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Seite 7
H. F. Ellenberger: Die Entdeckung des Unbewussten Diogenes
Abdi Assadi: Schatten auf dem Pfad Theseus
Chopra, Ford, Williamson: The Shadow Effect Kamphausen
Seite 8
Merle Leonhardt: Als meine Seele dunkel wurde dtv
Anand Dilvar: Engel an meinem Bett Lüchow
Habecker, Student: Wissen, Weisheit, Wirklichkeit Kamphausen
Seite 9
Mike Hellwig: Befreie dein inneres Kind Lüchow
Michael Pfister: Das Kind in der Philosophie Zytglogge
Susanne S. Weik: Kraftquelle Inneres Kind Lüchow
Seite 10
Osho: Der Vogel im Wind Allegria
Joan Halifax: Im Sterben dem Leben begegnen Theseus
Brad Warner: Zen Wrapped in Karma ... Aurum
Seite 11
T. M. Taddonio (Hrsg.): Chron. Erschöpfungssyndrom ... Michaels
T.M. Taddonio: Zeckenbiss ... und dann? Michaels
T.M. Taddonio: Borreliose. Hintergründe ... Michaels
Seite 12
Uwe Tellkamp: Die Schwebebahn. Dresdner Erkundungen Insel
Gottfreid Kazda: INDIEN - Impressionen des Südens Projekte
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Praxis-Newsletter Teil 2/2 B ü c h e r : F ü r S i e g e l e s e n . . .
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Juli 2011 - Ausgabe 8, Teil 2: BÜCHER
Klicken Sie auf die Titel, über die Sie lesen
möchten — viel Vergnügen beim Stöbern.
Im Vollbildmodus sehen Sie am besten!
Seite 2
John Vermeulen: Der Maler des Verborgenen Diogenes
Wally Lamb: Früh am Morgen beginnt die Nacht List
Petra Durst-Benning: Die Glasbläserin Ullstein
Seite 3
Bozena Nemcová: Großmutter dtv
Paulo Coelho: Schutzengel Diogenes
Andrea Bajani: Lorenzos Reise dtv premium
Seite 4
Margaux Fragoso: Titel, Tiger Frankfurter Verlagsanstalt
Alissa Walser: Immer ich Piper
Daria Bignardi: Meine sehr italienische Familie List
Seite 5
C. J. Setz: Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes Suhrkamp
Avishai Margalit: Über Kompromisse ... Suhrkamp
Tim Raue: Ich weiß, was Hunger ist Piper
Seite 6
G. C. Hayden: Bleib dran, wenn dir was wichtig ist dtv premium
Dave Barry: Wenn Männer in die Jahre kommen Eichborn
R. Niazi-Shahab: Nett ... und die kleine Schwester Piper
Alle Preisangaben bei den folgenden Besprechungen sind unverbindlich und ohne Gewähr!
Wally Lamb Früh am Morgen beginnt die Nacht Roman, List bei Ullstein Buchverlage, Berlin, Juni 2011, 1008 Seiten, € 10,99
„Ein fesselndes, bewegendes
und weises Buch“, sagt der
SPIEGEL. Muss man nach Lek-
türe bestätigen: Dieser dicke
Wälzer verliert an keiner Stelle
seine Spannung. Aber wichti-
ger: Er behandelt ein Thema,
das auch heute noch lieber un-
term Tisch gehalten wird. Do-
minick und Thomas sind Zwil-
linge. Thomas wird von Kind
an als der schwächere der beiden angesehen und sein
Bruder fühlt sich verpflichtet, ihn zu beschützen. Er kommt
dieser moralischen Aufgabe nach Kräften nach. Bis diese
ihn verlassen. Das geschieht, als eines Tages — die Brüder
sind erwachsen — eine schwere psychische Krankheit bei
Thomas ausbricht und er in eine Klinik eingewiesen wird.
Im Angesicht des kranken Bruders durchlebt Dominick in
Rückblenden ihr bisheriges Leben, gepeinigt von Schuldge-
fühlen und Hilflosigkeit, in dem Versuch, seinen Schmerz zu
verarbeiten. Der einfühlsamen Erzählkunst des Autoren ist
es zu verdanken, dass Thomas nicht auf seine Krankheit re-
duziert wird, sondern er ist immer und zuerst der Mensch
Thomas. Man versteht, warum Dominick trotz allem eige-
nen Leiden nicht anders kann, als für seinen Bruder da zu
sein. Dieses geschickte psychologische Portrait zeigt, wie
nicht nur der offensichtlich Schwächere, sondern auch
der Stärkere sein Päckchen zu tragen hat.
Petra Durst-Benning Die Glasbläserin Historischer Roman, Ullstein Taschenbuch, Berlin, 19. Auflage 2010, 496 Seiten, € 9,99
Wer kennt Lauscha? Gelegen im
Thüringer Wald, war es zur Zeit
dieser Geschichte, um 1890, ein
kleines Glasbläserdorf, in dem fast
jede Familie ihre eigenen Glasblä-
ser-Geheimnisse hatte, die eifer-
süchtig bewacht wurden. Marie
Steinmann ist eine mutige junge
Frau, die sich vor mehr als 100
Jahren etwas traut, wovor noch
heute einigen graut: Sie bricht
mit allen gesellschaftlichen Zwän-
gen und eröffnen ihr eigenes Geschäft — in Lauscha
selbstverständlich eine Glasbläserei. Das pikante daran:
Marie setzt sich an den Bolg, das Ungeheuer mit Gas, Feu-
er und Blasebalg, an dem das Glas geblasen wird. Das war
damals reine Männerarbeit. Sie probiert hin und her und
es gelingen ihr schöne Gebilde, mit denen sie den Weih-
nachtsbaum schmückt. Ein amerikanischer Geschäfts-
mann, der für die Firma Woolworth einkauft, wird darauf
aufmerksam und bestellt… Es ist nicht
überliefert, ob Marie Steinmann die
Erfinderin der Christbaumkugeln ist,
überliefert ist aber, dass gläserner
Christbaumschmuck seinen Ursprung
in Lauscha hat. Ein wunderschönes
Milieu-Gemälde und ein anheimelndes
Lesevergnügen.
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC Juli 2011 - Ausgabe 8, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 2
John Vermeulen Der Maler des Verborgenen — Roman über Leonardo da Vinci Diogenes , Zürich, 2011, 592 Seiten, € 24,90
Was für ein Mensch war Leonar-
do da Vinci? Das Wesen dieses
Künstlers, Technikers und Wis-
senschaftlers zu ergründen ist
das Anliegen dieses Buches. Ist
er ebenso geheimnisvoll wie La
Gioconda (Mona Lisa)? Wie
konnte er im 15./16. Jahrhun-
dert Ideen haben, die wir erst
vier Jahrhunderte später in der
Lage waren umzusetzen: Ro-
boter, Flugzeuge, raffinierte
Schleusen und Pumpen … Beschenkt mit sehr vielen Be-
gabungen, hatte er auch mit Fakten zu kämpfen, die
selbst heute noch einem Menschen Steine in den Weg
legen können: Er war unehelich geboren und homose-
xuell. Der Autor hat sich vorgestellt, wie da Vinci sprach,
wie er mit seinen Schwierigkeiten umging, wie es ihm,
umschwärmt von Frauen, gelang, seine Souveränität zu
bewahren, wie er seine Modelle wahrnahm, wie es sich
mit seinen zahlreichen Gönnern und Auftraggebern in
den großen Herrschaftshäusern seiner Zeit verhielt. Es
ist ein mitreißender Roman, der immer auch sorgfältig
die historischen Fakten und Daten berücksichtigt, inso-
fern auch eine wahre Geschichte. Die italienische Re-
naissance erwacht mit dem Protagonisten zu prallem Le-
ben. Wer mag, kann sich hier mit den dazugehörigen
Bildern versorgen: http://universalleonardo.org/
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http://universalleonardo.org/http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Victoria_albert.jpg&filetimestamp=20071210150141
Bozena Nemcová Großmutter - Bilder aus dem ländlichen Leben Roman, dtv, München 2010, vollständige u. revidierte Ausgabe 2005, 288 Seiten, € 8,50
Ein Buch mit Ersterscheinung
1855, ein Klassiker der tschechi-
schen Literatur und bereits von
Franz Kafka bewundert wegen
der meisterhaften Charakter-
zeichnungen. Heute gehört es zu
den schönsten Erzählungen der
Weltliteratur. Sieben Jahre vor ih-
rem Tod schrieb Bozena Nemco-
vá ihre Kindheitserinnerungen
nieder: „Babicka“. Wir finden 18
Bilder aus dem ländlichen Leben ihrer Zeit mit allen
volkstümlichen Eigenheiten Böhmens und Altösterrei-
ches. Ihre Erlebnisse sind poetisch ausgeschmückt
und idealisiert. Und genau so bieten sie den idealen
Stoff für den Kinofilm unter der Regie von Dagmar
Knöpfel: „Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen
Stern“. Ihr wurde klar, dass es in diesem Roman nicht
um eine naive Schilderung der alten, heilen Welt
geht, sondern um das Erschaffen eines Rettungsan-
kers, einer Utopie: Das Schöne und Gute muss ge-
dacht, gefühlt und geschrieben werden, damit die
fürchterliche Realität der Welt überlebt werden kann —
so die die Regisseurin in einem Nachwort zum Buch. Ge-
nau diese Vorstellung befällt auch den Leser! Eine wär-
mende, tröstende, spannende Lektüre. Im Anhang bie-
tet dieses Taschenbüchlein interessante Informationen
zum Leben und Wirken von Bozena Nemcová in ihrer
Zeit. Zum Film: www.absolutMEDIEN.de
Andrea Bajani Lorenzos Reise Roman, dtv premium, München 2011, Deutsche Erstausgabe,
220 Seiten, € 14, 90
Eine virtuose Erzählung über das
Verlassenwerden und darüber,
wie man dennoch erwachsen
wird! Auch darüber, was passiert,
wenn man sich auf der Suche
nach Freiheit dem Diktat des Gel-
des unterwirft. Ein Gespräch zwi-
schen dem Sohn und seiner toten
Mutter, zu deren Beerdigung er
von Italien nach Rumänien reist.
Dieses Gespräch führt uns durch
das Leben der Mutter und bis in
die Kindheit des Knaben. Lange stand dieses Buch schon
auf nicht-deutschen Bestsellerlisten, wurde mit zwei Lite-
raturpreisen ausgezeichnet. Nun erschien es auch bei
uns. Dem Autor wird nachgesagt, dass sein Schreiben
etwas Belebendes und Ermutigendes habe und ihm eine
Art Widerstand innewohne. Das kommt auch meinem
Gefühl beim Lesen nahe. Der Dialog setzt immer dann
ein, wenn Lorenzo intensiv an seine Mutter denkt wäh-
rend er ihr Leben in ihrer Wahlheimat Rumänien er-
forscht und langsam ihre Beweggründe begreift. Er lernt
seine Mutter als lebenslustige Lula kennen und die Her-
kunft der vielen Geschenke, die sie ihm als Kind stets
mitbrachte. Immer wieder versprach sie, zu bleiben, nie
tat sie es, bis sie schließlich ganz wegblieb. Die lebendi-
ge, unsentimentale Sprache versetzt die innewohnende
Traurigkeit eine Ebene hinter die Erzählung — eine
Geschichte mit gutem Ausgang!
Paulo Coelho Schutzengel Roman, Diogenes, Zürich 2011, 208 Seiten, € 19,90
Ein Roman — doch eher
noch eine Fabel. Dennoch
ein modernes spirituelles
Abenteuer, in dem es darum
geht, wie wir uns vor unse-
ren Ängsten schützen kön-
nen. Nur unsere Ängste, so
Paulo Coelho, halten uns da-
von ab, unsere Träume zu
verwirklichen. Wir folgen al-
so einem Mann, Paulo, in
die Wüste, wo er seinen Traum verwirklichen will:
Seinen Schutzengel zu finden und sich selbst und
seine Umwelt besser kennen zu lernen. Seine
Gefährtin Chris begleitet ihn und beide haben fol-
gende Vorstellung von Engeln: Sie sind die leben-
dige Form des Denkens Gottes und damit wir sie
sehen können, passen sie sich unseren Vorstel-
lungen an. Man stelle sich also einen Engel vor
und schon wird man wie etwas Starkes, Freundli-
ches und Großzügiges seine Gegenwart spüren.
Gern zeigen sie sich auch durch andere Lebewe-
sen. Im Reich der Engel gibt es weder Gut noch
Böse… Schon allein diese Beschreibung macht es
lohnend, das Buch zu lesen! Ein früher Roman
Coelhos, in seiner neuen Fassung erstmals in
Deutsch! Für jeden, der mit seinen Zweifeln ringt
und seine Ängste zu überwinden sucht — wie der
Protagonist, dem es gelungen ist!
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC Juli 2011 - Ausgabe 8, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 3
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Margaux Fragoso Tiger, Tiger Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2011, Deutsche Erstausgabe, 464 Seiten, € 24,90
Ein autobiographischer Ro-
man über ein heikles Tabu-
Thema: Missbrauch. Ein
Buch über eine gestohlene
Kindheit. Lolitas Geschichte,
erzählt aus der Perspektive
des Mädchens. Eine Be-
schreibung der schleichen-
den Entwicklung vom Un-
schuldigen zum Illegalen.
Aber auch über die heilende
Kraft, die das Erinnern an die Wahrheit und das
Aussprechen haben können. Diese Geschichte
stellt vielleicht sogar fundamentale Annahmen
über das Leben in Frage. Zeitgleich in 21 Ländern
erschienen, regt sie auf jeden Fall zum Nachden-
ken an und Aufschütteln von Festgesetztem. Der
jungen Autorin, Ich-Erzählerin und Protagonistin
in einer Person, ist im gleichen Atemzug auch ein
literarisches Kunstwerk gelungen: Ergreifend, voll
erzählerischer Wucht, mit einer Authentizität, der
man sich schlecht entziehen kann, feinfühlig, tief-
sinning und souverän. Alles begann an einem Som-
mertag im öffentlichen Schwimmbad. Fünfzehn Jah-
re vergehen, alle Ermittlungen verlaufen im Sand
und am Schluss steht ein Suizid. Das Opfer wurde
Autorin und ließ dieses Buch entstehen. Ein außer-
gewöhnlicher Prozess der Transformation.
Alissa Walser Immer ich — Erzählungen Piper, München 2011, 160 Seiten, € 16,95
Wie der Vater, so die Tochter?
Keineswegs! Oder doch? Die
studierte Malerin (New York und
Wien) kann das Schreiben auch
nicht lassen; bereits 1992 erhielt
sie den Ingeborg-Bachmann-Preis
und den Bettina-von-Arnim-Preis
und 2010 den Spycher Litera-
turpreis (für ihren bislang vor-
letzten Roman „Am Anfang war
die Nacht Musik“). Manchmal
glaubt man, an Details ablesen
zu können, die namenlose Ich-Erzählerin sei die Autorin
selbst, dann aber widerlegt diese die Vermutung mit den
gleichen Mitteln. Wie auch immer … ein zartes Stück
„Sommerliteratur“ ist ihr hier gelungen, obwohl scharf beo-
bachtet und reich an Direktheit. Das Hin und Her zwischen
Frauen und Männern ist dennoch hingetupft wie ein im-
pressionistisches Gemälde. Es lässt viel Raum für eigene
Interpretationen, für das Nacherleben eigener Erlebnisse
und das Nachspüren eigener Gefühle, an die man sich er-
innert wähnt. Zum Beispiel Weihnachten in Brooklyn vor
dem September 2001; eingeleitet mit folgenden Worten:
Mein Baby hat Tinnitus, sagt er. Sie wünscht sich ein Kla-
vier. Auf jeden Fall besser als ein Klavier haben und sich
einen Tinnitus wünschen, denke ich … Oder wie finden sie
diesen Abschnitt: Er hat es ihr direkt gesagt: Ich gehe.
Hat primär nichts mit dir zu tun, hat er gesagt. Den Rest
wollte sie dann nicht mehr hören. Viel Vergnügen!!
Daria Bignardi Meine sehr italienische Familie Roman, List bei Ullstein Buchverlage, Berlin 2010, 192 Seiten, € 18,00
Una famiglia molto italiana.
Hört sich im Original eigentlich
viel schöner an, ist nur nicht
der Original-Titel. Original aber
sind Micione, der Kater und Vi-
co, Kavalier alter Schule, seine
leidenschaftliche Liebe zu Gian-
narosa, die er 1944 im Bom-
benhagel lieben lernt und der
später seine beiden Töchter
vergöttert, wie es, so die Autorin, nur ein italieni-
scher papá kann. Sie ist eine dieser beiden Töchter
und inzwischen auch die bekannteste Fernsehjour-
nalisten des Landes. Was für ein Schatz so eine gro-
ße italienische famiglia sein kann, kann man in die-
sem sehr liebenswürdigen Buch nachlesen, eine Fa-
milie mit allem drum und dran: Mit Geistern, die in
Urgroßmutter Idas Zimmer Matratzen hochhoben,
weswegen sich niemand traute, dort zu schlafen und
Papa neben seinem Bett ein Jagdgewehr (ohne Mu-
nition) liegen hatte. Mit allem Chaos und aller Liebe,
die jede normale in eine besondere Familie verzau-
bern würden. Mit der so wunderbaren Hingabe zwi-
schen Müttern und Töchtern und mit dem erschüt-
ternden Ereignis, das Anlass zu diesem Buch wurde:
Der schnelle Tod von Giannarosa, der Mama, die so
geliebt wurde und so liebte: Dramatisch wie sie
selbst, für ihre Töchter und die gesamte famiglia.
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Avishai Margalit Über Kompromisse — und faule Kompromisse Suhrkamp, Berlin 2011, 251 Seiten, € 22,90
Was macht einen Kompro-
miss faul? Die Einleitung be-
ginnt mit einem Einstein-
Zitat: „Hütet euch vor faulen
Kompromissen!“ Dabei ist
ein (guter) Kompromiss eine
unverzichtbare Angelegen-
heit — in fast allen Lebens-
bereichen. Der Autor, emeri-
tierter Professor für Philoso-
phie an der Hebräischen Uni-
versität in Jerusalem, erläutert, worum es in die-
sem Buch geht: Es geht um Frieden und Kompro-
misse … um die Frage, welche Kompromisse wir
auch um des Friedens willen nicht schließen dür-
fen. Verwerfliche (faule) Kompromisse darf es nie-
mals geben und sie sollten pauschal ausgeschlos-
sen werden. Deshalb ist es so wichtig, sie unver-
züglich zu erkennen. Dennoch: Bei den hier erör-
terten Kompromissen um des Friedens willen geht
es um FRIEDEN. Nicht immer um gerechten Frie-
den. Was also ist ein Kompromissfrieden und an
welchem Punkt wird aus ihm ein fauler Kompro-
miss? Politische Kompromisse lassen sich zudem
nicht immer zweifelsfrei von persönlichen unter-
scheiden. Die FAZ: „Die Fragen, die Avishai Marga-
lit formuliert, lassen einen nicht los, auch wenn
das Buch längst zugeklappt ist.“ Eine komplexe
und wichtige Materie. Lesen, denken, verstehen ...
Clemens J. Setz Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes Erzählungen, Suhrkamp, Berlin 2011, 350 Seiten, € 19,90
Groteske Ideen, subtiler Horror, An-
wandlungen von Gewalt und Ge-
meinheit, skurrile Szenen, zärtliche
Gesten. Scharf beobachtet, doch ein-
fühlsam, fast liebevoll dargeboten: So
begegnet Ihnen die menschliche Na-
tur mit ihren wunderlichen und sonsti-
gen Eigenarten in den 18 Geschichten
des jungen, schon bejubelten und mit
dem diesjährigen Preis der Leipziger
Buchmesse ausgezeichneten Erzäh-
lers. Allein die Beschreibung des Katers in der titelgebenden
Story — hinreißend! Fortwährend gelingt es Setz, die Schilde-
rungen kleiner und auch mal größerer Begebenheiten ganz ba-
nal beginnen und dann ohne großen weiteren Aufhebens in
einem höchst ungewöhnlichen Mehrklang aus Ironie, Hu-
mor, Sarkasmus, freundlicher Zugewandtheit oder anderen,
sich hin und wieder in scheinbarer Logik vollkommen wider-
sprechenden Zutaten enden zu lassen. Achterbahn fahren
auf Emotionen, erzeugt von verwandelten Märchen, ver-
rückt gewordenen Maschinen, ausgelachten Mathematik-
Professoren mit ihren erleuchtenden Mandelbrod-Mengen
auf der Suche nach dem letzten Level, vom Ergebnis der
schicksalhaften Aufgabe für die Bewohner eines Rattennestes
oder der detailreichen Beschreibung der Mittagspause eines
furchtbaren Arbeitstages. Und man muss noch nicht mal hart-
gesotten sein, um sich an diesen Geschichten zu delektieren!
Zumindest die Wortwahl ist relativ wohlerzogen — aber das ist
es vielleicht gerade ...
Tim Raue mit Stepan Adrian Ich weiß, was Hunger ist — Von der Straßengang in die Sterneküche Piper, München 2011, 288 Seiten, € 16,99
Berlin Kreuzberg. Immer auf der
Suche nach der nächsten Schlä-
gerei. Als kleiner Junge: Würst-
chen und Pommes mit Ketchup
bei den Großeltern, aber auch
Frieden und Geborgenheit.
Sonst: Manchmal richtig Hunger.
Doch die Stunden bei den Groß-
eltern haben ihm sein Urvertrau-
en und einen Grundstock an
Werten verpasst. Was ein Glück!
Denn sonst wäre Berlin heute um einen Sternekoch ärmer.
Einen, der sagt: „Meine größte Gefahr ist mein Mundwerk.“
… nicht etwa die Sorge, ob der Tunfisch mit Soja-Sud und
Entenfüßen und die Beilage aus Entenherzen, Koriander-
kresse, Sojasprossen und Lauch-Ingwer-Püree richtig zur
Geltung kommen. Raue hat diese Buch geschrieben,
weil er stolz ist auf das, was er erreicht hat. Ganz klar
und völlig zu Recht. Er hat es aber auch geschrieben für
die, denen er damit Mut machen kann. Die hier vorge-
lebt bekommen, dass Probleme als zu bewältigende Hin-
dernisse anzusehen sind und man dann gute Chancen
hat, sie zu lösen. Dass man auf die innere Stimme hören
soll, um rauszufinden, was man wirklich will — und das
kann man dann auch! Tolle Geschichte! Wahr und live zu
besichtigen im Restaurant, das heißt wie er selbst. Und es
ist eine zarte Liebegeschichte! Auch die kann Mut machen!
www.tim-raue.com
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Dave Barry Wenn Männer in die Jahre kommen Eichborn, Frankfurt 2011, 288 Seiten, € 14,95
Bei diesem Titel könnte man an die
schon etwas erfahrenen Semester
denken … doch auch andere finden
hier hilfreiche Tipps für den lebens-
zugewandten Herren. Auf dem Titel
steht, Dave Barry sei der witzigste
Autor Amerikas — da ist was dran,
sicher nicht nur, weil er mit dem Pu-
litzer-Preis ausgezeichnet wurde. Er
schaut genau hin und kombiniert
dann und/oder überhöht Feststellungen, dass die Schwar-
te nur so kracht. Resp. das Zwerchfell zuckt. Dabei steht
er höchst loyal zu der hier angesprochenen Zielgruppe,
von gewissen Rücksichtnahmen gegenüber anderen,
auch Tieren, scheint er nicht viel zu halten. Zum Beispiel
sollte ein männlicher Mensch, der plant, sich einen Hund
zuzulegen, tunlichst darauf achten, dass dieser ihn an In-
telligenz nicht überragt! Er (der Mann!) sollte nämlich in
jeder Situation um das Hochhalten seiner Selbstachtung
besorgt sein. Sie werden auch erkennen, was die Karte
von New York City und Umgebung mit einer möglicher-
weise geplanten männlichen Sterilisation zu tun haben
könnte; und Tiefkühlerbsen. Es wird allerdings geraten,
bevor irgendetwas passiert, zu prüfen, ob man noch alle
fünf Sinne beisammen hat. Barry ist ein erfahrener Mann
mit Ehefrau und drei erwachsenen Töchtern. Deshalb
kann er auch so heikle Themen wie Vaterschaft, Kampf
der Geschlechter, einige religiöse Fragen und vieles ande-
re profund aufgreifen. Volle Dröhnung!
Rebeca Niazi-Shahabi Nett ist die kleine Schwester von Scheiße — Danebenbenehmen und trotzdem gut ankommen Piper, München 2011, 288 Seiten, € 8,95
Ist Charisma besser als gutes Benehmen?
Dürfen sich Leute, die Charisma zu haben
glauben, ungestraft daneben benehmen?
Die Autorin fordert keineswegs zum Mut-
willen auf, zu schlechtem Benehmen um
der Provokation willen. Doch eins ist klar:
Wenn Höflichkeit und gutes Beneh-
men zu Demütigungen führen und
andere dazu verleiten, Machtspielchen
zu proben, sollte es aus sein mit „Gut
erzogen“. Dazu (bswp.) macht sie Mut! Auch dazu, sich
deutlich auszudrücken, wenn Sie Wünsche und Vorstellun-
gen artikulieren. Sogar Herr Knigge sagte: „Was ist deine
ganze Garderobe von äußern Tugenden wert, wenn du die-
sen Flitterputz nur über ein schwaches, niedriges Herz
hängst, um in Gesellschaft damit Staat zu machen?“ Hier ist
auch Hilfe, um einzuschätzen, wann ein gewisses Risiko ein-
gegangen werden sollte, um zu erreichen, was man errei-
chen möchte. Nett ist oft zu glatt, zu unauffällig, zu labbrig,
einfach unsichtbar. Haben Sie den Mut, Erfahrungen zu ma-
chen … Ein Zen-Meister soll gesagt haben: „Nutze dein Le-
ben, um Erfahrungen zu machen. Solange du dich aber gut be-
nimmst und nur das tust, was anerkannt ist, machst du keine
Erfahrungen.“ Haben Sie auch den Mut, die Verantwortung
dafür zu übernehmen! Sie können ja wählen: Das Kapitel
„Welches schlechte Benehmen passt zu wem?“ hilft ein biss-
chen, zu sortieren: Fünf typgerechte Methoden stehen zur
Auswahl. Haben Sie den Mut, sich zu entscheiden!
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC Juli 2011 - Ausgabe 8, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 6
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Gene C. Hayden Bleib dran, wenn dir was wichtig ist — Die Kunst, Zweifel zu überwinden und Ziele konsequent zu verfolgen dtv premium, Deutsche Erstausgabe, München 2011, 240 Seiten, € 14,90
Dieses Buch macht Spaß. Schon
deshalb, weil alle Kapitel mit dem
Titel eines anderen Buches begin-
nen: „Ja, aber …“ Ja aber, so fan-
gen ja auch die meisten typischen
Einwände an, mit denen man sich
gemeinhin vor dem „Anpacken“
drückt oder Wichtiges vor sich her-
schiebt. (im Zweifel so lange, bis
es dringend wird). Die Autorin
kennt so etwas auch und geht
wirklich ins Detail mit ihren Vorschlägen, sich endlich selbst
auf die Schliche zu kommen. Sie versorgt uns mit knappen
Zusammenfassungen und bietet Übungen an — die man
bitte anwenden sollte, sonst hilft das alles nichts! Sie spießt
all die „Ja-abers“ auf, die einem so einfallen können: Keine
Traute, Entscheidungsschwierigkeiten, Probleme mit der
Prioritätensetzung, die übliche Sinnfrage, Begeisterungs-
schwund, wo anfangen? Angst vor der eigenen Courage,
keine Zeit …, keine Energie, kein Geld, der Kampf mit der
inneren Stimme, mir hilft ja keiner, das halte ich nicht
durch; was ist, wenn es doch nicht klappt? Eine Zusam-
menstellung von Schlüsselbegriffen hilft über das Inhalts-
verzeichnis hinaus, sich im Buch zurecht zu finden und eine
Liste mit Tipps für das Selbst (und Verweisen auf die ent-
sprechenden Stellen im Text) tut ihr übriges. Klingt das
nicht ermutigend? Ja, aber anfangen müssen Sie schon…
Henri F. Ellenberger Die Entdeckung des Unbewussten Geschichte und Entwicklung der dynamischen Psychiatrie von den Anfängen bis zu Janet, Freud,
Adler und Jung; Diogenes, Zürich 2005, 1.264 Seiten, € 36,90
Die Original-Ausgabe dieses Bu-
ches erschien 1970 in New York
(The Discovery of The Unconscious).
Der Autor (1903—1993), Profes-
sor für Psychiatrie, forschte jahr-
zehntelang zur dynamischen Psy-
chiatrie. Inspiriert von Gesprächen
mit C.G. Jung beschreibt er hier
deren Entwicklung von den Anfän-
gen im Magnetismus und Hypno-
tismus bis zu Janet, Freud, Adler
und eben Jung. Er stellt die verschiedenen Lehrsysteme vor,
aber er berücksichtigt auch — nicht alltäglich für ein solches
Werk — deren Entwicklung und die Lebensgeschichten der
jeweiligen Forscher. Die einfließenden sozioökomischen, po-
litischen und kulturellen Faktoren formen ein plastisches Bild
des Milieus und der Zeitumstände, die ihrerseits die For-
scher beeinflussten. So entstand ein geschichtliches Lehr-
buch der dynamischen Psychiatrie, das über alle institutio-
nellen Konflikte hinweg zum detaillierten Standardwerk
wurde. Es ist natürlich ein Fachbuch, dennoch: Es ist so ge-
schrieben, dass auch der interessierte Laie nachschlagen und
mit Gewinn und Vergnügen lesen kann. Die dynamische Psy-
chiatrie wird gemeinhin als Teilerscheinung der Psychoanalyse
verstanden. Sie greift jedoch wesentlich weiter, Ellenberger
erhebt sie zum Leitbegriff einer 250 jährigen Psychiatriege-
schichte und deren ganzheitlichem Gesichtspunkt.
Abid Assadi Schatten auf dem Pfad — Wie uns die Suche nach Erleuchtung hinters Licht führen kann Theseus bei Kamphausen, Bielefeld 2011, 200 Seiten, € 17,95
Der Autor ist Heiler, spiritueller
Lehrer und Therapeut in New York.
Nachdem er im Iran geboren wur-
de und in Afrika, Asien und den
USA aufwuchs. Unterwegs lernte
er diverse Drogen, Therapien, Be-
ziehungen kennen, saß zu Füßen
zahlreicher Meister, praktizierte
Kampfsport und Meditation. Dazu
passt, was er heute sagt: „In all
meinen Jahren als Heiler habe ich es nicht ein Mal erlebt,
dass jemand durch meine Tür kam, der sich nicht wirklich
gezwungen sah, sich mit der Wirklichkeit seines Leidens
auseinanderzusetzen. … Abgesehen von den wenigen spi-
rituell gereiften Menschen, die sich aufgrund eines imma-
nenten Verständnisses auf diesen Weg machen, wird diese
Reise normalerweise dadurch in Gang gesetzt, dass wir
uns öffnen für unser Leid.“ Dabei sagt er unmissverständ-
lich und dankenswerter Weise auch: „Psychotherapie und
spirituelle Praxis sind zwar verwandte Disziplinen, aber
nicht austauschbar. Diese bedeutende Tatsche wird in un-
serer Kultur nicht ausreichend betont.“ Seine auf ganz per-
sönlicher Erfahrung basierende Botschaft lautet: „Wer die
Fallstricke auf dem Weg kennt, kann sie nicht immer ver-
meiden. Man findet aber einfacher wieder heraus“.
Assadi hat sich seinen eigenen Verwundungen gestellt und
spricht aus facettenreicher Erfahrung. Vertrauenswürdig.
Deepak Chopra, Debbie Ford, Marianne Williamson The Shadow Effect — Echter! Freier! Glücklicher! Wie Sie ihr verborgenes Potenzial ans Licht bringen Kamphausen, Bielefeld 2011, 264 Seiten, € 19.95
Was sind Schatten? Jahrhundertelang
haben wir dagegen angekämpft —
ohne Erfolg. Schlechte Angewohnhei-
ten, kleine (auch größere) Schumme-
leien, Details, die wir jemandem ver-
schweigen wollen und, und, und …
und dann kommt das schlechte Ge-
wissen. Hier soll nun nicht Schwarz in
Weiß umgekehrt werden. Deepak
Chopra: „Dass wir gegen unser
Wertesystem handeln, liegt an abgespaltenen Kräften, die
wir uns noch nicht zu eigen gemacht haben. Obwohl wir das
am wenigsten vermuten würden, finden wir genau hier, in
einer Rückkehr zur Ganzheit, den Schlüssel zu unseren Stär-
ken … zu der Fähigkeit, unsere Träume zu leben“. Es geht
darum, uns insgesamt anzunehmen. Indem wir unsere
Schatten transzendieren, über sie hinausgehen: Denn die
Lösung eines Problems ist nie auf der gleichen Ebene zu
finden, auf der es entstanden ist. Instinktiv wissen wir
das, jedoch die Umsetzung ist so mühsam und oft frust-
rierend. Das Buch gibt Antwort auf die Frage, was Schat-
ten eigentlich ist (Deepak Chopra), wie man den Schat-
tenprozess für sich nutzen kann (Debbie Ford) und Marianne
Williamson erläutert, dass nur Licht den Schatten vertreiben
kann. Da unser Schatten aus Verleugnung, Widerstand, ver-
steckten Ängsten und verdrängten Hoffnungen besteht, er-
kennen wir schon, welche Arbeit hier auf uns wartet.
Arbeitsbuch und DVD.
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Merle Leonhardt Als meine Seele dunkel wurde — Geschichte einer Depression dtv, München 2011, 224 Seiten, € 9,90
Es ist erschütternd, wie hilflos ein
Mensch sein kann, wenn ihn das
Unheil einer Depression über-
kommt. Niemand ist davor gefeit,
auch diejenigen nicht, die sich damit
eigentlich auskennen. Ich glaube,
gerade sie kann es besonders hart
treffen, wenn sie die Tendenz ha-
ben, zu kämpfen und zu verbergen.
So ging es der Autorin, noch jung
zwar, aber gerade das abgeschlossene Psychologie-
Studium in der Tasche … Bereits Betroffene kennen das
wahrscheinlich alles in Variationen. Für Angehörige ist die-
ses Buch eine Möglichkeit, den Verlauf dieser Krankheit,
aus profundem Mund geschildert, nachzuvollziehen und Ver-
ständnis zu entwickeln. Menschen, die sich im Bann einer
Depression zu sein fürchten, können hier Mut schöpfen,
sich doch helfen zu lassen ... nicht zu warten, bis nichts
mehr geht. Merle Leonhardt hat ihr Buch geschrieben, als
sie schon ihre Ausbildung als Therapeutin abgeschlossen
hatte. Also in voller (Fach-)Kenntnis dessen, was da vor
sich gegangen ist. Das ist überaus dankenswert. Sie schil-
dert ihre Gefühlsstürme — oder deren völlige Flauten —
sehr eingehend, ihr Schmerz wird deutlich spürbar, wenn
sie bspw. schildert, dass sie zwar nicht sterben wollte, aber
schon lange nicht mehr das Gefühl hatte, leben zu können.
Tröstlich für alle: Sie gesundet, sie erlangt ihr Wohlgefühl
zurück. Sie fühlt sich lebendig! Danke!
Anand Dilvar Engel an meinem Bett — Eine Geschichte über Liebe, Vergebung und die Freiheit des Geistes Lüchow bei Kamphausen, Bielefeld 2011, 120 Seiten, € 9,95
Am Leben sein (oder gehalten wer-
den), alles hören, auch sehen —
aber keinerlei Chance haben, sich
verständlich zu machen. Oft weiß die
Umwelt überhaupt nicht, dass Infor-
mationen aufgenommen werden
können und das Gehirn einwandfrei
funktioniert. Einen solchen Zustand
nennen die Mediziner Locked-in-
Syndrome (LIS), eingeschlossen
sein im eignen Körper. Da hat man viel Zeit und Gelegenheit,
über die Dinge des Lebens nachzudenken. Und dieses Einge-
schlossensein gibt es nicht nur im physischen Sinn. Man kann
auch in seelischen Kerkern versinken. In beiden Fällen wird
man der Schuldfrage nicht ausweichen können: Das Schicksal?
Die Familie? Die Nachbarn? Der Job? Gott? Was passiert mit ei-
nem, wenn man unversehens in eine so ausweglose Situation ge-
rät? Der mexikanische Erfolgs-Autor schildert die Gedanken seines
Protagonisten. Gefesselt von LIS erscheint ihm seine innere Stim-
me wie eine Führung, die den Dialog so gestaltet, dass er in die
Lage kommt, die Dinge seines Lebens aus anderen Perspektiven
zu betrachten. Schlagartig wird ihm klar, wie sinnlos diese
Schuldgefühle und -zuweisungen sind. Und wie sehr es befrei-
en kann, wenn wir uns entscheiden, nicht zu bewerten, Ver-
antwortung zu übernehmen, bedingungslose Liebe zu geben
und wir uns bewusst werden, dass wir Teil von etwas sehr
Großartigem sind. Er entdeckt das unendliche Potenzial des
menschlichen Geistes. Und er vertraut: Es gibt einen Ausweg.
Michael Habecker + Sonja Student Wissen, Weisheit, Wirklichkeit — Perspektiven einer aufgeklärten Spiritualität Kamphausen, Bielefeld 2011, 160 Seiten, € 17,95
Was ein wunderbares Thema: Die
Versöhnung von Wissenschaft und
Spiritualität. Auf den Spuren von
Ken Wilbers integraler Philosophie
gelingt den Autoren eine Synthese
dieser polarisierenden Begriffe. Da-
mit zeigen sie, dass und wie zwei
vermeintlich divergierenden Per-
spektiven zusammen gehören. Der
Vorschlag, diesen Jahrhunderte dau-
ernden Kulturkampf zu überwinden, zeigt, dass Wissen und
Weisheit letztendlich doch EINE Wirklichkeit sind. Der Er-
kenntnisgewinn einer jeglichen Epoche beanspruchte Abso-
lutheit und fixierte die Blickwinkel. Frühere Erfahrungen gin-
gen verloren oder gerieten in blutigen Streit untereinander
und mit dem, was jeweils neu war. Dahinter das große
Ganze zu sehen, ist mancherorts auch heute noch sehr
problemtisch. Dieses wunderbare kleine Büchlein entpuppt
sich als gehaltvolles Kompendium für alle, die versuchen
möchten, über den Tellerrand zu blicken. Beide Autoren be-
schäftigen sich seit Mitte der 1980er Jahre mit dem Werk
von Ken Wilber. Seine acht Erkenntniszonen waren Inspira-
tion zu diesem Buch.
Ken Wilber selbst dazu: „Ein wichtiges und brandaktuelles
Buch über aufgeklärte Spiritualität, das ich mit ganzem Her-
zen aufs Wärmste empfehle. Ein absolutes Muss!“
Integrales Forum / Integraler Methodologischer Pluralismus
(IMP): www.integralesleben.org
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http://www.integralesleben.org
Mike Hellwig Befreie dein inneres Kind — Wie Sie sich selbst geben, was Ihnen Ihre Eltern nicht gaben Lüchow bei Kamphausen, Bielefeld 2007, 200 Seiten, € 16,95
Viele von uns suchen ihr Leben
lang die Liebe ihrer Eltern. Wir
sehnen uns nach ihrer Anerken-
nung. Trotz allen Trubels um uns
herum beschleicht uns hier und
da tief in uns drin ein Verlassen-
heitsgefühl und wir fühlen ab-
grundtiefe Trauer. Dieser Schmerz
und diese Trauer zeigen sich auch
gern als WUT. Unbändige Wut.
Gegen alles. Und jeden. Einschließlich uns selbst. Von
dem Konzept des inneren Kindes haben sicher viele
schon gehört. Der Autor führt hier Essenzen aus mehre-
ren einschlägigen Therapieformen zusammen und kon-
zertiert sie darauf, uns über das Innere Kind von unse-
ren Traumen und Beschränkungen zu befreien. Mit dem
Ziel, dass wir lernen, uns selbst zu lieben und anzuer-
kennen. Denn darauf zu warten, dass unsere Eltern uns
diese Wünsche erfüllen, ist vergebens. Wenn sie es
könnten, hätten sie es bereits getan, als wir noch klein
waren. Hellwig nennt sein Konzept die Erlaubnis-
Imagination. Es ist ein schönes Selbsthilfebuch, für
Menschen, die vielleicht noch nicht allzu sehr leiden. In
anderen Fällen würde ich es deren Therapeuten emp-
fehlen mit der Bitte, sie hindurch zu begleiten. Wenn es
einem richtig mies geht, sollte man sich besser helfen
lassen und sich auf den Gesundungsprozess konzentrie-
ren. Also ein Buch für interessierte Laien und Therapeuten.
Michael Pfister Das Kind in der Philosophie — Von Heraklit bis Deleuze Zytglogge, CH Oberhofen 2011, 320 Seiten, € 27,50
Um unser inneres Kind zu verste-
hen, ist es auch nützlich, einen Über-
blick darüber zu haben, wie „Kinder“
über die Jahrhunderte in der Philoso-
phie betrachtet wurden / werden.
Mit Sicherheit sind viele dieser Ge-
sichtspunkte auch in das Bewusst-
sein von Eltern vorgedrungen und
haben evtl. ihr Verhalten gegenüber
ihren Kindern beeinflusst … und da-
mit uns, die wir deren Kinder sind. Die Philosophie bietet Ab-
handlungen über die richtige Kindererziehung (Vorsicht!), sie
apostrophiert Kinder als kleine Unschuldsengel, spielende Göt-
ter, als „Garanten“ für die Aufrechterhaltung von Traditionen,
als schutzbedürftige Objekte … merken Sie was? Auch die Fra-
ge, ob wir denn ursprünglich nun gut oder böse waren, wird
erörtert — Forschungsobjekt ist (u.a.) der „Edle Säugling“. Der
Autor stellt eindringlich die Frage, ob die „Kindermorgen-
blütenträume“ sich überhaupt für philosophische Betrachtun-
gen eignen und überlegt, ob die Kindheit, so sie denn an Jah-
ren vorbei ist, wirklich unwiederbringlich verloren ist. Sie finden
es heraus, wenn Sie dieses Buch lesen. Es wird leicht gelingen,
denn dieses Buch zu lesen ist gleichzeitig Vergnügen und das
Auffächern eines sehr umfangreichen Spektrums an Stand-
punkten und Schnappschüssen aus der Kulturgeschichte, de-
ren Abblätterungen wir alle in uns tragen. Für Menschen jeden
Alters, sofern sie sich für erwachsen halten, unabhängig da-
von, ob sie selbst Kinder haben oder nicht.
Susanne S. Weik Kraftquelle Inneres Kind — Was uns nährt, tröstet und lebendig macht Lüchow bei Kamphausen, Bielefeld 2011, 210 Seiten, € 17,95
Kinder sind aufnahmefähig wie
Schwämme. Und sie nehmen AL-
LES auf, was die Umgebung zu bie-
ten hat. Schönes und Hilfreiches ge-
nau so wie Schädliches und Verlet-
zendes. Das ist die Grundlage, auf
der sich alles andere, das später hin-
zukommt, anlagert. Susanne Weik
möchte dazu anleiten, die positiven
Seiten dieses „Sediments“, von dem
wir als Erwachsene oft nur noch Bruchstücke erinnern,
hervorzulocken und als Heilmittel anzuwenden. Sie zeigt
uns, wie wir das, was in uns an Offenheit, Liebesfähig-
keit, Kreativität, Fantasie und Neugierde im Überfluss
vorhanden war, als wir auf diese Welt kamen, aufzuspü-
ren und als Ressource für unser gegenwärtiges Leben zu
nutzen. In ihrem Buch nimmt sie uns an die Hand und geht
mit uns in (kindgerechten) kleinen Schritten von einem
Ausflugspunkt zum anderen. Wir erinnern uns und fühlen
die Kraft und Unbeschwertheit der Kindertage. Und wir ler-
nen, wie wir heute davon naschen können, um unser Er-
wachsenenleben mit mehr Freude, Erfüllung, Sinn, Liebe
und Zugewandtheit zu bereichern. Wenn Sie dieses Buch
lesen, sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen, um alle
Schritte nachempfinden und genießen zu können. Inklu-
sive der hübschen Bleistift-Illustrationen. Eine Anleitung
für alle, die ihr Inneres Kind zur Teilhabe an ihrem
gegenwärtigen Leben einladen möchten.
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OSHO Der Vogel im Wind — Die Weisheit des Zen Allegria bei Ullstein Buchverlage, Berlin 2010, 366 Seiten, € 16,95
Oshô ist ein japanischer Titel des
Zen-Buddhismus, der einem hoch-
rangigen oder sehr tugendhaften
Mönch, einem religiösen Lehrer
oder Priester zukommt. Osho war
auch der letzte Name des indischen
Philosophieprofessors Chandra Mo-
han Jain, besser bekannt als Bhag-
wan (1931—1990), Begründer der
Neo-Sannyas-Bewegung; in seinem
letzten Lebensjahr ließ er sich Osho
nennen, wobei diesem Ehrennamen dann eine etwas andere
Deutung zukam. Die Bewegung weitere sich in den kommer-
ziellen Bereich aus und war dort höchst erfolgreich; neben Be-
wunderung erntete er dafür auch herbe Kritik. Das hier vorlie-
gende Buch (herausgegeben von Michael Görden) ist eine
Transkription von Originalaufnahmen Oshos vor Live-Publikum.
Dem Herausgeber ist es vermutlich zu verdanken, dass die
hier veröffentlichten Reden wohlgeordnet und jeweils mit di-
rektem Bezug zu Darlegungen und Geschichten aus dem Zen-
Buddhismus erscheinen, bspw.: Hyakujo rief seine Mönchen zusammen, da er einen von ihnen aussenden woll-
te, ein neues Kloster zu gründen. Er stellte einen wassergefüllten Krug auf den Boden und fragte: „Wer kann sagen, was dies ist, ohne es beim Namen zu
nennen?“ Der oberste Mönch, der damit rechnete, die Stelle zu bekommen,
sagte: „Niemand kann es einen hölzernen Schuh nennen.“
Ein anderer Mönche sagte: „Es ist kein Teich, denn man kann es tragen.“
Der Koch, der in der Nähe war, kam hinzu, stieß den Krug um und ging weg.
Hyakujo lächelte und sagte: „Der Koch wird der Meister des neuen Klosters.“
Die Wirklichkeit ist nicht durch Denken zu erkennen, aber
durch Handeln. Und auch das ist wahr: Zen-Buddhismus
bedient sich oft des Humors als didaktischem Instrument.
Joan Halifax Im Sterben dem Leben begegnen — Mut und Mitgefühl im Angesicht des Todes Theseus bei Kamphausen, Bielefeld 2011, 288 Seiten, € 24,95
Bedingungslose Präsenz. Sie hilft
gegen Angst — auch gegen die
Angst vor dem Tod. Bedingungslo-
se Präsenz heißt: Offenheit gegen-
über allem. Und das bedeutet:
Nicht vor der Intensität einer Situa-
tion zurückweichen. Für Menschen,
die sich mit solchem Gedankengut
noch nicht beschäftigt haben, hört
sich das vielleicht einfach oder
oberflächlich an. Befassen Sie sich
damit — und Sie werden sehen: das Gegenteil ist der Fall.
Heißt? Es ist nicht ganz so einfach, wie es aussieht, und es
alles andere als oberflächlich. Joan Halifax hat hier einen be-
stimmten Gesichtspunkt aufgegriffen: Sich auf den Tod vor-
bereiten. Den eigenen und den anderer. Schon früh. Denn
keiner weiß, wann er kommt, was sehr beruhigend ist! Die
persönliche Erfahrung und Bestätigung für ihre Überzeugun-
gen hat sie aus ihrer Arbeit mit Sterbenden gewonnen. Ihr
von traditionellen buddhistischen Lehren durchdrungenes
Buch ist eine quelle der Weisheit für alle, die einen sterben-
den Menschen begleiten oder die das transformierende Po-
tenzial des Sterbeprozesses erforschen und betrachten wol-
len. Zusammen mit ihrem Freund, Bernie Glassman Roshi
und Claude Anshin gründete Halifax den Zen-Peacemaker-
Orden, der in internationalen Krisenherden für einen sozial
engagierten Buddhismus eintritt: www.peacemakers.org und
www.upaya.org (Joan Halifax direkt).
Brad Warner Zen Wrapped in Karma, Dipped in Chocolade — Ein bittersüßer Trip durch Tod, Sex, Scheidung auf der Suche nach dem wahren Dharma Aurum bei Kamphausen, Bielefeld 2011, 260 Seiten, € 18,95
Besonders, wenn Sie jung sind,
sollten Sie sich diesen Verlag
merken: Er hat sich „Jungen
Buddhismus“ auf die Fahnen ge-
schrieben. Als provokativ, humor-
voll und respektlos bezeichnet er
seine Titel, die buddhistisches
Wissen in einer zeitgemäßen
Sprache und ohne erhobenen
Zeigefinger zugänglich machen.
Wozu? Um mit dem Leiden um-
gehen zu lernen. Den Autoren (Bassist der US-Punkband
Zero Defex und Darsteller in Monsterfilmen) traf es vor vier
Jahren dicke: Innerhalb eines Jahres starben seine Mutter
und seine Großmutter, seine Frau ging, er verlor seinen
Traumjob und wurde von Freunden enttäuscht. Da stellte er
fest, dass (Zen-)Mediation durchaus eine angemessene Re-
aktion auf derlei Ungemach sein kann. Trotz angeborener
Abscheu gegenüber Autoritätspersonen (!) lautet seine Bot-
schaft nun: „Zen zu lehren und zu praktizieren ist eine in
höchstem Grade menschliche Aktivität, die von echten
Menschen inmitten ihres echten Lebens verrichtet wird.“ Die
Rezensentin ist mit Warner der Auffassung, dass es einen
Ausweg aus dem Leiden gibt. Etwas, das den Grund für das
Leiden „an der Wurzel ausreißen kann“ (Zitat: Buddha).
„Nur der Weg dahin sieht absolut nicht so aus, wie Du Dir
ihn vorstellst.“ Trifft auch zu. Vertrauen Sie ruhig mal diesem
jungen Typen — lesen Sie sein Buch. www.hardcorezen.blogspot.com
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de
http://www.peacemakers.orghttp://www.upaya.org/index.phphttp://www.hardcorezen.blogspot.com
Teresa M. Taddonio M.A., VBCI e.V. (Hrsg.) Dr. Cecile Jadin: CFS Chronisches Erschöp-fungssyndrom — eine Infektionskrankheit? Michaels, Peiting 2009, 197 Seiten, € 19,80
Die Autorin dieser drei Bücher ist
Medizin-Journalistin und Betroffene
zugleich. Als unabhängige Organi-
sation der Selbsthilfe und Notanlauf-
stelle für Chronische Infektionen hat
Teresa Maria Taddonio im Jahr 1999
den Verein zur Bekämpfung chroni-
scher Infektionskrankheiten in Köln
(VBCI) e.V. gegründet. In ihrer Me-
lange aus Biographie und Sachbuch
lässt sie eine südafrikanische Ärztin über CFS sprechen, die sich
vor dem Hintergrund bakterieller Infektionen eingehend mit
dem Chronischen Erschöpfungs-Syndrom beschäftigt hat. Sie
sieht einen engen Zusammenhang zu Rickettsien-Infektionen.
Abgesehen davon, dass es Bestrebungen gibt, eine weniger
stigmatisierende Bezeichnung für CFS zu finden („Erschöpfung“
wird als Alltags-Phänomen betrachtet und auch in ihren schwe-
ren Ausprägungen oft keineswegs ernst genommen), ähneln
die Symptome häufig ganz anderen Krankheiten, was zu Ver-
wechslungen und völlig unzutreffenden Verordnungen führen
kann (siehe auch Texte rechts). Das passiert dann, ist wenn
diese sehr unterschiedlichen Krankheitsbilder nur eine einzige
Ursache haben. In der traditionellen Wissenschaft gibt es den
Zusammenhang mit Rickettsien offenbar nicht. Die verschiede-
nen medizinischen Fachrichtungen behandeln „ihre“ Krank-
heitsbilder symptomatisch, ohne die wahre Ursache zu ahnen.
Teresa M. Taddonio M.A., VBCEI e.V. Borreliose — Zeckenbiss und dann? Michaels, Peiting 2007, 197 Seiten, € 19,80
Primum nil nocere. Zuerst ein-
mal nicht schaden. Das ist ein
Grundsatz, dem zu folgen Heil-
praktiker verpflichtet sind. In
der klassischen Form des Hip-
pokratischen Eides heißt es
noch explizit, dass Ärzte Schä-
digung und Unrecht ausschlie-
ßen müssen, auch und wenn
sie gemäß eigenem Urteil han-
deln. Wie Heilpraktiker und alle anderen Therapeuten
sicher auch. Also: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Doch was tut ein sehr gut schulmedizinisch ausgebilde-
ter Arzt, wenn er Patienten vor sich hat, deren diffuse
(und von Fall zu Fall auch sehr wechselhafte) Sympto-
me sich unter keinem der ihm bekannten Bilder sub-
summieren lassen. Hier die (gekürzte und zusammen-
gefasste) Schilderung eines Betroffenen, der sich an
den VBCI um Hilfe wandte: „Mir tut alles weh. Ich fühle mich
wie ein Wrack. Meine Kniegelenke sind geschwollen, rot und schmer-
zen bei jedem Schritt. Ich habe rasende Kopfschmerzen und Schwin-
del. Auf einem Fuß fehlt mir die Gefühlsempfindung. Beim Gehen
knickt oft unvermutet ein Bein weg. Manchmal, wenn ich aufstehen
will, versagen meine Beine und ich kann vorübergehend nicht laufen.
Ich hatte einen Hörsturz und höre nicht mehr richtig. Mein Leben ist
eine Qual.“ Dieser bedauernswerte Mensch war schon
bei vielen Ärzten. Man habe seine Symptome nicht
ernst genommen oder als psychosomatisch einsortiert
resp. keine Diagnose gestellt und keine Therapie
Teresa M. Taddonio M.A., VBCI e.V. Borreliose— Spät erkannt und trotzdem heilbar Michaels, Peiting 2008 2010, 184 Seiten, € 19,80
vorgeschlagen. Infektiologie ist na-
türlich für Mediziner kein Fremd-
wort. Doch Blutuntersuchungen
und auch die körperlichen Befunde
sind nicht eindeutig, die Befindlich-
keit wird nicht als klinisches Bild
wahrgenommen. Besonders, wenn
sie schon länger besteht und chro-
nifiziert ist, werden die Betroffenen
(aus Hilflosigkeit?) als Psychofälle
einsortiert und prompt falsch und sogar konterproduktiv be-
handelt. Unter einer solchen dann ja bestenfalls wirkungslo-
sen Therapie verschlimmern sich die Symptome und ande-
re gesellen sich womöglich dazu; der Teufelskreis ist voll im
Gange. Die neurologischen Bilder können auch denen an-
derer gefürchteter Krankheiten wie Multipler Sklerose äh-
neln und mit ihnen verwechselt werden: Sehstörungen,
Herzbeschwerden, Gelenkprobleme bis zur Gelenkzerstö-
rung. Es werden Hüftgelenke ersetzt, aber die möglichweise
verursachende Krankheit bleibt bestehen. Oft sind die Ver-
ursacher aber Spirochäten, zu denen Borrelien gehören
oder andere Bakterien, die sehr häufig durch infizierte Ze-
cken mit deren Biss übertragen werden.
Ich möchte niemandem Angst machen. Das machen die Symptome
ganz allein. Diese drei Bücher zum Thema (chronische) Infektions-
krankheiten sind für Menschen, die sich evtl. für betroffen halten, eine
reichhaltige Informationsquelle. Genau so für Ärzte, die sich mit diesen
Krankheitsbildern beschäftigen und ursächlich behandeln wollen. Laien
erhalten Anhaltspunkte, Mediziner und Therapeuten konkrete Hinweise
und Adressen. Allen voran der VBCI e.V. in Köln: www.vbciev.com
Praxis-Newsletter Teil 2/2 EE RR CC Juli 2011 - Ausgabe 8, Teil 2: BÜCHER ZURÜCK ZUM INHALT Seite 11
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Fortsetzung unter dem Titel rechts oben
Bitte beachten Sie den redaktionellen Artikel
zum Thema Chronische Infektionskrankheiten / CFS
in Teil I REDAKTION dieses Newsletters
http://vbciev.de/
Uwe Tellpamp Die Schwebebahn — Dresdner Erkundungen Insel bei Suhrkamp, Berlin 2010, 167 Seiten, € 19,90
Der Autor wurde in Dresden
geboren und wollte, als er im
entsprechenden Alter war, ei-
gentlich ohne Umwege Arzt
werden. Stattdessen wurde er
politisch unzuverlässig. Er er-
fährt, wie sich eine Inhaftie-
rung anfühlt, dann kommt
ihm die Zeit zu Hilfe: nach
1989 kann er sein Studium
wieder aufnehmen und lernt
das Leben als Unfallchirurg in einer Dresdner Klinik ken-
nen. Inzwischen schreibt er nur noch, ist bereits preis-
gekrönt und legt mit seiner Schwebebahn ein interes-
sant zu lesendes Stück Literatur vor. Ein Springbrunnen
an Erinnerungen, die sicher bei vielen auf große Sensibi-
lität treffen. Selbst, wenn sich der Leser nicht erinnern
sollte … Die Art dieses fast lyrischen Textes hält einen
ganz fest und zeigt wie im Vorbeifahren tausende klei-
ner Eindrücke mit ihren Geschichten. Wie diese (kein Zi-
tat): Langsam dirigieren die Kräne das befrackte Or-
chester der Krähen über den Elbwiesen nahe der
Elbschlößchenbrücke. Brücken tragen zur Musik einer
Stadt bei, was man nicht vergessen sollte! Auch so kann
man den Gegenstand jahrelanger Querelen um Natur-
schutz, böse Bausünden und die abhanden gekommene
Aufwertung als „Weltkulturerbe“ umschreiben. Solcherlei
Blickwinkel sind zahlreich in diesen liebevollen, kennt-
nisreichen, dennoch unsentimentalen Werk.
Gottfried Kazda INDIEN — Impressionen des Südens Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2011, 62 Seiten, € 18,90
Dies ist das fünfte Buch mei-
nes lieben Freundes Gott-
fried, das ich an dieser Stelle
die Erlaubnis habe, zu prä-
sentieren — und sein zweites
Buch über Indien. Die Im-
pressionen aus den Nord-
Osten des Subkontinents er-
schienen vor einem Jahr und
im Januar 2011 bereiste er
Indiens Süden mit der schon
bewährten privaten Reisegruppe. Die Reise für Teil drei —
in den Westen des Landes — ist in Vorbereitung und es ist
zu erwarten, dass auch dieses Buch wiederum in einem
Jahr erscheinen wird. Gottfrieds Impressionen sind leicht
hingehauchte, dennoch farbstarke Motive und Gedanken,
die er in ihrem Angesicht hatte. Er führt beide Bereiche
zusammen und so ge-
lingt es ihm, aus Details
und minimalistischen An-
deutungen eine dichte
Atmosphäre zu schaffen,
die dem Betrachter den
Eindruck vermitteln, selbst
gesehen und gespürt zu
haben. Die Auswahl der
Eindrücke beschränkt
sich wohltuend auf das
Schöne und Erhabene.
Impressum: Verantwortlich im Sinne des Presserechtes
und des Telemediengesetztes:
Evelyn Rittmeyer
Am Vogelgesang 1
65718 Eppstein-Bremthal
Tel.: 06198—58 56 960
Fax: 06198—58 56 961
Mobile: 0172—850 17 21
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Internet: www.evelynrittmeyer.de (Das vollständige Impressum dort gilt ebenfalls für diesen Newsletter)
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Ihrem Wunsch wird so schnell wie möglich
entsprochen.
Herzlichen Dank!
Evelyn Rittmeyer, HP Psych.
Privatpraxis für Psychotherapie &
Energy Resource Coaching
Unter besonderer Berücksichtigung:
Hochsensibilität
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