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BENEDIKT BÖHM

Expeditionen und Hintergrund Benedikt Böhm

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Benedikt Böhm

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Am 15.08.1977 geboren in München. Als Winter-Leistungssportler drehte sich in Benedikt Böhms Leben alles um Geschwindigkeit. Zwischen 2003-2006 gehörte er der deutschen Nationalmannschaft Skibergsteigen an. In dieser traditionellen Wettkampf Disziplin geht es darum so schnell als möglich Berge mit Skiern zu besteigen und wieder abzufahren.Böhm ist kein lebensmüder Risikosportler. Er plant seine Unterneh-

mungen Jahre im Voraus. Böhm hat sein Studium in Massachusetts

(USA) und Oxford abgeschlossen und ist hauptberuflich Internationaler

Geschäftsführer von Dynafit, dem Weltmarktführer in Sachen Skitou-

renausrüstungen.

Böhm selbst sagt, dass seine Grenzerfahrungen in den Bergen, seine

erfolgreiche Management Karriere mehr befruchtet haben, als jedes

Buch oder noch so gute Ausbildung es je hätte können. Das Magazin

Focus bezeichnet Böhm im Jahr 2012 als den sportlichsten Manager

Deutschlands.

Mehr Infos unter: www.benediktboehm.de/vita/

leBenslauf

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„DER SpORtlIchStE MAnAGER DEUtSchlAnDS“ Magazin Focus

des BergsteigensMaxiMale GeschwindiGkeit, MiniMaler aufenthalt in der todeszone.

die formel 1

Gipfel Gasherbrum II (8.035m) nach nur 12,5 Stunden Aufstieg vom ABc (5.900m).

Die langen und harten Aufstiege auf die höchsten Gipfel der Welt for-dern maximales körperliches Leistungsvermögen, Ausdauer und viel Erfahrung. Anspruchsvolle und schwierige Abfahrten setzen bestes skifahrerisches Können, Technik, Spritzigkeit sowie absolute Kom-promisslosigkeit voraus. Die besten Sportler dieser Disziplin erreichen Ihre Ziele in wenigen

Stunden. Böhm gehört zu den Besten. Er überträgt den Skitouren

Rennlauf auf die höchsten Berge der Welt. Sein Ziel ist es Gipfel in der

todeszone in minimaler Zeit direkt vom Basecamp aus zu erreichen

und anschließend mit Skiern abzufahren. Böhm und seine Begleiter

setzen sich je nach Berg ein Zeitfenster von maximal 24 Stunden,

wofür höhenbergsteiger sonst 4-6 tage brauchen. Es bedeutet keine

lager-Rückzugsmöglichkeiten zu haben und mit minimalem Gewicht

sowie proviant über viele Stunden konstante höchstleistung zu brin-

gen. Vor allem bedeutet es aber für Böhm sein Risiko zu minimieren,

da er sich wesentlich kürzer in der todeszone aufhält. Böhm steht für

eine neue Disziplin an den höchsten Bergen der Welt. Er vereint wie

kein Zweiter Schnelligkeit im Aufstieg und skifahrerisches Können im

Abstieg. Die Formel 1 des Bergsteigens.

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87Focus 28/2012

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Herr Böhm, Sie sind ein Speed-Bergstei-ger. Das bedeutet, dass Sie im Höllen-tempo auf Achttausender hochrennen und mit Skiern in Höchstgeschwindigkeit wieder runterbrettern. Wie viele von Ihrer Spezies gibt es auf der Welt?

In der Kombination und auf dem Niveau von meinem Partner Basti Haag und mir? Vielleicht eine Hand voll.

Im Gegensatz zu den „normalen“ Bergsteigern haben Sie beim Aufstieg weder ein Zelt noch was zu essen dabei. „Komplett clean“, sagen Sie, „komplett bescheuert“ ihre Kritiker.

Wir sparen an jedem Gramm. Denn je leichter wir sind, desto schneller sind wir. Mit auf den Gipfel nehmen wir nur 30 Power-Gels und ein paar Liter Wasser. Schließlich wollen wir uns in der Zone ab 7000 Metern – der Todeszo-ne – nur so kurz wie möglich aufhalten.

Warum?Weil dem Körper jede Sekunde Kraft entzogen wird. Da kann man trainieren, wie man will, mit dem geringen Sauer-stoffgehalt und der permanenten Unter-versorgung des Organismus kommt da oben kein Mensch klar. Je schneller wir aus der Todeszone draußen sind, desto größer ist die Chance, dass wir auch heil wieder unten ankommen.

Und wie lange dauert so eine Ski-Abfahrt von einem 8000 Meter hohen Berg?

Zwischen zwei und acht Stunden. Traditionelle Bergsteiger benötigen für die gleiche Strecke mindestens ein bis zwei Tage. Allerdings muss ich zuge-ben: Kein Achttausender ist für eine Abfahrt geeignet. Ein Sturz wäre fatal.

Tödlich? Wahrscheinlich.

Um das Risiko zu minimieren, trai- nieren Sie wie ein Verrückter. Wie viel Stunden Sport treiben Sie die Woche?

Im Schnitt komme ich auf zehn bis 20 Stunden, oft sind es mehr. Das hängt von der Jahreszeit ab. Ich gehe vor der Arbeit gern mal kurz auf die Zugspitze. Ansonsten bin ich viel am Tegernsee unterwegs: Mountainbiken, Skitou-ren, Bergläufe. Egal was, es sollten nur immer mindestens 2000 Höhenmeter sein, sonst lohnt es sich nicht.

Und wie lange trainieren Sie? Zwischen 1,5 bis 18 Stunden. Wenn ich mal ein paar Tage am Stück frei habe, kann es vorkommen, dass ich mit Freunden die Alpen von Ruhpolding

»Vor der Arbeit kurz auf die Zugspitze«

Sport-Junkie Benedikt Böhm erklärt, warum er  am Berg in einen  »schwebenden Rausch« verfällt, die Lunge seines Seilpartners wie ein  Wasserkocher blubbert und er immer (vorsichts-halber) Viagra auf  den Gipfel mitnimmt 

bis nach Kasern in Italien in zweiein-halb Tagen überquere. Wenn ich aber unter Zeitdruck stehe, gehe ich nur auf den Hirschberg oder das Dammkar hoch – dafür zwei-, dreimal hintereinander.

Wie, hintereinander?Ich steige zwei-, dreimal an einem Tag auf den Gipfel. Es ist nicht selten, dass ich dafür um drei Uhr nachts aufstehe.

Sie stehen nachts um drei Uhr auf?Ja, dann sind die Schlafzeiten meiner Frau und meines Sohnes abgedeckt. Zum Mittagessen bin ich wieder daheim.

Und das macht Spaß?Wenn ich keine Lust mehr daran ver-spüren würde, würde ich sofort auf-hören. Die großen Ziele, die höchsten Berge in Höchstgeschwindigkeit zu besteigen, treiben mich an und setzen eine ungeheure Motivation und Kraft bei mir frei. Ich habe mich aber noch nie sklavisch an irgendwelche Trai-ningspläne gehalten und mich damit unter Druck gesetzt.

In Ihrer Freizeit dreht sich alles um den Sport. Schüttet Ihr Körper bei so vielen Trainingseinheiten überhaupt noch Glückshormone aus?

Und ob! Ich fühle mich nach jeder Ein-heit besser. Währenddessen verfalle ich oftmals in einen schwebenden Rausch. Der Sport und die Berge tragen wesent-lich zu meinem Glück bei.

Aber ist das nicht öde, stän-dig allein zu trainieren?

Nein. Einerseits kann ich mein Tempo gehen. Andererseits ist die Trainings-zeit die einzige Zeit, in der ich in Ruhe nachdenken kann.

„Vielleicht bin ich ein Junkie, nur sind meine Drogen sauber“, haben Sie mal ge-sagt. Hat der Sport für Sie Suchtpotenzial?

Auf jeden Fall! Wenn ich nicht zum Trainieren komme, merke ich sofort, dass meine Leistungsfähigkeit sinkt. Das hätte ich mir aber vor dem Studi-um überlegen sollen, dann hätte ich auf Lehramt studiert.

Wieso das?Zwei meiner Freude sind Lehrer geworden – und sie haben nachmittags immer jede Menge Zeit zum Trainie-ren. Darum beneide ich sie manchmal.

Sie haben sich aber dafür entschieden, ein Unternehmen mit über 200 Mit-arbeitern zu führen. Was bringt Ihnen der Sport für Ihre tägliche Arbeit?

In erster Linie – und das ist das Wich-tigste – treffe ich schnelle Entscheidun-gen und setze diese sofort um. Dadurch gewinne ich enorm Zeit. In den Bergen kann ich es mir nicht leisten, kritische Entscheidungen aufzuschieben, sonst war’s das. Außerdem weiß ich durch meine Expeditionen, wie es ist, lang-fristig auf ein Ziel hinzuarbeiten. Um ganz nach oben auf den Gipfel zu kom-men, muss alles stimmen: Vorbereitung, Team, Ausdauer, Wetter und Ausrüs-tung. Also eben alles – wie im Job.

Im Job sind Sie schon oben angekom-men. Sie leiten bereits seit neun Jahren eines der am schnellsten wachsenden Sportartikelunternehmen. War es Mut oder Verzweiflung, als der Mutterkonzern Salewa Sie 2003 bei Dynafit installierte?

Vielleicht dachte der Eigentümer nur: Schlimmer kann es mit dem auch nicht mehr kommen. Nein, im Ernst. Ich habe bisher noch nicht erlebt, dass der Fir-meninhaber aus Verzweiflung handelte. Nach dem Studium hatte ich zwei Job-angebote: eines von Adidas, eines von Dynafit. Ich habe sofort bei Dynafit zugesagt. Meine Freunde konnten mei-ne Entscheidung nicht nachvollziehen.

Wieso nicht?Die Skitourengeher wurden damals noch als „Bausparer“ und „Geizhälse“ verspottet, die nur den Liftpass sparen wollten. Und Dynafit war eine herun-tergewirtschaftete Marke, die kurz vor der Insolvenz stand. Im Nachhinein war es eine brutale Zeit. Egal, zu wel-chem Händler ich ging, überall wurde ich fast wieder rausgeschmissen.

Und dann?Dann haben wir peu à peu an den rich-tigen Stellschrauben gedreht und den wirtschaftlichen Turnaround ein-

deutschlands sportlichster manager Benedikt BöHM, 34

Tagsüber leitet der Speed- Bergsteiger die Sportartikel-firma Dynafit. Das Unternehmen aus Aschheim bei München ist ein Skitourenausrüster, der auch Lauf- und Fahrradkleidung herstellt. In seiner Freizeit steigt der Diplom-Betriebswirt auf 8000 Meter hohe Berge und fährt mit Skiern wieder ab.

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geläutet. Heute machen wir zehnmal mehr Umsatz als 2003. Dieses Jahr pla-nen wir mit knapp 50 Millionen Euro.

Puma hat Anfang der 90er-Jahre auch mal die Läden mit Ware voll gestopft, am Ende wollte keiner mehr die Puma-Treter haben.

Das kann uns nicht passieren. Zum einen, weil wir nur Premiumpro dukte verkaufen. Zum anderen setzen wir auf die Rolex’sche Verknappungsstrate-gie. Das bedeutet, wir liefern generell weniger, als der Markt von uns ver-langt. Das Wichtigste aber ist: Wenn jemand Skitouren gehen will, kommt er an uns einfach nicht vorbei – voraus-gesetzt, er ist durchtrainiert.

Was meinen Sie mit durchtrainiert?Unsere Passformen sind sportlich, und wir produzieren oft nur bis Größe XL. Das soll nicht diskriminierend klingen, aber das ist unsere Markenphilosophie.

Mit den eng anliegenden Klamotten rennen Sie die Berge hoch. Wo verstauen Sie die Wasserflaschen und Energieriegel?

Wir haben alles am Oberkörper fixiert, sonst würden uns die Energieriegel bei minus 30 Grad einfrieren. Die Cortison- Spritzen und die Viagra-Tabletten habe ich in meiner Tasche verstaut.

Viagra? Bei 30 Grad minus am Berg?Viagra ist das Standardmedikament gegen Lungenödeme. Das haben Bas-ti, mein Seilpartner, und ich vor ein paar Jahren noch nicht gewusst. Damals sind wir in Peru wie Wahnsinnige auf Sechs-tausender hochgerannt – ohne uns zu akklimatisieren. Als wir dann im Zelt lagen, dachte ich, was blubbert denn die ganze Zeit so wie ein Wasserkocher? Erst dann habe ich gemerkt, dass es Bastis Lunge beim Ein- und Ausatmen

ist. Um drei Uhr morgens haben wir uns dann gegenseitig ins Tal geschleppt. Wir haben viele Fehler gemacht, aber auch aus diesen gelernt.

Was denn?Dass wir uns nur kurz in der Todeszo-ne aufhalten dürfen. Hirnlose Drauf-gänger, wie wir anfangs waren, kom-men am Berg nicht weit. Die Höhe ist tückisch, und neben körperlicher Höchstform zählen Erfahrung, Strate-gie, Disziplin und Logistik, um erfolg-reich zu sein. Aus diesem Grund gehen wir schnell rein in die Todeszone und schnell wieder raus. Statt drei bis fünf Tage für den Aufstieg, brauchen wir nur bis 24 Stunden. Wenn man zu lan-ge braucht, kann’s gefährlich werden.

Wie meinen Sie das?2009 stand ich 20 Höhenmeter unter-halb des Broad-Peak-Gipfels, einem Achttausender zwischen Pakistan und China. Als ich merkte, dass es schon zu spät für den Aufstieg war, beschloss ich umzukehren. Genau in dem Augenblick kam Cristina an, eine gute Freundin aus Italien. Ich sagte zu ihr: „Cristina, lass es sein.“ Sie wollte jedoch unbedingt rauf, obwohl sie zu erschöpft war. Das war das letzte Mal, dass ich sie lebend gesehen habe.

Was ist passiert?Beim Abstieg habe ich mich gewun-dert, warum plötzlich auf unserem

Weg eine Hunderte Meter lange ros-tige Spur kreuzte. Es war Christinas Blutspur. Sie muss wohl am Steilhang unterhalb des Gipfels ausgerutscht und 700 Meter in die Tiefe gestürzt sein.

Konnten Sie da überhaupt weitergehen?Es hört sich hart an, aber ich habe in dem Moment nichts gefühlt, obwohl ich Cristina gut kannte. Weitergehen war die einzige Option – wir wollten ja wieder gesund unten ankommen. In solchen Situationen handelt man ins-tinktiv. Basti war selbst angeschlagen, und das oberste Ziel war, ihn heil nach unten zu bringen. Wir hatten aber alle Camps bei unserer Speed-Begehung übersprungen. Das heißt, wir hatten gar keine Sachen im nächstgelegenen Lager III auf rund 7000 Meter Höhe. Das mag makaber klingen, aber ohne darüber nachzudenken, haben wir uns in Christinas Zelt gelegt.

Das hört sich alles lebensgefährlich an. Auf Sie warten zu Hause eine Frau und ein zweijähriger Sohn.

Der Tod ist beim Bergsteigen immer eine Option. Ich versuche, die Gefah-ren aber zu minimieren, und ich habe bewiesen, dass ich umdrehen kann. Kräftezehrend war der Broad Peak trotzdem: Ich habe beim Aufstieg zehn Kilo verloren. Das zeigt, wie brutal anspruchsvoll Speed-Bergsteigen ist. Mich motiviert das. Im August breche ich wieder auf. Ich will innerhalb von 24 Stunden auf den 8188 Meter hohen Cho Oyu und mit Skiern abfahren.

Hat das jemals schon jemand versucht?Ich kenne niemanden.

INTERVIEW: ANDREAS HASLAUER

»hirnlose draufgänger, wie wir anfangs waren, kommen am Berg nicht weit«

„Ein Sturz wäre tödlich“Böhm bei der Abfahrt  am Broad Peak  (auf rund 7000 Meter Höhe) 

Wochen der Wahrheit

Wie Benedikt Böhm sich wochen-lang auf die nächste Skiabfahrt vorbereitet, vom 8188 Meter hohen Cho Oyu in Tibet

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Gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen: Sebastian Haag (links) und Benedikt Böhm

gen nun aber mehr und mehr im berufli-chen Bereich. Er studiert Internationales Management in Oxford und leitet schließ-lich ein Hotel in Berlin. Schnell stellt er fest, dass die Gastronomie nicht sein Metier ist. »Als Sportler habe ich mich in der Hotelle-rie falsch aufgehoben gefühlt. Die Werte-vorstellungen waren zu verschieden.« Und nicht zuletzt fehlen dem Münchner in Ber-lin die Berge. Als er sich 2003 bei Dynafit bewirbt, ist er der rechte Mann zur rechten Zeit am rech-ten Ort: Die Firma, die in den 1970er-Jahren mit berühmten Skifahrern wie Franz Klam-mer und Leonhard Stock große Erfolge fei-ert, wurde als maroder Betrieb gerade von Salewa aufgekauft. Alles soll von Grund auf erneuert werden. Zu etwa derselben Zeit

wird Böhm in die deutsche Nationalmann-schaft der Skibergsteiger aufgenommen. Schon ein paar Jahre zuvor, während sei-nes Wehrdienstes in Mittenwald und Mur-nau, hat er diese Sportart für sich entdeckt und an nationalen wie internationalen Skitouren-Wettkämpfen teilgenommen. In den folgenden Jahren trägt Benedikt Böhm maßgeblich zu Entwicklung und Erfolg der Dynafit-Produkte bei – unter anderem des-halb, weil die Presse auf seine eigenwilligen Expeditionen aufmerksam wird.Bei dem Versuch, das Skibergsteigen in Hochgeschwindigkeit auf die hohen Gip-fel der Welt zu übertragen, zahlt er auch Lehrgeld. Im Jahr 2004 stürmen Böhm und sein Tourenpartner Sebastian Haag gleich am ersten Tag ihres Peru-Urlaubs einen

Fünftausender im Speedstil. »Da haben wir uns hirnlos zerstört. Wir wollten auf jeden einzelnen Berg dieser gigantischen Cordil-lera Blanca.« Der Mann strahlt wie ein Laus-bub nach einem gelungenen Streich, als er davon erzählt. »Aber wir haben daraus ge-lernt und es am Mustagh Ata ein Jahr später besser gemacht. Wir haben uns intelligent akklimatisiert, genug getrunken, Geduld gehabt und haben viel mehr Zeit in die Pla-nung investiert.«

Immer schneller, immer höherFür den 7546 Meter hohen Berg im Pamir-gebirge im Westen von China benötigen die beiden vom Basislager zum Gipfel und wieder zurück – alles auf Ski – nur zehn Stunden und 41 Minuten. Das neue Leitmo-tiv lautet: immer schneller – und immer höher. 2006 wagen sich Böhm und Haag gemeinsam mit Bergführer Luis Stitzinger erstmals an einen Achttausender. Nur mit der nötigsten Ausrüstung am Leib steigen sie von Lager 1 auf 5900 Metern auf den 8034 Meter hohen Gasherbrum II und fah-ren auf Ski ab. Für die Strecke, die durch-schnittliche Expeditionsgruppen in vier bis sieben Tagen zurücklegen, brauchen die drei Athleten knapp 17 Stunden. Das nächste Speed-Unternehmen 2007 am Manaslu (8163 m) brechen sie wegen der hohen Lawinengefahr auf 7400 Metern ab,

Am Manaslu (8163 m) musste Böhm 2007 wegen zu viel Schnee die Speedbegehung abbrechen.

Am ersten Tag seines Peru-Urlaubs stürmt Böhm auf einen Fünftausender. »Da habe ich mich hirnlos zerstört«, sagt er heute.

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Kein Fahrvergnügen: Tragen beim »Dynafit X4«, 13 200 Höhenmeter in vier Tagen

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am Broad Peak (8047 m) zwei Jahre später bleibt ihnen der Erfolg nur 20 Meter unter-halb des Gipfels verwehrt. Sebastian Haag kommt dabei nur knapp mit dem Leben davon. Ein ausgelaufener Trinksack und große Mengen an Neuschnee haben den Aufstieg erschwert. Als Haag nach einer Ruhepause wieder zu seinem Freund auf-schließt, ist er am Ende seiner Kräfte. 20 Me-ter unterhalb des Gipfels drehen die beiden um und kämpfen sich in Lager III. In dem fremden Zelt ist nur deshalb ein Schlafsack frei, weil eine Freundin der beiden – die Italienerin Cristina Castagna – kurz zuvor beim Abstieg ums Leben kam. Für Haag ist das Erlebnis so einschneidend, dass er zunächst auf weitere Speedbegehungen verzichtet.

Auf Brettern an Achttausendern

Benedikt Böhm und Sebastian Haag sind keineswegs die ersten, die sich mit Ski an die höchsten Berge der Erde wagen. Schon 1990 gelang Hans Kammerlander am Nanga Parbat die erste komplette Skiabfahrt von einem Achttau-sender. 1996 versuchte der Südtiroler das gleiche Kunststück am Everest, musste mangels Schnee jedoch mehrmals die Ski abschnallen. Mit einer Zeit von etwa 23 Stunden ab vorgeschobenem Basislager bis zum Gipfel und zurück war er bis dato jedoch der Schnellste am höchsten Berg der Erde. Die erste vollständige Skiabfahrt vom höchsten Gipfel der Erde gebührte 2000 schließ-lich dem Slowenen Davo Karnicar.

In den vergangenen Jahren wagten immer mehr Bergsteiger immer härtere Aktionen an den Achttausendern. So schaffte beispielsweise der Deutsche Luis Stitzinger 2008 die erste Ski-befahrung der Diamirflanke am Nanga Parbat. Zwei Jahre zuvor war Stitzinger gemeinsam mit Böhm und Haag die Speedbegehung und Skiabfahrt vom Gasherbrum II gelungen. Die ersten, die diesen Berg auf Brettern bewältigt hatten, waren 2005 der Schwede Fredrik Erics-son und der Norweger Jörgen Aamot gewesen. Ericsson verunglückte während seines Projekts, von den drei höchsten Gipfeln der Welt mit Ski abzufahren, im August 2010 am K2 tödlich.

Nun sind Böhm und Haag allerdings wie-der gemeinsam in den Himalaya gereist – nicht wie ursprünglich geplant auf den Cho Oyu, zu dem ihnen der Zugang über Tibet verwehrt blieb, sondern auf den Manaslu. Die beiden kennen sich von Kindheit an; was Privates anbelangt, scheint der Extrem-bergsteiger mehr auf langsam gewachsenes Vertrauen zu setzen. Auch seine Frau kennt Böhm seit der Zeit, als sie in gemeinsamer Nachbarschaft aufwuchsen. Sie ist Designe-rin, »mit den Bergen kann sie relativ wenig anfangen«, sagt Bene. »Mit ihr rede ich über alles andere. Ich brauche diesen Gegenpol.«Vor eineinhalb Jahren ist er Vater geworden. Hin und wieder trainiert er jetzt mit Sohn Balthasar im Tragetuch. Ob ihn die väterli-chen Pflichten langfristig vom Extremberg-steigen abhalten werden? Böhm meint: »Ich brauche das Bergsteigen als Ausgleich, ich kann damit Spannungen in mir abbauen, egal ob geschäftlicher oder privater Natur.« Dann fügt er hinzu: »Ein Leben ohne 8000er kann ich mir durchaus vorstellen. Die schönste Zeit verbringe ich in den Alpen.«Nachdem er von seiner Speedbegehung vom Toubkal zur Hütte zurückgekehrt ist, lehnt er mit geschlossenen Augen an der Haus-mauer und genießt die Sonne. Ausnahms-weise einmal kein Handy, kein Laptop. Am nächsten Tag läuft er die knapp 1000 Hö-henmeter auf den Gipfel dafür gleich zwei-mal. Und weil es erst Mittag ist, hängt Bene noch eine weitere Skitour dran. Aber wieso eigentlich immer dieses Eiltempo?Als man merkt, dass man auf die Frage kei-ne Antwort bekommen hat, ist er längst wie der Blitz verschwunden. Sein wahres Gesicht zeigt er eben nur denen, die sich sein Ver-trauen von Kindheit an verdienten. ◀

Laufarbeit: vier Gipfel in vier Ländern an vier Tagen gemeinsam mit vier Freunden, 2010

Freudensprung: Böhm beim Training in der bayerischen Bergwelt

INFO

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by Devon O’Neil

World-class athlete, Oxford-educated businessman, chiseled Adonis, savior of the Dynafit brand and leader of a global

touring revolution: all Benedikt Böhm lacks is a cape.

by Devon O’Neil

World-class athlete, Oxford-educated businessman, chiseled Adonis, savior of the Dynafit brand and

leader of a global touring revolution:

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Bene Böhm leaps rocks and shrubs in a single bound while training near Lermoos, Austria.

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zu zwei Dritteln mit Skiern befahrbar ist. Ich habe immer gelernt, mich mit Skiern nach unten zu bewegen – vor allem mein Partner Sebastian Haag hat mich dabei sehr gefordert. Zudem ha-ben Skier nur Vorteile: Wesentlich schnellerer Abstieg, kraftsparend und wesentlich mehr Spaß. Ein hoher Berg ohne Skier reizt mich nicht, solange es noch hohe Berge gibt, die ich noch nicht mit Skiern befahren habe.

sie sind oFt mit skiern unter-weGs – wArum niCHt zu Fuss?Ich bin fast nur mit Skiern unterwegs, da ich mich im ungesicherten Gelände auf Skiern mit zwei Kanten wesentlich wohler und sicherer fühle als zu Fuß. Im steilen Gelände kostet mich der Ab-stieg beziehungsweise Abschwung mit Skiern weniger mentale Kraft als der Abstieg zu Fuß. Das setzt voraus, dass der auserwählte Berg auch mindestens

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Der 1977 in München gebo- rene Beni ist seit seinem zehnten Lebensjahr Leistungssportler. Neben seinen Erfolgen im Langlauf, Rudern, Skibergsteigen — zwischen 2003 und 2006 gehört er zur deutschen Nationalmannschaft und ist Rekordhalter im Skitouren-rennlauf am Muztagata — machte er seinen Abschluss als Bachelor of Science in internationaler Betriebswirt-schaft. Heute ist er internati-onaler Geschäftsführer von Dynafit, Sportartikelhersteller für Skitourenausrüstung, Vortragsredner und vor allem Speed-Bergsteiger. Um seine enorme körperliche Energie zu erhalten, trainiert er bisweilen recht unkonventio-nell: Er steht nachts auf, läuft hinauf auf die Zugspitze und ist pünktlich um acht Uhr im Büro.

Daten und Fakten: BENEDIKT BÖHM

touren Für die Andere Vier tAGe brAuCHen, sCHAFFen sie in zeHn stunden – wieso die eile?Die Schnelligkeit liegt mir als Leis-tungs- und Wettkampfsportler im Ski-langlauf seit dem zehnten Lebensjahr im Blut. Seither habe ich mich immer schnell bewegt und wollte in jedem Training etwas schneller sein und wei-ter kommen als beim letzten Mal. Da-bei hat mich systematisches oder plan-mäßiges Training nie interessiert. Auch Rekorde standen nicht im Vorder-grund, sondern die Freude daran, die eigenen Grenzen zu erfahren. Später haben mich Skitouren-Wettkämpfe als aktives Mitglied der Deutschen Natio-nalmannschaft Skibergsteigen extrem

fasziniert; diese Verbindung aus Kraft-Ausdauer im Aufstieg und Dynamik, Reaktionsschnelligkeit und Spritzig-keit in der Abfahrt. Wir perfektionier-ten die Fähigkeit, uns über weite Stre-cken sehr, sehr schnell und effizient zu bewegen. Jeden Handgriff und das Ma-terial perfekt anzupassen, um immer in Bewegung zu bleiben. In dieser Zeit war es am Wochenende keine Selten-heit, dass wir in zweieinhalb Tagen über 15.000 Höhenmeter im Aufstieg und über 200 Kilometer Strecke mit Skiern zurückgelegt haben. Irgend-wann haben wir probiert, genau diesen Rennstil auf höhere Berge zu über-tragen: In einem Speedlauf mit an-schließender Abfahrt nonstop zum Gipfel und zurück zum Basecamp. Wa-rum? Weil wir wesentlich weniger Zeit in der Todeszone verbringen und mit voller Kraft von unten starten, statt in den Hochlagern viel Kraft zu verlieren. Außerdem brauchen wir keine Lasten wie Zelte, Schlafsäcke, Proviant etc. zu schleppen. Natürlich müssen wir uns auch vor solchen Begehungen perfekt akklimatisieren und wir sind wie alle Bergsteiger von guten Bedingungen abhängig – brauchen aber unter Um-ständen nur kurze Gut-Wetter-Phasen.

wAs reizt sie so seHr Am berG? iHn zu besieGen, zu sAmmeln, sPAss zu HAben …?Ja, es geht mir manchmal darum, mich selbst zu besiegen – den inneren Nein-sager. Aber niemals, den Berg zu besie-gen oder Berge zu sammeln, das wider-strebt mir sogar. Vielmehr reizt es mich, dabei etwas über mich selbst, meine engen Freunde, Wegbegleiter und an-dere Kulturen zu erfahren. Die eigenen Grenzen kennen die wenigsten. Natür-lich geht es mir auch um die sportliche Herausforderung und das lang gesetzte Ziel. Ohne einen lang genährten Wil-

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8000er-Aufstiege in 17 Stunden, vier Alpengipfel in vier Tagen – der Münchner Benedikt Böhm ist einer

der besten Speedbergsteiger der Welt. Seine liebsteTrainingseinheit: vor dem Frühstück auf die Zugspitze,

dann direkt ins Büro. Porträt eines Getriebenen

Speedfan: Den Gasherbrum II

(8035 Meter) in Pakistan düste

Benedikt Böhm in 17 Stunden

rauf und runter (kleines Foto)

BENEDIKT BÖHMDER BERG-VETTEL

Zahlenspiel: Mit vier Freunden bewältigte Benedikt Böhm in vier Tagen vier Gipfel in vier Alpenländern – laufend, strampelnd, wedelnd

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dieser Mann ein Getriebener ist. Normal gehen ist für ihn ein No-Go, bedeutet Stillstand. Der 34-Jährige lebt in anderen Dimensionen. Während andere (wenn über-haupt) morgens vor der Arbeit ihre Lauf-runde drehen, rennt Böhm Berge hinauf. Am liebsten die Zugspitze in Garmisch- Partenkirchen. „Das ist quasi meine Haus-strecke“, sagt er. Für normale Bergsteiger ein Wochenendausflug – für ihn Frühsport. Der Weg auf die Haslerspitze führt über Geröll, Blätter und feuchte Baumwurzeln,

über Forstwege und durch die ersten Schneefelder. Der gebürtige Bayer trägt kurze Hosen, ein Shirt und einen feder-leichten Rucksack, in dem eine federleich-te Jacke verstaut ist. Leichtigkeit ist Ge-schwindigkeit. Im Laufschritt geht’s weiter zum Gipfelkreuz. Ein kurzes Abklatschen, ein Schluck Wasser und im Laufschritt bergab. Nach zweieinhalb Stunden steht Böhm wieder am Ausgangspunkt. Kurz duschen, dann ab ins Büro. Neun Stunden Konferenzen, Telefonate, Besprechungen. Wenn er rechtzeitig aus dem Job kommt,

DIE SCHNELLSTEN ALPINISTEN IN DER VERTIKALEN

1 THOMAS (45) & ALEXANDER (43) HUBER Die Huber-Buam beherrschen alle Spielformen des Alpinismus. Ob Klettern, Expeditions-bergsteigen oder Speedklettern – in sämtlichen Diszipli-nen zählen sie zu

den Top-Aktiven. In der berühmtesten Kletterroute der Welt, der knapp 1000 Meter hohen „Nose“ am El Capi-tan im Yosemite-Park/USA, hielten sie lange den Speed-rekord mit einer Zeit von 2:45 Stunden.

2 STEPHAN SIEGRIST (39) Der Schweizer gilt als einer der viel-seitigsten, schnells-ten und besten Alpinisten. Diverse Erstbegehungen gehen auf sein Konto, bereits 2004 ist er die drei großen Nordwände der Alpen (Eiger, Mönch, Jungfrau) in 25 Stunden geklettert.

3 DANIEL ARNOLD (27) Im April 2011 stellte der in Inter-laken/Schweiz lebende Arnold an der Eigernordwand eine Bestmarke auf. In 2:28 Stunden durchkletterte er die Wand solo – 20 Minuten schneller sein Vorgänger. 4 UELI STECK (35) Der Schweizer gilt als schnellster Mann am Berg, anspruchs-volle Routen und Solobegehungen sind sein Spezialgebiet. Die Eigernordwand ist er bislang 34-mal durchstiegen, am Matterhorn und Grandes Jorasses hält er die Speed-rekorde.

rennt er noch mal auf einen Berg. So wie gestern, als er vor dem Abendessen kurz den Wallberg (1722 Meter) „gemacht“ hat. Seit achtzehn Monaten ist Böhm nicht nur verheiratet, sondern auch Vater eines Sohns, Balthasar. „Meine Frau kann mit den Bergen wenig anfangen. Da lässt sie mich mein Ding machen“, erzählt er. „Viel schwieriger wäre es, wenn wir beide auf die Gipfel toben würden, aber unterschiedliche Levels hätten.“ Am Wochenende sind Böhms Touren meist sechs bis acht Stunden lang: „Da mache ich dann oft drei Gipfel in Folge.“ Wenn er auf Balthasar aufpassen muss, bindet er ihn sich im Tuch vor die Brust und nimmt ihn einfach mit auf den Berg. Neben der Jacke im Rucksack ist dann noch eine Wechselwindel dabei. Die gibt es allerdings noch nicht federleicht. „Im Sommer war ich mit ihm mal eine Woche auf einer Hüt-te, und wir sind von dort täglich irgendwo aufgestiegen. Der Kleine hat es geliebt“, grinst Böhm. Er weiß, eine Portion Egois-mus gehört dazu, um sein Leben zu leben.Denn das Training im Sommer ist lediglich die Vorbereitung für die Herausforderungen des Winters. Am liebsten rennt Böhm mit Skiern und Fellen unter dem Belag die Ber-ge hoch, um sie dann mit Vollspeed wieder runterzurasen. Skibergsteigen nennt

„WENN ICH 6000 HÖHENMETER AM STÜCK LAUFE, VERFALLE ICH IN MEINE ART DER MEDITATION“ BENEDIKT BÖHM

High, aber light: Für Speedberg-steiger zählt bei der Ausrüstung jedes Gramm. Unnötiger Ballast wird unterwegs deponiert (etwa an der Payer-hütte am Ortler, Foto oben)

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15 . J U L I 2 01 2 W E LT A M S O N N TA G N R . 2 9 BAYERN BY 3

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Rauf wollen sie – undzwar so schnell wiemöglich. Auf 8188 Me-ter. So hoch ist derCho Oyu in Tibet.Doch Benedikt Böhmund Sebastian Haag

planen keine wochenlange Expedition.Die beiden Münchner sind Speedberg-steiger. Das heißt: Rauf auf den Gipfelohne Zelt, ohne Proviant, nur ein PaarSkier am Rucksack festgeschnallt. Unddann wieder runter. Das Ganze soll nur24 Stunden dauern.

Die beiden 34 Jahre alten Bergsteigerhaben mit solch schnellen Aufstiegenmit anschließender Skiabfahrt eine neueDisziplin geschaffen. 2005 haben sie sicham Mustagh Ata (7546 Meter) erstmalsin die sogenannte Todeszone vorgewagt,ein Jahr später den ersten 8000er be-zwungen. Mit ihrer Speedbesteigung desGasherbrum II im Karakorum, von des-sen 8035 Meter hohem Gipfel sie mitSkiern abfuhren und nach nicht einmaleinem Tag wieder zurück im Basislagerwaren, versetzten sie die Fachwelt inStaunen. Wofür andere vier bis siebenTage brauchen, das erledigten Böhm undHaag in 17 Stunden.

Bei Versuchen am Manaslu (8136 Me-ter) und im Jahr 2009 am Broad Peak(8051 Meter) haben Böhm und Haag ihreTechnik mit schnellem Aufstieg und ra-santer Skiabfahrt schließlich perfektio-niert. Denn nicht nur die körperlicheHöchstform zählt. Hinzu kommen Er-fahrung an hohen Bergen, eine ausgeklü-gelte Anpassungsstrategie an die Höhe,Disziplin und die richtige Logistik.

Was so leicht klingt, ist so einfachnicht. Anreisen, raufkraxeln, abreisen,wie man es aus den Alpen kennt, funk-tioniert an hohen Bergen nicht. „Auchbei Speedbegehungen müssen Fixseilezur Sicherung der Aufstiegsroute verlegtwerden. Mit viel Glück kann man dieSeile einer anderen Expedition nutzen.Eine gute Akklimatisierung ist aber un-erlässlich. Wenn das aber erledigt ist, istder Gipfelgang bestechend schnell“, sagt

Luis Stitzinger, der selbst schon auf eini-gen Achttausendern war und von man-chen auch mit Skiern abgefahren ist.Aber natürlich nicht in dem Tempo.

Der staatlich geprüfte Berg- und Ski-führer ist beim DAV Summit Club zu-ständig für Expeditionen. Aus eigenerErfahrung weiß er: „Speedbergsteigen

reizt Leistungssportler, weil sie ihreGrenzen suchen oder verschieben wol-len.“ Doch hat die Geschwindigkeit gera-de an hohen Bergen ihre Tücken. Schnel-ler, als es manchem Bergsteiger lieb ist,sind dort nämlich die Grenzen der Leis-tungsfähigkeit und des Möglichen nichtnur erreicht, sondern überschritten.

Das haben Benedikt Böhm und Sebas-tian Haag 2009 erlebt. Was ihnen amBroad Peak passiert ist, erzählt ein Do-kumentarfilm, für den der Regisseur Au-gust Pflugfelder mehr als zweihundertStunden Filmmaterial gesichtet hat undder heute Abend in Servus TV läuft.„Freundschaft auf Zeit“ ist kein Film

über Helden am Berg. Er zeigt vielmehr,wie fragil eine Freundschaft ist, wennaus einer gemeinsamen Sehnsucht plötz-lich ein Albtraum wird.

Für die 3250 Höhenmeter vom Basis-lager des Broad Peak bis hinauf zumGipfel des Karakorum-Riesen und zu-rück wollten sie nicht einmal 20 Stun-den brauchen. Für Böhm und Haag einVorhaben im Bereich des Möglichen.Ganz bestimmt wollten sie vor Einbruchder Dunkelheit wieder zurück im Basis-lager sein. Doch es sollte ganz anderskommen. Um 22 Uhr brachen sie auf,stapften mit Stirnlampen die steilenHänge hinauf. Nur auf den Gipfel fixiert.Doch dann der Einbruch. Kurz vor Son-nenaufgang sind Sebastians Haags Kräftefast komplett aufgebraucht. Er kann mitBenedikt Böhm nicht mehr mithalten.Im Lager III auf 7000 Metern Höhetrennen sich ihre Wege. Benedikt Böhm,gnadenlos auf den Gipfel programmiert,geht weiter. Sebastian ruht sich im Zelteiner anderen Expedition aus. Dochdann packt auch ihn wieder der Ehrgeiz.Er folgt seinem Freund. Ein fataler Feh-ler. Denn die Kraft, die er in den Aufstiegsteckte, fehlt im bei der Abfahrt.

Der Wettlauf gegen die Zeit beginnt.In der Todeszone kann man sich nichtlange aufhalten, zu dünn ist die Luft.„Vielleicht bleibe ich für immer auf demBerg; jung, konserviert, für immer 29“,hatte Sebastian Haag vor dem Aufbruchim Basislager noch gesagt. Sollte sichhier eine Vorahnung bewahrheiten?

Benedikt Böhm bricht seine Speedbe-steigung am 8028 Meter hohen Vorgipfeldes Broad Peak ab. Er hat in den letztenStunden alles gegeben, 3000 Höhenme-ter in gerade einmal 16 Stunden hintersich gebracht. Für die letzten 200 Hö-henmeter hatte er aufgrund der Schnee-massen aber vier Stunden gebraucht. Fürdie Besteigung des Hauptgipfels war esjetzt zu spät. Die Abfahrt zum Basislagerwürde ihm alles abverlangen.

Doch an eine Abfahrt war nicht zudenken. Sebastian Haag hatte sich beiseiner Aufholjagd ab dem Lager III voll-ständig verausgabt. Ein fataler Fehler.Aufgrund des Sauerstoffmangels sinktdie Leistungsfähigkeit in 8000 Metern

um 65 Prozent. Die Koordinationspro-bleme von Sebastian Haag machten eineSkiabfahrt unmöglich. Mit Mühe undNot schaffen es die Münchner zum La-ger III. Erst nach 39 Stunden sind Bene-dikt Böhm und Sebastian Haag zurückim Basislager. An diesen Erlebnissen wä-re fast die Freundschaft zerbrochen.

Wie würde man sich in dieser Situati-on selbst verhalten? „Wäre ich bei Bastigeblieben oder wäre ich wie Beni weiter-gegangen? Wäre ich wie Basti dem Benihinterhergelaufen?“, fragt RegisseurPflugfelder. Er könne beide Positionengut nachvollziehen, sagt er. Deutlichwird in seinem Film, dass Bergsteigerwohl eine gehörige Portion Egoismusbrauchen, um hohe Gipfel zu erreichen.„Ich finde mich selbst sehr unsympa-thisch in diesem Film, grauenhaft, ganzschlimm“, sagt Benedikt Böhm im Nach-hinein, erschüttert über sich und seinVerhalten am Berg.

Ihrer Freundschaft hat die Erfahrungam Broad Peak einen Schlag versetzt.Doch Benedikt Böhm und SebastianHaag wollen es wieder gemeinsam pro-bieren. Wenn es ihre Zeit zulässt, sindsie in den Bergen unterwegs und trainie-ren: Im Sommer bei Bergläufen und aufdem Mountainbike, im Winter aufSkiern. Dafür nehmen der Geschäftsfüh-rer eines Sportartikelherstellers und derTierarzt vieles in Kauf. Wenn es seinmuss, steht Benedikt Böhm im Winterdurchaus schon einmal um drei Uhrmorgens auf, um von Garmisch-Parten-kirchen aus die fast 1900 Meter bis zumGipfel der Alpspitze hinaufzulaufen undum neun Uhr wieder im Büro zu sitzen.

Nun also steht ihnen ein neues Speed-Abenteuer bevor. Am 19. August brechenBenedikt Böhm und Sebastian Haag inden Himalaja auf. Nach einer Akklimati-sierungsphase am 6461 Meter hohen Me-ra Peak in Nepal hoffen sie, Mitte Sep-tember den Gipfel des Cho Oyu zu errei-chen. In Rekordzeit, versteht sich.

Gezeigt wird der Film „Freundschaft aufZeit“ auch beim „Fünf Seen Filmfestival“,das Ende Juli und Anfang August imMünchner Süden stattfindet und im Ok-tober bei der Dynafit Primaloft Filmtour

Formel 1 am BergWas gibt’s Schöneres im Sommer als eine Bergtour? Man muss es ja nichtso schnell angehen wie Benedikt Böhm und Sebastian Haag

Geschafft! Benedikt Böhm und Sebastian Haag umarmen sich nach einer Rekordbesteigung im Himalaja

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VON STEPHANIE GEIGER

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D I E N S T A G , 2 3 . A U G U S T 2 0 1 1S Ä C H S I S C H E Z E I T U N G

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W W W . S Z - O N L I N E . D E / S P O R T

iner der schnellsten Bergsteigerkommt nach Dresden. Bene-

dikt Böhm gelang 2006 eine Alpen-überquerung non-stop mit Skiernvon Deutschland nach Italien innur zweieinhalb Tagen, mit 13 000Höhenmetern und 210 Kilometern.Der 34-Jährige wagt auch Skiab-fahrten von Achttausendern. AmSonnabend nächster Woche (3. Sep-tember) gehört der Münchner zuden Stargästen bei der Eröffnungder neuen Dresdner Globetrotter-Filiale auf der Prager Straße. Im SZ-Interview spricht Benedikt Böhmüber Tempo, Risiko und den Tod.

Herr Böhm, Sie vergleichen IhrBergsteigen mit der Formel 1.Was hat das miteinander zu tun?

Das ist etwas provokant und erklärtam besten Speed-Bergsteigen. Esgibt 1 000 Gründe für das Bergstei-gen. Und jeder ist gut. Ich kommeaus dem Leistungssport, bei mirmuss alles schnell gehen. Ich kannnichts langsam machen.

Deshalb wurden Sie auch Ski-bergsteiger?

Sicher. Aber was war das für einSport vor 15 Jahren? Menschen inPumphosen, die sich wohl Geld fürden Lift sparen wollten. Den Markthaben wir aufgerollt. Jetzt ist dasein cooler Sport für junge, athleti-sche Menschen. Mit gutem Materialmacht Skibergsteigen richtig Spaß.

Sie behaupten: Mehr Tempo istweniger Risiko. Ist nicht das Ge-genteil der Fall?

Das denkt man vielleicht. Wir ha-ben aber unsere Erfahrungen ge-macht, grausame, das ganze Pro-gramm mit Lungenödem auf 6 000Metern, Krankenhaus in Peru.Trotzdem trauten wir uns wieder indie Höhe. Am Muztagata – mit7 509 Metern dritthöchster Gipfelim Pamir – hatte ich ein Schlüssel-erlebnis. In über 7 000 Metern Höheentdeckten wir zwei Deutsche inder Todeszone. Die Frau war tot,den Mann schleppten wir ins La-ger 3, dort starb er in unseren Ar-men. Zwei Tage später wagten wirtrotzdem die Speedbegehung. Inweniger als elf Stunden schafftenwir 3 550 Höhenmeter und denRückweg. Da wussten wir: Die bei-den starben, weil sie zu lange in derTodeszone waren. Wir hatten unse-re Energie mitgenommen, hieltenuns nur relativ kurz in extrem dün-ner Luft auf. Das senkt das Risiko.

Beobachten Sie einen Wandel imHöhenbergsteigen?

Der Trend Speed bleibt immer limi-tiert für eine kleine Gruppe. Das be-trifft auch das Höhenbergsteigen.Da müssen sehr viele Vorausset-zungen passen – Genetik, Training,Leidensfähigkeit, Investment. Mei-ne Spezialität sind Skiabfahrten, sobin ich extrem schnell aus der ge-fährlichen Zone raus. Das machennicht viele, ich bin schon als Kinddort reingewachsen. An Achttau-sendern gibt es keine ungefährli-chen Abfahrten.

Sind solche Abfahrten kalkulier-bar? Man darf ja nicht stürzen.

Es ist kalkulierbar, lässt sich mit Be-dingungen in den Alpen verglei-chen. Da haben wir Erfahrungen anSteilabfahrten gesammelt. Wirschnallten an Achttausendern aberauch die Skier ab, wenn es kritischwurde. Am Gasherbrum II schaff-ten wir Auf- und Abstieg in 17 Stun-den. Das ist ohne Skier sehr, sehrschwer möglich.

Sie schreiben im Internet, Angsthabe Sie schon blockiert und ge-rettet. Gibt es dafür Beispiele?

Am Broad Peak bin ich 20 Höhen-meter vor dem Hauptgipfel umge-dreht. Nach wie vor glaube ich, dassmich diese Entscheidung gerettethat. Wir waren viel zu spät dran. Inanderen Fällen blockierte michAngst, wo ich effektiver gewesenwäre, wenn ich sie nicht gespürthätte. Danach wusste ich, woranich noch arbeiten muss.

Was treibt Sie ständig ins Risiko?Ich bin da langsam reingewachsen,bin nicht von heute auf morgen aufAchttausender. Zuerst war ich aufdem Mont Blanc an einem Tag,

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dann auf Fünf- und Sechstausen-dern. Es ging immer weiter, ichkonnte auch immer mehr trainie-ren. Daraus schöpfte ich neue Moti-vation – nicht nur für den Sport, fürmein komplettes Leben. Ich brau-che nicht die ständige Todesgefahr.Aber ich will weiter in der Liga spie-len, die ich mir erarbeitet habe.

Wie erarbeiten Sie sich das?Über Automatismen, Schulung derInstinkte. In großer Höhe bleibtkein Raum zum Überlegen, zum lo-gischen Denken. Da ist auch keinPlatz für Emotionen. Da oben fühleich kein Mitleid, keine Freude.Durch den geringen Sauerstoff sindviele Funktionen des Körpers run-tergefahren. Dann müssen die Be-wegungen so geschult sein, dassman automatisch handelt. Deshalbpusche ich mich auch im Trainingin Grenzsituationen hinein. Sokann ich beispielsweise beim Ab-stieg auf Instinkte vertrauen. Aufdem Rückweg passieren die meis-ten Unfälle beim Höhenbergstei-gen weil die Kräfte schwinden, dieKonzentration nachlässt.

Sie waren dem Tod nahe, habenMenschen sterben sehen. Sinddas Bilder, die man nie wiederlosbekommt?

Ich habe mich nie danach ge-drängt, so etwas zu erleben. Undich hätte vorher gedacht, dass michsolche Erlebnisse extrem belastenwürden, da ich mich als sensibeleinschätze. Aber ich hatte ehrlichgesagt nie Albträume nach den tra-gischen Ereignissen. Ich habe im-mer nach bestem Wissen gehan-delt, habe alles Menschenmöglicheversucht, um Leute in Not zu ret-ten. Es bewegte mich immer, wennLeute am Berg gestorben sind – hatmich aber nie verfolgt. Das liegtwohl auch daran, dass ich immerenorm viel Kraft aus dem Bergstei-gen geschöpft habe. Deshalb kannich das Klettern gar nicht infragestellen. Das Positive überwiegt.

Ein Gipfelsammler sind Sie wohl

nicht, zum Beispiel auf alle Acht-tausender zu steigen?

Genau. Dafür gibt es viel zu vieleschöne und reizvolle andere Gipfel.

Sie waren ein guter Ruderer, Aus-wahl-Skibergsteiger. Was treibtSie in Wettkampfsituationen?

Ich will wissen, wo ich stehe, wieweit ich gehen kann, wo meineGrenzen sind. Deshalb reizt michLeistungssport. Manchmal wün-sche ich mir sogar, ich könnte allesetwas ruhiger angehen.

Sie studierten internationalesManagement in Oxford. Half Ih-nen dabei das Sportdenken?

Unbedingt. Ich wollte es schaffenund wusste: Das ist meine großeChance. Dabei war ich nie ein guterSchüler. Und ich musste alles selbstfinanzieren, da ich aus einer gro-ßen Familie mit fünf Geschwisternkomme. Die Chance wollte ich un-bedingt nutzen, konsequent, so wieich auch Sport treibe.

Extremsport hat viel mit Kon-fliktbewältigung zu. Hilft Ihnendas auch im Beruf?

Ja, besonders in kritischen Situatio-nen oder beim Umgang mit Men-schen. Ich glaube, meine beruflicheBelastungsfähigkeit habe ich mirauch durch den Sport erarbeitet.

Funktioniert das auch umge-kehrt?

Beim Studium wurde mir beige-bracht, strukturiert zu denken. Dashalf mir beim Sport, alles zielorien-tierter anzugehen. Irgendwann ha-be ich gemerkt, dass nicht nur dieQuantität entscheidend ist sonderndie Qualität – auch im Training. Esbefruchtet sich alles gegenseitig.

Spüren Sie als Geschäftsführerdie Auswirkungen der Krise?

Wir sind ein internationaler Aus-rüster für Skibergsteigen, 90 Pro-zent des Umsatzes erwirtschaftenwir im Export. Natürlich spürenwir die Krise. Aber noch dramati-scher sind schneearme Winter. Wir

sind viel mehr vom weißen Goldabhängig als von der Börse.

Wie oft waren Sie denn schon inDresden?

Das erste Mal Anfang der 90-er Jah-re auf Klassenfahrt, da waren wirsogar in der Semperoper. Das Elb-sandsteingebirge habe ich späterkennengelernt, der Hammer. Ichbin kein guter Kletterer, konnteaber die Felsen genießen – und dieMenschen. Ich kenne keine Szene,die so faszinierend ist.

Das Interview führte Jochen Mayer.�uwww.benediktboehm.de

„Ich kann nichts langsam machen“

Sprung ins Ungewisse: Benedikt Böhm (kl. Foto) in den Alpen bei Cortina inseinem Element (oben). Als Geschäftsführer der Ausrüster-Marken Dynafit &Silvretta bringt er viele praktische Erfahrungen ein. Der gebürtige Münchnerist verheiratet und hat einen elf Monate alten Sohn. Fotos: privat

Oxford-Absolvent BenediktBöhm sucht immer wiederneue Grenzerfahrungenund kommt nach Dresden.

4 000 Zuschauer beimMünchner Boulder-WeltcupMünchen. Die Boulder-Weltmeiste-rin Anna Stöhr sicherte sich amWochenende in München den Ge-samtsieg im Weltcup. Hinter derÖsterreicherin belegte JulianeWurm aus Wuppertal in der Tages-wertung Rang zwei. Stöhr-Freundund Landsmann Kilian Fischhuberstand schon vor dem Finale als Ge-samtsieger bei den Männern fest.4 000 Zuschauer verfolgten denWeltcup im Olympiastadion. (SZ)

Gut ausgerüstet, aberschlecht vorbereitet

München. Im Deutschen Alpenver-ein (DAV) geht die Zahl der Bergun-fälle zurück. Andererseits sind im-mer mehr Bergsportler gut ausge-rüstet, aber schlecht vorbereitet.Vielen mangelt es an Kondition, al-pinem Können und richtiger Selbst-einschätzung. Dies war das Fazitbei der Präsentation der Bergunfall-statistik. 2010 verunglückten 40DAV-Mitglieder in den Bergen töd-lich, 2009 waren es 41. Gleichzeitigstieg die Zahl der DAV-Mitgliederum 42 000 auf 893 000. (SZ)

Gerlinde Kaltenbrunnermacht am K2 weiter

Kathmandu. Gerlinde Kaltenbrun-ner will heute einen Gipfelversucham K2 (8 611 m) wagen. Die Öster-reicherin verbrachte eine Nacht auf8 300 Metern. In den vergangenenTagen brachen mehrere Bergstei-ger ihre Expedition wegen widrigerWetterbedingungen ab – auch Kal-tenbrunners deutscher EhemannRalf Dujmovits. Mehrfach war Ger-linde Kaltenbrunner am K2 ge-scheitert. Der zweithöchste Bergder Erde fehlt der 40-Jährigen alseinziger in der Sammlung aller 14Achttausender. (SZ)

Extreme Alpenquerungauf einem Einrad

Riva. Eine ungewöhnliche Alpen-querung gelang dem Einrad-Downhill-Weltmeister David Wei-chenberger. Der 26-jährige Öster-reicher radelte über 400 Kilometervon Neuschwanstein in Bayern bisnach Riva am Gardasee. Dabei ver-mied der Student, der am 19. Juligestartet war und am 8. August dasZiel erreichte, möglichst asphaltier-te Wege. Täglich war er zwölf bis 14Stunden auf dem Einrad unter-wegs. Allein im Aufstieg meisterteer 14 000 Höhenmeter. (SZ)

Todesfall im kalifornischenYosemite-Park

San Francisco. Ein Klettersteig imkalifornischen Yosemite-Park, derjedes Jahr 50 000 Besucher anlockt,hat das erste Todesopfer der Wan-dersaison gefordert. Eine 26-jährigeKalifornierin stürzte 180 Meter tiefin den Tod. Der Unfall geschah amGranitfelsen Half Dome. Auf einemSteilstück von mehr als 47 GradSteigung können sich auch weni-ger erfahrene Kletterer an senk-recht aufgehängten Drahtseilenzum Gipfel hochhangeln. (dpa)

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p Zur Eröffnung der neuen Dresd-ner Globetrotter-Filiale auf derPrager Straße kommen am3. September Größen der Kletter-und Outdoor-Szene:p Speed-Star: Benedikt Böhm ge-lang 2006 die Besteigung desGasherbrum II (8 035m) per Ski.p Ski-Größe: Peter Schlickenrie-der ist Skisprint-Olympiazweiterüber 1,5 km von Salt Lake City.p Balance-Könner: Die DresdnerDamian Jörren und Mike Ueber-schär zeigen Seil-Artistik.p Rad-Dauerfahrt: MaximilianSemsch radelte auf seinem Rei-serad von München bis Singapur.p Kletter-Meister: Der fünffachedeutsche Meister Markus Hoppeaus Dresden weiht einen neuenKlettertunnel ein.p Eiger-König: Kletterprofi Micha-el Wohlleben gelang eine Speed-begehung in gut fünf Stundendurch die Eiger-Nordwand.p Indianer-Fährte: Auf den Spu-ren der Sioux ist Dirk Rohrbachin den USA – und zugeschaltet.p Reise-Duo: 96 000 km per Rad,4 000 km im Kanu meisterten insieben Jahren Nadine Pusch-kasch und Martin Lunz. (SZ)

Wegen letzten Umbauten bleibt dieDresdner Globetrotter-Filiale vom 29. Au-gust bis zum 2. September geschlossen.

Treff der Extremszene

Es klingt nach ei-ner Lebensmaxi-me von OswaldOelz: „Kletternkann und mussich bis zum En-de.“ Extremberg-steiger, Genuss-kletterer, Höhen-mediziner, Expe-ditionsarzt, Ge-nießer – derÖsterreich-Schweizer hat vie-le Gesichter. Under kann viele Ge-schichten erzählen, über die Berg-welt schwärmen und wie nebenbeiLust auf Abenteuer sowie ferne Gip-felziele machen. Der 68-Jährige ak-zeptiert sein Alter und kann auchda mit gutem Rat aufwarten: „Ichmuss die Ziele meinem Alter anpas-sen.“ Unterhaltsam, anregend, se-henswert. (SZ/may)

Genießer an vielenGipfelplätzen

Oswald Oelz „Or-te, die ich lebte,bevor ich starb“AS Verlag Zürich,240 Seiten, 325 Fo-tos, 36,50 Euro.

as Matterhorn soll man bestei-gen, solange man noch jung

ist. „Die meisten warten zu lange“,sagt Rudi Steindl. Sie hegten ihrenTraum vom Aufstieg – und plötz-lich seien sie 66. Zu alt für einenViertausender, urteilt Steindl. Er ist51 und patentierter Bergführer seit1987 – da sei es etwas anderes.Steindl ist durchtrainiert seit Jahr-zehnten. Und er ist kein Mann, derzu viel redet.

Von Zermatt aus sehen die Bergebei gutem Wetter traumhaft aus.Das Matterhorn, der Hausberg,baut sich majestätisch hinter denGassen auf. Viele Touristen haltenden freistehenden Berg mit dermarkanten Pyramidenform für denschönsten der Alpen. Kenner schät-zen auch die Bergriesen in derNachbarschaft, vor allem das naheMonte-Rosa-Massiv mit seinen zahl-reichen Gipfeln und Gletschern.

Bergführer Rudi Steindl wartetauf seine Kundschaft an der Talsta-tion der Gornergrat-Bahn. SeineTour führt von der Station Rotenbo-den auf die neue Monte-Rosa-Hütte.Es ist ein achtstündiger Marsch mitGletscherquerung, für ihn ein klei-ner Sommerspaziergang „zum Auf-wärmen“. In der Nacht hat es in derHöhe geschneit. Auf besorgte Fra-gen von Anfängern nach Konditionund Ausrüstung sagt er nur: „Passtschon. Man kann überleben.“

Der Weg zur Monte-Rosa-Hütteist keine reine Wandertour. Mit Ab-stieg zum Gletscher und Aufstiegzur Hütte verlangt er auch imHochsommer etwas Erfahrung alsBergsteiger. Im Gänsemarsch stapftSteindls Truppe von Rotenbodenbergab Richtung Gletscher. OhneSchnee lässt es sich auf dem schma-len Pfad gut laufen. Doch dieSchneefelder sind eine Qual. Es gilt,in tief ausgetretenen FußspurenHalt zu finden.

Eine glitzernde EisweltEine Entschädigung für die Strapa-zen sind bei gutem Wetter die Aus-blicke auf das Monte-Rosa-Massiv:Links der Gorner-Gletscher, in derMitte der Monte-Rosa-Gletscher,rechts der Grenzgletscher, eine glit-zernde Schnee- und Eiswelt – unddarüber die mächtigen Gipfel.

Die neue Monte-Rosa-Hütte auf2 883 Metern Höhe ist SchweizerHightech mit Solarflächen, großenFenstern, hellem Holz, eigenerWeinmarke und warmem Abend-essen, eingeflogen mit dem Heli.Weiter sollten Wanderer sich nichtwagen, das ist Bergsteiger-Revier.Abends löst der Wein die Zungender Bergführer. Zwei Italiener sindam Liskamm abgestürzt. Der einewusste wohl nicht, dass er auf demschmalen Grat auf die Gegenseitespringen muss, wenn der Gefährteabrutscht. Nun sind beide tot.

Warum zieht es Menschen dorthinauf? „Irgendwo ist immer einSchlüsselerlebnis“, berichtet derBergführer. Vielleicht ist es dasGlücksgefühl, wenn sich die Wol-ken heben und atemberaubendePanoramen freigeben. Vielleicht istes die Harmonie einer Seilschaftoder die Liebe zur unberührten Na-tur. Sport allein ist es selten. (dpa)

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An der Grenzezum Revier

der BergsteigerRund um den Monte Rosawarten reizvolle Touren mitpatentierten Bergführern.

[email protected]

Von Ulrike von Leszczynski

Bergführer Rudi Steindl auf ver-trauten Wegen. Foto: dpa

116 Bergsteiger 11⁄12

PORTRÄT

Über Stein statt über Schnee: Speed- begehung des Toubkal in Marokko 2011

Unter StromBenedikt Böhm rennt auf Berge. Vorzugsweise mit Ski. Gerne auch auf Achttausender. Gerade ist der 35-Jährige dabei, gemeinsam mit Sebastian Haag und Kameramann Greg Hill eine Speedbegehung am Manaslu (8163 m) zu versuchen. Von Dagmar Steigenberger

UNSERE BESTEN Benedikt Böhm

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11⁄12 Bergsteiger 117

i n Benedikt Böhms Leben dreht sich alles um Geschwindigkeit. Er redet schnell. Seine Augen wandern su-chend durch den Raum. Seine Ver-bindungen zur Welt laufen auf High-

speed: Laptop und Handy hat er bis in die Nachtstunden in Gebrauch, und das selbst noch an so abgelegenen Orten wie der Toubkal-Hütte, 3200 Meter über Meereshö-he mitten im marokkanischen Atlasgebir-ge – nicht nur für private Zwecke, nein. Sondern vor allem, um seiner Aufgabe als Brand Manager des Sportartikelherstellers Dynafit gerecht zu werden. Einsatz zu 100 Prozent. Das, was an Zeit eigentlich nicht mehr übrig bleibt, nutzt er für seine Speed-Projekte: zum Beispiel in weniger als 24 Stunden per Ski vom Basislager auf die höchsten Gipfel der Erde und wieder retour. Wenn der 35-Jährige trainiert, steht er um vier Uhr früh mit aufgefellten Ski am Start. Sein bevorzugtes Ziel ist die Alpspitze, 2000 Höhenmeter über Garmisch-Partenkirchen, von München via Autobahn gut erreichbar und damit quasi vor seiner Haustür. Durch-schnittliche Tourengeher nehmen sich für die Strecke gerne ein Wochenende Zeit und übernachten auf der Stuibenhütte. Böhm erledigt sie in knapp drei Stunden und sitzt pünktlich zu Beginn des beruflichen

Alltags an seinem Computer. Wenn es gut läuft, schafft er dieses Pensum viermal pro Woche. Manchmal kombiniert er Training und Arbeit, wie beispielsweise am 4167 Meter hohen Toubkal in Marokko. Für Skitou-rengeher, die das von seinem Arbeitgeber unterstützte Athletenteam begleiten dür-fen, ist die Reise mit ihm eine ganz beson-dere. Für Benedikt Böhm ist der Toubkal eine willkommene Abwechslung im Trai-ningsprogramm. Sympathisch wirkt er, dieser Blondschopf mit dem gewinnenden Lächeln: der Inbegriff eines perfekten Hel-den. Er sucht das Gespräch, fragt interes-siert nach, merkt sich Details. Aber zugleich wirkt er, als stünde er ständig unter Zeit-druck. Er scheint unter Strom zu stehen, und vielleicht braucht es eine Reise in seine Jugend, um zu verstehen, was ihn antreibt.

Überschüssige EnergieDie Sportlerkarriere des Benedikt Böhm be-ginnt bereits im Alter von zehn Jahren. Sein ältester Bruder Corbinian nimmt an diver-sen Langlauf-Turnieren teil und animiert den Jüngeren, der daraufhin begeistert durchstartet. »Ich habe etwas gesucht, bei dem ich meine überschüssige Energie los-werden konnte«, erzählt er. Und während die Freunde auf Partys gehen und Mädchen treffen, fährt Bene – wie ihn seine Freunde nennen – an den Wochenenden von Wett-kampf zu Wettkampf. »Irgendwann bin ich der Sache dann überdrüssig geworden und habe aufgehört mit den Langlaufrennen.«Böhm verliert den Sport zwar nie ganz aus den Augen, sucht die Herausforderun-

Durchschnittliche Tourengeher nehmen sich für die Alpspitze ein Wochenende Zeit. Böhm braucht drei Stunden – und sitzt pünktlich am Computer.

Große Fallhöhe: Böhm springt von einem Cliff bei

Cortina d’Ampezzo.

Erfolgreicher Abschluss des X4-Projekts: Benedikt Böhm am Gipfel des Piz Palü

Foto

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2012 manaslu

2010 Broad peak

2009 Broad peak

2007 manaslu

2006 gasherBrum ii

2005 mustagh ata

2004 peru

expeditionen

expeditionen

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Knapp 24 Stunden brauchte er bis zum Gipfel des Manaslu und wieder hinunter. Doch freuen konnte er sich nicht: Eine Woche zuvor waren am Berg elf Menschen gestorben – Böhm und seine Freunde hatten die Leichen geborgen. Die Fingerspitzen waren erfroren, er kümmerte sich nicht drum. Bene-

dikt Böhm spürte schon seit Stunden seinen Körper nicht mehr. Keine

Schmerzen, keinen hunger, alles taub. Mechanisch grub er ein loch in

den Schnee, legte einen Karabinerhaken hinein und einen Schal dazu:

Vergraben am Gipfel des Mount Manaslu, 8163 Meter über dem Meer.

Es war der 30. September, als Böhm mit der schnellsten Begehung

des achthöchsten Bergs der Erde ein neuer Weltrekord gelang, 23,5

Stunden. Sieben tage zuvor waren an gleicher Stelle elf Menschen bei

einem lawinenunglück gestorben. Es wären wohl mehr gewesen, wä-

ren Böhm und sein team nicht rechtzeitig da gewesen.

15 Stunden brauchte der 35-Jährige eine Woche nach der tragödie

vom Basislager des himalaya-Berges in nepal bis auf die Spitze des

Manaslu, zu Fuß und auf Skiern, ohne künstlichen Sauerstoff. Doch als

er auf dem Gipfel angekommen war, riss er nicht die Arme in die luft,

stieß keinen Jubelschrei aus. Zusammengekauert ließ er sich von an-

deren Bergsteigern vor der blendenden Sonne fotografieren und klet-

manaslu 2012

extremBergsteiger Böhm: „In WEltREKORDZEIt hAt BEnEDIKt BöhM DEn AchthöchStEn BERG DER WElt BEZWUnGEn“ Der Spiegel

expeditionen

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terte nach wenigen Minuten wieder runter. „plötzlich hatte der Berg für

mich dieses schwere Schicksal. Ich spürte Demut, keine Freude“, sagt

Böhm. Der Karabiner gehörte einem Opfer des lawinenunglücks. „Ob

die person überlebt hat oder nicht, weiß ich nicht“, sagt Böhm. Für ihn

sei die symbolische Beerdigung des hakens ein guter Weg gewesen,

mit dem Unglück umzugehen. Doch die Bilder und Geräusche des 23.

September werden ihn sein leben lang verfolgen - und seine außerge-

wöhnliche sportliche leistung immer begleiten.

Gemeinsam mit fünf Kameraden befand Böhm sich in der nacht des

Unglücks in der nähe von hochlager 3, auf etwa 6400 Metern höhe.

Das team kannte den Manaslu schon von einer abgebrochenen Ex-

pedition vor fünf Jahren. „Wir hatten Respekt vor dem Berg, vielleicht

sogar Angst“, sagt Böhm.

Um 4.30 Uhr hörten sie die lawine abgehen. Durch die enorme Druck-

welle war ihnen sofort bewusst, dass es keine gewöhnliche war. Beim

Blick aus dem Zelt sahen sie Stirnlampen, hörten hilfeschreie. Die

Schneemassen hatten das benachbarte lager 3 erwischt.

15 Minuten später war die Gruppe am lawinenfeld, bis zum Morgen

versorgte sie Verletzte und barg tote. „Eine Frau starb uns in den Armen.

Sie hatte durch Eisbrocken innere Verletzungen erlitten“, sagt Böhm.

Auch für zehn weitere Bergsteiger kam jede hilfe zu spät. Alle anderen

Verwundeten wurden von helikoptern abtransportiert - und überlebten.

Die gute nachricht erreichte die Ersthelfer noch am selben Abend im

Basislager. „Es tat gut zu hören, dass das da oben nicht alles umsonst

gewesen war“, sagt Böhm. „Das hat uns wieder aufgebaut.“

In den folgenden tagen diskutierte die Gruppe: aufsteigen oder abbre-

manaslu 2012expeditionen

„BöhM BEcAME thE FAStESt MAn tO clIMB AnD SKI MOUnt MAnASlU, clOcKInG In At 23 hOURS 30 MInUtES. hE WAS AlSO thE FIRSt tO DO It WIthOUt SUpplEMEntAl OxyGEn.“ New York TiMeS

Manaslu Gipfel (8.163m) nach 15h vom Basecamp (4.900m).

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chen? Drei Bergsteiger beendeten die Expedition, Böhm, Sebastian haag

und constantin pade, entschieden sich, weiterzumachen. Er wollte auf

den Gipfel, trotz – oder gerade wegen – der lawinenopfer, sagt Böhm.

Allein auf den GipfelAm frühen Abend des 29. September machten sich die verbliebenen

Gruppenmitglieder vom Basislager aus auf den Weg, ausgerüstet mit

2,5 litern Flüssigkeit und etlichen packungen nahrungsgels. „Wegen

des Sauerstoffmangels hat man keinen Appetit und muss sich jede

Stunde daran erinnern, etwas zu essen. Die höhenluft tötet alle Gelüste

und Gefühle ab“, sagt Böhm. Auch deshalb habe er an nichts anderes

als an den Aufstieg gedacht - „sonst bringst du dich in lebensgefahr“.

nur manchmal seien rechts und links des geistigen tunnels Bilder vom

lawinenfeld aufgeflackert.

Die drei Extremsportler hatten vereinbart, dass jeder sein eigenes tem-

po gehen, niemand dem anderen hinterherhetzen oder auf jemanden

Rücksicht nehmen sollte. Schon vor lager 3 war Böhm den anderen

voraus. Er lief allein weiter durch Gletscherbrüche und einen Sturm,

kämpfte gegen Kälte und Müdigkeit. Rund 200 Meter unterhalb des

Gipfels, als er schon wieder auf dem Rückweg war, traf er auf seine

Kameraden. „Sie waren extrem erschöpft. Sie haben sich entschieden

umzukehren.“ Die Abfahrt von knapp 8000 Metern stellte sich als höl-

lentrip heraus. Knapp sechs Stunden brauchten die drei, um wieder ins

Basislager zu kommen. „Es war, als führe man durch ein aufgewühltes,

festgefrorenes Meer“, sagt Böhm. „Ein Sturz wäre ein Absturz gewe-

sen.“ Es ging gut.

expeditionen

manaslu 2012

„WEltREKORD AM MAnASlU: DEUtSchER BEZWInGt AchttAUSEnDER IM AllEInGAnG“ Stern

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manaslu 2012

72 73

q Contrôle du poids à Sana avant d’attaquer le Manaslu.

DossierortfolioP

p Coup d’oeil sur la carte du Manaslu. De gauche à droite: Greg Hill, Tobi Hatje, Eric Hjorleifson, et Sebastian Haag.

t Katmandou!

tt Chargement du bus à l’aéroport de Katmandou.

ttt A Sama avant de partir pour le Manaslu.

AvvenTURA/Montagna assassina

avessero messo in allarme. Anche perché, a quella quota, una valanga provocata dal distacco di un seracco ci può stare, soprat-tutto su una montagna pericolosa come questa; ciò che non accade praticamente mai è che questo accada di notte.Io avevo già tentato il Manaslu cinque anni fa, ma dovetti rinunciare per il peri-colo valanghe quando ero già a quota 7.400. Rispetto ad allora, la grande diffe-renza è l’affollamento. I cinesi, per impe-dire che qualcuno possa sbirciare che cosa succede in Tibet, hanno chiuso le frontiere impedendo la salita a ottomila più “facili” come Cho Oyu e Shisha Pangma e questo ha dirottato le spedizio-ni commerciali sulle vette nepalesi. Io, invece, oggi come nel 2007 e come ormai in tutte le mie spedizioni, l’obiettivo non l’ho cambiato, rimanendo fedele allo stile dello speed mountaineering, l’alpinismo ve-loce. Prevede salita alpinistica e discesa sugli sci di una vetta in 24 ore ed è l’unico stile che sento di poter gestire fisicamen-te a quelle altitudini. Io detesto e mi fa orrore l’idea di passare le notti ai campi

base più alti. Nello zaino porto solo due litri e mezzo di liquidi e una ventina di barrette. Più gli sci. E basta. Allo scialpinismo sono arrivato unendo le mie due passioni: da adolescente prati-cavo il fondo, poi ha iniziato ad annoiar-mi, così ho provato lo scialpinismo e sono arrivato fino alla nazionale. Riuscire ad abbinare lo sport a questo livello con il lavoro (Boehm è manager di Dynafit e questo lo porta spesso a viaggiare tra Eu-ropa e Stati Uniti; ndr) non è facile, ma

Una valangagrande come dieci

campi da calcio

La Tragedia

ilava tutto talmente liscio lassù in alto che con Gnaro Mondinelli avevamo avuto an-che il tempo di fare i golosi: lui mi aveva regalato del Parmigiano e io gli avevo fat-to assaggiare del vero speck. Era tornato il bel tempo, dalle parti del Manaslu, 8.156 metri nell’Himalaya ne-palese, ottava cima della Terra. Dopo i due metri di neve caduta nei tre giorni precedenti, quel sabato, il 22 settembre, il cielo era tornato di un terso che scaldava il cuore. Così tanto da rendere la vetta, visibilissima e distante 1.850 metri dal campo 2, un richiamo naturale, raggiun-gibile con l’istinto prima che a piedi. Anche la notte della valanga maledetta, arrivata alle 4.20, stando con gli occhi rivolti verso l’alto era un infinito tappeto di stelle. Al nostro campo 2, il “bis”, spo-stato mezzo chilometro e più alto di cento metri rispetto al 2 che ospitava una tren-tina di tende, prima di addormentarci cantavamo come matti. Pure Greg Hill, il canadese, l’unico non tedesco di noi sei, urlava a squarciagola per onorare l’Okto-berfest, che nella mia Monaco aveva aper-to proprio quel giorno. C’era aria di festa lassù e anche il pomeriggio del sabato, parlando con alcuni dei componenti del-la spedizione di Silvio Mondinelli e Al-berto Magliano, ci si confrontava positi-vamente su tempi e modi della salita dell’indomani. Anche oggi, a quasi due mesi dal dramma (alla fine i morti saranno 12, tra cui il mi-lanese Magliano, 67 anni, tanta esperien-za da alpinista dilettante e un secondo nipote nato il 21 settembre; ndr), ripercor-rendo mentalmente quelle ore non ricor-do sensazioni o presentimenti che mi

F 23 SeTTeMbRe4:20 una valanga grossa come 10

campi da calcio e profonda circa due metri e mezzo spazza via il campo 3 (6.800 m) in cui stanno dormendo una trentina di scalatori e continua la sua corsa fino al campo 2 (6.300 m). i morti sono 12, tra cui un italiano: alberto magliano, 67 anni, la cui tenda era distante poco più di un metro da quella di silvio mondinelli (foto sotto) e christian gobbi, rimasti illesi.

4:35 dal campo 2 “bis” (6.400 m), benedikt boehm e i cinque compagni di spedizione raggiungono il campo 2 e iniziano le operazioni di salvataggio.

11:00 dopo quasi sei ore arrivano i primi elicotteri dei soccorritori, alzatisi in volo solo dopo aver avuto la certezza della copertura economica per il loro intervento (pari a circa 10 mila euro).

29 SeTTeMbRe18:00 boehm, insieme a sebastian

haag e constantin pade, parte per raggiungere la vetta. gli altri tre del gruppo (greg hill, robert sichert e rainer lechner) invece tornano a casa.

30 SeTTeMbRe 9:00 il tedesco, già arrivato in carriera

sulle vette del gasherbrum ii (8.035 m) e del broad peak (8.051 m), arriva solitario in cima al manaslu. haag e pade si fermano 150 metri prima.

17:36 lo scialpinista torna al campo base dopo 23 ore e 36’. ha affrontato un dislivello di 3.300 metri e, in discesa sugli sci, tratti con pendenze fino a 55°.

La ricosTruzione ora per ora deL draMMa deL ManasLu e deLLa

successiva iMpresa di BoehM

Nepal

manaslu

kathmandu

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Münchner Merkur Nr. 235 | Donnerstag, 11. Oktober 201212 Bayern & Region Telefon: (089) 53 [email protected]: (089) 53 06-86 54

WILLKOMMEN&ABSCHIED

Krailling – Es zeigte sich früh,dass die kleine Greta sehrselbstbewusst werden wird.„Der Arzt amüsierte sich so-fort nach der Geburt über daslaute Organ meiner Kleinen“,sagt Mama Tanja Arlt. „WennGreta schreit, weiß sie ganzgenau, was sie haben will.Warten kommt nicht in Fra-ge.“ Egal ob es um eine dre-ckige Windel oder ein leeresBäuchlein geht.Gerade während der letz-

ten Abende, wenn die wer-dende Mutter ein wenig zurRuhe kommen wollte, beganndas Baby fröhlich zu treten.Als wollte es sagen: Bald ist essoweit. Trotzdem verlief dieSchwangerschaft ohne Übel-keit oder Zwischenfälle– auch wenn die Geburt inder Wolfartklinik Gräfelfingzwölf Stunden dauerte. Diekleine Greta wog 3810Gramm und hatte zur Überra-schung aller schon sehr vieleHaare.Der Sonnenschein sei ein

absolutes Wunschkind, er-

Greta, die Laute

zählt die stolze Mutter weiter.„Wir waren sofort komplettaus dem Häuschen, und jetztmöchten wir sie um nichts aufder Welt mehr hergeben.“ DieGeburt war nach der geplan-ten Hochzeit die Krönung desFamilienglückes.

FRANZISKA FLEISCHER

Dass Greta einen Doppel-namen bekommt, wollteihre Mama nicht. Schließ-lichmüssemanbeiÄmternalle Namen angeben undso habe sie es viel leichter.„Ihr Papa durfte sich Na-men überlegen und ichdie Anzahl.“ FOTO: SAUER

Auflösung:

DerKangchendzöngaistmit8586Meternderdritt-höchsteBergderErde.ErstehtinIndien.

AKTUELLESIN KÜRZE

MURNAUBundesstraße 2 dichtDie Überschwemmungen,kommen schneller – undgehen schneller, sagt Al-bert Zach von der Stra-ßenmeisterei Weilheim.So geschehen auch in derNacht auf Mittwoch, alsstarke Regenschauer eineschnelle Sperrung derBundesstraße 2 zwischenMurnau und Ohlstadt undder Staatsstraße 2062 zwi-schen Murnau undSchwaiganger (Kreis Gar-misch-Partenkirchen) nö-tig machten. Mit Schran-ken und Umleitungsschil-dern wurde der Verkehrgeregelt. Man sei mittler-weile zu jeder Jahreszeitim Einsatz, so Zach. Ander Häufigkeit habe sichaber nichts geändert.„Heuer war die B2 mit ges-tern zwei Mal gesperrt, dieStaatsstraße 2062 fünfMal.“ mm

MÜNCHENObst für VorschülerDie SPD fordert für Kin-dertagesstätten und Kin-dergärten in Bayern dieAusweitung des bereits be-stehenden Schulfrucht-programms. Das Pro-gramm ist ein EU-kofinan-ziertes Projekt, das Kin-dern kostenlose PortionenObst und Gemüse anbie-tet. Das unterstütze man,so die Bayern-SPD, jedochwolle man auch eine ange-messene Ernährungsbil-dung im Vorschulalter. mm

Gesundheitswoche

Das Bayerische Kultusmi-nisterium lädt mit zweiweiteren Ministerien vom15. bis 19. Oktober zurTeilnahme an der „Wocheder Gesundheit und Nach-haltigkeit“. Schüler bayeri-scher Schulen haben dabeidie Möglichkeit, selbst ak-tiv zu werden und überden Unterricht hinaus Ein-sicht in das Thema „Nach-haltige Ernährung“ zu ge-winnen. mm

MÜHLDORF AM INNZivilcourage belohntZivilcourage haben zweijunge Männer aus Mühl-dorf am Inn bewiesen. Am4. September diesen Jahreshatten sie durch beherztesEinschreiten zwei Täterbei einem Raubüberfall aufeine Tankstelle aufgehal-ten. Dafür wurden MarkusHofmeister und BenjaminQuaiser jetzt von der Poli-zeiinspektion Mühldorfgeehrt. Beide bekamen alsAnerkennung eine Beloh-nung in Höhe von je 100Euro. mm

AUGSBURGSpenden an St. MartinDie „aktion hoffnung“ unddas Kindermissionswerk„Die Sternsinger“ habengestern in Augsburg zurbundesweiten Aktion„Meins wird Deins“ an-lässlich des Martinstagsam 11. November aufgeru-fen. Durch Spenden warenim vergangenen Jahr über12 3000 Euro zusammen-gekommen, hieß es. kna

Das kleine Rätsel:Welcher ist der einzigeAchttausender Indiens?

I. Nanga ParbatII. KangchendzöngaIII. Dhaulagiri

so fassten die beiden Speed-Bergsteiger den Entschluss, aufjeden Fall den Gipfelsturm zuwagen. Zahlreiche andereGruppen folgten.Vor fünf Jahre waren Bene-

dikt BöhmundSebastianHaagschon einmal amManaslu. EinSchneesturm auf rund 7300Metern verhinderte damalsden Spurt auf den Gipfel. Jetztwollen es die beiden unbedingtschaffen, nachdem sie kurzfris-tig statt zu einemBerg in Chinanach Nepal gereist waren. Un-terwegs sammeln sie KumpelConstantin Pade (26) ausMemmingen ein. Auf etwa derselben Höhe, wo die tödlicheLawine losging und fünf Jahrezuvor die letzte Expedition ab-gebrochen wurde, zweifeln dieBergsteiger bei Eiseskälte undstürmischem Wind, ob sie denAufstieg packen. Sie beißen aufdie Zähne, wollen unbedingtschaffen, was noch keiner zu-vor geschafft hat.15 Stunden nach dem Auf-

bruch aus dem Basislager stehtBenedikt Böhm 8163 Meterüber dem Meeresspiegel. DasLawinenunglück ist noch inseinem Kopf. Auf die obligato-rische Siegerpose verzichtet erin Erinnerung an die TotenundVerletzten. Außerdem ver-gräbt Böhm an der Spitze desManaslu einen Karabiner, dener bei der Rettung verwendethatte.Pade und Haag haben es

nicht bis zum Gipfel geschafft.„Aus Vernunft habe ich etwa100 Höhenmeter vor demGip-fel umgedreht. Ich habe dieEnergie für die Abfahrt ge-braucht“, erzählt SebastianHaag. Das Trio schnallt dieSkier an die Füße und ist acht-einhalb Stunden später zurückauf rund 5000MeternHöhe. In23,5 Stunden vom Basislagerauf denGipfel und zurück. „Ei-ne einmalige Leistung von Be-nedikt“, sagt Haag. Obwohl eres – so kurz vor dem Ziel ste-hend – selbst nicht auf denGipfel geschafft hat, ist derGrünwalder stolz und imRückblick auf das Lawinenun-glück auch erleichtert: „Wir le-ben. Das ist das Wichtigste.“

Lawine geholfen hatten, über-lebten das Unglück. „Das hatuns gepusht. Ab dann konntenwir auch ein Stück weit damitabschließen“, sagt Böhm. Und

und Menschenleben gerettethat, erklärt Sebastian Haag.Nach wenigen Tagen ereilte

die beiden die Nachricht: AlleBergsteiger, denen sie nach der

Gefahr omnipräsent ist, seiman von solch einem Unglückaber nicht so extrem getroffen –auch nicht, wenn man bei denBergungsarbeiten geholfen

Stimmung im Basislager ge-drückt. „Wir haben alles getan,was wir tun konnten, um zuhelfen“, sagt Benedikt Böhm.Bei einem Sport, in dem die

Nur wenige Tage nach-dem am nepalesischenAchttausender Manasluzwölf Bergsteiger von ei-ner Lawine in den Tod ge-rissen wurden, hat einMünchner den Gipfel desBerges gestürmt. Unddasauch noch auf eine ArtundWeise, wie noch keinMensch zuvor.

VON JOHANNES MARKMANN

München – Es ist 18 Uhr amSamstag, 29. September 2012,als der Münchner BenediktBöhm (35) und der Grünwal-der Sebastian Haag RichtungGipfel des Manaslu aufbre-chen. Vom Basislager auf etwa5000 Metern Höhe starten sieihren riskanten Aufstieg. DasZiel: 8163Meter. Haag trägt ei-ne extrem dünne, aber ebensowiderstandsfähige blaue Jackeund einen leichten, orange-schwarzen Rucksack.Powergel, Flüssigkeit – dieBergsteiger haben nur das Nö-tigste dabei. Die Wetter-Bedin-gungen scheinen optimal.Auf dem Rücken haben die

beiden Skier für die Abfahrt.Bis zum höchsten Punkt desManaslu wollen sie maximal16 Stunden brauchen – ohnekünstlichen Sauerstoff. BöhmundHaag sind Speed-Bergstei-ger. So schnell wie sie es pla-nen, hat zuvor keiner die rund3300 Höhenmeter vom Basis-lager auf die Spitze des Manas-lu zurückgelegt.Sechseinhalb Tage ist es her,

dass von mehr als 7000 Hö-henmetern aus eine Schneela-wine talwärts gerauscht ist.Böhm und Haag schliefen ge-rade zum Akklimatisieren aufrund 6400 Metern, als sich dasUnglück ereignete. Stunden-lang halfen die beiden und gru-ben Verschüttete aus. Die er-fahrenen Bergsteiger wissen,was sie zu tun haben. „Es warnicht das erste Mal, dass wirbei so einem Unglück dabeiwaren“, sagt Sebastian Haag.In den Folgetagen war die

Nach Lawine: In Rekordzeit auf den GipfelUNGLÜCK AM MANASLU IN NEPAL ...................................................................................................................................................................................................................................................................................................

Abfahrt vom Achttausender: Sebastian Haag auf dem Weg zurück Richtung Basislager. FOTOS: DYNAFIT-GORE-TEX TEAM

Seit Jahren klettern Sebastian Haag (l.) und BenediktBöhm (r.) auf Achttausender, wie hier 2009 in Pakistan.

Kurz vor dem Gipfel: Benedikt Böhm steigt die letztenMeter zur Spitze des Manaslu nach oben.

te den Umweltminister auf,den Ausbau nicht in Frage zustellen. „Stillstand am Boden,im Wasser und in der Luftkann sich Bayern nicht leis-ten“, sagte er unter Verweisauf die „Schwebezustände“bei Startbahn und Bahnkno-ten München. cd

inzwischen wirtschaftspoliti-scher Sprecher der Landtags-fraktion, verteidigt den Aus-bau. „Der Ausbau ist notwen-dig, sinnvoll und naturver-träglich“, sagte Erwin Huberunserer Zeitung. Es gebe dazuauch einen klaren Parteitags-beschluss der CSU. Er forder-

und dafür heftige Kritik nie-derbayerischer Parteifreundeeingefahren. Sie warfen Södervor, sich aus populistischenMotiven gegen ein Vorhabenzu stellen, für das örtliche Po-litiker jahrelang den Kopfhingehalten hatten. Der frü-here Parteichef Erwin Huber,

Staustufe“, zitierte ihn die„SZ“. Das einzigartige Öko-system im Fluss würde zu sehrleiden.In der CSU ist das Donau-

Thema hoch umkämpft. AuchHubers Vorgänger MarkusSöder hatte sich wie die FDPgegen den Ausbau gestellt

so massiven Eingriff in dieNatur und Verschlechterun-gen für den Flussabschnitt zurFolge hätte“, sagte Huber,dass er nun die Ausbauvari-ante C280 mit dem Seitenka-nal und der Staustufe an derMühlhamer Schleife ablehne.„Ich bin gegen Kanal und

München – In der CSU zeich-net sich ein neuer Grundsatz-streit um den Donau-Ausbauab. Umweltminister MarcelHuber positioniert sich erst-mals gegen die bisherigen Plä-ne. Eine neue Studie habe„eindringlich herausgearbei-tet, dass dieser Ausbau einen

In der CSU tobt neuer Streit um Donau-Ausbau

Aussicht auf einen Spender,es mussten nur noch einigeTests durchgeführt werden“,sagt Sohn Stephan.Doch vergangene Woche

fängt sich Ilse Rupprecht ei-nen Infekt ein, sie bekommtFieber undmuss zurück in dieKlinik. Zwar stabilisiert sichihr Zustand, „wir sind nochspazieren gegangen und ha-ben einen Cappuccino ge-trunken“, sagt Stephan. Dochseine Mutter hat offenbar eineAhnung, redet davon, wie sienoch alles regeln kann. Amnächsten Tag schläft sie fried-lich ein. Stephan Rupprechtwill sich imNamen der Familiebei allen Bedanken, die mit derTypisierungsaktion geholfenhaben, das Leben seiner Mut-ter zu retten. Und wer weiß:Vielleicht ist jemand dabei ge-wesen, der ein anderes Lebenretten kann. BORIS FORSTNER

Die RedaktionWillkommen & Abschiederreichen Sie unter089/5306-434

gau, mehr als 400 Menschenlassen sich Blut abnehmen.Dutzende Ehrenamtliche hel-fen mit, die Freunde von IlseRupprecht vom Mütterkreishaben 18 Kuchen zur Ver-pflegung gebacken, die Hoff-nung ist groß.Und sie steigt noch, als die

71-Jährige nach einer Chemo-therapie aus dem Klinikumrechts der Isar wieder nachHause darf. „Es gab sogar die

Schongau – Sie hat gekämpft,auch ihre Familie. Und amSchluss schien sogar die Ret-tung nahe zu sein. Doch IlseRupprecht hat es nicht ge-schafft. Am Sonntag ist die71-jährige Schongauerin anihrer Leukämie-Erkrankunggestorben.Völlig überraschend ist die

Krankheit über die fitte Rent-nerin gekommen. Die lang-jährige Wirtin des Pfarrheimsist „ein Energiebündel“, sagtSohn Stephan, als sie plötz-lich einen Schlaganfall erlei-det – ausgelöst durch schlech-te Blutwerte der Krebserkran-kung, die erst jetzt entdecktwird. Schnell ist klar: Nur ei-ne Knochenmarkspendekann Ilse Rupprecht retten.Die Familie will aber nicht

nur dabeisitzen und hoffen,sondern aktiv mithelfen, dasLeben der Mutter und Groß-mutter zu retten. Zusammenmit der Deutschen Knochen-markspenderdatei organisiertsie Mitte September eine Ty-pisierungsaktion in Schon-

Die Rettung schien so nah

Ilse Rupprecht starb im Altervon 71 Jahren. FOTO: KN

in der presse

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Fit for Travel

m zwei Uhr nachts klingelt der Wecker, unser Guide Domi Sherpa (33) und einige Träger wecken uns mit einer heißen Tasse Tee – Expedition de luxe. Eine Stunde später kleben die Felle unter den Skiern, klicken die Stiefel in die Bindungen, sind die Stirnlampen eingeschal-tet. Abmarsch. Der Mond wirft ein dünnes Licht auf die Schneefelder, ein paar Sterne leuchten am Firmament, aber die Dunkelheit der Nacht verhüllt noch die Gipfel der Fünf- und Sechstausender um uns herum. Die Temperatur ist auf minus fünf Grad abgesackt, der Weg auf den Gipfel führt über einen Gletscher. Nicht steil, aber im Dunkeln sind manche Spalten nicht leicht zu erkennen. Zwei Seil-schaften mit jeweils vier Teilnehmern aus unserer Gruppe sind schon unterwegs, wie Glühwürmchen markieren die Stirnlampen am schneebedeckten Hang den Aufstiegsweg. Die Nacht war kurz, die Luft ist dünn. Das Basecamp hatten wir auf 5200 Metern errichtet, im Sattel des Passes Mera-La. Sechs Tage Trekking mit Start in Lukla, dem Tor zum

Himalaja, liegen hinter uns. Und der Gipfel der schönsten und höchsten Trekking route, so wird der Mera Peak mit seinen 6476 Metern beschrieben, vor uns. Nur noch getrennt durch 1200 Höhenmeter Aufstieg. Ein Kinder-spiel wird das werden, verglichen mit dem, was die beiden Leader unserer Gruppe genau 24 Tage später erleben müssen und überleben werden ...

Unser Team hier besteht aus 16 Berg steigern: 15 Männern und einer Frau, die meisten Freunde oder Kolle-

gen der beiden Speedbergsteiger Benedikt Böhm (35, Bene genannt) oder Sebastian „Basti“ Haag (33). Für viele ist es der höchste Gipfel ihrer alpinen Laufbahn, für Bene und Basti nur der Aufgalopp für ihre neue große Herausforde-rung. Nach dem Mera Peak soll es auf den Manaslu gehen, einen 8163 Meter hohen Riesen, der unter den weltweit nur 14 Achttausendern als besonders exponiert gilt. Und zwar getreu ihrem Motto: Speed up. In weniger als 24 Stunden wollen sie dann mit minimaler und leichter Ausrüstung vom Basislager den Manaslu stürmen, rund 3300 Höhenmeter am Stück, um von ganz oben mit Skiern abzufahren. Normale Expeditionen benötigen drei bis vier Tage mit vorgezogenen Lagern. Darauf verzichten sie. „Je kürzer man in der Todes-zone über 7000 Meter ist, umso weniger baut der Körper ab. Die Kräfte werden im Basislager besser geschont,

TExT TobiAs HATjeFoToS bAscHi beNDer

anflug auf lukla Die kurze Piste und die oft schlechte sicht ma - chen den Airport zum gefährlichsten der Welt

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in der online-presse

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manaslu 2012

21

Pakistan: Die Dynafit-Athleten Benedikt Böhm und Sebastian Haagnahmen sich zum Ziel in 18 Stunden vom Basislager (4.800 Meter)des Broad Peak in Pakistan auf den 8.051 Meter hohen Gipfel diesesBergriesen zu steigen, um auf Skiern in dem bis zu 50 Grad steilenGelände wieder abzufahren. Am 17. Juli 2009, nach einer längeren Schlechtwetterperiode, starteten

Benedikt und Sebastian ihre Speedbegehung. Bis zu einer höhe von

7.000 Metern kamen die beiden Extrembergsteiger gut voran - Sebas-

tian allerdings legte zwischenzeitlich eine pause ein, um seine trink-

vorräte wieder aufzufüllen. Doch dann benötigten sie, aufgrund der

Schneemassen, knapp vier Stunden für 200 höhenmeter auf dem

Grat zum Vorgipfel. nach insgesamt 16 Stunden erreichten die zwei

den Vorgipfel (8026 m). Für die Besteigung des 20m höher gelegenen

hauptgipfels war es bereits zu spät und daher zu gefährlich. Es zählte

einzig und allein der sichere Abstieg ins Basislager.

nach einer unmenschlichen Gewalttour von insgesamt 39 Stunden wa-

ren Benedikt und Sebastian zurück im Basislager. Ein Jahr später star-

tet Benedikt einen zweiten Versuch um doch noch den 20 höhenmeter

gelegenen hauptgipfel zu erreichen...

Broad peak 2009 / 2010

expeditionen

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Broad peak 2009 / 2010

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FRAnKFURtER

AllGEMEInE ZEItUnG

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SüDDEUtSchE ZEItUnG

FREITAG, 7. AUGUST 2009 WELT KOMPAKT 27MÜNCHEN

Carmen Schöller und Jana Gut-sche sind in Köln schon lange fürihre Partys bekannt. Heute öff-nen sie zum ersten Mal im Zer-wirk die Höllenpforte zu einemFest, das in München seinesglei-chen sucht. Die Party „Dirty Sti-cky Floor & Salon Chérie“ wirbtmit der Ansage: „Nichts ist unszu peinlich – wir wollen tanzen!“Eckensteher werden es beim DJ-Set von „Yeah Right!!!“ sowiesoschwer haben. Die Experten inSachen 80er-Trash-Musik habennoch jeden zur Bewegung ge-zwungen. Wer es gern verruchthat, wird im alten Zerwirk-Res-taurant im Salon Chérie ver-sorgt. Burlesque-Tänzerin Chi-Chi Bouvet hat sich angekün-digt, der Sound oszilliert zwi-schenSoftsex-Ge-klimper undfranzösi-schen Chan-sons.

■ Dirty Sti-cky Floor &SalonChérie, heu-te, 23 Uhr,Zerwirk (Le-dererstr. 3), 5Euro.

M Ü N C H N E RN Ä C H T E

Willkommen imSalon Chérie

Burlesque-TänzerinChiChi Bouvet

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Das Unternehmen war mehr alsgewagt: Vom Basislager überdreieinhalb Tausend Höhenme-ter auf den Broad Peak (8051Meter) steigen und anschließendauf Skiern ins Tal fahren – dasalles in weniger als 18 Stunden.Mit dieser Aktion wollten diebeiden Münchner Weltklasse-Bergsteiger Sebasti-an Haag (30) und Be-nedikt Böhm (31) ih-ren nächsten Rekordals Speedbergsteigeraufstellen. Am 17.Juli starteten sie denRekordversuch – undüberlebten die Expe-dition nur mit Glück.Gestern Abend ha-ben Böhm und Haagerstmals seit ihrerRückkehr aus Pakistan nachMünchen über die dramatischenStunden auf dem zwölfthöchstenBerg der Erde berichtet.

„Ich merkte gar nicht, wie leerich war.“ Basti Haag, Tierarztaus Grünwald, hatte den mörde-rischen Strapazen und demschlechten Wetter auf dem BroadPeak als erster Tribut zollenmüssen. Weil sie den engen Zeit-plan nicht einhalten konnten,mussten die Männer ihren Re-

kordversuch auf dem Vorgipfelin 8020 Metern abbrechen – nur30 Höhenmeter unterhalb desGipfels. Basti Haag ist völlig er-schöpft: „Ich bin getaumelt.“ –Er schafft die Rückkehr ins Ba-sislager nur mit Hilfe andererBergsteiger. Statt geplanter 18waren die Männer schließlich 39

Stunden unterwegs.Dabei hatten dieMünchner Glück.Die Italienerin Cris-tina Castagna, einegute Freundin von„Beni“ und „Basti“,hatte zusammen mitden Münchnern aufdem Vorgipfel ge-standen. Nur Minu-ten später stürzte siein den Tod.

Über zwei Jahre lang habensich die beiden Schulfreunde ausMünchen-Harlaching intensivauf ihren Rekordversuch vorbe-reitet. Enttäuscht, dass sie kurzvor dem Gipfel umkehren muss-ten? – „Nein“, sagt BenediktBöhm. „Wir haben den Vorgipfelerreicht. Wir waren erfolgreich.“

■ Ein Film von der Speedbestei-gung am Broad Peak unterhttp://4-seasons.tv Skier im Gepäck: Benedikt Böhm beim Aufstieg in rund 6000 Metern Höhe

„Ich merkte nicht, wie leer ich war“Münchner Extremsportler berichten von ihrer

Speedbegehung des Broad Peak (8051 m)

Haag (li.) und Böhmauf dem Vorgipfel

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in der presse

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Nepal: Die Speedbegehung des Manaslu (8.163m) galt als ambitio-niertes Projekt der drei Dynafit-Athleten Benedikt Böhm, Sebastian Haag und dem Bergführer Nicolas Bonnet. Speed bedeutet: Keine Pausen, maximales Tempo bergauf und bergab. Am Manaslu bedeu-tet Speed 3.300 Höhenmeter vom Basislager (4.900 m) bis zum Gipfel - ohne Hochlager, ohne Verpflegungsstation und ohne angeleg-te Spur zum Gipfel in der Todeszone mit 15% des normalen Sauer-stoffpartialdrucks! Anschließend die Abfahrt mit Skiern. nach tagelangem Ausharren im Basislager aufgrund starker Schnee-

fälle konnten die Athleten am 3.10.2007 endlich die Speedbegehung

starten. nach 3 Stunden waren die drei bereits auf 6.200 Metern höhe

- bei -30 Grad arbeiteten sie sich weiter aufwärts. Must have: Ein starker

Wille, um nicht aufzugeben. Auf einer höhe von 7.400 Metern, nur

150 höhenmeter unter der sicheren Schulter des Manaslu, musste die

Speedbegehung aufgrund hoher lawinengefahr von den Athleten ab-

gebrochen werden. Die richtige Entscheidung: Es siegte die Vernunft

der Skibergsteiger. Erfolge sind ein Resultat menschlicher Stärke. 2012

kehrt Böhm zurück und schafft was kein Mensch außer Ihm überhaupt

probiert hatte: Den Manaslu Gipfel vom Basecamp aus in 15 Stunden!

manaslu 2007

expeditionen

„MünchnER GIpFElStüRMER8.000 MEtER An EInEM tAG“ Bild Zeitung

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DAV pAnORAMA

manaslu 2007

DAUphInE lIBERE – FRA

Am 6. September 2007 stehen wir endlich am Flughafen in Frankfurt und warten auf un-seren Flieger nach Katmandu.

Unser Team ist nur vier Mann stark: das Dynafit-GORE-TEX® Team, be-stehend aus Sebastian Haag und mir, Nicolas Bonnet, Mitglied des franzö-sischen Dynafit Teams, und Hubert Rieger, Kameramann und erfahrener Höhenbergsteiger aus Österreich. Wir fühlen uns wohl in diesem klei-nen Team, auch wenn wir alle spüren, dass eine unserer größten Herausfor-derungen auf uns wartet. Denn unser

Ziel ist der 8163 Meter hohe Manaslu in Nepal. Wir wollen den Berg vom Base-camp aus in weniger als 24 Stunden be-steigen und anschließend mit Skiern wieder komplett abfahren. Nachdem der DAV sich entschlossen hatte, Part-ner unserer Expedition zu werden, wa-ren wir bestätigt, dass unser Vorhaben nicht völlig wahnsinnig sein konnte.

Die VorbereitungAls wir im August 2006 nach der

erfolgreichen Speed-Begehung und Skiabfahrt vom Gasherbrum II (8035 m) zurückkehrten, unterhielten wir

uns mit dem DAV Summit Club über mögliche künftige Projekte. Für uns war klar, dass es ein Achttausender mit einer knackigen Skiabfahrt sein sollte. Der Manaslu war als relativ un-bekannter und technisch einfacherer Achttausender schnell ausgewählt. Die geringe Erfolgsquote und die Einsam-keit des Berges waren für uns ein zu-sätzlicher Reiz. Auch die hohe Todes-rate konnte uns nicht abschrecken. Je-der vierte Gipfelbesteiger kommt laut Statistik nicht lebend ins Basislager zu-rück. Andererseits: Die weltweit erste Skiabfahrt von einem Achttausender gelang am Manaslu im Jahr 1981. Al-so genau unser Berg, dachten wir, und starteten gemeinsam mit dem DAV Summit Club die Organisation.

Nach intensiveren Recherchen über den Manaslu stellten wir fest, dass ei-ne Speed- Begehung an diesem Berg eine sehr harte Aufgabe werden wür-

de. Vom Basislager auf 4900 Meter bis zum Gipfel müssen fast 3300 Höhen-meter bewältigt werden. Der ständi-ge Materialwechsel von Ski auf Steig-eisen und Pickel erschweren die wei-te Strecke zusätzlich. Kein Vergleich zu der beispielsweise schnellen Route auf den Gipfel des Gasherbrum II.

Für diese Herausforderung be-gannen wir mit einem noch härteren Training als in den Jahren zuvor. Fast 300.000 Höhenmeter legten wir in-nerhalb der letzten zwölf Monate auf Skiern, beim Berglauf und auf dem Mountainbike zurück. Immer die Speed-Begehung des Manaslu vor Au-gen. Monotones Training - an einigen Samstagen waren es bis zu 5000 Hö-henmeter am Stück. Die Anstrengun-gen haben sich ausgezahlt, zum Zeit-punkt der Abreise fühlte ich mich stärker als zu meinen besten Zeiten in der Nationalmannschaft Skibergstei-gen. Auch unsere Motivation war groß und ich rechnete mir sehr gute Chan-cen aus, unser Vorhaben erfolgreich zu meistern, wenn die Bedingungen mit-spielten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass der Manaslu vor allem auch unsere mentale Leistungsfähig-keit fordern würde.

Die AkklimatisationNachdem wir uns drei Tage in Sa-

ma, einem kleinem Bergdorf auf 3400 Metern akklimatisiert hatten und der ansässige buddhistische Priester sei-nen Segen gegeben hatte, stiegen wir ins Basecamp auf. Es war ungewöhnlich, von dem idyllischen und grünen Dorf auf den riesigen Manaslu aus Schnee und Eis zu bli-cken. Zeitgleich mit uns stieg eine siebenköp-fige Schweizer Expedi-tionsmannschaft auf. Zwischen unseren beiden Teams soll-te sich schon bald eine außergewöhn-liche Freundschaft entwickeln. Zudem war ein sechs Mann starkes kanadisches Team seit zwei Wochen alleine im Base-camp. Wir genossen es sehr, dass wir an diesem zweifelsohne wilden Berg ins-gesamt nur 17 Bergsteiger waren.

Als wir das Basecamp einrichteten, war es frei von Eis und Schnee. In die-ser ersten Woche war jeder Tag herr-lich und hätte ein perfekter Gipfel-Tag sein können. Der braune Glet-scher lag einige hundert Höhenmeter vom Basecamp entfernt. Trotz des au-ßergewöhnlich starken Monsuns in 2007 war der Manaslu völlig blank und die letzten Schneefälle mussten einiger Zeit her gewesen sein. Basti machte sich Sorgen um die Skiabfahrt. Blankes Eis, vermischt mit Gletscher-schutt und offenen Spalten verwan-

delten die Wanderung zum Lager I in ein Labyrinth. Auch die Strecke durch den Eisbruch zum Lager II (6400 m) sollte sich als relativ anspruchsvoll herausstellen. Wir mussten einige rie-

sige Spalten und Ei-stürme durchklettern. Die Kanadier hatten im Eisbruch bereits ta-gelang harte Arbeit ge-leistet, um eine geeig-nete Route durch den riesigen und unüber-sichtlichen Hängeglet-scher zu finden und um

Eiswände und Spalten zu versichern.Wir fühlten uns alle prächtig und

vertrugen die Höhe mit Ausnahme von Nicolas so gut wie nie zuvor. Ob-wohl der Franzose extrem stark war, klappte er noch bei jeder neu erreich-ten Höhe zusammen und legte sich, den Kopf haltend, auf den Gletscher.

Es war unübersehbar, dass der 22-Jäh-rige unter der Höhe litt, doch er be-tonte immer wieder, wie gut es ihm ginge. Nicolas erholte sich schnell und wir kamen mit der Akklimatisation gut voran. In den ersten zwei Wochen war das Wetter so stabil, dass ich mich oft fragte, ob es wohl so weitergehen würde. Mein Instinkt jedoch sagte mir, dass es gar nicht so weitergehen kann, und so beschleunigten wir die Akkli-matisation, um vor einer möglichen Schlechtwetter-Periode bereit zu sein für den Gipfel.

Tagebucheintrag vom 23.9.2007

Ich sehne mich dem Tag der Speed-Begehung entgegen. Zu Hause stehe ich grundsätzlich unter Starkstrom. Wir fühlen uns sehr gut. Komischer-weise spüre ich erst jenseits der 6000-Meter-Marke, wie viel Kraft wirklich in mir steckt. Die Spurarbeit hat mir fast Spaß gemacht, da man endlich den Gipfel direkt vor Augen hat und ihm mit jedem schweren Schritt näher kommt. Ich spüre, wie sich das harte Training auszahlt und wir darauf war-ten, unsere Leistung abzurufen. Jeder weitere Höhenmeter wird durch dei-

Innerhalb eines Tages vom Basecamp mit Skiern auf den Gipfel des Achttausenders in Nepal steigen und wieder abfahren war das große Ziel. Was Wetter und Berg daraus machten beschreibt nachstehender Expeditionsbericht.

Text und Fotos von Benedikt Böhm

Speedversuch am Manaslu

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die einzige Chance, unter den vorherr-schenden Bedingungen den Gipfel überhaupt zu erreichen. So starteten wir am 3.10.2007 trotz suboptimalen Bedingungen unseren Gipfelsturm. Der Tag, auf den wir uns ein ganzes Jahr lang vorbereitet hatten.

Tagebucheintrag nach dem Speed-Versuch am 4.10.07Wir kamen die ganze Nacht hin-

durch trotz extremer Kälte sehr gut voran und konnten direkt von un-seren Zelten mit Skiern starten. Nach 1,5 Stunden erreichten wir bereits La-ger I auf 5700 Meter. Nach 3 Stunden befanden wir uns im Eisbruch, mit den Skiern am Rucksack, den Steig-eisen an den Füssen und dem Pickel in der Hand. Die ersten 1000 Höhen-meter waren geschafft. Auf 6200 Me-ter, um ca. 3.00 Uhr morgens, zwang

uns die Kälte (ca. – 30°C), unsere Dau-nenjacken und Daunenhandschuhe auszupacken, Überho sen anzuzie-hen und die tauben Füße zu massie-ren. Der Großteil unserer Getränke-flaschen war eingefroren. An die-ser Stelle konnten wir wieder unsere Skier anziehen und die großen Lawi-nenfelder bis 6600 Meter aufsteigen. Langsam begann es zu dämmern und die Morgensonne brachte uns etwas Wärme.

Ab 6600 Meter legten wir wieder unsere Steigeisen an. Es war ein stän-diger Wechsel zwischen Skiern und Steigeisen. Dann frischte der Wind auf und es wurde trotz Sturmmaske und Sonne noch kälter. Die endlose Flanke wurde immer steiler und die Seraks immer größer. Unser Freund Nicolas wurde langsamer und der Ab-stand immer größer. Er rief uns zu,

dass der Gipfel für ihn unerreichbar sei, und kehrte um. Trotz der widrigen Umstände der letzten Wochen wuchs in uns gerade in diesem Moment die Überzeugung, dass wir diesen Gipfel heute erreichen werden. Obwohl wir spuren mussten lagen wir ja immer noch gut in der Zeit. Es war erst 07.30 Uhr und wir hatten noch den ganzen Tag.

Die riesigen Lawinen hatten große Teile der Flanke vom Neuschnee be-freit. Wir fühlten uns gut und blieben in unserem Rhythmus, obwohl wir über 7000 Meter unser Tempo etwas reduzieren mussten. Leider fanden wir nicht die ideale Route durch die Seraks und mussten direkt über zwei große Eisrücken klettern. Das koste-te Zeit und Kraft. Doch dann, kurz vor der Schulter zum Gipfelplateau auf 7400 Meter, fanden wir uns auf ein-

nen Willen gesteuert. Ich merke, wie sich in uns ein starkes Selbstbewusst-sein für den Speed-Tag aufbaut. In den schlimmen Nächten im Hochlager lie-ge ich oft stundenlang wach und pa-cke gedanklich meinen Rucksack für den Tag X. Ein 20-Liter-Rucksack für knappe 3300 Höhenmeter zu einem 8163 Meter hohen Gipfel. Wir kön-nen alles bedienen, ohne den Ruck-sack abzunehmen. Eine extra Steig-eisentasche ist unten angebracht. Die Skiaufhängung funktioniert innerhalb von Sekunden per Gummizug. 4 Liter Trinken müssen reichen. 20 Power-gels sind alles, was wir an Nahrung da-bei haben. Alle 45 Minuten eins und es geht wieder aufgetankt weiter.

Das Schicksal nimmt seinen LaufMeine Intuition war richtig. Bereits

ein paar Tage später erreichte uns das schlechte Wetter und unsere persön-liche Tragödie am Manaslu begann. Nachdem wir einen 25-Kilo-Rucksack bis auf 6400 Meter geschleppt hat-ten, um dort zu schlafen, informier-te uns Karl Gabl, Wettergott der Wet-terdienststelle in Innsbruck, dass die Nacht nicht nur unangenehm, sondern auch extrem gefährlich werden wür-de. Eine Schlechtwetterfront würde über Nacht 50-100 Zentimeter Schnee bringen. Nach einem mühsamen 1700 Höhemeter langen Aufstieg bedeutete die Vorhersage für uns den sofortigen Abstieg. Bei Dämmerung erreichten wir Lager I auf 5700 Meter und es fing auch schon zu schneien an. Am nächs-ten Morgen waren wir völlig einge-schneit. Erstmalig seit unserer Ankunft herrschten etwas chaotische Verhält-nisse am Manaslu. Trotzdem hielten wir an unserem Plan fest, bereits am Abend des 28.09 die Speed-Begehung zu starten, falls das Wetter unseren Plan nicht wieder ändern würde...

Anfangs freuten wir uns über den Schnee und sahen darin die Vorteile für uns. Zum Beispiel, dass wir den Gletscherbruch zum Lager I jetzt viel schneller mit Skiern bewältigen konn-ten, da sich eine geschlossene Schnee-decke über dem zerklüfteten Glet-scher gebildet hatte. Aber es hörte nicht auf zu schneien. Unsere vorläu-figen Gipfelpläne wur-den schnell zunich-te gemacht. Es schnei-te tagelang ohne Pause durch. Jeden Tag einen Meter Neuschnee. Der Spaß verging uns be-reits nach den ersten beiden Tagen. Alles war nass und es gab keine Möglichkeiten zum Trocknen. Unsere Stimmung bewegte sich rapide nach unten, da wir wussten, dass mit jedem neuen Tag Schneefall der Gipfel in immer weitere Ferne rückte. Es wür-de Tage dauern, bis sich diese Schnee-massen setzen würden und man sich dem Berg wieder nähern könnte. Au-ßerdem musste alles neu gespurt wer-den. An eine Speed-Begehung war erst einmal nicht mehr zu denken.

Die Schneeflocken hämmerten un-aufhörlich auf unsere Zeltdächer. Ich hatte oft das Gefühl durchzudrehen und konnte nicht begreifen, wie wir nur so blöd sein und unsere Zeit so verschwenden konnten. Nach dem ta-gelangen Rumsitzen im durchnässten Zelt fühlte ich mich wie ein Wasch-lappen. Unsere körperliche und men-tale Verfassung sackte Tag für Tag ab. Nach den ersten fünf Tagen beschlos-sen wir nach Sama abzusteigen, um dem Lagerkoller zu entkommen. Un-ten angekommen, erreichte uns per Funk die nächste schlechte Nachricht: Die Druckwelle einer Lawine hatte unser komplettes Basecamp platt ge-walzt. Wir befürchteten, dass eini-

ge wichtige Ausrüstungsgegenstände zerstört waren, sägten uns lange Äs-te zurecht, um die eventuell kaputten Zelte wieder aufzubauen, und stiegen am nächsten Tag wieder auf.

Im Basecamp erwartete uns dann ein Bild der Zerstörung. Es war alles platt und über unsere Zelte hatte sich eine geschlossene Schneedecke ge-

legt. Die Aufbauarbeit kostete einen ganzen Tag, aber wir hatten Spaß daran, denn wir hatten alle das Gefühl, dass dies ein Neuan-fang sei, und schöpften neue Motivation. Auch die Schneefälle stellten sich ein und wir waren

uns jetzt ganz sicher, dass sich doch noch eine gute Chance für den Gip-fel ergeben würde. Wir waren wie-der heiß und unser Lieblingsspruch in diesen Tagen war: „Es geht nur nach vorne.“

Es geht nur nach vorneAm nächsten Tag starteten wir eine

Akklimatisierungstour, um eine Spur zu legen und den Berg näher zu inspi-zieren. Ein Bild der Zerstörung erwar-tete uns bereits im Lager I. Die Zelte der Schweizer waren 2,50 Meter tief unter Schnee begraben. Fast alles war zerstört. Wir kamen bis auf 6300 Me-ter, wo wir unsere Ski deponiert hat-ten, konnten diese aber trotz inten-siven Grabens nicht mehr finden. Glücklicherweise hatten wir noch ein weiteres Paar Manaslu Skier mitge-nommen.

Zurück im Basecamp mussten wir schnell eine Entscheidung treffen. Das Wetter war noch einigermaßen sta-bil, sollte aber schlechter werden. Ab 7000 Meter herrschte bereits ein sehr starker Wind und wir wussten nicht, wie es oben aussehen würde. Es war

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mal in einem Steilhang mit Massen von Neuschnee und windgepresstem Triebschnee. Auf beiden Steileisflan-ken links und rechts des Hanges waren große Abrisskanten von Lawinen der letzten Tage. Da die Flanke von unten immer sehr blank aus-gesehen hatte, hatten wir mit so etwas nicht gerechnet. Unser Ge-fühl war sehr schlecht. Die Schneemassen wa-ren völlig unverbun-den und wir steck-ten mittendrin. Bis zur sicheren Schulter, 150 Meter über uns wurde der Hang noch steiler. Wir mussten eine Entschei-dung treffen und es war schnell klar, dass wir die hohe Todesrate des Ma-naslu nicht weiter strapazieren woll-ten. Nach der langen Vorbereitung war es so kurz vor dem Gipfelplateau eine schwierige Entscheidung. Wir schnallten unsere Skier an und fuhren ab. Etwas weiter unten mussten wir feststellen, dass es die Kanadier noch schlimmer erwischt hatte. Ihr kom-plettes Hochlager war samt Inhalt von einer riesigen Lawine zerfetzt wor-den und lag 500 Meter tiefer über den ganzen Hang verteilt. Wir sind jetzt wieder im Basecamp, erschöpft, mü-de, deprimiert, aber gesund und un-verletzt.

Es wird nie vorbei seinMir fiel es schwer, diese Niederla-

ge zu akzeptieren, und ich wollte es noch einmal versuchen, obwohl mich der Berg langsam wahnsinnig machte. Ich fühlte mich während der Speed-Begehung extrem fit und war mir si-cher, dass wir den Gipfel hätten errei-chen können. Zudem sah es danach aus, dass sich das Wetter stabilisieren würde. Die anderen drei Teammit-glieder waren nicht mehr sonderlich motiviert und trafen bereits Vorberei-tungen für die Abreise nach München. Am nächsten Morgen schwenkte Bas-ti jedoch um und entschied sich für einen zweiten Versuch. So teilte sich unser Team. Hubert und Nicolas reis-ten ab, Basti und ich quartierten uns

bei den Schweizern ein. Mischu, der Expeditionsleiter und ein super Kerl, hatte uns sofort angeboten, bei seiner Gruppe bleiben zu können. Das Motto war jetzt: „Es wird nie vorbei sein“. So kam es, dass wir uns doch noch einmal

eine Chance ausrech-neten, den Gipfel zu er-reichen. Es herrschte Aufbruchstimmung im Basecamp des Ma-naslu und wir waren al-le stark motiviert und bester Laune. Wir sa-hen nach vorn und ver-suchten nicht zu viel

über die gescheiterte Speed-Begehung nachzudenken. Im Gegenteil, wir hat-ten daraus gelernt und wollten zusam-men mit den Schweizern eine weniger lawinengefährliche Route auf den Rü-cken des Manaslu versuchen.

Der Wahnsinn geht weiterDann, am 6.10.2007, einen Monat

nach Abflug aus München, der frus-triererndste Tag der Expedition: Es

fing wieder an zu schneien. Unun-terbrochen. In der Nacht g ing erneut die Druckwelle einer großen Lawine durch das Lager. Wir alle kamen nun absolut an unsere nervlichen Gren-zen und ich hatte wahnsinnige Ag-gressionen in mir. Wir konnten das Geräusch von Schneefall nicht mehr

auf den Zeltplanen hören. Wieder al-les nass und kalt - gefangen im feuch-ten Zelt. Man fragte sich, wie man so dumm sein kann und was uns dazu brachte, unseren Urlaub mit so einer kranken Idee zu verbringen. Unsere ganze auftrainierte Fitness verwandel-te sich in Trägheit und Motivations-losigkeit. Da es die nächsten beiden Tage weiterschneite, waren auch die Schweizer, obwohl echte Kämpfer-naturen, dazu gezwungen, die Expe-dition endgültig abzubrechen. Damit war klar, dass es auch für uns zu Ende ging. Die Lawinengefahr war einfach zu groß.

It’s just the beginningKein Bergsteiger konnte im Herbst

2007 den Gipfel erreichen. Wir mar-kierten diesen Herbst mit knappen 7400 Metern den höchsten Punkt am Manaslu.

Mit etwas Abstand betrachtet bin ich nicht unglücklich über die Erfah-rungen am Manaslu. Wir hatten bei unseren Speed-Besteigungen zuvor

immer Glück und haben nun zum ersten Mal auch die andere Seite des Höhenbergsteigens kennen gelernt. Letztendlich stellen wir uns solchen Bergen, da wir unsere Grenzen austes-ten wollen. Der Manaslu hat sie zwei-felsohne aufgezeigt und uns nicht ein-mal richtig an sich heran gelassen. Wir

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kamen in bester Form an den Manaslu und haben den Großteil unserer Fit-ness dort wieder verloren.

Dennoch ist der Manaslu ein wun-derschöner und vor allem einsamer Berg. Keine Müllhalden und kein Mas-sentourismus, sondern ein Berg mit wahrem Expeditions-Charakter. Die

große Herausforderung, den Manas-lu im Rahmen einer Speed-Begehung mit anschließender Skiabfahrt zu be-wältigen, steht nach wie vor. Wenn wir uns früher oder später entschlie-ßen sollten, wieder einen hohen Berg anzugreifen, dann wird es der Manas-lu sein. Am meisten in Erinnerung

ist mir der Sherpa „Norbu“ von der Schweizer Expedition geblieben. Ein sehr starker und netter Kerl. Als wir am Ende der Expedition, das Material der Schweizer auf dem Rücken, im Base-camp ankamen, schaute ich erschöpft in Norbus Augen und sagte: „It’s ne-ver over!“ Er stoppte seine Arbeit für einen Moment, sah mich ernst an und sagte: „It’s just the beginning...“ o

Benedikt Böhm arbeitet als internationaler Ver-triebsleiter bei der Firma Salewa und ist seit Jahren extremer Skibergsteiger in den Alpen und darüber hinaus.

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Sponsoren der Expedition: Als Partner unterstützt haben die Manaslu-Expedition Gore-Tex®, Dynafit, Alpenstoff, DAV Summit Club sowie der DAV. Weitere Infos und das ausführliche Expeditions-Tagesbuch unter www.manaslu.baiern.net.

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Münchner Merkur Nr. 239 | Mittwoch, 17. Oktober 2007

Telefon: (089) 53 [email protected]: (089) 53 06-86 57 19Leben

„Seiltanz“ mitKurt Diemberger

Kurt Diemberger kommt mitseinem aktuellen Buch „Seil-tanz“ am heutigen Mittwochum 19 Uhr ins Alpine Mu-seum des Deutschen Alpen-vereins in München. Die Ver-anstaltung der Reihe „Bücherim Gespräch“ findet in Zu-sammenarbeit mit dem Piper-Verlag statt. Der Österreicherist der einzige lebende Berg-steiger, dem zwei Erstbestei-gungen von Achttausenderngeglückt sind: 1957 stand erzusammen mit Hermann

Buhl, Markus Schmuck undFritz Wintersteller auf demGipfel des Broad Peak, dreiJahre später erreichte er miteiner internationalen Expedi-tion den Gipfel des Dhaulagi-ri. In seinem Buch „Seiltanz“,das im Frühjahr 2007 erschie-nen ist, berichtet der 75-Jähri-ge über spannende, aber auchtragische Erfahrungen seineslangen und erfolgreichenBergsteiger- und Abenteurer-lebens. Der Eintritt beträgtsechs Euro. mbe

Fünf TageBergfilm-Festival

am Tegernsee71 ausgewählte Filme gehenvom 17. bis 21. Oktober insRennen um den „GroßenPreis der Stadt Tegernsee“,wo zum fünften Mal das Berg-film-Festival stattfindet. Einbesonderer Leckerbissen fürsPublikum ist die neu einge-führte Kategorie „Extraklas-se“, in der auch ältere Pro-duktionen zugelassen sind –sie steht ganz im Zeichen derSki- und Snowboardfilme,u.a. mit „Feuer und Eis“ vonWilly Bogner. mbe

Programm und Kartenwww.bergfilm-festival-tegernsee.deoder unter � 08022 / 180140.

Der Tegernsee steht im Zei-chen der Bergfilmer. FOTO: MBE

Kuppelzeltgewinnt

Design-PreisDas Vaude-Zelt „Power Spa-ce III“ ist für seine innovativeTechnologie und sein zu-kunftsweisendes Design mitdem internationalen Design-preis Baden-Württemberg2007 „Focus in Silber“ ausge-zeichnet worden. Im Rahmender Preisverleihung sind dieprämierten Produkte bis De-zember im Werkzentrum inLudwigsburg zu besichtigen.Der Staatspreis wird für he-rausragende Gestaltungsleis-tungen an Hersteller und De-signer verliehen. Das Kuppel-zelt erwies sich als besonderswindstabil. mbe

Ausgezeichnetes Zelt: das„Power Space III“. FOTO: VAUDE

KURZ NOTIERT .....................................................................................

Röhle sucht „junge Leute mit Dampf“Wie der Alpenverein im Lauf der Jahrzehnte eine föderalistische Streitkultur entwickelte

Einen „Ritt auf des MessersSchneide“ sieht DAV-Präsi-dent Heinz Röhle beim Blickin die Zukunft. Einerseits sol-le der DAV mit seinen bun-desweit über 760 000 Mitglie-dern wahrgenommen werden„als der kompetente Verbandfür alle Spielarten des Berg-steigens“, was eine „ökono-misch vernünftige Führung“erfordere. Aber, so Röhle:„Die Ethik darf nicht hintenrunterfallen, der Solidarge-danke beim Bergsteigen musserhalten bleiben.“ So lautetesein Fazit bei der für heuerletzten Veranstaltung der Rei-he „Bergforum 2007“, die denTitel „Krisen und Fortschritt –der Deutsche Alpenvereinvon 1945 bis 2007“ trug. DerBR-Journalist Michael Pause(„Bergauf, bergab“) moderier-te die Diskussionsrunde mitsechs Zeitzeugen.

Das waren noch Zeiten,damals unmittelbar nach dem2. Weltkrieg... Bruno Erath(83), Begründer des Bergstei-gerfunks im BR, erinnert sich:„Es herrschte Chaos, dieKommunikation war tot. Undweil die Amerikaner denDAV verboten hatten, organi-sierte man sich in Alpen-clubs.“ Als der DAV sich all-mählich wieder strukturierendurfte, habe er sich persön-lich zunächst geweigert, Mit-glied zu werden, so Erath:„Das war ein verzoffter undautoritärer Verein, bei dem inGeheimbesprechungen allesausgemauschelt wurde.“ Da-mals hätten sich „nostalgi-sche Alt-Funktionäre undneue, demokratische Struktu-ren diametral gegenüber ge-standen“. Und trotzdem ginges voran. Beispielsweise, weilsich Leute wie Hans Thoma

engagierten, einst Vorsitzen-der der Sektion Landshut – errief den „Bergfahrtendienst“ins Leben, quasi die geistigeMutter des „DAV SummitClub“. Thoma: „Es gab zumBeispiel den Alpen-See-Ex-press einer norddeutschenSektion mit Sonderzügen insGebirge.“

Auf die Etablierung desDAV folgte die 68er-Bewe-gung – der Nachwuchs zeigtesich aufmüpfig und interes-siert, zum Beispiel mit der„Kletterkommune RoterStern Nürnberg“. Und eineemanzipierte Funktionärinwie Lotte Pichler, die als ersteFrau den Leiterausweis für ei-ne Jungmannschaft beantrag-te, erschien manchem Altvor-

deren als rotes Tuch. Die „ro-te Lotte“, jahrelang Vorsit-zende der Sektion Leitzach-tal, findet heute: „Dass es zujener Zeit kräftig rummste,hat dem DAV nicht gescha-det.“ Denn in jener Zeit spiel-te der Dachverband fast keineRolle. „Bei der Hauptver-sammlung 1969 kam mir derDAV verkrustet und statischvor, ohne Gestaltungswillen.Da wurde nichts diskutiert,sondern alles abgenickt“, soPichler.

Noch dominierte das ho-norige Element, doch Rein-hard Sander – er wurde späterselbst DAV-Präsident undforcierte vor allem das ThemaNaturschutz – registrierteBesserung: „Als Bergsteiger-

verein hatte der DAV Blasenbekommen. Als sich binnenkurzer Zeit die Mitgliederzahlverdoppelte, zogen aber an-dere Saiten auf – die Ausbil-dung wurde wieder wichtig,es ging darum, Grundlagen zuvermitteln.“ Lotte Pichler er-gänzt: „Um aufs Sonstwas-Joch zu bummeln, brauchteman keinen DAV. Der Fokuslag auf Klettern und Winter-bergsteigen.“

Zugleich begann der DAV,Refugien zu sichern im Sinnevon „Wir lassen uns nicht hi-nausschützen“ (Fritz März).Irgendwie logisch, dass heuteeiner wie Heinz Röhle denDAV leitet: Mit 28 Jahren or-ganisierte er medienwirksamin Tirol eine Demonstrationgegen eine Verbindungsstra-ße zwischen Eng und Inntal.Den DAV-Oberen, inzwi-schen einer föderativenStreitkultur aufgeschlossen,gefiel das. Jetzt wünscht sichRöhle: „Wir brauchen jungeLeute mit Dampf!“ Und in-haltlich? Der DAV müssesich mit Blick auf die Jugendoffen zeigen speziell fürs Hal-lenklettern, dürfe aber bei der„Generation 35 plus“ nichtdas „leichte Erlebnis im Ge-birge mit ein bisserl Wandernund Hüttenzauber“ vernach-lässigen.

Damit kann Daniel Gebel(28), extremer Allround-Berg-steiger, gut leben. „Ich seheden DAV vor allem als Sport-verein. Und er bietet einenguten Mittelweg zwischenBreiten- und Spitzensport.“Ob extreme Expedition odergemütlicher Hüttenbummel,Lotte Pichler betont: „Wirmüssen uns klarmachen, dassall dies den gleichen Ur-sprung hat.“ MARTIN BECKER

DAV BERGFORUM 2007 .................................................................................................................................................................................................

Klettern im extremen Fels: Dieses Bild eines unbekannten Fo-tografen stammt aus der Zeit um 1960. FOTO: ARCHIV DAV

abbrechen.“Zurück im Basislager

herrschte zunächst Frust.„Wir sind erschöpft, müde,aber gesund und unverletzt.“Ganz aufgeben wollten Böhmund Haag aber nicht. Sie fuh-ren ins nächste nepalesischeDorf ab, duschten sich undschnauften durch, stiegenwieder ins Basislager auf.Und wollten eine Wochenach dem gescheiterten

Speedbegehungsversuch we-nigstens eine „Normalbestei-gung“ des Manaslu mit einemHochlager realisieren. Dochauch daraus wurde nichts,neuerliche starke Schneefällezerstörten den Traum vomGipfel endgültig.

„VerantwortungsvollesBergsteigen kann auch um-kehren bedeuten, was für unskein Scheitern ist“, betontAndrea Händel, Pressespre-cherin des Deutschen Alpen-vereins. Letztlich hätten Be-nedikt Böhm und SebastianHaag auf diese Weisemenschliche Stärke gezeigt,indem sie ihre selbst gesteck-ten Ziele den Bedingungenam Berg anpassten, sie – beiallem Ehrgeiz – zurück-schraubten und nicht das ei-gene Leben aufs Spiel setzten.„Gerade jungen Bergsteigernmit dem Profil von Sebastianund Benedikt ist eine solcheEntscheidung hoch anzu-rechnen“, findet ReinerGerstner, Brand Managerbeim Skitouren-AusrüsterDynafit. „Sie haben gezeigt,dass sie Verantwortung fürsich selbst und ihre Freundeübernehmen.“

den sie auf 6200 Metern Höhemitten im Eisbruch. „Die Käl-te von 30 Grad minus zwanguns, Daunenjacken und Dau-nenhandschuhe auszupackenund unsere tauben Füße zumassieren“, berichten die Al-pinisten. Es folgte ein ständi-

ger Wechsel zwischen demGehen mit Skiern und Steig-eisen auf den großen Lawi-nenfeldern mit Spurarbeit in6600 Metern Höhe, wo beiNicolas Bonnet die Kräfteschwanden – er wurde langsa-mer und kehrte um.

Trotz der widrigen Bedin-

lang. Und das Zeitfensterschmolz allmählich dahin.Als sich die erste klare Nachtabzeichnete, sagten sich „Be-ni & Basti“ sowie ihr franzö-sischer Teamkollege NicolasBonnet: „Jetzt oder nie! Heu-te sehen wir den einzigen

Funken einer Chance, denGipfel zu erreichen.“ Es warder 3. Oktober. Um 23 Uhrstartete das Trio, bewegte sichtrotz extremer Kälte schnellvorwärts. Lager I der anderenExpeditionen passierten diedrei nach eineinhalb Stun-den, nach drei Stunden stan-

In 24 Stunden auf denManaslu und wieder zu-rück – der Speedbege-hungsversuch an dem Hi-malaya-Achttausenderscheiterte aufgrund wid-riger Bedingungen.

VON MARTIN BECKER

Es heißt, auf dem Gipfel thro-ne die Gottheit „Kambung“,die nur wenige Menschen inihr Reich lasse. Der Manaslu(8163 m) in Nepal – seineHerrscher ließen es in diesemHerbst nicht zu, dass einMensch den höchsten Punkterreichte. Die Einzigen, die esüberhaupt in die Nähe desGipfels schafften (aber auf7400 Meter Höhe umdrehenmussten) waren die Skiberg-steiger Benedikt Böhm (30)aus München und SebastianHaag (29) aus Grünwald.Massive Schneefälle und gro-ße Lawinengefahr machtenihr Ansinnen, eine sogenann-te Speedbegehung (in 24Stunden vom Basislager zumGipfel und wieder zurück) zurealisieren, aber zunichte. „Eswar unser Berg, aber nichtunser Wetter“, resümierteBöhm.

Nach den Speederfolgenam chinesischen Siebentau-sender Mustagh Ata (2005)und am Gasherbrum II (2006)sollte es heuer also der Ma-naslu werden. Das Ziel: 3263Höhenmeter ohne Hochlagerzu bewältigen, ohne Verpfle-gungsstation und ohne bereitsangelegte Spur. Durchzustar-ten vom Basislager in 4900Meter Höhe und mit Skiernwieder abzufahren.

Zusammen mit zwei ande-ren Expeditionen aus Kanadaund der Schweiz lauerte das„Dynafit-Goretex-Team“ aufseine Chance. Doch esschneite immer wieder, tage-

„Es war unser Berg, aber nicht unser Wetter“FREIZEIT AKTIV: MANASLU-EXPEDITION .......................................................................................................................................................................................................................................................................................

Knochenarbeit am Manaslu verrichteten Benedikt Böhm und Sebastian Haag: Mal mussten sie im tiefen Schnee auf 6600Meter Höhe spuren, dann gab’s eine kraftraubende Kletterpassage im Eisbruch (kl. Bild). FOTOS: PRIVAT

Risiko zu groß: Frische Abrisskantengewaltiger Lawinen in 7400 Metern Höhe

Stärke gezeigt undVerantwortung über-nommen: Umkehrist kein Scheitern

gungen wuchs bei „Beni &Basti“ gerade in diesem Mo-ment die Überzeugung, dasssie den Gipfel erreichen wür-den. Obwohl sie spurenmussten, lagen sie um 7.30Uhr noch im Zeitplan. Dannaber fanden sie nicht die Ide-alroute durch die Seracs,mussten über zwei große Eis-rücken klettern – das kosteteZeit und Kraft. Auf 7400 Me-tern Höhe, kurz vor derSchulter zum Gipfelplateau,standen sie plötzlich in einemSteilhang und versanken biszu den Schultern in Massenvon Neuschnee und windge-presstem Triebschnee. Noch150 Höhenmeter bis zur si-cheren Schulter des Manaslu– doch die beiden waren um-ringt von riesigen Abrisskan-

ten frischer Lawinen. „DieSchneemassen waren nichtmiteinander verbunden, wirmussten eine Entscheidungtreffen. Und uns war schnellklar, dass wir die hohe Todes-rate des Manaslu nicht weiterstrapazieren wollten.“ Ab-bruch des Gipfelversuchs al-so, und das nach monatelan-ger Vorbereitung und so kurzvor dem Ziel. „Eine wirklichtraurige Entscheidung.“ Dasssie richtig war, sahen Böhmund Haag bei der Abfahrt:„Das komplette Hochlagerder Kanadier war mitsamt In-halt von einer Lawine zerfetztworden und lag 500 Meter tie-fer über den ganzen Hangverteilt. Somit hatten sie ihregesamte Ausrüstung verlorenund mussten ihre Expedition

DIE TÄGLICHEMEDIZIN

Heute: Vorboteneines SchlaganfallsWer ohne erkennbarenGrund plötzlich Sehstö-rungen oder Schwindelbekommt, sollte sofortzum Arzt gehen. Denn diescheinbar harmlosen Be-schwerden können dieVorboten eines Schlagan-falls sein. Transitorischeischämische Attacke (TIA)nennen Mediziner dieseErscheinungen, die meistebenso schnell verschwin-den, wie sie gekommensind. Ursache ist eineDurchblutungsstörung imGehirn. Zu den typischenSymptomen gehört nichtnur das Doppeltsehen (Di-plopie), sondern oft auchÜbelkeit und Erbrechen.Spricht das Gegenüberplötzlich nur noch schlep-pend oder mit Mühe, istdas ein deutlicher Hinweisauf eine TIA. Oft klagenBetroffene auch über einGefühl von Taubheit imBereich des Mundes oderüber ein Jucken in Armenund Beinen.

Viele gehenzu spät zum ArztDoch trotz dieser Be-schwerden gehen vielenicht zum Arzt. Bei derDeutschen Schlaganfall-Gesellschaft kennt mandie Gründe dafür: Die Be-troffenen missdeuten dieSymptome und hoffen, siewürden von selbst wiederverschwinden, wie eineaktuelle Studie aus den

USA ergeben hätte. Tat-sächlich ist die TIA nur ei-ne vorübergehende neuro-logische Störung. Sie dau-ert meist nur wenige Mi-nuten, manchmal auchwenige Stunden an. Dochacht bis 15 Prozent allerMenschen, die eine TIAerlitten haben, bekommeninnerhalb der nächstendrei Monate einen Schlag-anfall. Bei der Hälfte derPatienten sogar schon in-nerhalb von 48 Stunden,nachdem die ersten Be-schwerden aufgetretensind. Wird eine TIA dage-gen rechtzeitig erkannt,können Fachärzte denSchlaganfall oft verhin-dern und damit bleiben-den Schäden vorbeugen.Doch auch in Deutsch-land kennen viele die ers-ten Symptome nicht undgehen zu spät zum Arzt.

Frauen habenandere BeschwerdenDie ersten Anzeichen desSchlaganfalls werden be-sonders oft bei Frauenübersehen. Sie kommendarum häufig viel später indie Klinik als männlichePatienten, wie eine Studieaus dem US-BundesstaatMichigan festgestellt hat.Professor Rolf Schneidervon der Stiftung DeutscheSchlaganfallhilfe sieht denGrund unter anderem inden unterschiedlichen Be-schwerden bei Frauen undMännern: Eine halbseitigeLähmung oder Sehstörun-gen sind zwar auch beiFrauen häufig. „Bei ihnenfinden sich jedoch gehäuftseltenere Symptome wieBewusstseinsstörungen,Schmerzen, Missempfin-den oder Verwirrtheit“,sagt er. Das könne dazuführen, dass man nichtgleich an einen Schlagan-fall denke. ae/dpa

Die Ursache des Schlagan-falls zeigt das Magnetre-sonanztomogramm. DPA

in der presse

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Böhms erster 8000er! Das Ziel war, den 8.035 Meter hohen Gasherbrum II, der im Karakorum im Nord-Osten Pakistans liegt, mit Maximum an Speed zu bewältigen. Was bedeutet das? Von Lager 1 auf einer Höhe von 5.900 Metern führt die Speedbegehung ohne eine einzige Pause in den Hochlagern („by fair means“ ) auf den Gipfel und zurück. Startschuss fiel in der nacht zum 3. August 2006: Die beiden deut-

schen Dynafit-Athleten Benedikt Böhm und Sebastian haag starteten

zusammen mit dem Bergführer luis Stitzinger ihre Speedbegehung

vom lager 1 zu einem der höchsten Gipfel der Erde. nach sechs Stun-

den passierten die Skibergsteiger lager 4 auf einer höhe von 7.500

Metern. nach weiteren sechseinhalb Stunden standen sie am Gipfel

und nach einer vierstündigen und extrem waghalsigen Abfahrt erreich-

te das trio überglücklich lager 1. Die drei benötigten somit für diese

tour nur knappe 17 Stunden, wobei normale Expeditionen bei der Be-

steigung des Gasherbrums II 4 bis 7 tage unterwegs sind. Sie standen

innerhalb von 4 tagen gleich 2 mal auf dem Gipfel des Gasherbrum II.

gasherBrum ii 2006

expeditionen

„8.035 MEtER AUF SpEED“ Süddeutsche Zeitung

30 31

cAMpOBASE - ESp

gasherBrum ii 2006

DESnIVEl – ESp

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in der presse

Am Ende des mächtigen Bal-toro Gletschers in Pakistansteht der Gasherbum II, der

mit einer Höhe von 8035 Meternder 13.höchste Berg der Erde ist. Heuer sind es genau 50 Jahre, seit-dem ein österreichisches Expedi-tionsteam zum ersten Mal den

Gipfel des Bergriesen er-reichte. Damals war die

Expedition aufgrundeines Lawinenab-

gangs ge-zwungen

den

Aufstieg mit minimaler Ausrü-stung zu bewältigen. Zu dieser Zeitein sensationeller Erfolg. Zum 50.Jubiläum der Erstbesteigung kames am Gasherbrum II erneut zu ei-nem außergewöhnlichen Erfolg.Die Lust, die eigene Leistung im-mer mehr zu steigern und dabeidie Schnelligkeit in ihrer ur-sprünglichsten Form zu erfahren,das war die grundlegende Moti-vation der beiden Münchner Ex-tremskibergsteiger Benedikt Böhmund Sebastian Haag vom GORE-TEX®-Dynafit-Team, als sie sichEnde Juni dieses Jahres auf ihrenWeg nach Pakistan machten.

Die Idee

Da die Fortbewegung mitSkiern für die beiden Ski-

bergsteiger BenediktBöhm und Seba-

stian Haag dieschönste und

elegantesteArt istBerge zu

bestei-gen

und wieder abzufahren, führte sieEnde Juni ihr Weg zum 13. höch-sten Gipfel der Erde, dem 8035 Me-ter hohen Gasherbrum II. Die Her-ausforderung den Skitourenrenn-lauf auf die hohen Berge der Erdezu übertragen, war dabei die grund-legende Idee. Ein waghalsiges undnicht ungefährliches Unterneh-men, nicht einmal eine handvollSkibergsteiger wagten sich bis zumheutigen Tag erfolgreich die steilenEispassagen des gigantischen Acht-tausenders hinunter.Und da sich in den Köpfen der bei-den Münchner alles um Ge-schwindigkeit dreht, sollte der Ber-griese bei einem zweiten Gipfel-versuch in Speed -Tempo bestiegenwerden. Das bedeutet, von Lager 1bis zum Gipfel durchzustarten,ohne dabei eine Pause in denHochlagern einzulegen. NormaleExpeditionen benötigen für die Be-steigung des Gasherbrum II 4 bis 7Tage. Benedikt Böhm, SebastianHaag und der Bergführer Luis Stit-zinger waren nach knappen 17Stunden wieder zurück in Lager 1,das auf einer Höhe von 5900 Me-ter liegt.

Der erste Gipfelsturm

Am 29. Juli war es soweit. Nach derüblichen langwierigen Akklimati-sierungsphase waren die Münch-ner bereit für einen ersten Gipfel-sturm. Gestartet wurde um Mit-ternacht in Lager 3, das auf einerHöhe von 6.900 Metern aufgebautwar. Von hier aus mussten die letz-ten 1.135 Höhenmeter bezwungenwerden.

Gefährliches Gelände

Bis zu 50 Grad steile Hangneigun-gen und eisige Passagen, die nurmit Pickel und Steigeisen zu be-wältigen waren, machten eine Ski-befahrung unvorstellbar. „An eineAbfahrt, die mit den Skiern zu be-wältigen ist, mochte man währenddes Aufstiegs gar nicht denken“, be-richtet Böhm zurück im Basislager.Nach achtstündigem Aufstieg ste-hen die beiden um acht Uhr mor-gens bei strahlendem Sonnen-schein auf dem Gipfel des Gasher-brum II. Doch mit der schwierigen Skiab-fahrt stand ihnen die größte Her-

Speedbegehung und Skibefahrung vom Gasherbrum II

Benedikt Böhm am Gipfel

Auf der Abfahrt

3

AUSTRIA SKI 3 • 2006/07

ausforderung an diesem Berg nochbevor.Über einen schmalen Gipfelgrad,links und rechts 1000 Meter abfal-lend, ging es hinein in steile Eispas-sagen und windverblasene Hänge.Die Abfahrt erforderte vollste Kon-zentration, denn „ein Sturz be-deutet in diesem Gelände das si-chere Ende“, berichtet Haag nachder geglückten Abfahrt.

Abfahrt ohne Abseilen

2500 Höhenmeter, vom Gipfel biszum berühmten Eisbruch 500 Me-ter über dem Basislager, haben dieExtremskifahrer hinter sich ge-bracht, ohne ihre Ski auch nur eineinziges Mal abzuschnallen odersich abzuseilen. Eine herausra-gende Leistung, die in dieser Formnur sehr wenigen internationalenSkibergsteigern gelungen ist. Dabeimussten sie sich durch Eis undNassschnee kämpfen und warenden schwierigen Bedingungen, diein diesen großen Höhen herrschen,ausgesetzt.Speedbegeung mit HindernissenIn der Nacht zum 3. August mach-ten sich die Bergsteiger zusammenmit dem Expeditionsleiter Luis Sti-zinger bereit für die Speedbege-hung.Der Startschuss fiel kurz vor Mit-ternacht. Bereits nach sechs Stun-den passierten die Sportler Lager 4auf einer Höhe von 7500 Metern.Dreiviertel der Strecke wurde indieser Fabelzeit bewältigt, als sieplötzlich von einem halben MeterNeuschnee überrascht wurden. Beischlechten Wetterbedingungenund nach einigen Umwegen auf-grund der schlechten Sicht er-reichten sie nach weiteren an-strengenden sechseinhalb Stundeden Gipfel. Zum zweiten Mal stand den Bergs-portlern nun die anspruchsvolleund gefährliche Abfahrt bevor. Un-ter deutlich schlechteren Bedin-gungen als beim ersten Mal wurdeder Weg hinunter auf extrem kom-primierten Schnee zum Kampf. Beigroßer Lawinengefahr ging es vor-bei an hochhaushohen Gletscher-spalten, die aufgrund der verän-derten Witterungsbedingungenimmer mehr aufbrachen. „Manhatte das Gefühl, der ganze Bergwürde sich langsam öffnen und da-hinschmelzen“, so Böhm. Nachweiteren vier kräfteraubendenStunden erreichten sie überglück-lich Lager 1. Geschafft!Und das alles „by fair means“, dasheißt ohne Depots oder Unter-

stützung auf den Hochlagern. Mitim Gepäck waren lediglich fünf-zehn Powerbar-Gels und zwei Li-ter Wasser.

Ideale Ausrüstung

Voraussetzung für das Unterneh-men waren daher nicht nur kör-perliche Fitness, perfekte Technikund skifahrerisches Können, auchdie Ausrüstung spielt bei solchenExpedition eine herausragendeRolle. Die ständig wechselndenWetterbedingungen und extremeTemperaturen, die in Höhen über4000 Meter vorherrschen, stellenebenso große Anforderungen an

das Material, wie an die Bergstei-ger selbst. Ausgestattet mit den Materialienihrer Sponsoren Dynafit undGORE-TEX® Products kamen nurdie neuesten High-Tech Produktezum Einsatz: „Wir sind begeistertvon den Materialien, die uns un-sere Sponsoren zur Verfügung ge-stellt haben. Ohne eine perfekteAusrüstung wäre ein solcher Erfolgnicht möglich gewesen“, so Bene-dikt Böhm. Für einen optimalen Ablauf der Ex-pedition sorgte wie immer der DAVSummit Club, der die Athleten alsExpeditionsveranstalter tatkräftigunterstützte.

Abfahrtsroute Gasherbrum II

Name: Benedikt BöhmAlter: 28 JahreWohnort: MünchenBeruf: Internationaler Sales Mana-

ger beim SkitourenausrüsterDynafitMitglied deutsche National-mannschaft Skibergsteigen

Name: Sebastian HaagAlter: 27 JahreWohnort: MünchenBeruf: TierarztHobby: Extremskifahren

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Sonntag jeweils um 17 und 20 Uhr, ab zwölfJahren.„Snow Cake“ - Jedes Leben berührt ein

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Die FreieWähler Gemeinschaft (FWG) hältihren Stammtisch am Montag, 5. März, um19.30 Uhr in den „Poststuben“ in Bad Rei-chenhall ab.

Baufirma verstößt nichtgegen Unfall-VorschriftenBad Reichenhall. Bei einem Betriebsunfall

verletzte sich ein 29-jährigerMünchner iraki-scher Abstammung am Donnerstag in BadReichenhall leicht (wir berichteten). Die Poli-zei stellte nach eingehender Rücksprache mitdem Gewerbeaufsichtsamt sowie der Staats-anwaltschaft keine nennenswerten Verstößegegen Unfallverhütungs- oder Betriebsvor-schriften fest.

Drei Verletzte aufgrundvon Unachtsamkeit

Bad Reichenhall. Einen Auffahrunfall mitdrei Leichtverletzten verursachte ein 82-jäh-riger Reichenhaller am Donnerstag in derKurstadt. Der Rentner war gegen 9.30 Uhrmit seinem Wagen stadtauswärts unterwegs,als er einen 56-jährigen Reichenhaller über-sah, der mit seinem Auto nach links abbiegenwollte und aufgrund des Gegenverkehrs hal-ten musste. Trotz Vollbremsung fuhr der82-Jährige auf den stehenden Wagen auf.Beide wurden leicht verletzt, ebenso eine

Begleiterin des 56-Jährigen. Sie wurde zurambulanten Behandlung ins KrankenhausBad Reichenhall gebracht.AmWagen des 82-Jährigen beläuft sich der

Totalschaden auf etwa 1.500 Euro. Rund8.000 Euro wird die Reparatur des Autos des56-Jährigen kosten.

Vorzeitiger Baubeginnin der FrühlingstraßeBad Reichenhall. Mit der Erneuerung

der Frühlingstraße von der EinmündungVogelthennstraße bis zur EinmündungAdalbert-Stifter-Straße wird am Mon-tag, 5. März, aufgrund der mildenWitte-rung früher begonnen. Während derBauarbeiten wird der Verkehr im Be-reich zwischen Vogelthennstraße undder Unterführung zur Münchner Alleeauf einerFahrspur aufrechterhalten.Vorden Geschäften soll vorübergehend einLängsparkstreifen eingerichtet werden.Im Bereich der Unterführung zur

Münchner Allee bis zur EinmündungAdalbert-Stifter-Straße wird die Straßefür den Verkehr komplett gesperrt. Fürdirekte Anlieger wird das Ein- und Aus-fahren möglich sein. Die Fertigstellungist für Ende Juli vorgesehen.

Lehrbienenstand der ImkerSchwarzbach. Der Imkerverein Bad Rei-

chenhall undUmgebungeröffnet amheutigenSamstag, 3. März, ab 15 Uhr die Saison amLehrbienenstand Schwarzbach. Ansonstenist jeden Samstag um 15 Uhr Treff am Lehr-bienenstand.

Schleierfahnder nehmenfalschen Italiener fest

Piding/Bad Reichenhall. Beamte der Poli-zeiinspektion Fahndung Traunstein nahmenam Donnerstagmorgen einen angeblichenItalienerkurzvorderAusreise amehemaligenGrenzübergang Bad Reichenhall fest. DerGeorgier im Alter von 30 Jahren, der wederder italienischen Sprache mächtig war nochdem gängigen Erscheinungsbild eines Süd-länders entsprach, wolltemit einer verfälsch-ten Identitätskarte und einem totalgefälsch-ten italienischen Führerschein einen ge-brauchtenFordFiesta in seineosteuropäischeHeimat überführen.Das gute Stück hatte er nur wenige Tage

zuvor in Erfurt erstanden. Der Georgier, lautPolizei ein gewerbsmäßiger Autohändler,wollte mit den Falsifikaten die Visumpflicht

umgehen beziehungsweise in den Genuss dergrenzenlosen europäischen Reisefreiheitkommen.Dass ernunkurzvorderGrenzenachÖster-

reich von den Schleierfahndern aus dem Ver-kehr gezogen wurde, brachte ihm, zumindestbis zur gerichtlichenHauptverhandlung, eineUnterbringung in der Justizvollzugsanstaltein.Wegen illegaler Einreise, Urkundenfäl-

schung und Fahren ohne Fahrerlaubnis hattedie Traunsteiner Staatsanwaltschaft Antragauf Haftbefehl gestellt. Die manipuliertenDokumente wurden von den Fahndungsbe-amten eingezogen. Seinen fahrbaren Unter-satz musste der falsche Italiener bis auf Wei-teres abstellen.

Seite 4 Samstag/Sonntag, 3./4. März 2007LOKALES

BAD REICHENHALL

„Die Berge sindmeine Droge“Benedikt Böhm beim Sektionsabend des Alpenvereins - Film über Speed-Skibergsteigen

Georg Nickaes und Benedikt Böhm (rechts). Die beiden Freunde und National-Teamkollegenüberquerten imvergangenenFrühjahrmitSkiern innurdreiTagendieAlpen.

Foto:DynafitBenedikt

BöhmaufdemGipfeldesGasherbrumII. Foto:SummitClub

BAD REICHENHALL – Ein bisschen verrückt ist er schon. Oder wie soll man es sonstbezeichnen, wenn jemand innerhalb einer Woche zweimal einen Achttausender-Gipfel be-zwingt, 50 Grad steile Hänge mit Skiern abfährt und dabei auch noch ein halsbrecherischesTempo vorlegt. „Speed-Skibergsteigen“ nennt sich diese neue Version des Skitouren-Renn-laufes. Benedikt Böhm, Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft Skibergsteigen, zeigtebeim Sektionsabend des Alpenvereins Bad Reichenhall einen dreißigminütigen Film undberichtete über seineBegehungdes 8.035Meter hohenGasherbrumII inPakistan.Bereits 2005ging der 28-jährigeMünchner gemeinsammit seinemFreund, demExtrem-Skifahrer Sebasti-an Haag im chinesischen Kuen Lun Gebirge an seine körperlichen Grenzen, als er den 7.456Meter hohenMustagh Ata bestieg.Weniger als elf Stunden benötigten Böhm undHaag für die3.100 Höhenmeter und die anschließende Abfahrt auf Skiern – ein Rekord. Normalerweiseveranschlagen Expeditionen vier Tage für diese Tour.

Die grundlegende Idee der beiden Skiberg-steiger ist schnell zusammengefasst: Da sieauch im Sommer nicht auf Ski, Schnee undSpeedverzichtenwollten, übertrugen sie kur-zerhanddenRennlauf aufdie hohenBerge. Somachte sich Böhm mit seinem Freund ausSchulzeiten im Juni vergangenen Jahres zumGasherbrum II auf, einem gewaltigen Berg imNord-Osten Pakistans. In direkter Nachbar-schaft zumK2,BroadPeakundGasherbrum Iist er einer der Riesen des mächtigsten Gebir-ges der Erde. Nur eine Handvoll Skifahrerwagten sich bisher an diesen Berg. Nicht nurdie Höhe, sondern lange, teilweise 45 Gradsteile Passagen und Hangneigungen bis zu 50Grad stellten die beiden Skibergsteiger vorgroße Herausforderungen.Am 29. Juli war es dann so weit. Nach der

üblichen Eingewöhnungsphase starteten dieMünchner vom Lager 3 aus zu ihrem erstenGipfelsturm. „Sebastian und ich haben unsgut ergänzt. Als Ausdauersportler habe ichbergauf getrieben und er als hervorragenderSkifahrer bergab“, so Böhm.Nach acht Stun-den und 1.135Höhenmeter stehen sie auf demGipfel - und hatten die größte Herausforde-rung doch erst noch vor sich: die Abfahrt.Über einen schmalen Gipfelgrad, links undrechts 1.000Meter abfallend, ging es hinein insteile Eispassagen und windverblasene Hän-ge. Die Abfahrt erforderte höchste Konzen-tration „ein Sturz hätte in dem Gelände densicheren Tod bedeutet“, berichtet Böhm. Ins-gesamt 2.500 Höhenmeter, vom Gipfel biszum Eisbruch 500 Meter vor dem Basislager,haben die Extremsportler hinter sich ge-bracht, ohne auch nur ein einziges Mal abzu-schnallen oder sich abzuseilen.Bei ihrem zweiten Aufstieg in der Nacht

zum 3. August ging es dann umGeschwindig-keit. Der Startschuss fiel kurz vor Mitter-nacht und schon nach sechs Stunden passier-ten die Athleten auf einer Höhe von 7.500

Metern das Lager 4. Bereits drei Viertel derStrecke lag hinter ihnen, als sie von einemhalben Meter Neuschnee überrascht wurden.Die Wetterbedingungen waren mehr alsschlecht und so benötigten sie weitere an-strengende sechseinhalb Stunden bis zumGipfel. Zum zweiten Mal stand den Berg-sportlern die anspruchsvolle und gefährlicheAbfahrt bevor, der extrem komprimierteSchnee machte den Weg nach unten regel-recht zumKampf. „Man hatte dasGefühl, derganzeBergwürde sich unter einemauflösen“,erinnert sich Böhm. Nach weiteren Kräfte-raubenden vier Stunden erreichten sie end-lich Lager 1. „Es wäre auch nichts mehr ge-gangen. Wir haben drei bis vier Monate ge-braucht, um uns von den Strapazen einiger-

maßen zu erholen“, gibt Benedikt Böhm ohneUmschweife zu.Ausschlaggebend für den Erfolg eines sol-

chen Unternehmens sei neben körperlicherFitness, perfekter Technik und skifahreri-schen Könnens auch die Ausrüstung. DerBergsportspezialist Dynafit entwickelte ei-gens für die Bedingungen am Gasherbrum IIeinen Ski mit leichtem Holzkern und speziel-ler Taillierung, der dem Ski im steilen Gelän-de optimale Grifffestigkeit verleiht.Eigentlich sieht er garnicht so verrückt aus,

der Benedikt Böhm. Fast ist man geneigt ihnals „Naturburschen aus den Bergen“ zu be-schreiben:blonde längereHaare,Ansatz einesDreitagebartes, kräftigen und durchtrainier-ten Körperbau, gebräuntes Gesicht. Im Altervon zehn Jahren kam er über das Langlaufenzum Tourengehen, trainierte im SommerBerglauf und landete nach der Schulzeit imSkizug der Gebirgsjäger. ErfolgreicheTourenrennen brachten ihn schließlich insNationalteam.Unterm Gehen, fallen ihm oft die verschie-

densten Dinge ein, erzählt Benedikt im An-schluss an seinen Vortrag. „Einerseits läuftdeinganzerKörperaufSparflamme,anderer-seits erfordert das Gelände höchste Konzen-tration. Da spukenmirmanchmal ganz bana-le Sachen durch den Kopf. Oft fällt mir eineMelodie ein, und die werde ich dann nichtmehr los.“ In der sogenannten Todeszoneoberhalb von etwa 7.500 Metern Höhe, seialles ganz anders. „Die Zeit geht zumBeispielviel schneller rum“, beschreibt er. Teilweisespüre man eine so große Erschöpfung, dassman nur sitzen bleiben möchte, auch wenn esden sicheren Tod bedeutet. „Panik spürt mankeine, man ist ganz ruhig.“Freilich ist es nicht leichtmit so einemHob-

by und einem Beruf, der einen ständig aufReisen zwingt, eine Beziehung zu führen. „Daist schon viel Verständnis erforderlich“, weißer zu berichten. „Es gibt Leute die trinkenoder rauchen, wennman es so betrachtet sinddieBergemeineDroge.“Auf die Frage,was erauf einen einsamen Berggipfel am liebstenmitnehmen würde antwortet er: „Alle Men-schen, die mir nahe stehen und wichtig fürmich sind. Dann wäre es in so einem Basisla-ger auch gleich viel lustiger.“Die Lust immer wieder an die eigene Leis-

tungsgrenze zu gehen sorgt dafür, dass erschon wieder mit dem nächsten Projekt lieb-äugelt. „Als Stichwort sage ichnurManaslu“,gibt er einen kleinen Tipp. Mit 8.163 Meternist er der achthöchste Berg der Erde und liegtim nepalesischen Teil der Himalaya-Kette.Genaueres verrät er nicht. „Wenn Du das Ul-timativewillst,musstDuauchdasUltimativegeben“,dieseLebensweisheit treibt ihnan.

KathrinThoma-Bregar

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China: Speed Rekord am Mustagh Ata - 7546m! Ziel war, den Gipfelso schnell wie möglich zu besteigen und danach noch viel schnellerwieder im Basislager zu sein. Einzigartige 10:41 Stunden benötigten die beiden deutschen Dynafit-

Athleten Benedikt und Sebastian haag zusammen mit dem interna-

tional renommierten und 2008 tragischerweise tödlich verunglückten

höhenbergsteiger Matthias Robl für die 3.100 höhenmeter am Mus-

tagh Ata (7.546m) im chinesischen Kuen-lun Gebirge liegt, und die

anschließende Abfahrt. Klassische Expeditionen benötigen vier tage für

diese tour. Am 23. August erreichte das trio bei -35 Grad den Gipfel

nach nur 9:25 Stunden und nach 1:16 Stunden war das team dann

im Anschluss wieder im Basislager: neuer Speed-Rekord! Diese neue

Art des Bergsteigens war für Böhm und haag ein völliges Experiment.

Inspiriert vom Skitouren Rennlauf setzen sie ihr Ziel konsequent am

Mustagh Ata um. Mit diese Besteigung wurde ein Meilenstein gesetzt

und Böhm und haag standen für eine neue Form des Bergsteigens.

mustagh ata 2005

expeditionen

„BERGStEIGEn GEGEn DIE StOppUhR“ Süddeutsche Zeitung

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SKI MAGAZIn / nORDIc SpORtS MAGAZInE

den Gipfel zu spät erreicht haben, in der Nacht wieder absteigen musstenund im schlechten Wetter das Camp III nicht mehr erreichten.Wir könnender Frau nicht mehr helfen und stellen die Suche nach dem Mann auf 7200Meter nach einer Weile ein.Wir beschließen, weiter zum Gipfel zu gehen,den wir nach zwei weiteren Stunden erreichen.Eine große Freude will sichangesichts der Ereignisse und der beißenden Kälte nicht einstellen und soziehen wir nach ein paar Gipfelfotos die Felle von den Skiern und ziehenunsere Lines in dem frischen Pulverschnee runter. Auf ca. 7300 Meter lässtsich ein kleiner schwarzer Fleck am Rande der riesigen Flanke ausmachen.Um Gewissheit zu haben, fahre ich mit den Skiern in diese Richtung. Es isttatsächlich ein regungsloser Körper, eingegraben im Schnee. Ich näheremich sehr vorsichtig. Er liegt nur ca. 6-7m von einer riesigen Wechte wegunter der es 2000 Meter senkrecht abbricht. Als ich mich über ihn beuge,um ein Foto für die Identifizierung zu machen, erschrecke ich. Nach zweiNächten auf dieser Höhe ohne Schutz (nicht mal eine Expeditions-Dau-nenjacke wärmt diesen Mann) war ich mir sicher,nicht mehr helfen zu kön-nen. Mir wird ganz kalt,als sich der entstellte Körper anfängt zu bewegen.Da ist noch Leben im Körper dieses Menschen. Meine Cortisontabletten inseinem eingefrorenen Mund bringen gar nichts und Spritzen habe ich kei-ne dabei. Ich rufe meine Jungs,die schon ein Stück weiter abgefahren sind.Bendedikt fährt sofort runter zu Camp III. Er hat aus dem Lager einenSchlafsack, Isomatte und Zelt geholt und ist in einer guten Stunde die 500Höhenmeter wieder aufgestiegen.Wir stecken ihn gemeinsam mit Pedro,einem Spanier, der nach Benedikt vom Lager heraufsteigt, in den Schlaf-sack, legen ihn auf die Isomatte und packen ihn wie eine Wurst in ein Zelt.Benedikt und ich transportieren ihn auf Skiern mit unseren letzten Kräf-ten hinunter zu Camp III, wo er die Nacht leider nicht überlebt.

Unser Mitgefühl allen Freunden und Hinterbliebenen der beiden Bergstei-ger. Trotz aller Ereignisse beschließen wir, unseren Plan weiter zu verfol-gen und an der Speed-Begehung festzuhalten. Die nächsten beiden Tageverbringen wir im Basecamp ausschließlich mit Essen und Schlafen, umvöllig ausgeruht zu sein. In der Nacht zum 23. August ist es dann soweit:Trotz schlechten Wetterberichts per Satellitentelefon aus Innsbruck wol-len wir los. Javier kann leider nicht mitkommen. Er ist zu krank und ge-schwächt. Dafür kommt Matthias,der »Vater« mit. Um 03.15 Uhr heißt esraus aus dem warmen Schlafsack. Im Rucksack haben wir nur Wasser, je-der mindestens zehn Power-Gels, dicke Handschuhe, Jacke, Mütze undSonnenbrille. Auf alles andere wollen wir verzichten. Exakt um 04.00 Uhrist Startschuss durch unseren »Offiziellen«,Toni aus Spanien,dann geht eslos. Der ganze Körper kribbelt bei so einem Start. Viel zu viel Kraft stecktin einem, die man in den ersten Minuten bändigen und bündeln muss. Esgeht jetzt darum, einen schnellen, aber nicht zu hektischen Rhythmus zufinden. Würden wir zu schnell oder zu langsam laufen, würden wir auf7000m sicherlich einbrechen. Bereits nach 1Std. 40 Min. sind wir in CampI. Die Temperaturen liegen bei -30°C – tiefer als wir vermuteten. Um 7 Uhr,im Eisbruch geht die Sonne auf, aber wir sind auf der Westseite des Ber-ges und haben davon keinen Nutzen. Wir sind sehr schnell und kommeneine Stunde zu früh im Camp III an, wo unser Fotograf auf uns wartet. Erhat uns erst um 9 Uhr erwartet und hat deswegen erst einen knappen Li-ter Wasser geschmolzen. Es ist jetzt extrem kalt und wir müssen sofortweiter, sonst kühlen wir zu sehr aus. So lange der Körper sich schnell be-wegt und viel arbeiten muss, ist die Kälte auszuhalten.Es wird aber schnellgefährlich,wenn es bei solchen Aktionen dann zu Zwischenfällen kommt,die das Weiterlaufen verhindern.Der Körper kühlt binnen Minuten aus.Al-

so ziehen wir uns schnell ein Power-Gel in den schon rebellierenden Ma-gen und etwas Flüssigkeit rein.Knapp drei Stunden später kommen wir anCamp III vorbei. Immer wieder müssen wir das Power-Gel in unseren Kör-per drücken.Wir sind alle drei an der Grenze unserer Leistungs-,aber nochnicht an der Grenze unserer Leidensfähigkeit. Die Lungen schmerzenmächtig von der kalten Luft und der extremen Atmung,um die Sauerstoff-aufnahme noch zu gewährleisten.Die Beine werden schwer,sind taub undhart wie Stahl. Die Kälte sticht in den abgekämpften Körper und frisst sichimmer tiefer in das Gewebe der Brust und der Beine. Wir sind jetzt auf7300 Meter und ziehen noch mal mit dem Tempo an, wir sind jetzt sicher,dass wir es schaffen können, aber der Berg wird oben immer flacher undes ist einfach kein Gipfel in Sicht. Die letzten 9 Stunden haben wir außeran Camp I und II kein Wort mehr gewechselt,doch jetzt können wir die ers-ten Gipfelfelsen ausmachen und beginnen zu jubeln. Wir haben es ge-schafft – und zwar in nur 9 Std. 25 Min. Nach dem ersten Jubelschrei gehtmir sofort die Luft aus und ich belasse es dabei.Wow, schon oben!?! Eine Umarmung,atmen,ein paar Fotos,atmen,Schuhe zumachen,atmen,Felle abziehen, atmen, in die Bindung, atmen, und es geht wieder los!

In mächtigen Turns geht es runter und der Puls noch mal sehr hoch. Vor-bei an Camp III, vorbei an Camp II, vorbei an anderen Bergsteigern, die ichgar nicht mehr richtig wahrnehme. Bloß nicht stürzen,man würde sich al-

les brechen. Alle 300-400 Höhenmeter müssenwir kurz Pause machen. Es geht einfach nichtmehr.Kein Sauerstoff mehr im Blut. Im Eisbruchgeht es noch mal kurz hoch, noch mal verab-schiedet sich ein Power-Gel. Dann runter anCamp I vorbei. Endlich wird es warm, aber nurfür ein par Minuten,dann beginnen wir die letz-ten Reste Flüssigkeit aus dem Körper zu schwit-zen und es wird furchtbar heiß. Noch mal in ei-nen Steilhang auf 5000 Meter, dann geht es dieletzten 400 Höhenmeter zu Fuß auf einem Ge-röllfeld hinunter. Noch fünf Minuten laufen,dann ist endlich Schluss. Jetzt sehen wir dieMenschen im Basislager. Wir hören sie grölen.Auf einmal werden die Beine wieder ganz leichtund wir laufen mit einem breiten Grinsen insZiel ein, nach 10 Std. und 41 Min!!! �

JAVIER DE VILLA ist Sportstudent in Spanien.Spanischer Junioren-Meister, Junioren-Vize-Welt-meister im Skibergsteigen 2004. Javier ist Mitgliedim internationalen Dynafit Team und der spanischen Nationalmann-schaft Skibergsteigen.

SEBASTIAN HAAG ist Tierarzt, arbeitet an sei-ner Doktorarbeit in München in verschiedenen Kli-niken. Er ist Extremskifahrer und Mitglied im inter-nationalen Dynafit Team.

BENEDIKT BÖHM ist Sales & Marketing Ma-nager für Dynafit Deutschland. Er ist zudem verant-wortlich für das internationale Dynafit Team undMitglied der deutschen National-Mannschaft Ski-bergsteigen.

MATTHIAS ROBL ist Bergführer und wurde alserfahrener Profibergsteiger in Fels, Eis und Schneevom Dynafit Team als Expeditionsleiter für die Akti-on ausgewählt.

ALLE FÜR EINEN, EINER FÜR ALLE

Das Team

TEXT SEBASTIAN HAAGFLORIAN SCHMIDT

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Rauf auf die höchsten Gipfel, runter im staubenden Pulverschnee oder auf glit-zernden Firnteppichen - Skitouren sind angesagt wie nie. Ob gemütliche Pan-orama-Tour oder rasante Freeride-Abfahrt, ob Leistungs- oder Fitness-Sport:Maßgeschneidertes Material macht das Abenteuer abseits des Pistenrummelszum himmlischen Erlebnis.

TEST: 20 ALLROUND- UND FREERIDE-TOURENSKI

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Skitourengehen ist ein Sport mit vielen Ge-sichtern“, sagt Christof Schellhammer. Der

Mann muss es wissen. Er ist Bergführer und Ge-schäftsführer der Bergschule Vivalpin in Gar-misch-Partenkirchen. Tourenski sind für ihn alsArbeitsgerät so selbstverständlich wie für ande-re der Computer oder die Werkzeugkiste. SeineKundschaft bietet einen guten Querschnittdessen, was sich derzeit abseits von Liften undPisten auf Skiern abspielt. „DEN Tourengängergibt es längst nicht mehr“, hat Schellhammerbeobachtet.Eine Skitour - das ist nach wie vor für die gemüt-liche Wochenendrunde in den frisch verschnei-ten Voralpen oder die Hüttentour mit unver-gesslichen Panoramablicken im Frühling. Tou-rengehen - oder sollte man besser sagen Tou-renlaufen - steht aber auch immer öfter für Fit-ness- und Leistungssport. Die Veranstalter vonTouren-Rennen freuen sich über wachsendeTeilnehmerzahlen.Da machen kernige Typen zu

Plus an GenussBreite Freeride-Modelle in Leichtbauweise

Fuß beinahe so schnell Höhenmeter wie ande-re mit der Gondel. Am Alpenrand oder rund imInnsbruck tauschen Feierabendsportler mitdem ersten Schnee die Joggingschuhe gegendie Tourenstiefel und laufen im Schein der Stirn-lampe nach der Arbeit die Pisten hoch.Nicht zu-letzt ziehen aber auch immer mehr Freerider beiihrer Jagd nach unverspurten Abfahrten mittourentauglicher Ausrüstung los - quasi als rea-listische Alternative zum Helikopter,etwas zeit-und kraftraubend zwar,dafür aber umso günsti-ger. So verschieden die Motivation auf Tour zugehen sein kann, so groß ist die Begeisterung,derer, die für sich entschieden haben, dass Ski-fahren auch ohne Lift verdammt viel Spaß ma-chen kann.Wie weit diese Faszination gehen kann, zeigtBenedikt Böhm. Von Beruf kümmert er sich umden Verkauf von Tourenski. Er ist Vertriebsleiterbeim Tourenspezialisten Dynafit.Aber noch viellieber steht der 28-Jährige selbst auf Tourenski.

Ihn beeindrucken die Möglichkeiten,die ihm dieBretter mit der aufstiegstauglichen Bindung er-öffnen. Für ihn sind die Mittel, die Grenzen sei-ner eigenen Leistungsfähigkeit auszuloten.Aber auch Begleiter zu immer neuen Abenteu-ern. Zuletzt bei der Besteigung des 7546 m ho-hen Mustagh Ata im chinesischen Kuen-Lun Ge-birge. Vier Tage lang dauert es in der Regel, umden Siebentausender im Expeditionsstil zu er-klimmen. Benedikt Böhm, Mitglied der Deut-schen Nationalmannschaft Skibergsteigen, ließsich zusammen mit Sebastian Haag für Aufstiegund Abfahrt genau 10 Stunden und 41 MinutenZeit. Um vier Uhr morgens waren die beidenflotten Bergkameraden im Basislager auf 4450m gestartet. Nach rund 3100 m Aufstieg stan-den sie um 13.25 Uhr am Gipfel.Die Abfahrt dau-erte gerade mal 76 Minuten. Nachmittags, kurznach halb Drei, war das Duo wieder zurück -Weltrekord. Noch nie sind Skifahrer in so großerHöhe in so kurzer Zeit so hoch aufgestiegen.

ALPINISMUS NeuöZürcörZäitung54���Donnerstag, 10.�November 2005 � Nr.�263 INTERNATIONALE AUSGABE�

Verantwortlich für die Beilage Alpinismus:Christine Kopp (chk.)

Schlüsselstelle

Fixieren und Blockierenchk. Betsy Berg war enttäuscht, doch die Klet-

terhalle war der falsche Ort, sich etwas anmerkenzu lassen: Sie hatte gehofft, hier den Bergführervon Mountains Unlimited anzutreffen, der sieaufs Wildhorn geführt hatte. Hatte er nicht gesagt,er sei jeden Dienstagabend in der Halle anzutref-fen? Hatte sie sich nicht gerade deshalb amDienstag mit dem HNO-Spezialisten, der ihrnach wie vor unsympathisch war, zu ihrem erstenIndoor-Kletterabend verabredet? Na ja, zu tungab es hier auch ohne Bergführer genug. Als Ers-tes musste sie ihren Partner sicher sichern. Nebenihr kletterte ein junges Paar. Es hatte seinen achtWochen alten Säugling dabei. Kaum begann essein Training, begann der Nachwuchs in der stau-bigen Luft zu quengeln und bald zu krähen. BetsyBerg wendete sich indigniert ab. Auf der anderenSeite erspähte sie einen typischen «Sportklette-rer»: dünne Beine, Wespentaille, ausladendeSchultern, vornüber gebeugte Haltung, die eheran einen Schimpansen als an einen Menschen er-innerte. Als ob ihn die Last seines Trainingseifersbuchstäblich erdrücke! Daneben kletterte einemodisch angezogene Frau, deren winziger Ma-gnesiabeutel mit Leopardenfellimitat verziert war.Betsy selbst hatte sich zur Feier des Tages beiihrem Vertrauensgeschäft noch schnell einen sol-chen Beutel mit Chilischotenmuster geholt.

«Pass auf!», kam es plötzlich von oben. Betsyhielt das Bremsgerät fest, wie sie gelernt hatte –und schaute wieder einmal nach oben, wo derHNO-Spezialist gerade sein ganzes vertikalesKönnen an einer roten, überhängenden Nase aus-liess. Der Sportkletterer von nebenan, der auf dergleichen Höhe kletterte, gab ihm den Tipp, ersolle hoch antreten, fixieren und blockieren, dannlinks überkreuzen und schliesslich durchziehen.Aha, dachte Betsy, tönt lustig. Bald würde sie ander Reihe sein. Sie fürchtete sich ein bisschen vorden steilen Routen; hoffentlich würde ihr nie-mand bei ihrem Debut zuschauen! Sie hatte sichals Erstes ein 4b auf der flacheren Platte rechtsvon ihr ausgewählt. Der HNO-Spezialist zogdurch und erreichte nach ein paar leichteren Grif-fen die Umlenkung. Betsy Berg liess ihn vorsich-tig hinunter, band sich ins Seil ein und trat ihreRoute an. Sie versuchte, möglichst elegant an denfarbigen Griffen hochzusteigen, kam sich aller-dings eher vor wie ein Kartoffelsack – das mitdem Eindrehen, von dem hier alle sprachen, hattesie noch nicht begriffen. Nach fünf Metern hingsie in ziemlich aussichtsloser Position an einemGriff, der sich als weitaus kleiner erwies als er-hofft. Sie wollte gerade sagen: «Ich weiss nicht,wie weiter», als von unten eine bekannte Stimmegrüsste: «Hallo Betsy! Gut drauf heute?» DerBergführer! Betsy Berg knurrte und nahm ihreganze Kraft zusammen. «Dir werde ich es zei-gen», dachte sie und gab alles. Sie fühlte sichziemlich einsam hier oben in der magnesia-geschwängerten Hallenluft. Aber irgendwieschaffte sie es mit letzter Kraft bis unter dieDecke, zu der auch der Duft von dem an der Baraufgewärmten Käsekuchen aufstieg. Als derHNO-Spezialist sie hinunterliess, kam der Berg-führer zur Begrüssung vorbei. Und als er ihrsagte: «Gut gemacht, Betsy!», freute sie sich ins-geheim so wie damals auf dem Wildhorn. «EchteGipfelerlebnisse», dachte sie, «gibt es also auchindoor. Das erweitert meine Perspektiven!» Undlächelte den Bergführer zufrieden an.

Durchstarten für den WinterNeues vom Ausrüstungsmarkt

Sind die Tourenskischon präpariert, dieKanten geschliffen?Und ist auch sonst allesbereit für die erste Ski-tour? Ob ja oder nein,der Besuch eines Fach-geschäfts zum Saison-auftakt könnte sich loh-nen: Einige Herstellerbringen diesen Winterinteressante Neuheitenauf den Markt. Diestrifft etwa auf die Fir-ma Dynafit zu, die eineerweiterte und kom-plett überarbeitete Pro-duktpalette vorstellt.Zielgruppen sind Ski-alpinismus-Wettkämp-fer und Expeditionsski-bergsteiger, ferner auchsportlich ambitionierteTourengeher und Free-rider, für die jeweilsKomplettlösungen an-geboten werden: dieleichteste Tourenbin-dung der Welt, Ski unddiverse Schuhmodelle,alle erforderlichen Ac-cessoires wie Helm,Stöcke, Rucksack, Fellesowie eine kleine, aberfeine Kollektion anRennbekleidung. Bene-dikt Böhm, Marketing-leiter Deutschland vonDynafit, weiss genau,was Rennläufer schät-zen, denn er ist selbstMitglied der National-mannschaft Skiberg-steigen des Deutschen Alpenvereins. Zusammenmit Sebastian Haag und Matthias Robl sprinteteer am 23.�August in Rekordzeit auf den MuztaghAta (7546 Meter) in Westchina – 3100 Höhen-meter Aufstieg und Abfahrt in knapp elf Stunden!

Leichtgewichte und VierschnallerAllein drei Skimodelle gibt es bei Dynafit für

Rennläufer und Expeditionsskibergsteiger, dar-unter den nur 820 Gramm (Länge 160�Zenti-meter) schweren Tourenrennski «SR 11.0». Neuist bei Dynafit zudem die Tourenbindung «TLTRace TI», die im Vergleich zu ihrer Vorgängerindank Verwendung von Titanal und Titan noch-mals um 30 Prozent Gewicht abgespeckt hat undgerade einmal 235 Gramm wiegt. Vier leichte,sehr flexible Schuhmodelle runden das Angebotim Rennbereich ab. Auch pfiffige Verbesserungenhat Dynafit parat, beispielsweise die neue Fixie-rung der Spannklebefelle, die mit einem nur 7Gramm schweren, stöpselförmigen Fellgummi-spanner in einer speziellen Kerbe am Ski befestigtwerden. So lassen sich die Felle nicht nur raschaufziehen, sondern auch sehr schnell wieder ab-ziehen, ohne dass man dabei aus der Bindungsteigen muss.

Neu ist bei Dynafit zudem der Vierschnallen-Schuh «Aero FR», der speziell für Freerider oderstark abfahrtsorientierte Tourengeher konzipiertwurde. Auch Lowa bietet in diesem Winter mitdem «Struktura Pro» (jeweils Herren- oderDamenmodell) eine vierschnallige Ausführungseines beliebten Tourenschuhs für all jene an, diebeim Abfahren in allen Schneearten richtig Spasshaben wollen. Ein höherer Schaft, die grössereSteifigkeit des Schuhs, eine vierte, fein justierbareSchnalle und der in der Manschette integrierteSpoiler mit Power-Strap ermöglichen dabei einewesentlich bessere Kraftübertragung auf den Ski.Das macht sich deutlich bemerkbar auf hartenPisten, bei schlechten Schneeverhältnissen oderauch bei breiten Ski. Freeriden ist überhaupt in –der italienische Aufsteiger Garmont bringt gleichvier neue Vierschnaller auf den Markt, die inter-essant sind: «Freeride Adrenalin», «Mega Ride»(Herren- und Damenmodell) sowie «G-Ride»und «She-Ride». Die ebenfalls italienische FirmaScarpa hat hingegen ihren beliebten und beque-men Frauenschuh, den «Magic», überarbeitet undwartet mit neuen Modellen sowohl für Skialpinis-ten als auch für Freerider auf. Darunter dasMultitalent «Tornado», ein Schuh, der sowohl fürdie Piste als auch fürs Freeriden und Touren-gehen geeignet ist und zwei auswechselbare Zun-gen mitbringt – eine einteilige, harte für mehrSteifigkeit bei der Abfahrt und eine geteilte, flexi-ble für einen angenehmen Aufstieg.

Kinder auf TourBindungsspezialist Silvretta, der wie Dynafit zu

Salewa gehört, setzt neuerdings auch auf ein Kon-zept aus Bindung, Ski und Schuh, im Gegensatzzu Dynafit aber eher für den klassischen Skitou-rengeher. Die «X-Mountain»-Produkte eignensich dabei ausgezeichnet für preisbewusste Ein-steiger. Unter diesem Begriff laufen ein Schuh-und zwei Skimodelle sowie die gleichnamige Bin-dung, die auf der bewährten «Pure» von Silvrettabasiert, der leichtesten Rahmenbindung der Welt.Ein Novum auf dem Markt ist zudem die robusteSkitourenbindung «Silvretta Kidz» für Kinder miteinem Z-Wert im Bereich von DIN 2 bis 4. Sie ist

geeignet für ein Körpergewicht ab 22 Kilogramm,ist verstellbar und endlich keine Notlösung mehrbezüglich Sicherheit und Funktionalität. Aller-dings müssen die kleinen Aufsteiger nach wie vormit Pistenschuhen klarkommen – Tourenmodellefür die Kids gibt es noch nicht. Die «SilvrettaKidz» ist wie die drei anderen neuen Bindungs-modelle von Silvretta – «Pure Performance»,«Freeride» und «X-Mountain» – eine Weiterent-wicklung der bewährten «Silvretta Pure», wobeidie neuen Modelle jeweils zielgruppenspezifischmodifiziert wurden. Die Freeride-Bindung hatbeispielsweise einen Z-Wert bis DIN�12 und istfür schwergewichtige Abfahrer und härteste Be-lastungen konzipiert. Dank der Standhöhe von 40Millimetern bringt man damit kräftig Druck aufdie Kanten.

Drunter und drüberVor einiger Zeit haben die Softshells ihren Sie-

geszug angetreten – Jacken, Westen und Hosenaus atmungsaktivem, wind- und wasserabweisen-dem Stretchgewebe, teilweise mit feinem Fleeceauf der Innenseite. War die erste Generation nochrecht steif und nicht besonders kältetauglich, sogibt es inzwischen angenehm «softe» und auchwarme Softshells. Im Gegensatz zum Fleece trägteine Softshell nicht auf und schützt wesentlichbesser vor Wind und Nässe. Die Schweizer FirmaMammut unterscheidet bei ihren Produkten zwi-schen «Comfort Softshells» und «Protection Soft-shells». Letztere haben eine eingearbeitete Wind-stopper-Membrane und schützen besser vorWind und Nässe als die «Comfort Softshells», diedafür dampfdurchlässiger sind. Erstmals verwen-det Mammut die neue «NanoSphere»-Ausrüs-tungstechnologie von Schoeller bei seinem «LaserJacket». Wie beim Lotus-Effekt, bei dem durcheine spezifische Oberflächenstruktur Schmutz und

Nässe an den Blütenblättern abperlen, hinterlas-sen Wasser, Kaffee oder Ketchup hier keine Spu-ren oder lassen sich zumindest leicht abspülen.

Perfekt auf Tour und beim Training in derfeuchtkalten Jahreszeit ist die Softshell-Jacke «AllTerrain» von Schöffel. Sie hat eine Kapuze, dieausgezeichnet unter den Helm passt – ähnlich wiedas exzellent verarbeitete «Syncro HoodedJacket» von Mountain Hardwear – und verfügtausserdem über Unterarmreissverschlüsse zurraschen Belüftung. Gut belüften lassen sich auchdie Softshell-Hosen von Schöffel, da sie am Beinmit einem seitlichen Belüftungsschlitz auftrump-fen, der sich per Reissverschluss öffnen lässt.Auch federleichte Primaloft-Jacken wie das «Infi-nity Lite» von Berghaus sind unterwegs sehrpraktisch, da sie ausgezeichnet wärmen, sogar imfeuchten Zustand. In Grösse L wiegt das Jäckchennur 275 Gramm, es lässt sich faustgross zusam-menknüllen und sowohl als mittlere Schicht wieauch als Jacke tragen, da die Aussenhaut auswinddichtem und wasserabweisendem Pertex-Ripstop-Gewebe besteht.

Es gibt noch viele andere Produkte, die begeis-tern, sowie neue, zukunftsweisende Technologien.Wie zum Trotz erlebt aber auch die gute alteWolle bei Outdoor-Bekleidung eine Renaissance.Allerdings jetzt als feine Merinowolle, die nichtkratzt und neben der positiven Ökobilanz andereunschlagbare Qualitäten hat. Als Spezialist fürpfiffige Outdoor-Bekleidung aus Merinowolle hatsich die neuseeländische Firma Icebreaker eta-bliert. Wie Ortovox, bekannt als Spezialist fürSicherheitstechnik abseits der Piste, bietet Ice-breaker auch eine komplette Kollektion vonFunktionsunterwäsche aus reiner Merinowolle an– in unterschiedlicher Dicke, mit speziellenSchnitten für Männer und Frauen, Flachnähtenund frischen Farben. Die amerikanische Firma

Smartwool setzt bei ihrem umfassenden Sorti-ment an Funktionssocken und Strümpfen da-gegen auf eine Mischung aus Merinowolle, Nylonund Spandex. Und all diese veredelten Wollpro-dukte kann man heutzutage problemlos in derMaschine waschen. Wer noch nie eines davonausprobiert hat, der sollte das tun; sie tragen sichnämlich so angenehm, dass man sie gar nichtmehr ausziehen möchte. Gaby Funk

Spass am Aufstieg im Winter – dazu trägt passende Ausrüstung ihren Teil bei. (Bild Natale Villa)

Der Sicherheit zuliebeTeleskop-Wanderstöcke im richtigen Moment wegpacken

Woran erkennt man deutsche Bergsteiger?«Am Geklapper», witzelt Peter Geyer über seineLandsleute. Der Präsident des Deutschen Berg-führer-Verbandes spielt damit auf die ausgeprägteNeigung an, fast immer und überall Gelände-Teleskop-Wanderstöcke zu benutzen. Mehr alsbei Schweizern, Österreichern, Franzosen oderItalienern sei dies bei deutschen Alpinisten zu be-obachten: «Sie geben die Stöcke kaum aus derHand.» Was sich als verhängnisvoller Fehler er-weisen kann. Zwar liegt laut wissenschaftlichenStudien auf einer achtstündigen Bergtour die Ver-minderung der Kniebelastung bei bis zu 250 Ton-nen Gewicht, andererseits aber kann der übertrie-bene Teleskopstock-Einsatz ein Sicherheitsrisikodarstellen. «Zum Beispiel auf steilen Firnfeldern.Dort gehört mindestens ein Stock weg- und derPickel ausgepackt. Und in absturzgefährdetemGelände verstaut man am besten gleich beideTeleskopstöcke im Rucksack», rät Peter Geyer.

Die Praxis sieht bisweilen anders aus – oft ausSelbstüberschätzung: Meine Gehtechnik ist besserals die der anderen; noch klappt es ja einigermas-sen; an der nächsten schwierigen Stelle fixiere ichdie Stöcke vielleicht doch am Rucksack? Undschon ist es passiert. Ein Stück Fels bricht aus,plötzlich rutscht ein Teleskopstock ab und stelltsich quer, das Gleichgewicht geht verloren. Erst

ein Stolpern, dann der Sturz. Musste das sein?Besonders, wenn die Schwierigkeit des Geländesvariiert, sich beispielsweise Klettersteig- und«normale» Bergwanderpassagen abwechseln, fälltauf, dass manch einer bis zur schmerzhaften Er-fahrung an seinem Utensil festhält.

«Wer in Absturzgelände seine Stöcke nichtwegpackt, bringt sich zu hundert Prozent in Ge-fahr», sagt Dieter Stopper, Leiter der Sicherheits-forschung im Deutschen Alpenverein. Grundsätz-lich möchte er «die Stöcke nicht verteufeln, dennrichtig eingesetzt sind sie ein wahrer Segen».Stopper verweist auf die Entlastung der Musku-latur beim Bergaufgehen und die der Knie im Ab-stieg. Doch der Sicherheitsexperte kennt auch dieTücken: «Bei einem Sturz kommt es zum Greif-reflex. Das heisst, ich halte die Stöcke fest stattden Fels – so was ist wahnsinnig gefährlich.» Einweiteres Problem sei, sich allzeit auf die Gehhil-fen zu verlassen. «Viele Leute verlernen auf dieseWeise die Trittsicherheit», sagt Stopper warnend.«Absolut entscheidend ist es daher, immer wiedermal ohne Teleskopstöcke zu gehen, um so einsauberes Gleichgewichtsgefühl zu trainieren.»

Die grossen Markenhersteller verweisen darauf,sich beim Kauf von Teleskopstöcken unbedingtim Fachhandel über den korrekten Gebrauch be-

raten zu lassen. «Bei Beachtung der Anweisungenkann es nicht zu Unfällen kommen», meint Alex-andra Schweickhardt von der Firma Komperdell.Bei Leki weiss Markus Milbrandt freilich:«Manch einer überschätzt sich.» Es sei darauf zuachten, «dass der Körperschwerpunkt hauptsäch-lich auf beide Beine verteilt ist und die Stöcke zurBalance dienen». In puncto Länge empfiehlt derSicherheitsexperte Dieter Stopper eine Einstel-lung wie beim Skifahren, so dass Ober- undUnterarm im 90-Grad-Winkel gebeugt sind. «Be-sonders beim Bergabgehen sind die Stöcke oft zukurz eingestellt.»

Ausserdem rät Stopper dazu, nach einiger Zeitden Klemm-Mechanismus zu überprüfen undeventuell nachzuziehen, «denn durch die Hand-drehbewegung kann es gerade bergab zu einerLockerung kommen». Wer all dies beherzigt, darfberuhigt «klappern». Und die Vorzüge der Tele-skopstöcke auskosten: weniger Kraftaufwandbeim Gehen, enorme Entlastung der Gelenke so-wie bessere Atmung durch aufrechten Gang.

Martin Becker

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Die ersten wichtigen Erfahrungen außerhalb der Alpen um die wichti-gen Bergsteiger Instinkte zu schulen. „Damals haben wir so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann: sind zu schnell gegangen, haben uns nicht ordentlich akklimatisiert und uns auch keine Pausen gegönnt. Am Ende waren wir alle krank. Es war ein wunderschöner Horrortrip“.Dennoch erreichten die Skibergsteiger beeindruckende Gipfel in der

cordillera Blanca. Sie meisterten vermutlich die ein oder andere Erst-

befahrung mit durchgehenden Skiabfahrten vom Gipfel bis zum Glet-

scherende des nevado chinchey (6222m), nevado copa Sur (6188m),

nevado copa norte (6173m) und nevado huascaran Sur (6768m).

peru 2004

expeditionen

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Rang 2 beim weltgrößten Skitourenrennen (pDG – patrouille

des Glaciers) 2008 und 2010.

2003-2006 Mitglied der Deutschen nationalmannschaft Skiberg-

steigen.

Rang 1 bei den Britischen Universitäts Rudermeisterschaften

im Achter in nottingham / März 2000.

Rang 1 bei den Internationalen Militär-Skimeisterschaften in

österreich / Januar 1998.

Leistungssportler seit dem 10. Lebensjahr.

persönliChes (*1977)

persönliChes