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Informationen für Patientinnen mit fortgeschrittenem oder rezidiviertem Brustkrebs Herausgeber: Interdisziplinäres Brustzentrum im Klinikum Kassel Die orale Chemotherapie als Behandlungsalternative

Die orale Chemotherapieals Behandlungsalternative · KathetersoderPorts(u.U.post-operativeSchmerzen). – InfektionenanderEinstichstelle o der sy tm ich I nf k , beiLangzeitkatheterngelegent-lichauftreten

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Informationen für Patientinnenmit fortgeschrittenemoder rezidiviertem Brustkrebs

Herausgeber: Interdisziplinäres Brustzentrum im Klinikum Kassel

Die orale Chemotherapie alsBehandlungsalternative

Vorwort

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Sehr verehrte Patientin,

wenn Sie von einer fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung betroffen sind,wo sich bereits Tochtergeschwülste gebildet haben, so kann in den meis-ten Fällen keine Operation mehr erfolgen. Einen weitaus besseren Erfolgverspricht hier eine Chemotherapie. In dieser Broschüre werden wir Ihnenin verständlicher Sprache erläutern, was eine Chemotherapie ist, wozusie dient, wie sie verabreicht wird, welche Nebenwirkungen auftreten kön-nen und wie man mit diesen umgeht.

Für Ihre Chemotherapie stehen eine Reihe hochwirksamer Medikamentebzw.Medikamentenkombinationen zur Verfügung. Ihr Arzt weiß ambesten, welche spezielle Chemotherapie für Sie am geeignetsten ist. Zuberücksichtigen ist dabei, welche biologischen Eigenschaften Ihr Tumorhat, wie weit und schnell er sich ausgebreitet hat, ob Sie früher bereitseine Chemotherapie erhalten haben und welche Medikamente dabeizum Einsatz kamen.Aber auch Ihr allgemeiner Gesundheitszustand, d.h.Ihre Fitness und eventuelle Begleitkrankheiten sind in die Überlegungenmit einzubeziehen. Trotzdem verbleibt in jedem einzelnen Krankheitsfall beider Auswahl der Krebsmedikamente ein gewisser Spielraum, und dabeisollte Ihr persönlicher Wunsch unbedingt Berücksichtigung finden.

Wir möchten Sie in der vorliegenden Broschüre über die Möglichkeit einer„oralen”Chemotherapie informieren; dabei können Sie eines oder alleMedikamente in Kapsel- bzw. Tablettenform einnehmen. Diese Art der Ver-abreichung hat für Sie eine Reihe von Vorteilen.Welche das sind, werdenwir genau erläutern, so dass Sie sich gut informiert für oder gegen eineorale Chemotherapie entscheiden können.

Ich wünsche Ihnen für Ihre bevorstehende Chemotherapie viel Erfolg.

Ihr Prof. Dr. Th. DimpflLeiter des Interdisziplinären Brustzentrums Klinikum Kassel

Interdisziplinäres Brustzentrum Klinikum KasselZertifiziert nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaftfür Senologie und der Deutschen KrebsgesellschaftMönchebergstr. 41-43, 34125 KasselTel.: 0561-980-3042, Fax.: 0561-980-6947

3 Vorwort

Inhalt

Inhaltsverzeichnis 4

1. Was ist und wozu dient eine 6Chemotherapie?

2. Wie wirkt eine Chemotherapie? 6

3. Wo kann eine Chemotherapie 8verabreicht werden?

4. Wie kann eine Chemotherapie 9verabreicht werden?4.1 Intravenöse Therapie 9

4.2 Orale Therapie 10

4.3 Lokale Chemotherapie 11

4.4 Andere Therapieformen 11

5. Welche Vorteile hat eine orale 12Chemotherapie?

6. Welche Medikamente stehen für eine 13orale Chemotherapie zur Verfügung?

6.1 Vinorelbin Weichkapsel 13

In welcher Situation können Vinorelbin Weichkapseln 13eingesetzt werden?

Was Sie über orales Vinorelbin wissen sollten 14

Wie läuft die Behandlung mit oralem Vinorelbin ab? 16

Wie ist die Wirksamkeit? 17

Welche Nebenwirkungen können 18unter oralem Vinorelbin auftreten?

6.2 Capecitabin 19

In welcher Situation kann Capecitabin 19eingesetzt werden?

Was Sie über Capecitabin wissen sollten 19

Wie läuft die Behandlung mit Capecitabin ab? 20

Welche Nebenwirkungen können 21unter Capecitabin auftreten?

7. Wie geht man mit den Nebenwirkungen 22der Chemotherapie um?7.1 Hemmung der Blutzellbildung 24

7.2 Übelkeit und Erbrechen 25

7.3 Durchfall 26

7.4 Verstopfung 26

7.5 Entzündung der Mundschleimhaut 27

7.6 Haarausfall 28

7.7 Hand-Fuß-Syndrom 29

7.8 Erschöpfung (Fatigue) 30

7.9 Sonstige Nebenwirkungen 30

8. Frequently asked questions – 31häufig gestellte Fragen

9. Erfahrungsberichte von Patientinnen 35

5 Inhaltsverzeichnis

Was ist und wozu dient eine Chemotherapie? 6

1. Was ist und wozudient eineChemotherapie?

Im allgemeinen Sinne bedeutet dasWort Chemotherapie „Behandlungmit einer chemischen Substanz bzw.einem auf chemischem Wege herge-stellten Medikament“. Dieses Medika-ment kann z. B. ein Antibiotikum sein,doch wird der Begriff Chemotherapieheute überwiegend für die Behand-lung von Krebserkrankungen mit sogenannten Zytostatika verwendet.Zytostatika sind Wirkstoffe, die Krebs-zellen in ihrem Wachstum und ihrerVermehrung hemmen. In Ihrer Krank-heitssituation soll die Chemotherapiedie Krebsherde in Ihrem Körper zumSchrumpfen bringen oder zumindestverhindern, dass sie größer werdenoder neue Krebsherde entstehen.Dies kann auch dazu beitragen, dasssich Ihre Krankheitsbeschwerdenbessern.

Der modernen Krebsmedizin (Onko-logie) steht für die Chemotherapieeine Vielzahl von Zytostatika zur Ver-fügung. Die einzelnen Substanzenunterscheiden sich in ihrer Wirkungs-weise und ihrer Wirkstärke gegenüberden verschiedenen Krebserkrankun-

gen: Manche sind besonders gut ge-gen Brustkrebs wirksam, andere ge-gen Lungenkrebs und wieder anderegegen Hodenkrebs oder Darmkrebsusw.. Außerdem gibt es zwischen denverfügbaren Zytostatika Unterschiedein der Art und Häufigkeit von Neben-wirkungen. Darauf wird später nochausführlich eingegangen.

2. Wie wirkt eineChemotherapie?

Um die Wirkungsweise der Chemo-therapie zu verstehen, muss man wis-sen, dass der gesamte menschlicheOrganismus aus Zellen aufgebaut ist.Diese mikroskopisch kleinen Bauele-mente unterscheiden sich von Organzu Organ in Form und Eigenschaften.Trotz dieser Unterschiede sind dieTätigkeiten von Drüsen-, Muskel-,Nerven-, Haut-, Knochen- und allenanderen Zellen im gesunden Orga-nismus perfekt aufeinander abge-stimmt. Auch beim Erwachsenen, beidem das Körperwachstum abge-schlossen ist, bilden sich ständigneue Körperzellen. Dies macht Sinn,denn alte, verbrauchte und verletzteZellen müssen immer wieder durchneue ersetzt werden. Diese normale

7 Wie wirkt eine Chemotherapie?

Zellneubildung erfolgt stets in geord-neter und geregelter Weise. Es wer-den gerade so viele neue Zellen ge-bildet, wie benötigt werden.Dagegenerfolgt die Zellvermehrung bei einerKrebserkrankung – einem so genann-ten bösartigen Tumor – hektisch undungeordnet. Die Krebszellen habensozusagen „vergessen“, dass sie sicheigentlich dem Wohl des Gesamtor-ganismus unterzuordnen hätten.Stattdessen vermehren sie sichschnell und ungehemmt, und derTumor wird dabei größer und größer.Oft lösen sich einzelne Krebszellenvom ursprünglichen Geschwulst abund wandern über die Blut- oderLymphgefäße an andere Stellen imKörper. Dort vermehren sie sich er-neut und bilden Metastasen (Toch-tergeschwülste). Viele der Beschwer-den und Krankheitserscheinungenbei Krebs entstehen dadurch, dassgroße örtliche Ansammlungen vonKrebszellen die normale Funktion derbetroffenen Organe beeinträchtigen.

Die Grundlage der Neubildung undVermehrung von Zellen – und zwarvon normalen Zellen wie von Krebs-zellen – ist die Zellteilung: Aus einereinzigen „alten“ Zelle entstehen durchTeilung zwei identische neue Zellen.Die Zellteilung ist ein äußerst komple-xer Vorgang, da sämtliche Bestand-teile der Ursprungszelle einschließlich

des genetischen Materials auch inden beiden Nachfolgezellen ent-halten sein müssen. Und bei der Zell-teilung setzt die Wirkung der Chemo-therapie an: Sie stoppt die unge-hemmte Vermehrung der Krebszellen,indem sie die Geschwindigkeit derZellteilung verringert oder den Tei-lungsvorgang gänzlich unterbindet.Bei diesem „chemischen Angriff“werden die Krebszellen oft so starkgeschädigt, dass sie anschließendzugrunde gehen. Die Folge ist, dassder Tumor schrumpft und im Idealfallvöllig verschwindet.

Wo kann eine Chemotherapie verabreicht werden? 8

3. Wo kann eineChemotherapieverabreichtwerden?

Prinzipiell kann Ihnen eine Chemo-therapie entweder� im Krankenhaus (stationär oderambulant),

� in einer onkologischen Praxis(ambulant) oder

� zu Hauseverabreicht werden. Die Entschei-dung hängt von vielen Faktoren abund muss von Ihrem Hausarzt oderbehandelnden Arzt unter Berücksich-tigung medizinischer und praktischerGesichtspunkte, aber auch in Abstim-mung mit Ihren Wünschen und Vor-lieben als Patientin getroffen werden.Zu diskutieren sind folgende Fragen:

� Welches Medikament bzw.welche Medikamente werdenmir verabreicht?– Wie häufig sind diese Medika-mente zu verabreichen?

– In welcher Weise werden dieseMedikamente verabreicht?

� Wie ist die ärztliche Versorgungs-situation vor Ort?– Wie weit muss ich insKrankenhaus fahren?

– Gibt es einen niedergelassenenOnkologen in meiner Nähe?

– Wer ist der Arzt meinesVertrauens?

� Welche Nebenwirkungen kanndie Chemotherapie hervorrufen?– Wie häufig müssen meineBlutwerte kontrolliert werden?

– Können bereits während oderkurz nach der VerabreichungNebenwirkungen auftreten,die sofort behandelt werdenmüssen?

� Wie ist mein allgemeiner Gesund-heitszustand?– Kann ich aufstehen und ggf.fahren oder gefahren werden?

– Wie eng muss ich während derChemotherapie überwachtwerden?

� Wo möchte ich selbst amliebsten behandelt werden?

9 Wie kann eine Chemotherapie verabreicht werden?

4. Wie kann eineChemotherapieverabreichtwerden?

4.1 Intravenöse Chemotherapie

Zumeist wird eine Chemotherapieintravenös verabreicht, d.h. dasZytostatikum wird über eine Vene indas Blut gespritzt (injiziert) oder lang-sam – tropfenweise – einlaufenge-lassen (infundiert). Die intravenöseVerabreichung ist eine „systemische“Therapieform, denn der Wirkstoff ge-langt mit dem Blutstrom in fast alleOrgane des Körpers und verteilt sichdort im Gewebe. Auf diese Weise wer-den auch jene Krebszellen erreicht,die sich vom Tumor in der Brust abge-löst und irgendwo im Körper festge-setzt haben.

Die intravenöse Verabreichung er-folgt entweder über eine so genan-nte „periphere“ Vene am Arm (z. B.Handrücken oder Unterarm) odereine tiefer gelegene und dickere„zentrale“ Vene (Zugang am Halsoder unterhalb des Schlüsselbeins).Die Verabreichung über eine Arm-vene eignet sich nur für kurze Infusio-nen von Zytostatika, die keine oder

nur eine geringe Reizwirkung auf dieVenenwände haben. Bei wiederhol-ten Infusionen kommt der periphereZugang nur dann in Betracht, wenn„gute“ Venen vorhanden sind, d.h.wenn die Gefäße leicht zu finden undausreichend groß und stabil sind.

In vielen Fällen werden daher Zyto-statika „zentralvenös“ infundiert. Dazuwird ein dünner, steriler Kunststoff-schlauch – ein so genannter Katheter– in eine zentrale Vene eingescho-ben. Er kann dort viele Tage bisWochen liegen bleiben und wieder-holte Male für die Verabreichung derChemotherapie benutzt werden,ohne dass erneut ein Venenzuganggeschaffen werden muss.

Eine dritte Möglichkeit der intraven-ösen Verabreichung sind so genann-te „Port-Systeme“. Diese bestehen auseiner kleinen, einer flachen Doseähnelnden Metallkammer, die miteinem Katheter verbunden ist. In der

Wie kann eine Chemotherapie verabreicht werden? 10

Oberseite der Port-Kammer befindetsich eine durchstechbare Silikon-membran. Mit einem kleinen operati-ven Eingriff wird die Port-Kammerdirekt unter die Haut implantiert undder Katheter fest in einer Vene veran-kert. Auch solche Portsysteme kön-nen lange Zeit an ihrem Ort verblei-ben. Möglich ist eine Platzierung anOber- oder Unterarm, Brust oderBauchbereich. Jedes Mal, wenn einZytostatikum zu verabreichen ist, wirdeine spezielle Nadel durch die Hautund die darunter liegendeSilikonmembran gestochen und dieMedikamentenlösung in die Port-Kammer injiziert oder infundiert; vondort läuft die Lösung dann über denKatheter in die Vene.

Für alle intravenösen Therapieformengilt, dass bei der Verabreichungstrengste Hygienemaßnahmen ein-gehalten werden müssen, denn aufkeinen Fall dürfen Krankheitskeime in

den Blutstrom gelangen; dies könntezu schwersten Infektionen bis hin zurBlutvergiftung (Sepsis) führen. Außer-dem muss bei der Injektion oder Infu-sion unbedingt ein Kontakt von Hautoder Schleimhäuten mit der Zytosta-tikalösung vermieden werden; vieledieser Medikamente haben nämlicheine starke lokale Reizwirkung.

4.2 Orale Chemotherapie

Manche Zytostatika können in Formvon Tabletten oder Kapseln einge-nommen werden; man spricht in die-sem Fall von einer „oralen Chemo-therapie“. Auch diese Verabrei-chungsform ist „systemisch“, denndas Krebsmedikament gelangt wiebei der intravenösen Therapie in fastalle Körpergewebe. Es verteilt sichdort und erreicht schließlich auch dieKrebszellen. Der Weg des Zytostati-kums zum Tumor verläuft nur etwaslangsamer und komplizierter als beider intravenösen Infusion. Nach demSchlucken durchwandern die Kap-seln oder Tabletten zunächst denMagen und lösen sich dort oder an-schließend im Darm auf. Erst dannkann der Wirkstoff von der Darmwandaufgenommen und an das Blut wei-tergegeben werden. Der Übertritt desZytostatikums aus dem Darm in dasBlut – die Mediziner nennen diesen

11 Wie kann eine Chemotherapie verabreicht werden?

Vorgang „Resorption“ – ist ein kriti-scher Schritt bei der oralen Chemo-therapie, denn die Darmwand ist nurfür wenige Zytostatika ausreichenddurchlässig. Jene Medikamente aber,die nach der oralen Einnahme zuver-lässig in das Blut gelangen, stelleneine echte Bereicherung für die Be-handlung von Krebserkrankungendar. Welche Vorteile oral verabreich-bare Zytostatika bieten und welchedieser Medikamente heute in der The-rapie des fortgeschrittenen Brustkreb-ses eingesetzt werden, können Sie inden Kapiteln 5 und 6 nachlesen.

4.3 Lokale Chemotherapie

Bei Hautmetastasen, z. B. wenn sichTumorknötchen an der Operations-narbe gebildet haben, kann eineLösung mit einem speziellen Zytosta-tikum (Miltex®) lokal aufgetragenwerden. Man spricht auch von einer„topischen Therapie“ (von dem grie-chischen Wort topos für Ort). Der Wirk-stoff dringt allerdings nicht weit in dieTiefe ein, so dass auch bei Hautme-tastasen zumeist zusätzlich eine intra-venöse oder orale Chemotherapieverabreicht wird, die systemisch wirkt(bei der also der Wirkstoff alle wichti-gen Gewebe im Inneren des Körperserreicht).

4.4 Andere Formen derChemotherapie

Grundsätzlich können Zytostatikaauch auf andere Art und Weise an-gewendet werden, doch kommendiese Anwendungsformen bei Brust-krebs kaum in Betracht:

� Die Infusion von Zytostatika übereine Arterie (intraarteriell).Hierbei wird der Wirkstoff gezielt inein von Metastasen befallenesOrgan oder einen Körperabschnittgeleitet, der von der betreffendenArterie mit Blut versorgt wird.

� Die Injektion unter die Haut(subkutan) oder in einen Muskel(intramuskulär).Dies kommt bei den meistenZytostatika nicht in Frage, weil siedas Gewebe am Injektionsortschädigen würden.

� Die Injektion in eine Körperhöhle,z. B. die Bauchhöhle oder denSpalt zwischen Rippen- undLungenfell, wenn sich dort Metas-tasen befinden.

Meist wird in solchen Fällen einesystemische Chemotherapiebevorzugt.

Welche Vorteile hat eine orale Chemotherapie? 12

5. Welche Vorteilehat eine oraleChemotherapie?

� Die orale Verabreichung machteinen intravenösen Zugang(Kanüle, Katheter oder Port) unddie strengen Hygienemaßnah-men bei der Injektion bzw. Infu-sion überflüssig. Sie können dasKrebsmedikament stattdessenbequem zu Hause einnehmen.

� Die Häufigkeit von Arzt- bzw.Klinikbesuchen lässt sich durchdie orale Chemotherapie auf einMindestmaß reduzieren: Sie ge-winnen Zeit, ersparen sich Stressund Fahrtkosten und können einnormaleres Leben führen. Im all-gemeinen entstehen Ihnen alsauch dem Gesundheitssystemweniger Kosten.

� Durch die orale Einnahme kön-nen Sie eine Reihe möglicherUnannehmlichkeiten und Neben-wirkungen der intravenösenTherapie vermeiden:– Schmerzen durch Injektionsna-deln oder beim Legen einesKatheters oder Ports (u. U. post-operative Schmerzen).

– Infektionen an der Einstichstelleoder systemische Infektionen, diebei Langzeitkathetern gelegent-lich auftreten.

– Lokale Venenreizungen.– Schmerzhafte lokale Schwellun-gen und Gewebsschädigungen,wenn eine Injektionsnadel verse-hentlich die Gefäßwand durch-bohrt und das Zytostatikum indas umgebende Gewebe läuft.

� Mit der Entscheidung zur oralenChemotherapie übernehmen Siemehr Eigenverantwortung für dieBehandlung Ihrer Krebserkran-kung. Dies kann sich positiv auf IhrSelbstwertgefühl, Ihr psychischesBefinden und den weiteren VerlaufIhrer Krankheit auswirken.

Sie sollten sich durch das Angeboteiner oralen Chemotherapie abernicht unter Druck gesetzt fühlen.Vielleicht möchten Sie ja die Verant-wortung für die Therapie ganz IhremArzt überlassen, weil Sie sich unsicheroder mit der regelmäßigen Einnah-me dieser stark wirksamen Medika-mente überfordert fühlen. Für dieseEntscheidung hat Ihr Arzt volles Ver-ständnis, und er wird mit Ihnen be-sprechen, was für eine intravenöseChemotherapie für Sie am vorteil-haftesten ist.

13 Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung?

6. Welche Medika-mente stehenfür eine oraleChemotherapiezur Verfügung?

Bei der Entwicklung oral einnehm-barer Zytostatika wird besonderssorgfältig auf eine gute Wirksamkeitund Verträglichkeit geachtet. Krebsist eine so ernsthafte Erkrankung, dassdem Patienten stets die wirksamsteverfügbare Therapie angeboten wer-den sollte, die er angesichts seinesaktuellen Gesundheitszustandes nochvertragen kann. Weder der behan-delnde Arzt noch der betroffenePatient würden eine Therapie akzep-tieren, die zwar einfach und bequemzu verabreichen ist, aber deutlichweniger wirksam oder erheblichschlechter verträglich ist als eine ver-gleichbare intravenöse Chemothera-pie.

Bei den meisten Zytostatika kommteine Verabreichung in Tabletten- oderKapselform nicht in Betracht, da sieden Magen-Darm-Trakt zu sehr reizenbzw. schädigen würden oder nicht inausreichender Menge aus demDarm in das Blut übergehen. Wiederandere Zytostatika werden bei oraler

Verabreichung chemisch so verän-dert, dass sie nicht mehr genügendwirksam sind.

In Ihrer Krankheitssituation stehenderzeit zwei oral verabreichbare Zy-tostatika zur Verfügung, die keineWirkungsnachteile gegenüber intra-venösen Therapiealternativen aufwei-sen. Dies sind: orales Vinorelbin inWeichkapselform und Capecitabinals Filmtablette. Für beide Medika-mente werden die Kosten von Ihrergesetzlichen oder privaten Kranken-versicherung getragen.

6.1 Vinorelbin Weichkapsel

In welcher Situation könnenVinorelbin Weichkapseln eingesetztwerden?

Eine Behandlung mit diesem Wirkstoffalleine (eine so genannte Monothe-rapie) kommt für Sie in Betracht,wenn eine frühere Chemotherapiemit einem Zytostatikum aus derGruppe der Anthrazykline (Doxoru-bicin oder Epirubicin) bei Ihnen zukeinem dauerhaften Erfolg geführthat. Diese frühere Behandlung kön-nen Sie entweder kurz vor oder nachIhrer Brustkrebsoperation erhaltenhaben, unter Umständen aber auch

Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung? 14

zur Behandlung eines nicht operier-baren Brustkrebses oder nachdemder Brustkrebs nach der Operationbei Ihnen erneut aufgetreten ist.

Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen,ob die Voraussetzungen für eineChemotherapie mit oralem Vinorel-bin vorliegen.

Was Sie über orales Vinorelbinwissen sollten

Der Grundstoff für die pharmazeuti-sche Herstellung dieses Zytostatikumswird aus den Blättern einer tropischenPflanze gewonnen (Madagaskar-Immergrün).Vinorelbin hemmt dasKrebswachstum, indem es in die ent-scheidende Phase der Zellteilung –die Verteilung des genetischenMaterials der Ausgangszelle auf diebeiden Tochterzellen – eingreift. DieKrebszellen bleiben unter der Wirkungvon Vinorelbin gleichsam mitten imTeilungsvorgang stecken und gehenletztendlich zugrunde.

Wie bereits erwähnt, ist es bei eineroralen Chemotherapie ganz wichtig,dass ausreichende Mengen desZytostatikums in das Blut gelangen,um dort ihre Wirkung gegen denKrebs verrichten zu können.Pharmakologen – das sind speziali-sierte Ärzte, die untersuchen, was mit

Medikamenten im Organismus ge-schieht – beschäftigen sich einge-hend mit diesem Thema. Bei oralemVinorelbin fanden Sie heraus, dassvon jeder Weichkapsel im Durch-schnitt etwas mehr als 40% der darinenthaltenen Menge an Vinorelbin indas Blut übergehen.

Madagaskar-Immergrün

15 Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung?

Um die gleiche Wirkstoffmenge imBlut zu erreichen wie nach der intra-venösen Infusion von Vinorelbin – beider der Wirkstoff ja direkt in das Bluteingeleitet wird – muss also die21/2fache Menge an Vinorelbin inForm der Kapseln eingenommenwerden.

Alles Vinorelbin, was nach Einnahmeder Weichkapseln nicht im Blut auf-taucht, wird entweder schon vorhervom Stoffwechsel abgebaut oderunverändert mit dem Stuhl ausge-schieden und kann daher keineunerwünschten Wirkungen im Körperverursachen.

Orales Vinorelbin hat noch zweiEigenschaften, die für die Wirksamkeitder Behandlung sehr wichtig sind:

� Wird die verabreichte Dosis vonoralem Vinorelbin gesteigert,erhöht sich in gleichem Maße dieWirkstoffmenge im Blut und damitdie Wirkung gegen den Krebs.

� Welche Menge an Vinorelbin imBlut erscheint, ist unabhängigdavon, ob Sie vor oder nach derEinnahme der Kapseln eine Mahl-zeit zu sich nehmen.

Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung? 16

Wie läuft die Behandlungmit oralem Vinorelbin ab?

� Das Medikament wird einmal proWoche eingenommen. Die Behand-lung wird so lange fortgeführt, wieIhre Krebserkrankung auf das Medi-kament anspricht oder bis Neben-wirkungen auftreten, die Sie oderIhr Arzt als nicht mehr tragbar ein-schätzen.

� Von dem Medikament gibt esWeichkapseln zu 20 mg und 30 mg,die sich anhand von Form, Farbeund Aufdruck unterscheiden lassen.Wie viele Kapseln Sie jedes Malvon der einen und anderen Sorteeinnehmen müssen, teilt Ihnen IhrArzt mit. Die Kapseln nehmen Sieam besten nach einer leichtenMahlzeit unzerkaut mit einem GlasWasser ein. Schlucken Sie die Kap-seln bitte sofort herunter (nichtlutschen!). Achtung: Haben Sie ver-sehentlich eine Kapsel zerbissenoder gelutscht, spülen sie bitteanschließend den Mund mit vielWasser aus. Beschädigte Kapselnnehmen Sie bitte nicht ein, sonderngeben Sie sie Ihrem Arzt zurück.Ein Kontakt des Kapselinhalts mit

der Haut sollte vermieden werden;kommt es dennoch zum Hautkon-takt, sollte die betreffende Stellegründlich mit Wasser abgespültwerden.

� Zu Beginn der Behandlung (min-destens während der ersten 6 Wo-chen) muss Ihnen der Arzt vor Ein-nahme der Kapseln eine geringeMenge Blut abnehmen, um dieAuswirkungen der Behandlung aufdie Blutzellen zu überprüfen (sieheKapitel 7).

� Während der ersten drei Wochender Behandlung beträgt die wö-chentliche Dosis 60 mg/m2. Kommtes während dieser Zeit zu keinerschwerwiegenden Störung derBlutbildung, wird die Dosis in dennächsten 3 Wochen unter fortge-setzten Blutkontrollen auf 80 mg/m2 gesteigert. Vertragen Sie auchdie höhere Dosis, so wird dieseDosis beibehalten, sofern nicht zueinem späteren Zeitpunkt Neben-wirkungen auftreten, die eine Ver-ringerung der Dosis ratsam er-scheinen lassen.

� Vinorelbin Weichkapseln könnenÜbelkeit auslösen. Sollten Sie sichnach Einnahme der Kapselnübergeben müssen, dürfen Sie die

17 Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung?

gleiche Dosis nicht anschließendnoch einmal einnehmen! Der Wirk-stoff geht nämlich so schnell insBlut über, dass in diesem Fall dieGefahr schwerer Nebenwirkungenaufgrund einer Überdosierungbestünde. Setzen Sie vielmehr dieBehandlung in der nächstenWoche vorschriftsgemäß fort.

Wie ist die Wirksamkeit?

Das Zytostatikum hat sich bereits seitvielen Jahren in der intravenösenVerabreichungsform in der Behand-lung von fortgeschrittenem Lungen-und Brustkrebs bewährt. Es zeichnetesich dabei durch ein besonders gün-stiges Verhältnis von therapeutischerWirkung und Verträglichkeit aus. Dieswar auch der Grund, weshalb vondiesem Medikament eine orale Ver-abreichungsform entwickelt wurde.

In einer pharmakokinetischen klini-schen Studie erhielten Tumorpatien-ten nach dem Zufallsprinzip entwedereine Behandlung mit Weichkapselnoder als intravenöse Verabreichungs-form. Dieses Prinzip der zufälligenZuteilung einer Behandlung gilt in dermedizinischen Wissenschaft als einebesonders zuverlässige und objektiveMethode zum Wirkungsvergleich

zweier Behandlungen. In dieser Stu-die zeigten sich keinerlei Wirkungs-unterschiede zwischen der oralenund intravenösen Chemotherapie.

Neuere Studien haben zudem ge-zeigt, dass sich orales Vinorelbinproblemlos mit intravenös zu verab-reichenden Zytostatika zu einer hoch-wirksamen Kombinations-Chemo-therapie verbinden lässt.Eine weitere Neuentwicklung mitersten vielversprechenden Ergebnis-sen ist die ausschließlich orale Kom-binations-Chemotherapie mit oralemVinorelbin und Capecitabin.Auf das Capecitabin wird im Kapitel6.2 ausführlich eingegangen.

Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung? 18

Welche Nebenwirkungen könnenunter oralem Vinorelbin auftreten?

� Wie bei den meisten Zytostatikabesteht auch hier die wichtigsteNebenwirkung in einer vorüber-gehenden Störung der Blutbil-dung im Knochenmark.

Von dieser Nebenwirkung bemer-ken Sie meist nichts, Ihr Arzt kannaber bei der regelmäßigen Unter-suchung Ihres Blutes die entspre-chenden Veränderungen feststel-len. Eine verringerte Zahl vonweißen Blutzellen (den so genann-ten „neutrophilen Granulozyten“oder kurz Neutrophilen) führt zueiner erhöhten Infektionsanfällig-keit. Eine verringerte Zahl von rotenBlutkörperchen bezeichnet manauch als Blutarmut (Anämie), undeine verringerte Zahl von Blutplätt-chen (Thrombozyten) beeinträch-tigt die Blutgerinnung. Alle dieseVeränderungen treten nur vorüber-gehend auf.

� Nebenwirkungen am Magen-Darm-Trakt sind zwar häufig, abernoch nicht einmal bei jeder zehn-ten Patientin von ernsthafter Natur:– Verstopfung– Übelkeit und Erbrechen– Durchfall– Appetitlosigkeit– Entzündungen der Schleimhautvon Mund, Rachen oderSpeiseröhre

� Bei etwa jeder dritten bis viertenPatientin kommt es zu einem leich-ten bis mäßigen Haarausfall.

� Eher selten und von leichtererNatur sind Beschwerden undAusfälle von Seiten des Nerven-systems:– Empfindungsstörungen– Muskelschwäche

Was der Arzt und Sie selbst tun kön-nen, wenn gefährliche oder belasten-de Nebenwirkungen auftreten, wirdausführlich im Kapitel 7 beschrieben.

19 Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung?

6.2 Capecitabin

In welcher Situation kannCapecitabin eingesetzt werden?

� Eine orale Behandlung mitCapecitabin alleine (Monothera-pie) kommt für Sie in Betracht,– wenn Sie zuvor bereits eineChemotherapie mit einemZytostatikum aus der Gruppe derAnthrazykline (Doxorubicin oderEpirubicin) und einem Zytostati-kum aus der Gruppe der Taxane(Docetaxel oder Paclitaxel) er-halten haben oder

– wenn eine Chemotherapie miteinem Anthrazyklin nicht fortge-führt werden kann (z. B. wegenNebenwirkungen).

� Haben Sie bereits eine Chemo-therapie hinter sich, die einAnthrazyklin, aber noch kein Taxanenthalten hat, können Sie einekombinierte Chemotherapie mitCapecitabin und dem intravenöszu verabreichenden ZytostatikumDocetaxel aus der Wirkstoffgruppeder Taxane erhalten.

Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen, obdie Voraussetzungen für eine Behand-lung mit diesem Wirkstoff bei Ihnenvorliegen.

Was Sie über Capecitabinwissen sollten

Die Substanz geht nach Ihrer Ein-nahme in Tablettenform schnell undumfassend vom Darm ins Blut überund wird anschließend in der Leberund anderen Körpergeweben – vorallem aber im Krebsgewebe selbst –in das eigentlich wirksame Zytostati-kum 5-Fluorouracil umgewandelt.5-Fluorouracil als solches wird in derKrebstherapie seit langer Zeit ein-gesetzt, muss aber als intravenöseInfusion verabreicht werden.Capecitabin ist also gleichsam ein„oral verabreichbares 5-Fluorouracil”.

Nach heutigem Wissensstand verhin-dert 5-Fluorouracil den regelgerech-ten Aufbau der genetischen Informa-tion in den sich teilenden Zellen undführt dadurch zum Absterben derZellen. Da sich Krebszellen besondersschnell teilen, ist die Wirkung von5-Fluorouracil auf das Krebsgewebebesonders stark.

Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung? 20

Wie läuft die Behandlungmit Capecitabin ab?

� Es gibt Tabletten zu 150 und 500 mg.Sie nehmen morgens und abendseine Dosis von jeweils 1250 mg/m2

ein. Ihr Arzt sagt Ihnen genau, wieviele Tabletten der einen undanderen Sorte Sie jedes Mal ein-nehmen müssen.

� Schlucken Sie die Tabletten inner-halb von 30 Minuten nach einerleichten Mahlzeit mit Wasser her-unter.

� Die Capecitabin Tabletten nehmenSie zweimal täglich für die Dauervon 14 Tagen ein. In der drittenWoche nehmen Sie kein Capeci-tabin, dann folgen wieder 2 Wo-chen mit Tabletten und eine Wocheohne Tabletten. In dieser Weise wirddie Behandlung mit Capecitabin solange fortgeführt, wie ein günstigerEinfluss auf Ihre Brustkrebserkran-kung nachweisbar ist.

� Sollte der Arzt Ihnen eine Kombina-tionstherapie mit Capecitabin undDocetaxel verordnet haben, dannerhalten Sie Docetaxel als intra-venöse Infusion einmal alle 3 Wo-chen und zwar jeweils am 1. Tagder zweiwöchigen Behandlungs-abschnitte mit Capecitabin.

� Auch während der oralen Chemo-therapie mit Capecitabin könnengelegentlich Nebenwirkungen auf-treten. Wie sich diese äußern,erfahren Sie weiter unten. Wennsich diese Nebenwirkungen durchgeeignete Behandlungsmaßnah-men nicht bessern lassen oder siewiederholt auftreten, dann kannes erforderlich sein, die Einnahmeder Tabletten für einige Tage zuunterbrechen oder die Dosis vonCapecitabin dauerhaft zu verrin-gern. Wenn Sie einige Dosen vonCapecitabin ausgelassen haben,dürfen Sie diese nicht zu einemspäteren Zeitpunkt nachholen!Stattdessen halten Sie sich weiter-hin an die zu Therapiebeginn fest-gelegte 14-tägige Einnahmeperio-de mit anschließender 1-wöchigerBehandlungspause.

21 Welche Medikamente stehen für eine orale Chemotherapie zur Verfügung?

Welche Nebenwirkungen könnenunter Capecitabin auftreten?

� Häufigste Nebenwirkung vonCapecitabin ist eine Hautverän-derung, die als Hand-Fuß-Syndrombezeichnet wird. Es ist die einzigeNebenwirkung, die mit Capecita-bin häufiger auftritt als mit intrave-nös verabreichtem 5-Fluorouracil.Leichtere Beschwerden wie Taub-heitsgefühl oder Missempfindun-gen bis hin zu schmerzhaftenSchwellungen und Rötung anHandflächen und Fußsohlen kön-nen bei jedem zweiten Patientenauftreten; deutlich seltener sindaber schwere Zustände mit Blasen-und Geschwürsbildung und hefti-gen Schmerzen.

� Nebenwirkungen von Seiten desMagen-Darm-Trakts kommenebenfalls recht häufig vor, sindaber meist bei weniger als 10% derPatienten stark ausgeprägt:– Durchfall– Übelkeit und Erbrechen– Entzündung derMundschleimhaut

– Verstopfung– Bauchschmerzen

� Abgeschlagenheit, Müdigkeit undSchwächegefühl (Fatigue) könnenbei knapp einem Viertel der Pa-tienten auftreten, zumeist in leichte-ren Formen.

� Haarausfall ist sehr selten,Nebenwirkungen am blutbilden-den System sind selten.

Unter der Behandlung mit Capecita-bin können schwere Nebenwirkun-gen vermehrt auftreten, wenn dieFunktion der Nieren beeinträchtigtist oder das Lebensalter 60 Jahreüberschreitet. Die Ergebnisse einerneueren Studie zeigen allerdings,dass bei älteren Patientinnen dieDosis von Capecitabin auf zweimaltäglich 850 mg/m2 verringert werdenkann, ohne dass die Wirkung nach-lässt.

Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um? 22

7. Wie geht manmit den Neben-wirkungen derChemotherapieum?

Zytostatika unterscheiden nicht zwi-schen gesunden Zellen und Krebs-zellen. Sie sind so wirksam gegenKrebszellen, weil diese sich besondersrasch teilen und vermehren. EineChemotherapie kann daher uner-wünschte Wirkungen an anderenOrganen haben, in denen es einenbeständigen, schnellen Nachschuban Zellen gibt. Das gilt grundsätzlichfür die orale ebenso wie für die in-travenöse Chemotherapie. Betroffensein können das Knochenmark (Stö-rungen der Blutbildung), die Schleim-häute des Verdauungstrakts (Entzün-dungen von Mund, Magen, Darm;Übelkeit und Erbrechen; Durchfall,Verstopfung), die Geschlechtsorgane(bei der Frau Menstruationsstörungenund Hitzewallungen), die Haarwurzeln(Haarausfall) und andere Organeund Gewebe wie z. B. die Nervenfa-sern (Missempfindungen, Muskel-schwäche).

Es gibt aber auch Beschwerden, beidenen sich ganz schwer beurteilenlässt, ob sie auf die Chemotherapieoder die Krebserkrankung selbstzurückzuführen sind. So klagen bei-spielsweise viele Krebspatientenauch ohne Chemotherapie überKraftlosigkeit, Müdigkeit und Appetit-mangel.

Grundsätzlich sollten SieFolgendes beachten:

� Welche Art von Nebenwirkungenmit welcher Häufigkeit undSchwere zu erwarten sind, hängt inerster Linie von dem Zytostatikumab, das Sie erhalten.

� Beim einzelnen Patienten tretennicht alle Nebenwirkungen auf, dieunter der Behandlung mit einemMedikament jemals beobachtetwurden.

� Der Schweregrad einer Neben-wirkung kann von Patient zu Patientganz unterschiedlich sein.

� In vielen Fällen treten Nebenwir-kungen nur vorübergehend auf;sie klingen nach einer zeitweisenUnterbrechung der Behandlungoder nach einer Verringerung derDosis wieder ab.

23 Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um?

� Für viele Nebenwirkungen gibt esMedikamente, die die Beschwer-den lindern, und manche Neben-wirkungen lassen sich durch dievorsorgliche Einnahme geeigneterGegenmittel ganz oder weitge-hend verhindern.

� Auch Sie selbst können aktiv eineMenge dazu beitragen, um IhreBeschwerden zu lindern oder bes-ser damit umgehen zu können.

� Viele Patienten haben währendder Chemotherapie keine dauer-haften Probleme. Treten dennochNebenwirkungen auf, wird Ihr Arztmit Ihnen besprechen, wie weiterzu verfahren ist.

Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um? 24

7.1 Hemmung derBlutzellbildung

� Die wichtigste Auswirkung der Che-motherapie auf die Blutbildungbesteht in einer Verminderung derZahl weißer Blutkörperchen. DieseStörung wird auch als Neutropeniebezeichnet. Da die weißen Blutzel-len eine wichtige Rolle bei derImmunabwehr von Krankheitser-regern spielen, ist während einerNeutropenie das Risiko von Infek-tionen erhöht. Findet Ihr Arzt bei derBlutuntersuchung heraus, dass beiIhnen eine starke Neutropenie be-steht (unmittelbare Beschwerdenverursacht diese Blutbildungsstö-rung nicht), dann sind besondereVorsichtsmaßnahmen geboten:– Meiden Sie engen Kontakt miterkälteten oder kranken Men-schen, aber auch mit Haustieren.Meiden Sie Menschenansamm-lungen.

– Achten Sie auf sorgfältige Körper-hygiene (z. B. regelmäßigesHändewaschen).

– Vermeiden Sie offene Haut- undSchleimhautverletzungen (Vor-sicht beim Umgang mit Messern,Nadeln, Rasierern, Nagelscherenusw.; verwenden Sie eine extraweiche Zahnbürste, um dasZahnfleisch nicht zu verletzen;behandeln Sie ggf.Verletzungensofort mit einer antiseptischenSalbe oder Lösung).

– Pflegen Sie trockene und rissigeHaut mit einem Hautöl oder einerHautcreme.

– Tragen Sie bei schmutzigen Ar-beiten in Haushalt und Garten(auch im Umgang mit Topf-pflanzen) stets Schutzhandschu-he.

– Achten Sie sorgfältig auf jedesZeichen einer beginnenden In-fektion wie Fieber, Schüttelfrost,Halsschmerzen, Husten, geröteteoder druckschmerzhafte Körper-stellen, Bauchschmerzen,Schmerzen oder Brennen beimWasserlassen, Ausfluss aus derScheide. Je früher eine Infektionentdeckt wird, um so wirkungs-voller kann sie behandeltwerden!

25 Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um?

� Bei einer stark verringerten Zahlvon roten Blutkörperchen (Blut-armut oder Anämie) hilft oft eineBehandlung mit einem die Blutbil-dung anregenden Hormon(Erythropoetin); bei Bedarf kannder Blutmangel durch eine Trans-fusion roter Blutkörperchen aus-geglichen werden.

� Ein Mangel an Blutplättchen(Thrombozytopenie) kann zu einerverstärkten Blutungsneigung füh-ren. Auch dieser Mangelzustandkann in schweren Fällen durchdie Transfusion von Blutplättchen-Konzentraten behoben werden.

7.2 Übelkeit und Erbrechen

Übelkeit und Erbrechen zählen zuden von den Patienten am meistengefürchteten Nebenwirkungen einerChemotherapie. Es gibt allerdingswirksame Medikamente zur Unter-drückung des Brechreizes, die so ge-nannten Antiemetika.

� Wenden Sie sich an Ihren Arzt,wenn Sie an sehr starker Übelkeitleiden oder wenn Sie länger alseinen Tag ständig erbrechenmüssen. Sie erhalten dann eingeeignetes Medikament, das Sie

gegebenenfalls auch vorsorglicheinnehmen können, um die Be-schwerden erst gar nicht aufkom-men zu lassen. Bei unzureichenderWirksamkeit kann das Medikamentgewechselt werden.

� Sie können sich auch durch bestimmte Verhaltensweisen Erleich-terung verschaffen:– Nehmen Sie mehrere kleine stattüppiger Mahlzeiten zu sich.

– Meiden Sie sehr süße, gebrateneund fette Speisen sowie intensiveEssens- oder andere lästigeGerüche.

– Essen Sie langsam und kauen Siegründlich, um die Verdauung zuerleichtern.

– Setzen Sie sich nach dem Essenfür ca. 2 Stunden entspanntin einen Sessel (nicht flach hin-legen).

– Wenn Ihnen übel ist, lenken Siesich ab (Gespräche, Musikhören, fernsehen usw.).

– Manchmal bringen auch eiskal-te, klare Getränke (Tee, Apfelsaftusw.) Erleichterung bei Übelkeit.

Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um? 26

7.3 Durchfall

� Haben Sie länger als einen TagDurchfall oder sind die Durchfällevon Bauchschmerzen oder -krämp-fen begleitet, wenden Sie sich bitteumgehend an Ihren Arzt. Er kannIhnen ein geeignetes Medikamentverschreiben.

� Beachten Sie bei Durchfall folgen-de Ernährungsregeln:– Nehmen Sie häufiger kleineMengen an ballaststoffarmer,leicht verdaulicher Kost zu sich(z. B. keine Vollkornprodukte).

– Meiden Sie Gebratenes, Fettesund scharf Gewürztes.

– Meiden Sie Kaffee, schwarzenTee, Alkohol und Süßigkeiten,eventuell auch Milchprodukte,falls diese Ihren Durchfall ver-stärken.

– Trinken Sie viel, um die Flüssig-keitsverluste auszugleichen, undnehmen Sie ausreichend Kaliumzu sich (z. B. Bananen, Orangen,Aprikosen oder Aprikosennektar,Nüsse).

7.4 Verstopfung

� Leiden Sie während der Chemo-therapie unter Verstopfung, kanndas auf die Behandlung zurückzu-führen sein, möglicherweise aberauch auf mangelnde Bewegung,Ernährungsfehler oder bestimmteSchmerzmedikamente, die Sie be-kommen. Wenn Sie 2-3 Tage kei-nen Stuhlgang hatten, dann teilenSie das Ihrem Arzt bitte mit. Er kannIhnen ein geeignetes Abführmittelverschreiben.

� Außerdem können folgende Maß-nahmen den Stuhlgang anregen:– Trinken Sie viel, vor allem warmeoder heiße Getränke.

– Achten Sie auf eine ballaststoff-reiche Kost (Vollkornprodukte,viel frisches Obst und Gemüse,Trockenfrüchte, Leinsamen,Nüsse).

– Versuchen Sie, häufiger spazie-renzugehen oder an einem ge-eigneten Bewegungsprogrammteilzunehmen.

– Manchmal hilft auch eine Wärm-flasche auf dem Bauch odereine leichte Bauchmassage.

27 Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um?

7.5 Entzündung derMundschleimhaut

Eine Chemotherapie kann schmerz-hafte Entzündungen der Schleimhautvon Mund, Rachen und Zahnfleischauslösen. Diese im Fachjargon alsStomatitis oder Mukositis bezeichne-te Nebenwirkung kann nicht nur dieNahrungsaufnahme erschweren, eskönnen über die geschädigte Schleim-haut auch vermehrt Krankheitskeimein den Körper eindringen.Vor allemwenn einen Mangel an weißen Blut-körperchen auftritt, wenn also dieImmunabwehr des Körpers ge-schwächt ist, können schwere Infek-tionen die Folge sein.

� Um Infektionen zu vermeiden, sindbesondere Vorsichtsmaßnahmenerforderlich:– Suchen Sie vor Behandlungsbe-ginn einen Zahnarzt auf, derAblagerungen auf den Zähnenentfernt, eventuelle Infektions-herde (Abszesse, Karies) beseitigtund gegebenenfalls dafür sorgt,dass Ihre Prothese keine Druck-stellen hervorruft.

– Achten Sie auf sorgfältige Zahn-hygiene. Putzen Sie die Zähnenach jeder Mahlzeit; verwendenSie dabei eine sehr weiche Zahn-bürste, die keine zusätzlichen

Schleimhautreizungen oder Ver-letzungen hervorruft.

– Spülen Sie den Mund regelmä-ßig mit einer milden antisepti-schen oder antibiotikahaltigenLösung; fragen Sie Ihren Arzt oderZahnarzt, welches Präparat sicham besten eignet.

� Bei schmerzhafter Stomatitis kannein schmerzlinderndes Gel auf dieentzündeten Schleimhautpartienaufgetragen werden; bei Bedarfkann Ihnen Ihr Arzt auch einSchmerzmittel verschreiben.

� Haben Sie Schluckbeschwerdenbzw. behindert Sie die Mund-schleimhautentzündung beimEssen, sollten Sie bevorzugt flüssigebzw. breiförmige Nahrung zu sichnehmen; vermeiden Sie trockene,krümelnde, klebrige, heiße, saureoder reizende Speisen.

Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um? 28

7.6 Haarausfall

� Beide besprochenen oralen Zyto-statika können bei länger dauern-der Behandlung sehr selten zueiner Ausdünnung des Kopfhaarsführen; zu einem vollständigenHaarausfall kommt es in der Regelnicht. Das verbleibende Haar wirdjedoch matt, spröde und trocken,so dass es besonderer Pflege undAufmerksamkeit bedarf:– Verwenden Sie ein mildes Sham-poo und zum Kämmen eineweiche Bürste.

– Lassen Sie das Haar währenddieser Zeit nicht färben oder miteiner Dauerwelle behandeln.

– Legen Sie sich einen kurzenHaarschnitt zu, dann fällt dasdünne Haar weniger auf.

– Tragen Sie bei starker Sonne eineKopfbedeckung.

– Bei stärkerem Haarausfall könnenSie sich eine Perücke verschrei-ben lassen.

29 Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um?

7.7 Hand-Fuß-Syndrom

Die häufigste Nebenwirkung untereiner Therapie mit Capecitabin istdas so genannte Hand-Fuß-Syndrom.Die Beschwerden entwickeln sichmeist nach einigen Wochen der Be-handlung und können sich innerhalbvon 3-4 Tagen von leichten Missemp-findungen, meist einem Kribbeln, zubrennenden Schmerzen mit einersymmetrischen Schwellung und Rö-tung von Handflächen und Fußsohlenverstärken. Das Hand-Fuß-Syndromkann, vor allem wenn Blasen- undGeschwürsbildung hinzukommen,sehr belastend sein und bei dentäglichen Routineverrichtungen be-hindern.

� Durch folgende Maßnahmenkönnen Sie unter Umständen ver-hindern, dass ein Hand-Fuß-Syn-drom auftritt oder sich verschlim-mert:– Meiden Sie allzu heißes Wasserbeim Baden, Händewaschenusw..

– Meiden Sie eine starke mechani-sche Belastung von Handflächenund Fußsohlen (Joggen, Hand-arbeit, intensives Waschen undReiben).

– Kühlen Sie die Haut mit Kälte-packungen oder kühlen Bädern,sobald Sie eine beginnende Rö-tung von Handflächen oderFußsohlen bemerken.

– Eventuell hilft auch eine Fettcre-me oder eine Harnstoff-Salbe.

� Sprechen Sie Ihren Arzt unbedingtdarauf an, wenn sich bei Ihnen einHand-Fuß-Syndrom entwickelt.Denn:– das Beschwerdebild bessert sichin der Regel rasch, wenn dieChemotherapie mit Capecitabinfür einige Tage unterbrochenoder die Dosis reduziert wird.Weder die kurzzeitige Therapie-unterbrechung noch die Dosis-reduktion gefährdet den Erfolgder Krebsbehandlung!

– Falls die Beschwerden nach derTherapiepause erneut auftreten,kann die Behandlung mit einergeringeren Dosis von Capecita-bin fortgeführt werden.

Wie geht man mit den Nebenwirkungen der Chemotherapie um? 30

7.8 Erschöpfung (Fatigue)

Viele Krebspatienten leiden untereiner lähmenden Müdigkeit, Energie-und Kraftlosigkeit, die in der medizini-schen Fachsprache als Fatigue(sprich: fatieg) oder Erschöpfungs-Syndrom bezeichnet wird. Die Fatiguewird durch eine Chemotherapie oftverstärkt, wobei in einigen Fällen einetherapiebedingte Blutarmut (Anämie)eine Rolle spielen kann.

� Wenn Ihr Arzt bei Ihnen eine aus-geprägte Anämie feststellt, solltediese medikamentös (Erythro-poetin) oder durch die Transfusionroter Blutkörperchen korrigiertwerden.

� Im Gegensatz zur Müdigkeit beigesunden Personen führt ausrei-chender Schlaf bei der Tumor-Fatigue nicht zu einer grundlegen-den Besserung. Auch die früheroft ausgesprochene Empfehlung,längere Ruhephasen einzuhaltenund die körperliche Aktivität zu re-duzieren, scheint die Fatigue ehernoch zu verstärken. Heute emp-fiehlt man den Patienten deshalbkörperliche Betätigung und einindividuell dosiertes Fitnesstrainingunter medizinischer Kontrolle. Fra-gen Sie Ihren Arzt, wo in Ihrer Nähesolche Kurse angeboten werden!

7.9 Sonstige Nebenwirkungen

Im vorliegenden Kapitel wurden nurdie typischen und häufigsten Neben-wirkungen besprochen, die bei einerChemotherapie mit oralem Vinorel-bin oder Capecitabin auftreten kön-nen. Wenden Sie sich deshalb sofortan Ihren Arzt, wenn Sie andere kör-perliche Veränderungen bei sichbemerken oder Beschwerden einset-zen oder sich verstärken. Ihr Arzt kanndann entsprechende Untersuchun-gen vornehmen, um die Ursacheabzuklären und geeignete Behand-lungsmaßnahmen einzuleiten.

?31 Frequent asked questions – häufig gestellte Fragen

8. Frequently asked questions – häufig gestellte Fragen

Selbst bei einem sehr guten Aufklä -rungs gespräch bleiben zwangsläufignoch einige Fragen offen, vor allemdann, wenn man zur Ruhe kommtund noch einmal das Gespräch aufsich wirken lässt. Dieser Abschnitt versucht Ihnen aufeinige Fragen, die vielleicht auch siesich stellen, Antworten zu präsentie-ren. Im folgenden finden Sie hier typi-sche Fragen aus der Praxis, welchevon Patientinnen die bereits mit eineroralen Chemotherapie behandeltworden waren, in Arztgesprächenöfters gefragt worden sind.

1) Kann man die Tabletten genau-so dosieren wie die intravenöse Verbreichungsform ?

Bei der intravenösen Verabreichunggelangt der Wirkstoff direkt und voll-ständig ins Blut. Bei einer Tabletten -gabe wird ein Teil des Wirkstoffesdurch die verschiedenen Schritte desStoffwechsels bereits abgebaut undausgeschieden, bevor er ins Blut ge -langt. Durch den vorzeitigen Abbauund die Ausscheidung werden Tablet -ten daher höher dosiert, damit diegleiche Wirkstoffmenge wie bei einerintravenösen Gabe ins Blut gelangenkann. Dieser Anteil läßt sich berech-nen (man spricht von Bioverfügbar -keit). Sowohl bei Capecitabin alsauch bei Vinorelbin ist diese Biover -fügbarkeit konstant. Somit lassen sich die Tablet ten genauso exaktdosieren, wie eine intravenösenVerabreichungsform.

Frequent asked questions – häufig gestellte Fragen 32

2) Mit welchen Begleiter schei nun -gen/Nebenwirkungen habe ich unter oralem Vinorelbin oder Capecitabin zu rechnen? Werden bei der Kombination der beiden die Nebenwirkungenverstärkt?

Vinorelbin ist eine gut verträglicheChemotherapie, die zu ca. 95 % kei-nen Haarausfall bewirkt. Mit einerWahrscheinlichkeit von über 80 % istnicht mit Übelkeit zu rechnen. An Ne -benwirkung kann eine sogenanntePolyneuropathie auftreten. Dabeihandelt es sich um eine Beeinträch -tigung der langen Nervenbahnen,die sich in Form von Kribbeln, Taub -heitsgefühl oder Missempfindungender Fingerspitzen und Zehen bemerk-bar macht. Im weiteren Verlauf nachBeendigung der Therapie sind dieseVeränderungen bei der Mehrzahl derPatientinnen teilweise oder vollstän-dig rückläufig. Die Ausprägung hängtjedoch von der gegebenen Gesamt -dosis von Vinorelbin ab. Die Nerven -schädigung kann auch im Bauch -bereich auftreten. In diesem Fall kannauch eine hartnäckige Verstopfungdie Folge sein, die im schlimmstenFall zu einem Darmverschluss führenkann. Deshalb sollte auf einen regel-mäßigen Stuhlgang geachtet wer-den, und, falls nötig, sollten auch

stuhl regulierende Maßnahmen ergrif-fen werden. Nach dem Absetzen istdie Problematik meist reversibel.

Weil der Wirkstoff vorwiegend erst inder Krebszelle in die tumorhemmen-de Substanz umgewandelt wird, wirktdas Capecitabin gezielter als andereSub stanzen. Die Therapie mit Cape-cit abin ist im allgemeinen gut ver-träglich. Eine typische Nebenwirkung,die unter dieser Therapie auftretenkann, ist das sogenannte Hand-Fuß-Syndrom. Das sind Rötungen, Krib -beln, Schwel lungen und oder auchSchmerzen der Handflächen undFußsohlen. Hier sollten Sie Hände und Füße re -gelmäßig mit fett-und dexpanthenol-haltigen Cremes oder z. B. mit Melk -fett eincremen. Dieses Eincremen soll-ten Sie auch vorbeugend vor einemerneuten Behandlungszyklus vorneh-men. Falls die Beschwerden dennochschlimmer werden oder beispiels-weise auch Brennen und Schmerzen auftreten, müssen wir die Dosis desMedi kamentes reduzieren bzw. eineTherapiepause einlegen, was denBehandlungserfolg nicht mindert.

33 Frequent asked questions – häufig gestellte Fragen

3) Gibt es Nebenwirkungen, die speziell durch die orale Chemo -therapie entstehen? (Magenkomplikationen?)

Übelkeit und Erbrechen treten leiderbei den meisten eingesetzten Zyto -statika als Begleiterscheinun gen/Ne ben wirkungen auf. Diese werdendurch die orale Gabe aber nicht ver-stärkt. In manchen Fällen können Sie sogardurch die Einnahme eines kleinenSnacks vor dem Schlucken der Kap -seln die Übelkeit abschwächen. IhrArzt kann ihnen aber auch bei auftre-tendem Brechreiz Medikamente ver-schreiben, mit denen die Übelkeitrelativ schnell abgemildert oder ganzbeseitig werden kann. Eine prophy-laktische (also vorsorgliche) Verabrei -chung eines solchen Medikamentskann daraufhin empfohlen werden.

4) Ich will unter keinen Umständen meine Haare verlieren. Muss ich bei einer Therapie mit Vinorelbin/Capecitabin mit Haar ausfall rechnen?

Im Vergleich zu anderen Chemo -therapien ist es sehr unwahrschein-lich, dass Capecitabin oderVinorelbin als Monotherapie oderauch als Kom bi na tionstherapie zumHaar ausfall führen. In einigen weni-gen Fällen wurde ein sehr milderHaar ausfall beobachtet.

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5) Sie haben mir Capecitabin und orales Vinorelbin verschrieben. Da beide Medikamente in Kapseln/Tabletten genommen werden, muss ich dann denn immer noch jedes Mal in die onkologische Praxis oder kann ich diese auch Zuhause schlucken?

Nein. Es besteht keine Notwendigkeiteines Krankenhausaufenthaltes odereines Praxisbesuchs am Tage derVerabreichung. Sie können die Ta -blet ten und Kapseln zu Hause zu sichnehmen oder auch während sieunterwegs, z. B. während eines Kurz -urlaubes sind. Es ist allerdings wichtig,dies in enger Absprache mit Ihremonkologischen Arzt zu besprechen. Eine notwendige Blutkontrolle kann z. B. in ihrem Umfeld durch ihrenHaus arzt geschehen.

6) Wie lange wird die Therapie mit Vinorelbin und Capecitabin durchgeführt?

Die Therapie wird in der Regel fort-geführt, bis ein Voranschreiten derKrank heit ablesbar ist. Wenn zwi-schenzeitlich ein gutes Ansprechenerreicht wurde, kann evtl. eine Pauseeingelegt werden.

35 Erfahrungsberichte von Patientinnen

9. Erfahrungsberichte von Patientinnen

Erfahrungsbericht 1, von S.C.P., Ravensburg

Chemotherapie zuhause und anderswo

Nachdem mich entgegen aller gün-stiger Prognosen doch ein Rezidivereilt hatte und lokal therapiertwurde, stellte sich heraus, dass dieseunzureichend war und eine systemi-sche Maßnahme dringend erforder-lich wurde. Für mich nahm der Horror kein Ende,trotzdem sammelte ich alle Käfte undmauserte mich dank der Fortbildung„Diplompatientin von Mamazone“ zurgut informierten mündigen Patientin.So holte ich mir gleich mehrereMeinungen und Therapievorschlägeverschiedener Richtungen ein undentschied mich dann, als endlichauch mein HER2-Status abgeklärt war,für eine kombinierte Therapie mitVinorelbin und Herceptin. Diese ver-sprach keine heftigen Nebenwirkun -gen, welche ich auch, noch ge -schwächt von den Strapazen derAmputation und Bestrahlung, in mei-ner Situation als Single nicht durchge-standen hätte. Besonders interessantwar für mich im Rahmen einer Studie

Erfahrungsberichte von Patientinnen 36

diese Therapie zu durchlaufen. Diesehatte die Fragestellung, ob Vinorelbinoral verabreicht gleich gut wirkt wieintravenös.So suchte ich alle drei Wochen dieKlinik auf, wo ich jeweils für die näch-sten zwei Wochen meine Tüte mit denVinorelbin Weichkapseln in die Handge drückt bekam. Freitags war dannimmer mein privater „Chemotag“,beim ersten Mal etwas nervös gab esdas Medikament nach einem kräfti-genden Mittagessen daheim .Da nach passierte nichts wirklich un -an genehmes und so wurde ich im -mer mutiger mit der mir überantwor-teten Art und Weise der Einnahme.Abgesehen von Durchfällen undeiner Leukopenie vertrug ich dasMedikament gut. Auch auf Besuchs -reisen begleiteten mich die Kapsel -schächtelchen. Der Umgang damitwurde für mich immer selbstverständ-licher, die Kapseln hatten sich in mei-nen Alltag einzufügen und nicht ichmeinen Alltag ihnen unterzuordnen.So waren sie auch einmal im Cafemit dabei. Den Ober bat ich um eineSchere um die „Hochsicherheitstrakt -verpackung“ öffnen zu können undschon waren die Kapseln zwischenLatte macchiato und Obstkuchenverschwunden.

Ein andermal fand die Einnahme imHörsaal des Klinikums während eineronkologischen Patiententagung inder Pause auch wieder mit Cafe undKuchen statt. Diese unterschiedlichen Umge bun -gen lenkten mich ab, ließen michauch gar nicht ängstlich danach hor-chen, ob mir es mir nun schlecht wirdoder nicht, sondern ich beschäftigtemich mit meinen Themen.Nach acht Zyklen und einer dank derStudie engmaschigen Kontrolldiag -nostik kam der erlösende Befund derkompletten Remission. Ich war sehrdankbar für dieses Ergebnis, das ichauch als Zusammenspiel von Me -dika menten und allen begleitendenMaßnahmen empfand. Danachhatte ich das Gefühl, aus der Unter -welt wieder einmal entlassen wordenzu sein und habe eine leere Schach -tel Vinorelbin noch für eine Weile andie Pinwand gespießt.

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Erfahrungsbericht 2, Patientin aus Erfurt

«Die zweite Chance...»

Nachdem ich erfahren habe, dasseine Chemotherapie unausweichlichist, war ich erst ziemlich niederge-schlagen.Nachdem ich dies verdaut habe, dis-kutierten mein Arzt und ich gemein-sam verschiedene Optionen mit Vor-und Nachteilen. Die Beratung mit ihmwar auch noch aus heutiger Sicht imVergleich zu anderen Arzt-Patienten -gesprächen wirklich sehr positiv. Ineinigen Patientenrunden habe icherfahren, dass viele Ärzte einfach nureine Therapie vorschlagen und kei-nem eine Wahl lassen.Patientenwünsche spielten hier wohleine untergeordnete Rolle.Mir war am wichtigsten, dass meineHaare nicht ausfallen sollten. MeinArzt informierte mich hier umfassendund teilte mir mit, dass durch einegeeignete Wahl an Zytostatika derHaarausfall eventuell nicht so starkeintritt.Letztendlich wurde mir dann eineVinorelbin Monotherapie verschrie-ben. Ich kann mich noch gut anmeine erste Infusion erinnern. Einezugepackte Ambulanz, ein Stuhlneben dem anderen, Kopftuch,Glatze, Kopftuch,... Ich war fertig mit

der Welt. Die Lebensqualität sank vonWoche zu Woche. Ich verlor deutlichan Gewicht. Die Therapie stellte ichmir anders vor.Ich sprach mit meinem Arzt überdiese Belastung, jede Woche in dieKlinik zu müssen, um eine Infusionvon 10 min. zu bekommen.

Überraschend teilte er mir dann mit,dass es dieses Medikament auch alsTablette gibt. Hierzu müsste ich nichtjede Woche in die Klinik. Erst hatte ichAngst, weil ja die Tabletten im Magenverdaut werden und da dann viel-leicht zusätzliche Nebenwirkungenentstehen. Er meinte, dass man diesdurch einige Vorsichtsmaßnahmengut in den Griff bekommen könnte.Ich stimmte der Umstellung also zu.Die Blutbildkontrollen ließ ich bei mei-nem Hausarzt machen, die Tablettenschluckte ich meistens daheim in derfrüh. Ich musste nicht mehr mit Pa -tienten irgendwelche Chemostühleteilen, in leere, verzweifelte Gesichterblicken, erfahren, wer welches Rezidivhat, welche Medikamente er/sieschon durch hat oder aber auch fest-stellen, dass einige nicht mehr zuihrer Chemoprozedur gekommensind. Das war für mich äußerst postiv.Die eigentliche Chemoprozedur warsomit in einer Minute erledigt. DieNebenwirkungen aber leider nicht.Übelkeit und die Leukopenie waren

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bei mir ausschlaggebend. Manch -mal auch noch Durchfall. Gegen dieÜbelkeit bekam ich ein leichtes Anti -emetikum, gegen die Leukopeniemusste ich mir daheim Wachstums -faktoren in bestimmten Abständenspritzen.

Fazit ist aber, dass es jetzt schon 3 Jahre lang her ist und mir geht esgut. Der Tumor ist zurückgegangenund man kann ihn nicht mehr nach-weisen. Ich hoffe, ich habe ihn be -siegt. Danke an alle, die mich unter-stützt haben, mein Arzt, meine Familieund meine Freunde.

Herzliche Grüße aus Erfurt.

Erfahrungsbericht 3, von I. Rösch, Fritzlar

Hiermit möchte ich über meineKrank heiten berichten. Ich bin Jahr -gang 1947. Im Jahre 1989 wurde miraufgrund eines Brustkrebs die rechteBrust amputiert. Ich bekam wedereine Chemotherapie noch eine Be -strahlung, da man mir mitgeteilt hat,das ich geheilt bin und da nie wiederetwas kommen kann.In 2003 ging es aber wieder los, 3 Tu more in der linken Brust und anbeiden Ovaren faustgroße Tumore.Zusätzlich Metastasen am gesamtenSkelett. Daraufhin bekam ich 12 maleine Chemotherapie mit Taxol ver -ordnet. Ein Jahr später bildeten sich wiederTumore, diesmal auf der rechtenBrust seite, später am gesamten Kör -per im Fettgewebe. Daraufhin bekamich das Medikament orales Vinorel -bin verordnet, für die Dauer von 8 Wo -chen. Seit 6 Wochen nehme ich jetztdie Vinorelbin Weichkapseln und vertrage sie sehr gut und fühle michwohl damit. Im Oktober 2006 stehtwieder eine große Untersuchung an.

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Erfahrungsbericht 4,Patientin aus Hannover

Meine Erfahrungen mit derChemotherapie:

Im März 2001 wurde im Alter von 88 Jahren bei mir ein hühnereigroßerTumor in meiner linken Brust festge-stellt. Mit Ultraschall hat man zudemauch noch Lebermetastasen dia -gnos tiziert, zum Glück aber keine wei-teren. Mein Allgemeinzustand ist trotzmeines Alters noch recht gut; auf derKarnofsky-Skala ein Wert von 90, wasauch immer das heißt. Als erstes bekam ich Arimidex. ImNovember verschlechterte sich meinZustand Ich musste ins Krankenhaus,weil ich Blut erbrochen hatte. DieDiagnose lautete Magenausgangs -stenose. Danach wuchs mein Tumorweiter und es begann eine Hautme -tastasierung. Aus diesem Grundwurde die Behandlung im Februar2004 auf Aromasin und Miltex lokalumgestellt. Da sich an meiner Hautnichts änderte, bekam ich das Miltexab April nicht mehr.

Wegen meines hohen Alters war eineChemothera pie für mich bisher nichtangedacht Da sich aber mein Zu -stand weiter verschlechterte, bekamich ab Oktober 2004 Capecitabin. Capecitabin habe ich sehr gut ver-tragen und mir geht es den Umstän -den entsprechend gut. Mein Enkelarbeitet in einer onkologischen Praxisund steht mir daher immer mit Ratbei Seite. Er hat mich vor allem dar-auf aufmerksam gemacht, dass ichbesonders auf meine Hände undFüße achten soll wegen diesem Syn drom. Bis jetzt ist aber alles in Ord -nung, der Tumor ist ziemlich zurück-gegangen.

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Erfahrungsbericht 5,von Frau S., Tübingen

Dem Krebs kontra bieten – das hörtsich für mich wie eine Kampfansagean; ich möchte lieber sagen: Krebs –mein Begleiter, mal aggressiv undmassiv, mal still.

Im Oktober 2002 entdeckte ich einenKnoten in der rechten Brust. Nach -dem ich jahrelang keine Vorsorgehabe machen lassen, war ich auf al -les gefasst. Was ich als Laie auf demUltraschall sah, hatte große Ähnlich-keit mit den Bildern, die in der Pressevon Anastacia veröffentlicht wordenwaren. Diagnostiziert wurde späterein invasiv-ductales Mamma-Ca mitÖstrogenrezeptorstatus ne gativ. Ichhabe alles gefasst aufgenommen –lediglich beim Heraus gehen aus derPraxis habe ich laut geschrieen:„Sch.... Krebs“. Dies war aber wie einBefreiungsschlag für mich. Jetzt nachvorne schauen. Ich war mit einerAblatio einverstanden und habe diesbis heute nicht bereut und ich fühlemich wohl mit der Prothese. Ich hatteein gutes Gefühl, dass die gesamterechte Brust „entsorgt“ wurde, zudemauch noch Lymphknoten befallenwaren. Im KKH Sinsheim bei Dr. Schumacherhabe ich mich wohl gefühlt und erhat mich behutsam auf die weitere

Behandlung vorbereitet, die so ge -nannte Sandwichbehandlung: 3 x Chemo, 30 Bestrahlungen, 3 xChemo. Dies hatte eine so genannteElefantenhand über Wochen zur Fol -ge. Daraufhin wurde ein Port gelegt,was mit Verklebungen in der Schultereinherging. Die Infusionen dauertenimmer fünf Stunden. Ein Schock warder Haarausfall, schlimmer als dieDiagnose. Mir wurde bewusst, dassnicht ich meinen Körper im Griffhatte, sondern er mich. Nach undnach habe ich die Chemo an mirund an anderen Patienten gerochen.Eine Erholung waren die Bestrah lun -gen. Fröhlich ging ich hin zu meinerSonnenbank mit Musik. Mit derPerücke konnte ich mich auch an -freunden, Tücher habe ich nie ge -tragen. So trat ich im Juni 2003 dieAn schlussheilbehandlung in derNordseeklinik Sylt an. Vorträge, Ernäh -rungsberatung und die anderen An -wendungen taten mir gut und ichfühlte mich auch gut. Da ich an dieSelbstheilungskräfte und die Einheitvon Körper, Geist und Seele glaube,habe ich Thai Chi und Reiki ange -fangen. Die Haare wuchsen auchwieder und im August 2004 nacheiner weiteren Reha in Badenweilerim Schwarzwald hatte ich richtig Lustwieder zu arbeiten und war wiederfür eine Werbeagentur tätig. ZumJahreswechsel 2004/2005 war ich

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auf Sri Lanka. Trotz des Tsunami konn-te man die Tage der Ayurveda-Kurge nießen. Am 2.1. kam ich vomStrand spaziergang und hatte linkssei-tig in Armen und Beinen sowie amHals ein Taubheitsgefühl. Ein Neurolo -ge vermutete Polyneuropathie durchdie Chemo. Die Beschwerden nah-men immer mehr zu und im März2005 wurde ein MRT durchgeführt mitdem Ergebnis Hirnmetastase ampons cerebi, inoperabel. Sofort habeich an der Uni Heidelberg eine Ganz -kopfbestrahlung in 20 Sitzungendurch führen lassen. Diesmal hat mirder Haarausfall nichts ausgemacht,mit jeder Menge Käppchen passendzur Kleidung fand ich mich chic. Eineerneute Kur im Mai 2005 in Scheid -egg/Allgäu hat mir, was den Be we -gungsapparat angeht, sehr geholfen.Nach einem Wohnungswechsel zumeiner Tochter bin ich in Tübingenbei einem Onkologen gelandet. SeitAugust 2005 werde ich mit Zometa fürden Knochenaufbau sowie Cape -cita bin therapiert. Bei der Nachunter -suchung im Dezember 2005 war derTumor im Kopf restlos verschwunden,was im Juli noch nicht der Fall war.Ich neh me die Dosis von täglich4.150 mg verteilt auf fünf Tablettenmorgens und vier Tabletten abends,zwei Wo chen lang und dann eineWoche Pause. Sie sind im Großenund Ganzen verträglich und von der

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Größe und Beschaffenheit gut einzu-nehmen. Der Nutzen ist größer alsunerwünschte Nebenwirkungen. Ichkann gut damit leben. Natürlich istnicht alles eitel Sonnenschein. Nurdurch gute Pflege mit Cremes undÖlen kann ich eine trockene Hautverhindern. Als weiteres hält sich derAppetit in Grenzen. Wie ein Spatzkann ich nur Miniportionen essen,obwohl Hungergefühl vorhanden ist.Kleine Mahlzeiten acht bis zehn Malam Tag, Obst, Gemüse, Joghurt, Sa -late, Suppen. Mit Fleisch und Fischkomme ich im Gegensatz zu frühernicht mehr klar. Es passiert auch, dassich etwas kaufe und es dann nichtesse und in den Mülleimer werfe.Aber dies ist auch eine Sache desKopfes. In Gesellschaft zu essen istbesser als allein. Also esse ich mitFreunden nach Lust und Laune ohneauf Kalorien zu schauen.

Ich fühle mich trotz der vermutlichbleibenden Beweglichkeitsein schrän -kung wohl, habe zu keiner Zeit unterDepressionen gelitten, bin jetzt etwasschneller müde als sonst und wohlauch sensibler gegenüber mir undmeinen Mitmenschen geworden. Ichgenieße ein Leben glücklicherweiseohne finanzielle Probleme und dieneun „Capecitabin-Bonbons“ am Tagsind für mich okay. Bisher hat dieKranken versicherung die Kostenanstandslos übernommen. Die Haaresind nachgewachsen, ich schauepositiv in die Zukunft.

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Sehr geehrte Patientinnen,

sollten auch Sie daran interessiertsein, Ihren Erfahrungsbericht mit einer oralen Chemotherapie in einerweiteren Auflage dieser Broschüreveröffentlichen zu lassen, so könnensie diesen gerne an mich zusenden,mit folgendem Vermerk:

Klinikum Kassel Interdisziplinäres Brustzentrum Prof. Dr. Th. Dimpfl Stichwort "Erfahrungsbericht" Mönchebergstrasse 41-43 34125 Kassel