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RAIFFEISENZEITUNG NR. 48 • 1. DEZEMBER 2016 | 5 Ich erlebe bei Raiffeisen eine po- sitive Wertschätzung uns Frauen gegenüber. Wichtig ist, auf einer sachlichen Ebene zu bleiben und auch einmal Querdenkerin zu sein. Das gemeinsame Ziel – der Erfolg der Bank – muss dabei im Vordergrund stehen. Wenn man sich einbringt und den Mut hat, seine Ideen zu de- ponieren, und nicht nur für die eigene Bank, sondern für die ganze Steiermark aktiv ist, dann kann man einen Beitrag leisten. Es geht um die Vielfalt, Unter- schiedlichkeit und diverse Sicht- weisen. Ein reines Frauengremi- um wäre kontraproduktiv. Wir können nur gemeinsam erfolg- reich sein.“ Doris Grantner- Planitzer, Obmann- Stv. RB Aichfeld Durch meine langjährige Tätig- keit bei Raiffeisen bin ich es ge- wohnt, in einer von Männern dominierten Welt zu leben. Die Arbeit ist aber von Akzeptanz und gegenseitigem Respekt ge- prägt. In gemischten Gremien sehe ich NUR Vorteile. Ein Prob- lem oder eine Herausforderung kann so von allen Seiten be- leuchtet und analysiert werden. Gerade auf Talente und Fähigkei- ten von Frauen sollte auf keinen Fall verzichtet werden. Vielfalt ist keine Gefahr, son- dern eine große Chance, die ge- nutzt gehört. Das bezieht sich aber nicht nur auf Frauen, son- dern auch auf junge Menschen, die sich engagieren. Wir müssen unseren Entscheidungsträgern bewusst machen, dass die Viel- falt in Gremien eine unheimliche Bereicherung ist.“ In der Zusammenarbeit in ge- mischten Gremien sehe ich nur Vorteile. Meiner Erfahrung nach hat sich die stärkere Präsenz von Frauen sehr positiv auf das Ge- sprächsklima ausgewirkt. Der Umgang miteinander ist von Höf- lichkeit und von einer Wertschät- zung getragen, wie ich sie sonst im Berufsleben als Gastronomin nicht immer erlebe. Wenn man an Funktionen in- teressierte Frauen konkret an- spricht, ihnen Information und Wertschätzung entgegenbringt, wird es uns gelingen, den Frau- enanteil in den Gremien zu er- höhen. Aber Frauen wollen per- sönlich gefragt werden. Das Ar- beiten in gemischten Gremien sollte bei Raiffeisen jedenfalls kein ‚Thema’ mehr sein, son- dern eine Selbstverständlich- keit.“ Als Steuerberaterin ist es mir nie schwer gefallen, mich in der Männerwelt zurechtzufinden. Im Gegenteil – viele Männer wollen auf die Talente, Fähigkeiten, das Bauchgefühl und den Blickwin- kel der Frauen nicht mehr ver- zichten. In gemischten Gremien sehe ich daher nur Vorteile – sie sind leistungsfähiger, vielfältiger, innovativer und kommunikati- ver. Wenn man Frauen aktiv an- spricht, können sie auch als Funktionärin gewonnen werden. Aber Frauen wollen überzeugt und gebraucht werden, sie ticken anders. Die Lernbereitschaft und das Thema Zeit ist für Frauen kein Problem, wenn sie das Ge- fühl haben, mitgestalten und mitentscheiden zu dürfen. Sind sie erst einmal dabei, kann man auf ihr Pflichtbewusstsein, kriti- sches Denken und ihre Loyalität setzen. Dieses neue Miteinander und die Diversität sind die Eck- pfeiler der Zukunft.“ Martina Leitner, AR-Mitglied in der RLB Tirol Brigitte Sommerbauer, Obmann-Stv. RRB Mödling Anna Wriesnig, AR-Präsidentin RB Eberndorf PIA MORPURGO (4) In einem gemischten Gremium zu arbeiten, empfinde ich um ei- niges interessanter und facetten- reicher als in einem Gremium, das von Alter, Berufsstand und Geschlecht her relativ homogen zusammengesetzt ist. Ich habe damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Die Sitzungen dauern zwar manch- mal etwas länger, dafür sind sie interessanter, weil hier mehrere unterschiedliche Standpunkte aufeinander treffen.“ Margareta Weiglmeier, Vorstandsmitglied RB Köstendorf- Neumarkt-Schleedorf Fünf Funktionärinnen berichten über ihre Erfahrungen mit gemischten Gremien: A ls Plattform zum Erfahrungsaustausch und Netzwerken für engagierte Frauen aus ganz Österreich hat Generalanwalt Walter Rothenstei- ner vor zwei Jahren den Funktionärinnen-Beirat gegründet. Klares Ziel war es, mehr Frauen für die ehren- amtliche Tätigkeit bei Raiffeisen zu gewinnen und so eine stärkere Vertretung von Frauen in den Führungsgremien des Sektors zu erreichen. Bei ihrem Herbsttreffen zogen die 15 Damen des Funktionärinnen-Beirats nun eine erste – durchaus zufriedenstellende – Bilanz. Zu Gast war auch General- anwalt Rothensteiner, der sich nicht nur den Fragen der engagierten Funktionärinnen stellte, sondern gemeinsam mit dem Beirat auch neue Schwerpunkte für 2017 disku- tierte. In den vergangenen Monaten wurden in allen Bundes- ländern sogenannte Vernetzungstreffen abgehalten, bei denen die Funktionärinnen des jeweiligen Bundeslandes die Möglichkeit hatten, sich kennenzulernen, über ihre Aktivitäten zu berichten und sich auszutauschen. Zudem wurden Folder entwickelt, die als Unterstützung für potenzielle Kandidatinnen für ein Funktionärinnenamt eingesetzt werden. Auch in der Aus- und Weiterbildung gibt es klare und sichtbare weibliche Akzente. In Kooperation mit dem Raiffeisen Campus wurde das Seminar „Bessere Entschei- dungen durch Diversität in Gremien“ gestartet, das Frauen ebenso wie Männer ansprechen und die Zusammenarbeit in allen Aufgabenbereichen verbessern soll. „Es ist allen bewusst, dass die Hälfte unserer Kunden und Mitglieder Frauen sind. Unser Ziel ist es, dass wir uns diesem Verhältnis auch in den Gremien annähern“, sagte Bettina Kastner als Koordinatorin des Funktionärinnen- Beirats. Die bereits erfolgten Maßnahmen seien ein Schritt in die richtige Richtung. Auch Rothensteiner ist überzeugt, dass die Funktionä- rinnen mit ihrem bisherigen Engagement bereits bei vielen Führungskräften im Raiffeisen-Sektor ein Umdenken bewirkt haben. Dennoch sei es wichtig und notwendig, auch weiterhin im Sinne der Frauen „zu predigen und zu überzeugen“. Er werde jedenfalls nicht müde, sich bei jeder Gelegenheit dafür einzusetzen, dass – auch ohne festge- schriebene Quote – mehr Frauen in den Führungsebenen von Raiffeisen künftig vertreten sind. „Gemischte Gremien diskutieren und arbeiten anders“, ist der Generalanwalt überzeugt, dass Gruppen mit Frauen auch die Dialektik unter den Männern verändert. Die Funktionärinnen haben sich für 2017 wieder eine Reihe von Aktionen vorgenommen. Neben den Vernet- zungstreffen in den Bundesländern seien auch bundeslän- derübergreifende Funktionärinnen-Treffen angedacht sowie ein Austausch mit anderen Organisationen und Vereinen zum Thema mehr Frauen in Führungsgremien. Auch Funktionärinnen-Tage mit Geschäftsleitern und Seminare zur persönlichen Fortbildung seien geplant. „Wir Funktionärinnen wollen uns stärker bei Raiffeisen einbringen und können das auch. Dafür brauchen wir aber auch die Unterstützung der jeweiligen Spitzenfunktionäre und Vorstände im Bundesland“, betonten dazu Anita Straß- mayr aus Oberösterreich als Vorsitzende des Funktionärin- nen-Beirates und ihre Stellvertreterin Monika Lutz aus Vorarlberg. Dabei gehe es nicht nur um die Finanzierung, sondern auch um die Möglichkeit für Funktionärinnen, bei sektorweiten Veranstaltungen aktiv teilzunehmen und sich vorzustellen. Die Frühjahrstagung des Funktionärinnen-Beirats findet auf Einladung von Präsident Jakob Auer und Generaldirek- tor Heinrich Schaller am 8. und 9. Mai 2017 in Linz statt. Der Funktionärinnen-Beirat hielt seine Herbsttagung in Wien ab. Generalanwalt Walter Rothensteiner war zu Gast und stellte sich den Fragen der ehrenamtlich tätigen Damen. VON EDITH UNGER Die weibliche Kraft bei Raiffeisen RZ/ALEX BLACH PRIVAT

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RAIFFEISENZEITUNG NR. 48 • 1. DEZEmbER 2016 | 5

Ich erlebe bei Raiffeisen eine po-sitive Wertschätzung uns Frauen gegenüber. Wichtig ist, auf einer sachlichen Ebene zu bleiben und auch einmal Querdenkerin zu sein. Das gemeinsame Ziel – der Erfolg der bank – muss dabei im Vordergrund stehen.

Wenn man sich einbringt und den mut hat, seine Ideen zu de-ponieren, und nicht nur für die eigene bank, sondern für die ganze Steiermark aktiv ist, dann kann man einen beitrag leisten. Es geht um die Vielfalt, Unter-schiedlichkeit und diverse Sicht-weisen. Ein reines Frauengremi-um wäre kontraproduktiv. Wir können nur gemeinsam erfolg-reich sein.“

Doris Grantner- Planitzer, Obmann-Stv. RB Aichfeld

Durch meine langjährige Tätig-keit bei Raiffeisen bin ich es ge-wohnt, in einer von männern dominierten Welt zu leben. Die Arbeit ist aber von Akzeptanz und gegenseitigem Respekt ge-prägt. In gemischten Gremien sehe ich NUR Vorteile. Ein Prob-lem oder eine Herausforderung kann so von allen Seiten be-leuchtet und analysiert werden. Gerade auf Talente und Fähigkei-ten von Frauen sollte auf keinen Fall verzichtet werden.

Vielfalt ist keine Gefahr, son-dern eine große Chance, die ge-nutzt gehört. Das bezieht sich aber nicht nur auf Frauen, son-dern auch auf junge menschen, die sich engagieren. Wir müssen unseren Entscheidungsträgern bewusst machen, dass die Viel-falt in Gremien eine unheimliche bereicherung ist.“

In der Zusammenarbeit in ge-mischten Gremien sehe ich nur Vorteile. meiner Erfahrung nach hat sich die stärkere Präsenz von Frauen sehr positiv auf das Ge-sprächsklima ausgewirkt. Der Umgang miteinander ist von Höf-lichkeit und von einer Wertschät-zung getragen, wie ich sie sonst im berufsleben als Gastronomin nicht immer erlebe.

Wenn man an Funktionen in-teressierte Frauen konkret an-spricht, ihnen Information und Wertschätzung entgegenbringt, wird es uns gelingen, den Frau-enanteil in den Gremien zu er-höhen. Aber Frauen wollen per-sönlich gefragt werden. Das Ar-beiten in gemischten Gremien sollte bei Raiffeisen jedenfalls kein ‚Thema’ mehr sein, son-dern eine Selbstverständlich-keit.“

Als Steuerberaterin ist es mir nie schwer gefallen, mich in der männerwelt zurechtzufinden. Im Gegenteil – viele männer wollen auf die Talente, Fähigkeiten, das bauchgefühl und den blickwin-kel der Frauen nicht mehr ver-zichten. In gemischten Gremien sehe ich daher nur Vorteile – sie sind leistungsfähiger, vielfältiger, innovativer und kommunikati-ver.

Wenn man Frauen aktiv an-spricht, können sie auch als Funktionärin gewonnen werden. Aber Frauen wollen überzeugt und gebraucht werden, sie ticken anders. Die Lernbereitschaft und das Thema Zeit ist für Frauen kein Problem, wenn sie das Ge-fühl haben, mitgestalten und mitentscheiden zu dürfen. Sind sie erst einmal dabei, kann man auf ihr Pflichtbewusstsein, kriti-sches Denken und ihre Loyalität setzen. Dieses neue miteinander und die Diversität sind die Eck-pfeiler der Zukunft.“

Martina Leitner, AR-Mitglied in der RLB Tirol

Brigitte Sommerbauer, Obmann-Stv. RRB Mödling

Anna Wriesnig, AR-Präsidentin RB Eberndorf

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In einem gemischten Gremium zu arbeiten, empfinde ich um ei-niges interessanter und facetten-reicher als in einem Gremium, das von Alter, berufsstand und Geschlecht her relativ homogen zusammengesetzt ist.

Ich habe damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Die Sitzungen dauern zwar manch-mal etwas länger, dafür sind sie interessanter, weil hier mehrere unterschiedliche Standpunkte aufeinander treffen.“

Margareta Weiglmeier, Vorstandsmitglied RB Köstendorf- Neumarkt-Schleedorf

Fünf Funktionärinnen berichten über ihre Erfahrungen mit gemischten Gremien:

Als Plattform zum Erfahrungsaustausch und Netzwerken für engagierte Frauen aus ganz Österreich hat Generalanwalt Walter Rothenstei-ner vor zwei Jahren den Funktionärinnen-beirat

gegründet. Klares Ziel war es, mehr Frauen für die ehren-amtliche Tätigkeit bei Raiffeisen zu gewinnen und so eine stärkere Vertretung von Frauen in den Führungsgremien des Sektors zu erreichen.

bei ihrem Herbsttreffen zogen die 15 Damen des Funktionärinnen-beirats nun eine erste – durchaus zufriedenstellende – bilanz. Zu Gast war auch General- anwalt Rothensteiner, der sich nicht nur den Fragen der engagierten Funktionärinnen stellte, sondern gemeinsam mit dem beirat auch neue Schwerpunkte für 2017 disku-tierte.

In den vergangenen monaten wurden in allen bundes-ländern sogenannte Vernetzungstreffen abgehalten, bei denen die Funktionärinnen des jeweiligen bundeslandes die möglichkeit hatten, sich kennenzulernen, über ihre Aktivitäten zu berichten und sich auszutauschen. Zudem wurden Folder entwickelt, die als Unterstützung für potenzielle Kandidatinnen für ein Funktionärinnenamt eingesetzt werden.

Auch in der Aus- und Weiterbildung gibt es klare und sichtbare weibliche Akzente. In Kooperation mit dem Raiffeisen Campus wurde das Seminar „bessere Entschei-

dungen durch Diversität in Gremien“ gestartet, das Frauen ebenso wie männer ansprechen und die Zusammenarbeit in allen Aufgabenbereichen verbessern soll.

„Es ist allen bewusst, dass die Hälfte unserer Kunden und mitglieder Frauen sind. Unser Ziel ist es, dass wir uns diesem Verhältnis auch in den Gremien annähern“, sagte bettina Kastner als Koordinatorin des Funktionärinnen- beirats. Die bereits erfolgten maßnahmen seien ein Schritt in die richtige Richtung.

Auch Rothensteiner ist überzeugt, dass die Funktionä-rinnen mit ihrem bisherigen Engagement bereits bei vielen Führungskräften im Raiffeisen-Sektor ein Umdenken bewirkt haben. Dennoch sei es wichtig und notwendig, auch weiterhin im Sinne der Frauen „zu predigen und zu überzeugen“. Er werde jedenfalls nicht müde, sich bei jeder Gelegenheit dafür einzusetzen, dass – auch ohne festge-schriebene Quote – mehr Frauen in den Führungsebenen von Raiffeisen künftig vertreten sind. „Gemischte Gremien diskutieren und arbeiten anders“, ist der Generalanwalt überzeugt, dass Gruppen mit Frauen auch die Dialektik unter den männern verändert.

Die Funktionärinnen haben sich für 2017 wieder eine Reihe von Aktionen vorgenommen. Neben den Vernet-zungstreffen in den bundesländern seien auch bundeslän-derübergreifende Funktionärinnen-Treffen angedacht sowie ein Austausch mit anderen Organisationen und Vereinen zum Thema mehr Frauen in Führungsgremien. Auch Funktionärinnen-Tage mit Geschäftsleitern und Seminare zur persönlichen Fortbildung seien geplant.

„Wir Funktionärinnen wollen uns stärker bei Raiffeisen einbringen und können das auch. Dafür brauchen wir aber auch die Unterstützung der jeweiligen Spitzenfunktionäre und Vorstände im bundesland“, betonten dazu Anita Straß-mayr aus Oberösterreich als Vorsitzende des Funktionärin-nen-beirates und ihre Stellvertreterin monika Lutz aus Vorarlberg. Dabei gehe es nicht nur um die Finanzierung, sondern auch um die möglichkeit für Funktionärinnen, bei sektorweiten Veranstaltungen aktiv teilzunehmen und sich vorzustellen.

Die Frühjahrstagung des Funktionärinnen-beirats findet auf Einladung von Präsident Jakob Auer und Generaldirek-tor Heinrich Schaller am 8. und 9. mai 2017 in Linz statt.

Der Funktionärinnen-beirat hielt seine Herbsttagung

in Wien ab. Generalanwalt Walter Rothensteiner war

zu Gast und stellte sich den Fragen der ehrenamtlich

tätigen Damen.VON EDITH UNGER

Die weibliche Kraft bei Raiffeisen

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