelle 1 zeigt eine Gegenüberstellung der beiden Systeme.

Nennempfindlichkeit des Films Die Angabe der Empfindlichkeit im Datenblatt oder auf der

Filmpackung heißt Nennempfindlichkeit des Films und stimmt nicht immer mit seiner Arbeitsempfindlichkeit überein.

Film-Entwickler-Kombination Das fotografische Ergebnis hängt, abgesehen vom

Fotografen selbst und seinen technischen Hilfsmitteln, von der Filmemulsion und vom Entwicklertyp und der Art seiner Anwendung hinsichtlich Konzentration, Temperatur, Bewegungsart und Entwicklungszeit ab. Wird einer dieser Parameter geändert, so ändert sich auch das Ergebnis. Eine Film-Entwickler-Kombination ist also durch ihre Komponenten

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Filmtyp und Entwicklertyp sowie durch die Entwicklungsparameter gekennzeichnet.

Tabelle 1 - Filmempfindlichkeiten

ASA DIN° 6 9 12 12 25 15 50 18 100 21 200 24 400 27 800 30 1 600 33 3 200 36

Arbeitsempfindlichkeit des Films Im Gegensatz zur Nennempfindlichkeit hängt die

praktische Empfindlichkeit des Films von einer Reihe von Einflüssen ab wie zum Beispiel Art und Verschluß der Kamera, Lichtdurchlässigkeit des Objektivs, verwendetes Lichtmeßsystem, Filmentwickler, Entwicklungsprozedur nebst Konzentration, Entwicklungszeit und -temperatur und von der Art der Beleuchtungseinheit des Vergrößerungsgerätes. Die Empfindlichkeit, die sich bei Berücksichtigung dieser Einflüsse ergibt, heißt Arbeitsempfindlichkeit. Sie ist eine Größe, die für jeden Fotografen von seiner Ausrüstung und seinen Hantierungsgewohnheiten abhängt und daher nur von ihm selbst ermittelt werden kann. Grundlage für die Ermittlung der Arbeitsempfindlichkeit ist zum Beispiel eine Belichtungsreihe auf eine Graukarte. Siehe hierzu Kapitel 5.

Belichtungsreihe Wird ein Objekt mehrmals so fotografiert, daß sich jede

Belichtung eines Negativs von der des vorhergehenden um den gleichen Faktor unterscheidet, so ergibt sich eine Belichtungsreihe. Einen wichtigen Sonderfall stellt die Belichtungsreihe dar, bei der je zwei aufeinander folgende Belichtungen sich um eine Belichtungsstufe unterscheiden, also um den Faktor 2 in der Belichtungszeit oder um eine Blendenstufe.

Graukarte Eine Graukarte reflektiert 17,7% des auffallenden weißen

Tageslichtes. Ihr Grau entspricht dem Standardgrau in Tabelle 2. Siehe hierzu auch Kapitel 1.

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Grauwert und Grauwertskala Es werde eine Belichtungsreihe betrachtet, bei der eine

Graukarte mehrmals fotografiert wird, wobei die Belichtung des Films nach jeder Aufnahme um einen Lichtwert erhöht, also verdoppelt wird, bis diese Belichtungsreihe zum Beispiel neun Belichtungsstufen umfaßt. Bei entsprechendem Vorgehen ergibt sich zum Beispiel nach dem Entwickeln für je zwei aufeinanderfolgende Negative ein Dichteunterschied von etwa 0,15, und alle Dichtewerte liegen weitgehend auf dem geraden Teil der Dichtekurve der gewählten Film-Entwickler-Kombination. Die hierfür erforderlichen zehn Belichtungen werden zum Beispiel mit 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 bezeichnet. Für die Anfertigung dieser Belichtungsreihe wird der Belichtungsmesser auf die Nennempfindlichkeit des Films eingestellt. Danach wird auf das Standardgrau der Graukarte gemessen und diese Einstellung mit Belichtung 4 bezeichnet. Für Belichtung 0 zum Beispiel wird daher um vier Lichtwerte kürzer belichtet, und für die nächsten Belichtungen wird entsprechend vorgegangen. Das ergibt nach Entwickeln des Films und nach Kopieren aller 10 Negative bei konstant gehaltener Belichtung beim Vergrößern auf Fotopapier der Gradation 2 mit etwas Glück eine Reihe von abgestuften Grauwerten, wie in Tabelle 2 beschrieben.

Tabelle 2 - Grauwertskala

Relativer Grauwert auf Belichtungswert dem Papier keine Belichtung „Pechschwarz“ 0 Schwarz 1 Schwarzgrau 2 Dunkelgrau 3 Mittelgrau 4 Standardgrau 5 Hellgrau 6 Hell 7 Sehr hell 8 Weiß 9 Papierweiß

Im Falle bildhafter Fotografie bringen die Grauwerte

Pechschwarz und Schwarz beziehungsweise Weiß und Papierweiß keine Strukturen mehr auf das Papier. Sie unterscheiden sich aber, bei sehr hellem Licht betrachtet, noch erkennbar in der Schwärzung beziehungsweise Helligkeit. Bei den Grauwerten 1 und 7 sind Strukturen gerade noch

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erkennbar. Die mittleren fünf Grauwerte zeigen dagegen deutliche Durchzeichnung aller Strukturen. Ein Schwarzweiß-Bild setzt sich vorwiegend aus den Grauwerten 1 bis 7 und ihren Zwischenwerten zusammen und umfaßt damit also sechs Belichtungsstufen.

Körnigkeit Körnigkeit ist ein Maß für die durchschnittliche Größe der

schwarzen Silberkristalle und ihrer Zusammenballungen nach der Entwicklung des Films. Die Körnigkeit hängt von der Art der Emulsion und vom Entwickler ab und nimmt mit zunehmender Belichtung und zunehmender Entwicklungsdauer zu. Die Körnigkeit läßt sich nur mit aufwändigen Messeinrichtungen bestimmen. Dem Amateur bleibt jedoch zum Beispiel die Möglichkeit, ein auf eine Graukarte aufgenommenes Negativ mittlerer Dichte zum Beispiel mit einer Lupe mit 10facher Vergrößerung oder unter einem Mikroskop mit mäßiger Vergrößerung zu betrachten, um sich einen Eindruck von der Körnigkeit des Filmmaterials zu verschaffen. Körnigkeit wird in Maßzahlen von 0 bis etwa 50 gemessen. Als Beispiel zeigt Tabelle 3 Angaben aus Datenblättern von Agfa. Von den aufgeführten Filmtypen ist jedoch nur noch APX 100 im Markt.

Tabelle 3- Körnigkeit Filmtyp Körnigkeit Beschreibung Ortho 25 6 Sehr feines Korn APX 25 7 Sehr feines Korn APX 100 9 Feines Korn AP 400 14 Mittleres Korn

Auflösungsvermögen Das Auflösungsvermögen einer fotografischen Schicht wird

gewöhnlich in Linien/mm gemessen, die noch als getrennte Linien auf einer Kopie zu erkennen sind. Tabelle 4 zeigt als Beispiel auch hier Angaben aus Agfa-Datenblättern. Körnigkeit und Auflösungsvermögen hängen in gewisser Weise miteinander zusammen. Der Schärfeeindruck eines Bildes wird aber nicht unbedingt durch ein hohes Auflösungsvermögen verstärkt und auch nicht unbedingt durch grobes Korn geschwächt. Hier kommt ein subjektiver Eindruck zum Tragen, der sich nicht in Maßzahlen fassen lässt.

Schärfe und Schärfeeindruck Immer wieder wird, auch von so genannten Profis, im

Rahmen von Filmtests berichtet, daß dieser oder jener Film

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besonders scharf oder weniger scharf zeichnet. Nun ist, abgesehen von der beim Fokussieren erreichten Einstellschärfe, der Begriff der Schärfe eines Films gar nicht definiert. Gemeint ist vielmehr, auch von den Testern, der Schärfeeindruck, den ein Negativ oder ein Bild vermittelt. Dieser Schärfeeindruck ergibt sich beim Film vor allem aus dem Zusammenwirken von Auflösungsvermögen und Körnigkeit. Siehe hierzu Kapitel 9.

Kopierumfang des Papiers Der größte Dichteumfang einer Negativvorlage, bei der das

Papier gerade noch zu erkennbaren Strukturen in den Schwärzen und Lichtern entwickelt werden kann, ist eine typische Kennzahl eines Papiers. Wird dieser größte Dichteumfang einer Vorlage, den ein Papier gerade noch verarbeiten kann, mit dem Faktor 100 multipliziert und mit einem vorangestellten „R“ versehen, so ergibt sich daraus eine genormte Bezeichnung für den Kopierumfang des Papiers. Kann zum Beispiel ein Papier gerade noch einen Dichteumfang von 1,10 verarbeiten, so wird sein Kopierumfang mit R 110 bezeichnet. Festgraduierte Papiere erreichen in der Gradation 0 (Weich) einen größten Kopierumfang von R 130 und Gradationswandelpapiere schaffen noch R 160. Der Kopierumfang muß an den Dichteumfang der Vorlage angepaßt sein.

Tabelle 4- Auflösungsvermögen

Filmtyp Linien/mm Beschreibung Ortho 25 350 Extrem hoch APX 25 200 Sehr hoch APX 100 150 Hoch AP 400 119 Mäßig

Gradation des Papiers Die Gradation des Papiers wird als das Verhältnis der

Schwärzung zu seinem Kopierumfang definiert und gewöhnlich in sechs Stufen eingeteilt. Die Stufen werden mit den Kennzahlen 0 bis 5 bezeichnet. Die Zuordnung der Stufen zum Kopierumfang wird von den Herstellern willkürlich und daher nicht einheitlich vorgenommen. Tabelle 5 gibt hierzu Anhaltswerte. In Tabelle 6 wird dem Kontrastumfang des Negativs der zugehörige Kopierumfang des Papiers gegenübergestellt.

Anmerkung 1 – Die Kennzahlen 0 bis 5 für diese Stufen werden auch mit Grad 0 bis Grad 5 bezeichnet. Hier bedeutet „Grad„ jedoch nicht das Gleiche wie zum Beispiel in Grad

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Celsius oder in Bogengrad, es ist nicht einmal der Grad der Abstufung gemeint. Hier ist „Grad“ eine Abkürzung für Gradient = Anstieg oder Steilheit, nämlich Steilheit der Schwärzungskurve des Papiers.

Tabelle 5 - Kopierumfang und Gradation von Vergrößerungspapier

Kopierumfang Gradation über bis Kennzahl Beschreibung 50 5 Extrahart 50 70 4 Hart 70 90 3 Normal 90 110 2 Special 110 130 1 Weich 130 150 0 Extraweich 150 00 Extrem weich

Tabelle 6 - Kontrastumfang des Negativs

und Kopierumfang des Papiers Kontrastumfang Beschreibung Kopierumfang des Negativs des Papiers des Papiers über bis über bis 2 : 1 Sehr hart 50 2 : 1 4 : 1 Hart 50 70 4 : 1 8 : 1 Normal 70 90 8 : 1 16 : 1 „Special“ 90 110 16 : 1 32 : 1 Weich 110 130 32 : 1 64 : 1 Sehr weich 130 150 64 : 1 Extra weich 150

Schwärzungsumfang des Papiers Der Schwärzungsumfang des Papiers wird durch Messung

des reflektierten Lichtes ermittelt, wofür dem Amateur die apparativen Voraussetzungen fehlen. Da entwickeltes Papier aber nicht weiter als Vorlage verwendet sondern nur betrachtet werden soll, sind die Datenblattangaben zum Schwärzungsumfang des Papiers ausreichend.

4 SCHWARZWEISS-FILME 4.1 Übersicht Nur die folgenden, marktgängigen Schwarzweiß-Filme

werden empfohlen. Von der Verwendung von Exoten wird abgeraten. Viele Filmtypen, die uns seit vielen Jahren und

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teilweise seit Jahrzehnten vertraut sind, werden heute nicht mehr hergestellt. Als letzter fiel der Agfa APX 25 dem Rotstift zum Opfer und wird seit Beginn 2002 nicht mehr gefertigt. Diese Lücke wird durch kein anderes Fabrikat ausgefüllt. Die außer APX 25 in Tabelle 7 angeführten Typen gehören daher nur bedingt in diese Kategorie. Im Monat April 2002 erschien eine Marktübersicht für alle zur Zeit im Markt erhältlichen Schwarzweiß-Filme [5]. Als Bezugs- und Informationsquelle dient zum Beispiel auch die Firma Brenner mit ihrem jeweils letzten Katalog [6].

4.2 Empfindlichkeit 10 bis 19° DIN Filme in diesem Empfindlichkeitsbereich werden vor allem

zur Wiedergabe feiner und feinster Strukturen eingesetzt, also zum Beispiel in der Architektur-Fotografie und dort, wo starke Vergrößerungen erforderlich sind. Diese Filme sind sehr feinkörnig und besitzen ein sehr hohes Auflösungsvermögen. Ihre Dichtekurve verläuft sehr steil, so daß ihr Belichtungsumfang klein ist und sieben bis acht Belichtungsstufen keinesfalls überschreitet. Die Arbeitsempfindlichkeit hängt deutlich von der Film-Entwickler-Kombination ab, sie kann durch Verlängern der Entwicklungszeit praktisch nicht erhöht werden und liegt gewöhnlich unter der angegebenen Nennempfindlichkeit.

Tabelle 7 - Die Superscharfen

Beschreibung Typ Empfind- lichkeit °DIN Der Klassiker Agfa APX 25 12 bis 15 Der Allrounder Ilford PAN F Plus 16 bis 19 Der „Feinste“ Kodak 10 bis 13 l Technical PAN

4.3 Empfindlichkeit von 19 bis 24° DIN Filme in diesem Empfindlichkeitsbereich werden für

Standardanwendungen benutzt, also zum Beispiel für Landschaft, Portrait, Reise-Dokumentation oder Nahaufnahmen. Sie sind sehr feinkörnig und besitzen ein hohes Auflösungsvermögen. Die Dichtekurven verlaufen gewöhnlich ideal, und die Film-Entwickler-Kombination läßt sich für die Weiterverarbeitung nach Wunsch auf Kondensorlicht oder auf diffuses Vergrößerungslicht einstellen. Wegen der flacheren Dichtekurve ergibt sich ein mittlerer bis großer Belichtungsumfang, so daß auch hohe Kontraste verarbeitet werden können. Die Arbeitsempfindlichkeit hängt auch hier von der Film-Entwickler-Kombination ab, sie liegt etwa im Bereich der Nennempfindlichkeit.

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Tabelle 8 - Die Standardfilme Beschreibung Typ Empfind- lichkeit °DIN Der Klassiker Agfa APX 100 20 bis 21 Der T-grain Kodak T-max 100 21 bis 22 Der Alte Ilford FP4 Plus 22 bis 24 Der Neue Ilford Delta 100 21 bis 22

4.4 Empfindlichkeit von 25 bis 30° DIN Filme in diesem Empfindlichkeitsbereich werden für

„schnelle“ Aufnahmen benutzt, also in der Sportfotografie eingesetzt, aber zum Beispiel auch für Portrait. Ihr Auflösungsvermögen ist eher mäßig und die Körnigkeit bereits doppelt so groß wie bei den Standardfilmen. Die Dichtekurve verläuft gewöhnlich sehr flach, so daß ein Belichtungsumfang bis über 12 Belichtungsstufen erreicht werden kann. Damit lassen sich extrem große Kontraste bewältigen. Die Arbeitsempfindlichkeit der Film-Entwickler-Kombination erreicht höchstens die Nennempfindlichkeit.

Tabelle 9 - Die Hochempfindlichen

Beschreibung Typ Empfind- lichkeit °DIN Der Klassiker Kodak Tri-x Pan 25 bis 28 Der T-grain Kodak T-max 400 24 bis 27 Der Alte Agfa APX 400 24 bis 27 Der Neue Ilford Delta 400 25 bis 28

4.5 Wahl des Films Alle genannten marktgängigen Filme sind empfehlenswert

und lassen bei typgerechter Anwendung zufriedenstellende Ergebnisse erwarten. Bei der Entscheidung für einen Film sollte bedacht werden, daß durchschnittlich gute Eigenschaften besser sind als ständiges Wechseln des Filmtyps.

Bei der Wahl des Filmtyps sollte auch an die Verfügbarkeit gedacht werden. Wer zum Beispiel viel ins Ausland reist, wird es schwer, wenn nicht unmöglich finden, dort seine zur Neige gehenden Vorräte an Agfa-Filmen aufzustocken. Hier ist es nützlich, sich zum Beispiel mit Kodak oder Ilford anzufreunden.

Anmerkung 2 – Die Filme Delta 100, Delta 400, Tmax 100

und Tmax 400 beruhen auf Emulsionen, die gezüchtete flache Kristalle in engeren Toleranzen enthalten. Mit dieser so genannten T-Kristall-Technologie sollte vor allem bei

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gleichbleibender Empfindlichkeit eine geringere Körnigkeit erreicht werden, die Kernaufgabe bei der Entwicklung von neuen Filmemulsionen. Agfa hat diesen Schritt bis jetzt nicht mit- beziehungsweise nachvollzogen. Es besteht aber der Eindruck, daß mit Delta 100 und Tmax 100 der vom APX 100 seit langem gesetzte Standard gerade erst erreicht wurde. Doch während der APX 25 seit Ende 2001 nicht mehr produziert wird und der Agfa AP 400 deutlich gegenüber seinen jungen Wettbewerbern zurückfällt, ist die Position von Agfa am Markt für Schwarzweiß-Filme schwach geworden.

5 ENTWICKLER FÜR SCHWARZWEISS-FILME 5.1 Übersicht Entwickler für Schwarzweiß-Filme werden gekauft oder

selbst angesetzt. Vom Selbstansatz wird abgeraten; er ist nur zweckmäßig für Profis oder Großverbraucher, die sich damit auskennen, und allenfalls für „Bastler“, die sich damit die Zeit vertreiben. Rezepte wie zum Beispiel diejenigen von Raffay [7], haben ihren Reiz, sie sind in den Händen von Profis oder darin erfahrenen Amateuren auch gut aufgehoben. Diese und andere Rezeptsammlungen verschaffen Unerfahrenen und zumal den chemisch nicht Ausgebildeten und Ungeübten nur Ärger, Kosten, Zeitverlust und vor allem Fehlschläge. Daher wird empfohlen, jedes Risiko zu vermeiden und die benötigten Entwicklersubstanzen oder -konzentrate zu kaufen. Namhafte und zuverlässige Hersteller von Fotochemikalien sind zum Beispiel Agfa, Ilford, Kodak und Tetenal. Die in Tabelle 10 vorgeschlagenen Entwickler sind eine Auswahl aus einer Fülle von Produkten, die der Markt anbietet. Insbesondere aber handelt es sich in Tabelle 10 um Produkte, die jeder kompetente Händler auf Lager hält.

5.2 Wirkungsweise Die lichtempfindlichen Substanzen in den fotografischen

Schichten von Filmen und Papieren sind Silberhalogenide, Silbersalze der so genannten Halogene, von denen Chlor und Brom in der Fotochemie eine besondere Bedeutung besitzen. Diese Silbersalze bilden Kristalle, deren Moleküle, Silberchlorid oder Silberbromid, durch Lichteinwirkung in einen labilen Zustand übergehen und sich danach durch ein Reduktionsmittel, nämlich den Entwickler, zu schwarzem, metallischem Silber reduzieren lassen, wobei zum Beispiel Bromsäure entsteht. Größere Kristalle fangen mehr Licht ein und führen daher zu größerer Empfindlichkeit der Schicht, aber auch zu größerer Körnigkeit. Die Kunst und Aufgabe der Hersteller von Filmen besteht also darin, lichtempfindliche fotografische Emulsionen herzustellen, die ein möglichst großes Verhältnis von Empfindlichkeit zu Körnigkeit besitzen.

5.3 Feinkornentwickler Diesem Problem wird zum Beispiel dadurch begegnet, daß

dem Entwickler Substanzen beigemischt werden, die die

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Silberhalogenid-Kristalle auflösen und nach der abgeschlossenen chemischen Entwicklung das metallische Silber wieder ausscheiden. Dabei wird bei gleichbleibender Empfindlichkeit die Körnigkeit verringert. Mit zunehmendem Anteil dieser so genannten physikalischen Entwicklung wird aber auch der Schärfeeindruck des Negativs und der Kopie deutlich verringert. Der Grund ist darin zu suchen, daß sich nach Auflösung des Silberhalogenid-Kristalls das reduzierte Slilberbromid nicht unbedingt dort ablagert, wo es belichtet wurde. Entwickler mit diesen Eigenschaften werden Feinkorn- oder Feinstkornentwickler genannt.

Tabelle 10 - Entwickler für Filme

Beschreibung Typ Hersteller Der Klassiker Rodinal Agfa KB-Entwickler Neofin Tetenal Universal-E. Ultrafin liquid Tetenal Referenz-E.. ID 11 Ilford Wie ID 11 D 76 Kodak Zwei Stufen-E. Emofin Tetenal

Anmerkung 3 – Der Begriff Feinkornentwickler hat wie kein anderer in der Fotografie für Verwirrung gesorgt. In dem Maße, wie die physikalische Entwicklung mitwirkt, ändern sich zum Beispiel bei Tetenal die Produkt-Bezeichnungen:

Ausgleichsentwickler = keine physikalische Entwicklung, Beispiel Neofin.

Feinkornentwickler = kleiner Anteil physikalischer Entwicklung, Beispiel Leicanol.

Echter Feinkornentwickler = großer Anteil physikalischer Entwicklung, Beispiel Ultrafin.

Feinstkornentwickler = sehr großer Anteil physikalischer Entwicklung, Beispiel Emofin.

Anmerkung 4 –Die Erfindung des Begriffs

Ausgleichsentwickler fand sicher nicht in einem Labor sondern eher in einer Marketingabteilung statt. Der Begriff ist irreführend, denn eine ausgleichende Wirkung auf die Lichter kann bei entsprechender Wahl der Entwicklungszeit mit jedem Entwickler erzielt werden.

5.4 Schichtoberflächen-Entwickler Die so genannten Schichtoberflächen-Entwickler arbeiten

rasch und entwickeln zuerst und gleichzeitig in der gesamten Oberfläche die ganz schwach belichteten Moleküle, die beim Aufnahmeobjekt den Schatten entsprechen. In dem Maße, wie der Entwickler in die Schicht diffundiert, entwickelt er mehr und mehr die stärker und stark belichteten Moleküle, die beim Aufnahmeobjekt den Lichtern entsprechen. Mit zunehmender

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Entwicklungszeit nimmt also die Schwärzung in den Lichtern und damit die Steilheit der Dichtekurve zu. Der Kontrastumfang des Films kann also durch die Entwicklungszeit gesteuert werden. Da die Schatten zuerst entwickelt werden, leidet die Empfindlichkeit des Films nicht unter vorzeitigem Abbruch der Entwicklung, sie ist praktisch unabhängig von der Entwicklungszeit. Alle in Tabelle 10 angegebenen Entwickler sind Schichtoberflächen-Entwickler [8].

5.5 Schichttiefen-Entwickler Die so genannten Schichttiefen-Entwickler arbeiten viel

langsamer. Sie diffundieren zwar schnell in die Schicht ein, entwickeln aber zuerst die stark belichteten Moleküle (Lichter) und nach und nach auch die schwach belichteten. (Schatten). Sind diese endlich entwickelt, ist die Schwärzung der Lichter bereits zu groß und die Dichtekurve viel zu steil. Bei einem vorzeitigen Abbruch sind die Schatten nicht durchentwickelt, worunter die Empfindlichkeit des Films leidet. Diese Entwickler werden praktisch nicht mehr auf Filme angewendet [8].

5.6 Einmal-Entwickler Einmal-Entwickler ist eine Entwicklerlösung, die zum

Zeitpunkt ihrer Verwendung aus einem flüssigen Konzentrat angesetzt und nach Abschluß des Entwicklungsvorgangs entsorgt wird. Es wird also immer mit frisch angesetzter Entwicklerlösung und damit so reproduzierbar gearbeitet, wie es der Hersteller des Konzentrats möglich macht. Die Konzentrate sind, dunkel und unter Schutzgas in gut verschlossenen Glasflaschen aufbewahrt, viele Jahre haltbar. Die in Tabelle 10 angegebenen Substanzen Rodinal, Neofin und Ultrafin liquid sind Einmal-Entwickler beziehungsweise als solche zu verwenden.

5.7 Mehrfach-Entwickler Während alle Einmal-Entwickler als Flüssigkonzentrat

gekauft werden, sind die Mehrfach-Entwickler gewöhnlich in Pulverform konfektioniert. Sie müssen genau nach der beiliegenden Anweisung angesetzt werden. Dabei gilt die alte Praktikerregel, daß dieser Ansatz am Vortag der ersten Benutzung erfolgen sollte, damit die Lösung Zeit zum Homogenisieren hat. Vor jedem Entwicklungsvorgang muß die Lösung temperiert werden, zum Beispiel auf 20 °C. Für jede weitere Entwicklung muß die Entwicklungszeit verlängert werden, zum Beispiel um 10% der vorhergehenden. Die Lagerstabilität der Lösung ist begrenzt.

5.8 Zwei-Stufen-Entwickler Dieser Entwickler ist ein Mehrfach-Entwickler, der aus zwei

Lösungen besteht. In der ersten Lösung nimmt die Emulsion die Entwicklersubstanz auf, in der zweiten wird der Entwicklungsprozeß eingeleitet. Je nach Dauer der Behandlung in der ersten Lösung wird der Film mehr oder weniger kräftig

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entwickelt. Die Dauer der Behandlung im zweiten Bad hat praktisch keinen Einfluß mehr auf das Ergebnis.

5.9 Die Entwickler nach Tabelle 10 Nach dieser Einführung können die Entwickler nach

Tabelle 10 besser zugeordnet werden. 5.9.1 Der Methusalem Im Jahre 1920, also vor über achtzig Jahren, wurde Rodinal

unter diesem Namen von Agfa auf den Markt gebracht. Ähnlich Aspirin von Bayer oder Nivea von Beiersdorf ist Rodinal ein Glücksfall nicht nur für den Hersteller. Rodinal ist ein Universalentwickler, der sowohl für Filme als auch für Fotopapiere verwendet werden kann. Er wird als Konzentrat geliefert und als Einmal-Entwickler verwendet. Für Filme ist eine Verdünnung von 1+10 bis 1+25 gebräuchlich. Dieser Entwickler gilt als Schärfekünstler. Tatsächlich führen in Rodinal entwickelte Negative zu Kopien, die einen hohen Schärfeeindruck vermitteln. Hierfür gibt es zwei Ursachen: Rodinal befördert den Kanten- oder Eberhard-Effekt, der die Konturen an Hell-/Dunkelgrenzen überhöht und so den Schärfeeindruck unterstützt. Siehe hierzu Kapitel 9. Rodinal beläßt aber auch das Korn in seiner ursprünglichen Größe, und schöne dicke, schwarze Körner vermitteln ebenfalls einen hohen Schärfeeindruck. Jedoch zeigt zum Beispiel APX 100, 12 min in Rodinal 1+25 entwickelt, bei 20facher Vergrößerung auf Fotopapier noch kein Korn. Daher gibt es keine bessere Einstiegsdroge für den Schwarzweiß-Fotografen als Rodinal von Agfa.

5.9.2 Der Kleinbild-Spezialist Die Entwickler Neofin blau und Neofin rot von Tetenal sind

laut Hersteller für das Kleinbild-Format entwickelt worden. Naturgemäß zeigte sich, daß sie damit erst recht für das Mittelformat geeignet sind, so daß der Verdacht besteht, daß die Propagierung für das Kleinbild-Format ähnlich der Propagierung des „Ausgleichsentwicklers“ eher eine reine Marketing-Strategie war. Tatsächlich ist Neofin ein sehr zu empfehlender Entwickler, der ähnlich Rodinal arbeitet und genauso zuverlässig und komfortabel anzuwenden ist. Neofin blau ist für niedrig- und mittelempfindliche Filme, der kräftiger arbeitende Neofin Rot für hochempfindliche Filme vorgesehen. Neofin wird als Konzentrat, neuerdings in kleinen, braunen Glasfläschchen, geliefert, wobei der Inhalt eines Fläschchens in 500 ml temperiertes Leitungswasser gegeben wird, um die gebrauchsfertige Lösung zu erhalten. Darin können unmittelbar nacheinander oder gleichzeitig zwei Filme entwickelt werden. Wir nennen Neofin dennoch Einmal-Entwickler.

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5.9.3 Der Kornzerkleinerer Ultrafin von Tetenal wird als Pulver und als Konzentrat

geliefert, letzteres unter der Bezeichnung Ultrafin liquid. Die Anwendung von Ultrafin liquid ist genau so bequem wie die von Rodinal oder Neofin. Das Konzentrat kann in unterschiedlichen Verdünnungen eingesetzt werden. Für Filme haben sich Verdünnungen von 1+10 für hochempfindliche und 1+20 für Standardfilme als optimal erwiesen.

Ultrafin arbeitet etwas feinkörniger als die vorgenannten Entwickler. Da moderne Schwarzweiß-Filme jedoch bis zu Vergrößerungsmaßstäben von 20:1 kaum Korn erkennen lassen, ist diese Eigenschaft praktisch unerheblich. Der wesentliche Vorteil dieses Entwicklers ist in der einfachen Handhabung als Einmal-Entwickler begründet.

5.9.4 Die Schiedsrichter Die in Tabelle 10 genannten Entwickler D 11 von Ilford und

ID 76 von Kodak sind praktisch identisch. Sie werden gelegentlich als so genannte Referenz-Entwickler bei Filmtests benutzt. Sie sind als Pulversubstanzen im Handel erhältlich und wie Mehrfach-Entwickler anzuwenden. Es sind Ergebnisse wie mit Ultrafin liquid zu erwarten.

5.9.5 Der Außenseiter Der Zwei-Stufen-Entwickler Emofin ist ein Mehrfach-

Entwickler, der sehr ausgewogene Ergebnisse mit äußerst feinem Korn liefert. Seine Anwendung ist unproblematisch, obwohl die Zwei-Stufen-Entwicklung den Einsteiger abschreckt. Der Schärfeeindruck der Kopien leidet geringfügig unter dem sehr feinen Korn und der fehlenden Ausbildung eines Kanteneffekts. Dafür ist die Empfindlichkeitsausnutzung sehr hoch, Filme können um ein bis zwei Belichtungsstufen knapper belichtet werden, als auf der Filmpackung angegeben. Damit bietet sich Emofin auch als Entwickler für „available light“ Aufnahmen an.

5.10 Wahl des Entwicklers Im Verlauf der industriellen Herstellung von Entwicklern sind

in den letzten 130 Jahren unzählige Substanzen gefunden oder entwickelt worden, die sich zur Reduktion von Silbersalz zu Silber eignen. Für den Amateur oder gar Einsteiger ist es jedoch nicht erforderlich, sich mit der Chemie zu befassen. Es genügt vielmehr, aus dem Angebot in Tabelle 10 eine Auswahl zu treffen.

Alle oben genannten Beispiele für Entwickler liefern gute Ergebnisse. Für den Anfang wird empfohlen, es mit Neofin, Rodinal oder Ultrafin liquid zu versuchen. Neofin ist die sicherste Empfehlung für Einsteiger. Für die Auswahl eines Entwicklers gilt grundsätzlich dasselbe wie für Filme: Ein zuverlässig arbeitender und gewohnter Entwickler ist besser als ständiges Wechseln und Probieren. Die Bevorratung und

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Lagerung von Entwicklerkonzentraten und -lösungen ist ausführlich in Kapitel 3 beschrieben.

Entwickler verrichten ihre Arbeit gewöhnlich am besten in einem stark alkalischen Medium. Daher sind Entwicklerlösungen starke Laugen, und im Umgang mit ihnen ist große Vorsicht geboten. Insbesondere beim Ansetzen und Umfüllen sind Schutzbrille und Haushaltshandschuhe angesagt. Im Ernstfall hilft viel Wasser. Geht ein Spritzer ins Auge, muß sofort der Arzt aufgesucht werden.

6 FILM-ENTWICKLER-KOMBINATIONEN Empfindlichkeit und Entwicklungszeit des Films sind von

den werkseitig vorgegebenen typischen Eigenschaften von Film und Entwickler abhängig, zusätzlich aber auch von Einflüssen wie

- Kamera und Objektiv; - Belichtungsmesser und Meßmethode; - Entwicklungsbedingungen wie Konzentration, Temperatur und Kippfrequenz; - Angestrebter Kontrastumfang; - Typ des Vergrößerungsgerätes mit Kondensor- oder diffuser Beleuchtung (Callier-Effekt); - Typ des Papiers und der Papieroberfläche; - Art der Präsentation der Kopie. Die Hersteller des Films und des Entwicklers können diese

Einflüsse nicht berücksichtigen. Sie empfehlen daher Filmempfindlichkeiten und Entwicklungszeiten, die auf den Erfahrungen ihrer Labore beruhen und die nicht immer und nicht notwendig zum besten Ergebnis führen. Daher muß jeder Fotograf die Arbeitsempfindlichkeit einer gegebenen Film-Entwickler-Kombination unter seinen Arbeitsbedingungen selbst ermitteln Schon hieraus ergibt sich, daß die Inanspruchnahme eines Fachlabors für Entwicklung und Vergrößerung von Schwarzweiß-Filmen nur in Glücksfällen zu zufriedenstellenden Kopien führen kann.

Eine sichere Methode zur Ermittlung der Arbeitsempfindlichkeit einer Film-Entwickler-Kombination besteht darin, eine Belichtungsreihe von zehn bis zwölf Aufnahmen mit Belichtung auf eine Graukarte zu erstellen. Die Auswertung führt zu einer Dichtekurve, der die typischen Daten der Film-Entwickler-Kombination entnommen werden können, wie zum Beispiel Arbeitsempfindlichkeit, Belichtungsumfang, ß-Wert und Dichte für Standardgrau. Die Auswertung geschieht grafisch oder numerisch und ist im Einzelnen einschließlich einiger Ergebnisse in Kapitel 5 beschrieben.

7 BELICHTEN VON FILMEN Moderne Farbnegativ-Filme belohnen den Fotografen bei

einer Fehlbelichtung von etwa zwei Belichtungsstufen Über- beziehungsweise Unterbelichtung noch mit brauchbaren

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Ergebnissen. Dabei kann der Farbeindruck gewisse Schwächen überdecken. Bei Schwarzweiß-Filmen setzt sich das Bild aber nur aus abgestuften Grauwerten zusammen, und das Korsett der Farbe fehlt. Bereits bei geringer Fehlbelichtung wird am oberen oder am unteren Ende der Dichtekurve des Films ein entsprechender Teil des darzustellenden Objektumfangs abgeschnitten, so daß helle Lichter auf dem Film in tiefem Schwarz versinken oder Schatten nicht mehr durchgezeichnet und damit strukturlos sind, je nachdem, ob über- oder unterbelichtet wurde. Um nicht nur brauchbare sondern auch gute technische Ergebnisse zu erzielen, muß der Schwarzweiß-Film daher möglichst genau belichtet werden. Um davon sehr gute Bilder zu kopieren, kann beim Vergrößern noch etwas, aber nicht beliebig viel nachgeholfen werden. Auf eine genaue Belichtungsmessung kann darum beim Schwarzweiß-Film keinesfalls verzichtet werden.

Die richtige Belichtung von Schwarzweiß-Filmen ist das Kernthema der Schwarzweiß-Fotografie und hat damit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ganze Generation von Schwarzweiß-Fotografen unter Führung von Ansel Adams in Atem gehalten. Die richtige Belichtung ist auch in dieser kurzen Anleitung die zentrale Aufgabe, die hier so einfach wie möglich bewältigt werden soll. Für einen richtig belichteten Schwarzweiß-Film gilt im wörtlichen Sinne wie für kaum einen anderen technischen Vorgang der sonst so banale Satz: „Was man - richtig belichtet - Schwarz auf Weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen“.

7.1 Belichtungsmessung Es werden drei Prinzipien der Belichtungsmessung

unterschieden, die Objektmessung mit dem auf das Objekt gerichteten Belichtungsmesser, die Messung auf eine Graukarte anstelle des Objekts und die Lichtmessung, die an dem Ort des Objektes in Richtung auf die Kamera erfolgt. Moderne Kameras haben für die Belichtungsmessung eine oder mehrere Automatikfunktionen eingebaut. Das ist in vielen Aufnahmefällen von Vorteil und führt meistens zu einigermaßen richtige belichteten Negativen.. Aber auch für die Anwendung der Belichtungsautomatik ist die Kenntnis der folgenden Hinweise für eine manuell durchgeführte Belichtungsmessung erforderlich. Für die richtige Belichtung von Schwarzweiß-Filmen reicht die Belichtungsautomatik nicht immer aus. Ihr grundsätzlicher Nachteil besteht darin, daß der Fotograf dabei nicht immer erkennen kann, wie die Kamera belichtet hat.

7.2 Objektmessung Die klassischen Arten der Objektmessung sind die integrale

und die integral-mittenbetonte Mehrfeldmessung, die Selektiv- und die Spotmessung. Darüber hinaus sind mit der ständig fortschreitenden Miniaturisierung der elektronischen Komponenten in modernen Kameras immer komplexere Meßsysteme eingebaut, die hier nicht im einzelnen aufgezählt

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werden müssen. Jeder Kamera liegen dazu eingehende Erläuterungen in der Bedienungsanweisung bei. Hier sollen nur die Prinzipien besprochen werden, die das Verständnis solcher Anleitungen erleichtern.

Eine professionelle Objektmessung läßt sich am sichersten mit einem Spot-Belichtungsmesser mit einem Meßwinkel < 3ø durchführen, der in einigen semi-professionellen Kameras bereits eingebaut ist. Moderne Leicas verfügen über eine so genannte Selektivmessung, die eine Spotmessung zwar nicht ersetzt, aber nach kurzer Eingewöhnung sehr gut zum Ziel führt. Praktisch alle modernen Spiegel-Reflex-Kameras bieten eine Integralmessung an, bei der die Beleuchtungsstärke mit mehreren, über das Bildfeld verteilten Meßzellen erfaßt und logarithmisch gemittelt wird. In vielen Fällen kann dies wahlweise auch mittenbetont geschehen. Mit Erfolg läßt sich auch eine mitgeführte Graukarte verwenden, die in Richtung des Motivs gehalten und als einheitlich leuchtende Fläche anstelle des Motivs in geringem Abstand angemessen wird.

7.2.1 Manuelle Ein-Punkt-Objektmessung Die Möglichkeiten und die Prinzipien der

Belichtungsmessung sind in Anhang A zusammengefaßt. Der Sonderfall der manuellen Objektmessung soll jedoch wegen seiner Bedeutung in der fotografischen Praxis an einem Beispiel erläutert werden.

Mit der folgenden einfachen Methode werden mittels einer Ein-Punkt-Messung die bildwichtigen Bereiche eines Motivs einigermaßen sicher in richtigen Grauwerten dargestellt. Dazu wird der Belichtungsmesser auf die Arbeitsempfindlichkeit der Film-Entwickler-Kombination eingestellt. Der Meßvorgang geschieht in fünf einfachen Schritten, die in Tabelle 11 angegeben sind. Es wird empfohlen, hierzu einige Blindübungen zu machen, um sich an den Ablauf des Vorgangs zu gewöhnen.

Beispiel 1 Schritt 1 - Das Motiv sei eine Hausfassade mit rotem

Ziegeldach, dunkelbraunem Holztor, hellbraunen Fensterläden und grauem Rauputz. Eine Fläche, die sich gut anmessen läßt und einen wichtigen Bestandteil des Motivs darstellt,, ist das Tor mit Schnitzereien.

Schritt 2 - Dem Tor wird der Grauwert 2 entsprechend Dunkelgrau zugeordnet.

Schritt 3 - Die Differenz von Grauwert 4 zu Grauwert 2 ergibt 4 - 2 = 2 Belichtungsstufen.

Schritt 4 - Die Messung auf die Fläche des Tores ergibt den Lichtwert 10.

Schritt 5 - Das Ergebnis von Schritt 3 wird hinzugezählt, also an der Kamera der Lichtwert 10 + 2 = 12 für die Aufnahme eingestellt.

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Tabelle 11 – Ein-Punkt-Messung

Schritt 1 Das Motiv wird festgelegt und ein auffälliger oder bildwichtiger Bereich des Motivs für die Messung ausgewählt.

Schritt 2 Die Helligkeit dieses Bereichs wird einem der sieben Grauwerte 1 bis 7 nach Tabelle 2 zugeordnet.

Schritt 3 Die Nummer dieses Grauwerts wird von der Zahl 4 subtrahiert und ergibt damit die Anzahl der Belichtungsstufen, mit der die nach Schritt 4 gemessene Belichtung korrigiert werden muß.

Schritt 4 Die Belichtungsmessung erfolgt auf den ausgewählten Bereich des Motivs nach Schritt 1.

Schritt 5 Die Belichtungsstufen nach Schritt 3 werden zum Meßwert nach Schritt 4 addiert und die Summe an der Kamera eingestellt.

Beispiel 2 Schritt 1 - Das Motiv sei das Gleiche wie in Beispiel 1,

jedoch mit sehr heller Kalkstein-Hauswand. Schritt 2 - Die Hauswand läßt sich gut anmessen, ihr wird

der Grauwert 7 entsprechend Sehr hell zugeordnet. Schritt 3 - Die Differenz zum Grauwert 4 ergibt 4 - 7 = - 3 Belichtungsstufen. Schritt 4 - Die Messung auf die Hauswand ergibt den

Lichtwert 16. Schritt 5 - Das Ergebnis von Schritt 3 wird hinzugezählt,

also der Lichtwert 16 - 3 = 13 an der Kamera für die Aufnahme eingestellt.

Die Beispiele 1 und 2 zeigen, daß je nach subjektiver Beurteilung der Helligkeit der ausgewählten Fläche und damit ihrer Zuordnung zu einer Graustufe unterschiedliche Belichtungsergebnisse entstehen können. Erst nach der Entwicklung kann dann festgestellt werden, wie genau geschätzt worden ist und ob der bildwichtige Teil im richtigen Grauton erscheint. In besonderen Fällen werden daher zweckmäßig zwei zusätzliche Negative belichtet, jeweils eine Belichtungsstufe heller und eine Belichtungsstufe dunkler als oben ermittelt. Es wird also eine kleine Belichtungsreihe angefertigt. Dadurch ist in der größten Zahl aller Fälle sichergestellt, daß immer eines der drei belichteten Negative mit einer optimalen Grauwertabstufung vorliegt.

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Es genügt das Durchspielen von etwa einem Dutzend praktischen Beispielen mit der Kamera in der Hand, um sich an diese einfache Prozedur mit der Zuordnung eines Grauwertes zum ausgewählten Flächenbereich des Motivs zu gewöhnen und so zu der gewünschten und weitgehend zutreffenden Belichtungseinstellung zu gelangen.

Anmerkung 5 - Diese Prozedur läßt sich naturgemäß auch

dann mit Vorteil anwenden, wenn die Kamera mit einem Farbnegativfilm oder Farbdiafilm geladen ist.

7.2.2 Messung auf Graukarte Die Messung auf eine Graukarte ist ein Sonderfall der Ein-

Punkt-Messung. Der Meßwert kann unmittelbar an der Kamera eingestellt werden und führt dazu, daß Grauwerte des Motivs, deren Helligkeit dem der Graukarte entsprechen, als Grauwert 4 nach Tabelle 2 dargestellt werden und somit in der Mitte der Dichtekurve der verwendeten Film-Entwickler-Kombination liegen.

Voraussetzung für die Anwendung einer Graukarte sind identische Beleuchtungsstärke für Motiv und Graukarte. Gegebenenfalls muß mit Graukarte und Belichtungsmesser (Kamera) an den Ort des Motivs gegangen werden. Ist diese Voraussetzung erfüllt, so ist die Belichtungsmessung mittels Graukarte eine sehr sichere Methode, um eine genaue Belichtung des Films zu erzielen.

. 7.3 Lichtmessung Wir können die so genannte Lichtmessung als Referenz-

Meßverfahren bezeichnen, denn, richtig angewendet, gibt sie einfach und untrüglich die optimale Belichtung an. Die Lichtmessung kann insbesondere bei schwierigen Aufnahmesituationen dem Fotografen zu einer sicheren Messung der Belichtung verhelfen. Eine solche Situation ist zum Beispiel eine Gegenlichtaufnahme im schräg einfallenden Sonnenlicht, bei der die Schattenpartien noch gut durchgezeichnet werden sollen.

Die Lichtmessung erfolgt vom Aufnahmeobjekt aus in Richtung auf die Kamera. Dabei wird die bei vielen Handbelichtungsmessern vorhandene milchig weiße Kalotte vor die Meßzelle geschoben. Durch diese Anordnung wird alles Licht erfaßt, das im vollen Raumwinkel von 180 ° auf das Objekt fällt und zu seiner Beleuchtung beiträgt. Der abgelesene Lichtwert gibt die richtige Belichtung für Standardgrau an. Weitere Einzelheiten zu dieser Meßmethode sind in Anhang A, beschrieben.

8 ENTWICKELN VON FILMEN 8.1 Allgemeine Hilfsmittel Die folgenden Geräte sind als Grundausrüstung

erforderlich:

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- Thermometer, das gleichzeitig auch als Rührstock verwendet werden kann, mit gut ablesbarer Teilung in ganzen Grad Celsius und einem Meßbereich von etwa 0 °C bis 60 °C.

- Zwei Meßzylinder bis 50 cm3 und 100 cm3. - Durchsichtige Meßbecher verschiedener Größen aus

Plastik oder Glas mit cm3-Teilung, mindestens je ein solches Gefäß mit einem Inhalt von 250, 1 000 und 2 000 cm3.

- Töpfe mit Henkel aus klarem Plastikwerkstoff, wie sie in der Küche verwendet werden, erfüllen die Anforderungen, sofern sie eine Teilung besitzen, die den Inhalt hinreichend korrekt anzeigt.

- Spritze oder Meßpipette bis 10 cm3 Inhalt zum genauen Dosieren von Entwicklerkonzentraten.

- Mehrere Vorratsflaschen aus dunkelbraunem Glas mit Schraubverschluß und von 1 bis 2,5 Liter Inhalt.

- Sortiment verschieden großer Trichter zum Umfüllen. - Gut ablesbare Laborstoppuhr mit einem Durchmesser von

mindestens 15 cm, die aufrecht hingestellt oder an die Wand gehängt werden kann.

- Papierschere. 8.2 Hilfsmittel für die Entwicklung von Filmen Hierfür sind zusätzlich die folgenden Geräte und

Einrichtungen erforderlich: - Zwei bis drei Film-Entwicklungsdosen. - Wäscheklammern. - Vorrichtung zum Aufhängen der Filme zum Trocknen, zum

Beispiel eine Trockenschere über der Badewanne. - Filmtüten und Ordner zum Aufbewahren der Negative. - Lupe mit 6 bis 10facher Vergrößerung zum Beurteilen des

entwickelten Negativs hinsichtlich Schärfe und Körnigkeit. Siehe hierzu Kapitel 9..

- Leuchtkasten dazu. Anmerkung 6 - Mit Schärfe beziehungsweise Unschärfe ist

hierbei die bei der fotografischen Aufnahme möglicherweise aufgetretene Unschärfe durch falsches Fokussieren (Einstellunschärfe) oder durch Verwackeln der Kamera bei der Aufnahme oder durch Bewegung des Objekts (Bewegungsunschärfe) gemeint.

8.3 Chemikalien Für die Entwicklung von Filmen sind die folgenden

Chemikalien erforderlich: - Vorrat von Entwickler oder Entwickler-Konzentrat. - Vorrat von 1 kg Fixiersalz oder1 l Fixierbad-Konzentrat.. - Vorrat von 1 l konzentrierter Essigsäure, zum Beispiel von

Tetenal (60%ig). - Entspannungsmittel, zum Beispiel Mirasol 2000 antistatic

von Tetenal. - Fixierbadprüfer, zum Beispiel von Tetenal.

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8.4 Entwicklung Es wird zwischen Tankentwicklung, Rotationsentwicklung

und Dosenentwicklung unterschieden. Für den Amateur mit höchstens 50 Filmen im Jahr ist die Dosenentwicklung das angemessene Verfahren. Die Tankentwicklung ist nur für Labore mit ständigem Einsatz und kontinuierlicher Regenerierung des Badinhalts geeignet. Die Rotationsentwicklung ist im Amateurbereich eher für Arbeiten zur Farbfotografie erforderlich, für Schwarzweiß-Filme eher unzweckmäßig.

Anmerkung 7 - Entwicklungstrommel ist ein Gerät, in

dessen Trommel der Film eingelegt und mit verhältnismäßig wenig und genau bemessener Entwicklerzugabe durch elektromechanisch bewirktes Drehen der Trommel entwickelt und danach in entsprechender Weise fixiert wird.

8.5 Entwicklungsdose Entwicklungsdosen sind während der Entwicklung lichtdicht

verschlossene Gefäße, die zur Aufnahme des Films eine Spirale aus Kunststoff oder Edelstahl enthalten. Es gibt Dosen sehr unterschiedlicher Bauart. Solche mit Metallgehäuse sind zu vermeiden, da sie zum Beispiel die Handwärme schnell auf die Entwicklerlösung übertragen. Bei einigen Dosen wird die Spirale zur Bewegung der Entwicklerlösung gedreht, andere Dosen werden dazu einfach gekippt. Es gibt so genannte Tageslichtdosen, in die der Film bei Tageslicht ohne Abdunklung des Raumes eingelegt werden kann. Ansonsten erfolgt das Einlegen eines Films in die Spirale und Dose in einem völlig dunklen Raum und sollte vorher mit einem bereits entwickelten und/oder verdorbenen Film auch im Dunklen geübt werden.

8.6 Lösungen Für die Entwicklung werden Lösungen in folgender

Reihenfolge benötigt: - Entwicklerlösung, - Stoppbadlösung, - Leitungswasser, - Fixierbadlösung, - Leitungswasser und - entspanntes Wasser. Alle erforderlichen Lösungen werden zu Beginn des

Entwicklungsvorganges bereitgestellt, ebenso Putzlappen und genügend saugfähiges Papier, zum Beispiel die übliche „Küchenrolle“.

8.6.1 Entwicklerlösung Die Entwicklerlösung muß genau nach den Angaben auf

dem Beipackzettel angesetzt werden, Einmal-Entwickler unmittelbar vor dem Entwicklungsvorgang, Mehrfach-

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Entwickler, die in Pulverform erworben werden, möglichst einen Tag vorher. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, werden Filme grundsätzlich bei 20 °C entwickelt. Der Einmal-Entwickler kann dazu in das im Meßbecher temperierte Leitungswasser gegeben werden, der Mehrfach-Entwickler muß im Wasserbad auf 20 °C temperiert werden. Die jeweils angesetzten Mengen richten sich nach dem Volumen der Entwicklungsdose. Bei Mehrfach-Entwicklern muß der Schwund nach jeder Entwicklung berücksichtigt werden, und es wird empfohlen, Mengen von 1 l oder 2 l anzusetzen. Die Entwicklungszeit wird mit der Laborstoppuhr gemessen. Beginn und Ende der Entwicklungszeit müssen immer an der gleichen Stelle des Vorgangs gezählt werden, zum Beispiel Beginn unmittelbar nach Einfüllen der Entwicklerlösung und Ende unmittelbar vor Ausgießen der Entwicklerlösung.

Die Entwicklungsdose wird während der Entwicklung gekippt, oder ihr Spulenkern wird gedreht. Es kann ständig gekippt oder gedreht werden oder alle drei Sekunden oder jede halbe oder jede ganze Minute. Je öfter bewegt wird, um so kürzer ist die Entwicklungszeit und um so sauberer das Ergebnis. Je weniger bewegt wird, um so größer ist der Kanteneffekt und damit der Schärfeeindruck. Bei geringerer Bewegung steigt aber auch die Neigung, in den stark belichteten Bereichen (Himmel) dunkle Streifen oder Schlieren zu erzeugen, die durch Ablaufen gelösten aber noch nicht vor Ort entwickelten Silbers entstehen. Ein guter Kompromiß ist die sehr alte Agfa-Empfehlung: In der ersten Minute ständig bewegen, danach alle 30 s einmal kippen oder eine halbe Drehung durchführen. Auf jeden Fall muß die gewählte Bewegungsart immer genau eingehalten werden, um reproduzierbar zu arbeiten.

8.6.2 Stoppbad Das Stoppbad wird aus 60%iger Essigsäure gemischt. Dazu

werden 33 ml dieser Essigsäure in einen Liter Wasser gegeben und verrührt.

Beim Umgang mit 60%iger Essigsäure ist wegen der damit verbundene Verätzungsgefahr allergrößte Vorsicht geboten. Es wird dringend empfohlen, Haushaltshandschuhe und Schutzbrille zu tragen. Im Ernstfall helfen schnell sehr viel Wasser und danach unbedingt der Arzt. Die Vorratsflasche muß für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.

Am Ende der Entwicklungszeit wird der Entwickler ausgegossen und ohne Zwischenwässerung die Stoppbad-Lösung in die Dose gefüllt. Die Dose mit dem Stoppbad wird eine halbe Minute ständig gekippt beziehungsweise die Spule ständig gedreht, das Stoppbad ausgegossen und mit zwei Dosenfüllungen Leitungswasser nachgespült.

8.6.3 Fixierbad Das Fixierbad dient zur Lösung des nicht belichteten

Silberhalogenids und zu seiner Entfernung aus der fotografischen Schicht. In der Emulsion verbleibendes

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unbelichtetes Silberhalogenid zerfällt nach längerer Lichteinwirkung und schwärzt das Bild auch ohne Anwendung von Entwickler.

Es werden normales Fixiersalz und Expreß-Fixiersalz angeboten. Empfohlen wird Expreß-Fixiersalz, das ergiebiger ist und deutlich schneller arbeitet. Es werden Lösungen nach Herstellerangeben vorbereitet, wozu gewöhnlich 100 g Fixiersalz in einem Liter Leitungswasser gelöst werden. Nahezu verbrauchte Lösungen neigen dazu, nach einiger Zeit das Silber auszuscheiden. Bei Kunststoffbehältern ist der dadurch entstehende schwarze Belag praktisch nicht mehr zu entfernen. Es wird daher empfohlen, Fixierbadlösungen nur in Glasflaschen aufzubewahren. Fixierbäder für Filme und Papiere müssen getrennt gehalten werden, um Verunreinigungen auf der Oberfläche der Negative zu vermeiden. Kopien von Negativen können beliebig oft angefertigt werden, verdorbene Negative sind unwiederbringlich verloren.

Der Silbergehalt des Fixierbades wird regelmäßig vor jeder Anwendung mittels Fixierbadprüfer ermittelt. Im Fixierbad wird etwa 10 min fixiert, im Expreß-Fixierbad etwa 5 min. Filmemulsionen in T-Kristalltechnik erhalten die doppelte dieser Fixierzeiten. Wieder wird die erste Minute ständig bewegt, danach etwa alle 30 s. Deutlich längeres Fixieren kann zu Änderungen der Negativdichte führen und sollte vermieden werden.

8.6.4 Schlußwässerung Die Schlußwässerung wird mit Leitungswasser von 15 °C

bis 25 °C vorgenommen, also nicht zu kalt und nicht zu warm. Sie dauert etwa 6 min bei halbminutigem Wasseraustausch.

8.6.5 Entspanntes Wasser Der letzten Wasserfüllung nach 8.6.4 wird die vom

Hersteller angegebene Menge an Netzmittel zugesetzt. Keinesfalls werden Pril oder ähnliche Haushaltsmittel verwendet, sondern zum Beispiel die oben angegebene Substanz von Tetenal. Der Film bleibt etwa 1 Minute in dieser Netzmittel-Lösung.

8.6.6 Trocknen des Films Der Film wird aus der Spirale entnommen. Anhaftendes

Wasser wird zwischen zwei Fingern und möglichst nicht mittels Filmabstreifer entfernt. Danach wird der Film mittels einer Klammer, zum Beispiel einer normalen Wäscheklammer, an geeigneter und staubfreier Stelle zum Trocknen aufgehängt und nicht mehr angefaßt. Das Netzmittel sorgt für ein Ablaufen der restlichen Feuchtigkeit und ein nasenfreies Trocknen der Emulsion. Der Film wird am unteren Ende mit einer weiteren Klammer beschwert, damit er glatt hängt und nach dem Trocknen plan ist.

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8.7 Sicherheitshinweise Wo sich Entwicklerlösung und Fixierbad mischen, kann es

zu häßlichen braunen Flecken kommen. Wischlappen und saugfähiges Papier müssen bereitgelegt werden für den Fall, daß es ein kleines Unglück gibt. Augen, Hände und Kleidung müssen gegen Spritzer geschützt sein. Im Ernstfall hilft viel Wasser, gegebenenfalls ist ein sofortiger Arztbesuch angesagt.

8.8 Aufbewahrung des Films Der Film wird nach völliger Trocknung von den Klammern

befreit und an einem staubfreien Ort in Streifen geschnitten, die der Breite der Filmtüten entsprechen, die für die Aufbewahrung vorgesehen sind. Empfohlen werden Filmtüten namhafter Zubehörhersteller wie zum Beispiel Hama. Diese Tüten sind aus klar durchsichtigem oder mattem, säurefreiem Material. Filme können darin endlos lange gelagert werden, ohne Schaden zu nehmen. Die Lebensdauer sorgfältig und richtig behandelter Schwarzweiß-Filme kann als unbegrenzt bezeichnet werden.

Diese Filmtüten sind auch im Format für die gebräuchlichen Büroordner erhältlich und nehmen dann gerade einen Kleinbildfilm oder einen 120er Rollfilm auf. Es wird empfohlen, die Filmtüten chronologisch zu nummerieren und eine Liste anzulegen, die die wichtigsten Daten hinsichtlich Aufnahmegerät, Filterung, Belichtung, Entwickler und Entwicklungsdaten sowie Inhalt, Aufnahmedatum und Entwicklungsdatum enthält. Ist ein PC vorhanden, bietet es sich an , zum Beispiel unter Lotus– oder Exel-Software entsprechende Tabellen anzulegen und Ausdrucke davon in den zugehörigen Büroordnern abzulegen.

9 FOTOPAPIER 9.1 Schichtträger Fotopapiere bestehen aus einem Trägermaterial, auf das

die lichtempfindliche Schicht aufgebracht ist. Als Trägermaterial dient üblicherweise, wie bereits der Name sagt, Papier oder Karton, die holz- und säurefrei sein müssen. Die Seite des Trägermaterials, welche die fotografische Schicht aufnimmt, wird mit einem „Weißmacher“ versehen, der gewöhnlich, wie auch in der Farben- und Lacktechnologie üblich, aus Bariumsulfat besteht. Dies ist ein Mineral, das als Schwerspat gewonnen wird. Hierfür hat sich auch der Handelsname Baryt als allgemeine Bezeichnung eingebürgert. Baryt ist ein schwerer, besonders weißer, aber auch teurer Füllstoff mit hoher Deckkraft. Wird eine sehr starke Barytschicht aufgetragen, so wird das entsprechende Papier als Baryt-Papier bezeichnet, das vor allem für Präsentationszwecke und Archivierung in Museen eingesetzt wird. Infolge der starken Barytschicht sinkt die Emulsion nicht in den Papierfilz ein und zeigt bessere Detailzeichnung sowie tieferes Schwarz und helleres Weiß.

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Bei dem so genannten RC-Papier (RC = resin coated) wird der einseitig mit Baryt vorbehandelte Papier- oder Kartonträger beidseitig mit Polyethylen (PE) beschichtet, um ein Eindringen von Flüssigkeit in den Papierfilz während des Entwicklungsprozesses zu verhindern. Die lichtempfindliche Emulsion wird auf diese Schicht gegossen. Die Ergebnisse mit heute angebotenen RC-Papieren und besonders mit Baryt-RC-Papieren einschließlich der Gradationswandelpapiere stellen die Vorteile des Baryt-Papiers praktisch ein. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Baryt-Papieren, die mechanisch nur mit Mühe zu zähmen sind, weil sie sich wellen und gewöhnlich eine Heißpresse erfordern, bleiben Rc-Papiere während und nach der Verarbeitung völlig plan und trocknen dabei besonders schnell. Über ihre Haltbarkeit liegen noch keine Erfahrungen vor. Kopien, vor etwa 20 Jahren mit den ersten RC-Papieren hergestellt, sind bisher zwar nicht vergilbt, aber doch „in Ehren ergraut“.

9.2 Fotografische Schicht Die lichtempfindliche Schicht besteht je nach Art des

Papiers vorzugsweise aus einer Bromsilber- oder Chlorbromsilberemulsion. Sie ist, je nach Anwendungszweck, blauempfindlich für fest graduierte Papiere, panchromatisch zur Schwarzweißwiedergabe von Farbnegativen oder gradationswandelfähig je nach angewendeter Farbe des Lichts bei der Belichtung. Häufig ist bei RC-Papieren bereits Entwickler in die Emulsion eingearbeitet, um die Enzwicklungszeit abzukürzen. Von Agfa zum Beispiel wurden solche Papiere daher in der Bezeichnung mit dem Zusatz „Speed“ versehen. Es ist zu vermuten, daß der leichte Grauschleier hierauf zurückgeführt werden kann, den länger gelagerte Papiere bereits unmittelbar nach der Verarbeitung aufweisen. Auch viele der jetzt im Markt befindlichen Typen besitzen eingearbeiteten Entwickler. Die wichtigsten Anbieter von Fotopapier sind Agfa, Ilford und Tetenal, daneben auch Kodak, Oriental und Pal .

9.3 „Marktübersicht“ Vor einem Jahrzehnt war es noch möglich, eine tabellarisch

angeordnete Marktübersicht über die gängigen Papiere zu geben. Alle damals angebotenen Papiere sind nicht mehr am Markt, sondern entweder ganz zurückgezogen oder durch andere, verbesserte Typen ersetzt. Schnellere Vermarktung neuer Produkte, Insolvenzen und häufige Neuausrichtung der Produktpalette vieler Hersteller führt zu ständigen Änderungen im Angebot. Daher kann hier keine Übersicht mehr gegeben werden. Wie schon bei den Schwarzweiß-Filmen wird hier zum Beispiel auf den Katalog der Firma Brenner verwiesen.

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9.4 Fest graduiertes Papier Dieses Papier besitzt einen fest vorgegebenen

Kopierumfang, der sich durch die Farbe der Beleuchtung nicht beeinflussen läßt. Üblicherweise wird der Kopierumfang in Stufen oder Gradationen nach Tabelle 6 eingeteilt und für die Kopie beim Vergrößern die dem Kontrastumfang des Negativs entsprechende Stufe der Papiergradation ausgewählt. Von den heute am Markt erhältlichen Papieren hat sich der Typ WORK von Tetenal als besonders gut erwiesen. Work wird von allen guten Fotohändlern angeboten und bietet ein angemessenes Preis/Leistungs-Verhältnis.

9.5 Gradationswandelpapier Gradationswandelpapier ändert je nach Farbe der

Beleuchtung seinen Kopierumfang. Ist also die erforderliche Beleuchtungsvorrichtung oder ein Satz entsprechender Filter für die Filterschublade im Vergrößerungsgerät vorhanden, so kann für Gradationswandelpapier jeder gewünschte Kopierumfang eingestellt werden. Von den heute am Markt befindlichen Papieren hat sich Multigrad IV von Ilford als besonders gut erwiesen. Es wird von allen kompetenten Fotohändlern angeboten bei einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis.

9.6 Papieroberfläche Fotografische Papiere werden mit verschiedenen

Oberflächen hergestellt, zum Beispiel in Matt, Halbmatt, Seidenmatt, Perleffekt, Filigran und Glänzend. Als Regel gilt, daß für Standardarbeiten bis zum Format 24 x 30 eine glänzende und für größere Formate eine halbmatte Oberfläche angewendet wird. Die weiteren Möglichkeiten bleiben besonderen Ansprüchen vorbehalten. Die matte oder halbmatte Oberfläche gestattet ein einfaches Retuschieren, falls erforderlich, wozu ein weicher Bleistift der Bleistifthärte B6 oder B7 ausreicht.

9.7 Hinweise Siehe hierzu auch Kapitel 3. - Für richtig belichtete Filme und bei Verwenden eines

Vergrößerungsgerätes mit Diffusor-Lichtschacht werden vorwiegend die Gradationen 3 und 4 benötigt.

- Bei Verwenden eines Vergrößerungsgerätes mit Kondensor-Lichtschacht werden vorwiegend die Gradationen 2 und 3 benötigt.

- Gradationswandelpapiere bieten den Vorteil, daß je Papierformat und -oberfläche nur eine Packung bevorratet werden muß.

- Die als besonders weiß geltenden Baryt- oder Studiopapiere sind umständlich zu verarbeiten, da sie sich voll Flüssigkeit saugen, in einer heizbaren Presse getrocknet und unbedingt aufgezogen werden müssen, da sie sich sonst wellen und dann zu Muschelbruch neigen. Außerdem sind diese

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Papiere verhältnismäßig teuer. Moderne Standardpapiere wie zum Beispiel WORK von Tetenal oder Multigrad IV von Ilford laufen ihnen, zumindest im Amateurbereich, mehr und mehr den Rang ab.

- Neuerdings werden auch RC-Papiere als festgraduierte und als Gradationswandelpapiere Baryt-Papiere angeboten.

- Panchromatisches Papier für Schwarzweiß-Abzüge vom Farbnegativ, Chlorsilberpapier für Kontaktabzüge und Exoten wie beschichtetes Leinengewebe sind praktisch vom Markt verschwunden.

10 ENTWICKLER FÜR FOTOPAPIER Mit der Wahl des Papierentwicklers und/oder seiner

Temperatur läßt sich grundsätzlich der Bildton von Warm bis Neutral und die Gradation von Weich bis Normal steuern. Der Drang nach kürzeren Verarbeitungszeiten hat aber dazu geführt, daß die Hersteller von Fotopapier der fotografischen Schicht bereits Entwicklersubstanzen zusetzen, die dies bewirken sollen. Das erfreut den Fachmann und den Papiertester und vereinfacht für den Amateur die Wahl des Entwicklers. Denn diese Papiere reagieren auf unterschiedliche Entwickler und Entwicklertemperaturen praktisch nicht mehr erkennbar.

Daher wird dem Einsteiger empfohlen, zunächst nur die am deutschen Markt überall erhältlichen Papierentwickler

Neutol liquid NE von Agfa

oder Eukobrom von Tetenal

zu benutzen. Beide Substanzen werden als

Flüssigkonzentrate geliefert und zum Gebrauch im gewünschten Verhältnis mit Leitungswasser verdünnt, zum Beispiel 1+7 beim Neutol und 1+9 beim Eukobrom. Die Gebrauchslösung sollte, unabhängig von ihrer Ausnutzung nach spätestens zwei Wochen entsorgt werden. Beim Umgang mit Papierentwicklerlösungen gilt der gleiche Sicherheitshinweis wie in 5.10. Die Bevorratung und Lagerung von Entwicklerkonzentraten und -lösungen ist ausführlich in Kapitel 3 beschrieben.

11 BELICHTEN VON FOTOPAPIER Alle Verrichtungen und Arbeiten, die zum fertig entwickelten

Schwarzweißnegativ führen, erfordern keine Dunkelkammer. Lediglich für das Einlegen des Films in die Entwicklungsdose wird gegebenenfalls ein Dunkelraum benötigt, der sich, spätestens nach Sonnenuntergang, in jeder Wohnung findet. Alle Arbeiten dagegen, die sich mit der Belichtung und Entwicklung von Fotopapier befassen, erfordern eine Dunkelkammer oder einen Raum, der sich vorrübergehend als solche benutzen läßt. Alle Informationen über die notwendige Ausstattung einer Dunkelkammer wie zum Beispiel

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Beleuchtung, Vergrößerungsgerät und Objektive, Laborbelichtungsmesser, Filterungs- und Entzerrungseinrichtungen sowie die richtige Handhabung der technischen Komponenten sind in Kapitel 3 zusammengefaßt. In diesem Beitrag wird auch das Verfahren zur Auswahl der richtigen Papiergradation oder Filterung beschrieben sowie die Meßmethode, die zu einer richtigen Belichtung des Fotopapiers führt.

12 ENTWICKELN VON FOTOPAPIER 12.1 Allgemeine Hilfsmittel Es werden die allgemeinen Hilfsmittel nach 8.1 benötigt. 12.2 Hilfsmittel für die Entwicklung von

FotopapierHierzu sind zusätzlich die folgenden Geräte und Einrichtungen erforderlich:

- Je drei Entwicklerschalen für jedes zu verarbeitende Papierformat.

- Zwei bis drei Papierzangen für den Transport der nassen Papiere.

- Haushalts-Gummihandschuhe. - Angemessen großer Behälter zum Wässern der Papiere,

zum Beispiel Waschbecken, Wassereimer, Waschwanne oder Badewanne.

Rollenquetscher für Baryt-Papier. 12.3 Chemikalien Für die Entwicklung von Fotopapier sind die folgenden

Chemikalien erforderlich: - Vorrat von Entwickler oder Entwicklerkonzentrat. - Vorrat von 1 kg Fixiersalz oder Fixiermittel-Konzentrat. - Vorrat von 1 l konzentrierter Essigsäure, zum Beispiel von

Tetenal (60%ig). - Fixierbadprüfer, zum Beispiel von Tetenal. - Stabilisierungsmittel, zum Beispiel Sistan von Agfa. 12.4 Entwicklung Es wird zwischen Tankentwicklung, Rotationsentwicklung

und Schalenentwicklung unterschieden. Für den Amateur ist zum Einstieg die Schalenentwicklung das angemessene Verfahren. Die Tankentwicklung ist nur für Labore mit ständigem Einsatz und kontinuierlicher Regenerierung des Badinhalts geeignet. Die Rotationsentwicklung in einer Entwicklungstrommel ist im Amateurbereich eher für Arbeiten zur Farbfotografie erforderlich.

Anmerkung 8 - Entwicklungstrommel ist ein Gerät, in

dessen Trommel das Papier eingelegt und mit verhältnismäßig wenig und genau bemessener Entwicklerzugabe durch elektromechanisch bewirktes Drehen der Trommel entwickelt und danach in entsprechender Weise fixiert wird. Die Trommelentwicklung ist besonders für das Entwickeln von

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Farbpapieren und bei großen Papierformaten geeignet und nur dann, wenn dies regelmäßig in größerem Umfang geschieht, auch für Schwarzweiß-Papiere..

12.5 Entwicklungsgefäße Als Entwicklungsgefäße werden flache, offene Schalen aus

Kunststoff verwendet. Sie sind rechteckig und in Maßen, die den üblichen Papierformaten entsprechen. Sie werden in unterschiedlichen Farben angeboten, so daß ein Satz von drei Schalen einheitlichen Formats zum Beispiel aus den Farben Rot für Entwicklerbad, Gelb für Stoppbad und Grün für Fixierbad bestehen kann. Dadurch sind die Bäder in der Dunkelkammer eindeutig gekennzeichnet, so daß „Fehlbelegungen“ vermieden werden..

12.6 Lösungen Für die Entwicklung werden Lösungen in der folgenden

Reihenfolge benötigt: - Entwicklerlösung, - Stoppbadlösung, - Leitungswasser, - Fixierbadlösung, - Leitungswasser und - Stabilisatorlösung. Alle erforderlichen Lösungen werden zu Beginn des

Entwicklungsvorganges bereitgestellt und ebenso Wischlappen und saugfähiges Papier, zum Beispiel die übliche „Küchenrolle“.

12.6.1 Entwicklerlösung Die Entwicklerlösung muß genau nach den Angaben auf

dem Beipackzettel angesetzt werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, werden Fotopapiere grundsätzlich bei 20 °C entwickelt. Die Entwicklerlösung muß im Wasserbad auf diese Temperatur gebracht werden. Die jeweils angesetzten Mengen richten sich nach dem Volumen der Entwicklungsschalen. Die Entwicklungszeit beträgt je nach Typ des Papiers ein bis zwei Minuten. Das Papier wird während der Entwicklung ständig leicht bewegt. Eine geringfügige Überschreitung der Entwicklungszeit bis zu zwei Minuten beeinflußt das Ergebnis nicht.

12.6.2 Stoppbad Das Stoppbad wird aus 60%iger Essigsäure gemischt.

Dazu werden 33 ml dieser Essigsäure in einen Liter Wasser gegeben und verrührt. Am Ende der Entwicklungszeit wird das Papier ohne Zwischenwässerung für etwa eine halbe Minute in die Stoppbadlösung getaucht, gefolgt von einer Wässerung in Leitungswasser für etwa eine halbe Minute.

Beim Umgang mit 60%iger Essigsäure ist wegen der damit verbundene Verätzungsgefahr allergrößte Vorsicht geboten. Es wird dringend empfohlen, Haushaltshandschuhe und Schutzbrille zu tragen. Im Ernstfall helfen schnell sehr viel

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Wasser und danach unbedingt der Arzt. Die Vorratsflasche muß für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.

12.6.3 Fixierbad Das Fixierbad dient zur Lösung des nicht belichteten

Silberhalogenids und zu seiner Entfernung aus der fotografischen Schicht. In der Emulsion verbleibendes unbelichtetes Silberhalogenid zerfällt nach längerer Lichteinwirkung und schwärzt und verdirbt damit das Bild auch ohne Anwendung von Entwickler.

Es werden normales Fixiersalz und Expreß-Fixiersalz angeboten. Empfohlen wird Expreß-Fixiersalz, das ergiebiger ist und deutlich schneller arbeitet. Es werden Lösungen nach Herstellerangeben vorbereitet, wozu gewöhnlich 100 g Fixiersalz in einem Liter Leitungswasser gelöst werden. Nahezu verbrauchte Lösungen neigen dazu, nach einiger Zeit das Silber auszuscheiden. Bei Kunststoffbehältern ist der dadurch entstehende schwarze Belag praktisch nicht mehr zu entfernen. Es wird daher empfohlen, Fixierbadlösungen nur in Glasflaschen aufzubewahren. Der Silbergehalt des Fixierbades wird regelmäßig vor jeder Anwendung mittels Fixierbadprüfer ermittelt. Im Fixierbad wird etwa fünf bis sieben Minuten fixiert, im Expreß-Fixierbad etwa drei bis fünf Minuten. Dabei wird die erste Minute ständig bewegt, danach etwa alle 30 s. Deutlich längeres Fixieren kann zu Änderungen der Papierschwärzung führen.

12.6.4 Schlußwässerung Die Schlußwässerung wie auch die Zwischenwässerung

werden mit Leitungswasser von 15 °C bis 25 °C vorgenommen. Die Schlußwässerung erfolgt in leicht fließendem Wasser in etwa fünf bis sechs Minuten. Baryt-Papiere erhalten die doppelte Wässerungszeit. Zu lange Wässerung führt bei RC-Papier zum Eindringen von Wasser in die Ränder, was nach Trocknen der Papiere sichtbar bleiben kann.

12.6.5 Stabilisatorlösung Um die Vergilbung infolge von Umwelteinflüssen zu

vermeiden, wird die Anwendung einer Stabilisatorlösung empfohlen. Dazu wird zum Beispiel eine Lösung von dem oben angegebenen Sistan von Agfa hergestellt, in der das Papier eine Minute gelagert wird.

12.7 Trocknen des Fotopapiers RC-Fotopapier wird beidseitig zum Beispiel mittels eines

sauberen Küchenhandtuchs abgewischt und auf einem entsprechend großen, sauberen Tuch, zum Beispiel einem Badehandtuch, ausgebreitet. Es trocknet in kurzer Zeit völlig auf und bleibt dabei ganz plan

Baryt-Papiere ohne RC-Beschichtung müssen auf eine Plane und glatte Unterlage gequetscht oder gerollt werden. Siehe hierzu Kapitel 3I.

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12.8 Sicherheitshinweise Entwicklerlösung und Fixierbad stehen in offenen Schalen,

deren Unterlage säure- und laugenfest sein muß, da gelegentliche Tropfen beim Ein- und Austauchen des Papiers nicht zu vermeiden sind. Eine zweckmäßige Unterlage ist zum Beispiel eine um ein bis zwei Nummern größere Entwicklerschale. Wo sich Entwicklerlösung und Fixierbad mischen, kann es zu häßlichen braunen Flecken kommen, die einer Entfernung hartnäckig widerstehen. Wischlappen und saugfähiges Papier müssen bereitgelegt werden für den Fall, daß es ein kleines Unglück gibt. Wegen der Verdunstung aus den offenen Schalen muß die Dunkelkammer gut durchlüftet sein. Augen, Hände und Kleidung müssen gegen Spritzer geschützt sein. Im Ernstfall hilft viel Wasser, gegebenenfalls ist sofort ein Arztbesuch angesagt.

13 DIE FOTOGRAFISCHE AUFNAHME Viele wichtige technische Informationen zur fotografischen

Praxis sind für den Amateur nur schwer zugänglich, da sie in den gängigen Handbüchern und Lexika nicht oder nur unvollständig aufgeführt werden. Ganz anders sieht es mit dem Angebot aus, das das weitgefaßte Thema „Wie mache ich ein gutes Bild“ zum Inhalt hat. Hierzu findet sich in jeder gut sortierten Buchhandlung hinreichend Literatur, auf die hierzu verwiesen werden kann.

Andererseits ist der Moment der Aufnahme das bedeutendste Ereignis in der Kette der Vorgänge, die zur fotografischen Gestaltung des endgültigen Bildes führen. Die folgenden wenigen Hinweise sollen helfen, grobe Fehler bei der Aufnahme zu vermeiden.

Anmerkung 9 – Hierzu darf zum Beispiel die Buchhandlung

Lindemann in Stuttgart, Telefon 0 711.24 899 977, genannt werden, die auf fotografische Literatur spezialisiert ist.

13.1 Technik Es muß jede Möglichkeit genutzt werden, die der Kamera

einen festen Stand oder Halt gibt. Hierzu wird an das Stativ, gegebenenfalls das Einbein-Stativ, verbunden mit einem Drahtauslöser, erinnert. Bei Aufnahmen aus der Hand wird die Kamera mit der rechten Hand gehalten, mit der linken Hand von unten unterstützt und fest an die Stirn gedrückt. Bei Aufnahmen aus der Hand wird ferner jede Möglichkeit genutzt, den Körper abzustützen, zum Beispiel mit einer Schulter gegen eine Mauer, einen Pfahl, einen Baum oder ähnliche „Stützen“. Ist kein Stativ vorhanden, kann bei Aufnahmen aus der Hand und bei unruhigem Wetter auch mit dem Selbstauslöser gearbeitet und die Verwackelungsgefahr gemindert werden.

Für Landschaftsaufnahmen dagegen wird immer das Stativ und dazu einer der heute üblichen, baumwollenen Einkaufsbeutel mitgenommen. Dieser wird bei windigem oder gar stürmischem Wetter unter das Stativ gehängt und mit einem

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schweren Wackerstein gefüllt. Das Stativ wird durch diese Maßnahme erheblich stabilisiert.

Es wird immer eine Gegenlichtblende (Sonnenblende) verwendet. Ein UV-Filter ist immer überflüssig und in fast allen Fällen eher schädlich. Moderne Objektive schützen den Film bereits hinreichend vor UV-Licht. Die wesentliche Wirkung des UV-Filters besteht darin, daß es wie alle Filter zusätzliches Streulicht erzeugt, das die Brillanz der Aufnahme mindert. Werden bei Landschaftsaufnahmen Filter verwendet, zum Beispiel Gelb- oder Orangefilter, so muß eine Gegenlichtblende vor beziehungsweise auf dem Filter angebracht sein.

Bei Landschaftsaufnahmen wird die Kamera zweckmäßig auf Unendlich fokussiert und gegebenenfalls auf volle Schärfe im Vordergrund der Aufnahme verzichtet. Siehe hierzu Kapitel 8.

Bei Außenaufnahmen muß der Sonnenstand berücksichtigt werden. Eine tiefe Sonne im Rücken erzeugt einen unnötig dunklen Himmel und flache Kontraste. Diese Art der Beleuchtung wird nur verwendet, wenn ein Regenbogen fotografiert werden soll. In den Sommermonaten und vor allem in südlichen Breiten wird die Kamera zweckmäßig nach 10 Uhr vormittags gut verpackt im Schatten aufbewahrt und erst wieder nachmittags ab 15 Uhr hervorgeholt.

13.2 Gestaltung Der Fotograf sollte bei jeder Aufnahme wissen, welcher der

folgenden allgemeinen Gruppen sie zuzurechnen ist. Wir unterscheiden technisch die drei Gruppen der Fernaufnahmen, Nahaufnahmen und Mikroaufnahmen, etwa gekennzeichnet durch die Abbildungsmaßstäbe Mf < 1:10 ≤ Mn < 10:1 ≤ Mm. Nach dem Aufnahmeziel eingeteilt, kann die Aufnahme zum Beispiel Gruppen wie Landschaft, Architektur, Portrait, Dokumentation Urlaubserinnerung zugeordnet werden. Jede der aufgezählten Gruppen erfordert technisch wie gestalterisch andere Mittel, Anforderungen und auch Erfahrungen. Auch für alle diese Anwendungen gibt es hinreichend Literatur zum Nachschlagen im einschlägigen Buchhandel. Immer sollten aber bei der Bildgestaltung die folgenden Regeln und Hinweise beachtet werden:

- Es muß von vornherein bedacht werden, ob für das jeweilige Motiv das Hoch- oder das Querformat besser geeignet ist, oder welches Format für die spätere Verwendung gewünscht wird.

- Die Kamera muß in der Regel so gehalten werden, daß der Horizont etwa in einem Drittel der Bildhöhe liegt und horizontal verläuft.

- die Senkrechten sollten möglichst senkrecht stehen. - Das Bild muß einen Vordergrund und zum Beispiel

diagonal verlaufende Strukturen aufweisen, die ihm Schwung und Perspektive verleihen.

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- Der Aussageschwerpunkt muß nicht immer unbedingt und langweilig in der Mitte des Bildes liegen. Es ist immer von Vorteil, sich gelegentlich an den Goldenen Schnitt zu erinnern. Siehe hierzu Kapitel 9.

13.3 Präsentation des Bildes 13.3.1 Aufziehen Die Aufmachung der fertigen Kopie entscheidet über den

Erfolg bei der Präsentation, und sei es auch nur auf der eigenen Zimmerwand. Hierbei wollen wir das so genannte Aufziehen des Bildes auf eine feste Unterlage unberücksichtigt lassen, denn diese Maßnahme diente lediglich dem Bändigen des störrischen Papierfilzes von Fotopapier ohne RC-Auflage

13.3.2 Das Passepartout Wir unterscheiden zwischen einem echten und einem

Pseudo-Passepartout. Das echte Passepartout besteht aus einem holz- und säurefreien Karton von mindestens 1,5 mm Dicke, der einen Ausschnitt für das Bild enthält, der gewöhnlich mit schräger Phase in 45 Grad ausgeführt ist. Der Ausschnitt deckt das Bild an den Rändern geringfügig ab. Er bewirkt gegebenenfalls einen Abstand zu einer Glasauflage und verhindert dadurch die Bildung Newtonscher Ringe. Zum Anbringen der Kopie wird das Passepartout auf der Rückseite entlang den Rändern des Ausschnitts mit einem breiten, braunen Tesaband beklebt, wie es zum Verschließen von Verpackungen benutzt wird. Darauf wird das Bild mit Tesakreppband geklebt, wie es bei Malerarbeiten zum Abkleben verwendet wird. Das Tesakreppband läßt sich bei Bedarf sehr leicht vom Tesa-Klebeband lösen, und das Passepartout wird nicht beschädigt und kann für das nächste Bild dienen. Ein Pseudo-Passepartout ist einfach ein dünner Karton, auf dem das Bild zum Beispiel mit doppelt klebendem Fototesa befestigt wird.

13.3.3 Die optische Wirkung des Passepartouts Für die Präsentation wird eine optische Täuschung

ausgenutzt: Ein Passepartout mit oder ohne Rahmen läßt das Bild deutlich größer wirken, ein Rahmen ohne Passepartout deutlich kleiner, als es in Wirklichkeit ist. Siehe hierzu die drei folgenden grafischen Darstellungen im Vergleich. Ein Bild sollte daher möglichst in einem Passepartout gezeigt werden, das zum gefälligeren Aussehen auch einen Rahmen erhält. Die Breite des Passepartouts sollte ringsherum etwa 15% bis höchstens 25% der jeweiligen Bilddimension betragen. Der untere Passepartoutrand sollte geringfügig breiter sein als der obere. Ist aus bestimmten Gründen ein breiteres Passepartout gewünscht, so sollte auch der Rahmen in etwa gleichem Maße verbreitert werden.

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13.3.4 Anfertigen von Passepartout und Rahmen Passepartoutschneider werden im Handel unter Zeichen-

und Malereibedarf angeboten. Der Umgang mit ihnen ist gewöhnungsbedürftig und erfordert etwas Geduld und Übung. Der Ausschnitt wird auf der Rückseite des Passepartouts aufgetragen. Auch der Schnitt erfolgt auf der Rückseite. Dazu wird das Passepartout mittels 5 mm dickem Stahllineal und Schraubzwingen festgesetzt, wobei als Unterlage zum Beispiel eine Spanplatte und direkt unter dem Passepartout Abfallstreifen des Passepartoutkartons dienen, um die Messerschneide zu schützen.

Einzelheiten ergeben sich aus der Erfahrung im Umgang mit dem Passepartoutschneider und der mitgelieferten Anleitung. Die folgende Liste ist ein Beispiel dafür, daß diese Arbeiten einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung bedürfen. Das Passepartout kann passend für einen rahmenlosen Bilderhalter geschnitten werden. Ebenso kann der Rahmen dafür passend angefertigt werden. Der fertige Rahmen wird dann einfach von vorne über den Bilderhalter gestülpt und auf dessen Rückseite in geeigneter Weise befestigt. Das fertige Set wird am Bilderhalter aufgehängt, der Rahmen muß sich lediglich selber halten und nicht den schweren Bilderhalter tragen.

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Bild 2 - Mit Passepartout und Rahmen XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXX Bild 3 - Ohne Passepartout und Rahmen Bild 4 - Nur mit Rahmen

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

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13.4 Hilfsmittel

Motto „Ohne die gehörigen Mittel

soll man keinen Krieg beginnen.“

Wilhelm Busch 13.4.1 Erforderliche Werkzeuge zum Anfertigen von Rahmen und Passepartout 01 Schleifpapier Nr. 150, 220 und 400 02 Doppelt geführte Gehrungssäge 03 Schleifkorken 04 Rahmen-Spannband, zwei Spannbänder für große 05 Rahmen 06 Bleistift 07 Zollstock 08 Lineal 30 bis 50 cm 09 Stahllineal 1 m 10 Stahlmaßband 1 m 11 Zwei Schraubzwingen 12 Universalmesser mit auswechselbaren Klingen 13 Passepartout-Schneider 14 Papierschere 15 Heftnadel-Tacker 13.4.2 Erforderliche Werkstoffe 16 Heftnadeln 17 Rahmenleisten 18 Ponal-Leim von Henkel 19 Kartonreste zum Unterfüttern beim Schneiden 20 Passepartoutkarton mit einer Dicke ≥ 1,5 mm 21 Rahmenloser Bilderhalter 22 Tesa Verpackungs-Klebeband 23 Tesa Kreppband 24 Holzbeize 25 Holzgrundierung 26 Holzlack

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ANHANG A Lichtmessung, Einpunktmessung und Mehrpunktmessung A1 BELICHTUNGSMESSER UND GRAUKARTE Steht ein Handbelichtungsmesser zur Verfügung, der auch

für die Lichtmessung eingerichtet ist, so hilft die Graukarte bei folgendem Experiment.

Schritt 1 - Es wird ein beliebiger Standort gewählt, wo genügend Licht für ein brauchbares Foto zur Verfügung steht. Eine Richtung wird als die Aufnahmerichtung festgelegt, also als diejenige Richtung, in die die Kamera blickt. Der Belichtungsmesser wird auf Lichtmessung geschaltet und etwa in der Objektebene entgegen der Aufnahmerichtung auf die Kamera gerichtet. Der ermittelte Lichtwert wird abgelesen und aufgeschrieben.

Schritt 2 - Eine Graukarte, möglichst im Format A4, wird etwa senkrecht in die Objektebene gebracht. Der Belichtungsmesser wird auf Objektmessung geschaltet und jetzt in Aufnahmerichtung so gehalten, daß er sich in einem Abstand von etwa der Diagonalen der Graukarte vor ihr befindet. Das von der Graukarte reflektierte Licht wird gemessen. Wieder wird der ermittelte Lichtwert abgelesen und aufgeschrieben.

Ist der Belichtungsmesser auf eine Graukarte mit einem Reflexionswert von 17,7% kalibriert, wie dies für alle seit etwa 30 Jahren ausgelieferten Belichtungsmesser der Fall ist, und ist die verwendete eine solche Graukarte, so werden bei den Messungen nach Schritten 1 und 2 dieselben Lichtwerte angezeigt. Ist dies nicht der Fall, sollte der Belichtungsmesser überprüft und erneut kalibriert werden. Das angegebene Experiment zeigt, daß bei der Lichtmessung eine Belichtung ermittelt wird, die sich auf das Standardgrau bezieht, wie es die Graukarte aufweist.

A2 EINPUNKTMESSUNG A2.1 Objektmessung ohne Graukarte Bei der Einpunktmessung mißt der Fotograf einen

Objektbereich mit homogener Helligkeit als Meßfläche an und teilt dieser ausgewählten Meßfläche einen Grauwert nach Tabelle 2 zu. Die Belichtung muß um die Zahl der entsprechenden Belichtungsstufen gegenüber dem Meßwert verlängert oder verkürzt werden, je nachdem, um wie viel Grauwerte die gewählte Meßfläche heller oder dunkler geschätzt wird als das Standardgrau. Diese Methode eignet sich besonders gut für Kameras, die eine Spot- oder Selektivmessung ermöglichen. Siehe hierzu die in 7.2.1 angegebenen Beispiele 1 und 2.

A2.2 Objektmessung mit Graukarte Ist eine Graukarte verfügbar, so wird sie wie oben unter

Schritt 2 oder bei identischer Beleuchtung gehalten und

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angemessen und der so ermittelte Meßwert direkt für die Belichtung verwendet.

A2.3 Lichtmessung Ist ein Handbelichtungsmesser verfügbar, der auch für

Lichtmessung eingerichtet ist, oder ist das in die Kamera integrierte Meßsystem für die Lichtmessung geeignet, so wird eine Lichtmessung an der Stelle des Objekts in Richtung Kamerastandort wie oben in Schritt 1 vorgenommen und der so erhaltene Lichtwert direkt für die Belichtung verwendet. Bei Landschaftsaufnahmen liegt das Objekt im Unendlichen und kann nicht leicht zur Lichtmessung in Richtung Kamera erreicht werden. Die Lichtmessung am Standort der Kamera entgegen der Aufnahmerichtung oder eine Objektmessung bringt in diesem Fall gewöhnlich richtige Meßwerte.

A3 MEHRPUNKTMESSUNG Bei der Mehrpunktmessung werden mehrere

Objektbereiche angemessen, die Meßwerte gewichtet und danach logarithmisch gemittelt. Der Fotograf bestimmt hierbei, welche Objektbereiche angemessen werden sollen. Moderne Spiegelreflex-Kamerasysteme bieten unterschiedliche Programme für die Belichtung an, die alle auf diesem Prinzip beruhen.

A3.1 Manuelle Mehrpunktmessung Ein Sonderfall der Mehrpunktmessung besteht im Ermitteln

der Belichtung von nur zwei Objektbereichen, wobei zweckmäßig der hellste und der dunkelste Bereich gewählt werden, die noch mit Struktur wiedergegeben werden sollen. Werden hierbei mit fester Blendenvorwahl zum Beispiel 1/250 s und 1/8 s gemessen, so ist der logarithmische Mittelwert für die Belichtung

t = exp{[log(1/250) + log(1/8)]/2} = 1/45 s Selbst dieser einfache Sonderfall läßt sich ersichtlich nicht

durch Kopfrechnen lösen, kann aber zum Beispiel auf der Zeitenskala des Handbelichtungsmessers einfach abgelesen werden: Das Ergebnis ist der Wert in der linearen Mitte zwischen den beiden gemessenen Zeiten. Im vorliegenden Beispiel liegt diese Mitte zwischen 1/60 und 1/30 s. In diesem Falle könnte sich der Fotograf zum Beispiel für 1/60 s entscheiden und die Blende gegenüber dem Blendenwert bei der Messung um eine halbe Stufe öffnen.

Erheblich umständlicher und umfangreicher wird die Auswertung, wenn mehr als zwei Meßpunkte ausgewählt und die einzelnen Meßpunkte womöglich noch gewichtet werden sollen. Dazu sind bereits ein wissenschaftlicher Taschenrechner sowie Papier und Bleistift erforderlich. Insbesondere bei Außenaufnahmen, bei denen wesentliche Teile des Objekts nicht in greifbarer Nähe liegen, kann eine

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Spotmessung hilfreich sein, um eine Belichtungsmessung auf die festgelegten Bereiche durchzuführen.

A3.2 Integrierte Mehrfeld-Meßsysteme Die Kamerahersteller nehmen dem Fotografen diese

Aufgabe ab, indem sie Mehrfeld-Meßsysteme in ihre Kameras integriert haben und diese Systeme sogar wahlweise mit Zeitvorwahl, Blendenvorwahl oder unterschiedlichen Programmvorwahlen zu einer automatischen Belichtung verbinden. Selbst Leica AG ist diesem Trend der Benutzerfreundlichkeit gefolgt, wenn auch sehr zögerlich und nur teilweise. Der Fotograf kann bei diesen integrierten Meßsystemen jedoch nicht bestimmen, welche Objektbereiche mit welcher Gewichtung berücksichtigt werden. Integrierte Mehrfeld-Meßsysteme können daher zum Beispiel nicht für das so genannte Zonensystem verwendet werden.

A4 FOLGERUNGEN Der erfahrene Fotograf wird immer wieder auf die Methode

nach A2.1 zurückgreifen, die einfach und schnell ist, auch schnell genug für Schnappschüsse, und bei der er selber entscheidet, wie welcher Objektbereich belichtet wird. Ersatzweise kann die Objektmessung mit Graukarte nach A2.2 eingesetzt werden. Die Lichtmessung nach A2.3 ist die sicherste Methode, um ein durchschnittlich richtig belichtetes Negativ zu erhalten. Sie benötigt jedoch einen Belichtungsmesser, der dafür eingerichtet ist. Das Vorgehen nach A3.1 ist professioneller, erfordert aber Rechenarbeit. Die integrierten Mehrfeld-Meßsysteme nach A3.2 erbringen gute Ergebnisse, lassen den Fotografen aber im Dunkeln darüber, auf was die Kamera vorwiegend belichtet hat und warum es häufig so gut ausgeht und gelegentlich überhaupt nicht.

Anmerkung A1 - Bei der Lichtmessung wird die

Beleuchtungsstärke, gemessen in lux, ermittelt, die alle zur Beleuchtung des Objekts beitragenden Einflüsse umfaßt. Der Belichtungsmesser arbeitet in dieser Meßanordnung also als Luxmeter.

Anmerkung A2 - Das Buch von Miha Podlogar über

Belichtungsmesser ist für Photographica-Sammler gedacht und gibt eine chronologische Aufzählung der Einrichtungen zur Messung des Lichts von Anbeginn bis 1970. Es klammert damit nicht nur neue Technologien mit Siliziumzellen (sbc) aus, sondern berücksichtigt auch nicht die Tatsache, daß bis auf den heutigen Tag gute Belichtungsmesser mit Selenzellen gefertigt und gehandelt werden. Die Aufzählung der Meßgeräte ist unvollständig, und Laborbelichtungsmesser werden überhaupt nicht behandelt. Damit ist das kleine Buch (Paperback) insbesondere für Sammler, für die es eigentlich gedacht ist, weniger geeignet. Es ist außerdem mit EUR 30 unverständlich teuer [9].

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Kapitel 3

SCHWARZWEIS-ARBEITEN IN DER DUNKELKAMMER

Praktische Hinweise

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Abschnitt Inhalt Seite 1 Einleitung 105 2 Aufgabe 105 3 Streulicht in der Dunkelkammer 106 4 Dunkelkammerleuchten 107 5 Umschalter für Dunkelkammer- 08 leuchten und Vergrößerungslampe 5.1 Beispiel für ein Prinzipschaltbild 108 5.2 Erläuterungen 108 6 Schwärzungsprobe 109 7 Vergrößerungsgeräte 110 7.1 Beleuchtungseinrichtung 110 7.2 Vergrößerungsmaßstab 110 7.3 Schärfedehnung nach Scheimpflug 111 7.4 Spannungskonstanthalter 112 7.5 Scharfeinstellhilfe 112 7.6 Kleinbild- oder Mittelformat 113 7.7 Aufstellung 113 7.8 Anschluß der Halogenlampe 113 8 Vergrößerungsobjektive 114 8.1 Mittel- oder Oberklasse 114 8.2 Vergrößerung vom Mittelformat- 114 Negativ mittels 50-mm-Objektiv 9 Glasflächen im Strahlengang 115 9.1 Filmbühne 115 9.2 Glasandruckplatte für Fotopapier 115 10 Papierauflage 116 10.1 Rahmenlose Anordnung 116 10.2 Kopierrahmen 117 11 Meßeinrichtungen 118 11.1 Laborstoppuhr 118 11.2 Laborbelichtungsmesser 118 11.3 Taschenrechner 119 11.3.1 Dichteumfang des Negativs 119 11.3.2 Belichtungszeit 119 11.3.3 Korrektur der Belichtungszeit 119 11.4 Thermometer 120 12 Kopierumfang des Fotopapiers 120 12.1 Kopierumfang und Dichteumfang 120 12.2 Kopierumfang und Gradation 121 12.3 Kopierumfang verschiedener 122 Papiertypen 12.4 Gradation und Filterung 122 13 Gradationswandelpapier 123 13.1 Farbkopierfilter 124 13.2 Filterschublade 124 13.3 Farbmischkopf 125 13.4 Variokontrastkopf 125 13.5 Filterfolie und Farbmischlicht 125 13.6 Beispiel 126 13.7 Mehrfachbelichtung 127

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14 Chemikalien 127 14.1 Lagerung 127 14.2 Primärverpackung 128 14.3 Sicherheit 128 14.4 Prüfen auf Gebrauchsfähigkeit 128 14.4.1 Filmentwickler 128 14.4.2 Papierentwickler 129 14.4.3 Fixierbadlösung 129 14.4.4 Stoppbad-, Netzmittel- und 129 Stabilisatorlösung 14.5 Temperieren dre Entwicklerlösung 129 15 Nützliche Hilfsmittel 129 15.1 Dosierung von Konzentrat 129 15.2 Nachbelichten oder „Abwedeln“ 130 15.3 Trocknen 130 15.3.1 Rückstandsfreie Filmtrocknung 130 15.3.2 Hochglanztrocknung von Baryt- 131 Fotopapier 15.4 Stabilisierung von Filmen und 131 Fotopapier 15.5 Kittmasse 132 15.6 Rutschfeste Unterlage 132 15.7 Staub 132 15.7.1 Objektiv 132 15.7.2 Filmbühne 132 15.7.3 Negativ 133 15.7.4 Staubpinsel 133 15.8 Graukarte 133 15.9 Papierschneideeinrichtung 134 16 Entzerrung 134 16.1 Entzerrung mittels Schärfedehnung 134 nach Scheimpflug 16.1.1 Durch Neigen des Kopfes des 134 Vergrößerungsgerätes 16.1.2 Durch Neigen der Papierauflage 136 16.1.3 Kleinbild-Format 136 16.1.4 Mittelformat 136 16.2 Entzerrung ohne Schärfedehnung 136 nach Scheimpfl56 17 Arbeitsprotokoll 137 17.1 Filmentwicklung 137 17.2 Vergrößerung 138 18 Tabellen und Informationen 138 19 Ersatzteile und Vorräte 138 19.1 Filmentwickler 138 19.2 Papierentwickler 139 19.3 Fixiersalz 139 19.4 Schwarzweiß-Fotopapier 139 19.4.1 Barytpapier 139 19.4.2 RC-Papier 139 19.4.3 Gradationswandelpapier 139 19.4.4 Papierformat 140

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19.4.5 Gradation 140 19.4.6 Papieroberfläche 141 19.4.7 Menge der Vorratspackungen 141 19.5 Probestreifen 141 20 Die Dunkelkammer im Hotel 141 Anhang A Änderung der Bildproportionen 142 beim Entzerr63 A1 Verhältnis der Bildhöhe zur kleineren 142 der beiden parallelen Bildseiten A2 Kleinbild-Format 145 A3 Verzerrung oder erwünschte Dehnung 146 der Bildhöhe Anhang B Papierauflage als „Schiefe Ebene“ 147 B1 Vorrichtung zur Neigung der 147 Papierauflage B2 Anforderungen 147 B3 Beispiel für eine Neigungsvorrichtung 147 Anhang C, Entzerren ohne Schärfe- 150 dehnung nach Scheimpflug C1 Anwendung 150 C2 Berechnung der Einstellgrenzen 150 C3 Schärfentiefe bei geneigter 151 Papierauflage C3.1 Berechnung 151 C3.2 Einschränkung 152 C4 Berechnung der Einstell- und der 152 Schärfentiefengrenzen bei Neigung der Papierauflage C5 Erlaubte Kombinationen 154 Anhang D Tabellen und Informationen 155 D1 Tabellen im Text 155 D2 Tabellen für die Filmentwicklung 155 D2.1 Verdünnungen 155 D2.2 Stoppbad 155 D3 Film-Entwickler-Kombinationen 155 D4 Arbeitsprotokoll beim Vergrößern 156

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1 EINLEITUNG Angesichts des schnellen Vordringens der digitalen

Fotografie ist die Frage nach dem Zweck dieses Kapitels berechtigt. Laut Schätzung von Casio in Japan waren bereits im Jahr 2000 weltweit 100 Millionen digitale Kameras im Umlauf mit stetig steigender Tendenz und entsprechendem Einbruch der Preise. Das rasche Vordringen der digitalen Fotografie in den Markt für Amateure bleibt auch nicht ohne Einfluß auf die Schwarzweiß-Fotografie. Bevor jedoch von APS bis Leica M und R alles unter die Dinosaurier gereiht wird, bleibt uns die traditionelle Fotochemie mit all ihrem Charme noch lange Zeit erhalten, besonders dort, wo es um Kopien großer Formate geht. Dabei muß nicht nur an die Arbeiten von Fotografen wie Axel Hütte oder Helmut Newton gedacht werden mit Fotografien im Format von 1 m x 2 m und mehr. Auch Bilder im Format von 24 x 30 bis 50 x 60 werden bis auf weiteres immer noch vom herkömmlichen Negativ unter Anwendung der Silberchemie in der Dunkelkammer angefertigt, und dies nicht nur aus Kostengründen.

Die Auflösung eines SW-Kleinbild-Negativs eines 21-DIN-Films erfordert digital etwa 32 Millionen Pixel, die eines Rollfilms entsprechend mehr als 100 Millionen Pixel. Diese Abschätzung zeigt, daß es für den Schwarzweiß-Amateur noch einen deutlichen Abstand, um nicht zu sagen Vorsprung zur digitalen Fotografie gibt. Es wird noch eine längere Zeit verstreichen, bis 32 bis 100 Millionen Pixel und mehr technisch machbar und zu einem ähnlich niedrigen Preis für die ganze Verarbeitungskette angeboten werden können und bis Drucker vergleichbar preiswert Großkopien liefern. Zusätzlich darf vermutet werden, daß auch die Chemiker nicht schlafen, sondern die Silberchemie weiterentwickeln werden. Die beachtlichen Fortschritte der vergangenen fünfzehn Jahre haben bewiesen, daß das klassische Gebiet der Silberchemie noch längst nicht ausgereizt ist. Beide Technologien werden noch sehr lange eine sich ergänzende Koexistenz führen.

2 AUFGABE Diese Ausarbeitung ist eine Ergänzung zu Kapitel 2 und

bezieht sich auf herkömmliche Schwarzweiß-Fotoarbeiten in der Dunkelkammer. Sie faßt die Erfahrungen vieler Jahre praktischer Dunkelkammerarbeit zusammen, deren Anwendung manche Hantierung erleichtern und die angestrebten Ergebnisse sicherer machen kann. Als Ausrüstungsstand wird Dosenentwicklung für Filme und Schalenentwicklung für Bildkopien vorausgesetzt, wie es bei mäßigem Verbrauch an Filmen, Papier und Chemikalien im Amateurbereich am zweckmäßigsten ist. Es werden vor allem ausgewählte Besonderheiten und Probleme besprochen, die bei der praktischen Arbeit in der Dunkelkammer auftreten und die in der zugänglichen Literatur gewöhnlich ausgeklammert bleiben. Dieser Text war auszugsweise auch Grundlage eines Referats am 17. September 1997 vor den Hamburger Leica Freunden.

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Soweit erforderlich, wird zur Erklärung von Begriffen auf Kapitel 2 verwiesen.

3 STREULICHT IN DER DUNKELKAMMER Unter Streulicht in der Dunkelkammer wird hier vor allem

Weißlicht verstanden, also Licht, das Fotopapier schwärzt. Streulicht in der Dunkelkammer wirkt bei der Bildbelichtung und -bearbeitung kontrastmindernd und wird häufig nicht genügend beachtet. Wesentliche Quelle für Streulicht ist vor allem das Vergrößerungsgerät. Praktisch alle am Markt befindlichen Vergrößerungsgeräte sind nicht völlig lichtdicht. Das austretende Weißlicht wird an den Wänden und der Decke sowie an sonstigen hellen Flächen zu vagabundierendem Streulicht reflektiert, welches Fotopapier schwärzen kann. Hinzu kommt der Weißlichtanteil der Dunkelkammerleuchten, dessen Wirkung auf das Fotopapier ebenso untersucht und gegebenenfalls berücksichtigt werden muß.

Bei kurzen Belichtungszeiten bis etwa 20 s ist die Wirkung des vorhandenen Streulichts oft vernachlässigbar. Der Einfluß ist aber besonders dann möglich, wenn großformatige Kopien angefertigt werden, die lange Belichtungszeiten von zum Beispiel 60 s und mehr erfordern. Ist Streulicht im Spiel, erscheinen diese Kopien weicher als kleinere Formate vom gleichen Negativ. Ist dies der Fall, müssen die Lichtaustritte am Vergrößerungsgerät genau studiert und die entsprechenden Stellen abgeschirmt werden. Die notwendige Bastelarbeit muß gründlich durchgeführt werden. Dabei muß darauf geachtet werden, daß Lüftungsschlitze und -öffnungen des Lampengehäuses nicht zugedeckt werden. Mattschwarzer Karton, eine Rolle Tesa und eine Schere genügen gewöhnlich für diese Abschirmarbeiten.

Besonderes Augenmerk muß auch dem Licht dienen, das von der Kopie selbst während des Belichtungsvorganges reflektiert und an das Vergrößerungsgerät oder an die Decke geworfen und von dort zurück gestreut wird. Hier hilft gegebenenfalls ein großer mattschwarzer Karton, der einen kleinen runden Ausschnitt für das Objektiv besitzt und der für die Dauer der Belichtung von unten über das Objektiv geschoben und dazu gegebenenfalls von Hand oder in anderer geeigneter Weise gehalten wird. Schließlich können auch helle Flächen in der Umgebung der Papierauflage, zum Beispiel die Wand dahinter, mit mattschwarzem Karton abgedeckt werden. Der Einfluß des Streulichts wird nach Abschnitt 6 geprüft, wobei anstelle der Dunkelkammerleuchten das Licht des Vergrößerungsgerätes eingeschaltet ist. Es ist wichtig und zweckmäßig, sich von vornherein über den Einfluß von Streulicht Klarheit zu verschaffen und hierzu die in Abschnitt 6 empfohlenen Maßnahmen anzuwenden. Nur hierdurch kann die Beeinträchtigung der Ergebnisse durch Streulicht erkannt und mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Moderne Vergrößerungsgeräte mit Kaltspiegel-Halogenlampe und diffuser Beleuchtungseinrichtung sind so

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lichtstark, daß selbst bei Vergrößerungsformaten von 50 cm x 60 cm und Blendenzahl 8 bis 11 Belichtungszeiten von 30 s kaum überschritten werden, falls normal belichtete Negative vorliegen. Obwohl durch kürzere Belichtungszeiten der Einfluß des aus dem Vergrößerungsgerät austretenden Streulichts gemindert wird, sollte dies nicht zum Leichtsinn verleiten.

4 DUNKELKAMMERLEUCHTEN Empfehlenswert ist eine kleine und schwenkbare

Dunkelkammerleuchte, bestückt mit einer auswechselbaren Sperrfilterscheibe in der Größe 9 cm x 12 cm und mit einer gewöhnlichen Glühlampe von höchstens 15 W. Solch eine Standardleuchte ist seit jeher und auch heute noch preiswert erhältlich. Sie wird zweckmäßig mit einer Sperrfilterscheibe für Gradations-wandelpapier versehen und kann damit für alle Schwarzweiß-Papiere verwendet werden. Es werden zwei bis vier Exemplare dieser Leuchten in der Dunkelkammer auf geeignete Stellen verteilt, so daß bei Ausfall einer der Lampen einfach weitergearbeitet werden kann, ohne den gerade laufenden Prozeß abbrechen zu müssen.

Leuchten für 150 bis 300 EUR können demgegenüber keine besonderen Vorteile vorweisen. Wenn das Prestige es aber erfordert, so ist als Grundbeleuchtung der Dunkelkammer zum Beispiel eine Leuchte empfehlenswert, die mit etwa 80 oder mehr gelben LEDs bestückt ist und an die Decke der Dunkelkammer gerichtet wird. Bei der Farbe dieser LEDs ist die Empfindlichkeit der meisten Schwarzweiß-Papiere sehr gering. Beim Verarbeiten von Gradationswandelpapier und von Farbpapier dient die abnehmbare Haube dieser Leuchte als zusätzlicher Sperrfilter.

Leuchten, die mit Metalldampflampen bestückt sind, werden nicht empfohlen. Sie stabilisieren sich nach dem Einschalten zu langsam und sind nicht für ständiges Ein- und Ausschalten ausgelegt. Ferner ist die Lebensdauer der Metalldampflampe deutlich geringer als 100 Stunden und steht damit in keinem Verhältnis zu ihrem Nutzen und dem sehr hohen Preis von bis zu 50 EUR für den Ersatz der ausgefallenen Metall-dampflampe. Siehe hierzu Abschnitt 5.

5 UMSCHALTER FÜR DUNKELKAMMER- LEUCHTEN UND VERGRÖSSERUNGSLAMPE Vorteilhaft ist ein Umschalter, der es gestattet, beim

Einschalten der Vergrößerungslampe automatisch alle Dunkelkammerleuchten gleichzeitig auszuschalten, ohne daß dies zusätzlich von Hand geschehen muß. Damit wird immer ein blendfreies Einstellen und Beurteilen des Negativbildes auf der Papierauflage, also zum Beispiel auf dem Grundbrett gewährleistet und die Meßzelle des Laborbelichtungsmessers nicht durch Fremdlicht getäuscht. Bei Verwendung dieser automatischen Umschaltung sind wegen des häufigen Ein- und

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Ausschaltens mit Metalldampflampen bestückte Dunkelkammerleuchten unzweckmäßig.

5.1 Beispiel für ein Prinzipschaltbild In Bild 1 ist ein Blockdiagramm für den Schaltkreis

wiedergegeben, der die für diesen Zweck erforderlichen Elemente aufweist. Zusätzlich zu den vorhandenen Bauteilen müssen ein Relais mit einer Schaltleistung von 230 V und 1 A sowie zwei Miniatur-Einbausteckdosen einschließlich Stecker und dazu die entsprechenden Anschlußleitungen und Stopfbuchsen angeschafft werden. Alles wird zum Beispiel in eine 0,5-Liter-Weißblechdose mit Deckel eingebaut.

Netz Schaltdose 230 V mit Dunkelkammer-

Schalter S Relais R leuchten L, 230 V Belichtungsmesser M Vergrößerungsgeräte V

Bild 1 – Blockdiagramm für den Schaltkreis zur Umschaltung der Dunkelkammerleuchten

auf die Vergrößerungslampe

5.2 Erläuterungen Die Dunkelkammerleuchten L nach Bild 1 werden an die

Steckdose D1 an der Schaltdose angeschlossen. Die Spannung

S

R

L L L

Trafo 230/ 12 V

V1 SW Opal 230 V

V2 Color Halogen 12 V

M

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hierfür wird über die Stopfbuchse B1 vom Netz über eine Steckdosenleiste zugeführt und über den Ruhekontakt des Relais R geschaltet. Der Schalter S und das Meßgerät M bilden eine Einheit. Wird der Schalter S über das Meßgerät M eingeschaltet, so führt die im Schalter S eingebaute Schukosteckdose Spannung. Das Relais R in der Schaltdose wird über die Stopfbuchse B2 an diese Steckdose angeschlossen.

Das Vergrößerungsgerät in der Ausführung V1 mit Schwarzweiß-Lampenhaus und Opallampe wird direkt mit der Steckdose D2 der Schaltdose verbunden, das Vergrößerungsgerät in der Ausführung V2 mit Farbmischlichtkopf und 12 V-Halogenlampe wird über den Transformator T mit der Steckdose D2 an der Schaltdose verbunden. Wird der Schalter S über das Meßgerät M eingeschaltet, so wird das Relais R aktiviert. Gleichzeitig damit werden die Dunkelkammerleuchten L ausgeschaltet und die jeweils angeschlossene Vergrößerungslampe über die Steckdose D2 eingeschaltet. Wird der Schalter S über das Meßgerät M ausgeschaltet, fällt das Relais R ab, und die Dunkelkammerleuchten werden wieder ein- und die Vergrößerungslampe ausgeschaltet.

Stopfbuchsen, Relais und Miniatursteckverbindungen sind beim Elektronikhändler zu erstehen, die als Gehäuse dienende 0,5-Liter-Weißblechdose plus Deckel beim Farbenhändler. Bei der Verdrahtung wird der über die Stopfbuchse B1 zugeführte Schutzleiter direkt an das Weißblechgehäuse im Innern der Dose gelötet. Wer sich die Montagearbeit nicht zutraut, findet dafür sicher einen hilfreichen Bastelfreund. Es lohnt sich auf jeden Fall: Niemand, der diese Schalteinrichtung einmal benutzt hat, möchte sie je wieder missen.

6 SCHWÄRZUNGSPROBE Die Wirkung des von den Dunkelkammerleuchten

ausgestrahlten Lichts auf das zu verarbeitende Fotopapier muß überprüft werden. Wird ein neuer Papiertyp benutzt, so wird von diesem Papier ein Probestreifen entnommen und so vorbelichtet, daß er nach der Entwicklung ein helles Grau zeigt. Anschließend wird ein weiterer Probestreifen mit gleicher Belichtungszeit vorbelichtet und etwa vier Minuten dem Dunkelkammerlicht ausgesetzt. Dazu wird ein Teil des Probestreifens mit einem Geldstück abgedeckt. Diese Nachbelichtung geschieht im üblichen Arbeitsabstand von den Dunkelkammerleuchten. Nach Entwickeln und völligem Trocknen des Probestreifens darf der vom Geldstück abgedeckte Fleck nicht sichtbar sein und zum Beispiel bei Betrachtung unter sehr hellem Licht nicht erkennbar heller erscheinen als seine Umgebung. Ist dies jedoch der Fall, so sind die Dunkelkammerleuchten zu hell, die verwendeten Filter darin für das geprüfte Papier ungeeignet und/oder der Arbeitsabstand ist zu gering gewählt. Entsprechende Abhilfe ist erforderlich.

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7 VERGRÖSSERUNGSGERÄTE 7.1 Beleuchtungseinrichtung Entgegen einer häufig vertretenen Ansicht ist bei Arbeiten

zur bildhaften Fotografie die höhere "Schärfeleistung" eines Vergrößerungsgerätes mit Kondensorbeleuchtung gegenüber einem Gerät mit diffuser Beleuchtung auch bei sehr starken Vergrößerungen bis etwa zum Faktor 20 praktisch nicht erkennbar. Dieser Effekt kommt erst bei hochauflösenden und hart arbeitenden Filmen und Vergrößerungen zum Tragen, die deutlich darüber liegen. Gegenüber Kondensorbeleuchtung hat aber die heute vorherrschende Beleuchtungseinrichtung, bestehend aus Kaltspiegel-Halogenlampe, Farbmischkopf und Lichtmischbox mit Diffusorscheibe, einige Vorteile.

- Die Lichtausbeute ist sehr hoch, was den Komfort beim Arbeiten fördert.

- Geräte mit Kondensorbeleuchtung neigen dank des Callier-Effekts zur unnötigen, dafür aber sehr deutlichen und eindrucksvollen Darstellung von Staub, Kratzern und sonstigen Verunreinigungen des Negativs.

- Diffuse Beleuchtung "übersieht" Staubteilchen und kleine Fehler im Negativ weitgehend. Körnigkeit tritt auf der Kopie ebenfalls deutlich abgeschwächt hervor.

- Ein Mittelformat-Vergrößerungsgerät mit diffuser Beleuchtung kann gewöhnlich vom Mittelformat auf das Kleinbildformat umgeschaltet werden. Die Kondensorbeleuchtung erfordert hierzu zusätzlich das Auswechseln des Kondensors, der auf die Brennweite des Vergrößerungsobjektivs abgestimmt sein muß.

- Bei Geräten mit Farbmischkopf und Licht-mischbox kann sowohl in Schwarzweiß als auch in Farbe gearbeitet und damit also auch auf Kontrastwandelpapier vergrößert werden. Hierbei können alle Zwischenwerte für den Kopierumfang des Papiers eingestellt werden.

- Ein Vergrößerungsgerät mit Kondensorbeleuchtung muß eine Filterschublade für die Aufnahme von Farbfiltern besitzen, damit Gradationswandelpapiere verarbeitet werden können.

- Mit Kondensorbeleuchtung wird infolge des Callier-Effekts der wirksame Dichteumfang des Negativs über den tatsächlichen hinaus gesteigert. Dies geschieht je nach Art der Kondensoreinrichtung unterschiedlich stark. Ein Negativ erscheint im Kondensorlicht daher deutlich härter als im diffusen Licht. Der Unterschied kann bis zu zwei Gradationen weicheres Papier erfordern. Bild 2 zeigt ein Beispiel von zwei entsprechenden Dichtekurven, das Kapitel 5 entnommen ist.

7.2 Vergrößerungsmaßstab Die Säulenhöhe muß Vergrößerungen auf die

Papierauflage, zum Beispiel das Grundbrett des Vergrößerungsgerätes, von mindestens 40 cm x 60 cm vom Kleinbild-Negativ und von 70 cm x 70 cm vom Mittelformat-Negativ erlauben. Dies entspricht einem Vergrößerungsmaßstab von etwa 17 beim Kleinbild-Film und

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etwa 13 beim Mittelformat-Film. Siehe hierzu auch 7.7. So gestatten zum Beispiel das Vergrößerungsgerät M 605 von Durst mit einem Objektiv von 80 mm Brennweite Vergrößerungen vom Mittelformat-Negativ bis etwa 40 cm x 40 cm, mit Verlängerungsstück bis etwa 60 cm x 60 cm,. Der nicht mehr gefertigte Focomat von Leica vergrößert mit einem Objektiv von 40 mm Brennweite vom Kleinbild-Negativ bis etwa 40 cm x 60 cm auf sein Grundbrett.

Dichte über Schleier

1,6 1,4 1,2 Kondensor Diffusor 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Belichtungsstufe

Bild 2 – Dichtekurven von Agfapan APX 100,

20,0 min in Neofin blau mit 30 s Kipprhythmus entwickelt

7.3 Schärfedehnung nach Scheimpflug Auf die Möglichkeit der Entzerrung eines Negativbildes mit

"stürzenden Linien" kann nicht verzichtet werden. Die Entzerrung geschieht in eleganter Weise unter Anwendung des Prinzips der Schärfedehnung nach Scheimpflug. Dazu muß jedoch ein Mittelformat-Vergrößerungsgerät angeschafft werden, da die am Markt angebotenen Kleinbild-Vergrößerungsgeräte nicht mit der Möglichkeit der Schärfedehnung nach Scheimpflug ausgestattet sind. Dies kann ein wichtiger Grund dafür sein, sich anstelle eines Kleinbild-Vergrößerungsgerätes für ein Mittelformat-Gerät zu entscheiden, das auch für Kleinbild eingerichtet ist.

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7.4 Spannungskonstanthalter Falls keine Farbvergrößerungen angefertigt werden sollen

oder falls die Dunkelkammer nicht im Bereich einer Großstadt liegt, wo deutliche Spannungsschwankungen zu bestimmten aber meist bekannten Tageszeiten stattfinden, ist ein Spannungsstabilisator für den Anschluß der Beleuchtungseinheit des Vergrößerungsgerätes nicht erforderlich.

7.5 Scharfeinstellhilfe Besonders bei sehr großen Vergrößerungsmaßstäben kann

die Scharfeinstellhilfe ein nützliches Zubehör sein. Üblich sind vom Vergrößerungsgerät unabhängige Scharfeinstellhilfen, die auf das Grundbrett gestellt werden. Bei sehr großen Vergrößerungen kann jedoch der Abstand von der Papierauflage bis zum Fokussierknopf, insbesondere mit Säulenverlängerung, so groß werden, daß die Arme viel zu kurz sind, wenn gleichzeitig nachgestellt und mit dem Auge über dem Okular der Scharfeinstellhilfe auf der Papierauflage das Ergebnis überprüft werden soll. Bei der Anbringung des Vergrößerungsgerätes an der Wand kommen noch weitere Zentimeter dazu. Daher sind vom Vergrößerungsgerät unabhängige Scharfeinstellhilfen nur bedingt anwendbar. Für den genannten Extremfall gibt es eine sehr einfache und praktische Abhilfe. Frau oder Mann setzt, soweit sie Brillenträger sind, die Fernbrille auf und bedient sich dann einer üblichen und meist vorhandenen großen Leselupe, um eine Bildpartie zu betrachten. Dabei reicht der freie Arm zum Fokussieren gewöhnlich aus.

Vergrößerungsgeräte mit eingebauter optischer Scharfeinstellhilfe für den semi-professionellen oder gehobenen Amateurbereich sind nicht bekannt. Es werden jedoch zwei Geräte in der Preisklasse oberhalb 1 500 bis 2 000 EUR angeboten, die eine automatische Fokussiereinrichtung besitzen.

Anmerkung 1 - Der Verfasser benutzt seit 1960 unter

anderem ein Kondensor-Vergrößerungsgerät von Typ Veigel Exakt für Kleinbild- und Mittelformat-Negative. Unmittelbar über der Filmbühne befindet sich ein Schieber, mit dem eine Platine in den Strahlengang gebracht werden kann, die mit einer optischen Scharfeinstellhilfe versehen ist. Dabei erscheint auf der dadurch verdunkelten Papierauflage das Schnittbild von zwei senkrechten, hellen Strichen. Wird die Fokussierung so verstellt, daß die beiden Striche scharf abgebildet werden und dabei genau übereinander liegen, so ist genau auf die Papierauflage fokussiert. Das geschieht unabhängig von dem Abstand Objektiv-Papierauflage und erfordert keine Voreinstellung. Diese Technologie wurde bei der Entwicklung moderner Vergrößerungsgeräte ignoriert, wegen der Kosten verworfen, übersehen oder aber einfach vergessen.

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7.6 Kleinbild- oder Mittelformat Diese Frage sollte besonders sorgfältig geprüft werden, falls

noch kein Vergrößerungsgerät vorhanden ist. Der Preisunterschied zwischen einem gut ausgestatteten Kleinbild-Vergrößerungsgerät und einem Mittelformat-Vergrößerungsgerät ist nicht übermäßig groß. Jedes gute Mittelformat-Vergrößerungsgerät ist aber gleichzeitig auch für das Kleinbild ausgerüstet. Bei Neukauf wird daher ein Mittelformat-Vergrößerungsgerät auch dann empfohlen, wenn ausschließlich Arbeiten mit Kleinbild geplant sind. Früher oder später geraten dem Kleinbild-Amateur nämlich Negative in die Hände, die den Kleinbildrahmen sprengen. Auch ist die Mittelformat-Bühne bereits groß genug, um negativfreie "Photographik"-Arbeiten durchzuführen. Schließlich hat das Mittelformat-Vergrößerungsgerät eine erheblich längere Säule, was Großkopien vom Kleinbild-Negativ erleichtert, und ist bei erforderlicher Entzerrung mit der Möglichkeit der Schärfedehnung nach Scheimpflug ausgestattet.

7.7 Aufstellung Bei der Aufstellung des Vergrößerungsgerätes müssen

mögliche Schwingungen und Vibrationen berücksichtigt werden, die zum Beispiel durch Tritte oder Straßenverkehr ausgelöst und besonders über den Fußboden übertragen werden. Gewöhnlich steht das Vergrößerungsgerät mit seinem Grundbrett auf der Tischplatte eines Arbeitstisches. Günstig ist ein ganz fest an der Wand stehender Tisch mit schwerer Tischplatte, wie er zum Beispiel auch bei Kücheneinbaumöbeln verwendet wird.

Wände neigen deutlich weniger zu Schwingungen oder Vibrationen. Für Vergrößerungsgeräte von Durst zum Beispiel werden Wandhalterungen geliefert. Die Wandbefestigung des Vergrößerungsgerätes besitzt eine Reihe von Vorteilen.

- Es gibt praktisch keine Übertragung von Schwingungen. - Da die Säule oben und unten an der Wand befestigt ist

kann sie auch bei ganz ausgefahrenem Kopf nicht nachschwingen.

- Die Tischplatte bleibt außer für die Papierauflage frei. Stehen keine fotografischen Arbeiten an, kann sie durchgehend für andere Zwecke genutzt werden.

- Das Vergrößerungsgerät kann deutlich höher angebracht werden, als wenn es mit seinem Grundbrett auf der Tischplatte steht. Das erlaubt größere Vergrößerungsmaßstäbe und bequemeres Arbeiten bei kleineren Vergrößerungen. Siehe hierzu Abschnitt 10.

7.8 Anschluß der Halogenlampe Kaltspiegel-Halogenlampen benötigen verhältnismäßig

große Ströme, die für Vergrößerungsgeräte übliche Lampe von 100 W zum Beispiel einen Strom von 8,3 A. Dabei kann nach längerem Betrieb eine störende Kontakterosion auftreten, was sich durch flackerndes Licht bemerkbar macht. Es wird daher

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empfohlen, von vornherein die gelieferte Steckverbindung im Gerät durch eine Schraubverbindung zu ersetzen. Dazu bieten sich die in Lüsterklemmen befindlichen Klemmen an, die nach Entfernen der kleinen Klemmschrauben einfach aus dem Klemmengehäuse entnommen werden können. Der damit verbundene sehr geringe Arbeitsaufwand kann unnötigen Ärger verhindern und ist praktisch kostenlos.

8 VERGRÖSSERUNGSOBJEKTIVE 8.1 Mittel- oder Oberklasse Wird ein Objektiv der Mittelklasse eingesetzt, werden

bereits bei einer Vergrößerung um den Faktor 7 feinste Strukturen nicht mehr gut aufgelöst, so daß hiermit das Papierformat 18 cm x 24 cm für Kleinbild-Negative und 30 cm x 40 cm für Mittelformat-Negative eine obere Grenze bildet. Sind stärkere Vergrößerungen geplant, so muß ein Objektiv der Oberklasse angeschafft werden.

Vergrößerungsobjektive für Kleinbild-Negative sollten eher 40 mm als 50 mm Brennweite besitzen, solche für Mittelformat-Negative 75 mm bis 80 mm. Wird ein Mittelformat-Vergrößerungsgerät benutzt, das auch für Kleinbild-Negative eingerichtet ist, müssen im Falle der Verwendung von Kondensoreinrichtungen die jeweilige Brennweite des Vergrößerungsobjektivs und die Kondensoreinrichtung aufeinander abgestimmt sein. Beim Übergang von einer Brennweite zur anderen muß daher die Kondensoreinrichtung ausgewechselt werden.

8.2 Vergrößerung vom Mittelformat-Negativ mittels 50-mm-Objektiv Soll von einem Mittelformat-Negativ eine

Ausschnittvergrößerung angefertigt werden und wird die gewünschte Größe der Kopie zum Beispiel im Format 50 x 60 nicht erreicht, so kann der Kunstgriff helfen, anstelle des Objektivs von 80 mm ein solches von 40 bis 50 mm Brennweite zu verwenden. Dazu wird das Negativ so in der Filmbühne verschoben, daß sich der gewünschte Ausschnitt mittig über dem Objektiv befindet. Der Ausschnitt muß ferner ganz in dem jetzt kleineren Bildkreis von etwa 50 mm Durchmesser liegen, darf also eine Größe von etwa 35 mm x 35 mm nicht überschreiten.

Diese Maßnahme ist dann besonders vorteilhaft anwendbar, wenn ein Vergrößerungsgerät mit Farbmischkopf und Lichtmischbox verwendet wird, denn hierbei muß in diesem Anwendungsfall kein Kondensor gewechselt werden. Es wird auch nicht auf KB-Licht umgeschaltet, so daß keine Gefahr der Vignettierung der Bildecken entsteht. Somit wird empfohlen, für Mittelformat-Vergrößerungen neben dem Objektiv von 80 mm auch ein solches von 40 bis 50 mm Brennweite bereitzuhalten.

Anmerkung 2 – Insbesondere bei sehr starken

Vergrößerungen werden hohe Anforderungen an das Objektiv

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gestellt. Wer sich daher auf all das eingelassen hat, was hier und bisher empfohlen wurde, wird nicht nur das 80er sondern auch ein 40er oder 50er Objektiv in Apo-Qualität kaufen.

9 GLASFLÄCHEN IM STRAHLENGANG Glas zwischen Negativ und Objektiv sowie zwischen

Objektiv und Fotopapier beeinträchtigt die Qualität der Wiedergabe auf der Kopie und verhindert die Darstellung feinster Strukturen bei stärkeren Vergrößerungen. Eine Glasscheibe führt infolge ihrer Dicke zu Verzerrungen, sie erzeugt zusätzliches Streulicht und vermindert damit Auflösung und Kontrast des Bildes auf dem Papier.

9.1 Filmbühne Bei einigen Vergrößerungsgeräten für Kleinbild-Negative

wird in der Negativbühne ganz auf Glasscheiben zur Unterstützung der Planlage verzichtet. In einigen Fällen gibt es die Option zu glasloser Auflage, jedoch mit oberer Glasandruckplatte. Diese Anordnung ist optimal und bewährt sich auch beim Mittelformat. Dabei wird das Negativ, das sich infolge der Erwärmung nach oben wölben will, durch die andrückende Glasscheibe in der Planlage gehalten. Die dem Negativ zugewandte Seite der Glasandruckplatte muß eine Anti-Newton-Ätzung aufweisen, um Newtonsche Ringe zu vermeiden. Diese Anordnung kann etwa bis zum Format 6 x 6 angewendet werden, darüber hinausgehende Formate erfordern zusätzlich eine Glasauflage. Eine Glasplatte als Auflage für das Negativ erzeugt jedoch zusätzliche Komplikationen.

- Da die Schichtseite des Negativs die Glasfläche berührt, ist eine Anti-Newton-Ätzung nicht möglich. Sie würde gleichzeitig mit dem Negativ abgebildet werden. Eine unbehandelte Glasfläche dagegen kann zu Newtonschen Ringen führen, die sich genau so hartnäckig behaupten wie Staub im Kondensorlicht.

- Unerwünschte Partikel wie zum Beispiel Staub werden gegen die Emulsion gepreßt, abgebildet und im ungünstigsten Falle in die Emulsion gedrückt.

9.2 Glasandruckplatte für Fotopapier Wird das Papier für die Kopie unter eine Glasplatte gelegt,

um es in die Planlage zu zwingen, so gilt, was oben gesagt wurde. Ein glasloser Vergrößerungsrahmen ist die bessere Lösung, die beste dagegen das planliegende Papier ohne Rahmen oder Glas. Moderne RC-Papiere liegen praktisch plan, und geringe Abweichungen davon werden durch das übliche Abblenden des Vergrößerungsobjektivs um ein bis drei Blendenzahlen vom Schärfentiefenbereich erfaßt. Wenn die Anwendung einer Glasplatte unumgänglich ist, sollte sie beidseitig plangeschliffen sein und eine mäßige Dicke von höchstens 3 mm besitzen.

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10 PAPIERAUFLAGE 10.1 Rahmenlose Anordnung Da RC-Papiere und moderne Portfolio-Papiere hinreichend

plan liegen, genügt als Papierauflage eine hellweiße Unterlage, auf der die Anordnung des Fotopapiers zum Beispiel mit Filzschreiber gekennzeichnet wird. Nur in ganz besonderen Fällen wird ein Vergrößerungsrahmen benötigt. Wird das Vergrößerungsgerät an der Wand befestigt, kann es mit Vorteil höher angebracht werden, als wenn es mit seinem Grundbrett auf der Tischplatte steht. Dann ist entsprechend Bild 3 für kleinere Vergrößerungen ein Kasten hilfreich, der als Papierauflage dient und dessen Höhe so bemessen ist, daß seine Auflagefläche in die Ebene des unteren Endes der Säule fällt.

Für kleinere Vergrößerungen zum Beispiel bis zum Format 30 x 40, bringt dieser Kasten die Papierauflage in eine bequeme Arbeitshöhe. In dem ausgeführten Beispiel, das Bild 3 als Vorlage diente, beträgt die Arbeitshöhe etwa 25 cm über Tischhöhe, im gegebenen Falle also insgesamt 112 cm. Der verwendete Kasten ist aus drei Teilen zusammengesetzt, die aus perlweiß beschichteter Spanplatte bestehen und miteinander verleimt sind. Die Kanten sind wegen des besseren Aussehens mit Umleimern versehen. Die Fläche für die Papierauflage von Teil 1 beträgt 30,5 cm x 40,6 cm für Fotopapier des Formats 30 x 40. Für kleinere Formate sind die Umrahmungen „skrupellos“ und, zur vorderen, linken Ecke ausgerichtet, mit Filzschreiber aufgetragen. Teil 2 ist schmäler als Teil 3 und deutlich zurückgesetzt, damit bei starken Ausschnittvergrößerungen Teil 1 über die vordere Kante der Arbeitsplatte, zum Beispiel der Tischplatte, hinausragen kann. Für Vergrößerungen auf Formate bis 50 x 60 kann eine Spanplatte, ebenfalls perlweiß beschichtet und mit Umleimer versehen, in den Außenmaßen 50,8 cm x 61,0 cm für das Format 50x60 als Papierauflage dienen.

Anmerkung 3 - In jedem Teppich- und Gardinenladen gibt

es gazeartige Teppichunterlagen, die das Rutschen verhindern. Dieses Material kann vielfältig im Haushalt, aber auch in der Dunkelkammer angewendet werden. Entsprechende Ausschnitte, unter die oben beschriebenen Papierauflagen gelegt, verhindern jegliches unbeabsichtigte Verschieben der unter dem Vergrößerungsgerät ausgerichteten Papierauflage, die sich förmlich gegen eine Lageänderung stemmt. Im Haushalt kann dieses Material zum Beispiel unter einem Schneidebrett mit gleichem Effekt benutzt werden und so weiter.

Für störrisches Barytpapier gibt es preislich aufwendige Einrichtungen zur Papierauflage, die das Papier mit Vakuum ansaugen. Eine saugende Papierauflage läßt sich aber leicht in Heimarbeit anfertigen und an einen Handstaubsauger anschließen.

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Wandhalterung

Mischlichtbox Filmbühne Objektiv Papierauflage Teil1 Teil 2 Kasten Teil 3

Arbeitsplatte Schematische Frontansicht und Seitenansicht Die Teile 1, 2 und 3 bestehen aus beschichteter Spanplatte mit perlweißer Oberfläche.

Bild 3 – Anordnung des Vergrößerungsgeräts mit Wandhalterung und mit Kasten als

Papierauflage für Fotopapiere bis zum Format von 30 x 40 (30,5 cm x 40,6 cm)

10.2 Kopierrahmen Die Verwendung eines Kopierrahmens ist sinnvoll oder

erforderlich, wenn das Fotopapier nicht hinreichend plan liegt oder wenn ein weißer Rand gewünscht wird. Für Formate ab 30 cm x 40 cm ist kein weißer Rand erforderlich, da diese Formate gewöhnlich mit Passepartout präsentiert werden. Rahmen gibt es in unterschiedlichen Größen und vor allem in sehr unterschiedlicher Qualität. Es werden leider sehr viel schlechte Geräte angeboten. Beim Kauf muß daher sehr genau auf die Verarbeitung und die Handhabung geachtet werden. Dabei können die folgenden Hinweise helfen.

- Die Schenkel müssen stabil und schwer sein, damit sie störrisches Papier auch wirklich niederhalten. Sie müssen sicher geführt sein und seitlich nicht nachgeben.

- Die Schenkel müssen sich leicht einstellen lassen. - Die Schenkel müssen sicher arretierbar sein. - In einer Dimension müssen zwei parallel zueinander

liegende und zueinander verschiebbare Schenkel vorhanden sein.

Teil 3 Teil 2

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- Die festen Anschlagkanten des Rahmens müssen eine einstellbar breite Abdeckung der entsprechenden Bildkanten zulassen.

- Ein guter Rahmen muß mit einer Glasscheibe geliefert werden, die sich bei Bedarf einfach installieren oder entfernen läßt.

- Schenkel und Kanten müssen eine gut ablesbare und genaue Gravur besitzen.

- Es müssen Markierungen für die gängigen Papierformate angebracht sein.

Gute Rahmen sind sehr teuer. Für Formate über 24 x 30 sind sie sogar sündhaft teuer und praktisch überflüssig. Zum Niederhalten des Papiers kann dabei gegebenenfalls eine entsprechend große Planglasscheibe dienen.

Anmerkung 4 Sind weiße Bildkanten erwünscht, so kann

für Formate bis etwa 30x40 auch anstelle eines Rahmens ein sauber geschnittenes Passepartout dienen, das an zwei senkrecht zueinander liegenden Seiten mit je zwei Passerstiften auf dem als Papierauflage dienende Grundbrett fixiert wird. Dabei dienen die Passerstifte gleichzeitig als Anschlag für das zu belichtende Fotopapier. Die Anbringung der Passerstifte sowie die Größe des Passepartout-Ausschnitts werden so gewählt, daß die Bildkanten gleichmäßig, zum Beispiel mit 5 mm abgedeckt sind. Die Kantenabdeckung ist hierbei nicht variabel, kann aber durch Nachschneiden verringert werden.

11 MESSEINRICHTUNGEN Die Schwarzweißarbeiten in der Dunkelkammer erfordern

nur wenige und vergleichsweise einfache Meßeinrichtungen. 11.1 Laborstoppuhr Eine normale Stoppuhr ersetzt keine Laborstoppuhr. In der

Dunkelkammer ist eine Laborstoppuhr mit einem Ziffernblatt von mindestens 10 cm Durchmesser zu bevorzugen. Sie läßt sich auch bei schwachem Licht gut ablesen und ist besonders geeignet, wenn sie an die Wand gehängt werden kann.

In der Dunkelkammer ist jede Möglichkeit willkommen,

Gerätschaften von der Tischplatte fernzuhalten. 11.2 Laborbelichtungsmesser Für Schwarzweißarbeiten werden an einen Labor-

Belichtungsmesser nur wenige Anforderungen gestellt. - Er muß einen Meßbereich von etwa 1 s bis 300 s besitzen. - Er muß sich auf die Empfindlichkeit des Papiers kalibrieren

lassen. - Er muß wenigstens zwei Meßwerte speichern und

geometrisch (logarithmisch) mitteln können. - Er muß den Dichteunterschied zwischen zwei aufeinander

folgenden Meßpunkten oder ersatzweise die hierfür erforderliche Papiergradation angeben.

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- Er muß einen integrierten oder mit einem Kabel verbundenen Leistungsschalter mit Schukosteckdose zum Anschluß der Beleuchtungseinrichtung des Vergrößerungsgerätes besitzen.

Diese Anforderungen erfüllt praktisch jeder bessere im Handel erhältliche Laborbelichtungsmesser. Siehe hierzu auch 15.8.

11.3 Taschenrechner Ein Taschenrechner, wie er für schulischen Gebrauch

verwendet wird und der die Logarithmus-Funktion bietet, sollte in der Dunkelkammer nicht fehlen. Die folgenden Rechenbeispiele zeigen, wie mittels Taschenrechner schnell und einfach Informationen ermittelt werden, die für die Wahl der Papier-Gradation und für die Optimierung der Belichtung erforderlich sind.

11.3.1 Dichteumfang des Negativs Kann der Dichteumfang des Negativs mit dem vorhandenen

Laborbelichtungsmesser nicht ermittelt werden, so hilft der Taschenrechner mit Logarithmus-Funktion.

Beispiel 1 - An der hellsten Stelle eines Negativbildes, die

noch mit Zeichnung vergrößert werden soll, werden 7,5 s und an der dunkelsten Stelle, die noch mit Zeichnung vergrößert werden soll, werden 95 s Belichtungszeit gemessen. Daraus ergibt sich der zu verarbeitende Dichteumfang des Negativs zu

D = log95 – log7,5 = 1,98 - 0,88 = 1,1 11.3.2 Belichtungszeit Die Belichtungszeit ergibt sich aus dem Mittelwert der

Logarithmen. Im Beispiel 1 ist dieser Mittelwert Logt1 = (log95 + log7,5)/2 = 1,43 und damit t1= 27 s. 11.3.3 Korrektur der Belichtungszeit Neben der Wahl der richtigen Gradation muß die Kopie

genau belichtet werden. Auch hier kann der Taschenrechner helfen. Der im Beispiel 1 mit 27 s belichtete Probestreifen erscheine zu dunkel. Daher soll der nächste Probestreifen um etwa zwei Graustufen heller belichtet werden.

1/10 des Dichteumfangs des Negativs erzeugt bei angepaßtem Kopierumfang des Papiers auf der Kopie eine Änderung der Schwärzung von etwa einer Graustufe.

n Beispiel 1 beträgt 1/10 des Dichteumfangs gerade 0,11, für zwei Graustufen also 0,22. Jetzt wird 0,22 von 1,43 abgezogen und dann wieder der Numerus gebildet:

Logt2 = 1,43 - 0,22 t2 = 16,2 s.

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Dies ist die Belichtungszeit, mit der erneut zu probieren wäre, und so weiter. Mit dem Taschenrechner können alle Zwischenwerte für die Schwärzung berücksichtigt werden, um zu der nächsten Belichtungsprobe für eine Vergrößerung zu gelangen. Beispiel 1 zeigt damit, daß ein Taschenrechner mit Logarithmus-Funktion in der Dunkelkammer sehr hilfreich und eigentlich unverzichtbar ist.

Das Vorgehen bei der Korrektur der Belichtungszeit muß besonders beachtet werden, da diese Rechnung bei jedem Vergrößerungsvorgang angewendet werden kann.

11.4 Thermometer Zum Temperieren von Lösungen eignen sich alle

Flüssigkeits-Thermometer, die sich im Bereich von 10 °C bis 60 °C sicher auf 2/10 °C ablesen lassen und die eine Toleranz von 0,5 °C besitzen. Thermometer müssen chemikalienfest sein und ihr Gehäuse daher vorzugsweise aus Glas bestehen. Sie können, wie laborüblich, gleichzeitig als Rührstock verwendet werden.

Elektronische Thermometer mit einem Meßfühler, der in die Lösung getaucht wird, müssen auf Basis eines Widerstands-Thermometers arbeiten. Sie haben in der Dunkelkammer Nachteile, weil sich damit auf dem Arbeitstisch ein zusätzliches Meßgerät mit Zuleitung und Anschlußkabel für das Thermometer auf dem Arbeitstisch befinden und den Arbeitsablauf behindern.

12 KOPIERUMFANG DES FOTOPAPIERS Um den Dichteumfang des Negativs vollständig und

weitgehend richtig wiederzugeben, muß Fotopapier mit angepaßtem Kopierumfang verwendet werden. Wird ein Papier mit variabler Gradation benutzt, so muß es mit der richtigen Filterung mittels Farbkopierfilter oder Farbmischkopf belichtet werden. Es ist daher eine immer wiederkehrende Aufgabe bei der Anfertigung von Schwarzweiß-Vergrößerungen, den erforderlichen Kopierumfang des Fotopapiers zu ermitteln und dazu die richtige Gradation auszuwählen oder den richtigen Filterwert einzustellen.

12.1 Kopierumfang und Dichteumfang Der Kopierumfang des Fotopapiers muß mindestens dem

Dichteumfang des Negativs entsprechen. Wird der Dichteumfang eines Negativs, den ein Papier

gerade noch verarbeiten kann, mit dem Faktor 100 multipliziert und mit einem vorangestellten "R" versehen, so ist dies die genormte ISO-Bezeichnung für den Kopierumfang dieses Papiers. Kann zum Beispiel ein Papier gerade noch das Bild eines Negativs mit einem Dichteumfang von 1,10 verarbeiten, so wird sein Kopierumfang mit R 110 angegeben.

Damit ist ein nach 11.3.1 ermittelter Dichteumfang des Negativs bereits ein Maß für die Auswahl des Papiers mit dem passenden Kopierumfang. In Beispiel 1 ist der Dichteumfang

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des Negativs 1,1. Es wird daher zweckmäßig mit einem Kopierumfang von R 110 probiert. Aber erst der oder die Probestreifen von den kritischen Stellen des Bildes zeigen, ob härter oder weicher gearbeitet werden muß. Einen gewissen, wenn auch geringen Einfluß auf den Kopierumfang beziehungsweise die zu verwendende Gradation haben die gewählte Bildgröße, die Papieroberfläche sowie die spätere Art der Rahmung und Beleuchtung des Bildes. Die Wirkung dieser Art Einflüsse kann nur nach Erwerb einiger eigener Erfahrungen abgeschätzt werden.

12.2 Kopierumfang und Gradation Die Anbieter von Fotopapier geben zum Kopierumfang

gewöhnlich keine oder nur sehr ungenaue Informationen auf ihren Verpackungen oder Beipackzetteln an. Sie beschränken sich bei festgraduierten Papieren auf die Angabe einer der Gradationsziffern 0 bis 5 und bei Papieren mit variabler Gradation auf die Angabe der Filterung, die solchen Gradationsziffern entspricht. Nun wird der Kopierumfang indirekt auch durch diese Gradationsziffern ausgedrückt. Jedoch gibt es zwischen den namhaften Anbietern keine Vereinbarung darüber, welche Kopierumfänge diesen Ziffern jeweils entsprechen.

Tabelle 1 - Gradation und Kopierumfang

von Vergrößerungspapier Gradation Kopierumfang ... R Kennziffer Bezeichnung über bis 5 Extrahart 50 4 Hart 50 70 3 Normal 70 90 2 Spezial 90 110 1 Weich 110 130 0 Extraweich 130 150 00 Extrem weich 150

Tabelle 1 zeigt daher zunächst nur Durchschnittswerte der

Kopierumfänge für unterschiedliche Gradationsziffern, die im Einzelfall signifikant abweichen können, jedoch als erster Anhalt dienen mögen. Auch die in Tabelle 1 gegebenen Bezeichnungen werden nicht einheitlich verwendet oder so den Ziffern o bis 5 zugeordnet, entsprechen aber weitgehend der Konvention im deutschen Sprachgebrauch. Die Bezeichnung Extrem weich wird hier hinzugefügt und bezieht sich auf das Gradationswandelpapier MG IV von Ilford.

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12.3 Kopierumfang verschiedener Papiertypen Beim Vergleich verschiedener Datenblätter fällt auf, daß

Kopierumfang und Gradation einander nicht eindeutig zugeordnet sind. Selbst ein und derselbe Hersteller kann von Papiertyp zu Papiertyp abweichende Zuordnungen treffen. Bei Agfa wird zum Beispiel der Kopierumfang R 130 für Brovira Speed der Gradation 1 oder Weich, zugeordnet und für Multikontrast MCP Premium der Gradation 0 oder Extraweich. Tabelle 2 zeigt die Kopierumfänge einiger am Markt gehandelter Papiere und die dazu vom Hersteller angegebenen Gradationsziffern. Es werden ersichtlich sehr unterschiedliche Kopierumfänge für ein und dieselbe Gradationsziffer angegeben. Tabelle 2 zeigt nebenbei, daß Ilford mit dem Multigrade IV RC de Luxe hinsichtlich Kopierumfang einen deutlichen Maßstab gesetzt hat, der sich auch in der Laborpraxis bestätigt. Obwohl mit dem Papier Work von Tetenal hervorragende Ergebnisse erzielt werden, sind die Werksangaben mit Vorsicht zu gebrauchen. In der Laborpraxis werden zwischen den Gradationen 2 und 3 erkennbare Unterschiede vermißt. Zwischen den Gradationen 3 und 4 können Unterschiede nur mit gutem Willen erkannt werden. Aber richtig belichtete Negative bringen tiefes Schwarz und leuchtendes Weiß auf Work-Papiere, wie es ehedem nur bei teuren Barytpapieren hervortrat. Auf Vorrat wird daher gegebenenfalls Papier der Gradationen 1, 3 und 5 gelegt.

Tabelle 2 - Kopierumfang nach Angaben verschiedener Papierhersteller

Papiertyp Kopierumfang R... und Hersteller Vom Hersteller angegebene Gradation

00 0 1 2 3 4 5 Ilford MG IV 180 160 130 110 90 60 40 Agfa Brovira 150 130 110 90 70 50 Tetenal Work 120 100 80 60 50 Agfa MCP 130 110 90 75 60 50

12.4 Gradation und Filterung Bei festgraduiertem Papier muß die richtige Gradation und

bei Gradationswandelpapier die richtige Filterung ermittelt werden. Mit etwas Glück helfen hierbei die Angaben des Papierherstellers, die leider nicht immer vorliegen. Als Beispiel gibt Ilford zu seinem Gradationswandelpapier Multigrade IV im Beipackzettel die Hinweise nach Tabelle 3. Dabei entsprechen die Ilford-Filterwerte der jeweiligen Gradation. Um problemlos technisch einwandfreie und hochwertige Abzüge zu erhalten, sollte Filmbelichtung und -entwicklung zu einer Dichte des

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Negativs führen, die die erforderliche Filterung im fett gedruckten Bereich der Tabelle 3 ermöglicht. Siehe hierzu Kapitel 5. Die Angaben in Tabelle 3 stimmen etwa mit denen in Tabelle 1 überein.

Tabelle 3 – Multigrade IV

Filterung und Kopierumfang Ilford-Filterfolie Durst-Mischlicht Kopierumfang Nr. (max. 130M) R...

00 120Y 180 0 70Y 170 0,5 50Y 150 1 40Y 130 1,5 25Y 120 2 0 110 2,5 10M 100 3 30M 90 3,5 50M 76 4 75M 60 4,5 120M 50 5 130M 40 Die Tabellen 1 bis 3 können als Anhalt für die Auswahl der Gradation eines Papiers oder für die richtige Filterung herangezogen werden. Auch Agfa und Kodak stellen entsprechende Kopierfilter her. Wenn keine grundlegenden Erfahrungen vorliegen, wird empfohlen, sich zunächst auf einen ausgewählten Papiertyp eines Gradationswandelpapiers nach Abschnitt 13 zu beschränken und diesen mit Hilfe eines Satzes von Farbkopierfiltern, zum Beispiel von Ilford, zu verarbeiten.

13 GRADATIONSWANDELPAPIER Gradationswandelpapier verändert je nach der Farbe, mit

der es belichtet wird, seinen Kopierumfang beziehungsweise die Gradation. Mit Gelblicht belichtet, arbeitet es weich, mit Purpurlicht hart. Je nach Art des Filters können alle Zwischenstufen des Kopierumfangs erreicht werden. Das kann durch die Verwendung von Farbkopierfiltern oder mit Hilfe der Möglichkeit der Farbmischung im Kopf des Vergrößerungsgerätes geschehen. Gradationswandelpapiere haben eine Qualität erreicht, die kaum noch Wünsche offen läßt, zumal jetzt auch Barytpapier mit variabler Gradation angeboten wird. Hinzu kommen die großen logistischen Vorteile bei der Lagerhaltung.

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13.1 Farbkopierfilter Farbkopierfilter zur Steuerung der Gradation von

Gradationswandelpapieren sind Folien, die aus einem beidseitig mit Gelatinefiltern beschichtetem Polyesterträger bestehen. Die Oberflächen dieser Filterfolien müssen gegen Zerkratzen, Feuchtigkeit und sonstige Verschmutzung und übermäßige Erwärmung geschützt werden. Sie sollten daher nur mit Pinzette angefaßt und in sicherer Verwahrung, am besten in der Originalverpackung, aufbewahrt werden.

Für die praktische Arbeit wird jeweils ein Satz von Filterfolien benötigt, der es gestattet, die gewünschte Gradation einzustellen, gestuft von extraweich bis extrahart. In Anlehnung an die Benennung der Gradationsstufen der traditionellen, festgraduierten Fotopapiere werden die Filterfolien eines Satzes gewöhnlich mit den Ziffern 0 für extraweich bis 5 für extrahart bezeichnet. Jedoch wird mit ein und derselben Filterfolie bei unterschiedlichen Papiertypen gewöhnlich nicht der gleiche Kopierumfang erzielt. So besitzt zum Beispiel bei Verwenden des Ilford-Filters 3 das Papier MCP von Agfa einen Kopierumfang von etwa R 80, das Papier MG IV von Ilford jedoch einen Kopierumfang von etwa R 100.

Jeweils abgestimmt auf die eigenen Papiere liefern Agfa, Ilford so wie Kodak solche Filterfolien, bestehend aus einem Satz von 12 Farbkopierfiltern und einem Sperrfilter einschließlich Bedienungsanleitung. Sie werden zum Beispiel von Ilford im Format 8,9 cm x 8,9 cm oder 15,2 cm x 15,2 cm angeboten. Diese 12 Filterfolien sind in "halbe Gradationsschritte" gestuft und werden mit 00, 0, ½, 1, 1½, 2, 2½, 3, 3½, 4, 4½ und 5 bezeichnet, siehe hierzu Tabelle 3. Die Filterfolien 00 bis 3½ haben gleiche Dichte und damit auch gleiche Belichtungszeiten. Für die Filterfolien 4 bis 5 muß die Belichtungszeit gegenüber denen von 00 bis 3½ verdoppelt werden.

13.2 Filterschublade Filterfolien erfordern eine Filterschublade. Sie sollte nicht im

optischen Strahlengang, also zwischen Filmbühne und Vergrößerungsobjektiv oder zwischen Vergrößerungsobjektiv und Fotopapier liegen, weil hierdurch die Abbildungsqualität beeinträchtigt werden kann. Die Filterschublade oder sonstige Aufnahmevorrichtungen für die Filterfolien müssen zweckmäßig oberhalb der Negativbühne, also im Strahlengang der Beleuchtungseinrichtung liegen. Dies ist auch die übliche Anordnung bei Vergrößerungsgeräten, die eine Filterschublade aufweisen, zum Beispiel beim Durst Modular 70 BW. Die Filterfolien können mit jedem Papierschneidegerät oder mit einer Schere passend für die Anwendung zugeschnitten werden.

Anmerkung 5 - Ilford liefert eine Aufnahmevorrichtung zum

Anbringen der Filterfolien unter dem Vergrößerungsobjektiv.

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Vom Einsatz dieser Einrichtung wird aber wegen der dadurch möglichen Beeinträchtigung der Abbildungsqualität abgeraten.

13.3 Farbmischkopf Farbvergrößerungsgeräte besitzen einen Farbmischkopf,

bei dem die Farben Y = Gelb (Yellow), M = Purpur (Magenta) und C = Blaugrün (Cyan) unabhängig voneinander und stufenlos in den Strahlengang des beleuchtenden Lichts gefiltert werden können. Für Gradationswandelpapiere werden die Farben Gelb und Purpur benötigt. Der densitometrische Filterumfang entspricht gewöhnlich demjenigen eines Filterfoliensatzes oder übertrifft ihn geringfügig.

13.4 Variokontrastkopf Einige Hersteller bieten Vergrößerungsgeräte an, die mit

einem besonders auf die Erfordernisse der Gradationswandelpapiere ausgestatteten Kopf versehen sind, einem so genannten Variokontrastkopf. Der Variokontrastkopf ist so ausgelegt, daß bei Veränderung des Filterwertes die Filterdichte und damit die Belichtungszeit immer konstant bleibt. Das gilt nicht für einen normalen Mischlichtschacht. Wer also nur Schwarzweiß arbeiten will, ist mit solch einem Kopf gut bedient, der jedoch nicht für das Mittelformat angeboten wird.

13.5 Filterfolie oder Farbmischlicht Der gewünschte Kopierumfang von

Gradationswandelpapieren kann wahlweise mit den dafür vorgesehenen Filterfolien oder durch Wahl des geeigneten Mischlichts eingestellt werden. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile.

- Die Ergebnisse mit Filterfolien sind sehr gut reproduzierbar. Filterfolien sind preiswert und können leicht ausgetauscht und durch neue ersetzt werden.

- Die Reproduzierbarkeit der Einstellung am Farbmischkopf kann vom Amateur gewöhnlich nicht überprüft werden.

- Dies gilt auch für die Eigenschaften des Mischlichts aus dem Farbmischkopf und seine Änderungen nach längerem Gebrauch. Seriöse Hersteller verwenden dichroitische Filter, die auch bei längerem Gebrauch nicht ausbleichen.

- Selbst ohne vorliegende Information über die gradationssteuernde Wirkung auf ein beliebiges Gradationswandelpapier ergibt die Abstufung innerhalb eines Satzes von Filterfolien einen Anhalt für die praktische Anwendung: Die Nummer des jeweils verwendeten Filters liefert einen sinnfälligen Merkwert.

- Die Einstellungen am Farbmischkopf können nur mit Hilfe einer Tabelle vorgenommen werden, in der die Yellow- und/oder Magentawerte für den gewünschten Kopierumfang aufgetragen sind. Diese Werte lassen sich schwer merken. Die Einstellung ist etwas umständlich und verleitet zu Fehlern bei

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der Ablesung in der Tabelle, am Farbmischkopf oder durch Vergessen der Umschaltung des Weißlichthebels.

- Die Abstufung der Einstellwerte für Yellow und/oder Magenta am Farbmischkopf ist für ein gegebenes Papier wegen der unvollständigen und unzuverlässigen Angaben der Papierhersteller mit umständlichem Probieren und Raten verbunden. Liegen jedoch Informationen entsprechend den Angaben in Tabelle 3 vor, so ist nach einer gewissen Einübung die Anwendung des Farbmischkopfes gegenüber der Benutzung der Filterfolien die elegantere Methode.

- Um mit dem Farbmischkopf gleiche Dichten bei unterschiedlichen Gradationen zu erzielen, muß zum Beispiel gleichzeitig zum Yellowfilter auch das Magentafilter reingedreht werden und umgekehrt. Die Größe der dabei jeweils erforderlichen Skalenwerte für Yellow und Magenta hängt vom verwendeten Papier und von den Eigenschaften des Farbmischkopfes ab und ist nicht immer bekannt. Damit entfällt diese Methode in vielen Fällen bei der Anwendung des Farbmischkopfes.

- Der Variokontrastkopf ist ein Sonderfall des Farbmischkopfes und wird von einigen Herstellern von Vergrößerungsgeräten als Schwarzweiß-Modul angeboten. Der Variokontrastkopf gestattet die Einstellung der Gradation in Stufen von 1 bis 5 bei gleichbleibender Dichte, also gleichbleibender Belichtungszeit. Damit verbindet der Variokontrastkopf die Vorteile der Filterfolien mit denen des Farbmischkopfes bei Vermeidung der genannten Nachteile.

- Filterfolien erfordern eine Filterschublade oder eine ähnliche geeignete Aufnahme-vorrichtung, zum Beispiel ein Fach in der Negativbühne oberhalb des Negativs. Aber nur die von der Negativbühne unabhängige Filterschublade ermöglicht eine mehrfache Belichtung ein und desselben Fotopapiers mit unterschiedlichen Filterfolien.

- Gute Schwarzweiß-Vergrößerungsgeräte mit Kondensorbeleuchtung weisen eine Filterschublade oberhalb der Negativbühne auf.

- Vergrößerungsgeräte mit Farbmischkopf besitzen gewöhnlich keine Filterschublade.

- Ist gar keine geeignete Aufnahmevorrichtung für die Filterfolie vorhanden, so kann die passend geschnittene Filterfolie auf dem Negativ als Sandwich mit dem Negativ in die Filmbühne gelegt werden. Auch hier gilt die oben genannte Einschränkung für die mehrfache Belichtung.

- Mit dem Farbmischkopf können, wenn auch etwas umständlich, mehrfache Belichtungen mit unterschiedlichem Kopierumfang auf dasselbe Fotopapier vorgenommen werden.

13.6 Beispiel Wird ein Kopierumfang von R 60 benötigt, so kann für

Fotopapier Multigrad IV nach Tabelle 3 entweder die Filterfolie 4 benutzt oder am Durst-Vergrößerungsgerät 75 Magenta eingestellt werden

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13.7 Mehrfachbelichtung Gradationswandelpapier gestattet, unterschiedliche

Bildbereiche mit unterschiedlichem Kopierumfang zu belichten, zum Beispiel die Wolkenbildung am Himmel weich und Bereiche im Vordergrund des Bildaufbaus normal oder hart. Es ist auch möglich, ein und denselben Bildbereich erst weich und danach zusätzlich hart zu belichten. Dabei ist es für die zu erzielenden Schwärzungen auf dem Papier unerheblich, mit welchem Kopierumfang zuerst belichtet wird. Bei den dafür erforderlichen Belichtungsproben ist es jedoch vorteilhaft, das Bild zuerst mit dem dominierenden Licht aufzubauen und danach "hartes" beziehungsweise "weiches" Licht hinzuzufügen. Dazu müssen die anzuwendenden Kopierumfänge und die erforderliche Belichtungszeit oder das Verhältnis der Belichtungszeiten für harte und weiche Belichtung mittels Probestreifen bestimmt werden.

Für spätere Wiederholungen der Kopie mit anderem Ausschnitt und/oder Vergrößerungsmaßstab ist es günstig, das Verhältnis der Belichtungszeiten mit den unterschiedlichen Einstellungen des Kopierumfangs für die jeweiligen Bildbereiche zu notieren. Dann genügt für die Wiederholung gewöhnlich eine einzige Belichtungsprobe.

14 CHEMIKALIEN Die gebräuchlichsten Chemikalien in der Dunkelkammer

sind unter anderem Film- und Papierentwickler, Essig, Fixiermittel, Toner, destilliertes Wasser, Netzmittel und Bildstabilisator. Sie liegen als Flüssigkonzentrat, in Pulverform oder als Gebrauchslösung vor. Sind Vergrößerungen im Format bis 50 x 60 geplant, so müssen auch die benötigten Mengen und der damit verbundene logistische Aufwand berücksichtigt werden. Es müssen Lagerplatz und entsprechende Behälter, gegebenenfalls für viele Liter Chemikalienlösung bereitgestellt werden. Soll zum Beispiel Papier des Formats 50 x 60 in Schalen verarbeitet werden, so muß, abgesehen von dem Platzbedarf für diese Schalen vor, während und nach den Fotoarbeiten, jede Schale mit etwa 5 Liter Lösung befüllt werden.

14.1 Lagerung Sind kleine Kinder im Haus, müssen ausnahmslos alle

Chemikalien für die Kinder unerreichbar hoch und/oder verschlossen aufbewahrt werden. Auch destilliertes Wasser ist Gift. Hochprozentige Essigsäure ist sehr stark ätzend.

Für die verschiedenen Behälter genügt nicht nur ein Abstellplatz. Für die Lagerung vieler gelöster Chemikalien muß es ein dunkler Abstellplatz sein, da sich die Lösungen beim Einwirken von Licht verändern können. Daher ist immer zu empfehlen, Schrankraum für die benötigte Chemie bereitzustellen, der gegebenenfalls abschließbar sein muß.

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14.2 Primärverpackung Handelt es sich um Lösungen, so ist immer eine

Glasflasche dem Kunststoffbehälter vorzuziehen. Frisch erstandene Entwicklerkonzentrate für Film- und Papierentwicklung, deren Primärverpackung meistens aus Kunststoffbehältern besteht, können zum Beispiel zweckmäßig auf kleine dunkelbraune Flaschen von 100 ml oder 200 ml Inhalt abgefüllt und vor dem Verschließen mit Schutzgas versiegelt werden, so daß bei der Verarbeitung immer nur eine Flasche mit geringem Volumen geöffnet werden muß. Kunststoffbehälter sind nicht gasdicht. Sauerstoff kann von außen nach innen durch die Behälterwand diffundieren und die Entwicklerlösung oxidieren. Kleine braune Glasflaschen mit sicherem Verschluß sind preiswert in jeder Apotheke erhältlich. Für Papierentwickler-Konzentrate dienen braune Glasflaschen von etwa 1 Liter Inhalt. Auch für Fixierbadlösungen sind braune Glasflaschen von 1 Liter bis 3 Liter Inhalt dem Kunststoffbehälter vorzuziehen. Fixierbadlösungen neigen dazu, das enthaltene Silber auszuscheiden, das sich dabei an den Wänden und dem Boden des Gefäßes niederschlägt. Ein Kunststoffbehälter läßt sich in diesem Fall nicht wieder vollständig säubern, sondern behält eine Silberauflage auf der Innenseite, die sich bei späterer Befüllung mit frischer Fixierbadlösung teilweise ablöst und die frische Lösung verunreinigt.

Fixierbadlösung, die für Filme verwendet werden soll, muß getrennt von solcher Lösung gehalten werden, die für die Papierverarbeitung benutzt wird. Andernfalls können bei der Papierfixage eingeschleppte Staub- und Schmutzteilchen das Negativ verderben. Dieser Schaden ist gewöhnlich nicht zu beheben.

Gebrauchsfertige Lösungen von Papierentwicklern bilden eine Ausnahme. Sie können wegen der ohnehin geringen Lagerzeit auch in Kunststoffbehältern geeigneter Größe aufbewahrt werden.

14.3 Sicherheit Für das Befüllen, Umfüllen, Verdünnen und ähnliche

Vorgänge werden ein Satz Trichter, chemikalienfeste Gummihandschuhe (Haushaltshandschuhe aus Gummi) und eine Schutzbrille benötigt. Eine Rolle Haushaltspapier für das kleine Unglück muß dabei immer in Griffweite liegen.

14.4 Prüfen auf Gebrauchsfähigkeit 14.4.1 Filmentwickler Filmentwickler müssen genau nach Packungsangabe

angesetzt und verarbeitet werden. Sind es Einmalentwickler, so stellt sich das Problem der Lagerstabilität nicht. Hat sich das Konzentrat jedoch deutlich dunkel verfärbt, sollte es verworfen werden, denn mit einfachen Mitteln kann eine chemische Überprüfung des Filmentwicklers nicht durchgeführt werden. Im

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Zweifel ist es immer klüger und billiger, den Entwickler zu verwerfen als einen wertvollen Film zu verderben.

14.4.2 Papierentwickler Von einem neuen, größeren Ansatz gebrauchsfertiger

Lösung wird eine kleine Prüfmenge von zum Beispiel 200 ml abgenommen und in eine entsprechend große Weithals-Kunststoffflasche gefüllt. Die Gebrauchslösung wird überprüft, indem von zwei in gleicher Weise belichteten Probestreifen einer in der Gebrauchslösung in der Entwicklerschale und der andere in der unverbrauchten Prüflösung in der Weithalsflasche entwickelt wird. Gibt es erkennbare Unterschiede in der Schwärzung der beiden Probestreifen nach gleich langer Entwicklungszeit, so ist die Gebrauchslösung zu verwerfen.

14.4.3 Fixierbadlösung Fixierbadlösungen werden auf Silbergehalt und pH-Wert

hinreichend sicher mit den dafür vorgesehenen Teststreifen geprüft, die als Fixierbadprüfer im Fotohandel erhältlich sind.

14.4.4 Stoppbad-, Netzmittel- und Stabilisatorlösung Lösungen von Essigsäure, Netzmittel (zum Beispiel

MIRASOL 2000 ANTISTATIC von Tetenal) und Bildstabilisator (zum Beispiel Sistan von Agfa) werden nach Gebrauch entsorgt und nicht aufbewahrt. Das Problem der Überprüfung der Gebrauchsfähigkeit stellt sich daher nicht.

14.5 Temperieren der Entwicklerlösung Beim Temperieren geht es vorwiegend um die

Entwicklerlösung. Der Einmal-Filmentwickler wird wohl-temperiert angesetzt, die aufbewahrte Gebrauchslösung eines Mehrfach-Filmentwicklers wird im Wasserbad auf die gewünschte Temperatur gebracht.

Papierentwicklerlösung in der Entwicklerschale kühlt während längerer Arbeiten infolge Verdunstung ab, die der Lösung Wärme entzieht. Hier hilft irgendein vorhandener Kunststoffbehälter von 1 bis 2 l Inhalt mit rechteckigem Querschnitt. Dieser Behälter wird soweit mit heißem Wasser gefüllt und verschlossen, daß er in der Entwicklerschale flach schwimmend seine Wärme abgeben kann. Hiermit geht der gewünschte Temperiervorgang sehr rasch vonstatten.

15 NÜTZLICHE HILFSMITTEL 15.1 Dosierung von Konzentrat Zum Dosieren von Filmentwicklerkonzentrat bei hohen

Verdünnungen kann ein 10 ml-Kolbenansatzstück einer Injektionsspritze verwendet werden. Der Kolben ist transparent, und die Scala gewöhnlich in 1/2 ml geteilt und sehr gut ablesbar. Der Kolben läßt sich durch wiederholtes Füllen mit Wasser leicht reinigen und kann viele Male verwendet werden. Um eine Entwicklungsdose zum Beispiel mit einer Lösung 1+25 zu füllen, werden 17 ml Konzentrat zu 425 ml Wasser gegeben.

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17 ml lassen sich auch mit einer Mensur abmessen, aber mit dem Kolben geht es einfacher und sicherer.

15.2 Nachbelichten oder „Abwedeln“ Es gibt nicht nur notorische Abwedler, sondern auch immer

wieder Negative, bei denen Nachbelichten einiger Bildbereiche der einzig mögliche Ausweg für den Fotografen ist. Besonders häufig fordern Landschaftsaufnahmen dazu auf, den Himmel nachzubelichten beziehungsweise bei Verwenden von Multikontrastpapier weicher zu belichten als den Rest des Bildes. Bei diesem Vorgang muß ein Teil der Kopie abgedeckt werden. Hierzu eignet sich besonders gut ein mattschwarzer Karton. Dazu wird ein Stück aus dem Karton geschnitten, bei dem der Verlauf der Grenzlinie zwischen abzudeckendem und nachzubelichtendem Teil der Kopie etwa nachgebildet wird. Der Karton sollte jedoch im abzudeckenden Bereich deutlich über die Bildseiten hinausragen. Der so vorbereitete Karton wird rechts und links gehalten und während der Nachbelichtung dicht über der Kopie geringfügig kreisend oder senkrecht zur Grenzkante bewegt. Für diese Bewegung haben die frühen Fotografen den Begriff „Abwedeln“ eingeführt.

Darüber hinaus wird auf die vielen unterschiedlichen Vorschläge für Formen und Gegenstände zum Abwedeln verwiesen, die in den fotografischen Periodika und in der Fotoliteratur vorgestellt werden.

Gewöhnlich gibt es gute Ergebnisse, wenn sich die Grenze des Schattens der Kartonkante im abzudeckenden Bereich bewegt und nicht im nachzubelichtenden, da sonst ein Halo entstehen kann, das so witzig wie unerwünscht ist.

15.3 Trocknen Zum Abtropfen und Trocknen von Filmen nach der

Schlußwässerung eignet sich zum Beispiel bestens eine an der Wand befestigte und ausziehbare Wäschetrockenschere. Zum Befestigen und Beschweren genügen einfache Plastik-Wäscheklammern. Anstelle einer Trockenschere tut es auch eine Wäscheleine. RC-Papiere können zum Trocknen flach auf Handtücher gelegt werden, wobei mit einem sauberen Tuch, zum Beispiel einem Geschirrtuch, überschüssiges Wasser beidseitig aufgenommen und abgewischt wird.

15.3.1 Rückstandsfreie Filmtrocknung Es ist von Vorteil, den gerade entwickelten Film nach der

Schlußwässerung für etwa 1 Minute in ein Netzmittelbad zu tauchen. Das Netzmittelbad kann zum Beispiel aus einer Lösung von 0,5 ml MIRASOL 2000 ANTISTATIC von TETENAL in 1 Liter destillierten Wassers bestehen. Die anhaftende Flüssigkeit läuft ab und trocknet rückstandsfrei auf, wenn der Film rasch nach der Entnahme aus dem Netzmittelbad aufgehängt wird. Der skeptische Fotograf kann nachhelfen und den Film zusätzlich und behutsam in althergebrachter Weise zwischen zwei Fingern abstreifen.

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Von der Anwendung eines so genannten Filmabstreifers wird grundsätzlich abgeraten. Er fällt unter das Kapitel "Wie zerkratze ich meinen Film".

15.3.2 Hochglanztrocknung von Baryt-Fotopapier Barytpapier erhält seine hochglänzende Oberfläche erst,

wenn es zum Trocknen auf eine harte, glatte und wasserfeste Unterlage, zum Beispiel auf eine Fensterscheibe oder einen Kristallspiegel gequetscht wird. Zum Auftragen der Kopien ist ein so genannter Rollenquetscher erforderlich. Ein Tapetenandruckroller aus dem Baumarkt tut es aber ebenso und kostet nur einen Bruchteil eines Rollenquetschers aus dem Fotoladen.

Als Vorbehandlung der Kopien dient ein Bad in einer Lösung mit Mirasol nach 15.3.1. Die Glasoberfläche wird gründlich gesäubert und ebenfalls mit dieser Lösung abgerieben. Dadurch wird verhindert, daß die Kopie an der Glasoberfläche festklebt. Sie löst sich nach dem Trocknen von selbst.

Eine beheizte Trockenpresse mit verchromter Metallfolie, deren Oberfläche sehr empfindlich ist, muß hierfür nicht vorgehalten werden, es sei denn, der Fotograf hat es sehr eilig. Trockenpressen haben den Nachteil, daß sie ein begrenztes Format besitzen, während gewöhnlich für jede Größe und jede Menge fotografischer Kopien auch in einer kleineren Behausung genügend Spiegel- und Fensterflächen zur Verfügung stehen. Soll eine matte Oberfläche erzielt werden, so wird empfohlen, das Baryt-Fotopapier dennoch wie oben beschrieben zu trocknen, jedoch mit seiner Rückseite auf dem Glas. Baryt-Fotopapier wellt sich nach dem Trocknen immer, jedoch viel stärker, wenn es liegend oder hängend getrocknet wird.

Anmerkung 6 - Modernes Fensterglas ist praktisch so plan

wie ein geschliffener Kristallspiegel. 15.4 Stabilisierung von Filmen und Fotopapier Um Negative und Fotopapier gegen Veränderungen des

Bildsilbers zu schützen, die vor allem durch Luftverunreinigungen eintreten können, wird nach der Schlußwässerung eine Behandlung mit einer Bildsilberstabilisatorlösung als vorteilhaft empfohlen. Hierzu werden zum Beispiel 25 ml Sistan von Agfa in 1 Liter destillierten Wassers gelöst. Die Behandlungsdauer beträgt 1 min.

Nur für die abschließende Behandlung von Filmen mit Netzmittel- oder Stabilisatorlösung werden Lösungen in destilliertem Wasser empfohlen. Für alle anderen Anwendungen werden die Fotochemikalien mit Leitungswasser angesetzt oder verdünnt.

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15.5 Kittmasse Als praktisches Hilfsmittel hat sich dauerelastische

Kittmasse erwiesen, wie sie in den Baumärkten als Dichtmasse zu erhalten ist oder beim Spielwarenhändler als Knetmasse. Diese Kittmasse läßt sich gewöhnlich rückstandsfrei entfernen. Sie ist daher bestens geeignet, um vorübergehend Teile oder Geräte zu fixieren, zum Beispiel Kartons zum Abschirmen zu befestigen.

15.6 Rutschfeste Unterlage Die kautschukartigen Gewebebahnen, wie sie als

rutschverhindernde Unterlage für Teppiche benutzt werden, die auf glatten Böden liegen, sind auch bestens für alle erdenklichen Tätigkeiten in Küche, Hobbyraum und nicht zuletzt in der Dunkelkammer geeignet. Ist zum Beispiel das Vergrößerungsgerät oberhalb der Arbeitsplatte des Arbeitstisches an der Wand befestigt, so liegt die Papierauflage oder der Vergrößerungsrahmen lose auf der Arbeitsplatte. Die Anbringung der rutschfesten Unterlage auf seiner Unterseite verhindert jegliches Verrutschen nach Ausrichten auf den gewünschten Ausschnitt. Siehe hierzu auch Anmerkung 3.

15.7 Staub Nach Einführung der Vergrößerungsgeräte mit diffuser

Beleuchtungseinrichtung hat Staub in der Dunkelkammer seinen größten Schrecken verloren. Nachlässigkeit wird aber noch immer sofort bestraft. Der Fotograf muß ständig auf der Hut sein, besonders aber bei Arbeiten mit dem Kondensorgerät. Im Falle von beabsichtigten Großvergrößérungen sollte, um Fehldrucke zu vermeiden, vorab eine Kopie in einem kostengünstigen kleinen Format angefertigt und auf abgebildete Verunreinigungen untersucht werden.

15.7.1 Objektiv Das Objektiv wird so gereinigt wie andere Objektive auch.

Einzelne Staubkörnchen auf den der Frontlinse beeinflussen das Ergebnis nicht. Ein verstaubtes und schmuddeliges Objektiv dagegen verursacht eine Kontrastminderung des Bildes, die im Maße der Verschmutzung zunimmt. Das Objektiv wird aus dem Vergrößerungsgerät entfernt und möglichst außerhalb der Dunkelkammer bei gutem Licht gereinigt. Auf jeden Fall ist es unzweckmäßig, lose anhaftenden Staub auf den Linsen des Objektivs innerhalb der Dunkelkammer, womöglich in der unmittelbaren Umgebung der Negativbühne mit einem Gummipneu oder vollen Backen wegzupusten. Durch Pusten verteilt sich Staub gleichmäßig und legt sich auch dort nieder, wo er unerwünscht und störend ist.

15.7.2 Filmbühne Hier gilt, was in 15.7.1 über das Pusten gesagt wird. Auch

die Filmbühne wird daher möglichst außerhalb der Dunkelkammer gereinigt. Siehe hierzu Kapitel 10.

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15.7.3 Negativ Ähnlich wie bei Glasoberflächen kann beim Negativ lose

anhaftender Staub außerhalb der Dunkelkammer weggepustet werden. Falls sich Staubreste damit nicht entfernen lassen, wird, anders als bei Glas, empfohlen, einen besonders weichen Pinsel nach 15.7.4 zu benutzen. Hilft dies auch nicht, so muß das Negativ nochmals in Netzmittellösung gebadet und danach staubfrei getrocknet werden. Andere Möglichkeiten stehen für die Entfernung von Staub auf dem Negativ praktisch nicht zur Verfügung. Zur Vermeidung statischer Ladung kann das Negativ, bevor es in die Negativbühne gelegt wird, ähnlich dem Objektiv ganz leicht angehaucht werden.

15.7.4 Staubpinsel Die üblichen, im Fotoladen angebotenen Reinigungspinsel,

meist auf einen Püster gesteckt, sind für den Film ungeeignet. Es wird empfohlen, einen ganz weichen Make-up-Pinsel zu benutzen, wie er in jedem einschlägigen Geschäft erstanden werden kann. Dieser Pinsel wird von Zeit zu Zeit, mindestens aber vor seinem ersten Gebrauch, 1 min in einer Mirasol-Lösung nach 15.3.1 gespült, kurz in Spiritus getaucht und nach dem Trocknen in einem geeigneten staubdichten Etui verwahrt. Das Bad in der Mirasol-Lösung vermindert statische Aufladung und hat eine reinigende Wirkung.

15.8 Graukarte Auch die Graukarte darf in der Dunkelkammer nicht fehlen.

Sie dient unter anderem der Kalibrierung des Laborbelichtungsmessers auf ein bestimmtes Fotopapier. Mit Hilfe von Probestreifen wird dazu bei einer beliebigen Einstellung des Vergrößerungsgerätes und leerer Filmbühne die Belichtungszeit ermittelt, die zu dem Grau der Graukarte führt, wenn der entwickelte Probestreifen bei schräger Aufsicht mit mäßig hellem Licht betrachtet wird. Jetzt wird der Laborbelichtungsmesser anstelle des Probestreifens unter das Vergrößerungsgerät gelegt und seine Empfindlichkeit solange geändert, bis er die soeben ermittelte Belichtungszeit anzeigt. Die Empfindlichkeitseinstellung am Laborbelichtungsmesser wird, ergänzt durch das Datum der Messung, auf die Papierpackung geschrieben und vor jedem neuen Gebrauch dieses Papiers wieder am Laborbelichtungsmesser eingestellt.

Bei großen Kopien gilt diese Einstellung jedoch nur als Richtwert. Die Belichtung der Kopie muß aus technischen und aus Kostengründen zusätzlich mittels Probestreifen abgesichert werden.

15.9 Papierschneideeinrichtung Für fotografische Arbeiten der verschiedensten Art ist eine

Papierschneideeinrichtung unerläßlich. Dieses Gerät muß so stabil sein, daß es auch Kartons bis zu etwa 0,5 mm Dicke einwandfrei schneidet. Es muß eine beim Schneiden automatisch einsetzende und sehr wirksame Klemmvorrichtung

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besitzen, die verhindert, daß sich das Papier oder der Karton während des Schnitts verschiebt. Es muß eine Schnittlänge von etwa 70 cm besitzen, damit Papierbögen von 60 cm Breite noch einwandfrei geteilt werden können. Es muß schließlich, wie alle Geräte, die zum Teilen, Schneiden, Bohren und sonstigem Bearbeiten von Werkstoffen vorgesehen sind, eine TÜV-Zulassung besitzen. Sehr preisgünstig sind so genannte Rollenschneider, wobei hierbei besonders auf die Einhaltung der oben genannten Kriterien geachtet werden muß.

16 ENTZERRUNG Werden so genannte "stürzende Linien" auf dem Negativ

durch Neigen der Negativbühne und/oder der Papierauflage auf dem Bild wieder parallel ausgerichtet, so nimmt das Bild auf der Papierauflage nach dieser "Entzerrung" eine trapezförmige Gestalt an. Mit der Entzerrung der stürzenden Linien wird also gleichzeitig eine Verzerrung der Bildproportionen bewirkt. Dabei wird die Beleuchtungstärke mit zunehmendem Entzerrungswinkel an der kürzeren der beiden parallelen Bildseiten deutlich größer als an der längeren. Dadurch kann es erforderlich werden, daß in Richtung der längeren der beiden parallelen Bildseiten nachbelichtet werden muß.

Ist eine Entzerrung vorgenommen und stehen senkrechte Objektlinien auch auf dem Bild wieder parallel nebeneinander, so wirkt sich die Verzerrung der Bildproportionen unter anderem so aus, daß das Verhältnis der Höhe des Bildes zu seiner mittleren Breite größer geworden ist als vor der Entzerrung. Siehe hierzu Anhang A.

16.1 Entzerrung mittels Schärfedehnung nach Scheimpflug Der Wiener Theodor Scheimpflug (1865 bis 1911) befaßte

sich mit Fotoprojektions-Problemen und fand unter anderem die Bedingung für die scharfe Abbildung einer schiefen Ebene. Es ist einfach einzusehen und unter dem Vergrößerungsgerät durch entsprechendes Neigen des Grundbrettes zu zeigen, daß Linien wieder Parallel zueinander verlaufen, die es auch im Objektraum tun, die aber auf dem Negativ durch Kippen der aufnehmenden Kamera sich zueinander neigen, also „stürzende Linien“ bilden.

Wird in diesem Falle aber das Grundbrett soweit geneigt, bis diese Linien wieder parallel zueinander verlaufen, so wird sofort festgestellt, daß entweder nur auf das untere Ende des Bildes oder auf das obere Ende scharf fokussiert werden kann, nicht jedoch auf beide gleichzeitig. Scheimpflug hat hier Abhilfe geschaffen, indem er gezeigt hat, daß gleichzeitig alle Punkte des Negativs auf die schiefe Ebene scharf abgebildet werden, falls sich die schiefe Ebene, die Negativebene sowie die Ebene senkrecht zur optischen Achse des Objektivs in einer Linie schneiden. Dies wird schematisch in Bild 4 gezeigt, wobei wegen der zweidimensionalen Darstellung aus der Schnittlinie der Punkt „S“ wird. Ferner müssen aus Platzmangel auf dieser

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Druckseite die Neigungswinkel übertrieben groß gewählt werden.

Für die Entzerrung mit Schärfedehnung nach Scheimpflug sind nur wenige einfache Schritte erforderlich. Negativebene S Objektiv Geneigte Papierauflage Arbeitstisch

Bild 4 - Schematische Darstellung der Anordnung nach Scheimpflug

16.1.1 Durch Neigen des Kopfes des

Vergrößerungsgerätes - Der Kopf des Vergrößerungsgerätes mitsamt der

Filmbühne wird soweit geneigt, bis senkrechte Linien des Objekts auch in der Projektion des Negativs auf die Papierauflage wieder parallel zueinander verlaufen. Der erforderliche Winkel ist der gleiche, mit der die Kamera aus der Horizontalen nach oben geschwenkt wurde. Danach hat das Bild eine trapezförmige Gestalt, wobei die parallel zueinander verlaufenden Bildbegrenzungen unterschiedlich lang sind. Die kürzere dieser beiden Seiten liegt noch etwa unter dem Vergrößerungsgerät, die längere ist in Abhängigkeit von dem Neigungswinkel deutlich weiter nach einer Seite projiziert.

- Mit dem Fokussierknopf wird auf einen Bildbereich an der längeren Seite scharf gestellt.

- Durch zusätzliches Neigen der Objektivstandarte wird auf einen Bildbereich an der kürzeren fokussiert. Die hierfür erforderliche Neigung der Objektivstandarte ist gewöhnlich minimal.

- Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis das projizierte Bild an beiden Seiten gleichzeitig scharf erscheint. Gewöhnlich geschieht dies bereits nach der ersten Wiederholung des Vorgangs.

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Beim Entzerren und bei größeren Kopien und Neigungswinkeln geht das Bild gewöhnlich über den Rand eines fest mit dem Vergrößerungsgerät verbundenen Grundbretts hinaus und manchmal sogar über die verfügbare Arbeitsfläche.

Eine vom Vergrößerungsgerät unabhängige Papierauflage und die Wandaufhängung des Vergrößerungsgerätes ist hier von großem Vorteil und für das Folgende Voraussetzung, siehe hierzu auch Abschnitt 10, Bild 3.

16.1.2 Durch Neigen der Papierauflage Es kann gelegentlich vorteilhaft sein, nicht den Kopf des

Vergrößerungsgerätes zu neigen sondern die Papierauflage, wie in Bild 4 angedeutet. Dabei wird das projizierte Bild genauso entzerrt, bleibt aber etwa unter dem Vergrößerungsobjektiv. Das Einstellen der Entzerrung erfolgt sinngemäß. In Anhang B wird ein Beispiel einer einfach anzufertigenden Neigungsvorrichtung beschrieben.

16.1.3 Kleinbild-Format Keines der am Markt befindlichen Vergrößerungsgeräte für

das Kleinbild-Format bietet die Möglichkeit einer Entzerrung durch Neigen des Vergrößerungskopfes. Sie ist daher nur nach 16.1.2 möglich oder mit einem Vergrößerungsgerät für das Mittelformat, das eine Entzerrung mit Schärfedehnung nach Scheimpflug gestattet. Mit diesem kann das Kleinbild-Negativ sofort entzerrt werden, wenn es im Hochformat aufgenommen ist. Eine Entzerrung des Querformats ist nur möglich, wenn das Kleinbild-Negativ aus dem Filmstreifen herausgeschnitten und quer in die Negativbühne eingelegt wird.

16.1.4 Mittelformat Bei Filmen, die zum Beispiel mit einer 6x6-Hasselblad oder

6x6-Rolleiflex belichtet wurden, laufen die Negative immer "hochkant" durch die Negativbühne des Vergrößerungsgerätes, können also bei Bedarf immer entzerrt werden. Bei Filmen, die zum Beispiel mit einer Mamiya 7 im Format 6x7 belichtet werden, können nur diejenigen Negative sofort entzerrt werden, die hochkant aufgenommen wurden. Ein quer aufgenommenes Negativ muß aus dem Filmstreifen herausgeschnitten und als Einzelnegativ quer in die Filmbühne gelegt werden. Dabei können, je nach Bauart der Filmbühne, 10 mm der Negativbreite abgedeckt sein oder müssen sogar vom Negativ abgeschnitten werden.

16.2 Entzerrung ohne Schärfedehnung nach Scheimpflug Unter gewissen Voraussetzungen ist es möglich, eine

Entzerrung ohne Anwendung des Scheimpflug-Prinzips durchzuführen. Dabei findet die Entzerrung nur durch Neigen der Papierauflage statt. Die Fokussierung erfolgt etwa auf zwei Drittel der Höhe des gekippten Bildes, wobei die untere und

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obere Bildseite im Schärfentiefenbereich der Abbildung liegen müssen. Die Voraussetzungen, unter denen dies möglich ist, sind in Anhang C beschrieben.

17 ARBEITSPROTOKOLL Wesentliche Arbeiten in der Dunkelkammer wie zum

Beispiel Filmentwicklung, Anfertigung von Vergrößerungen und Kalibrieren des Laborbelichtungsmessers auf ein bestimmtes Fotopapier müssen protokolliert werden. Insbesondere dem Amateur, der nicht regelmäßig in der Dunkelkammer arbeitet, entfallen Einzelheiten so schnell, daß auf das Gedächtnis nicht gebaut werden kann. Für das Protokoll genügen zunächst ein Schreibblock und ein Kugelschreiber, die sich in Griffweite auf dem Arbeitstisch befinden. Wer einen PC besitzt, kann die festgehaltenen Daten später in dafür vorbereitete Dateien eintragen. Als Software eignen sich besonders Lotus, Excel oder ähnliche, die es gestatten, sehr viele Spalten, jeweils mit beliebiger Spaltenbreite, vorzusehen, so daß damit jeder Vorgang vollständig in einer Zeile aufgenommen werden kann.

Anstelle eines PCs kann auch ein fest eingebundenes Protokollbuch dienen, wie es früher üblich war, im Norden Deutschlands Kladde genannt. Darin müssen die Seiten nummeriert und vor jedem Eintrag das Datum angegeben werden. Es kann eine Kladde für Filme und eine für Kopien eingerichtet werden. Darin können auch Eintragungen über den Kauf von Filmen beziehungsweise Papieren und Chemikalien gemacht werden sowie über Ansätze von Lösungen, Kalibriervorgänge und Besonderheiten, die bei der Arbeit auffallen und bemerkenswert sind. Wird anstelle eines PCs eine Kladde verwendet, so entfällt das Notieren auf einem Schreibblock. Alle Vorgänge werden dann in klassischer Weise direkt in die Kladde eingetragen.

Die Erfahrung lehrt, daß früher oder später wiederholt werden muß, was nicht ordentlich aufgeschrieben wird, und damit zu Doppelarbeit führt.

Anmerkung 8 – Der Vorteil des PCs gegenüber der

altbewährten Kladde liegt darin, daß die Aufzeichnungen gegliedert werden können. Sie sind dann nicht nur chronologisch angeordnet, sondern auch nach Themen gegliedert. An jeder Stelle kann beliebig viel neue Information zwischengeschoben werden.

17.1 Filmentwicklung Hierzu werden mindestens notiert das Datum der

Entwicklung, die laufende Filmnummer, der Filmtyp, eine kurze Beschreibung des Inhalts der Aufnahmen, das Aufnahmedatum, die verwendete Kamera, die eingestellte Empfindlichkeit bei der Belichtung, gegebenenfalls die benutzten Objektive und Filter, der Entwicklertyp und seine Verdünnung und Anwendung, die Entwicklungszeit und -temperatur sowie sonstige technische Bemerkungen.

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17.2 Vergrößerung Hierzu werden mindestens notiert das Datum der

Anfertigung der Kopie, die Filmnummer, die Bildnummer, der Bildtitel, die Bildgröße, der Dichteumfang des Negativs, der Papiertyp, die Gradation beziehungsweise der Kopierumfang des Papiers, die Art der Beleuchtungseinrichtung, die Einstellung des Farbmischkopfes oder das verwendete Filter, die Brennweite des Vergrößerungsobjektives, die Einstellung des Vergrößerungsgeräts, zum Beispiel in cm der jeweiligen Säulenhöhe, gegebenenfalls die Neigung des Kopfes des Vergrößerungsgeräts oder der Papierauflage in Winkelgrad bei Entzerrung des Bildes, die Blende, die Belichtungszeit, die Belichtungszeiten bei Nachbelichtung oder bei Doppelbelichtung und eine Beurteilung des Ergebnisses. Ein Beispiel für ein entsprechendes Vergrößerungsprotokoll ist in Anhang D gegeben.

18 TABELLEN UND INFORMATIONEN Es ist vorteilhaft, Tabellen für den ständigen Gebrauch in

Klarsichttaschen zu fassen und in Augenhöhe in der Dunkelkammer anzubringen, zum Beispiel auf der Innenseite der Tür eines Wandschranks. Diese Tabellen sind damit immer zur Hand, sprich vor Augen. Hierzu gehören zum Beispiel Tabelle über

- die Mischung von Entwicklerkonzentrat mit Wasser für verschiedene Verdünnungen;

- Dichteumfang und Gradation beziehungsweise Filterwerte von Gradationswandelpapier;

- Entwicklungszeit verschiedener Film-Entwickler-Kombinationen bei bestimmter genutzter Arbeitsempfindlichkeit;

- Informationen zu Meßgeräten und sonstigen technischen Einrichtungen;

- Datenblattangaben zu Filmen, Papieren und Chemikalien. Siehe hierzu Anhang D. 19 ERSATZTEILE UND VORRÄTE Eine gewisse Vorratshaltung ist notwendig. Dies betrifft

nicht nur die Filme für den nächsten Urlaub. Für die Dunkelkammer müssen Vorräte an Fotopapieren, Entwickler für Filme und Papiere, Fixiersalz und sonstige Chemikalien und Agenzien bereitgehalten werden. Wichtig sind auch Ersatzlampen für das oder die Vergrößerungsgeräte und für die Dunkelkammerleuchten.

Alle Vorräte, besonders Fotopapiere und Chemikalien müssen in einem trocknen Raum bei normalem Raumklima aufbewahrt werden. Filme können, in Gefrierboxen verpackt, im Kühlschrank sehr lange, auch über Jahre gelagert werden.

19.1 Filmentwickler Die Vorräte an Filmentwicklern sollten den Bedarf für etwa

ein Jahr nicht überschreiten, damit keine Überlagerungsprobleme auftreten. Flüssigkonzentrate werden

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zweckmäßig in dunkelbraune Glasflaschen umgefüllt, mit Schutzgas versiegelt und dunkel aufbewahrt. Entwickler, die in Pulverform geliefert werden, sollten nicht länger als etwa sechs Monate bis zum Verbrauch gelagert werden, zumal der Verbraucher das Verpackungsdatum und die Lagerungsbedingungen in der Handelskette nicht kennt.

19.2 Papierentwickler Als Konzentratlösung gekaufte Papierentwickler sind,

umgefüllt in braune Glasflaschen und gut verschlossen und dunkel aufbewahrt, zwei bis drei Jahre haltbar, so daß auch Lösungen für seltenen Gebrauch vorgehalten werden können.

19.3 Fixiersalz Fixiersalz wird in Kunststoffbeuteln geliefert. Es sollte zur

Lagerung in einen weiteren Beutel gepackt werden. Hierzu eignen sich besonders die Tiefgefrierbeutel. Fixiersalz wird auch als gelöstes Konzentrat geliefert. Soll es länger als ein Jahr gelagert werden, so wird auch hier das Umfüllen auf dunkelbraune Glasflaschen empfohlen.

19.4 Schwarzweiß-Fotopapier Die folgenden Abschnitte betreffen die Auswahl und die

Lagerhaltung. Sie geben eine der vielen Möglichkeiten an und sollen zeigen, wie sich ganz schnell eine Flut von Vorratspackungen ansammeln kann, die durch systematische Auswahl, die den Bedürfnissen des Fotografen entspricht, sinnvoll eingeschränkt wird.

19.4.1 Barytpapier Die Erfahrung lehrt, daß dieses Papier über viele Jahre

ohne Qualitätseinbußen aufbewahrt werden kann. Es wird dabei jedoch alt und krumm und immer störrischer, wodurch seine Planlage nur noch mit Gewalt zu erzwingen ist.

19.4.2 RC-Papier Fast alle klassischen RC-Papiere (RC = Resin Coated)

enthalten in die Schicht eingearbeiteten Entwickler. Ihre Lagerstabilität sollte daher nicht mutwillig auf die Probe gestellt werden.

19.4.3 Gradationswandelpapier Auch die meisten Gradationswandelpapiere enthalten in die

Schicht eingebaute Entwickler, so daß für sie Gleiches gilt wie unter 19.4.2 gesagt. Tatsächlich sind herkömmliche Gradationswandelpapiere auch RC-Papiere und können, falls die Qualität stimmt, RC-Papiere mit Festgradation ablösen. Es gibt auch Barytpapier als Gradationswandelpapier, zum Beispiel Ilford Multigrad IV FB. Auch hierfür gilt, was unter 19.4.2 gesagt wurde.

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19.4.4 Papierformat Von Ausnahmefällen abgesehen, sind Kopien von

Schwarzweiß-Negativen unterhalb des Formats 13 x 18 nicht der Mühe wert. Zur Überprüfung des Ergebnisses der fotografischen Anstrengung wird eine Kopie des Formats 18 x 24 für Kleinbild-Negative und des Formats 24 x 30 für Mittelformat-Negative empfohlen. Wird für besonders gelungene Aufnahmen noch ein größeres Format vorgehalten, zum Beispiel 30 x 40 für Kleinbild und 40 x 50 oder 50 x 60 für das Mittelformat, so ist, von Sonderaufgaben abgesehen, das Vorratslager für Fotopapier hinsichtlich der Formate bereits vernünftig optimiert.

19.4.5 Gradation Von den bevorzugt verarbeiteten Papiertypen mit

Festgradation wird, richtige Belichtung und Entwicklung des Films vorausgesetzt, hauptsächlich die Gradation 2 benötigt, wenn beim Vergrößern Kondensorlicht benutzt wird, und die Gradation 3, wenn diffuses Licht benutzt wird. Es wird empfohlen, hiervon preiswerte Großpackungen hinzulegen und kleinere Mengen von den Gradationen 1 und 4. Für die seltener benötigten Gradationen 0 und 5 wird am besten auf Gradationswandelpapier ausgewichen.

19.4.6 Papieroberfläche Um die Menge der zu bevorratenden Papierpackungen

nicht unnötig groß werden zu lassen, ist es zweckmäßig, sich auf wenige Oberflächen zu beschränken und insbesondere für ein Papierformat eines Papiertyps nur eine Oberfläche zu lagern. Empfohlen wird die Oberfläche Glänzend bis einschließlich 24 x 30 und darüber die Oberfläche Matt, Halbmatt oder Satin. Letztere können mit Bleistiften der Härte B6 oder B7 gut retuschiert werden, bei den kleineren Formaten kann ein Fehler durch eine neue Kopie behoben oder mit Retuschefarbe überdeckt werden.

19.4.7 Menge der Vorratspackungen Wird so vorgegangen wie oben vorgeschlagen, so wird die

Oberfläche nicht als Faktor angesetzt. Damit verbleiben die beiden Papiertypen RC-Papier und Baryt-Papier in jeweils zwei Formaten mit je vier Gradationen, also 2 x 2 x 4 = 16 Vorratspackungen und dazu Gradationswandelpapier in zwei Formaten, insgesamt also 18 Vorratspackungen. Spätestens bei dieser Überlegung zeigt sich der logistische Vorteil der Gradationswandelpapiere.

19.5 Probestreifen Sind Großvergrößerungen geplant, so muß zum Beispiel ein

Blatt einer 10er-Packung 50 x 60 für Probestreifen geopfert werden. Daher ist es günstig, gleichzeitig zwei oder mehr Packungen mit derselben Emulsionsnummer zu kaufen, da

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ein für Probestreifen geopfertes Blatt für mindestens drei Packungen zu je zehn Blatt reicht.

Es ist auch empfehlenswert, das geopferte Blatt gleich von vornherein vollständig in Probestreifen zu zerschneiden und diese in einer gut beschrifteten, separaten Hülle, zum Beispiel in einer leeren Packung deutlich kleineren Formats aufzubewahren. Das erspart Zeit und Aufwand während der Arbeit in der Dunkelkammer.

20 DIE DUNKELKAMMER IM HOTEL Auf Ferien- und Urlaubsreisen oder Fotoexkursionen und

bei längerer Abwesenheit von der heimischen Dunkelkammer kann es wünschenswert sein, die Ergebnisse der Aufnahmen gleich vor Ort zu beurteilen. Dazu ist es notwendig, die Schwarzweiß-Filme während der Reise zu entwickeln. Praktisch alle Hotels bieten hierzu eine an das Hotelzimmer angeschlossene Dunkelkammer an, nämlich den Bad/WC-Bereich, der gewöhnlich kein Außenfenster besitzt und daher für diese Zwecke geeignet ist. Siehe hierzu Kapitel 4.

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ANHANG A Änderung der Bildproportionen beim Entzerren

Unabhängig von der Art, in der die Entzerrung

vorgenommen wird, also zum Beispiel durch Neigen des Kopfes des Vergrößerungsgerätes oder durch Neigen der Papierauflage, verändern sich die Bildproportionen. Diese Änderung tritt in der bildmäßigen Fotografie erst bei Neigungen über 5° in erkennbarem Maße in Erscheinung. Das Bild nimmt eine trapezförmige Gestalt an, die in Entzerrungsrichtung laufenden Bildkanten sind nicht mehr parallel zueinander und die parallelen Seiten sind ungleich lang. Dabei vergrößert sich das Verhältnis der Bildhöhe zur mittleren Breite. In gewissen Grenzen kann dieser Effekt auch dazu genutzt werden, um ein schlankeres Bildformat zu erhalten, soweit die Proportionen des Bildes nicht erkennbar ungünstig verändert werden.

A1 VERHÄLTNIS DER BILDHÖHE ZUR KLEINEREN DER BEIDEN PARALLELEN BILDSEITEN Beim Entzerren wird das Verhältnis der Bildhöhe zu den

parallelen Seiten geändert, das Bild wird in Entzerrungsrichtung gedehnt. Bild A1 bis A3 zeigen diese Änderung, die beim Neigen des Kopfes des Vergrößerungsgerätes auftritt. Dabei beschreibt Bild A1 die Grundeinstellung des Vergrößerungsgerätes, wobei ß/2 der halbe Bildwinkel, g die Bildweite und ho/2 die halbe Bildhöhe sind. Bild B2 zeigt die Neigung des Kopfes um den Winkel γ bei gleicher Bildweite g. Filmebene Objektiv ß/2 halber Bildwinkel g Gegenstandsweite ho/2 halbe Bildhöhe

Bild A1 – Grundeinstellung des Vergrößerungsgerätes

Dabei wird die Länge des rechten Teils der Bildhöhe r = gcosγ[tan(ß/2 + γ) - tanγ]. Nach Bild B3 wird der linke Teil der Bildhöhe für ß/2 > γ l = gcosγ[tan(ß/2 - γ) + tanγ]

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und für ß/2 < γ also l = gcosγ[tanγ - tan(γ - ß/2)]. Für ß/2 > γ beträgt damit die gesamte Bildhöhe h = r + l = gcosγ[tan(ß/2 + γ) + tan(ß/2 - γ)] und für ß/2 < γ gilt h = gcosγ[tan(ß/2 + þ) - tan(γ - ß/2)]

Filmebene Objektiv g Gegenstands- weite γ ß/2 g’ = gcosγ h

Bild A2 – Neigung um den Winkel γ und rechter Teil r der Bildhöhe h

Filmebene Objektiv g Gegenstands- weite γ ß/2 g’ h

Bild A3 –Linker Teil l der Bildhöhe h

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Bild A4 - Bildfläche vor und nach Entzerrung

Bild A4 zeigt das projizierte Bildformat unter dem

Vergrößerungsgerät in der Grundeinstellung und bei geneigtem Kopf des Vergrößerungsgerätes. Bei der Entzerrung verkürzt sich die linke Breite b des Bildes im gleichen Verhältnis wie die linke Bildhöhe um den Faktor l/(ho/2).

Es gilt daher b/bo = 2l/ho Da jetzt das gesamte entzerrte Bild auf dem Papier nicht

breiter sein kann als die schmalste Breite b, folgt für ß/2 > γ für das Seitenverhältnis

tan(ß/2 + γ) + tan(ß/2 - γ) h/b = (ho/2bo) tan(ß/2 - γ) + tanγ und für ß/2 < γ tan(ß/2 + γ) - tan(γ - ß/2) h/b = (ho/2bo) tanγ - tan(γ - ß/2) Werden zum Beispiel Objektive mit f = 50 mm

beziehungsweise mit f = 80 mm Brennweite verwendet, die jeweils um 10% ausgefahren sind, so gilt für das KB-Format tan(ß/2) = 17,5/55 = 0,318 und für das Mittelformat tan(ß/2) = 28/88 = 0,318, also gleiche Beträge für den halben Bildwinkel in Richtung der vorzunehmenden Entzerrung, nämlich ß/2 = 17,65°. Die mit diesem Winkel durchgeführte Berechnung der Seitenverhältnisse h/b bei Entzerrung ist in Tabelle A1 für verschiedene Neigungswinkel γ des Vergrößerungskopfes eingetragen. In der Praxis liegen die erforderlichen Neigungswinkel häufig im Bereich von 15° bis 25°. Bei einer Neigung von 20° wird bereits eine Verlängerung der gedehnten Seite von rund 13% erzielt. Identische Ergebnisse ergeben sich, wenn statt des Kopfes des Vergrößerungsgerätes die Papierauflage geneigt wird.

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Tabelle A1 - Dehnung der Bildhöhe und Änderung des Seitenverhältnisses nach Entzerrung

Neigungs- Dehnung Seitenverhältnis winkel der Bildhöhe Grad % KB 6x6 0 0 1,52 1,00 5 2,8 1,57 1,03 10 5,9 1,61 1,06 15 9,3 1,65 1,09 20 13,1 1.72 1,13 25 17,4 1,79 1,17 30 22,6 1,86 1,23

A2 KLEINBILD-FORMAT Der Nennwert des Seitenverhältnisses von langer zu kurzer

Seite beträgt beim KB-Format seit Barnak etwa 3:2 beziehungsweise 1,5. Praktisch ergeben sich heute 35/23 = 1,52. Bei der Entzerrung eines hochkant aufgenommenen Negativs wird die Höhe des Bildes gedehnt und damit das Seitenverhältnis > 1,52.

Anmerkung A1 - Der auch heute noch gebräuchliche

Kinofilm mit 35 mm Filmbreite wurde bereits 1893 von Th. A. Edison eingeführt einschließlich des Kinobildformats von 22 mm x 17 mm und der beidseitigen Perforation. 1901 meldete Edison diesen Film zum Patent an. Edison war mehr zufällig zu der Filmbreite von 35 mm gekommen und hat beim Bildformat sicher nicht an 22 mm x 17 mm sondern eher an 1 inch x 3/4 inch gedacht, jeweils abzüglich der Toleranz für die Maske.

Anmerkung A2 - Barnak wollte zur Ermittlung der

Empfindlichkeit des Kinofilms einen Belichtungsmesser bauen und hat, entweder zu diesem Zweck oder später, als aus seinen Bemühungen eine Kamera erwuchs, die Breite des Kinobildformats zur Höhe und die doppelte Höhe des Kinobildformats zur Breite seines Fotobildformats gemacht. Barnak war bei seinen Versuchen an den vorgegebenen Kinofilm gebunden. Es ist daher wahrscheinlicher, daß er seine Entscheidung über das spätere Leicaformat, ausgehend von den vorliegenden Gegebenheiten, aus pragmatischen Gründen getroffen hat. Dieses Seitenverhältnis bleibt aber für ein Bild ein Grenzfall der Proportionen und gehört in der Kinotechnik seit Jahrzehnten in den Bereich der Breitwandformate, der alles umfaßt, was das Seitenverhältnis 1,37 überschreitet.

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A3 VERZERRUNG ODER ERWÜNSCHTE DEHNUNG DER BILDHÖHE

Nicht unerwähnt bleiben soll die Möglichkeit, an einem Bild auch dann eine Entzerrung vorzunehmen, wenn keine stürzenden Linien vorhanden sind. Der Vorgang der Entzerrung führt dann zu einer Verzerrung der Bildproportionen.

Diese absichtliche Verzerrung eines Bildes kann immer dann mit Vorteil vorgenommen werden, wenn damit zum Beispiel bei einer Landschaftsaufnahme ohne deutlich senkrechte Linien eine Streckung des Bildes erreicht werden soll. Beim Mittelformat 6x6 kann auf diese Weise ein brauchbares Hochformat „gezaubert“ werden. Andererseits kann die dabei auftretende trapezförmige Erweiterung der Breite in Dehnungsrichtung zusätzlich helfen, am oberen Bildrand störende Bildteile aus dem Bild verschwinden zu lassen.

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ANHANG B Papierauflage als "Schiefe Ebene"

B1 VORRICHTUNG ZUR NEIGUNG DER PAPIERAUFLAGE Die „schiefe Ebene“ unter dem Vergrößerungsgerät wird

immer dann zum Entzerren benötigt, wenn sich der Kopf des Vergrößerungsgerätes nicht neigen läßt, sondern starr mit der Halterung an der Säule verbunden ist. Aber auch in den Fällen, wo dies möglich ist, hat die „schiefe Ebene“ den großen Vorteil, daß senkrecht unter das Vergrößerungsgerät projiziert wird. Beim Neigen des Kopfes des Vergrößerungsgeräts verschiebt sich das Bild je nach eingestelltem Vergrößerungsmaßstab und Neigungswinkel mehr oder weniger stark zur Seite, was viel Platz auf der Arbeitsplatte beanspruchen kann, der, wenn vorhanden, gegebenenfalls erst „freigeschaufelt“ werden muß. Der folgende Vorschlag für eine Vorrichtung zur Neigung der Papierauflage (Grundbrett) ist eine von vielen denkbaren Möglichkeiten, läßt sich jedoch einfach und preiswert realisieren.

B2 ANFORDERUNGEN Die Vorrichtung soll eine Papierauflage mit den Maßen

50,8 cm x 61,0 cm für Fotopapier des Formats 50 x 60 aufnehmen. Die erforderlichen Neigungswinkel liegen im Bereich von 10° bis 30°. Für die Praxis genügt es, die Neigung der Papierauflage in Stufen von fünf Winkelgraden vorzunehmen. Die Vorrichtung soll es ermöglichen, fünf Stufen mit Neigungen von 10°, 15°, 20°, 25° und 30° einzustellen. Sie muß eine genügende Festigkeit aufweisen, um die Papierauflage (das Grundbrett) aufzunehmen und um reproduzierbare Ergebnisse zu gewährleisten.

B3 BEISPIEL FÜR EINE NEIGUNGSVORRICHTUNG Bild B1 zeigt das Prinzip der Anordnung. Alle Teile sind aus

Tischlerplatte geschnitten, geschliffen, grundiert und lackiert.

Papierauflage Stützbretter 3 Fach 2b Fach 2a Stoppleiste 4

Trägerbrett 1

Bild B1 - Beispiel für eine Neigungsvorrichtung, „Schiefe Ebene“, Seitenansicht

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Anmerkung B1 – Eine Tischlerplatte hat eine größere Festigkeit als eine Spanplatte bei deutlich geringerem Gewicht. Die erforderlichen Einzelteile, zum Beispiel mit einer Dicke von 19 mm, sind in jedem Baumarkt oder Heimwerkerbedarf zugeschnitten erhältlich, so daß der Vorgang der Anfertigung der Neigungsvorrichtung sehr einfach wird.

Die Vorrichtung besteht aus dem Trägerbrett 1, mit dem die Teile 2a und 2b, die das Fach für das Stützbrett bilden, verleimt und zusätzlich mit je fünf Spanplattenschrauben (4 x 50) mm verschraubt sind. Der Abstand der Teile 2a und 2b muß so gehalten sein, daß die Stützbretter 3a bis 3e stramm dazwischen gesteckt werden können. Die Höhe dieser auswechselbaren Einsätze 3a bis 3e ist so bemessen, daß bei den angegebenen Auflagemaßen die gewünschten Neigungswinkel erzielt werden. Die in Bild B2 angegebenen Maße bestimmen den Neigungswinkel und müssen eingehalten werden. Die Stoppleiste 4 ist mit dem Trägerbrett 1 verleimt und verhindert ein Abrutschen der lose aufliegenden Papierauflage. 40,0 cm h Bild B2 – Kritische Maße Tabelle B1 enthält die Teileliste. Alle Maße sind so bemessen, daß die Papierauflage (Grundbrett) hoch und quer lose auf die Neigungsvorrichtung gelegt werden kann. Diese kann in Laufrichtung des Films oder senkrecht dazu unter das Vergrößerungsgerät gestellt werden. Ein Abrutschen des Fotopapiers verhindert zum Beispiel ein etwa 3 cm breiter Streifen aus mattschwarzer Pappe, der hochkant zwischen Papierauflage und die Hartholzleiste 4 geklemmt wird. Die in Tabelle B1 zu den Teilen 3 zuerst genannten Maße entsprechen der Höhe h in Bild B2.

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Tabelle B1- Teileliste

Teil Anzahl Bezeichnung Maße Erzielter mm Neigungswinkel in Grad 1 1 Trägerbrett 400x500 2 2 Fach 60x400 3a 1 Stützbrett 71x400 10 3b 1 Stützbrett 107x400 15 3c 1 Stützbrett 146x400 20 3d 1 Stützbrett 187x400 25 3e 1 Stützbrett 231x400 30 4 1 Stoppleiste * 5 10 Schrauben ** * Hartholzleiste 5x20x400 ** Spanplattenschrauben 4x50

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ANHANG C Entzerren ohne Schärfedehnung nach Scheimpflug

C1 ANWENDUNG Ist die Möglichkeit der Schärfedehnung nach Scheimpflug

am Vergrößerungsgerät nicht vorgesehen oder muß quer zur Laufrichtung des Films entzerrt werden, so kann dies durch Neigen des Grundbretts in der entsprechenden Richtung geschehen. Da die Objektivstandarte unbeweglich ist, ergeben sich Verhältnisse wie in Bild C1 gezeigt. Die untere und obere Bildseite müssen dabei im Schärfentiefenbereich der Abbildung durch das Vergrößerungsobjektiv liegen.

Film Objektiv ß/2 n g w G F γ h

Bild C1 - Entzerrung mit geneigtem Grundbrett C2 BERECHNUNG DER EINSTELLGRENZEN Wird auf die Mitte des um den Winkel γ geneigten

Grundbretts fokussiert, so müssen Abbildungsbedingungen gewählt werden, bei denen die Punkte F und G noch im Schärfentiefenbereich liegen. Es ergeben sich aus den geometrischen Verhältnissen der Detailskizze nach Bild C2 für die weite Einstellgrenze w die Gleichungen

c = (h + a) tanγ h = g tanß/2 a = c tanß/2 Hieraus folgt durch Umformen c = g [1 + 1/(K – 1)] mit K = 1/(tanγ tanß/2) und für die weite Gegenstandsweite gw = g + c = g [(1 + 1/(K – 1)]

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Eine entsprechende Rechnung für die nahe Gegenstandsweite führt zu

gn = g [(1 – 1/(K + 1)]. ß/2 g b c γ a h

Bild C2 – Details zur Berechnung der weiten und nahen Einstellweiten (g + c) und (g - d)

Das im Beispiel nach Abschnitt C4 benutzte

Rechenschema ermöglicht die Ermittlung der Bedingungen, die für die Anwendung bestimmter Neigungswinkel des Grundbretts erfüllt sein müssen, damit die obere und die untere Bildseite in den Schärfentiefenbereich der Abbildung fallen. Dabei müssen also die Einstellgrenzen w = (g + c) und n = (g - b) im Schärfentiefenbereich, also zwischen den Schärfentiefengrenzen w und n liegen.

C3 SCHÄRFENTIEFE BEI GENEIGTER PAPIERAUFLAGE C3.1 Berechnung Das Prinzip des Rechengangs ist das Gleiche wie bei der

Aufnahme. Der Strahlengang durch das Vergrößerungsobjektiv ist bei gleichbleibender Einstellung identisch für Aufnahme oder Projektion. Es kann daher bei einer vorgegebenen Vergrößerung V eine gewisse größte Unschärfe auf dem Bild zugelassen werden, die wir zum Beispiel u nennen. Dann wird dieser Unschärfe eine solche auf dem Negativ von 2r’ = u/V entsprechen, wobei dann 2r’ der größte zugelassene Durchmesser des Unschärfekreises auf dem Negativ ist. Bei der fotografischen Aufnahme wird für diesen Unschärfekreis beim Kleinbild ein Durchmesser von 24 µm bis 33 µm, beim Mittelformat von 45 µm bis 60 µm zugelassen, je nachdem wie wichtig dem Fotografen die letzte Schärfe ist. Setzen wir diese Werte hier an, so wird zum Beispiel bei einer Vergrößerung mit dem Faktor 8 beim Kleinbild an der Schärfentiefengrenze aus einer scharFen dünnen Linie oder Kante ein etwa 0,25 mm breiter Strich, beim Mittelformat ein 0,5 mm breiter Strich. Die

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Vergrößerung führt jedoch beim Kleinbild bereits zu einem Format von 18 x 24 und beim Mittelformat von 40 x 50. Werden diese Bilder aus einem Abstand betrachtet, der mindestens der Bilddiagonale entspricht, so fallen diese Unschärfen praktisch nicht störend auf.

Wir können hier also so tun, als wenn wir eine Aufnahmesituation vorliegen haben, um die Berechnung der Schärfentiefengrenzen für die verschiedenen Neigungen und unterschiedlichen Blendenzahlen vorzunehmen. Dabei können bei der Vergrößerung die größten angenommenen Unschärfekreise 2r’ in der Negativebene zu 50 µm für das Kleinbild und 100 µm für das Mittelformat angenommen werden, also etwa doppelt so groß wie bei einer Aufnahme. Für die Berechnung der Schärfentiefengrenzen werden die Gleichungen nach Kapitel 9 angewendet, siehe Abschnitt C4.

C3.2 Einschränkung Das Rechenschema im Beispiel nach Abschnitt C4 gilt

streng nur für diejenigen Negativbereiche, für die nicht bereits bei der Aufnahme Unschärfe innerhalb des Schärfentiefenbereichs des Aufnahmeobjektivs in Anspruch genommen wurde. In dem Fall addiert sich die Unschärfe der Aufnahme zu derjenigen, die infolge der Neigung der Papierauflage entsteht. Die bei der Aufnahme zugelassene Unschärfe am Rand des Schärfentiefenbereichs wird mit dem eingestellten Vergrößerungsfaktor auf u = 2r'V vergrößert, also zum Beispiel bei 10facher Vergrößerung auf 0,024 x 10 = 0,24 mm vom Kleinbild-Negativ und auf 0,05 x 10 = 0,5 mm vom Mittelformat-Negativ. Diese vom Negativ herrührende Unschärfe fällt beim Betrachten des Bildes im Abstand der Bilddiagonalen praktisch nicht auf. Da sie sich aber zu derjenigen Unschärfe addiert, die durch das Neigen der Papierauflage erzeugt wird, muß im Einzelfall mit Probestreifen geprüft werden, ob bildstörende Unschärfe entstanden ist.

C4 BERECHNUNG DER EINSTELL-UND DER SCHÄRFENTIEFENGRENZEN BEI NEIGUNG DER PAPIERAUFLAGE

Beispiel C1 - Mittelformat (Negativ 56 mm x 56 mm) Vorgegebene Größe Größen- Einheit Eingabe Rechenvorschrift zeichen Brennweite f mm 80 Vergrößerungsfaktor V 5 Neigungswinkel γ Grad 10 Blendenzahl F 16 Durchmesser für den 2r’ µm 100 Unschärfekreis

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Berechnete Größe Ergebnis Gegenstandsweite g mm 400 (V+1)f Bildweite b mm 96 (1/f – 1/g) = 1/b halber Bildwinkel 6x6 ß/2 Grad 16,3 arctan[(56/2)/96] weite Gegenstandsweite w mm 506 siehe Abschnitt C2 nahe Gegenstandsweite n mm 457 siehe Abschnitt C2 weite Schärfentiefengrenze gw mm 533siehe nächste Zeile g + g(g – f)r’/[(f²/2F) - (g – f)r’] nahe Schärfentiefengrenze gn mm 436siehe nächste Zeile g – g(g – f)r’/[(f²/2F) + (g – f)r’]

In diesem Beispiel fallen die Einstellgrenzen deutlich in die Grenzen für die angenommene Schärfentiefe.

Beispiel C2 - Kleinbildformat (Negativ 23 mm x 35 mm) Vorgegebene Größe Größen- Einheit Eingabe Rechenvorschrift Zeichen Brennweite f mm 50 Vergrößerungsfaktor V 5 Neigungswinkel γ Grad 10 Blendenzahl F 16 Durchmesser für den 2r’ µm 50 Unschärfekreis Berechnete Größe Ergebnis Gegenstandsweite g mm 300 (V+1)f Bildweite b mm 60 (1/f – 1/g) = 1/b halber Bildwinkel 6x6 ß/2 Grad 25,0 arctan[(56/2)/96] weite Gegenstandsweite w mm 327 siehe Abschnitt C2 nahe Gegenstandsweite n mm 277 siehe Abschnitt C2 weite Schärfentiefengrenze gw mm 326siehe nächste Zeile g + g(g – f)r’/[(f²/2F) - (g – f)r’] nahe Schärfentiefengrenze gn mm 278siehe nächste Zeile g – g(g – f)r’/[(f²/2F) + (g – f)r’]

In

diesem Beispiel fallen die Einstellgrenzen praktisch mit den Grenzen für die angenommene Schärfentiefe zusammen.. Mit zunehmendem Vergrößerungsfaktor werden die Verhältnisse deutlich günstiger, wie aus Tabelle C1 hervorgeht. Dies entspricht der Erfahrung bei der fotografischen Aufnahme,. wo mit zunehmendem Aufnahmeabstand der Schärfentiefenbereich rasch wächst. Siehe hierzu Kapitel 9.

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C5 ERLAUBTE KOMBINATIONEN Die folgende Tabelle C1 ist mit Hilfe des in den Beispielen

nach Abschnitt C4 angewendeten Rechenschemas erstellt worden. Sie gilt unabhängig von der jeweils benutzten Brennweite des Vergrößerungsobjektivs, da die Schärfentiefe nur von der Blendenzahl F, dem Durchmesser des größten zugelassenen Unschärfekreises 2r’ und dem Vergrößerungsfaktor V abhängt. Die Tabelle C1 stellt drei verschiedene Beträge für 2r’ zur Auswahl. Blendenzahlen kleiner als F = 11 werden nicht berücksichtigt.

Nach dieser Methode ist es jetzt auch möglich, eine Entzerrung in beiden Bildrichtungen vorzunehmen, da die Papierauflage oder „schiefe Ebene“ sowohl längs der Filmrichtung als auch quer dazu unter das Vergrößerungsgerät gestellt werden kann..

TABELLE C1 - Entzerrung ohne Schärfedehnung nach

Scheimpflug Unschärfe- Vergrößerungs- Größter Neigungswinkel Kreis 2r’ faktor V Grad *) µm Blendenzahl F 11 16 22 2,5 - - - 5 - 5 5 25 7,5 - 5 5 10 5 5 10 12,5 5 10 15 2,5 - 5 5 5 5 10 10 50 7,5 5 10 15 10 10 15 20 12,5 15 20 25 2,5 5 10 15 5 10 15 25 100 7,5 15 25 >30 10 20 >30 >30 12,5 25 >30 >30 *) abgerundet auf ganze 5°.

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ANHANG D Tabellen und Informationen

Die folgenden Informationen und Tabellen können an die

eigene Arbeitsweise angepaßt, erweitert und ergänzt und zum Beispiel leicht erreichbar in der Dunkelkammer plaziert werden.

D1 TABELLEN IM TEXT Bereits im vorhergehenden Text gegebene Tabellen werden

hier nicht wiederholt. Dieses sind die Tabellen 1 bis 3 und Tabellen A1 und C1.

D2 TABELLEN FÜR DIE FILMENTWICKLUNG D2.1 Verdünnungen

Tabelle D1 – Verdünnungen Mischung aus Entwickler + Wasser

Volumenteile MENGEN ml 1 + 1 225 + 225 1 + 2 150 + 300 1 + 3 110 + 330 1 + 4 90 + 360 1 + 5 75 + 375 1 + 6 65 + 390 1 + 8 50 + 400 1 + 10 40 + 400 1 + 15 28 + 420 1 + 20 21 + 420 1 + 25 17 + 425 1 + 30 15 + 450 1 + 50 9 + 450 1 + 100 5 + 500

Die Verdünnungen nach Tabelle D1 ergeben mit 440 ml bis

500 ml die erforderliche Menge, um eine der üblichen Entwicklerdosen zu füllen, die einen Rollfilm oder zwei KB-Filme fassen. Bei Neofin wird der Inhalt eines Fläschchens mit 500 ml Wasser verdünnt.

D2.2 Stoppbad Als Stoppbad werden 33 ml einer 60%igen Essigsäure, zum

Beispiel von TETENAL, auf 1 Liter Wasser gegeben. D3 FILM-ENTWICKLER-KOMBINATIONEN In Tabelle D2 sind Arbeitsdaten für Rollfilme 120

zusammengefaßt. Sie enthält die Daten für

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Standardbedingungen für einen Belichtungsumfang bis etwa 9 Belichtungsstufen. Für die Entwicklung gilt der Agfa-Kipprhythmus, bei dem die Dose während der ersten Minute dauernd und danach alle 30 Sekunden einmal gekippt wird. Die angegebenen Daten gelten für Entwicklung bei 20 °C. Zugrunde liegt die Ausarbeitung nach Kapitel 5. Die Daten in Tabelle D2 beziehen sich auf das Aufnahmeobjektiv Planar 80 mm von Rollei Technic GmbH.

Tabelle D2 - Standard-Arbeitsdaten für B1,5 ≤ 9,4

Filmtyp Entwickler Entwick- Empfind- lungszeit lichkeit min °DIN Agfa APX 100 Neofin blau 15,0 21 Ultrafin liq. 1+20 15,0 21 Rodinal 1+25 15,0 21 Agfa AP 400 Ultrafin liq. 1+10 15,0 25 Rodinal 1+25 10,0 24 Ilford Delta 100 Ultrafin liq. 1+20 12,0 21 Rodinal 1+25 12,0 20 Ilford Delta 400 Ultrafin liq. 1+10 15,0 25 Rodinal 1+25 15,0 24 Kodak Tmax 100 Neofin blau 12 21 Ultrafin liq. 1+20 10 21 Kodak PlusX Pan Ultrafin liq. 1+10 10 22

D4 ARBEITSPROTOKOLL BEIM VERGRÖSSERN Tabelle D3 enthält alle wichtigen Informationen, die bei der

Anfertigung einer Vergrößerung protokolliert werden sollten. Es wird empfohlen, solche oder ähnliche Protokollblätter in der Dunkelkammer zu verwenden und die eingestellten oder gewählten Parameter und das Ergebnis der Arbeit festzuhalten.

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Tabelle D3 – Vergrößerungsprotokoll

Bildinhalt Datum Negativformat x

Film-Nummer Bild-Nummer

Papier Format x Oberfläche

Grad Kontrastwandelpapier

Vergrößerungsgerät

Brennweite mm Kondensor

Einstellung KB /66 Diffusor

Höheneinstellung cm Papierauflage 25 cm

Entzerrung mit Scheimpflug Entzerrung mit Schiefer Ebene

Winkel-Grad Winkel-Grad

Belichtung

Durst-Filtereinstellung M/ Y

Ilford-Filter Nr. Agfa-Filter Nr.

Blendenzahl Belichtungszeit s

Bemerkungen

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Bild D1 – Diese Fotografie zeigt einen Blick in das Innere einer typisch eingerichteten Dunkelkammer

bei abgeschalteter Dunkelkammerbeleuchtung. Hier dargestellt ist das Negativ der Aufnahme.

1900 2000 Bild D2- Die Dunkelkammertür

ACHTUNG Dunkelraum

Bitte

nicht eintreten

Bleib draußen

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Freie Seite für persönliche Notizen

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Freie Seite für persönliche Notizen

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Kapitel 4

DIE DUNKELKAMMER IM HOTEL Entwicklung von Schwarzweiß-Filmen

auf der Reise

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EINLEITUNG Für den Schwarzweiß-Fotografen kann es nicht nur sehr

nützlich, sondern auch sehr reizvoll sein, das Ergebnis seiner fotografischen Bemühungen während einer Reise sofort zu überprüfen. Hierzu kann ein kleines Set mit den notwendigen Utensilien dienen, welches bei geschickter Wahl der Komponenten das Gewicht der fotografischen Reiseausrüstung nur unerheblich erhöht. Das hier vorgeschlagene Set läßt sich leicht und kostengünstig zusammenstellen und kann im Koffer neben dem Kulturbeutel für die Körperpflege untergebracht werden. Ein solches Set für etwa zehn Filmentwicklungen wird hier beschrieben.

UMFANG Die zum Entwickeln der Filme erforderlichen Utensilien

finden in einem Behältnis von der Größe einer üblichen Kulturtasche Platz. Die benötigten technischen Informationen werden in einem Plastik-Schnellhefter im Format A4 abgelegt. Das vollständige Set wiegt reisefertig etwa 1kg.

INHALT DER KULTURTASCHE Die Kulturtasche enthält die nachfolgend aufgezählten

Komponenten. Eine Stoppuhr ist nicht erforderlich, da jede Armbanduhr mit Sekundenzeiger für die Einhaltung der erforderlichen Zeiten in den einzelnen Bädern ausreichend ist.

- Thermometer aus Glas oder Plastik mit Meßbereich von etwa 0°C bis + 60 °C und mit Teilung in 1 °C, das gleichzeitig als Rührstock verwendet wird.

- Plastik-Klarsichtmeßbecher mit Inhalt von 0,5 l und mit Teilung in 50 ml.

- Kleiner Plastik-Trichter mit Durchmesser der Eingießöffnung von etwa 75 mm.

- Kleine Bastelschere. - Entwicklungsdose für Kleinbildfilm oder Rollfilm. - Sechs Plastik-Wäscheklammern zum Befestigen und

Beschweren der nassen Filme während der Trocknungszeit. - Plastik-Wäscheleine mit einer Länge von etwa 2 m. - Flasche aus weißem Plastikwerkstoff mit Inhalt von

500 ml. In die Flasche sind 50 g Expreß-Fixiersalz eingewogen. Sie wird am Reiseziel mit Leitungswasser aufgefüllt. Diese Fixierbadlösung reicht sicher für zehn Filme.

- Fläschchen mit Inhalt von 25 ml (siehe unten), gefüllt mit einer Lösung aus Mirasol 2000 antistatic von Tetenal und Leitungswasser im Verhältnis 1+4.

- Pipette aus durchsichtigem Weichplastik-Werkstoff mit Inhalt von 3 ml zur Entnahme von Mirasol-Lösung. Eine entsprechende Pipette kann in jeder Apotheke erstanden werden. Für einen Entwicklungsvorgang werden nach der Wässerung für das einminütige Mirasol-Bad 2,5 ml benötigt.

- Kleine, braune Glasfläschchen mit Inhalt von etwa 25 ml und in einer Anzahl, die der Zahl der mitgenommenen Filme entspricht. Jedes Fläschchen ist gefüllt mit zum Beispiel 17 ml

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Rodinal-Konzentrat, vor Ort zu verdünnen mit 425 ml Leitungswasser für Entwicklung in Rodinal 1+25, oder mit 21 ml Ultrafin-liquid-Konzentrat, zu verdünnen mit 420 ml Leitungswasser für Entwicklung in Ultrafin liquid 1+20. Es wird jeweils ein Fläschchen für einen Film benötigt und die Entwicklerlösung anschließend verworfen. Auch diese Glasfläschchen können für ein geringes Entgelt in jeder Apotheke erstanden werden.

INHALT DES SCHNELLHEFTERS Der Schnellhefter enthält folgende Unterlagen: - Inhaltsverzeichnis der Kulturtasche. - Daten der für die Reise vorgesehenen Film-Entwickler-

Kombinationen für Arbeitsempfindlichkeit und Entwicklungszeit. Siehe hierzu Kapitel 5.

- Protokollblätter zum Notieren der vorgenommenen Entwicklungen und für Bemerkungen zum Ergebnis.

- Filmtüten im Format A4 in einer Anzahl, die der Zahl der mitgenommenen Filme entspricht.

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Kapitel 5

ARBEITSEMPFINDLICHKEIT VON SCHWARZWEISS-FILMEN

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Abschnitt Inhalt Seite Einleitung 169 1 Aufgabe 169 3 Begriffe 169 4 Prüfmethode 171 5 Anwendungsbereich 171 5.1 Film-Entwickler-Kombinationen 171 5.1.1 Filme 171 5.1.2 Einmal-Entwickler 172 5.2 Ökonomie 172 6 Durchführung 172 6.1 Belichtungsreihe mit Belichtung auf eine Graukarte 172 6.1.1 Anordnung 172 6.1.2 Lichtquelle 172 6.1.3 Korrektur 173 6.1.4 Aufnahme 173 6.2 Entwicklung 173 6.3 Ermittlung der relativen Dichte 174 7 Auswertung 175 7.1 Kurvenform der Dichtekurve 175 7.2 Entwicklungszeit 175 7.3 Arbeitsempfindlichkeit 176 7.4 Steilheit der Dichtekurve, ß-Wert 176 7.5 Dichte für Belichtungswert x = 4 177 7.6 Nutzbarer Belichtungsumfang 177 8 Anfertigung der Dichtekurve 178 8.1 Grafische Darstellung 178 8.2 Numerische Kurvenanpassung 178 8.3 Beispiel, Agfapan APX 100 mit Neofin blau 179 8.3.1 Grafische Interpolation 179 8.3.2 Numerische Interpolation 180 8.3.3 Vergleich 182 8.4 Ergebnisse 182 9 Meßabweichungen 182 9.1 Kamera 182 9.2 Filmemulsion 182 9.3 Entwickler 183 9.4 Entwicklungszeit 183 9.5 Entwicklertemperatur 183 9.6 Entwicklungsvorgang 183 9.7 Ermittlung der Dichtewerte 183 9.8 Berechnung 183 9.8.1 Empfindlichkeit 183 9.8.2 ß-Wert 184 9.8.3 Dichte für Belichtungswert x = 4 184 9.9 Zusammenfassung 184 10 Im Text verwendete Größenzeichen 184 Anhang A Bewertung und Darstellung der Ergebnisse 186 A1 Bewertungsgrundlage 186 A1.1 Ideale Dichtekurve 86

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A1.2 Reale Dichtekurve 186 A1.3 Grenzwerte 186 A1.3.1 Obere Grenzwerte 186 A1.3.2 Untere Grenzwerte 187 A2 Kenngrößen 187 A3 Hinweise zur Auswertung 189 A3.1 Erklärung zum beurteilenden Text 189 A3.1.1 Dichtekurve 189 A3.1.2 Empfindlichkeitsausnutzung 190 A3.1.3 Entwicklungszeit 190 A3.1.4 Belichtungsumfang ^90 A4 Ergebnisse 190 Anhang B Kondensor- und Diffusorlicht 198

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1 EINLEITUNG Die Schwarzweiß-Chemie hat in letzter Zeit einen größeren

Entwicklungsschub erfahren. Filme mit Emulsionen in T-Kristall-Technik und Gradationswandelpapiere haben zu einer erheblichen Verbesserung der Qualität und der Verarbeitbarkeit geführt. Dazu hat auch der Fortschritt bei der Entwicklung der technischen Komponenten für die Dunkelkammer beigetragen. Dennoch hat sich eine wesentliche Bedingung nicht geändert: Wer als Amateur zu sehr guten technischen Schwarzweiß-Ergebnissen kommen will, muß alles selber machen, und das nicht nur wegen des Spaßes dabei. Ein besonders wichtiges Glied in der Kette der Verarbeitungsvorgänge ist die richtige Belichtung und Entwicklung des Schwarzweiß-Films. Diesem Thema widmet sich dieses Kapitel.

2 AUFGABE Die hier besprochene Methode dient der Ermittlung der

Arbeitsempfindlichkeit von Film-Entwickler-Kombinationen. Sie hat sich dazu als erfolgreich und hinreichend einfach erwiesen und liefert darüber hinaus noch weitere Kenngrößen zur Beurteilung einer solchen Kombination. Hierzu werden Meßreihen durchgeführt und mit Erläuterungen versehen, die das Verständnis für das „Innenleben“ eines Schwarzweiß-Films fördern. Dadurch soll es potentiellen Nachahmungstätern erleichtert werden, ihre fotografische Ausrüstung auf eine gewünschte Film-Entwickler-Kombination zu kalibrieren. Die Durchführung der Prüfung, die Darstellung der Ergebnisse und die daraus folgende Bewertung werden an einem Beispiel vorgeführt und zeigen anschaulich die Vorgehensweise. Die gesamten Ergebnisse werden in Anlage A dargestellt. Abschnitt 9 enthält Abschätzungen zur Ermittlung der Meßabweichungen und dient zur Absicherung der Aussagen und ihrer Bewertung. Die dazu angenommenen Meßabweichungen sind, wie in der Praxis der Meßte3chnik häufig üblich, willkürlich geschätzt und können im Einzelfall von den tatsächlichen Gegebenheiten abweichen. Die Meßabweichungen beruhen auf den Toleranzen bei der Herstellung der Komponenten der fotografischen Verarbeitungskette wie Optik, Verschluß und Blende, Elektronik zu deren Steuerung, Film, Fotopapier und deren Entwickler sowie die Lagerungs- und Verarbeitungsbedingungen der chemischen Komponenten. Diese Toleranzen sind bei chemischen Produkten um Größenordnungen höher anzusetzen, als wir es zum Beispiel auf dem Gebiet der Mechanik gewohnt sind.

3 BEGRIFFE Die folgenden wenigen Begriffe sind bereits in Kapitel 1 und

Kapitel 2 erklärt. Sie sind aber für das Verständnis des in diesem Kapitel behandelten Sachverhalts besonders wichtig und werden deshalb vorab nochmals erläutert.

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Arbeitsempfindlichkeit Die Arbeitsempfindlichkeit Ea einer Film-Entwickler-

Kombination ist die effektive Empfindlichkeit dieser Kombination, die der Fotograf mit seiner Kamera unter Berücksichtigung seiner Entwicklungsbedingungen im Hinblick auf seine zu verwendende Beleuchtungseinrichtung beim späteren Vergrößern selbst ermittelt.

Belichtungsreihe Wird ein Objekt mehrmals und unmittelbar nacheinander bei

konstanter Beleuchtung so fotografiert, daß sich jede Belichtung eines Negativs von derjenigen des vorhergehenden um den gleichen Faktor vergrößert oder verringert, so ergibt sich eine Belichtungsreihe. Geschieht dies mit dem Faktor 2, so liegt der wichtige Sonderfall einer Belichtungsreihe in (ganzen) Belichtungsstufen vor.

Belichtungsstufe Eine Belichtungsstufe entspricht der Verdoppelung oder

Halbierung der Belichtung. Dies geschieht durch Halbieren oder Verdoppeln der Belichtungszeit oder durch Öffnen oder Schließen der Blende um eine Blendenzahl.

Belichtungsumfang Der Belichtungsumfang einer Film-Entwickler-Kombination

wird ihrer Dichtekurve entnommen, welche die Dichte oder Schwärzung des Films auf der y-Achse als Funktion der Belichtung auf der x-Achse darstellt. Dabei entspricht der nutzbare Belichtungsumfang dem Bereich auf der x-Achse, der unter dem nutzbaren Dichteumfang der Kurve liegt.

ß-Wert Siehe hierzu Steilheit. Film-Entwickler-Kombination Film-Entwickler-Kombination ist eine Kombination des zu

prüfenden Filmtyps mit dem angewendeten Entwickler und den gewählten Entwicklungsparametern. Diese Parameter sind Entwicklerkonzentration, Entwicklungszeit, Entwicklertemperatur und zum Beispiel Kipprhythmus im Falle von Dosenentwicklung. Jede Änderung eines dieser Parameter stellt im Sinne dieser Definition eine neue Film-Entwickler-Kombination dar.

Kipprhythmus Unter Kipprhythmus wird die Folge der Intervalle

verstanden, nach denen bei Dosenentwicklung die Entwicklungsdose gekippt wird, um die Entwicklerlösung zu verteilen und durchzumischen, damit jeweils frische Lösung an die zu entwickelnde Schicht gelangen kann. Traditionelle Kipprhythmen sind der bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von Agfa angegebene, nämlich in der ersten

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Minute ständig kippen und danach alle 30 Sekunden einmal, sowie der von Tetenal bevorzugte, nämlich alle drei Sekunden kippen. Der Kipprhythmus beeinflußt deutlich das Ergebnis der Entwicklung und ist daher Parameter einer Film-Entwickler-Kombination.

Steilheit Die Steilheit oder Gradation des Films ergibt sich aus dem

Anstieg der Dichtekurve und ist ein Maß für die Art der Wiedergabe des Objektumfangs. Eine große Steilheit erzeugt harte Negative, die eher für Schwarzweiß-Strichzeichnungen geeignet sind. Eine geringe Steilheit erlaubt die abgestufte Darstellung aller Grauwerte. Als Maß für die Steilheit dient der ß-Wert. Er ist definiert als der Quotient aus dem Dichteumfang für die ersten fünf Belichtungsstufen und dem zugehörigen Belichtungsumfang,

ß = (D5 – D0)/5log2. 4 PRÜFMETHODE Zur Beurteilung von Film-Entwickler-Kombinationen werden

Dichtekurven erstellt, aus denen die für diese Beurteilung erforderlichen Kenngrößen entnommen werden. Zu diesen Kenngrößen zählen neben dem typischen Verlauf der Dichtekurve die Größen

- Arbeitsempfindlichkeit Ea, - Steilheit ß der Dichtekurve, - Dichte des Standardgrau abbildenden Negativs D4, - nutzbarer Belichtungsumfang B1,5. Diese Größen sowie die zu ihrer Erstellung gewählte

Entwicklungszeit kennzeichnen eine Film-Entwickler-Kombination. Für die Untersuchungen werden Rollfilme mit Aufnahmeformat 6 x 6 verwendet. Zur Erstellung der Dichtekurven werden Belichtungsreihen mit jeweils 10 bis 12 Belichtungen angefertigt. Die hier gewonnenen Daten können nur bedingt auf Kleinbildfilme gleichen Typs übertragen werden, dienen dazu aber als Anhaltswerte.

5 ANWENDUNGSBEREICH Die hier vorgelegten Ergebnisse gelten nur für die

eingesetzten technischen Einrichtungen wie zum Beispiel die Kamera und das Aufnahmeobjektiv sowie das für die Dichtebestimmung benutzte Vergrößerungsgerät mit seiner typischen Beleuchtungseinrichtung und das dazu gewählte Objektiv.

5.1 Film-Entwickler-Kombination 5.1.1 Filme Es werden die gebräuchlichen und bekannten

Schwarzweiß-Filme von Agfa, Ilford und Kodak untersucht, die in gewisser Weise Standards für die Filmtechnik setzten weitgehend den Markt beherrschen.

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5.1.2 Einmal-Entwickler Es werden nur kommerziell erhältliche Entwickler benutzt.

Es werden Entwickler ausgewählt, die als Einmal-Entwickler konzipiert sind oder die als solche verwendet werden können. Auf die Möglichkeit, mit einem Ansatz mehr als einen Film zu entwickeln, wird bei dieser Untersuchung zu Gunsten der Reproduzierbarkeit verzichtet. Die angewendeten Entwickler sind die traditionellen Produkte Neofin blau von Tetenal (jeweils eine Ampulle auf 500 ml H20), Ultrafin liquid von Tetenal in den Verdünnungen 1+10 (40 ml auf 400 ml H2O) und 1+20 (21 ml auf 420 ml H2O) sowie Rodinal von Agfa in der Verdünnung 1+25 (17 ml auf 425 ml H2O). Es wird nur mit frisch angesetzten, gebrauchsfertigen Entwicklerlösungen gearbeitet. Diese Filmentwickler sind bewährte Produkte mit mittlerer Empfindlichkeitsausnutzung und erzeugen gut auflösende Negative. Dabei ist die Beurteilung von Schärfe und Körnigkeit des Films nicht Gegenstand dieser Untersuchung.

5.2 Ökonomie Bei Einmal-Entwicklerkonzentraten gibt es Unterschiede im

Preis. Zum Beispiel kostet 1 l Ultrafin liquid etwa 11 EUR. Bei einer Verdünnung von 1+20 werden 21 ml auf 420 ml Wasser gegeben. Nachgerechnet ergibt sich ein Preis für eine Entwicklung von 23 Cent. Das Gleiche gilt etwa für Rodinal in der Verdünnung von 1+25. Ein Fläschchen Neofin dagegen, erhältlich im 5er-Pack, kostet rund 1 EUR. Das ergibt bei 50 Filmen im Jahr bereits 40 EUR Mehrkosten gegenüber den vorgenannten Einmal-Entwicklern. Neofin-Entwickler hat jedoch auf Reisen Vorteile, da er bereits in Einzelportionen abgepackt ist. Siehe hierzu Kapitel 4. Andererseits sind Rodinal- und Neofin-Entwickler mit sehr ähnlicher Wirkungsweise

6 DURCHFÜHRUNG 6.1 Belichtungsreihe mit Belichtung auf eine Graukarte 6.1.1 Anordnung Bei dieser Methode zur Ermittlung der

Arbeitsempfindlichkeit einer Film-Entwickler-Kombination ist der Aufnahmegegenstand eine Graukarte von FOTOWAND im Format A4, die quer und mittig auf einem großen, schwarzen Karton von etwa 60 cm x 70 cm befestigt und senkrecht zur optischen Achse des Kameraobjektivs angeordnet ist. Die Kamera wird auf die Graukarte fokussiert. Die Aufnahmen erfolgen mit Rolleiflex SL 66 SE mit Planar f = 80 mm bei einem Aufnahmeabstand von etwa a = 0,75 m. Hierbei beträgt der Abbildungsmaßstab etwa M = 1:7. Die Abbildung der Graukarte auf dem Negativ ist etwa 40 mm breit

6.1.2 Lichtquelle Als Beleuchtungsquelle dienen zwei Fotoleuchten mit je

einer Lampe vom Typ Osram Halogen Superphot mit 1 000 W und einer Farbtemperatur von 3 200 K. Tageslicht mit einer

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Farbtemperatur von 5 000 K bis 5 600 K ist für densitometrische Messungen an Tageslicht-Schwarzweiß-Filmen grundsätzlich besser geeignet. Wegen der erheblichen Inkonstanz und begrenzten Verfügbarkeit von diffusem Tageslicht, wie es hier erforderlich wäre, wird für diese Messungen auf Kunstlicht ausgewichen. Die Abweichungen, die dadurch bei der Ermittlung der Arbeitsempfindlichkeit entstehen, ergeben einen marginalen Systemfehler, der für die mit Kunstlicht eingehandelten praktischen Vorteile in Kauf genommen wird. Auf die Verwendung von Blitzlicht wird wegen der damit verbundenen aufwendigen Meßeinrichtungen von vornherein verzichtet, denn es ist die Absicht, eine Vorgehensweise zu wählen, die mit jeder vorhandenen Amateurausstattung nachzuvollziehen ist.

6.1.3 Korrektur Für diese Aufnahmebedingungen beträgt die

Blendenzahlkorrektur etwa ∆F = 0,4 entsprechend 1 DIN gegenüber einer Fokussierung auf Unendlich. Dies wird berücksichtigt, indem bei der Auswertung nach 7.3 zu der ermittelten Empfindlichkeit Em der Betrag von 1 DIN addiert wird. Damit beträgt die ermittelte Arbeitsempfindlichkeit

Ea = (Em + 1) DIN Gleichung 01 Nach ISO (International Organization for Standardization)

muß eine Empfindlichkeitsangabe korrekt so geschrieben werden, wie im folgenden Beispiel gezeigt: ISO 100/21°. Das Rechnen mit DIN-Graden ist in den meisten Fällen jedoch viel einfacher als mit ASA-Werten, deren Anwendung häufig zu einer unnötig komplizierten Darstellung von mathematischen Gleichungen führt. Daher wird hier ausschließlich in DIN-Graden gerechnet mit der vereinfachten Schreibweise von zum Beispiel 21 DIN anstelle von 21° DIN.

6.1.4 Aufnahme Von jeder Film-Entwickler-Kombination wird eine

Belichtungsreihe mit 10 bis 12 Aufnahmen angefertigt. Dazu wird zunächst auf die Graukarte belichtet und das Ergebnis als Belichtungswert x = 4 bezeichnet. Die hierzu am Belichtungsmesser eingestellte Empfindlichkeit Eb ist die vom Hersteller empfohlene Nennempfindlichkeit des Films. Jetzt wird das erste Bild des Films um vier Belichtungsstufen knapper belichtet, als auf die Graukarte gemessen. Diese Belichtung wird als Belichtungswert x = 0 bezeichnet. Danach wird jedes weitere Bild um jeweils eine Belichtungsstufe reichlicher belichtet. Die Belichtungswerte für 12 belichtete Negative des Rollfilms zählen also von x = 0 bis x = 11.

6.2 Entwicklung Die Entwicklung erfolgt im Temperaturintervall von

19,5 °C bis 20,5 °C. Dies schließt die Badtemperaturen zu Beginn und am Ende der Entwicklungszeit ein und bezieht sich auf die Verwendung ein und desselben Thermometers. Die

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Entwicklungszeit zählt nach Einfüllen der Entwicklerlösung in die Entwicklungsdose und endet mit Beginn des Ausgießvorgangs. Die Entwicklungsdose wird nach einem alten Agfa-Vorschlag in der ersten Minute ständig, also etwa alle drei Sekunden gekippt, danach alle 30 Sekunden einmal. Das Stoppbad besteht aus 2%iger Essigsäure. Danach wird in Expreßfixierbad fixiert, und zwar Standard-Filme 6 bis 8 min und T-Kristall-Filme 9 bis 11 min. Anschließend wird 6 bis 8 Minuten gewässert, davon die letzte Minute in 0,5%iger Lösung aus Mirasol 2000 Antistatic, einem Tetenal-Produkt, in destilliertem Wasser. Wird mit 3-Sekunden-Kipprhythmus geprüft, wie von Tetenal empfohlen, ergeben sich erheblich kürzere Entwicklungszeiten, der Film wird gleichmäßiger und feinkörniger entwickelt, die Gefahr der Schlierenbildung ist praktisch ausgeschlossen, aber der Kanteneffekt (Eberhard-Effekt) kann sich nicht ausbilden.

Die Entwicklungszeit, die zum Erreichen der gewünschten Eigenschaften des Negativs erforderlich ist, hängt unter anderem stark von der Art der Bewegung des Films in der Entwicklerlösung, von der Konzentration des Entwicklers und von der Art der Beleuchtungseinrichtung des später zu verwendenden Vergrößerungsgerätes ab. Je kräftiger bewegt wird, um so kürzer ist die Entwicklungszeit. Höhere Entwicklerkonzentrationen verkürzen ebenfalls die Entwicklungszeit. Kondensorgeräte erfordern eine deutlich kürzere Entwicklungszeit als Geräte mit diffusem Licht. Daher ist es gewöhnlich nicht möglich und auch unzweckmäßig, eigene Ergebnisse der Arbeitsempfindlichkeit einer Film-Entwickler-Kombination mit entsprechenden Angaben in Fachzeitschriften und Datenblättern zu vergleichen.

6.3 Ermittlung der relativen Dichte Um Dichtekurven zu erstellen, wird das Vergrößerungsgerät

Durst M 605 Color mit Farbmischkopf und diffuser Beleuchtungseinrichtung verwendet. Zur Messung der Belichtungszeiten dient der Laborbelichtungsmesser Hauck Trialux. Das auf die Grundplatte projizierte Bild des Negativs hat eine Breite von etwa 30 cm. Der entwickelte Testfilm wird bei gleichbleibender Einstellung von Blende und Vergrößerungsfaktor des Vergrößerungsgerätes Negativ für Negativ durch die Filmbühne gezogen. Für den unbelichteten Filmanfang, für jedes folgende Negativ sowie für jeden unbelichteten Steg zwischen zwei Negativen wird der Reihe nach die jeweilige Belichtungszeit bestimmt, abgelesen und in das Meßprotokoll eingetragen. Für diesen Vorgang wird die Empfindlichkeit des Laborbelichtungsmessers und/oder die Blende des Objektivs so eingestellt, daß die Belichtung für das erste Bild zwischen 4 und 10 Sekunden liegt. Für den Meßvorgang wird die Meßzelle des Laborbelichtungsmessers in die Mitte des auf das Grundbrett projizierten Bildes gelegt. Diese Position und alle einmal gewählten sonstigen Einstellungen werden für alle Meßwerte einer Meßreihe

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beibehalten. Die Logarithmen der am Laborbelichtungsmesser abgelesenen Belichtungszeiten t entsprechen den Dichten. Genau ergibt sich für die relative Dichte D eines Negativs die Differenz der Logarithmen von t (Negativ) und ts (Schleier),

D = (logt - logts) Gleichung 02 = log(t/ts) Anhang A enthält die Ergebnisse mit der Bewertung der

geprüften Film-Entwickler-Kombinationen. Die Dichte D ist, wie oben beschrieben, ein logarithmischer

Wert zur Basis 10 und wird immer gegen den Logarithmus der Belichtung des Films aufgetragen. Dabei ist es besonders vorteilhaft, für die Belichtung den Logarithmus zur Basis 2 zu wählen. Ist nämlich n eine ganze Zahl und ist die Belichtung für irgendeine beliebige Einstellung der Kamera gerade 2n, so gilt für die doppelte Belichtung 2n+1 und für die halbe Belichtung 2n-

1. Dabei sind n, n+1 und n-1 die Logarithmen zur Basis 2 dieser Belichtungen. Jetzt können anstelle dieser Belichtungen ihre Logarithmen ni an die x-Achse geschrieben werden. Auf diesem Prinzip beruht auch die Wahl der sogenannten Lichtwerte (englisch Exposure Value). Ohne Beschränkung der Allgemeinheit werden darum hier die oben für die Belichtungsreihe festgelegten Belichtungswerte x = 0 bis x = 11 als Koordinaten der x-Achse verwendet. Diese Darstellung hat eine Reihe von Vorteilen, wie sich im Folgenden zeigen wird.

7 AUSWERTUNG 7.1 Kurvenform der Dichtekurve Der Kurvenverlauf der Dichtekurve kann gerade oder S-

förmig geschwungen sein. Er kann auch einen starken Durchhang in den Schatten besitzen (unterer Teil der Dichtekurve), was zu einem Zulaufen der Schatten und damit im Maße des Durchhangs zu einer schlechteren Differenzierung der Schatten führt. Er kann ferner in den Lichtern abflachen, was eher erwünscht ist, um ein sogenanntes Ausfransen der Lichter zu vermeiden. Aus diesen Gründen ist es erforderlich, den Kurvenverlauf in die Beurteilung einer Film-Entwickler-Kombination mit einzubeziehen.

7.2 Entwicklungszeit Im Amateurbereich wird überwiegend manuell und mit

Dosenentwicklung gearbeitet, wobei Entwicklungszeiten über 12 min bei gelegentlichem Mehranfall an Filmen sehr frustrierend sind. Daher dient auch die Entwicklungszeit als eines der Kriterien, die hier berücksichtigt werden. Lange Entwicklungszeiten können jedoch bei bestimmten Kombinationen nicht immer vermieden und sollen daher bei der Auswertung nicht so streng beurteilt werden. Infolge der in dieser Arbeit verwendeten Bedingungen wie Agfa-Kipprhythmus und Vergrößerungsgerät mit diffuser Beleuchtung ergeben sich eher mittlere bis lange Entwicklungszeiten. Zufällige Abweichungen von der vorgegebenen Zeit wirken sich

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umso weniger auf das Ergebnis der Entwicklung aus, je länger die Entwicklungszeit ist.

7.3 Arbeitsempfindlichkeit Der Schnittpunkt der ermittelten Dichtekurve mit der

Horizontalen für die Dichte y = 0,1 wird mit xm bezeichnet. Jedem Schritt um den Betrag 1 auf der x-Achse entsprechen 3 DIN oder eine Belichtungsstufe. Damit ergibt sich die ermittelte Filmempfindlichkeit Em in DIN zu

Em = Eb - 3xm , Gleichung 03 wenn Eb die für die Aufnahme der Belichtungsreihe am

Belichtungsmesser eingestellte Empfindlichkeit war. Zu Em darf nach Gleichung 01 noch 1 DIN addiert werden. Damit folgt für die gewünschte Arbeitsempfindlichkeit, immer in DIN gemessen,

Ea = Em + 1 Gleichung 04 = Eb - 3xm + 1 7.4 Steilheit der Dichtekurve, ß-Wert Die Steilheit oder der ß-Wert wird als das Verhältnis der

Differenz der Dichten D5 und D0 zur Differenz der entsprechenden Belichtungswerte x = 5 und x = 0 angegeben. Hierbei bedeutet wegen der logarithmischen Teilung der x--Achse eine Belichtungsstufe nicht mehr einen Faktor 2, sondern den Logarithmus von 2 mit log2 ≈ 0,3. Somit ergibt sich für die ersten fünf Belichtungsstufen die Steilheit zu

ß = (D5 - D0)/5log2 Gleichung 05 ≈ (D5 - D0)/1,5 Der ß-Wert gibt an, wie steil oder flach die Dichtekurve

verläuft oder, im üblichen Sprachgebrauch, wie hart oder weich das entwickelte Negativ ist. Da für die Ermittlung von ß vorwiegend der untere Teil der Dichtekurve bis x = 5 herangezogen wird, die den Schattenbereich des Gegenstandes bis zu mittleren Dichten des Negativs repräsentiert, kann ein niedriger ß-Wert sowohl auf einen flachen Verlauf der Dichtekurve als auch auf einen starken Durchhang der Kurve im Schattenbereich hindeuten. Für die abschließende Beurteilung muß daher die Dichtekurve selber betrachtet werden. Die erforderliche Größe von ß hängt vom Objektumfang, vom Arbeitsziel und von der zu verwendenden Beleuchtungseinheit des Vergrößerungsgerätes ab. Für Landschaftsaufnahmen zum Beispiel wird eher ein geringerer Wert bevorzugt, für Aufnahmen bei Dunst und Nebel eher ein größerer. Ein Vergrößerungsgerät mit diffuser Beleuchtung benötigt einen größeren Wert als ein solches mit Kondensorlicht. In der bildhaften Fotografie soll ß im Bereich von 0,45 bis 0,75 liegen. Negative mit kleinerem ß-Wert als 0,45 sind zu weich, solche mit größerem ß-Wert als 0,75 eher für Strichzeichnungen geeignet. In Bild 1 ist eine typische Dichtekurve dargestellt. Darin ist die Dichte über Schleier gegen die relativen Belichtungswerte aufgetragen.

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7.5 Dichte für Belichtungswert x = 4 Bei einem durchschnittlich zu erwartenden

Belichtungsumfang von etwa acht Belichtungsstufen liegt die Dichte D4 für x = 4 gerade in der Mitte zwischen D0 und D8, was die Absicht war. Ist die Arbeitsempfindlichkeit ermittelt und am Belichtungsmesser eingestellt, so wird in der Folge derjenige Objektbereich, auf den belichtet wurde, in Standardgrau entsprechend D4 wiedergegeben. Wegen des Kopierumfangs von Vergrößerungspapier von höchstens 1,5 (die Normbezeichnung hierfür ist R 150) beträgt der nutzbare Dichteumfang des Negativs ebenfalls nur 1,5 und liegt im Bereich der relativen Dichte von 0,1 bis 1,6. Die Dichte D4 sollte möglichst in der Mitte dieses Bereichs, also bei etwa 0,85 liegen, siehe hierzu wieder Bild 1. Sie wird an der Dichtekurve abgelesen oder mittels Regressions-Polynom berechnet, siehe hierzu Abschnitt 8.

Dichte über Schleier 2,0 B1,5 = 8 1,6 1,5 D5 = 1,05 1,0 D4 = 0,85 ß = (1,05 - 0,1)/5log2 0,5 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild 1 – Beispiel für eine idealisierte Dichtekurve

7.6 Nutzbarer Belichtungsumfang Der Belichtungsumfang, der zu dem Bereich der relativen

Dichte des Negativs von 0,1 bis 1,6 führt, wird als nutzbarer Belichtungsumfang B1,5 bezeichnet und an der Dichtekurve abgelesen. Der nutzbare Belichtungsumfang entspricht

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demjenigen Anteil des Objektumfangs, der in dem nachfolgenden Kopierprozeß von Schwarzweiß-Papier gerade noch verarbeitet werden kann. Der nutzbare Belichtungsumfang ist ein wichtiges Kriterium dafür, ob die betreffende Kombination für den vorgesehenen Anwendungsfall geeignet ist. So umfaßt zum Beispiel eine sonnige Landschaft mit tiefen Schatten und hohem klaren Himmel mit Wolken bereits einen Objektumfang von etwa 250:1, was acht Belichtungsstufen entspricht. Filter vor dem Objektiv (zum Beispiel gelb, grün, orange, rot) verstärken den Kontrast deutlich. Damit kann eine Landschaftsaufnahme in der Filmebene einen Kontrast entsprechend zehn Belichtungsstufen erzeugen, der jedoch durch den so genannten Streulichtanteil des Objektivs abgeschwächt wird. Siehe hierzu Kapitel 6.

8 ANFERTIGUNG DER DICHTEKURVEN Zur Veranschaulichung des Schwärzungsverhaltens wird zu

jeder Meßreihe eine Dichtekurve erstellt. Dies geschieht durch grafische Interpolation oder durch Darstellung der gemessenen Wertepaare mittels einer Regressionskurve.

8.1 Grafische Darstellung Hierzu werden die Dichtewerte (vierte Spalte in Tabelle 2

im folgenden Beispiel 1) gegen die zugehörigen Belichtungswerte (erste Spalte in Tabelle 2) in das Diagramm nach Bild 2 eingetragen. Durch diese Meßpunkte wird in geeigneter Weise eine Kurve gezeichnet, so daß die gewöhnlich leicht streuenden Meßpunkte möglichst gleichmäßig rechts und links der Kurve verteilt sind. Anschließend wird eine hierzu parallel laufende Kurve eingetragen, die die Gerade y = 0,1 bei x = 0 schneidet. Aus dieser Kurve werden die Kenndaten für die Film-Entwickler-Kombination entnommen.

8.2 Numerische Kurvenanpassung Die Wertepaare {x;y} (erste und vierte Spalte in Tabelle 2

im folgenden Beispiel 1) werden durch eine Regressionskurve interpoliert. Es wird ein kubisches Polynom für die Kurvenanpassung gewählt,

y = a + bx + cx2 + dx3 Gleichung 06 Für die Berechnung der Kurvenparameter a, b, c, und d ist

ein programmierbarer Taschenrechner oder besser ein entsprechendes Programm auf dem PC erforderlich. Die Regressionsrechnung liefert neben den erforderlichen Daten gleichzeitig den sogenannten Korrelationskoeffizienten R2, der eine Aussage darüber macht, wie gut sich die Meßwertepaare an die gerechnete Kurve anpassen. Es wird der Schnittpunkt xm der Kurve mit der Horizontalen y = 0,1 berechnet und die Kurve um xm horizontal verschoben, und zwar für xm < 0 nach rechts und für xm > 0 nach links, so daß sich

x' = x + xm Gleichung 07

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ergibt. Für jeden Wert von x = 0 bis x = 11 werden zunächst die x' nach Gleichung 07 und daraus die y' nach Gleichung 06 berechnet. Anschließend wird y' gegen x (nicht gegen x') in ein Diagramm nach Bild 3 eingetragen. Die so erhaltenen Meßpunkte werden in geeigneter Weise zur Dichtekurve verbunden.

8.3 Beispiel 1, Agfapan APX 100 mit Neofin blau Die Meßwerte sind in Tabelle 2 eingetragen. Für die

Belichtung auf die Graukarte wurde der Belichtungsmesser für den Belichtungswert x = 4 auf 20 DIN eingestellt.

Tabelle 2 - APX 100/R 0921 - 14 min in Neofin blau Belichtungs- Belichtung Belichtung Dichte über Schleier wert auf Schleier auf Bild X s s y y’ 0 6,8 7,6 0,048 0,100 1 6,8 10,6 0,193 0,222 2 6,8 15,2 0,349 0,373 3 7,1 20,4 0,458 0,547 4 7,1 33,9 0,679 0,737 5 7,1 50,6 0,853 0,936 6 7,1 75,5 1,027 1,139 7 7,1 145,0 1,311 1,338 8 7,1 234,0 1,517 1,527 9 7,1 251,0 1,549 1,700 10 7,1 521,0 1,865 1,850 11 7,1 581,0 1,913 1,971

Die vierte Spalte ergibt sich aus der zweiten und dritten Spalte. Für den Belichtungswert x = 1 zum Beispiel ergibt sich (log10,6 - log6,8) = 0,193 als Dichte über Schleier.

8.3.1 Grafische Interpolation Die Wertepaare {x;y} werden direkt in das Diagramm nach Bild 2 eingetragen und der Kurvenverlauf mit der durchgezogenen Kurve angenähert. Sie schneidet die Gerade y = 0,1 im Falle des angegebenen Beispiels bei xm = 0,35. Die gestrichelt gezeichnete Kurve der Wertepaare {x;y'} ist horizontal zur ersten verschoben und geht durch den Fußpunkt A = {0;0,1}. An dieser Kurve werden die wichtigen Daten für die Beschreibung der Film-Entwickler-Kombination abgelesen. Es ergeben sich

- Arbeitsempfindlichkeit Ea = Eb - 3xm + 1 = 20 DIN; - ß-Wert ß = (0,9 - 0,1)/5log2 = 0,53; - Dichte für Belichtungswert x = 4 D4 = 0,71

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- Nutzbaraer Belichtungsumfang B1,5 = 8,4

Dichte über Schleier 2,0 Film R 0921 B1,5 = 8,4 1,6 1,5 1,0 D5 = 0,90 D4 = 0,71 ß = (0,9 - 0,1)/5log2 0,5 = 0,55 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild 2 – Beispiel APX 100 – Neofin blau Entwicklungszeit 14 min- Grafische Auswertung

Anmerkung 1 – Die Dichtekurven in Bild 2 und Bild 3 sind

über „Linienzeichnen“ in Word 2000 erzeugt worden. Dabei gibt es Probleme mit der „Feinabstimmung“, auch lassen sich die Meßpunkte in Bild 2 nicht genügend präzise eintragen und sind daher weggelassen worden. Entsprechend wurde die grafische Auswertung auf Diagrammpapier durchgeführt und zur Veranschaulichung auf den PC übertragen. Der Leser kann sich jedoch die Diagramme in Übereinstimmung mit Tabelle 2 leicht selber anfertigen und den Vorgang nachvollziehen. Hierzu ist ein flexibles Kurvenlineal nützlich.

8.3.2 Numerische Interpolation Für die gleiche Meßreihe ergibt die Rechnung die

Parameter für das Polynom zu a = 0,06582 b = 0,092768 c = 0,018911 d = - 0,001083 und R2 = 0,9952 für den Korrelationskoeffizienten. Er ist

nahe 1, woraus folgt, daß es sich in diesem Beispiel um eine gute Annäherung der Kurve an die Meßwerte handelt. Der

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181

gerechnete Schnittpunkt der Kurve mit der Horizontalen für y = 0,1 liegt bei xm = 0,34, wie durch Einsetzen in das Polynom ermittelt wird. Jetzt werden anstelle x die Werte von x' nach Gleichung 07 in das Polynom nach Gleichung 06 eingesetzt und ergeben die Beträge für die Dichte über Schleier nach Spalte 5 in Tabelle 2. Für den Belichtungswert x = 1 gilt jetzt zum Beispiel nach Gleichung 07

x' = x + xm = 1 + 0,34 = 1,34.

Dichte über Schleier 2,0 1,6 1,5 1,0 0,5 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild 3 – Beispiel APX 100 – Neofin blau Entwicklungszeit 14 min – Numerische Auswertung

Eingesetzt in das Polynom nach Gleichung 06 folgt

y' = 0,222 und so weiter. Wird Spalte 5 gegen die x (nicht x') zur Veranschaulichung als Kurve aufgetragen, so geht sie bei x = 0 durch y’ = 0,1, siehe hierzu Bild 3. Die gewünschten Daten werden jetzt nicht mehr der Kurve entnommen, sondern ergeben sich aus dem Rechengang.

- Arbeitsempfindlichkeit Ea = Eb - 3xm + 1 = 20 DIN - ß-Wert ß = (0,936 - 0,1)/5log2 = 0,55 - Dichte für Belichtungswert x = 4 D4 = 0,74 - Nutzbarer Belichtungsumfang B1,5 = 8,4

Page 182: Faszination Schwarzweiß, Ein Handbuch für fortgeschrittene Amateure

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8.3.3 Vergleich Der Vergleich der beiden Auswertemethoden zeigt, daß die

grafische Interpolation bei sorgfältiger Durchführung zu praktisch gleichen Ergebnissen führt wie die numerische, so daß es für den Ungeübten nicht erforderlich ist, sich mit ungewohnten Rechenmethoden auf Rechner oder PC zu plagen.

8.4 Ergebnisse Die Bewertung und Darstellung der Meßergebnisse erfolgen

in Anhang A. In Anhang B wird an einem Beispiel der Einfluß der Beleuchtungseinrichtung des Vergrößerungsgerätes auf die Steilheit der Dichtekurve gezeigt.

9 MESSABWEICHUNGEN Die Aufnahme einer Dichtekurve ist ein sehr komplexer

Vorgang, in den eine ganze Reihe von Meßabweichungen eingehen, deren wichtigste im folgenden behandelt werden.

Anmerkung 2 – Messungen sind grundsätzlich immer mit

Meßabweichungen behaftet. Daher ist es in der Meßtechnik ein üblicher Vorgang, diese Abweichungen zu betrachten, um sich damit eine Information über die Güte der Messung zu verschaffen. Meßabweichungen können von zufälliger, also statistischer und/oder von systematischer Art sein. Sie können bekannt oder berechenbar sein, zum Beispiel aus vorgegebenen Fertigungstoleranzen, oder sie sind unbekannt und müssen abgeschätzt werden. Letzteres ist hier der Fall. Eine solche Abschätzung ist ein üblicher Vorgang und geht von den bekannten Meßparametern aus. Sie ist im übrigen willkürlich und hier sicher für manchen Leser ungewohnt.

9.1 Kamera Für die Kamera, die für die Aufnahme der Testfilme

verwendet wurde, werden jeweils ± 1,0 DIN als Meßabweichung für Blendenzahl und Belichtungszeit angenommen. Daraus ergibt sich für die Belichtung und somit auch für die Empfindlichkeit eine Abweichung von

∆E1 = ± √(1,02 + 1,02) ≈ ± 1,4 DIN Gleichung 08 9.2 Filmemulsion Für die Empfindlichkeit der Filmemulsion wird eine

Abweichung von ± 1 DIN angenommen, also gilt ∆E2 = ± 1,5 DIN Gleichung 09 Für die Steilheit der Dichtekurve wird ein Einfluß der

Emulsion auf die Meßabweichung von ∆ß1 = ± 0,05 Gleichung 10 angenommen.

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9.3 Entwickler Bei Verwendung frisch angesetzter Entwicklerlösung wird

die durch den Entwickler bedingte Abweichung der Empfindlichkeit zu

∆E3 = ± 1 DIN Gleichung 11 angenommen. Für die Meßabweichung der Steilheit wird ein Einfluß des

Entwicklers von ∆ß2 = ± 0,03 Gleichung 12 angenommen. 9.4 Entwicklungszeit Die Entwicklungszeit, nämlich Beginn nach Beendigung des

Einfüllvorgangs und Ende bei Beginn des Ausgießvorgangs, variiert höchstens um ± 3 s, was bei einer durchschnittlichen Entwicklungszeit von 10 min zu einer Abweichung von ± 0,5% führt und von vernachlässigbarem Einfluß bleibt.

9.5 Entwicklertemperatur Für eine Abweichung der Entwicklertemperatur um 1 Grad

wird eine Abweichung der Steilheit der Dichtekurve von etwa ∆ß = ± 0,03 angenommen. Da die Temperatur auf ± 0,5 Grad eingehalten wird, wirkt sich die Temperaturabweichung zu

∆ß3 = ± 0,02 Gleichung 13 aus. Der Einfluß auf die Empfindlichkeit ist

vernachlässigbar. 9.6 Entwicklungsvorgang Die Art des Kippens sowie die durch die manuelle

Ausführung bedingte Ungleichmäßigkeit haben einen schwer abzuschätzenden Einfluß vor allem auf die Steilheit der Dichtekurve. Viele der bei sonst völlig gleichen Bedingungen beobachteten Abweichungen sind im Entwicklungsvorgang begründet. Es soll eine Meßabweichung von

∆ß4 = ± 0,03 Gleichung 14 als Einfluß des Entwicklungsvorganges angenommen

werden. Der Einfluß auf die Empfindlichkeit ist vernachlässigbar.

9.7 Ermittlung der Dichtewerte Die Ermittlung der Dichtewerte mittels

Laborbelichtungsmesser hat sich als sehr gleichmäßig und besonders gut reproduzierbar erwiesen, so daß im Rahmen dieser Betrachtung keine hierauf beruhenden Abweichungen berücksichtigt werden sollen.

9.8 Berechnung 9.8.1 Empfindlichkeit

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Aus Gleichungen 08, 09 und 11 ergibt sich durch quadratische Addition die Meßabweichung für die Empfindlichkeit zu

∆E = ± √(1,42 + 1,52 + 1,02) Gleichung 15 = ± 2,3 DIN 9.8.2 ß-Wert Aus Gleichungen 10, 12, 13 und 14 ergibt sich durch

quadratische Addition die Meßabweichung für den ß-Wert zu ß = ± √{0,052 + 0,032 + 0,02² + 0,03² Gleichung 16 = ± 0,07 9.8.3 Dichte für Belichtungswert x = 4 Die Dichte D4 und die zu erwartende Meßabweichung hängt

mit ß zusammen. Wie sich unschwer zeigen läßt, ergibt sich für D4 eine Meßabweichung von etwa ± 0,08.

9.9 Zusammenfassung Die abgeschätzten Meßabweichungen sind in Tabelle 3

dargestellt. Damit kann bei der hiermit vorgestellten Arbeitsweise die Arbeitsempfindlichkeit auf ± 2,3 DIN oder etwa 2/3 Belichtungsstufe ermittelt werden. Dieser Wert ist angesichts der vielen Einflüsse annehmbar. Die Meßabweichung für den ß-Wert wurde zu ± 0,07 geschätzt und daraus die Meßabweichung für die Dichte D4 zu ± 0,08 ermittelt. Beide Werte sind so klein, daß sie in der Praxis keinen nennenswerten Einfluß auf die Verarbeitbarkeit des Negativs ausüben.

Tabelle 3 - Meßabweichungen

Meßgröße Meßabweichung ± Arbeitsempfindlichkeit 2,3 DIN ß-Wert 0,07 Dichte D4 0,08

10 IM TEXT VERWENDETE GRÖSSENZEICHEN In diesem Beitrag und den nachfolgenden Anhängen

werden die folgenden Größenzeichen verwendet: a Aufnahmeabstand (Abstand Objektebene von der Filmebene) B Belichtungsumfang B1,5 Belichtungsumfang für Dichteumfang ∆D = 1,5 D Dichte des Negativs Dx Dichte für Belichtungswert x Ea Arbeitsempfindlichkeit Eb Die am Belichtungsmesser für die Aufnahme der Belichtungsreihe eingestellte Empfindlichkeit

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Em Aus der Dichtekurve ermittelte Filmempfindlichkeit F Blendenzahl f Brennweite H Belichtung M Abbildungsmaßstab ß Steilheit des Films (ß-Wert) t Belichtungszeit te Entwicklungszeit xm Schnittpunkt der Dichtekurve mit der Horizontalen für y = 0,1

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ANHANG A Bewertung und Darstellung der Ergebnisse

A1 BEWERTUNGSGRUNDLAGE A1.1 Ideale Dichtekurve In Bild A1 ist zur Veranschaulichung die Gerade AB als

idealisierte Dichtekurve eingetragen. Sie geht für den Belichtungswert x = 0 durch den Fußpunkt A und für den Belichtungswert x = 8 durch den Punkt B, der eine um 1,5 Dichteeinheiten höhere Dichte als der Fußpunkt A aufweist. Für diese Gerade gilt

Steilheit ß = (1,03 - 0,1)/5log2 = 0,62 Dichte für Standardgrau D4 = 0,85 Nutzbarer Belichtungsumfang B1,5 = 8,0 in Belichtungsstufen A1.2 Reale Dichtekurve Sofern die Dichtekurve eine Gerade darstellt, hängen die

oben genannten drei Kennwerte voneinander ab und es würde genügen, nur eine der drei Größen zu betrachten. Der Weg von A nach B kann jedoch wie Kurve 1, wie Kurve 2 oder wie Kurve 3 in Bild A2 oder noch anders verlaufen. Die Kenntnis des Verlaufs der Dichtekurve ist damit zusätzlich zu den typischen Kenndaten für die vollständige Beurteilung einer Film-Entwickler-Kombination erforderlich.

A1.3 Grenzwerte Da es keinen theoretisch begründeten linearen

Zusammenhang zwischen den oben betrachteten Größen gibt, werden Grenzwerte für die Größen ß, D4 und B1,5 und zusätzlich für Ea festgelegt, um zu einer einheitlichen und vergleichbaren Bewertung der einzelnen Meßreihen zu gelangen. Ferner gilt es zu berücksichtigen, daß nicht einzelne Negative entwickelt werden, sondern daß jeweils ein ganzer Film für eine einheitliche Entwicklung ansteht. Die Film-Entwickler-Kombination muß immer nach der Aufnahme ausgewählt werden, bei welcher der größte Belichtungsumfang zu bewältigen ist. Dabei wird bei anderen Negativen des Films zwangsläufig mehr oder weniger Belichtungsumfang und damit auch Dichteumfang verschenkt.

A1.3.1 Obere Grenzwerte Siehe hierzu Kurve AB’ in Bild A1. Aus praktischen

Gründen soll der Belichtungsumfang, ausgehend von x = 0, sieben Belichtungsstufen bis X = 7 nicht unterschreiten. Das entspricht einem Objektumfang von 27:1 = 128:1. Es gilt also B1,5 ≥ 7. Aus der Geraden AB' in Bild A1 werden dazu die oberen Grenzwerte

ß' = 0,71 D’4 = 0,96

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entnommen. Diese Werte dürfen nur überschritten werden, wenn ein außergewöhnlich kleiner Objektumfang zu bewältigen ist.

Dichte über Schleier 2,0 B’ B B’’ 1,6 1,5 ß’ = 0,71 D’4 = 0,96 ß = 0,62 1,0 D4 = 0,85 D4’’= 0,64 ß’’ = 0,48 0,5 A 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild A1 – Idealisierte Dichtekurven zur Abgrenzung des Anwendungsbereichs für bildhafte Fotografie

A1.3.2 Untere Grenzwerte Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen, wird der

Belichtungsumfang, wieder ausgehend von x = 0, 11 Belichtungsstufen bis x = 11 nicht überschreiten. Das entspricht einem Objektumfang von 211:1 ≈ 2 000:1. Der Geraden AB'' in Bild A1 werden dazu die unteren Grenzwerte

ß" = 0,48 D’’4 = 0,64 entnommen. Diese Werte sollen nur unterschritten werden,

wenn ein außergewöhnlich großer Objektumfang zu bewältigen ist.

A2 KENNGRÖSSEN Zusammenfassend werden für die Bewertung einer Film-

Entwickler-Kombination fünf Kriterien berücksichtigt und in Tabelle A1 zusammengefaßt.

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Dichte über Schleier

2,0 1,6 1,5 1,0 0,5 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild A2 –Beispiele für unterschiedliche Kurvenverläufe der Dichtekurven

Tabelle A1 - Kriterien für die Bewertung Kenngröße Grenzwerte Arbeitsempfindlichkeit Ea ≥ (Nennwert – 3) Belichtungsumfang B1,5 ≥ 7 Steilheit 0,5 ≤ ß ≤ 0,7 Dichte für Standardgrau 0.65 ≤ D4 ≤ 0,95 Entwicklungszeit te ≤ 12 min Siehe hierzu Erläuterungen im Text

Für jedes Kriterium, das erfüllt ist, wird in den unter

Abschnitt A4 angeführten Tabellen in der letzten Spalte ein Sternchen vergeben. Die Bewertung erfolgt nach Tabelle A2. Dabei steht das fünfte Sternchen für die Entwicklungszeit, so daß vier Sternchen und fünf Sternchen ein technisch gleichwertiges Negativ bedeuten. Das Sternchen für die Entwicklungszeit wird nur dann vergeben, wenn diese höchstens 12 min beträgt und alle anderen vier Sternchen bereits erteilt sind.

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Tabelle A2 - Bewertung einer Film-Entwickler-Kombination

Symbol Die Kombination ist * ungeeignet ** bedingt geeignet *** hinreichend geeignet **** gut geeignet ***** sehr gut geeignet

A3 HINWEISE ZUR BEWERTUNG Die folgenden Tabellen enthalten Meßergebnisse und ihre

Bewertung. Bei der Betrachtung der einzelnen Werte müssen immer die abgeschätzten Meßabweichungen nach Abschnitt 9 berücksichtigt werden. Um ein vollständiges Bild über eine Film-Entwickler-Kombination zu erhalten, ist immer die Berücksichtigung der zugehörigen Dichtekurve erforderlich. Dabei wird nur der Bereich bis zu einer Dichte über Schleier von 1,6 berücksichtigt.

A3.1 Erklärung zum beurteilenden Text Der Text der zusammenfassenden Beurteilung jeder

Tabelle in Abschnitt A4 wird einheitlich abgefaßt. A3.1.1 Dichtekurve - Eine Dichtekurve wird als ideal bezeichnet, wenn sie vom

Fußpunkt x = 0 bis zu etwa drei Belichtungsstufen schwach durchhängend gekrümmt und von da ab bis zur Dichte 1,6 nahezu gerade verläuft. Eine ideale Dichtekurve komprimiert kaum merkbar die Schatten, differenziert aber alle weiteren Graustufen gleichmäßig bis zur Grenze des Belichtungsumfangs.

- Eine gerade Dichtekurve verläuft vom Fußpunkt bis zur Dichte 1,6 praktisch gerade oder weicht nur sehr geringfügig von einer Geraden ab. Eine gerade Dichtekurve differenziert über den gesamten Belichtungsumfang alle Graustufen gleichmäßig.

- Eine Dichtekurve wird als klassisch bezeichnet, wenn sie vom Fußpunkt bis zu etwa drei Belichtungsstufen deutlich durchhängend gekrümmt verläuft und über die letzten zwei bis drei Belichtungsstufen bis zur Dichte 1,6 eine deutliche Wölbung im Sinne einer Abflachung besitzt. Eine klassische Dichtekurve hat damit die Form eines langgestreckten, schrägliegenden "S". Sie komprimiert etwas die Schatten und die Lichter.

- Eine Dichtekurve wird als aufsteilend bezeichnet, wenn sie vom Fußpunkt bis zur Dichte 1,6 ständig steiler verläuft. Eine aufsteilende Dichtekurve differenziert die Lichter stärker als die

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Schatten und sollte daher mit großem Belichtungsumfang kombiniert sein, um ein Ausfressen der Lichter zu vermeiden.

- Eine Dichtekurve wird als gewölbt bezeichnet, wenn sie vom Fußpunkt bis zur Dichte 1,6 ständig flacher verläuft. Eine gewölbte Dichtekurve differenziert die Lichter schwächer als die Schatten und beugt daher einem Ausfressen starker Lichter vor.

A3.1.2 Empfindlichkeitsausnutzung Die Bewertung der Empfindlichkeitsausnutzung wird

entsprechend folgendem Diagramm beschrieben. ungenügend sehr knapp knapp mäßig befriedigend gut sehr gut hervorragend -4 -3 -2 -1 +1 +2 +3 °DIN Nennwert nach Angabe des Herstellers A3.1.3 Entwicklungszeit Eine Entwicklungszeit bis 4 min wird als sehr kurz, über

4 min bis 8 min als kurz, über 8 min bis 12 min als mittel, über 12 min bis 18 min als lang und über 18 min als sehr lang bezeichnet. Sehr kurze Entwicklungszeiten werden wegen der größeren Fehlermöglichkeit bei der Entwicklungszeit vermieden. Gegen lange und sehr lange Entwicklungszeiten gibt es keinen technischen Einwand, außer daß sie unbequem sind.

A3.1.4 Belichtungsumfang Ein Belichtungsumfang von 7,0 bis 7,9 Belichtungs-stufen

wird als hinreichend, von 8,0 bis 8,9 Belichtungsstufen als normal, von 9,0 bis 9,9 Belichtungsstufen als groß, von 10,0 bis 10,9 als sehr groß und darüber als überragend bezeichnet.

A4 ERGEBNISSE Die folgenden Ergebnisse beruhen auf der Auswertung der

Meßreihen durch numerische Kurvenanpassung mittels Regressionsrechnung mit kubischem Polynom. Die Meßprotokolle sowie die dazugehörigen Dichtekurven sind aus Platzgründen hier nicht abgedruckt. Auf die Beschreibung der Ergebnisse mit dem Entwickler Neofin rot wurde ganz

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verzichtet, nachdem sich Kombinationen mit AP 400 als unbefriedigend erwiesen haben. Weiterhin kann auf die Verwendung des Entwicklers Neofin blau weitgehend verzichtet werden, da gleichwertige Ergebnisse mit Rodinal zu erzielen sind. Neofin blau kann dagegen bei Reisen von Vorteil sein, da es bereits portionsweise in kleinen Fläschchen abgefüllt ist. Siehe hierzu Kapitel 4. Neben den dargestellten Ergebnissen wurden nach dem beschriebenen Verfahren noch eine ganze Reihe weiterer Kombinationen geprüft, die hier aus Platzgründen nicht aufgenommen sind.

Da es zweckmäßig ist, daß der Fotograf sich auf einige wenige Filmtypen und Entwickler beschränkt, kann auf Grund der vorliegenden Ergebnisse zum Beispiel empfohlen werden, als Standardfilm mittlerer Empfindlichkeit Agfa APX 100 oder Ilford Delta 100 mit Entwickler Tetenal Ultrafin liquid 1+20 oder Agfa Rodinal 1+25 zu wählen und als höher empfindlichen Film Ilford Delta 400 mit Entwickler Tetenal Ultrafin liquid 1+10. Der Agfa-Klassiker Agfapan APX 25 Professional ist seit Beginn des Jahres 2002 nicht mehr am Markt [5;6].

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AGFA APX 100 Neofin blau

Film Nr . te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0921 14,0 20 0,56 0,74 8,4 **** 0855 20,0 21 0,69 0,82 7,6 **** Mit Neofin blau ergeben sich lange bis sehr lange Entwicklungszeiten und eine mäßige bis befriedigende Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis normal. Kombinationen mit Neofin blau sind gut geeignet.

Ultrafin liquid 1+10 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0923 8,0 21 0,55 0,74 8,6 ***** 0937 10,0 21 0,58 0,76 7,7 ***** 0943 12,0 22 0,63 0,82 7,4 ***** Mit Ultrafin liquid 1+10 ergeben sich kurze bis mittlere Entwicklungszeiten und eine befriedigende bis gute Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen gerade bis klassisch. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis normal. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+10 sind sehr gut geeignet.

Ultrafin liquid 1+20 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung Min DIN 1012 10,0 20 0,63 0,73 9,6 ***** 0996 12,0 20 0,56 0,74 8,5 ***** 0993 15,0 22 0,63 0,81 7,4 **** Mit Ultrafin liquid 1+20 ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine mäßige bis gute Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis groß. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+20 sind gut bis sehr gut geeignet.

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Rodinal 1+25 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 1013 10,0 18 0,54 0,73 9,9 ***** 0997 12,0 20 0,52 0,69 8,5 ***** 0938 15,0 21 0,62 0,81 7,5 **** Mit Rodinal 1+25 ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine sehr knappe bis befriedigende Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal bis klassisch. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis sehr groß. Kombinationen mit Rodinal 1+25 sind gut bis sehr gut geeignet.

AGFA APX 25 Neofin blau

Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0843 8,0 13 0,63 0,85 7,9 ***** 0835 10,0 13 0,62 0,84 8,3 ***** 0831 12,0 14 0,64 0,86 8,0 ***** Mit Neofin blau ergeben sich kurze bis mittlere Entwicklungszeiten und eine knappe bis mäßige Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen gerade. Der Belichtungsumfang ist normal. Kombinationen mit Neofin blau sind sehr gut geeignet.

Ultrafin liquid 1+20 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0942 10,0 13 0,58 0,78 8,5 ***** 0998 15,0 14 0,70 0,93 7,2 **** Mit Ultrafin liquid 1+20 ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine knappe bis mäßige Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen gerade. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis normal. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+20 sind gut bis sehr gut geeignet.

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Rodinal 1+25 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0881 8,0 11 0,60 0,78 7,9 *** 0952 10,0 12 0,61 0,82 7,9 ***** 0941 12,0 13 0,65 0,86 7,4 ***** Mit Rodinal 1+25 ergeben sich kurze bis mittlere Entwicklungszeiten und eine ungenügende bis knappe Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen gerade. Der Belichtungsumfang ist hinreichend. Kombinationen mit Rodinal 1+25 sind hinreichend bis sehr gut geeignet.

AGFA AP 400 Ultrafin liquid 1+10

Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0944 12,0 25 0,49 0,69 10,7 ***** 0903 15,0 25 0,64 0,84 7,7 **** Mit Ultrafin liquid 1+10 ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine knappe Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal bis gerade. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis sehr groß. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+10 sind gut bis sehr gut geeignet.

Rodinal 1+25 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0953 8,0 23 0,61 0,81 8,1 *** 0900 10,0 24 0,64 0,89 7,9 ***** 1015 12,0 25 0,67 0,89 7,7 ***** Mit Rodinal 1+25 ergeben sich kurze bis mittlere Entwicklungszeiten und eine ungenügende bis knappe Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen gerade. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis normal. Kombinationen mit Rodinal 1+25 sind hinreichend bis sehr gut geeignet.

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ILFORD Delta 100 Ultrafin liquid 1+20

Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 1022 10,0 21 0,54 0,73 8,8 ***** 1021 12,0 21 0,54 0,73 8,7 ***** 1037 15,0 22 0,56 0,74 8,2 **** Mit Ultrafin liquid 1+20 ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine befriedigende bis gute Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal. Der Belichtungsumfang ist normal. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+20 sind gut bis sehr gut geeignet.

Rodinal 1+25 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung Min DIN 1041 8,0 19 0,57 0,73 7,7 ***** 1042 10,0 20 0,65 0,82 7,0 ***** 1040 12,0 20 0,62 0,78 7,2 ***** Mit Rodinal 1+25 ergeben sich kurze bis mittlere Entwicklungszeiten und eine knappe bis mäßige Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen klassisch bis ideal. Der Belichtungsumfang ist hinreichend. Kombinationen mit Rodinal 1+25 sind sehr gut geeignet.

ILFORD Delta 400 Ultrafin liquid 1+10

Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 1017 15,0 25 0,54 0,71 8,1 **** 1010 18,0 25 0,53 0,84 7,7 **** Mit Ultrafin liquid 1+10 ergeben sich lange bis sehr lange Entwicklungszeiten und eine knappe Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal bis gerade. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis normal. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+10 sind gut geeignet.

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Ultrafin Plus 1+6 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung Min DIN 0995 12,0 26 0,52 0,73 9,0 ***** 0999 15,0 27 0,58 0,78 8,5 **** Mit Ultrafin Plus 1+6 ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine mäßige bis befriedigende Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen gerade bis leicht aufsteilend. Der Belichtungsumfang ist normal bis groß. Kombinationen mit Ultrafin Plus 1+6 sind gut bis sehr gut geeignet.

Rodinal 1+25 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 1018 15,0 24 0,62 0,78 8,1 **** Mit Rodinal 1+25 ergeben sich lange bis sehr lange Entwicklungszeiten und eine knappe bis sehr knappe Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurven verlaufen ideal. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis normal. Kombinationen mit Rodinal 1+25 sind gut geeignet.

KODAK Tmax 100 Neofin blau

Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0834 12,0 21 0,60 0,83 9,3 ***** 0839 15,0 22 0,64 0,83 7,4 **** Mit Neofin blau ergeben sich mittlere bis lange Entwicklungszeiten und eine befriedigende bis gute Empfindlichkeitsausnutzung. Die geglätteten Dichtekurven verlaufen leicht gewölbt bis ideal. Der Belichtungsumfang ist hinreichend bis groß. Kombinationen mit Neofin blau sind gut bis sehr gut geeignet.

Ultrafin liquid 1+20 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 1039 10,0 21 0,56 0,79 9,8 ***** Mit Ultrafin liquid 1+20 ergibt sich eine mittlere Entwicklungszeit und eine befriedigende Empfindlichkeitsausnutzung. Die geglättete Dichtekurve verläuft leicht gewölbt. Der Belichtungsumfang ist groß. Die Kombination mit Ultrafin liquid 1+20 ist sehr gut geeignet.

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KODAK Plus X Pan Ultrafin liquid 1+10

Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 0946 10,0 22 0,60 0,78 7,8 ***** Mit Ultrafin liquid 1+10 ergibt sich eine mittlere Entwicklungszeit und eine befriedigende Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurve verläuft gerade bis klassisch. Der Belichtungsumfang ist normal. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+10 sind sehr gut geeignet.

Ultrafin liquid 1+20 Film Nr. te Ea ß D4 B1,5 Bewertung min DIN 1000 15,0 22 0,51 0,69 8,9 **** Mit Ultrafin liquid 1+20 ergibt sich eine lange Entwicklungszeit und eine befriedigende Empfindlichkeitsausnutzung. Die Dichtekurve verläuft leicht aufsteilend. Der Belichtungsumfang ist normal. Kombinationen mit Ultrafin liquid 1+20 sind gut geeignet.

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ANHANG B Kondensor- und Diffusorlicht

Eine Meßreihe mit Agfapan APX 100, 20 min in Neofin blau entwickelt, wurde sowohl mit Kondensorlicht als auch mit Diffusorlicht ausgewertet. Die Steilheit der Dichtekurven unterscheidet sich signifikant. Der Belichtungsumfang für Kondensorlicht ist um etwa zwei Stufen geringer als für Diffusorlicht. Negative für Vergrößerungen mit Diffusorlicht müssen daher wesentlich „weicher“ entwickelt werden.

Dichte über Schleier 2,0 ’ 1,6 1,5 Kondensor Diffusor 0855A 0855 1,0 0,5 Agfa APX 100 mit Neofin blau 0,1 0 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Relativer Belichtungswert

Bild B1 – Vergkeich der Dichtekurven der Film-Entwickler-Kombination 0855, ausgewertet

mit Kondensor- und mit Diffusorlicht

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Freier Raum für persönliche Notizen

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Freier Raum für persönliche Notizen

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Kapitel 6

EINFLUSS DES STREULICHTS IN DER FOTOGRAFIE

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Abschnitt Inhalt Seite 1 Einleitung 203 2 Aufgabe 203 3 Begriffe 203 4 Streulichtquellen 203 4.1 Aufnahmeobjektiv 203 4.2 Dunkelkammer 204 5 Wirkung des Streulichts 204 5.1 Aufnahmeobjektiv 204 5.2 Gegenlichtblende und Filter 206 5.3 Vergrößerungseinrichtung 206 5.3.1 Vergrößerungsobjektiv 206 5.3.2 Beleuchtungseinrichtung 206 Anhang A 209 Objektumfang verschiedener Motive A1 Begriff 209 A2 Motive in der Praxis 2ß9

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1 EINLEITUNG In der populären Literatur zur Fotografie wird wenig über

Streulicht, seine Auswirkungen und seine Bedeutung berichtet. Die Behandlung des Streulichtanteils von Aufnahmeobjektiven ist eher eine interne Angelegenheit der Entwicklungsabteilungen optischer Werke. Das jeweils angewendete Meßverfahren zur Ermittlung des Streulichtanteils wird gewöhnlich nicht publiziert und der Streulichtanteil eines Objektivs nicht im Datenblatt angegeben.

Streulicht bewirkt eine Verflachung der Gradation, also eine Abnahme des Bildkontrastes. Das gilt sowohl für das Negativ in der Kamera als auch für das Papierbild unter dem Vergrößerungsgerät. Übermäßiges Streulicht führt zu flauen und damit unbrauchbaren Bildern. Streulicht hat aber auch, wie später gezeigt wird, einen positiven Effekt. Denn selbst moderne Hochleistungsobjektive müssen einen gewissen Streulichtanteil aufweisen, um die Anwendbarkeit der als Massenware am Markt angebotenen Filme bei mittleren und hohen Motivkontrasten zu gewährleisten.

2 AUFGABE Im Zusammenhang mit dem Konzept zur Ermittlung der

Arbeitsempfindlichkeit von Schwarzweiß-Filmen und der Beurteilung der Ergebnisse in Kapitel 5 stellte sich die Frage nach dem Einfluß des Streulichts auf den Belichtungsumfang. Diese Frage soll hier beantwortet und gleichzeitig eine kleine Einführung in die Bedeutung und Bewertung von Streulicht gegeben werden. Dabei wird der Schwerpunkt der Betrachtung auf das Streulicht im Aufnahmeobjektiv gelegt.

3 BEGRIFFE Alle hier auftretenden Begriffe sind bereits in den

vorhergehenden Kapiteln erklärt worden, so daß hier auf Kapitel 1 und die Abschnitte 3 von Kapitel 2 und 5 verwiesen werden darf.

4 STREULICHTQUELLEN 4.1 Aufnahmeobjektiv Wesentliche Quelle für Streulicht und seinen Einfluß auf die

Fotografie ist das Aufnahmeobjektiv. Hier entsteht Streulicht durch Reflektionen des einfallenden Lichts an Glas-Luft-Flächen. Das Licht wird hin und her reflektiert und das um so mehr, je größer die Zahl dieser Flächen ist. Schließlich überlagert eine Art Lichtschleier das auf dem Negativ erzeugte Bild. Abhilfe schafft die so genannte Vergütung der betroffenen Linsenoberflächen durch eine Beschichtung mit einem Antireflexionsbelag. Die Reflexionen werden dabei nicht vollständig behoben, aber doch sehr stark unterdrückt. Durch eine entsprechende Vergütung wird nicht nur das Streulicht sondern auch der Abfall der Lichtstärke beim Durchgang des Lichts durch das Linsensystem reduziert. Moderne, leistungsstarke Objektive mit großer Öffnung und vielen

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Linsengruppen wären ohne die Technik der Vergütung praktisch nicht möglich. Der Betrag des ermittelten Streulichtanteils wird durch die angewendete Meßmethode beeinflußt. Gute Objektive haben je nach Bauart einen Streulichtanteil, der zwischen 0,5% und 2,5% liegen kann. Marchesi stellt Werte von 1% bis 2% zur Diskussion [10].

Anmerkung 1 - Nach Auskunft von Leica AG beträgt der

verbleibende Streulichtanteil moderner Leica-Objektive 2% bis höchstens 2,5% (Telefongespräch mit Herrn Kölsch am 23.08.1996). Rollei Fototechnic beansprucht Werte von 0,5% bis höchstens 1,5% für die von Rollei in Lizenz gefertigten Zeiss-Objektive für die Rollei-Mittelformat-Kameras (Telefongespräch mit Herrn Dr. Mangelsdorf am 27.08.1996).

4.2 Dunkelkammer Hier ist vor allem das aus seinen Ritzen austretende Licht

des Vergrößerungsgerätes Ursache für Streulicht, zumal, wenn die Dunkelkammer, wie es im Amateurbereich häufig der Fall ist, viele helle Wand- und Deckenflächen aufweist. Besonders bei sehr großen Vergrößerungen, die lange Belichtungszeiten erfordern, kann das Streulicht die Qualität der Kopie beeinträchtigen. Siehe hierzu Kapitel 3.

5 WIRKUNG DES STREULICHTS 5.1 Aufnahmeobjektiv Die Wirkung des Streulichts im Aufnahmeobjektiv wird

durch das folgende Beispiel veranschaulicht: Beispiel 1 - Es seien ein Streulichtanteil des Objektivs von

1,5% und ein Objektumfang von 500:1 entsprechend etwa neun Belichtungsstufen angenommen. Ohne Streulichtanteil betragen also in diesem Fall die größte relative Beleuchtungsstärke in der Filmebene Ermax = 500 und die kleinste Ermin = 1. Entsprechend der Festlegung des Begriffs des Streulichtanteils beträgt im hier angenommenen Fall der relative Streulichtanteil 1,5% von 500, also Er = 7,5. Jeder Bildpunkt ist mit diesem Streulichtanteil von 7,5 überlagert. Für die größte und kleinste relative Beleuchtungsstärke ergibt sich daraus einfach

Ermax = 500 + 7,5 = 507,5 Ermin = 1 + 7,5 = 8,5 Dies führt also in der Filmebene zu einem wirksamen

Belichtungsumfang von Eeff = 507,5/8,5 ≈ 60 Entsprechend etwa sechs Belichtungsstufen. Durch das Streulicht nimmt der Umfang der

Beleuchtungsstärke in der Negativebene ab. Da aber Belichtung gleich Beleuchtungsstärke x Belichtungszeit ist und da bei der Belichtung des Negativs alle Bildpunkte mit der gleichen Belichtungszeit belichtet werden, nimmt auch der für

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die Aufnahme erforderliche Belichtungsumfang im gleichen Maße ab wie die Beleuchtungsstärke.

In Bild 1 ist der wirksame Belichtungsumfang gegen den Objektumfang für 0% Streulichtanteil und für 1,5% Streulichtanteil nach Beispiel 1 aufgetragen, genauer der Logarithmus der beiden Größen zur Basis 2. Jedoch sind die Beträge der beiden Größen an die Koordinaten geschrieben, nicht ihre Logarithmen. Aus Bild 1 ergibt sich, daß der in der Bildebene wirksame Belichtungsumfang immer kleiner ist als der Objektumfang. Daher darf der Belichtungsumfang einer Film-Entwickler-Kombination geringer sein, als es dem gegebenen Objektumfang entspricht. Der Streulichtanteil bewirkt also eine Komprimierung des in der Negativebene wirksamen Belichtungsumfangs. Der Streulichtanteil hat einen deutlichen Einfluß auf die Schatten und praktisch keinen Einfluß auf die Lichter.

WIRKSAMER BELICHTUNGS- UMFANG 512 256 128 64 32 16 8 1,5% 4 2 0% 1 1 2 4 8 16 32 64 128 256

OBJEKTUMFANG

Bild 1 - Wirksamer Belichtungsumfang als Funktion des Objektumfangs bei 0% und

bei 1,5% Streulichtanteil

Das Ausmaß des im Beispiel 1 gezeigten Effekts nimmt mit

zunehmendem Streulichtanteil und Objektumfang dramatisch zu, wie die Werte in der folgenden Tabelle 1 zeigen, die analog zu Beispiel 1 gerechnet sind. Die durch den Streulichtanteil

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bedingte Komprimierung des wirksamen Belichtungsumfangs ermöglicht die Bewältigung eines großen Objektumfangs. Mittelempfindliche Schwarzweiß-Filme verarbeiten einen wirksamen Belichtungsumfang von etwa 250:1 bis 500:1, Farbumkehr-Filme 32:1 bis 64:1. Farbnegativ-Filme liegen irgendwo dazwischen. So kann nach Tabelle 1 ein Farbumkehr-Film bei einem Streulichtanteil von 0,5% gerade einen Objektumfang von höchstens 50:1 verarbeiten, bei einem Streulichtanteil von 1,5% bereits einen solchen von 1 000:1. Tabelle 1 zeigt auch deutlich, daß bei einem Streulichtanteil von 1,5% bis 2% jeder Objektumfang von den marktgängigen Filmen verarbeitet werden kann. Umgekehrt wird gefolgert, daß ein gewisser Streulichtanteil erforderlich ist, um die Bewältigung großer Objektkontraste durch diese Filme zu ermöglichen.

Da dem Fotografen der Streulichtanteil seiner Objektive gewöhnlich unbekannt ist, hat Tabelle 1 überwiegend nur beispielhaften und theoretischen Wert. Zur Beurteilung des Streulichteinflusses bei der eigenen Arbeit wird empfohlen, einen Streulichtanteil von 1,5% als Richtwert anzusetzen. Zur Information und zum Vergleich mit den Werten in Tabelle 1 ist der Objektumfang typischer Aufnahmesituationen in Tabelle A1 in Anhang A wiedergegeben.

5.2 Gegenlichtblende und Filter Jede zusätzliche Glas-Luft-Grenzfläche erhöht den

Streulichtanteil. Da alle modernen Objektive von Haus aus UV-Licht absorbieren, muß gewöhnlich kein UV-Filter benutzt werden. Wird jedoch dieses oder irgend ein anderes Filter vor dem Objektiv benötigt, so muß es vergütete Glasflächen besitzen, und vor dem Filter muß unbedingt eine Sreulichtblende (Gegenlichtblende, „Sonnenblende“) angebracht sein. Der Streulichtanteil darf nicht mutwillig erhöht werden, indem zum Beispiel die Streulichtblende in der Fototasche gelassen wird. Ohne sie gelangt auch solches seitlich einfallende Licht ins Objektiv, das nicht zum Bildaufbau, wohl aber zum vagabundierenden Licht und damit zum Streulichtanteil nicht unerheblich beiträgt.

Anmerkung 2 – In den Anleitungen zu Leica-Kameras wird

ausdrücklich davon abgeraten, Filter vor das Objektiv zu schrauben, die keine optische Funktion zu erfüllen haben.

5.3 Vergrößerungseinrichtung 5.3.1 Vergrößerungsobjektiv Wird das Vergrößerungsobjektiv für die Ausmessung der

Dichte des Negativs verwendet, so ist sein Streulichteinfluß automatisch berücksichtigt.

5.3.2 Beleuchtungseinrichtung Besteht die Beleuchtungseinrichtung des

Vergrößerungsgeräts aus einem Kondensorsystem, so wird das durch den Kondensor stark gerichtete Licht an den Partikeln der

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Filmschicht, also den Silberkornzusammenballungen, aber auch an Staubteilchen, Schrammen und sonstigen Verunreinigungen gestreut und geht für die Abbildung verloren. Dieser Callier-Effekt genannte Vorgang verstärkt sich mit zunehmender Dichte des Negativs. Daher wird eine Stelle der Kopie weniger geschwärzt, als es der Dichte der zugehörigen Stelle des Negativs entspricht. Die Streuung des gerichteten Lichts bewirkt also eine scheinbare Vergrößerung des Dichteumfangs des Negativs. Der Callier-Effekt ist ein Streulichteffekt, bei dem Licht durch Streuung bildunwirksam gemacht wird. Er ist bei diffuser Beleuchtungseinrichtung wirkungslos. Der Callier-Effekt wird durch Vergleich der beiden Dichtekurven dargestellt, die mit gerichtetem Kondensorlicht und mit Diffusorlicht in Kapitel 5, Anhang B, Bild B1 aufgenommen wurden. Die mit Kondensorlicht aufgenommene, linke Kurve verläuft erheblich steiler als die rechte. Um die relative Dichte von 1,6 zu erhalten, genügen im dargestellten Fall bei Kondensorlicht bereits sechs Belichtungsstufen, bei Diffusorlicht sind etwa acht erforderlich.

Tabelle 1 - Einfluß des Streulichts

auf den Belichtungsumfang Objekt- Wirksamer Belichtungsumfang umfang in der Negativebene Streulichtanteil % 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 2:1 : 2:1 2:1 2:1 2:1 2:1 4:1 4:1 4:1 4:1 4:1 4:1 8:1 8:1 7:1 7:1 7:1 7:1 16:1 15:1 14:1 13:1 12:1 12:1 32:1 28:1 24:1 22:1 20:1 18:1 64:1 49:1 39:1 33:1 29:1 25:1 128:1 78:1 57:1 44:1 37:1 31:1 256:1 13:1 73:1 54:1 43:1 35:1 500:1 44:1 84:1 60:1 46:1 38:1 1 000:1 168:1 92:1 63:1 49:1 39:1 2 000:1 3:1 96:1 65:1 50:1 40:1 4 000:1 91:1 99:1 67:1 50:1 41:1

Aber nicht nur die Kornzusammenballungen der

Negativschicht streuen das gerichtete Kondensorlicht. Staubteilchen und kleinste Verunreinigungen des Negativs, wie zum Beispiel Schrammen, verhalten sich entsprechend und

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heben sich dadurch auf der Kopie klar und hell gegenüber ihrer Umgebung ab, während Diffusorlicht diese „Störstellen“ weitgehend und „übersieht“. Erst bei sehr starken Vergrößerungen, die über das 20fache hinausgehen, wird die Diffusoreinrichtung nicht nur Staubteilchen übersehen, sondern auch kleinste Details des negativen Bildes. Dann ist die Anwendung einer Kondensoreinrichtung angesagt. Damit schlägt die Stunde des Fotografen, sich im Kampf gegen den Staub zu bewähren.

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ANHANG A Objektumfang verschiedener Motive

A1 BEGRIFF Der Objektumfang ist das Verhältnis der Leuchtdichten der

hellsten und der dunkelsten Stelle des Motivs, die noch mit erkennbarer Zeichnung abgebildet werden sollen. In der Praxis entspricht der Objektumfang dem Verhältnis der für diese beiden Stellen beim selben Blendenwert gemessenen Belichtungszeiten.

Beispiel A1 – Die dunkelste Stelle eines Motivs wird mit

1/2 s Belichtungszeit angemessen, die hellste Stelle bei gleicher Blendenzahl mit 1/250 s. Damit ergibt sich ein Objektumfang von

(1/2) : (1/250) = 125 : 1. A2 MOTIVE IN DER PRAXIS Die in der folgenden Tabelle A1 zusammengestellten

Angaben dienen lediglich der Orientierung. Im Einzelfall muß der Fotograf seinen Belichtungsmesser einsetzen und den Objektumfang ausmessen. Dabei ist die Betriebsart Spotmessung von großem Vorteil. In Tabelle A1 sind Angaben aus einer Broschüre von Tetenal enthalten [11].

Tabelle A1 – Objektumfang verschiedener Motive Motiv Objekt- bei Tageslicht umfang Nebel mit etwa 50 m Sichtweite 2 : 1 Dunst mit Hochnebel 5 : 1 Trübes Regenwetter 10 : 1 Studio 15 : 1 Fernsicht 20 : 1 helle Straßenszene ohne Sonne 20 : 1 Landschaft ohne Sonne 30 : 1 Landschaft mit Sonne 100 : 1 Sonnige Straßenszene 100 : 1 Landschaft mit Sonne und Vordergrund 100 : 1 Landschaft im Gegenlicht 250 : 1 Innen ohne Sonnenlichteinfall 500 : 1 Innen mit Sonnenlichteinfall 1 000 : 1 Gegenlicht bei tiefem Sonnenstand 2 000 : 1 Schnee mit Sonne und Vordergrund 5 000 : 1 Schnee mit Sonne im Gegenlicht 10 000 : 1

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Freie Seite für persönliche Notizen

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Kapitel 7

ÜBER DIE ANWENDUNG VON NAHLINSEN

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Abschnitt IInhalt Seite Einleitung 213 1 Aufgabe 213 3 Begriffe 213 4 Fernobjektiv 217 5 Wirkungsweise der Nahlinse 218 6 Makroobjektiv 2220 7 Brennweite 221 8 Hinweise 222 9 Lupenobjektive für den 223 Nahbereich 10 Schärfentiefe 224 11 Zusammenfassung 224

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1 EINLEITUNG Nahlinsen und ihre Anwendung sind vielen Fotofreunden

weitgehend unbekannt. Sie werden häufig als unbedeutendes Zubehör und der Vergangenheit zugehörig abgetan. Es hat daher den Anschein, als ob die Nahlinse in der Fotografie ein ähnlich verkanntes Dasein fristet wie die von vielen Fotografierenden als überflüssig empfundene und nie benutzte Gegenlichtblende. Nahlinsen sind aber viel besser als ihr Ruf und gestern wie heute ein überaus nützliches und leistungsfähiges Zubehör, das zum preiswerten Einstieg in die Makrofotografie verhilft und das in bestimmten Fällen sogar zur Steigerung der Abbildungsleistung beitragen kann [12]. Wer sie regelmäßig benutzt, weiß Nahlinsen zu schätzen.

Die Nahlinse bietet große Anwendungsmöglichkeiten nicht nur allgemein auf dem Gebiet der Makrofotografie, sondern vor allem im Bereich der Naturfotografie, der Objektfotografie im Studio und der Reproduktion. Ihr besonderer Charme liegt darin begründet, daß sie die Abbildungsleistung eines Standardobjektivs in diesem Anwendungsfall nicht beeinträchtigt sondern eher verbessert und mindestens unterstützt und daß sie die Lichtstärke des Aufnahmeobjektivs praktisch nicht einschränkt. Vor der Eroberung des Marktes durch die Spiegelreflexkamera gab es auch Sucherkameras mit dazu passenden Nahlinsen, und es waren zusätzlich ein Stativ und ein Zollstock oder entsprechende Hilfsmittel erforderlich, um Aufnahmen mit einer Nahlinse zu machen. Heute sehen wir die Anwendung einer Nahlinse nur im Zusammenhang mit einer Spiegelreflexkamera.

2 AUFGABE Die folgende kurze Einführung soll die Aufmerksamkeit auf

die Möglichkeiten lenken, die sich durch Nahlinsen eröffnen. Ergänzend wird hierzu auch auf Kapitel 8 verwiesen. Für die beste Nutzung von Nahlinsen werden einige wenige optische Grundkenntnisse vorausgesetzt. Die hierzu nötigen Begriffe und Regeln werden im Folgenden erläutert und, mit Beispielen versehen, dargestellt.

3 BEGRIFFE Die hier angegebenen Begriffe, die im weiteren Text

verwendet werden, sind alphabetisch geordnet. Begriffe, die unter einem eigenen Stichwort behandelt werden, sind fett gedruckt.

Abbildungsmaßstab, Abbildungsverhältnis Hierunter wird das lineare Verhältnis der Größe des Bildes

auf dem Negativ zur Größe des Gegenstandes verstanden, M = B/G. Aufnahmeabstand Aufnahmeabstand ist der Abstand vom Gegenstand bis zur

Filmebene. Für den Aufnahmeabstand gilt a ≈ g + b, wenn g

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und b die Gegenstandsweite beziehungsweise die Bildweite sind. Der Aufnahmeabstand muß mindestens so groß sein wie die vierfache Brennweite des Objektivs oder des Systems Objektiv plus Nahlinse, wenn eine reelle Abbildung in der Filmebene erhalten werden soll. Es muß also gelten

a ≥ 4f. Dieser Zusammenhang muß besonders bei Arbeiten mit

dem Balgeneinstellgerät und längeren Brennweiten beachtet werden. Ist der Aufnahmeabstand kleiner als die vierfache Brennweite, kommt kein reelles und scharfes Bild in der Filmebene zustande.

Anmerkung 1 - Überraschenderweise wird nur wenig

Gebrauch von der Größe a gemacht, die bei der Nahfotografie von überaus praktischer Bedeutung ist und sich mit einem Maßstab eindeutig und einfach messen läßt.

Aufnahmebereich Die Aufnahmeabstände können zum Beispiel in

Abhängigkeit vom Abbildungsmaßstab in drei Bereiche eingeteilt werden, in den Fernbereich, den Nahbereich und den Mikrobereich. Siehe hierzu Tabelle 1.

Tabelle 1 – Einteilung in

Aufnahmebereiche Abbildungs- Aufnahme- maßstab bereich < 1:10 Fernbereich 1:10 bis 10:1 Nahbereich > 10:1 Mikrobereich

Auszugsverlängerung Auszugsverlängerung bedeutet die Vergrößerung des

Abstandes des Objektivs von der Filmebene, also eine Verlängerung der Bildweite. Dadurch wird der Abbildungsmaßstab größer. Die Auszugsverlängerung wird durch Zwischenringe, Makroadapter und Balgengeräte erreicht, bei Makroobjektiven durch eine ins Objektiv eingebaute Auszugsmöglichkeit, die größer ist als bei normalen Fernobjektiven.

Anmerkung 2 - Der Bergriff der Auszugsverlängerung ist

von den früheren Plattenkameras mit doppeltem Bodenauszug übernommen, bei denen zur Fokussierung die Objektivstandarte mitsamt dem Objektiv durch den Bodenauszug bewegt wurde. Dabei bot es sich an, die Auszugsverlängerung gleich so weit vorzusehen, daß auch Aufnahmen im Nahbereich bis zu einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:1 möglich waren.

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Balgeneinstellgerät Das Balgeneinstellgerät besteht aus einem lichtdichten

Balgen, der auf Schienen geführt wird und an dessen rückwärtigem Ende das Kameragehäuse angeschlossen ist. Am vorderen Ende des Balgens nimmt die Objektivstandarte das Objektiv auf. Das Balgengerät ist so konstruiert, das einerseits die Objektivstandarte gegen das Kameragehäuse verschoben werden kann, andererseits aber auch das ganze System gegenüber dem aufzunehmenden Objekt. Dazu wird das Balgeneinstellgerät und nicht die Kamera auf dem Stativ befestigt. Die Verschiebung gegenüber dem Objekt dient der Fokussierung, die Verschiebung zwischen Objektiv und Kameragehäuse der Veränderung des Abbildungsmaßstabes. Je nach verwendetem Objektiv wird das Balgeneinstellgerät für Aufnahmen im Nah- und im Mikrobereich benutzt. Für Letzteres dienen Lupenobjektive. Auch ein ganz zusammengefalteter Balgen erzeugt immer noch einen Mindestabstand zwischen Objektiv und Kameragehäuse, der je nach Konstruktion zwischen 45 und 60 mm beträgt.

Anmerkung 3 – Das Balgeneinstellgerät R BR2 von Leica besitzt in der Grundstellung eine kleinste Auszugsverlängerung von 53 mm. Wird ein Lupenobjektiv von zum Beispiel 25 mm Brennweite verwendet, so ergibt sich die kleinste Bildweite zu b = (47 + 53 + 10) = 110mm, wobei 47 mm das Maß von Bajonetauflage bis Filmebene, 53 mm das Maß des zusammengefalteten Balgens und 10 mm das Maß der Dicke des Objektivadapters sind. Daraus folgt mit Hilfe der Gleichung 1/g = 1/f – 1/b eine Gegenstandsweite von g = 32,35 mm. Der kleinste Abbildungsmaßstab wird zu M = b/g = 3,4/1. Leica gibt im Handbuch des Leica Systems ein Verhältnis von 3,5/1 an [13].

Bildkreis und Bildkreisdurchmesser Die kreisrunde Fläche in der Filmebene, auf die das

Objektiv das Bild des Gegenstands mit der für das Objektiv angegebenen Güte projiziert, wird Bildkreis des Objektivs genannt. Der Bildkreisdurchmesser darf daher nicht kleiner sein als die Diagonale des Bildformates, das voll in dem Bildkreis liegt. Bei Fachkameras, die ein Verschwenken und ein Verschieben des Objektivs senkrecht zur optischen Achse erlauben, muß der Bildkreisdurchmesser des Objektivs erheblich größer sein als die Diagonale des Bildformates, was sich in dem Preis für ein solches Objektiv niederschlägt.

Brechkraft Die Brechkraft D = 1/f ist der Kehrwert der Brennweite einer

Linse, eines Linsensystems oder eines Objektivs, wenn f in m gemessen wird. Mit kleiner werdender Brennweite wächst die Brechkraft. Das Maß für die Brechkraft ist damit 1/m und wird mit Dioptrie bezeichnet. Eine Linse mit einer Brennweite von zum Beispiel 0,25 m hat eine Brechkraft von D = 1/0,25 = 4 Dioptrien.

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Fernbereich Aufnahmeabstände, die zu einem Abbildungsmaßstab von

< 1:10 führen, beschreiben den Fernbereich. Fernobjektiv Ein Objektiv, das weder mechanisch noch optisch für die

Verwendung im Nahbereich vorgesehen ist, wird als Fernobjektiv bezeichnet.

Lupe Die Lupe ist eine Konvexlinse oder ein konvexes

Linsensystem zur Erzeugung eines virtuellen, vergrößerten und aufrechten Bildes von einem Objekt, das sich in einem Abstand innerhalb der Brennweite dieses Linsensystems befindet.

Lupenobjektiv Siehe hierzu Mikrobereich und Abschnitt 10. Makroaufnahme Siehe Hierzu Nahaufnahme. Makroadapter Der Makroadapter ist ein Nahgerät, das zur Erweiterung des

Abbildungsmaßstabes dient. Er wird wie die Zwischenringe zwischen Objektiv und Kameragehäuse angebracht, unterscheidet sich aber von jenen dadurch, daß er die Belichtungsfunktionen von der Kamera auf das Objektiv überträgt.

Anmerkung 4 – Leica bietet hierzu den Macro-Adapter-R

mit 30 mm Auszugsverlängerung sowie die zwei- beziehungsweise dreiteilige Ringkombination mit maximal 50 mm Auszugsverlängerung zur Erweiterung des Abbildungsmaßstabes an.

Makrobereich Siehe hierzu Nahbereich. Makroobjektiv Ein Objektiv, das ohne weitere mechanische und/oder

optische Zusätze die Fokussierung mit einem Abbildungsmaßstab von mindestens M = 1:2 zuläßt, wird als Makroobjektiv bezeichnet. Der Vorsatz „Makro“ oder „Macro“ bedeutet groß oder lang und bezieht sich auf den mit diesem Objektiv zu erzielenden großen Abbildungsmaßstab. Makroobjektive gibt es im Brennweitenbereich von der Normalbrennweite bis zu mittleren Telebrennweiten.

Anmerkung 5 - Besonders kühne Hersteller bieten sogar

„APO Macro ZoomoObjektive an, wie zum Beispiel das mit dem Test-Prädikat „Sehr gut“ versehene Objektiv Sigma AF 70-300 mm, F4-5,6, APO Macro von 1995.

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Mikrobereich Aufnahmeabstände, die zu einem Abbildungsmaßstab von

> 10:1 führen, beschreiben den Mikrobereich. Für Aufnahmen im Mikrobereich werden sogenannte Lupenobjektive oder Mikroskope benutzt.

Nahaufnahme Aufnahmen, die im Nahbereich stattfinden, werden als

Nah- oder Makroaufnahmen bezeichnet. Für Aufnahmen im Nahbereich werden Nahlinsen, Einrichtungen zur Auszugsverlängerung und Makroobjektive benutzt.

Nahbereich Aufnahmeabstände, die zu einem Abbildungsmaßstab

von 1:10 bis 10:1 führen, beschreiben den Nahbereich. Nahlinse Eine Konvexlinse, die als Vorsatzteil vorne auf das Objektiv

geschraubt wird, so daß ein Objekt größer abgebildet werden kann als mit dem Objektiv alleine, wird als Nahlinse bezeichnet. Wegen der Art der Anbringung könnte die Nahlinse auch Vorsatzlinse genannt werden, wegen der Art ihrer Wirkung auch Vergrößerungslinse. Aber zum Fokussieren mit einer vorgeschraubten Vergrößerungslinse kann und muß die Kamera näher an das Objekt herangerückt werden. Dies hat offensichtlich zum Begriff der Nahlinse geführt, im Englischen close-up lens.

Nahvorsatz Leica zum Beispiel verwendet den Begriff des Nahvorsatzes

und bezeichnet damit einen mehrlinsigen Achromaten, der wie eine Nahlinse angewendet wird.

Vergrößerungslinse Siehe Hierzu Nahlinse. Vorsatzlinse Siehe hierzu Nahlinse. Zwischenring Zwischenringe dienen der Auszugsverlängerung bei

Nahaufnahmen. Sie werden dazu zwischen Objektiv und Kameragehäuse angebracht. Die Übertragung von Steuerfunktionen vom Kameragehäuse auf das Objektiv erfolgt hierbei nicht.

4 FERNOBJEKTIV Wird der Zeigefinger langsam in Richtung der Stupsnase

eines Babys bewegt, kräht das Baby vor Vergnügen, wenn der Finger endlich ankommt. Vorher aber hat es mit gespannter Erwartung die sich nähernde Fingerspitze verfolgt und dazu

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nach Kräften geschielt. Im Vergleich hierzu kann ein für den Fernbereich gerechnetes Objektiv im Nahbereich bei weitem nicht so gut schielen wie unser Baby, denn dafür ist es konstruktiv nicht ausgelegt. Für seine Berechnung wird zum Beispiel die vereinfachende Annahme gemacht, daß das Objektiv zwei beliebige von einem Objektpunkt ausgehende Strahlen so behandeln darf, als wenn diese parallel zueinander auf die Frontlinse treffen. Das folgende Beispiel zeigt, daß dies weitgehend gerechtfertigt ist.

Beispiel 1 - Für ein Objektiv mit 50 mm Brennweite sei der kleinste einstellbare Aufnahmeabstand 0,5 m. Befindet sich ein Objektpunkt in diesem Abstand auf der optischen Achse, so werden zwei Strahlen betrachtet, die von diesem Objektpunkt ausgehen und an zwei sich gegenüberliegenden Randpunkten der Eintrittspupille des Objektivs auftreffen. Bei Einstellung der Blendenzahl 2 beträgt der Durchmesser der Eintrittspupille gerade 25 mm, so daß die beiden Strahlen, wie leicht nachzurechnen, einen Winkel von 2,9 Grad bilden, sie laufen also fast parallel. Bei Blende 16 beträgt der Winkel nur noch 0,36 Grad. Liegt der Objektpunkt bei gleichem Abstand außerhalb der optischen Achse, so werden die genannten Winkel zwischen den beiden Strahlen noch kleiner. Vergrößert sich der Aufnahmeabstand, so verkleinert sich der Winkel ebenfalls. Das Objektiv verhält sich daher an den Fernbereich angepaßt, wenn es die bezeichneten beiden Strahlen wie parallel laufend behandelt.

Wird eine Auszugsverlängerung verwendet, um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern, so muß die Kamera dichter an das Objekt herangerückt werden. Zwei Strahlen, die von einem Objektpunkt ausgehen und an gegenüberliegenden Randpunkten der Eintrittspupille auftreffen, können jetzt nicht mehr als parallel bezeichnet werden, und folglich muß das Objektiv „schielen“. Dafür ist es jedoch nicht gerechnet, und so läßt die Abbildungsleistung mit abnehmendem Aufnahmeabstand deutlich nach. Ferner ist das Bild infolge der damit verbundenen Auszugsverlängerung erkennbar „dunkler“ geworden, es muß also länger belichtet werden als ohne Auszugsverlängerung.

5 WIRKUNGSWEISE DER NAHLINSE Durch Verwenden einer Nahlinse anstelle der

Auszugsverlängerung kann hier Abhilfe geschaffen werden. Die Nahlinse bewirkt ebenfalls eine Vergrößerung des Abbildungsmaßstabes, aber das Bild wird dabei nicht „dunkler“, weil die Lichtstärke des Objektivs erhalten bleibt. Die Nahlinse bewirkt aber noch mehr, denn sie besorgt das „Schielen“ auf ihrer Frontseite und gibt die Strahlen auf ihrer Rückseite weitgehend parallel an das Objektiv weiter, das damit seine ganzen Fähigkeiten wieder voll entfalten kann. Siehe hierzu Bild 1. Im Nahbereich verbessert daher eine Nahlinse die Abbildungsleistung eines Objektivs.

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Objekt Nahlinse Objektiv Film

Bild 1 – Strahlengang durch das System Objektiv mit Nahlinse

Bild 1 zeigt den Strahlengang durch das System aus

Nahlinse und Objektiv. Da die Strahlen, die von einem Objektpunkt ausgehen, praktisch Parallel aus der Nahlinse austreten und so auf die Frontlinse des Objektivs treffen, ist der Abstand von der Nahlinse zur Frontlinse unkritisch. Das ist auch der Grund dafür, daß theoretisch alle Nahlinsen für jedes Objektiv verwendet werden können. In der Praxis bedarf es dazu noch der passenden Durchmesser und Gewinde.

Beispiel 2 - Werden zwei optische Systeme, etwa zwei

Linsen oder eine Linse und ein Objektiv, hintereinander geschaltet, so addieren sich ihre Brechkräfte. Wird also zum Beispiel eine Nahlinse mit einer Brennweite f1 = 0,2 m vor ein Objektiv mit einer Brennweite f2 = 0,05 m geschraubt, so ergibt sich

D = D1 + D2 = 1/0,2 + 1/0,05 = 25/m und die neue Brennweite des Systems als Kehrwert hiervon

zu f = 1/D = 0,04 m. Wird in diesem Beispiel das Objektiv jetzt auf Unendlich

eingestellt, so beträgt die Gegenstandsweite gerade g = f1, denn die von einem Punkt in dieser Entfernung ausgehenden und auf die Nahlinse treffenden Strahlen verlassen diese in Richtung Objektiv parallel und werden folglich vom Objektiv in dessen Brennebene wieder zu einem Punkt vereinigt. Der Abbildungsmaßstab beträgt bei dieser Einstellung daher ersichtlich

M = f2:f1 = 50:200 = 1:4. Aus dem Beispiel 2 ergibt sich somit die folgende wichtige

Regel, daß sich der Abbildungsmaßstab des Systems Objektiv plus Nahlinse bei Einstellung des Objektivs auf Unendlich gerade zu

M = f2:f1

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ergibt. Das Beispiel 2 zeigt nebenbei auch, daß der Aufnahmeabstand nicht größer als die Summe der Brennweiten von Nahlinse und Objektiv und daß der Abstand des Gegenstandes von der Nahlinse nicht größer als die Brennweite der Nahlinse sein kann.

Anmerkung 6 - Diese Regel gilt nicht für Fachkameras mit einer unabhängig von einem Kameragehäuse einstellbaren Objektivstandarte.

Obwohl also bei Anwendung einer Nahlinse der Gegenstand wie bei der Lupenanwendung immer innerhalb der einfachen Brennweite der vorgesetzten Nahlinse liegen muß, sollte die Nahlinse nicht als Lupe bezeichnet werden, da die Lupenwirkung hierbei nicht gefragt ist. Für die Abbildung und den Abbildungsmaßstab ist ausschließlich die Brennweite des Systems, das aus Nahlinse und Objektiv besteht, maßgebend. Ist für die Nahlinse nur die Dioptrienzahl D angegeben, so errechnet sich die Brennweite f, gemessen in m, zu f = 1/D.

Anmerkung 7 - Es gibt Hinweise und Beispiele, die zeigen,

daß die Aufteilung der Brechkräfte auf zwei Komponenten zu einer Verbesserung der Abbildungsleistung führen kann. Danach ist ein Objektiv mit Nahlinse und geringer Auszugsverlängerung günstiger als ohne Nahlinse mit entsprechend größerer Auszugsverlängerung. Ebenso sind danach auch zwei Nahlinsen mit jeweils der halben der gewünschten Dioptrienzahl vor dem Objektiv günstiger als nur eine mit der ganzen gewünschten Dioptrienzahl [11]. Haben die beiden Nahlinsen unterschiedliche Brechkräfte, so muß die Nahlinse mit der geringeren Dioptrienzahl zuerst auf das Objektiv geschraubt werden.

6 MAKROOBJEKTIV Makroobjektive haben gegenüber Fernobjektiven

gewöhnlich eine im Nahbereich verbesserte Abbildungsleistung, sie können also etwas „schielen“. Dabei gilt aber, daß alle Makroobjektive einschließlich derjenigen der „Premiummarken“ Leica (Leitz) und Zeiss bei Einstellung auf Unendlich immer noch eine meßbar bessere Abbildungsleistung zeigen als im Nahbereich. Hiermit wird auch die sich immer wieder stellende, quälende Frage beantwortet, ob Makroobjektive für normale Fotos, sprich Fernaufnahmen geeignet sind: Sie sind dafür besser geeignet als für Nahaufnahmen.

Ein Nachteil ist die durch die Auszugsverlängerung bedingte „Verdunklung“ des Bildes, die mehr Belichtungszeit oder Öffnen der Blende verlangt. Nun kann aber, um keine Lichtstärke zu verschenken, auch ein Makroobjektiv mit einer Nahlinse kombiniert werden. Ist dies ein gut korrigierter mehrlinsiger Achromat, so wird die Abbildungsleistung hierunter nicht leiden. Freihandaufnahmen bei zufälliger Begegnung mit einem nervösen Schmetterling sind mit vorgesetzter Nahlinse wegen

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der größeren zur Verfügung stehenden Lichtstärke sicher zuverlässiger zu bewältigen als mit Auszugsverlängerung.

Zusammenfassend kann daher festgehalten werden, daß sich die Abbildungsleistung im Nahbereich allgemein etwa in der Reihenfolge der folgenden Angaben steigert:

- Standardobjektiv mit Auszugsverlängerung; - Standardobjektiv mit vorgesetzter Nahlinse und mit Auszugsverlängerung; - Standardobjektiv mit vorgesetzter Nahlinse ohne Auszugsverlängerung; - Makroobjektiv mit Auszugsverlängerung; - Makroobjektiv mit vorgesetzter Nahlinse und mit Auszugsverlängerung; - Makroobjektiv mit vorgesetzter Nahlinse ohne Auszugsverlängerung. 7 BRENNWEITE Bei Nahaufnahmen ist die abgebildete Perspektive

weitgehend ohne Bedeutung, da sie wegen des geringen Schärfentiefenbereichs praktisch nicht dargestellt wird. Daher ist es bei Nahaufnahmen kaum möglich, zwischen zwei Negativen zu unterscheiden, die dasselbe Objekt bei gleichem Abbildungsmaßstab zeigen, aber einmal mit einer kurzen und einmal mit einer langen Brennweite aufgenommen sind.

Mit zunehmender Brennweite vergrößert sich der Aufnahmeabstand und damit auch der Abstand des Objekts von der Frontlinse des Objektivs. Bei mehr Abstand gibt es eine größere Chance, daß Aufnahmen von mißtrauischen Insekten und anderen scheuen Tierchen gelingen. Je größer der Abstand des Objektivs vom Gegenstand ist, desto weniger muß, wie oben beschrieben, das Objektiv „schielen“. Für mittlere Tele-Brennweiten werden daher gewöhnlich keine Nahlinsen zur Verbesserung der Abbildungsleistung empfohlen und angeboten. Andererseits sind Teleobjektive, wenn ihre Bezeichnung nicht gerade mit „Macro-„ beginnt, mechanisch nicht für große Auszugsverlängerung konstruiert, sondern benötigen einen Zwischenring oder Makroadapter. Es wird empfohlen, mit einem solchen System Abbildungsmaßstäbe von M = 1:2 nicht zu überschreiten. Ein weiterer Nachteil von Teleobjektiven bei Nahaufnahmen ist ihr Gewicht, das für diesen besonderen Anwendungsfall gewöhnlich ein Stativ erforderlich macht. Zur Veranschaulichung des beschriebenen Zusammenhangs dient das folgende Beispiel:

Beispiel 3 - Für einen Abbildungsmaßstab von M = 1:3,9

sollen die Objektive Elmarit-R 1:4/100 mm und Summicron-R 1:2/50 mm, letzteres mit und ohne Nahvorsatz Elpro 2, verglichen werden.

(1) Macro-Elmarit-R 1:4/100 mm. Für die Brennweite von 100 mm ergibt sich ein theoretischer

Aufnahmeabstand a = f(1 + M)2/K = 616 mm Dabei beträgt der Verlängerungsfaktor für die Belichtung

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E = (1 + M)2 = 1,58 Entsprechend ergibt sich eine Blendenzahldifferenz von

∆F = (logE)/log2 = 0,66. Es muß also wegen der Auszugsverlängerung etwa 1,6fach länger belichtet oder um 2/3 Blendenstufen aufgeblendet werden.

(2) Summicron-R 1:2/50 mm ohne Nahvorsatz. Für die Brennweite von 50 mm ergibt sich entsprechend ein

theoretischer Aufnahmeabstand von 309 mm. Dabei beträgt der Verlängerungsfaktor für die Belichtung

E = (1 + M)2 = 1,58 oder eine Blendenzahldifferenz von (logE)/log2 ≈ 2/3. Die

Auszugsverlängerung beträgt mit etwa 12 mm etwas mehr, als am Objektiv vorgesehen ist. Hierzu bietet Leica die Ringkombination für den Nahbereich an.

(3) Summicron-R 1:2/50 mm plus Nahvorsatz ELPRO 2 mit etwa 200 mm Brennweite. Nach Beispiel 2 wird die Gesamtbrennweite des Systems

[f1 + f2] gerade 40 mm, wenn f1 = 200 mm und f2 = 50 mm betragen. Für (3) ergibt sich, bedingt durch die Bauart, ein kleinster Aufnahmeabstand von etwa 240 mm. Ein Zwischenring ist nicht erforderlich, ebenso wenig eine Belichtungskorrektur.

Der Vergleich der drei beschriebenen Fälle zeigt sehr anschaulich, daß die Aufnahme mit dem 50-mm-Objektiv plus Nahvorsatz erheblich komfortabler und „lichtstärker“ zu machen ist als in den Fällen (1) und (2). So kann im Fall (3) bei gleicher Belichtungszeit um 2/3 Blendenstufen weiter abgeblendet werden als in den Fällen (1) und (2). Gegenüber Fall (1) besteht noch der Vorteil der um zwei Blendenstufen höheren Lichtstärke, was für entsprechend kürzere Belichtungszeiten genutzt werden kann. Es ist kein Zwischenring erforderlich, so daß zusätzlich die Zeit des Umrüstens entfällt.. Weitwinkelobjektive sind für Nahaufnahmen nur bedingt geeignet. Nahlinsen werden hierfür gewöhnlich nicht angeboten.

Anmerkung 8 - Leica läßt für Teleobjektive in Kombination

mit dem Balgeneinstellgerät R BR2 Abbildungsmaßstäbe bis M = 1:1 zu. Für das APO-MACRO-ELMARIT R 2,8/100 mm wird von Leica der ELPRO-Nahvorsatz 1:2-1:3 empfohlen.

8 HINWEISE Mit zunehmendem Abbildungsmaßstab wachsen auch die

Auswirkungen der Bewegungen des Gegenstandes oder der Kamera auf das Negativbild. Bei der Anwendung von Nahlinsen ist daher die Benutzung eines Stativs von Vorteil, bei großer Auszugsverlängerung und bei langen Brennweiten ist ein Stativ immer erforderlich.

Die Abbildungsleistung des Systems Nahlinse plus Objektiv hängt naturgemäß von der optischen Qualität und den Eigenschaften der beiden Komponenten ab. Wenn möglich,

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sollten als Nahlinsen bevorzugt Achromate eingesetzt werden. Wenn die Umstände es zulassen, sollte das Objektiv um wenigsten eine Stufe abgeblendet werden.

Anmerkung 9 - Nahvorsätze, die aus mehrlinsigen

Achromaten bestehen, sind für praktisch alle gängigen Gewindedurchmesser, gegebenenfalls mit Adapterring, im Bereich von etwa 1 bis 5 Dioptrien entsprechend 1 000 mm bis 200 mm Brennweite erhältlich. Lieferanten sind unter anderem Heliopan, Leica, Minolta, Nikon und Raynox.

Zusammenfassende Marktübersichten über Makroaufnahmegeräte für Kleinbildkameras sind in Foto & Labor und Color&Foto erschienen [14; 15; 16]. Die Beiträge behandeln Nahlinsen, Zwischenringe, Balgen, Makroschnecken, Makroobjektive und Umkehrringe und enthalten Tabellen mit Angaben über Hersteller, technische Daten und Preise. Eine allgemeine Einführung ist jeder der genannten Produktgruppen vorangestellt.

Anmerkung 10 - Aus dem Handbuch des Leica Systems

werden hierzu die folgenden Möglichkeiten entnommen [13]: (1) SUMMICRON-R 1:2, f = 50 mm; (2) SUMMICRON-R 1:2, f = 50 mm mit Nahvorsatz ELPRO 2; (3) MACRO-ELMARIT-R 1:2,8, f = 60 mm; (4) MACRO-ELMARIT-R 1:2,8, f = 60 mm mit Nahvorsatz ELPRO 3; (5) APO-MACRO-ELMARIT-R 1:2,8, f = 100 mm; (6) APO-MACRO-ELMARIT-R 1:2,8, f = 100 mm mit Nahvorsatz ELPRO 1:2-1:1. Die Kombination (2) erreicht bei Stellung des Objektivs auf

Unendlich bereits einen Abbildungsmaßstab von etwa M = 1:5. Das Makroobjektiv nach (3) verliert bei M = 1:5 wegen der Auszugsverlängerung etwa 1/2 Blendenstufe und ist damit wegen der um eine Blendenstufe geringeren Lichtstärke des Objektivs insgesamt um 1,5 Blendenstufen im Nachteil gegenüber der Kombination (2). Ferner ist das Standardobjektiv nach (1) gewöhnlich vorhanden, und der Nahvorsatz ELPRO 2 kostet deutlich weniger als 1/10 des Betrages, der für das Makroobjektiv nach (3) zu entrichten ist.

9 LUPENOBJEKTIVE FÜR DEN NAHBEREICH Dieser Abschnitt ist zur Abgrenzung des

Anwendungsbereichs der Nahlinse hinzugefügt, denn Lupenobjektive für den Mikrobereich werden ohne Nahlinse benutzt [17]. Sie sind nur am Balgeneinstellgerät zu verwenden und haben das international genormte Mikroskopgewinde W 0,8“ x 1/36“. Sie können mit entsprechenden Adaptern an die verschiedenen Kamera- beziehungsweise Balgenfassungen angebracht werden und sind zum Beispiel von Leica als Photare und von Zeiss als Luminare im Fachhandel erhältlich.

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Anmerkung 11 - Photare gibt es als Photar 1 mit f = 12,5 mm, als Photar 2 mit f = 25 mm und als Photar 3 mit f = 50 mm. Wegen der Mindestauszugslänge des Balgeneinstellgerätes, zum Beispiel 54 mm bei Leica, ergeben sich hier kleinste Abbildungsmaßstäbe von etwa M = 8,5:1 bis M = 1,4:1.

10 SCHÄRFENTIEFE Die Schärfentiefe hängt nur vom Abbildungsmaßstab ab

und ist unabhängig von der verwendeten Brennweite. Das ist auch der Grund für den oben erwähnten Effekt, daß sich die Bilder von zwei Nahaufnahmen von demselben Objekt praktisch nicht unterscheiden, die einmal mit kurzer und einmal mit langer Brennweite, aber mit gleichem Abbildungsmaßstab und gleicher Blendeneinstellung aufgenommen wurden. Für die Aufnahmeplanung ist es günstig, daß bei Nahaufnahmen der Schärfentiefenbereich etwa symmetrisch zur Objektebene liegt. Kapitel 8 enthält umfangreiche Informationen und Tabellen, die Aufschluß über die zu erzielende Schärfentiefe im Nahbereich geben. Dies ist für die Planung einer Nahaufnahme von besonderem Vorteil. Aus den angeführten Tabellen kann der Abbildungsmaßstab für einen gegebenen Aufnahmeabstand abgelesen werden. Sie geben dazu die Schärfentiefe für die jeweils gewählten Blende an.

11 Zusammenfassung Die Anwendung einer Nahlinse ist der preisweteste Einstieg

in die Makrofotografie. Durch eine gute Nahlinse, zum Beispiel einen Achromaten, wird weder die Lichtstärke des Objektivs noch seine Abbildungsleistung beeinträchtigt. Da das Standardobjektiv von zum Beispiel 50 mm Brennweite für das Kleinbildformat gewöhnlich vorhanden ist, genügt für diesen Einstieg die Anschaffung einer solchen Linse zusammen mit einer Gegenlichtblende, die sich in das vordere Gewinde der Nahlinse schrauben läßt.

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Freier Raum für persönliche Notizen

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Kapitel 8

ZUR SCHÄRFENTIEFE BEI FOTOGRAFISCHEN AUFNAHMEN

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Abschnitt Inhalt Seite 1 Einleitung 228 2 Aufgabe 228 3 Begriffe 229 4 Zugelassener Durchmesser des 262 Unschärfekreis 4.1 Auflösungsvermögen des menschlichen 231 Auges 4.2 Betrachtungsabstand 232 4.3 Unschärfekreis 232 5 Anwendung auf verschiedene 233 Aufnahmeformate 5.1 Kleinbildformat 233 5.2 Mittelformat 233 5.3 Zusammenfassung 233 5.4 Folgerungen 233 6 Aufnahmeabstand und Abbildungsmaßstab 234 6.1 Aufnahmeabstand 234 6.2 Abbildungsmaßstab 235 7 Schärfentiefenbereich 235 7.1 Herleitung 235 7.2 Berechnung 236 7.3 Berechnung aus dem Abbildungsmaßstab 236 7.4 Anwendung 236 7.5 Grenzfälle 237 8 Verlängerungsfaktor und 238 Blendenzahl-Korrektur bei Nahaufnahmen 9 Im Text verwendete Größenzeichen 239 Anhang A Schärfentiefe als Funktion des Abbildungs- 240 Maßstabes A1 Herleitung 240 A2 Tabelle A1 240 A3 Tabelle A2 241 A4 Entfernungseinstellung für Schnappschüsse 242

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1 EINLEITUNG In der bildhaften Fotografie gehört eine Gravur oder Skala

für die Schärfentiefe an dem Objektiv oder an einer geeigneten Stelle des Kameragehäuses zur Standardausrüstung. An dieser Skala wird für die gewählte Blendenzahl und Entfernungseinstellung der zugehörige Schärfentiefenbereich angezeigt. Diese Anzeige ist gewöhnlich wenig genau und kann nur als Anhalt berücksichtigt werden. Meistens ist nicht bekannt, auf welchen Annahmen diese Anzeige beruht. Sie verliert ohnehin bei Nahaufnahmen mit Auszugsverlängerung ihre Bedeutung.

Die Ursachen von mangelndem Schärfeeindruck einer fotografischen Aufnahme sind vielfältig. Dies können zum Beispiel ein ungeeignetes oder verschmutztes Objektiv, unbrauchbares Filmmaterial, ein sich zu stark bewegendes Objekt oder die ungenügende Planlage des Films in der Kamera oder in der Filmbühne des Vergrößerungsgeräts sein. Auch der Fotograf selber kann mitwirken, indem er die Kamera schlicht verwackelt, verreißt oder so verkehrt einstellt, daß bildwichtige Teile des abzubildenden Gegenstandes außerhalb des Schärfentiefenbereichs liegen. Auch die Fehleinschätzung der Anzeige an der Skala für die Schärfentiefen-Gravur kann zu unbrauchbaren Aufnahmen führen.

Mit abnehmendem Aufnahmeabstand verringert sich auch der Schärfentiefenbereich, während die Schwierigkeiten, richtig zu fokussieren, zunehmen. Bei Nahaufnahmen kann der Schärfentiefenbereich bis auf Bruchteile von Millimetern schrumpfen. Weder starkes Abblenden noch die Hoffnung auf großes Glück können in diesen Fällen genaues Einstellen auf den gewünschten Objektbereich ersetzen. Die Kenntnis der zu erwartenden Schärfentiefe ist daher besonders im Nahbereich für die Planung einer Aufnahme erforderlich. Entsprechend soll dieses Kapitel vorrangig Hilfestellung bei der Fotografie im Nahbereich geben.

2 AUFGABE Es werden die wenigen Grundlagen behandelt, die zum

Verständnis der Schärfentiefe und ihrer richtigen Einschätzung bei der Planung einer Aufnahme erforderlich sind. Dazu werden die hier benutzten Begriffe vorangestellt und erklärt. Aus wenigen einfachen Annahmen wird die größte zugelassene Unschärfe hergeleitet und daraus der zu einer beliebigen Entfernungseinstellung gehörende Schärfentiefenbereich. Dem Leser wird die Möglichkeit gegeben, im einzelnen Fall selber zu entscheiden, welche Annahmen er für die größte zulässige Unschärfe treffen möchte, um den sich daraus ergebenden Schärfentiefenbereich und die entsprechende Kameraeinstellung zu ermitteln. Insbesondere für Aufnahmen im Nahbereich helfen hierbei umfangreiche Tabellen am Ende dieses Kapitels.

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3 BEGRIFFE Abbild Abbild oder Abbildung ist allgemein die mit einem gewissen

Abbildungsmaßstab erzeugte Darstellung eines Gegenstandes, die alle Maße und Details proportional wiedergibt.

Aufnahmeabstand Der Aufnahmeabstand a ist die Entfernung des Bereichs

des Gegenstandes, auf den fokussiert wird, von der Filmebene und kann, besonders bei Aufnahmen im Nahbereich, z.B. mittels Zollstock gemessen werden.

Austrittspupille Hiermit wird der Durchmesser Pa der sichtbaren

Blendenöffnung beim Blick auf die hintere Linse des Objektivs bezeichnet.

Betrachtungsabstand Dies ist die Entfernung s, mit der ein Bild betrachtet wird.

Der Betrachtungsabstand ist gewöhnlich nicht kleiner als die Bilddiagonale.

Bild In der Fotografie wird der vom Filmnegativ mittels

Vergrößerungsvorgang erzeugte Abzug auf Fotopapier als Bild oder Kopie bezeichnet. Wegen der möglichen Manipulationen beim Vergrößern ist eine solche Kopie kein Abbild.

Bildweite Der Abstand der Filmebene von der bildseitigen

Hauptebene des Objektives wird als Bildweite b bezeichnet. Blendenstufe Der Übergang von einer Blendenzahl zur nächstgrößeren

oder nächstkleineren entspricht einer Blendenstufe. Blendenzahlkorrektur Dies ist die Zahl der Blendenstufen ∆F, um die die Blende

gegenüber der mit einem externen Belichtungsmesser festgestellten Blendenzahl geöffnet werden muß, wenn Aufnahmen mit Abbildungsmaßstäben erfolgen, die größer sind als etwa M = 1:10.

Brennweite Der Abstand der bildseitigen Hauptebene des Objektives

von der Filmebene bei Einstellung auf Unendlich wird als Brennweite f bezeichnet. Hierbei wird ein unendlich ferner Punkt in der Filmebene scharf abgebildet.

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Eintrittspupille Hiermit wird der Durchmesser Pe der sichtbaren

Blendenöffnung beim Blick auf die Frontlinse des Objektivs bezeichnet.

Gegenstandsweite Der Abstand des Gegenstandes von der dingseitigen

Hauptebene des Objektives wird als Gegenstandsweite g bezeichnet.

Hyperfokale Distanz Wird für eine Aufnahme so fokussiert, daß die weite Grenze

für den Schärfentiefenbereich gerade mit der Marke Unendlich zusammenfällt, so heißt die eingestellte Entfernung hyperfokale Distanz ah. In dem Fall entspricht die nahe Grenze für den Schärfentiefenbereich gerade der halben hyperfokalen Distanz. Diese Art der Fokussierung wird für kurze Brennweiten bis etwa zur Normalbrennweite auch als Schnappschußeinstellung bezeichnet.

Kopie Siehe hierzu unter Bild. Normalbrennweite Entspricht die Brennweite eines Objektivs etwa der

Diagonalen des Negativs, so wird sie auch als Normalbrennweite oder Standardbrennweite bezeichnet. Für das 6x6-Mittelformat beträgt die Normalbrennweite etwa 80 mm und für das Kleinbild-Format etwa 43 mm.

Anmerkung 1 – Unabhängig von der Wahl von Hoch- oder

Querformat liegt beim Kleinbild das Negativ immer im Bildkreis von 43 mm Durchmesser.

Schärfe Der Begriff der Schärfe ist nicht definiert und wird in

unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Er wird auch im Sinne von scharf einstellen oder richtig fokussieren benutzt und ist damit ein Wortbestandteil des Begriffs der Schärfentiefe. Andererseits muß eine Abbildung bei richtiger Fokussierung nicht zwangsläufig „scharf“ sein, denn das hängt von vielen zusätzlichen Faktoren ab. Siehe hierzu Kapitel 9.

Anmerkung 2 - Die Wortbestandteile „Schärfe“ oder

„scharf“ werden im Zusammenhang mit der Fotografie meistens falsch eingesetzt. Das gilt auch für den „Schärfentiefenbereich“ (englisch zweckmäßiger: depth of field), der nichts anderes ist als der Bereich des Aufnahmeabstandes, in dem eine vom Fotografen festgelegte Unschärfe toleriert wird. Jede Optik bildet nur in dem Abstand „scharf“ ab, auf den fokussiert wird.

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Schärfentiefe, Schärfentiefenbereich Dies ist der Bereich des Aufnahmeabstandes von einer

nahen bis zu einer weiten Grenze, zwischen denen sich der Gegenstand bei der Aufnahme befinden muß, wenn die geplante Vergrößerung von dem Negativ keine störenden einstellbedingten Unschärfen zeigen soll.

Schnappschusseinstellung Siehe Hyperfokale Distanz. Unschärfe Entsprechend dem Begriff der Schärfe ist auch Unschärfe

nicht definiert. Sie entsteht zum Beispiel durch falsches Fokussieren, durch Verwenden ungeeigneter optischer Einrichtungen und Verwackeln.

Unschärfekreis Ein Punkt des Gegenstandes, auf den nicht fokussiert

wurde, wird auf dem Film als rundes Scheibchen abgebildet. Der Durchmesser 2r’ dieses Scheibchens wird als Unschärfekreis bezeichnet. Er wird umso größer, je weiter der abzubildende Punkt des Gegenstandes von der Einstellebene entfernt ist.

Vergrößerungsfaktor Der Vergrößerungsfaktor V ist das Verhältnis der Größe des

Bildes zu derjenigen der Negativvorlage. Verlängerungsfaktor Dies ist der Faktor E, mit dem die mit einem externen

Belichtungsmesser festgestellte Belichtungszeit verlängert werden muß, wenn Aufnahmen mit Abbildungsmaßstäben erfolgen, die größer sind als etwa M = 1:10.

4 ZUGELASSENER DURCHMESSER DES UNSCHÄRFEKREISES Der größte zugelassene Durchmesser des

Unschärfekreises kann aus zwei einfachen Annahmen hergeleitet werden. Die erste Annahme betrifft das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges, die zweite den Abstand, aus dem ein Bild betrachtet wird. Dabei kann eine gewisse Unschärfe zugelassen werden, soweit dies bei der Betrachtung des Bildes nicht erkennbar stört und der Eindruck bildwichtiger Bereiche nicht beeinträchtigt wird. Die Aufgabe besteht jetzt darin, den größten noch zulässigen Durchmesser für den Unschärfekreis festzulegen und daraus den Schärfentiefenbereich für einen beliebigen Aufnahmeabstand zu ermitteln.

4.1 Auflösungsvermögen des menschlichen Auges Nach Westphal [18] werden Winkel von einer Winkelminute

(1' = 1/60 Grad) vom menschlichen Auge gerade noch aufgelöst, siehe hierzu auch Pohl [19] und Osterloh [20]. So

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werden zwei gleichweit entfernte und etwa gleich große Punkte noch als getrennte Punkte erkannt, falls der Abstand zwischen ihnen zu einem Betrachtungswinkel ε führt, der mindestens 1' (Winkelminute) beträgt.

4.2 Betrachtungsabstand Wird ein Bild mit einem Betrachtungsabstand s angeschaut

und werden dabei zwei Bildpunkte unter einem Winkel ε gesehen, so ergibt sich der Abstand dieser beiden Bildpunkte voneinander gerade zu

r = s tan ε Gleichung 01 Wird jetzt dem Vorschlag von Westphal gefolgt und für

ε = 1' eingesetzt, so ergibt sich für den kleinsten Abstand der beiden Bildpunkte voneinander, der es gerade noch gestattet, sie aus der Entfernung s als getrennte Punkte zu erkennen,

rmin = s tan1' Gleichung 02 = 0,000 291 s Auf dem Film reduziert sich der Betrag von rmin um den

Vergrößerungsfaktor V der geplanten und später anzuwendenden Vergrößerung bei der Anfertigung des Bildes zu

r' = rmin/V = s (tan 1’)/V Gleichung 03 = 0,000 291 s/V Jetzt beweist die Praxis, daß auch für größere Formate von

etwa 24 cm x 30 cm und darüber vom Betrachter automatisch Betrachtungsabstände gewählt werden, die mindestens der Bilddiagonalen D entsprechen und die bei kleineren Formaten ein Mehrfaches von D betragen können. Daher ist es zweckmäßig, für die Ermittlung der Schärfentiefe einen Betrachtungsabstand s = D anzusetzen. Für die Diagonale d des Negativs gilt

d = D/V, Gleichung 04 wobei in unserem Fall also D = s der Betrachtungsabstand

ist. 4.3 Unschärfekreis Jetzt genügt es bereits, auf dem Film 2r' als größten

zulässigen Durchmesser für den Unschärfekreis festzulegen, damit die beiden Punkte, die auf dem Bild den Abstand rmin haben, gerade noch als getrennte Punkte erkennbar sind, wenn das Bild im Abstand s betrachtet wird. Aus den Gleichungen 03 und 04 folgt

2r' = 2 x 0,000 291 d Gleichung 05 = 0,000 582 d = d/1 719 Die Annahme s = D hat also zur Folge, daß der größte

zulässige Durchmesser 2r' für den Unschärfekreis auf dem Negativ nicht mehr vom geplanten Vergrößerungsmaßstab der späteren Vergrößerung abhängt sondern nur noch vom verwendeten Negativformat, ausgedrückt durch die effektive Diagonale d des Negativs.

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5 ANWENDUNG AUF VERSCHIEDENE AUFNAHMEFORMATE Jetzt können die größten zulässigen Durchmesser der

Unschärfekreise für verschiedene Aufnahmeformate berechnet werden. Sehr gebräuchliche Filme sind der Kleinbildfilm und der Rollfilm für das Mittelformat

5.1 Kleinbildformat Die Diagonale für das effektive Aufnahmeformat 24 x 36

mm des Kleinbildfilms (Leica-Films) beträgt dL = √(23,52 + 35,52) Gleichung 06 = 42 mm Daraus ergibt sich für den größten zulässigen

Unschärfekreis 2r'L = 2 x 0,000 291 x 42 mm Gleichung 07 = 0,024 mm 5.2 Mittelformat Die Diagonale des Negativs für das effektive 6x6-

Mittelformat 58 x 58 mm beträgt dR = √(2 x 582) Gleichung 08 = 82 mm Daraus ergibt sich für den größten zulässigen

Unschärfekreis 2r'R = 2 x 0,000 291 x 82 mm Gleichung 09 = 0,048 mm 5.3 Zusammenfassung Der größte zulässige Durchmesser für den Unschärfekreis

des Kleinbild-Formats darf also nur etwa halb so groß gewählt werden wie derjenige für das 6x6-Mittelformat. Der Vorteil der Gleichungen 07 und 09 besteht darin, daß sie sich gut begründen lassen und anschaulich nachvollziehbar sind, auch wenn im Einzelfall von dem damit erzielten Ergebnis abgewichen wird. Ersichtlich kann die Rechnung ohne Schwierigkeiten auch auf andere Formate übertragen werden.

5.4 Folgerungen Wird zum Beispiel eine Vergrößerung mit dem Faktor 10

angefertigt, so wird auch der größte zulässige Durchmesser des festgelegten Unschärfekreises mit dem gleichen Faktor vergrößert, also zum Beispiel beim Mittelformat auf 0,46 mm. Die scharfe Kante eines Gegenstandes, der am Rande des Schärfentiefenbereichs liegt, wird auf dem Bild folglich als „Balken“ von rund 0,5 mm Breite dargestellt und erscheint erst wieder beim Betrachten aus etwa 80 cm Abstand als scharf abgebildete Kante. Ein feiner, dünner Zweig am Rande des Schärfentiefenbereichs, der auf dem Bild eigentlich nur eine Dicke von 0,5 mm haben sollte, würde sich bei dieser Vergrößerung 1 mm „breit“ machen. Dies zeigt hinreichend, daß als Voraussetzung für die hier angestellten Überlegungen keinesfalls ein größerer Betrag für den Winkel ε angenommen

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werden sollte als der von Westphal vorgeschlagene. Dies gilt besonders dann, wenn später starke Ausschnittsvergrößerungen von Details der Vorlage vorgesehen sind.

6 AUFNAHMEABSTAND UND ABBILDUNGSMASSSTAB Diese beiden Größen werden im Folgenden vielfältig

benutzt. Sie werden mit Vorteil in die benötigten Rechenvorschriften eingefügt und dienen zu deren einfacher und praktischer Anwendung.

6.1 Aufnahmeabstand Der Aufnahmeabstand a, der die Entfernung des Objekts

von der Filmebene darstellt, ist eine nützliche und leistungsfähige Größe sowohl für die Erklärung der folgenden Zusammenhänge als auch besonders in der Praxis des Fotografierens im Nahbereich. Die Lage der Filmebene in der Kamera ist gewöhnlich bekannt und häufig am Kameragehäuse sichtbar eingraviert. Dies ermöglicht dem Fotografen, eine bequeme und genaue Messung des Aufnahmeabstandes vorzunehmen. Aus Aufnahmeabstand, Gegenstandsweite und Bildweite kann jetzt eine für die Fotografie im Nahbereich wichtige Beziehung hergeleitet werden. Unter der Annahme, daß der Abstand der beiden Hauptebenen im Objektiv sehr viel kleiner ist als der Aufnahmeabstand und deshalb vernachlässigt werden kann, gilt für den Aufnahmeabstand

a ≈ g + b Gleichung 10 Um die Verhältnisse für kleine Aufnahmeabstände zu

übersehen, kann in der „Linsenformel“ 1/f = 1/g + 1/b Gleichung 11 mit Hilfe von Gleichung 10 die Bildweite b ersetzt werden.

Daraus folgt 0 = g2 - ag + af Gleichung 12 oder a2/4 - af = g2 - 2ag/2 + a2/4, eine einfache quadratische Gleichung mit den Lösungen g = a/2 ± √(a2/4 - af) Gleichung 13 Hiermit wird g aus a berechnet, wie es für die nachfolgende

Ermittlung des Schärfentiefenbereichs erforderlich ist. Das positive Vorzeichen vor dem Wurzelausdruck gilt für g ≥ b und das negative für g ≤ b. Die Gleichung 13 ist lösbar unter der Bedingung, daß

a ≥ 4f Gleichung 14 Eine reelle Abbildung wird also nur erzeugt, wenn der

Aufnahmeabstand nach Gleichung 14 nicht kleiner ist als das Vierfache der für die Abbildung verwendeten Brennweite.

Daß dieser Zusammenhang nicht trivial ist, merkt der Fotograf sofort, wenn er zum erstenmal Kamera und Objektiv an ein Balgengerät schraubt und versucht, auf der Mattscheibe eine scharfe Abbildung zu erhalten. Hier hilft in jedem Fall der „Zollstock“: Die vierfache Brennweite des Objektivs ist der

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Mindestabstand vom aufzunehmenden Gegenstand bis zum Film in der Kamera. Befindet sich der Gegenstand in einer kürzeren Entfernung, so verhilft alles Drehen und Schrauben an den Einstellrädern des Balgens nicht zu einem scharfen Bild. Siehe hierzu Kapitel 7.

6.2 Abbildungsmaßstab Für das weitere Vorgehen wird noch der

Abbildungsmaßstab M benötigt, für den die folgende Definition gilt,

M = b/g Gleichung 15 oder, wenn G die Gegenstandsgröße und B die Bildgröße

sind, M = B/G Gleichung 16 Mit der Vereinbarung für den Reziprokwert Y = g/b ergibt

sich die übliche Schreibweise für M zu M = 1/Y Gleichung 17 7 SCHÄRFENTIEFENBEREICH 7.1 Herleitung Es wird vereinbart, auch diejenigen Bereiche des

Aufnahmegegenstands als hinreichend „scharf“ abgebildet zu bezeichnen, für die die Unschärfekreise auf dem Film den jeweils festgelegten größten Durchmesser nicht überschreiten. Der Bereich zwischen den beiden Gegenstandsebenen vor und hinter dem eingestellten Aufnahmeabstand, für den dies zutrifft, wird mit Schärfentiefe oder Schärfentiefenbereich S bezeichnet. Ist der größte zulässige Durchmesser für den Unschärfekreis festgelegt, so lassen sich bei gegebener Brennweite f für einen beliebig gewünschten Aufnahmeabstand a und für die dazu gewählte Blendenzahl F die Grenzen des Schärfentiefenbereichs a1 (nahe Grenze) und a2 (weite Grenze) ermitteln. Zu diesem Zweck werden zunächst die Gegenstandsweiten g1 (nahe Grenze) und g2 (weite Grenze) nach den folgenden Gleichungen berechnet, auf deren Herleitung hier verzichtet werden soll [18].

g1 = g - [g(g - f) r']/[Rf + (g - f) r'] Gleichung 18 g2 = g + [g(g - f) r']/[Rf - (g - f) r'] Gleichung 19 Hierin ist R der Radius der Blendenöffnung mit R = f/2F und

g die an der Kamera vorgenommene Entfernungseinstellung oder Gegenstandsweite. Aus g1 und g2 ergeben sich die zugehörigen Aufnahmeabstände a1 für die nahe Grenze zu

a1 = a - (g - g1) Gleichung 20 und a2 für die weite Grenze zu a2 = a + (g2 - g) . Gleichung 21 Der zwischen den beiden Grenzen g1 und g2

beziehungsweise a1 und a2 eingeschlossene Bereich bildet den Schärfentiefenbereich S entsprechend

S = g2 - g1 Gleichung 22 = a2 - a1

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7.2 Berechnung Die Berechnung des Schärfentiefenbereichs erfolgt so, daß

zunächst g aus a nach Gleichung 13 berechnet und das Ergebnis in die Gleichungen 18 und 19 eingesetzt wird. Dabei kann im Falle a > 10f mit vernachlässigbarem Fehler g = a geschrieben werden, so daß die Gleichung 13 nicht benötigt wird. Das System der Gleichungen 18 und 19 gilt für alle Aufnahmeabstände a. Sie sind jedoch praktisch nur mit Hilfe eines wissenschaftlichen Taschenrechners oder eines PCs zu bewältigen.

7.3 Berechnung aus dem Abbildungsmaßstab Der Schärfentiefenbereich läßt sich aber auch, wie in

Anhang A gezeigt wird, als Funktion des Abbildungsmaßstabes darstellen und hängt dann nicht mehr von der Brennweite ab. In Anhang A wird diese Funktion aus den Gleichungen 18 und 19 hergeleitet und ergibt die einfache Beziehung

S = 4Fr'(1 + 1/M)/M Gleichung 23 = 4Fr'(1 + M)/M2 Gleichung 23 zeigt, daß der Schärfentiefenbereich vom

Abbildungsmaßstab, von der eingestellten Blendenzahl und von dem vereinbarten Durchmesser des Unschärfekreises abhängt. Dabei ist die Abhängigkeit von Blendenzahl und Durchmesser des Unschärfekreises linear, was sich für die Praxis als vorteilhaft erweist.

7.4 Anwendung Grundsätzlich ist der Schärfentiefenbereich unsymmetrisch

um den eingestellten Aufnahmeabstand verteilt. Dies gilt um so mehr, je größer der Aufnahmeabstand wird. Gleichung 23 zeigt uns diese Verteilung nicht, obwohl sie ebenso für alle Aufnahmeabstände gilt. Im Nahbereich ist jedoch der Schärfentiefenbereich praktisch symmetrisch um den eingestellten Aufnahmeabstand angeordnet. In Anhang A sind die Schärfentiefenbereiche nach Gleichung 23 als Funktion des Abbildungsmaßstabes für den Nahbereich tabelliert. In einer weiteren Tabelle kann zu dem eingestellten Aufnahmeabstand der Abbildungsmaßstab abgelesen werden.

Da S nach Gleichung 23 nicht nur vom Abbildungsmaßstab abhängt, sondern auch ein linearer Zusammenhang zwischen S und den frei zu wählenden Parametern 2r' und F besteht, ergeben sich zwei einfache, aber für die Praxis wichtige Regeln:

Der Schärfentiefenbereich wächst oder schrumpft in demselben Maße wie der Durchmesser für den Unschärfekreis. Der Schärfentiefenbereich wächst oder schrumpft um einen Faktor √2, wenn die Blende um eine Blendenstufe geschlossen beziehungsweise geöffnet wird.

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7.5 Grenzfälle Der Schärfentiefenbereich nimmt mit wachsendem

Aufnahmeabstand rasch zu. Das kann in bestimmten Fällen zu falscher Einschätzung der Verhältnisse führen, wie das folgende Beispiel zeigen soll.

Beispiel 1 - Mit dem 80-mm-Objektiv einer Rollfilmkamera

wird auf etwa a = 12 m Aufnahmeabstand fokussiert. Der größte zugelassene Durchmesser für den Unschärfekreis wird zu 2r' = 0,046 mm festgelegt. Bei Blende 11 zeigt in diesem Fall die Einstellmarke gerade auf Unendlich als der weiten Grenze für den Schärfentiefenbereich. Um aber sicher zu gehen, daß unendlich ferne Gegenstände wirklich hinreichend scharf abgebildet werden, wird das Objektiv auf F = 16 abgeblendet.

Unter anderem wird eine Hauswand abgebildet, die sich in einem Abstand von etwa 100 m Entfernung befindet. Für diese Hauswand beträgt der Abbildungsmaßstab M = 1:1 240, sie liegt also für die Aufnahmeeinstellung praktisch im Unendlichen. An der Hauswand hat ein Kaufmann Tafeln aufgestellt, auf denen er seine Angebote preist. Er schreibt kontrastreich und deutlich mit weißer Kreide auf schwarzem Grund und mit einer Strichbreite von etwa 30 mm, kein Problem für ein erstklassiges 80-mm-Objektiv bei dieser Entfernung.

Durch das zusätzliche Abblenden um einen Blendenwert

verringert sich der Durchmesser des Unschärfekreises um den Faktor √2 = 1,4, also auf 0,046/1,4 = 0,033 mm. Auf dem Film erscheint die Strichbreite um den Abbildungsmaßstab verkleinert, nämlich zu 30/1 240 = 0,024 mm. Wegen des verbleibenden Durchmessers des Unschärfekreises von 0,033 mm bei der gegebenen Objektiveinstellung verbreitert sich die Strichbreite der Werbeschrift auf dem Film um mehr als das Doppelte, nämlich von 0,024 mm auf 0,024 + 0,033 = 0,057 mm. Selbst das zusätzliche Abblenden auf Blende 16 hat nicht verhindert, daß die Schrift sehr unscharf abgebildet wird und im Falle einer Vergrößerung nur sehr undeutlich zu erkennen sein würde. Auch weiteres Abblenden auf Blende 22 würde immer noch zu einem Unschärfekreis von 0,024 mm und damit zu einer abgebildeten Schriftbreite von 0,048 mm führen, doppelt so breit wie bei Fokussierung auf die Schrift selbst.

Beispiel 1 zeigt, wie falsch die Annahme ist, für Gegenstände, die praktisch im Unendlichen liegen, eine hinreichend scharfe Abbildung zu erwarten, wenn die Unendlich-Marke nur deutlich vom Schärfentiefenbereich überdeckt wird. Auch für die Ferne gilt, daß genau fokussiert werden muß, falls größte Einstellschärfe gewünscht wird. Mit Beispiel 1 wird aber auch gezeigt, wie einfach es ist, mit einer kleinen Rechnung nachzuprüfen, ob die gewählte Einstellung den gewünschten Anforderungen genügt. Insbesondere bei Landschaftsaufnahmen kann es, wie dieses Beispiel zeigt, gegebenenfalls vorteilhaft sein, die Kamera auf Unendlich zu fokussieren und eine entsprechende Unschärfe der

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Gegenstände im Vordergrund in Kauf zu nehmen, die wegen des erheblich größeren Abbildungsmaßstabs nicht so deutlich in Erscheinung tritt wie diejenige von fernen Gegenständen.

8 VERLÄNGERUNGSFAKTOR UND BLENDEN- ZAHLKORREKTUR BEI NAHAUFNAHMEN Bei Nahaufnahmen mit Abbildungsmaßstäben von M ≥ 1:10

muß wegen der damit verbundenen Auszugsverlängerung die Belichtungszeit gegenüber derjenigen für kleine Abbildungsmaßstäbe verlängert werden. Dabei ergibt sich für den Verlängerungsfaktor E = b2/f2. Wegen b/f = 1 + b/g = 1 + M folgt die einfache Beziehung

E = (1 + M)2 Gleichung 24 Ist die Kamera mit TTL-Messung (TTL = Through The

Lense) der Belichtungszeit ausgerüstet, so wird der entsprechende Verlängerungsfaktor automatisch berücksichtigt. Anstelle der Verlängerung der Belichtungszeit kann aber auch die Blende, im Falle von Blitzaufnahmen muß die Blende des Objektivs gegenüber der am Blitzgerät abgelesenen Blendenzahl weiter geöffnet werden. Um eine Verdoppelung der Lichtmenge um einen Faktor 2 zu erhalten, muß um eine Blendenstufe weiter geöffnet werden, für einen Faktor 4 um zwei Blendenstufen, für einen Faktor 8 um drei Blendenstufen und so weiter. Diese Änderung der Blendenzahl, die Blendenzahlkorrektur ∆F, ist damit eine Funktion des Logarithmus zur Basis 2 des Verlängerungsfaktors E,

∆F = (logE)/log2 Gleichung 25 Wird E aus Gleichung 24 eingesetzt, so folgt ∆F = [2log(1 + M)]/log2 Gleichung 26 Anmerkung 3 - Die Gleichungen 24 bis 26 gelten genau

nur für weitgehend symmetrisch gebaute Objektive mit Eintrittspupille Pe ≈ Austrittspupille Pa. Ist dies nicht der Fall, so muß E ersetzt werden durch

E' = (Pa/Pe + M)(Pe/Pa)2 Gleichung 27 Praktisch alle Objektive, die besonders für den Nahbereich

angeboten werden, sind vom Doppelanastigmaten hergeleitete so genannte Gauss-Typen, die hinreichend symmetrisch aufgebaut sind.

Ist die Kamera mit TTL-Steuerung des Blitzgerätes

ausgerüstet, so wird die vom Blitzgerät abgegebene Lichtmenge automatisch gesteuert. Stehen keine TTL-Belichtungsmessung oder TTL-Blitzsteuerung zur Verfügung, so werden der Verlängerungsfaktor E oder die Blendenzahlkorrektur ∆F in der Tabelle A1 in Anhang A abgelesen. Siehe hierzu auch Kapitel 7.

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9 IM TEXT VERWENDETE GRÖSSENZEICHEN Die im Text verwendeten Größenzeichen und ihre Bedeutung sind in Tabelle 1 zusammengestellt.

Tabelle 1 - Erklärung der Größenzeichen

Größe Bedeutung ε Betrachtungswinkel, unter dem zwei Punkte gesehen werden a Aufnahmeabstand ah Schnappschußeinstellung, hyperfocale Distanz b Bildweite B Bildgröße d Diagonale des Negativs D Diagonale des positiven Bildes E Verlängerungsfaktor E’ Verlängerungsfaktor für Pe ≠ Pa f Brennweite des Objektivs F Blendenzahl ∆F Blendenzahlkorrektur g Gegenstandsweite G Gegenstandsgröße g1 Nahe Grenze des Schärfentiefenbereichs g2 Weite Grenze des Schärfentiefenbereichs M Abbildungsmaßstab Pa Durchmesser der Austrittspupille Pe Durchmesser der Eintrittspupille R Radius der Blendenöffnung S Schärfentiefenbereich, Schärfentiefe V Vergrößerungsfaktor Y Kehrwert von M

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ANHANG A Schärfentiefe als Funktion des Abbildungsmaßstabes

A1 HERLEITUNG Die Gleichungen 18 und 19 in Abschnitt 7.1 enthalten das

Element Z = g(g - f)r'/[Rf ± (g - f)r'] Gleichung A1 Durch Einsetzen von R = f/2F und Umformen folgt daraus 2Fr'g(g - f)/f2 Z = Gleichung A2 1 ± 2Fr'(g - f)/f2 Aus der „Linsenformel“ kann (g - f)/f = g/b und

g(g - f)/f2 = g/b(1 + g/b) hergeleitet werden. Daraus und mit der in Abschnitt 6.2 eingeführten Vereinfachung g/b = Y ergibt sich das oben hingeschriebene Element Z zu

2Fr'(1 + Y)Y 2Fr'(1 + Y)Y Z = = 1 ± 2 Fr'Y/f 1 ± µ Gleichung A3 Hierin ist µ = 2Fr'Y/f im Nenner eine kleine Zahl, die selbst

im Falle sehr großer Abbildungsmaßstäbe von M = 6 bis M = 10 (Y = 0,167 bis 0,100) den Betrag von 0,3 kaum überschreitet. Nun gilt allgemein

N = 1/(1 + µ) + 1/(1 - µ) Gleichung A6 = 2/(1 - µ2) Für kleine Beträge von µ mit µ << 1 wird N ≈ 2. Durch

Einsetzen von Z in die Gleichungen 18 und 19 in Abschnitt 7.1 ergibt sich für den Schärfentiefenbereich

S = g2 - g1 = 2Fr'(Y + 1)Y/[1/(1 - µ) + 1/(1 + µ)] Gleichung A7 Durch Vergleich mit Gleichung A5 wird dies schließlich zu S ≈ 4 Fr'(1 + Y)Y Gleichung A8 ≈ 4 Fr'(1 + 1/M)/M² und ist identisch mit Gleichung 23 in Abschnitt 7.3, was zu

beweisen war. Gleichung A8 gilt immer, insbesondere auch beim Verwenden von Vorsatzlinsen oder besonders konstruierten Teleobjektiven, wo die Anwendung der Gleichungen 18 und 19 gelegentlich versagt. Gleichung A8 ist ferner in solchen Fällen von Vorteil, wo der Abbildungsmaßstab bekannt ist oder bestimmt werden kann. Dazu eignet sich bei Nahaufnahmen zum Beispiel die nachfolgend angeführte Tabelle A2.

A2 TABELLE A1 Die folgende Tabelle A1 ist nach Gleichung A8 für den

Kleinbild-Film mit 2r' = 0,024 mm als größtem zulässigen Durchmesser für den Unschärfekreis gerechnet. Da die Größen S und r' nach Gleichung A8 linear miteinander verknüpft sind, kann für andere Werte von 2r' der neue Betrag von S aus dem abgelesenen einfach berechnet werden. Für das Mittelformat zum Beispiel wird der in Tabelle A1 abgelesene Betrag S

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einfach verdoppelt, wie aus Vergleich der Gleichungen 07 und 09 nach Abschnitt 5 hervorgeht. Die jeweils vorletzte und letzte Spalte in Tabelle A1 enthalten zusätzlich den Verlängerungsfaktor E für die Belichtungszeit beziehungsweise die Blendenzahldifferenz ∆F, die insbesondere für Blitzaufnahmen benötigt wird, siehe hierzu die Gleichungen 24 beziehungsweise 26 in Abschnitt 8.

Anmerkung A1 - Paysan zeigt eine entsprechende Tabelle

für das Kleinbildformat. Er hat mit 2r' = 0,030 mm gerechnet und entsprechend größere Werte für den Schärfentiefenbereich erhalten. Ferner enthält seine Rechnung gegenüber der hier vorgelegten eine systematische Abweichung von etwa + 10% [21]. Die Angaben von Leica in einer Tabelle zur Schärfentiefe in der Bedienungsanleitung für das Balgeneinstellgerät R BR2 beruhen auf der Annahme 2r' = 0,033 mm. Die dabei zugrunde gelegte Rechnung genügt genau der Gleichung A8.

A3 TABELLE A2 Tabelle A2 enthält die Aufnahmeabstände a für einige

ausgewählte Brennweiten f bei vorgegebenem Abbildungsmaßstab M. Als Rechengrundlage für Tabelle A2 dienen die Gleichungen 10 und 11, aus denen mit M = b/g für den Aufnahmeabstand a, gemessen in m, der Ausdruck

a = f(M + 1)2/(1 000 x M) Gleichung A9 folgt, wenn f in mm gemessen wird. Aus Tabelle A2 kann

für einen vorgegebenen Aufnahmeabstand und verschiedene gebräuchliche Brennweiten der zugehörige Abbildungsmaßstab abgelesen werden, zu welchem in Tabelle A1 die damit zu erzielenden Schärfentiefenbereiche für die verschiedenen Blendeneinstellungen angegeben sind. Damit sind diese Tabellen besonders für die Fotografie im Nahbereich eine nützliche Hilfe.

Beispiel A1 - Mit einem Objektiv von 50 mm Brennweite und Verwendung eines Zwischenrings werde auf ein kleines Objekt von 10 mm Tiefe fokussiert. Der mittlere Aufnahmeabstand vom Objekt bis zur Filmebene werde mit einem entsprechenden Meßzeug, zum Beispiel einem „Zollstock“, zu a = 340 mm gemessen. Aus Tabelle A2 wird hierzu ein Abbildungsmaßstab von M = 1:4,5 entnommen. Am Objektiv wird zum Beispiel die Blendenzahl F = 11 eingestellt und hierzu in Tabelle A1 abgelesen, daß der Schärfentiefenbereich S = 13,1 mm beträgt. Wegen der symmetrischen Lage des Schärfentiefenbereiches kann also mit einer zufriedenstellenden Schärfe für alle Objektbereiche gerechnet werden, die im Aufnahmeabstand von etwa 333,5 mm bis 346,6 mm liegen. Das betrachtete Objekt mit einer Tiefe von 10 mm wird davon voll überdeckt.

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A4 Entfernungseinstellung für Schnappschüsse Bei dieser Einstellung wird mit der Kamera auf denjenigen

Aufnahmeabstand fokussiert, bei dem die weite Grenze des Schärfentiefenbereichs für die vorgewählte Blendenzahl gerade bis Unendlich reicht. Dieser Aufnahmeabstand läßt sich, soweit eine Schärfentiefengravur an Kamera oder Objektiv angebracht ist, direkt ablesen. Er läßt sich aber auch einfach berechnen. In Gleichung 19 geht die weite Grenze g2 gegen Unendlich, wenn der Nenner im zweiten Glied der rechten Seite dieser Gleichung gegen Null geht, wenn also Rf - (g - f)r' = 0 wird. Wegen g >> 10 f darf g = a gesetzt werden. Somit folgt

Rf = (a - f)r' Gleichung A10 ≈ a r' Wird der aus der Bedingung der Gleichung A10 folgende

Aufnahmeabstand jetzt mit ah bezeichnet, so ergibt sich durch Umrechnen ah = Rf/r' und daraus wegen R = f/2F die sehr einfache Beziehung

ah = f2/2r'F Gleichung A11 Wird die Bedingung der Gleichung A10 auch auf

Gleichung 18 angewendet und dort ebenfalls g durch ah ersetzt, so folgt für die nahe Grenze des Schärfentiefenbereichs

ah(ah - f) g1 = ah Gleichung A12 ah + (ah - f) = (ah - f)/(2 - f) ≈ ah/2 Wird also ein Objektiv auf die Entfernung ah fokussiert, so

reicht der Schärfentiefenbereich gerade von der Hälfte der eingestellten Entfernung bis Unendlich. Für jede Kombination von Brennweite, Blende und vorgegebenen größten Durchmesser des Unschärfekreises gibt es somit den zugehörigen Aufnahmeabstand ah, der die Entfernung beschreibt, die mit Vorteil für Schnappschüsse eingestellt wird, kurz die Schnappschußeinstellung. In der Praxis wird die Schnappschußeinstellung einfach dadurch vorgenommen, daß die Marke für Unendlich auf die Gravur für die weite Grenze des Schärfentiefenbereichs gestellt wird, die der eingestellten Blende entspricht. Die Entfernung ah wird auf „Fachchinesisch“ mit hyperfokaler Distanz bezeichnet, einem Begriff, dessen Anschaulichkeit mit derjenigen des Logarithmus wetteifern kann. Im übrigen ist wegen der Ausführungen in Abschnitt 7.5 diese Einstellung nicht für jeden Anwendungsfall geeignet.

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Tabelle A1 – Schärfentiefenbereich für 2r’ = 0,024 mm (Kleinbildformat)

Abbil- Schärfentiefenbereich S Verlän- Blenden- dungs- 1/M mm gerungs -zahlkor- maßstab (Für das Mittelformat 6x6 gilt S x 2) faktor rektur M Y Blendenzahl F E ∆F 1 1,4 2 2,8 4 5,6 1:12 12,0 7,5 10,5 15,0 21,0 30,0 41,9 1,2 0,2 1:11 11,0 6,3 8,9 12,7 17,7 25,3 35,5 1,2 0,3 1:10 10,0 5,3 7,4 10,6 14,8 21,1 29,6 1,2 0,3 1:9,5 9,5 4,8 6,7 9,6 13,4 19,2 26,8 1,2 0,3 1:9,0 9,0 4,3 6,0 8,6 12,1 17,3 24,2 1,2 0,3 1:8,5 8,5 3,9 5,4 7,8 10,9 15,5 21,7 1,2 0,3 1:8,0 8,0 3,5 4,8 6,9 9,7 13,8 19,4 1,3 0,3 1:7,5 7,5 3,1 4,3 6,1 8,6 12,2 17,1 1,3 0,4 1:7,0 7,0 2,7 3,8 5,4 7,5 10,8 15,1 1,3 0,4 1:6,5 6,5 2,3 3,3 4,7 6,6 9,4 13,1 1,3 0,4 1:6,0 6,0 2,0 2,8 4,0 5,6 8,1 11,3 1,4 0,4 1,5,5 5,5 1,7 2,4 3,4 4,8 6,9 9,6 1,4 0,5 1:5,0 5,0 1,4 2,0 2,9 4,0 5,8 8,1 1,4 0,5 1:4,5 4,5 1,2 1,7 2,4 3,3 4,8 6,7 1,5 0,6 1:4,0 4,0 1,0 1,3 1,9 2,7 3,8 5,4 1,6 0,6 1:3,5 3,5 0,8 1,1 1,5 2,1 3,0 4,2 1,7 0,7 1:3,0 3,0 0,6 0,8 1,2 1,6 2,3 3,2 1,8 0,8 1:2,5 2,5 0,4 0,6 0,8 1,2 1,7 2,4 2,0 1,0 1:2,0 2,0 0,3 0,4 0,6 0,8 1,2 1,6 2,3 1,2 1:1,5 1,5 0,2 0,3 0,4 0,5 0,7 1,0 2,8 1,5 1:1,0 1,0 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 4,0 2,0 1,5:1 0,667 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 6,3 2,6 2,0:1 0,500 0,0 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 9,0 3,2 2,5:1 0,400 0,0 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 12,3 3,6 3,0:1 0,333 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 0,1 16,0 4,0 3,5:1 0,286 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 20,3 4,3 4,0:1 0,250 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 25,0 4,6 4,5:1 0,222 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 30,3 4,9 5,0:1 0,200 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 36,0 5,2 5,5:1 0,182 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 42,3 5,4 6,0:1 0,167 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 49,0 5,6 6,5:1 0,154 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 56,3 5,8 7,0:1 0,143 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 64,0 6,0 7,5:1 0,133 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 72,3 6,2 8,0:1 0,125 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 81,0 6,3 8,5:1 0,118 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 90,3 6,5 9,0:1 0,111 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 100,0 6,6 9,5:1 0,105 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 110,3 6,8 10:1 0,100 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 121,0 6,9 11:1 0,091 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 144,0 7,2 12:1 0,083 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 169,0 7,4

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Tabelle A1 – (Fortsetzung)

Abbil- Schärfentiefenbereich S Verlän- Blenden- dungs- 1/M mm gerungs- zahlkor- maßstab faktor rektur M Y Blendenzahl F E ∆F 8 11 16 22 32 45

1:12 12,0 59,9 82,4 119,8 164,7 239,6 337,0 1,2 0,2 1:11 11,0 50,7 69,7 101,4 139,4 202,8 285,1 1,2 0,3 1:10 10,0 42,2 58,1 84,5 116,2 169,0 237,6 1,2 0,3 1:9,5 9,5 38,3 52,7 76,6 105,3 153,2 215,5 1,2 0,3 1:9.0 9,0 34,6 47,5 69,1 95,0 138,2 194,4 1,2 0,3 1:8,5 8,5 31,0 42,6 62,0 85,3 124,0 174,4 1,2 0,3 1:8,0 8,0 27,6 38,0 55,3 76,0 110,6 155,5 1,3 0,3 1:7,5 7,5 24,5 33,7 49,0 67,3 97,9 137,7 1,3 0,4 1:7,0 7,0 21,5 29,6 43,0 59,1 86,0 121,0 1,3 0,4 1:6,5 6,5 18,7 25,7 37,4 51,5 74,9 105,3 1,3 0,4 1:6,0 6,0 16,1 22,2 32,3 44,4 64,5 90,7 1,4 0,4 1:5,5 5,5 13,7 18,9 27,5 37,8 54,9 77,2 1,4 0,5 1:5,0 5,0 11,5 15,8 23,0 31,7 46,1 64,8 1,4 0,5 1:4,5 4,5 9,5 13,1 19,0 26,1 38,0 53,5 1,5 0,6 !:4,0 4,0 7,7 10,6 15,4 21,1 30,7 43,2 1,6 0,6 1:3,5 3,5 6,0 8,3 12,1 16,6 24,2 34,0 1,7 0,7 1:3,0 3,0 4,6 6,3 9,2 12,7 18,4 25,9 1,8 0,8 1:2,5 2,5 3,4 4,6 6,7 9,2 13,4 18,9 2,0 1,0 1:2,0 2,0 2,3 3,2 4,6 6,3 9,2 13,0 2,3 1,2 1:1,5 1,5 1,4 2,0 2,9 4,0 5,8 8,1 2,8 1,5 1:1,0 1,0 0,8 1,1 1,5 2,1 3,1 4,3 4,0 2,0 1,5:1 0667 0,4 0,6 0,9 1,2 1,7 2,4 6,3 2,6 2,0:1 0,500 0,3 0,4 0,6 0,8 1,2 1,6 9,0 3,2 2,5:1 0,400 0,2 0,3 0,4 0,6 0,9 1,2 12 3,6 3,0:1 0,333 0,2 0,2 0,3 0,5 0,7 1,0 16 4,0 3,5:1 0,286 0,1 0,2 0,3 0,4 0,6 0,8 20 4,3 4,0:1 0,250 0,1 0,2 0,2 0,3 0,5 0,7 25 4,6 4,5:1 0,222 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,6 30 4,9 5,0:1 0,200 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 36 5,2 5,5:1 0,182 0,1 0,1 0,2 0,2 0,3 0,5 42 5,4 6,0:1 0,167 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 49 5,6 6,5:1 0,154 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 56 5,8 7,0:1 0,143 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 64 6,0 7,5:1 0,133 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 0,3 72 6,2 8,0:1 0,125 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 81 6,3 8,5:1 0,118 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 90 6,5 9,0:1 0,111 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 100 6,6 9,5:1 0,105 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 110 6,8 10:1 0,100 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 121 6,9 11:1 0,091 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 144 7,2 12:1 0,083 0,0 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 169 7,4

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Tabelle A2 – Aufnahmeabstand

Abbil- Aufnahmeabstand a dungs- 1/M m maßstab Brennweite f M Y mm 50 60 75 100 120 150 180 250 1:12 12,0 0,70 0,85 1,06 1,41 1,69 2,11 2,54 3,52 1:11 11,0 0,65 0,79 0,98 1,31 1,57 1,96 2,36 3,27 1:10 10,0 0,61 0,73 0,91 1,21 1,45 1,82 2,18 3,03 1:9,5 9,5 0,58 0,70 0,87 1,16 1,39 1,74 2,09 2,90 1:9,0 9,0 0,56 0,67 0,83 1,11 1,33 1,67 2,00 2,78 1:8,5 8,5 0,53 0,64 0,80 1,06 1,27 1,59 1,91 2,65 1:8,0 8,0 0,51 0,61 0,76 1,01 1,22 1,52 1,82 2,53 1:7,5 7,5 0,48 0,58 0,72 0,96 1,16 1,45 1,73 2,41 1:7,0 7,0 0,46 0,55 0,69 0,91 1,10 1,37 1,65 2,29 1:6,5 6,5 0,43 0,52 0,65 0,87 1,04 1,30 1,56 2,16 1:6,0 6,0 0,41 0,49 0,61 0,82 0,98 1,23 1,47 2,04 1:5,5 5,5 0,38 0,46 0,58 0,77 0,92 1,15 1,38 1,92 1:5,0 5,0 0,36 0,43 0,54 0,72 0,86 1,08 1,30 1,80 1:4,5 4,5 0,34 0,40 0,50 0,67 0,81 1,01 1,21 1,68 1:4,0 4,0 0,31 0,38 0,47 0,63 0,75 0,94 1,13 1,56 1:3,5 3,5 0,29 0,35 0,43 0,58 0,69 0,87 1,04 1,45 1:3,0 3,0 0,27 0,32 0,40 0,53 0,64 0,80 0,96 1,33 1:2,5 2,5 0,25 0,29 0,37 0,49 0,59 0,74 0,88 1,23 1:2,0 2,0 0,23 0,27 0,34 0,45 0,54 0,68 0,81 1,13 1:1,5 1,5 0,21 0,25 0,31 0,42 0,50 0,63 0,75 1,04 1:1,0 1,0 0,20 0,24 0,30 0,40 0,48 0,60 0,72 1,00 1,5:1 0,667 0,21 0,25 0,31 0,42 0,50 0,63 0,75 1,04 2,0:1 0,500 0,23 0,27 0,34 0,45 0,54 0,68 0,81 1,13 2,5:1 0,400 0,25 0,29 0,37 0,49 0,59 0,74 0,88 1,23 3,0:1 0,333 0,27 0,32 0,40 0,53 0,64 0,80 0,96 1,33 3,5:1 0,286 0,29 0,35 0,43 0,58 0,69 0,87 1,04 1,45 4,0:1 0,250 0,31 0,38 0,47 0,63 0,75 0,94 1,13 1,56 4,5:1 0,222 0,34 0,40 0,50 0,67 0,81 1,01 1,21 1,68 5,0:1 0,200 0,36 0,43 0,54 0,72 0,86 1,08 1,30 1,80 5,5:1 0,182 0,38 0,46 0,58 0,77 0,92 1,15 1,38 1,92 6,0:1 0,167 0,41 0,49 0,61 0,82 0,98 1,23 1,47 2,04 6,5:1 0,154 0,43 0,52 0,65 0,87 1,04 1,30 1,56 2,16 7,0:1 0,143 0,46 0,55 0,69 0,91 1,10 1,37 1,65 2,29 7,5:1 0,133 0,48 0,58 0,72 0,96 1,16 1,45 1,73 2,41 8,0:1 0,125 0,51 0,61 0,76 1,01 1,22 1,52 1,82 2,53 8,5:1 0,118 0,53 0,64 0,80 1,06 1,27 1,59 1,91 2,65 9,0:1 0,111 0,56 0,67 0,83 1,11 1,33 1,67 2,00 2,78 9,5:1 0,105 0,58 0,70 0,87 1,16 1,39 1,74 2,09 2,90 10:1 0,100 0,61 0,73 0,91 1,21 1,45 1,82 2,18 3,03 11:1 0,091 0,65 0,79 0,98 1,31 1,57 1,96 2,36 3,27 12:1 0,083 0,70 0,85 1,06 1,41 1,69 2,11 2,54 3,52

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Kapitel 9

SCHÄRFE UND SCHÄRFEEINDRUCK IN DER FOTOGRAFIE

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Einleitung Begriffe, die nicht definiert und erklärt sind, führen in

Diskussion und Analyse unweigerlich in die Irre und zu verkehrten Schlußfolgerungen. In der Fotografie sind Schärfe und scharf solche Begriffe. Sie werden auf das Objektiv, den Film und sogar auf das abgebildete Mädchen angewendet. Für das Folgende wird vorausgesetzt, daß bei der fotografischen Aufnahme richtig fokussiert wird, daß die Regeln zur Schärfentiefe bei der Entfernungseinstellung beachtet werden und daß der Fotograf und das Objekt hinreichend still halten. Einstell- und Bewegungsunschärfe werden also ausgeschlossen.

BEGRIFFE Schärfe In der Fotografie wird der Begriff der Schärfe

ausgesprochen strapaziert. Ob es ein Objektiv ist, das „scharf“ oder „weniger scharf“ zeichnet, ein Filmtyp, der „scharfe“ oder „weniger scharfe“ Vorlagen liefert, ein Entwickler, der besonders scharf arbeitet, oder der Fotograf, der seine Kamera „scharf“ stellt, immer hilft ersatzweise für das, was eigentlich gesagt werden sollte, der Begriff der Schärfe und sein Adjektiv. Denn in den genannten Fällen sollte es eigentlich heißen, daß ein Objektiv gute oder weniger gute Abbildungseigenschaften besitzt, daß ein Film hoch oder weniger hoch auflöst und daß der Fotograf seine Kamera fokussiert. Tatsächlich ist der Begriff der Schärfe gar nicht definiert, und folglich gibt es auch kein Meßverfahren, mit dem sich Schärfe bestimmen läßt. Schärfe kann nur mittelbar beschrieben werden, indem wir die einzelnen Elemente betrachten, die den Schärfeeindruck fördern beziehungsweise mindern. Schärfe ist auch Wortbestandteil des Begriffs der Schärfentiefe, der damit zum Paradebeispiel einer mißglückten Wortschöpfung wurde. Siehe hierzu Kapitel 8.

Schärfeeindruck Die Kopie einer fotografischen Aufnahme kann je nach

Abstand, aus dem wir sie betrachten, den Eindruck einer „scharfen“ oder „weniger scharfen“ Abbildung vermitteln. Von zwei sonst gleichen Abbildungen wird diejenige mit einer hochglänzenden Oberfläche gewöhnlich als „schärfer“ beurteilt als diejenige mit matter Oberfläche, obwohl sie von demselben Negativ unter denselben Bedingungen angefertigt wurde. Hier handelt es sich daher nicht um Schärfe sondern um den Schärfeeindruck, der beim Betrachten des Produkts am Ende der fotografischen Aufnahmekette entsteht, und dieser Schärfeeindruck ist also rein subjektiv. Sind die einzelnen Elemente bekannt, die zu einem bestimmten Schärfeeindruck beitragen, so können sie immerhin als Erklärung dafür herangezogen werden, warum eine Kopie „schärfer“ erscheint und eine andere „weniger scharf“.

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DEN SCHÄRFEEINDRUCK BEEINFLUSSENDE ELEMENTE Optisches System Abbildungsfehler Ein nachteiliger Einfluß von Abbildungsfehlern des

optischen Systems auf den Schärfeeindruck kann bei Einsatz von guten Markenobjektiven weitgehend vernachlässigt werden.

Auflösungsvermögen Das Auflösungsvermögen eines Objektivs ist durch den

Winkel gekennzeichnet, unter dem es zwei Punkte gerade noch als getrennte Punkte abbildet. Auch hier gilt, daß ein nachteiliger Einfluß des Auflösungsvermögens auf den Schärfeeindruck bei Einsatz guter Markenobjektive vernachlässigt werden kann.

Kontrastwiedergabe und Streulicht Streulicht mindert den Kontrast einer Kopie. Siehe hierzu

Kapitel 6. Ein geringerer Kontrast vermittelt einen geringeren Schärfeeindruck. Streulicht tritt überall auf, und seine Reduzierung in optischen Systemen hat wesentlichen Anteil an deren Kosten. Streulicht in der Dunkelkammer macht sich besonders bei langen Belichtungszeiten unter dem Vergrößerungsgerät bemerkbar und führt zu einer Herabsetzung des Kontrastes der Kopie. Siehe hierzu Kapitel 3.

Beugung Weniger bedeutsam ist der Effekt der Lichtbeugung an einer

zu kleinen Blendenöffnung eines stark abgeblendeten Objektivs. Durch die Beugung des Lichts wird ein Beugungskreis erzeugt ähnlich dem Unschärfekreis im Zusammenhang mit der Schärfentiefe. Während der Unschärfekreis bis zum Rand des Schärfentiefenbereichs gleichmäßig anwächst, ist der Beugungskreis, wenn er denn auftritt, über die ganze Negativfläche gleich groß. Er wächst mit abnehmendem Durchmesser der Blendenöffnung. Die Blendenzahl, bei der der Durchmesser dieses Beugungskreises etwa dem Durchmesser des größten zulässigen Unschärfekreises entspricht, wird mit „förderlicher Blende“ bezeichnet. Bei zu starkem Abblenden wirkt also der zunehmende Beugungskreis der Schärfentiefe entgegen.

Bei Objektiven für die gängigen Filmformate ist die förderliche Blendenzahl bis zu Abbildungsmaßstäben von etwa 1:1 größer als der Einstellbereich am Objektiv für die größte Blendenzahl. Im normalen „Alltagsbetrieb“ besteht also keine Gefahr, in die Problematik dieses Effekts zu geraten [22].

Fotografische Schicht des Films Körnigkeit Die Angabe der Körnigkeit in technischen Datenblättern für

Filme bezieht sich auf die entwickelte Schicht. Beim Entwickeln

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kann es bei bestimmten Entwicklern zu Kornzusammenballungen kommen, andere belassen das Korn in der gegebenen Größe, wieder andere machen aus dem vorhandenen Korn feinere Körner. Die Körnigkeit hängt daher auch von dem verwendeten Entwickler ab. Die gelegentlich geäußerte Aussage, daß gröberes Korn schärfere Bilder macht, beruht auf dem Schärfeeindruck und ist daher subjektiv. Sie kann hier weder erklärt noch bestätigt werden.

Auflösungsvermögen Das Auflösungsvermögen einer fotografischen Schicht wird

zum Beispiel durch die Anzahl der Linien/mm bestimmt, die, von einer Strichvorlage abgelichtet, noch als getrennte Linien erkennbar sind. Das Auflösungsvermögen wird durch die oben angeführte Körnigkeit beeinflußt. Der Filmtyp Agfaortho 25 hatte zum Beispiel ein Auflösungsvermögen von über 300 Linien/mm und eine um einen Faktor 2,5 geringere Körnigkeit als der Filmtyp Agfapan 400 mit einem Auflösungsvermögen von etwa 100 Linien/mm. Der Agfaortho 25 liefert damit fraglos wesentlich „schärfere“ Bilder als ein Agfapan 400.

Konturenschärfe Konturenschärfe beschreibt den durch Lichtstreuung

bedingten physikalischen Vorgang in der fotografischen Schicht, auf die eine scharf abgegrenzte Hell-Dunkel-Kante belichtet wird. Durch Beugung und Streuung des Lichts am Korn und durch Reflexion innerhalb der Schicht tritt eine mehr oder weniger starke Verbreiterung der abgebildeten Kante auf. Ihre Breite ist ein Maß für die Abnahme der Konturenschärfe.

Immerhin handelt es sich hierbei um eine den Schärfeindruck unmittelbar beeinflussende Komponente, die sich densitometrisch ermitteln läßt. Ungenügende Konturenschärfe verringert den Kontrast und hat damit, wie oben beschrieben, eine Minderung des Schärfeeindrucks zur Folge.

Kanteneffekt Der Kanten- oder Eberhard-Effekt beschreibt den

chemischen Vorgang bei der Entwicklung einer fotografischen Schicht, auf die eine scharf abgegrenzte Hell-Dunkel-Kante belichtet wurde. Die dunkle Seite der Kante verbraucht sehr viel Entwickler und holt sich dazu Nachschub auch von der hellen Seite der Kante, die sehr wenig Entwickler benötigt. Bei bestimmten Entwicklern und unter bestimmten Entwicklungsbedingungen wird durch diesen Vorgang die dunkle Seite der Kante schwärzer werden als der weiter von der Kante entfernte übrige dunkle Bereich und umgekehrt die helle Seite der Kante heller werden als der weiter von der Kante entfernte übrige helle Bereich. Der Hell-Dunkel-Eindruck und damit auch der Schärfeeindruck der Kante wird also durch diesen Effekt verstärkt.

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Fotopapier Auch das verwendete Fotopapier hat einen gewissen

Einfluß auf den Schärfeeindruck. Papiere mit glänzender Oberfläche haben gewöhnlich nicht nur einen geringfügig hören Dichteumfang als Papiere mit halbmatter, seidenmatter oder einfach matter Oberfläche, sondern sie vermitteln schon allein durch die höhere Reflexion der Oberfläche den Eindruck größerer Schärfe. Werden Fotopapiere hinter Glas präsentiert, verwischen sich diese Unterschiede.

Einen geringfügigen Einfluß hat darüber hinaus auch die Wahl der Papiergradation. Kopien von ein und demselben Negativ erscheinen umso schärfer, je höher die Gradation gewählt wird. Andererseits geht der Schärfeeindruck in dem Maße zurück, wie die Kopie dunkler abgezogen wird. Es besteht in geringem Umfang also die Möglichkeit, den Schärfeeindruck durch Maßnahmen beim Vergrößern zu beeinflussen.

Präsentation Die Präsentation fotografischer Exponate muß sorgfältig

geplant werden. Bei schlechter Beleuchtung sind alle Bemühungen des Fotografen vergebens gewesen. Reflexionen an der Papieroberfläche oder der Verglasung beeinträchtigen den Genuß des Betrachters. Reflexionsfreies Glas dagegen reduziert den Kontrast und damit den Schärfeeindruck. Neuerdings werden auch besondere Verglasungen angeboten, die durch eine Vergütung der Oberfläche nicht mehr zu starken Reflexionen des einfallenden Lichts zur Beleuchtung des Bildes neigen und dennoch den Kontrast nicht mindern. Helles Licht erhöht den Schärfeeindruck. Günstig sind Spotleuchten, die in sehr spitzem Winkel von der Raumdecke aus das Bild beleuchten. Durch den spitzen Winkel gelangen Reflexionen auf den Fußboden und nicht ins Auge des Betrachters.

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Kapitel 10

REINIGUNG VON GLASFLÄCHEN IN OPTISCHEN SYSTEMEN

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EINLEITUNG Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Glas und

besonders optisches Glas und allgemein solches, das in optischen Strahlengängen verwendet wird, zu reinigen. Die folgenden Hinweise sind Empfehlungen, für einen „klaren Durchblick“. Über die legendere Queen Victoria wird die amüsante und ihrer Zeit durchaus angemessene Geschichte kolportiert, daß sie überaus reinlich war: „Sie nahm jeden Monat ein Bad, ob es nötig war oder nicht. So reinlich war sie.“ Der Fotograf dagegen muß die Queen aus dem 19. Jahrhundert noch weit übertreffen und die entsprechenden Glasflächen nur berühren, wenn es wirklich nötig und nicht mehr zu umgehen ist. Dies ist die wichtigste Regel, die allen weiteren voranzustellen ist. Wenn dann aber eine Reinigung endlich erforderlich wird, so können die hier vorgeschlagenen Maßnahmen angewendet werden. Nicht alle Gläser haben eine solch harte Oberfläche wie die Frontlinse von guten Mikroskop-Objektiven oder Brillenglas. Daher muß bei einer Reinigung so behutsam und schonend wie irgend möglich vorgegangen werden.

EINTEILUNG Glasbauteile im optischen Strahlengang außer Objektiven und Filtern Dieses sind zum Beispiel Mattscheiben, Diapositivgläser,

Lupengläser, Gläser in der Filmbühne von Vergrößerungsgeräten, Streuscheiben, Linsen zur Lichtbündelung im Schwarzweiß-Vergrößerungsgeräten und in Projektoren.

Objektive und Filter Hierzu gehören alle Arten von Objektiven, optischen Filtern

zur Verwendung an Objektiven sowie Brillengläsern. REINIGEN VON GLASBAUTEILEN NACH 1.1 Geringe Verschmutzung Es erfolgt eine Naßreinigung wie unter 2.2 beschrieben,

jedoch entfällt die Vorwäsche. Starke Verschmutzung Liegt eine starke Verschmutzung vor, zum Beispiel der

durch Bakterienbefall oder durch Ausdünsten des Films entstandene Belag auf der Innenseite von Diapositivgläsern, so wird zuerst in handwarmem Wasser mit Geschirrspülmittel gewaschen (Vorwäsche), wobei die Glasflächen physikalisch mit Bürste, Lappen, Schwamm oder zwischen Daumen und Zeigefinger gereinigt werden. Anschließend wird mit klarem, handwarmem Wasser nachgespült.

Das Glasbauteil wird danach in eine Lösung von zum Beispiel 1 cm3 Mirasol 2000 antistatic von Tetenal in 1 Liter destilliertem Wasser getaucht (Hauptwäsche). Die Temperatur dieser Lösung sollte, um den nachfolgenden Trockenvorgang

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zu beschleunigen, 35 bis 40 °C betragen, die Verweilzeit des Glasbauteils in der Lösung etwa 3 Minuten.

Anmerkung – Mirasol 2000 antistatic ist ein Netzmittel von

Tetenal, das zusätzlich zu seiner benetzenden Wirkung eine antistatische Ausrüstung besitzt, durch die eine Staubanziehung der behandelten Gegenstände vermindert wird.

Schließlich wird das Glasbauteil in vertikaler Lage getrocknet. So werden zum Beispiel Diapositivgläser einfach in eine Diaschiene gestellt. Das Glasbauteil wird dazu aus der Mirasol-lösung entnommen und ohne Wischen und Berühren der kritischen Flächen tropfnaß zum Trocknen aufgestellt und der Trockenvorgang geduldig abgewartet.

REINIGEN VON GLASBAUTEILEN NACH 1.2 Einer berührungslosen Reinigung nach 3.1 ist immer der

Vorzug zu geben. Eine physikalische Reinigung nach 3.2 sollte nur ganz behutsam und möglichst selten angewendet werden.

Leicht haftende Verschmutzung Leicht haftende Verschmutzung besteht gewöhnlich aus

Staubpartikeln. Sie werden durch leichtes Pusten entfernt. Hilft dies nicht, so kann ein Gummipneu benutzt werden. Empfohlen wird in diesem Fall ein faustgroßer Pneu, der als Fotozubehör an jeder gut sortierten "Zubehörwand" angeboten wird. Abschließend wird die Linsenfläche angehaucht, was eine eventuell vorhandene statische Aufladung und damit Anziehung neuer Staubpartikel vermindert.

Leicht anhaftende Staub- oder Schmutzpartikel lassen sich, wenn das Pusten nicht hilft, mit einem besonders weichen und sauberen Pinsel entfernen. Hierfür eignet sich besonders gut ein Make-up-Pinsel, der von Zeit zu Zeit nach 2.2 gereinigt wird. Als weniger hilfreich haben sich die Bürsten erwiesen, die an kleinen Gummipneus angebracht sind. Diese Bürsten erzeugen Reibung und damit elektrostatische Aufladung. Irgendwann entwickelt jede dieser Bürsten die Tendenz, die Glasoberfläche eher zu verschmieren als zu reinigen. Diese Bürsten, mit oder ohne Pneu, werden daher nicht empfohlen.

Fest haftende Verschmutzung Bei fest haftender Verschmutzung wird zunächst immer mit

der Behandlung nach 3.1 begonnen, um lose haftende Fremdpartikel, die bei der nachfolgenden Anwendung gegebenenfalls zu Schleifspuren führen können, zu entfernen. Danach wird ohne großen Druck mit einem Reinigungstuch gesäubert. Ein solches Reinigungstuch wird zum Beispiel von Hama, Artikel-Nr. 5913, angeboten und ist allen anderen Textilien vorzuziehen. Ersatzweise kann ein sauberes Taschentuch aus ungestärktem Leinen oder Ähnliches verwendet werden. Nach dieser Reinigungsprozedur wird die Linsenoberfläche angehaucht. Von der Benutzung aller

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Reinigungspapiere für optisches Glas, wie sie der Handel anbietet, wird abgeraten. Flüssige Reinigungsmittel sollten nur im äußersten Fall und nur in sehr kleiner Menge angewendet werden. Spiritus und Reinigungsbenzin werden unbedingt ferngehalten.

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Kapitel 11

PHOTOGRAPHIK Schwarzweiß ohne Kamera

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EINLEITUNG Zu der Zeit, als zum Beispiel Agfa und Kodak ihre 6x9

Rollfilm-Boxen auf den Markt brachten, gab es viele Selbstverarbeiter, die von den entwickelten Negativen so genannte Kontaktabzüge auf dafür geeignetes Chlorsilber-Papier anfertigten. Das war entschieden billiger, als zum Fotografen zu gehen, und hatte zusätzlich den besonderen Reiz des eigenen Werks. Noch heute finden sich in so manchen alten Fotoalben Abzüge dieser Art. Insbesondere in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war für die junge Generation ein Vergrößerungsgerät unerschwinglich. Daher haben viele Hobbyfotografen ihre ersten zaghaften Schritte in die Schwarzweiß-Fotografie über den Kontaktabzug versucht.

Neben der Kenntnis des Umgangs mit den weinigen Fotochemikalien und Lösungen nebst den dazugehörigen kleinen Gefäßen, die hierfür erforderlich waren, benötigte der Fotograf eine Kassette für den Kontaktabzug. Dies war gewöhnlich ein kräftiger und eher klobiger Holzrahmen, dessen Frontseite aus einer Glasscheibe und dessen Rückseite aus einer Klappe bestanden. Diese Klappe war auf ihrer Innenseite mit einer Filzlage beschichtet, so daß die Klappe beim Schließen das in die Kassette gelegte Negativ und Fotopapier sanft aneinander drückte. Zum Belichten wurde die Kassette einfach gegen eine Lampe gehalten.

Es war aber auch möglich, anstelle eines Negativs zum Beispiel ein getrocknetes und glatt gepreßtes Blatt einer Pflanze in die Kassette zu legen und davon ein Bild herzustellen. Bei richtiger Belichtung waren die Strukturen des Blattes zu erkennen, und das Ergebnis konnte zum Beispiel, mit einem draufgeschriebenen Gruß versehen, ein Geschenk dekorieren. Die Kassette konnte also dazu benutzt werden, eine Fotografie ohne Kamera herzustellen. Das Ergebnis war eine negative Abbildung des belichteten Gegenstandes. Ihr besonderer Reiz bestand darin, daß sie, im Gegensatz zu den Negativen aus der Box, eine scharfe Zeichnung aufwies.

Das Prinzip dieser Technik sollte nicht in Vergessenheit geraten. Wird nämlich ein Vergrößerungsgerät als Beleuchtungseinrichtung zum Belichten des Objektes verwendet, so führt dies zu überzeugenden Ergebnissen in jeder beliebigen Größe. Verschiedene Beispiele für solche Photographik-Bilder wurden am 16. Oktober 2002 den Hamburger Leica Freunden präsentiert.

BEGRIFF Das fotografische Bild, das durch Schattenwurf des

abzubildenden Gegenstandes auf Fotopapier entsteht, wird als Photographik bezeichnet. Photographik bedeutet also fotografieren ohne Kamera. Dazu wird eine Bildvorlage, das abzubildende Objekt, auf Fotopapier gelegt und mit einer geeigneten Beleuchtungseinrichtung angestrahlt und belichtet.

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Der Schattenwurf des Objekts erzeugt auf dem Fotopapier ein negatives Bild der Vorlage etwa im Maßstab 1:1.

BELEUCHTEN UND BELICHTEN Für eine gute Photographik sind eine einheitliche

Beleuchtungsstärke über das ganze Bild sowie eine definierte Belichtung erforderlich. Diese Voraussetzungen erfüllt jedes gute Vergrößerungsgerät, das mit einer Schaltuhr versehen beziehungsweise gekoppelt ist. Dabei ist die Blendenöffnung des Objektivs die für die Photographik erforderliche Lichtquelle, die bei hinreichendem Abblenden, zum Beispiel auf Blendenzahl 8, punktförmig ist. Eine solche Lichtquelle erzeugt einen scharf umrissenen Schattenwurf des beleuchteten Gegenstandes und somit in unserem Fall eine „gestochen“ scharfe Abbildung des Objektes auf dem Fotopapier. Dabei ist es unerheblich, ob sich der Gegenstand platt auf dem Fotopapier oder räumlich ausgedehnt darüber befindet. Daher entfällt auch die Anwendung einer Kassette oder Glasscheibe zum Andrücken. Alle erforderlichen fotochemischen Arbeiten erfolgen in Anlehnung an Kapitel 3.

Auf der Photographik erscheinen dem Betrachter Bereiche des Objektes, die weniger durchscheinend sind, im Vordergrund, stärker durcheinende dagegen im Hintergrund. Dadurch vermittelt das Bild der Photographik einen räumlichen Eindruck. Unter dem Vergrößerungsgerät kann das Papierformat in der Größe des Objekts gewählt werden. Es können also mit Hilfe des Vergrößerungsgerätes Photographiken in jeder beliebigen Größe und in hervorragender Schärfe angefertigt werden. Bei ersten Versuchen sollte der Kopierumfang des Fotopapiers normal bis groß gewählt werden, also zum Beispiel Papier der Gradation 2.

„HYBRIDTECHNIK“ Das Vergrößerungsgerät erlaubt ferner, dem Schattenwurf

des Objekts ein Bild zu überlagern. Dazu wird in gewohnter Weise zum Beispiel ein hierfür geeignetes Negativ in die Filmbühne gelegt und gleichzeitig mit dem Schattenwurf des Objekts abgebildet. Anstelle des Negativs kann auch die Struktur eines durchscheinenden Gewebes abgebildet werden, indem zum Beispiel ein Abschnitt aus Tüllgewebe oder eines Seidenstrumpfes in die Filmbühne gelegt wird. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Text in angepaßter Größe auf Klarsichtfolie zu kopieren und diese Folie unter das Objekt auf das Fotopapier zu legen.

BEISPIELE Die genannten Möglichkeiten und die folgenden

Bildbeispiele zeigen, daß es eine große Vielzahl von Anwendungen und Kombinationen gibt, die das „Schattenspiel Photographik“ zu einer reizvollen Variante der Fotografie machen, bei der jedes Bild ein Unikat ist.

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Bild 1 Gräser, wie sie an jedem Wegrand wachsen

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Bild 2 „Lose-Blatt-Sammlung“

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Bild 3 Schilf

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Kapitel 12

BILDBETRACHTUNG Kennzeichnung und Beurteilung

von fotografischen Bildern

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EINLEITUNG Im Zusammenhang mit einem Referat über Bildbetrachtung

vor den Hamburger Leica Freunden, das gemeinsam mit dem Fotograf und Mitglied Helge Johannsen gehalten wurde, ist dieser Beitrag entstanden, der gleichzeitig zu einem Bewertungsschema für den jährlich abgehaltenen internen Wettbewerb der Hamburger Leica Freunde führte. Dazu haben wir versucht, eine gewisse Systematik in das gestellte Thema zu bringen, und an Beispielen erläutert.

KENNZEICHNUNG Eine fotografische Kopie, kurz ein Bild, kann

allgemein dadurch gekennzeichnet werden, daß es einem bestimmten fotografischen Thema zugeordnet wird, zum Beispiel

Landschaftsfotografie; Architektur-Aufnahmen; technische Dokumentation; Tierfotografie; Pflanzen-, Blumen-, Blüten-Fotos; Sportfotografie; Allgemeine Reportage; Reisereportage; Urlaubsfotos; Schnappschuß; Objektfotografie; Werbefotografie; Portraitaufnahmen; Aktaufnahmen; Reproduktion; künstlerische Komposition. eitere Themen oder Unterthemen sind denkbar. Auch kann

ein Bild mehreren Themen gleichzeitig zugeordnet werden. So bleibt natürlich die Reproduktion einer Portraitaufnahme immer auch eine Portraitaufnahme; und die Aufnahme des mißlungenen Salto vom Fünf-Meter-Brett ist nicht nur Sportfotografie sondern auch Schnappschuß.

Eine entsprechende Zuordnung ist für eine Beurteilung des Bildes hilfreich, denn die Anwendbarkeit der nachfolgend vorgeschlagenen Beurteilungsbereiche und -kriterien hängt auch davon ab, welchem der oben genannten Themen ein Bild zugeordnet wird. So ist zum Beispiel bei einer technischen Dokumentation der Gesichtspunkt der Ästhetik von eher untergeordneter Bedeutung. Andererseits gibt es Bilder, die keinem dieser Themen zugeordnet werden können, die nur Bild als Komposition aus Licht und Schatten, Schwarz und Weiß oder Farbe sein sollen. Hierbei dient das fotografische Objekt nur diesem Zweck, nicht seiner irgendwie gearteten Darstellung. Für diesen Fall haben wir oben das Thema künstlerische Komposition vorgeschlagen.

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BEURTEILUNG Sicher sind fototechnische Geräte und Filme etwas anderes

als die Bilder, die bei ihrer Anwendung entstehen. Dennoch müssen auch bei der Beurteilung von Bildern ähnlich wie bei der von technischem Gerät gewisse Kriterien zugrunde gelegt werden, damit der Betrachter zu einer halbwegs objektiven Aussage gelangt, über die er sich damit vor allem auch selbst Rechenschaft ablegen kann. Naturgemäß hat das Element der Vorliebe oder Abneigung bei Bildern ein wesentlich größeres Gewicht als bei technischem Gerät, kann aber durch die Anwendung von Beurteilungskriterien in Grenzen gehalten werden. Für die Beurteilung eines Bildes können zum Beispiel die folgenden fünf Bereiche herangezogen werden, wobei jeder Bereich eine Reihe von Kriterien enthalten kann.

Aufmachung und Präsentation Hiermit werden die äußeren Bedingungen beurteilt, die ein

Bild präsentabel machen, zum Beispiel Bildgröße Hoch- oder Querformat; Art und Farbe des Passepartouts; Art und Farbe des Rahmens; Bildunterschrift und Bildtitel. Technische Ausführung Hiermit wird beurteilt, ob eine handwerklich saubere Arbeit

vorliegt, zum Beispiel Zustand der Bildoberfläche; Durchzeichnung der Lichter und der Schatten; Schärfeeindruck; Grobe Bildfehler. Wahl der Stilmittel Die bei der Aufnahme angewendeten Stilmittel haben einen

erheblichen Einflüß auf das Ergebnis. Hiermit wird beurteilt, ob solche Stilmittel erfolgreich angewendet wurden, wie zum Beispiel

Schwarzweiß oder Farbe; Hoch- oder Querformat; Kontrastumfang; Beleuchtung und Beleuchtungswinkel; Gegenlicht; Schärfe und Unschärfe (gemeint ist die Einstellschärfe); Filterwirkung; Brennweite; Blickwinkel (Aufnahmestandpunkt); Perspektive (Aufnahmeabstand).

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Auch die Wahl des Fotopapiers sowie die Verarbeitungstechnik können das Ergebnis nachhaltig beeinflussen, zum Beispiel

Bildoberfläche; Tonung; Verfremdung. Schließlich soll die Möglichkeit der Nachbearbeitung auf

dem PC wird dazu gerechnet. Komposition und Ästhetik Oftmals ist den Architekten rechtzeitig vor der Anfertigung

eines Entwurfes das Gefühl für Ästhetik abhanden gekommen, wie zum Beispiel jener Generation von Architekten, die unsere Innenstädte in den späten 60ern mit den langweiligen und unpassenden Fassaden der Gebäude für Banken und Sparkassen so hübsch „verschmückt“ haben. Dennoch kann ein späteres Bild von dem betreffenden Objekt doch durchaus hohen ästhetischen Wert ausstrahlen, ähnlich wie manche Bilder von Ruinen, Trümmern und dergleichen. Wir müssen daher deutlich zwischen der Ästhetik des Objektes und der des Bildes unterscheiden. Nur letzteres ist hier von Bedeutung. Insbesondere solche Bilder, die nicht nur für kurze Zeit zum Beispiel in einer Ausstellung exponiert werden, sondern die, vielleicht auch an der eigenen Wand, für längere Zeit Gefallen erregen sollen, müssen bestimmte Anforderungen an Komposition und Bildaufbau erfüllen, zum Beispiel

Verteilung von Hell und Dunkel und/oder von Schwarz- und Weiß; Verteilung und Abstimmung der Farben; Bildaufbau, -einteilung und -schwerpunkt; Vordergrund; Goldener Schnitt; Horizont bei Landschaftsaufnahmen; Perspektive und Fluchtpunkt. BILDAUSSAGE Bilder können so nichtsagendend sein, daß sie übersehen

werden, weil sie so unauffällig sind. Bilder können aber auch förmlich ins Auge springen und dennoch einfach schlecht oder geschmacklos sein. Sie können aber auch gut und trotzdem auffallend sein. Irgendwo zwischen diesen Grenzen liegt die Aussagekraft eines Bildes. Seine Beurteilung hängt aber zusätzlich und deutlich vom subjektiven Empfinden des Betrachters ab. Dabei sollte der gegebenenfalls vorhandene persönliche Erinnerungswert nicht berücksichtigt werden.

BEWERTUNG Jetzt kann versucht werden, den Inhalt dieser Betrachtung

für eine Bewertung auch bei einem Fotowettbewerb zu verwenden und ihn zum Beispiel in Form eines

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Bewertungsschemas nach Tabelle 1 einer „Jury“ als Rüstzeug zu geben. Dabei seien zum Beispiel insgesamt höchstens 100 Punkte zu vergeben. Mit der unterschiedlichen Begrenzung der höchsten zu vergebenden Punktzahlen für die einzelnen Bereiche wird jedem Bereich eine bestimmte Gewichtung beigemessen, zum Beispiel der Aufmachung des Bildes höchstens 10 Punkte entsprechend 10% oder der Komposition und Ästhetik höchstens 30 Punkte entspr3echend 30% von insgesamt 100 zu vergebenden Punkten.

Tabelle 1 - Bildbewertung Bereich Punkte max Aufmachung 10 Technische 20 Ausführung Stilmittel 25 Komposition und Ästhetik 30 Bildaussage 15 Summe maximal 100

ZUSAMMENFASSUNG Es kann jetzt geschehen, daß der Betrachter eines Bildes,

der sich etwa an das hier vorgeschlagene Schema hält und dabei zu einer sehr guten Beurteilung kommt beziehungsweise kommen muß, dieses Bild womöglich im tiefen Grunde seines Herzens überhaupt nicht leiden kann. Er würde sogar bei Betrachtung des Bildes nach Ablauf einer gewissen Zeit und bei gleichem Vorgehen wieder zu einem etwa gleichen Ergebnis kommen, nämlich eine gute Beurteilung eines Bildes, an dem er eher mäßigen Gefallen findet.

Die Beurteilung eines Bildes ohne Kenntnis und Anwendung unseres oder eines ähnlich gestrickten Schemas wird gelegentlich und etwas respektlos als eine Beurteilung aus dem Bauch bezeichnet. Nun reagiert unser Bauch auf Schreck und Angst, aber auch auf Lust und ähnliche Gefühle. Bei dem Bild aber sind es mehr unsere Sinne, die visuellen zumal, sowie Empfindungen und Erinnerungen, die das Bild in uns weckt. Und die können gut oder übel sein oder auch gar nicht stattfinden. Entsprechend wird unsere Beurteilung ausfallen.

Ziel des vorgeschlagenen Schemas ist es also, dem Betrachter zu helfen, die große subjektive Komponente in seiner Beurteilung eines Bildes zugunsten einer mehr objektiven Beurteilung zurückzudrängen. Je mehr ihm das gelingt, umso mehr wird gleichzeitig auch die Reproduzierbarkeit seiner Aussage gestärkt.

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Schließlich hat Helge Johannsen im Portfolio seiner Fachliteratur einen Beitrag unbekannter Herkunft und von unbekanntem Autor zu diesem Thema gefunden.

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Freie Seite für persönliche Notizen

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Freie Seite für persönliche Notizen

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LITERATURHINWEISE [1] Jost J. Marchesi, Handbuch der Fotografie,

Band 1,Seite 133,Verlag Photografie AG, Schaffhausen, 1993,ISBN 3-7231-0024-4.

[2] Jürgen Richter, Meßmultis und Minimalisten, 35 Belichtungsmesser, Marktübersicht und Kaufberatung, Color Foto 4/99, Seiten 36 bis 41.

[3] Henk Roelfsema, Das Zonensystem, Verlag Photographie AG, Schaffhausen, 1990, ISBN 3-7231-0003-X.

[4] Jost J. Marchesi, Handbuch der Fotografie, Band 2, Seite 40, Verlag Photographie AG, Schaffhausen, 1995, ISBN 3-7231-0025-2.

[5] Schwarzweiß-Filme im Überblick, COLOR FOTO 4/2002, Seite 56. [6] Brenner Foto-Versand, Mooslohstraße 60, 92 673 Weiden,

Telefon 0961.6706050. [7] Udo Raffay, Sammlung fotografischer Rezepte, 3. Auflage 1987,

Fototechnischer Beratungsdienst der CG-Chemie GmbH, Hamburg, ISBN 3-980107-0-8.

[8] Jost J. Marchesi, Handbuch der Fotografie, Band 2, Seite 122 ff, Verlag Photographie AG, Schaffhausen, 1995, ISBN 3-7231-0025-2.

[9] Milha Podlogar, Belichtungsmesser und Kameras mit eingebautem Belichtungsmesser (deutsch und englisch), Chronologie von 1818 bis 1970, Campe Verlag, 1996, ISBN 961-90338-0-9.

[10] Jost J. Marchesi, Handbuch der Fotografie, Band 2, Seite 40, 1995, Verlag Photographie AG, Schaffhausen, ISBN 3-7231-0025-2.

[11] Walter Buddelmann, Richtig entwickeln, Praxis der SW-Verarbeitung, Dezember 1990, Tetenal Photowerk GmbH+Co, Norderstedt.

[12] Andreas Beck, Vorsatzlinsen, Photographie 4/1995, Seite 45. [13] Handbuch des Leica Systems, Leica Camera AG, Solms,

1999/2000. [14] Thomas Forster, Alle Makroaufnahmegeräte für KB, Foto & Labor,

Nr. 5, 1995, Seite 36. [15] Jürgen Richter, Nahaufnahmesysteme, Teil 1, Color Foto 5/99,

Seite 38. [16] Jürgen Richter, Nahaufnahmesysteme, Teil 2, Color Foto 6/99,

Seite 50. [17] Fritz Rauschenbach, Natur im Bild, Photographie 4/95, Seite 90. [18] Wilhelm H. Westphal, Physik, Springer-Verlag, 1948. [19] R.W. Pohl, Optik und Atomphysik, Springer-Verlag, 1958. [20] Günter Osterloh, LEICA M, Hohe Schule der Fotografie, Umschau

Verlag, 1985, ISBN 3-524-68017-8. [21] Klaus Paysan, Naturfotografie für jedermann, Franckh'sche

Verlagshandlung, 1966. [22] Jost J. Marchesi, Handbuch der Fotografie, Band 1, Verlag

Fotografie, 1993, Seite 191, ISBN 3-7231.0024-4. [23] Erwin Puts, Leica Lens Compendium, Hove Books limited, 2001,

Seite 14, ISBN 1-897802-17-x.

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Nachtrag 1 Automatische Belichtungsmessung

Ergänzung zu Kapitel 3 Meßprinzip Die Messung der Belichtungszeit mit einem

Laborbelichtungsmesser auf dem Grundbrett unter dem Vergrößerungsgerät ist ein Vorgang ähnlich der Spot-Messung, wie wir sie von der Belichtungsmessung bei der Aufnahme kennen. Wird jetzt ein geeignetes Streufilter dicht unter dem Objektiv in den Strahlengang zwischen Objektiv und Bild geschwenkt, so ergibt sich eine Art mittenbetonte Integralmessung, wenn das Auge des Belichtungsmessers etwa in die Mitte des Bildes gelegt wird. Auf diesem Meßprinzip beruht die automatische Belichtungsmessung bei Vergrößerungsarbeiten in der Dunkelkammer.

Technische Voraussetzungen Für Vergrößerungen bis zum Format 13 x 18 bietet sich die

so genannte automatische Belichtungsmessung an. Benötigt wird dazu ein moderner Laborbelichtungsmesser, der eine Kalibrierung auf die Empfindlichkeit des zu verwendenden Papiers gestattet und der mit einem Schaltgerät gekoppelt ist, so daß die gemessene Belichtungszeit gleich durch Knopfdruck ausgelöst werden kann. Solch ein Belichtungsmesser gehört ohnehin zur Standardausrüstung einer Dunkelkammer und isr daher gewöhnlich vorhanden. Ferner ist eine Streuscheibe erforderlich. Praktisch alle Vergrößerungsgeräte, auch die hoch aufgerüsteten „High-end“-Einrichtungen, besitzen dafür eine unter dem Objektiv angebrachte, einschwenkbare Blende, die lieferseitig meistens mit einer Rotlichtfilterscheibe bestückt ist. Dieses Rotfilter ist weitgehend überflüssig und wird für den hier beschriebenen Vorgang durch eine transparente, nicht zu dünne Plastikfolie ersetzt, die als Streuscheibe dient. Beim Zeichenbedarf ist eine geeignete Folie dieser Art erhältlich, aus der die Streuscheibe mittels einer Schere zu passender Form ausgeschnitten werden kann.

Kalibrierung Hierzu wird ein Negativ mit mittlerem Kontrast gewählt und

mit Hilfe von Probestreifen die richtige Belichtungszeit ermittelt. Anschließend wird bei gleichbleibender Einstellung der Höhe des Vergrößerungsgerätes und der Blende des Objektivs die Streuscheibe eingeschwenkt und der Belichtungsmesser so kalibriert, daß er die vorher ermittelte Belichtungszeit anzeigt. Das Meßauge wird dabei etwa in die Mitte des Bildes gelegt. Der Vorgang der Ermittlung der richtigen Belichtungszeit des Testbildes sowie der Kalibrierung muß sehr sorgfältig vorgenommen werden, da hiervon die erfolgreiche Anwendung des Verfahrens abhängt. Die ermittelte Empfindlichkeitseinstellung des Belichtungsmessers wird

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zweckmäßig auf der Packung des Fotopapiers notiert und muß dann bei späteren Arbeiten nicht nochmals ermittelt werden.

Anmerkung - Im Gegensatz zu der Wortwahl in einigen

Bedienungsanleitungen wird der Belichtungsmesser nach obiger Methode nicht geeicht, sondern auf das zu verwendende Papier kalibriert. Meßgeräte werden auch werkseitig nicht geeicht, sondern im Rahmen der festgelegten Fertigungstoleranzen justiert. Weil das auch häufig zum Beispiel in Japan oder Taiwan geschieht, begegnen wir dem Übersetzer mit der gebotenen Nachsicht.

Belichtung Für die Belichtung eines Negativs wird die gewünschte

Blendenzahl eingestellt und zunächst die Streuscheibe eingeschwenkt. Das Auge des Belichtungsmessers wird etwa in die Mitte des Bildes gebracht. Der Abgleich des Belichtungsmessers führt jetzt automatisch zu der richtigen Belichtungszeit für das Bild, und die Streuscheibe wird ausgeschwenkt. Der Vorgang der Formatausrichtung beim jeweils nächsten Bild, des Abgleichs des Belichtungsmessers, das einlegen des Papiers sowie seiner Belichtung nimmt kaum mehr als 30 s in Anspruch. So können in etwa 20 Minuten die 36 Negative eines Kleinbildfilms zum Beispiel auf das Postkartenformat 10 x 15 kopiert werden. Die Papiere können anschließend gleichzeitig oder in Portionen in einer entsprechend großen Entwicklerschale entwickelt werden.

Das Verfahren arbeitet bei Formaten bis 10 x 15 verblüffend zuverlässig und liefert nahezu optimale Kopien. Dies gilt weitgehend auch noch für das Format 13 x 18. Bei größeren Formaten sollte, schon aus Kostengründen, der erhaltene Meßwert zunächst mittels Probestreifen überprüft werden. Aber selbst dann, wenn eine Korrektur erforderlich ist, wird die „Probierzeit“ bei großen Formaten durch dieses Verfahren erheblich abgekürzt.

Zusammenfassung Wer mit einer Kleinbildkamera, die womöglich noch mit

einem Motorwinder ausgestattet ist, zum Beispiel auf Reisen schwarzweiß fotografiert, hat schnell mehr Filme belichtet, als ihm später in der Dunkelkammer zur weiteren Verarbeitung lieb ist. Die automatische Belichtungsmessung mittels Streuscheibe und kalibrierbarem Laborbelichtungsmesser reduziert die erforderliche Arbeitszeit erheblich. Für Formate bis 10 x 15 ist die automatische Belichtung mit Streuscheibe und mittenbetonter Integralmessung einer Mehrpunktmessung ohne Streuscheibe deutlich überlegen. Dies gilt insbesondere auch für die Reproduzierbarkeit, da die subjektiv beeinflußte Auswahl der Meßpunkte entfällt.

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Nachtrag 2 Zum Unschärfekreis

Juni 2003 Ergänzung zu Kapitel 8 Herleitung In Kapitel 8 wird gezeigt, daß sich der größte zugelassene

Durchmesser des Unschärfekreises auf dem Negativ aus zwei einfachen Forderungen herleiten läßt, nämlich aus dem Auflösungsvermögen des menschlichen Auges und einem Mindestabstand bei der Betrachtung eines Bildes. Das Auflösungsvermögen des Auges beträgt 1’ (eine Winkelminute), und als Mindestabstand bei der Betrachtung eines Bildes wird eine Entfernung in Größe der Bilddiagonale angenommen. Bei der Bertachtung werden zwei Bildpunkte noch als getrennte Punkte erkannt, wenn für ihren Abstand r von einender gerade

r/D = tan 1’ gilt. Hierin ist D die Bilddiagonale. Für das Negativ gelten

die gleichen Verhältnisse, so daß r’/d = tan 1’,

wenn r’ der r entsprechende Abstand auf dem Negativ und d die Diagonale des Negativs ist. Daraus ergibt sich

r = 0,000 291D und

r’ = 0,000 291d

Durchmesser Das folgende Bild 1 zeigt zwei Punkte, die diesen

Abstand r voneinander haben (a). Sie werden unter den oben gegebenen Annahmen als getrennte Punkte wahrgenommen. Im Falle einer unscharfen Abbildung erscheinen die Punkte auf dem Bild als Unschärfekreise. Ist deren Durchmesser etwa 2r, so können sie gerade noch als zwei getrennte Punkte erkannt werden (b). Werden die Unschärfekreise noch größer, so verlaufen sie ineinander, und das Auge erkennt nur noch einen unscharf abgebildeten Punkt (c). Hiermit wird veranschaulicht, warum 2r’ als größter zugelassener Durchmesser für den Unschärfekreis auf dem Negativ angenommen wird.

Berechnung Aus Abschnitt 1 ergibt sich damit für den größten

zugelassenen Durchmesser für den Unschärfekreis auf dem Negativ

2r’ = 2(0,000 291d) ≈ d/1 700 Für das Kleinbildformat mit d = 42 mm ergibt sich

2r’ = 0,024 mm, für das 6x6-Format mit d = 82 mm 2r’ = 0,048 mm.

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Sonderfälle Der kleinste bequeme Betrachtungsabstand für ein

normalsichtiges, gesundes Auge beträgt etwa 250 mm, ist also deutlich größer als die Diagonalen kleinerer Formate wie 6x9, 9x12, 10x15 oder 13x18. Hierfür wird vom Kleinbildnegativ ein Vergrößerungsfaktor von 3 bis 5 benötigt. Für d können wir also etwa 250/5 bis 250/3 setzen und erhalten für diese kleinen Formate einen zulässigen Durchmesser für den Unschärfekreis im Bereich von 0,03 bis 0,05 mm.

a b r c Bild 1 – Paare von Unschärfekreisen unterschiedlicher

Größe auf dem Bild Umgekehrt verhält es sich, wenn Ausschnitte aus dem

Negativ auf große Formate vergrößert werden sollen. In diesen Fällen muß für d die Diagonale des Ausschnittfeldes eingesetzt werden. Der zulässige Durchmesser für den Unschärfekreis wird also entsprechend kleiner, so daß erkennbare Unschärfe dort auftritt, wo sie bei Vergrößerung vom vollen Negativformat noch nicht aufgefallen war. Ist dieses Vorgehen von Anfang an geplant, so muß bei der Aufnahme um eine oder zwei Blendenstufen weiter abgeblendet werden, um den Schärfentiefenbereich entsprechend zu vergrößern.

Beispiele für Herstellerangaben Leitz Bei Ernst Leitz beziehungsweise Leica Camera wird

spätestens seit 1930 mit der Einführung der auswechselbaren Objektive auf der Objektivfassung eine Gravur der Schärfentiefe angebracht. Bis auf den heutigen Tag beruhen alle diese Gravuren und auch die von Leitz oder Leica herausgegebenen Tabellen für die Schärfentiefe auf dem

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Betrag 0,03 mm für den größten zulässigen Durchmesser für den Unschärfekreis.

Als Barnack wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg seine Leica-Prototypen konstruierte, die dann erst 1925 zur Serienproduktion der Leica führten, war bereits der Rollfilm auf dem Markt, der zurammen mit Billig-Boxen das Format 6x9 weltweit populär machte, die als eigentlicher Wettbewerb zur Leica mit dem Kinofilm angesehen werden mußten. Sicher hat das Seitenverhältnis 1:1,5 des Rollfilm-Formats 6x9 die Wahl des Formats 24x36 beeinflußt. Um allerdings auf Bilder der Größen 6x9 bis 13x18 zu gelangen, mußte mit Vergrößerungsfaktoren von 3 bis 5 vergrößert werden. Bei einem angenommenen optimalen Betrachtungsabstand von 250 mm und einem Vergrößerungsfaktor 5 ergibt sich analog zu oben für den größten zulässigen Durchmesser für den Unschärfekreis auf dem Film ein Betrag von (250/5)/1700 = 0,029, gerundet 0,03 mm. So oder so ähnlich werden die Überlegungen gewesen sein, die zur Entscheidung für diesen Referenzwert bei Leitz führten [23].

Allerdings verwendet Leica Camera in der dem Balgeneinstellgerät R BR2 beiliegenden Tabelle für den Schärfentiefenbereich den „Zerstreuungskreis“ 1/30 = 0,033 mm. Die Tabellenwerte sind in Übereinstimmung mit Gleichung 23.

Rollei Bei Rollei wird für die Rolleiflex SL 66 SE in der

Bedienungsanleitung für den Durchmesser des Unschärfekreises, hier noch Zerstreuungskreis genannt, ein Betrag von 0,056 mm als Grundlage der Gravuren angegeben. Das entspricht einem Faktor 1 430 (= 80/0,056).

Für die Rolleiflex 2,8 F gibt Rollei in der Bedienungsanleitung eine Tabelle für die „Tiefenschärfe“ mit dem Hinweis: Zerstreuungskreis wahlweise f/1 700 oder f/2 400. Das entspricht wegen f = 80 mm im ersten Fall 0,047 mm, im zweiten Fall der verschärften Bedingung 0,033 mm für den Durchmesser des Unschärfekreises. 1 700 und 2 400 unterscheiden sich um den Faktor √2, was genau einer Blendenstufe entspricht. Rollei empfiehlt also im Falle der Rolleiflex 2,8 F, für größere Schärfentiefe um eine Blendenstufe weiter abzublenden, als auf der Gravur angegeben ist.

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Nachtrag 3 Die „Regenrinne“, Entwicklungsgefäß

für sehr große Vergrößerungen Ergänzung zu Kapitel 3 Begriff Unter sehr großen Vergrößerungen verstehen wir Abzüge

vom Negativ im Format 40 x 50 und größer. Das größte im Handel erhältliche fertig geschnittene Papier hat das Format 50 x 60. Falls größere Poster angefertigt werden sollen, kann dafür fotografisches Papier als Rollenware unterschiedlicher Breite ab 61 cm und gewöhnlich in Längen von 30 m über den Fachhandel bezogen werden.

Aufgabe Nun wird auch der ambitionierte Fotoamateur, also der

Fotograf, dessen Existenzgrundlage nicht die Fotografie ist, das Format 50 x 60 kaum überschreiten. Tatsächlich werden Formate von 40 x 50 und darüber eher selten und vor allem nicht in größerer Menge anfallen. Im folgenden wird vorgeschlagen, wie in diesen Fällen mit sehr wenig Entwicklerlösung gleichermaßen ökonomisch und ökologisch günstig vorgegangen werden kann.

Entwicklungsgefäße Elektromechanische Maschine Wir haben bereits in Kapitel 3 darauf hingewiesen, daß

elektromechanisch betriebene trommelähnliche Behälter für die gelegentliche Benutzung durch den Amateur finanziell kaum vertretbar sind, und wollen sie auch hier ausschließen.

Schwamm Es hat sich ferner gezeigt, daß das Auftragen der

Entwicklerlösung und die Benetzung des Papiers mittels Schwamm oder ähnlichem „Werkzeug“ in den nachfolgenden Prozessen gewöhnlich zu einer üblen und wenig ökologischen Panschrei führt.

Entwicklerschale Eine Entwicklungsschale für das Format 50 x 60 muß

mindestens mit vier, besser mit fünf Litern Entwicklerlösung befüllt werden, damit die Kopien hinreichend eingetaucht und benetzt werden können. Aus den Verarbeitungshinweisen lernen wir, daß die Ergiebigkeit von gebrauchsfähiger Entwicklerlösung, zum Beispiel einer Lösung von Eukobrom 1+9, etwa 2 m² je Liter beträgt. Das entspricht sechs bis sieben Kopien des Formats 50 x 60. Diese Anzahl bedeutet die intensive Arbeit eines langen Nachmittags. Besteht danach kein weiterer Bedarf, so muß die Entwicklerlösung, mit der noch etwa 25 weitere Großkopien angefertigt werden könnten, wegen der begrenzten Haltbarkeit verworfen werden.

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Regenrinne Wird jetzt zur Aufnahme der Entwicklerlösung ein schmales

und genügend langes trogähnliches Gefäß verwendet, so kann der mit Haushaltsgummihand-schuhen bewehrte Fotograf die Kopie an beiden Schmalseiten greifen und senkrecht auf und ab durch die Lösung ziehen. Als Trog bietet sich ein Abschnitt einer Plastik-Regenrinne an.

Deckplatte, Spanplatte weiß, verbindet zwei Träger Holzleiste 5x25 mm Träger, 18 mm Sperrholz Regenrinnen-Abschnitt Entwicklerschale 50x60 cm

Bild 1 – „Katamaran“, ein Beispiel für eine mögliche Anordnung

Diese Regenrinnen sind in jedem Baumarkt zu beziehen. Sie sind weitgehend beständig gegen Säuren und Laugen, und die zugehörigen Endverschlußstücke dichten die Rinne mittels eingelegter Silikonschnur vollständig ab. Regenrinnen gibt es in verschiedenen Breiten und Längen. Für unsre Zwecke wird ein Stück von 1 m Länge und 10 cm Breite mit zwei Endverschlußstücken empfohlen. Die Rinne wird auf etwa 55 cm gekürzt und mit den Endverschlußstücken versehen. Sie wird in eine Entwicklungsschale für das Format 50 x 60 an eine Längsseite gestellt und in geeigneter Weise fixiert. Sie ist mit etwa 1 Liter Entwicklerlösung ausreichend gefüllt, um den Entwicklungsvorgang, wie oben angedeutet, zu ermöglichen. Eine zweite, gleiche Rinne wird auf die gegenüberliegende Seite in die Entwicklungsschale gestellt und mit Stoppbad-Lösung befüllt. Siehe hierzu Bild 1.

Fixierbad Da die gebrauchsfertige Fixierbadlösung über einen langen

Zeitraum haltbar bleibt, kann eine größere Menge vorgehalten werden und die Fixage der Großkopien in gewohnter Weise in einer Schale erfolgen.

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Einfluß Abfluß Ausfluß Überfluß Überschuß

Bild 2 – Fließdiagramm „Regenrinne“

Ausschuß

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NACHTRAG 4 Ergiebigkeit von Arbeitslösungen

Ergänzung zu Kapitel 3 Die Angaben auf den Gebinden für Fixierbad und

Entwicklerlösung überlassen dem Fotografen die Entscheidung über die gewünschte oder notwendige Konzentration der Arbeitslösung, von der die Ergiebigkeit abhängt. Die Angaben über die Ergiebigkeit sind nicht in jedem Fall eindeutig, so zum Beispiel auch nicht für den Papierentwickler Eukobrom von Tetenal. Die erforderliche Konzentration von Einmal-Filmentwicklern wird eingehend in Kapitel 5 beschrieben. Hier werden die Flüssigkonzentrate Fixierbad Superfix Plus und der Papierentwickler Eukobrom von Tetenal behandelt.

Fixierbad Superfix Plus von Tetenal Die folgenden Angaben und Tabellen verschaffen eine schnelle

und einfache Übersicht für die Wahl des Mischungsverhältnisses und die Kontrolle über die Ergiebigkeit der angesetzten Arbeitslösung. Für Filme mit T-Kristall-Technologie wird eine Verdünnung von 1 + 6 empfohlen, für herkömmliche Filme eine Verdünnung von 1 + 9. Für Papiere wird eine Verdünnung von 1 + 9 empfohlen. Sie entspricht einer Ergiebigkeit von etwa 1,4 m²/l Arbeitslösung.

Die folgenden Tabellen dienen der Orientierung und gegebenenfalls der Planung für die Menge des Ansatzes der Arbeitslösung. Bei Fixierbadlösungen kann zusätzlich mittels Fixierbadprüfer der Verbrauchszustand der Lösung kontrolliert werden. Nahezu erschöpfte Fixierbadlösungen sollten nicht mehr für längere Zeit aufbewahrt werden, da sie durch Ausfall von Silber verderben können.

Tabelle 1 - Ergiebigkeit von 1 Liter Arbeitslösung

für KB-Filme und Rollfilme im Fixierbad

Verdünnung Zahl der Filme 1 + 3 18 1 + 6 12 1 + 9 6 143 ml Konzentrat mit Wasser aufgefüllt auf 1 l ergibt eine

Verdünnung von 1 + 6, und 100 ml Konzentrat mit Wasser aufgefüllt auf 1 l ergibt eine Verdünnung von 1 + 9.

Papierentwickler Eukobrom von Tetenal Auch bei Eukobrom kann durch Erhöhung der Konzentration,

zum Beispiel bei einer Verdünnung von 1 + 3, eine hohe Ergiebigkeit der Arbeitslösung erzielt werden. Wegen der unvermeidbaren „Abtropfverluste“, nämlich dem Untergang von Entwicklerlösung im Stoppbad, wird empfohlen, die klassische Verdünnung von 1 + 9 zu wählen.

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Die Ergiebigkeit der Arbeitslösung beträgt etwa 2 m²/l. Die Angabe auf dem Gebinde „...bis 5 m²/l“ ist verwirrend. Sie bezieht sich auf eine Verdünnung von 1 + 3, was nicht dazugeschrieben wird (Telefongespräch mit Herrn Buddelmann von Tetenal am 2.4.2004).

Tabelle 2 - Ergiebigkeit von 1 Liter Arbeitslösung

für Papiere im Fixierbad Blattzahl Papierformat Verdünnung 1 + 6 1 + 9 10 x 15 130 90 13 x 18 85 60 18 x 24 45 30 24 x 30 28 20 30 x 40 17 12 40 x 50 10 7 50 x 60 7 5

Tabelle 3 - Ergiebigkeit von 1 Liter Arbeitslösung für Papiere in Entwickler Eukobrom 1 + 9

Papierformat- Blattzahl 10 x 15 130 13 x 18 85 18 x 24 45 24 x 30 28 30 x 40 17 40 x 50 10 50 x 60 7 100 ml Konzentrat mit Wasser aufgefüllt auf 1 l ergibt eine

Verdünnung von 1 + 9.

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ANLAGE

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FOTOGRAFISCHE BEGRIFFE PHOTOGAPHIC TERMS

Deutsch - Englisch

A Abbildungsfehler aberration Abbildungsleistung reproductive performance Abbildungsmaßstab reproduction scale abblenden to stop down Abblendung lens stop abschatten to shade off Achromat achromat achromatisch achromatic Astigmatismus astigmatism Auflösung resolution Aufnahmeabstand focussing distance Aufnahmeebene focus plane Aufnahmewinkel shooting angle Aufziehknopf winding knob auslöschen (sich, 2 Strahlen) to cancle each other Auslöseknopf release button, press button Austrittspupille exit pupil Auszug extension Autofokus autofocus B Bajonett bayonet Balgen bellow Balgenauszug bellow extension Balgeneinstellgerät focussing bellow belichten to expose Belichtung exposure Belichtungsmesser exposure meter Belichtungszeit exposure time, shutter speed Beschichtung coating Bild picture, image Bildebene image plane Bildfeld field of view Bildformat print format Bildgröße image size Bildkreis angle of field Bildschärfe sharpness of image Bildton image tone Bildwinkel angle of view, image angle Bildzählwerk exposure counter Blende diaphragm Blendenöffnung aperture, aperture stop Blendenvorwahl aperture pre-selection Blendenzahl aperture setting Blitz flash Blitzbelichtungsmesser flashlight meter

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Blitzlicht flashlight Blitz-Synchronisation flash synchronization brechen (Licht) to refract, to deflect, to bend Brechungsindex index of refraction Brennpunkt focus, focal point Brennweite focus, focal length C chromatischer Fehler chromatic aberration, chromatic error D Doppelbelichtung double exposure Drahtauslöser cable release Dreilinser triplet Dunkelkammer dark room Dunkelkammerfilter dark room filter, safelight filter Dunkelkammerleuchte dark room lamp, Dunst haze Durchqueren der Linse (lLcht) to transverse the lens E Einfachbeschichtung single layer coating Einfallswinkel angle of incidence Einlinser singlet Einstellbereich focussing range Einstellebene focus plane Einstellupe focussing magnifier Einstellscheibe focussing screen Eintrittspupille entry pupil Einzelbild single frame Einzelbildauslösung single frame release elektrische Auslösung electric release Entfernung einstellen to focus Entfernungseinstellung (focussing) distance setting Entfernungsmesser rangefinder Entfernungsmessung distance measurement Entwickeln to develop Entwickler developer Entwicklung development extra hart extra hard F Farbe colour Farbbild colour photograph, c. print Farbdispersion colour dispersion Farbfotografie colour photography Farbpapier colour paper Farbsättigung colour saturation Farbspektrum spectrum of colours Farbvergrößerungsgerät colour enlarger

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Fernrohr telescope Film film Filmebene film plane, negative plane Filmempfindlichkeit film speed, sensitivity Filter filter Filterfaktor filter factor Filterwert filter value fixieren to fix Fixierer fixer Fixierung fixation fokussieren to focus Format format Fotograf photographer Fotografie photograph, photography fotografieren to take a picture, to photograph fotografischer Prozeß photographic process Fotopapier photographic paper Freihand-Arbeit hand-held operation G Gegenlicht backlighting Gegenlichtblende lens hood, lens shade Gegenstand, Objekt object Gegenstandsgröße object size gekittete Linsen cemented glass Geöffnete, größte Blende full aperture glänzend glossy Gradation gradation, grade Gradationswandelfilter variable contrast filter Gradationswandelpapier variable contrast paper Großformat large format H halbmatt semi-matt hart hard Hintergrund background hochempfindlich high speed Hochformat portrait format I Infrarot infrared Irisblende irisdiaphragm K Kabelauslöser cable release Kamera camera Kameragehäuse camera body Kinoformat cine-format Kleinbild 35 mm format Kleinbildkamera 35 mm camera Koma (Asymmetriefehler) coma, asymmetry error

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Kompendium compendium Konkavkonvex-Lise meniscus lens Kontaktabzug contact-print Kontaktpapier contact paper Kontrast contrast Kontrastumfang contrast range Kopie print, copy Kopierumfang copy range Körnigkeit granularity Korrektionslinse correction lens Kugelgelenkkopf ball and socket head L Lagerung storage Landschaftsaufnahme landscape photograph Langzeitbelichtung longtime exposure Leuchtrahmen bright-line frame Lichtbrechung refraction of light Lichthof halo lichtstarkes Objektiv high-speed lens, wide aperture lens M Makrofotografie macro, close-up photography matt matt Mattscheibe matt, ground glass screen Mehrfachbelichtung multiple exposure Mehrfachbeschichtung multo-layer coaring Meßsucher range finder Meßsucherkamera range finder camera Mikrofotografie micro photography Monochromatischer Fehler monochromatic error N Nahaufnahme close-up photography Nahbereich close-up range Negativ negative Negativebene film plane Neutralschwarz neutral black normal normal Normalbrennweite standard focal length O Objekt, Gegenstand object Objektfeld object field Objektiv lens Objektivanschluß lens attachment Objektivdeckel lens cap Objektivfassung lens mount Objektivwechsel lens change Okular eyepiece Okularfassung eyepiece mount

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Optische Achse optical axis P Parallaxe parallax Polarisationsfilter polarizing filter Q Querformat landscape format R Randfehler field aberration Restfehler residual error Rollfilm rollfilm Rückspulknopf rewind knob S Sammellinse focussing lens Schale dish, tray Schalenentwicklung dish processing Scharf eingestellt in focus Scharf einstellen to focus, to bring in focus Schärfentiefe depth of field (DoF) Schärfentiefenskala Depth scale Schleierbildung veiling glare Schnappschuß snapshot Schwarzweiß black and white Schwarzweiß-Papier black and white paper Seitenlicht sidelighting Selbstauslöser self-timer Serienaufnahme series release Solarisation solarisation Sonnenblende (siehe Gegenlichtblende) Spiegelsucher mirror finder Spiegelvorauslösung mirror release Springblende preset diaphragm Stativ tripod Stativgewinde tripod thread Stoppbad stop bath Strahl (Lichtstrahl) ray Strahlenbündel bundle of rays Streulicht stray light, flare Streulicht im Objektiv lens flare Streulichtanteil lens flare factor Sucher viewfinder Sucherbild viewfinder image Systemkamera system camera T Teleobjektiv telephoto lens Tischstativ table tripod Tragriemen carrying strap Transporthebel transport lever

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Trocknung drying Trommelentwicklung machine processing U Ultraviolett ultraviolet undeutlich fuzzy unscharf out of focus, defocussed Unschärfe unsharpness, blur Unschärfekreis circle of confusion UV-Filter UV-filter UV-Strahlung UV radiation V Vario-Objektiv vario lens Verarbeiten to process Verarbeitung processing vergrößern to enlarge, to make prints Vergrößerung enlargement Vergrößerungsfaktor enlargement scale Vergrößerungsgerät enlarger Vergrößerungskopf enlarger head Vergrßerungspapier enlarging paper Verlängerungsfaktor extension factor Verschluß shutter Verschlußauslösung shutter release Verschlußzeit shutter speed verschwommen blurred, fuzzy Verzeichnung distortion Vordergrund foreground W Wässerung washing Wechselobjektiv interchangeable lens weich soft Weichzeichner soft focus lens Weißes Licht white light Weitwinkelobjektiv wide-angle lens Wellenlänge wavelength Wiedergabeformat print format Winkelsucher angular view-finder Z Zeitmesser timer Zirkular-Polarisationsfilter circular polarization filter Zoom-Objektiv zoom lens Zweifachbelichtung double exposure Zweilinser doublet Zwischenring extension ring

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English - German 35 mm camera Kleinbildkamera 35 mm format Kleinbild A aberration Abbildungsfehler achromat Achromat achromatic achromatisch angle of field Bildkreis angle of incidence Einfallswinkel angle of view Bildwinkel angular viewfinder Winkelsucher aperture pre-selection Blendenvorwahl aperture setting Blendenzahl aperture, aperture stop Blendenöffnung astigmatism Astigmatismus autofocus Autofokus B background Hintergrund backlighting Gegenlicht ball and socket head Kugelgelenkkopf bayonet Bajonett bellow Balgen bellow extension Balgenauszug bend brechen (Licht) black and white Schwarzweiß black and white paper Schwarzweiß-Papier blur Unschärfe blurred verschwommen bright-line frame Leuchtrahmen bring into focus scharf einstellen bundle of rays Strahlenbündel C cable release Kabelauslöser, Drahtauslöser camera body Kameragehäuse camera kamera cancle each other sich auslöschen (2 Strahlen) carrying strap Trageriemen cemented glass gekittete Linsen chromatic aberration, chromatischer Fehler chromatic error cine-format Kinofarmat circle of confusion Unschärfekreis circular polarization filter Zirkular-Polarisationsfilter close-up photography Makrofotografie, close-up range Nahbereich coating Beschichtung colour enlarger Farbvergrüßerungsgerät colour paper Farbpapier

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colour photgraph Farbbild colour photography Farbfotografie colour print Farbbild, Farbabzug colour saturation Farbsättigung coma (asymmetry error) Koma (Asymmetriefehler) compendium Kompendium contact paper Kontaktpapier contact print Kontaktabzug contrast Kontrast contrast range Kontrastumfang copy Kopie copy range Kopierumfang correction lens Korrekturlinse D dark room filter Dunkelkammerfilter dark room lamp Dunkelkammerleuchte dark room Dunkelkammer defocussed unscharf defract brechen (Licht) depth of field (DOF) Schärfentiefe develop entwickeln developer Entwickler development Entwicklung diaphragm Blende dish Schale dish processing Schalenentwicklung distance measurement Entfernungsmessung distance setting Entfernungseinstelling distortion Verzeichnung double exposure Zweifachbelichtung doublet Zweilinser drying Trocknung E electric release ektrische Auslösung enlarge vergrößern enlargement Vergrößerung enlargement scale Vergrößerungsfaktor enlarger Vergrößerungsgerät enlarger head Vergrößerungskopf enlarging paper Vergrößerungspapier entry pupil Eintrittspupillr exit pupil Austrittspupille expose belichten exposure Belichtung exposure counter Bildzählwerk exposure meter Belichtungsmesse exposure time, shutter speed Belichtungszeit extension Auszug extension factor Verlängerungfaktor extension ring Zwischen ring

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extra hard extra hart eyepiece Okular eyepiece mount Okularfassung F field aberration Randfehler field of view Bildfeld film Film film plane Filmebene, Negativebene film speed Filmempfindlichkeit filter Filter filter factor Filterfaktor filter value Filterwert fix fixieren fixation Fixierung flare Streulicht flash Blitz flash synchronization Blitz-Synchronisation flashlight Blitzlicht flashlight meter Blitzbelichtungsmesser focal length Brennweite focus entfernung einstellen focus Brennweite, Brennpunkt focus plane Aufnahmeebene focussing bellow Balgeneinstellgerät focussing distance Aufnahmeabstand focussing lens Sammellinse focussing magnifier Einstellupe focussing range Einstellbereich focussing screen Einstellscheibe, Mattscheibe focussing setting Entfernungseinstellung foreground Vordergrund format Farmat full aperture geöffnete, größte Blende fuzzy undeutlich, verschwommen G glozzy glänzend gradation Gradation grade Gradation granularity Körnigkeit ground glass screen Mattscheibe H halo Lichthof hard hart haze Dunst high speed hochempfindlich high speed lens lichtstarkes Objektiv I image Bild

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image angle Bildwinkel image plane Bildebene image size Bildgröße image tone Bildton in focus scharf eingestellt index of refraction Brechungsindex infrared infrarot interchangeable lens Wechselobjektiv iris diaphragm Irisblende L landscape format Querformat landscape photograph Landschaftsaufnahme large format Großformat lens Objektiv lens attachment Objektivanschluß lens cap Objektivdeckel lens change Objektivwechsel lens flare Streulicht im Objektiv lens flare factor Streulichtanteil lens hood Gegenlichtblende lens mount Objektivfassung lens shade Gegenlichtblende lens stop Abblendung longtime exposure Langzeitbelichtung M machine processing Trommelentwicklung macro photography Makrofotografie make prints vergrößern matt matt matt screen Mattscheibe meniscus lens Konkavkonvexlinse micro photography Mikrofotografie mirror finder Spiegelsucher mirror release Spiegelvorauslösung monochromatic error monochromatischer Fehler multiple exposure Mehrfachbelichtung Nahaufnahme N negative Negativ negative plane Filmebene neutral black Neutralschwarz normal normal O object field Objektfeld object size Gegenstandsgröße object Gegenstand, Objekt optical axis optische Achse out of focus unscharf eingestellt

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P parallax Parallaxe photograph Fotografie, Bild photography Fotografie (als Tätigkeit) phozographer Fotograf picture Bild polarizing filter Polarisationsfilter portrait format Hochformat preset diaphragm Springblende print Kopie, Bild print format Wiedergabeformat process verarbeiten processing Verarbeitung R range finder Meßsucher, Entfernungsmesser range finder camera Meßsucherkamera ray Strahl (Lichtstrahl) refract brechen (Licht) refraction of light Lichtbrechung reproduction scale Abbildungsmaßstab reproductive performance Abbildungsleistung residual error Restfehler resolution Auflösung rewind knob Rückspulknopf roll film Rollfilm S savelight filter Dunkelkammerfilter self-timer Selbstauslöser semi-matt halbmatt sensitivity Empfindlichkeit (Film, Papier) series release Serienaufnahme shade off abschatten sharpness of image Bildschärfe shooting angle Aufnahmewinkel shutter Verschluß shutter release Verschlußauslösung shutter speed Verschlußzeit sidelighting Seitenlicht single frame release Einzelbildauslösung single layer coating Einfachbeschichtung singlet Einlinser snapshot Schnappschuß soft weich soft focus lens Weichzeichner solarisation Solarisation spectrum of colours Farbspektrum standard focal length Normalbrennweite stop bath Stoppbad stop down abblenden

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storage Lagerung stray light Streulicht system camera Systemkamera T table tripod Tischstativ telephoto lens Teleobjektiv telescope Fernrohr timer Zeitmesser transport lever Transporthebel trasverse the lens die Linse durchqueren (Licht) tray Schale triplet Dreilinser tripod Stativ tripod thread Stativgewinde U ultraviolet Ultraviolett unsharp unscharf unsharpness Unschärfe UV radiation UV-Strahlung UV-filter UV-Filter V variable contrast paper Gradationswandelpapier vario lens Vario-Objektiv veiling glare Schleierbildung viewfinder Sucher viewfinder image Sucherbild W washing Wässerung wave length Wellenlänge white light weißes Licht wide aperture lens lichtstarkes Objektiv wide-angle lens Weitwinkelobjektiv winding knob Aufziehknopf Z zoom lens Zoom-Objektiv