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Die Wachsmalerei der Alten" Von Dr. C. L ii d e c k e , Dervio/ltalien Es wird uber die Verwendung von Wachsen als Bindemittel in der antiken Malerei berichtet. Als hauptsachliche literarische Quelle dient die ,,Naturalis historia" der Encyklopadie von Plinius. Die Entstehung und Entfaltung der Wachsmalerei, die Verwen- dung yon Bienenwachs, seine Reinigungs- und Bleichmethoden, verschiedene Malverfahren, z. B. Enkaustik-Malerei, die Malver- fahren mit Wachsemulsion usw., werden besprochen, die literari- schen Angaben kritisch beleuchtet und interpretiert. La peinture a la cire des anciens On traite de l'emploi des cires en tant que liant dans la peinture antique. La source litteraire principale est la ,,Naturalis historia" de 1'Encyclopedie de Plinius. On discute de la naissance et du developpement de la peinture a la cire, de I'emploi de la cire d'abeilles, des methodes de purification et de blanchiment de celles-ci, des divers procedes de peinture, par exemple, la peinture-encaustique, les procedes de peinture a I'emulsion de cire etc. et l'on examine et interprete les indications litteraires. Beim Studium kunstgeschichtlicher Werke, die ich seinerzeit zur Ausarbeitung meines auf der DGF- Tagung 1951 in Hannover gehaltenen Vortrages ,,Die Verwendung von Wachs in vergangenen Zeiten" heran- zog, fand ich haufig Hinweise auf Literaturstellen, die sich rnit der Anwendung von Wams als Bindemittel fur Malerfarben sowie als Schutzuberzug fur Malereien und Skulpturen befassen. Da mich die uralte Technik der Wachsmalerei, die auch in dem vorerwahnten Vortrag kurz behandelt wurde, ganz besonders interessierte, versuchte ich, mir an Hand der deutschen, franzosischen und italienischen Literaturangaben das benotigte Quellenmaterial fur meine Forschungen zu beschaffen, was aber nur in wenigen Fallen gelang. da es sich hier in der Haupt- sache urn weit zuriickliegende Veroff entlichungen handelt, die grofitenteils schon vergriffen und auch in Anti- quariaten kaum noch zu erhalten sind. Einen groflen Teil der gesuchten Werke fand ich schliefllich in der Bibliothek der Hochschule fur Bildende Kiinste in Char- lottenburg, aus denen dann viele die Wachsmalerei be- treffende Angaben exzerpiert werden konnten. Die Gelehrten der vorchristlichen Zeit wui3ten leider nur wenig iiber die damals ausgeiibten Malweisen zu berichten, so dai3 es unmiiglich ist, aus den unklaren Andeutungen ein zutreff endes Bild daruber zu gewinnen, wie und mit welchen Mitteln die kunstvollen Bildwerke der Antike geschaffen wurden. Erst durch die umfang- reichen Veroff entlichungen des zur Zeit des Kaisers Augustus lebenden romischen Baumeisters Pollio Vitiu- vius und des der gleichen Epoche angehorenden romischen Schriftstellers Ga jus Secundus Plinius der Altere konnte das im Wissen iiber die bisher ausgeubten Maltechniken herrschende Chaos entwirrt werden. Gegeniiber den Feststellungen dieser beiden Experten sind die in an- deren Schriften der damaligen Zeit enthaltenen An- gaben ohne wesentliche Bedeutung. In allen spateren Veroffentlichungen, die sich rnit der Wachsmalerei be- fassen, wird bis auf die neueste Zeit daher auch immer wieder Plinius und seine in 37 Buchern erhaltene ,,Na- turalis historia" zitiert. Wenn auch der sich rnit der :' Vortrag anlai3lich der DGF-Vortragstagung in Hamburg am 24. Oktober 1960. 38 Painting in the Olden Times The application of waxes as binding material in ancient paint- ings has been reported. The principal source of literature is the ,,Naturalis historia" of the Plinius Encyclopaedia. The author discusses the origin and the development of the painting, the application of bee-wax, the methods of refining and bleaching, the different processes of painting, such as encaustic-painting, painting with wax emulsion etc.; the historical informations have also been critically explained and interpreted. Buc ICOB~M AE 11 R O ~ M CL B npeiir I ocni . Paccl\isipiisael.csr irpir sieiieiitic mcicou B mqecwe cim - nnv.?p:c'rypiiLihi IICTO~IIIM~(OM nocnyxckirra ,,Naturalis histo- ria" :)iiqtiiCJIonefiMM II;rMHi<yc'a.. II:iu-raraercs ROBHMKHO- LieHrie M pmumne BO(:ICOI~Z~ X~MUOIIMCI~, npMhfeHeHne n lien M iioro mc ii a, sreu)x LI cro owi qeH MS~ )i o fienea HR , pam M ti H I,ie cnoco6Lr mi HO 11 M c M , K ~LK I I ai I p M niep , BH Kay - PI '1'. ,q. ICpwrwecticr paccsiaipMRaio'rcsi M IfHTepnpempy- K)TCSI :rwrcptr'rypiir,Ie :~itiIHI,ie. 3LlU~IUll~e~O UelL\CCTBlL U ~,HTM~IIlOii SICMROIIMCM. FJIaRHhlM CTMYIIZM >€CMBOIII.ICI,, XMBOnMCL IIOCKOBLIMC1M BhIYlrbCMslhll Malerei befassende Teil dieser Enzyklopadie vielfach als liickenhaft und unklar bezeichnet wurde, so ist er do& die ausgiebigste Quelle der Kenntnis iiber die Ent- stehung und Entwicklung der antiken Malerei, wie sie bei den altesten Kulturvolkern, vor allem den Agyptern, Assyrern und Babyloniern sowie spater dann besonders bei den Griechen und Romern, ausgeubt wurde. In eindrucksvoller Weise schildert Plinius die Anwendung der Wachsfarben zum Bemalen der verschiedensten Cegenstande in der urn 400 v. Chr. beginnenden Bliite- zeit der Wachsmalerei und den folgenden Epochen unter Anfiihrung der Maler, die in diesen das Gesicht der Kunst schaff ten sowie einiger damals bekannter Wachs- gemalde. Vorgenanntes interessiert in erster Linie den Archao- logen und Kunsthistoriker, wahrend der Chemiker Naheres iiber die Zusammensetzung der Wachsfarben und ihre Anwendungstechnik erfahren mtichte. Es wiirde zu weit fuhren, in diesem Rahmen eine eingehendere Beschreibung der verschiedenen Malverfahren und ihrer Ausiibung zu bringen. Mit der Erlauterung der hierbei angewandten Techniken und der auf diese Weise ange- fertigten Bilder und Dekorationen wird sich voraussicht- lich der in Kiirze erscheinende 7. Beitrag der von I?. Bull verfai3ten Hoechster Sammlung ,,Vom Wachs" eingehender befassen. Aus diesem Grunde sol1 hier lediglich auf das zum Malen verwendete Material, ins- besondere wachshaltige Bindemittel, eingegangen wer- den. Die Verwendung von Bienenwachs, das wegen seiner besonderen Eigenschaften wie Schmelzbarkeit, Wieder- erhartung, Plastizitat, Verformbarkeit, Klebkraft, Polier- iahigkeit und Wasserfestigkeit eine so vielseitige Ver- wendung fur technische und kiinstlerische Zwecke schon in den altesten Zeiten der Menschheit gefunden hatte, auch als Bindemittel fur zum Malen geeignete Farben war naheliegend. Das hierfur benutzte Wachs diirfte wohl kaum im Rohzustand zur Anwendung gelangt sein, sondern stets in durch Aufschmelzen iiber Wasser ge- reinigter Form, um alle Verschmutzungen wie Sand, Bienenleichen, Honigreste und sonstige Verunreinigun- gen, die das Aussehen der Farben und ihre Leuchtkraft beeintrachtigen konnten, zu entfernen. Obschon ein der- FETTE . SEIFEN ' ANSTRICHMITTEL 63. Jahrgacg Nr. 1 1961

Die Wachsmalerei der Alten

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Die Wachsmalerei der Alten" Von Dr. C. L ii d e c k e , Dervio/ltalien

Es wird uber die Verwendung von Wachsen als Bindemittel in der antiken Malerei berichtet. Als hauptsachliche literarische Quelle dient die ,,Naturalis historia" der Encyklopadie von Plinius. Die Entstehung und Entfaltung der Wachsmalerei, die Verwen- dung yon Bienenwachs, seine Reinigungs- und Bleichmethoden, verschiedene Malverfahren, z. B. Enkaustik-Malerei, die Malver- fahren mit Wachsemulsion usw., werden besprochen, die literari- schen Angaben kritisch beleuchtet und interpretiert.

La peinture a la cire des anciens

On traite de l'emploi des cires en tant que liant dans la peinture antique. La source litteraire principale est la ,,Naturalis historia" de 1'Encyclopedie de Plinius. On discute de la naissance et du developpement de la peinture a la cire, d e I'emploi de la cire d'abeilles, des methodes de purification et de blanchiment de celles-ci, des divers procedes de peinture, par exemple, la peinture-encaustique, les procedes de peinture a I'emulsion de cire etc. et l'on examine et interprete les indications litteraires.

Beim Studium kunstgeschichtlicher Werke, die ich seinerzeit zur Ausarbeitung meines auf der DGF- Tagung 1951 in Hannover gehaltenen Vortrages ,,Die Verwendung von Wachs in vergangenen Zeiten" heran- zog, fand ich haufig Hinweise auf Literaturstellen, die sich rnit der Anwendung von Wams als Bindemittel fur Malerfarben sowie als Schutzuberzug fur Malereien und Skulpturen befassen.

Da mich die uralte Technik der Wachsmalerei, die auch in dem vorerwahnten Vortrag kurz behandelt wurde, ganz besonders interessierte, versuchte ich, mir an Hand der deutschen, franzosischen und italienischen Literaturangaben das benotigte Quellenmaterial fur meine Forschungen zu beschaffen, was aber nur in wenigen Fallen gelang. da es sich hier in der Haupt- sache urn weit zuriickliegende Veroff entlichungen handelt, die grofitenteils schon vergriffen und auch in Anti- quariaten kaum noch zu erhalten sind. Einen groflen Teil der gesuchten Werke fand ich schliefllich in der Bibliothek der Hochschule fur Bildende Kiinste in Char- lottenburg, aus denen dann viele die Wachsmalerei be- treffende Angaben exzerpiert werden konnten.

Die Gelehrten der vorchristlichen Zeit wui3ten leider nur wenig iiber die damals ausgeiibten Malweisen zu berichten, so dai3 es unmiiglich ist, aus den unklaren Andeutungen ein zutreff endes Bild daruber zu gewinnen, wie und mit welchen Mitteln die kunstvollen Bildwerke der Antike geschaffen wurden. Erst durch die umfang- reichen Veroff entlichungen des zur Zeit des Kaisers Augustus lebenden romischen Baumeisters Pollio Vitiu- vius und des der gleichen Epoche angehorenden romischen Schriftstellers Ga jus Secundus Plinius der Altere konnte das im Wissen iiber die bisher ausgeubten Maltechniken herrschende Chaos entwirrt werden. Gegeniiber den Feststellungen dieser beiden Experten sind die in an- deren Schriften der damaligen Zeit enthaltenen An- gaben ohne wesentliche Bedeutung. In allen spateren Veroffentlichungen, die sich rnit der Wachsmalerei be- fassen, wird bis auf die neueste Zeit daher auch immer wieder Plinius und seine in 37 Buchern erhaltene ,,Na- turalis historia" zitiert. Wenn auch der sich rnit der

:'' Vortrag anlai3lich der DGF-Vortragstagung in Hamburg am 24. Oktober 1960.

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Painting in the Olden Times The application of waxes as binding material in ancient paint-

ings has been reported. The principal source of literature is the ,,Naturalis historia" of the Plinius Encyclopaedia. The author discusses the origin and the development of the painting, the application of bee-wax, the methods of refining and bleaching, the different processes of painting, such as encaustic-painting, painting with wax emulsion etc.; the historical informations have also been critically explained and interpreted.

Buc I C O B ~ M AE 11 R O ~ M CL B npeiir I ocni . Paccl\isipiisael.csr irpir sieiieiitic mcicou B m q e c w e cim -

nnv.?p:c'rypiiLihi I I C T O ~ I I I M ~ ( O M nocnyxckirra ,,Naturalis histo- ria" :)iiqtiiCJIonefiMM II;rMHi<yc'a.. II:iu-raraercs R O B H M K H O - LieHrie M p m u m n e B O ( : I C O I ~ Z ~ X ~ M U O I I M C I ~ , npMhfeHeHne n lien M iioro m c ii a , sreu)x LI cro owi qeH M S ~ )i o fienea HR , pam M ti H I,ie cnoco6Lr m i HO 11 M c M , K ~ L K I I ai I p M niep , BH K a y - PI '1'. ,q. ICpwrwecticr paccsiaipMRaio'rcsi M IfHTepnpempy- K)TCSI :rwrcptr'rypiir,Ie :~itiIHI,ie.

3LlU~IUll~e~O UelL\CCTBlL U ~ , H T M ~ I I l O i i SICMROIIMCM. F J I a R H h l M

CTMYIIZM >€CMBOIII.ICI,, XMBOnMCL IIOCKOBLIMC1M BhIYlrbCMslhll

Malerei befassende Teil dieser Enzyklopadie vielfach als liickenhaft und unklar bezeichnet wurde, so ist er do& die ausgiebigste Quelle der Kenntnis iiber die Ent- stehung und Entwicklung der antiken Malerei, wie sie bei den altesten Kulturvolkern, vor allem den Agyptern, Assyrern und Babyloniern sowie spater dann besonders bei den Griechen und Romern, ausgeubt wurde. In eindrucksvoller Weise schildert Plinius die Anwendung der Wachsfarben zum Bemalen der verschiedensten Cegenstande in der urn 400 v. Chr. beginnenden Bliite- zeit der Wachsmalerei und den folgenden Epochen unter Anfiihrung der Maler, die in diesen das Gesicht der Kunst schaff ten sowie einiger damals bekannter Wachs- gemalde.

Vorgenanntes interessiert in erster Linie den Archao- logen und Kunsthistoriker, wahrend der Chemiker Naheres iiber die Zusammensetzung der Wachsfarben und ihre Anwendungstechnik erfahren mtichte. Es wiirde zu weit fuhren, in diesem Rahmen eine eingehendere Beschreibung der verschiedenen Malverfahren und ihrer Ausiibung zu bringen. Mit der Erlauterung der hierbei angewandten Techniken und der auf diese Weise ange- fertigten Bilder und Dekorationen wird sich voraussicht- lich der in Kiirze erscheinende 7 . Beitrag der von I?. Bull verfai3ten Hoechster Sammlung ,,Vom Wachs" eingehender befassen. Aus diesem Grunde sol1 hier lediglich auf das zum Malen verwendete Material, ins- besondere wachshaltige Bindemittel, eingegangen wer- den.

Die Verwendung von Bienenwachs, das wegen seiner besonderen Eigenschaften wie Schmelzbarkeit, Wieder- erhartung, Plastizitat, Verformbarkeit, Klebkraft, Polier- iahigkeit und Wasserfestigkeit eine so vielseitige Ver- wendung fur technische und kiinstlerische Zwecke schon in den altesten Zeiten der Menschheit gefunden hatte, auch als Bindemittel fur zum Malen geeignete Farben war naheliegend. Das hierfur benutzte Wachs diirfte wohl kaum im Rohzustand zur Anwendung gelangt sein, sondern stets in durch Aufschmelzen iiber Wasser ge- reinigter Form, um alle Verschmutzungen wie Sand, Bienenleichen, Honigreste und sonstige Verunreinigun- gen, die das Aussehen der Farben und ihre Leuchtkraft beeintrachtigen konnten, zu entfernen. Obschon ein der-

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art gereinigtes Bienenwachs ohne weiteres als Binde- mittel verwendet weirden kann, da die naturliche Farbung des Wachses durch die zuzusetzenden Korperfarben vollig iiberdeckt wird, war nach PZirzius nur ein anf besondere Art gereinigtes und dann naturgebleichtes Bienenwachs, das er als ., I'unischea Wachs" bezeichnete, als Bindemittel fur Iiarben zu der ,,Enkaustik" genannten ,Malweise ge- brauchlich, so dat3 dieses auch in allen spateren sich rnit diesem Thenia befassenden Veroffentlichungen angefuhrt wird. P l i n i z ~ . ~ schildert die Zubereitung dieses punischen Wachses folgendermaaen:

Das rohe Bienenwachs wird in zerhrockeltem Zustande langere Zeit der Luft und dem Licht ausgesetzt, dann in aus offener See geschijpftem Meerwasser unter Zusatz von ,,Ni- trum", unter dem der Lateiner Soda verstand, aufgekocht. Das sich nach dem Aufschmelzen an der Oherflache des heii3en Wassers klar abscheidende Wachs wird in ein anderes, kaltes h4eerwasser enthalteridrs Gefai3 ubergeschiipft, in diesem ohne sonstige Zusitee nochmals durchgekocht und zum Er- kalten gehracht, kin ReinigungsprozeB, welcher dann noch zweimal mit frischern Meerwasser wiederholt werden mu&. Das nach der letzten heisen Waschung verbliehene Wachs ist nach dem Erstarren und Zerkleinern dann auf Matten aus Binsengedecht auszubreiten und hier bei Sonnen- und Mond- schein an der Luft zu bleichen. Urn zu verhindern, daB bei starker Sonnenhestrahlung das Wachs an der Oberflache schmilzt, wird dieses mit einem diinnen Leinentuch bedcckt. Am weit3esten sol1 das Wachs gcwesen sein, das nach beendeter 1,uftbleiche noch eininal mit Meerwasser aufgekocht wurde.

Wenn das in der peschilderten Weise gereinigte und gebleichte Wachs in die Geschichte unter der Bezeichnung ,,Punisches Wachs" eingegangen ist, so durfte das daher kommen, daf3 die Punier fur ihre Kunst des Bleichens von Bienenwachs schon immer bekannt waren. Ursprung- lich gossen sie da.s durch Aufkochen mit Wasser ge- reinigte und sich hierbei an der Oberflache abscheidende Wachs in noch warmfliissigem Zustande in dunner Schicht uber stark angenalate flache Steine und Lehmziegel aus, die sie dann der Sonnenbleiche aussetzten. Dieses ge- bleichte Wachs gelangte durch den Handel des Seefahrer- volkes der Phonikw in alle Hafen des Mittelmeeres. Die Zuchtung der wilden Honigbienen war schon in der friihesten Zeit bekannt, besonders in Agypten, von wo sie sich iiber das Karthagische Reich ausbreitete. Es ist daher naheliegend anzunehmen, dat3 die dort lebenden Punier die Wachserzeugung rationalisierten und eine Vervollkommnung der urspriinglichen Bleichverfahren anstrebten, wobei sie sich der von Plirziirs geschilderten Methode bedienten.

Gegen die Braurhbarkeit des von Plinius geschilderten Reinigungs- und .Bleichverfahrens ware an sich nichts einzuwenden, werin PIinius nicht ausdrucklich die Bei- fugung von Nitrum beim Reinigungsprozei3 vorgeschrie- ben hatte. Warum aher der ersten Auskochung noch Soda xugesetzt werden muBte, scheint wenig verstandlich und ist daher auch niemals einleuchtend aufgeklart worden, zumal auch Plini7i.s bei seinem Verfahren weder den Zweck dieses Zu:satzes noch die benotigte Menge an- deutet. Damals wurde die nat.urliche Soda aus den Ab- lagerungen der stark sodahaltigen unteragyptischen Sumpfseen oder diurch Auslaugung der Asche von Algen und sonstigen Meerespflanzen gewonnen, die aber stets noch einen erheblichen Gehalt an Pottasche aufweist, so dai3 vielfach unter Nitrum auch Pottasche verstanden wurde. Spatere Schriftsteller lehnten einen derartigen Zusatz uberhaupt ab und vermuteten, dai3 es sich um

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etwas ganz anderes gehandelt oder die Angabe von Pliizius lediglich zur Irrefuhrung zwecks Wahrung des Geheimnisses des Reinigungsptozesses gedient habe. Falls aber der ersten Aufkochung tatsachlich etwas Soda oder Pottasche zugesetzt sein sollte, dann hatten diese sich jedenfalls mit den im Meerwasser enthaltenen Ma- gnesium- und Calciumsalzen zu den betreff enden unlos- lichen Carbonaten umgesetzt und damit keinerlei ver- seifende Wirkung mehr auf das Wachs ausiiben konnen, die aber nach Angabe verschiedener Schriftsteller gerade durch den Nitrum-Zusatz zwecks Minderung der Spro- digkeit des Wachses angestrebt wurde. Eine durch hohen Soda- oder Pottasche-Zusatz auch im Meerwasser immer- hin mogliche Anseifung ware in vorliegendem Falle aber ganzlich abwegig, denn bei der Herstellung des punischen Wachses handelt es sich lediglich um eine der Bleichung vorzuschaltende Reinigung des Wachses. Eine solche aber ware bei einem durch Anseifung emulgierten Wachs nicht durchfuhrbar, da dieses sich nur nach Zer- storung der Emulsion klar abscheiden konnte. Plinius wollte jedenfalls ein von allen Verunreinigungen be- freites bleichbares Wachs, nicht aber eine Wachsseife oder ein eine pastose Wachsemulsion enthaltendes Wachs herstellen, so dai3 der von ihm vorgeschriebene Nitrum- Zusatz, der schon so vielfaltige, seine Zweckmafiigkeit aber bisher keineswegs beweisende Auslegungen fand, vielleicht auch auf einen Ubersetzungsfehler zuruckge- fiihrt werden konnte, wie auch bereits vermutet wurde. Die Alten kannten schliel3lich nur Handgriffe und wui3ten wenig von chemischen Zusammenhangen, wahrend die von ihnen gewahlten Bezeichnungen eine oft wechselnde Bedeutung hatten.

Die Ausbreitung des zur Erzielung einer moglichst groi3en Oberflache zerkleinerten Wachses auf Binsen- matten, die den heute ublichen Bleichbanken zu ver- gleichen waren, ist richtig, nicht aber das von Plinius zum Schutz gegen die heifien Sonnenstrahlen empfohlene Bedecken der ausgebreiteten Wachsbrocken mit Leinen- tiichern, denn diese wurden bei starker Sonnenbestrah- lung an dem oberflachlich erweichten Wachs kleben bleiben und auf diesem Fasern und anhaftenden Staub zurucklassen. Die von Plinizts vorgeschriebene letzte Auf- ltochung des Wachses nach beendeter Bleiche hatte daher wohl nur den Zweck der Entfernung etwaiger durch das Bedecken rnit Tijchern des der Laftbleiche ausgesetzten Wachses hervorgerufenen Verunreinigungen.

Das nach dieser Methode gewonnene, gebleichte Bie- nenwachs diente also nach Pliiaius als Bindemittel bei der Herstellung der in der Wachsmalerei gebrauchlichen Korperfarben, auf deren Art und Beschaffenheit hier aber nicht naher eingegangen werden kann. Diese wur- den durch Verkneten mit dem durch Erwarmen plasti- fizierten Wachs auf der Reibplatte oder durch Einruhren der feinpulverigen Farbe in das verfliissigte Wachs be- reitet. Das eigentliche hrlalen mit diesen Deckfarben er- folgte je nach den besonderen Erfordernissen der zu bemalenden Flache durch schichtenweises Belegen rnit den einzelnen Farben, ihrem Aufpressen und Verstreichen rnit angewarmten spatelartigen Werkzeugen verschiede- ner Form, dem Cestrum und dem Cauterium, oder aber durch Aufstreichen der durch Erhitzen verfliissigten Farbe rnit dem Pinsel, Verfahren, die auch kombiniert zur An- wendung gelangten. Um das Wachs noch duktiler und damit leichter verstreichbar zu machen, wurde diesem vereinzelt eine kleine Menge eines pflanzlichen Ules oder

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etwas Weichharz zugesetzt, das den inneren Zusammen- halt und die Haftfestigkeit verbessern sollte.

In allen Fallen war als letzte Manipulation das leichte oberflachliche Anwarmen der rnit Spateln oder dem Pinsel aufgetragenen Wachsfarben-Schicht durch An- nahern eines mit gluhender Holz- oder Gallapfel-Kohle gefullten Beckens erforderlich, deren Warme die Wachs- oberflache zum Schwitzen brachte und erweichte, wodurch alle Unebenheiten und Farbgrenzen durch Verstreichen ausgeglichen und geglattet werden konnten und das Bild einen reinen Glanz erhielt, der dann nach Erkalten des Wachses durch Frottieren erhoht wurde.

Dieses wegen der Verwendung von Warme bei der Verarbeitung von Wachsfarben mit ,,Einbrennen" be- zeichnete Malverfahren erlangte unter dem hiervon ab- geleiteten Namen Enkaustik (aus encaustum = einge- brannt) wegen seiner vielseitigen Anwendungsmoglich- keiten und kiinstlerischen Ausdrucksformen groflte He- deutung in der antiken Malerei fur Kleinkunstarbeiten, Tafelbilder, architektonische Verzierungen und zur de- korativen Bemalung von Fassaden, Wanden, Decken und Schiffen, deren Gelingen letzten Endes von der tech- nischen Fertigkeit, Sorgfalt und kdnstlerischen Begabung des Malers abhing.

Neben diesen zwei Maltechniken erwahnt Plinius noch das Oberziehen von nicht wetterfesten Malereien und Marmorstatuen mit einem dunnen, meist durch einen geringen Olzusatz leichter verstreichbar gemachten Wachsanstrich, eiii Konservierungsverfahren, das unter dem Namen ,,Ganosis" in der sich mit Enkaustik be- fassenden Literatur mehrfach beschrieben ist. Mit einem derartigen Schutzanstrich wurden besonders haufig auch mit Temperafarben ausgefuhrte Malereien iiberzogen, weil diese wegen ihres aus tierischen oder vegetabilischen Leimen, Feigensaft, Ei u. a. bestehenden Bindemittels nur eine sehr beschrankte Wasserfestigkeit aufweisen. Da bei der chemischen Untersuchung derartiger Malereien naturlich stets Wachs gefunden wurde, kaum aber das vom Malgrunde aufgesogene eigentliche Temperabinde- mittel. wurden diese vielfach als reine Enkaustik-Ar- beiten beurteilt. Wenn dagegen bei den Funden be- malter Gegenstande in Pompeii und Herkulanum in der Farbenschicht iiberhaupt kein Wachs nachgewiesen wer- den konnte, so beweist dies nicht, dai3 es sich hier nirht ursprunglich um eine reine Enkaustik - oder aber um eine mit Wachs uberzogene Tempera-Malerei gehandelt hat, da das Wachs in beiden Fallen beim Ausbruch des Vesuvs unter der gliihenden Asche von dieser aufgesogen wurde. Die sich aus der Beurteilung gerade dieser Funde ergebenden Streitfragen fuhrten zu crregten Kontro- versen, die bis heute noch keine restlose Klarung ZLI

erbringen vermochten. Wann zuerst die Enkaustik-Malerei allgemein ange-

wendet wurde, ist nicht genau bekannt. Die altesten Enkaustik-Arbeiten, die ungeachtet aller atmospharischen Einflusse, denen sie ausgesetzt waren, ihre ursprungliche Farbenfrische bis heute erhalten haben, stammen aus der Zeit von 753 v. Chr., wahrend von den Xgyptern schon um 1400 v. Chr. Wachsmalereien angefertigt sein sollen und nach anderen unverburgten Berichten bereits um ,3000 v. Chr. die Enkaustik bekannt gewesen sei, Thesen, die erst nach weiteren Funden geklart werden durften.

Da das Malen durch Verstreichen der Wachsfarbe mit angewarmten Spateln iiberaus schwierig und auch die Pinselarbeit durch das schnelle Erstarren der heii3fliis-

sigen Wachsfarbe wahrend des Malens sehr umstandlich ist, beide auch eine groi3e Handfertigkeit erfordern, wurden von verschiedenen Seiten Versuche zur Herstel- lung von kaltverstreichbaren Wachsfarben unternommen. Aufgrund der Behauptung, Plinius habe mit dem Ni- trum-Zusatz zwecks Minderung der Sprodigkeit des punischen Wachses eine leichte Anseifung und damit Erweichung des Wachses angestrebt, wurde im Laufe der Zeit versucht, das Wachs durch Verseifung mit Soda oder Pottasche zu verfliissigen und rnit dieser Wachsseife die Farben zu binden. Da den Alten die Herstellung von Seifen aus Fetten und Olen mit Soda oder Pottasche und den hieraus mit Kalk kaustifizierten Laugen bekannt war, fie1 es ihnen nicht schwer, das Wachs mit diesen Alkalien so zu verseifen, dai3 eine weichpastige Emul- sion entstand, die sich als Bindemittel fur die zum Malen bestimmten Farben eignete und diese in eine mit dem Pinsel leicht verstreichbare Form uberfuhrte. Auch durch Aufkochung des Wachses mit Venetianer-Seife, einer reinen Natron-Olivenolseife, gelang die Herstellung einer als Bindemittel fur Wachsfarben geeigneten Emul- sion.

Das Malen mit durch emulgiertes Wachs gebundenen Farben, bei denen auf die bei der Enkaustik-Malerei benotigte Warmeanwendung verzichtet und damit kalt- flussig mit dem Pinsel gearbeitet werden konnte, fand besonders unter den griechischen Malern begabte An- hanger, deren Techniken mit dem wachsenden EinfluB der griechischen Kultur sich schon im 1. Jahrhundert v. Chr. langsam auzubreiten begann. Hierdurch wurde die reine Enkaustik-Malerei allmahlich immer mehr zu- riickgedrangt, ohne jedoch vie1 an Bedeutung zu ver- Iieren, zumal ihre Wetterfestigkeit diejenige der Wachs- Emulsionsfarben ubertraf. Ausschlaggebend fur die zu- nehmende Verwendung der letzteren war allein deren leichtere Verarbeitung, die eine malerisch noch wirk- samere, verfeinerte Ausdrucksmoglichkeit erlaubte, so dai3 nach den vorliegenden Literaturangaben schon im 2 Jahrhundert n. Chr. das hlalen mit Emulsionsfarben allgemein ublich war.

Zwischendurch wurden auch Versuche zur Herstellung von lcaltflussig verstreichbaren Farben vorgenommen, deren Bindemittel aus rnit Wen und Weichharzen ver- dunntem Wachs bestand, da bekannt war. dal3 schon die Assyrer und Perser Firnisse aus Losungen von Wachs und Harz in Naphtha benutzt hatten. Andere Versuche zur Herstellung kaltverstreichbarer Farben erwiesen sich meist als technische Spielereien. Eine groi3ere Bedeutung erlangte jedoch die Verwendung von mit Seife herge- stellten Wachsemulsionen als Beimischung zu Tempera- farben hauptsachlich in der Tafelmalerei und fur dekora- tive Wandbemalungen, bis auch diese Wachs-Tempera- farben durch die nur mit Wachs-Emulsionen angeriebenen Farben verdrangt wurden, nachdem man erkannt hatte, dai3 die hiermit ausgefuhrten Malereien weder nach- dunkelten noch Rissebildungen zeigten.

Aus den wenigen nur empirischen Andeutungen, die in den iiberlieferten Texten der Literatur uber die Zu- sammensetzung und Herstellung der als Farben-Binde- mittel verwendeten Wachs-Emulsionen zu finden sind, ergibt sich kein klares Bild uber die Art des Emul- gierungsmittels, zunial auch die bei Schriftstellern der neueren Zeit verschiedentlich festzustellenden willkiir- lichen Auslegungen und unbegrundeten Hypothesen eine Aufklarung erschweren. Das Ergebnis meiner Kompilation

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ist nach dieser Kichtung hin trotz aller Aufklarungs- bemuhungen jedenfalls etwas durftig. Vorherrschend scheint als Eniulgator Pottasche-Lauge verwendet wor- den zu sein, vereinzelt mit einem geringen Seifenzusatz zur Erleichterurig der Emulsionsbildung. Besondere malerische Errungenschaften auf diesem Gebiet sind nirgcnds hervorgehoben.

Diese pseudo-enkaustische Wachsmalerei wurde im friihen Mittelalter allmahlich durch die Ulmalerei er- setzt, die erst um 1400 Allgemeingut der bildenden Kunstler wurde. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam eine neue Malweise mit kaltverstreichbaren Farben auf, deren Bindemittel itus einer Auflosung von Wachs und Marzen in Terpentinol bestand. Hiermit wurden ver- schiedene groflere Arbeiten ausgefuhrt, so z. B. die Wand- bilder im Saalbau der Residenz in Munchen, in der dortigen Ludwigskirche, in den Hofgartenarkaden und in der Neuen Pina.kothek sowie in der Dresdner Ge- nddegalerie.

Damit war aber das hlalen mit Wachsfarben auf Emulsionsbasis keineswegs in Vergessenheit geraten, denn irnmer wieder fanden sich Kunstler, die unter dem Eindruck der alten mit Wachsfarben gemalten Kunst- werke diese Malverfahren zu erneuern und hiermit noch verbundene Ratsel zu losen versuchten. Diese Bestrebun- gen sind bis in die Neuzeit zu verfolgen, wie sich u. a. aus einem im Jahre 175.5 ausgeschriebenen Wettbewerb der Pariser Kunstakademie fur Wachsmalerei ergibt. Weiterhin ist bekannt, dafl der durch seine Mlgemalde beriihmte Maler Arnold Biickliiz sich intensiv mit Ver- suchen zur Wachsm,alerei beschaftigte und es ihm sogar gelang, ein Bild in reiner Enkaustik-Technik zu malen. Auch der Kircheninialer Hans Sdzmid bemiihte sich um die Wiederbelebung der Wachsmalerei, in der er grofie Wandgernalcle in mehreren bayrischen Stadten ausfuhrte. Allgemein vorherrschend war unter den wenigen Kunstlern der neueren Zeit, die sich rnit Wachs- malerei befafiten, clas Malen rnit kaltflussigen Wachs- farben auf Basis vosn Wachs-Emulsionen. Als Emulgie- rungsmittel fur das iallein in Betracht kommende Bienen- wachs, das meist in gebleichter Form zur Anwendung gelangte und dann sogar als punisches Wachs bezeichnet wurde, diente aui3e:r Pottasche und Kalilauge, die im Ckgensatz zu Natronsalzen geschmeidigere und fester haftende Emulsionen ergeben, vereinzelt auch Ammoniak.

DaB auch heute noch die alte Kunst des Malens mit Farben, die durch eine Wachs-Emulsion gebunden und streichfertig gemach.t wurden, mit Erfolg ausgeubt wird, beweisen u. a. die mit kunstverstandiger Akribie aus- gefuhrten Gemalde, von denen die Veroneser Malerin Elcizn Schiavi eine Auswahl auf den vielbeachteten Aus- stellungen in Paris, Ziirich, hlunchen und Den Haag in den letzten 4 .Jahren zeigte. Nach zahlreichen, durch die in der Literatur vei-streuten Angaben inspirierten Ver- suchen gelang es Elena Schiaui durch sukzessive Ver- seifung von gebleichtem Bienenwachs rnit Natronlauge, deren Gesamtmenge aufgrund der Verseifungszahl des verwendeten gebleichten Wachses genau berechnet ist, eine weichsalbige Paste herzustellen, die sich nach Ver- mischung mit Korperfarben ziim Malen mit dem Pinsel auf jedem Untergrund als geeignet erwies, eine voll- endete Haftbarkeit zeigte und sich auch rnit einem Spate1 verstreichen liefi. Da. die aufgetragenen Farben nach dem Eintrocknen matt und sprode erschienen und die bei jeder Natronseife vorhan'dene Neigung zum Reifien zeigten,

F E T T E . A N S T R I C H M I T T E L 6 3 . Jahryeng Nr. 1 1961

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wurde in Anlehnung an das Einbrennen der Enkaustik- Technik die obere Farbschicht durch Heiflluft geglattet, wodurch die Farbe glanzend und wasserfest wird. Ob- schon die Behauptung von Kunstsachverstandigen, dai3 es Elena Schiavi gelungen sei, die alte griechisch-romische Maltechnik der Enkaustik wieder entdeckt zu haben, zu weitgehend ist, da eine Malerei rnit emulgiertem Wachs als Farbenbindemittel nicht mil Enkaustik bezeichnet werden sollte, so hat sie doch durch ihre Ausstellungen das Interesse der Laienwelt fur die subtile Schonheit der Wachsmalerei zu wecken verstanden.

Die alte Wachsmalerei als kunstlerisch-dekoratives Malverfahren wird auch in Zukunft noch manchen be- gabten Kunstler veranlassen, sich in dieser zu betatigen, und es wird immer wieder Interessierte geben, die neue Wege zu ihrer Durchfuhrung suchen und finden.

Unverstandlich wird aber wohl dem mit der Emul- sionstechnik vertrauten Wachs-Chemiker die auch heute noch so primitive Zubereitung der als Farbenbindemittel benotigten Wachs-Emulsion sein, nachdem weitaus gun- stigere Emulgatoren fur Wachse zur Verfugung stehen, welche zu einer Verbesserung der bisherigen Wachsfarben beitragen kiinnten. Der weitere Gedanke, das Bienen- wachs durch anoxydierte mikrokristalline Wachse oder sonst geeignete Synthesewachse zu ersetzen, ware keines- wegs abwegig und immerhin eines Versuches wert.

Im Hamburger Abendblatt vom 25. Oktober 1960. Seite 12, wurde unter dem Titel: :,Fettforscher-Tagung mit 100 Refe- ratcn" uber den Verlauf des ersten Tages dcr fachwissen- schaftlichen Vortrage herichtet, wobei es u. a. hi&:

, , [T i . cler Abteilzmg Waclzse dreht es sicli hntiptsiiclilicli i m

Anstrichstofe. Die Fettwisscrisclznft i s t nnf dena besten W e g e , cndlicli eincn dcr grnfien Scliiidlingr, dns Rosten uon Eisen, besonders bci z ~ C h ~ f C 7 1 nnd Konstrirktionstcilen, erfolgreich z u bekuimpfcn."

Nachdem ich in meinem Vortrag ,,Die Wachsmalerei dcr Alten" die Verwendung von mit Wachs gebundencn Farhen lediglich f u r rein kunstlerische Malereien schilderte, ohne liierbei die Miiglichlteit der Verarbcitung von Wachsfarben auch fur technische Anstriche anzudeuten, scheint der hell- seherische Hinweis des Verfassers dieser sich auf meincn Vortrng beziehenden Zeitungsnotiz auf die Bedeutung der Wachsfarben zum Anstrich von Eisen zwecks Vermeidung von 12osthildung zwar ungewiihnlich, jedoch keineswegs ab- wegig.

In einer fruheren Veriiffentlichung habe ich schon eininal angedeutet, dai3 die Haltbarkeit der fur Anstrichzwecke immer mehr in Aufnahme kommenden Kunstharz-Dispersionen durch Zusatz einer Wachsemulsion nach verschiedenen Richtungen hin wcscntlich verhessert und daf3 mit Wachs als Bindemittel angeriehene Korperfarben den zerstorenden Wittcrungsein- flussen und Atmospharilien gegenuber bcsondcrs widerstands- fihige Schutzanstriche erzielt werdcn konnten. Der an sich naheliegende Gedanke, die in meinem Vortrag erwahntcn Wachsfarben auch zum Anstrich von Eisenteilen als Schutz gcgen Rostbildung zu verwenden, diirfte den Zeitungsreporter offenbar zu einer Prophezeiung veranlafit haben.

Wenn ich am Schlui3 meines Vortrages andeutetc, dnR es sich lohnen diirfte, aufgrund der neuesten Kenntnisse iintl

Erfahrungen in der Herstellung von Wachsemulsionen mit gutem Verlauf' und hohem Haltvermogen eine Vervollkomm- nung dcr Wachsfarben anzustreben und damit ihr Anwen- dungsgebiet zu erweitern, so ist auch hieraus zu entnehmen, da13 dies vor allem der Anstrichtcchnik zugute kommen muf3te. Mit dieser Bemetkung wollte ich lediglich entsprechende Ver- suche anregen, und ich war daher erfreut, aus der Diskussion entnehmen zu kiinnen, dai3 soiche Versuche auch von andercr Seite schon mit Erfolg durchgefuhrt wurden.