7
Die progressive Para|yse- eine Rassekrankheit. Von Dr. Westhoff, Arzt an der Staatsirrenanstalt Liibeck. Die J~tiologie der progressiven Paralyse ist uns heute genau bekannt, da seit W a s s e r m a n n s Erfindung die letzten Zweifel an dem urs~ch- lichen Zusammenhang yon Lues und Paralyse beseitigt sind. Trotzdem bleiben auf diesem Gebiete noch zahlreiche Fragen Obrig, die einer Be- antwortung harren, und die zu ]6sen man auf allen Seiten eifrig bemi'~ht ist. Dazu geh6rt vor allem die Frage, warum die Paralyse in vielen L~ndern trotz gro6er Verbreitung der Lues fast unbekannt ist. Wie ich glaube, liegt <tie L6sung dieser Frage darin, da6 man die Paralyse als Rassekrankheit auffa6t, welche vorzugsweise die h6heren, speziell <tie germanische Rasse bef~illt, wobei der Begriff der germanischen Rasse im weiteren Sinne, unter EinschluB der stammesverwandten Slawen uud Kelten aufgefaBt werden muir. Die an<leren V61ker nehmen an tier Paralyse teil in dem Grade, wie sie mit germanischen Elementen durch- setzt sind. Ist eine solche Blutmischung nicht erfolgt, so ist bei ihnen auch die Paralyse unbekannt, wobei es gleichgiiltig bleibt, wie stark <tle Syphilis unter ihnen verbreitet ist. Diesen EinfluB der Rasse halte ich for so dominierend, da6 ihm gegen- fiber alle anderen, a]s Hilfsursachen oft angeffihrten Faktoren, wie Domestikation, HereditSt, ~Jberanstrengung, Alkoholmil]braueh und Trauma a]s ~itiologische Momente ganz in den Hintergrund treten. -- Von ungef~hr gleicher H~,ufigkeit wie in Deutschland, n~mlich etwa 30 Prozent der Anstaltsaufnahmen ausmachend, ist die Paralyse in folgenden L~indern: England, D~nemark, Niederlande, Schweiz, ()ster- reich, Frankreich, Italien, WestruBland und Osten der Vereinigten Staaten. In Deutschland, England, D~nemarck und den Niederlanden wohnen fast ausschlieBlich Germanen, und die Schweiz, ehemals eine deutsche Provinz, hat vorwiegend germanische Bev61kerung. 0sterreich ist zum gr6~ten Tell von Germanen und den ihnen verwandten Slawen bewohnt, und dieselben Verh~iltnisse treffen wir in Westrul~land an. Der Norden und Osten yon Frankreich hat eine Bev61kerung von vorwiegend germani- seher Abstammung, w~hrend in den i~brigen Teilen Frankreichs die Be- v61kerung stark mit germanischen Elementen vermiseht ist. Ieh erinnere

Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

Die progressive Para|yse- eine Rassekrankheit. V o n

Dr. Westhoff, Arzt an der Staatsirrenanstalt Liibeck.

Die J~tiologie der progressiven Paralyse ist uns heute genau bekannt, da seit W a s s e r m a n n s Erfindung die letzten Zweifel an dem urs~ch- lichen Zusammenhang yon Lues und Paralyse beseitigt sind. Trotzdem bleiben auf diesem Gebiete noch zahlreiche Fragen Obrig, die einer Be- antwortung harren, und die zu ]6sen man auf allen Seiten eifrig bemi'~ht ist. Dazu geh6rt vor allem die Frage, warum die Paralyse in vielen L~ndern trotz gro6er Verbreitung der Lues fast unbekannt ist. Wie ich glaube, liegt <tie L6sung dieser Frage darin, da6 man die Paralyse als Rassekrankheit auffa6t, welche vorzugsweise die h6heren, speziell <tie germanische Rasse bef~illt, wobei der Begriff der germanischen Rasse im weiteren Sinne, unter EinschluB der stammesverwandten Slawen uud Kelten aufgefaBt werden muir. Die an<leren V61ker nehmen an tier Paralyse teil in dem Grade, wie sie mit germanischen Elementen durch- setzt sind. Ist eine solche Blutmischung nicht erfolgt, so ist bei ihnen auch die Paralyse unbekannt, wobei es gleichgiiltig bleibt, wie stark <tle Syphilis unter ihnen verbreitet ist.

Diesen EinfluB der Rasse halte ich for so dominierend, da6 ihm gegen- fiber alle anderen, a]s Hilfsursachen oft angeffihrten Faktoren, wie Domestikation, HereditSt, ~Jberanstrengung, Alkoholmil]braueh und Trauma a]s ~itiologische Momente ganz in den Hintergrund treten. - -

Von ungef~hr gleicher H~,ufigkeit wie in Deutschland, n~mlich etwa 30 Prozent der Anstaltsaufnahmen ausmachend, ist die Paralyse in folgenden L~indern: England, D~nemark, Niederlande, Schweiz, ()ster- reich, Frankreich, Italien, WestruBland und Osten der Vereinigten Staaten.

In Deutschland, England, D~nemarck und den Niederlanden wohnen fast ausschlieBlich Germanen, und die Schweiz, ehemals eine deutsche Provinz, hat vorwiegend germanische Bev61kerung. 0sterreich ist zum gr6~ten Tell von Germanen und den ihnen verwandten Slawen bewohnt, und dieselben Verh~iltnisse treffen wir in Westrul~land an. Der Norden und Osten yon Frankreich hat eine Bev61kerung von vorwiegend germani- seher Abstammung, w~hrend in den i~brigen Teilen Frankreichs die Be- v61kerung stark mit germanischen Elementen vermiseht ist. Ieh erinnere

Page 2: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

Westhoff: Die progressive Paralyse -- eine Rassekrankheit. 101

auch daran, dab das Deutsche Reich Karls des GroBen mehr dem heu- tigen Frankreich als unserem jetzigen Deutscheu gciehe entsprochen hat.

Italiens BevOlkerung ist gemischt, doch ist der Prozentsatz germani- schen B]utes infolge der jahrhundertelangen kriegerischen und fried- lichen Einwanderungen ein sehr groger. Begreiflicherweise macht er sich in Oberitalien am stgrksten geltend und nimmt nach dem Stiden zu ab. Genau damit iibereinstimmend finden wir (lie Paralyse in Ober- italien am st~irksten verbreitet, w~ihrend sic in Sizilien zu den grSgten Seltenheiten geh6rt.

Aueh in den Vereinigten Staaten von Amerika ist infolge jahr- hundertelanger Einwanderung aus Europa die germanische gasse stark vertreten. Die Einwandererscharen konzentrieren sich hier aber haupt- s~iehlieh in dem den Einwanderungspforten am ngchsten gelegenen Osten des Reiches, w~ihrend der Westen von ihnen langsamer erreicht wird. Deshalh, wie auch wegen der starken Einwanderung aus China, ist der Prozentsatz von Einwohnern germanischcr Abstamnmng im Westen der Union ein erheblich geringerer als im Osten. Damit iiber- einstimmend finden wir auch hier die Paralyse im Osten ebenso hgufig wie in Deutschland, im Westen dagegen selten.

In Spanien, wo die BevSlkerung nur wenig mit germanischem Blute gemischt ist, finden wir auch die Paralyse selten. Sie betriigt 5--6 Pro- zent bei den M~[nnern und 0,9 Prozent bei den Frauen. Ebenso hat Portugal, wo (lie Verh~iltnisse iihnlich liegen, wenig Paralyse. DaB die Tiirken selten an dieser Krankheit leiden, liegt zum gr6Bten Tell an dem Unterschied zwischen ihrer und der germanischen Rasse, wobei die Tatsache yon Bedeutung ist, .dab die Paralyse in der asiatischen Ttirkei noch wesentlich seltener ist als in der europ~ischen. Zum Teil ist es wohl auch auf die geringere Verbreitung der Syphilis zurtickzuftihren, und diese ist wieder bedingt durch Religion, Sitten und Gesetze, welche z. B. bei Untreue der Ehefrau diese wie auch den Verfiihrer ,nit den h6ehsten Strafen bedrohen.

Nun gibt es in Europa einige L~inder, deren Bev61kerung von reinem oder doch vorwiegend germanischem Stamme ist, bei denen aber die Paralyse guBerst selten angetroffen wird. Diese L~inder sind Irland, Sehottland, Norwegen und Island. In Irland sind 1 Prozent der Anstatts- aufnahmen Paralytiker, in Schottland 4 Prozent, in Island ist die Para- lyse bei den Einheimischen v611ig unbekannt. Es ist leicht einzusehen, dab die Seltenheit der Paralyse in diesen Liin(lern mit der geringen Ver- breitung der Syphilis daselbst zusammenh~ingt. Irland liegt abseits vom groBen Verkehr und hat eine diinne, vorwiegend l~ndliche Bev61kerung. Der Boden ist in festen H~inden, und eine Einwanderung fremder Volks- elemente findet fast gar nicht start. Nimmt man nun hinzu, daft dort noeh strenge Zucht und Sitte herrschen, so ist ein seltenes Vorkommen

Page 3: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

] ()2 Westhoff:

der Syphilis, das wieder die Seltenheit der Paralyse bedingt, wohl er- klgrlieh.

Island und Norwegen sind di~nn bev61kerte und schwer zug~ingliche Gebirgsl~nder, welche ebenfalls abseits vom Verkehr liegen. In Island sind yon 105000qkm nur 42 000 bewohnbar, den gr61]ten Teil des Landes bihlet ein baumloses Gebirgsland, roll yon Ein6den, sehroffen Felsen, Sehnee- und Eisbergen. In Norwegen sind nur die Kt~sten- und Tal- s~iume hewohnt, das unwirtliche Hochland, das den gr61tten Teil des Landes ausmacht, abet so gut wie unbewohnt. Aueh in solehen L~ndern ist das seltene Auftreten der Syphilis durchaus erklgrlich.

:~hnliehes gilt yon einem grol~en Teile Schottlands. Das sehottisehe Hoehland ist ein wildzerrissenes, sehluchtenreiehes Gebirgsland, das schwer zug~inglieh und sp~irlich bev6lkert ist. In einem Teile Schott- lands dagegen, das ja auch mehrere groge St~dte aufzuweisen hat, finden wir reiche Industrie, Handel und Verkehr, sowie ein stark pul- sierendes modernes Leben mit allen seinen Sch~digungen, das natfirlich. auch der Syphilis weitere Ausbreitung verschafft. Darum sehen wir denn, <tag in Schottland (tie Zahl der Paralysen zwar gering, aber doch gr6Ber ist als in Irland, Norwegen und Island.

Genaue Zahlen liegen noeh t'~ber zwei benaehbarte Lgnder Europas vor, n~imlich fiber Bosnien und die Herzegowina, einerseits, wo die Paralyse selten, und iiber Kroatien an<lerseits, wo sie h~iufig ist. Der Prozentsatz betr~gt in Serajewo bei den Einheimischen 0,65, bei den Landesfremden dagegen 9 Prozent. In Kroatien betr~igt er 16,5 Prozent, unter den aus ~Bosnien stammenden Kranken aber nur 2,4 Prozent. Das sind auffallende Tatsachen, die aber gleiehwohl eine Erkl~rung zulassen. Ei,lmal ist nicht mit Sieherheit festgestellt, ob nieht die Lues in Kroatien h~iufiger ist als in Bosnien. Die Tatsache, dab der gr6Bte Teil der Ein- wohner Bosniens und der Herzegowina dem mohammedanisehen Glauben angeh6rt, spricht, wie oben auseinandergesetzt, entschieden daffir. Ferner bestehen wohl trotz der Naehbarsehaft einige Rassenunterschiede zwisehen den beiden VSlkern, <lie ebenfalls in ihrem religi6sen Bekennt- nisse wurzeln. Die Bosniaken haben sieh infolge ihres mohammedanisehen Glaubens wohl nur wenig mit anderen V61kerschaften gemiseht, w~ihrend dies bei den dem christliehen Glauben angehSrenden Kroaten wohl 5fter der Fall gewesen sein dfirfte.

Von aul~ereuropgischen L~indern liegen genauere Berichte tiber die Verh~iltnisse in Algier und auf Java vor. In Algier ist <lie Paralyse gul~erst selten, trotzdem die Syphilis dort eine so gro6e Verbreitung be- sitzt, dal~ in einzelnen Orten 60 Prozent der BevSll~erung syphilitiseh er- krankt sind (unsere GroBst~idte 10 Prozent). R t i d i n konnte in Algier trotz sorgfaltiger Nachforschungen nur zwei sichere F~ille von Paralyse naehweisen.

Page 4: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

Die progressive Paralyse -- eine Rassekrankheit. 103

Auf Java land K r a e p e l i n die Syphilis stark verbreitet. Trotzdem fand er unter 370 geisteskranken Eingeborenen keinen einzigen Fall yon Paralyse, w~hrend er dort unter 50 Europ~ern sechs sichere und zwei un- sichere F~ille, also 16 Prozent konstatieren konnte. Bei den Baschkiren sollen die Verh~iltnisse genau so liegen wie bei den Javanern.

Bei den Indianern Nordamerikas war die Paralyse bis vor wenigen Jahrzehnten fast unbekannt, jetzt kommt sie bei ihnen h~ufig vor. Das findet darin seine Erkl~rung, dab die Indianer in der letzten Zeit aus ihrer Abgeschlossenheit herausgetreten sind und angefangen haben, sich an dem modernen Kulturleben zu beteiligen. Dadurch aber haben sie sich mit anderen V6lkersehaften, besonders mit den Kulturtr~gern Amerikas, den Germanen vermischt und sind so ftir die Paralyse emp- fiinglieh geworden. Diese Vermischung ist auf die Dauer gar nieht zu vermeiden, wenn ein Volk aufgegeben hat, sieh auf das strengste gegen andere VSlker und Rassen abzuschlie[ten, wenn die Angeh6rigen des Vollkes, wie die Indianer es jetzt tun, sieh am kaufm~nnisehen Leben beteiligen, Universit~ten besuehen, in St~idten wohnen und dgl. I)a- gegen ist bei den Indianern Brasiliens, welche sieh immer noeh gegen andere V~lker absehlieBen und darum weniger Gelegenheit zur Blut- mischung gehabt haben, die Paralyse unbekannt. Dait der andere ~tiologisehe Faktor der ParMyse, die Syphilis, bei den Indianern stark verbreitet ist, braucht nicht betont zu werden; haben wir doch seiner- zeit die Syphilis yon den Indianern erhalten.

_~hnlich wie mit den Indianern verh~ilt es sieh mit den Negern Nord- amerikas. Bis zur Sklavenbefreiung gab es bei ihnen keine Paralyse, dann t ra t sie langsam auf, und seit wenigen Jahrzehnten erkranken sie h~iufig daran. Die aus Afrika stammenden Neger wurden frtiher in strengster Abgeschlossenheit auf den Farmen gehalten. Je tz t sind sie tiber das ganze Land zerstreut, und da[t sie sich zahlreich mit der wei[ten Bev61kerung gemischt haben, ist bekannt.

Unter den Eingeborenen in Kairo sah Mar i e 6 ~ Paralytiker. Das ist nicht verwunderlich. In ~gypten ist durch Kriegszi~ge, Handels- und Tou- ristenverkehr reiehlieh Gelegenheit zur Blutmisehung vorhanden gewesen.

Unbekannt ist die Paralyse in den folgenden, yon der niederen Rasse der Neger bewohnten L~indern, n:Amlich in Britiseh-Ostafrika, Uganda, Zanzibar, Kamerun, Togo, Samoa, auf den Marsehallinseln, ferner aueh in Nikaragua. Selten ist sie in Kleinasien, Britisch-Indien, Siam, China, Korea, Abessinien, Natal, an der Goldktiste, in Madeira, auf den Fidsehi- inseln und Haiti. Hier handelt es sich zum gr6[tten Tell um L~inder mit so geringer Zahl yon Germanen, dal~ eine st~rkere Blutmischung aus- gesehlossen ist. Da aber doeh iiberall Germanen wohnen, so kommt die Paralyse dort auch vor, aber ihr Prozentsatz ist gering, entsprechend dem geringen Prozentsatz germaniseher Bewohner.

Page 5: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

104 Westhoff:

H~ufiger ist die Paralyse in Kuba, Jamaika, Britisch-Guyana und in Kalifornien, also in L~ndern, welche dureh den Wert ihrer Landes- erzeugnisse Europ~ier in grSl]erer Zahl angelockt haben. Speziell yon Kuba wird noch berichtet, dal~ dort die Eingeborenen weniger an der Paralyse beteiligt sind als die Weil3en. ~ber Japan liegen so wider- spreehende Beriehte vor, dal3 es vorl/iufig nicht mSglich ist, daraus ein klares Bild zu gewinnen.

Anscheinend irn Widerspruch zu der hier vertretenen Anschauung steht die Tatsache, dal~, wie yon allen Seiten fibereinstimmend berichtet wird, die Juden in hohem Prozcntsatz an der Paralyse beteiligt sind, wovon aber (lie jfidischen Spaniolen eine Ausnahme machen, welche ebenso selten daran erkranken, wie die fibrigen Einwohner Spaniens. Auch daffir gibt es eine Erklgrung. Einmal haben die Juden seit ihrer Zerstreuung ihre Rasse nicht so rein erhalten, wie vielfach geglaubt wird; die Juden der Gegenwart sind nicht mehr die Juden des Alten Testaments. Bereits in frfiher Zeit soll eine Mischung mit einem blonden Stamme stattgefunden haben, worauf die Tatsache zurtickzuftihren ist, dal] sie stellenweise bis zu 10 Prozent blonde oder rotblonde Stammes- genossen aufzuweisen haben. Sodann besteht ein Unterschied zwischen den Juden verschiedener Lander und Gegenden. So ist bei den rhein- l~indischen Juden braunes und dunkelblondes Haar tiberaus h~ufig, such sind sie yon lebhafterem Temperament als die im Norden Deutschlands wohnenden Juden. Diese zeigen Merkmale der im Norden wohnenden Germanen: man findet bei ihnen oft hohen und kr~iftigen KSrperwuchs, w~ihrend die reine jfidische Rasse klein ist und h~ufig Zwergwuchs auf- zuweisen hat. Diese Unterschiede kSnnen nur auf Rassenmischung be- ruhen. Die Juden haben sich trotzdern den Charakter ihrer Rasse im ganzen bewahrt, doch genfigte die Mischung, um die ffir Krankheiten des Zentralnervensystems fiberhaupt empf~ngliche Rasse auch ffir dic progressive Paralyse besonders empftinglich zu machen. Die jtidischen Spaniolen dagegen leiden wenig an Paralyse, well auch die fibrigen Be- wohner Spaniens, mit denen sie sich wahrscheinlich gemischt haben, selten daran erkranken.

Soweit die mir aus der Literatur zughnglich gewesenen Berichte fiber dieses Thema aus den letzten Jahren. Ich glaube in den vorstehenden Ausffihrungen gezeigt zu haben, dal~ die Paralyse eine Krankheit der germanischen Rasse ist.

Dal3 die Germanen h~iufig an Paralyse erkranken, ist eine Teil- erscheinung des allgemeineren Gesetzes, nach welchem eine Rasse ffir Krankheiten urn so empfiinglicher ist, je hSher sie anthropologisch steht. Noch allgemeiner kann man dies so ausdriicken: Eine je hShere Stufe auf der Entwicklungsleiter ein Lebewesen einnimmt, um so mehr ist es Krankheiten ausgesetzt, das heil~t eigentlich :um so mehr Parasiten

Page 6: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit. 105

leben auf ihm und von ihm. Der Germane hat mehr Krankheiten als der Neger, der Mensch mehr als das Tier, das Wirbeltier mehr als das wirbel- lose, u. s. f. Die h6heren Tiere leiden sehon verh~ltnismRl~ig viel an Krankheiten, ganz erheblich mehr aber der Menseh. Wirkliche Geistes- krankheiten kommen nur beim Menschen vor, und in voller Ausbildung erst bei den hSheren Rassen. DaB bei Tieren Geisteskrankheiten vor- kommen, ist im Gegensatz zu frtiheren Berichten in der letzten Zeit wieder lebhaft bestritten worden. Von den niederen Rassen ist oft be- hauptet worden, dab sie ebenso hhufig an Geistesst6rungen erkrauken wie die Mitteleuropiier; doeh haben (lie Forschungen der letzten Jahre gezeigt, (lab sie nicht nur erheblich seltener daran leiden, sondern dab auch die Geisteskrankheiten, welche bei ihnen zur Beobaehtung gelangen, in viel einfacheren Formen verlaufen, sodaB es sieh gleiehsam nur um rudiment~ire Formen handelt. K r a e p e l i n fand, (tab bei der Dementia praeeox der Javaner (tie Entwicklung der uns gelaufigen Krankheits- zeichen eine welt weniger reiche war, dab besonders die katatoneq Er- scheinungen sehr dtirftig waren, (lab Geh6rst~iuschungen selten auf- traten, dab zusammenh~ngende Wahnideen ganz selten oder nur an- gedeutet waren. Die Symptome des manisch-depressiven Irreseins waren ebenfalls sehr dtirftig. In vielen von niederen Rassen bewohnten Gegen- den hat sich bis jetzt tiberhaupt kein oder nu,' ein sehr geriuges Bedt'trfnis naeh Uuterbringung geisteskranker Personen geltend gemacht.

Erst bei den Mitteleurop~ern und ihren Stammesgenossen in anderen L~indern der Erde treten die Geisteskrankheiten hKufig und in voller Ausbildung auf, erst bei den Germanen hat sieh die progressive Paralyse entwickelt. Sie hat sich entwickelt aus der Lues, und zwar in verh~iltnis- m/iBig kurzer Zeit. Erst seit 400 Jahren leiden die (~ermanen an der Lues, und langsam innerhalb der letzten 150 Jahre hat sieh zu den bisher be- kannten drei Stadien als viertes die Paralyse (und Tabes) gesellt. Wahrseheinlieh ist die Lues unter den Indianern zur Zeit der Entdeckung Amerikas schon wesentlieh lii~uger als 400 Jahre verbreitet gewesen, ohne (lab es bei ihnen zur P~,ralyse gekommen ist. Sie haben diese erst durch Blutmischung wieder yon den Germanen empfangen.

Die Lues hat sich bei den Germanen derartig verKndert, dab sie eine ganz andere Krankheit mit ganz anderer AuBerungsweise geworden ist. Die ersten drei Stadien haben an Intensitis st/indig abgenommen, und besonders das dritte schwindet immer mehr. Sehwere terti~ire Organ- zerst6rungen sind heute eiue Seltenheit, aueh bei nicht oder ungeniigend behandelten F/illen. Oft genug weiB der Kranke gar nieht, dab er sich luetiseh infiziert hat. Gleiehsam an Stelle des schwindenden dritten Stadiums ist (lie Paralyse als viertes Stadium getreten, womit die An- schauung durchaus nicht kontrastiert, dab die zur Paralyse fiihrenden Ver~inderungen wahrscheinlich schon in einem sehr fri~hen Stadium der

Page 7: Die progressive Paralyse - eine Rassekrankheit

106 Westhoff: Die progressive Paralyse - - eine Rassekrankheit.

Lues beginnen, da ja auch die drei ersten Formen nicht immer scharf gegeneinander abgegrenzt sind.

Diesen Entwicklungsgang nun ha t die Lues nur bei den Germanen durehgemacht . Alle anderen Rassen bleiben yon der Para lyse verschont , wenn sie die gef~hrliehe Blutmisehung mi t der germanischen Rasse ver- meiden, mag die Lues unter ihnen auch noeh so verbre i te t sein. D a r u m ha t die Rasse dieselbe ~itiologische Bedeutung fi~r die Para lyse wie die Lues. Die progressive Para lyse ha t zwei gleichwertige ~tiologische Fak to ren : Lues und Rasse, (]as hell]t: die IJrogressive Para lyse ist eine Rassenkrankhe i t .

Literatt~rverzeiehnis. K r a e p e l i n , Psychiatrie, Ein Lehrbuch fiir Studierende und J~rztc. 8. Aufl. 2. - - Vergleichende Psychiatrie. Centralbl. f. Nervenheilk. u. Psych., Neue Folge, 15. - - Zur Entartungsfrage. Centralbl. f. Ncrvenheilk. u. Psych., Neue Folge, 19. Ri idin, Zur Paralysefrage in Algier. Allgem. Zeitsehr. f. Psych. 67. De xler , Uber die psychotischen Erkrankungen der Tiere. Monatsschr. f. Psych. 16. E nge, Die Behandlung der progressiven Paralyse. Zeitschr. f. d. ges. Neurol.

u. Psych. 4, Heft 6.