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Aus der Frauenklinik
der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Direktor: Prof. Dr. M. W. Beckmann
Einfluss mütterlichen Rauchens während der
Schwangerschaft auf den Oxidativen Status im
Fruchtwasser
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung der Doktorwürde
der Medizinischen Fakultät
der
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
vorgelegt von
Annika Schibel
aus Darmstadt
Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler Referent: Prof. Dr. rer. nat. med. habil. R. Dittrich Koreferent: Prof. Dr. med. M. W. Beckmann Tag der mündlichen Prüfung: 27.11.2012
1. ZUSAMMENFASSUNG - 1 -
1.1 Hintergrund und Ziele - 1 - 1.2 Methoden - 1 - 1.3 Ergebnisse und Beobachtungen - 1 - 1.4 Praktische Schlussfolgerungen - 2 - 1.5 Abstract - 3 -
2. EINLEITUNG - 4 - 2.1 Rauchverhalten in Deutschland - 4 - 2.1.1 Auswirkungen auf Gesundheit und Gravidität - 5 - 2.2 Oxidativer Stress und seine Folgen - 7 - 2.2.1 Diagnostische Methoden - 8 - 2.2.2 Tabakrauch - Freie Radikale in der Schwangerschaft - 9 - 2.2.3 Antioxidative Schutzmechanismen -10- 2.3. Zielsetzung -11- 3. MATERIAL -12- 3.1 Untersuchungsmaterial -12- 3.2 Laborhilfsmittel, Spritzen und Kanülen -12- 3.3 Testlösungen und Chemikalien -13- 3.4 Lösungsmittel und Puffer -13- 3.5 Geräte -13-
4. METHODEN -15-
4.1 Theoretischer Teil -15- 4.1.1 Mechanismus der Lipidperoxidation -15- 4.1.2 Esterbauer-Verfahren: oxidative Modifikation von LDL in vitro -16-
4.2 Experimenteller Teil -18- 4.2.1 Plasmagewinnung -18- 4.2.2 Isolierung des LDL -18- 4.2.3 Reinigung des LDL -19- 4.2.4 Ermittlung der LDL-Konzentration im Eluat -19- 4.2.5 Verzögerung der LDL-Oxidation in vitro -20- 4.2.6 Herstellung der Pufferlösungen -20- 4.2.7 Fruchtwassergewinnung -21-
4.3. Statistik -21-
5. ERGEBNISSE -23- 5.1 Stichprobenbeschreibung -23- 5.1.1 Klassifizierung metrischer und nominaler Variablen -23- 5.1.2 Korrelation und Regressionsanalyse -24- 5.1.3 Indikationen für Sectiones -25- 5.2 Analyse des experimentellen Teils -27- 5.2.1 Graphische Ermittlung und Berechnung der Lag-Phasen -27- 5.2.2 Dauer der Lag-Phasen im Vergleich -29- 5.2.3 Signifikanztest -30- 5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse -32- 6. DISKUSSION -33- 6.1 Interpretationen der Studien-Ergebnisse -33- 6.2 Review -36- 6.2.1 Antioxidantien im Plasma -36- 6.2.2 Antioxidantien-Gehalt der Muttermilch -37- 6.2.3 Antioxidative Schutzmechanismen der Plazenta -38- 6.3 Bezug der Studie zur aktuellen Forschung -39- 6.3.1 Antioxidantien im Fruchtwasser -39- 6.3.2 Länge der Lag-Phase als Parameter für den oxidativen Status -42- 7. LITERATURVERZEICHNIS -45-
8. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS -55-
9. DANKSAGUNG -57-
10. LEBENSLAUF -58-
Dissertation A. Schibel -1-
1. Zusammenfassung
1.1 Hintergrund und Ziele
In Deutschland rauchen ungefähr 20% der Frauen. Selbst in der
Schwangerschaft schaffen es viele nicht, damit aufzuhören. In vielen
Studien werden die durch Zigarettenrauch entstehenden freien Radikale
als Ursache oxidativen Stresses bei Schwangeren und Feten gesehen.
Bei normal verlaufenden Schwangerschaften ist die menschliche Plazenta
jedoch in der Lage, die Lipid-Peroxidation durch antioxidativ-wirkende
Enzym-Systeme sowie Hormonproduktion zu regulieren.
Ziel dieser Arbeit war festzustellen, ob es möglich ist Antioxidantien im
Fruchtwasser mittels des Esterbauer-Verfahrens nachzuweisen und
herauszufinden, ob ein Unterschied bezüglich des oxidativen Status im
Fruchtwasser zwischen rauchenden und nicht-rauchenden Müttern
besteht.
1.2 Methoden
Als Messverfahren wurde die kupferkatalysierte Oxidation von low-
densitiy-Lipoproteinen (LDL) nach Esterbauer verwendet. Dabei handelt
es sich um eine in vitro Peroxidation mehrfach ungesättigter Fettsäuren
durch freie Sauerstoffradikale. Es entstehen Diene, die ein definiertes
Absorbtionsmaximum bei 234nm aufweisen, sodass sie
spektrophotometrisch erfasst werden können.
1.3 Ergebnisse und Beobachtungen
Die Messungen zeigten einen signifikanten Unterschied in der Dauer der
Lag-Phase zwischen rauchenden und nicht-rauchenden Müttern.
(81,61 min ± 23,72 min, n=20 vs. 65,06 min ± 15,14 min, n=67; p=0,007)
Dissertation A. Schibel -2-
1.4 Praktische Schlussfolgerungen
Die Bestimmung der Lag-Phase während der LDL-Oxidation ermöglicht
die Analyse pro-/ antioxidativ-wirkender Substanzen. Da die Lag-Phase
bei Rauchern signifikant länger war als bei Nicht-Rauchern ist
anzunehmen, dass sich im Fruchtwasser rauchender Mütter eine
Substanz mit antioxidativer Funktion befindet. Diese scheint die LDL-
Oxidation zu hemmen und als Radikalfänger zu dienen. Die Vermutung
liegt nahe, dass die feto-plazentare Einheit in der Lage ist, auf die
schädlichen Einflüsse des Rauchens protektiv zu reagieren.
Dissertation A. Schibel -3-
1.5 Abstract
Objectives:
About 20% of women in Germany are smokers, and some are also unable
to stop smoking during pregnancy. As cigarette smoke generates free
radicals, it has been suggested that it may be one of the major sources of
oxidant stress in pregnant women and unborn fetuses. On the other hand,
the human placenta is known to be a major source of pro-oxidant agents,
antioxidant enzyme systems and hormones, and is able to keep lipid
peroxidation under control in normal pregnancy. The aims of the present
study were to determine whether it is possible to detect antioxidants in
amniotic fluid using the Esterbauer method and to analyze whether there
are any differences in the oxidant status of the amniotic fluid between
smoking and non-smoking mothers.
Study design and main outcome measures:
Differences in low-density lipoprotein (LDL) susceptibility to oxidation were
measured using the Esterbauer method in amniotic fluid from smoking and
non-smoking mothers.
The results showed that there was a significant difference in the duration
of susceptibility of LDL to oxidation.
(81,61 min ± 23,72 min, n=20 vs. 65,06 min ± 15,14 min, n=67; p = 0,007)
Conclusion:
Measuring the lag phase of LDL oxidation makes it possible to study
antioxidative effects. As the lag phase was significantly longer in smokers
than in non-smokers, it can be assumed that there must be a substance in
the amniotic fluid in smokers that has antioxidative power, inhibits LDL
oxidation, and intercepts radicals. It can be assumed that the fetoplacental
unit has mechanisms to react to tobacco smoke inhaled by mother.
Dissertation A. Schibel -4-
2. EINLEITUNG
2.1 Rauchverhalten in Deutschland
133 Milliarden Zigaretten gehen pro Jahr in Deutschland in Rauch auf.
Derzeit raucht rund ein Drittel der Deutschen: Von den etwa 16 Millionen
Menschen greifen 25% regelmäßig zur Zigarette, weitere 4% bezeichnen
sich als Gelegenheitsraucher(55)(59)(60). Auffallend ist die
Geschlechterdifferenzierung: Analysen zufolge ist die Anzahl der
gerauchten Zigaretten pro Tag bei Männern höher als bei Frauen. Laut
dem Mikrozensus des statistischen Bundesamtes rauchten im Jahr 2008
35% der Männer und 22% der Frauen. Während die Quote der
nikotinkonsumierenden Männer in den letzten Jahren kontinuierlich sinkt,
liegt die der Frauen seit 1992 stabil über 20%. Waren qualmende Frauen
noch vor 50 Jahren eher selten, holen sie heute immer deutlicher auf, vor
allem unter Jugendlichen, bei denen Mädchen in allen Bildungsschichten
mehr rauchen als Jungen(56)(60)(65). Umfragen zufolge greift unter
Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren fast jeder Fünfte zur Zigarette.
Im Alter von 20-25 Jahren ist der Anteil der Raucher mit 44,6%
bundesweit am höchsten. Studien zufolge konsumieren Raucher mehr
Tabak je älter sie werden: der Anteil der starken Raucher steigt mit
zunehmendem Alter, während die Anzahl der Gelegenheitsraucher
abnimmt(55)(60). Ebenfalls ist ein starkes Nord-Süd Gefälle erkennbar. In
Norddeutschland greifen mehr Menschen zur Zigarette als in den
südlichen Bundesländern. Über der Norm sind die Raucheranteile in den
Stadtstaaten Berlin und Bremen sowie in Mecklenburg-
Vorpommern(57)(65)(126). Überdurchschnittlich hohe Raucherraten
ergaben sich auch für Personen mit niedriger Schulbildung und niedrigem
beruflichem Status. Studienergebnisse belegen, dass die sozialen
Determinanten einen beträchtlichen Anteil der Varianz des
Rauchverhaltens erklären; so war die Rauch-Prävalenz in den sozial am
stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen in den meisten
Altersgruppen um das vier- bis sechsfache höher als in den sozial
privilegierten Bevölkerungsgruppen(53).
Dissertation A. Schibel -5-
Diese beschriebenen Tendenzen lassen sich auch auf das
Rauchverhalten von Schwangeren übertragen. Einer Studie der
Universität Greifswald zufolge gaben im Jahr 2003 61% der befragten
Frauen an, jemals in ihrem Leben geraucht zu haben. Vor der
Schwangerschaft rauchten 47%, im vierten Schwangerschaftsmonat noch
24%. 21% der werdenden Mütter gaben an, noch in den letzten vier
Wochen vor der Geburt geraucht zu haben(58). Bei einer Umfrage im Jahr
2009 war der Nikotinabusus zu Beginn der Gravidität auf 13% gesunken.
Dieser Effekt könnte auf die vermehrten Antirauchkampagnen und das
dadurch gesteigerte Gesundheitsbewusstsein zurückzuführen sein.
Jedoch gelang es nur einem Viertel der rauchenden Schwangeren bis zur
Entbindung ihres Kindes aufzuhören(56). Vor allem jüngere Frauen mit
niedriger Schulbildung sind nikotinsüchtig, bei den älteren Schwangeren
überwiegt die Tabakabstinenz. Studien belegen, dass bei den 24-Jährigen
nur 45% der Frauen das Rauchen vor der Geburt einstellten, bei den 25-
bis 30-Jährigen 65% und bei den über 30-Jährigen 77%. Frauen mit
weniger als zehn Jahren Schulbildung verzichteten nur zu 30% auf Nikotin
während der Schwangerschaft, diejenigen mit genau zehn Jahren
Schulbildung zu 59% und Schwangere mit mehr als zehn Jahren
Schulbildung zu 84%. Ebenso rauchten Frauen, die bereits Kinder hatten
deutlich seltener (50%vs.42%)(58). Bei einer Analyse des
Rauchverhaltens im Jahr 2005 konsumierten 37% der Schwangeren 11-20
Zigaretten pro Tag. 31% rauchten 1-5 Zigaretten pro Tag, 25% der
werdenden Mütter 6-10 Zigaretten pro Tag und 3% der Schwangeren
sogar über 20 Zigaretten pro Tag(64). Auch wenn Einige während der
Gravidität Nikotinabstinent bleiben, greifen dennoch die Meisten wieder
zur Zigarette sobald sie abgestillt haben.
2.1.1 Auswirkungen auf Gesundheit und Gravidität
„Rauchen gefährdet die Gesundheit" - so steht es auf fast allen
Zigarettenpackungen in Deutschland. Unter den zehn wichtigsten
Risikofaktoren für die Krankheitslast in den westlichen Industrieländern
steht der Tabakkonsum vor Hypertonie, Alkoholkonsum, und
ernährungsabhängigen Risikofaktoren wie Hypercholesterinämie(36).
Dissertation A. Schibel -6-
Rauchen verursacht mindestens 16 verschiedene Krebskrankheiten in
unterschiedlichen Organsystemen. 90% der Fälle von Lungenkrebs
werden heute dem Zigarettenrauchen zugerechnet, ca. 30% der
Todesfälle an Krebs werden durch das Rauchen begünstigt. Krankheiten
der Atemwege wie COPD oder Asthma, kardiovaskuläre Krankheiten wie
KHK, zerebrale Ischämie und pAVK sind Folgen des Nikotinkonsums.
Ebenso gibt es zahlreiche chronische Erkrankungen, die ganz oder
teilweise auf das Rauchen zurückzuführen sind. Dazu gehören Ulcus
ventriculi et duodeni, Katarakt, verminderte Fertilität und erektile
Dysfunktion sowie vorzeitige Hautalterung(75)(91). Bei vielen Krankheiten
ist eine Verschlechterung des Verlaufs durch Tabakkonsum festzustellen.
Weiterhin muss davon ausgegangen werden, dass 30-80% der Raucher
nikotinabhängig sind, sodass Rauchen zu den häufigsten seelischen
Störungen zählt(113). Auch sogenannte Passivraucher sind stark
gesundheitlich gefährdet. Der zu 85% aus Nebenstromrauch bestehende
Passivrauch entsteht bei niedrigeren Verbrennungstemperaturen und
enthält damit mehr toxische und krebserregende Stoffe als der
Hauptstromrauch(72)(75).
Während der letzten Jahrzehnte wurden die Einflüsse des Rauchens
während der Schwangerschaft und dessen Folgen für Neugeborene
erforscht. Antismokler behaupten provokant: Jede Zigarette, die die
werdende Mutter raucht, raucht das ungeborene Kind mit! Durch die
Nabelschnur wird das Kind mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt;
allerdings auch mit Giftstoffen, die im mütterlichen Körper existieren. Der
Rauch einer Zigarette enthält bis zu 4000 verschiedene Substanzen, die
toxisch auf die Gesundheit von Mutter und Kind wirken(62). Tabakkonsum
konnte nachweislich mit SGA- Babys, Frühgeburten und vorzeitigen
Plazentalösungen in Zusammenhang gebracht werden(27). Raucherinnen
haben ein bis zu 10fach erhöhtes Risiko für spontane Fehlgeburten in den
ersten drei Monaten(62)(63). Ebenso wurden niedrigere APGAR-Scores,
eine höhere Inzidenz von Atemnotsyndromen im Säuglingsalter (RDS),
Asthmaerkrankungen im Kindesalter, sowie ein achtfach erhöhtes Risiko
für plötzlichen Kindstod (SIDS) impliziert(68)(86). Motorische, sensorische
und kognitive Defizite bei Kindern rauchender Mütter konnten noch im
Dissertation A. Schibel -7-
späteren Kindesalter nachgewiesen werden(116)(132). Diese
Schwangerschaftskomplikationen und Folgeschäden entstehen aufgrund
von Nikotin, Cotinin und Carbonmonoxid, einige der schädlichsten
Substanzen des Tabakrauchs, die die Planzentaschranke passieren, in
den kindlichen Kreislauf gelangen und in die Muttermilch übergehen(27).
2.2 Oxidativer Stress und seine Folgen
Oxidativer Stress beruht auf dem Missverhältnis zwischen oxidativen und
antioxidativen Faktoren. Zu ersteren gehören freie Radikale; Atome, die
ein oder mehrere ungepaarte Elektronen besitzen und dadurch instabile,
kurzlebige und hochreaktive Moleküle darstellen. Als reaktive
Sauerstoffspezies (ROS) werden auch reaktive Sauerstoffverbindungen
ohne Radikalcharakter, wie Wasserstoffperoxid, Singulettsauerstoff,
Lipidperoxide oder Ozon bezeichnet(123). ROS werden im normalen
aeroben Zellstoffwechsel durch biologische Enzyme und biochemische
Katalysatoren (Transitionsmetalle wie Eisen oder Kupfer) gebildet, die
ohne geeignete physiologische Steuerung toxisch wirken können(78).
Darüber hinaus entstehen freie Radikale auch aufgrund exogener
Ursachen; durch Umweltnoxen wie z.B. Schwermetalle oder Pestizide,
Genussmittel wie z.B. Alkohol oder Tabak sowie inadäquate körperliche
Belastung. Die Metabolisierung diverser Medikamente wie Zytostatika,
orale Kontrazeptiva o.ä. führt ebenfalls zu einer vermehrten
Radikalfreisetzung(123). Der menschliche Organismus ist täglich mit einer
Vielzahl an reaktiven Sauerstoffspezies konfrontiert. Von besonderer
Bedeutung für die Bekämpfung freier Radikale ist die antioxidative
Reserve des Körpers, d.h. unter physiologischen Bedingungen wird eine
übermäßige Bildung von ROS durch Antioxidantien, die die freien
Metallionen binden, abgefangen(78). Man unterscheidet zwischen
enzymatischen und nicht enzymatischen antioxidativen Abwehrsystemen.
Zu den Enzymatischen gehören vor allem die Superoxiddismutase, die
Glutathionperoxidase und die Katalase. Damit diese Enzyme arbeiten
können benötigen sie Spurenelement wie Zink, Selen, Kupfer und Eisen.
Bei den nicht enzymatischen Antioxidantien unterscheidet man zwischen
endogenen z.B. Glutathion und den exogenen Radikalfängern, die über
Dissertation A. Schibel -8-
die Nahrung zugeführt werden müssen (Vitamin C, Vitamin E, Karotinoide,
Polyphenole uvm.)(123). Das Gleichgewicht zwischen antioxidativen und
prooxidativen Faktoren ist für die physiologische Zellfunktion von
entscheidender Bedeutung. Ein Mangel an Antioxidantien führt zu Zell-
und Gewebsschädigung, man spricht von oxidativem Stress(14)(78).
Durch die freie Zirkulation von ROS werden Pathomechanismen in Gang
gesetzt; über die Bildung von biologischen Radikalen kommt es zur
Lipidperoxidation, beispielsweise von ungesättigten Fettsäuren in
Zellmembranen und anderen Lipiden(78). Die schädigende Wirkung ist
ursächlich oder als Trigger-Faktor einer Vielzahl von Krankheiten
anzusehen; es bestehen Zusammenhänge bei der Entstehung von
Malignomen, Arteriosklerose mit Apoplex oder Myokardinfarkt in Folge,
chronischen Entzündungen, Strahlenschäden, Diabetes mellitus,
rheumatoider Arthritis uvm.(47). Durch ein Monitoring antioxidativer
Gesamtkapazität, antioxidativer Schutzsubstanzen, toxischer Reaktions-
produkte sowie Langzeit-Wirkungen oxidativer Aktivität kann das
krankmachende Potential von oxidativem Stress beurteilt werden. In
zahlreichen Studien wird oxidiertes LDL als Marker für oxidativen Stress in
vivo herangezogen(102)(105)(109).
2.2.1 Diagnostische Methoden
Freie Radikal besitzen eine kurze Lebensdauer und sind daher schwer im
Organismus zu bestimmen. Surrogatparameter können die durch
oxidativen Stress geschädigten Biomoleküle, die Konzentration der
Antioxidantien im Plasma oder die totale antioxidative Kapazität sein. Am
häufigsten werden Vitamin E und C, β-Karotin, Selen oder Zink als
Parameter für die Bestimmung der Antioxidantien im Plasma/Serum
herangezogen. Der Verlust an einem individuellen Antioxidans kann als
Index für oxidativen Stress gelten, es kann jedoch auch einfach bedeuten,
dass der Abwehrmechanismus seine normale Funktion erfüllt(123). Die
Messung von Malondialdehyd (MDA) als Abbauprodukt der
Lipidperoxidation stellt eine der am häufigsten verwendeten Methoden zur
Bestimmung der oxidativen Schädigung von Biomolekülen dar. Bei dieser
Methode wird die biologische Probe mit Thiobarbitursäure inkubiert,
Dissertation A. Schibel -9-
welche ein Addukt mit Malondialdehyd bildet und spektrophotometrisch
bestimmt werden kann(98)(123). Die Bestimmung von Antikörpern gegen
oxidiertes LDL ist eine relativ neue Methode. Diese Antikörper stellen
einen körpereigenen Schutz gegen oxidiertes LDL dar und verhindern
dessen Permeabilität durch die Gefäßwand. Eine Erhöhung der Antikörper
gegen oxidiertes LDL wird als Indikator für oxidativen Stress
gewertet(78)(112)(123). Für die Bestimmung der totalen antioxidativen
Kapazität in Körperflüssigkeiten stehen verschiedene Assays zur
Verfügung. Das Grundprinzip aller Methoden ist gleich: Die in der
biologischen Probe enthaltenen Antioxidantien schützen ein chromogenes
Substrat vor dem durch ein Radikal induzierten oxidativen Angriff. Die
Zeitspanne und das Ausmaß, mit der die Probe diese Oxidation
verhindert, kann bestimmt werden und wird meist mit Trolox
(wasserlösliches Vitamin E) oder Vitamin C als Standard verglichen. Je
länger es dauert, um ein Chromogen zu oxidieren, desto höher ist die
antioxidative Kapazität(123).
In vitro dient häufig die kupferkatalysierte Oxidation von LDL nach
Esterbauer der Bestimmung der antioxidativen Potenz einer Testsubstanz.
Auf dieses Verfahren wird im späteren Teil noch einmal ausführlich
eingegangen.
2.2.2 Tabakrauch - Freie Radikale in der Schwangerschaft
Tabakrauch ist das bei der Verbrennung von Tabak entstehende Aerosol.
Eine genauere Analyse des Tabakrauchs einer Durchschnittszigarette
ergab bis zu 12.000 verschiedene chemische Verbindungen in allen drei
Aggregatzuständen, von denen über 2.000 als Giftstoffe bekannt sind.
Diese Verbindungen lassen sich im Hinblick auf ihre physiologische
Wirkung in vier Schadstoffgruppen unterteilen: reizende Substanzen,
hämatotoxische Substanzen (Hämoglobinblocker), sowie neurotoxische
Substanzen und Kanzerogene. Schon wenige Sekunden nach der
Inhalation flutet Nikotin im Körper an. Etwa alle 2 Stunden wird die Hälfte
der aufgenommenen Nikotinmenge zu Metaboliten abgebaut(38).
Zudem werden pro Zigarettenzug ca. 1014 freie Sauerstoffradikale erzeugt.
Diese freien Radikale wurden als einer der Hauptgründe für oxidativen
Dissertation A. Schibel -10-
Stress bei schwangeren Frauen angesehen(20)(76). Studien zeigen, dass
die Marker für oxidativen Stress auch bei Neonaten und Säuglingen, die
mütterlichem Tabakkonsum in Utero ausgesetzt waren, bis zu drei Monate
erhöht blieben(99).
2.2.3 Antioxidative Schutzmechanismen
Antioxidative Schutzmechanismen, die Proteine, DNA und Lipide vor dem
Angriff freier Radikale bewahren sind komplexe enzymatische und nicht
enzymatische Systeme(39)(49). In mehreren Studien wurde
nachgewiesen, dass Raucher einen höheren Bedarf an Antioxidantien in
Form von Vitamin-C und Vitamin-E zur Aufrechterhaltung der oxidativen
Balance benötigen(30)(31). Während regulär verlaufenden
Schwangerschaften werden größere Mengen an Lipidperoxiden durch
höhere mütterliche Vitamin-E Spiegel im Blut kompensiert(127). Allerdings
wurden bei mütterlichem Rauchen in der Gravidität verringerte
Serumwerte an Vitamin-C und niedrigere Thiol-Konzentrationen
gemessen, eventuell aufgrund gesteigerten Verbrauchs(6). Daten
belegen, dass Selen eine wichtige Rolle im mütterlichen Abwehrsystem
gegen toxische Umwelteinflüsse wie Tabakrauch übernimmt(70). In
regulär verlaufenden Schwangerschaften gelingt es der Plazenta als
Quelle pro-oxidativer Substanzen und Ursprungsort antioxidativer Enzym-
Systeme sowie Bildungsort von Hormonen, die Lipid-Peroxidation zu
regulieren(95). Die geringere Inzidenz der Präeklampsie bei Rauchern
aufgrund der Up-regulation Antioxidativer Systeme wie z.B. der
Superoxiddismutase, Glutathionperoxidase und Katalase führt zu einem
Anstieg der Häm-Oxygenase Aktivität in der plazentaren
Basalplatte(9)(118). Ob LDL von Rauchern anfälliger gegenüber Oxidation
ist als LDL von Nicht-Rauchern wird kontrovers diskutiert. Einige Studien
haben gezeigt, dass Rauchen die Oxidation von LDL-Cholesterol
ansteigen lässt; ebenso wurde eine vermehrte Autoantikörper Bildung im
Plasma gegen oxLDL bei Tabakkonsum nachgewiesen(4)(85).
Dissertation A. Schibel -11-
2.3. Zielsetzung
Antioxidantien sowie oxidativer Stress wurden schon oft in
Zusammenhang mit der Geburtshilfe gebracht. Etliche Effekte des
Rauchens auf die fetalen und maternalen antioxidativen-Serumparameter
sowie auf die Plazenta wurden bereits erforscht. Über die Auswirkungen
des Tabakkonsums auf Fruchtwasser ist bisher jedoch noch wenig
bekannt.
Die Annahme, dass Fruchtwasser antioxidative Eigenschaften aufweist,
soll hier experimentell erforscht werden. Dafür wurde Fruchtwasser
rauchender und nicht-rauchender Mütter hinsichtlich des Einflusses auf die
in vitro Oxidation von LDL untersucht. Ziel der Studie war es festzustellen,
ob es möglich ist, Antioxidantien im Fruchtwasser nachzuweisen. Dabei
bot sich die Methode der kupferkatalysierten Oxidation von LDL nach
Esterbauer an. Hierbei wird der zeitliche Verlauf der LDL-Oxidation
gemessen, sodass eine eventuelle Verzögerung der Oxidation anhand der
Dauer der Lag-Phase erfasst werden kann. Die Lag-Phase wird durch
Zugabe pro- oder antioxidativer Substanzen beeinflusst, d.h. sie ist
äquivalent zur Menge der Antioxidantien der untersuchten Substanz.
Aufgrund dieser Tatsache lässt sich mit dem Oxidations-Verfahren nach
Esterbauer herausfinden, ob ein Unterschied bezüglich des oxidativen-
Status im Fruchtwasser zwischen rauchenden und nicht-rauchenden
Müttern besteht.
Dissertation A. Schibel -12-
3. Material
3.1. Untersuchungsmaterial
Als Untersuchungsmaterial diente Fruchtwasser von freiwillig spendenden
Müttern, die ihr Kind nach komplikationsloser Schwangerschaft in der
Frauenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg per Sectio zur Welt
brachten. Insgesamt wurden Proben von 20 rauchenden und 67 nicht-
rauchenden Müttern untersucht, die entsprechend ihrer
Rauchergewohnheiten in zwei Gruppen (Raucher und Nichtraucher)
unterteilt wurden. Als Einschlusskriterium für Raucherinnen galt, dass sie
mindestens 5 Zigaretten pro Tag während der gesamten Schwangerschaft
konsumierten; Nicht-Raucherinnen waren keinem Tabakrauch ausgesetzt.
Für die Kontrollreihe wurde präpariertes LDL aus dem Plasma einer nicht
rauchenden, nicht schwangeren Frau, die sich ohne spezielle Diät oder
Medikamente ausgewogen ernährte, gewonnen. BMI sowie Plasma-
Cholesterin-Spiegel lagen im Normbereich.
3.2. Laborhilfsmittel, Spritzen und Kanülen
Einmalspritze 5 ml Fa. B. Braun Melsungen AG, Melsungen
Einmalspritze 10 ml Fa. B. Braun Melsungen AG, Melsungen
Einmalkanüle (1 x 60 mm) Fa. Erhardt- Söhne GmbH, Gelslingen
Eppendorf-Cups Fa. Eppendorf, Hamburg
3,2 ml Monovette® KE Fa. Sarstedt, Nümbrecht
Monovetten®-Kanüle Nr. 2
(0,8 x 38mm)
Fa. Sarstedt, Nümbrecht
PP-Test tubes 10 ml Fa. Greiner Bio-One GmbH,
Frickenhausen
Dissertation A. Schibel -13-
3.3. Testlösungen und Chemikalien
Ethylendiamintetraacetat (EDTA) Fa. Sigma, Deisenhofen
KBr Fa. Sigma, Deisenhofen
Natriumhydroxid Fa. Sigma, Deisenhofen
NaCl Fa. Sigma, Deisenhofen
O2 Fa. Linde Gas, München
3.4. Lösungsmittel und Puffer
Aqua dest. Zentrallaboratorium der Universitätskliniken
Erlangen
CuSO4-Lösung Endokrinologisches Labor der Frauenklinik Erl-
Nürnberg
PBS-Puffer Endokrinologisches Labor der Frauenklinik Erl-
Nürnberg
Zentrifugationspuffer Endokrinologisches Labor der Frauenklinik Erl-
Nürnberg
3.5. Geräte
Drucker für UV/VIS-
Spektrometer: Epson LQ 200
Fa. Epson, Epson France
Gelbettsäulen, Econo-Pac 10
DG
Fa. BIO RAD GmbH, München
Heat Sink Fa. Beckmann Instruments, München
Kühlschrank: Liebherr Premium Fa. Liebherr, Ochsenhausen
Modell Optima LE-80 K Fa. Beckmann Instruments, München
Multipipetten Fa. Renner, Dannstadt
Quarzküvetten Fa. Sigma, Deisenhofen
Quick-Seal® Tubes Fa. Beckmann Instruments, München
Rotor: Ti 75 Beckmann® Fa. Beckmann Instruments, München
Spektrometer: Perkin-Elmer Fa. Perkin-Elmer, Überlingen
Dissertation A. Schibel -14-
Lambda 2
Tube TopperTM Fa. Beckmann Instruments, München
Ultrazentrifuge: Beckmann® Fa. Beckmann Instruments, München
Wasserbad Fa. Colora, München
Zentrifuge: Hettich Universal
30F
Fa. Hettich, Tuttlingen
Dissertation A. Schibel -15-
4. Methoden
4.1 Theoretischer Teil
4.1.1 Mechanismus der Lipidperoxidation
Im Folgenden werden die molekularen Grundlagen des
Esterbauerverfahrens erläutert. Bei der LDL-Oxidation handelt es sich um
eine unspezifische Peroxidation mehrfach ungesättigter Fettsäuren durch
freie Sauerstoffradikale(24)(83)(131). Freie Radikale greifen an den
Doppelbindungen mehrfach ungesättigter Fettsäuren an und lösen eine
Kettenreaktion aus(54). Insbesondere handelt es sich dabei um die
langkettigen Fettsäuren Linolensäure (18:2) und Arachidonsäure (20:4),
deren Konzentration innerhalb des LDL-Moleküls während der Oxidation
deutlich abnimmt(33). Durch die Abspaltung eines Wasserstoffatoms
entstehen konjugierte Doppelbindungen, die bei 234 nm photometrisch
erfasst werden können(34)(54). Es kommt zur Anlagerung von Sauerstoff
unter Bildung eines Peroxylradikals, das wiederum in der Lage ist, einer
benachbarten Fettsäure ein Wasserstoffatom zu entziehen. Beim Zerfall
der Hydroperoxide entstehen Aldehyde wie z.B. Malondialdehyd (MDA)
und 4-Hydroxynonenal (4-HNE)(48), worauf die entstehenden
thiobarbitursäurereaktiven Substanzen hinweisen(103).
Die in vitro Modifikation von LDL kann auf verschiedene Weise erfolgen. In
vielen Studien erfolgte die Inkubation von LDL mit Makrophagen, glatten
Muskelzellen, Fibroblasten oder Endothelzellen(35)(50)(69)(92)(104).
Teilweise ist hierzu direkter Zellkontakt notwendig. Zellfrei kann die
Oxidation von LDL durch Inkubation mit Metallionen wie Kupfer oder Eisen
erfolgen(54)(81)(82)(87)(93)(110)(117)(120). Zwei Faktoren scheinen bei
der Oxidation in zellulären Medien von Bedeutung zu sein. Zum einen
führte eine Hemmung der zellulären Lipoxygenase zur Inhibition der
zellvermittelten LDL-Oxidation, nicht aber der kupfervermittelten(54). Die
Superoxiddismutase, ein Peroxidradikale abfangendes Enzym, unterband
dagegen die LDL-Oxidation in beiden Medien, wenn auch in deutlich
stärkerem Ausmaß im kupferkatalysierten Ansatz(104). Dies erklärt sich
Dissertation A. Schibel -16-
durch die Möglichkeit der Regeneration von Superoxidanionen durch
zelluläre Oxidasen (NADPH-Oxidase) oder Lipoxygenasen in Anwesenheit
geeigneter Kosubstrate (NADH). Für die kupfervermittelte Oxidation
scheint die Anwesenheit von Superoxiden unwesentlich zu sein,
wohingegen diese im Versuch mit anderen Metallionen wie Eisen
unverzichtbar sind(54)(87). Metallionen hingegen sind auch bei den
zellulären Oxidationssystemen zur oxidativen Modifikation von LDL
notwendig(54)(77).
Bild 1: Lipidperoxidationsreaktion
4.1.2 Esterbauer-Verfahren: oxidative Modifikation von LDL in vitro
Bei der Cu2+ katalysierten LDL-Oxidation nach Esterbauer entstehen
Lipidhydroperoxide die die gleiche Löslichkeit besitzen wie LDL und ein
Absorptionsmaximum bei 234 nm aufweisen, wodurch sie im wässrigen
Milieu photometrisch erfasst werden können(34). Die entstehenden
Lipidhydroperoxide haben die Strukturformel: -CH=CH-CH=CH-COOH-.
Beim Esterbauer-Verfahren unterscheidet man üblicherweise drei Phasen:
Dissertation A. Schibel -17-
- Lag-Phase: Während der Lag-Phase findet noch keine chemische
Reaktion statt, d.h. die Dien-Bildung stagniert auf relativ konstantem
Niveau. Die ungesättigten Fettsäuren sind noch durch natürliche
Antioxidantien geschützt. Zugabe weiterer Antioxidantien in dieser
Phase verzögert die Lipidperoxidation, die Lag-Phase kann damit
verlängert werden.
- Propagations-Phase: In dieser zweiten Phase ist der Schutz durch
Antioxidantien aufgebraucht, sodass der Angriff durch freie Radikale
erfolgt. Der schnelle Anstieg der Absorption spiegelt die
Kettenreaktion der Lipidperoxidation wieder. Die ungesättigten
Fettsäuren werden schnell in konjugierte Lipidhydroperoxide
umgewandelt.
- Dekompositions-Phase: Die letzte Phase ist durch den Rückgang
der Absorption gekennzeichnet, da die instabilen Produkte wieder
zerfallen. Die Lipidperoxidationsprodukte können jedoch zu
weiteren komplexen Verbindungen reagieren, die ebenfalls eine
Absorption bei 234 nm aufweisen. Ein erneutes leichtes Ansteigen
der Absorption ist daher möglich(24)(28)(34)(54).
Entscheidend ist somit die Dauer der Lag-Phase, da diese äquivalent zur
Menge der Antioxidantien der untersuchten Substanz ist.
min
Extinktion 234nm
lag propagation dekomposition
Max. Extinktions-differenz
Maximale Extinktion
Bild 2: Graphische Darstellung der drei Phasen der LDL-Oxidation. Es entstehen konjugierte Doppelbindungen, die durch kontinuierliche Messung der Absorption bei 234 nm photometrisch erfasste werden. Abszisse: Zeit t in min Ordinate: Extinktion λ bei 234 nm
Dissertation A. Schibel -18-
Die Länge der Lag-Phase ergibt sich durch den Schnittpunkt zwischen der
Tangente des Graphen in der Propagations-Phase und einer Parallelen
zur x-Achse in Höhe des Ausgangswertes der Kurve. Die Dauer der Lag-
Phase wird durch Zugabe pro- oder antioxidativer Substanzen
beeinflusst(54).
4.2 Experimenteller Teil
4.2.1 Plasmagewinnung
Für die Plasmagewinnung wurden einer gesunden, nicht rauchenden,
nicht schwangeren Frau zehn 3,2ml fassende Monovettenröhrchen
(Zusatz: 1,6ml EDTA/ml Blut) venöses Blut entnommen. Voraussetzungen
waren eine letzte Nahrungsaufnahme mindestens 12 Stunden vor
Entnahme sowie Ausschluss von Infektionszeichen. Das Plasma wurde
anschließend durch Zentrifugation bei 3000 U/min für 10 Minuten
separiert, abpipettiert und bis zur weiteren Verarbeitung am selben Tag
bei 4°C gekühlt gelagert.
4.2.2 Isolierung des LDL
Die LDL-Separation mittels Gradienten-Ultrazentrifugation erfolgte im
Anschluss an die Plasmagewinnung. Zuerst wurde die Dichte des
Plasmas durch Zugabe von 0,2g KBr/ml Plasma auf 1,21g/ml
eingestellt(1). Anschließend wurden 2ml des mit KBr versetzten Plasmas
auf den Boden von 12ml Quick-Seal® Tubes geschichtet, die mit 9ml
NaCl-Lösung mit einer Dichte von 1,006g/ml und 0,01% EDTA (PBS-
Puffer) gefüllt waren. Die Quick-Seal® Tubes wurden mit PBS-Puffer
luftfrei aufgefüllt und mittels Tube TopperTM und mit Hilfe von Seal Guide,
Seal Former und Heat Sink luftdicht verschlossen(15)(28). Im Folgenden
wurden die Röhrchen bei 65000 U/min über einen Zeitraum von 6 Stunden
bei 4°C in einem Ti 75 Rotor und einer Beckman Ultrazentrifuge Modell
Optima Typ LE-80 K zentrifugiert. Nach Abschluss der Zentrifugation war
das LDL im Röhrchen als gelbe Bande deutlich abgrenzbar. Der
Unterdruck im Röhrchen wurde durch Anstechen im oberen Bereich
beseitigt und die LDL-Bande mit Hilfe von Spritze und Kanüle durch die
Dissertation A. Schibel -19-
Röhrchenwand abgezogen. Gekühlt bei 4°C konnte das isolierte LDL
gelagert werden.
4.2.3 Reinigung des LDL
Vor Ansatz der Oxidation musste das gewonnene LDL von dem in den
Monovettenröhrchen als Oxidationsschutz enthaltenen EDTA und von den
für die Zentrifugation nötigen Salzen (KBr) gereinigt werden. Dies gelang
mit Hilfe der Gelfiltration. Vor Beginn jeder Filtration sowie danach wurden
die Gelbettsäulen zwei Mal mit PBS-Puffer gespült, wodurch sie mehrmals
benutzt werden konnten. Zur Reinigung des isolierten LDL wurden
maximal 1,6ml LDL auf die Säule pipettiert. Sobald das LDL zwischen den
Gelpartikeln aufgenommen war wurden die Säulen mit PBS-Puffer
aufgefüllt. Die durch ihre gelbe Farbe deutlich abgrenzbaren LDL-Tropfen
wurden mit einer Glasküvette abgefangen und bis zur Konzentrations-
bestimmung in luftdicht verschlossenen Glasröhrchen und somit vor
Oxidation geschützt aufbewahrt(21)(28).
4.2.4 Ermittlung der LDL-Konzentration im Eluat
Vor jedem Oxidationsansatz wurde die LDL Cholesterin Konzentration des
isolierten LDLs im Zentrallaboratorium des Universitätsklinikums Erlangen
bestimmt. Durch Zentrifugation und Gelfiltration entstandene
Schwankungen der LDL Cholesterin Konzentration im isolierten LDL
ließen sich durch Zugabe an Eluat ausgleichen. Durch die Berechnung
des Volumens der jeweiligen Eluat-Zugabe konnte gewährleistet werden,
dass bei jedem Oxidationsansatz die gleiche Menge LDL eingesetzt
wurde.
Berechnung des LDL-Cholesteringehalts des Eluats:
c(Probe) = c(Standard) E(Probe) E(Standard)
c = Konzentration; E = Extinktion
Berechnung der einzusetztenden Menge des Eluats (V):
c(Probe) x X ml = 80 mg/dl x 0,1 ml
Die einzusetzende Zielmenge an LDL-Cholesterin waren 0,08mg, das
entsprach bei 1ml Reaktionsvolumen einer Endkonzentration von
0,08mg/ml.
Dissertation A. Schibel -20-
4.2.5 Verzögerung der LDL-Oxidation in vitro
Bei der Cu2+ katalysierten LDL-Oxidation entstehen Diene, die ein
definiertes Absorptionsmaximum bei 234 nm aufweisen, sodass sie
photometrisch erfasst und gemessen werden können(33)(34).
Das Reaktionsvolumen von 1ml pro Küvette setzt sich folgendermaßen
zusammen:
O2 gesättigter PBS-Puffer 978 µl – x µl Eluat
Eluat x µl
CuSO4- Lösung (0,68 mmol/L) 17 µl
Fruchtwasser 5 µl
Das Oxidationsmilieu wurde in festgelegter Reihenfolge in 8 Eppendorf-
Cups angemischt. Zu dem O2 gesättigten PBS-Puffer mit einem pH-Wert
von 7,4 wurde zunächst die errechnete Menge Eluat zugegeben. Es folgte
die Zugabe von 5µl Fruchtwasser in einer Verdünnung 1:10. Abschließend
leitete die katalytisch wirkende CuSO4- Lösung die Oxidation ein. Vor dem
luftfreien Pipettieren in die Quarzküvetten wurden die Ansätze mittels
eines Rotors gründlich gemischt. Von den gleichzeitig maximal 8
Reaktionsansätzen dienten jeweils zwei als Kontrolle, enthielten also kein
Fruchtwasser. In den übrigen sechs Küvetten befanden sich jeweils in
zweifacher Ausführung Zusätze der zu testenden Fruchtwasserproben.
Pro Oxidationsansatz konnte also maximal Fruchtwasser von 3
Patientinnen getestet werden.
In einem Zeitraum von 6-8 Stunden bei einer Temperatur von 37°C
erfolgte in fünfminütigen Abständen die photometrische Messung der
Absorption bei 234 nm, bis kein weiterer Anstieg der konjugierten Diene
mehr messbar war(28).
4.2.6 Herstellung der Pufferlösungen
Puffer zur Zentrifugation:
Der zur Zentrifugation benötigte Puffer wurde durch Zugabe von 6g NaCl
und 1g EDTA zu 1l H2O (dest.) im Endokrinologischen Labor der
Frauenklinik hergestellt. Bei einem erwünschten pH von 7,4 sind alle
Teilchen in Lösung, sodass eine klare Flüssigkeit vorliegt.
Dissertation A. Schibel -21-
PBS-Puffer zur Oxidation:
Der zur Oxidation benötigte Puffer wurde durch Zugabe von 0,7g
NaH2PO4, 0,7g Na2HPO4 sowie 8,7g NaCl zu 1l H2O (dest.) erstellt. Die bei
einem pH von 7,4 klare Flüssigkeit wurde zur vollständigen Lösung in ein
Wasserbad von 37°C gestellt.
Kupfersulfatlösung zur Oxidation
Die bei der Oxidation als Katalysator benötigte Kupfersulfatlösung Nr.2
wurde durch Verdünnung der Kupfersulfatlösung Nr. 1 hergestellt.
Lösung 1: 68mM 1,71 g CuSO4/100 ml Aqua dest.
Lösung 2: 0,68mM 1,1 ml Lösung1/99 ml H2O
4.2.7 Fruchtwassergewinnung
Die Fruchtwasserproben von 20 rauchenden und 67 nicht-rauchenden
Müttern wurden während Sectio-Eingriffen gewonnen. Die Mindestmenge
von 5ml Fruchtwasser wurde in einem PP-Zentrifugen-Röhrchen
aufgefangen und anschließend bei 2000 U/min für 6 min zentrifugiert. Bis
zur weiteren Verwendung wurden die Proben bei -80°C gefroren
aufbewahrt.
4.3 Statistik
Die zu den Fruchtwasserproben erhobenen Daten wurden mittels SPSS
(Statistical Package for the Social Sciences, Version 18 für Windows;
SPSS, Inc., Chicago, Illinois, USA) analysiert. Nach der Testung auf
Normalverteilung mittels des Kolmogorov-Smirnov Tests wurden die
metrischen Variablen in Abhängigkeit der Normalverteilung entweder
anhand des Pearson- oder Spearman- Tests korreliert, die Nominalen
mittels des Chi2-Tests. Korrelationen zwischen metrischen und nominalen
Variablen wurden mit dem Eta-Test berechnet. Durch eine Regressions-
Analyse wurden signifikante Einflüsse des Rauchens auf die Variablen
ermittelt.
Anhand der photometrisch gemessenen Werte erfolgte die graphische
Umsetzung und Auswertung mittels Excel (Microsoft). Die Dauer der Lag-
Dissertation A. Schibel -22-
Phase wurde wie zuvor beschrieben nach Esterbauer bestimmt. Die
Prolongationsfaktoren wurden ermittelt und Mittelwert sowie Standard-
abweichung für die jeweilige Gruppe (Kontrolle, Raucher, Nicht-Raucher)
errechnet. Mit Hilfe des Student t-Tests wurde die Signifikanz der
Ergebnisse beurteilt, die sich durch den so genannten p-Level definiert.
Bei einem p-Level < 0,05 gelten die Ergebnisse als signifikant (s+), bei
einem p-Level <0,01 als hochsignifikant (s++). Bei Werten > 0,05 spricht
man von einem nicht signifikanten Ergebnis (s-).
Dissertation A. Schibel -23-
5. ERGEBNISSE
5.1 Stichprobenbeschreibung
5.1.1 Klassifizierung metrischer und nominaler Variablen
Insgesamt erklärten sich 87 Gebärende an der Frauenklinik der Universität
Erlangen-Nürnberg im Studienzeitraum bereit, Fruchtwasser zu spenden.
Die Probandinnen wurden aufgrund ihres Nikotinkonsums zwei Gruppen
zugewiesen. In der Nicht-Raucher Gruppe befanden sich 67 Frauen, die
während der gesamten Schwangerschaft keinem Zigarettenrauch
ausgesetzt waren. Als Einschlusskriterium für die Raucher galt, dass sie
mindestens 5 Zigaretten pro Tag während der gesamten Gravidität
konsumierten, worunter die restlichen 20 Frauen fielen. Zur Validierung
wurden die Angaben zum Nikotinkonsum aller Probandinnen mit den
entsprechenden Anästhesie-Protokollen der Sectio-OPs abgestimmt.
Durch Vergabe von Probandennummern konnte Anonymität gewährleistet
werden.
Zu jedem Mutter-Kind Paar wurden folgende Daten erhoben: Das Alter der
Mutter, Gravida/Para, Schwangerschaftsdauer, Gewicht und Länge des
Kindes sowie pH und BE (Base excess) bei Geburt. Zu den nominalen
bzw. dichotomen Daten zählten das Rauchverhalten, die Wehentätigkeit,
Primäre/Sekundäre Sectio, Fruchtwasserfarbe und Geschlecht des
Kindes. Ergänzend wurden APGAR-Werte, Verlegung des Neugeborenen,
mütterliche Infektionen sowie Sectioindikationen erfragt. Mittelwerte und
Häufigkeiten der gesammelten Daten wurden zum Vergleich beider
Gruppen berechnet.
Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder rauchender Mütter kleiner und
leichter waren als die der Nicht-Rauchenden. Frauen, die während der
Schwangerschaft rauchten, bekamen ihre Kinder in jüngerem Alter und
hatten eine höhere Parität. Mit einer mittleren Schwangerschaftsdauer von
268 Tagen war kein zeitlicher Unterschied zwischen beiden Gruppen
erkennbar. Bei den pH- und BE- Werten die unmittelbar nach Geburt im
Nabelschnurblut gemessen wurden ließ sich keine Differenz eruieren.
Aufgrund der größeren Anzahl an Nicht-Rauchern mussten die
Dissertation A. Schibel -24-
Häufigkeitsangaben zur Gegenüberstellung in Prozent umgerechnet
werden. Raucherinnen gebaren vermehrt männliche Neugeborene, Nicht-
Raucherinnen Weibliche. Die Mehrheit beider Gruppen hatte klares
Fruchtwasser sowie eine primäre Sectio ohne vorausgehende
Wehentätigkeit. Die Ergebnisse sind in untenstehender Tabelle
zusammengefasst.
Raucher Nicht-Raucher
Alter der Mutter (Jahre) 28,81 ± 6,9 33,24 ± 4,8 Gravida/Para 2,19 ± 1,0 1,85 ± 0,8 Schwangerschaftsdauer (Tage)
268,62 ± 12,7 268,66 ± 15,0
Gewicht des Kindes (g) 3024,05 ± 533,7 3265,29 ± 625,7 Größe des Kindes (cm) 49,02 ± 3,3 50,43 ± 3,1 pH Kind 7,31 ± 0,0 7,33 ± 0,0 BE Kind –2,25 ± 2,4 –2,01 ± 2,7 Wehentätigkeit (%)
Ja 41 22,5 Nein 59 77,5
Sectio (%) Primär 57,2 67,9 Sekundär 42,8 32,1
Fruchtwasser (%) Klar 95,3 92,2 Nicht klar 4,7 7,8
Geschlecht (%) Männlich 66,2 48,4 Weiblich 33,8 51,6
Tabelle 1: Mittelwerte und Häufigkeiten (%) der gesammelten Daten bei Rauchern und Nicht-Rauchern
5.1.2 Korrelation und Regressionsanalyse
Bei der Korrelation der metrischen Variablen nach Pearson zeigte sich ein
Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutter und der Parität, zwischen
dem Gewicht des Neugeborenen und dessen Körperlange, sowie den
Körpermaßen des Kindes und der Graviditätsdauer (p = 0,01). Die Statistik
ergab außerdem einen Zusammenhang zwischen der Köperlänge des
Kindes und dem Alter der Mutter (p = 0,05).
Dissertation A. Schibel -25-
Durch den Chi2-Test mit Kreuztabellen für die dichotomen Variablen,
Fruchtwasserfarbe, Geschlecht, prim./sek. Sectio und Wehentätigkeit,
sowie durch den Eta-Test für Zusammenhänge zwischen metrischen und
kategorialen Variablen konnten keine signifikanten Zusammenhänge
nachgewiesen werden.
Die Regressionsanalyse diente zur Ermittlung der Korrelation des
Rauchens als abhängige Variable mit den übrigen Variablen: Alter der
Mutter, Gravida/Para, Schwangerschaftsdauer, Gewicht, Größe, pH und
BE des Kindes sowie Wehentätigkeit, prim./sek. Sectio, Fruchtwasserfarbe
und Geschlecht. Die Analyse zeigte eine starke Korrelation des
Tabakkonsums mit dem mütterlichen Alter (p = 0,01), wobei Raucherinnen
früher Kinder gebaren. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen
Rauchen und der Kinderanzahl (p = 0,040) konnte ebenfalls
nachgewiesen werden. Des Weiteren war eine Korrelation des
Tabakkonsums mit dem Geschlecht des Kindes (p = 0,026) erkennbar.
Die untenstehende Tabelle zeigt den Einfluss des Nikotins auf die
Variablen; Werte p ≤ 0,05 gelten hierbei als signifikant.
Variable Signifikanz
Alter der Mutter 0,001 Gravida/Para 0,040 Schwangerschaftsdauer 0,061 Gewicht des Kindes 0,120 Größe des Kindes 0,473 pH Kind 0,260 BE Kind 0,527 Wehentätigkeit 0,686 Sectio 0,904 Fruchtwasser 0,362 Geschlecht 0,026
Tabelle 2: Signifikanzwerte der Regressionsanalyse
5.1.3 Indikationen für Sectiones
Alle werdenden Mütter die sich bereit erklärten Fruchtwasser zu spenden,
brachten ihr Kind per Sectio zur Welt.
Dissertation A. Schibel -26-
Als die drei häufigsten Indikationen sind Re-Sectiones sowie kindliche und
mütterliche Risikofaktoren zu nennen. Mit ca. 24% war der Z. n. Sectio die
häufigste Indikation, aufgrund kindlicher Risikofaktoren, wie z.B.
Lageanomalien wurden ca. 23% der Kinder auf die Welt geholt. 16%
kamen wegen mütterlichen Risikofaktoren wie z.B. Gestationsdiabetes per
elektiver Sectio zur Welt. Die untenstehende Grafik und folgende Tabelle
veranschaulichen die prozentualen Häufigkeiten.
Bild 3: Kreisdiagramm mit prozentualen Häufigkeiten zur Indikation der Sectiones
Geburtsstillstand Austreibungsphase (5), Eröffnungsphase (2), Wehenschwäche (1), frustrane Einleitung (1),
Kindliche Risikofaktoren Lageanomolie (23)*, Makrosomie (9), V.a. Fehlbildung (9)**, CTG pathologisch (1), fetale Thrombozytopenie (1),
Mütterliche Risikofaktoren Gestationsdiabetes insulinpflichtig (7), Mütterliche Infektion (5)***, Skelettanomalie (5)****, HELLP (2), mütterliche Epilepsie (2), Zervixmyom (1), Z.n. DR III° (1), Z.n. Forceps (1), PAPIVb (1), Mutter Faktor V Leiden (1), SS-Cholestase (1), SS-Hypertonus (1), vaginale Blutung (1),
Placenta-Problematik Placenta praevia (3), vorz. Placentalösung (3), Oligohydramnion (2), Placenta Insuffizienz (1),
Uterus-Problematik Uterus myomatosus (4), Uterusnarbe (1), Uterus duplex (1),
Dissertation A. Schibel -27-
*Lageanomalie: Beckenendlage (20), Querlage (2), Stirnlage (1), **V.a. Fehlbildung: relative Missverhältnisse (1), fetale Meningomyelocele (1), fetaler
Herzfehler (1), zystische Raumforderung (1), VATER-Assoziation (1), Vitium cordis (1), Gastroschisis (1), fetale Retardierung (1), ZNS- Fehlbildung (1),
***Mütterliche Infektion: positiver Antikörper-Suchtest (2), Parvovirus B 19 (1), ß-Streptokokken (1), Toxoplasmose (1);
****Skelettanomalie: Skoliose (2), M. Bechterew (1), Arthritis (1), Hüftdysplasie- Symphysenlockerung (1),
Tabelle 3: Tabellarische Zusammenfassung der einzelnen Kategorien
5.2 Analyse des experimentellen Teils
5.2.1 Graphische Ermittlung und Berechnung der Lag-Phasen
Alle Oxidationsansätze wurden in doppelter Ausführung angefertigt, der
Gehalt an Antioxidantien im Fruchtwasser jeder Probandin somit zweifach
bestimmt.
Die vom Photometer gemessenen Werte des Absorptionsanstiegs wurden
tabellarisch zusammengefasst und mit Hilfe von Excel in Diagramme
konvertiert. Die Dauer der Lag-Phase wurde wie zuvor geschildert nach
Esterbauer berechnet.
Im folgenden Diagramm sind die Oxidationskurven zweier Nicht-
Raucherinnen, einer Raucherin sowie der Kontrolle exemplarisch für die
gesamte Probandengruppe dargestellt. Anhand der Schnittpunkte der
Tangenten der Graphen mit der Parallele zur Abszisse durch den
Ausgangswert (=0,5) sind die Zeiträume der Lag-Phasen ablesbar. Eine
Parallel-Verschiebung der Tangenten der einzelnen Probandinnen ist
deutlich erkennbar, woraus sich eine differenzierte Dauer der Lag Phasen
ableiten lässt. Bei allen durchgeführten Ansätzen oxidierte die Kontrolle
zuerst, in diesem Fall nach 66min. Die antioxidativ wirkenden Stoffe im
Fruchtwasser der beiden Nicht-Raucherinnen waren nach 80min bzw.
nach 86min aufgebraucht. Der Absorptionsanstieg der Fruchtwasser-
Probe der Raucherin war erst nach 102min zu verzeichnen. Die Dauer der
Lag-Phase ist entscheiden, da diese äquivalent zur Menge der
Antioxidantien in der untersuchten Substanz ist.
Dissertation A. Schibel -28-
In der folgenden Graphik ist der Verlauf der Absorption durch die bei der
LDL-Oxidation entstehenden Diene dargestellt.
Bild 4: Exemplarische Darstellung der LDL-Oxidation: eine Verlängerung der Lag- Phase bei Rauchern im Vergleich zu Nicht-Rauchern ist erkennbar
Da die Gebärenden aufgrund ihres Nikotinkonsums zwei Gruppen
zugewiesen wurden, konnten die erhobenen Daten sowohl untereinander
als auch mit der Kontrolle verglichen werden.
In Bezug auf die Dauer der Lag-Phase wurden bei der Stichprobengröße
n(Kontrolle) = 31, n(Nicht-Raucher) = 67 und n(Raucher) = 20 folgende
Werte für die drei Gruppen mittels Excel berechnet: Summe, Mittelwert,
Varianz und Standardabweichung. (Angabe aller Daten in Minuten (min)).
Die Dauer der Lag-Phase war in der Gruppe der Raucherinnen im Mittel
mit 82min am höchsten, der Mittelwert der Nicht-Raucherinnen lag bei
65min. Im Gegensatz dazu dauerte es bis zum Anstieg der Absorption in
der Kontrollprobe im Mittel nur 55min. Die Varianz als Streuungsmaß
sowie die Standardabweichung waren bei der Kontrolle am kleinsten, die
höchsten Werte wiesen die Raucher auf. Die schlechten Werte beider
Datenreihen lassen sich durch einzelne Ausreißer begründen.
Die Ergebnisse sind in untenstehender Tabelle zusammengefasst.
Abs. 234nm
0
0,5
1
1,5
2
5 25 50 75 100 125 150 175 200 225 250 275 300 325 350 375
Ab
s 2
34
nm
min
Kontrolle
Nicht-Raucher
Nicht-Raucher
Raucher
Dissertation A. Schibel -29-
Kontrolle Nicht-Raucher Raucher
Summe 1702,15 4359,65 1632,20 Mittelwert 54,90 65,07 81,61 Varianz 140,20 229,47 562,95 Standardabweichung 11,84 15,14 23,73 Tabelle 4: Analyse der Lag-Phase; n(Kontrolle) = 31, n(Nicht-Raucher) = 67, n(Raucher) = 20 alle Angaben in min
5.2.2 Dauer der Lag-Phasen im Vergleich
Die Mittelwerte der Dauer der Lag-Phase beider Gruppen sowie der nicht
schwangeren nicht rauchenden Kontrollperson wurden analysiert. Das
arithmetische Mittel der Kontrollgruppe lag bei 55 ± 12 min, entsprechend
dem schnellsten Absorptionsanstieg und der kürzesten Lag-Phase. In der
Gruppe der Nicht-Raucherinnen (n = 67) betrug die Dauer der Lag-Phase
im Mittel 65 ± 15 min, was einer Zunahme um 18% im Vergleich zur
Kontrollgruppe entspricht. Die gemittelte Dauer der Lag-Phase der
Raucherinnen (n = 20) lag bei 82 ± 24 min. Somit betrug die Zunahme der
Lag-Phase gemessen im Fruchtwasser der rauchenden Mütter im
Vergleich zur Kontrolle 49%, zu den Nicht-Raucherinnen 25%. Die
Ergebnisse sind in untenstehender Tabelle zusammengefasst.
Kontrolle Nicht-Raucher Raucher
Dauer der Lag-Phase 54,90 65,07 81,61 Zunahme der Lag-Phase 1 1,18 1,49 Tabelle 5: Zunahme der Lag-Phase
Eine Korrelation zwischen Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag und
Verlängerung der Lag-Phase konnte aufgrund der geringen
Studienteilnehmer in der Gruppe der Raucherinnen nicht nachgewiesen
werden.
Die Zunahme der Lag-Phase der Raucher ist in der folgenden Graphik
dargestellt.
Dissertation A. Schibel -30-
54,9
65,06
81,61
0
20
40
60
80
100
120
Kontrolle Nicht-Raucher Raucher
min
Bild 5: Mittelwerte der Lag-Phase in Minuten (min)
5.2.3 Signifikanztest
Vor der Durchführung des Signifikanztests wurde die Dauer der Lag-
Phase in allen drei Gruppen mit Hilfe des Kolmogorov-Smirnov Tests auf
Normalverteilung geprüft. Bei einem Signifikanzniveau von p = 0,829 der
Kontrolle, p = 0,875 der Nicht-Raucher sowie p = 0,499 der Raucher
konnten die Nullhypothesen beibehalten werden, da bei p ≥ 0,05 die Werte
der getesteten Variablen als hinreichend normalverteilt gelten.
Bild 6: Kolmogorov-Smirnov Test der Kontrollreihe; Ordinate = Häufigkeiten, Abszisse = Dauer der Lag-Phase in Minuten; p = 0,829
Dissertation A. Schibel -31-
Bild 7: Kolmogorov-Smirnov Test der Gruppe der Nicht-Raucher; Ordinate = Häufigkeiten, Abszisse = Dauer der Lag-Phase in Minuten; p = 0,875
Bild 8: Kolmogorov-Smirnov Test der Gruppe der Raucher; Ordinate = Häufigkeiten, Abszisse = Dauer der Lag-Phase in Minuten; p = 0,499
Aufgrund der Normalverteilung in allen drei Gruppen war die
Voraussetzung zur Anwendung des Student t-Test zur Prüfung auf
Signifikanz erfüllt. Mit Hilfe von Excel wurde ein zweiseitiger t-Test zweier
Stichproben ungleicher Varianz durchgeführt.
Jede der drei Kombinationen war signifikant. Am aussagekräftigsten ist
der Vergleich der Dauer der Lag-Phase der Nicht-Raucherinnen mit den
Raucherinnen. Errechnet wurde ein p-Level von 0,007 das statistisch als
hoch signifikant zu werten ist (p ≤ 0,01). Somit wurden im Fruchtwasser
der Frauen, die während der Schwangerschaft rauchten, signifikant mehr
Dissertation A. Schibel -32-
Antioxidantien nachgewiesen als im Fruchtwasser Nikotin-abstinenter
Mütter.
Die Ergebnisse des Student t-Test sind in der untenstehenden Tabelle
aufgeführt.
Student t-Test p-Level Signifikanz
Kontrolle vs. Nicht-Raucher 0,000566582 s++ Kontrolle vs. Raucher 0,000085856 s++ Nicht-Raucher vs. Raucher 0,007128637 s++
Tabelle 6: Student t-Test
5.3. Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Messungen zeigten einen signifikanten Unterschied in der Dauer der
Lag-Phase zwischen Rauchenden und Nicht-Rauchenden Müttern (81,61
min ± 23,72 min, n=20 vs. 65,06 min ± 15,14 min, n=67). Eine Zunahme
der Dauer der Lag-Phase um 25% zwischen Tabakkonsumierenden und
nikotinfrei lebenden Schwangeren wurde nachgewiesen. Der im Student t-
Test errechnete p-Level von 0,007 ist statistisch als hoch signifikant zu
werten (p ≤ 0,01).
Dissertation A. Schibel -33-
6. Diskussion
Komplikationen während der Gravidität sind nicht selten auf Tabakkonsum
zurückzuführen, da Nikotin, Cotinin und Karbonmonoxid -als schädlichste
Substanzen des Tabakrauches- die Plazentaschranke ungehindert
passieren und in die Muttermilch gelangen können(101). Zusätzlich
werden die durch den Zigarettenrauch generierten freien Radikale als
einer der Hauptgründe für Oxidativen Stress bei schwangeren Frauen und
Kindern in Utero gesehen(99). Oxidativer Stress ist der Zustand, bei dem
die im menschlichen Körper anfallenden freien Radikale nicht mehr
ausreichend durch Antioxidantien abgefangen werden können, er ist als
Dysbalance oxidativer Last und antioxidativer Kapazität definiert.
6.1 Interpretationen der Studien-Ergebnisse
Die Folgen mütterlichen Rauchens während der Schwangerschaft auf den
Fötus sowie das Neugeborene wurden in den letzten Jahren umfangreich
erforscht.
Die Ergebnisse unserer Analyse der Mutter-Kind-Paare stimmten mit
bereits veröffentlichten Datenreihen überein. Bei der Korrelation der
Variablen zeigte sich wie erwartet ein Zusammenhang zwischen dem Alter
der Mutter und der Parität, zwischen dem Gewicht des Neugeborenen und
dessen Körperlänge, sowie den Körpermaßen des Kindes und der
Graviditätsdauer (p = 0,01). Wie mehrfach belegt führt Tabakkonsum
während der Schwangerschaft zu intrauterinen Wachstumsretardierungen
(IUGR) und Neugeborenen, die klein bezogen auf das Reifealter (SGA)
zur Welt kommen(89)(106)(121)(125). Auch in unserer Studie waren
Kinder rauchender Mütter kleiner und leichter als die Nicht-Rauchender.
Die statistische Auswertung ergab eine starke Korrelation des
Tabakkonsums mit dem mütterlichen Alter (p = 0,01), sowie einen
signifikanten Zusammenhang zwischen Rauchen und Kinderzahl (p =
0,040). Frauen, die während der Schwangerschaft rauchten, bekamen ihre
Kinder in jüngerem Alter und hatten eine höhere Parität. Unsere
Vermutung, dass dies auf den sozialen Status zurückzuführen ist, konnten
wir durch den Vergleich mit Studien zur Analyse des Rauchverhaltens
Dissertation A. Schibel -34-
bestätigen. Bereits im Jahre 1980 wurde erstmals ein direkter
Zusammenhang zwischen niedrigem sozialen Status und Nikotinabusus in
Deutschland empirisch belegt. In den folgenden Jahren bestätigten
bundesweite Datenerhebungen des Robert Koch Institutes eine
Konnexion zwischen sozialem Status und Vitalität sowie
gesundheitsbewusstem Verhalten: Bei den jungen Erwachsenen und
denen mittleren Alters rauchten in den Jahren 2002-2003 mehr als die
Hälfte der Männer und Frauen mit niedrigem Prestige, verglichen mit ca.
einem Drittel derer, die in der Gesellschaft hoch anerkannt waren (n =
8318; Odds Ratiomen (OR) = 1,89; ORwomen = 1,63). Frauen jüngeren
Alters, mit niedrigerem sozialen Status und einer größeren Kinderanzahl
konsumierten unabhängig vom Rauchverhalten des Partners häufiger
Zigaretten(80)(114)(115).
Dass Rauchen die weibliche und männliche Fertilität beeinträchtigt, ist
hinreichend belegt. Eine im Jahr 2008 publizierte Studie impliziert im
Zusammenhang von Nikotin und Kinderwunsch, dass die Menge des
Nikotinkonsums während der Gravidität das Geschlecht des Kindes
beeinflusst. In den Jahren 1993-2002 wurden 2108 Einlingsschwanger-
schaften untersucht (nRaucher = 665, nNichtraucher = 1443). Betrachtete man
alle Schwangerschaften, so kamen auf 100 Mädchen 109 Jungen (Ratio:
1,09). Diese Ratio betrug bei Raucherinnen 1,26 und Nichtraucherinnen
1,03. Bei Nikotinkonsum der Mutter kamen somit 126 Jungen auf 100
Mädchen, was einen signifikanten Unterschied zu den Nichtraucherinnen
darstellt(16). Die Analyse unsere Kohorte ergab trotz der geringen
Teilnehmerzahl ebenfalls, dass Raucherinnen vermehrt männliche
Neugeborene zur Welt bringen; Nicht-Raucherinnen Weibliche. Eine
Korrelation des Tabakkonsums mit dem Geschlecht des Kindes war
erkennbar (p = 0,026).
Die Hypothese, dass es möglich ist, Antioxidantien mit Hilfe des
Esterbauer-Verfahrens im Fruchtwasser nachzuweisen wurde bewiesen.
In vivo verwendete Methoden zur Bestimmung des oxidativen Stresses
sind die Messung der Konzentration verschiedener Antioxidantien im
Plasma/Serum, sowie die Ermittlung der totalen antioxidativen Kapazität
mit Hilfe verschiedener Assays. In vitro wurde bisher häufig das
Dissertation A. Schibel -35-
Esterbauer-Verfahren zur Bestimmung antioxidativer Kapazitäten im
Plasma verwendet. In unserer Studie konnten wir erstmals nachweisen,
dass die Methode der Oxidation von LDL nach Esterbauer auch im
Fruchtwasser funktioniert. Durch Zugabe einer Substanz -in unsrem Falle
Fruchtwasser- zum Oxidationsansatz mit LDL kann der
Oxidationszeitpunkt der Lipoproteine in Abhängigkeit von der oxidativen
Wirkung des zugegebenen Stoffes bestimmt werden. Da die Dauer der
Lag-Phase Rückschlüsse auf die pro- bzw. antioxidativen Eigenschaften
der zugegebenen Substanz ermöglicht, können sowohl verschiedene
Substanzen als auch, wie in unserer Studie, die gleiche Substanz
unterschiedlicher Gruppen -Fruchtwasser von rauchenden und nicht-
rauchenden Müttern- miteinander verglichen werden. Aufgrund der
Verlängerung der Lag-Phase bei der Messung im Photometer konnten
Antioxidantien im Fruchtwasser mittels des Esterbauer-Verfahrens
nachgewiesen werden.
Die Frage, ob ein Unterschied bezüglich des oxidativen Status im
Fruchtwasser rauchender und nicht-rauchender Mütter besteht, kann
aufgrund eines signifikanten Unterschiedes in der Dauer der lag-Phase mit
ja beantwortet werden. (81,61 min. ± 23,72 min., nRaucher = 20 vs. 65,06
min. ± 15,14 min., nNicht-Raucher = 67). Eine Zunahme der Dauer der Lag-
Phase um 25 % zwischen Tabak-konsumierenden und Nikotinfrei-
lebenden Schwangeren wurde nachgewiesen. Das im Student t-Test
errechnete p-Level von 0,007 ist statistisch als hoch signifikant zu werten
(p ≤ 0,01).
Die Bestimmung der Lag-Phase während der LDL-Oxidation ermöglicht
die Analyse pro- oder antioxidativ wirkender Stoffe. Aufgrund der
verlängerten lag-Phase der Raucherinnen nehmen wir an, dass eine
Substanz mit antioxidativer Wirkung im Fruchtwasser von rauchenden
Müttern existiert, die die LDL Oxidation hemmt und als Radikalfänger
dient. Dieses unerwartete Ergebnis wirft die Frage auf, ob der mütterliche
Körper doch besser in der Lage ist, das Kind in utero vor den negativen
Einflüssen der durch Tabakrauch generierten freien Radikale zu schützen,
als bisher angenommen. Die Vermutung liegt nahe, dass die feto-
Dissertation A. Schibel -36-
plazentare Einheit in der Lage ist, auf die schädlichen Einflüsse des
Rauchens protektiv zu reagieren.
6.2 Review
Prä- und postnataler mütterlicher Tabakkonsum sowie Passivrauch
beeinflussen den pro-/ antioxidativen Status des Neugeborenen in den
ersten Lebenswochen(99). Mütterliche antioxidative Schutzmechanismen
die durch Nikotinabusus getriggert werden sind komplex und betreffen
verschiedene Organsysteme. Effekte des Rauchens sowie der Gravidität
auf die Konzentration von Antioxidantien im Plasma sowie der Muttermilch
sind bereits belegt. Auch der Zusammenhang zwischen mütterlichem
Rauchen, plazentarem oxidativem Stress sowie fetaler Schädigung
aufgrund der Übertragung toxischer Tabakprodukte ist teilweise erforscht.
6.2.1 Antioxidantien im Plasma
Raucher bedürfen einer größeren Menge an Antioxidantien, um normale
Blutspiegel zu erreichen(31). Sowohl α-Tocopherol (Form des Vitamin E)
als auch Vitamin C spielen eine entscheidende Rolle im Antioxidativen
System des Plasmas. α-Tocopherol ist als lipidlösliches Antioxidans in der
Lage, mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Membranlipiden, Lipoproteinen
und Depotfett vor einer Zerstörung durch Oxidation zu schützen(18).
Vitamin C ist das potenteste wasserlösliche Antioxidans im menschlichen
Plasma; da Ascorbinsäure leicht oxidierbar ist, wirkt sie als Redukton(40).
Ebenso ist Harnsäure bei der Hemmung der Lipid-Peroxidation von
Bedeutung(2). Liu et al. zeigten in ihrer Studie, dass sowohl α-Tocopherol
als auch Harnsäure Konzentrationen bei Nicht-Rauchern im Gegensatz zu
Rauchern signifikant erhöht waren. Das Plasma von Rauchern dagegen
wies Autoantikörper gegen oxidiertes LDL auf; anti-ox-LDL Immunglobulin
G (IgG) das durch Nikotinkonsum angereichert wurde. Aufgrund der
negativen Korrelation zwischen anti-ox-LDL IgG und α-Tocopherol wurde
nachgewiesen, dass α-Tocopherol LDL effektiv vor oxidativen Schäden
schützt(85). Nach Munro ist es unklar, ob die niedrigeren α-Tocopherol
Plasmawerte bei Rauchern auf einen gesteigerten Verbrauch (Clearance)
oder verminderte Resorption von Vitaminen zurückzuführen sind. Der
Dissertation A. Schibel -37-
gesteigerte Verbrauch könnte durch die Nutzung der Antioxidantien zur
Inhibition der Lipid Peroxidation begründet werden(96).
In der Analyse der Serumparameter während der Gravidität in Bezug auf
antioxidative Schutzmechanismen konnte bisher gezeigt werden, dass
normal verlaufende Schwangerschaften mit erhöhten mütterlichen
Blutspiegeln von Vitamin E einhergehen. Ein Anstieg im Verlauf der
Schwangerschaft sowie eine positive Korrelation zwischen Vitamin E
Plasmaspiegeln und der Wiederstands-Zunahme des LDL gegenüber
Oxidation konnte nachgewiesen werden(26). Mütterliches Rauchen jedoch
ist mit einer Abnahme von Antioxidantien im Serum wie z.B. Vitamin C
sowie niedrigeren Werten der Messungen der totalen antioxidativen
Kapazität während der Gravidität assoziiert(6). Erhöhte
Plasmakonzentration von F2-Isoprostan, Abbauprodukt der Lipid-
Peroxidation, bei Rauchern im Vergleich zu Nicht-Rauchern konnte auch
bei Kindern rauchender Mütter nachgewiesen werden(67)(99). Die
Veränderungen der Antioxidativen Parameter bei rauchenden Müttern in
der Schwangerschaft und ihren Kindern könnten laut Fayol et al. durch
Anpassung an oxidativen Stress begründet sein(39).
6.2.2 Antioxidantien-Gehalt der Muttermilch
Die Mehrheit der Gynäkologen hält das Stillen des Neugeborenen für
wichtig, da die Muttermilch auf den Bedarf des Säuglings abgestimmte
Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen und Immunglobulinen enthält. Direkt
nach der Geburt produziert die weibliche Mamma eine Art Vormilch, das
sogenannte Kolostrum. Dieses enthält einen etwa 10-fach höheren Anteil
an β-Karotin als die übliche Muttermilch. β-Karotin und Vitamin E schützen
den Säugling während des ersten Lebensabschnittes vor
oxidationsbedingten Schäden, da dessen Organismus häufig noch nicht
genügend Antioxidantien zum Abfang freier Radikale bereitstellen
kann(13)(66). Es ist bekannt, dass Nikotin nicht nur die Plazentaschranke
überquert, sondern auch postnatal in die Muttermilch gelangt(27). Wie
Orhon at al. bewiesen, führt Rauchen während der Schwangerschaft zu
verminderten Vitamin E Konzentrationen in der Muttermilch, aufgrund der
gesteigerten Verwendung des Antioxidans als Inhibitor der Lipid
Dissertation A. Schibel -38-
Peroxidation. Tabakkonsum limitiert zusätzlich den Transfer lipophiler
Antioxidantien wie z.B. Retinol oder β-Karotin vom Blut in die
Muttermilch(101). Dieser Mangel an Antioxidantien könnte ebenfalls als
Auslöser oxidativen Stresses bei Neugeborenen rauchender Mütter
angesehen werden.
6.2.3 Antioxidative Schutzmechanismen der Plazenta
Durch signifikant niedrigere TAC (total antioxidant capacity), sowie höhere
TOS (total oxidant status) und OSI (oxidativ stress index) Werte im
plazentarem Gewebe von Raucherinnen im Vergleich zu Nicht-
Raucherinnen konnte eine direkte Auswirkung des oxidativen Stresses auf
die Plazenta nachgewiesen werden(7). Aufgrund der hohen
metabolischen Nachfrage produziert die Plazenta während der Gravidität
mehr ROS. In normal verlaufenden Schwangerschaften ist die Plazenta
als Entstehungsort pro-oxidativ wirkender Substanzen, antioxidativer
Enzymsysteme sowie Hormone in der Lage, die Lipidperoxidation unter
Kontrolle zu halten(45). Estriol zum Beispiel, Stoffwechselprodukt von
Estradiol mit schwacher estrogener Wirkung, ist ein in der Plazenta
gebildetes Hormon mit antioxidativer Wirkung dessen Serumkonzentration
während der späten Schwangerschaft stark ansteigt und der Limitierung
oxidativer Schäden dient(95).
Rauchen während der Schwangerschaft führt jedoch zu einer geringeren
Aromatse-P450- Aktivität in der Plazenta und einer damit verbundenen
Verminderung der Estrogenproduktion(73). Niedrigere Estrogenwerte
wurden mehrfach mit Schwangerschaftskomplikationen assoziiert. Obwohl
akuter oxidativer Stress zu Gewebsschäden führt, kann der menschliche
Körper auf chronischen oxidativen Stress, dem er z.B. durch
Zigarettenrauch ausgesetzt ist, mit einer Upregulation antioxidativer
Mechanismen reagieren. Ein Beispiel ist der protektive Effekt des
Rauchens und eine damit verbundene sinkende Inzidenz der
Präeklampsie, die mit 32% bei rauchenden Müttern paradoxerweise
niedriger ist als bei Nikotinabstinenten(22)(130). Eine Kombination aus
sich im Plasma anreicherndem Karbonmonoxid, welches vasodilatatorisch
wirkt und die Apoptoserate senkt(10)(11), sowie die gesteigerte Aktivität
Dissertation A. Schibel -39-
der plazentaren Hämoxygenase (HO-1) und eine dadurch vermehrte
Produktion der Antioxidantien Bilirubin und Biliverdin in der plazentaren
Basalplatte von Raucherinnen wurde belegt(118). Auch Selen und Zink
spielen eine aktive Rolle im mütterlichen Abwehrsystem gegen toxische
Substanzen. Nikotinabusus korrelierte mit höheren plazentaren Werten
beider Spurenelemente, die Enzyme der Superoxiddissmutase bzw. der
Glutathionperoxidase sind. Niedrigere Selenkonzentrationen im Plasma
Schwangerer im Vergleich zum Nabelschnurrblut wiesen auf einen aktiven
Transport von Mutter zu Kind hin(70). Potentielle therapeutische Effekte
durch Substitution von Vitamin C und E auf die endotheliale Dysfunktion
der Plazenta aufgrund oxidativer Schädigung durch Tabakkonsum
konnten in vitro bereits belegt werden(42).
6.3 Bezug der Studie zur aktuellen Forschung
Antioxidantien und deren Regulation, ihre Funktion in der Gravidität sowie
die Übertragung von Mutter zu Kind waren und sind Gegenstand aktueller
Forschung. Etliche Effekte des Rauchens auf mütterliche und fetale
Serumparameter, die Muttermilch sowie die Plazenta wurden entdeckt.
Über die Rolle des Fruchtwassers in diesem komplexen Zusammenspiel
sowie die Auswirkungen des Rauchens auf die Amnionflüssigkeit ist bisher
jedoch kaum etwas bekannt. In der vorliegenden Arbeit wurde der
Antioxidantien Gehalt des Fruchtwassers rauchender und nicht-
rauchender Mütter verglichen, um daraus Rückschlüsse auf den
oxidativen Status zu ziehen.
6.3.1 Antioxidantien im Fruchtwasser
Das Fruchtwasser befindet sich in der Amnionhöhle und umgibt den
Embryo ab der 4. Schwangerschaftswoche vollständig. Die
Amnionflüssigkeit ermöglicht dem Ungeborenem Bewegungsfreiheit und
stellt eine Art Stosspuffer dar. Als klare, wässrige Flüssigkeit wird sie aus
dem mütterlichen Blut sezerniert. Die Zusammensetzung des
Fruchtwassers ist komplex, mit mütterlichen und kindlichen Anteilen. Zu
99% besteht die Amnionflüssigkeit aus Wasser und Elektrolyten, ebenfalls
enthalten sind Glucose, Lipide sowie bakterizid wirkende Proteine. Die
Dissertation A. Schibel -40-
Menge des Fruchtwassers verändert sich im Laufe der Schwangerschaft
(20ml in der 7. Woche, 600ml in der 25. Woche, 1000ml in der 30. - 34.
Woche und 800ml bei Geburt)(61). Coulson et al. belegten, dass
mütterliches Rauchen in der Gravidität keinen Einfluss auf die Menge des
Fruchtwassers hat(23). Bei Analysen der Fruchtwasserzusammensetzung
konnten Metabolite des Nikotins bei allen rauchenden Müttern, in 80% der
Fälle Nikotin selbst im Fruchtwasser nachgewiesen werden. Die Menge an
schädlichen Substanzen war in der Amnionflüssigkeit jedoch signifikant
niedriger als im Mekonium sowie im mütterlichen und neonatalen Urin(74).
In unserer Studie konnten wir erstmals einen gesteigerten Antioxidantien-
Gehalt im Fruchtwasser rauchender Mütter mit Hilfe des Esterbauer-
Verfahrens nachweisen. Ob dies auf die vermehrte plazentare
Übertragung von mütterlichen Antioxidantien, ein antioxidatives
Enzymsystem im Fruchtwasser o.ä. zurückzuführen ist, ist derzeit nicht
bekannt.
Eine der wenigen bisherigen Studien ergab, dass mütterlicher
Tabakkonsum die antioxidativ wirkende Ascorbinsäure im Serum der
Schwangeren sowie im Nabelschnurblut reduziert(3). Ascorbinsäure
Konzentrationen im Fruchtwasser spiegeln dies wieder: Amnionflüssigkeit
von Raucherinnen enthielt mit 77μm/l weniger als 50% der Ascorbinsäure
Konzentration von Nichtraucherinnen (138,9μm/l)(12). Barett et al.
begründeten den signifikant größeren Abfall der Ascorbinsäure im
Fruchtwasser rauchender Mütter mit einem gesteigerten Verbrauch des
Antioxidans durch den Feten zum Schutz vor oxidativen Schäden. Die
Rolle des Vitamin C im Fruchtwasser wird jedoch kontrovers diskutiert.
Einige Studien wiesen wesentlich höhere Konzentrationen von Vitamin C
im Fruchtwasser als im Serum um den Zeitpunkt der Geburt nach, und
deuteten dies als Kompensationsmechanismus zum Schutz vor erhöhtem
oxidativen Stress während der Austreibungsperiode(129). All unsere
Messungen fanden zum Zeitpunkt der Geburt statt. Da Kinder rauchender
Mütter höherem oxidativem Stress ausgesetzt sind, könnte dies die
Zunahme der Lag-Phase im Fruchtwasser rauchender Mütter im Vergleich
zu Nicht-Rauchenden und den damit verbundenen höheren Gehalt an
Antioxidantien erläutern. Untersuchungen an Meerschweinchen ergaben
Dissertation A. Schibel -41-
sinkende Vitamin C Konzentrationen im Verlauf der Schwangerschaft(25).
Hingegen wurden beim Menschen steigende Konzentrationen(107) sowie
ein direkter Zusammenhang zwischen totaler antioxidativer Kapazität und
Gestationsalter beschrieben(17).
Eine normal verlaufende Schwangerschaft geht mit höherem oxidativen
Stress für Mutter und Kind einher(97). Studien belegen, dass dies in einer
posttranslationale Protein-Modifikation mit beeinträchtigter Proteinfunktion
resultieren kann(41). Anhand von Albumin, dem am häufigsten
vorkommendem Protein im Fruchtwasser, konnten bereits etliche
Modifikationen aufgrund oxidativen Stresses gezeigt werden(43)(44)(100).
Insbesondere der Zusammenhang zwischen Rauchen in der
Schwangerschaft und vorzeitigem Blasensprung wird in vielen
Publikationen thematisiert: Mütterlicher Tabakkonsum zählt ebenso wie
niedrige Vitamin C Konzentrationen zu den Risikofaktoren(124). Pressman
et al. stellten die Hypothese auf, dass die totale antioxidative Kapazität der
Amnionflüssigkeit mit dem Vitamin C, α-Fetoprotein und Albumin Gehalt
korreliert. α-Fetoprotein zeigte 75% der belegten antioxidativen Kapazität
von Albumin in vitro. Durch ihre Funktion als Antioxidantien könnten
Vitamin C und α-Fetoprotein im Fruchtwasser sowohl vor vorzeitigem
Blasensprung als auch vor oxidativen Schäden durch reaktive
Sauerstoffspezies schützen(107).
Antioxidative Schutzmechanismen, wie z.B. die Glutathionperoxidase im
mütterlichen Serum, konnten im Fruchtwasser bisher nicht nachgewiesen
werden(84). Bei einer Proteom-Analyse des Fruchtwassers wurden jedoch
Thioredoxine entdeckt(19). Diese reagieren in reduzierter Form
enzymatisch als Oxidoreduktase. Studien an Ratten ergaben Hinweise auf
eine Rolle als Antioxidans und Regulator biomechanischer
Signaltransduktion(94). Die in der vorliegenden Arbeit gefundenen
Hinweise auf das Vorkommen einer Substanz im Fruchtwasser mit
antioxidativer Wirkung, stimmen mit diesen Erkenntnissen überein. Zur
Identifizierung und Klassifizierung der Substanz oder des antioxidativen
Systems bedarf es weiterer Forschung.
Dissertation A. Schibel -42-
6.3.2 Die Länge Lag- Phase als Parameter für den oxidativen Status
Als Marker für oxidativen Stress in vivo wird in zahlreichen Studien oxLDL
herangezogen. Das Wissen um die Beteiligung von oxLDL an der
Entstehung zahlreicher Erkrankungen führte zu intensiven
Forschungsbemühungen, Substanzen zu identifizieren, die die Oxidation
von LDL hemmen bzw. verzögern können. So scheint OxLDL bei der
Pathogenese der Präeklampsie durch die Schädigung des Endothels
mitverantwortlich zu sein. Ebenso konnte ein Rückgang der Inzidenz der
Präeklampsie bei rauchenden Müttern beobachtet werden(22)(130). In
diesem Zusammenhang wurden wir auf den oxidativen Status bei
Rauchern in der Schwangerschaft aufmerksam.
Bisher konnte belegt werden, dass Nikotin die Serumkonzentrationen von
HDL und LDL sowie die des Gesamt-Cholesterins durch eine gesteigerte
Synthese und Sekretion von Lipoproteinen erhöht(52). Ebenso konnte
gezeigt werden, dass Zigarettenrauch die Plasmakonzentration von
Autoantikörpern gegenüber oxidiertem LDL erhöht(52). Es wird kontrovers
diskutiert, ob LDL von Rauchern anfälliger gegenüber Oxidation ist, als
das von Nichtrauchern(4)(51)(108).
In vitro wurde der direkte Nikotineinfluss auf die LDL Anfälligkeit bereits
anhand der Cu2+-induzierten LDL-Oxidation untersucht: Nikotin und
Cotinin wirkten inhibitorisch. Die Anlaufphase vor Entstehung der Diene
wurde sowohl durch Zugabe von Nikotin als auch Cotinin zum
Oxidationsansatz signifikant verlängert. Die Verlängerung der Lag-Phase
war dosisabhängig. Obwohl sie aufgrund ihrer chemischen Struktur
antioxidativ wirken müssten, da sowohl Nikotin als auch Cotinin die LDL
Oxidation hemmen, scheint das Gegenteil in vivo der Fall zu sein(4). Wir
nehmen jedoch an, dass die Verlängerung im Fruchtwasser rauchender
Mütter nicht allein auf die inhibitorische Wirkung des im Fruchtwasser
befindlichen Nikotins zurückzuführen ist. In diesem Falle wäre eine
Korrelation zwischen Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag und
Verlängerung der Lag-Phase wahrscheinlich. Asgary et al. stellten die
Hypothese auf, dass ein Unterschied im in vivo und in vitro Effekt des
Nikotinkonsums bestehe und andere Substanzen im Tabakrauch ebenfalls
die LDL Oxidation steigern könnten(4). Die Formation konjugierter Diene,
Dissertation A. Schibel -43-
Hydroperoxide und TBARS (thiobarbituric acid-reactive substances) wurde
ebenfalls untersucht. Zigarettenrauch begünstigte die Anfälligkeit von LDL
gegenüber der Peroxidation; Nikotin verringerte in steigenden
Konzentrationen die Produktion von Hydroperoxiden und steigerte die
sekundärer Oxidationsprodukte wie Aldehyde und TBARS(46).
Das dritte Trimester der Gravidität ist von Hyperlipidämie gekennzeichnet,
Gesamtcholsterin, Cholestrol und LDL erreichen dort
Maximalwerte(37)(119)(128). Anhand der Cu2+-induzierten LDL-Oxidation
konnte gezeigt werden, dass die Länge der Lag-Phase im Verlauf der
Schwangerschaft zunimmt. De Vriese et al. belegten außerdem den damit
verbundenen steigenden Oxidationswiderstand im Verlauf der Gravidität.
Eine Verlängerung der Lag-Phase im dritten Trimester um 129 % im
Vergleich zur 18ten Schwangerschaftswoche wurde gemessen. Vitamin E
Plasmawerte korrelierten ebenfalls positiv mit der Dauer der Lag-Phase,
steigende Konzentrationen führten zu höherem Oxidationswiderstand des
LDLs(26).
Das antioxidative Potential von Estrogenen ist am Beispiel des drastischen
Anstiegs der Atherosklerose bei Frauen in der Menopause erkennbar, der
Mechanismus ist jedoch unbekannt. Estrogene inhibieren die oxidative
Modifikation von LDL in vitro(8)(90)(122) und in vivo(111). Ihre Schutzrolle
als Radikalfänger konnte bereits 1994 nachgewiesen werden(71)(79). 17-
β-Estradiol verlangsamt die oxidative Modifikation von LDL(88)(90).
Ebenso gelang der Nachweis antioxidativer Potenz für 17-α-Estradiol,
Probucol sowie Estiol anhand der Verlängerung der Lag-Phase bei der
Cu2+-induzierten LDL-Oxidation in vitro(28). Da die Oxidationsprozesse in
der Schwangerschaft zunehmen, wäre eine Verkürzung der Lag-Phase zu
erwarten. Estriol als Antioxidans ist jedoch in der Lage, LDL vor Oxidation
zu schützen. Anhand der Cu2+-induzierten LDL-Oxidation nach Esterbauer
konnte eine Verlängerung der Lag-Phase in vitro aufgrund von Estriol
nachgewiesen werden(95). Ein starker Anstieg der Estriolkonzentration
zum Ende der Gravidität ist bekannt. Diese hohen Werte könnten Teil des
Selbstschutzes zur Limitation oxidativer Schäden sein.
Im Rahmen dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Länge der Lag-
Phase als Parameter für den oxidativen Status im Fruchtwasser
Dissertation A. Schibel -44-
herangezogen werden kann. Interessanterweise zeigten sich im
Fruchtwasser rauchender Mütter signifikant längere Lag-Phasen, die auf
eine höhere antioxidative Potenz hinweisen. Dieses Ergebnis stimmt mit
weiteren Untersuchungen überein. Studien zur Messung von
Malondialdehyd (MDA) im Fruchtwasser ergaben höhere Konzentrationen
bei rauchenden Müttern als bei Nichtrauchenden; die Messung von MDA
als Abbauprodukt der Lipidperoxidation stellt eine der am häufigsten
verwendeten Methoden zur Bestimmung des oxidativen Status
dar(29)(98). Dies bestärkt die Vermutung, dass die feto-plazentare Einheit
in der Lage ist, auf die schädlichen Einflüsse des Rauchens protektiv zu
reagieren. Hinsichtlich des genauen Mechanismus bedarf es weiterer
Untersuchungen. Unsere guten Ergebnisse machen den Weg frei für
Studien mit größerer Probandenzahl.
Dissertation A. Schibel -45-
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8. Abkürzungsverzeichnis
APGAR-Scores Punkteschema, mit dem sich der klinische Zustand von Neugeborenen standardisiert beurteilen lässt
BE Base excess BMI Body Mass Index °C Grad Celsius c Konzentration ca. Circa cm Zentimeter COPD Chronisch obstruktive Lungenerkrankung CTG Kardiotokogramm Cu2+ Kupfer CuSO4 Kupfersulfat dest. Destilliert d.h. das heißt dl Deziliter DNA Desoxyribonukleinsäure E Extinktion EDTA Ethylendiamintetraacetat Erl. Erlangen Fa. Firma g Gramm H2O Wasser HDL High density Lipoprotein HELLP Hypertensive
Schwangerschaftserkrankung; Haemolysis, Elevated Liver enzyme levels, Low Platelet count
IgG Immunglobulin G IUGR Intrauterine growth restriction KHK Koronare Herzkrankheit KBr Kalium Bromid LDL Low-density Lipoprotein MDA Malondialdehyd mg Milligramm min Minuten ml Milliliter mm Millimeter µl Mikroliter nm Nanometer n Anzahl NaCl Natriumchlorid NADH Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid NADPH-Oxidase Nicotinamid-adenin-dinukleotid-phosphat
Oxidase Nbg. Nürnberg
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O2 Sauerstoff o.ä. oder ähnliches oxLDL Oxidiertes LDL OR Odds Ratio OSI Oxidative stress index p Wahrscheinlichkeit pAVK periphere arterielle Verschlusskrankheit PBS-Puffer Phosphate buffered saline RDS Respiratory Distress Syndrome ROS Reaktive Sauerstoffspezies SGA-Babys Small for Gestational Age-Kinder SIDS Sudden Infant Death Syndrome SS Schwangerschaft SSW Schwangerschaftswoche Std. Abw. Standardabweichung t Zeit TAC Total antioxidant capacity TBARS Thiobarbituric acid-reactive substances TOS Total oxidant status U/min Umdrehungen pro Minute uvm. und vieles mehr VATER-Assoziation angeborener Komplex multipler,
schwerer Fehlbildungen mit variabler Kombination; Vertebraldefekte , Analatresie, Tracheoösophagealfistel, Esophagusatresie, Renaledysplasie
vorz. Vorzeitig vs. Versus z.B. zum Beispiel Z.n. Zustand nach ZNS Zentrales Nervensystem 4-HNE 4-Hydroxynonenal
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9. Danksagung
Die vorliegende Dissertationsarbeit wurde von Oktober 2009 bis Juni 2012
an der Frauenklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
durchgeführt.
Ich danke Herrn Prof. Dr. M. W. Beckmann, Direktor der Frauenklinik der
Universität Erlangen, dass ich die Arbeit an seinem Haus anfertigen durfte.
Prof. Dr. R. Dittrich möchte ich für die Überlassung des interessanten
Themas danken. Sein kompetenter Rat hat mich während der
Durchführung der Versuche und Anfertigung der Arbeit stets begleitet und
trug maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit bei.
Frau Dr. S. Cupisti danke ich herzlichst für die Gewinnung und
Bereitstellung der Fruchtwasserproben sowie für ihre Hilfe in fachlichen
Fragen.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei Frau I. Hoffmann,
Medizinisch Technischer Assistentin des Endokrinologischen Labors der
Frauenklinik, die immer Zeit und ein offenes Ohr für mich hatte.
Für die Korrektur der Arbeit, Hilfe bei Formatierungsfragen und Motivation
danke ich Markus, Niklas und Christian.
Der größte Dank jedoch geht an meine Eltern, die mir das Studium der
Humanmedizin ermöglichten und mir auch während der Anfertigung der
Doktorarbeit immerzu unterstützend und liebevoll zur Seite standen.