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Research Collection Doctoral Thesis Charakterisierung der diabetischen und urämischen Neuropathie durch die elektromyographische Evaluation des Refraktärverhaltens von motorischen Nerven Author(s): Faisst, Siegfried Publication Date: 1981 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000226238 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

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Research Collection

Doctoral Thesis

Charakterisierung der diabetischen und urämischenNeuropathie durch die elektromyographische Evaluation desRefraktärverhaltens von motorischen Nerven

Author(s): Faisst, Siegfried

Publication Date: 1981

Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000226238

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Diss. ETH Nr. 6834

CHARAKTERISIERUNG DER DIABETISCHEN UND

URÄMISCHEN NEUROPATHIE

DURCH DIE ELEKTROMYOGRAPHISCHE

EVALUATION

DES REFRAKTÄRVERHALTENS VON

MOTORISCHEN NERVEN

ABHANDLUNG

zur Erlangung des Titels eines

Doktors der technischen Wissenschatten

der

EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZÜRICH

vorgelegt von

SIEGFRIED FAISST

Dipl. El.-Ing. ETHZ

geboren am 22. Dezember 1948

von Österreich

Angenommen auf Antrag von

Prof. Dr. M. Anliker, Referent

Prof. Dr. G. Baumgartner, Korreferent

1981

aku-Fotodruck, Zürich

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für Grigia

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Verdankung

Mein aufrichtiger Dank gilt Herrn Prof. Dr. M. Anliker,dem Leiter des Instituts für Biomedizinische Technik der

Universität und der ETH Zürich, der mir diese interessante

interdisziplinäre Arbeit im modern eingerichteten Institut

ermöglichte, mich immer wohlwollend unterstützte und

konstruktive Anregungen gab, sowie das Referat übernahm.

Ebenso möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. G.

Baumgartner, dem Direktor der Neurologischen Klinik des

Universitätsspitals Zürich, herzlich für die Bereitstellungder Untersuchungsräume und die Übernahme des Korreferates

bedanken.

Herrn Dr. M. Meyer, Oberarzt und Leiter des EMG-Labors

in der Neurologischen Klinik gebührt mein besonderer Dank

für die gute Zusammenarbeit und für die Auswahl und

Organisation von Patienten.

Ebenso möchte ich mich bei Herrn Dr. B. Morel und Herrn

Dr. 0. Porr von der Medizinischen Klinik für die

diabetologischen Daten bedanken und Herrn Dr. K. Zaruba vom

Waidspital Zürich für die Zusammenarbeit mit der

Hämodialysestation.

Herrn Prof. Dr. J. Kimura, Chef der Klinischen

Neurophysiologie des Universitätsspitals Iowa City, Iowa,USA, verdanke ich wertvolle und anspornende Anregungen zu

dieser Arbeit.

Nicht zuletzt sei allen Probanden, Mitarbeitern und

Kollegen im Institut für Biomedizinische Technik und in der

Neurologischen Klinik für die unentbehrliche Mitarbeit und

die gute Atmosphäre gedankt.

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_ 4 _

INHALT

Kurzfassung 6

Abstract 7

I EINLEITUNG 9

II NEUROPHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN 15

2.1 Erregungs- und Übertragungsvorgänge am

myelinisierten Axon 15

2.2 Faktoren die die Erregbarkeit beeinflussen 21

2.2.1 Erhöhung der Erregbarkeit 21

2.2.2 Verminderung der Erregbarkeit 22

2.3 Zusammenhang zwischen RRP, SNP und "entrainment

interval" 232.1 Die Kanalkapazität eines Axons 26

2.5 Die Beeinträchtigung der Informationsübertragungdurch Störungen an der Nervenmembran 28

2.6 Abschätzung der Sensitivität der Nervenleitge-schwindigkeit und der relativen Refraktärperiode 30

III METHODEN ZUR MESSUNG DER ABSOLUTEN REFRAK-

TÄRPERIODE UND DER SUBNORMALEN PERIODE IN

PERIPHEREN MOTONEURONEN 33

3.1 Prinzip der Refraktärperiodenbestimmung und

experimentelle Methoden 3t

3.2 Nichtinvasive Bestimmung der Refraktärperioden an

motorischen Nerven mit Hilfe der Kollisionstechnik 353.3 Physiologische Systemdefinition für die

Quantifizierung des Muskelsummenpotentials 41

3.4 Berechnung der ARP-Verteilungs¬und -Dichtefunktion 47

3.5 Ermittlung der Interval-Ratio Funktion und

der subnormalen Periode 50

IV EXPERIMENT 54

4.1 Anordnung 544.2 Stimulation des Nervs 54

4.3 Ableitung des Muskelpotentials 574.4 Experimenteller Ablauf 574.4.1 Vorbereitung 574.4.2 Untersuchung 59

V PARAMETERSTUDIEN 64

5.1 Auswertung der Messresultate 64

5.2 Untersuchungsbedingungen 655.3 Einfluss der Temperatur auf die ARP und SNP 695.4 Einfluss der Länge des konditionierten

Nervenabschnittes 705.5 Einfluss der antidromen Aktivität 725.6 Einfluss der Stimulationsintensität 745.7 Reproduzierbarkeit der SNP 75

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- 5 -

KLINISCHE RESULTATE 78

Vergleich der ARP und der SNP

eines Diabetiker- und Kontrollkollektivs 78Die Abhängigkeit der SNP von der

Insulin - Therapie bei Diabetikern 81

Der Einfluss der Hämodialyse auf die SNP bei

Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz 90

DISKUSSION UND SCHLUSSFOLGERUNG 96

Methode 96ARP Verteilung 97Subnormale Periode 99Klinische Resultate bei Diabetikern 101

Klinische Resultate bei Dialysanten 103

Schlussfolgerung 105

LITERATURVERZEICHNIS 106

ANHANG 116

Berechnung der Länge des konditionierten

Nervenabschnittes 116

Berechnung der Kreuzkorrelationsfunktion im

Frequenzbereich 118

Berechnung des relativen Fehlers der spektralenGeschwindigkeit durch die Dispersion der ARP 121

STICHWORTVERZEICHNIS 123

Lebenslauf 1

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- 6 -

Kurzfassung

Die primäre Voraussetzung für die Nervenleitung ineiner Nervenzelle ist die Erregbarkeit der Nervenmembran.Eine Veränderung der Membraneigenschaften, die für die

Erregbarkeit und die transienten Vorgänge in der Membran

während und nach der Erregung verantwortlich sind, hat eine

Veränderung des sogenannten Reftraktärverhaltens zur Folge.Eine theoretische Abschätzung am Beispiel eines segmentaldemyelinisierten Axons lässt vermuten, dass die Messung des

Refraktärverhaltens bei kleinen Störungen um ein Vielfaches

sensitiver als die Messung der Nervenleitgeschwindigkeitsein könnte. Durch die Evaluation des refraktären

Verhaltens des Nervs scheint es deshalb möglich, die ersten

funktionellen und wahrscheinlich noch reversiblen Störungendurch einen pathologischen Prozess an der Membran

festzustellen, was für die Früherkennung und Beurteilungeiner Neuropathie und für eine verbesserte Therapiekontrollevon klinischer Bedeutung sein könnte.

In der vorliegenden Arbeit wird eine nichtinvasiveMethode vorgestellt, die es erlaubt, auf

elektroneurographische Weise das refraktäre Verhalten

peripherer motorischer Nerven zu evaluieren. Die Methodestützt sich auf die sog. Kollisionstechnik und eine

computerunterstützte Acquisition der Muskelsummenpotentialeund ihrer Auswertung mittels einer Korrelationsanalyse. Ausder Grösse und der Latenz der Muskelantwort im

konditionierten Nerv wird die Verteilung der absoluten

Refraktärperioden und die Leitungseigenschaft während der

Refraktärphasen im untersuchten Nervenbündel bestimmt.

Daraus wird die mittlere absolute Refraktärperiode (ARP) und

die subnormale Periode (SNP) berechnet. Der N. unaris wurde

mit einem Stimulationspaar proximal des Ellbogens und einem

dritten Stimulus am Handgelenk stimuliert. Das

Muskelsummenpotential wurde am Abductor digiti minimi

abgeleitet. Stimulation und Ableitung erfolgten mit

Oberflächenelektroden.

Mit dieser Technik wurden die Normalwerte für diemittlere ARP (1.1 + 0.3 msec) und die SNP (1.6 ± 0.4 msec)bei 20 gesunden Probanden evaluiert. An einer kleinen

Probandengruppe (N=13) wurde gezeigt, dass die SNP um 0.1msec zunimmt, wenn die konditionierte Nervenlänge um 10 mm

vergrössert wird. An einzelnen Probanden wurde gezeigt,dass die ARP bei einer Erhöhung der Stimulationsintensitätverkürzt wird, die SNP aber unverändert bleibt. Ein Anstiegder Gewebetemperatur hatte eine Verkürzung der SNP und derARP zur Folge.

Die mittlere ARP von 19 Diabetikern und 7 Urämikernunterschied sich nicht signifikant von den Normalwerten,jedoch wurde bei den Urämikern höhere Stromstärken benötigt,um alle motorischen Fasern des Nervenbündels zu erregen.

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- 7 -

Bei den 19 Diabetikern, von denen nur bei wenigenklinisch eine Neuropathie nachweisbar war, war die SNP um

100 % gegenüber dem Normalwert verlängert, und die

Nervenleitgeschwindigkeit um 17 % gegenüber dem

Probandenkollektiv verkürzt. Die Patienten mit diskreten

Anzeichen einer Neuropathie zeigten eine Erhöhung der SNP

bis zu 200 %. Vier Diabetiker wurden mit einem portablen

Insulin-Dosiergerät therapiert und waren für mehrere Wochen

frei von Glucosurie. In dieser Zeit verringerte sich die

SNP um etwa 1 msec/Monat, bis sie den Normalbereich

erreichte.

Sechs von sieben Urämikern erreichten Normalwerte der

SNP nach der Hämodialyse. Die SNP-Werte lagen vor der

Dialyse bis zu 200 % über dem Normalwert. Die

Verschlechterung der SNP zwischen den Dialysesessionen war

ausgeprägter (40 %) bei den Patienten mit 2 wöchentlichen

Dialysesessionen als bei den Patienten mit 3 wöchentlichen

Sessionen (28 J).

Die langfristige Verbesserung der SNP bei den

Diabetikern während der optimalen Insulintherapie könnte auf

eine Remyelinisierung der entmarkten Internodien schliessen

lassen, während die kurzfristigen Verbesserungen durch die

Dialyse bei den Urämikern auf die Elektrolyt-Abhängigkeitder SNP hindeutet.

Abstract

The excitability of the nerve membrane is the primary

underlying mechanism of nerve conduction. Changes in the

membrane characteristics which are responsible for the

excitability and the transient process during excitation and

the subsequent phases result in altering the so-called

refractoriness. A theoretical estimation for the case of

segmentally demyelinated axons suggests that refractoriness

is a more sensitive measure than conduction velocity.Therefore it might be possible to detect early stages of a

pathological process by evaluating the complex refractory

conditions in the nerve.

A Computer assisted method is described which allows a

noninvasive measurement of excitability and conduction

velocity during the relative refractory period of alfa motor

fibres in peripheral nerves. The method is based on a

collision technique combined with a correlation analysis of

the Compound muscle action potential. The ulnar nerve was

stimulated by paired shocks above the elbow and a Singleshock at the wrist. The Compound muscle action potential

was recorded by surface electrodes placed at the hypothenar

belly tendon Position. Using this procedure normal values

for the mean absolute refractory period (1.1 ± 0.3 msec) and

the subnormal period (SNP) (1.6 ± 0.4 msec) were measured in

20 control subjects. The SNP increases by 0.01 msec for

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each 1 mm length of the conditioned nerve section. Stimulus

intensity influenced the absolute refraotory period but not

the SNP. Temperature was found to affect both the absolute

and the subnormal periods.

The mean absolute refraotory period of 19 diabetic and

7 uremic patients was not signifioantly different from the

controls, however the uremic patients needed a highercurrent for maximal Stimulus intensity. In 19 diabetics

most of them without clinical signs of neuropathy the mean

SNP was longer by 100 t compared to the normal value.

Patients with discrete signs of neuropathy showed up to

200 % increase compared to the normal value, whereas the

mean conduction velocity differed by 17 % from the normals.

Four diabetic patients were treated by portable Insulin

infusion pumps, and were for several weeks free of

glucosuria. In this period the SNP decreased by about 1

msec/month until it reached the normal ränge.

In six of the seven uremic patients the SNP reached

normal values after haemodialysis, and increased in between

the dialysis sessions by up to 200 % compared to the normal

value. Increase of the SNP inbetween the dialysis sessions

was more pronounced (40 t) in patients with 2 weeklysessions compared with patients with 3 weekly sessions

(28 *).

The long term recovery of the SNP in diabetic patientsduring near normal glucoregulation suggests a remyelinationof affected internodes, while in uremic patients the fast

recovery of the SNP during haemodialysis suggests the

electrolyte-dependence of the SNP.

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- 9 -

Kap. I

I

EINLEITUNG

Die Experimente mit elektrisch erregbaren Zellen haben

schon im letzten Jahrhundert die Wissenschaftler

beschäftigt. Harey (1876) hat festgestellt, dass nach einer

ersten Erregung am Herzmuskel des Frosches eine Periode

folgt, in der er mit einer zweiten Stimulation keine

Extrasystole hervorrufen konnte und er bezeichnete diese

Phase als "periode refractaire". Vom selben Phänomen an

Froschnerven und -Muskel berichten Boycott (1899), Gotch und

Burch (1899), Lucas (1909), Gotch (1910) und Adrian (1921).

Einen entscheidenden Fortschritt in der

Neurophysiologie brachte die Erfindung des Kathodenstrahl-

Oszillographs. Damit wurde es möglich lokale Erregungen an

der Nervenmembran und die Aktionspotentiale einzelner Fasern

in einem Nervenbündel zu visualisieren (Erlanger, Gasser und

Bishop, 1924). Insbesonders konnten nun auch die geringen

Laufzeitunterschiede dieser Aktionspotentiale während der

Refraktärphasen gemessen werden (Erlanger et al., 1927,

Bishop und Heinbecker, 1930, Huxley und Stampfly, 19^9).

Die verbesserten Messmethoden erlaubten nun auch die

Untersuchungen der schnell leitenden myelinisierten

Nervenfasern von Warmblütern (Gasser und Grundfest, 1936,

Eccles und O'Connor, 1938). Graham (1935) studierte die

Form der Nervenaktionspotentiale, insbesonders der

Nachpotentiale und deren Zusammenhang mit der Erregbarkeit

und den Leitungseigenschaften in den refraktären Phasen.

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- 10 -

Kap. I

Ebenfalls wurden verschiedene Einflüsse wie Temperatur,

Drogen (Anästhetika), usf. auf die Refraktärität

experimentell untersucht (Graham und Lorente De No, 1938,

Hursh, 1939, Tasaki, 1919)

Neben dem Einsatz technischer Mittel in der

Neurophysiologie führten physikalische und elektrotechnische

Prinzipien zu einem Modell der quantitativen Beschreibung

des Nervenaktionspotentials und der Nervenleitung (Hodgkin

und Huxley, 1952), das noch heute die Grundlage

theoretischer Überlegungen für Nervenleitung und

Refraktärität auch an myelinisierten Nervenfasern bildet

(siehe auch Steward, 1973, Brill et al., 1977, Chiu et al.,

1979).

Nach der Fülle von Erkenntnissen durch die

experimentellen Untersuchungen der Erregbarkeit der

Nervenmembran und der Nervenleitung, die sich nun auf die

myelinisierten Nerven der Warmblüter ausgedehnt hatten,

wurde es notwendig die Refraktärphasen einheitlich zu

definieren (siehe Fig. 2.2). Dabei bildete sich der Begriff

"absolute refractory period for spike initiation" für das

kleinste Intervall, bei dem eine lokale Erregung der

Nervenmembran durch den zweiten Reiz möglich war. Als

"critical interval for conduction" oder "refractory period

for transmission" wurde das kleinste Intervall bezeichnet,

bei dem der zweite Reiz zu einem weitergeleiteten Signal

führte. Der Begriff "relative refractory period" wurde für

die anschliessende Phase angewandt, in der der zweite Reiz

nur mit einer erhöhten Reizstärke ein weitergeleitetes

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- 11 -

Kap. I

Signal zu erregen vermochte (Tasaki, 1953 f Paintal, 1966,

Paintal, 1973). Da in der klinischen Untersuchung das

Membranpotential einzelner Nervenfasern nicht messbar ist,

sondern nur das weitergeleitete Nervenaktionspotential,

beschränkte man sich in der klinischen Neurophysiologie auf

die Begriffe "absolute refractory period" (Absolute

Refraktärperiode, ARP), das dem "critical interval for

conduction" entspricht, und auf "relative refractory period"

(Relative Refraktärperiode, RRP).

Untersuchungen der Refraktärperioden am Menschen

begannen in den Fünfzigerjähren (Wagman und Flick, 1951).

Erste Ergebnisse der absoluten Refraktärperiode und der

relativen Refraktärperiode, die mit frühen

elektrophysiologischen Ergebnissen verglichen werden können,

wurden von Gilliat und Willison (1963) von gemischten Nerven

von vier Probanden berichtet. Weitere Resultate wurden von

Buchthal und Rosenfalk (1966), Lowitzsch et al, 1973, sowie

Tackmann und Lehmann (1974) berichtet. Neben der

Doppelstimulationstechnik wird durch Lowitzsch et al., 1973,

Lowitzsch und Hopf, 1975 auch die Impulsserien-Technik

eingesetzt.

Erste Ergebnisse über die relative und absolute

Refraktärperiode speziell an peripheren Motoneuronen werden

von Bergmans, 1973, Hopf und Lowitzsch, 1975, Kimura, 1976,

und Kimura et al., 1978, Kopec et al., 1978, mitgeteilt

(siehe auch Buchthal und Engbäk, 1963).

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- 12 -

Kap. I

In den letzten zwei Jahrzehnten wurden verschiedene

Studien durchgeführt, um mit der Erzeugung experimenteller

Neuropathien die Einflüsse verschiedener Mechanismen auf das

refraktäre Verhalten der Nervenfasern und Faserbündel zu

erfassen. Die Resultate von Cragg und Thomas, 1964,

McDonald und Sears, 1970, Lehmann et al., 1971, Davis, 1972,

Low und McLeod, 1977, zeigten eine erhöhte relative

Refraktärperiode vor allem bei demyelinisierenden

Neuropathien.

Die Messung der relativen Refraktärperiode bei

Patienten mit multipler Sklerose ergab den Verdacht, dass

sich der demyelinisierende Prozess auch auf das periphere

Nervensystem ausdehnt (Hopf, 1965, Hopf und Eyshold 1978,

siehe auch Lehmann und Tackmann, 1970, Rasminski und Sears,

1972, McDonald, 1971, Swadlow und Waxman, 1976). Berichte

von Lowitzsch et al., 1973> Lowitzsch und Hopf, 1975, und

Tackmann et al., 1975, liessen signifikante pathognostische

Resultate durch die Messung der relativen Refraktärperiode

bei verschiedenen Polyneuropathien erwarten (siehe auch

Betts et al., 1978, Delbeke et al., 1978, Roberts und

Troloppe, 1979). Maurer et al. (1977) berichteten von

einer verkürzten relativen Refraktärperiode bei Hypokaliämie

bei normaler absoluter Refraktärperiode und

Leitgeschwindigkeit (siehe auch Layzer et al., 1967).

Von zusätzlicher Bedeutung ist die Kenntnis der

refraktären Verhältnisse eines Nervenbündels bei der

Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeitsverteilung nach der

Doppelstimulationstechnik von Hopf (1962). Ohne deren

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- 13 -

Kap. I

Berücksichtigung würde das Ergebnis falsch interpretiert

(Betts et al., 1976). Die Methode von Hopf wurde in unserem

Institut bereits vor einigen Jahren computersiert (Leifer et

al., 1976, 1977). Eine Abschätzung des Fehlers, der durch

die Dispersion der absoluten Refraktärperiode bei der

Bestimmung des Geschwindigkeitsspektrums motorischer

Nervenbündel entsteht, wird in dieser Arbeit beschrieben.

Die refraktären Eigenschaften sind Ausdruck transienter

Vorgänge an der Nervenmembran während und nach der Erregung,

die eine primäre Voraussetzung der Nervenleitung darstellt.

Ist die Erregbarkeit aus irgend einem Grunde vermindert, so

kommt es sekundär auch zu Störungen der Nervenleitung. Mit

der Untersuchung der Refraktärperioden darf man also

erwarten, pathologische Prozesse schon früh erkennen zu

können, bevor eine Beeinträchtigung der Nervenleitung

messbar wird. Die Untersuchungen experimenteller

Neuropathien, die ersten klinischen Resultate bei

demyelinisierenden Neuropathien und neurophysiologische

Arbeiten über den Einfluss von Elektrolyt-

Konzentrationsänderungen (Frankenhäuser, 1958, Baker et al.,

1962, Chandler et al., 1965, Neumke et al., 1980) und die

Abschätzung in Kap. 2.3 lassen erwarten, dass mit der

Refraktärzeitmessung spezielle Membranstörungen erfassbar

werden. Die Refraktärzeitmessung könnte somit zur

zusätzlichen Charakterisierung von Neuropathien sowie zu

einer verbesserten Therapiekontrolle beitragen (siehe auch

Kimura, 1981).

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- 14 -

Kap. 1

Aus diesem Grund wurde hier eine Methode entwickelt,

die eine nichtinvasive, gut erträgliche Untersuchung der

Erregbarkeit peripherer Nerven und deren

Leitungseigenschaften während der Refraktärphasen erlaubt,

und somit für den klinischen Gebrauch geeignet ist. Die

Anwendbarkeit dieser Methode wird am Beispiel der

diabetischen und urämischen Neuropathie aufgezeigt.

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- 15 -

Kap. II

II

NEUROPHYSIOLOGISCHE GRUNDLAGEN

2.1 Erregungs- und Übertragungsvorgänge am

myelinisierten Axon

Wird eine Nervenzelle *) gereizt, so ändern sich das

Membranpotential und die Ionenpermeabilität bzw. die

Ionenleitfähigkeit. Ist der Reiz stark genug, kommt es zu

einer selbständigen Erregung und zum Aufbau eines sog.

Nervenaktionspotentials *«) (NAP), das im Nerv das

weitergeleitete Signal darstellt und - im Falle von

Motoneuronen - an den zugehörigen Muskelfasern zur

Kontraktion führt. Bei der Bildung eines NAP spielen sich

folgende Vorgänge ab: Durch den Reiz wird das Ruhepotential

an der Membran verringert, bis es die sog. Reizschwelle

erreicht. Wird diese Schwelle überschritten, kommt es zu

einem Anstieg der Na+ Leitfähigkeit der Na+ Kanäle, und als

Folge zu einem lawinenartigen Na+ lonenfluss in das Neuron.

Dadurch bricht das Membranpotential rasch zusammen

(Depolarisationsphase). Gleichzeitig steigt die K+

Leitfähigkeit der Kaliumkanäle an, was einen K+ lonenfluss

*) Der Aohsenzylinderfortsatz der Nervenzelle wird auch als

Axon bezeichnet.

••) Der Hauptanteil (Depolarisations- und Repolarisations-phase) des Nervenaktionspotentials wird auch als

"Nervenimpuls", "Impuls" oder "Spike" bezeichnet.

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16

Kap. II

aus dem Neuron zur Folge hat, und wodurch der Wiederaufbau

des Ruhepotentials (Repolarisationsphase) bewirkt wird. Da

die Erhöhung der Kaliumleitfähigkeit später einsetzt und

länger andauert als die Na+ Leitfähigkeit, kommt es

anschliessend an die Repolarisationsphase zu einer

Hyperpolarisation, die man als Ursache der relativen

Refraktärperiode annimmt (Fig. 2.1).

+ + + A

II iiiiiu.- n. w»»»«mwi]ii—iijiumi i

J + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + +

Fig. 2.1: Schematische Darstellung zweier Nervenaktions-

potentiale (NAP) und der zugehörigen Ionenströme an der

Nervenmembran (aus C.F. Stevens, 1979). Ein NAP pflanztsich entlang der Membran fort, indem örtlich begrenzt Na+

Ionen in die Faser einströmen und etwas später K+ Ionen aus

ihr herausströmen. Dadurch verändert sich vorübergehend das

Membranpotential. Durch den etwas länger anhaltenden K+

lonenfluss kann es nach der Repolarisationsphase zu einer

Hyperpolarisation kommen, die man als Ursache der Relativen

Refraktärperiode annimmt.

Wird das zweite NAP während der sog. Refraktärphasenz. B. durch eine Stimulation erzeugt, so können aus der

Amplitude und der Laufzeit des zweiten NAP's die

Erregbarkeit der Faser und die Leitungseigenschaften während

der Refraktärphasen bestimmt werden.

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Kap. II

- 17 -

Depolarisation, Repolarisation und Hyperpolarisation

sind also auf das Membranpotentlal bezogene Phasen des NAP.

Daneben gibt es die sog. Refraktärphasen, die sich auf die

Erregbarkeit der Nervenfaser während der Depolarisations-

und Repolarisationsphase und danach beziehen.

Paintal (1966) hat diese Refraktärphasen wie folgt

definiert (Fig. 2.2a):

- Während die Na+ Kanäle geöffnet sind, ist die

Nervenmembran unerregbar (absolut refraktär). Die

Reizschwelle ist "unendlich" hoch. Ist das Intervall

zwischen dem ersten und zweiten Stimulus genügend gross

(ARP^, "absolute refractory period for spike Initiation"),

so ist die Membran beim zweiten Stimulus lokal erregbar,

das Aktionspotential ist aber kleiner als ca. 10 % eines

normalen Aktionspotentials und wird nicht weitergeleitet

(Abortiver SpiKe).

- Ist das Interstimulusintervall grösser oder gleich ARPk

("critical interval for conduction"), so kommt es beim

zweiten Stimulus zur selbständigen Erregung der Membran

und das entstehende Aktionspotential wird weitergeleitet.

- Während der anschliessenden relativen Refraktärperiode

(RRP), ist die Reizschwelle immer noch erhöht und das

Aktionspotential ist kleiner als im nicht refraktären

Zustand. Die RRP dauert bis zur Normalisierung der

Reizschwelle, bzw. bis das zweite NAP an der Reizstelle

dieselbe Grösse wie das erste NAP erreicht.

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- 18 -

Kap. II

Wie schon erwähnt, ist ARP^ in der klinischen

Neurophysiologie nicht messbar, sondern nur ARP^. Aus

diesem Grund steht im folgenden ARP immer für ARPk. Die ARP

der einzelnen Axone eines Nervenbündels sind nicht genau

identisch. Nach Paintal (1966) ist die ARP umgekehrt

proportional zur Nervenleitgeschwindigkeit und zum

Durchmesser des Axons. Die statistische Verteilung der ARP

im Nervenbündel ist definiert als das Verhältnis erregbarer

Axone zur totalen Anzahl Axone des Nervenbündels in Funktion

des Interstimulusintervalls.

Fig. 2.2: (gegenüberliegende Seite)(a) Definition der absoluten Refraktärperiode und relativen

Refraktärperiode nach Paintal (1966) an einer einzelnen

Nervenfaser: Die Membran wird durch das erste NAP

konditioniert. ARP^ (i steht für "spike Initiation")bezeichnet das minimale Intervall, mit dem eine lokale

Erregung durch einen zweiten Reiz an der Membran

ausgelöst werden kann. ARP^ (k steht für "kritisches

Intervall für Weiterleitung") bezeichnet das kleinste

Intervall, bei dem das NAP weitergeleitet wird. (im

folgenden steht ARP immer für ARP^). Während der

relativen Refraktärperiode (RRP) ist die Reizschwelle

(strichliert) höher und die Amplitude des zweiten NAP

kleiner als im unkonditionierten Zustand.

(b) Die ARP-Verteilung eines Nervenbündels beschreibt den

prozentualen Anteil erregbarer Fasern im Nervenbündel

als Funktion des Interstimulusintervalls. ARpminbezeichnet die ARP des zuerst erregbaren Axons, ARPmaxdie ARP des zuletzt erregbaren Axons.

(c) Während der RRP ist die Nervenleitgeschwindigkeitverlangsamt (subnormale Periode). Dieser Periode

schliesst sich eine Phase mit erhöhter Nervenleit¬

geschwindigkeit an (supernormale Periode). SNP

bezeichnet das Intervall, am Übergang von sub- zu

supernormaler Leitung.

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Kap. II

- 19 -

20i

> i 1 \ l

£ 0> i \ 1 \ i

1 -20'c

\ es. 1 \ 1 \l\ f\ 1 11 11\ 1 \ 1 \l 1

S -40- <' \\ \ Ao.c

2 -60 \ *•' / YAW-V /Reizschwelle

E

| -80#

V V / V Kvi / Kk

Ruhepotential-100-1 'ARP,ARP,. RRP

c

3

CD

>

CL

<

CD

T3C

iu(/)

m

110-1

100

80

ARPmm

^""max supernormal

subnormal

Hh

1 2

Interstimulusintervall (msec)

Fig. 2.2 (Beschreibung auf gegenüberliegender Seite)

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Kap. II

Die ARP-Verteilungsfunktion (Fig. 2.2b) ist eine stetig

ansteigende Funktion zwischen ARPmin» der ARP des zuerst

erregbaren Axons, und ARPmax, der ARP des zuletzt erregbaren

Axons im Nervenbündel.

Durch das NAP werden die Reizschwelle und das

Ruhepotential an der Membran temporär verändert,

d. h. konditioniert. In diesem transienten konditionierten

Zustand wird die Nervenleitgesohwindigkeit durch die

veränderte Erregbarkeit beeinflusst. Betrachtet man die

Nervenleitgesohwindigkeit in einem konditionierten Nerv so

stellt man folgende Phasen fest (Fig. 2.2c):

- Eine subnormale Phase, die der ARP folgt und gleich lange

wie die RRP andauert.

- Eine supernormale Phase, die der subnormalen Phase folgt

(nicht in allen Neuronen nachgewiesen).

- Eine späte subnormale Phase, die der supernormalen Phase

folgt (nicht in allen Neuronen nachgewiesen).

In der klinischen Neurophysiologie wird die subnormale

Periode im allg. mit der RRP gleichgesetzt. Da sich die RRP

auf die Erregbarkeit der Nervenmembran und die subnormale

Periode auf die Nervenleitung bezieht, werden aber hier die

Begriffe "subnormale Periode" und "relative Refraktär-

periode" getrennt. Mit SNP wird im folgenden immer das

Interstimulusintervall am Übergang von sub- zu supernormaler

Leitung bezeichnet.

Die Ursache der RRP ist nicht vollständig geklärt.

Möglicherweise ist die RRP durch den später einsetzenden K+

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Kap. II

Ionenfluss bedingt. Guyton (1972) führt an, dass durch den

K+ Ionenfluss unmittelbar ausserhalb des Kaliumkanals

transient eine erhöhte Ionendichte entsteht, wodurch das

Ruhepotential vorübergehend verändert wird, und dadurch zu

einer niedrigeren Erregbarkeit führt. Der K+ Ionenfluss ist

aber bei den Neuronen höherer Säugetiere nicht gesichert

(Kocsis et al., 1980). Hingegen scheint der Einfluss der

extrazellulären K+ Konzentration auf die Erregbarkeit

bewiesen zu sein (Layzer et al., 1967, Maurer et al., 1977).

2.2 Faktoren die die Erregbarkeit der Nervenmembran

beeinflussen

Die in diesem Kapitel angeführten Faktoren führen zu

einer allgemeinen Erhöhung oder Verminderung der

Erregbarkeit. Inwiefern diese Veränderungen der

Erregbarkeit auch für die refraktären Phasen zutreffen,

müsste durch neurophysiologische Untersuchungen abgeklärt

werden. Eine Beeinflussung des refraktären Verhaltens durch

eine Elektrolytveränderung scheint nach den Resultaten in

Kap. 6 aber wahrscheinlich.

2.2.1 Erhöhung der Erregbarkeit

Jeder Umstand, der die natürliche Permeabilität der

Nervenmembran erhöht, verursacht im allg. eine Erhöhung der

Erregbarkeit der Membran. So z. B. erhöht Veratrin direkt

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Kap. II

die Na+ Permeabilität der Membran, wodurch die Reizstärke

für eine selbständige Erregung reduziert wird. Die Membran

kann bei einer entsprechenden Dosierung des Medikamentes so

stark erregbar werden, dass selbständig spontane Erregungen

erfolgen.

Ein sehr wichtiger Faktor für die Erregbarkeit spielt

die extrazelluläre Kalzium-Konzentration. Die Kalzium Ionen

vermindern normalerweise die Na+ Permeabiltät, indem sie den

Kanaleingang "besetzen" können. Wenn andererseits nicht

genügend Kalzium Ionen vorhanden sind, wird die Na+

Permeabilität erhöht, und daraus resultiert eine erhöhte

Erregbarkeit. Im Extremfall kann es dann zur Selbsterregung

der Membran kommen, wodurch eine Tetanie verursacht wird,

die als "Kalzium-Mangel Tetanie" bekannt ist.

2.2.2 Verminderung der Eregbarkeit

Im Gegensatz zu den Faktoren die die Erregbarkeit

erhöhen, vermindern die sog. "Stabilisatoren" die

Erregbarkeit. Eine hohe Kalzium Konzentration z. B.

vermindert die Na+ Permeabilität und reduziert somit die

Erregbarkeit. Eine niedrige extrazelluläre Kalium¬

konzentration bewirkt eine Stabilisierung. Im Extremfall

kann dadurch eine scheinbare Lähmung auftreten, die als

"familiäre hypokaliämische periodische Paralyse" bekannt

ist.

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- 23

Kap. II

Die Lokalanästhetika (z. B. Cocain, Procain,

Tetracain) wirken ebenfalls als "Stabilisatoren", indem sie

direkt die Na+ Permeabilität der Membran reduzieren. Bei

entsprechender Dosierung wird die Reizschwelle nicht mehr

erreicht, womit es zur Blockierung der Aktionspotentiale im

anästhesierten Gebiet kommt.

2.3 Zusammenhang zwischen RRP, SNP und "entrainment

interval"

Durch die veränderte Reizschwelle und das geänderte

Ruhepotential im refraktären Nervensegment wird die

Nervenleitgeschwindigkeit beeinflusst. Der Einfluss ist am

grossten bei kleinen Interstimulusmtervallen und nimmt mit

zunehmender Grosse des Intervalls ab. Wird ein NAP in der

RRP erzeugt, so ist die Zeit der Depolarisation vom

Ruhepotential bis zur Reizschwelle verlängert, was eine

Reduktion der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Depolari-

sationsfront bedeutet. Damit vergrossert sich der Abstand

bzw. das Intervall zum konditiomerenden NAP, wodurch sich

das zweite NAP (Testimpuls) mehr und mehr dem

konditiomerenden Einfluss des ersten NAP entzieht. Bei

genügend langer Übertragungsstrecke unterliegt der

Testimpuls nicht mehr dem relativ refraktären Einfluss des

konditiomerenden Impulses und folgt diesem mit normaler

Geschwindigkeit und somit mit konstantem Abstand

(Fig. 2.3b).

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- 24 -

Kap. II

Andererseits, wenn der Testimpuls in der supernormalen

Phase des ersten NAP erzeugt wird, ist die Depolarisation

bis zur Reizschwelle beschleunigt, und daher die

Ausbreitungsgeschwindigkeit erhöht. Dadurch verkleinert

sich der zeitliche Abstand zwischen Testimpuls und

konditionierendem Impuls, und somit nähert sich der

Testimpuls mehr und mehr der Zone subnormaler Leitung. Nach

einer genügend grossen Übertragungsstrecke stabilisiert sich

der Abstand zwischen den beiden Impulsen schliesslich am

Übergang der Zonen supernormaler und subnormaler Leitung

(Fig. 2.3d).

Fig. 2.3 (gegenüberliegende Seite): Weg- Zeit Diagramm der

Übertragung zweier Impulse, ausgelöst durch S?(konditionierender Stimulus) und St (Test-Stimulus). Die

starke Linie entspricht der Depolarisationsfront, danach

folgen die absolut refraktäre Phase (ARP), die relativ

refraktäre Phase (RRP), und die supernormale Phase.

ISI0j bezeichnet das Interstimulusintervall zwischen Scund St.

(a) zeigt den Fall für ISIct < ARP: St löst kein

weitergeleitetes Signal aus.

(b) zeigt den Fall für ARP < ISIot < SNP: Das durch Stausgelöste NAP leitet anfänglich langsamer und

vergrössert seinen Abstand zum ersten NAP, bis es diesem

nach einer gewissen Übertragungstrecke mit konstanten

Intervall (dem "entrainment interval", EI) folgt.(c) zeigt den Fall ISIct = SNP: Das durch St ausgelöste NAP

folgt dem ersten mit konstantem Abstand.

(d) zeigt den Fall ISIct > SNP: Das durch St ausgelöste NAP

leitet anfänglich schneller und verkleinert seinen

Abstand zum ersten NAP, bis es diesem nach einer

bestimmten Übertragungsstrecke mit konstantem Abstand

(EI) folgt.(e) zeigt den Fall für ISIßf XSNP+Supernorm.Periode): Das

durch St ausgelöste NAP unterliegt nicht mehr dem

refraktären Einfluss von Sc und dem von S0 ausgelöstenNAP. Es leitet daher mit normaler Geschwindigkeit und

konstantem Abstand OEI) zum ersten NAP.

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Kap. II

25 -

a)Zeit (msec)

supernPeriode

SNPRRP

ARP

cWeg (mm) 100

0 ft«Sc-0 Weg (mm) 100

0 4*SC , r—

0 Weg (mm) 100

oi-Sp . ,—

0 Weg (mm) 100

Fig. 2.3: (Beschreibung auf gegenüberliegender Seite)

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- 26 -

Kap. II

Kocsis et al. (1979) haben an zentralen myelinisierten

Neuronen nachgewiesen, dass sich der Abstand zwischen zwei

Impulsen auf ein bestimmtes Intervall unabhängig vom

Interstimulusintervall stabilisiert, wenn der zweite Reiz in

der RRP oder in der frühen supernormalen Phase stattfindet.

Sie bezeichneten dieses Intervall als "entrainment interval"

(EI). Es wird geschätzt, dass für die Stabilisierung der

Impulse auf das "entrainment interval" eine minimale

Übertragungsstrecke von ca. 100 Internodien, d. h. ca. 100

mm notwendig ist.

2.4 Die Kanalkapazität eines Axons

Als Kanalkapazität wird die höchste Frequenz am selben

Ort bezeichnet, mit der Information fehlerfrei übertragen

werden kann, d. h. die höchste Stimulationsfrequenz, mit

der alle Impulse fehlerfrei übertragen werden können. Die

ARP begrenzt die maximale Frequenz, mit der

Aktionspotentiale in einer Zelle ausgelöst werden können.

Ist die ARP gleich 1 msec, so ist theoretisch die maximale

Frequenz, mit der NAP's in dieser Zelle erregt werden

können, 1000 Impulse pro Sekunde. Werden mehrere Impulse

mit dieser Frequenz am selben Ort erzeugt, so können sie

sich während der Übertragung wegen der subnormalen Leitung

gegenseitig "verdrängen" und z. T. auslöschen. Eine

unverfälschte d. h. frequenzgetreue Übertragung einer

Impulsserie über einen längeren Nervenabschnitt ist bei

dieser Stimulationsfrequenz nicht möglich. Die SNP begrenzt

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Kap. II

die Stimulationsfrequenz für die fehlerlose Übertragung der

Impulse, d. h. die "Kanalkapazität" des Neurons (siehe auch

Lowitzsch und Hopf, 1974). Eine SNP von 3 msec entspricht

also einer Kanalkapazität von ca. 330 Hz. (Die Einflüsse

der supernormalen und späten subnormalen Phasen sind

geringer als die der relativen Refraktärperiode und werden

bei der Betrachtung der Kanalkapazität im allg.

vernachlässigt).

Die Empfangsorgane motorischer Nerven an der Peripherie

(Synapse und Muskel) orientieren sich im allgemeinen an der

Anzahl Impulse pro Zeiteinheit, d. h. die Information ist

mit der Pulsfrequenz codiert. Da die Nerven - Muskel -

Übergänge und Muskelfasern nur kleinere Impulsfrequenzen als

das Neuron erlauben, ist bei dieser Signalübertragung die

Grenzfrequenz durch die Synapse bzw. den Muskel auf ca. 100

Impulse pro Sekunde beschränkt. Das Neuron ist also im

Normalfall nicht das limitierende Element in der Kette der

Informationsüberträger und besitzt eine gewisse Reserve an

Übertragungskapazität. Im Falle von Störungen der

Nervenfunktion kommt es daher zuerst zu einem Abbau dieser

Reserve, bevor eine wirkliche funktionelle Beeinträchtigung

stattfindet.

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Kap. II

2.5 Die Beeinträchtigung der Informationsübertragung

durch Störungen an der Nervenmembran.

Aus Kap. 2.1 geht hervor, dass das refraktäre,Verhalten

durch die transient veränderten Erregungseigenschaften an

der Membran nach einer Depolarisation bedingt ist. Die

Erregungseigenschaften sind durch die Membranpermeabilität

für Na+ und möglicherweise für K+, sowie die intrazellulären

und extrazellulären Elektrolytkonzentrationen bestimmt.

Tritt eine Veränderung der Elektrolytkonzentration oder der

natürlichen Membranpermeabilität ein, so muss dadurch eine

Auswirkung auf das refraktäre Verhalten erwartet werden.

Von pathologischen Veränderungen können entweder alle

Internodien eines Axons gleichmässig oder nur einzelne

Internodien (segmental) betroffen sein. Man nimmt an, dass

es sich bei der diabetischen Neuropathie primär um

segmentale Demyelinisierungen handelt, d. h. um

Veränderungen der Membraneigenschaften bei einzelnen

Internodien. Bei einem Patienten mit Niereninsuffizienz

kann hingegen vor und nach der Hämodialyse eine kurzfristige

Änderung der osmotischen Verhältnisse, Elektrolyt¬

konzentrationen und ev. der Permeabilität der Ionenkanäle

angenommen werden, die sich eher gleichmässig auf alle

Internodien auswirken.

Waxman und Brill (1978) haben numerisch nach der

Membrangleichung von Hodgkin und Huxley (1952) das NAP für

ein segmental demyelinisiertes Axon berechnet. Sie stellten

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Kap. II

fest, dass theoretisch ein einziges völlig demyelinisiertes

Internodium einen Impedanzsprung bewirkt, welcher zu einer

Blockierung des NAP führt. Ist jedoch das vorhergehende

Internodium teilweise demyelinisiert, so entsteht dadurch

eine stufenweise Impedanzanpassung, wodurch das NAP diese

"Hürde" überspringen kann. An dieser Stelle ist das NAP

jedoch breiter, die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) ist

verlangsamt und die Refraktärperioden sind verlängert, wie

Fig. 2.4 zeigt.

2 3 A B 0, D2 03 0, 4

V X XX) C K

Fig. 2.4: Simulation der Nervenleitung im demyelinisiertenAxon aus Waxman and Brill (1978). Die Nervenpotentialeberechnet für die Stellen 2, 3, A, B, D1, D2, usf. des

teilweise demyelinisierten Axons. Das teilweise

demyelinisierte Element (3-D1) vor dem vollständig

demyelinisierten (D1-D4) bewirkt eine stufenweise

Impedanzanpassung, wodurch das NAP die Stellen A, B, D1,usf. mit einer entsprechenden Verlangsamung und

Formveränderung "passieren" kann.

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Kap. II

- 30 -

2.6 Abschätzung der Sensitivität der Nervenleit-

geschwindigkeit und der relativen Refraktärperiode

Die folgende Abschätzung soll die unterschiedliche

Sensitivität der RRP (bzw. SNP) und der NLG am segmental

demyelinisierten Axon zeigen.

Nehmen wir folgendes bemarkte Axon an:

Internodienlänge li = 1 mm

Nervenlänge 1 = 300 mm

Nervenleitgeschw. NLG = 60 m/sec

RRP (des gesundenInternodiums)

RRP = 2 msec

Demyelinisierungsgrad = 5 %

In den demyelinisierten Segmenten finde eine annähernd

kontinuierliche Leitung statt, wodurch sich die

Leitgeschwindigkeit in diesen Segmenten auf die Hälfte

reduziere. Da die Refraktärperiode umgekehrt proportional

zur Geschwindigkeit ist (Paintal, 1966), verdoppelt sie sich

in den demyelinisierten Elementen.

Im gesunden Axon wäre mit diesen Annahmen die Laufzeit

L gleich:

300 mm

L = = 5 msec

60 m/sec

Dies ist gleich der Summe aller Latenzen (L^) pro

Internodium, woraus sich ergibt:

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Kap. II

- 31 -

L = 5 msec = 17 ftsec1 300

angenommenen Demyelinisierungsgrad wird in

300 . 0.05 = 15 Internodien die Laufzeit Lj_ verdoppelt, was

in der Summe die gesamte Laufzeit um 15 . 17 jusec = 255 ^sec

erhöht. Somit wird die Laufzeit durch die Demyelinisierung

um 5.1 % erhöht:

4L

= 5.1 %L

Bei den demyelinisierten Elementen wird der Testimpuls durch

die verdoppelte RRP vom ersten Impuls zusätzlich verzögert.

Diese Verzögerung hält solange an, bis das Intervall

zwischen dem konditionierenden und dem nachfolgenden

Test-Impuls gleich der grössten RRP in der durchlaufenen

Strecke ist. Die SNP erhöht sich dadurch proportional zur

RRP in den demyelinisierten Segmenten (vgl. Fig. 2.3). Die

SNP wird durch die Demyelinisierung also wie die RRP um

100 % verändert. Hit diesen Annahmen wäre die Messung der

SNP 20 mal sensitiver als die der Laufzeit.

Die rein kontinuierliche Leitung im demyelinisierten

Internodium, wie sie in dieser Abschätzung vereinfachend

angenommen wurde, tritt vermutlich im praktischen Falle

nicht auf. Es dürfte sich vielmehr um eine Mischung von

saltatorischer und kontinuierlicher Leitung, je nach der

Dichte der Ionenkanäle, handeln *). Auch genügen vermutlich

15 demyelinisierte Internodien nicht, um die Intervalle

zwischen den Impulsen zu verdoppeln **). Es hat sich aber

gezeigt (siehe Kap. 6.2, 7.1, 7.5), dass die SNP durchaus 20

Li = -

Bei dem

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- 32 -

Kap. II

mal sensitiver als die Leitgeschwindigkeit sein kann. Die

gemachten Annahmen bezüglich Geschwindigkeit und RRP in den

demyelinisierten Internodien dürften also für diese grobe

Abschätzung genau genug sein.

Ähnlich wie hier der Sensitivitätsunterschied zwischen

SNP und NLG am Beispiel einer rein demyelinisierenden

Neurophatie gezeigt wurde, kann dies auch auf andere Formen

von Neuropathien übertragen werden. Der Sensitivitäts-

unterschied macht sich vor allem bemerkbar, wenn nur wenige

Internodien Störungen aufweisen, also bei kleinen

Veränderungen.

*) Die Leitgeschwindigkeit in einem demyelinisierten Segmentkann sehr unterschiedlich sein und hängt u.a. von der

Dichte der Ionenkanäle ab. Diese werden dauernd

reorganisiert (Foster et al. 1980). Eine rein

kontinuierliche Leitung würde die Geschwindigkeit im

Internodium 5 bis 10-faeh verringern. Die getroffeneAnnahme einer Halbierung der Leitgeschwindigkeit wurde

hier willkürlich für diese Abschätzung gemacht, um einer

"mittleren" Geschwindigkeit zwischen saltatorischer und

kontinuierlicher Leitung Rechnung zu tragen.»*) Kocsis et al., 1979

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- 33 -

Kap. II

III

METHODEN ZUR MESSUNG DER ARP UND SNP

IN PERIPHEREN MOTONEURONEN

In diesem Kapitel wird aufgezeigt, wie die klassische

Methode der Doppelstimulationstechnik der frühen Experimente

zur Bestimmung der Erregbarkeit von Nervenfasern (Adrian,

1912, Gasser und Grundfest, 1936, Lucas, 1909) für den

experimentellen und klinischen Gebrauch weiterentwickelt

wurde. Die Doppelpulstechnik (Kap. 3.1) ist für Experimente

in vitro geeignet und kann mit Anwendung von

Mittelungsverfahren auch in der sensiblen Neurographie

angewandt werden. Die Doppelpulstechnik kann auf mehr als

zwei Impulse ausgedehnt werden, man spricht dann von der

Impulsserien-Technik. Auch diese wird in der sensiblen

Neurographie angewandt (Lowitzsch et al., 1973, Lowitzsch

und Hopf, 1975). Schliesslich wurde die Doppelpulstechnik

mit einer Kollisionstechnik erweitert (Kimura, 1976), womit

sich eine Möglichkeit ergab, genauere Refraktärstudien auch

an Motoneuronen durchzuführen (Kap. 3.2). In den weiteren

Abschnitten (3.3 bis 3.5) wird die quantitative Erfassung

der Refraktärstadien unter Anwendung dieser Kollisions¬

technik beschrieben.

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- 3t -

Kap. III

3.1 Prinzip der Refraktärperiodenbestimmung und

experimentelle Methoden.

Die klassische Methode zur Bestimmung von ARP und RRP,

also der Erregbarkeit in der experimentellen

Neurophysiologie ist die Doppelpulstechnik, auf der die

meisten anderen Methoden - auch die für klinische

Anwendungen - basieren. Dabei wird eine Einzelfaser oder

ein Nerv mit zwei aufeinanderfolgenden Stimuli gereizt. Der

erste Reiz konditioniert die Faser(n). Der zweite Reiz wird

während der darauffolgenden Refraktärphasen appliziert. An

der Grösse der Amplitude des zweiten NAP kann der Grad der

Erregbarkeit bei dem bestimmten Interstimulusintervall

(ISIct) zwischen dem konditionierenden und dem Test-Impuls

bestimmt werden. Wird die Laufzeit des zweiten NAP

gemessen, so erhält man ein Mass für die NLG während der

RRP. Führt man diese Doppelstimulation mit verschiedenen

ISIct durch, so kann das refraktäre Verhalten (Erregungs¬

und Leitungseigenschaften) als Funktion von ISI0t, d. h.

während den Refraktärperioden gemessen werden. Für die

Bestimmung der Erregbarkeit während der RRP muss die Grösse

des konditionierten NAPs in der Nähe des Stimulationsortes

bestimmt werden, da das NAP auf Grund des "Alles - oder-

Nichts" Prinzips nach der Übertragung über einige

Internodien die "normale" Grösse erlangt (Guyton, 1973).

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- 35 -

Kap. III

Demgegenüber rauss die Latenz *) des NAP

definitionsgemäss in einer bestimmten Entfernung vom

Stimulationsort bestimmt werden; aus dem Latenzunterschied

zwischen einem NAP eines konditionierten und eines

unkonditionierten Axons lässt sich die Leitungseigenschaft

während der Refraktärphasen bestimmen. Eine

Latenzvergrösserung bedeutet subnormale Leitung, eine

Latenzverkleinerung bedeutet supernormale Leitung.

3.2 Nichtinvasive Messung der ARP und SNP an

motorischen Nerven mit Hilfe der Kollisionstechnik.

Die perkutane Einzelableitung und -Stimulation von

Nervenfasern ist praktisch nicht möglich. Auch die

Ableitung von NAP des Nervenbündels ist auf nichtinvasive

Art besonders im pathologischen Falle sehr schwierig, da das

Signal - Rausch Verhältnis wesentlich kleiner als eins ist,

und daher aufwendige Mittelungsverfahren bedingt. Es liegt

daher nahe, diese Messung an motorischen Nerven unter

Benützung des Muskelsummenpotentials (elektromyographisch)

durchzuführen. Dieses Muskelsummenpotential (MSP) ist um

ein Vielfaches grösser als das NAP und deshab wesentlich

einfacher abzuleiten. Von der Grösse und Latenz des MSP

kann indirekt auf die Grösse und Latenz des NAP geschlossen

*) Die Latenz ist definiert als die Zeit, die von der

Stimulation bis zum Beginn der Erregung in einem

bestimmten Abstand vom Stimulationsort verstreicht (wirdsowohl für die Erregung der Nervs als auch des Muskels

angewandt).

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- 36 -

Kap. III

werden. Bei der Ableitung von Muskelpotentialen ist das

Signal - Rausch Verhältnis um Grössenordnungen über eins und

wird durch das hier angewandte Korrelationsverfahren noch

verbessert, sodass keine Mittelungen notwendig sind. Dies

ist für die klinische Anwendung von Bedeutung, da dadurch

die Untersuchung zeitlich reduziert und erträglicher wird.

Die klassische Doppelstimulationstechnik ist jedoch

nicht ohne weiteres auf die motorischen Nerven und die

Ableitung des MSP übertragbar. Einerseits sind

Refraktärperioden der Nerven - Muskel - Übergänge und der

Muskelfasern grösser als die der Nervenfasern, andererseits

überlagern sich die MSP vollständig bei den kurzen ISI.

Durch die Anwendung einer Kollisionstechnik kann diese

Schwierigkeit umgangen werden (Kimura, 1976). Dabei werden

wie bei der klassischen Methode zwei Stimuli proximal

angewandt. Die Nervenfasern werden durch den ersten

Stimulus (S0) konditioniert, d. h. in einen refraktären

(transienten, konditionierten) Zustand gesetzt. Der zweite

Stimulus (St, Test-Stimulus) wird während der nachfolgenden

Refraktärphasen ausgeführt (vgl. Fig. 2.3 und Fig. 3.1). Um

das überlappen der Muskelantworten auf Sc und S^ zu

vermeiden, wird weiter distal ein Stimulus (S^) appliziert,

dessen antidromer Impuls mit dem orthodromen von Sc

kollidiert *), wobei beide verschwinden.

«) Der Kollisionseffekt wird selbst durch die ARP erklärt:

Die NAP's laufen gegeneinander und nach der Kreuzungkommen sie in ihre gegenseitige absolut refraktäre Zone,wodurch die weitere Erregung der Membran verhindert wirdund beide Impulse gestoppt werden.

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- 37 -

Kap. III

Dadurch erhält man am Muskel eine erste Antwort auf Sd und

eine zweite auf St, deren zeitliche Trennung bei genügend

grossen Distanzen zwischen proximalem und distalem

Stimulationsort grösser als die Refraktärperioden der

Synapse und der Muskelfasern ist. Die Überlappung der

beiden MSP ist nur noch minimal (vgl. Fig. 3.2) und kann als

annähernd linear betrachtet werden. Man kann in erster

Näherung annehmen, dass die Axone vom proximalen

Stimulationsort bis zum Kollisionsort (konditionierte

Nervenlänge) konditioniert werden, und dass der Einfluss der

Refraktärität im Nervenabschnitt distal des Kollisionsortes

schnell abnimmt. Diese Annahme wird in Kap. 5.4 und

Kap. 5.5 überprüft und in Kap. 7.3 diskutiert.

In Fig. 3.1 ist ein leicht supernormaler Einfluss distal des

Kollisionsortes dargestellt, was den Einfluss der

Refraktärität des antidromen Impulses ausdrücken soll. Die

axonale Latenzvariation ergibt sich also durch die Summe der

Konditionierungen proximal und distal des Kollisionsortes,

wobei die erste den stärkeren Einfluss auf die

Latenzvariation (LV) hat. Die Länge (CL) des proximalen

Abschnittes kann für die am schnellsten leitenden Fasern aus

der maximalen Nervenleitgeschwindigkeit und dem Abstand

zwischen proximalem und distalem Stimulationsort berechnet

werden (Anhang A).

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Kap. III

- 38 -

0 100 200 300 zum Muskel

proximal Weg (mm) distal

Fig. 3.1: Weg- Zeit- Diagramm der Impulsübertragung bei derKollisionstechnik. S0: konditionierender Stimulus, S^: Test

Stimulus, Sd: distaler Stimulus. Der orthodrome Impuls Vcvon Sc konditioniert den Nerv bis er vom antidromen ImpulsV(js von Sd blockiert wird. Die Figur stellt den Fall für

ARF<ISIct<SNP dar (vgl. Fig. 2.3b). Der Impuls Vt,ausgelöst durch S^, unterliegt dem subnormalen Einfluss von

Vc und dem supernormalen Einfluss von V<ja und V<j0. LVbezeichnet die Latenzvariation, die durch die Summe der sub-

und supernormalen Wirkungen verursacht wird. Der Muskelwird von den orthodromen Impulsen Vd0 und V^ aktiviert.

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- 39 -

Kap. III

Während in Fig. 3.1 die Ausbreitung der Impulse bei

Anwendung der Kollisionstechnik für ein einzelnes Axon

dargestellt ist, wird in Fig. 3.2 die Impulsausbreitung im

Nervenbündel unter Berücksichtigung der Streuung der

Nervenleitgeschwindigkeiten gezeigt. Die Streuung der

Leitgeschwindigkeiten (Fig. 3.3) einzelner Axone führt zu

proximal Weg (mm) distal

Fig. 3.2: Weg-Zeit Diagramm der Impulsübertragung im

Nervenbündel (ARP<ISIct<SNP). Der Geschwindigkeitsbereichvon 44 m/sec bis 57 m/sec (für die Geschwindigkeitsdichte in

Fig. 3.3) ist durch die strichlierten Linien dargestellt.Die mittlere Geschwindigkeit (50 m/sec) ist durch die starke

Linie dargestellt. Der Kollisionsbereich wird begrenztdurch die Kollisionsorte des schnellsten und des langsamstenAxons. LV bezeichnet die mittlere Latenzvariation.

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40

Kap. III

einer Streuung der Kollisionsorte. LV stellt die mittlere

Latenzvariation dar.

P(NLG)

40 50 60

NLG (m/sec)

Fig. 3.3: Geschwindigkeitsdichte (schraffiert) einesProbanden (49 Jahre, f, N.ulnaris rechts) gemessen nach derMethode von Leifer et al. (1977). Minimale Geschwindigkeit:44 m/sec, mittlere Geschwindigkeit: 50 m/sec, maximaleGeschwindigkeit: 57 m/sec. Die superponierte Linie stellteine äquivalente Normal Verteilung mit gleichem Mittelwertund gleicher Standardabweichung dar.

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- 41 -

Kap. III

3.3 Physiologische Systemdefinition für die

Quantifizierung des MSP.

Die folgende Systemdefinition basiert auf linearem

Verhalten und beschreibt Nerv, Synapse und Muskel. Sie

dient als Grundlage für die quantitative Analyse des

Muskelsummenpotentials. Durch eine theoretische Betrachtung

soll in diesem Kapitel gezeigt werden, wie aus dem

Muskelsummenpotential die axonale Latenzvariation in den

Refraktärphasen und die ARP-Verteilung ermittelt werden

können.

Das Muskel Summenpotential MSP(t) wird durch die Summe

der Aktionspotentiale der einzelnen motorischen Einheiten *)

- Potentiale u(t), gewichtet mit den Transferfunktionen ••)

Mi( T ), gebildet.

n 00

MSP(t) = V* /m^ x )-Ui(t-r )-dr (1)

i=1 0

wobei n gleich der Anzahl motorischer Einheiten (also gleich

der Anzahl Motoneurone) ist.

Die u^(t) wiederum setzen sich aus der Summe von

Einzelfaserpotentialen s(t), gewichtet mit den

*) Eine motorische Einheit stellt die Gesamtheit der

Muskelfasern mit dem versorgenden Axon dar.

**) Die Transferfunktion beschreibt die zeitliche

Verzögerung und Formänderung eines Signals in einem

Übertragungskanal durch dessen Phasen- und Frequenzgang.

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- 42 -

Kap. III

Transferfunktionen U^ V ), zusammen, die jeweils zu einem

Motoneuron gehören, usf. MSP(t) kann so als

Kaskadenschaltung linearer Transferfunktionen dargestellt

werden:

MSP(t) = M»U*S«F*J»A*N«e (2)

die Bedeutung der Transferfunktionen ist in Fig. 3.4

beschrieben.

Fig. 3.4 (nach Leifer et al., 1977): (gegenüberliegendeSeite)

(a) zeigt das physiologische Blockschema von Nerv, Synapseund Muskel zur Beschreibung des MSP. Bei der Stimulation

generieren die Axone am Eingang (e) die NAP (SpikeGenerator). Die NAP werden mit einer gewissen Laufzeit

(axonale Latenz) zum neuro-muskulären Übergang übertragen;das Signal führt nach weiteren Verzögerungen(neuro/muskuläre Übertragungszeit und Ausbreitungszeit des

elektrischen Potentials) zur Generierung der

Single-Fiber-Potentiale (S). Die Überlagerung dieser

verschiedenen s^ eines Motoneurons bilden das motorische

Einheiten-Potential (U); die Summe aller u^ des ganzenNervenbündels bilden das Muskelsummenpotential

(b) Signalfluss Diagramm zum obigen Blockdiagramm: Die

Signalpfade sind stochastisch und parallel bis zur

Summation des MSP. Grossbuchstaben bezeichnen die

Transferfunktionen, Kleinbuchstaben symbolisieren die

Signale selbst. e = Signaleingang, N = neuronale

Spike-Generatoren, A = axonale Laufzeit, J =

neuro-muskuläre Übertragungszeit, F = Ausbreitungszeit auf

der Muskelfaser, S = Single-Fiber Potential, U =

motorisches Einheitenpotential, MSP = Muskelsummen¬

potential .

(c) Kaskadenschaltung der Transferfunktionen.

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MSP«

u,

"

s,,

M

MSP(t)

M

u2

snmn

"^nT^C

Sn

.

^~~

u2-

<^

Sl^Sc

MSP(t)

Ausganc

potential

summen-

Muskel-

^V

Muskel

Potential

Einheiten

motor

A^

Einheit

motor-

Potential

Fiber

Single

-V-

faser

Muskel¬

tungszeit

Ausbrei-

faser

Muskel¬

Zeit

Übertrag

Uberg

muskul

neuro

Latenz

Generator

axonale

Spike

1Ineurone

Moto¬

Axone

Alpha

co

aQ.

3(D

OQn>

CT

3COQ3cer

CS

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_ 2|1| -

Kap. III

Im folgenden wird unterschieden zwischen dem

Muskelsummenpotential Ms(t) im unkonditionierten Nerv und

dem Muskelsummenpotential Mt(t) im refraktären Nerv. Durch

die Konditionierung des Nervs wird bewirkt, dass je nach der

Grösse von ISIot (für ARPmin < ISIct <ARPmax) nur eine

bestimmte Anzahl der Neurone erregbar sind und dass während

der RRP nur die axonalen Laufzeiten (A) verändert sind,

d. h. die Transfercharakteristiken N und A sind abhängig von

ISIct. Bei der Anwendung der Kollisionstechnik seien durch

die grössere zeitliche Trennung der Muskelantworten auf Sj

und S^ die Transfercharakteristiken der Nerven

Muskelübergänge (J) und der Muskelfasern (F, S, U, M) nicht

verändert, d. h. diese sind unabhängig von ISIct.

Durch die Konditionierung wird aus (1):

k oo

Mt<t> = z2 I Mi( r)Ui(t-r )-dr (3)

1=1 0

wobei Mt(t) das Muskelsummenpotential eines konditionierten

Nervenbündels von k (k < n) motorischen Einheiten ist.

Berücksichtigt man auch die axonalen Laufzeit¬

variationen so wird aus (2):

Mt(t) = M«U»S«F»J*A'»N'»e (U)

wobei N' und A' die Transfercharakteristiken von A und N

während der Refraktärphase darstellen.

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Kap. III

N' und A' können in einen stationären Anteil N bzw. A

und in einen transienten Anteil N" und A" zerlegt werden,

die von ISIct abhängig sind. N" beschreibt dann, wieviele

k(ISIct;) Axone als Funktion vom Interstimulusintervall

erregbar sind. A" beschreibt die Laufzeitveränderung als

Funktion des ISIct, also die axonale Latenzvariation

LV(ISIct) während der Refraktärphasen.

Da die ARP der verschiedenen Axone statistisch verteilt

sind (Fig. 2.2b), ist nach diesem Modell bei wachsendem

ISIct eine stetig ansteigende Anzahl k von motorischen

Einheiten am MSP beteiligt, und zwar:

k = 0

für Werte von ISIct < ARPmin,

0 < k < n

für Werte von ARP,„in i ISI0t i ARpmax und

k = n

für Werte von ISIct > ARPmax, wobei n die maximale Anzahl

motorischer Einheiten, ARPmin die kleinste und ARPmax die

grösste ARP im betrachteten Nervenbündel seien. Somit ist

das Verhältnis (r) erregbarer Axone zur totalen Anzahl Axone

im Nervenbündel:

k

r = - (5)n

Wird angenommen, dass die einzelnen motorischen

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- 46 -

Kap. III

Einheiten-Potentiale zu gleichen Teilen zum MSP

beitragen *), und eine lineare Superposition stattfinde, so

folgt aus (5), dass k/n gleich dem Verhältnis der

Effektivwerte von Mt(t) und Ms(t) ist:

(6)

Effektivwert Mt(t) Jjfe (u^t))2 k^Cu^t))2 k

Effektivwert Ms(t) Jjk (u^t))2 n^Xu^t))2 n

wobei E(u^(t))2 den quadratischen Mittelwert von uA(t)

darstellt. Somit wird aus (5):

Effektivwert Mt(t)r = (7)

Effektivwert Ms(t)

Wird die mittlere Veränderung der axonalen Laufzeiten

während der Refraktärphasen (RRP und supernormale Phase) als

LV bezeichnet, und ist LV klein im Vergleich zu den übrigen

Lauf- und Verzögerungszeiten, so ist zu erwarten, dass das

Muskelpotential M^Ct) eines konditionierten Nervs gegenüber

einem unkonditionierten Ms(t) um LV zeitlich verschoben ist,

aber dieselbe Form hat, also

Mt(t - LV) = Ms(t) (8)

*) Diese Annahme ist möglicherweise nicht sehr realistisch,aber dennoch ausreichend genau für die Ermittlung der

ARP-Verteilung. Wie wir später sehen, führt weniger die

Verteilung der ARP, sondern vielmehr die SNP zu einer

signifikanten Aussage über das Refraktärverhalten.

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- 47 -

Kap. III

Zusammenfassend zeigt die Betrachtung in diesem Kapitel

zwei wichtige Eigenschaften, die für die Berechnung der ARP

Verteilung und die Bestimmung der SNP notwendig sind:

- Aus (7) geht hervor, dass die Grösse von M^ proportional

zur Anzahl erregter Fasern ist. D. h., das Verhältnis der

Effektivwerte von Ht und Ms als Funktion des ISIct

entspricht der Verteilungsfunktion der ARP.

- Aus (8) geht hervor, dass die zeitliche Verschiebung LV

zwischen einer Nuskelantwort Mt(t) im konditionierten Nerv

und einer Muskelantwort Ms(t) im unkonditionierten Nerv

als Funktion von ISIct die mittlere axonale

Laufzeitveränderung LV während der Refraktärphasen

darstellt.

3.4 Berechnung der ARP- Verteilungs- und

-Dichtefunktion.

Aus der theoretischen Betrachtung in Kap. 3.3 geht

hervor, dass das Verhältnis (r) der Effektivwerte von Mt(t)

und Ms(t) proportional zur Anzahl erregbarer Axone bei einem

bestimmten Interstimulusintervall ISIct ist. Der

Effektivwert von M^Ct) entspricht der Anzahl Axone, die nach

ISIct nicht mehr absolut refraktär sind (ISIct > ARP). Der

Effektivwert von Ms(t) entspricht der totalen Anzahl Axone

im Nervenbündel. Wird ISIct variiert von ISIot < ARPmin bis

ISIct > ARPmax, so entspricht die Funktion r(ISIot) der

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- 48 -

Kap. III

ARP-Verteilungsfunktion. Die ARP-Dichtefunktion erhält man

dann definitionsgemäss aus der Ableitung der

Verteilungsfunktion.

Für die Berechnung des Effektivwertes von M^ wurde

dieses zuerst vom kombinierten MSP (der Überlagerung von Md

und Mfc) durch die Subtraktion ((Md+Mt)-Md) getrennt

(Fig. 3.5d). Die Stimulusartefakte ») und die überlagerte

F-Welle ••) wurden vom gemittelten Signal mit dem "Cursor"

während des Experimentes softwaremässig entfernt (siehe

Fig. 4.3). Das Verhältnis (r) der Effektivwerte wurde durch

den Kreuzkorrelationskoeffizient ( 6max) von Ms und Mfc

"bewertet", um eventuell überlagerte Artefakte und

Spontanaktivitäten zu unterdrücken.

Somit ist das bewertete Verhältnis (R) für ein

bestimmtes ISIct durch das Verhältnis der Effektivwerte der

Test (Mt) und Einzelantwort (Ms) bewertet durch den

Kreuzkorrelationskoeffizienten gegeben:

RUSIot) = r-emax (9)

r bezeichnet das Verhältnis der Effektivwerte, gebildet aus

den Wurzeln aus den Autokorrelationskoeffizienten von Mt und

*) Der Stimulusartefakt entsteht durch die Volumsleitung des

el. Potentials. Der Stimulusartefakt geht dem MSP

voraus, da die Volumsleitung schneller als die

Nervenleitung ist.

*») Die F-Welle entsteht durch eine "rekurrente" Umschaltungder antidromen motorischen Impulse an den Vorderhorn-

zellen.

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(9):auswird(13)und(10)mit

0

TT->oo

(14)r)•dtMt(t)-Ms(t-/-lim=Rts(r)JMt(t)-Ms

1

darstellt:

MsundM^vonKreuzkorrelationsfunktiondier)Rts(wobei

VM°WRs(°)(13)-—-!--=r)6(

*)Rts(

Mj.:undMs

vonß(r)KreuzkorrelationsfunktionnormiertenderMaximum

dasalsdefiniertistQmaxKreuzkorrelationskoeffizientDer

0

JTT->oo

(12)Ms(t)-Ms(t)-dt/-lim=Rs(0) JTT->oo M

/-lim=

und

(11)Mt(t)-Mt(t)-dt|

-lim

=Rt(0)JTf->oo

Mt|-limf1

sind:Effektivwerteder

QuadratdemgleichAutokorrelationskoeffizientendiewobei

Vrs<°)(10)=r

\|Rt<o>

IIIKap.

-49-

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- 50

Kap. III

Rts( T)

R(ISIct) = / / (15)

Rs(0) max

Dieser Betrag variiert von 0 (für ISIct.<ARPmin) bis 1 (für

ISIot > ARPmax) und stellt die ARP Verteilungsfunktion dar.

Die ARP Dichtefunktion (ARPpdf) erhält man somit

definitionsgemäss aus der Ableitung der Verteilungsfunktion:

d

ARPpdf(ISIot) = R(ISIct) = p(ISIot) (16)

dISIct

Aus der ARP Dichtefunktion kann die mittlere ARP

(ARPmean) berechnet werden:

oo

ARPmean = / ISIct-p(ISIct)-dISIct (17)/

3.5 Ermittlung der "Interval-Ratio"-Funktion und der

subnormalen Periode (SNP)

Die theoretische Überlegung (8) in Kap. 3.3 hat

gezeigt, dass die mittlere axonale Latenzvariation während

der Refraktärphasen aus der zeitlichen Verschiebung von

Mt(t) gegenüber Ms(t) berechnet werden kann. Die

Verschiebung wurde mit Hilfe der Korrelationsfunktion der

unkonditionierten Antwort Ms(t) und der konditionierten

Mt(t) für jedes ISIct; berechnet. Die zeitliche Verschiebung

( r( ßmax)) der maximalen Korrelation ( gmax) stellt die

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- 51 -

Kap. III

mittlere axonale Latenzveränderung im Nervenbündel dar, die

durch die Konditionierung entsteht.

Zur Berechnung der Korrelationsfunktion Q (V )

(Fig. 3.5c) wurden die Funktionen Ms(t) und Mt(t) nach dem

Algorithmus von Cooley und Tukey (1965) fouriertransformiert

(Anhang B) und das Kreuzleistungsspektrum gebildet. Durch

die Rtlcktransformation erhält man die Kreuzkor¬

relationsfunktion. Diese Art der Berechnung ist wesentlich

zeitsparender als die Bestimmung der Kreuzkorre¬

lationsfunktion im Zeitbereich (Verhältnis ca. 1 zu 10, bei

256 Elementen pro Zeitfunktion, Beauchamp, 1973).

Die Auflösung der Korrelationsfunktion ist durch die

Abtastfrequenz (5120 Hz) bei der Digitalisierung der MSP

gegeben, also ca. 200 ,usec. Dies liegt in der

Grössenordnung der zu messenden zeitlichen Verschiebung.

Eine Erhöhung der Abtastfrequenz ist wegen der begrenzten

Speicherkapazität des Rechners nicht möglich. Die Auflösung

wurde insofern verbessert, als die Spitze (oberste 3 Punkte)

der Korrelationsfunktion durch eine Parabel interpoliert

wurde.

Aus der normalisierten Kreuzkorrelationsfunktion (13)

aus (Kap. 3.4) wurde die Latenzvariation LV berechnet. Aus

technischen Gründen sind die Funktionen Mg(t) und Mt(t)

nicht gleich getriggert. Der Zeitpunkt t=0 bei der

Registrierung von Ms(t) entspricht dem proximalen Stimulus

(Fig. 3.5b). Der Zeitpunkt t=0 bei der Darstellung von

Mt(t) entspricht dem distalen Stimulus Sd (Fig. 3.5d).

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- 52 -

Kap. III

Daher ist Ht(t) gegenüber Ms(t) um LV+ISIdp+ISIct

verschoben. Daraus folgt:

LV(isict) = r(emax) - ISIdp - ISIct (18)

Um die Veränderung der Abstände zwischen den

Nervenaktionspotentialen darzustellen, wurde die sog.

"Interval Ratio" Funktion definiert. Diese Funktion besteht

aus dem Verhältnis von Interstimulusintervall zu

"entrainment interval" als Funktion von ISIg^:

ISIctIRF(ISIct) = (19)

ISIct + LVUSIct)

Subnormale Leitung ist somit charakterisiert durch IRF < 1,

supernormale Leitung durch IRF > 1. SNP ist definiert als

das Intervall beim Übergang von sub- zu supernormaler

Leitung, und ist somit bestimmt durch:

SNP = ISIct(IRF=1) (20)

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Kap. III

53 -

(a)

5 mV

(b)

(c)

(d)

(e)

20 msec

Fig. 3.5: (a),(b) Die zu Beginn des Expergemittelten und gespeicherten Einzelan

distalen Reizen (Md) und 10 proximalenStimuli sind jeweils bei t = 0. (c)Muskelantwort auf die Reize Sd (bei t = 0

und St (für ein bestimmtes ISI0t)Subtraktion (c) - (a) erhaltene Test

Kreuzkorrelationsfunktion ( ß( T)) von

bezeichnet den Kreuzkorrelationskoeffizie

die Verschiebung (LV+ISIdp+ISIct) bei max

iments abgeleitetentworten von Je 10

Reizen (Ms). Die

Eine kombinierte

), gefolgt von S0(d) Durch die

antwort. (e) Die

"t und »s-.

gmaxxnten, und r( 6max)imaler Korrelation.

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- 54 -

Kap. III

IV

EXPERIMENT

4.1 Anordnung

Die Experimente erfolgten im EMG Untersuchungsraum der

Neurologischen Klinik des Universitätspitals Zürich. Dieser

Raum ist als Faraday'scher Käfig gebaut. Die zur

Untersuchung notwendigen Geräte befinden sich im

Untersuchungsraum: Ein EMG - Verstärker, zwei

Stimulationsgeneratoren, ein Temperatur - Kontrollsystem,

bestehend aus einem elektronischen Thermometer, einer

Infrarot-Lampe und einem Heizkissen (Bild 4.1). Der EMG

Verstärker und die Stimulationsgeräte sind mit der

Computereinheit (PDP 11/40) im Nebenraum verbunden (Bild

4.2). Das Terminal, von dem aus der Ablauf des Experiments

gesteuert wird, kann wahlweise im Untersuchungsraum oder im

Computerraum aufgestellt werden. Fig. 4.1 gibt eine

schematische Darstellung der EMG Geräte, Interfaces und der

Computeranordnung.

4.2 Stimulation des Nervs

Zwei DISA 15E07 Stimulatoren mit einstellbarer

Stromstärke und Impulsbreite wurden für die proximalen und

distalen Stimuli verwendet. Alle Stimuli waren 200 /<sec

lange, monophasische Rechteckimpulse mit 2-fach maximaler

Intensität (wenn nicht anders angegeben). Die maximale

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- 55 -

Kap. IV

Intensität wurde am Anfang des Experimentes festgestellt,

indem die Stromstarke langsam gesteigert wurde, bis sich

nach visueller Beurteilung an einem Speicheroszilloskop -

Bild 1.1: EMG Station, Elektrodenpositionen am M.ulnaris

Bild 4 .2: Computerraum

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Kap. IV

- 56 -

das Muskelsummenpotential nicht mehr vergrösserte.

Vorzugsweise wurde der N.ulnaris, in manchen Fällen der

N.peronaeus untersucht. Stimulation und Ableitung erfolgten

immer mit Oberflächenelektroden: Stimulationselekroden Typ

DISA 13K62, Ableitungselektroden Typ DISA 13L26. Die

Positionen der Elektroden ist auf Fig. 4.2 dargestellt.

EMG Untersuchungsraum

±

DISA.

15E07 JWPI831

DISA

15E07WPI831

J2L

Computerraum

ACE

Trigger 1

Trigger 2

II EMG

ANATRIG

X/DA

Y/DA

CH A

UNBUS

O

Zero Hold DA ©Q

LABT!

TX4631

DL11 (D O

pC'O,2 RK05

KW11L IClock ",

LA 36

JPDP 11/40

64 kbyte I53T

Temp.Kontr

Fig. 4.1: Schematische Darstellung der Versuchsanordnung:links der Untersuchungsraum mit den 2 Stimulationsgeräten,dem EMG Verstärker und der Temperaturkontrolleinrichtung,rechts die Computereinheit mit den Interfaces für die

externe Steuerung der EMG Geräte: (1) und (2)

Stimulationsgeräte, (3) EMG-Verstärker, (4) graphischesTerminal, (5) Hard-Copy Einheit, (6) Temperatur¬kontrollgerät, (7) programmgesteuertes A/D- Wandler

Interface mit Filtern, (8) Interface mit digital Ausgang,(9) Interface für serielle Datenübertragung für Terminals,(10) Plattenspeicher 2x1.2 M Worte, (11) Echt- Zeit Uhr,(12) Drucker, (13) Minicomputer und Hauptspeicher (32 k

Worte).

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Kap. IV

- 57 -

4.3 Ableitung des MSP

Das von der Oberflächenelektrode abgeleitete Signal

wird mit Hilfe eines GleichstromverstärJcers (Eigenbau der

Neurolog. Klinik) 200- bis 500- fach verstärkt. Der

Verstärker wird einige /isec vor der Stimulation vom Computer

getriggert (Zero Hold) und hält die in diesem Moment

anliegende Spannung als Referenzspannung. Das verstärkte

Signal wird im ACE/Time Data A/D Wandler mit einem Bandpass

50 bis 2000 Hz gefiltert und mit 5120 Hz mit 12 bit

Auflösung digitalisiert. Das digitalisierte Signal wird in

Records von 256 Elementen auf der Datendisk abgespeichert.

4.4 Experimenteller Ablauf

4.4.1 Vorbereitung

Zu Beginn der Messung wird der Patient oder der Proband

über das Ziel der Messung und den Vorgang orientiert. Es

werden die Elektroden angebracht und gleichzeitig die

Temperaturregulierung mit einem Heizkissen und einer

Infrarot Lampe in Betrieb genommen, sodass sich der Arm oder

das Bein während der ca. 15 Minuten dauernden Vorbereitung

auf der gewünschten Temperatur stabilisiert.

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Kap. IV

- 58 -

Wenn die Elektroden befestigt sind und der Arm oder das Bein

gegen grössere Bewegungen gesichert ist, wird die maximale

Leitgeschwindigkeit bestimmt *). Dann wird die maximale

Intensität distal und proximal bestimmt, und distal die 1.5-

bis 2-fach und proximal die 2-fach maximale Intensität

Fig, 4.2: Elektrodenpositionen N.ulnaris (a), N.peronaeus(b); P bezeichnet die Elektroden am proximalenStimulationsort. D: Elektroden am distalen Stimulationsort;E: Erdungsband, A: Ableitungselektroden, T: Temperatur¬fühler.

•) Dazu werden die Latenzen bei proximaler (Lp) und distaler

(Lj) Stimulation gemessen. Die maximale Leit¬

geschwindigkeit NLG„ax ergibt sich dann aus:

NLGmax = d / (Lp - Ld), wobei d die Distanz zwischen dem

proximalen und distalen Stimulationsort bezeichnet.

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Kap. IV

- 59 -

eingestellt ««).

4.1.2 Untersuchung

Nach den oben beschriebenen Vorbereitungen beginnt die

automatische Erfassung der Refraktärphasen. Der "Operator"

steuert interaktiv vom Terminal aus den Vorgang. Zuerst

werden die Personalien der untersuchten Person (Name, Alter,

Geschlecht, Diagnose, Datum) sowie die klinisch bestimmte

Nervenleitgeschwindigkeit, der Elektrodenabstand und die

distale und proximale Latenz auf dem Terminal eingegeben.

Diese Angaben erscheinen dann auf dem Messprotokoll.

Dann werden 15 distale Stimulationen in Intervallen von

ca. 2 Sekunden durchgeführt, wovon die letzten 10

Muskelantworten gemittelt werden. Die einleitenden 5

Stimulationen dienen dazu, die Person vorzubereiten und an

den Vorgang zu "gewöhnen", damit die folgenden Stimulationen

bei entspanntem Muskel erfolgen. Von der gemittelten

Antwort (roh Md) wird mit dem Cursor der Stimulusartefakt

entfernt. Das so entstandene "Template" (Md) wird dann auf

dem Plattenspeicher gespeichert (Fig. 4.3a,b).

**) Die Grösse des MSP bei maximaler Stimulation am

M.abductor digiti minimi ist stark von der

Elektrodenposition, der Anzahl motorischer Einheiten und

von der Beschaffenheit des Bindegewebes abhängig. Der

Normalbereich der Peak-to-Peak Amplitude liegt etwa

zwischen 5 und 25 mV.

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- 60

Kap. IV

Auf die gleich Weise werden anschliessend 15 proximale

Stimulationen vorgenommen, von denen wiederum die letzten 10

Antworten (roh Ms) gemittelt werden. Mit Hilfe des Cursors

werden Stimulusartefakt und F-Welle entfernt und das

"Template" (Ms) gespeichert (Fig. 1.3c,d). Die beiden

Templates werden während der Analyse für die Quantifizierung

der MSP benötigt. Anschliessend an die Acquisition der

Templates folgen die 20 - 25 kombinierten Stimulationen (Sd,

Sei St) in Abständen von ca. 15 Sekunden, deren

Muskelantworten jeweils gespeichert werden (Fig. M.3e).

Fig. 4.3 (gegenüberliegende Seite): Muskelsummenpotentialeauf distale, proximale und kombinierte Reize am

N. ulnaris eines gesunden Probanden, wie sie während der

Untersuchung abgeleitet werden.

(a) Gemitteltes MSP auf 10 distale Reize mit

Stimulusartefakt. L^: distale Latenz. Die strichlierte

Linie zeigt die Cursor- Position, bei der der

Stimulusartefakt und das MSP getrennt werden.

(b) Dasselbe MSP wie (a), nach der Entfernung des

Stimulusartefakts. Dieses MSP wird als M^t) für die

Quantifizierung der Testantwort abgespeichert.(c) gemitteltes MSP auf 10 proximale Reize mit

Stimulusartefakt. Die strichlierten Linien zeigen die

Cursor- Positionen, bei welchen der Stimulusartefakt und

die F-Welle vom MSP getrennt werden.

(d) Dasselbe MSP wie (c) nach der Entfernung des Artefakts

und der F-Welle. Dieses MSP wird als Ms(t) für die

Quantifizierung der Testantwort gespeichert.(e) Überlagerung der kombinierten MSP auf die Reize S(j, S0

und St bei einem bestimmten ISI^p und verschiedenen ISIctzwischen 0.5 und 5 msec.

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Kap. IV

- 61 -

roh Md

(a)

Mr

(b)

roh Ms

(c)

NU

(d)

Md-M.

(e)

Stimulusartefakt

5 mV

sd ScSt

Fig. 4.3 (Beschreibung auf gegenüberliegender Seite):

Muskelsummenpotentiale auf distale, proximale und

kombinierte Reize, wie sie während der Untersuchungabgeleitet werden.

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- 62 -

Kap. IV

Während der Acquisition der kombinierten

Muskelsummenpotentiale wird das Interstimulusinterval

(ISIot) zwischen den beiden proximalen Stimulationen

automatisch von einem Minimalwert (0.5 msec) bis zu einem

Maximalwert (5 msec) in variablen Stufen erhöht. Die Stufen

werden je nach der Vergrösserung des Testpotentials (Mt) als

Funktion von ISIct erhöht oder vermindert. Dazu wird bei

jedem Stimulus die Grösse der Testantwort nach einem

vereinfachten zeitsparenden Verfahren (Zero Order Lag

Kreuzkorrelations Koeffizient) bestimmt und daraus der

Zuwachs gegenüber dem vorhergehenden Wert berechnet. Am

Anfang der Acquisition wird ISIct mit relativ grossen Stufen

(0.1 msec) vergrössert, bis ein signifikantes Testpotential

gemessen wird (15 I). Dann wird ISIct um eine Stufe

verkleinert und mit der minimalen Stufe (0.02 msec)

vergrössert. Wenn im weiteren der Zuwachs der Testantwort

unter einem bestimmten Wert bleibt (5 %), wird die Stufe

erhöht (um 30 %), ist der Zuwachs grösser als ein bestimmter

Wert (30 %), so wird ISIct um die letzte Stufe verkleinert

und der Stufenwert um 60 % reduziert. Auf diese Weise lässt

sich der Anfang der Verteilungsfunktion mit der

grösstmöglichen Genauigkeit des Systems von 20 ,usec

bestimmen und trotzdem kann der ganze Bereich von der

minimalen absoluten Refraktärperiode (ca. 0.7 msec) bis zum

Übergang von sub- zu supernormaler Leitung bis maximal 5

msec mit nur 20 - 25 Stimuli genau genug erfasst werden.

(Die in Klammer angegebenen Werte sind vorgesetzt, können

aber vom Operator bei Bedarf vor dem Experiment geändert

werden).

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Kap. IV

- 63 -

Nach der Acquisition der kombinierten Antworten geht

das Programm zur Analyse der gespeicherten Daten über. Für

jede der abgespeicherten kombinierten Muskelantworten wird

Grösse (Effektivwert) und Latenz der Testantwort berechnet,

wie in Kap. 3.t und 3.5 beschrieben. Die Resultate werden

alphanumerisch und graphisch dokumentiert. Fig. 5.1 zeigt

ein Übersichtsbild der Resultate.

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- 64 -

Kap. V

V

PARAMETERSTUDIEN

5.1 Auswertung der Messresultate

Für die quantitativen Vergleiche von ARP und SNP in den

Parameterstudien und den klinischen Resultaten wurden

folgende Definitionen gemacht: ARPmin wurde definiert als

das ISIot, bei dem die ARP-Verteilungsfuntion 1 t erreichte.

ARPmax wurde definiert als das ISIct, bei dem die

ARP-Verteilungsfunktion 95 * erreichte. Die mittlere

Erregbarkeit (ARPmean) wurde nach der bekannten Formel als

Mittelwert der Dichtefunktion berechnet. SNP wurde

definiert als das ISIct, bei dem der Übergang von sub- zu

supernormaler Leitung stattfindet.

In den meisten Fällen wird ein starker Anstieg der

Erregbarkeit bis ca. 95 % zwischen 0.7 und 1.2 msec

beobachtet, dann ein wesentlich langsamerer, aber immer noch

kontinuierlicher Anstieg auf 100 % zwischen 1.2 und t bis 5

msec (Fig. 5.1). Dies deutet darauf hin, dass hier zwei

verschiedene Phänomene auftreten könnten: Möglicherweise ist

die Refraktärität der Nervenfasern beim Übergang vom

schnellen zum langsamen Anstieg im wesentlichen abgeklungen,

und der langsame Anstieg durch die noch nicht vollständig

abgelaufene Refraktärität der neuro-muskulären Übergänge und

Muskelfasern bedingt (vgl. Annahme in Kap. 3.3). Die

ARPmax wurde bei 95 % der Erregbarkeit definiert, damit

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- 65 -

Kap. V

dieser Effekt (hier hypothetisch durch die Refraktärität der

neuromuskulären Übergänge und Muskelfasern begründet) die

Resultate nicht beeinflusst. Die Grenzen für ARPmln und

ARPmax bei 1 % bzw. 95 % entsprechen etwa einer ARP Dichte

von über 0.02/msec.

5.2 Untersuchungsbedingungen

Um die gewünschte Genauigkeit der Messungen und eine

gute Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, ist in erster

Linie zu beachten, dass die Untersuchungsbedingungen

eingehalten werden. Diese sind hier noch einmal

zusammengefasst. Anschliessend wird die Abhängigkeit der

Resultate von den einzelnen Untersuchungsbedingungen

aufgezeigt.

- Die Formen der Muskelsummenpotentiale im konditionierten

und unkonditionierten Nerv müssen für die Berechnung der

Latenzvariation mit Hilfe der Korrelationsanalyse gleich

sein. Zur Kontrolle wird deshalb der Kreuz¬

korrelationskoeffizient gmax der beiden Signale für jede

Testantwort berechnet. Für eine gültige Messung wurde

ein ßmax > 0.85 verlangt. Die Form des MSP wird durch

Veränderungen der Stellung des Patienten, der Position

der Elektroden, durch Temperaturänderungen und Änderungen

der Stimulationsintensität beeinflusst. Diese

Messbedingungen dürfen also während der Untersuchung

nicht verändert werden.

- Die Stimulationsintensität des distalen Reizes Sj muss so

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- 66 -

Kap. V

gewählt sein, dass sich der antidrome Impuls von Sj und

der orthodrome von Sc während des ganzen Experimentes

vollständig blockieren. Eine 1 .5 bis 2-fach maximale

Intensität am Anfang des Experimentes genügt im allg.

dieser Anforderung.

- Die Stimulationsintensität der proximalen Reize hat einen

Einfluss auf die Dispersion der ARP (siehe Kap. 5.6).

Sie muss zur Bestimmung der SNP so gewählt sein, dass

beim Übergang von sub- zu supernormaler Leitung

mindestens 95 % der motorischen Einheiten aktiviert sind.

Im allg. genügt eine 2-fach maximale Intensität, um die

festgelegte Grenze (95 %) zu überschreiten.

- Distal des Kollisionspunktes soll die Konditionierung,

insbesonders der Synapse und des Muskels zur Zeit der

Übertragung des Testpulses möglichst abgeklungen sein.

Wenn auch diese eine längere ARP und RRP haben (3-5

msec), so kann wegen der grösseren zeitlichen Trennung (5

- 10 msec) der beiden Antworten ein stationäres Verhalten

vorausgesetzt werden. Diese Annahme wird umso besser

erfüllt, je grösser der Abstand zwischen den beiden

Stimulationsorten ist. Im allg. genügt ein Abstand von

300 mm für eine Trennung der beiden Muskelantworten von

mindestens 5 msec.

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Kap. V

67 -

0.5H

Interstimulus Intervall (msec)

Fig. 5.1: Typisches Resultat einer Kontrollperson (29, f, N.

ulnaris) gemessen für CL = 100 mm (ISIjp = 2 msec)

(a) Verhältnis erregbarer zur totalen Anzahl Axone als

Funktion des Interstimulusintervalls (ARP Verteilungs¬funktion) .

(b) Entsprechende ARP - Dichtefunktion ( erste Ableitung der

ARP - Verteilung).(c) Interval-Ratio Funktion (IRF) (Verhältnis des

Interstimulusintervalls zum "entrainment interval")Subnormale Leitung bei IRF < 1; supernormale Leitung bei

IRF > 1.

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- 68 -

Kap. V

Die statistischen Unterschiede der refraktären

Eigenschaften einzelner Fasern im Nervenbündel könnten eine

gewisse Asynchronie der NAP's herbeiführen, da sich einzelne

Fasern bei einem gewissen ISIct noch in der subnormalen,

andere schon in der supernormalen Phase befinden. Es wurde

jedoch keine wesentliche Veränderung der Form von Mt

gegenüber Ms festgestellt, was durch den hohen

Kreuzkorrelationskoeffizienten bestätigt wird. Dieser ist

im allg. über 0.85, typisch aber 0.97 oder höher, wenn die

Testantwort 95 X der maximalen Grösse erreicht hat. Das

deutet darauf hin, dass die Latenzvariation durch die

Refraktärität klein ist im Vergleich zu den übrigen

Latenzen, und dass die einzelnen Fasern ähnliche refraktäre

Eigenschaften haben. (Daraus kann geschlossen werden, dass

die Annahme für (8) in Kap. 3.3 berechtigt ist).

Unter diesen Bedingungen wurde die Genauigkeit der

Methode und der numerischen Quantifikation studiert. An

einzelnen Probanden wurde der Einfluss der Gewebetemperatur,

der Länge des konditionierten Nervensegmentes und der

Einfluss der antidromen Aktivität distal des

Kollisionspunktes, sowie der Einfluss der proximalen

Stimulationsintensität gemessen.

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Kap. V

- 69 -

5.3 Einfluss der Temperatur auf ARP und SNP

Der Temperatureinfluss auf die ARP und SNP wurde an

einem Probanden bei 3 verschiedenen Temperaturen gemessen.

Die ersten drei Messungen fanden in einem kühlen Raum statt.

Die Hauttemperatur betrug 32 °C ca. 10 cm distal des Sulcus.

Dann wurde der Arm mit einem Heizkissen auf 33 °C erwärmt

und so wurden weitere 5 Messungen durchgeführt. Nach einer

anschliessenden Erwärmung auf 35 °C wurden nochmals 5

Messungen durchgeführt. Sowohl die ARP als auch die SNP

zeigen eine Temperaturabhängigkeit. Die Abhängigkeit der

SNP ist ausgeprägter bei tiefen Temperaturen: Der

Unterschied zwischen 32 und 33 °C ist ungefähr gleich gross

wie zwischen 33 und 35 °C.

Die Abhängigkeit der ARP und der SNP von der

Gewebetemperatur wurde u. a. auch von Lowitzsch und Hopf

(1977) studiert: die ARP stieg von 0.54 msec bei 35 °C auf

3.07 msec bei 20 °C und die SNP vergrösserte sich von 3.19

msec bei 35 °C auf 20.09 msec bei 20 °C (siehe auch Tasaki,

1949, Frankenhäuser und Moore, 1963, Paintal, 1965, Delbeke

et al., 1978). Hier wurde nur die Hauttemperatur gemessen,

jedoch kann im engen physiologischen Bereich (31 bis 35 °C)

die Haut- und Gewebetemperatur als proportional betrachtet

werden.

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Kap. V

- 70

5.4 Einfluss der Länge des

Nervenabschnittes.

konditionierten

Durch die Wahl von ISIdp kann der Kollisionspunkt mehr

oder weniger weit distal des Ellbogens gewählt, und somit

die Länge (CL) des Nervenabschnittes, der vom orthodromen

Impuls von S0 konditioniert wird, bestimmt werden (Anhang

A). Üblicherweise wurde eine konditionierte Strecke (CL)

von 10 cm gewählt, was nach Kocsis et al. (1978) genügt,

dass sich das "entrainment interval", also der Abstand

zwischen zwei NAP am sub/supernormalen Übergang, einstellen

kann. Durch die Variation des Kollisionspunktes lässt sich

2.5

2 -

o

0)

E

1.5 -

1 -

.5 J

1 —i

I

1 1—

1

SNP

I

I

ARP

I I

I

ARPmin z I

1 r

I

i

33 3431 32

Hauttemperatur (°C)

Fig. 5.2: Einfluss der Temperatur auf SNP und ARP

35

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Kap. V

- 71 -

einerseits abschätzen, wie gross der Einfluss einer kleinen

Abweichung von 10 cm ± 20 % dieser Länge ist (Fig. 5.3), und

andererseits kann durch die Wahl von CL = 0 der Einfluss der

antidromen Aktivität evaluiert werden (Fig. 5.4).

An 13 Probanden wurde die SNP mit 2 bis 5 verschiedenen

CL bestimmt, von denen ein CL zwischen 80 und 100 mm lag.

Mit einer linearen Interpolation wurde der SNP-Wert für CL =

100 mm bestimmt. In Fig. 5.3 sind die Mittelwerte ± 1 SD

der SNP für CL = 100 und 0 mm dargestellt. Bei den

Probanden mit mehr als zwei Messpunkten wurde eine annähernd

lineare Abhängigkeit der SNP von CL festgestellt. Das

0 -l , ,L

0 50 100 150

konditionierte Nervenlänge (CL) (mm)

Fig. 5.3: Einfluss der Länge des konditionierten

Nervenabschnittes auf die SNP.

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- 72 -

Kap. V

Ergebnis zeigt für CL=100 mm bei einer CL-Variation von

+ 20 % eine Veränderung der SNP um + 0.2 msec. Verglichen

mit der interpersonellen Streuung ist eine solche

SNP-Variation vernachlässigbar klein.

Dieses Resultat bestätigt die Beobachtung von Kimura et

al., 1978. Auch Waxman et al., 1979 haben diese

Abhängigkeit der axonalen Latenzvariation während der RRP

mit einer Computersimulation nachgewiesen, wenn auch ihr

Modell die supernormalen Eigenschaften nicht berücksichtigt.

5.5 Einfluss der antidromen Aktivität

Durch die grössere zeitliche Trennung der NAP von S^

und Sd distal des Kollisionspunktes bewirkt die

Konditonierung durch den antidromen Impuls, ausgelöst durch

Sd, im Normalfall eine supernormale Wirkung auf den

Testimpuls (vgl. Fig. 3.1). In Fig. 5.4 erkennt man die

höhere Supernormalität, je länger die antidrome Strecke,

d. h. je kürzer CL wird. Bei CL = 0 unterliegt der

Testimpuls ausschliesslich der antidromen Konditionierung.

Wegen der entgegengesetzten Fortpflanzungsrichtungen

des Test- und des antidromen Impulses vergrössert sich die

Zeit zwischen Konditionierung und dem Durchlaufen des

Testimpulses auf der Strecke distal des Kollisionspunktes in

doppeltem Ausmass. Deshalb kann man annehmen, dass die

Konditionierung des distalen Nervenabschnittes im

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Kap. V

73

wesentlichen abgeklungen ist, bis der Testimpuls diese

Strecke durchläuft. Wie in Fig. 5.3 gezeigt, wurde die SNP

für den Fall CL = 0 gemessen. In diesem Falle unterliegt

der Testimpuls während der ganzen Übertragung nur der

Konditionierung, die durch den antidromen Impuls verursacht

wird. Die SNP ist dann im Mittel praktisch gleich der ARP,

d. h., die Latenzvariation (Summe der Wirkungen von

subnormaler und supernormaler Leitung) ist im Mittel gleich

null. Die SNP wird somit von der antidromen Aktivität nicht

wesentlich beeinflusst.

>

&c

1.5 '

CL = 0

1 1—

2 3 4

Interstimulusintervall (msec)

Fig. 5.4: Einfluss der antidromen Aktivität auf die SNP.

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Kap. V

- 74 -

5.6 Einfluss der Stimulationsintensität

Der Einfluss der Stimulationsintensität auf ARP und SNP

wurde bei 2-, 2.5- und 3-fach maximaler Intensität der

proximalen Reize studiert. Alle Messungen von Fig. 5.5 (5

pro Intensität) wurden innerhalb von 3 Stunden am selben

Probanden (44, m, N.ulnaris, 31.7 ± 0.5 °C) durchgeführt.

Die ARP nimmt mit steigender Intensität signifikant ab. Da

die ARPmax stärker von der Intensität abhängig ist als

ARPmin> nimmt auch die Dispersion (ARPmax - ARPrain) mit

zunehmender Intensität ab. Dies ist ein wichtiges Ergebnis

für die Bestimmung der Häufigkeitsverteilung der

ü

o

(A

E

1.7

1.5

1.3

2

1.5

SNP

0.5 J

ARPmax j

ARPr

2.5

Fig.ARP

5.5:

x maximale Intensität

Einfluss der Stimulationsintensität auf SNP und

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- 75 -

Kap. V

Nervenleitgeschwindigkeiten nach der Methode von Hopf

(1962), da dadurch der Fehler, der durch die Dispersion der

ARP entsteht, mit steigender Intensität abnimmt (siehe

Kap. 7.2).

Die Abhängigkeit der ARP von der Stimulationsintensität

widerspricht scheinbar den Resultaten von klassischen

Experimenten. Dieser Widerspruch erklärt sich dadurch, dass

die Intensität bei perkutaner Stimulation nicht so klar

supramaximal ist, wie in den klassischen in vitro

Experimenten (20 bis 30-fach maximal). Die Abhängigkeit der

ARP von der Stimulationsintensität bei Anwendung klinischer

Messmethoden wurde von verschiedenen Autoren bestätigt

(siehe Kap. 7.2).

5.7 Reproduzierbarkeit der SNP

Fig. 5.6 zeigt die Reproduzierbarkeit der SNP an 2

Probanden. Die Messungen wurden bei Raumtemperatur mit der

selben Intensität (2-fach maximal) und mit ISIdp = 2 msec an

verschiedenen Tagen durchgeführt. Die Hauttemperatur betrug

beim Proband SF 31 ±1.3 °C, bei RP 31.2 ± 0.8 °C. Da die

anderen Parameter (CL, Intensität) nicht geändert wurden,

ist die grössere Streuung der SNP bei SF gegenüber RP

möglicherweise auf die grössere Streuung des

Temperaturbereiches zurückzuführen.

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Kap. V

- 76 -

Während die Stimulationsintensität keinen und die Wahl

von CL nur einen geringen Einfluss auf SNP haben, scheint

die Temperaturabhängigkeit die Reproduzierbarkeit der SNP am

meisten zu beeinflussen. Wie in Fig. 5.2 gezeigt, ist die

Temperaturabhängigkeit der SNP geringer bei höheren

Temperaturen (über 35 °C). Jedoch ist dann auch mit einer

Abnahme der Sensitivität der SNP zu rechnen. Die Temperatur

für ein optimales Verhältnis von Streuung zu Sensitivität

bei verschiedenen Neuropathien dürfte von Fall zu Fall

verschieden sein. In den Untersuchungen von Kap. 6 wurden

Temperaturen im "physiologischen" Bereich zwischen 32 und

35 °C gewählt, da diese relativ einfach kontrollierbar sind.

(a) SF. 32, <S. N ulnaris (b) RP. 29. <j>. N.ulnaris

SNP =1.62+0.23 msec SNP= 1.52+0.15 msec

L1.5 2

SNP [msec|

2 5

5 '

1.5 2

SNP [msecl

—i

2.5

Fig. 5.6: Reproduzierbarkeit der SNP

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Kap. V

- 77 -

Bei Raumtemperatur beträgt die prozentuale Streuung

(100.SD/mean) 14 % beim Proband SF (N=11) und 10 % beim

Proband RP (N=9). Die Streuung der SNP ist relativ gross

verglichen mit jener der NLG (5 %). Nach der Abschätzung in

Kap. 2.2 kann man aber erwarten, dass die SNP um ein

Vielfaches sensitiver als die NLG ist, und somit trotz der

grösseren Streuung signifikantere Resultate als die NLG

verspricht.

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- 78 -

Kap. VI

VI

KLINISCHE RESULTATE

6.1 Vergleich der ARP und der SNP eines Diabetiker- und

eines Kontrollkollektivs.

Bei 19 Patienten (Tab. 6.2) mit Diabetes mellitus

(39 ± 19 Jahre) wurden ARP, SNP und NLG des N.ulnaris

bestimmt. Die maximale Stimulationsintensität betrug 15 ±8

mA. Im Vergleich dazu wurden die selben Parameter bei einer

Kontrollgruppe von 20 Probanden (34 ± 8.5 Jahre) ermittelt.

Mittlere S

Absolute Pei

Refraktarpenode

(msec)

• 4

• 3

2

Fig. 6.1: ARP, SNP (Relative Refraktä'rperiode) und NLG -

Werte einer Kontroll- (N = 20) und Diabetikergruppe (N = 19)

ubnormale

node (SNP)

Maximale

Leitgeschwindigkeit

(msec) (m/sec)

I I• 60

I 1

} 50 ,

I 1

'

»

Kontroll -

| Diabetiker-

kollektiv

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Kap. VI

- 79 -

Die maximale Stimulationsinstensität betrug bei den

Probanden 12 ± 6 mA, also etwa gleich viel, wie bei der

Diabetikergruppe. Alle Messungen wurden bei Raumtemperatur

durchgeführt. (Hauttemperatur ca. 31 °C). Die

konditionierte Nervenlänge lag im Bereich von CL = 110

mm ± 15 %.

In Fig. 6.1 bzw. Tab. 6.1 sind die ARP, SNP und NLG

Werte der beiden Gruppen gegenübergestellt. Die ARP

unterscheidet sich kaum bei etwa gleicher

Stimulationsintensität, hingegen ist der Unterschied der SNP

signifikant (P < 0.001 «)). Mit der selben Signifikanz

unterscheidet sich auch die maximale NLG. Die Signifikanz

der NLG wird jedoch durch den höheren Altersdurchschnitt der

Diabetiker etwas begünstigt. (Bei der SNP lässt sich nach

Tabelle 6.1: Mittelwerte der ARP, SNP und NLG des Kontroll-

und Diabetiker-Kollektivs

ARpmean SNP NLGmax[msec] LmseoJ [m/sec]

Kontrollen 1.1 + 0.3 1.6 + 0.« 57.7 + 4.6

Diabetiker 1.2 ± 0.2 3-3 t 0.9 47.7 ± 3.8

•) nach dem U-Test von Wilcoxon, Mann and Whitney (Sachs,1978)

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- 80 -

Kap. VI

den bisherigen Daten keine Altersabhängigkeit feststellen).

Nach dem U-Test sind NLG und SNP etwa gleich

signifikant. Trotzdem zeigte nur ein Viertel der Diabetiker

eine kleinere SNP als der Proband mit der grössten SNP,

während die Hälfte der Diabetiker eine höhere NLG als der

Proband mit der niedrigsten NLG aufwiesen.

Im Mittel ist die SNP bei den Diabetikern etwas über

100 % höher als bei den Kontrollpersonen. Die maximale

Nervenleitgeschwindigkeit unterscheidet sich um ca. 17 %•

Die SNP zeigt sich also im gruppenstatistischen Vergleich

Tabelle 6.2: DIABETIKER GRUPPE

Nr. Patient Alter Geschl. Krankheit Bemerkung(Jahre) bekannt seit

(Alter)

*)

1 TM 18 m 12

2 ED 37 f 12

3 PS 29 m 8

4 ZS 19 m 6

5 GR 29 m 14

6 BH 50 m 377 BN 23 m 198 CW 36 m 39 MW 73 m 39

10 GL 24 f 11

11 SP 30 m 12

12 ZA 46 m 3313 IK 24 f 14

14 MH 63 m 4315 SG 64 f 2916 DJ 16 f 12

17 HK 61 m 1918 HE 69 m 68

19 HA 30 f 6

»)«)

• •)

») diskrete Anzeichen einer Neuropathie*») mittlere bis schwere Neuropathiemittlere Krankheitsdauer: 18 ± 12 Jahre

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- 81 -

Kap. VI

bei den untersuchten Diabetikern als fast 6 mal sensitiver

als die NLG.

Wie in Kap. 2.4 vermutet und durch den

gruppenstatistischen Vergleich bestätigt, scheint die SNP

wegen ihrer Sensitivität ein interressanter Parameter zu

sein. Wir haben die SNP bei vier Diabetikern

weiterverfolgt, die sich einer einjährigen Verlaufskontrolle

unterzogen (Kap. 6.2).

6.2 Die Abhängigkeit der SNP von der Insulintherapie

bei Diabetikern.

Bei 4 Diabetikern wurde die SNP und NLG während einer

Langzeitstudie verfolgt. Die Patienten wurden während ca. 4

Monaten unter normaler Therapie (subkutane Insulintherapie

durch Injektionen, Diät) beobachtet, dann ca. 4 Monate mit

einem portablen Insulin - Dosiergerät, und weitere 4 Monate

Tabelle 6.3: DIABETIKER der Verlaufskontrolle

Nr. Patient Alter Geschl. Krankheit Bemerkung(Jahre) bekannt seit

(Alter)

1 PS 29 m 8 «)2 BH 50 m 37 *)

3 ED 37 f 12

4 MM 30 f 12

*) diskrete Anzeichen einer Neuropathie

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- 82 -

Kap. VI

wieder mit konventioneller Therapie. Da die Studie

unabhängig von dieser Dissertation organisiert wurde und

schon früher begann, konnte die SNP erst vom Beginn der

2-ten Phase an (mit Insulin Dosiergerät) verfolgt werden.

(Bei einem Patienten 1 Monat später).

Die Patienten sind in Tab. 6.3 aufgeführt. Es ist zu

erwähnen, dass während der Therapie mit dem Dosiergerät

zeitweise kleinere technische Störungen auftraten, die aber

im allg. ohne grössere Folgen für die Träger blieben. Bei

der Patientin ED trat eine grössere Panne auf, die zur

Hospitalisierung der Patientin führte. Die Störungen haben

im allg. einen Anstieg der mittleren Glucosurie •) zur

Folge. Der Clinitest wird stellvertretend für den

metabolischen Status des Patienten in den Figuren

dargestellt. Für eine umfassende klinische Berurteilung

wären weitere Parameter (Blutzucker, glycosyliertes

Hämoglobin, Elektrolytkonzentrationen, pH-Werte u.a.)

notwendig.

Fig. 6.2 zeigt den Verlauf der SNP des Patienten PS.

Man beobachtet eine konstante Verbesserung der SNP bis zu

sehr guten Normalwerten während der Therapie mit dem

Dosiergerät und eine anschliessende Verschlechterung bis

etwa zu den Anfangswerten.

•) Die mittlere Glucosurie stellt das wöchentliche Mittel

der Clinitest-Proben dar, die vom Patient selbst im allg.3 mal täglich durchgeführt wurden.

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Kap. VI

83 -

z

0

S 2%

I 1%

ö

Dosiergerät

-•*- ..-*•

'••«''

N.ulnaris N.peronaeus

10

ZEIT [Monate]

Fig. 6.2: Verlauf der SNP und mittlere Glucosurie beim

Patient PS während der Therapie mit dem Dosiergerät und der

konventionellen Therapie.

a)

/ •

z

38 i

36

34 *

b)

.

V

'••f

1 6

SNP N peronaeus [msec]

12 3 4 5

SNP N peronaeus [msec]

Fig. 6.3: (a) Korrelation (r=0.865) der SNP des N.ulnaris

und des N.peronaeus des Patienten PS. (b) Korrelation

(r=0.915) der SNP und der NLG am N.peronaeus(Regressionskoeffizient: -0.92-103 m/sec2).

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- 84 -

Kap. VI

Bei diesem Patienten wurden sowohl der N.ulnaris als

auch der N.peronaeus verfolgt, von denen man eine

Korrelation der SNP Werte erwarten darf. Dies hat sich

bestätigt, wie in Fig. 6.3a gezeigt ist. Während die SNP

Veränderungen bis zu tO % des Anfangswertes aufweist,

veränderte sich die NLG nur um ca. 7 %• Wie in Fig. 6.3b

gezeigt ist, korreliert auch die NLG mit der SNP in der

Grössenordnung die bei der Messgenauigkeit von ca. 5 % und

Schwankungen von 7 % erwartet werden kann (ca. 1 msec

Veränderung der SNP entspricht einer Änderung der NLG von

ca. 1 m/sec).

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Kap. VI

- 85 -

uVw

o.

z

Dosiergerät

SS 2%i&£ 1%

10

ZEIT [Monate]

Fig. 6.4: Verlauf der SNP und mittlere Gluoosurie des

Patienten BH während der Therapie mit dem Dosiergerät und

der konventionellen Therapie.

48

¥ 46CO

O 44

z

42

40 J

12 3 4 5

SNP [msec]

Fig. 6.5: Korrelation (r=0.57) der NLG mit der SNP des

Patienten BH (Regressionskoeffizient: -1.26- 10^ m/sec2).

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- 86 -

Kap. VI

Fig. 6.4 zeigt den Verlauf der SNP des Patienten BH.

Man beobachtet auch hier eine konstante Verbesserung der SNP

bis zu guten Normalwerten während der Therapie mit dem

Dosiergerät und eine anschliessende Verschlechterung bis

etwa zu den Anfangswerten. Kleinere technische Störungen ab

dem 3. Monat mit dem Dosiergerät haben einen Anstieg der

mittleren Glucosurie zur Folge, was sich mit einer ca.

einmonatigen Verzögerung auf die SNP auszuwirken scheint.

Die Veränderungen der SNP liegen etwa bei 70 % der

Anfangswerte, die ca. 300 l des Normalwertes betragen. Die

Veränderungen der NLG betragen ca. 20 %. Die Korrelation

der NLG mit der SNP ist in Fig. 6.5 dargestellt.

Fig. 6.6 zeigt den Verlauf der SNP der Patientin MM.

Man kann eine leichte Verbesserung der SNP während der

Therapie mit dem Dosiergerät und eine anschliessende leichte

Verschlechterung zu den Anfangswerten beobachten. Die

Veränderungen der SNP sind relativ klein, allerdings sind

die Anfangswerte auch besser als diejenigen der vorher

besprochenen Patienten. Nach den diabetologischen

Parametern erreichte die Patientin keine so niedrigen

Glucosespiegel wie die vorhergehenden Patienten, was ein

Grund dafür sein könnte, dass keine so guten SNP Werte

erreicht wurden. Die Änderungen von SNP und NLG sind zu

gering, als dass eine Korrelation festgestellt werden könnte

(Fig. 6.7).

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87

Kap. VI

u

0)

E_o.

z

Dosiergerät

tt 2%l

ö V\

10

ZEIT [Monate]

Fig. 6.6: Verlauf der SNP und mittlere Gluoosurie der

Patientin MM während der Therapie mit dem Dosiergerät und

der konventionellen Therapie.

46 i

44

U

U>

1 42 \

_j

Z

40

38 J

12 3 4

SNP |msec]

Fig. 6.7: Korrelation (rsO.31») der SNP und der NLG der

Patientin MM (Regressionskoeffizient: -1 .52 -10-* m/secO.

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- 88 -

Kap. VI

Fig. 6.8 zeigt den Verlauf der SNP der Patientin ED.

Man beobachtet eine kontinuierliche Verbesserung der SNP

während der ersten Periode der Therapie mit dem Dosiergerät.

Eine grössere Panne am Gerät, die zur Hospitalisierung der

Patientin führte, schlägt sich mit gut einmonatiger

Verzögerung in den SNP Werten nieder. Von hier an zeigt

sich kein kontinuierlicher Verlauf mehr. Die Korrelation

zwischen NLG und SNP ist in Fig. 6.9 dargestellt.

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Kap. VI

- 89 -

£

0.

ZCO

S 2%

I 1%

ö

Dosiergerät

I Panne

10

ZEIT [Monate]

Fig. 6.8: Verlauf der SNP und mittlere Gluoosurie der

Patientin ED während der Therapie mit dem Dosiergerät und

der konventionellen Therapie.

Z

54

52

50

48

46J

12 3 4 5

SNP [msec]

Fig. 6.9: Korrelation (r=0.56) zwischen NLG und SNP der

Patientin ED (Regressionskoeffizient: -1.13-KP m/sec2).

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- 90 -

Kap. VI

6.3 Der Einfluss der Hämodialyse auf die SNP bei

Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz.

Bei 8 Patienten mit Niereninsuffizienz wurden die

Refraktärperioden (ARP, SNP) sowie die NLG ermittelt. Diese

Patienten benötigen im allgemeinen eine höhere

Stimulationsintensität (26 ± 8 mA) als die Kontrollpersonen.

Die Resultate eines Patienten konnten nicht verwendet

werden, da die geforderte Intensität (2-fach maximal) nicht

eingehalten werden konnte *). Bei 3 Patienten wurde der

N.ulnaris, bei 3 der N.peronaeus und bei einem Patienten

beide Nerven untersucht. Alle Untersuchungen wurden bei

35 °C konstanter Hauttemperatur ca. 5-10 cm distal des

Sulcus bzw. des Kniegelenks durchgeführt und zwar:

1. Messung am Nachmittag vor der Dialyse

2. Messung ca. 1 - 2 Stunden nach der Dialyse

3. Messung am Nachmittag vor der nächsten Dialyse

In Tab. 6.1 sind die Patienten zusammengefasst: Das

Durchschnittsalter beträgt 51 ± 13 Jahre. Die Patienten

führen 2 bis drei Dialysen pro Woche von je 3.5 bis 6

Stunden Dauer durch.

*) Die erforderliche Stromstärke für 2-fach maximale

Intensität lag mit über 70 mA ausserhalb des Bereiches des

Stimulationsgerätes und wäre eine unzumutbare

Schmerzbelastung für den Patienten.

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- 91 -

Kap. VI

In Fig. 6.10 sind die entsprechenden SNP Werte dieser

Messungen dargestellt. Bei 6 Patienten sind die Resultate

nach der Dialyse jeweils besser als die vor der Dialyse.

Bei einem Patienten war die dritte Untersuchung die beste.

Bei ihm waren die NLG Werte der 2. und 3. Messung etwas

besser als die der ersten Untersuchung. Beim Patient KK

korrelierten die SNP Werte des N.ulnaris mit denen des

N.peronaeus.

In Fig. 6.11 sind die Histogramme der SNP Werte vor und

nach der Dialyse ersichtlich. Das Mittel •)

(2.2/+ 1.1/-0.7 msec) der SNP Werte vor der Dialyse

unterscheidet sich signifikant (P < 0.02) •*) von den Werten

Tabelle 6.4: HÄMODIALYSE PATIENTEN

Nr. Patient Alter Geschl. Nerv Dialyse Sessionen

(Jahre)

HH 70 m U 3 x 5 Std.

KK 47 m u, p 2x6 Std.

HE 62 f p 3 x 5 Std.

GE 34 m p 2 x 5 bis 6 Std.

HD 50 f p 2 x 6 Std.

MH 36 m u 2 x 6 Std.

BA 56 f u 2 x 3.5 Std.

=============:======== = = = = =: = = = :===================

mittleres Alter: 51 ± 13 Jahre

*) Mittelwert und SD wurden von den logarithmiertenSNP-Werten berechnet (Mittelwertberechnung von nicht

normalverteilten Zeiteinheiten, Sachs, 1978).

**) nach dem U-Test von Wilcoxon, Mann and Whitney (Sachs,

1978).

1

2

34

56

7

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- 92 -

Kap. VI

nach der Dialyse, die im Normalbereich liegen

(1 .5/+ 0.4/-0.25 msec).

Auffallend ist hier, dass sich die besonders schlechten

SKP Werte vor der Dialyse am stärksten änderten, hingegen

jene, die vorher schon im Normbereich lagen, am wenigsten.

Die SNP änderte sich z. T. über 50 % des mittleren Wertes

der beiden Messungen vor der Dialyse. Bei allen Patienten

ausser GE wurden nach der Dialyse normale Werte (< 1.8 msec)

erziehlt (Fig. 6.12).

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Kap. VI

- 93 -

8

1 3

Q.

zC/i

A A

D

D

D

w

A

D• Q

• •

y •• • A •

1 Messung

A 3 Messung

9 2 Messung

(vor Dialyse)

(nach iDialyse)

HH KKuKI^HE GE HD MH BA

Fig. 6.10: SNP Werte vor und nach der Dialyse von 7

Hämodialyse Patienten.

N

10

(a) p<0 01

SNP » 2 2 *q 7msec

iifki n12 3 4 5

SNP Imsec]

| | N ulnaris

N

10

(b)

SNP - 1 S *g ^5 msec

2 3 4 S

SNP [msecl

Fig. 6.11: Histogramme der SNP Werte (a) vor und (b) nach

der Dialyse.

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- 94 -

Kap. VI

In Fig. 6.13 sind die Veränderungen *) der SNP Werte

und der NLG dargestellt. Alle "signifikanten" Veränderungen

der SNP drücken sich im Sinne von Verbesserungen aus. Die

signifikannten Veränderungen der SNP (bei allen Patienten

ausser GE) liegen zwischen 5 % und 60 % des Mittelwertes der

SNP vor den Dialysen. Das Mittel aller Veränderungen

(signifikant und unsignifikant) beträgt 29 %.

Im Vergleich dazu kann nicht von einer signifikanten

Verbesserung der NLG gesprochen werden. Als "signifikant"

bezeichnete Veränderungen liegen im Bereiche der

Messgenauigkeit und sind gleichmässig im Sinne von

Verbesserungen und Verschlechterungen verteilt.

*) Die Veränderungen Ax in Fig. 6.13 wurden wie folgtberechnet:

x1 + x3Ax = xj

wobei x-| und X3 die Werte der 1. und 3. Messung (vorder Dialyse) und x2 der Wert der 2. Messung (nach der

Dialyse) bezeichnen. Eine Veränderung wurde als

"signifikant" bezeichnet, wenn Ax > /Xi - xW, als

unsignifikant wurde eine Veränderung bezeichnet, wenn

A x < /x-j - Xj/.x bezieht sich sowohl auf SNP als auch NLG.

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Kap. VI

- 95 -

SNP (vor Dialyse) [msec)

# "signifikant"

O "nicht signifikant"

Fig. 6.12: Änderung der SNP als Funktion der mittleren SNP

vor der Dialyse.

(b)

8:3*RR» e:& :•}:•:

A SNP [msec]

-4-2 0 2 4

A NLG [m/sec]

"signifikant" D 'nicht signifikant"

Fig. 6.13: (a) Änderung der SNP zwischen dem Mittel der

Messungen vor der Dialyse zur SNP nach der Dialyse, (b)

Änderung der NLG zwischen dem Mittel der Messungen vor der

Dialyse zur NLG nach der Dialyse.

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- 96 -

Kap. VI

VII

DISKUSSION / SCHLUSSFOLGERUNG

7.1 Methode

Erste Studien der Refraktärperiode an sensiblen und

gemischten Nerven am Menschen wurden mit der

Doppelpulsteohnik (Tackmann et al., 197t, Hopf et al., 1976)

und mit der Pulsserien Technik (Lowitzsch et al. 1973,

Lowitzsch und Hopf, 1975, Hopf et al., 1975, Tackmann et al.

1975) durchgeführt. Eine Methode zur Evaluation der

subnormalen Periode von Motor- Fasern wurde von Hopf und

Lowitzsch (1975) beschrieben. Erste Ergebnisse über die

absolute und relative Refraktärperiode mit der

Doppelpulstechnik speziell an Motoneuronen und Muskelfasern

werden von Bergmans (1973) und Kopec et al. (1978)

berichtet. Die Resultate sind jedoch schwierig zu

interpretieren, da sich die Muskelantworten bei den kleinen

Interstimulusintervallen vollständig überlappen, und diese

Methoden nicht erlaubten, bei Interstimulusintervallen zu

messen, die kürzer als die Refraktärperiode der neuro -

muskulären Übergänge und der Muskelfasern sind. Eine genaue

Bestimmung der axonalen Latenzvariation während der

Refraktärphasen ist aus den selben Gründen nicht möglich.

Durch die Anwendung der Kollisionstechnik (Kimura,

1976) wird diese Schwierigkeit umgangen. Diese Technik kam

dennoch nicht zur klinischen Anwendung, da sie - wie alle

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- 97 -

Kap. VII

Methoden zur Refraktärperiodenbestimmung - ohne Zuhilfenahme

eines Computers sehr zeitaufwendig ist.

Die Quantifizierung der EMG Signale war auf die

Ablesung der Amplitude beschränkt und die Latenz wurde

visuell durch das Bestimmen des Onset gemessen. Diese Art

der Quantifizierung ist besonders schwierig und ungenau im

Falle von tiberlagerten Muskelantworten. Aus diesen Gründen

wurde hier eine computerunterstützte Methode entwickelt, die

die Stimulationsintervalle automatisch bestimmt und bei der

die Muskelsummenpotentiale und die axonale Latenzvariation

mit Hilfe einer Korrelationsanalyse quantifiziert werden.

Mit dieser Methode können die komplexen Nervenmembran-

eigenschaften während der verschiedenen Refraktärphasen auf

nichtinvasive und zeitsparende Weise untersucht werden.

7.2 ARP - Verteilung

Die ARP - Werte (ARPmean = 1.1 ± 0.3 msec), die hier

mit numerischer Quantifikation der Effektivwerte erzielt

wurden, sind sehr gut vergleichbar mit jenen anderer

Autoren, die visuell die Amplitude von NAP's oder des MSP

bestimmten. Die ARPmax sinkt mit steigender

Stimulationsintensität. Dies erklärt, dass die hier

ermittelte ARPmax, die mit 2-fach maximaler Intensität

gemessen wurde, durchschnittlich etwas kleiner ist als sie

von anderen Autoren berichtet wird.

Kimura (1976) berichtet von einer ARPm^n von 1 msec und

0.77 msec und einer ARPmax von 2.88 und 2.03 msec mit

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- 98 -

Kap. VII

maximaler und 1.5-fach maximaler Intensität. Betts et al.

(1976) haben eine Doppelpulstechnik mit automatischer

Subtraktion der MSP angewandt und berichten von einer ARP,,,^

von 0.7t msec und einer ARPmax von 3.06 mit 1.1-fach

maximaler Intensität. Gilliat und Willison (1963)

beobachteten eine ARPmin von 0.6 bis 0.7 msec bei 4

Patienten an sensiblen und gemischten Nerven. Buchthal und

Rosenfalk (1966) berichten eine ARPmin von 0.75 msec. Diese

Werte extrapolieren sehr gut die Resultate in Fig. 5.5 bei

kleineren Intensitäten.

Es hat sich gezeigt, dass bei doppelt maximaler

Intensität die ARP und die Dispersion der ARP (ARPmax -

ARPmin) bei allen Gruppen (Probanden, Diabetiker,

Dialyse-Patienten) etwa gleich gross ist. Dieser Parameter

scheint sich nicht für eine Untersuchung der funktionellen

Eigenschaften der Nervenmembran zu eignen, ist jedoch ein

wichtiger Parameter zur Kontrolle der Messbedingungen (siehe

Kap. 5.2).

Die Dispersion der ARP, also ARPmax - ARPmin, ist von

Bedeutung bei der Fehlerabschätzung für die Methode zur

Ermittlung der Geschwindigkeitsverteilung in einem

Nervenbündel nach der Methode von Hopf (1962). Bei dieser

Methode wird die spektrale Geschwindigkeit aus dem Abstand

der Stimulationselektroden, dem Interstimulusintervall

zwischen dem proximalen und distalen Stimulus und einer

mittleren Refraktärperiode (ARPmean) berechnet (Leifer et

al., 1978). Ist im Idealfall die Dispersion gleich null, so

wird ARPmin = ARPmax = ARPmean, und somit wird der Fehler

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- 99 -

Kap. VII

gleich null, sofern ARPmean richtig geschätzt wird. Hat

jedoch die Dispersion eine endliche Grösse dARP, so nimmt

der relative Fehler (Anhang C) mit ARP zu:

ANLG AARP

NLGi ISIi-ARP^an

wobei NLG der Fehler der spektralen Geschwindigkeit, NLG^

die spektrale Geschwindigkeit und ISI^ das

Interstimulusintervall zur Bestimmung von NLG^ darstellen.

Mit den Resultaten der Kontrollgruppe kann der relative

Fehler bei der Ermittlung der Geschwindigkeitsverteilung

(Für eine mittlere Geschwindigkeit von 50 m/sec, d = 30 cm,

ARPmean = 1 msec, AARP =0.5 msec) etwa auf 8 % geschätzt

werden. Wie in Kap. 5.5 gezeigt, ist die Dispersion der ARP

abhängig von der Stimulationsintensität. Mit steigender

Intensität nimmt die Dispersion ab, d. h. der Fehler bei

der Ermittlung der Geschwindigkeitsverteilung wird kleiner.

7.3 Subnormale Periode

Mit 2-fach maximaler Stimulationsintensität hat sich

gezeigt, dass die SNP stets grösser als die ARPmax (95%)

ist. Die SNP war bei den 20 Probanden 1.6 ± 0.4 msec.

Dieses Resultat stimmt gut mit dem Wert (1.7 msec) überein,

den Kocsis et al. (1979) experimentell an zentralen Neuronen

bestimmt haben. An sensorischen und gemischten Nerven

wurden mit den Doppelstimulations Techniken von Tackmann und

Lehmann (197t) ein Übergang von sub- zu supernormaler

Leitung zwischen 2 und 3 msec, und von Hopf et al., (1976)

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- 100 -

Kap. VII

bei 4 msec gemessen. Die Experimente mit hochfrequenten

Impulsserien (Lowitzsch und Hopf, 1974) ergaben eine

frequenzgetreue Übertragung bis 325 Impulse pro Sekunde, das

entspricht nach Kap 2.2 einer SNP von ca. 3 msec. Kimura et

al. (1978) berichten von einer SNP von 2.56 + 0.65 und

2.36 ± 0.45 msec mit zwei verschiedenen konditionierten

Nervenlängen. Die unterschiedlichen Ergebnisse können durch

die starke Temperaturabhängigkeit dieses Parameters

einerseits, und durch die grossen methodischen Unterschiede

(Doppelpulstechnik, Impulsserien- Technik, Kollisions-

Technik) andererseits erklärt werden. Die Methode der

Korrelationsanalyse von Muskelpotentialen ergibt eine

mittlere Laufzeitvariation aller Fasern, und ist

möglicherweise genauer als die visuelle Bestimmung der

Laufzeit des MSP, bei der nur die Laufzeit der schnellsten

Fasern bestimmt wird.

Bei der Anwendung der Kollisionstechnik bewirkt die

antidrome Aktivität des Kollisionsimpulses einen

supernormalen Einfluss auf den Testimpuls, wodurch die SNP

möglicherweise verkürzt wird. Dieser supernormale Einfluss

dürfte sich vor allem bei Kontrollpersonen auswirken. Im

Falle von Demyelinisierungen oder anderen Membranstörungen

befinden sich distal des Kollisionspunktes einzelne

Internodien in der subnormalen Phase, was den supernormalen

Einfluss schwächt, und somit eventuell eine zusätzliche

Trennung zwischen normalen und pathologischen Werten

bewirkt.

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- 101 -

Kap. VII

7.4 Klinische Resultate bei Diabetikern

Es hat sich gezeigt, dass die ARP keinen signifikanten

Unterschied zwischen Kontroll- und Diabetikerkollektiv

zeigt. Hingegen ist die SNP signifikant und sensitiv. Bei

der Diabetikergruppe ist die SNP mehr als 100 % gegenüber

den Probanden erhöht, die NLG um ca. 17 % niedriger. Die

SNP ist bei diesem Vergleich fast 6 mal sensitiver als die

NLG. Die grosse Sensitivität wird hier aber zum Teil durch

die grössere Streuung aufgehoben, womit im

gruppenstatistischen Vergleich die SNP und NLG etwa gleich

signifikant erscheinen. Berücksichtigt man die Alters¬

abhängigkeit der NLG, so ist die SNP leicht signifikanter.

Bei den Patienten mit diskreten Anzeichen einer

Neuropathie betrug die SNP nach der konventionellen Therapie

über 300 % des Normalwertes. Die Geschwindigkeits¬

schwankungen betrugen maximal 5 bzw. 15 %• Dies entspricht

einer 20 bis 60 mal höheren Sensitivität der SNP gegenüber

der NLG (Vergl. Kap. 2.3). Die beiden Patienten ohne

Anzeichen einer Neuropathie (MM, ED) hatten nach der

konventionellen Therapie etwas bessere SNP Werte (180 %

bzw. 250 I des Normalwertes).

Während der Verlaufskontrollen der Diabetiker fällt

auf, dass die SNP während der Therapie mit dem Dosiergerät

bei störungsfreiem Verlauf stets eine kontinuierliche

Verbesserung aufweist. In dieser Zeit wurden auch sehr

niedrige Glucosurie - Werte und ein Abfall der Konzentration

glucosylierter Hämoglobine (KGH) nachgewiesen. Hingegen ist

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- 102 -

Kap. VII

während der konventionellen Therapie bei schwankenden

Glucosurie - Werten ein sehr unkontinuierlicher Verlauf der

SNP und eine generelle Verschlechterung zu beobachten. Die

SNP nimmt ca. 1 msec / Monat bei einer glucosuriefreien

Periode ab, bis sie den Normalbereich (1.5 - 2 msec)

erreicht. (Die KGH nimmt in einem glucosuriefreien Monat

ca. 0.5 bis 1.5 t ab). Sowohl die SNP als auch die KGH

nehmen bei einer glocosuriefreien Periode gleichzeitig und

sofort ab. Die KGH scheint sich auch sofort bei einem

Anstieg der Glocosurie zu verschlechtern, während die

Verschlechterung der SNP bei anhaltender erhöhter Glucosurie

erst mit ca. einmonatiger Verzögerung einsetzt. Das könnte

darauf hinweisen, dass sowohl kurzfristige als auch

längerfristige Mechanismen an der Nervenmembran wirken.

Pietri et al. (1980) weisen in diesem Zusammenhang darauf

hin, dass nicht nur die Demyelinisierungs- und

Remyelinisierungsprozesse, sondern eventuell auch eine

Glycosylierung der Proteinkanäle an der Membran die Ursache

funktioneller Störungen sein könnte. Ausserdem muss eine

dauernde Reorganisation der Na+ Kanäle in demyelinisierten

Internodien angenommen werden (Foster et al., 1980, vgl.

auch Bischoff, 1974, Iwasa et al., 1980). Die

unkontinuierlichen Verläufe während der konventionellen

Therapie müssen mit zusätzlichen sehr kurzfristigen

Veränderungen funktioneller Eigenschaften wie z.B.

osmotischer Verhältnisse und Veränderungen der

Elektrolytkonzentrationen erklärt werden.

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- 103 -

Kap. VII

7.5 Klinische Resultate bei Dialyse Patienten

Die NLG erwies sich bei den Dialyse Patienten nicht als

signifikanter Parameter für die Kurzkontrollen der Therapie.

Cadilhac et al. (1973) haben aber bei Langzeitstudien mit

Hämodialysepatienten festgestellt, dass die NLG mit dem

metabolischen Zustand (Serum Kreatinin) des Patienten

korreliert. Andererseits wurde die Nützlichkeit der NLG für

die Diagnose der urämischen Neuropathie und Prognose von

verschiedenen Autoren kritisiert (Coomes et al., 1965, Tyler

1970) und es wurden kompliziertere Methoden zur Beurteilung

der urämischen Neuropathie gesucht (Nielsen, 1967, Jebsen,

1967, Blagg et al., 1968, Guiheneuc und Ginet, 1973, van der

Host van Spijk et al., 1973, Williams et al., 1973). Die

verschiedenen Methoden lieferten viele zum Teil

widersprüchliche Informationen über das EMG bei Urämie -

Patienten und die Entwicklung der urämischen Neuropathie.

Die Studie der subnormalen Periode bringt hier einen

neuen Aspekt, insbesonders geht folgendes hervor:

- Im Gegensatz zur NLG zeigt die SNP eindeutige

Verbesserungen nach den Dialyse Sessionen, und zwar umso

signifikanter je schlechter der Wert vor der Dialyse ist.

- Die hier untersuchten funktionellen Beeinträchtigungen

der SNP, sind äusserst schnell und vollständig

reversibel, woraus man schliessen könnte, dass nur

osmotische Verhältnisse an den Ranvierschen Schnürringen

und Veränderungen der Elektrolyt - Konzentrationen,

besonders der Anstieg der Kaliumkonzentration in Frage

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Kap. VII

kommen. Auch könnte die Anreicherung von Kreatinin und

Urat zwischen den Dialysesessionen die Ursache für die

vorübergehende Funktionsbeeinträchtigung der Na* und K+

Kanäle oder der Na+ und K+ Pumpen sein (siehe auch Babb

et al., 1971).

- Die Vergrösserung der SNP zwischen den Dialysesessionen

nimmt mit der Häufigkeit der Sessionen pro Woche ab. Bei

den Patienten mit 3 wöchentlichen Dialyse Sessionen

treten weniger grosse Veränderungen der SNP auf

(28 t) «), als bei den Patienten mit nur 2 Dialyse

Sessionen (40 %) ••). Aber auch die Patienten mit den

höchsten SNP Werten vor der Dialyse (MH und BA) mit nur 2

wöchentlichen Sessionen erreichen Normalwerte (1.8 und

1.7 msec), die jedoch etwas höher liegen als diejenigen

der anderen Patienten (1.2 bis 1.5 msec).

Diese Ergebnisse lassen darauf schliessen, dass

besonders bei nur 2 Sessionen sehr starke aber reversible

funktionelle Veränderungen an der Nervenmembran auftreten,

die vorallem die SNP, weniger die NLG beeinflussen. Die

dauernden massiven Veränderungen der Membraneigenschaften,

könnten die Ursache struktureller nicht reversibler

Veränderungen sein, die sich in einer allgemein

verlangsamten NLG der Urämiker ausdrücken.

») Patienten HH, HE

««) Patienten KK, HD, MH, BA

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- 105 -

Kap. VII

7.6 Schlussfolgerung

Es wurde gezeigt, dass die SNP sowohl bei Diabetikern

als auch bei Urämikern ein sensitiver und signifikanter

Parameter darstellt, um reversible Veränderungen

funktioneller Nerveneigenschaften beurteilen zu können. Die

verschiedenen Zeitkonstanten mit denen Normalwerte der SNP

bei Diabetikern (ca. 2 - H Monate) und bei Urämikern (1

Dialyse Session) erreicht wurden, deuten auf die

unterschiedlichen Pathomeohanismen der beiden Formen von

Neuropathien hin. Die computerisierte elektromyographische

Methode zur Messung der SNP hat sich als eine gut

erträgliche und zeitsparende Technik für die Verlaufs¬

kontrollen in dieser Studie erwiesen.

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Anhang A

ANHANG

A. Berechnung der Länge des konditionierten

Nervenabschnittes

Die Nervenlänge des konditionierten Nervenabschnittes

(CL) ist definiert als die Distanz von der proximalen

Stimulationsstelle bis zum Kollisionspunkt des antidromen

Impulses Vda und des orthodromen Impulses Vc

(vgl. Fig. 3-D• CL kann aus der Nervenleitgeschwindigkeit

dieser beiden Impulse berechnet werden:

Die Nervenleitgeschwindigkeit NLG von Vda ist gleich:

d - CL

NLG = (A-1)T

wobei d - CL gleich der Distanz ist, die von Vda durchlaufen

wird. T ist die Zeit zwischen distaler Stimulation und

Kollision.

Die Nervenleitgeschwindigkeit NLG von V0 ist gleich:

CL

NLG = (A-2)T - ISIdp

In erster Näherung können die Geschwindigkeiten von Vda und

Vc als gleich betrachtet werden. Damit kann T aus (A-1) und

(A-2) eliminiert werden, und man erhält CL wie folgt:

1

CL = - (d - ISIdp-NLG) (A-3)

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- 117

Anhang A

Diese Formel (A-3) erlaubt die Berechnung des

Kollisionspunktes für jede Fasergeschwindigkeit; da in der

klinischen Praxis die maximale Geschwindigkeit (NLGmax)

bestimmbar ist (A-4), kann CL für die schnellsten Fasern

berechnet werden (CLmax).

dNLGmaY

= (A-4)*max

Lp " Ld

wobei Lp und Ld die Latenzen bei proximaler bzw. distaler

Stimulation sind.

Somit wird CLmax:

d

c^max =

2

(1isidp

h - Ld(A-5)

Wird eine Geschwindigkeitsverteilung wie in Fig. 3.3

angenommen (NLGmax = 57 m/sec, NLGmin = 44 m/sec), so ergibt

sich aus (A-3) mit d = 300 mm und ISIdp = 2 msec

CLmin, „,

= 1.14 (A-6)

cLmax

d. h. die konditionierte Nervenlänge ist für die langsamsten

Fasern um 14 % länger als für die schnellsten. Mit dieser

Geschwindigkeitsverteilung liegt der Kollisionsbereich

zwischen 93 und 105 mm.

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- 118 -

Anhang 6

B. Berechnung der Kreuzkorrelationsfunktion im

Frequenzbereich

Die Kreuzkorrelationsfunktion (Kap. 3(T»)) in diskreter

Form ist gegeben durch:

N-r

Rts<r> = -^ xi-yi+r CB-1)

i=1

Eine Faltung der entsprechenden Zeitfunktionen ist gegeben

durch:

N-r

Xi»yi(r) == -^ xry r_i (B-2)

i=1

(B-1) und (B-2) unterscheiden sich nur durch die Variable

^i+r in der nur d*e Reihenfolge der Indizes geändert hat.

Konsequenterweise kann die Korrelation - wie eine Faltung

durch eine Multiplikation der fouriertransformierten

Funktionen x(t) und y(t) durchgeführt werden (Beauchamp,

1973):

r(T) = x1*yi( X ) <==> R(ß) = Xi(ß)-Y1(ß) (B-3)

In der früher eingeführten Nomenklatur heisst dies, dass die

Funktion Rts( r) folgenderweise erhalten werden kann:

1. Erweiterung der Funktionen Ms(n) und Ht(n) in Sequenzen

von 2N Elemente durch Hinzufügen von Null Elementen.

2. Transformation der Funktionen Ms(t) und Mt(t) in den

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Anhang B

Frequenzbereich:

2N-1

Ms(k) = -- >Ms(n).exp(-j2JTkn/2N) (B-t)2N *—'

n=0

und

2N-1

Mt(k) = — 7 Mt(n).exp(-j2JTkn/2N) (B-5)2N *—4

n=0

wobei Ms(k) und Mt(k) die komplexen Fourrierkoeffizienten

der k-ten Harmonischen,

Ms(n) und M^(n) die Abtastwerte der Einzelantwort Ms(t)

und der Testantwort M^(t) und

N die Anzahl Abtastwerte von Ms(s) bzw. Mt(t) sind.

3. Bildung des Kreuzleistungsspektrums von Ms(ß) und M^(ß)

durch die elementweise Multiplikation der komplex

konjugierten Werte von Ms(k) und M^(k)

R(k) = Ms(k)» Ht(k) (B-6)

(* steht für "konjugiert komplex")

4. Inverse Fourriertransformation nach der Formel:

2N-1

Rts(r)= ^ R(k)-exp(j2^kn/2N) (B-7)

k=0

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Anhang B

5. Vertauschen der Elemente 0 bis N-1 mit den Elementen N

bis 2N-1 und Skalierung.

Die Schritte 2-4 lassen sich elegant in TSL (Time

Series Language) programmieren. Da die Korrelationsanalyse

der Kern der computerisierten Erfassung der refraktären

Eigenschaften in dieser Arbeit darstellt, wird dieser

Programmausschnitt •) hier wiedergegeben:

100 DFT B0 ; Direkte Fourriertransformation

von Ms(n) zu Ms(k)

200 DFT B1 ; Direkte Fourriertransformation

von Mt(n) zu M^Ck)

300 CSPEC B0,B1,B2 ; Cross Power Spectrum

R(k) = Ms»(k)-Mt(k)

400 IFT B2 ; Inverse Fourriertransformation

R(k) zu Rts( r)

*) Dieser Ausschnitt stellt die 4 wichtigstenInstruktionen des ganzen Programmpaketes dar, das aus

ca. 6000 TSL- und Assembler Instruktionen besteht.

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Anhang C

C. Berechnung des relativen Fehlers der spektralenGeschwindigkeit durch die Dispersion der ARP.

Bei der Bestimmung der spektralen Geschwindigkeit NLGi

nach der Methode von Hopf (1962) ist NLGi definiert als:

d d

NLGi = = (C-1)

Li ISIi - ARP

wobei d = Elektrodenabstand distal/proximal, ISIi =

Interstimulusintervall zwischen dem distalen und dem

proximalen Stimulus, ARP = Absolute Refraktärperiode und L^

= spektrale Latenz sind.

Schwankt die ARP im Bereich AARP = ARPmax - ARPDlin, so

entsteht ein Fehler

d d

ANLG = (C-2)

ISIi - ARPmax ISIi " ARPmin

und somit

ANLGh AARP(ISIi-ARP)1 = ___ i (C-3)

NLGi (ISIi-ARPmax>(ISIi-ARPmin)

für ARP =" ARPmin ? ARPmax S1 ARPmean wird der relative Fehler

bei der Bestimmung der spektralen Leitgeschwindigkeit:

ANLG AARP

= (C-4)NLG ISIi-ARPmean

Aus C-1 folgt für das Interstimulusintervall zur Bestimmung

der mittleren Leitgeschwindigkeit von NLGi = 50 m/sec bei

einem Elektrodenabstand von d = 300 mm und ARPmean = 1 msec:

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Anhang C

d

ISI50 = + ARpmean = ? msec (C-5)

NLG50

Daraus folgt aus (C-4) für den relativen Fehler bei

AARP = 0.5 msec:

ANLG,_ ,.

= 8 J (C-6)

NLG50

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- 123Stichwortverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Ableitung 57absolute Refraktärperiode, ARP 17Abtastfrequenz 51Alles - oder- Nichts Prinzip . 3tantidrome Aktivität 72, 100ARP - Dichte 47, 64, 97ARP - Dispersion 74ARP - Verteilung 20, 45, 47, 97

ARPmax 61t» 97

ARPmean 50, 64, 97

ARPmin 64, 97axonale Latenzvariation . . . 37, 45, 50

Depolarisationsphase 15Diabetikergruppe 80, 101

Dialysanten 91, 103Doppelpulstechnik 34, 96

Einzelfaserpotential 41

Elektrolytkonzentration ... 28EMG 54entrainment interval 23

Erregbarkeit 21

F-Welle 48, 59Fourriertransformation

.... 119, 120

glycosyliertes Hämoglobin . . 101

Hyperpolarisation 16

Hämodialyse 90

Impedanz 29Interval Ratio Funktion ... 50

K+ Leitfähigkeit 15

Kanalkapazität 27Kollisionseffekt 36Kollisionstechnik 36, 96konditionierte Länge, CL . . . 70, 116

Konditionierung 36Korrelationsanalyse 51, 97, 120

Korrelationsfunktion 50, 51, 118, 120

Korrelationskoeffizient . . . 65, 68, 118

maximale Intensität 54, 66

mittlere Glucosurie 82, 101

motorische Einheit 41

Muskelsummenpotential .... 35Muskelsummenpotential 41

Na+ Leitfähigkeit 15

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Stichwortverzeichnis

Parameterstudie 64

Reizschwelle 17relative Refraktärperiode, RRP 17, 23

Remyelinisierung 102

Repolarisationsphase 16

Reproduzierbarkeit 75

segraentale Demyelinisierung . 28Sensitivltät 30

Signifikanz 80, 9tspektrale Geschwindigkeit . . 98, 121

späte subnormale Periode... 18

Stimulation 54Stimulationsintensität

.... 74Stimulusartefakt 48, 59subnormale Leitung 35, 52subnormale Periode, SNP

... 18, 23, 50, 99supernormale Leitung 35, 52

supernormale Periode 18

Temperatur 69Transferfunktion 41

Untersuchungsbedingungen ... 65

Verlaufskontrolle 81, 101

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Lebenslauf

Am 22. Dezember 1948 wurde ich als zweites von 3Kindern von Ernst und Katharina Faisst - Schwendinger in

Schwarzach, Österreich geboren. In Dornbirn, Österreich,besuchte ich das Bundesrealgymnasium mit Latein und

Darstellender Geometrie, das ich im Mai 1968 mit der Matura

abschloss.

Nach dem ordentlichen Wehrdienst begann ich im Herbst

1969 das Hochschulstudium an der Abteilung für

Elektrotechnik der ETH Zürich, wo ich mich in

Nachrichtentechnik und Elektronik vertiefte und im Januar

1974 das Elektroingenieur - Diplom erwarb.

Von April 1974 bis Mai 1976 war ich als Assistent am

Lehrstuhl für Fernmeldewesen bei Herrn Prof. P.-G.

Fontolliet in der ETH Lausanne tätig.

Im Juni 1976 trat ich der Firma Brown Boveri AG in

Turgi (AG) bei, wo ich zuletzt als Software Projektleiterfür Fernwirksysteme der Energieverteilung tätig war.

Sei Mai 1979 bin ich im Institut für Biomedizinische

Technik der UNI und ETH Zürich als Assistent/Doktorand

angestellt und arbeite auf den Gebieten der

Kollisionsneurographie und Myokorrelographie.

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