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5Juli/August 2017 Sonderheft Kunst für die Grundschule
SonderheftKunst
Die Natur einmal anders betrachtet
Lollipop-BäumeGregor Kibala/Andrea Zitzmann Bäume und Blumen sind wiederkehrende Motive in den Kunstwerken von Kindern. Auch beim Künstler Friedensreich Hundertwasser kommen sie immer wieder vor – in ungewohnten Formen. Aus-gehend von einer Werksbetrachtung entwickeln die Schülerinnen und Schüler großformatige Werke, mit denen sich das Klassenzimmer und das Schulhaus schmücken lassen. Geeignet für die Jahrgangsstufen 2 bis 4.
775 Park745 Dingsdas wachsen in geliebten Gärten825 Die Bäume sind die Blumen des Guten725 Das Dingsda wächst im Blumentopf
Gemeinsam mit den Kindern kann man eine Auswahl betrachten und erkunden. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich frei zu den Kunstwerken zu äußern, bevor man »ins Detail« geht, also die Blumen und Bäume analysiert.Die Vorgehensweise für diese Erkundungsphase lässt sich ganz unterschiedlich gestalten. Beispielsweise können die Kinder in Kleingruppen jeweils ein anderes Bild betrachten. Mit Arbeitsaufträgen sollte die
Bäume und Blumen als KunstmotivJeder kennt Bilder von Kindern, auf denen idyllische Szenen zu sehen sind: eine Wiese, ein Haus, das Kind selbst im Mittelpunkt, dazu andere Menschen und Tiere, und natürlich auch Bäume und Blumen in frontaler Ansicht. Kinder verarbeiten bestimmte Motive immer wieder in ihren eigenen kreativen Arbeiten. Dabei fällt auf, dass die Blumen und Bäume sehr oft nach bestimmten Schemata erstellt werden. Auf den einen oder anderen Kunstlehrer wirken sie geradezu unkreativ und einheitlich, wie nach Anleitung erstellt.
Kreativität weckenEine ganz andere Perspektive auf Bäume und Blumen eröffnet das Werk Friedensreich Hundertwassers. Die Pflanzen erinnern an Lollipops. Sie haben einen schmalen, oft schwarzen Stängel oder Stamm. Darauf sitzt eine Blüte/Krone aus konzentrischen »Rundformen« (es sind keine akkuraten Kreise oder Ovale), die unterschiedlich gefärbt sind. Mal sind diese in einem Farbton gehalten, mal kunterbunt. Ihr ungewöhnliches Aussehen erweckt das Interesse des Betrachters.Durch die Auseinandersetzung mit diesen Kunstwerken lässt sich mit Schülerinnen und Schülern ein neuer Blick auf Bäume und Blumen entwickeln. Die Bilder laden dazu ein, gewohnte Sichtweisen und Schemata abzulegen und die bildnerische Kreativität zu fördern.
Betrachtung einer WerkauswahlDie »LollipopPflanzen« finden sich in vielen Bildern von Hundertwasser wieder, zum Beispiel in diesen:
Autoren
Andrea Zitzmann
Gregor Kibala
Grundschule an der
Berner Straße, München
Die Materialien zu diesem BeitragM 1 BetrachtungsauftragM 2 Steckbrief für ein
Hundertwasserhaus
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Abb. 1: Hundertwasser
6 Sonderheft Kunst für die Grundschule Juli/August 2017
SonderheftKunst
Aufmerksamkeit auf die Pflanzen in den Bildern gelenkt werden (M 1):Kannst du die Pflanzen im Bild entdecken?Sehen die Pflanzen anders aus als in echt? Woran erinnern sie dich?Welche Farben haben die Pflanzen?Als Experten für das Bild ihrer Gruppe können die Kinder nun ihren Mitschülern ihre Ergebnisse präsentieren.Man kann aber auch mehrere Bilder gemeinsam mit der Klasse betrachten. Wichtig ist auch dann, im Unterrichtsgespräch die ungewöhnlichen Blumen und Bäume, ihre Farben und ihre Formen herauszu arbeiten.
Erarbeitung der GestaltungsmerkmaleIn einem zweiten Schritt werden gemeinsam Gestaltungsmerkmale für das eigene kreative Schaffen erarbeitet. Sowohl enger als auch weiter gefasste Vorgaben bezüglich der Farbwahl für die Stängel und Stämme oder die Blüten und Kronen sind denkbar. Wir haben uns dazu entschieden, uns für die Stämme und Stängel auf Schwarz zu beschränken. Die Kronen und Blüten sollten eine ovalrundliche Form haben und aus konzentrischen Ringen bestehen. Bezüglich der Farbwahl haben wir es den Kindern überlassen, zwischen »bunten Blüten« oder Kronen in ähnlichen Farbtönen zu wählen. Wenn die Klasse sich bereits mit Farblehre auseinandergesetzt hat, lassen sich auch solche Kenntnisse hervorragend bei der Farbwahl anwenden und reflektieren.
Die GestaltungsphaseJe nachdem, wie viel Zeit man der Unterrichtseinheit einräumen möchte, lässt sich die Gestaltungsphase in verschiedenen Sozialformen umsetzen. Ob Gruppen, Partner oder Einzelarbeit: Viele Herangehensweisen sind denkbar. Allgemein empfehlen wir, großformatig zu arbeiten. So werden die fertigen Arbeiten im Klassenzimmer, an Fenstern und Türen im Schulhaus gut wahrnehmbar.Für die Gestaltung brauchen die Kinder folgendes Material:Fotokarton für Stämme und Stängel (schwarz)weißes Tonpapier in A2Format für die Kronen und BlütenWasserfarben, breite Borstenpinselschwarze Wachsmalkreide
gelber BuntstiftFotokleberDer eigentliche Kern der Arbeit ist die Herstellung der Blüten und Kronen. Mit einem gelben Buntstift fahren die Kinder »Ovale und Kreise« um einen ebenso gelb markierten Mittelpunkt. Der Vorteil des Gelbstiftes ist, dass man seine Konturen – im Gegensatz zu denen des Bleistiftes – nach dem Färben nicht mehr sieht. Die Ringe sollten so breit sein, dass man sie mit einem dicken Borstenpinsel ausmalen kann.
Der obere Pflanzenteil wird an der letzten Kontur ausgeschnitten. Im Anschluss werden die einzelnen Ringe mit den gewünschten Wasserfarben ausgemalt. Danach kann man ihre Konturen mit einem schwarzen Wachsmaler nachspuren. Dieser Schritt sollte nach der Arbeit mit Wasserfarben erfolgen. So können kleinere »Unsauberkeiten«, die beim Ausmalen entstanden sind, ausgebessert und in das Gesamtkunstwerk integriert werden. Als Vorbild dient uns wieder Hundertwasser – auch hier findet man nur selten exakte Formen.Zuletzt muss nur noch der Stamm bzw. Stängel hergestellt werden. Die Kinder schneiden dazu einen Streifen vom Fotokarton aus. Mit Fotokleber kann man den oberen Teil der Pflanze unauffällig fixieren.
Abb. 2: Ringe können nach außen hin an Form »verlieren«
7Juli/August 2017 Sonderheft Kunst für die Grundschule
SonderheftKunst
Abschluss Im Rahmen eines kommunikativen Kunstunterrichts bietet es sich an, den Kindern Raum zu geben, sich über ihre Arbeit auszutauschen. Dabei können sie sowohl auf Schwierigkeiten eingehen als auch die Arbeiten wertschätzen, die ihnen besonders gefallen.Mit den großformatigen Bäumen und Blumen lässt sich im Anschluss daran das Klassenzimmer oder das Schulhaus
schmücken. Auch als (jahres)zeitloser Fensterschmuck erfreuen sie sich großer Beliebtheit.
Weiterführende IdeenPflanzen und Bäume spielen auch in der Architektur Hundertwassers eine Rolle. Ausgehend von der Betrachtung eines seiner Gebäude kann man mit den Kindern der Frage nachgehen: Wie verbindet Hundertwasser Gebäude und Natur? Das Hundertwasserhaus Bad Soden versucht beispielsweise eindrucksvoll, Haus und Baum miteinander verschmelzen zu lassen. Auch andere seiner Gebäude stellen Bäume und Pflanzen in den Vordergrund, zum Beispiel die Waldspirale in Darmstadt. Die Kinder können weiterführend selbstständig recherchieren: Wie sehen Häuser von Hundertwasser aus? Wie erweckt er seine Häuser »zum Leben«? Warum hat Friedensreich Hundertwasser solche Häuser gebaut? Mit Material M 2 erstellen die Schülerinnen und Schüler einen Steckbrief über ihr LieblingsHundertwasserhaus. Je nach technischer Ausstattung können die Recherchen an SchülerPCs oder zu Hause vorgenommen werden. Im Anschluss daran können eigene »Traumhäuser« entworfen werden.
Abb. 3: Platzierung des Stamms seitlich des Mittelpunkts
Abb. 4: Transparenteffekt bei Sonnenschein
Weiterführende Information:
Hundertwasser wurde zu Be-
ginn seiner künstlerischen Tä-
tigkeit zu diesen Baumformen
inspiriert über die Werke von
Walter Kampmann. In dessen
Werken faszinierten ihn die
Bäume mit durchsichtiger Aura,
die er als »Seelenbäume« emp-
fand, die tief von innen her
leuchteten. Hundertwasser
schuf ausgehend von diesem
Vorbild »Seelenbäume« in in-
tensiver Farbigkeit.
Hundertwasser Archiv
Hundertwasser war überzeugt,
dass jeder Mensch kreativ sein
kann, und er forderte und pos-
tulierte die individuelle, freie
und selbständige Kreativität je-
des Einzelnen, wobei er sich ve-
hement gegen das Nachah-
men, das Plagiieren, das
Verwerten fremden geistigen
Eigentums wandte. Es gelte,
die freie unverbildete Kreativi-
tät der Kinder zu erhalten: »Un-
ser wahrer Analphabetismus ist
nicht die Unfähigkeit, lesen
und schreiben zu können, son-
dern die Unfähigkeit, kreativ
tätig zu sein. Die Kinder haben
ein viel größeres schöpferisches
Wissen, bis sie durch Erziehung,
Uniformierung und Konventio-
nen ihre Seele verlieren.«
Hundertwasser Archiv
8 Sonderheft Kunst für die Grundschule Juli/August 2017
SonderheftKunst
M1Sonderheft Kunst
Schülerarbeit: Farbspiele durch Unterteilungen
Schülerarbeit in besonders auffälliger Form
Schülerbeispiele in leuchtenden Farben
Betrachtungsauftrag
Bilder von Friedensreich Hundertwasser
1) Betrachte das Bild etwa zwei Minuten lang. Sei dabei ganz leise.
2) Erzähle deinen Gruppenmitgliedern: Welche Stelle im Bild gefällt dir
besonders? Warum?
3) Wo kannst du auf dem Bild Pflanzen entdecken? Sehen sie anders aus als echte Pflanzen?
Woran erinnern sie dich?
4) Welche Farben haben die Pflanzen?
© 2017 Cornelsen Verlag GmbH
Juli/August 2017 Sonderheft Kunst für die Grundschule
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Sonderheft Kunst
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M2
Mein Haus steht in: __________________________________________
Es wurde gebaut im Jahr: _____________________________________
So macht Hundertwasser das Haus lebendig: ___________________________________
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Deshalb gefällt mir das Haus:
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