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Wenn es eine Lehre aus der – noch nicht überstandenen – Wirtschaftskrise gibt, dann die, dass die Unternehmer nicht das Problem, sondern die Lösung sind. Deshalb brauchen wir mehr davon, und die Unternehmer brauchen mehr Freiheit, um ihre Innovationen in die Tat umzusetzen. Institut für Markenentwicklung Graz Unternehmertum in bewölkten Zeiten. Eine Reflexion. WAS WIR GERADE LERNEN

DIE STUDIE DES IFMG: WAS WIR GERADE LERNEN

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Unternehmertum in bewölkten Zeiten. Eine Reflexion.

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Wenn es eine Lehre aus der – noch nicht überstandenen – Wirtschaftskrise gibt, dann die, dass die Unternehmer nicht das Problem, sondern die Lösung sind. Deshalb brauchen wir mehr davon, und die Unternehmer brauchen mehr Freiheit, um ihre Innovationen in die Tat umzusetzen.

Institut für Markenentwicklung Graz

Unternehmertum in bewölkten Zeiten. Eine Reflexion.

WAS WIR GERADE LERNEN

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Was Österreichs Unternehmer gerade lernen

Die Kunst, Gegensätze zu leben#2 Himmel und Hölle – die zwei Gesichter der Märkte Am „Lieferanteneingang“ ist es noch brutaler geworden: Die Handschlagqualiät geht verloren, Millionenaufträge werden in Internetauktionen vergeben, der Kostendruck vervielfacht sich. Die schiere Funktion ist gefragt. Auf der anderen Seite, dort wo die Unternehmen auf ihre Kunden tref-fen, braucht es gerade jetzt mehr Emotion und Authentizität – dort heißt das Stichwort „mehr Bedeutung“. Ein Gegensatz, der Unternehmer zusehends fordern wird. Eine Prophezeiung.

Entspannung – trotz oder wegen?#1 Paradox: Die Krise wird zur OrientierungshilfeViele Unternehmer sahen sich im Vorjahr mit dra-matischen Brüchen konfrontiert. Und dennoch ist so etwas wie insgeheime Erleichterung zu spüren. Zitat: „Die Krise ist auch Orientierung – weil plötzlich wieder allen klar ist, was zu tun ist.“ An-ders gesagt: Die entfesselte Marktdynamik hatte zusehends die Ziele verwaschen – und vor allem die Leistungsträger in den Unternehmen an ihre Grenzen stoßen lassen. Nun ist die Zeit, sich neu zu ordnen. Was bleibt? Was muss anders werden? Eine Korrektur unter erschwerten Bedingungen.

Es gibt keinen MBA für Leidenschaft # 4 „Mir nach“ ist das Prinzip der Stunde„Es macht einen Unterschied, einen Weg zu kennen oder ihn auch gegangen zu sein.“ Dieses Zitat be-schreibt trefflich, welche Eigenschaft momentan er folg reiche Unternehmer von weniger erfolg-reichen unterscheidet: „Mir nach“ anstatt „Vor-wärts“ ist die Devise. Es genügt nicht mehr, Ziele zu vereinbaren und Entscheidungen zu treffen, sondern es braucht wieder mehr Leidenschaft, die ansteckt. Unternehmer dürfen wieder Vorbilder sein. Zur Nachahmung empfohlen.

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Was Österreichs Unternehmer gerade lernen

Das Remake des Themas Kundennähe#5 Reden wir über Sie! Wie finden Sie mich?Einer österreichischen Diva wird dieses Zitat zuge-schrieben – es könnte auch aus so manchem öster-reichischen Unternehmen stammen. Gerade in rasch wachsenden Unternehmen war zu beobachten, dass man sich mehr und mehr mit sich selbst und immer weniger mit der Kundschaft beschäftigt hat. Jetzt erlebt das Thema „Kundennähe“ gerade wieder eine Renaissance. Der neugierige Beobachter fragt sich: Warum fällt es so schwer, den Kunden wirklich zu verstehen? Eine Anregung, den Blickwinkel zu ändern.

Wofür Unternehmer nicht zu haben sind# 6 Die gemeinsame Zukunft ist derzeit kein ThemaJeder spürt, dass im Staate Europa etwas faul ist. Das spüren auch die Unternehmer. Aber weil sie weder von der Politik noch von ihren eigenen Vertretern allzu viel erwarten, und weil sie einfach keine Energie in etwas investieren wollen, was ihrer Meinung nach ohnehin nichts bringt, bringen sie auch nichts in eine gesellschaftliche Zukunft ein. Übrigens fragt sie auch niemand. Eine Ausblendung.

Eine ernüchternde Erkenntnis #3 Selbständigkeit ist in Österreich nicht gefragtAllzu wohlmeinende Eltern, ein Schulsystem, dessen erklärtes Ziel der Beamte ist, und ange-passte Interessenvertreter sind eine Mischung, die Österreichs Nachwuchs die Unselbständigkeit nicht nur vorlebt, sondern so gut es geht auch noch fördert. Erste Folgen sind jetzt schon zu spüren: Die heimischen Unternehmer starten mit erheb-lichem Aufwand eigene Bildungsprogramme für die Nachwuchskräfte. Eine Warnung.

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Noch eine Studie über die Krise? Was war denn die Absicht dieser Arbeit?

Marken leben vom unternehmerischen Spirit jener Menschen, die aus ganz normalen Unternehmen eben eine Marke geformt haben. Das erklärt in aller Kürze unsere Leidenschaft für das Phänomen

„unternehmerischer Spirit“. Wenn die Wolken so tief hängen, wie sie es jetzt tun, dann wollten wir mehr erfahren über den wichtigsten Rohstoff der heimischen Wirtschaft. Und nachdem man Roh-stoffe am besten dort untersucht, wo sie in Fülle vorkommen, haben wir uns auf eine Reise zu den Unternehmern gemacht. „Was lernen Sie gerade?“, war die Schlüsselfrage, um Sollbruchstellen, Veränderungen und neue Wege zu finden – kurz: um die Zukunft des Unterneh-merischen zu begreifen.

Sehr nobel – wo steckt denn da der eigene Nutzen jenseits der Neugier drinnen?

Wir haben über die Jahre gemeinsam mit unse-ren Kunden ein Markenmodell geschaffen, dass im Wachstum sehr gut funktioniert hat. Damit einfach weiterzumachen, erschien uns fahrlässig. Wir wollten wissen, was jenseits von „Ratschlägen zur Krise“ in der freien Wildbahn wirklich los ist. Spannend war vor allem die breite Streuung unserer Gesprächspartner: Vom Kleinstbetrieb zum 8.500- Mitarbeiter-Weltkonzern, vom Dienstleister und seinen Endkunden zum Industrieunternehmen, das ausschließlich im B2B-Bereich arbeitet. Maxi-male Differenz lag uns am Herzen, um ein breites Ergebnis zu bekommen. Das ist es auch geworden. Insofern ist das keine Studie mit wissenschaftlichem Anspruch – unsere Arbeit muss ein Fragment blei-ben, weil Unternehmertum nur als Sammlung von Fragmenten begreifbar ist. Im besten Fall liefern wir Anregungen, wie der unternehmerische Spirit mit einer schwierigen Situation umgeht.

Unternehmen statt unterlassen

Das Kurzresümee nach 32 Gesprächen mit österreichischen Unternehmern?

Wenn es eine Lehre aus der Wirtschaftskrise gibt, dann die, dass Unternehmer nicht das Problem, sondern die Lösung sind. Deshalb brauchen wir mehr davon. Und jene Unternehmer, die wir schon haben, brauchen mehr Freiheiten, um ihre Lei-denschaft in die Tat umzusetzen. Wir hatten am Schluss unserer Arbeit fast das Gefühl, dass aus unserem Papier nicht nur eine Momentaufnahme des Unternehmertums wurde, sondern geradezu ein Plädoyer für eine bedrohte österreichische Minderheit entstanden ist.

Warum sind Unternehmer „eine bedrohte Minderheit“? Es werden doch immer mehr!

Das Trügerische ist: Jahr für Jahr melden die hei-mischen Wirtschaftskammern außerordentliche Erfolge bei den Unternehmensgründungen. Und eigentlich fragt niemand nach, wie denn diese fortgesetzten Jubelmeldungen zustandekommen. Wer sich die Zahlen allerdings etwas genauer an-sieht, erlebt alsbald eine Ernüchterung: Weil näm-lich den 28.800 Gründungen immerhin 25.800 Schließungen gegenüberstehen und die meisten der Neugründungen Einpersonenunternehmen sind. Wer die Spur weiterverfolgt, macht schließlich einen ziemlich erschreckenden Fund: In der Glo-bal Entrepreneurship-Studie, einem weltweiten Vergleich, rangiert Österreich beim Kriterium „unternehmerische Aktivität“ im letzten Drittel. Auffallend ist, dass nur ein kleiner Teil dieser Ak-tivitäten auf JungunternehmerInnen entfällt. Wenn man sich allein die Kategorie der Jung unter-nehmer anschaut, dann nimmt Österreich den 42. und letzten Platz ein. Unternehmer werden geduldet, manche sogar als Helden gefeiert, aber wirklich geschätzt werden Selbständigkeit und unternehmerischer Spirit offensichtlich nicht.

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Müssen die Unternehmer beschützt werden?

Um Gottes willen, ja nicht. Unternehmer kommen ganz gut zurecht. Im Gegenteil: Wir haben in vielen Gesprächen einen wirklich entspannten Umgang mit einer dramatischen Situation erlebt. Dabei wurde uns klar: Die Krise ist für Unternehmer paradoxerweise sogar eine Art Orientierungshilfe – weil ihnen schlagartig bewusst wird, was zu tun ist. Im grenzenlosen Wachstum war diese Orien-tierung zusehends verloren gegangen. Dazu kommt: Unternehmer können mit bein-hartem Kostendruck einerseits und emotionaler Anforderung auf Kundenseite andererseits immer besser umgehen, sie haben rasch gelernt, dass sie da und dort zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren und zu weit weg vom Kunden waren. Wir haben gesehen, dass Unternehmer einfach un-ternommen haben. Bei so manchem hatte man den Eindruck, dass der enorme Druck, der da plötzlich entstanden ist, die unternehmerische Obsession noch mehr gefördert und beflügelt hat.Tragisch ist nur, dass Unternehmer eigentlich nicht an einer gesellschaftlichen Zukunft mitarbeiten. Weil sie angesichts von politischen und medialen Strukturen ihre Energie nicht verschenken wollen. Wenn aber ausgerechnet die unternehmerischen Köpfe nicht an der gemeinsamen Reflexion teil-nehmen – und Zukunft ist ja nichts anderes als gemeinsame Reflexion der Gegenwart –, dann fehlen dort einfach die besten Kräfte.

Ist eine Lösung in Sicht?

Ehrlich gesagt haben wir niemanden getroffen, der sich da einen plausiblen Vorschlag zutraut. Der all-gemeine Tenor ist aber klar: Eine Änderung wird es erst geben, wenn der Leidensdruck durch leere Staatskassen so hoch geworden ist, dass auch die Politik unternehmerische Entscheidungen treffen muss.

Diese Arbeit wird vielleicht nur der verstehen, der die Gedanken, die darin ausgedrückt sind, oder doch ähnliche Gedanken, schon einmal selbst gedacht hat. Sie soll demnach auch kein Ergebnis sein – sondern ein Anfang. Ein Anfang einer Diskussion.

Jeder Diskussionsbeitrag wird die einzelnen Thesen verändern. Das ist unser Wunsch an die verehrte Leserin, den geneigten Leser.

Beiträge, Weiterführendes, Urteile und Anmerkungen et cetera bitte noch heute

an www.learnings.at.

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Viele Unternehmer sahen sich im Vorjahr mit dramatischen Brüchen konfrontiert. Und dennoch ist so etwas wie insgeheime Erleichterung zu spüren. Zitat: „Die Krise ist auch Orientierung – weil plötzlich wieder allen klar ist, was zu tun ist.“ Anders gesagt: Die entfesselte Marktdynamik hatte zusehends die Ziele verwaschen – und vor allem die Leistungsträger in den Unternehmen an ihre Grenzen stoßen lassen. Nun ist die Zeit, sich neu zu ordnen. Was bleibt? Was muss anders werden? Eine Korrektur unter erschwerten Bedingungen.

#1 Paradox: Die Krise wird zur Orientierungshilfe

Entspannung – trotz oder wegen?

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Gab es ein überraschendes Ergebnis?Was uns schon in den ersten Interviews auffiel und sich dann weiter verstärkte, war der zum Großteil recht entspannte Umgang unserer Gesprächspartner mit zum Teil dramatischen Ereignissen in ihren und rund um ihre Firmen. Freude wäre der falsche Ausdruck, aber zwischen den Worten respektive Zeilen war eine Art innere Zufriedenheit mit dem Zeitpunkt, mit dem Verlauf und mit dem Charak-ter der Krise zu spüren. Wir hatten den Eindruck, dass die sogenannte Krise als mächtiger Schuss vor den Bug verstanden wurde, aber nicht als Treffer. Diese insgeheime Erleichterung hat uns in der Auswertung der Inhalte sehr beschäftigt.

Was meint „insgeheime Erleichterung“?Wir haben eine vermutlich unwissenschaftliche, aber als Bild gut passende Anleihe bei der Urknall-The-orie genommen: In einer stetig beschleunigenden Wachstumsphase wird vieles sprichwörtlich aus der Bahn geworfen. Da wurden Gehaltsvorstellungen in einem Ausmaß erfüllt, das fast als fahrlässig zu bezeichnen war. Überstunden geleistet und bezahlt, ohne viel nachzufragen. Fremdkapital aufgenom-men, in der Hoffnung, das mit dem Hebel des konstant wachsenden Umsatzes locker bedienen zu können. Rohstoffpreise explodieren. Marktdynamik und Wachstum bringen auch die Unternehmens-kulturen vieler Betriebe an die Grenzen, weil die Leistungsträger zwar mitbeschleunigen, aber ihre Kapazitäten nicht beliebig steigern können. Viele stellen überdies fest, dass kaufmännische Handschlagqualitäten schon länger abhanden-gekommen sind, was sich unter dem Druck der Wirtschaftskrise natürlich unschön verschärft.Die scheinbare Freiheit eines wirtschaftlichen Ur-knalls, der „schneller, mehr und billiger“ mit sich bringt, bietet irgendwann zu wenig Halt.

Dadurch werden auch die Ziele schwammiger. Fra-gen tauchen auf: Wozu tun wir das, was ist nachher eigentlich besser, macht das alles noch Sinn? Der Verdacht liegt nahe, dass Unternehmern die Stich-worte ausgehen, wenn sie den Großteil ihrer Ziele erreicht oder übertroffen haben. Da sorgt dann die Krise, so paradox das nun klingt, für einen klaren Orientierungspunkt: Plötzlich ist alles und allen klar, was zu tun ist. Die Krise führt Unternehmern ganz klar vor Augen, was anliegt – sie bietet Stich-worte für eine neue Ordnung.

Was wird jetzt neu geordnet?In erster Linie natürlich die Fehlentwicklungen auf den Finanzmärkten. Diese haben ja die Realwirt-schaft (sic!) doppelt getroffen: Zum einen wurden durch zu viel billiges Geld und durch die Fiktion des unaufhörlichen Wachstums in vielen Betrie-ben Überkapazitäten aufgebaut, zum anderen wird vielen, die jetzt investieren wollen, der Zugang zu Kapital erschwert. Unabhängigkeit, schon immer ein unternehmerischer Wert, wird jetzt noch be-deutender. „Nie mehr von einer Bank abhängig sein zu müssen“, nennt so mancher Unternehmer als erstes Learning aus der Krise. „Cash bunkern“ nennt ein Industrieller das beste Gegenmittel beim Namen. Das wird, als Folge, die Investitionsfreude dämpfen und für viele Firmen zu einer Prolongie-rung der tief bewölkten Zeiten führen.

Dennoch: Ein Zurück gibt es nicht.Es scheint, als hätte sich die Wirtschaft in den letzten 20 Jahren auf ein neues Niveau katapultiert. Die vernetzte Welt ist Wirklichkeit geworden: Das berühmte Fahrrad, das in China umfällt, betrifft uns auf einmal wirklich. Die internationale Vernetzung der Wertschöpfungsketten ist ein Faktum. Und auch kleinste Hightechunternehmen können von

#1 Paradox: Die Krise wird zur Orientierungshilfe

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einem Tag auf den anderen zu Big Playern werden.Jetzt zwingt die erste große Systemkrise dieser neu-en Zeit die Unternehmen, sich anzupassen. „Wir wissen nun, dass wir Worst-case-Szenarien künftig nicht nur rechnen, sondern wirklich durchdenken müssen.“ Und „Ressourcen schonen heißt künftig Waste-Cutting und nicht mehr Cost-Cutting“. Das waren die Aussagen, die wir auffallend oft gehört haben. Die Anpassung ist im Gang. Ein Zurück in die stabile Welt von vor 20 Jahren gibt es nicht mehr. Dafür sorgt nicht zuletzt die Weltwirtschaft.

„Die Innovationen in China und Indien kommen immer mehr aus den Ressourcen vor Ort“, beob-achtet ein internationaler Manager.

Mit der Beschleunigung leben lernen Wir werden auf die Beschleunigung eine Antwort finden müssen. „90 Prozent aller Betriebe haben Regelungen mit der eigenen Belegschaft außerhalb der Vereinbarungen der Sozialpartnerschaft. Und alle, die es nicht machen, sind selber schuld.“ Sagt ein Gewerbetreibender, der weiß, dass Unternehmer und Mitarbeiter zusammenarbeiten müssen. Weil es anders nicht mehr gehen wird. Unternehmer können mit der Beschleunigung schon irgendwie umgehen. Sie klagen auch nicht, wenn sie das Wochenende im Büro verbringen müssen. Sie „müssen“ nicht. Aber es ist ja nicht der Unterneh-mer alleine – es braucht ja Leistungsträger in den Unternehmen, vom Manager bis zum Maschinisten. Und die kommen zum Teil gehörig unter Druck.

Leistungsträger unter DruckWir hatten den Eindruck, dass es vielen Menschen im Moment so ähnlich ergeht wie dem Afrikafor-scher Livingstone am Sambesi: Als seine Träger nämlich die Arbeit mit dem Argument niederlegten, nach dem schnellen Marsch müssten erst ihre Seelen

nachkommen. Ein Industrieller drückt es so aus: „Wenn wir vor zehn Jahren 100 Stundenkilometer gefahren sind, dann sind es jetzt gut und gerne 150. Zwanzig Jahre zuvor waren es gar nur 25.“ Und ein Dienstleister sagt: „Für einen kurzen Zeitraum können wir das Tempo noch erhöhen – auf Dauer ist unseren Leuten aber nicht mehr zuzumuten.“ Eine weitere Steigerung ist für viele Unternehmer nicht mehr vorstellbar. Ein zusehends wachsendes Problem wird von der Gesellschaft einfach ignoriert. Die Folgen der Beschleunigung werden ja gerade mehr und mehr zum Thema medialer Aufmerk-samkeit: Die durch Burn-outs entstehenden Kosten werden für die österreichische Wirtschaft auf satte 2,2 Milliarden Euro geschätzt. Was die Unternehmer tun? Die nehmen die da-mit verbundenen Phänomene mit zunehmender Deutlichkeit wahr, haben aber – so paradox es klingt – keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Das wiederum hat einen gut nachvollziehbaren Grund: Wenn eine ganze Gesellschaft rennt, kann man als Einzelner nicht einfach stehen bleiben. Man würde wohl überrannt werden.Im Moment wird der enorme Druck, der auf vielen Leistungsträgern lastet, nicht als gesellschaftliches Problem wahrgenommen – sondern als individuelles Problem abgehandelt. Wer es nicht mehr schafft, der muss sich vorhalten lassen, dass er einfach nur schlecht organisiert ist. Wir befürchten, dass es im Moment noch gar nicht darum geht, die richtigen Antworten zu finden. Das Problem ist vermutlich, dass wir als Gesellschaft (und da sind die Unternehmer mit eingeschlossen) noch nicht die richtigen Fragen stellen. Fest steht, so paradox es auch klingen mag: Das Thema Zeit braucht den gesellschaftlichen Diskurs. Und zwar rasch. Denn die Zeit drängt …

#1 Paradox: Die Krise wird zur Orientierungshilfe

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Das ist eine homöopathische Reduktion, die notwendig war. Darüber bin ich auch nicht entsetzt. Das ist wie beim Berg­steigen. Um von einem Gipfel zum anderen zu kommen, muss man durch’s Tal gehen. Wenn man nicht runterkommt, wird man die nächste Höhe nicht genießen können. Wenn ich

immer nur erfolgreich bin, warum sollte ich mich dann verbessern? 201109/#5

Es ist ein wenig das Warten auf den neuen Impuls. Eisenbahn, Elektrizität, Computer, Internet.

Es waren immer neue technische und kommunika­tive Möglichkeiten, die einen Wachstumsschub

brachten. Wo wird der nächste herkommen? Spekulationen gibt es ja genug: Gesundheit,

grüne Energie. Aber eine echte Antwort kennt derzeit niemand.

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Wenn es einem viele Jahre zu gut geht, wird man fett und träge. Da tut dann

diese Fastenzeit wirklich gut. 260310/#28

Als die Träger des Afrikaforschers Livingstone am Sambesi nicht weitergehen wollten, sagten sie: „Wir sind so schnell marschiert, dass unsere Seelen zurückge blieben sind, und wir warten jetzt, bis sie uns wieder eingeholt haben.“ Heute sind wir auf technologischem und ökonomischem Gebiet schneller geworden, unsere Seelen sind aber auch zurückgeblieben. Wir haben uns selbst überholt. Unsere Gefühle und Emotionen werden noch immer von uralten, steinzeitlichen Mustern bestimmt, auch wenn wir uns noch so dagegen wehren.

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Derzeit ist es doch so, dass man mehr leistet und es kommt weniger heraus. Der Effizienzdruck wird enorm. Früher

hat man noch etwas verdienen können. Wenn einmal etwas schiefgegangen ist, hatte man gewisse Reserven. Heute ist al­les minutiös geplant – auf die Minute, auf das Stück, auf den Cent. Man muss funktionieren. Alles muss so organisiert und gesteuert sein, damit ja nicht zu viel passiert. Weil man sonst verliert.

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In Europa haben wir jetzt einen enormen Rückschlag, und China hat nur drei Monate kurz gezuckt. Damit ist

der Prozess der Abstandsverringerung um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte verkürzt worden, weil die jetzt – wo wir

mit der Aufräumarbeit unseres Chaos beschäftigt sind – Vollgas weiter nach vorne fahren. Das ist eine Frage von

6, 12, 18 Monaten, bis die bei unseren Kunden anklopfen.

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Wir haben in den letzten vier Jahren vier neue Softwarelösungen

eingeführt. Sie funktionieren in ihren Spezialbereichen wie Personalverwaltung

oder Ideenmanagement ganz hervorragend. Aber wir sind nun an einem Punkt, wo wir sagen:

„Aus, vorbei, nicht noch ein Projekt. Es wäre für die Mitarbeiter schlichtweg nicht mehr bewältigbar.“

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#2 Himmel und Hölle – die zwei Gesichter der Märkte

Am „Lieferanteneingang“ ist es noch brutaler geworden: Die Handschlagqualiät geht verloren, Millionenaufträge werden in Internetauktionen vergeben, der Kostendruck vervielfacht sich. Die schiere Funktion ist gefragt. Auf der anderen Seite, dort wo die Unternehmen auf ihre Kunden treffen, braucht es gerade jetzt mehr Emotion und Authenti-zität – dort heißt das Stichwort „mehr Bedeutung“. Ein Gegensatz, der Unternehmer zusehends fordern wird. Eine Prophezeiung.

Die Kunst, Gegensätze zu leben

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#2 Himmel und Hölle – die zwei Gesichter der Märkte

Sind die Sitten wirklich rauer geworden?Wir haben viele Hinweise bekommen, dass sich die Gewohnheiten ändern. Zum Teil mit Erstaunen, zum Teil mit Pragmatismus nehmen Unternehmer die dramatisch zunehmende Seelenlosigkeit von Märkten zur Kenntnis. Millionenaufträge, die in Internetauktionen geradezu verschachert werden, sind die Speerspitze einer sich seit zwei Jahren ver-schärfenden Situation vor allem auf internationalen Märkten. „Das wird der Standard der Zukunft sein“, sagt ein global tätiger Industrieller, „von den ersten zehn Kriterien unserer Arbeit sind mittler-weile die ersten neun der Preis. Und das zehnte ist ein klar definierter Qualitätsstandard, ohne den man ohnehin nicht dabei ist.“ Darüber hinaus scheint sich ein Gegensatz aufzutun: Während die Unternehmer sehr deutlich signalisieren, dass Nachhaltigkeit jetzt wesentlich mehr Bedeutung als Grundlage ihrer Entscheidungen bekommen hat, spüren sie einen teils dramatischen Verfall der „kaufmännischen Sitten“. Handschlagqualität sei abhanden gekommen, hört man, bestehende Verträge würden einfach kommentarlos ausgesetzt.

Laufen wir demnach Gefahr, dass unsere Unternehmen mehr und mehr verrohen? Das ist wohl zu drastisch ausgedrückt. Aber fest-steht, dass in vielen Unternehmen die Kosten und damit das Controlling die Vormachtstel-lung übernommen haben. Das ist natürlich eine Tochter der vorhin beschriebenen Beschleuni-gung. Und es hat damit zu tun, dass auf gesät-tigten Märkten, auf denen die Differenzierungs-merkmale der Produkte nicht mehr ausreichend differenzieren, der Preis immer wichtiger wird. Es wäre zu billig, das der Globalisierung in die Schuhe zu schieben. Vieles davon ist hausge-macht. „Geiz ist geil“ ist ja keine Forderung der

Kunden, sondern eine Folge von „Wir kümmern uns nicht um Mitarbeiter, Umwelt, Verkehr und Ethik, Hauptsache wir sind billiger als die Konkurrenz“. Der Markt diktiert den Takt und definiert die Regeln. Wir übertragen die ökono-mischen Prinzipien auch in Bereiche, wo sie ei-gentlich nichts verloren haben. In das Gesund-heitswesen zum Beispiel. Gesellschaft und Politik sind so ein Teil der Wirtschaft geworden und nicht umgekehrt.

Gibt es eine Chance, dem Würgegriff des Controlling zu entkommen?In unseren Gesprächen scheint sich abzuzeich-nen, dass sich gerade zwei Gegenkräfte formie-ren. Das sind einerseits die Kunden, andererseits die Mitarbeiter in den Unternehmen. Aber der Reihe nach: Gerade in wirtschaftlich bewölkten Zeiten bekommt das Thema „emotio-nale Ausformung der Strategie“ eine besondere Bedeutung, denn die Konsumenten brauchen jetzt noch mehr emotionale Zuneigung als in

Abb. 2: Mit einer Schraube kauft man reine Funktion, bei einem iPod zahlt man zwei Drittel für die Bedeutung.

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Zeiten fröhlichen Wachstums. Bei den Consu-mer Goods zeichnet sich das schon ab. Da wird ausgerechnet die Diskontmarke „Zurück zum Ursprung“ zum programmatischen Vorreiter. Re-gionalität, Authentizität, Herkunft feiern fröh-liche Urständ. Es wird also in Hinkunft noch mehr um „Bedeutung“ gehen, als es das jetzt schon tut. Schön zu sehen am Beispiel Apple: Die schiere Funktion eines iPod könnte man im Elektronikmarkt um 50 Euro kaufen. Wenn wir aber bei Apple 150 Euro zahlen, steht fest, dass wir 100 Euro für Bedeutung ausgelegt haben.Und noch eines: Man wird die Beweise antre-ten müssen. Nur darüber zu reden, schöne Pro-spekte zu machen und nette Interviews zu geben, wird nicht länger ausreichen. Die Kunden wol-len spüren, dass eine Marke die Werte nicht vor sich herträgt. Sondern sie verinnerlicht hat. Wie es ein Unternehmer drastisch ausgedrückt hat:

Es wird in Zukunft nicht mehr genügen, kein Schwein zu sein. Man muss was tun.Erfolgreiche Unternehmer schauen nicht nur auf die Kosten – uns ist aufgefallen, dass die Unter-nehmer Leidenschaften leben und andere dabei mitnehmen. Das wird eine wesentliche unter-nehmerische Eigenschaft der nächsten Jahre sein. Lassen Sie es uns wieder an einem Beispiel pro-bieren: Ein Unternehmen im Greentech-Bereich wird Nachhaltigkeit und Leidenschaft für die Umwelt nicht nur auf der Website betonen dür-fen und mit ein, zwei Events jährlich abhandeln können. Der Unternehmer wird diese Aufgabe zu seinem persönlichen Anliegen machen müs-sen. Sonst wird er weder Mitarbeiter noch Kun-den davon überzeugen können. Das ist unserer Einschätzung nach ein Weg, wie man Emotion und Seelenlosigkeit auf einen Nenner bringen kann. Das wird den Unterschied machen.

#2 Himmel und Hölle – die zwei Gesichter der Märkte

Die soziale Nachhaltigkeit wird die ökologische als Thema ablösen.Und damit sind wir bei den Mitarbeitern: Neh-men wir das Beispiel eines Unternehmens in der Lebensmittelindustrie. Wenn da früher eine Charge durch einen Fehler wertlos wurde, hat man einfach eine neue produziert. Das war är-gerlich, blieb aber letztlich folgenlos. Heute sind die Marktbedingungen so, dass ein einziger Feh-ler den Gewinn einer ganzen Produktion zunich-temachen kann. Dieser Druck hat natürlich eine erhebliche Auswirkung auf die Mitarbeiter: Sie haben die Kontrolle über die Ergebnisse ihrer Arbeit verloren. Man kann sich ausrechnen, was das für die Motivation bedeutet. Führung, das haben wir gelernt, hat viel damit zu tun, den Menschen im Unternehmen Sicher-heit vermitteln zu können. Über Zahlen kann diese Sicherheit nicht mehr vermittelt werden. Gute Führungskräfte kommunizieren direkter, persönlicher, leidenschaftlicher. Und sie können vermitteln, was Viktor Frankl in einem klugen Satz zusammengefasst hat: Wer ein Warum hat, der erträgt fast jedes Wie!

Die Industrie bleibt nicht verschont: Das Recruiting wird es zuerst merken.Dieses Prinzip gilt natürlich auch im Industrie-bereich. Unternehmen, die auf zusehends seelen-losen Märkten agieren müssen und daher selbst nur noch von Zahlen regiert werden, werden mehr und mehr Sorgen bekommen. In einem Bereich wird das schon spürbar, nämlich im Recruiting: Unternehmen, die wenig Emotionen zeigen dürfen oder wollen, werden in Hinkunft natürlich auch für Mitarbeiter nicht gerade attraktiv sein. Im Gegensatz zu jenen, die sich Emotionen zutrauen und auch etwas kosten lassen.

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Ich wähle die Leute nach ihrer Leidenschaft aus. Wer keine Leidenschaft für irgendetwas hat, hat keine Chance. Es gibt immer mehr Leute, die überhaupt keine Leidenschaft haben. Die einfach nur flach dahingehen.

Ich denke mir dann, dass es beim EKG auch nicht gut ist, wenn es so flach ist.

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Jetzt hat sich einiges im Unternehmertum geändert. Leute stehen so unter Druck, dass sie

zu unterschriebenen Verträgen und Vereinbarun­gen nicht mehr stehen, sich umdrehen und sagen:

„Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr.“ Und so das Problem in der Lieferantenkette weitergegeben. Es

hängt schon ein bisschen von der Branche ab, aber das hat Einzug gehalten.

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Meine Führungskräfte ziehen einmal im Jahr das Blauzeug an. Das stammt nicht von mir. Das hab ich von McDonald’s abgeschaut. Am Anfang wurde ich dafür ausgelacht, weil sich alle gefragt haben, was macht das für einen Sinn. Heute sind mir die Mitarbeiter dankbar, weil sie so einen guten Kontakt zu den Leuten, die vor Ort sind, bekommen. Und noch dazu erfahren sie mehr, als sie in fünf Seminaren lernen könnten. In diesem Sinne bin ich kein Visionär, sondern ein echter Kopierer.

301109/#7

Am meisten verändert haben sich Reaktions­ geschwindigkeit und Vernetzung. Dadurch schlagen

die Seismographen im System immer schneller an, und in weiterer Folge entsteht eine ungeheure

Unruhe. 170210/#12

Wie man spart und dennoch motiviert, habe ich von IKEA gehört. Dort kriegen die Designer den Auftrag, einen massen­tauglichen Sessel um vier Euro zu erfin­den. Zwei Wochen lang wollten die Designer alles hinschmeißen – aber letztlich förderte diese fast absurde Aufgabe ein hohes Maß an innovativen Lösungen zutage. Und ist nebenbei auch ziemlich motivierend.

290310/#30

Ich glaube, dass es zu einem Umdenken kommen wird.

Weil ja hinter jedem Produkt auch Arbeitsplätze stecken. Viele Konsu­

menten spüren das auch. Es gibt immer mehr, die zu regionalen Produkten grei­

fen. Da gibt es ein wachsendes Maß an Ver­antwortung.

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Unsere Leute sagen: „Wir produzieren doch Lebensmittel mit sehr viel Einsatz und Herzblut. Warum werden die dann mit

minus 30 Prozent verkauft. Warum gibt es „1+1 gratis“? Warum wird das fast hergeschenkt?“ Ich merke, dass

diese Entwicklung für viele Mitarbeiter äußerst deprimierend ist.

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#3 Selbständigkeit ist in Österreich nicht gefragt

Allzu wohlmeinende Eltern, ein Schulsystem, dessen erklärtes Ziel der Beamte ist, und angepasste Interessen-vertreter sind eine Mischung, die Österreichs Nachwuchs die Unselbständigkeit nicht nur vorlebt, sondern so gut es geht auch noch fördert. Erste Folgen sind jetzt schon zu spüren: Die heimischen Unternehmer starten mit erheblichem Auf-wand eigene Bildungsprogramme für die Nachwuchskräfte. Eine Warnung.

Eine ernüchternde Erkenntnis

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Ist es wirklich so schlimm?Die Nachricht in den Interviews ist unüberhörbar: Österreichs Unternehmer setzen einen starken Schwerpunkt in die Ausbildung ihrer Mitarbeiter, weil das Vertrauen in das amtliche Bildungssystem langsam gegen Null sinkt. Das Argument, warum man sich nicht nur um die Weiterbildung, sondern in vielen Fällen sogar um die grundsätzliche Bildung der Mitarbeiter kümmern muss, liegt auch auf der Hand: Der österreichische Nachwuchs wird ganz offensichtlich zur Unselbständigkeit erzogen. Auch diese Nachricht war unmissverständlich.

Woran lässt sich der Hang zur Unselbständigkeit messen?Ein Lokalaugenschein in einem der großen Stu-dentenheime des Landes zeigt, dass es einen merkbaren Verlust von Selbständigkeit beim Nachwuchs gibt. 70 Prozent der Mietverträ-ge für die Wohnungen werden mittlerweile mit den Eltern abgeschlossen. Beobachtungen, dass die Frau Mama am Samstag zum Putzen kommt und der Herr Papa für allfällige Reklamationen zum Telefon greift, sind mittlerweile an der Ta-gesordnung. Scheinbar einzige Möglichkeit, die StudentInnen aus dem Zimmer zu locken: Das Internet fällt aus. Ähnliche Beobachtungen ma-chen Mediziner („Das Studium ist so verschult, dass Selbständigkeit auf dem Weg zum Erfolg ei-gentlich nur hinderlich ist.“), BWL-Professoren („Wenn man in einem Hörsaal mit 500 Studen-ten fragt, wer sich selbständig machen möchte, gehen gerade einmal ein Dutzend Hände in die Höhe.“) Und auch Unternehmer? „Wir wollten eine junge Dame für sechs Wochen nach Marok-ko schicken. Sie hat abgelehnt“, erzählt uns der Manager eines Industrieunternehmens, „weil sie ihren Yogakurs nicht unterbrechen wollte“.

Der Beitrag der Wirtschaftskammer: Nebelwerfen mit Gründerzahlen Die Rekordmeldungen stammen von der Wirt-schaftskammer, die damit ein Stück weit ihr ver-fassungsrechtlich abgesichertes Monopol verteidigt. Wenn man genauer hinsieht, relativieren sich die jährlichen Rekordmeldungen aber schnell. Zum einen stehen laut Statistik Austria den 28.800 Neugründungen immerhin 25.800 Unternehmens-schließungen gegenüber. Zum anderen muss man sich auch die Größe der sogenannten Unternehmen anschauen: In Wien zum Beispiel sind 84 Prozent der Neugründungen sogenannte EPU, also Ein-Personen-Unternehmen. Von der Pflegerin bis zum Masseur, der zu Hause seine Kundschaft empfängt.

Die Turbos der Unselbständigkeit: Ö3, die Schulen, Mama und Papa etc.Die Unternehmer beklagen sich in erster Linie nicht über den Umgang mit dem Unternehmertum in Österreich. Obwohl sie auf Nachfrage gestehen, dass sie als Unternehmer nur in manchen Fällen bewundert, meist aber argwöhnisch beäugt wer-den. Die Zukunft der Selbständigkeit sehen sie arg bedroht. Die Ursachen sind vielfältig und wären eine eigene Arbeit wert. Aber in Kürze: Es gibt eine Grundhaltung in Österreich gegen Unternehmertum. Das beginnt beispielsweise bei Ö3. Ab Dienstag sehnen die Re-dakteure das Wochenende herbei, und Feierabend ist eines der am häufigst gebrauchten Worte. „Leider arbeiten“ ist dort eine durchgängige Haltung. Man hat den Einruck, dass Arbeit ein Phänomen ist, das tragischerweise die Freizeit unterbricht. Das geht noch immer von einem industriellen Modell aus, das seine Mitarbeiter ausbeutet. In dieser Haltung ist nicht vorgesehen, dass sich jemand in seinem Job auch verwirklichen könnte.

#3 Selbständigkeit ist in Österreich nicht gefragt

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Wer hat ein Interesse, dass Wirtschaft in Schulen nicht stattfindet?Einen wesentlichen Beitrag zur zunehmenden Un-selbständigkeit liefern unsere Schulen: Ein durch-schnittlicher Maturant weiß über wirtschaftliche Vorgänge und Zusammenhänge eigentlich gar nichts. Das liegt vor allem daran, dass Wirtschaft nach wie vor nicht als unterrichtenswert gilt. Wenn überhaupt, kommt Wirtschaft erst in Sachkunde und später in Geographie vor. Und es erstaunt nicht, dass es in einem Statusbericht allen Ernstes heißt:

„Ergänzt wird der Wirtschaftskundeunterricht im Praktischen, etwa mit der verbindlichen Übung Berufsorientierung.“Während eine Reihe von amerikanischen Bundes-staaten im Vorjahr als Reakion auf die Krise einen verpflichtenden Wirtschaftsunterricht eingeführt habt, gibt man sich in Österreich mit einem frei-willig zu besuchenden Kurs für den Unterneh-merführerschein zufrieden. Das ist ungefähr so, als würde man mit dem Freischwimmerschein Österreichs Medaillenbilanz bei den Olympischen Sommerspielen beeinflussen wollen.Denn: Der europäische Bologna-Prozess und die dramatische „Verschulung“ vieler Studien ist ein Turbo für die Unselbständigkeit des Nachwuchses. Aber das sollte den gelernten Österreicher auch nicht mehr erschüttern: Laut „Global Entrepre-neurship Monitor“ von 2007 erachten gerade 2,4 Prozent der Bürger zwischen 18 und 54 die Selbständigkeit für erstrebenswert. In keinem der 42 untersuchten Länder ist das Image der Selb-ständigen schlechter als in Österreich. Die Auto-ren sprechen von einer „österreichischen Risiko-aversion“, es fehle an Rollenvorbildern, medialer Präsenz, Stärke des politischen Einflusses und kritischer Masse in der Beratung und Förderung. Besonders anachronistisch ist die Forderung nach mehr Risikobereitschaft in der Schulausbildung.

Systemisch spannend ist die Frage, die man sich bei langanhaltenden Missständen immer stellen sollte: Wer hat denn einen Nutzen aus der Tatsache, dass Wirtschaft und Selbständigkeit ein Randthema an Österreichs Schulen sind?Da ist sicherlich die Wirtschaftskammer zu nen-nen, in der nach wie vor eine protektionistische Grundstimmung herrscht, die besagt, dass es oh-nehin schon zu viele Unternehmer gibt. Medien tragen das Ihre dazu bei, indem sie zwar einzelne Unternehmer bewundern, über Wirtschaft aber unverändert im Wesentlichen in Form von Jahres-abschlüssen und Insolvenzen berichten. Und die Gewerkschaften: Die glauben noch immer, dass sie das Gegenteil von Wirtschaft sind – obwohl sie eigentlich als wichtiges Korrektiv ein Teil der Wirtschaft sein sollten. Der Hauptgewinner aber ist wohl die Bürokratie. Allein der öffentliche Dienst beschäftigt rund 650.000 Menschen. Von staats- und andersnahen Institutionen gar nicht zu sprechen. Die „Privat-wirtschaft“, wie unsere Politiker gerne in einem Wort ihren Zugang darlegen, hat sich scheinbar in Österreich noch nicht so durchgesetzt.

Ein österreichisches Phänomen – oder gilt das auch für Europa?Ein Grund für das Phänomen liegt wohl auch in der Saturiertheit der reichen europäischen Länder. Bisher hatte es geheißen: Hoffentlich geht es der nächsten Generation besser. Heute sagt man erstmals in der Geschichte: Hoffentlich geht es der nächsten Gene-ration nicht schlechter als uns. Gleichzeitig ist das auch eine Nachricht für die Eltern, die heute ihren Kindern oft zu viel zumuten: Lasst eure Kinder nicht in die Perfektion ismusfalle laufen! Es wird später im Job nicht um noch mehr Fachwissen oder um die eine Zusatzausbildung mehr gehen – sondern um Selbständigkeit, Köpfchen und ungewöhnliche Ideen.

#3 Selbständigkeit ist in Österreich nicht gefragt

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Wir werden unselbständiger. Die Ursachen liegen meiner Ansicht nach in einem etatistischen Zug unserer Gesellschaft, alimentiert zu werden einerseits und in

den vielen geschaffenen Abhängigkeiten andererseits. Viele trauen sich gar nicht mehr, mutig Stellung zu

beziehen, weil ihr Unternehmen an öffentlichen Aufträgen hängt. Da gibt es ein dichtes Netzwerk

an Abhängigkeiten. 100410/#27

Leute mit geringer Frusttoleranz können meiner Meinung nach keine unternehmerischen

Menschen sein. 210909/#1

Das hat man so in sich, dass man Dinge von seinen Kindern verlangt, für die sie noch nicht

alt genug sind. Das ist schon ein gewisser Teil an Selbständigkeit. Du zwingst es ihnen nicht auf, aber sie erleben das. Und das prägt sie auch, ob sie nachher selbständig sind oder auch nicht.

220310/#22

Auf einer Selbständig­keitsskala der europäischen

Länder befindet sich Österreich im letzten Drittel. Wir sind nicht

vorbildlich, was Selbständigkeit betrifft. Letztendlich fördert weder das

Sozialsystem die Selbständigkeit noch das Schulsystem. Die ganze Beamtenmentalität,

wie man sie schon seit der k.u.k Zeit kennt, ist kontraproduktiv für Selbständig keit. Wir sind sehr

obrigkeitshörig. 11209/#9

Es ist den Leuten weder bewusst noch gibt es Wertschätzung dafür, dass gerade klein­ und mittelständische Unternehmen

das beinahe alleinige Rückgrat der Wirtschaft und des ganzen Steueraufkommens in Österreich sind.

11209/#9

Meiner Meinung nach ist Vorbildwirkung einer der größten Bausteine für ein Fundament zum Thema

„Unternehmerisch und selbständig handeln“. 170210/#12

Wer die Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave. Ich weiß nicht genau, wer das gesagt hat. Aber es fällt mir in letzter Zeit öfter einmal ein – ich glaube, wir steuern auf eine Zeit zu, in der die unternehmerische Freiheit nicht besonders gefragt sein wird.

031209 /#8

18­jährige Gymnasiasten haben über Wirtschaft bestenfalls im Gegenstand Geographie gelernt.

Und zwar, dass es in Australien Fischzucht gibt und in Polen Schwerindustrie. Ansonsten bleiben unsere Kinder von wirtschaftlichen Umtrieben verschont.

220310/#24

18

Es gibt keine Diskussion über das Unternehmerische in Österreich, ohne beim Thema Bildung zu landen.

„Was würden Sie tun, wenn Sie Unterrichtsminister wären?“

haben wir verschiedene Unternehmer gefragt. Und viele Ideen, manchmal erstaunliche, erhalten.

... Zeit für einen SystemwechselWir brauchen offenere Systeme. Das, was derzeit geschieht, ist

völlig unzulässig. Die Kinder werden geradezu unternehmerfeind­lich erzogen in Richtung Sicherheit und wenig arbeiten. Der Beamte

gilt noch immer als beste Option. Anstatt die Freude am Risiko zu wecken, wird also Sicherheit gelehrt. Das ist bei uns auch kulturell tief

verankert – das berufliche Scheitern ist stigmatisiert, obwohl es in der Realität einfach dazugehört. Geht in Europa ein Privatunternehmer in

Konkurs, hat er ein Stigma, und versucht er es noch einmal, gilt er schon als potenzieller Betrüger ...

210909/#1

... in Zusammenhängen denken lernen.Man muss die Lehrerausbildung verändern. Den Kindern müssen auch Naturwissenschaft

oder Physik so nähergebracht werden, dass in diesen Feldern echtes Interesse geweckt wird. Viele Fächer sind an sich ja in Ordnung, nur was in den Fächern geboten wird,

ist unattraktiv und motiviert nicht zum selbständigen Denken. Die Zusammenhänge müssen erklärt werden – wenn ein Spielzeugauto kaputt geht, ist es nichts mehr wert.

Es sei denn, man macht etwas aus dem Müll ... 161109/#4

... weg mit den hysterischen Eltern!Die Eltern gehören ausgeschlossen aus dem Unterrichtsprozess. Wir hatten bei unseren Kindern

in der 4. Klasse Volksschule einen Elternabend. Ich habe mir wirklich den Abend freigehalten und bin da hingegangen. Wir sind dann bis 22.30 Uhr gesessen, bis es mich nervlich zer­

rissen hat. Da wurde die Lehrerin kritisiert, weil es nicht sein kann, dass die Schüler in der 4. Klasse Volksschule ein Diktat bekommen, das nicht vorbereitet ist. Eine andere

Lehrerin hatte vorgeschlagen, eine Kulturreise nach Linz zu machen. Der Elternbeitrag wäre 15€ gewesen. Es gab einen Aufschrei, das sollte bitte

der Landesschulrat zahlen. Daran ist es schließlich gescheitert ... 031209/#8

... Das Lehrer­Gen aktivierenIch würde die Zugangskriterien für Lehrer total verändern. Wir müssen uns bewusst sein, dass gerade die Kleinsten die professionellste Betreuung brauchen. Ein Lehrer braucht dieses Lehrer­Gen, die Mischung aus Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Ich will auch ein besseres Image für die Lehrer sowie für Kindergärtner. Sie müssen sagen können: „Mein Beruf ist der wichtigste überhaupt.“ Ein Kind ist wie ein Plastilinmanderl. Irgendwann wird es fest, und was wir ihm bis dahin eingehaucht oder eingeknetet haben, das hat der Mensch in sich. Werte, Fähigkeiten, Selbstbewusstsein …

130110/#11

19

... Miteinander leben lernenGrundwerte des Lebens lernen: Anstand, Umgang mit anderen, Kommunikation. Ich glaube wir steuern auf eine unwahrscheinlich egoistische Welt hin. Das fängt in den Familien an. Wenn Eltern nur mehr sich selber verwirklichen und keine Zeit mehr haben für ihre Kinder …

050210/#17

.. .Lernen durch ErfahrungIch würde das Schulfach generell Praxis nennen. Ab einem gewissen Alter müssen Schüler einige Stunden in Betrieben in Echtzeit verbringen. Sie lernen ja dort nicht nur Wirtschaft, sondern ganz allgemein Lebens­zusammenhänge. Schon im Kindergarten wird die Bäckerei besucht, dann darüber gesprochen, woher das Saatgut oder wie das Brot in den Supermarkt kommt …

220310/#22

... unternehmerisches DenkenIch würde starke Wirtschafts­ und Unternehmens­bezüge herstellen. Wie funktioniert Wirtschaft, wie funktioniert Unternehmertum? Wo wird Wert geschaffen? Was heißt Steuern zahlen? Warum schadet der Pfusch der Gemeinschaft? Vieles lässt sich ja trainieren: Fleiß, Konsequenz, Disziplin, Vorstellungskraft. Ein anderes Schulsystem würde die Menschen vielleicht stärker dazu bringen, Neugier zu entwickeln und zu verstehen, dass man nie aufhören sollte, dazuzulernen …

301109/#7

... Verantwortung für sich selbst übernehmenDie Herausforderungen des Lebens annehmen lernen. Denn nur dann wachsen wir. Und das ist immer die persönliche Entscheidung, ob ich das tue oder nicht. Unternehmer warten und schauen ja auch nicht, wie es wird, ob sich das von selbst entwickelt. Das fängt ja klein an: Einmal spiele ich, einmal lerne ich oder lese ein Buch. Und ich sitze nicht nur vor dem Fernseher und lasse mich berieseln. Der Stress entsteht ja, wenn ich fünf Stunden vor dem Fernseher sitze und vor dem Schlafengehen draufkomme, dass ich morgen Mathematik habe. Dazu gehört dann auch Bewegung, Ernährung, Kochen …

201109/#5

... Weltkultur, andere WeltbilderGlobalisierung und Migration sind Tatsachen. Punkt. Es ist unsere Chance, uns wirtschaftlich zu entwickeln – zu erkennen, dass es nicht nur unser westlich geprägtes Denken gibt, sondern dass Afrikaner, Türken und Chinesen einfach anders geprägt sind. Anders, aber nicht falsch. Wer das von klein auf zu verstehen lernt, wird in Zukunft enorme Startvorteile haben …

220310/#21

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#4 „Mir nach“ ist das Prinzip der Stunde

„Es macht einen Unterschied, einen Weg zu kennen oder ihn auch gegangen zu sein.“ Dieses Zitat beschreibt trefflich, welche Eigenschaft momentan er folg reiche Unternehmer von weniger erfolgreichen unterscheidet: „Mir nach“ anstatt „Vorwärts“ ist die Devise. Es genügt nicht mehr, Ziele zu ver-einbaren und Entscheidungen zu treffen, sondern es braucht wieder mehr Leidenschaft, die ansteckt. Unternehmer dürfen wieder Vorbilder sein. Zur Nachahmung empfohlen.

Es gibt keinen MBA für Leidenschaft

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Was ist Führung in unsicheren Zeiten? Unsere Gesprächspartner zeigten sich sehr pragma-tisch und fokussiert. Anscheinend wissen Unter-nehmer, dass es gerade jetzt auf sie ankommt. Wir haben immer wieder Begriffe gehört wie „Res-sourcenschonung“, „Prioritäten neu setzen“ und

„die richtigen Dinge ansprechen“. Es gibt mehrere Rollen effektiver Führung. Vorbild, Visionär, Ko-ordinator, Coach. Jede dieser Rollen funktioniert unter bestimmten Umständen besonders gut. Gerade in unsicheren Zeiten brauchen die Men-schen wieder Vorbilder, verlässliche Haltepunkte. Eines wurde auch deutlich: Die Skepsis gegen-über den Angeboten an Haltepunkten aus Politik und Medien ist größer geworden. Es ist Aufgabe von Unternehmern und Führungskräften, dieses Vakuum zu füllen und selbst etwas riskieren. Ein Medienunternehmer sagte: „Null Risiko gibt es nur, wenn man im Stillstand bleibt.“

Was heißt „Mir nach“ genau?Ein Gesprächspartner hat dieses Bild gezeichnet: Eine erfolgreiche Armee unterscheidet sich von einer erfolglosen dadurch, dass es nur den Befehl

„Mir nach“ gibt – und „Vorwärts“ verboten ist. Das hat den Effekt, dass der Offizier (die Führungs-kraft) auch tatsächlich vorangehen muss. Das ist für die Führungskräfte natürlich mit mehr Risiko verbunden, bedeutet aber andererseits sehr hohe Motivation bei niederen Chargen.„Mir nach“ heißt nichts anderes, als in Zeiten der Unsicherheit voranzugehen und auch ohne Fern-sicht und verlässliche Haltepunkte gewohnte Dinge in Frage zu stellen und alles neu zu bewerten. Man muss das militärische Bild nicht mögen, um trotz-dem zu verstehen, was die Kraft dieses Gedankens ist. Das Gegenteil davon wäre ja ein Offizier, der stehen bleibt und den Befehl „Vorwärts“ gibt.

#4 „Mir nach“ ist das Prinzip der Stunde

Risikobereitschaft alleine wird nicht ausreichen.Gute Unternehmer nehmen nur Risiko, wenn es erforderlich ist. Das unterscheidet sie von Spie-lern, die den Kick brauchen. „Sobald man arbeitet, riskiert man etwas“, dieser Satz beschreibt diesen Zugang ganz gut. Und ja, es wird nicht ausreichen, weil der Umgang mit Unsicherheit und Risiko nur die eine Seite der Medaille ist. Die andere Seite ist Kommunikation. Und da haben Unternehmer schon auch Defizite, einfach weil sie sich so sehr mit ihrer Sache iden-tifizieren. Aber bleiben wir erst einmal bei der Unsicherheit. Was tun wir also, wenn wir nicht mehr wissen kön-nen, was hinter der nächsten Kurve auf uns wartet? Wir versuchen zuerst, unsere Lage einzuschätzen – besser ungefähr richtig als genau falsch, könnte man anfügen. Hier geht es um die Beschreibung von Szenarien, also was in diesem oder jenem Fall geschehen kann. Und das ohne Beschönigung, oder wie ein Industrieller meint: „Wir rechnen ohnehin immer ein Worst-case-Szenario, nun kommt eben noch ein Worst-worst-case dazu.“Und dabei immer den Blick auf die Weltwirtschaft richten. Ein anderer Industrieller hat gemeint, die Wirtschaftskrise hätte letztlich nur den Aufhol-prozess von China um Jahre beschleunigt. Auch das muss in die Bewertung miteinbezogen werden. Das Problem ist aber doch meist, dass Informationen vage sind?Wir hatten das schöne Beispiel eines Unternehmers, der Ende 2008 spürte, wie massiv die Wirtschafts-krise sein Unternehmen in der Abfallwirtschaft treffen wird. Auch er hatte keine Antworten parat, traute sich aber, seine Führungskräfte an einem Tag zu versammeln, dazu auch Vortragende wie einen

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Extremsportler oder einen Moralphilosophen ein-zuladen, sich hinzustellen und zu sagen: „Ich weiß auch nicht genau, was kommen wird. Aber heute wollen wir gemeinsam darüber nachdenken, was alles kommen könnte.“Das hat uns imponiert, weil es geholfen hat, früh-zeitig eine gemeinsame Sprache für eine schwierige Situation zu finden. Anders geht es nicht. Ein „Mir nach“ reißt einfach mit, ein im dunklen Anzug an die Belegschaft gerichtetes „Vorwärts“ als Appell reicht nicht aus. Niemals. Das ist es, was wir mei-nen mit „einen Weg gegangen sein“. Die eigene Erfahrung von Ratlosigkeit oder Angst. Der zweite Schritt ist ja, das Erlebte in Bilder zu übersetzen und seine Entscheidung für eine Variante so zu begründen.

Was meint „in Bilder übersetzen“?Wir Menschen merken uns Zahlen und Fakten äußerst schlecht, Bilder und Symbole hingegen sehr gut. Die Faktenlage für den Klimawandel ist äußerst komplex, je nachdem, von welcher Position wir darauf schauen – aber das Bild eines Eisbären, alleine auf einer Eisscholle treibend, prägt sich einfach ein. Um mit Komplexität umgehen zu können, brauchen wir also Bilder. So einfach wie möglich, aber auch nicht einfacher.

Führung als Kunst der KommunikationWissenschafter haben unlängst errechnet, dass unser Bewusstsein nur etwa ein Millionstel von dem wahrnehmen kann, was alles auf unsere Sinne trifft und sich in unserem Unterbewussten breit-macht. Jede Sekunde. Deswegen können wir nicht

„nicht kommunizieren“. Weil eben alles, was wir denken, sich irgendwie in Mimik oder Verhalten niederschlägt und beim Gegenüber zumindest unterbewusst ein Gefühl erzeugt. Talentierte Un-

ternehmer und Manager spüren, wie viele Augen gerade in schwierigen Zeiten auf sie gerichtet sind! Die Mitarbeiter brauchen ja etwas, woran sie sich festhalten können. „Mitarbeiter sind viel cleverer, als viele Unternehmer glauben“, hat das einer unserer Gesprächspartner ausgedrückt, und: „Sie wissen immer, wie es um das Unternehmen steht, und sie merken sofort, ob die Führungskräfte mit Engagement an der Sache sind oder nicht.“ Was das betrifft, spüren wir im Übrigen gerade ein wenig Ernüchterung. Gute Führungskräfte sind rar. Quantität statt Qualität scheint das Motto der Wirtschaftsausbildungen auf den Universitäten ge-wesen zu sein in den letzten Jahren. Da bleibt vieles an den Unternehmern hängen. Und das, wo viele gerne auch mal ein wenig leisertreten wollten …

Was braucht es noch, um den Weg in die Zukunft zu finden?Erfahrung, Bauchgefühl, unternehmerisches Gespür, wie immer wir das nennen wollen. Um die Entschei-dungen zu treffen, die sich dann als richtig erweisen. Es herrscht schon die Meinung vor, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Diejenigen, die keinen Überblick behalten können, mit der Unsicherheit nicht umgehen können oder keine Entscheidung treffen können, werden es schwer haben.Alle anderen setzen sich an die Spitze der Kara-wane und gehen konsequent den gewählten Weg. Vergleicht man die Biographien der Unternehmer, mit denen wir gesprochen haben, scheint es, dass viele Wege ans Ziel führen, aber alle mit Ehrgeiz, Disziplin und einer Extraportion Leidenschaft gepflastert sind. Und gar nicht so selten mit einer gehörigen Portion Obsession.

#4 „Mir nach“ ist das Prinzip der Stunde

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Als Unternehmer bist du wie eine Steckdose. Die anderen holen sich ständig Energie von dir.

Dabei muss immer noch für einen selbst genug übrig bleiben, dass einem nicht die Luft ausgeht.

130110/#11

Mut ist im Übrigen nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Fähigkeit, sich seinen Ängsten zu stellen und voranzugehen.

170310/#19

Wenn ich vor einem Abgrund stehe, den ich über springen muss, dann mache ich mir ein Bild, wie breit er ist. Wenn es nur zwei Meter sind, muss ich versuchen, die Menschen zum Springen zu bringen. Was bringt es mir, wenn ich die zwei Meter zwar sehe, aber die anderen glauben, es sind 500 Meter?

240210/#15

Leadership heißt auch geistige Mobilität. Sich auf neue wirtschaftliche, kulturelle,

technologische Veränderungen nicht nur einzulassen, sondern sie auch anzuführen.

100410#27

Der Antrieb kann nur über den Sinn generiert werden, nicht

über das abgedroschene Wort Motivation.

210909/#1

Gerade die Soziobiologie ist, was die Arbeit mit Menschen betrifft, sehr lehrreich.

Unsere Verhaltensmuster kommen ja im Wesentlichen von dort. Das ist uns nur

nicht bewusst. Wir organisieren uns immer noch wie ein Wolfsrudel oder wie eine Gorilla­

horde. Wir reden uns aber ein, dass es nicht so ist.

110209/#9

Ich erwarte mir aus Österreich keine Hilfe, was die Zukunft anbelangt. Ich glaube, es braucht Berührungspunkte mit

jenen Regionen der Erde, die jetzt sehr dynamisch sind. Konkret: Wir brauchen drei Mitarbeiter aus China

oder aus Korea oder aus Indien in der Organisa­tion. Einfach eine Bereicherung für die

interne Kultur. 190310/#20

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#5 Reden wir über Sie! Wie finden Sie mich?

Einer österreichischen Diva wird dieses Zitat zugeschrieben – es könnte auch aus so manchem österreichischen Unternehmen stammen. Gerade in rasch wachsenden Unternehmen war zu beobachten, dass man sich mehr und mehr mit sich selbst und immer weniger mit der Kundschaft beschäftigt hat. Jetzt erlebt das Thema „Kundennähe“ gerade wieder eine Renaissance. Der neugierige Beobachter fragt sich: Warum fällt es so schwer, den Kunden wirklich zu verstehen? Eine Anregung, den Blickwinkel zu ändern.

Das Remake des Themas Kundennähe

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#5 Reden wir über Sie! Wie finden Sie mich?

Beschäftigen sich die Unternehmenwirklich zu wenig mit den Kunden?Das hat mit der Entwicklung von Märkten zu tun. Am Beginn jeder neuen Technologie wird vieles wie von alleine verkauft. Je gesättigter der Markt und je kritischer der Kunde, desto wichtiger wird es sein, die eigene Stärke herauszuarbeiten. Heute gibt es 30 Joghurts im Supermarkt. Da ist es dann hilfreich, wie ein Lebensmittelproduzent gesagt hat,

„einem Produkt eine klare Botschaft zu geben und das auf allen Kanälen zu spielen“. Die Konsumenten fragen sich immer weniger, „wie funktioniert etwas“ – sondern vielmehr, „welche Bedeutung hat das für mich“. Eine Entwicklung, die durchaus auch im B2B-Bereich immer wichtiger wird.Wer über diese „Bedeutungen“ nachdenkt, der sichert sich in der Multioptionsgesellschaft am ehesten einen Stammplatz in der Aufmerksamkeit der Kunden. Daher hat der Wiener Wissenschafter Georg Franck von der „Ökonomie der Aufmerk-samkeit“ gesprochen. Er geht sogar soweit, dass er der Aufmerksamkeit zutraut, sie könne als neue Leitwährung das Geld ablösen.

Wachstum schafft Wohlstand, kann aber auch ganz schön irre machen.Das Interessante ist, dass dieses Phänomen längst nicht mehr nur auf die Consumer Goods beschränkt ist. Auch Industrielle und Gewerbetreibende erzäh-len uns, dass es immer schwerer wird, den Überblick zu behalten. Wenn es dort nicht immer die schiere Menge der Anbieter und Konkurrenzprodukte ist, so sind es eben Interessengruppen, NGOs, Medien oder Verbände, die ihre Positionen um jeden Preis ausbauen wollen. Wenn die Komplexität zunimmt, muss die eigene Identität neu bewertet werden. Wer bin ich? Was macht mich einzigartig? Unternehmen müssen sich diese Fragen heute stellen, übersehen

dabei aber häufig, dass sie sich so vor allem mit sich selbst beschäftigen. Es ist letztlich ein Versuch, die in den vernetzten Märkten verloren gegangene Kontrolle zurückzuerlangen.

Der Kampf gegen den Kontrollverlust – oder: „the unhappy scorecard“

Das menschliche Bedürfnis nach Kontrolle – So-zialpsychologen nennen das treffender Selbstwirk-samkeit – führte zu einer Fülle von Instrumenten, die für mehr Kontrolle sorgen sollten. Und sich letztlich als nicht wirklich hilfreich herausstellten, weil sie die Komplexität nicht reduzierten, sondern sogar noch erhöhten. Die „unhappy scorecard“ so-zusagen. Ein Sozialunternehmer sagt: „Ich fürchte, wir haben uns einem großen Beratungshaus ausge-liefert. Jetzt ist alles standardisiert, die Mitarbeiter haben immer weniger Zeit, sich Gedanken über die Klienten zu machen, sondern müssen mehr und mehr dokumentieren. Damit wir vollständige Berichte haben.“Fast überall wird diese Zunahme an Normierungen und Qualitätsstandards beobachtet. Sie sind ja ein gut gemeinter Versuch, rasch expandierende Märkte im Sinne des Vertrauensschutzes zu kontrollieren, bewirken aber zumeist das Gegenteil. Die Distanz zum Kunden wird größer, weil der Kunde irgend-wann die standardisierten Prozessabläufe stört.Von diesem Phänomen hat wiederum die Werbe-industrie ganz gut gelebt, hat damit aber zugleich die Distanz vergrößert, weil die Kunden intuitiv spüren, dass Schein und Sein immer mehr aus-einanderdriften. In vielen Branchen werden lau-fend Vorstellungen von Kunden kreiert, die mit der Lebenswelt der Menschen nicht mehr viel zu tun haben. Sondern viel mehr mit der Welt jener Kreativen, die diese Kundenvorstellungen erfinden. Wer in der Erbsensuppe schwimmt, glaubt selbst-verständlich, dass die Welt grün ist.

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#5 Reden wir über Sie! Wie finden Sie mich?

Die Verlegenheit der gewohnten WegeDas Thema Kundenorientierung ist zwar ohnehin ein Dauer brenner in den Unternehmen, gerade jetzt aber wird die Nähe zum Kunden besonders gesucht. Unternehmer weisen den Weg aus dieser aufgebauten Distanz, weil sie wissen, dass Bezieh-ungen das wichtigste Kapital sind, das sie haben. Der Kunde steht da ganz oben. „Marktforschung heißt für mich zuerst einmal zuhören“, sagt einer. Oder „Kunden sind mein Schleifstein. Die Gesprä-che mit Kunden schleifen erst das Produkt, das dann auf den Markt kommt“, ein anderer.Wenn der Kampf um die Aufmerksamkeit langfris-tig gewonnen werden soll, wird es mehr brauchen als fröhliche Werbebotschaften. Zumal „Social Media“ das herkömmliche Marketing ziemlich in Verlegenheit bringt. Durch die neuen Netzwerke kann plötzlich der einzelne Kunde eine unheim-liche Auswirkung auf ein Unternehmen haben: Wenn er sich in einem Forum über ein Produkt beschwert, kann das weitreichende Folgen in einer Community haben. Philip Kotler sagte beim „Peter F. Drucker-Forum“ in Wien neulich: „Marketing ist Konversation, und je mehr Konversation abseits der gewohnten Kanäle im Internet passiert, desto geringer wird die Macht der Unternehmen, das Image seines Produkts zu beeinflussen.“

Es gibt Wege aus der Erbsensuppe: Selbst zum eigenen Kunden werden

Da fühlen wir uns als Markenentwickler natürlich angesprochen. Marke ist, nach unserer Definition, das Bauchgefühl von Kunden. Das ändert alles. Damit steht nämlich fest, dass eine Marke nicht im Besitz des Unternehmers ist, sondern im Be-sitz des Kunden. Und wie Altmeister Kotler völ-lig richtig ergänzt, sogar im Besitz des einzelnen Kunden. Damit steht auch fest, dass die Marke in

unserem Unterbewusstsein verankert ist. Dorthin vorzudringen ist möglich, mit konventioneller Marktforschung aber nicht zu erreichen. Kunden können über ihnen Bekanntes, Gewohntes spre-chen – aber nicht die Zukunft denken. Das bleibt nach wie vor der Motivforschung (die hierorts sträflich vernachlässigt wird) – aber vor allem dem Gefühl und Gespür des Unternehmers überlassen. Inklusive Risiko, dass auch er falschliegen könnte.Näher zum Kunden – warum fällt das so schwer? Zum einen mangelt es in unserer Kultur am Fragen -stellen. Schon unser Schulsystem arbeitet nur mit Appellen, nicht mit Fragen. Zweitens: „Das können wir unseren Kunden nicht zumuten“, ist einer jener Sätze, der hundertprozen-tiges Mittelmaß in der Kommunikation garantiert. Wir sind überzeugt: Kunden sind viel heller, als wir glauben – man darf ihnen ruhig etwas zu-muten.Und drittens: Wer seinen Kunden verstehen will, muss selbst zu seinem Kunden werden. Also nicht nur aus seiner Sicht den Kunden einschätzen – sondern wirklich die Seite wechseln. Das geht, ist schwer genug – aber wer es einmal probiert hat, wird es nie mehr anders haben wollen. Das ver-sprechen wir mit gutem Gewissen.

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#5 Reden wir über Sie! Wie finden Sie mich?

Ich komme aus einer Kaufmannsfamilie in einem kleinen Ort. Da bist du in einem

ständigen Dialog mit dem Kunden; beleidigst du einen, beleidigst du das ganze Dorf.

301110/#7

Was wir gut geschafft haben ist, dass wir die Technik beherrschen. Wo wir noch Potential haben ist, dass wir die persönliche Beziehung zwischen Kunde und Service­berater oder Kunde und Verkäufer besser gestalten. Wir haben die Persönlichkeitsentwicklung doch ein bisserl vernachlässigt.

170210/#12

Die Kunden haben nun weniger Geld in der Tasche. Sie sind dadurch stärker geworden, weil sie restrik­tiver mit ihren Ressourcen umgehen. Vielleicht haben wir dadurch ein wenig mehr Angst vor ihnen, Angst vor Kritik.

120210/#14

Kunden und Nichtkunden schleifen indirekt an der Persönlichkeit des Unternehmers. Der Kunde ist

immer nur ein kleiner Teil und 100 Kunden … 100 mal eins ist auch 100. Viele kleine Körner

schleifen ab. Das ist wertvoller als ein großer Schleifstein. Außerdem: Eins mal 100, so einen

Schleifstein werden Sie nicht finden. 080310/#18

Durch die Geschwindigkeit sind automatisch die Kosten gestiegen. Und man hat nicht mehr so viel

nachgedacht über machbare, hebbare Potentiale. Weil nur wichtig war: raus, raus, raus. Koste es,

was es wolle. Der Liefertermin war heilig. Und es gab extreme Lieferengpässe. Es ist einfach gesagt worden:

„Ich kauf das gleich alles fertig. Das passt zwar nicht so ganz genau. Und ist zwar ein Overkill für das, was ich

hier brauche, aber das geht schnell. Hauptsache, wir können liefern. Weil die Preise geben’s eh her. “

201109/#5

Die englische Königin glaubt ja, dass die Welt nach frischer Farbe riecht. Weil, wo immer sie hinkommt, gerade ausgemalt wurde. Eigentlich logisch – wenn die Queen kommt. Ähnlich ist es wohl in manchen Unternehmen, wenn man die eigene Wahrnehmung mit der Wirklichkeit zu verwechseln beginnt.

130110/#10

Es ist erstaunlich, was alles möglich ist, wenn es notwendig ist. Auf der anderen Seite ist über­

raschend, wie lange es dauert, bis Leidens­druck in der Breite ankommt. Sowohl im

Unternehmen als auch in der Gesellschaft. Es ist erschreckend, wie schnell vergessen

wird, in welcher Situation wir sind. 110209/#9

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#6 Die gemeinsame Zukunft ist derzeit kein Thema

Jeder spürt, dass im Staate Europa etwas faul ist. Das spüren auch die Unternehmer. Aber weil sie weder von der Politik noch von ihren eigenen Vertretern allzu viel erwarten, und weil sie einfach keine Energie in etwas investieren wollen, was ihrer Meinung nach ohnehin nichts bringt, bringen sie auch nichts in eine gesellschaftliche Zukunft ein. Übrigens fragt sie auch niemand. Eine Ausblendung.

Wofür Unternehmer nicht zu haben sind

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Das klingt ein wenig pessimistisch. Ist es wirklich so schlimm?Ja und Nein. Nein, weil dieser Rückzug auf das unmittelbare Umfeld ein normaler Effekt ist, der immer während des Überganges von einer Ordnung zur nächsten auftritt. Das hat ja etwas Gutes, weil so Energien gesammelt werden können für den nächsten Aufbruch. In dem Fall geht es ja um die Abkehr von der Massenproduktion des Industrie-zeitalters – verbunden mit dem überfälligen Umbau der Institutionen. Und ja, weil genau das schmerzhaft ist und daher kaum aus dem Bestehenden heraus angegangen wird. Das spüren die Unternehmer. Sie werden ja durch Krisen und technologische Revolutionen immer wieder einmal gezwungen, ihre Geschäfts-modelle anzupassen, wenn sie überleben wollen. Die gesellschaftlichen Systeme in Politik und Verwaltung, Interessenvertretungen oder Kirchen mussten das lange nicht. Daher kommt von dort derzeit kaum Leadership ... Wir wollen hier gar nicht wiedergeben, was öster-reichische Unternehmer über die politische Kultur im Land teilweise sagen ...

Alle schauen nur auf sich, nur ich schaue auf mich ...Sie scheinen, was ihre Unternehmen betrifft, in hohem Maße sehr klare Bilder der Zukunft zu haben. Verkürzt, die Wirtschaft wird es wohl von sich aus schaffen, wenngleich sich doch viele auf geringeres Wachstum einstellen. Ein Indus-trieller hat, gefragt nach seiner Lernerfahrung der letzten Monate, gemeint: „Ich lerne gerade, dass es normal ist, auch längere Phasen ohne Wachstum zu haben.“Aber: Wir haben auch gehört, dass viele sich Sor-gen machen um die Rahmenbedingungen. „Wie

#6 Die gemeinsame Zukunft ist derzeit kein Thema

finde ich in zehn Jahren passende Mitarbeiter? Was, wenn radikale politische Strömungen zunehmen? Was geschieht, wenn wir plötzlich 15 Prozent Arbeitslose haben?“ „Sind die Unternehmer und die Leistungsträger im unselbständigen Bereich überhaupt noch weiter belastbar und können wir unsere Transferleistungen weiter finanzieren?“Also, Optimismus bei unternehmerischen Themen, Pessimismus bei gesellschaftspolitischen Themen. Und da müssen unternehmerische Menschen in Zukunft aktiver werden. Die Antworten auf diese Fragen werden nämlich kaum aus den bestehenden Institutionen kom-men. Wir brauchen neue Formen, um die großen Themen zu diskutieren. Island hat etwa nach dem Bankencrash 5.000 Menschen (das ist immerhin ein Prozent der Bevölkerung), alle Bevölkerungs-schichten, alle Berufsgruppen drei Tage lang in einer Sporthalle über die Zukunft des Landes nachdenken lassen. Man hört, dass sich dort schon vieles neu zu ordnen beginnt.

Die Unternehmen werden sich stärker in die Gesellschaft einbringen.Die Unternehmen tun schon viel, gerade bei den mittelständischen Betrieben hat das ja auch Tradi-tion, so neu ist das ja nicht. Experten gehen davon aus, dass sie im nächsten Schritt weggehen von dem individuellen Sponsoring von Sozialeinrich-tungen oder Betriebskindergärten hin zu einem kollektiven Sich-Einbringen in die notwendigen institutionellen Transformationsprozesse. Das scheint derzeit schwer vorstellbar, weil ohnehin viele schon am Limit sind. Aber wenn es woanders zu wenig Bewegung gibt, wird das der einzige Weg sein, den Standort weiterzuentwickeln. Wir haben auch gehört: „Wir überlegen schon, die Produk-tion zu verlagern, aber wir sind andererseits auch gerne da.“ Noch. Wenn uns 100 Prozent unserer

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Gesprächspartner sagen, dass das Bildungssystem praktisch völlig neu zu denken ist, ist das ja eine Nachricht. „Wir können nicht zulassen, dass unsere talentiertesten Lehrer von diesem System zerschlissen werden“, hat einer gesagt, dessen Frau unterrichtet. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Lustlosigkeit von Schülern maßgeblich durch den Mangel an Leidenschaft bei den Lehrern beeinflusst wird. Natürlich ist es einfach, auf die Lehrer loszugehen, aber wer kann das ganze System wirklich in Bewegung bringen? Wo soll denn neue Aufbruchstimmung herkommen, wenn nicht von den Jungen?

Jugend ohne Vision. Was ist aus der Aufbruchsstimmung geworden?Noch vor zwanzig Jahren funktionierte die „gro-ße Erzählung“ der Moderne, wie der Philosoph Lyotard das nannte. Der gemeinsame Glaube an Wachstum durch technologischen Fortschritt. Nach 9/11, Klimadebatte und der derzeitigen Wirtschaftskrise ist diese verbindende Klammer nun auch in der Wirtschaft verschwunden – es hat kaum einen Unternehmer gegeben, mit dem wir gesprochen haben, der noch davon ausgeht, dass die Wirtschaftskrise bald vorbei ist und dann alles wieder so sein wird wie zuvor!Auch gibt es derzeit kaum Impulse, woher echtes Wachstum wohl kommen könnte. Einer unserer Gesprächspartner hat gemeint, wir können ja unsere Volkswirtschaften nicht darauf aufbauen, dass wir uns gegenseitig massieren und die Füße waschen. Wo bleibt denn eine große europäische Initiative für Afrika oder andere Regionen, wo Märkte ent-wickelt werden könnten? Es bleibt ganz einfach ein gewisses Unbehagen, wie es weitergeht. Aber noch einmal: Das ist die gesellschaftspolitische Sicht, die hier angesprochen wird. Aus unternehmerischer Sicht wird die ge-

genwärtige Situation sehr pragmatisch als eine Art „Fitnessprogramm“ gesehen, aus dem man gestärkt hervorgehen kann. Aber das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad, tatsächlich hängen die beiden Perspektiven ja zusammen.

„Culture eats strategy for breakfast“Wir müssen uns darauf einstellen, dass es künftig viele solcher Bilder geben wird. Jeder Gruppe ihre Vorstellung von der Welt. Früher war das doch wesentlich homogener. Das ist aber eher ein Problem für die Politik als für Unternehmer. In der Wirtschaft ist es wichtig zu wissen, was die eigene Identität ist, zu wissen, wer die Kunden sind, und die richtigen Techno-logien und Mitarbeiter zu haben. Das kriegen die Betriebe schon hin. Eine Herausforderung wird höchstens das Thema Identität, weil die Vision eines Unternehmens künftig wohl mehr Sinnan-gebote mitliefern muss. Und schwieriger wird wie gesagt das Thema Recruiting. Die Politik scheint aber echten Handlungsbedarf zu haben. „Die machen die Augen zu“, war so eine Standardantwort, die wir zu hören bekamen. Wir haben keinen Unternehmer getroffen, dem der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft egal wäre. Sich jenseits des eigenen Biotops mit unterschied-lichen Vorstellungen der Welt zu beschäftigen und frei von ideologischer Voreingenommenheit nach Lösungen zu suchen, das wäre eine politische Aufga-be. Aber da wird es wohl noch mehr Kulturwandel geben müssen, bis das geschieht. Viele Konzepte und Strategien sind ja gut gemeint, zerbrechen aber am Beharrungsvermögen einzelner Gruppen.

„Culture eats strategy for breakfast“, wie wir wissen.

#6 Die gemeinsame Zukunft ist derzeit kein Thema

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Immer wieder hört man es: Das Rückgrat unserer Wirtschaft sind die KMU, die investieren, nicht spekulieren und „brav“ im Land ihre Steuer bezahlen. Wenn etwas allzu oft beteuert werden muss, so hat dies seine Gründe. Andersdenkende müssen überzeugt, Unternehmertum muss ins rechte Licht gerückt werden. Oder es braucht Schutz, Hilfe. Unternehmertum – ein „aussterbender“ Wirtschaftszweig?

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Schlusspunkt: Peter Heintel über Unternehmertum

Jedes Beratungsunternehmen, das etwas auf sich hält, braucht einen Mentor wie Peter Heintel. Unserer heißt zum Glück Peter Heintel. Er ist Professor emeritus für Philosophie und Gruppendynamik an der Universität Klagenfurt, deren Gründungsrektor er war. Damit dem international viel gefragten Organisa-tionsberater die Zeit nicht knapp wird, hat er in weiser Voraussicht den „Verein zur Verzögerung der Zeit“ gegründet.

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Dass man sich von Politik und Medien nicht viel Unterstützung erwarten kann, wird wohl stimmen. Der Staat ist hochverschuldet und das Schnüren von Konjunkturprogrammen hat Grenzen; außerdem ist der Staat gerade von denen abhängig, die er fördern soll, von deren Konjunktur und Steuerleistungen. Nationalstaaten sehen dem Globalisierungstreiben ohnehin ohnmächtig zu und verschärfen durch Konkurrenz untereinander ihre Aussichtslosigkeit auf Mitgestaltung. Die alten innerstaatlichen Ordnungen (Gewerbe etc.) und die sie verwaltende Bürokratie passen nicht mehr in den „freien Warenverkehr“, neue Richtlinien bedeuten nicht immer sinnvolle neue Freiheiten. So wird oft die Wirtschaftspolitik hin und her gerissen zwischen einer Exekutorenrolle, internationales Recht umzusetzen, und einer ängstlichen Bewah-rungsfunktion, Altbewährtes zu schützen. Das gibt wenig Orientierung für Zukünftiges. Es gibt sicher wirtschaftsnahe Printmedien, die aber meist so nahe sind, dass sie nur von Wirt-schaftstreibenden, wenn überhaupt, gelesen werden. Massenmedien, öffentlich-rechtliche Anstalten sind eher fern, vielleicht nicht so sehr der Wirtschaft im Allgemeinen, jedenfalls aber dem Unternehmertum (löbliche Ausnahme: die Sendung €co in ORF 2). Wer außer den betroffenen Unternehmen und deren Konkurrenten liest den Wirtschaftsteil von Tageszeitungen?

Woher also kommt bzw. könnte Unterstützung kommen? Sicher, es gibt in den Staaten und Län-dern finanzielle Förderungen für Investitionen,

Unterstützungen im Export, Steuererleichterung im Standortwettbewerb, Ausfallshaftungen, Staats-garantien etc. Insofern fließt immer noch viel an Steuergeld zurück. Zu diesen Förderungen zu ge-langen, ist aber manchmal ein beschwerlicher Weg und es gehört oft zum Stolz von UnternehmerInnen, ihn nicht gehen zu müssen. In der Öffentlichkeit weiß man oft wenig von diesen Fördergeldern, es gibt wenig Transparenz und es ist schwierig, an Daten heranzukommen. Vieles spielt sich hier im Verborgenen ab, begleitet vom Verdacht der Wett-bewerbsverzerrung. Wird hier der alte Unternehmerstolz, alles aus ei-gener Kraft zu schaffen, geschützt? Hat Letzteres heute überhaupt noch eine Chance? Wie passt Unternehmertum zu all diesen Abhängigkeiten? Zumal wenn der Neid Nichtgeförderter ständig im Hintergrund lauert und das Ressentiment anderer Berufszweige die Gelegenheit nützt, Unternehmer-tum zu entwerten („Sie sind ja nicht so selbständig, wie sie immer tun“). Wenn nicht von anderswo Unterstützung kommt, so sollte man sie sich wenigstens vom eigenen Sys-tem, dem Wirtschaftssystem, erwarten. Schließlich ist man ja Element, Mitglied desselben. Was aber bemerkt man hier? Einen „beinharten“ Wettbewerb, der zwar in Bewegung hält, vielfach aber alle jene Kraft kostet, die vorhanden wäre, um mehr als sich selbst im Auge zu behalten. Die Macht der Kon-zerne und Handelsketten, die die Kleinen „fressen“ oder zu verlängerten Werkbänken degradieren. Große Firmen mit großer Kauflust, die nicht nur verführerisch ist, wenn man Investoren braucht, sondern auch dann, wenn man sich „bei gutem Wind“ absetzen und sich die ganze Mühsal vom Hals schaffen will. Geringe Eigenkapitalreserven – ein Schicksal der KMU – machen einen zum Bittsteller bei den Banken, und Basel II verringert die Chancen, mit Kreativität, Ideen und neuen Geschäftsmodellen zu überzeugen.

Unternehmertum verschwindet aus der Öffentlichkeit, aufgerieben zwischen Globalberichten über Börsen, Krise, Banken und „Privatberichten“ über Einzelunternehmen. Motivations­schübe lässt dies nicht erwarten.

Peter Heintel Ad Unternehmertum

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Die Banken sind übervorsichtig geworden, nach-dem sie durch ihren globalen Leichtsinn und ein verbrecherisches Ausnützen mangelnder Regularien die gesamte Wirtschaft in die Krise gebracht haben. Ausnahmen sind hier vielleicht jene Geldinstitute, die mit ihrem „Primärbankensystem“ noch Kun-dennähe bewahrt haben. Sinkende Kaufkraft, ständige Sparappelle an die

„Bürger“ und ihre politischen Institutionen, die Geld eher ins Finanzkapital verfrachten (Vorsorge, Angst vor der Zukunft und Absicherungskompen-sationen), als es dem Konsum und Kauf zuzuführen, sind auch keine ermunternden Zeichen; zwingen in Richtung Export und Internationalisierung; sicher nichts Schlechtes, aber mit gewaltigen An-strengungen verbunden. Hinzu kommt der gewaltige Imageschaden, den der „Kapitalismus“ – der früher nur mit Vorsicht verwendete Begriff hat wieder Hochkonjunktur – insgesamt derzeit erleidet. Und obwohl das Unter-nehmertum vor allem im KMU-Bereich kaum etwas aktiv zur Eskalation der Krise beigetragen hat, wird es doch in einen Topf mit den Banken geworfen. Die gesamte Wirtschaft steht unter Generalverdacht, man differenziert nicht mehr, auch wenn man bei Investmentbanken die Hauptschuld ortet. Fazit: Es ist die gesamte Konstruktion unseres Wirt-schaftssystems, die den einzelnen Unternehmen das Leben sauer macht. Darüber wird zu wenig gesprochen; man verhält sich dem System gegen-über immer noch zu loyal; Kritik und Widerstand sind leise und nicht organisiert. Man bleibt bei sich selbst; versucht im Kleinen, wenn dazu Mit-tel vorhanden sind, soziale und gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen (CSR).Es sind also die Rahmenbedingungen des eigenen Systems nicht unbedingt förderlich für „freies“, selbständiges Unternehmertum. Der neoliberale Marktfundamentalismus, vorerst als große gren-zenauflösende Freiheit begrüßt, führt in selbstver-

schuldete Gefangenschaft. Die Entmachtung von Politik und Staat (erklärtes Ziel des R. Reagan und der M. Thatcher), ohne das Einsetzen internatio-naler regelmächtiger Institutionen, fällt zurück auf die Bürger und insbesondere jene Unternehmen, die diese zum eigenen Schutz brauchen würden. Also sind sie auch hier weitgehend auf sich selbst gestellt. Das mag zwar im Erfolgsfall das Gefühl von Selbständigkeit und Unabhängigkeit hervorbrin-gen, die Anstrengung, dieses Gefühl zu erlangen, ist aber nicht unerheblich.

(Tradition der „invisible hand“: Der Mensch denkt, Gott lenkt, eine alte religiöse Denkfigur.)Stillschweigend übergangen wird dabei, dass diese Macht erst durch strenge gesetzliche Regularien entstehen konnte; über internationale Abkommen, die sich keineswegs aus einem bestehenden Markt ableiten ließen. Dieser sollte ja erst geschaffen werden. Wissenschaftlich „ausgewiesene“ Mo-dellkonstruktionen wurden hier mit politischen Interessen kombiniert, wobei letztere ohnehin nur die ungleich verteilte wirtschaftliche Macht repräsentierten und endgültig das Finanzkapital von der Realwirtschaft abkoppelten, zugunsten des Börsenplatzes London. Unternehmer köderte man mit dem „freien Waren verkehr“, der Zurück-drängung staatlich-bürokratischer Macht und einer Anerkennung von Leistung und Einsatzwille („Es überlebt eben nur der Tüchtige“, survival of the fittest). Nicht, dass daraus nicht auch Vorteile und Herausforderungen gewonnen werden konnten, die Bilanz weist aber eher das Gegenteil aus: Erhöhte, unsteuerbare Abhängigkeiten. Diese haben den

Man hat im Neoliberalismus immer wieder die Freiheit der Märkte in den Vordergrund gestellt; den Markt, den es so gar nicht gibt, zu einer absoluten, fast göttlichen Regelmacht erhoben.

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Ehrentitel „Sachzwang“ erhalten, obwohl er nur die Umschreibung für unsere Ohnmacht darstellt. Wir lassen uns durch „Sachen“ zwingen, die wir selbst hergestellt haben. Diese Macht entsteht und entstand in der Geschichte immer auch dann, wenn sich wissenschaftlich-ideologische Denkkonstruk-tionen mit realer politisch-wirtschaftlicher Macht verbündeten. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn Selbständigkeit immer weniger gefragt ist. Wo soll man hin mit ihr, wenn Handlungsspielräume immer enger werden und Alternativen ausstehen. Unsere Bildungsinstitutionen erziehen zur Sache, egal, ob sie „Stoff“ heißt oder Anpassung an den Arbeitsmarkt. (Man studiert nicht mehr, was man will, sondern das, was man erwartet, was im Personal-recruiting verlangt wird.)

Ein Unternehmertum, das Freude an seinen Produk-ten, deren Differenzierung und Weiterentwicklung hat; das sich in Nachfolge alter paternalistischer Modelle um seine Mitarbeiter sorgt; das in ein Unternehmensklima und seine Kultur investiert; sich von all den genannten Schwierigkeiten nicht imponieren, unterkriegen lässt; in leistbaren Berei-chen gesellschaftliche Verantwortung übernimmt; ethische Anforderungen an sich selbst und seine Unternehmen stellt. Wahrscheinlich nimmt man die Kraft für all das aus einem Selbstvertrauen und Vertrauen in andere; auch aus dem vorwärts-blickenden Mut, gewonnen aus Erfolgen vergan-gener Situationen. Was aber tatsächlich abgeht, sind Anstrengungen, sich im gegebenen Zustand gemeinsam neu zu erfinden. Auch gegen das eigene System seine Stimme zu erheben.

Das immer wieder Erstaunliche an der beschriebenen Situation ist, dass es immer noch Unternehmertum gibt. Offensichtlich ist es nicht auszurotten.

Peter Heintel Ad Unternehmertum

Dank und Anerkennung

Zwischen Oktober ’09 und April ’10 haben uns 32 unternehmerische Persön-

lichkeiten ihre Zeit und vor allem ihre Erfahrungen in ausführlichen motivischen

Interviews zur Verfügung gestellt.

Die Fragen gestellt haben Johanna Ecker, Christof Harrich und Franz Hirschmugl. Die Interviews wurden (fast ausnahmslos) aufge-zeichnet und für die Auswertung transkribiert. Für seinen hellen Kopf und die Verbundenheit danken wir Herbert Paierl. Für ihre Klugheit schätzen wir Alex Doepel, Michael Blumenstein und Professor Michael Meyer.

Die wissenschaftliche Überprüfung verdanken wir unserem Mentor, Professor Peter Heintel von der Universität Klagenfurt, dessen uner-müdliche Geduld mit uns nicht genug gelobt werden kann. Und Professor Stefan Gülden-berg von der Hochschule Vaduz, der uns ebenso geistreich wie unternehmerisch unterstützt hat.

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Paul Blaguss, Blaguss Reisen; Franz Edlbauer, Prillinger; Julia Fandler, Ölmühle Fandler; Gerald Hackl, Efko Frischfrucht und Delika tessen; Wilhelm Hammer, BioDiesel International; Josef Heissenberger, Komptech; Wilhelm Hörmanseder, Mayr­Melnhof Karton; Reinhard Iro, Treibacher Industrie; Erhard Juritsch, Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds; Thomas Krautzer, Industriellenvereinigung Steiermark; Georg Leitinger, Salzburger Studentenwerk; Hermann Lindner, Lindner Traktoren; Franz VI. Mayr­Melnhof­Saurau, Mayr­Melnhof; Hans Mitterbauer, Gollhammer Keramikmanufaktur; Anita Moser, AKD Baunetzwerk; Herbert Paierl, Magna Cosma International; Michael Pecherstorfer, Tischlerei Pecherstorfer; Andreas Philipp, Salesianer Miettex; Peter Pichler, Berndorf; Franz Pommer, Porsche Austria; Alexander Rainer, Tiroler Schnapsbrennerei Rochelt; Herbert Ritter, M&R Holding; Hans Roth, Saubermacher; Renate Sandhofer, Gesa Transporttechnik; Gertrude Schatzdorfer, Schatzdorfer Gerätebau; Karl Schwarz, Privatbrauerei Zwettl; Klaus Schweighofer, Styria Media International; Erwin Stubenschrott, KWB Biomasseheizungen; Florian Teufelberger, Teufelberger Holding; Ingrid Trauner, Trauner Verlag; Thomas Wolf, WAF Fassadenelemente; Josef Zotter, Zotter Schokoladen

Wir danken für die Antworten auf unsere Fragen:

Impressum

Institut für Markenentwicklung GrazGrieskai 52, 8020 Graz+43 (0) 316 710271www.ifmg.at

Sommer 2010

Abb. 4: Cover des Supertramp-Albums „Crisis? What Crisis?“, 1975.

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