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2242 KLINISCHE WOCHENSCH sunden Personen, bei denen die Steigerung des intraabdomi- nellen Druckes gleichm~iBig beide gesunde Diaphragmah~Llften trifft, nicht dafiir, daB die Anderung des intraabdominellen Druckes Ursache des Ph~inomens ist. -- Anch die Ansieht von UI~V~~RICtlT (Berl. klin. Wschr. i92x) wird den Tat- saehen nieht gerecht; er sieht den Grund haupts~ichlieh im Verlust des Tonus. Ich fiihre dagegen, die p. Z. der Gesunden mit intaktem Tonus an. Es wird natiirlich ein gel~ihmtes Zwerehfell die p. Z. Weitaus erleiehtern; bei intaktem Dia- phragma ist eine st~irkere Luftverdiinnung notwendig als bei geseh~digtem. H~itte UNVERRICttT recht, so mfil3te es naeh jeder Phrenicusexhairese p. Z. geben. Auch die Tier- versuche, die UNVERRICHTzur Stiitze seiner Meinung gemacht bat, sind, wie wir (1. c.) dargelegt haben, nicht eindeutig und beweiskr~iftig. Man kann die Richtigkeit unserer Erkliirung-der p. Z. in- direkt beweisen. Es muB n~imlich die p. Z. verschwinden, wenn man die Arbeit der Brustkorbmuskulatur ausschaltet und damit eine wesentliche Luftverdiinnung der betreffenden Pleura w~ihrend des Inspiriums verhindert. Derartige Ver- suche habe ich durchgefiihrt, indem ich iihnlich wie bei der Behandlung von Rippenfrakturen vorgehend mSglichst straff- gezogene Heftplasterstreifen dachziegelartig um die betrefiende Thoraxh~ilfte legte. Tats~ichlich lehrte die r6ntgenologische Beobaehtung, daB das Zwerchfell -- es handelte sich um Patienten mit Phrenicusexhairese--, das vor dem Anlegen des Verbandes sieh paradox bewegte, nachher so gut wie stillstand. Wenn nicht tramer vollkommener Stillstand ge- sehen wurde, so liegt das daran, daB ieh die Patienten, um dem Versuche eine besondere Beweiskraft zu geben, auf- forderte, m6glichst tief zu inspirieren und daB bel diesen sehr intensiven Inspirationsbewegungen bel der doeh immerhin groben mechanischen und sicher nicht absohiten Behinderung durch denVerband doch kleine Exkursionen der Brustkorbhs und datait eine ganz geringe intrapleurale Luftverdiinnung er- m6glicht wurden. Wesentlich iiir unsere Betrachtungen ist die Feststelhing, dat3 ein einfacher IKunstgrili die p. Z. beeinilussen kann. Ulld wenn man bei diesen Ve mit Heftpflaster- verb~inden sieht, daB bel grSBtmSglicher Inspiration das gesunde Zwerchfell tief nach nnten tritt und die fixierte Seite sich nicht mehr paradox bewegt, so wird datait ein weiterer Beweis gegen jene Anschauung erbraeht, nach der die Er- h6hung des intraabdominellen Druckes die p. Z. bedingen soll. Wahrscheinlich wird man nicht bei allen Menschen mit p. Z. diese durch Ausschaltung der ~iuBeren Atemmuskeln zum Verschwinden bringen k6nnen. Das h~ingt davon ab, wie weit es gelingt, rien Thorax durch den Verband tats~ichlich still- zulegen. Bei einer meiner Patientinnen geniigten einige Heft- pflastertouren um den unteren Brustkorb, datait das vorher paradox sich bewegende Zwerchfell stillstand ; bel ihr dehnten sich sehon ohnedies die oberen Thoraxpartien beim ]Einatmen sogut wie gar nicht. Die intrapleurale Luftverdfinnung war bel ihr haupts~chlieh der T~itigkeit der unteren ]3rustkorb- muskeln zu danken. Bel einer anderen Kranken aber mit gu™ gew61btem und inspiratorisch sieh weit dehnendem Thorax blieb zun~ichst nach wenigen Touren die p. Z. unver~indert. weil die kr~ftige Arbeit cler oberen Thoraxmuskeln die erfor- derliche Luftverdiinnung erzeugte. Erst als aueh die oberen Thoraxteile durch besondere Streifen auBer l~nnktion gesetzt wurden, sehwand die p. Z. bisauf kleine Reste. iNoch ein- deutiger als bel einseitiger Phrenicusexhairese ist ein Versneh bel einer Kranken mit doppelseitiger paradoxer Zwe.rch~ell- bewegung naeh Entfernung beider Phrenici ausgefallen. Auch bei dieser Patientin gelang es rnir, durch I-leftpflaster- verband der einen Thoraxh~ilfte die paradoxe Zwerchfell- bewegung dieser Seite aufzuheben, w~ihrend ste auf der anderen Sei™ "unver~indert forfbestand. Damit ist wohl endgii]tig bewiesen, daB nicht der Tonusverhist, auch nicht der abdomi- nelle Druck, sondern einzig und allein der negative Druck in der Pleurah6hle das Wesendiche und Prim~re beim Zustande- kommen der paradoxen Zwerchiellbewegung isi. Unsere Anschauungen und die zu ihrer Erh~irtung angefiihr- Leu Griinde haben fiber die Betrachtung von der Entstehung der p. Z. hinaus noeh eine Bedeutung fi die Kenntnis vom RIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 48 26. NOVEMBER z929 Wirkungsmechanismus der Phrenicusesxhairese ffir die Atmung des gesunden nnd kranken Menschen. Hierfiber hat sich (ab- gesehen von mtindlichen Anseinandersetzungen mit Fach- kollegen) zwischen SCI~NIPPENK6TT~Rund mir~ eine literarische Kontroverse entwickelt. Ich hatte friiher mit ~/IECKLEN- BURG 8 zeigen k6nnen, daB beina Hunde nach Phrenicusexhai- rese die operierte Seite ebenso an der Atmung teilnimmt wie vor dem Eingriff. Wir zogen daraus den SehluB, daB entgegen der fihlichen Meinung die Ruhigstellung der operierten Seite bel Lungentuberkulose sicher nicht allein die vielfach beobach- tete Heilung der Erkrankung bedinge. Nun hat SCHNIPPEN- KOTT:ER spliter mit anderer Versuchsmethodik, die riel einfacher nnd sch6ner als die unsrige war, unseren Tierversuch best~tigt. Im Gegensatz zu uns lehnt er aber di%Anwendung vom Tier auf den tuberkulSsen Menschen mit der Begriindung ab, daB beim Phtlfisiker die Brustkorbmuskulatur so gesch~idigt set, daB sie zu einer -- wie er meines Erachtens zu Unrecht fordert -- Hypertrophie als Kompensation fiir das auBer T~itigkeit gesetzte Zwerchfell nicht imstande set; darum ratisse der Brustkorb mehr oder weniger stillstehen. Diese Ansicht von SCHNIPPENKOTTER habe ich 2 in 5 Punkten ausffihrlich widerlegt. Von diesen 5 Gegenargumenten greffe ich hier nur eins heraus, weil es mit der Frage fiber die Genese der p. Z. in engem ZusalIlmenhang steht. Wenn wirklich, wie SCI~NIP- PE~KSTTER behauptet, beim Tuberknl6sen nach Zwerchfell- l~ihmung die operierte Seite infolge ungeniigender T~Ltigkeit der ~iufieren Atemmuskeln stillstehen wiirde, so w~ire das Auftreten der p. Z. nicht zu verstehen. Gleichsam Probe auf das Exempel sind meine Versuche mit den Heftpflasterstreifen. Diese erst stellen die Thoraxatmung still und ermSglichen ira Verein mit dem gel~ihmten Zwerchfell die Ausschaltung der Thoraxh~ilfte und verursachen das Schwinden der p.Z. Damit ist erwiesen, daB nach derPhrenicusexhairese allein entgegen der Ansicht von SCHNIPPEN~STTER die ~iuBeren Atemmuskeln beim SuberkulSsen iunktionstiichtig sind. AuBe™ wird die T~itigkeit der Brustkorbmuskulatur bel der Atmung direkt und indirekt nach doppelseitiger Phrenicusexhairese erwiesen; direkt, indem sich die Ausdehnungsf~ihigkeit beider Brust- korbh~ilften mit den Augen kontrollieren l~iBt, indirekt, indem beiderseits p.Z. nachweisbar ist. Datait dfirfte wohl endgiiltig die Ansicht SCHNIPPENKSTTERS als unhaltbar abzulehnen sein. Zusammen]assung: Letzte Ursache der p. Z. ist eine ge- niigend starke inspiratorische Abnahme des intrapleuralen Druckes, die ihrerseits wieder von der T~tigkeit der Brust- muskulatur abh~ngig ist. Sehaltet man bel Patienten mit ein- oder beiderseitiger Phrenicusexhairese eine SeiZe durch festliegende Heftpflasterst aus, so schwindet die p. Z. Datait ist gleichzeitig erwiesen, daB die s Atemmusku- l~tur beim Tuberknl6sen funktionst~chtig ist. Literatur: 1 DONNER und MECXL]~NBURG, G. Tbk. 45, H. 5. -- ~ N~heres s. D Z. Tbk. 49. _ 3 I)~3NNER und IV~ECKL]~NBURG, G. Tbk. 46, H. 5. -- Das Zwerch- fell. Wien: Julius Springer 1927. DIE MEINICKE-KLARUNGSREAKTION IM LIQUOR CEREBROSPINALIS. Vorl~ufige Mitteilung Von Dr. HANS BEYREUTHER. Aus der Inneren Abteilung des Krankens™ Zwickau, Staatl. Forschungsinstitut (Chefarzt: Py Dr. ESKUCH]~N). Die guten Erfahrungen, die wir mit der neuen Meinicke- Kl~irungsreaktion (MKR.) ira Blut bei Syphilis an etwa 2ooo F~llen gemacht haben, legten uns den Gedanken nahe, die Reaktion auch fiir die Untersuchung des Liquor cerebrospinaIis auf Syphilis zu benfitzen. Wir haben daller von jedem zur Untersuchung fibersandten Liquor eine MKR., und zwar bel ioo F~llen, angestellt. Um die Reaktion auf ihre Spezifit~t pr5fen zu k6nnen, haben wir nicht nur Liquoren untersueht, die wegen Werdaeht auf Neurolues iibersandt waren, sondern wahllos das gesamte zur Veriiigung stehende Material. Da

Die Meinicke-Klärungsreaktion im Liquor Cerebrospinalis

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Page 1: Die Meinicke-Klärungsreaktion im Liquor Cerebrospinalis

2242 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

sunden Personen, bei denen die Steigerung des intraabdomi- nellen Druckes gleichm~iBig beide gesunde Diaphragmah~Llften trifft, nicht dafiir, daB die Anderung des intraabdominellen Druckes Ursache des Ph~inomens ist. -- Anch die Ansieht von UI~V~~RICtlT (Berl. klin. Wschr. i92x) wird den Tat- saehen nieht gerecht; er sieht den Grund haupts~ichlieh im Verlust des Tonus. Ich fiihre dagegen, die p. Z. der Gesunden mit intaktem Tonus an. Es wird natiirlich ein gel~ihmtes Zwerehfell die p. Z. Weitaus erleiehtern; bei intaktem Dia- phragma ist eine st~irkere Luftverdiinnung notwendig als bei geseh~digtem. H~itte UNVERRICttT recht, so mfil3te es naeh jeder Phrenicusexhairese p. Z. geben. Auch die Tier- versuche, die UNVERRICHT zur Stiitze seiner Meinung gemacht bat, sind, wie wir (1. c.) dargelegt haben, nicht eindeutig und beweiskr~iftig.

Man kann die Richtigkeit unserer Erkliirung-der p. Z. in- direkt beweisen. Es muB n~imlich die p. Z. verschwinden, wenn man die Arbeit der Brustkorbmuskulatur ausschaltet und damit eine wesentliche Luftverdiinnung der betreffenden Pleura w~ihrend des Inspiriums verhindert. Derartige Ver- suche habe ich durchgefiihrt, indem ich iihnlich wie bei der Behandlung von Rippenfrakturen vorgehend mSglichst straff- gezogene Heftplasterstreifen dachziegelartig um die betrefiende Thoraxh~ilfte legte. Tats~ichlich lehrte die r6ntgenologische Beobaehtung, daB das Zwerchfell -- es handelte sich um Patienten mit Phrenicusexhairese-- , das vor dem Anlegen des Verbandes sieh paradox bewegte, nachher so gut wie stillstand. Wenn nicht tramer vollkommener Stillstand ge- sehen wurde, so liegt das daran, daB ieh die Patienten, um dem Versuche eine besondere Beweiskraft zu geben, auf- forderte, m6glichst tief zu inspirieren und daB bel diesen sehr intensiven Inspirationsbewegungen bel der doeh immerhin groben mechanischen und sicher nicht absohiten Behinderung durch denVerband doch kleine Exkursionen der Brustkorbhs und datait eine ganz geringe intrapleurale Luftverdiinnung er- m6glicht wurden. Wesentlich iiir unsere Betrachtungen ist die Feststelhing, dat3 ein einfacher IKunstgrili die p. Z. beeinilussen kann. Ulld wenn man bei diesen Ve�9 mit Heftpflaster- verb~inden sieht, daB bel grSBtmSglicher Inspiration das gesunde Zwerchfell tief nach nnten t r i t t und die fixierte Seite sich nicht mehr paradox bewegt, so wird datait ein weiterer Beweis gegen jene Anschauung erbraeht, nach der die Er- h6hung des intraabdominellen Druckes die p. Z. bedingen soll. Wahrscheinlich wird man nicht bei allen Menschen mi t p. Z. diese durch Ausschaltung der ~iuBeren Atemmuskeln zum Verschwinden bringen k6nnen. Das h~ingt davon ab, wie weit es gelingt, rien Thorax durch den Verband tats~ichlich still- zulegen. Bei einer meiner Patientinnen geniigten einige Heft- pflastertouren um den unteren Brustkorb, datait das vorher paradox sich bewegende Zwerchfell stillstand ; bel ihr dehnten sich sehon ohnedies die oberen Thoraxpartien beim ]Einatmen sogut wie gar nicht. Die intrapleurale Luftverdfinnung war bel ihr haupts~chlieh der T~itigkeit der unteren ]3rustkorb- muskeln zu danken. Bel einer anderen Kranken aber mit gu™ gew61btem und inspiratorisch sieh weit dehnendem Thorax blieb zun~ichst nach wenigen Touren die p. Z. unver~indert. weil die kr~ftige Arbeit cler oberen Thoraxmuskeln die erfor- derliche Luftverdiinnung erzeugte. Erst als aueh die oberen Thoraxteile durch besondere Streifen auBer l~nnktion gesetzt wurden, sehwand die p. Z. bisauf kleine Reste. iNoch ein- deutiger als bel einseitiger Phrenicusexhairese ist ein Versneh bel einer Kranken mit doppelseitiger paradoxer Zwe.rch~ell- bewegung naeh Entfernung beider Phrenici ausgefallen. Auch bei dieser Patientin gelang es rnir, durch I-leftpflaster- verband der einen Thoraxh~ilfte die paradoxe Zwerchfell- bewegung dieser Seite aufzuheben, w~ihrend ste auf der anderen Sei™ "unver~indert forfbestand. Damit ist wohl endgii]tig bewiesen, daB nicht der Tonusverhist, auch nicht der abdomi- nelle Druck, sondern einzig und allein der negative Druck in der Pleurah6hle das Wesendiche und Prim~re beim Zustande- kommen der paradoxen Zwerchiellbewegung isi.

Unsere Anschauungen und die zu ihrer Erh~irtung angefiihr- Leu Griinde haben fiber die Betrachtung von der Entstehung der p. Z. hinaus noeh eine Bedeutung fi�9 die Kenntnis vom

RIFT. 8. J A H R G A N G . Nr. 48 26. NOVEMBER z929

Wirkungsmechanismus der Phrenicusesxhairese ffir die Atmung des gesunden nnd kranken Menschen. Hierfiber hat sich (ab- gesehen von mtindlichen Anseinandersetzungen mit Fach- kollegen) zwischen SCI~NIPPENK6TT~R und mir~ eine literarische Kontroverse entwickelt. Ich hat te friiher mit ~/IECKLEN- BURG 8 zeigen k6nnen, daB beina Hunde nach Phrenicusexhai- rese die operierte Seite ebenso an der Atmung tei lnimmt wie vor dem Eingriff. Wir zogen daraus den SehluB, daB entgegen der fihlichen Meinung die Ruhigstellung der operierten Seite bel Lungentuberkulose sicher nicht allein die vielfach beobach- tete Heilung der Erkrankung bedinge. Nun hat SCHNIPPEN- KOTT:ER spliter mit anderer Versuchsmethodik, die r iel einfacher nnd sch6ner als die unsrige war, unseren Tierversuch best~tigt. Im Gegensatz zu uns lehnt er aber di%Anwendung vom Tier auf den tuberkulSsen Menschen mit der Begriindung ab, daB beim Phtlfisiker die Brustkorbmuskulatur so gesch~idigt set, daB sie zu einer -- wie er meines Erachtens zu Unrecht fordert -- Hypertrophie als Kompensation fiir das auBer T~itigkeit gesetzte Zwerchfell nicht imstande set; darum ratisse der Brustkorb mehr oder weniger stillstehen. Diese Ansicht von SCHNIPPENKOTTER habe ich 2 in 5 Punkten ausffihrlich widerlegt. Von diesen 5 Gegenargumenten greffe ich hier nur eins heraus, weil es mit der Frage fiber die Genese der p. Z. in engem ZusalIlmenhang steht. Wenn wirklich, wie SCI~NIP- PE~KSTTER behauptet, beim Tuberknl6sen nach Zwerchfell- l~ihmung die operierte Seite infolge ungeniigender T~Ltigkeit der ~iufieren Atemmuskeln stillstehen wiirde, so w~ire das Auftreten der p. Z. nicht zu verstehen. Gleichsam Probe auf das Exempel sind meine Versuche mit den Heftpflasterstreifen. Diese erst stellen die Thoraxatmung still und ermSglichen ira Verein mit dem gel~ihmten Zwerchfell die Ausschaltung der Thoraxh~ilfte und verursachen das Schwinden der p.Z. Damit ist erwiesen, daB nach derPhrenicusexhairese allein entgegen der Ansicht von SCHNIPPEN~STTER die ~iuBeren Atemmuskeln beim SuberkulSsen iunktionstiichtig sind. AuBe™ wird die T~itigkeit der Brustkorbmuskulatur bel der Atmung direkt und indirekt nach doppelseitiger Phrenicusexhairese erwiesen; direkt, indem sich die Ausdehnungsf~ihigkeit beider Brust- korbh~ilften mit den Augen kontrollieren l~iBt, indirekt, indem beiderseits �9 p .Z. nachweisbar ist. Datai t dfirfte wohl endgiiltig die Ansicht SCHNIPPENKSTTERS als unhaltbar abzulehnen sein.

Zusammen]assung: Letzte Ursache der p. Z. ist eine ge- niigend starke inspiratorische Abnahme des intrapleuralen Druckes, die ihrerseits wieder von der T~tigkeit der Brust- muskulatur abh~ngig ist. Sehaltet man bel Pat ienten mit ein- oder beiderseitiger Phrenicusexhairese eine SeiZe durch festliegende Heftpflasterst �9 aus, so schwindet die p. Z. Datai t ist gleichzeitig erwiesen, daB die s Atemmusku- l~tur beim Tuberknl6sen funktionst~chtig ist.

L i t e r a t u r : 1 DONNER und MECXL]~NBURG, G. Tbk. 45, H. 5. -- ~ N~heres s. D�9 Z. Tbk. 49. _ 3 I)~3NNER und IV~ECKL]~NBURG, G. Tbk. 4 6, H. 5. -- �9 Das Zwerch- fell. Wien: Julius Springer 1927.

DIE MEINICKE-KLARUNGSREAKTION IM LIQUOR CEREBROSPINALIS. Vorl~ufige Mitteilung

Von Dr. HANS BEYREUTHER.

Aus der Inneren Abteilung des Krankens™ Zwickau, Staatl. Forschungsinstitut (Chefarzt: Py Dr. ESKUCH]~N).

Die guten Erfahrungen, die wir mit der neuen Meinicke- Kl~irungsreaktion (MKR.) ira Blut bei Syphilis an etwa 2ooo F~llen gemacht haben, legten uns den Gedanken nahe, die Reaktion auch fiir die Untersuchung des Liquor cerebrospinaIis auf Syphilis zu benfitzen. Wir haben daller von jedem zur Untersuchung fibersandten Liquor eine MKR., und zwar bel ioo F~llen, angestellt. Um die Reaktion auf ihre Spezifit~t pr5fen zu k6nnen, haben wir nicht nur Liquoren untersueht, die wegen Werdaeht auf Neurolues iibersandt waren, sondern wahllos das gesamte zur Veriiigung stehende Material. Da

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26. NOVEMBER x9~ 9 K L I N I S C H E W O C H E N S C

die M K R . eine j ede rze i t m i t ge r ingen Mi t t e ln u n d ge r ingem A u f w a n d , a u c h v o n serologisch U n g e i i b t e n anges t e l l t we rden k a n n , Vorziige, die die W a R . n i c h t bes i tz t , e r sch ien es uns be r ech t i g t , d e r a r t i g e Ve r suche anzus te l l en .

Als Ted~nik w~ihlten wir die Originaltechnik von MEINlCKE, wie ste in der Mfinch. med. Wschr. I929, Nr 8 angegeben ist. ]:)as Wesentliche der neuen Meinicke-Kl~rungsreaktion ist, daB mi t Ex t rak ten aus Rinderherzen, im Gegensatz zur Meinicke-Trflbungs- reaktion, die mit Ex t r ak ten aus PIerdeherzen angestellt wird, gearbei tet wird. Diese Ext rak te enthal ten dreimal soviel Tolu- balsam, a l s die Pferdeherzextrakte. Weiterhin ist wesentlich, dal3 die Ext rak tverd i innungen mit Kochsalz=Sodal6sungen von verschiedenem Sodagehalt berei tet werden. Fiir den Liquor cerebro- spinalis ba t sich uns im einzelnen die folgende Technik als geeignet erwiesen : Wie bel der Kl~rungsreakt ion ira Blut werden 4 R6hrchen ffir jeden Liquor angesetzt, und zwar erh~lt jedes RShrchen eine Beschickung mi t o, 5 ccm Liquor. Dazu kommt eine Ext rak t - verdt~nnung, die im fibrigen genau wie bei der Reaktion im Blut her- gestellt wird, und zwar I,O ccm. Es werden ira ganzen also 2 ccm Liquor ben6tigt. Falls n icht genflgend Liquor zur Verfiigung steht, kann auch mi t den halben Flfissigkeitsmengen gearbei tet werden. Zu bemerken ist noch, dal3 der Liquor akt iv angesetzt wird. Mach gutem Durchschfit teln bleiben die Yersuchsgestelle bei Zimmer- t empera tu r (2o ~ C) stehen. Mach 18--2o Stunden erfolgt die Ab- lesung. Bei manchen, s tark positiv reagierenden Liquoren haben wir 6fters schon nach wenigen Stunden ein einwandfreies Resul tat ablesen kSnnen. Die Ablesung erfolgt makroskopisch gegen ein Fenster in etwa 2 m Entfernung. Bei den negat iven Proben Iindet sich dann eine gleichmlil3ige milchige Trfibung, das Fensterkreuz scheint n icht dureh. Bei manchen Proben findet sich eine geringe Sedimentierung, aber auch hier bleibt die fiberstehende Fliissigkeits- s~iule vol lkommen getrfibt. Bei den positiven Proben zeigt sich eine mehr oder minder s tarke Sedimentierung, die ~berstehende Fliissigkeitss~iule ist vol lkommen klar, das Fensterkreuz ist deutlich siehtbar. Die Unterschiede zwischen positiver und negativer Re- aktion sind so sinnfiillig, dal3 ZweiIel bei der Auswertung nicht auf- t re ten k6nnen. Als positiv gelten nur Reaktionen, die eine voll- kommene Kl~trung aufweisen.

Bei den v o n uns auf diese Weise u n t e r s u c h t e n IOO F~illen w u r d e n auBer de r M K R . n o c h fo lgende R e a k t i o n e n anges te l l t : P a n d y , W e i c h b r o d t , die L a n g e s c h e Go ld reak t i on , eine Mas t ix - r e a k t i o n u n d die W a R . A u B e r d e m w u r d e n die L i q u o r e n na t / i r l i ch auf i h r e n Ze l lgeha l t u n d den G e h a l t a n c h e m i s c h e n S u b s t a n z e n , wie Z u c k e r u n d N-ha l t i ge S u b s t a n z e n geprf i f t . Bei 23 F~illen k o n n t e die W a R . wegen e iner zu ge r ingen zur Ver f i igung s t e h e n d e n L i q u o r m e n g e n i c h t anges t e l l t werden . Es h a n d e l t e sich me i s t ens u m F~ille, die n i c h t wegen V e r d a c h t au f Neuro lues e i n g e s a n d t waren .

Das u n t e r s u c h t e L i q u o r m a t e r i a l b e t r a I P a t i e n t e n m i t fo lgenden t ™

Tabelle 1. Neurolues . . . . . . . . . . 22 Meningitis . . . . . . . . . . 17 Multiple Sklerose . . . . . . . 3 Hirn- und Rflckenmarkstumor io Cerebrale Arteriosklerose �9 �9 �9 4 Ur› . . . . . . . . . . . 3 Poliomyelitis . . . . . . . . . i Epilepsie . . . . . . . . . . 3 Encephali t is . . . . . . . . . 7 Bulb~rparalyse . . . . . . . . 2 Commotio cerebri . . . . . . . IO Negative (wegen Verdacht auf

organische Nervenleiden ein- gesandte 1;~ille) . . . . . . . 18

lOO FXlle.

Die R e s u l t a t e bei den Neuroluesf i i l len e rgeben sich aus Tab.2 .

W i r sehen also eine l ™ der M K R . und der W a R . in a l len F/i l len.

I m Ver lau fe de r U n t e r s u c h u n g e n zeigte sich nun , dag ab u n d zu a u c h unspez i f i sche R e s u l t a t e a u f t r a t e n . Es h a n d e l t s ich u m Mate r i a l v o n P a t i e n t e n , bei d e n e n k l in i sch ke ine E r - s c h e i n u n g e n e iner Lues des Z e n t r a l n e r v e n s y s t e m s v o r l a g e n u n d a u c h die sons t ige L i q u o r u n t e r s u c h u n g ke inen verd~icht igen B e f u n d ergab. Es h a n d e l t s ich u m die F~ilIe, i iber die Ta- belle 3 be r i ch t e t .

Es h a n d e l t s ich also be i d iesen unspez i f i s chen R e s u l t a t e n uur u m P a t i e n t e n m i t Meningi t i s . Es i s t b e k a n n t , daB a u c h

t t R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 48

TabeUe 2.

2243

Nr. ]Nam(

I 2 3 4

8 ~

9 I0

II

I2

13 14 15 16

17 18 19 20

21

22

Ri. Wi. Eb. Ze. Pi. Ve. Me. SU. Ho. Br. t31. Go. Ve. Sch. Ri. La. Ha. Er. Wo Zw. U1.

Dr.

KIin. Diagnose ~ o , i W a R . I o,sWaR. ] i,oWaR.

Tabes dorsalis . Tabes dorsalis . Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Tabes dorsalis . Myelitis luica Tabes dorsalis . Lues cerebrospin. Tabes dorsalis . Tabes dorsalis . Tabes dorsalis . Tabes behandel t Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Lues cerebrospin. Tabes dorsalis .

Lues cerebrospin. .

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++++1++++1++++ + + + + l + + + + + + + + + + + + + + + + ~ + + + + + + + + + + + + + + + +

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+ + + + + + + + + klass. Tabes

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+;;+++++ + + + + + + + +

++++++~+++ +%+++§ + + + + +

++%++;;+ ++/+ ++f+ Kolloid-R. Tabeskurven

Kolloid-R. Lueskurven

Tabelle 3.

Nr. Name

I La. 2 Wo.

3 Li. 4 MU. 5 G~.

Diagnose Il MKR. WaR.

Meningitis epidem . . . . Meningitis tbc . . . . . . Meningitis, Sepsis . . . . Meningitis tbc . . . . . . Meningitis . . . . . . . +

die W a R . bel Mening i t i s des 6 f t e ren unspez i f i sch pos i t ive Resul - t a t e e r g i b t W a h r s c h e i n l i c h h a n d e l t es s ich bel u n s e r e n FtHlen u m t thnl iche Vorg/~nge, die woh l au f das V o r h a n d e n s e i n v o n gewissen E iwe iBk6rpe rn zur t i ckzuI t ih ren s ind. Die G e s a m t - t eweiBmenge se lbs t i s t s icher l ich n i c h t de r G r u n d z u m posi- r i v e n Ausfa l l der R e a k t i o n , d a wir e ine Menge sehr eiweiB- ie iche R t i ckenmarks f l t i s s igke i t en u n t e r s u c h t h a b e n (z. B. S tauungs l iquor ) , ohne ein unspez i f i sches R e s u l t a t zu b e k o m - men . Bel Mien i ib r igen K r a n k h e i t e n fiel die 3/IKR. n e g a t i v aus.

A b g e s e h e n v o n den unspez i f i schen Ausf~l len bel Men in - girls, h a b e n wir m i t de r M t ™ ira L i q u o r also r e c h t gu te E r I a h r u n g e n gemaeh t . Die 22 Neuroluesf~l le beweisen diese A n n a h m e woh l zu r Genfige. W e n n das u n t e r s u c h t e Ma te r i a l auch k le in ist, so s ind wir doch de r Ans ich t , daB die MI™ zur L i q u o r d i a g n o s t i k h e r a n g e z o g e n w e r d e n sollte. Ste i s t sehr e infach, a u c h v o m serologisch U n g e i i b t e n anzus te l l en , i s t wœ z œ u n d l e i ch t a b l e s b a r ; schl iœ i s t m a n n i c h t a n b e s t i m m t e U n t e r s u c h u n g s t a g e gebunden , wie ste a n den m e i s t e n U n t e r s u c h u n g s i n s t i t u t e n be l de r W a R . i ib l ich s ind. Ste b a t unseres E r a c h t e n s z u m m i n d e s t e n e inen or ien- t i e r e n d e n Wer t . Die a b u n d zu a u f t r e t e n d e n unspez i f i schen R e s u l t a t e d f i r f t en die R e a k t i o n ebensowen ig h e r a b s e t z e n , wie dies bei de r W a R . geschieht , z u m a l die i ib r igen L iquo r - u n t e r s u c h u n g e n (Zellen Kol lo id reak t ion) e ine s ichere Kon- t ro l le ge s t a t t en . E i n E r s a t z de r W a R . d u r c h die M K R . k o m m t n i c h t in /?rage, wohl abe r d e r e n E r g ~ n z u n g . W e i t e r e U n t œ s u c h u n g e n mfissen zeigen, wie s ich die b e i d e n R e a k t i o n e n bel ge r inggrad igen L i q u o r v e r L n d e r u n g e n ve rhMten , d. h. welcher die h 6 h e r e E m p f i n d l i c h k œ z u k o m m t . Zu u n t e r - s u c h e n w/ire f e rne r n o c h das Verh~ l tn i s de r M K R . z u r SGR.

O h n e de r endgf i l t igen E n t s c ] l e i d u n g vorzugre i fen , g l auben wir, der M K R . ira L i q u o r e ine er fo lgre iche Z u k u n f t p r o p h e - zeien zu k 6 n n e n .

L i t e r a t u r : MEINICKE, Eine neue Syphilisreaktion (MKR.). Klin. "vVschr. I929, Nr 3; Meine Klt~rungsreaktion auI Syphilis. Mflnch. med. Wschr. i929, Nf 8 und 15. -- HOHN, Die Klt~rungsreak- t ion von Meinicke. Miinch. med. ~vVschr. i929, Nr 15. -- Lol~wY, Erfahrungen mit der neuen Meinickeschen Klt~rungsreaktion. Dermat. Wsehr. i929, Nr 25. -- BEYREUTHER, Erfahrungen mit der Meinicke-KI~rungsreaktion. t™ Wschr. i929, Nr 39.