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C-H-Funktionalisierung DOI: 10.1002/ange.200906750 Direkte Azolaminierung: C-H-Funktionalisierung zur Herstellung biologisch wichtiger Heterocyclen** Alan Armstrong* und James C. Collins Aminierung · C-H-Funktionalisierung · Heterocyclen · Kupfer Fɒnfgliedrige Heterocyclen mit Aminosubstituenten finden breite Anwendung in der medizinischen Chemie; zum Bei- spiel werden 2-Aminothiazolderivate gegenwȨrtig als Dop- amin-Antagonisten bei der Parkinsonschen Krankheit (Pra- mipexol), als Antibiotika der dritten Generation (Cefdinir) und als entzɒndungshemmende Mittel (Meloxicam) verwen- det. Diese Motive wurden klassischerweise ɒber Cyclokon- densationsreaktionen hergestellt, wobei der Heterocyclus im entscheidenden Schritt aus zwei funktionalisierten Vorstufen gebildet wird (z.B. Hantzsche Aminothiazolsynthese). Ein anderer, sehr direkter und divergenter Syntheseansatz fɒr Aminoheterocyclen verlȨuft ɒber die selektive Bildung der Heteroaryl-Stickstoff-Bindung. Mit der Entwicklung der Palladium-katalysierten Buchwald-Hartwig-Kupplung [1] und milden Varianten der analogen Kupfer-katalysierten Ull- mann- und Goldberg-Kupplungen [2] wurde ein zuverlȨssiger und effizienter Ansatz fɒr die Aminierung von Aryl- und Heteroarylhalogeniden und entsprechenden Sulfonaten ge- schaffen. Dank ihrer Vorteile – Syntheseeffizienz und einfa- cher Zugang zu neuen chemischen Gerɒsten – haben diese Methoden schnell eine breite Anwendung gefunden. Zur weiteren ErhɆhung der LeistungsfȨhigkeit Kupplungs-ba- sierter Strategien erforscht man in jɒngster Zeit verstȨrkt die C-H-Funktionalisierung von mindestens einem der Kupp- lungspartner, um auf diese Weise die Herstellung eines prȨ- aktivierten Substrats zu umgehen. WȨhrend die direkte in- termolekulare Arylierung von Aryl- [3a] wie auch Heteroaryl- funktionen [3b] heutzutage ein ausgereiftes Gebiet ist, sind die Probleme bei analogen Kohlenstoff-Heteroatom-Kupp- lungsreaktionen – z.B. bei der Hydroxylierung, [3c] Acetoxy- lierung [3d] und Aminierung – noch lange nicht gelɆst. In neueren VerɆffentlichungen wurden die aktuellen Fort- schritte bei der intramolekularen, gesteuerten oder intermo- lekularen C-H-Aminierung bereits vorgestellt [4] und sollen daher in diesem Highlight nicht besprochen werden. Die Schwerpunkte liegen hier vielmehr einerseits auf der direkten oxidativen C-H-Aminierung als hocheffizientem Ansatz zur Synthese aminosubstituierter Azole (Schema 1) und ande- rerseits auf ProblemlɆsungen in den Bereichen der Reakti- vitȨt und RegioselektivitȨt. In diesem Zusammenhang wurde in den letzten Jahren schon eine Reihe von erfolgreichen AnsȨtzen entwickelt. Yu und Mitarbeiter [5] berichteten ɒber die erste Entwicklung einer einfachen Kupfer-katalysierten C-H-Aminierung, bei der Cu(OAc) 2 /O 2 fɒr die Pyridin-ge- steuerte Funktionalisierung einer C Aryl -H-Bindung mit einer Reihe von anionischen Nucleophilen, darunter Halogene, Cyanid, Alkohole und Sulfonamide, verwendet wurde. Die selektive Aminierung an der C2-Position der Azole ist jedoch nicht von der Gegenwart einer steuernden Gruppe abhȨngig, sondern vielmehr vom Auffinden geeigneter C-H-Aktivie- rungsbedingungen, unter denen die Reaktion bevorzugt an der elektronenarmen C2-Position stattfindet (wie bei der von Daugulis et al. [6] entwickelten Kupfer-katalysierten Arylie- rung). Auf der bekannten oxidativen Glaser-Hay-Dimerisierung von Alkinen [7a] und der oxidativen Chan-Lam-Kupplung von ArylboronsȨuren mit Aminen [7b] aufbauend haben Stahl und Mitarbeiter kɒrzlich eine Kupfer-katalysierte direkte oxida- tive Amidierung von Alkinen [7c] entwickelt (Schema 2). Die Ɛhnlichkeit der pK S -Werte von terminalen Alkinprotonen (pK S = 29 [8a] ) und des acidischen H-Atoms an der C2-Position fɒnfgliedriger Azole (pK S = 25–29; [8b] Beispiele siehe Sche- ma 2) lȨsst darauf schließen, dass eine regioselektive direkte Schema 1. Direkte oxidative Aminierung von fɒnfgliedrigen Azolen. Schema 2. Alkinamidierung nach Stahl et al. als mechanistisches Bei- spiel fɒr die Kupfer-katalysierte direkte oxidative Aminierung von Azo- len. [*] Prof. A. Armstrong, J. C. Collins Department of Chemistry Imperial College London South Kensington, London SW7 2AZ (Großbritannien) Fax: (+ 44) 20-7594-5804 E-Mail: [email protected] [**] Wir danken der Cancer Research UK fɒr finanzielle Unterstɒtzung. Highlights 2332 # 2010 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Angew. Chem. 2010, 122, 2332 – 2335

Direkte Azolaminierung: C-H-Funktionalisierung zur Herstellung biologisch wichtiger Heterocyclen

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C-H-FunktionalisierungDOI: 10.1002/ange.200906750

Direkte Azolaminierung: C-H-Funktionalisierung zurHerstellung biologisch wichtiger Heterocyclen**Alan Armstrong* und James C. Collins

Aminierung · C-H-Funktionalisierung · Heterocyclen ·Kupfer

F�nfgliedrige Heterocyclen mit Aminosubstituenten findenbreite Anwendung in der medizinischen Chemie; zum Bei-spiel werden 2-Aminothiazolderivate gegenw�rtig als Dop-amin-Antagonisten bei der Parkinsonschen Krankheit (Pra-mipexol), als Antibiotika der dritten Generation (Cefdinir)und als entz�ndungshemmende Mittel (Meloxicam) verwen-det. Diese Motive wurden klassischerweise �ber Cyclokon-densationsreaktionen hergestellt, wobei der Heterocyclus imentscheidenden Schritt aus zwei funktionalisierten Vorstufengebildet wird (z. B. Hantzsche Aminothiazolsynthese). Einanderer, sehr direkter und divergenter Syntheseansatz f�rAminoheterocyclen verl�uft �ber die selektive Bildung derHeteroaryl-Stickstoff-Bindung. Mit der Entwicklung derPalladium-katalysierten Buchwald-Hartwig-Kupplung[1] undmilden Varianten der analogen Kupfer-katalysierten Ull-mann- und Goldberg-Kupplungen[2] wurde ein zuverl�ssigerund effizienter Ansatz f�r die Aminierung von Aryl- undHeteroarylhalogeniden und entsprechenden Sulfonaten ge-schaffen. Dank ihrer Vorteile – Syntheseeffizienz und einfa-cher Zugang zu neuen chemischen Ger�sten – haben dieseMethoden schnell eine breite Anwendung gefunden. Zurweiteren Erh�hung der Leistungsf�higkeit Kupplungs-ba-sierter Strategien erforscht man in j�ngster Zeit verst�rkt dieC-H-Funktionalisierung von mindestens einem der Kupp-lungspartner, um auf diese Weise die Herstellung eines pr�-aktivierten Substrats zu umgehen. W�hrend die direkte in-termolekulare Arylierung von Aryl-[3a] wie auch Heteroaryl-funktionen[3b] heutzutage ein ausgereiftes Gebiet ist, sind dieProbleme bei analogen Kohlenstoff-Heteroatom-Kupp-lungsreaktionen – z. B. bei der Hydroxylierung,[3c] Acetoxy-lierung[3d] und Aminierung – noch lange nicht gel�st. Inneueren Ver�ffentlichungen wurden die aktuellen Fort-schritte bei der intramolekularen, gesteuerten oder intermo-lekularen C-H-Aminierung bereits vorgestellt[4] und sollendaher in diesem Highlight nicht besprochen werden. DieSchwerpunkte liegen hier vielmehr einerseits auf der direktenoxidativen C-H-Aminierung als hocheffizientem Ansatz zur

Synthese aminosubstituierter Azole (Schema 1) und ande-rerseits auf Probleml�sungen in den Bereichen der Reakti-vit�t und Regioselektivit�t. In diesem Zusammenhang wurde

in den letzten Jahren schon eine Reihe von erfolgreichenAns�tzen entwickelt. Yu und Mitarbeiter[5] berichteten �berdie erste Entwicklung einer einfachen Kupfer-katalysiertenC-H-Aminierung, bei der Cu(OAc)2/O2 f�r die Pyridin-ge-steuerte Funktionalisierung einer CAryl-H-Bindung mit einerReihe von anionischen Nucleophilen, darunter Halogene,Cyanid, Alkohole und Sulfonamide, verwendet wurde. Dieselektive Aminierung an der C2-Position der Azole ist jedochnicht von der Gegenwart einer steuernden Gruppe abh�ngig,sondern vielmehr vom Auffinden geeigneter C-H-Aktivie-rungsbedingungen, unter denen die Reaktion bevorzugt ander elektronenarmen C2-Position stattfindet (wie bei der vonDaugulis et al.[6] entwickelten Kupfer-katalysierten Arylie-rung).

Auf der bekannten oxidativen Glaser-Hay-Dimerisierungvon Alkinen[7a] und der oxidativen Chan-Lam-Kupplung vonArylborons�uren mit Aminen[7b] aufbauend haben Stahl undMitarbeiter k�rzlich eine Kupfer-katalysierte direkte oxida-tive Amidierung von Alkinen[7c] entwickelt (Schema 2). Die�hnlichkeit der pKS-Werte von terminalen Alkinprotonen(pKS = 29[8a]) und des acidischen H-Atoms an der C2-Positionf�nfgliedriger Azole (pKS = 25–29;[8b] Beispiele siehe Sche-ma 2) l�sst darauf schließen, dass eine regioselektive direkte

Schema 1. Direkte oxidative Aminierung von f�nfgliedrigen Azolen.

Schema 2. Alkinamidierung nach Stahl et al. als mechanistisches Bei-spiel f�r die Kupfer-katalysierte direkte oxidative Aminierung von Azo-len.

[*] Prof. A. Armstrong, J. C. CollinsDepartment of ChemistryImperial College LondonSouth Kensington, London SW7 2AZ (Großbritannien)Fax: (+ 44)20-7594-5804E-Mail : [email protected]

[**] Wir danken der Cancer Research UK f�r finanzielle Unterst�tzung.

Highlights

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Azolaminierung ebenfalls m�glich sein k�nnte. Die Tatsache,dass j�ngst eine analoge direkte Thiolierung von Benzoxazolunter CuI-Katalyse[9] entwickelt wurde, untermauert dieseVorstellung.

In der ersten Ver�ffentlichung zur direkten Azolaminie-rung erw�hnten Mori und Mitarbeiter die Verwendung vonCu(OAc)2 als bevorzugten Katalysator f�r die direkte Ami-nierung von Benzothiazol (1) mit N-Methylanilin (2) unterrelativ milden Reaktionsbedingungen, die den von Yu undMitarbeitern verwendeten �hneln (Schema 3).[10] Diese Re-

aktion ist kompatibel mit einer Reihe von relativ schwachenBasen und Kupferliganden, wobei die besten Ergebnisse mitNaOAc und PPh3 in Xylol erzielt wurden. In Sauerstoffat-mosph�re gen�gen subst�chiometrische Katalysatormengen,wobei mit 20 Mol-% Cu(OAc)2 akzeptable Ausbeuten undReaktionszeiten erreicht werden. Diese Reaktionsbedingun-gen wurden auch auf die Aminierung von Benzoxazol, N-Methylbenzimidazol und 4,5-Dimethylthiazol sowie die Ver-wendung sekund�rer aliphatischer Amine und Sulfonamideangewendet. Allerdings ist ein Einsatz von vier �quivalentendes Aminnucleophils notwendig, um Nebenreaktionen desreaktiven Organokupfer-Intermediats zu unterbinden. Da-durch wird die Anwendungsbreite dieser Methode in Bezugauf solche Amine, deren Herstellung einen erheblichen Syn-theseaufwand erfordert, verringert. Auch das Argument derAtom�konomie, das f�r eine direkte C-H-Aminierungspricht, gilt nicht mehr uneingeschr�nkt.

Wang und Schreiber entwickelten k�rzlich sehr �hnlicheReaktionsbedingungen f�r die Amidierung heterocyclischerVerbindungen.[11] Unter den optimierten Bedingungen(Schema 4) werden ebenfalls 20 Mol-% Cu(OAc)2 mit einemeinfachen Liganden (Pyridin), eine schwache anorganischeBase (Na2CO3) und ein unpolares aromatisches L�sungsmit-tel (Toluol) verwendet. Es wurde festgestellt, dass eine Reihevon Amiden (wie 8), Harnstoffen, Carbamaten und Sulfon-amiden die C2-Position von 1-Methylbenzimidazol (7) effi-zient amidiert, wenngleich bei den prim�ren Amiden undSulfonamiden die Verwendung von zwei �quivalenten Cu-(OAc)2 erforderlich ist. Acyclische sekund�re Amide erwie-sen sich als unreaktiv, wahrscheinlich infolge einer sterischenHinderung. Wie im obigen Beispiel war auch hier ein großer�berschuss (f�nf �quivalente) an Nucleophil erforderlich,

um eine unerw�nschte Nebenreaktion zu verhindern, bei deres sich in diesem Fall um die Dimerisierung von Benzimidazolhandelte. Interessanterweise berichten Schreiber und Wang,dass die Verwendung von Aminen bei dieser Reaktion in je-dem Fall zu einer erheblichen Dimerisierung f�hrt. Dies wirdauf die starke Elektronendonorwirkung des Aminnucleophilssowie dessen ung�nstige Deprotonierung zur�ckgef�hrt.Schwache Amidnucleophile wie Phthalimid waren ebenfallsunreaktiv. Es heißt also, einen Mittelweg zwischen den ge-genl�ufigen Eigenschaften der Nucleophilie und der N-H-Acidit�t zu finden. Der Anwendungsbereich der C-H-Kupp-lungspartner wurde auf �hnliche acidische, vollst�ndig sub-stituierte Azole ausgeweitet. F�r kein Beispiel wurde gepr�ft,ob die Regioselektivit�t dieser Reaktion den Erwartungenentspricht. Unter modifizierten Reaktionsbedingungen ge-lang zudem die direkte Amidierung von Fluorbenzolen (wennauch in geringer Ausbeute), analog zur pKS-abh�ngigenKupfer-katalysierten C-H-Arylierung nach Daugulis et al.[6]

Der sowohl von Mori et al. als auch von Schreiber undWang vorgeschlagene Mechanismus (Schema 5) ist analog zudem von Stahl et al. f�r die Amidierung von Alkinen postu-lierten Mechanismus: Bildung des Organokupfer-Intermedi-ats 13 durch Deprotonierung, Koordination des Nucleophils(!14) und schließlich reduktive Eliminierung; der Kataly-sator wird dabei durch molekularen Sauerstoff regeneriert.

Knochel und Mitarbeiter[12] berichteten k�rzlich �ber ei-nen alternativen, nicht katalytischen Ansatz zur Kupfer-ver-

Schema 3. Reaktionsbedingungen der direkten Aminierung nach Moriet al. sowie ausgew�hlte Beispiele f�r nach dieser Methode syntheti-sierte Produkte (3–6).

Schema 4. Bedingungen der direkten Amidierung nach Wang undSchreiber sowie ausgew�hlte Beispiele f�r nach dieser Methode syn-thetisierte Produkte (9–12). Bn = Benzyl, Ts = 4-Toluolsulfonyl.

Schema 5. Vorgeschlagener Mechanismus f�r die direkte oxidativeAminierung.

AngewandteChemie

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mittelten heterocyclischen C-H-Aminierung, wobei im We-sentlichen der oben beschriebene katalytische Prozess in dieEinzelschritte zerlegt wurde, indem die Reagentien der Reihenach hinzugef�gt wurden. Aufbauend auf �hnlichen Arbeitenbegannen Knochel et al. ihre oxidative Aminierung mit derBildung eines heterocyclischen Anions (16) durch Deproto-nierung von 15 unter Verwendung von TMP2Zn (Schema 6).

Bei Zugabe von CuCl·2LiCl wurde das erwartete Organo-kupfer-Intermediat 17 gebildet, das anschließend durch Zu-gabe zweier �quivalente des deprotonierten Aminnucleo-phils weiter koordiniert wurde und ein Amidocuprat (18)lieferte. Im letzten Schritt war eine st�chiometrische Mengean PhI(OAc)2 als Oxidationsmittel erforderlich, um die re-duktive Eliminierung des aminierten Heterocyclus zu ver-mitteln.

Bei der Aminierung einer Reihe von Heterocyclen wur-den gute Ausbeuten erzielt, wobei sowohl sekund�re als auchgesch�tzte prim�re Amine eingesetzt wurden; zudem l�sstsich die Reaktion auch gut in gr�ßerem Maßstab durchf�h-ren. Dieser Ansatz zur Herstellung der Aminoheterocyclenist eindeutig anspruchsvoller als die zuvor diskutierten Ver-fahren, denn die Reagentien m�ssen in der richtigen Rei-henfolge bei niedrigen Temperaturen und unter extrem tro-ckenen Bedingungen zugegeben werden. Ferner sind st�-chiometrische Mengen an Kupfersalz und Oxidationsmittelnotwendig. Dar�ber hinaus ist es wahrscheinlich, dass der�berschuss an deprotoniertem Aminnucleophil Nebenreak-tionen mit jeglichen anderen elektrophilen Gruppen verur-sachen wird. Der Hauptvorteil dieser Methode liegt in ihrerFlexibilit�t. Die gute Vertr�glichkeit der Deprotonierungdurch TMP2Zn mit Halogeniden und Silanen erm�glicht dieSynthese hochfunktionalisierter heterocyclischer Kerne (z. B.22), die durch nachfolgende Kupplungsprozesse gut weiter-verarbeitet werden k�nnen. Durch die Verwendung vonst�rkeren Basen erweitert sich der Anwendungsbereich der

Azolaminierung an der C2-Position auf weniger acidischeHeterocyclen und elektronenreiche Positionen, die �ber diegebr�uchlichere Buchwald-Hartwig-Kupplung nicht so gutzug�nglich sind.

Chang und Mitarbeiter[13] berichteten k�rzlich �ber einenalternativen mechanistischen Ansatz f�r die Azolaminierungan der C2-Position. Dieser ergab sich aus der unerwartetenEntdeckung, dass die versuchte direkte Amidierung vonBenzoxazolen (23 ; X = O) mit Formamiden durch Decar-bonylierung zum C2-aminierten Produkt 24 f�hrt und sich einAminnucleophil bildet. Bei dieser Reaktion ist die Verwen-dung eines �berschusses an Ag2CO3 unter sauren Bedin-gungen erforderlich. Wie erwartet erh�hte sich bei der Ver-wendung von Aminen (womit die langsame Form-amiddecarbonylierung umgangen wird) die Effizienz derReaktion erheblich. Somit kann bei viel geringeren Tempe-raturen als bei den oben genannten, analogen Kupfer-kata-lysierten Prozessen gearbeitet werden (Schema 7).

Wahrscheinlich wird der Heterocyclus dabei durch denS�urezusatz protoniert (23!28 ; Schema 8), wobei dem pKS-Wert der S�ure nachweislich eine sehr große Bedeutung zu-kommt. Der Angriff der Aminogruppe f�hrt zum 2-Amino-benzoxazolin-Intermediat 29, das nachfolgend mit Ag2CO3

oxidativ rearomatisiert wird. Eine Verwendung von 0.8–1 �quivalent des Aminnucleophils ist m�glich, da bei diesemAminierungsmechanismus kein instabiles metallorganischesIntermediat auftritt. Hauptvorteil dieser Methode gegen�berden Kupferalternativen ist die m�gliche Reaktionsf�hrungbei niedriger Temperatur und kleinen Mengen an Nucleophil.Allerdings m�ssen sowohl ein geeignetes nucleophiles Aminals auch ein elektrophiler Heterocyclus f�r die Reaktion zurVerf�gung stehen. Innerhalb dieser Grenzen erstreckt sich

Schema 6. Reaktionsbedingungen f�r die oxidative Aminierung nachKnochel et al. und ausgew�hlte Beispiele f�r nach dieser Methode syn-thetisierte Produkte (19–22). HMDS=1,1,1,3,3,3-Hexamethyldisilazan,TBS = tert-Butyldimethylsilyl, THF = Tetrahydrofuran, TMP=Tetrame-thylpiperidid, TMS= Trimethylsilyl.

Schema 7. Bedingungen f�r die direkte Aminierung nach Chang et al.und ausgew�hlte Beispiele f�r nach dieser Methode synthetisierte Pro-dukte (25–27).

Schema 8. Vorgeschlagener Mechanismus f�r die Silber-vermittelte di-rekte Aminierung von Benzoxazol.

Highlights

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der Anwendungsbereich dieser Reaktion jedoch auf einegroße Vielfalt an aliphatischen Aminen. Auch ein Beispiel f�reine Benzothiazolaminierung findet sich. Interessanterweisewird das Benzothiazol bereits bei Verwendung einer subst�-chiometrischen Menge an Zn(OAc)2 als Lewis-S�ure-Kata-lysator unter Bildung von 27 aminiert; die Reaktion kommtdamit ohne Brønsted-S�ure-Zusatz aus (Schema 7). LautChang sind die Untersuchungen zur Lewis-S�ure-Katalyse imGange, um das Substratspektrum, die Vertr�glichkeit mitfunktionellen Gruppen und die Aminreaktivit�t zur vergr�-ßern. Was die m�gliche Bedeutung des st�chiometrisch ein-gesetzten Silbersalzes als Oxidationsmittel angeht, so ist auchdie Verwendung eines alternativen, katalytischen Oxida-tionsmittels denkbar, das mit molekularem Sauerstoff rege-neriert werden k�nnte. Wenn dies gel�nge, h�tte man ein sehreinfaches und mildes Katalysatorsystem f�r die Azolaminie-rung an der C2-Position in der Hand. Die Leistungsf�higkeitdieser Methode wird am Beispiel der Synthese des biologischaktiven Benzoxazols 31 durch Heteroarylierung eines hoch-funktionalisierten Piperazins (30 ; Schema 9) veranschaulicht.

Dies belegt zugleich die Leistungsf�higkeit der direkten C-H-Aminierung sowie die Anwendbarkeit von Changs Ansatz inder medizinischen Chemie.

Bei den hier vorgestellten Entwicklungen handelt es sichum neue Strategien f�r die direkte Aminierung von Hetero-cyclen, die zweifellos in der chemischen Synthese und dermedizinischen Chemie Anwendung finden werden. WeitereUntersuchungen werden sicher zu Verbesserungen bei derKatalysatorbeladung und dem Substratspektrum f�hren undso die N�tzlichkeit dieser Methode noch vergr�ßern. Fernerk�nnten weitere Einblicke in den Mechanismus, insbesonderebei Changs Silber-vermittelter Aminierung, die Entwicklungausgezeichneter Katalysatorsysteme erm�glichen. In diesemHighlight wollten wir die Aufmerksamkeit auf einen auf-strebenden Teilbereich des sich stetig wandelnden Gebiets

der Synthese funktionalisierter Heterocyclen lenken: von derkonvergenten Cyclokondensation bis hin zur divergenten�bergangsmetall-katalysierten Funktionalisierung von ein-fachen heterocyclischen Kernen.

Eingegangen am 30. November 2009,ver�nderte Fassung am 17. Januar 2010Online ver�ffentlicht am 23. Februar 2010

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Schema 9. Synthese des Anti-HIV- und Antitumor-Piperazins 31 durchdirekte Aminierung.

AngewandteChemie

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