Die Lehren Sri Caitanyas

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    r Guru Gaurga Jayata

    Die Lehren r Caitanyas

    rla Bhaktivinoda hkura

    bersetzt und zusammengestellt unter Leitung von

    rla Bhaktivednta Nryaa Mahrja

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    rla Bhaktivinoda hkura (1838 - 1914)

    rla Bhaktivinoda hkura, Autorder Lehren r Caitanyas zhlt zu denwichtigsten Vertretern Vedischer Weisheitin der Moderne. Als das spirituelle Erbe der

    Veden sich im Vergessen aufzulsen schien,vierlerorts auch der Lcherlichkeit preisge-geben wurde, war es an ihm, die Authentizi-tt und Bedeutsamkeit der Vedischen Kultur

    zu rehabilitieren. Sein Einfluss auf IndiensGesellschaft war immens: er wiederverf-fentlichte zahlreiche historische Schriftenund schrieb selbst ber einhundert Bcherund Essays. Gegen Ende seines Lebens zog er sich von der Welt zurck,lebte asketisch und vertiefte sich in die Ekstase der Gottesliebe.

    rla Bhaktivednta Nryaa Maharja (geb. 1921)

    r rmad Bhaktivednta NryaaMaharja, spiritueller Meister und geistigerFhrer der Gauya-Vaiavas, gehrt heutezu den einflussreichsten Lehrern VedischerKultur. Er ist Schler des berhmten r

    Bhakti-Prajna Keava Gosvm undNachfolger und Freund des Pioniers desKa-Bewusstseins im Westen, rilaBhaktivedanta Svm Prabhupda. Er lebtals Sannys seit mehr als fnfzig Jahren imLebensstand der Entsagung und bereistfortwhrend den Globus, um die Botschaft

    der Veden zu lehren. Er verffentlichte Dutzende Bcher berTheorie und Praxis der Bhakti-Wissenschaft und offenbart sichSuchenden immer wieder aufs Neue als Quell von Hoffnung,Inspiration und spiritueller Verwirklichung.

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    r Caitanya Mahprabhu

    r Caitanya Mahprabhu wurde am18. Februar 1486 geboren, kurz nach Son-nenuntergang in der Stadt Nadia (My-pura) in Westbengalen. Seine Geburt fielmit einer Mondfinsternis zusammen, und

    die Leute von Nadia badeten, wie es bei sol-chen Ereignissen blich war, im Ganges undriefen dabei laut Haribol, Haribol, dieHeiligen Gottesnamen der Hindus. Sein

    Vater, ein Vedischer Brhmaa namensJaganntha Mira, sah Armut als eineTugend an und behielt deshalb niemals

    mehr im Haus, als er gerade zum Lebenbrauchte, und seine Mutter ac Dev war

    eine treue Frau, wie man sie sich nicht ehrenhafter vorstellen konnte.Beide stammten aus einem Brhmaa-Geschlecht aus Sylhet.Mahprabhu sah als Kind einzigartig schn aus, und darum kamen dieFrauen aus der Nachbarschaft, verwhnten ihn mit Geschenken undschauten ihm zu. Paita Nlmbara Cakravart, sein Grovater mt-

    terlicherseits und ein vielbeachteter Astrologe, prophezeite, dass einegroe Persnlichkeit aus ihm werden wrde und taufte ihn deshalbVivambhara. Von den Frauen, die von seiner goldenen Hauttnung

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    bezaubert waren, bekam er den Namen Gaurahari, und seine Mutternannte ihn Nimi, weil sie ihn in der Nhe eines Nimba-Baumeszur Welt gebracht hatte. Schn wie das Kind war, wechselte einBesuch im Haus den nchsten ab. Als Nimi heranwuchs, entwickelteer sich zu einem lebhaften Jungen, der die Nachbarschaft durch seineStreiche unsicher machte. Als er fnf Jahre alt wurde, schulte man ihnein und er lernte in ein paar Tagen Bengali.

    Die meisten seiner Biographen berichten von Begebenheiten,die man seine frhen Wunder nennen knnte. So wird beschrieben,

    dass er als Sugling im Arm seiner Mutter ohne Pause weinte und nuraufhrte, wenn die Frauen im Haus Haribol, Haribol sangen.Folglich war in seinem Haus immerzu das Singen der Gottesnamenzu hren, ein Hinweis auf die zuknftige Mission des Wunderknaben.Es wird auch berichtet, dass einmal, als ihm seine Mutter Sigkeitenzu essen gab, er stattdessen lieber Lehm a. Als ihn seine Mutterfragte, warum er das tue, bekam sie zur Antwort, dass Sigkeitennichts als eine Umwandlung von Erde seien, und er darum genausogut gleich Lehm essen knne. Die Mutter, gleichfalls die Frau einesGelehrten, wurde daraufhin philosophisch und erklrte, dass alles sei-nem Zustand entsprechend verwendet werden msse. Mit Erde inForm von rohem Lehm knne man Wassertpfe herstellen, mit Erdein Form von gebranntem Lehm, als Ziegelstein, dagegen nicht. Erde

    in Form von Sigkeiten knne also gegessen werden, nicht aber inanderer Form. Der Junge gab daraufhin zu, dass es eine Dummheitgewesen war, und versprach, den Fehler in der Zukunft zu vermeiden.

    Eine eigentmliche Begebenheit ist wie folgt berliefert: Ein-mal besuchte ein Brhmaa auf Pilgerreise Jaganntha Miras Haus.Er kochte dort und meditierte dann, um die Speisen Ka als Opfe-

    rung darzubringen. Als er meditierte, kam das Kind Nimi und a dengekochten Reis. Der Brhmaa staunte, kochte dann aber auf BittenJaganntha Miras hin noch einmal. Wieder a der Junge den Reis,gerade whrend der Brmaa das Essen opferte. Schlielich berredete

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    man den Brhma-a, noch ein drittesMal zu kochen. Alses nun Zeit fr dieOpferung war, warendie Leute im Hauseingeschlafen. Dazeigte sich das Kind

    vor dem Reisenden

    als Ka und seg-nete ihn, und derBrhmaa geriet inEkstase, seine ver-ehrenswerte Gottheit vor sich zu sehen.

    Einmal geschah es, dass zwei Diebe das Kind entfhrten, weil

    sie es auf die Juwelen abgesehen hatten, mit denen man dieses schngeschmckt hatte. Auf dem Weg gaben sie ihm Sigkeiten. DerKleine benutzte seine illusionierende Kraft und fhrte sie zurck zuseinem eigenen Haus, wo die Gauner, aus Angst entdeckt zu werden,ihn absetzten und sich aus dem Staub machten.

    Mit acht Jahren kam er in Gagdsa Paitas Schule in

    Gagnagara, in der Nhe des Dorfes Mypura, und zwei Jahre sptermachte er sein Examen in Sanskritgrammatik und Rhetorik. Weiterbildete er sich im Selbststudium zu Hause, wo er die wichtigsten Bcherin der Bibliothek seines Vaters fand, der selber einGelehrter war. Esscheint, dass er dort die Smti-Schriften und Logik studierte, im

    Wettbewerb mit seinen Freunden, die unter Raghuntha iromai,einem der fhrenden Paitas von Nadia, lernten.

    Mit zehn Jahren war Caitanya zum Experten in Grammatik,Rhetorik, Smtis und Logik aufgestiegen. Zu dieser Zeit verlie seinlterer Bruder Vivarpa die Familie, um ein Asket, ein Sannys zu

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    werden. Caitanya, selber noch ein Kind, beschwichtigte seine Elternund versprach, dass er bei ihnen bleiben und Gott dienen wolle. Alssein Vater kurze Zeit darauf starb, trauerte seine Mutter in groemSchmerz und Mahprabhu, in seiner ihm eigenen unerschtterlichen

    Art, trstete seine verwitwete Mutter.

    Im Alter von 14 oder 15 verheiratete man ihn mit Lakm-dev, der Tochter Vallabhcryas aus Nadia. Er gehrte inzwischen zuden brillantesten Gelehrten Nadias, der Philosophie-, Logik- undSanskrit-Hochburg im mittelalterlichen Indien. Nicht nur die

    Brhmaa-Paitas, selbst die Logiker bemhten sich, einer Debattemit ihm aus dem Weg zu gehen. Weil er jetzt verheiratet war, reiste ernach Ostbengalen, um an den Ufern der Padma Geld zu verdienen.Er bewies seine Gelehrtheit und erwarb sich ein kleines Vermgen. Eswar um diese Zeit herum, dass er gelegentlich Vaiavatum (die

    Verehrung Vius) predigte; so erklrte er die Vaiava-PrinzipienTapana Mira und beauftragte diesen, nach Benares zu ziehen unddort zu leben. Whrend des Aufenthalts in Ostbengalen starb seineFrau Lakmdev an einem Schlangenbiss. Als er zurckkehrte, fander seine Mutter trauernd vor. Er trstete sie, indem er zu ihr von der

    Vergnglichkeit der irdischen Dinge sprach. Auf Bitten seiner Mutterhin heiratete er danach noch einmal, nmlich die Tochter desHofpaitas Santana Mira, Viupriy Dev.

    Bald darauf galt er als der grte Paita Nadias. EinBrhmaa aus Kaschmir, Keava Mira, der sich zum Digvijay,zum Eroberer aller Richtungen, gekrnt hatte, war nach Nadia ge-kommen, um die ansssigen Paitas zur Debatte zu fordern. AusFurcht vor dem Unbesiegbaren hatten die Gelehrten eine Einladung

    vorgetuscht und die Stadt verlassen. Keava kam daraufhin in

    Mypura zum Ufer des Ganges und traf auf Mahprabhu, wo er nacheiner denkbar kurzen Diskussion von dem jungen Gelehrten besiegtwurde und gedemtigt abreiste. Damit avancierte Nimi Paita zumwichtigsten Paita seiner Zeit.

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    Im Alter von 16 oder 17, nach einer Reise nach Gay, begann

    er mit einigen Anhngern in den Straen und Basaren die HeiligenGottesnamen zu singen. Das sorgte fr eine Sensation und fr die

    vielfltigsten Emotionen auf verschiedenen Seiten. Die Vaiavas konn-ten kaum ihre Freude darber verbergen. Die Kastenbrhmaas, dieseine Karriere mit Missmut verfolgt hatten, beschwerten sich wegendem unhinduistischen Verhalten Caitanyas beim muslimischenStatthalter, Chand Kazi. Der Kazi statuierte ein Exempel, er zerbrachim Hause rvsa Paitas eine Mdaga (Tontrommel, mit der mandas Singen begleitet) und verkndete, dass er, sofern Nimi Paitanicht davon ablassen wrde, mit seiner merkwrdigen Religion solchen

    Aufruhr zu verursachen, ihn mitsamt seinen Anhngern zum Islamzwangsbekehren wrde. Als die Nachricht davon Mahprabhu erreich-te, wies er die Stdter an, sich am Abend mit Fackeln zu versammeln.

    Eine aufgebrachte Menschenmasse zog zur Residenz des Kazis.Mahprabhu hatte eine lange Unterredung mit dem Statthalter undam Ende berhrte er dessen Krper, worauf dieser durch den

    Vaiava-Einfluss Mahprabhus wie elektrisiert wurde. Der Kazi

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    begann zu weinenund gestand, dasseine ungekanntespirituelle Kraft ansein Herz rhre,die seine Zweifelfortgefegt hatteund religise Ge-fhle, begleitet von

    hchster Ekstase,in ihm auslsten.Dann reihte sichder Kazi in den Sakrtana-Umzug (das Singen der Gottesnamen)mit ein. Die Welt staunte ber den spirituellen Einfluss diesesMannes, und Zweifler und Gegner konvertierten zu Hunderten undTausenden und schlossen sich nach diesem Vorfall Mahprabhu an.

    Als nchstes zettelte eine Gruppe missgnstiger Kasten-brhmaas aus Kulia einen Streit an und formte eine Gegenbewegung.Nimi Paita, von weichherzigem Charakter, gleichwohl aber ent-schlussfest und prinzipientreu, erkannte Parteidenken und Sektierer-tum als die zwei Hauptfeinde des Fortschritts, und dass seine Missionunvollendet bleiben wrde, solange er als Einwohner Nadias gelte undzu einer bestimmten Familie gehre. Also entschied er sich, Welt-

    brger zu werden und dem edlen Ziel seine Kaste, Karriere und seinFamilienleben zu opfern. Kurzum verlie er in seinem vierundzwan-zigsten Jahr Haus, Familie und alles andere und ging nach Katwa, woihn der dortige Keava Bhrat in den Sannysa-Stand (Mnchs- oder

    Asketenstand) einweihte. Seine Mutter und seine Frau zerflossen inTrnen der Trennung, aber Mahprabhu, ungeachtet seines sanften

    Wesens, blieb seinen Prinzipien treu. Er verlie die kleine Welt seinesHeims fr die groe Welt Kas, gemeinsam mit den Menschen.

    Der frischeingeweihte Sannys wurde zum Hause AdvaitaPrabhus nach ntipura gefhrt. Advaita sorgte dafr, dass alle Freundeund Bewunderer aus Nadia eingeladen waren und er holte selbst ac-

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    dev dorthin, um ihrenSohn zu treffen. Freudeund Kummer kmpften

    in ihr, als sie ihren Sohnin den Kleidern derSannyss vor sich sah.Ka-Caitanya hattenicht mehr als einenLendenschurz und einLeinentuch am Leib, sein

    Kopf war kahlrasiert undseine Hnde hielten denDaa und Kamaalu,

    (Stab und Wasserkrug der Sannyss). Der heilige Sohn fiel seinergeliebten Mutter zu Fen und bat sie: Meine Mutter! Dieser Krpergehrt dir, und ich muss deinen Anweisungen gehorchen. Bitte erlau-be mir, fr spirituellen Fortschritt nach Vndvana zu gehen. DieMutter beriet sich mit Advaita und anderen Vaiavas und bat ihndann, in Jaganntha Pur zu leben, damit von Zeit zu Zeit Nachrich-ten von ihm nach Nadia kmen. Mahprabhu stimmte dem zu undeinige Tage spter verlie er ntipura in Richtung Jaganntha-Pur.Seine Biographen schreiben in Einzelheiten von der Reise Ka-Caitanyas (dies war sein Sannysa-Name) von ntipura nach Pur.

    Als er in Purankam, besuch-te er den Jagan-ntha-Tempelund wohnte da-nach im HauseSrvabhaumas,der ihn um die-

    sen Gefallengebeten hatte.Srvabhaumawar ein Gigant

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    unter den Paitas jener Tage, seine Gelehrsamkeit war einzigartig.Er war der unbestritten beste Logiker seiner Zeit und derHauptverfechter der Vednta-Philosophie akarcryas. In seiner

    Schule studierten Studenten aus ganz Indien Logik und Philosophie.Srvabhauma stammte ursprnglich aus Nadia, war aber ein paar

    Jahre vor Nimi Paitas Geburt nach Pur gezogen. Sein SchwagerGopntha Mira stellte ihm den jungen Sannysi vor. Srvabhaumawar beeindruckt von seiner Schnheit und Erscheinung, bezweifelteaber, dass der junge Mann seinem Zlibat-Gelbde fr den Rest sei-nes Lebens wrde folgen knnen. Gopnthas Verstndnis von

    Mahprabhu, den er schon aus Nadia kannte, war ein anderes. Ersagte Srvabhauma auf den Kopf zu, dieser Sannys sei keingewhnlicher Mensch, worauf eine hitzige Diskussion zwischen beidenausbrach. Srvabhauma entschloss sich danach, Mahprabhu die

    Vednta-Stras zu lehren, und Mahprabhu lie es schweigendgeschehen. Fr sieben Tage hrte er still, was der groe Srvabhaumain tiefem Ernst vortrug, bis letzterer sich schlielich gentigt fhlte zufragen: Ka Caitanya, ist es mglich, dass Sie das Vednta nicht

    verstehen? Oder warum erwidern Sie nichts auf meine Lesung?Caitanya antwortete, dass er die Stras sehr gut verstehe, dass er aberakarcryas Kommentaren keinen Sinn entnehmen knne. Das er-staunte Srvabhauma. Wie knnen Sie die Bedeutung der Stras ver-

    stehen, nicht aberdie Kommentare,die die Stras

    erklren? Umsobesser, wenn Siedie Stras verste-hen, lassen Siemich Ihr Ver-stndnis davonhren! Mah-

    prabhu erklrtedaraufhin alleStras auf seine

    Weise, ohne a-

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    karcryas pantheistischen Kommentar berhaupt nur zu berhren.Dem scharfen Verstand Srvabhaumas blieben die Wahrheit,Harmonie und Schlssigkeit in Caitanyas Erklrungen nicht verbor-

    gen. Er gestand sich ein, dass er die Brahma-Stras noch nie in hn-licher Brillanz und Klarheit gehrt hatte, es war offensichtlich, dassakaras Kommentare dieser Natrlichkeit nichts entgegenzusetzenhatten. Ab sofort wurde er Mahprabhus Frsprecher und eifrigerNachfolger. Nach nur wenigen Tagen war er einer der besten

    Vaiavas seiner Zeit. Als die Kunde davon sich verbreitete, sang ganzOrissa das Loblied auf Ka Caitanya und die Leute kamen in

    Scharen, um sich ihm anzuschlieen. In der Zwischenzeit fassteMahprabhu den Entschluss, Sdindien zu besuchen und begab sichmit einem Brhmaa namens Kadsa auf den Weg.

    Die Geschichts-schreiber berichtendetailgetreu von die-sem Abschnitt seinesLebens. Er reiste zu-nchst nach Krma-ketra, wo er ein Wun-der zeigte und den le-prakranken Vsudevaheilte. Er traf amUfer der Godvar den

    Gouverneur von Vidya-ngara, RmnandaRya, und errterte mitihm Prema-Bhakti,reine, erhabene Gottesliebe. Er vollbrachte ein anderes Wunder, als ersieben riesige Tla-Bume umarmte (und auf der Stelle verschwindenlie), durch die einst Rmacandra, der Sohn Daarathas, einen Pfeil

    geschossen und den mchtigen Bali Rja gettet hatte. Er predigteVaiavatum und Nma-Sakrtana (das Singen der Gottesnamen)die ganze Reise ber. In Ragaketra verbrachte er die vier Monate derMonsunzeit in Vekata Bhaas Haus und bekehrte die Familie, die

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    Rmnuja-Vaiavas gewesen waren, zum Ka-Bhakti-Glauben,einschlielich des zehnjhrigen Sohnes Vekatas, Gopala. Diesersollte spter nach Vndvana kommen und einer der sechs Gosvms

    (Propheten) werden, die dort unter ihrem Fhrer r Ka Caitanyadienten. Auerdem schrieb Gopla, den sein Onkel PrabodhnandaSarasvat in Sanskrit ausgebildet hatte, etliche Bcher ber Vaiava-philosophie. Caitanya durchreiste jeden Winkel in Sdindien, bis hin-unter zum Kap Komorin und kehrte zwei Jahre spter ber Pandepuranach Pur zurck. An dem letzteren Ort spiritualisierte er einen Mannnamens Tukrma, der sich fortan selbst als Prediger einen Namen

    machen sollte. (Das Tukrma seine religisen Verdienste dem EinflussMahprabhus zuschreibt, kann man in seinen Aufzeichnungen, denbhgas, besttigt finden.) Whrend der Reise traf Mahprabhu anverschiedenen Orten auf Buddhisten, Jains und Myvds und seineWidersacher konvertierten zum Vaiavaglauben.

    Nach seiner Rckkehr nach Pur schlossen sich ihm derKnig von Orissa, Rja Pratparudradeva und etliche Paita-Brhmaas

    an. Jetzt war er siebenundzwanzig Jahre alt. Mit Achtundzwanzig reisteer nach Bengalen, genauer bis nach Gaua in Malda, wo er zwei groeSeelen zu sich holte, Rpa und Santana. Diese beiden Brder, ihrer

    Abstammung nach Brhmaas aus einer Kartika-Dynastie, hattendurch den Kontakt zum Kaiser von Gaua, Hussain Shah, ihre Kaste

    verloren und waren als Halb-Muslime gechtet. Ihre Namen hatte derKaiser abgewandelt in Dabira Khsa und Skara Mallika, und ihrMeister liebte sie sehr, kamen ihm doch ihr Wissen in Persisch,

    Arabisch und Sanskrit und ihre treuen Staatsdienste mehr als zugute.Die beiden groen Seelen sahen keine Mglichkeit, zu ihrem Lebenals Hindus zurckzukehren und hatten Mahprabhu nach Pur umspirituelle Hilfe geschrieben. Mahprabhu hatte Antwort gesandt undihnen versichert, dass er bald kme und ihre Schwierigkeiten ein Endehaben wrden. Jetzt, in Gaua, erschienen beide Brder vor ihm mitihrem lang im Herzen gehaltenen Gebet. Mahprabhu wies sie an, sich

    aus ihrem Dienst zu lsen und ihn in Vndvana zu treffen.Caitanya kehrte ber ntipura nach Pur zurck und traf

    noch einmal seine geliebte Mutter. Nach kurzem Aufenthalt in Pur

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    ging es weiter nach Vndvana, diesmal in Begleitung von BalabhadraBhacrya. Als er Vndvana wieder verlie, begab er sich zuerstnach Prayga (Allahabad), wo er aus dem Koran predigte und die rt-

    liche Muslim-Gemeinde fr das Vaiavatum gewann. Die Nach-fahren derselben kennt man noch heute als Phna-Vaiavas.Rpa Gosvm traf ihn in Allahabad. Caitanya bildete ihn fr zehnTage in Bhakti-Theologie aus und schickte ihn mit einigen Auftrgennach Vndvana. Er trug ihm auf, Bcher zu schreiben, die seineLehre der Hingabe und Gottesliebe der Nachwelt erhalten und wissen-schaftlich fundieren wrden. Zudem sollte er die Schaupltze von

    Kas frheren Spielen wiederenthllen der religisen Gemein-schaft zum Segen und Nutzen. Rpa Gosvm verlie Allahabad inRichtung Vndvana und Mahprabhu reiste weiter nach Benares.Dort wohnte er im Haus Candraekharas und a bei Tapana Mirajeden Tag zu Mittag. Hier traf ihn auch Santana Gosvm undbekam zwei Monate lang das Privileg von Mahprabhus Unterricht.

    Vor allem aus Kadsa Kavirjas Biographie ist uns viel vonCaitanyas Unterweisungen an Rpa und Santana berliefert.Kadsa war kein zeitgenssischer Schreiber, aber er trug sein

    Wissen von den Gosvms zusammen, den direkten SchlernMahprabhus. Jva Gosvm, der Neffe Rpa und Santanas, hinter-lie mit seinen a-Sandarbhas ein anderes, nicht mit Gold bezahl-bares, Meisterwerk, das aus den philosophischen Schtzen seiner glor-reichen Lehrer Rupa und Santana schpft. Wir haben CaitanyasLehren den Bchern dieser beiden groen Schriftsteller entnommen

    und zusammengefasst.Whrend sich Caitanya in Benares aufhielt, ergab sich

    eine Unterredung mit den Sannyss dieser Stadt; im Haus einesMaratha-Brhmaas, der alle Asketen zu sich eingeladen hatte. Gleichzu Anfang des Treffens zeigte Caitanya ein Wunder und es gelangihm, diese Sannyss fr sich einzunehmen. Es folgte ein Wortgefechtmit ihrem Fhrer, dem gelehrten Praknanda Sarasvat, aber nachkurzer Diskussion unterwarfen sich die Sannyss Caitanya undgestanden, dass sie sich von akarcryas Kommentaren hatten irre-fhren lassen.

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    Es ist bemer-kenswert, dass esselbst gestande-

    nen Gelehrtenunmglich war,sich Caitanyalange zu wider-setzen. Etwaswar an ihm, dasdas Innerste

    ihrer Herzenberhrte undsie fr spirituel-len Fortschrittweinen lie. Die Sannyss von Benares fielen ihm bald zu Fen undsuchten seine Gnade. Caitanya unterwies sie daraufhin in Bhakti undinspirierte ihre Herzen mit Liebe zu Ka, die sie ihre Eitelkeit aufihren Rang und ihre Kaste vergessen lie. Nach diesem Ereignis tratdie ganze Stadt Benares zum Vaiavaglauben ber und veranstalteteeinen historischen Sakrtana mit ihrem neuen Herrn. Nachdem erSantana nach Vndvana gesandt hatte, kehrte er mit Balabhadraber den Dschungelpfad nach Pur zurck. Balabhadra berichtet, dassauf dem Weg Tiger und Elefanten zu tanzen begannen, als sieMahaprabhu Kas Namen singen hrten.

    Von seinemeinunddreiigstenLebensjahr biszum Alter von

    Achtundvierzig,als er bei einemSakrtana im

    To-Gopntha-Tempel die Weltverlie, bliebMahprabhu in

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    Pur im Hause Ki Miras. Die achtzehn Jahre zeichnete ein Lebenin steter Liebe und Frmmigkeit. Seine vielen Gefhrten wichen nicht

    von seiner Seite. Sie waren Vaiavas auf dem Gipfel ihrer Ver-

    wirklichung, verehrt von den gewhnlichen Menschen ihres reinenCharakters, ihrer Gelehrtheit, Prinzipientreue und transzendentalenLiebe zu Rdh-Ka wegen. Svarpa Dmodara und Nimi Paitawaren schon in Nadia unzertrennlich gewesen. Jetzt kam Svarpa ausBenares nach Pur und diente Mahprabhu als Sekretr. Kein Dichteroder Philosoph durfte sein Werk Mahprabhu vortragen, wennnicht zuvor Svarpa es als rein und ntzlich absegnet hatte. Rya

    Rmnanda war sein zweiter Schatten. Er und Svarpa pflegten zusingen, wenn Mahprabhu seine besonderen hingebungsvollenEkstasen erfuhr. Paramnanda Pur wurde sein Minister in SachenReligion. Die Biographen zhlen Hunderte von Begebenheiten ausjener Zeit auf, die anzufhren wir uns hier aus Platzgrnden sparenmssen. Mahprabhu schlief wenig. Seine Gefhle trugen ihn tagtg-lich hinauf ins Firma-ment der Transzen-denz, und seinen Ver-ehrern und Nachfolgernentging keine seinerBewegungen. Er ver-ehrte, er korrespondier-te mit seinen Missio-naren in Vndvana und

    er sprach mit denerwartungsvollen Men-schen, die von fern undnah nach Pur gestrmtwaren, um ihn zusehen. Er sang undtanzte, verga sich

    selbst und verlor sich inreligiser Glckselig-keit. Wer mit ihmzusammentraf, verstand

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    ihn als den Hchsten Gott selbst, den Allanziehenden und Alles-bezaubernden, herabgestiegen in die Welt der Menschen zu ihrem

    Wohl. Er liebte seine Mutter die ganze Zeit ber und sandte ihr hin

    und wieder geweihte Speisen durch Besucher, die nach Nadia zurck-reisten. Sein gewinnendes Wesen war ohne Vergleich. Was Demutund Bescheidenheit bedeutet, sollte er erst der Welt offenbaren; seineLiebenswrdigkeit, seine Herzlichkeit zogen jeden in seinen Bann. Ererwhlte Nitynanda Prabhu zu seinem zustndigen Missionar frBengalen und sandte sechs Vertraute (die Gosvms) nach Vndvana,um seine Botschaft der Liebe im Landesinneren zu predigen. Er

    bestrafte auch Schler, die vom spirituellen Leben abwichen, wie amBeispiel von Haridsa dem Jngeren exerziert. Die Behandlung, die erRaghuntha Dsa Gosvm angedeihen lie, zeigt, dass sich keinerumsonst an ihn wandte, der guter Unterweisungen fr sein Lebenbedurfte. Und die Gte, mit der er Haridsa den lteren belohnte,

    verrt, wie sehr er die spirituellen Menschen liebte, ohne Gedanken anKaste und Herkunft, im Geiste spiritueller Brderlichkeit.

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    Widmung

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    Ihm, der all die Unklarheiten,

    Widersprche und Teilwahrheiten

    der Welt in Ka-Bhakti zu voll-endeter Harmonie verband und uns

    das Geschenk reiner Liebe gab

    diesem r Ka Caitanya lege ich

    mein Herz zu Fen.

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    Drei Arten von Existenz

    Unsere Welt kennt drei Arten von Existenz. Diese sind: derHerr, die Lebewesen und die Materie. Was immer keine Kraft besitzt,zu wnschen, nennt man leblos. Erde, Steine, Wasser, Feuer, Luft,der Himmel, Huser, Wald, Getreide, Kleidung und Krper besitzenkeine Wnsche und heien deshalb leblos oder materiell. Menschen,Tiere, Vgel, Insekten, Reptilien und hnliche nennt man bewusste,

    lebende Geschpfe. Sie verstehen zu unterscheiden und zu wnschen.In der Fhigkeit, zu unterscheiden, bertrifft der Mensch jedoch alleanderen und deshalb sagt man auch von ihm, er sei die Krone derSchpfung.

    Der ursprngliche Schpfer

    Die beherrschende Kraft, der Herr, ist der Ursprung undSchpfer des Leblosen und Lebendigen. Weil Sein Krper nicht mate-riell ist, kann man Ihn mit materiellen Augen nicht sehen. Dennochbesitzt Er vollkommene Form und reines Bewusstsein. Er ist unserSchpfer, unser Beschtzer und unser Lenker. Wenn Er es wnscht,werden wir gesegnet. Wenn Er es so wnschte, wrden wir ohne wei-teres vernichtet. Als hchste Person lebt Er ewig in Seinem spirituel-len Land Vaikuha. Er ist der Herrscher ber alle anderen Herrscherund Sein Wille bewegt das Universum.

    Die Form des Herrn ist nicht materiell

    Anders als die aus groben, messbaren Elementen zusammen-gesetzten materiellen Dinge, ist Gottes Form nicht messbar oder

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    materiell. Deshalb ist Er unseren groben Sinnen nicht erfahrbar. Nuraus diesem Grund beschreiben Ihn die Veden manchmal als formlos.

    Gottes transzendentale NaturEin jedes Ding hat seine charakteristische Natur, und so auch

    der Herr. Die Natur der materiellen Dinge ist es, leblos zu sein. DieNatur der lebenden Wesen erwchst aus ihrem Bewusstsein. Wir sind

    bewusste Wesen, aber jetzt bedeckt uns ein materieller Krper unddarum wird unsere spirituelle Natur von dieser materiellen Natur ver-hllt. Der Herr dagegen ist reine Transzendenz selbst, Seine transzen-dentale Natur gibt Er nie auf, um andere Naturen oder andere Krperanzunehmen. Seine Natur ist zugleich auch Sein Krper. SeineGestalt knnen wir nur mit spirituellen Augen wahrnehmen, oder, inanderen Worten, mit Augen spiritueller Liebe. Den materiellen Augendagegen bleibt Er immer verborgen.

    AtheistischeMentalittEs gibt unglckselige Leute, die nicht an einen hchsten

    Herrn glauben. Der Grund dafr ist, dass ihre Augen des Wissens jetztgeschlossen sind. Weil sie Ihn mit materiellen Augen nicht sehen kn-nen, bezweifeln sie, es knne so etwas wie Gott geben. Wie ein blindGeborener, der nie das Sonnenlicht gesehen hat, wird derAtheist kei-nen Glauben in den Herrn aufbringen. Tatschlich ist es fr denMenschen natrlich, an Gott zu glauben. Nur diejenigen, die in ihrerKindheit durch schlechten Einfluss verdorben und durch atheistische

    Propaganda verbildet wurden, sind schlielich mehr und mehr davonberzeugt, dass es keinen Gott gibt. Allerdings ist diese berzeugungzu ihrem eigenen Schaden; der Herr wird davon nicht berhrt.

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    Das transzendentale Reich erreicht mandurch Hingabe

    Das Reich des Herrn, Vaikuha, kann man nicht mit mate-riellen Orten gleichsetzen. Orte wie Kaschmir, Kalkutta, Londonund Paris sind materiell. Wenn wir uns Zeit nehmen und weit genugreisen, knnen wir sie besuchen; man muss dafr einfach den mate-

    riellen Krper von einem Platz zum nchsten befrdern. AberVaikuha ist kein Ort von dieser Art, es ist eine eigene Welt jenseitsdes materiellen Universums. Es ist spirituell, ewig und fehlerlos. Mankann es mit materiellen Augen nicht sehen und mit dem Verstandnicht begreifen. In dieser unbegreiflichen Welt residiert der HchsteHerr. Wenn wir es schaffen, Ihn zufriedenzustellen, knnen wir Seine Barmherzigkeit vorausgesetzt diesen Ort erreichen und Ihm

    ewig dienen.

    Die materielle Welt und das Leid

    Was wir in unserer Welt Glck nennen, ist nicht von Dauer.Es begleitet uns einen Augenblick und verflchtigt sich dann. DasLeid dagegen ist hier allgegenwrtig. Unser Leidensweg beginnt gleichmit der Geburt geboren zu werden ist unbequem und schmerzvoll.Einmal auf der Welt, mssen wir essen und was an dergleichenBedrfnissen mehr anfllt. Der Krper will ernhrt und umsorgt wer-den, denn sobald wir uns nicht um ihn kmmern, leiden wir.

    Verschiedenste Krankheiten suchen uns heim. Um Widrigkeiten wie

    Hitze und Klte zu begegnen, ist Geld vonnten, fr das wir arbeitenmssen. Wir brauchen eigene vier Wnde, die uns Schutz undZuflucht garantieren. Nach der Heirat wollen die Kinder grogezogen

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    werden. Und nach und nach, je lter wir werden, verlassen uns die letz-

    ten Freuden des Lebens. Damit nicht genug: die ewigen Streitigkeitenmit unseren Mitmenschen machen uns das Leben schwer. Das alleslsst darauf schlieen, dass es so etwas wie reines, unvermischtesGlck in dieser Welt nicht gibt. Einmal ohne Leiden und Strungenfrei Atem zu holen, das ist es, was der gewhnliche Mensch Glcknennt. In solch einer Welt lebt es sich mhsam. Im Gegensatz dazuwird man in Vaikuha, in Gottes Land, kein zeitweiliges Glck oder

    Leid finden, in Vaikuha geniet man nur ewige Glckseligkeit.Deswegen sollte es unser Ziel sein, den Herrn zu erfreuen.

    Sobald Wissen erwacht, muss manden Herrn verehren

    Sofort, wenn er die Notwendigkeit versteht, soll der Menschsich bemhen, den Herrn zufriedenzustellen. Wenn er denkt, erknne jetzt die Freuden des Lebens auskosten und spter, wenn er altist, Gott verehren, gewinnt er nichts. Denn Zeit ist sehr kostbar. Vondem Tag an, an dem er sich ber die Bedeutsamkeit bewusst wird,

    muss er sich der Gottesverehrung verschreiben, denn das Geschenkdes menschlichen Lebens wird uns selten gegeben, aber schnell wiedergenommen. Keiner wei, wie viel Zeit uns bleibt. Es ist falsch zu glau-ben, man knne Gott nicht als Kind verehren. In den Purnas liestman von Beispielen wie Dhruva und Prahlda, die schon als kleineKinder Gottes Barmherzigkeit erlangten. Wenn das manchenMenschen mglich war, warum soll es nicht jedem mglich sein, der

    sich mit der geeigneten Methode darum bemht? Zudem wird das, waswir uns in der Kindheit zur Gewohnheit machen, spter zu unsererzweiten Natur.

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    Vier Motive, aus denen heraus man Gott verehrtDie Grnde, aus denen heraus Menschen versuchen, den

    Hchsten Herrn zu erfreuen, kann man in vier Kategorien einordnen:in Angst, Begehren, Pflichtbewusstsein und Anziehung. Die einen

    verehren Gott, weil sie sich vor der Hlle frchten, oder vor Armut,Krankheit oder Tod. Ihr Antrieb, sich Gott zuzuwenden, ist Angst.

    Andere beten fr materiellen Fortschritt und Sinnenfreude. Siebewegt ihr Wunsch nach Glck dazu, den Hchsten zu verehren.Dazu sollte gesagt werden, dass die Freude und das Glck, die GottesDienst innewohnen, von solcher Art sind, dass viele Leute, die anfangs

    Angst und Begehren als Beweggrund hatten, diese Motive spter auf-gaben und Ihn in reiner Form verehrten. Diejenigen, die demSchpfer gegenber Dankbarkeit empfinden und Ihn deshalb vereh-

    ren, haben Pflichtbewusstsein als Antrieb. Diejenigen, die weder Angst,noch Verlangen, noch Pflichtbewusstsein bewegt, sondern die ganznatrliche Glckseligkeit verspren, sobald sie sich Gott zuwenden,

    verehren Ihn mit spontaner Anziehung (raga). Raga nennt man eineGemtshaltung, bei der ein Mensch, der seinen geliebten Herrn sieht,sich augenblicklich mit Herz und allen Sinnen vollkommen in Ihn

    vertieft. Diejenigen, die, sobald sie an Gott denken, in solche Gemts-verfassung geraten, verehren den Herrn mit Rga, mit spontanerAnziehung.

    Wesen und Praxis der spontanen Verehrung

    Solange sich jemand mit Angst, Verlangen und Pflichtbe-wusstsein an den Herrn wendet, ist seine Verehrung noch nicht vllig

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    rein. Reine Gottgeweihte sind diejenigen auf dem Raga-Pfad, dem

    Pfad der Anziehung. Die Seele und den Herrn verbindet eine innige,vertraute Beziehung, die lebendig wird, sobald echte Anziehung zuGott erwacht. Obwohl die Beziehung ewig existiert, ist sie im beding-ten Leben bedeckt, unter geeigneten Umstnden aber wird sie wiedersichtbar. So wie das Feuer im Streichholz sichtbar wird, wenn man esansteckt, tritt die Beziehung zu Gott zutage, wenn man sich in hinge-gebener Praxis bt. Deshalb wiederverwirklichen viele Menschen ihre

    Beziehung zum Herrn, obwohl sie Ihn zuvor aus Angst, Begehrenoder Pflichtbewusstsein angebetet hatten. Dhruva, um ein Beispiel zunennen, hatte den Herrn verehrt, weil er sich ein Knigreich wnschte,doch als durch seine ausdauernde hingegebene Praxis Anziehung zumHerrn und seine Beziehung zu Ihm wiedererwachten, verlor er jedesInteresse an weltlichem Glck.

    Verehrung nach Regeln und Verboten

    Die ersten beiden Motive, Angst und materielle Wnsche,sind von niedriger Natur. Wenn der Verehrer hhere Intelligenz ent-wickelt, lsst er von den niederen Motiven Angst und Verlangen ab

    und auf dieser Stufe wird das Gefhl von Pflichtbewusstsein in ihmstark. Solange spontane Anziehung (Raga) noch nicht sichtbar ist,darf der Gottgeweihte die berzeugung, seine Pflichten gegenberGott erfllen zu mssen, nicht aufgeben. Pflichtbewusstsein ist vonzweierlei Art: einmal, den vorgeschriebenen Regeln zu folgen, undzum anderen, sich von Verbotenem fern zu halten. Solche Regeln zurGottesverehrung, die von frheren Weisen in den Schriften festgehal-

    ten wurden, nennt man Vidhi. Vidhi-Bhakti (regulierte Verehrung)bedeutet deshalb, Gebote und Verbote der Schriften zu achten.

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    Glauben in den Herrn und Seine Verehrung

    Beim Forschen in historischen Aufzeichnungen und Geschichts-bchern wird schnell eines deutlich: der Glauben an eine hhere Machtbeansprucht in allen Kulturen und Epochen einen festen Platz. Obgleichmanche unzivilisierte Eingeborene wie Tiere lebten und es gewhnt waren,sich allein von Fleisch zu ernhren, beteten sie trotzdem ergeben dieSonne und den Mond an, gewaltige Berge, Flsse und Bume, und

    verehrten sie als Mchte, deren Wohlwollen und Schutz sie ausgelie-

    fert waren. Was ist der Grund dafr? Obwohl ein Lebewesen extrembedingt sein kann, wird sein tief im Innern schlummernde Glaube anden Herrn solange sein Bewusstsein nicht vllig bedeckt ist in irgend-einer Form (wenn auch winzig oder verzerrt) zum Vorschein kommen.

    Atheismushemmt den FortschrittMenschen, die sich auf die zivilisierte Stufe erheben und in

    der Folge verschiedene Wissenschaften und Knste kultivieren, werdenoft so fortgeschritten, dass sie in das Lager der Atheisten undUnpersnlichkeitsanhnger wechseln. Solcher Unglaube oder besserIrrglaube ist jedoch ein nicht ernstzunehmendes Merkmal schwacher

    Seelen das muss man verstehen. Zwischen der niederen unzivilisier-ten Stufe und der erblhten, im Gottvertrauen grndenden Stufe gibtes drei Zwischenstufen, auf denen sich die menschliche Gesellschaftansiedeln kann. Auf diesen drei Stufen sorgen Atheismus, Materia-lismus, Skeptizismus und Unpersnlichkeitslehren dafr, dass dieErhebung der kranken Seele aufgehalten wird und sie manchmal denabsteigenden Pfad einschlgt. Zwar werden niemals alle Menscheneiner Stufe von solchen Ideologien beeinflusst, aber diejenigen soInfizierten sind gezwungen, auf ihrer Stufe zu verbleiben und einehhere Ebene menschlichen Lebens bleibt ihnen verwehrt. Ein unzi-

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    vilisierter Mensch kann schnell zivilisiert und gebildet werden undhhere Werte verinnerlichen, wenn er dem dafr vorgesehenen Vorgangfolgt, dem Varrama-Dharma-System. Danach erlangt er ein hinge-gebenes, der Verehrung des Herrn speziell zutrgliches Leben. DasVarrama-Dharma-System ist die natrliche Einrichtung zurErhebung der Gesellschaft, wenn jedoch die erwhnten Hindernisseden Fortschritt hemmen, stellt sich ein krankhafter Zustand ein.

    Die physischen und psychischenUnterschiede in den Menschen

    Menschen in verschiedenen Lndern und Erdteilen besitzenandersartige Naturen. Obwohl die dem Menschsein zugrunde liegendeNatur eine ist, kann man die vielen ueren Unterschiede nicht unbe-

    achtet lassen. Die wichtigste Eigenschaft ist dieselbe, aber zugleichfindet man nicht zwei Leute, deren uere Merkmale durchweg iden-tisch sind. Wenn sich schon Zwillingsbrder, die denselben Mutterleibmiteinander teilten, sich niemals in Charakter und Aussehen vlliggleichen und manchmal sogar ganz andere Zge entwickeln, wie kannman Menschen verschiedener Abstammung alle als unterschiedslosgleich einstufen?

    Jedes Land hat spezifische geographische Eigenarten, imWasser, in der Luft, in den Gebirgen, Wldern und Rohstoffen.Notwendigerweise findet man in verschiedenen Vlkern eigeneHautfarben und Krpermerkmale ausgeprgt, eigene Gebruche,Kleidungs- und Essgewohnheiten. Auch in den Mentalitten unter-scheiden sie sich. Gleichfalls nimmt die Art und Weise, wie sie sichGott hinwenden (die zwar von der Grundhaltung her eine ist) verschie-dene Erscheinungen an: whrend sich die Kulturen von der unzivili-sierten Stufe auf die zivilisierte, die wissenschaftliche, ethische undschlielich devotionale Stufe erheben, kristallisieren sich zusammen

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    mit den Unterschieden in Sprache, Kleidung, Speise und Charakterauch verschiedene Praktiken in der Gottesverehrung heraus. Einunvoreingenommener Betrachter muss schlussfolgern, dass solcheueren Unterschiede kein Problem darstellen. Wenn die Verehrungs-grundhaltung die richtige ist, werden die Glubigen fortschreiten undletztlich ihr Ziel erreichen. Deshalb hat uns r Caitanya Mahprabhuans Herz gelegt, die transzendentale Form Gottes zu verehren, aberzugleich die Verehrungsmethoden Andersglubiger nicht zu kritisieren.

    Fnf Arten von Unterschieden in verschie-denen Religionen

    Aus den eben genannten Grnden wird man in verschiedenenReligionen Unterschiede finden. Diese sind:

    Unterschiedliche Lehrer oder Propheten

    Unterschiedliche Mentalitt und Vorstellung von VerehrungUnterschiedliche Praktiken und RitualeUnterschiede, wie man Gott sieht und sich an Ihn wendetUnterschiedliche Namen und Sprachen

    1) Unterschiedliche Lehrer oder ProphetenWeil es verschiedene religise Lehrer gibt, werden in manchen

    Lndern den Vedischen is, in anderen Lndern Propheten wie Moham-med, in wieder anderen Jesus Christus und anderswo anderen Weisenbesondere Wichtigkeit zuerkannt. Die verschiedenen Religionsfhrer an-gemessen zu respektieren, ist fr die Bewohner der jeweiligen Landstricherichtig und ntig. Doch obgleich jemand, um seinen eigenen Glaubenzu festigen, berzeugt sein darf, dass die Lehren seines Religions-fhrers besser oder bewundernswerter sind als die Lehren anderer Glau-

    bensrichtungen, sollte er nicht unter Andersglubigen Auffassungen pre-digen, die Streit herausfordern. So etwas bringt der Welt keinen Nutzen.

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    2,3) Aus unterschiedlichen Mentalitten und Vorstellungen vonVerehrung hervorgegangene andere religise Praktiken

    Den Unterschieden in der Geisteshaltung und dem jeweiligenvorherrschenden Bild von Verehrung entsprechend setzen sich bei-spielsweise die Hindus auf einen sana und beginnen die Verehrung,indem sie ihrenAtem regulieren und sich selbst und ihren Krper derGottheit weihen, die Muslime verneigen sich fnfmal tglich in Rich-tung Mekka, und die Christen lobpreisen den Herrn in der Kirche oderdem Gebetshaus und zeigen dabei ihre Demut, indem sie niederknien

    und die Hnde falten. Die Verehrung schliet unterschiedlichstenTrachten, Speisen und Gebruche mit ein, und auch verschiedene

    Auffassungen von Reinheit und Unreinheit.

    4) Unterschiede, wie man Gott sieht und sich an Ihn wendetNicht nur bei den Praktiken der Verehrung gefallen sich die

    Religionen in Unterschieden, sie sind auch individuell in dem Bild,das sie sich von Gott machen. Die einen etablieren im von Hingabeerfllten Herzen eine Form Gottes in ihrem Selbst (tma), in ihremGeist und in der ueren Welt. Mit dem Verstndnis, das dieseGestalt den Herrn reprsentiert, verehren sie Sie. Andere Religionensttzen sich mehr auf Logik und Vernunft und schaffen sich einKonzept von Gott im Geist und verehren Ihn in dieser Form. Diese

    Religionen akzeptieren keine Gestalt Gottes. Genaugenommen aberverehren alle Glubigen irgendeine Form Gottes, wenn auch oft inForm eines Konzepts oder einer Auffassung.

    5) Unterschiedliche Namen und SprachenDie unterschiedlichen Sprachen haben verschiedene Namen

    fr Gott entstehen lassen. Die Religionen selbst geben sich ebenfalls

    verschiedene Namen und auch die Sprachen, die fr die VerehrungVerwendung finden, beweisen die Vielfalt.

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    Religise Praktiken von Andersglubigen

    nicht kritisierenDiese fnf Arten von Unterschieden sind der Grund fr das

    ungleiche uere der einzelnen Religionen. Das liegt in der Naturder Sache. Sich wegen solche Eigenheiten zu streiten, ist auf jedenFall unangebracht und destruktiv. Wer mit der Verehrung von

    Andersglubigen in Berhrung kommt, soll verstehen, dass dort dereigene verehrenswerte Herr angebetet wird, wenn auch in andererForm. Er soll denken: Wegen meines anderen Hintergrundes kannich ihre Art von Verehrung nicht vllig nachvollziehen. Aber es hebtmeine Wertschtzung fr meine eigenen religisen Praktiken. Gott isteiner, Wahrheit ist eine. Ich verneige mich vor der Art Verehrung, dieich hier sehe und bete zu meinem Herrn in dieser anderen Form, dass

    Er meine Liebe zu der Form, die fr mich die passende ist, wachsenlassen mge.

    Kritisieren und Feindseligkeit aufgeben

    Solche Vernunftregeln entgegen Andersglubige zu beschimp-

    fen, zu kritisieren und anzufeinden, offenbart betrchtliche geistigeArmut. In dem Mae, wie man das eigentliche Ziel seiner eigenenReligion nicht wertschtzt, sucht man Besttigung im Streiten undKritisieren.

    Irreligise Praktiken aufzugeben, ist notwendig

    Und doch ist hier eines zu bedenken. Obwohl es unsinnig ist

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    und zu nichts fhrt, Verehrungspraktiken zu kritisieren: wenn die Art

    der Verehrung tatschlich widersinnig und falsch ist, darf man sienicht respektieren. Wer hier hilft und korrigiert, tut den Seelen etwasGutes. Deshalb brachte r Caitanya Mahprabhu, als Er sich mitBuddhisten, Jains und Unpersnlichkeitsanhngern ber ihre Ansichtenaustauschte, diese auf den richtigen Weg. rman Mahprabhus Ver-halten und Charakter sehen Seine Nachfolger als das Vorbild an, demsie nachfolgen.

    Viele Arten von Irreligion

    Glaubensrichtungen, die mit Atheismus, Skeptizismus,Materialismus, Pantheismus und Unpersnlichkeitslehre infiziert sind,werden von Gottgeweihten nicht als Religion verstanden, sondern als

    Irreligion, betrgerische Religion, Scheinreligion oder Unglauben, dieihre Nachfolger in die Irre fhren. Wo immer mglich, werden sie ver-suchen, die Aufrichtigen und Unschuldigen unter ihnen vor denUnreinheiten zu schtzen.

    Ewige Religion

    Reine Liebe ist die ewige Religion der Seele. Wenn einGlauben trotz der aufgezhlten fnf Unterschiede auf reine Liebeabzielt, charakterisiert ihn das als wahre Religion. ber uere Unter-schiede zu diskutieren, ist unangebracht. Sobald das Ziel der Religionrein ist, fgt sich in ihr alles zu seiner Richtigkeit.Atheismus, Skep-tizismus, Materialismus, Pantheismus und unpersnliche Auffassungenaber sind von ihrem Wesen her mit Liebe unvereinbar, das werden wirspter noch im Einzelnen zeigen.

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    Liebe zu Ka und ihre Religion

    Wahre Liebe bedeutet, sein Herz voll und ganz Ka zu geben.Das Besondere an der Gottesliebe ist, dass sie von dem Einen empfan-gen und vom dem anderen gegeben wird. Sie lebt von dem Liebendenund dem Geliebten. Das Herz des Lebewesens ist der Wohnort derLiebe und Ka ist ihr einziger Genieer. Wenn reine Liebe erwacht,mnden die Verehrung anderer Aspekte Gottes (wie Brahman,

    Paramtm oder Nryaa) in der Verehrung von Ka. Je nachdem,welche Form Gottes man verehrt und in welchem Ma man Liebe kul-tiviert, werden auch die Verwirklichung und das Verstndnis von Gottgeringer oder umfassender, wie aus dem Zusammenhang des ganzenBuches klarer werden wird.

    Wer sich hier nicht mit dem NamenKa anfreunden kann,mge bitte den Kern unserer Thematik verstehen. Um Namen zu

    streiten ist gegenstandslos. Der oder das, was durch den Namenbenannt wird, danach sollte man streben.

    Im rmad Bhgavatam wird ewigeReligion beschrieben

    Kas Wesen und Taten, wie sie im rmad Bhgavatam,dem Meisterwerk der Vedischen Schriften, festgehalten sind, wurden

    vom Besten der Weisen, r Vedavysa, direkt in spiritueller Tranceerkannt. Nachdem Nrada ihn unterwiesen hatte, geriet er in hinge-bungsvolle Trance und Ka zeigte sich ihm in Seiner spirituellenGestalt. Damit wir reine Liebe und Hingabe zu dieser Hchsten Personentwickeln knnen frei von Leiden, Verwirrungen und ngsten schrieb er, was er gesehen hatte, im rmad Bhgavatam nieder.

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    Wahres Verstndnis und falsches Verstndnis

    Je nach ihrer spirituellen Entwicklung haben die Menschen,die ber Kas Leben lesen oder hren, davon entweder ein wahresoder ein falsches Verstndnis. Zu Zeiten, wenn Ka in die materielle

    Welt kommt und Seine Spiele den materiellen Augen sichtbar werdenlsst, sehen diejenigen, die mit Wissen sehen (Gottgeweihte), dieseOffenbarungen mit wahrem Verstndnis und diejenigen, die sich auf

    den materiellen Verstand sttzen, mit falschem Verstndnis. Werber wahres und falsches Verstndnis (vidvat- und avidvat-pratti)mehr wissen will, dem wird empfohlen, die a-Sandarbhas, dasBhad-

    Bhagavatmta und die r Ka-Sahit unter kompetenter Anlei-tung zu studieren. Das Thema an dieser Stelle ausfhrlich abzuhan-deln, wrde unseren Rahmen sprengen. Kurz gesagt, ist richtiges

    Verstndnis jenes Verstndnis, das man der spirituellen Wissens-

    energie verdankt, und falsches Verstndnis ist solches, das einem diematerielle Energie auferlegt.

    Wahres Verstndnis ist unumgnglich

    Falsches Verstndnis von Kas Spielen sorgt fr Kontrover-

    sen und Streitigkeiten. Durch wahres Verstndnis verschwinden dieWidersprche. Diejenigen, die zum eigentlichen Ziel wollen, mssensich um richtiges Verstndnis bemhen, denn sich mit falschem

    Verstndnis herumzustreiten, ntzt letztlich niemandem etwas.Ich wollte eine grobe Vorstellung von wahrem Verstndnis ver-

    mitteln. Diejenigen, die ihr materielles Bewusstsein transzendieren, kn-nen spirituelle Wirklichkeit erfahren, fr sie ist wahres Verstndnis mg-lich. Sie knnen mit ihren spirituellen Augen Kas Form sehen, mitspirituellen Ohren ber Ihn hren und Ihn mit ihrer spirituellen Zunge

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    kosten. Jedes von Kas Spielen bersteigt die Grenzen der Materie.Durch Seine unbegreifliche Energie kann Ka zwar dem materiellen

    Auge erscheinen, doch die materiellen Augen und anderen stumpfenSinne sind mit Kas tatschlicher transzendentaler Gestalt naturge-m berfordert. Wenn Gott in die materielle Welt herabsteigt, sindSeine Spiele fr die materiellen Sinne erfahrbar, trotzdem erreichen die-jenigen ohne tatschliches Verstndnis nicht die gleichen Segnungen wiediejenigen, die Gott wahrhaft von Angesicht zu Angesicht begegnen.Meist ist das Verstndnis der Menschen von Ka ein falsches.

    Falsches Verstndnis fhrt zu Unpersnlichkeit

    Die Mehrheit der Menschen, mit diesem falschen Verstndnis,missversteht Kas ewige Natur und stellt Ihn sich als jemand vor,der geboren wird, alt wird und stirbt. Jemand mit falschem Verstnd-

    nis wird das Nichtfassbare und Unerklrliche als spirituell ansehenund alles, was Eigenschaften besitzt, als weltlich und materiell.Logischerweise hlt er dann auch Kas Eigenschaften fr materiell.

    Grenzen des Verstandes

    Aber was ist die Absolute Wahrheit? Das herauszufinden,bersteigt die Fhigkeiten von Logik und Verstand. Kann derbegrenzte menschliche Geist das Unendliche erfassen? Das Lebewesenkann die Absolute Wahrheit nur durch eine hingegebene Haltung ken-nen und erfahren. Reine gttliche Liebe, Ka-Prema, wird auf der

    Anfangsstufe Bhakti, Hingabe, genannt. Ohne r Kas Barm-herzigkeit wird man kein wahres Verstndnis von Ihm bekommen,

    denn nur durch Seine Barmherzigkeit hilft die Vidy-akti, die spiri-tuelle Wissensenergie, der Seele.

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    Ka der einzige Gegenstand der Liebe

    Die Auffassungen, wer oder was die Absolute Wahrheit ist,gehen auseinander. Unter den theologischen Konzepten der Welteignet sich die Form Kas speziell fr reine Liebe. Das Konzept von

    Allah im Heiligen Koran ist fr reine Liebe unzureichend. Selbst dergeliebte Prophet des Herrn konnte die Form Allahs nicht sehen, dennobwohl ihm Dieser freundschaftlich zugetan war, lie Ihn die ehr-furchtsvolle Haltung Seines Verehrers Abstand beibehalten. Auch die

    Beziehung zum Gott der Bibel kennzeichnen Ehrfurcht und Distanz.Was zu sprechen vom Brahman-Aspekt, sogar Gottes Nryaa-Aspekt lsst nur wenig Raum fr vollkommene Liebe. Einzig Ka,der ewig in Seinem spirituellen Reich Vraja lebt, ist der direkteGegenstand reiner Liebe.

    Kas Reichr Kas Reich Vraja ist Glckseligkeit. Obwohl voll von Pracht

    und unbeschreiblicher Opulenz, spielen die Reichtmer in Vraja nureine untergeordnete Rolle. Was dafr hervortritt, sind berwltigendeLieblichkeit und nie endende Glckseligkeit. Den Reichtum Vrajas

    machen seine Frchte aus, seine Blumen und das zarte frische Gras.Khe sind seine Bewohner. Kas Freunde sind Kuhhirtenjungenund Seine Freundinnen Kuhhirtenmdchen. Man trinkt Milch undisst Joghurt und Butter. Alle Wlder und Haine atmen Liebe zuKa. Der Yamuna-Fluss sucht begierig nach Gelegenheiten, KaFreude zu bereiten und die gesamte Natur dient Ka. Er, den dieMenschen sonst berall als den Hchsten Gott ehrerbietig anbeten

    und verehren, ist fr die Bewohner Seines Reiches der liebste Schatz manchmal ihnen gleich und manchmal sogar ihnen untergeordnet.

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    Der liebliche, nicht der durch Ehrfurcht ent-rckte Ka ist der Gegenstand reiner Liebe

    Wenn Gott nicht auch diese Natur bese, wie knnte die unbe-deutende, winzige Seele den unbegrenzten Hchsten lieben? DieHchste Wahrheit lebt in glckseligen Spielen, Sie hat unabhngigen

    Willen und Sie wnscht sich die Liebe der Seelen. Braucht der HchsteHerr alles Existierenden die rmlichen Opferungen der Menschen?Kann Ihn unsere prchtigste Verehrung beglcken? Sicher nicht, Gottist in sich selbst vollkommen. Aber Ka bedeckt Seine majes-ttische Pracht durch Seine Lieblichkeit und geniet in Seinem Reich

    Vndvana mit qualifizierten Seelen herrliche Spiele. Er kostet Glck-seligkeit, indem Er sich freiwillig ihnen gleichstellt oder unterordnet.

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    Wer in reiner, vollkommener Liebe sein Lebensziel sieht, wirdKa zum Gegenstand seiner Zuneigung erwhlen. Freilich sprichtman in verschiedenen Lndern und Gegenden andere Sprachen, und

    Worte wie r Ka, Vndvana, Gopa, Gop, Godhana, Yamuna undKadamba sind unbekannt. Die Gottgeweihten dort mssen deshalb,wenn sie reine Liebe anstreben, entsprechende anderslautende Namenfr Kas Namen, Sein Reich, Seine Sachen, Gestalt und Spiele ver-wenden. Doch Ka ist das einzige Ziel reiner, transzendentaler Liebe.

    Vor der Stufe spontaner Anziehung helfendie Regulierungen der Schriften

    Solange reine Anziehung (Liebe) noch nicht erwacht ist, sollder Gottgeweihte pflichtbewusst den direkten und untersttzenden

    Anweisungen der Schriften folgen und seine Verehrung regulieren.

    Kas Verehrung nach Regeln und spontan

    Eine genauere Betrachtung macht deutlich, dass nur zweiWege zu Liebe zu Ka fhren, Vidhi-Bhakti (regulierte Hingabe)

    undRaga-Bhakti (spontane Hingabe). Raga trifft man selten an. DerMensch, in dem Raga erwacht ist, steht ber weltlichen und religisenPflichten. Solange er aber Raga noch nicht besitzt, bleibt es notwen-dig fr ihn, den Regulierungen zu folgen. Die Schriften beschreibenVidhi-Marga und Raga-Marga als die beiden Pfade. Weil aber derspontane Pfad, Raga-Marga, unorthodox und extrem individuell ist,werden keine konkreten Regeln dafr gegeben. Nur wenige glckliche,fortgeschrittene Gottgeweihte gehen den spontanen Weg. Deshalbwerden auch in diesem Buch nur die Vorschriften fr den Vidhi-Marga systematisch erklrt.

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    Ethik, die in Gottvertrauen grndet,

    ist wahre EthikAuch Leute, die unglcklicherweise nicht an einen Hchsten

    Herrn glauben, folgen in ihrem Leben Regeln und Normen, das heit,Moral und Ethik. Moral ohne Gottesbewusstsein wird jedoch, obwohlsie sich sehr lobenswert und menschenfreundlich prsentieren mag,

    den Menschen nicht helfen. Solche Moral ist im Kern materialistisch.Diejenige Ethik und Moral, die Glauben an Gott und Pflicht-bewusstsein Ihm gegenber mit einschliet, verdient den Namen

    human, sie ist die wahre menschliche Ethik. Solche religisen Regelnund Normen unterteilt man in direkte und untersttzende Regeln.

    Direkte und untersttzende RegelnRegeln und Vorschriften, die direkt darauf abzielen, Gott zu

    dienen und Ihn zufriedenzustellen, nennt man direkte Regeln, undRegeln, die dabei indirekt helfen, heien untersttzend. Zum Beispielgehrt zu den untersttzenden Regeln, dass man morgens duscht oderbadet. Die Morgendusche macht den Geist ruhig und den Krper

    frisch und immun gegen Krankheiten. Hierbei ist das Endziel, denHerrn zu verehren, nicht das unmittelbare Ziel vom Duschen, dasDuschen ntzt in erster Linie dem Krper. Wenn man aber den kr-perlichen Nutzen zum Alleinzweck des Badens erhebt, untersttztdiese Regel nicht das Ziel der Verehrung. Zwischen dem Zweck desSauberwerdens und dem Zweck der Verehrung, sind viele andereZwecke denkbar, doch sobald einer der bedingten Zwecke zurHauptsache wird, ist das eigentliche Ziel verfehlt.

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    Genauere Betrachtung von direkten und

    untersttzenden RegelnDas Ziel der direkten Regeln ist die Verehrung Gottes, sie die-

    nen keinem anderen untergeordneten Zweck. Zu den direkten Regelngehrt, ber r Ka zu hren und Ihn zu verherrlichen, durch dieman den Herrn unmittelbar verehrt. Obwohl solche Regeln direkt auf

    Bhakti, auf Hingabe zu Ka abzielen, ist es ebenso notwendig, denuntersttzenden Regeln zu folgen. Ansonsten entstehen Strungenim Leben, Krankheiten und mentale Probleme und die direktenRegeln werden undurchfhrbar. Die untersttzenden Regeln sind dieZierde der Menschen, sie instrumentalisieren Wissenschaft,Technologie, Industrie, Zivilisation, Gesetze und krperliche, geistigeund soziale Normen, um die Gesellschaft dem Dienst des Herrn

    nherzubringen. Als Helfershelfer der direkten Regeln machen sie mit Gottes Gnade das Leben glcklich, auf der Praxis- wie auch aufder vollkommenen Stufe.

    Verschiedene Stufen

    menschlichen LebensUnzivilisiertes Leben, zivilisiertes, wissenschaftlich entwickel-

    tes, atheistisch-moralisches, ethisch-theistisches und reguliertes hinge-gebenes Leben, und schlielich Leben in Liebe zu Gott diese ver-schiedenen Evolutionsstufen wird man bei Menschen antreffen.Trotzdem beginnt wahres menschliches Leben erst auf der ethisch-theistischen Stufe.

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    Leben ohne Hingabe ist animalisch

    Atheistisches Leben, wie zivilisiert, wissenschaftlich entwickeltund moralisch es auch sein mag, kann nicht als hher oder besser ein-gestuft werden als tierische Existenz. Eine menschenwrdige Gesell-schaft wird den Regeln und Normen ethisch-theistischen Lebens folgen.Deswegen beginnen wir in diesem Buch unsere Ausfhrungen bei dieserStufe. Zivilisation, Wissenschaft und Ethik sind die Schmuckstcke

    der ethisch-theistischen Gesellschaft. Wie das mit diesen Errungen-schaften geschmckte ethisch-theistische Leben in einem hingegebenenLeben mndet und vervollkommnet wird, das zu zeigen, ist Absichtunseres Buches. Menschliches Leben bedeutet, der Religion der Seelezu folgen,Jaiva-Dharma. Solche Religion ist ebenfalls von zweierlei Art,untersttzend oder direkt, oder mit anderen Worten, an die Umstndeangepasst oder wesensgem. Untersttzende, den Umstnden ange-passte Religion ist materiell und bedient sich materieller Eigenschaften

    und Umstnde. Direkte, wesensgeme Religion ist die eigentlicheReligion der Seele. Die untersttzende Religion, die auf der materiellenStufe wirksam wird, ist aber eine materielle Umwandlung der spiritu-ellen, direkten Religion, und je mehr der materielle Einfluss nachlsst,scheint die reine Religion oder Natur der Seele wieder durch. Unter-sttzende Religion sind Prinzipien auf der Stufe, auf der man sich mitmateriellen Dingen identifiziert. Sobald die falschen Identifikationen

    verschwinden, offenbart sich die wirkliche Natur der Seele. Die unter-sttzenden Regeln und Vorschriften gehren zur untersttzenden,materiellen Religion. Diese untersttzenden Prinzipien verlassen dasLebewesen nicht, sondern verwandeln sich auf der Stufe der Befreiung(auf der es von Illusion frei ist) in direkte Religion. Auf der bedingtenStufe wird die wahre Natur des Lebewesens materiell verzerrt underscheint als bedingte, materielle Natur, und diese bedingte Naturnimmt, wenn sie wieder spirituell umgewandelt wird, erneut ihrewahre, spirituelle Form an.

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    Daher werden wir uns zuerst mit den untersttzenden Vorschriften

    und Verboten befassen, uns dann direkten Vorschriften und Verbotenzuwenden, und schlielich die vollkommene Stufe, Prema-Bhakti,erklren.

    Ka, Gott und der Hchste Herr

    In diesem Kapitel haben wir die WorteHerr, Gott undKaverwendet. Damit sind nicht verschiedene Wesen gemeint. Ka istdie Hchste Wahrheit und der Gegenstand reiner Liebe fr die Seele.

    Wenn man Ihn Ka nennt, verweist man damit auf die HchsteWahrheit, die vollendeten Liebreiz verkrpert. Wenn man ber andereAspekte und Bedeutungen Kas spricht, speziell wenn man sich anIhn als den Hchsten Herrscher wendet, kann man Ihn den Herrn

    nennen. Deshalb wurde zu Anfang, bei den drei Formen von Existenz,anstelle von Ka das Wort Herr benutzt. Herrschaft ist Ausdruckder natrlichen Aufsicht, die Ka ber Seine Schpfung fhrt. In

    Angelegenheiten der Schpfung ist Herr der passende Begriff, darum:die Lebewesen, die Materie, und der Herr.

    Ende des ersten Kapitels

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    Die in diesem Heft verffentlichtenDie Lehren r Caitanyas sind dasErste Kapitel des Buches r Caitanya ikmta von rla Bhakti-

    vinoda hkura. Die bersetzung des restlichen Buches ist in Arbeit.

    Bitte wenden Sie sich an uns, wenn sie weitere Informationen wn-schen. Zu den Lesungen und Veranstaltungen unserer Zentren ladenwir sie herzlich ein.

    Im Internet unter:

    www.harekrischna.dewww.purebhakti.com

    Verlag: Tattva Viveka-Verlag, Bensheim 2007Tattva Viveka-Schriftenreihe

    bersetzung: Kanhaiya Lala DasaArtwork Cover und Seiten 1 und 32 Syamarani Devi DasiPhoto Srila Narayana Maharaja Amala Krishna Das (Oliver Scheib)Benutzt mit Erlaubnis