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V. Ein ncues Instrumcut zur lintfcrnung adcnoider Vegctationen. ~) Yon Dr. Alfred Denker, Hagen i.W. (Mit 1 Abbildung.) M.H.! Ich habe danaeh gestrebt, ein Instrument herzu- stellen~ welches sowohl die hypertrophisehe Rachentonsille~ und zwar mSglichst in ihrem ganzen Umfange glatt abschneidet and zugleieh das abgesehnittene Stiiek absolut sieher auffi~ngt, in der Soheere, welche ich Ihnen demonstriren mSehte, glaube ich nun ein Instrument gefunden zu baben~ welches den erw~thnten Anfor- derungen ganz entspricht; die Entstehung derselben kann ieh Ihnen dureh die Vorftihrung der ersten Versuche, wetche ieh mit dem hiesigen Instrumentenmacher Seh m alenbaeh in dieser Rich- tung anstellte~ zeigen; Sic sehen an dieser ersten Scheere~ dass das ~usserste Ende derselben nur sehr wenig nach rlickw~rts abgebogen ist, so dass man mit derselben noch nicht im Stande ist~ die am Dach sitzenden Gesehwtitste grtindlieh zu entfernen; auch diese zweite Seheere, die ich Pfingsten d. J. auf der ¥er- sammlung der Deutschen otologischen Gesellschaft in Dresden demonstrirt babe, hat noeh nicht g'anz die Form, wie sit ffir die Abschueidung der vom Fornix hevabhi~ngenden Tumoren wiin- sehenswerth ist; ich hegte damals noeh die Beflirehtung~ dass bei noeh stiirkerer Abbiegung die Scheere am itussersten Ende ihre Schneidefiihigkeit einbiissen wtirde. Diese BefUrchtung hat sieh jedoeh als nieht begrtindet erwiesen, denn die Seheere, die ieh jetzt im Gebraueh habe, ist im Stande~ aueh die derbsten Massen noch am i~ussersten Ende glatt abzuschneiden; das Gitter, 1) Demonstration im Hagener hrztiichen Verein am 6. Nov. 1897.

Ein neues Instrument zur Entfernung adenoider Vegetationen

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V.

Ein ncues Instrumcut zur lintfcrnung adcnoider Vegctationen. ~)

Yon

Dr. Alfred Denker, Hagen i.W.

(Mit 1 Abbildung.)

M.H.! Ich habe danaeh gestrebt, ein Instrument herzu- stellen~ welches sowohl die hypertrophisehe Rachentonsille~ und zwar mSglichst in ihrem ganzen Umfange glatt abschneidet and zugleieh das abgesehnittene Stiiek absolut sieher auffi~ngt, in der Soheere, welche ich Ihnen demonstriren mSehte, glaube ich nun ein Instrument gefunden zu baben~ welches den erw~thnten Anfor- derungen ganz entspricht; die Entstehung derselben kann ieh Ihnen dureh die Vorftihrung der ersten Versuche, wetche ieh mit dem hiesigen Instrumentenmacher Seh m a l e n b a e h in dieser Rich- tung anstellte~ zeigen; Sic sehen an dieser ersten Scheere~ dass das ~usserste Ende derselben nur sehr wenig nach rlickw~rts abgebogen ist, so dass man mit derselben noch nicht im Stande ist~ die am Dach sitzenden Gesehwtitste grtindlieh zu entfernen; auch diese zweite Seheere, die ich Pfingsten d. J. auf der ¥er- sammlung der Deutschen otologischen Gesellschaft in Dresden demonstrirt babe, hat noeh nicht g'anz die Form, wie sit ffir die Abschueidung der vom Fornix hevabhi~ngenden Tumoren wiin- sehenswerth ist; ich hegte damals noeh die Beflirehtung~ dass bei noeh stiirkerer Abbiegung die Scheere am itussersten Ende ihre Schneidefiihigkeit einbiissen wtirde. Diese BefUrchtung hat sieh jedoeh als nieht begrtindet erwiesen, denn die Seheere, die ieh jetzt im Gebraueh habe, ist im Stande~ aueh die derbsten Massen noch am i~ussersten Ende glatt abzuschneiden; das Gitter,

1) Demonstration im Hagener hrztiichen Verein am 6. Nov. 1897.

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welches alles Abgesehnittene sieher auffi~ngt, ist~ wie Sic sehen~ ebenfalls modifieirt und so angebraeht, dass die Seheeren- branehen dureh dasselbe in ihrer Elasticitiit nieht beeintraehtig't werden.

Darf ieh Ihnen nun kurz die Methode, naeh der ich bei tier Operation vorzugehen pflege, beschreiben: In den F~tllen, in welehen ieh bei diesem Eingriff ehloroformire - - ieh pflege die ~Narkose bei Kindern besonders dann anzuwenden, wenn ich ausser den adenoiden Vegetationen aueh noch hypertrophisei~e Gaumentonsiilen in einer Sitzung zu entfernen beabsichtige --: wird der Patient~ der, 6 Stunden vor der Operation nichts mehr geniessen darf, auf einen Stuhl gesetzt~ der hinten mit einer ver- stellbaren Kopfsttitze versehen ist; zwei yon dem hinteren Theil des Sitzes ausgehende Lederriemen werden n a e h dem Ein - t r e t e n der B e w u s s t l o s i g k e i t um die Hiiften herumg'elegt,

damit der Patient nieht naeh vorn heruntergleiten kann; eben- falls werden eine Hand und die Beine dutch am Stuhl ange- brachte Riemen fixirt. N a c h g r t i n d l i c h e r U n t e r s u c h u n g d er H e r z t h a t i g k e i t - bei vorhandenem Herzfehler sehe ich yon der Narkose ab - - wird der zu Operirende yon dem assi- stirenden Arzte bis zu der Tiefe ehloroformirt, welehe far ein gutes Gelingen der Operation unumg~ng'lieh nSthig ist, d. h. bis zu dem Moment, in dem bei Ausschaltun~ des Bewusstseins noeh eine leiehte Reflexerregbarkeit der Pharynxschleimhaut bestehen bleibt. Zum Oeffnen des Mundes gebrauche ieh fast ausschliess- lieh den T tirk'schen Znngenhalter, den ieh zwischen die oberen und unteren Sehneidez~hne mit kurzem Druek naeh oben ein- fiihre; wenn der Spatel die hintere Rachenwand beriihrt, bleibt dm'eh die eintretende leiehte Wtirgbewegung der Mund yon selbst geSffnet. Ich bediene reich hSchst selten eines Mundsperrers und glaube, dass derselbe, wenn er in der Narkose nach dem blutigen Eingriff nieht sehnell entfernt wird, dureh BeeintrKcli- tigung des Schluckaetes vielleicht die Gefahr einer Sehluek- pneumonie heraufbesehwSren kSnnte. Sehnell ftihre ieh nach

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ErSffnung des Mundes die Seheere dieht hinter dem weichen Gaumen und dem Septum hoch in den lgasenrachenraum hinauf, 5 f fne d i e B r a n e h e n s o w e i t a l s m S g l i e h u n d s e h l i e s s e d i e s e l b e n e n d l i e h u n t e r k r i t f t i g e m A n d r t i c k e n g e g e n d ie h i n t e r e W a n d und das R a e h e n d a e h ; damit ist in der Regel die g a n z e h y p e r t r o p h i s c h e T o n s i l l e abge- schnitten und lttsst sich leicht in tote herausbefSrdern. Um Ihnen die Wirkungsweise meiner Scheere zu demonstriren, babe ieh dis abgesehnittenen Operationsproduete der letzten Monate mit- gebraeht; Sic sehen, dass immer ganz gewaltige Sttieke, hitufig die voltstandige Tonsilla pharyngea mit ihren verschiedenen Reeessus mit einem glatten Sehnitte entwiekelt warden. Unter den Pritparaten, die ieh mit den friiher yon mir gebrauehten In -~ strumenten -- kalte Schlinge, Got t s te in ' sehes und L a n g e - sehes Ringmesser~ Seheeh ' sehe und Kuhn ' sehe Zange - - ge- wonnen habe~ und yon denen ieh Ihnen einen Theil zum Vel'- gleiche vorftihre, finden Sie hSehst selten derartige grSssere Sttieke. Dem genannten instrumentellen Eingriffe lasse ieh stets die Digitaluntersuchung folgen, die natiirlieh unter strengsten anti- septisehen Cautelen ausgeftihrt werden muss; jedesmal wird vor der Exploration tier Nagel des untersuehenden und eventuell operirenden Zeigefingers abgesehabt and gesehltrft und dana griindliehst mit Seife and Btirste and sehliesslieh mit Sublimat oder Lysol behandelt; sollten noeh geringe Reste a.n den Seiten- w~nden oder in den Choanen stehen geblieben sein, so kann ieh dieselben mit dem seharfen Nagel beseitigen. Diese Digitalunter- suehung halts ieh far nothwendig, und ieh unterlasse sic niemals, denn es giebt immer einzelne Fitlle~ in denen man mit meiner Scheere ebenso wenig wie mit den anderen gebrAuehlichen In- strumenten den angestrebten Zweek erreieht, ich meine solehe F~tlle, in denen z. B. das Septum in den Nasenraehenraum hinein- Tagt, die KSrper der Halswirbel stark prominiren oder sonstige pathologisehe Gestaltsveritnderungen des ganzen Raumes vor- liegen; in solehen Ffi, llen muss man sich ein passendes Opera- tionsinstrument eonstruiren lassen oder yon der Nase aus vor- zugehen suehen. Bei normalen Verhaltnissen jedoeh kana ieh Ihnen meine Seheere dringend empfehlen, da sie, wie die an- wesenden Herren Collegen, welehe die Freundliehkeit hatten, mir bei diesen Operationen zu assistiren, mir besttitigen werden, sehnell und zuverlttssig zum Ziele ftihrt, und da vor Allem die An wendungsweise derselben eine viel leiehtere ist als bei dem

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100 V. DENKER, ~eues Instrument z. Entferng. adenoider Vegetationen.

Go t t s t e in ' s ehen Messer. Besondere ~ebenverletzungen oder starke Blutungen habe ieh nie zu beobaehten Gelegenheit ge- habt. Die Nachbehandlung besteht in Aussptilungen mit l pro- eentiger Borsi~urelSsung, die ich 3--4 Wochen lang tiiglich zwei- bis dreimal ausfiihren lasse. Die Scheere wird fabricirt und ist zu beziehen durch den Instrumentenfabrikanten C a r 1 S t ei n e r~ F r a n k f u r t a. M.~ A l l e r h e i l i g e n s t r . 58.