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Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)
und die Analyse von Bienenhonig als Unterrichtsthemen_________________________________________________________________________
MASTERARBEIT
zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Education, M. Ed.
erstellt am Institut für Geobotanik
der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
vorgelegt von Alina Sophie Gehrmann, 02.02.1992, Stadthagen
Hannover, September 2017
Erstprüfer: Prof. Dr. Hansjörg Küster
Zweitprüfer: Dr. Armin Blöchl
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich all jenen danken, die durch ihre fachliche und persönliche
Unterstützung zum Gelingen dieser Masterarbeit beigetragen haben.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Hansjörg Küster (Leibniz Universität Hannover,
Institut für Geobotanik), der durch Seine Exkursion in den Schwarzwald mein besonderes
Interesse für die Lehre von Ökologie geweckt hat. Für Seine Themenstellung, die
Betreuung und Begutachtung der Masterarbeit bin ich sehr dankbar.
Herrn Dr. Armin Blöchl (Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für
Tierökologie und Zellbiologie) danke ich für die Übernahme der Begutachtung dieser
Arbeit.
Der Familie Giehl, und damit der Schaumburger Waldimkerei, möchte ich in besonderer
Weise danken. Ohne Ihr Interesse an der Zusammenarbeit, Ihre Honigproben und Ihr
unermüdliches Bestreben Wissen um die Honigbiene zu verbreiten, wäre diese Arbeit so
nicht möglich gewesen.
Dem LAVES – Institut für Bienenkunde in Celle danke ich für die Bereitstellung der
mikroskopischen Fotografien der Pollenkörner, die zur Erstellung der
Bestimmungsmaterialien genutzt wurden.
Des Weiteren möchte ich mich bei Herrn StD Lars Büttner für Seine Unterstützung und
didaktische Expertise bedanken.
Nicht zuletzt bedanke ich mich bei meinen Freunden und meiner Familie, die mich
während der Bearbeitungszeit durch aufmerksames Korrekturlesen und moralische
Ermutigungen unterstützt haben.
I
Abstract
Vor dem Hintergrund des akuten globalen Bienensterbens, betrachtet die vorliegende
Masterarbeit die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera) und die Analyse
von Bienenhonig als Unterrichtsthemen. Dazu wurden zum einen die aktuelle Einbettung
der Honigbiene in niedersächsischen Kerncurricula und Lehrwerken der Sekundarstufen,
zum anderen vier Honigproben der Schaumburger Waldimkerei durch mikroskopische
Pollenanalysen betrachtet. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein konkreter
Unterrichtsvorschlag entworfen, der Lehrkräfte bei der Planung ihres Unterrichts
unterstützen soll. Hierzu wurden die drei Teilthemen „Die Analyse von Bienenhonig“, „Die
Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker“ und „Die ökologische Bedeutung
der Honigbiene“ aufgearbeitet und weiterführende Anpassungen in Bezug auf die
Zielgruppenorientierung vorgeschlagen. Der vorliegende Unterrichtsvorschlag kann in
dieser Form in einer Projektwoche oder in einem Wahlpflichtunterricht durchgeführt
werden. Für den wöchentlichen Biologieunterricht, der oft eine verkürzte Betrachtung der
Themen erfordert, können Lehrkräfte einzelne Komponenten entnehmen.
Due to the current and global bee deaths, this master thesis considers the ecological
importance of honey bees (Apis mellifera) and the analysis of bee honey as topics in class.
Therefore, the contemporary embedding of bees in core curricula and textbooks for
secondary schools in Lower Saxony has been examined, as well as four honey samples of
the Schaumburger Waldimkerei by the use of microscopic pollen analyses. On the basis of
all findings, a detailed teaching proposal has been designed to support teachers when
planning lessons. For that, three subtopics, The Analysis of Bee Honey, The Schaumburger
Waldimkerei – Visiting a Beekeeper and The Ecological Importance of Honey Bees (Apis
mellifera), have been developed. Further considerations concern adaptations for other
target groups in school. This teaching proposal on hand can be used for a week-long
project or a compulsory class. For usual Biology classes, teachers could extract particular
components to adapt to tightly scheduled class time.
II
Inhaltsverzeichnis
Danksagung.............................................................................................................................I
Abstract .................................................................................................................................II
1. Einleitung...........................................................................................................................4
2. Material und Methoden......................................................................................................6
2.1 Kerncurricula für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen.................................6
2.2 Lehrwerke für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen......................................6
2.3 Die Schaumburger Waldimkerei.............................................................................9
2.4 Honigproben ........................................................................................................14
2.5 Pollenanalyse .......................................................................................................15
3. Ergebnisse........................................................................................................................16
3.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken.............16
3.2 Pollenanalyse der Honigproben ...........................................................................26
4. Diskussion........................................................................................................................31
4.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken ..........31
4.2 Unterrichtsvorschlag.............................................................................................31
4.2.1 Die Analyse von Bienenhonig.................................................................33
4.2.1.1 Fachliche Klärung.......................................................................33
4.2.1.2 Didaktische Überlegungen..........................................................36
4.2.1.3 Methodische Überlegungen.........................................................38
4.2.2 Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker.....................53
4.2.2.1 Didaktische Überlegungen..........................................................53
4.2.2.2 Methodische Überlegungen.........................................................55
4.2.3 Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera).................67
4.2.3.1 Fachliche Klärung ......................................................................67
4.2.3.2 Didaktische Überlegungen .........................................................70
4.2.3.3 Methodische Überlegungen ........................................................72
4.2.4 Zielgruppenorientierung des Unterrichtsvorschlags................................81
5. Fazit .................................................................................................................................85
Literaturverzeichnis..................................................................................................LXXXVI
Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis............................................................XCIII
Anhang.........................................................................................................................XCVIII
Eidesstattliche Versicherung........................................................................................CXVIII
III
1. Einleitung
1. Einleitung
„Ein Drittel von allem, was wir essen, gäbe es nicht ohne Bienen. Aber jetzt geht es den
Bienen schlecht. Seit ein paar Jahren sterben sie. Die Nachrichten sind voll davon,
sprechen von einem Mysterium.“
(Markus Imhoof, Regisseur des mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilms More ThanHoney, 2012)
Die Biene ist eines der wichtigsten Nutztiere der Welt. Ohne die Bestäubung der Bienen
würde es etwa ein Drittel unserer Nahrungsmittel überhaupt nicht geben. Umso
alarmierender ist das aktuelle globale Bienensterben zu betrachten. (Hainbuch 2014;
Hemmer & Hölzer 2013) Grund genug, die Biene im Schulunterricht zu behandeln, da nur
das Wissen um die Problematik zum Schutz der Bienen und weiter zu nachhaltigem,
verantwortungsvollem Umgang mit der Natur führen kann. Ziel dieser Arbeit ist die
Entwicklung eines konkreten Unterrichtsvorschlags, der Lehrkräfte bei ihrer Planung von
Unterricht unterstützen soll. Dazu werden insbesondere die ökologische Bedeutung der
Honigbiene (Apis mellifera) und die Analyse von Bienenhonig aufgearbeitet, die den
Schülern1 ein umfassendes Bild zum Einfluss und der Bedeutsamkeit der Honigbienen
geben. Hierzu werden in Kapitel 3 zunächst die aktuelle Einbettung der Honigbiene in den
an niedersächsischen Gymnasien genutzten Kerncurricula und Lehrwerken betrachtet und
darüber hinaus Honigproben der Schaumburger Waldimkerei einer Pollenanalyse
unterzogen, die Aufschluss über die Ernährung der Honigbienen bietet. Auf Grundlage der
Ergebnisse zur Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken sowie der
Pollenanalyse, wird in Kapitel 4 ein Unterrichtsvorschlag erarbeitet, der die „Analyse von
Bienenhonig“, „Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker“ und „Die
ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)“ enthält. Durch die Behandlung
dieser Unterthemen in eben dieser Reihenfolge, können die Schüler die Zusammenhänge
eigenständig erarbeiten. Durch die Analyse des Honigs, der den Schülern aus ihrem Alltag
bekannt ist, wird ihnen der Einstieg in die komplexe und abstrakte Thematik der
Bedeutung der Honigbiene erleichtert. Pollenkörner liegen in Honig in ihrer nativen Form
vor. Da Pollenkörner verschiedener Pflanzenarten sich morphologisch unterscheiden, kann
die mikroskopische Pollenanalyse Aufschluss über die geographische und botanische
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
4
1. Einleitung
Herkunft des Honigs und damit über die Nahrungsquellen der Honigbienen geben (Ohe
2014; Akkermann & Ohe 2004). Mit dem Wissen um die Nahrungsquellen kann im
weiteren Verlauf die Symbiose von Bienen und Blütenpflanzen behandelt werden, bevor
schließlich die ökologische Bedeutung der Honigbiene zentralisiert wird. Der Besuch der
Schaumburger Waldimkerei stiftet Erfahrungen und ermöglicht den Schülern die direkte
Begegnung mit dem Original. All diese Inhalte werden auf einen realisierbaren Umfang
reduziert und sollen Lehrkräften zur Orientierung und Planung von Unterricht dienen.
Zuletzt folgen, ebenfalls in Kapitel 4, Überlegungen zur Zielgruppenorientierung, wobei
die erarbeiteten Arbeitsblätter und -aufträge bezüglich ihrer Eignung für verschiedene
Klassenstufen diskutiert werden.
Nachfolgend werden zunächst Material und Methoden zur Ermittlung der aktuellen
Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken sowie zur mikroskopischen
Pollenanalyse von Honigproben der Schaumburger Waldimkerei vorgestellt.
5
2. Material und Methoden
2. Material und Methoden
2.1 Kerncurricula für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen
Lehrkräfte müssen sich bei der Planung und Gestaltung ihres Unterrichts an die
Kerncurricula für Biologie an Gymnasien des Niedersächsischen Kultusministeriums
halten. Für die Sekundarstufen I (NKM 2015) und II (NKM 2017) bestehen
unterschiedliche Kerncurricula. Für die zugrundeliegende Arbeit und die Entwicklung
eines Unterrichtsvorschlags ist es zunächst bedeutsam zu erfahren, ob und inwiefern die
Behandlung der Honigbiene bereits im jeweiligen Kerncurriculum der Sekundarstufen I
und II direkt oder indirekt verankert ist. Dazu wird sowohl das niedersächsische
Kerncurriculum für Biologie an Gymnasien für die Sekundarstufe I als auch das für die
Sekundarstufe II auf bereits bestehende Themen bezüglich der Honigbiene und der
mikroskopischen Analyse von Bienenhonig untersucht.
2.2 Lehrwerke für Biologie an Gymnasien in Niedersachsen
Zur Umsetzung der in den Kerncurricula geforderten Kompetenzen orientieren Lehrkräfte
sich an unterrichtsbegleitenden Schulbüchern. Dazu legen Schulen in der Regel ein
Lehrwerk fest, welches von allen Schülern angeschafft und im Unterricht genutzt wird. Die
Schulen können diese Schulbücher aus einer Auflistung aller vom Niedersächsischen
Landesinstitut für schulische Qualitätssicherung zugelassenen Lehrwerke, dem
niedersächsischen Schulbuchverzeichnis (NLQ 2017), auswählen. Zurzeit sind 34
verschiedene Lehrwerke für den Biologieunterricht der Sekundarstufe I und II zugelassen,
die zur Erlangung des Abiturs nach 13 Jahren vorgesehen sind (Liste siehe Anhang).
Für diese Arbeit wurden vier Gymnasien des Landkreises Schaumburg (Niedersachsen)
und ein Gymnasium in Hannover nach den an ihrer Schule verwendeten Lehrwerken
befragt. Die nachfolgende Tabelle (Tab. 1) ordnet die genutzten Schulbücher (Titel, Verlag,
ISBN-Nummer) den Schulen – dem Ernestinum in Rinteln, dem Ratsgymnasium in
Stadthagen, dem Wilhelm-Busch-Gymnasium in Stadthagen, dem Gymnasium Bad
Nenndorf in Bad Nenndorf und der St. Ursula-Schule in Hannover – zu. Zur Ermittlung der
aktuellen Einbettung der Honigbiene und der Analyse von Bienenhonig wurden diese
Schulbücher auf ihren Inhalt zu diesen Themen untersucht.
6
2. Material und Methoden
Schule Titel, Verlag, ISBNJahr-gang
Genehmigtbis
ErnestinumRinteln,
LandkreisSchaumburg
bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4
5/6 2019
bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150633-4
7/8 2021
bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150622-8
9/10 2022
Biologie heute SII,Schroedel, 978-3-507-10980-3
11/12/13
2023
RatsgymnasiumStadthagen,Landkreis
Schaumburg
Biologie heute 5/6 Niedersachsen,Schroedel, 978-3-507-87320-9
5/6 2019
Biologie heute 7/8 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87322-3
7/8 2021
Biologie heute 9/10 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87324-7
9/10 2022
Natura Oberstufe Biologie für Gymnasien,Klett, 978-3-12-049131-6
11/12/13
2022
Wilhelm-Busch-
GymnasiumStadthagen,Landkreis
Schaumburg
bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4
s.o. s.o.
bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150633-4
s.o. s.o.
bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150622-8
s.o. s.o.
bioskop Gymnasium SII, Einführungsphase,Westermann, 978-3-14-150599-3
11 2021
bioskop Gymnasium SII Qualifikationsphase,Westermann, 978-3-14-150600-6
12/13 2021
Gymnasium Bad Nenndorf,
LandkreisSchaumburg
bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4
s.o. s.o.
bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150633-4
s.o. s.o.
bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150622-8
s.o. s.o.
Biologie Oberstufe – Gesamtband, Cornelsen, eingesehen: 978-3-464-17183-7
statt: 978-3-06-010345-4
11/12/13
2023
St. Ursula-Schule
Natura 5/6, Klett, 978-3-12-049301-3
5/6 2021
7
2. Material und Methoden
Hannover2,Stadt Hannover
Natura 7/8, Klett, 978-3-12-049311-2
7/8 2021
Natura 9/10, Klett, 978-3-12-049321-1
9/10 2022
Markl Biologie 1, Klett, 978-3-12-150020-8
5/6 2021
Markl Biologie 2, Klett, 978-3-12-150030-7
7/8/9/10
2021
Biosphäre 5/6, Cornelsen, 978-3-06-420048-7
5/6 2021
Biosphäre 7/8, Cornelsen, 978-3-06-420212-2
7/8 2021
Biosphäre 9/10, Cornelsen, 978-3-06-420062-3
9/10 2021
Biologie heute 5/6 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87320-9
s.o. s.o.
Biologie heute 7/8 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87322-3
s.o. s.o.
Biologie heute 9/10 Niedersachsen, Schroedel, 978-3-507-87324-7
s.o. s.o.
bioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen, Westermann, 978-3-14-150620-4
s.o. s.o.
bioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150633-4
s.o. s.o.
bioskop 9/10 Gymnasium Niedersachsen,Westermann, 978-3-14-150622-8
s.o. s.o.
Markl Biologie Oberstufe, Klett, 978-3-12-150010-9
11/12/13
2022
Tabelle 1: Genutzte Lehrwerke niedersächsischer Gymnasien.
2 Die Schüler der St. Ursula-Schule schaffen in der Sekundarstufe I Natura 5/6, 7/8 und 9/10 an. Alle anderen Lehrwerke für die Sekundatstufe I stehen ausschließlich den Lehrpersonen zur Verfügung.
8
2. Material und Methoden
2.3 Die Schaumburger Waldimkerei
Die Schaumburger Waldimkerei ist ein von Anna-Lisa und Max Giehl geführter
Meisterbetrieb, der sich im Schaumburger Land am Südhang des Bückeberges, einem
Ausläufer des Weserberglandes, befindet (siehe Abb. 1 & 2). Das ehemalige Forstgehöft
der Klosterkammer Hannover, welches 1907 von der Fürstlich Schaumburg-Lippischen
Hofkammer erbaut wurde, befindet sich seit 2003 im Besitz der Familie Giehl, die hier nun
Arbeit und Wohnen miteinander verbindet.
9
Abbildung 1: Standort der Schaumburger Waldimkerei.
Abbildung 2: Blick von der Streuobstwiese auf das Bienenhaus (mittig) unddas Haupthaus (rechts).
2. Material und Methoden
2007 richtete die Imkerei ihr erstes Honigfest aus, das von circa 1.000 Interessierten
besucht wurde. Das seitdem etwa alle zwei Jahre stattfindende Honigfest bietet
Gelegenheit für Jung und Alt, einen Blick hinter die Kulissen der Imkerei zu werfen.
Neben vielen Informationen zur Honigbiene und der Besichtigung der Imkerei, haben
Besucher auch die Möglichkeit einem Imker bei der Arbeit über die Schulter zu schauen
(siehe Abb. 3), sich die Arbeitsgeräte für die Honigernte anzuschauen und sich von der
geschmacklichen Qualität der verschiedenen Honigsorten zu überzeugen.
Für Kinder gibt es außerdem Spiele, Geschichten und die
Möglichkeit, Bienenkästen zu bemalen (siehe Abb. 4). Das
Honigfest und damit die Chance mehr über die Honigbienen zu
erfahren, findet in der Region großen Anklang, der sich durch
stetig steigende Besucherzahlen – das letzte Honigfest ließen sich
etwa 3.000 Besucher nicht entgehen – äußert. Mit dem ersten
Honigfest 2007 brach die naturpädagogische Ausrichtung der
Imkerei an, die fortwährend ausgebaut wird. Nachdem das
Grundstück im Jahr 2008 um eine Streuobstwiese mit
10
Abbildung 3: Interessierte Besucher des Honigfests.
Abbildung 4: Bemalte Bienenkästen.
2. Material und Methoden
hochstämmigen alten Obstsorten und im folgenden Jahr durch
eine Kamerun-Schafherde (siehe Abb. 5), die die Streuobst-
wiese auf natürliche Weise pflegt, erweitert wurde, folgte eine
Anerkennung als außerschulischer Lernort und die Teilnahme
am Förderprogramm „Transparenz schaffen – von der
Ladentheke bis zum Erzeuger“ der Landwirtschaftskammer
Niedersachsen. Die Schaumburger Waldimkerei ist als
außerschulischer Lernort besonders attraktiv, da verschiedene
Biotoptypen – Wald, Waldrand, Streuobstwiese, Garten und
landwirtschaftlich genutzte Flächen – betrachtet werden
können. Somit begrüßt das Ehepaar Giehl neben Kindergarten-
oder Schulgruppen aller Altersstufen auch interessierte private
Gruppen, um ihnen die Herkunft des Honigs, die Arbeit mit den Bienen und den
verantwortungsvollen Umgang mit der schützenswerten Natur näherzubringen. Im Jahr
2011 wurde das Grundstück um eine insektenfreundliche Blühfläche (siehe Abb. 6)
erweitert, bevor 2014 die regionalen Honigsorten Schaumburger Gold und Stadthäger
Frühling entwickelt wurden, die seither als eines der Aushängeschilder der Imkerei
fungieren.
11
Abbildung 6: Blühfläche mit vorwiegend Phacelia.
Abbildung 5: Kamerun-Schafbock.
2. Material und Methoden
Dass dem Ehepaar Giehl die Vermittlung der ökologischen Bedeutung der Honigbiene sehr
am Herzen liegt, findet durch das neue Bienenhaus besonderen Ausdruck. Seit 2015
befindet sich dieser „Tempel für die Bienen“ (Giehl 2017) im Bau, der sich durch seine
besondere Architektur – er hat die Form einer Bienenlarve –, Akustik und seine natürlichen
Baustoffe wie Sandstein, Holz, Stroh, Lehm und Erde auszeichnet (siehe Abb. 7 & 8). Im
Bienenhaus finden Besucher Bienenvölker vor, die hier ganz ohne einen wirtschaftlichen
Nutzen zu erfüllen leben. Dazu wird auf eine Honigernte von diesen Bienenvölkern
verzichtet, weshalb auch keine Zufütterung mit Zuckerwasser im Herbst notwendig ist. Es
findet kein Eingriff in den Wabenbau statt, der Schwarmprozess wird nicht unterbunden
und keine ständige Erneuerung des Volkes mit einer neuen Königin hervorgerufen. Zweck
des Bienenhauses ist es, Bienenvölker bei ihrer natürlichen Lebensweise beobachten zu
können (Schaumburger Waldimkerei 2017 & Das Bienenhaus 2017).
12
Abbildung 7: Bienenhaus.
Abbildung 8: Blick aus dem Bienenhaus in die Landschaft.
2. Material und Methoden
Neben dem Bienenhaus, den kostenlosen Gruppenführungen und dem Honigfest, bietet die
Schaumburger Waldimkerei aktuell weitere Möglichkeiten Bienen und der Natur zu
begegnen. So sind Schüler zum jährlichen Zukunftstag eingeladen, in den Imkerberuf zu
schnuppern. Des Weiteren befindet sich neben einem jederzeit zugänglichen
Bienenschaukasten mit Sichtfenster (siehe Abb. 9), ein didaktisch aufgearbeiteter 20-
minütiger Walderlebnispfad auf dem Gelände, an dem ökologische Fragestellungen in
Form eines Quiz behandelt werden. Während der Öffnungszeiten des Honigladens zwei
Mal wöchentlich, können Interessierte außerdem in persönlichen Kontakt mit den Imkern
treten.
Bisher arbeiteten Anna-Lisa und Max Giehl mit
100 – 150 Bienenwirtschaftsvölkern, bestehend
aus den Rassen Apis mellifera carnica und Apis
mellifera buckfast. Zukünftig plant die Imkerei
sich allerdings auf etwa 70 Wirtschaftsvölker zu
beschränken, um mehr Zeit für einen
naturpädagogischen Schwerpunkt aufbringen zu
können. Die Bienenvölker der Schaumburger
Waldimkerei befinden sich nicht ausschließlich
auf dem Gelände der Imkerei, sondern sind im
Schaumburger Land verteilt. Mit den stärksten
Völkern findet außerdem eine Wanderung in das
Naturschutzgebiet Neustädter Moor und in die
Pfalz statt, um Heidehonig und
Edelkastanienhonig zu ernten, zwei der aktuell
zwölf Honige im Sortiment. Vier ihrer
Honigsorten stellte Familie Giehl für die
vorliegende Arbeit zur Verfügung. Eine genaue Betrachtung dieser erfolgt nun.
13
Abbildung 9: Bienenschaukasten.
2. Material und Methoden
2.4 Honigproben
Die Schaumburger Waldimkerei stellte Proben der vier Honigsorten Stadthäger Frühling,
Schaumburger Gold, Heidehonig und Lindenhonig aus dem Vorjahr (2016) für diese Arbeit
zur Verfügung (siehe Abb. 10 & 11). Neben der Honigsorte, dem Erntezeitpunkt und dem
Standort der Bienenkästen wurde auch ein erwartetes Pollenkornspektrum angegeben, das
auf den Erfahrungen der Imker, der Kenntnis des Standortbewuchses und früheren
Pollenanalysen (der Pollen = Gesamtheit aller Pollenkörner) basiert. Die folgende Tabelle
(Tab. 2) ordnet den genannten Honigsorten jeweils den Erntezeitpunkt, den Standort der
Bienenkästen für diesen Honig und das erwartete Pollenkornspektrum zu.
Honigsorte ErntezeitpunktStandort derBienenkästen
Erwartete Pollenkörner
Stadthäger Frühling 25.05.2016Stadthagen(Innenstadt)
u. a. Obstblüte, Raps,Ahorn und Rosskastanie
Schaumburger Gold 30.07.2016
Liekwegen(Waldwiese),
Auetal(Waldwiese)
Brombeere, Edelkastanie,Linde, Klee und viele
andere Sommerblumen
Heidehonig 10.09.2016NaturschutzgebietNeustädter Moor,
Diepholz
Heidepollen und vieleandere, durch
Gewinnungsart „Stippen“
Lindenhonig 20.07.2016Stadthagen(Innenstadt)
Siehe Prüfbericht fürHonig des LAVES
Institut für Bienenkundeim Anhang
Tabelle 2: Honigproben der Schaumburger Waldimkerei.
14
Abbildung 10: Schaumburger Gold und Stadthäger Frühling.
Abbildung 11: Honigsortiment.
2. Material und Methoden
2.5 Pollenanalyse
Die vier Honigproben der Schaumburger Waldimkerei wurden einer mikroskopischen
melissopalynologischen3 Untersuchung (Pollenanalyse) unterzogen, um so die
Nahrungsquellen der Honigbienen qualitativ sowie quantitativ zu ermitteln und
Rückschlüsse auf die botanische und regionale Herkunft des Honigs ziehen zu können
(Ohe 2014; Akkermann & Ohe 2004). Dazu wurde jeweils eine kleine Menge des zu
untersuchenden Honigs mithilfe einer Präpariernadel auf einen Objektträger aufgetragen
und mit etwa der gleichen bis doppelten Menge Wasser vermengt, um die im Honig
enthaltenen Zuckerkristalle zu lösen. Nach Aufbringen eines Deckglases wurden die
Honigproben durch ein Mikroskop der Marke Zeiss bei 400-facher Vergrößerung
betrachtet. Die enthaltenen Pollenkörner wurden jeweils nach dem gleichen Schema, von
oben links nach unten rechts (siehe Abb. 12), bestimmt und ausgezählt. Um ein
aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten wurde Acht gegeben, dass sich mindestens 100
Pollenkörner je Honigprobe auf dem Objektträger
befanden.
Die Analyse der Pollenkörner erfolgte mithilfe
des Vorwissens aus einer zwei-wöchigen,
universitären praktischen Übung zum Thema
„Vegetationsgeschichte“ an der Leibniz
Universität Hannover, des „Leitfaden[s] der Pollenbestimmung für Mitteleuropa und
angrenzende Gebiete“ (Beug 2015) und der „Celler Melissopalynologische[n] Sammlung“
(Ohe 2007). Zur Bestimmung der Pollenkörner (schematischer Bau eines Pollenkorns siehe
4.2.1.1) wurden die morphologischen Merkmale Umriss (u. a. oval, circular, angular),
Aperturen-Typ (u. a. colpat, porat, colporat, inaperturat), Anzahl der Aperturen, Exine-
Skulptur-Typen (u. a. psilat, scabrat, striat, reticulat, echinat) und Besonderheiten (u. a.
Luftsäcke, Tetraden) herangezogen. Eine vollständige Übersicht der Bestimmungskriterien
befindet sich im Anhang dieser Arbeit.
Nachfolgend werden die Ergebnisse sowohl zur aktuellen thematischen Einbettung der
Honigbiene in den Schulunterricht als auch die der melissopalynologischen Untersuchung
der Honigproben dargestellt.
3 Das Aufgabenfeld, das sich mit dem rezenten Pollen im Umfeld der Bienen beschäftigt, wird als Melissopalynologie bezeichnet.
15
Abbildung 12: Objektträger mit eingezeichnetem Schema der Pollenanalyse einer Honigprobe.
3. Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula und Lehrwerken
Sowohl das niedersächsische Kerncurriculum der Sekundarstufe I als auch das der
Sekundarstufe II sind nicht themen-, sondern kompetenzorientiert aufgebaut. Dies
bedeutet, dass sie keine spezifische thematische Ausgestaltung des Unterrichts vorgeben.
Stattdessen werden die prozessbezogenen Kompetenzbereiche Erkenntnisgewinnung (EG),
Kommunikation (KK), Bewertung (BW) und der inhaltsbezogene Kompetenzbereich
Fachwissen (FW) unterschieden. Der Bereich Fachwissen gliedert sich wiederum in die
acht Basiskonzepte FW 1 Struktur und Funktion, FW 2 Kompartimentierung, FW 3
Steuerung und Regelung, FW 4 Stoff- und Energieumwandlung, FW 5 Information und
Kommunikation, FW 6 Reproduktion, FW 7 Variabilität und Angepasstheit sowie FW 8
Geschichte und Verwandtschaft. Den Basiskonzepten sind in den Kerncurricula einige
mögliche oder auch verpflichtende Themen zugeordnet. Im Unterrichtsvorschlag (siehe
4.2) wird auf die verschiedenen Kompetenzbereiche zurückführend eingegangen. Durch
die Ausrichtung der Kerncurricula auf Kompetenzen statt Themen, wird der
Biologieunterricht nicht auf die Behandlung einiger weniger Themen reduziert, sondern
fördert das „Grundverständnis biologischer Phänomene“ (NKM 2015, S. 72).
Im Kerncurriculum der Sekundarstufe I von Mai 2007 wurden sowohl die Struktur der
Mundwerkzeuge von Insekten und ihre Funktion, als auch die Wechselwirkungen zwischen
Insekten und Blüten als Themen für den fachwissenschaftlichen Kompetenzbereich
vorgeschlagen (NKM 2007, S. 96). Im aktuellen Kerncurriculum der Sekundarstufe I
hingegen ist ausschließlich die Individualentwicklung von Blütenpflanzen (NKM 2015, S.
87) als verwandtes Thema zu den Honigbienen zu finden. Im aktuellen Kerncurriculum der
Sekundarstufe II (NKM 2017) ist weder ein Verweis auf die Biene noch auf ein verwandtes
Thema, wie etwa Insekten oder Bestäubungsleistung, vermerkt. Die Ermunterung seitens
des Kerncurriculums die Honigbiene und verwandte Themen, wie die Analyse von
Bienenhonig, im Unterricht der Sekundarstufe I zu behandeln, ist also als rückläufig
anzusehen und in der Sekundarstufe II überhaupt nicht vorhanden. Da die Kerncurricula
die Behandlung der Honigbiene nicht explizit vorschlagen oder verbindlich benennen, ist
die Entscheidung darüber, ob und in welchem Maße die Honigbiene im Unterricht
behandelt wird, damit den Schulen und Lehrkräften überlassen, die sich thematisch an den
16
3. Ergebnisse
unterrichtsbegleitenden Lehrwerken für das Fach Biologie orientieren. Der Inhalt der
Lehrwerke bezüglich Bienen und mikroskopischer Honiganalyse ist in der folgenden
Tabelle (Tab. 3) einzusehen.
17
Schule Titel, Verlag, ISBNJahr-gang
Genehmigtbis
Thematische Einbettung der Biene Mikroskopieren
ErnestinumRinteln,
LandkreisSchaumburg
bioskop 5/6 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150620-4
5/6 2019
• Haustiere und ihre wild lebenden Verwandten: Bienen werden beispielhaft als domestizierte Tiere genannt (S. 20 f.)
• Bestäubung, Befruchtung, Samenbildung: Biene wird als bestäubendes Insekt genannt (S. 176)
• Blüten und Insekten: Angepasstheit der Mundwerkzeuge am Beispiel von Biene und Schmetterling (S. 178)
–
bioskop 7/8 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150633-4
7/8 2021
• Äußerer und innerer Bau von Insekten: Biene als beispielhaftes Insekt (S. 42 f.)
• Insekten sind Ernährungsspezialisten: Biene wird als Beispiel für leckend-saugendes Insekt genannt (S. 44 f.)
• Ein Jahr im Bienenstaat: Arbeitsteilung und Fortpflanzung werden erläutert (S. 46f.)
• Verständigung bei Bienen: Schwänzeltanzwird erläutert (S. 48 f.)
Aufbau des Lichtmikroskops, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung, Präparation von Zwiebelzellen,Mundschleimhautzellen und Einzellern aus Heuaufguss (S. 18 f.)
bioskop 9/10Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150622-8
9/10 2022 – –
Biologie heute SII,Schroedel,
978-3-507-10980-3
11/12/13
2023 – Geschichte, Funktion und Erklärung der Bauteile eines Mikroskops (S. 16 f.)
RatsgymnasiumStadthagen,
Biologie heute 5/6Niedersachsen,
5/6 2019 • Bestäubung von Blüten: Bienen werden – 18
3. Ergebnisse
LandkreisSchaumburg
Schroedel, 978-3-507-87320-9
als Bestäuber genannt (S. 202 ff.)
Biologie heute 7/8Niedersachsen,
Schroedel, 978-3-507-87322-3
7/8 2021 –
Aufbau des Lichtmikroskops, Präparieranleitung, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung, Mikroskopieren von Haar, Zwiebel und Paprika (S. 16 ff.)
Biologie heute 9/10Niedersachsen,
Schroedel, 978-3-507-87324-7
9/10 2022 – –
Natura OberstufeBiologie für Gymnasien,
Klett, 978-3-12-049131-6
11/12/13
2022 –
Aufbau des Lichtmikroskops, Herstellung eines Zwiebelpräparates, Färbe- und Auszähltechnik (S. 24 f.)
Wilhelm-Busch-GymnasiumStadthagen,Landkreis
Schaumburg
bioskop 5/6 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150620-4
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 7/8 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150633-4
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 9/10 GymnasiumNiedersachsen,Westermann,
978-3-14-150622-8
s.o. s.o. s.o. s.o.
19
3. Ergebnisse
bioskop Gymnasium SII,Einführungsphase,
Westermann, 978-3-14-150599-3
11 2021 –
Aufbau des Lichtmikroskops, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung, Präparation von Zwiebelzellen,Mundschleimhautzellen und Einzellern aus Heuaufguss (S. 14 f.) [die selbe Doppelseite wie in bioskop 7/8]
bioskop Gymnasium SIIQualifikationsphase,
Westermann, 978-3-14-150600-6
12/13 2021 – –
Gymnasium Bad Nenndorf,
LandkreisSchaumburg
bioskop 5/6 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150620-4
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 7/8 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150633-4
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 9/10Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150622-8
s.o. s.o. s.o. s.o.
Biologie Oberstufe –Gesamtband,
Cornelsen, eingesehen:
978-3-464-17183-7
11/12/13
2023• Symbiose – Blütenbestäubung: Insekten
werden als angepasste Bestäuber genannt (S. 330)
Geschichte und Funktion des Mikroskops, Präparationstechniken, Präparatherstellung aus Zwiebel, Banane, 20
3. Ergebnisse
statt: 978-3-06-010345-4Mundschleimhaut, Wasserpest, Waldrebe und Tierblut (S. 17 ff.)
St. Ursula-SchuleHannover,
Stadt Hannover
Natura 5/6, Klett,
978-3-12-049301-35/6 2021
• Von der Kirschblüte zur Kirsche: Honigbiene wird als Bestäuber genannt (S. 192)
• Formen der Bestäubung: Insektenbestäubung wird mithilfe der Honigbiene erklärt (194 f.)
–
Natura 7/8, Klett,
978-3-12-049311-27/8 2021 –
Mikroskopieren von Moosblättchen/Wasserpest, Zwiebelhäutchen und Mundschleimhaut (S.20 f.)
Natura 9/10, Klett,
978-3-12-049321-19/10 2022
• Chemische Sinne: Riechsinn der Biene (S.72 f.)
• Wahrnehmungswelten: Kommunikation der Biene durch Schwänzeltanz und Duftstoffe wird erläutert (S. 76 f.)
• Kompartimentierung: Biene wird aufgrund von Aufgabenteilung als staatenbildendes Insekt benannt (S. 187)
–
Markl Biologie 1, Klett,
978-3-12-150020-85/6 2021
• Die Blüte braucht bei der Bestäubung fremde Hilfe: Biene wird beispielhaft als bestäubendes Insekt genannt (S. 142)
• Mundwerkzeuge und Beine passen zur Lebensweise: Borstenkämme der Bienen werden als Beispiel für Angepasstheit vorgestellt (S. 117)
• Honigbienen leben in einem Bienenstaat: Bedeutung der Honigbiene, Arbeitsteilungund Fortpflanzung werden erläutert (S. 118 f.)
Aufbau des Lichtmikroskops, Mikroskopieren von Wasserpest (S. 136)
21
3. Ergebnisse
Markl Biologie 2, Klett,
978-3-12-150030-7
7/8/9/10
2021 – Aufbau des Lichtmikroskops, Mikroskopieren von Wasserpest (S. 19)
Biosphäre 5/6, Cornelsen,
978-3-06-420048-75/6 2021
• Bestäubung von Blüten: Honigbiene wird beispielhaft als bestäubendes Insekt genannt (S. 178)
• Die Honigbiene: Vorstellung des äußeren und inneren Baus der Honigbiene, Bedeutung der Biene und Ablauf der Honiggewinnung (S. 182 ff.)
• Insektenstaaten und Kommunikation: Erläuterung von Arbeitsteilung im Bienenstaat und Schwänzeltanz (S. 186 ff.)
–
Biosphäre 7/8, Cornelsen,
978-3-06-420212-27/8 2021 –
Präparation von Mundschleimhautzellen und Zwiebelzellen, Aufbau des Lichtmikroskops, Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung (S. 17 ff., 36)
Biosphäre 9/10,Cornelsen,
978-3-06-420062-39/10 2021 – –
Biologie heute 5/6Niedersachsen,
Schroedel, 978-3-507-87320-9
s.o. s.o. s.o. s.o.
Biologie heute 7/8Niedersachsen,
Schroedel, 978-3-507-87322-3
s.o. s.o. s.o. s.o.
22
3. Ergebnisse
Biologie heute 9/10Niedersachsen,
Schroedel, 978-3-507-87324-7
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 5/6 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150620-4
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 7/8 Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150633-4
s.o. s.o. s.o. s.o.
bioskop 9/10Gymnasium
Niedersachsen,Westermann,
978-3-14-150622-8
s.o. s.o. s.o. s.o.
Markl BiologieOberstufe, Klett,
978-3-12-150010-9
11/12/13
2022 – Geschichte und Funktion des Mikroskops (S. 36 f.)
Tabelle 3: Thematische Einbettung der Biene und des Mikroskopierens in aktuellen Biologielehrwerken verschiedener niedersächsischer Gymnasien.
Anmerkung: Die Schüler der St. Ursula-Schule schaffen in der Sekundarstufe I Natura 5/6, 7/8 und 9/10 an. Alle anderen Lehrwerke für die Sekundarstufe I stehen ausschließlich den Lehrpersonen zur Verfügung.
23
3. Ergebnisse
3. Ergebnisse
An den 20 genutzten Schulbüchern der fünf Gymnasien kann exemplarisch gezeigt
werden, dass die in den Lehrwerken behandelten Themen zwar geeignete
Anknüpfungspunkte darstellen, um die ökologische Bedeutung der Honigbiene intensiv zu
behandeln, auf diese allerdings nicht eingegangen wird. Alle Verlage greifen die
Honigbiene in ihren Lehrwerken für den Doppeljahrgang 5/6 auf. Dabei wird die Biene
allerdings meist ausschließlich als Bestäuber von Blütenpflanzen genannt, ohne detailliert
auf den Ablauf der Bestäubung durch die Biene einzugehen. Die Schulbücher Markl 1 und
Biosphäre 5/6 bilden hier die Ausnahme und gehen neben der Funktion der Biene bei der
Bestäubung auch auf die Angepasstheit der Mundwerkzeuge und Beine, die Arbeitsteilung,
den Bienenstaat, die Fortpflanzung, den Körperbau, die Kommunikation, die
Honiggewinnung und sehr oberflächlich auf die ökologische Bedeutung der Honigbiene
ein. Diese Themen, die Markl 1 und Biosphäre 5/6 in den Jahrgängen 5 und 6 behandeln,
werden in ähnlicher Weise auch in den Lehrwerken bioskop 7/8 und Natura 9/10, für die
Jahrgänge 7 und 8 bzw. 9 und 10, behandelt. Das Schulbuch Biologie Oberstufe -
Gesamtband von Cornelsen greift die Honigbiene als einziges Lehrwerk für die Oberstufe
auf, wenn auch nur durch die Benennung der Biene als Bestäuber.
Während die Honigbiene vermehrt in den Jahrgängen 5 und 6 thematisiert wird, wird das
Mikroskopieren ausschließlich im Doppeljahrgang 7/8 und in der Oberstufe behandelt, mit
Ausnahme von Markl 1, in dem das Mikroskopieren für die Jahrgänge 5 und 6 aufbereitet
wurde. In Jahrgang 7 und 8 werden in allen Lehrwerken der Aufbau eines Lichtmikroskops
und das Mikroskopieren eines Präparates behandelt. Biologie heute 7/8, Biosphäre 7/8 und
bioskop 7/8 erweitern diese Inhalte um die Anfertigung einer mikroskopischen Zeichnung.
Die zu mikroskopierenden Objekte sind sich in allen Lehrwerken sehr ähnlich und wenig
kreativ ausgewählt. Dabei wird am häufigsten die Präparation von Zwiebelhäutchen,
Wasserpest und Mundschleimhautzellen aufgegriffen. In allen Schulbüchern der Oberstufe
wird genauer auf die Geschichte des Lichtmikroskops und seine physikalische
Funktionsweise eingegangen, wobei Natura Oberstufe weiterführend auf Färbe- und
Auszähltechniken und Biologie Oberstufe – Gesamtband auf verschiedene
Präparationstechniken eingeht.
Obwohl die Lehrwerke die Biene oft nicht detailliert thematisieren, bieten die Materialien
in den Schulbüchern dennoch die Möglichkeit im Unterricht intensiver auf die ökologische
Bedeutung der Honigbiene einzugehen. Die befragten Schulen – mit Ausnahme des
24
3. Ergebnisse
Ernestinums – behandeln das Thema Insekten, und damit auch die Honigbiene, überhaupt
nicht. Am Ernestinum in Rinteln wird die Biene als bestäubendes Insekt behandelt, dessen
inhaltliche Ausführlichkeit der Lehrkraft überlassen ist, sodass nur die wenigsten Schüler
die Möglichkeit haben, die tiefgründige ökologische Bedeutung der Honigbiene zu
begreifen.
25
3. Ergebnisse
3.2 Pollenanalyse der Honigproben
Im Folgenden wird die Zusammensetzung der Pollenkorn-Typen für jede der vier
Honigsorten in Form eines Diagramms dargestellt (siehe Abb. 13-16). Anschließend erfolgt
jeweils eine kurze Diskussion der Ergebnisse unter Bezugnahme zu den bekannten
Parametern Erntezeitpunkt, Standort der Bienenkästen und das erwartete
Pollenkornspektrum.
Stadthäger Frühling
Erntezeitpunkt: 25.05.2016
Standort der Bienenkästen: Stadthagen (Innenstadt)
Erwartete Pollenkörner: u. a. Obstblüte, Raps, Ahorn und Rosskastanie
Summe bestimmter Pollenkörner: 132
Wie erwartet ergab die Pollenanalyse das Vorhandensein von Obstblüten-, Raps- und
Ahorn-Pollenkörnern, wobei Raps-Pollenkörner am häufigsten vorkommen, gefolgt von
Obstblüten- und Ahorn-Pollenkörnern. Neben den genannten erwarteten Pollenkörnern
wurden auch Weiden-, Linden-, Klee-, Kiefer- und Wegerich-Pollenkörner bestimmt. Die
Besonderheit des Pinus-Pollenkorns besteht darin, dass Kiefern keinen Nektar produzieren
und sich durch Windbestäubung statt Insektenbestäubung fortpflanzen. Das einzelne
Pollenkorn wurde also nicht durch eine nektarsammelnde Honigbiene eingetragen, sondern
26
Abbildung 13: Ergebnis der Pollenanalyse vom Stadthäger Frühling.
3. Ergebnisse
könnte durch den Wind oder eine pollensammelnde Honigbiene sekundär oder tertiär
(siehe 4.2.1.1) eingetragen worden sein. Das Vorhandensein der Linden-Pollenkörner ist
aufgrund der regulär etwas späteren Blütezeit der Sommerlinde meist im Juni – der Honig
wurde Ende Mai geerntet – überraschend. Die wenigen Linden-Pollenkörner könnten
durch vormals genutzte Waben in den Honig eingebracht worden sein. Entgegen der
Erwartung wurden keine Pollenkörner der Rosskastanie gefunden, obwohl sich einige
Rosskastanien auf der Wallanlage und im Stadtpark Stadthagens, innerhalb des mittleren
Flugradius der Bienen von 2,3 km (Ohe 2014) um die Bienenkästen, befinden. Mögliche
Erklärungen hierfür können zum einen eine geringere Attraktivität der Rosskastanien für
die Bienen oder zum anderen ein vorhandener Stichprobenfehler der bestimmten
Pollenkörner (n = 132) sein.
Schaumburger Gold
Erntezeitpunkt: 30.07.2016
Standort der Bienenkästen: Liekwegen (Waldwiese), Auetal (Waldwiese)
Erwartete Pollenkörner: Brombeere, Edelkastanie, Linde, Klee und viele
andere Sommerblumen
Summe bestimmter Pollenkörner: 113
27
Abbildung 14: Ergebnis der Pollenanalyse vom Schaumburger Gold.
3. Ergebnisse
Neben vielen anderen Sommerblumen wurden Brombeer-, Edelkastanien-, Linden- und
Klee-Pollenkörner erwartet. Der größte Anteil der gefunden Pollenkörner stammt von
Brombeer- und Holunderpflanzen. Obwohl Holunder auf den Waldwiesen in unmittelbarer
Nähe der Bienenkästen stark verbreitet ist, scheint der hohe Anteil an Holunder-
Pollenkörnern zu überraschen, da Holunder-Pollenkörner nicht explizit als erwartet
angegeben wurden. Auch Edelkastanien-Pollenkörner sind zu fast einem Drittel in der
Honigprobe vertreten, deren Pollenspender in nur etwa 700 m Entfernung zu den
Bienenkästen stehen. Der Anteil der erwarteten Linden-Pollenkörner ist äußerst gering,
obwohl eine Lindenallee in nur wenigen hundert Metern Entfernung zu finden ist. Da
Honig ein Naturprodukt ist, dessen Zusammensetzung der Pollenkörner natürlichen
Schwankungen unterliegt, ist das Vorhandensein der Lindenallee kein Garant für den
Eintrag der Pollenkörner durch die Bienen. Hinzu kommt, dass Linden-Pollenkörner im
Honig ohnehin stark unterrepräsentiert vorkommen, da das Verhältnis von Pollen zu Nektar
durch den Bau der Lindenblüten kleiner ist als normal (Ohe 2014). Klee-Pollenkörner
wurden wider Erwarten keine gefunden, was eventuell durch die relativ kleine Anzahl der
bestimmten Pollenkörner (n = 113) zu erklären ist. Auch viele Pollenkörner anderer
Sommerblumen wurden nicht gefunden, bis auf einige Pollenkörner von Labkraut,
Weidenröschen und Löwenzahn. In der näheren Umgebung der Bienenkästen, von denen
dieser Honig stammt, wuchsen u. a. noch Glockenblumen, Lichtnelken, Kamille und
Mohn. Eventuell kommen diese Pollenkörner zwar in der Honigsorte vor, allerdings nicht
in dem relativ kleinen untersuchten Stichprobenumfang.
28
3. Ergebnisse
Heidehonig
Erntezeitpunkt: 10.09.2016
Standort der Bienenkästen: Naturschutzgebiet Neustädter Moor, Diepholz
Erwartete Pollenkörner: Heidekraut-Pollenkörner und viele andere, durch
Gewinnungsart „Stippen“
Summe bestimmter Pollenkörner: 104
Heidehonig lässt sich aufgrund seiner gelartigen Konsistenz nicht einfach schleudern wie
andere Honigsorten (vgl. 4.2.1.1 und AB 4 Zu Besuch beim Imker: Honig – Von der Blüte
bis ins Glas). Stattdessen werden die Honigzellen zunächst mit einer Stachelwalze
bearbeitet, wodurch der Honig sich für kurze Zeit verflüssigt und nun geschleudert werden
kann. Diese besondere Art der Honiggewinnung nennt sich „Stippen“. Durch das Stippen
können auch ältere eingelagerte Pollenkörner aus den Waben gelöst werden, sodass kein
explizites erwartetes Pollenkornspektrum benannt werden kann. Heidehonig muss
zwischen 2 % und 90 % Heidekraut-Pollenkörner enthalten, um als Sortenhonig zu gelten
(Deutscher Imkerbund e. V. 2014). Die Honigprobe (n = 104) des Heide-Sortenhonigs
enthielt zur Hälfte Heidekraut-Pollenkörner, womit dieses Kriterium erfüllt ist. Weitere
gefundene Pollenkörner in dieser Probe stammen von Brombeere, Hahnenfuß, Raps und
Klee.
29
Abbildung 15: Ergebnis der Pollenanalyse vom Heidehonig.
3. Ergebnisse
Lindenhonig
Erntezeitpunkt: 20.07.2016
Standort der Bienenkästen: Stadthagen (Innenstadt)
Erwartete Pollenkörner: Siehe Prüfbericht für Honig des LAVES Institut für Bienenkunde im Anhang
Summe bestimmter Pollenkörner: 500
Die vorliegenden Ergebnisse zum Lindenhonig stammen vom LAVES Institut für
Bienenkunde in Celle (Ohe 2016). Da die Anzahl der bestimmten Pollenkörner mit n = 500
ausreichend hoch ist, können die analysierten Pollenkorn-Typen prozentual angegeben
werden. Einen großen Anteil des Lindenhonigs stellen Raps-Pollenkörner. Der Anteil von
Linden-Pollenkörnern liegt bei nur 18 %. Da Linden-Pollenkörner im Honig allerdings
unterrepräsentiert vorliegen, kann dieser Honig trotzdem als Sortenhonig bezeichnet
werden. Neben Raps- und Linden-Pollenkörnern enthält der Lindenhonig auch
Obstblüten-, Phacelia-, Klee- und weitere Pollenkörner. Die ausführliche Honiganalyse
durch das LAVES Institut für Bienenkunde in Celle befindet sich im Anhang dieser Arbeit.
Die Ergebnisse der Pollenanalysen dieser vier Honigsorten der Schaumburger Waldimkerei
können nun genutzt werden, um die Analyse von Bienenhonig als Unterrichtsthema
aufzubereiten. Im Weiteren folgt die Diskussion der aktuellen Einbettung der Honigbiene
in den Kerncurricula und Lehrwerken sowie ein konkreter Unterrichtsvorschlag.
30
Abbildung 16: Ergebnis der Pollenanalyse vom Lindenhonig.
4. Diskussion
4. Diskussion
4.1 Aktuelle Einbettung der Honigbiene in Kerncurricula undLehrwerken
Obwohl Themen wie der Rückgang der Imkerei in Deutschland und das globale
massenhafte Bienensterben höchst aktuell und von immenser Bedeutung für uns alle sind
(DIE WeLT 2015, Greenpeace e. V. 2014; Hainbuch 2014; Akkermann & Ohe 2004),
kommt der Honigbiene an den niedersächsischen Gymnasien kaum Beachtung zu. Die
Honigbiene selbst wird in den Lehrwerken nur oberflächlich in den Jahrgängen 5 und 6
behandelt und die so wichtige ökologische Bedeutung im Unterricht nur beiläufig, wenn
überhaupt. Dieser Zustand ist bei der aktuellen Situation sehr bedenklich, da die Schüler
die ökologische Bedeutung der Honigbiene erkennen müssen, um die Biene und damit die
Artenvielfalt der Blütenpflanzen zukünftig schützen zu können. Obwohl andere Themen
natürlich auch ihre Daseinsberechtigung im Biologieunterricht haben, sollte die
ökologische Bedeutung der Honigbiene einen bedeutenderen Stellenwert in der
Schulausbildung einnehmen. Besonders hervorzuheben ist die Eignung der Thematik auch
andere wesentliche biologische Prinzipien (siehe Basiskonzepte in 3.1), wie in den
niedersächsischen Kerncurricula gefordert, anhand der bestäubenden Honigbiene
vermitteln zu können. Durch impulsgebende, anregende Fragestellungen wie zum Beispiel
„Warum sind Blüten farbig?“, „Wozu produzieren Pflanzen Nektar?“, „Weshalb legt
ausschließlich die Bienenkönigin Eier?“ oder „Was ist in Honig enthalten?“ können
biologische Kernthemen wie Symbiose, Kosten-Nutzen-Analysen, Reproduktion,
Evolution und auch methodische Kompetenzen wie Mikroskopieren, Analysieren und
Bewerten behandelt werden, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Im Folgenden wird
ein Unterrichtsvorschlag vorgestellt, in welchem die ökologische Bedeutung der
Honigbiene auch durch die Analyse von Bienenhonig und den Besuch einer Imkerei
vermittelt wird. Letztlich stellt der Unterrichtsvorschlag eine Planungshilfe für Lehrkräfte
dar und liefert konkrete Vorschläge zur Durchführung.
4.2 Unterrichtsvorschlag
Der Schwerpunkt dieses Unterrichtsvorschlags liegt auf der Vermittlung der drei
Unterthemen „Die Analyse von Bienenhonig“, „Die Schaumburger Waldimkerei – Zu
Besuch beim Imker“ und „Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)“,
31
4. Diskussion
die durch fachliche Klärungen und didaktische sowie methodische Überlegungen
aufgearbeitet werden. Die drei Themen können in einer Projektwoche oder in einem
Wahlpflichtkurs in voller Gänze behandelt werden. Für den wöchentlichen
Biologieunterricht, der oft eine verkürzte Betrachtung der Themen erzwingt, können
Lehrkräfte einzelne Bausteine entnehmen. Dabei wird nicht die klassische, sich steigernde
Reihenfolge ausgehend vom Grundwissen zur Lebensweise der Honigbiene bis hin zur
komplexen mikroskopischen Honiganalyse verfolgt, sondern die entgegengesetzte,
wodurch die Grundlage zur eigenständigen, problemorientierten Erarbeitung neuer
Erkenntnisse ausgehend von einem Phänomen geschaffen wird (NKM 2015). Hierzu kann
die Honigbiene besonders gut im Anschluss an das verpflichtende Thema
Individualentwicklung von Blütenpflanzen (NKM 2015) behandelt werden. Wie in den
Lehrwerken bereits umgesetzt (siehe 3.1), stellt die Bestäubung durch die Honigbiene
dabei die Verknüpfung zwischen den beiden Themenkomplexen dar. Durch eine Abfrage
der Schülervorstellungen zum Sachverhalt, warum Bienen Blüten besuchen, können
Antworten wie „Die Bienen sammeln Nektar aus den Blüten für den Honig“ zu erwarten
sein. Daran anschließend kann eine Pollenanalyse durchgeführt werden, durch die die
Schüler nicht nur ihre methodischen Kompetenzen erweitern, sondern auch ökologische
Fragestellungen beantworten können. Um eine Honiganalyse durchzuführen, ist kein
Wissen um die Lebensweise der Honigbiene von Nöten. Stattdessen finden die Schüler
mithilfe begleitenden Materials eigenständig heraus, was die Bienen gefressen haben,
wodurch ihr Interesse geweckt wird, sich Wissen über die Lebensweise der Honigbiene
anzueignen. Der Besuch einer Imkerei bietet sich an dieser Stelle an, um den Schülern die
Lebensweise der Honigbienen durch eine Begegnung mit dem Original näher zu bringen.
Durch die direkte Begegnung wird eine intensivere Auseinandersetzung der Schüler mit
dem Unterrichtsgegenstand ermöglicht. Ausgehend von der Lebensweise der Honigbiene
kann nun die ökologische Bedeutung der Honigbiene thematisiert werden. Dazu sollte die
Symbiose zwischen Bienen und Blütenpflanzen und die damit verbundene
Bestäubungsleistung der Honigbiene ebenso wie das aktuelle Bienensterben und dessen
Folgen im Zentrum stehen. Weiterführende Themengebiete, die allerdings im Rahmen
dieser Arbeit nicht behandelt werden, können die detaillierte Auseinandersetzung mit der
Arbeitsteilung im Bienenstaat, ein Bienenstock im Jahresverlauf oder der äußere und
innere Bau der Biene sein.
32
4. Diskussion
4.2.1 Die Analyse von Bienenhonig
4.2.1.1 Fachliche Klärung
„Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die
Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den
lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen saugenden Insekten
aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln,
einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen
lassen.“ (Honigverordnung 2015, S. 4)
Honig ist also ein von Honigbienen (Apis mellifera) erzeugtes Naturprodukt. Er dient den
Bienen als Nahrungsgrundlage und Vorrat für die Überwinterung. Zur Produktion von
Honig befliegen die Bienen zahlreiche Bienentrachtpflanzen im Radius von etwa 5 km
(Ohe 2014). Der Honig wird von den Arbeiterinnen eines Bienenvolkes aus Nektar, einem
zuckerhaltigen Sekret aus Nektarien am Blütenboden, oder auch aus Honigtau, einem
ebenfalls zuckerhaltigen Sekret, das von den Ausscheidungen von an Pflanzen saugenden
Insekten stammt, gewonnen (Frisch 1993). Neben Nektar, beziehungsweise Honigtau, den
die Honigbiene in ihrem Honigmagen transportiert, sammeln Honigbienen auch
proteinreichen Pollen in ihren Pollentaschen an den borstigen Hinterbeinen, wobei das
Sammeln von Nektar und Pollen arbeitsteilig getrennt stattfindet. Auch die Lagerung von
Nektar und Pollen erfolgt in getrennten Waben (Frisch 1993). Bevor der Nektar allerdings
eingelagert wird, wird er zunächst durch mehrfache Weitergabe zwischen den Bienen
immer weiter mit körpereigenen Stoffen vermengt und durch Wasserverdunstung im
warmen Honigraum des Stocks eingedickt. Der gereifte, zähflüssige Nektar wird von den
Bienen in durch Bienenwachs verdeckelten Waben eingelagert und nun als Honig
bezeichnet (Bode 1980). Der Imker muss zur Honiggewinnung die Waben entnehmen, mit
einer Entdeckelungsgabel beidseitig entdeckeln und die Waben schleudern. Der Honig
sammelt sich am Boden der Schleudertrommel und kann schließlich in Gläser abgefüllt
werden.
Durch die Vermengung des Blütennektars mit den körpereigenen Stoffen der Biene besteht
der Honig u. a. aus Kohlenhydraten (verschiedene Zucker, Saccharide, siehe Abb. 17),
Wasser, Proteinen, Enzymen, Aminosäuren, Aromastoffen, Mineralstoffen, Säuren,
Vitaminen und Farbstoffen (Horn & Lüllmann 1992).
33
4. Diskussion
Eine physikalisch-chemische Analyse des Bienenhonigs kann genauere Auskunft über die
Zusammensetzung geben. Eine ausführliche Honiganalyse umfasst neben einer
physikalisch-chemischen Untersuchung sowohl eine sensorische Analyse – bei der Geruch,
Geschmack, Farbe, Aussehen und Konsistenz beurteilt werden – als auch eine
mikroskopische Analyse, mit deren Hilfe das Pollenkornspektrum des Honigs bestimmt
werden kann (Horn & Lüllmann 1992). Als Pollenkornspektrum wird die Gesamtheit aller
im Honig befindlichen Pollenkörner bezeichnet. Pollenkörner stellen den männlichen Part
der geschlechtlichen Fortpflanzung von Samenpflanzen dar, die in den Antheren der
Staubblätter von Blüten durch Reifeteilung von Pollenmutterzellen entstehen (Ohe 2014).
Der Polleneintrag in den Bienenhonig kann durch drei verschiedene Prozesse erfolgen.
Während bei der primären Einstäubung der Pollen direkt aus den Antheren in den von den
Bienen gesammelten Nektartropfen derselben Blüte fällt, fällt der Pollen bei der
sekundären Einstäubung während des Laufens der Bienen über offene Honigzellen im
Stock aus deren Haarkleid in die Honigzellen. Als tertiäre Einstäubung wird der
Polleneintrag bezeichnet, der auf die Prozesse während der Honigernte, wie etwa auf die
Entdeckelung, das Schleudern oder Pressen von Honigwaben, zurückzuführen ist (Ohe
2014; Horn & Lüllmann 1992). Wie viele Pollenkörner durch die primäre Einstäubung in
den Honig eingetragen werden, wird durch den Bau der Blüten und die Anordnung dieser
an der Pflanze beeinflusst. Durch den individuellen Bau je nach Pflanzenart ist bei
manchen Pflanzen die Relation von Pollen zu Nektar niedriger als normal (=
Unterrepräsentanz der Pollenkörner, z. B. bei Linde, Löwenzahn, Robinie) und bei anderen
höher als normal (= Überrepräsentanz der Pollenkörner, z. B. bei Edelkastanie) (Ohe
34
Abbildung 17: Vergleich der Inhaltsstoffe von Honig und Haushaltszucker.
4. Diskussion
2014). Pollenkörner bleiben im Honig nahezu unverändert und liegen in ihrer nativen Form
vor. Da Pollenkörner verschiedener Pflanzenarten sich morphologisch unterscheiden, kann
die mikroskopische Pollenanalyse Aufschluss über die geographische und botanische
Herkunft des Honigs und damit über die Nahrungsquellen der Honigbienen geben. (Ohe
2014; Akkermann & Ohe 2004). Von Innen nach Außen besteht ein Pollenkorn aus
Cytoplasma, Intine und schützender Exine, welche von Aperturen durchbrochen ist, durch
die der Pollenschlauch bei der Keimung wächst (siehe Abb. 18).
Wie in 2.5 beschrieben, kann das Pollenkorn durch die Analyse von Umriss, Ausmaß,
Aperturen-Typ, Anzahl der Aperturen, Exinestruktur und Besonderheiten bestimmt werden,
wobei das Ausmaß nur zur Orientierung dienen kann, da Pollenkörner durch den
Wassergehalt des Honigs aufgequollen sein können und Pflanzen außerdem verschieden
große Pollenkörner produzieren können (Ohe 2014; Akkermann & Ohe 2004; Zander &
Maurizio 1975). Das analysierte Pollenkornspektrum des Honigs zeigt, welche
Nahrungsquellen die Honigbienen in ihrer Umgebung nutzten, wodurch mit dem Wissen
um die Blütezeit dieser Trachtquellen ein Zeitfenster bestimmt werden kann, in welchem
der Honig von den Bienen produziert wurde. Es gilt nun die Analyse von Bienenhonig für
den Biologieunterricht didaktisch und methodisch zu reduzieren.
35
Abbildung 18: Schematischer Bau eines Pollenkorns.
4. Diskussion
4.2.1.2 Didaktische Überlegungen
Legitimation
Mit der Analyse von Bienenhonig können einige der im Kerncurriculum geforderten
Kompetenzen eingeübt werden. Die im Folgenden genannten Kompetenzen sind im
Kerncurriculum der Sekundarstufe I für den Fachbereich Biologie, herausgegeben vom
Niedersächsischen Kultusministerium, wiederzufinden (NKM 2015). Wie in 3.1 erläutert,
werden im Kerncurriculum die prozessbezogenen Kompetenzbereiche
Erkenntnisgewinnung (EG), Kommunikation (KK), Bewertung (BW) und der
inhaltsbezogene Kompetenzbereich Fachwissen (FW) unterschieden. Um das
Wiederfinden der im Weiteren benannten Kompetenzbeschreibungen im Kerncurriculum
zu erleichtern, erfolgt eine entsprechende Zuordnung.
„Ein wichtiger Teil der Erkenntnisgewinnung ist das Wissenschaftsverständnis (Mayer
2007, S.177-186). Es bedeutet, dass Schüler verstehen sollen, wie Wissenschaftler arbeiten,
wie Wissen in den Naturwissenschaften gewonnen und weiterentwickelt wird, kurz:
Schüler sollen die Charakteristika der Natur der Naturwissenschaften kennen und
verstehen“ (Werner & Kremer 2010, S. 136). Die Analyse von Bienenhonig bietet die
Möglichkeit eben dieses Wissenschaftsverständnis zu erweitern. Durch die Arbeitsmethode
des Mikroskopierens erlangen die Schüler Einblicke in eine methodische Teildisziplin der
Biologie. Das „Mikroskopieren einfache[r] selbsterstellte[r] Präparate“ (EG 2.4), ist durch
eine mikroskopische Analyse der im Honig vorliegenden Pollenkörner gut zu erlernen,
ohne zunächst aufwändige Präparate herstellen zu müssen. Durch die vergleichende
Betrachtung der Morphologie der mikroskopierten Pollenkörner, eines „unmittelbar
erfahrbare[n] Phänomen[s]“ (EG 1.1, EG 1.2), können die Schüler die Pollenkörner
„mithilfe von Bestimmungsschlüsseln“ bestimmen (EG 1.3.) und ihre „biologische
Struktur zeichnen“ (EG 1.4). Nach Betrachtung der Pollenkörner ist es den Schülern
möglich, „Schlussfolgerungen zu ziehen“ und so ihre Beobachtungen zu deuten (EG 2.6).
Für die Schüler ist das Erlernen des Mikroskopierens nicht nur auf methodischer Ebene
besonders wertvoll, sondern ermöglicht auch das Einnehmen einer Forscherrolle, wodurch
der Erkenntnisgewinn für die Schüler maximiert wird.
Neben dem Kompetenzbereich der Erkenntnisgewinnung werden auch kommunikative
Kompetenzen erweitert, indem die Schüler ihre Ergebnisse „dokumentieren und
36
4. Diskussion
präsentieren“ (KK 1) und dabei „angemessene Fachwörter“ verwenden (KK 2). Die
Beschäftigung mit der Analyse von Bienenhonig bereitet die Schüler auf die folgenden
Themenkomplexe, einen Besuch beim Imker und die ökologische Bedeutung der
Honigbiene, vor, in denen nicht nur der Erkenntnisgewinn sondern auch die
Bewertungskompetenz eine zentrale Rolle spielen. Folgend werden die Ziele der Analyse
von Bienenhonig betrachtet.
Zielsetzung
Hinsichtlich der Legitimation ergibt sich für die Analyse von Bienenhonig ein
Schwerpunkt auf den prozessbezogenen Kompetenzen, indem die Schüler Bienenhonig
mikroskopisch analysieren. Eine vollständige Analyse von Bienenhonig schließt auch eine
sensorische und eine physikalisch-chemische Analyse (siehe 4.2.1.1) ein, die jedoch nicht
behandelt werden, um eine kognitive Überlastung der Schüler zu vermeiden und eine
adressatengerechte Vermittlung zu gewährleisten (Gropengießer et al. 2016).
Das übergeordnete Grobziel dieser Einheit auf kognitiver Ebene lautet:
• Die Schüler benennen Pollenkörner als einen Bestandteil von Bienenhonig unddeuten die Ergebnisse einer mikroskopischen Analyse von Bienenhonig.
Diesem Grobziel können folgende operationalisierte, überprüfbare Feinziele untergeordnetwerden:
• Die Schüler erlernen den Umgang mit dem Mikroskop. (EG 2.4)
• Die Schüler stellen ein Honigpräparat her, betrachten die Pollenkörner ihresPräparates und vergleichen die Morphologie zweier Pollenkorn-Typen durchschematische Zeichnungen. (EG 2.4, 1.1, 1.2, 1.4)
• Die Schüler erklären das Vorhandensein von Pollenkörnern im Bienenhonig durchdie Sammeltätigkeit der Bienen von Nektar und Pollen zur Produktion vonNahrungsvorräten in Form von Honig. (EG, FW)
• Die Schüler bestimmen Pollenkörner ihrer Honigprobe unter Zuhilfenahme vonBestimmungsmaterialien. (EG 1.3)
• Die Schüler schließen von den analysierten Pollenkörnern auf die Nahrungsquellender Honigbienen. (EG 2.6)
• Die Schüler stellen unter Zuhilfenahme eines Blütezeit-Kalenders begründeteVermutungen über die Zeit der Honigentstehung an. (EG 2.6)
• Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse unter angemessener Verwendung derFachsprache. (KK 1, 2)
37
4. Diskussion
4.2.1.3 Methodische Überlegungen
Neben den didaktischen Inhalten sind Überlegungen zur methodischen Umsetzung von
entscheidender Bedeutung für das Erreichen der Lernziele. Diesbezüglich werden im
Folgenden Materialien in Reihenfolge der Unterrichtseinheit vorgeschlagen und
kommentiert. Ziel ist es, die Schüler eine aktive Forscherrolle einnehmen zu lassen. Dies
steigert die Motivation und Lernbereitschaft der Schüler, und ermöglicht ein
selbstständiges Erschließen des Unterrichtsgegenstandes. Die Lehrkraft hingegen nimmt
eine moderierende und unterstützende Rolle ein. Die Wahl der Materialien und
verwendeten Methoden findet stets unter Berücksichtigung der didaktischen Überlegungen
statt.
„Die Analyse von Bienenhonig“ eignet sich besonders für einen direkten Übergang vom
Thema der Individualentwicklung von Blütenpflanzen, bei dem die Schüler bereits mit der
Funktion von Pollen konfrontiert wurden. Die Behandlung der Honiganalyse kann
allerdings auch gänzlich ohne Vorwissen durchgeführt werden, da Verwirrungen und
kognitive Überlastungen der Schüler durch adressatengerechtes Material vermieden
werden. Durch die Analyse von Bienenhonig gewinnen die Schüler die Erkenntnis, dass in
dem Naturprodukt Honig auch Pollenkörner vorkommen. Diese werden eigenständig
bestimmt, wodurch die Schüler eine biologische Arbeitsweise selbstständig durchführen
und Ergebnisse deuten können.
Um eine mikroskopische Honiganalyse durchführen zu können, müssen die Schüler
zunächst in die Arbeit mit dem Mikroskop eingeführt werden. Dazu müssen Bauteile
benannt und Funktionen erklärt werden. Bevor die eigentliche Honiganalyse durchgeführt
wird, sollten alle Schüler Gelegenheit haben den Umgang mit dem Lichtmikroskop – zum
Beispiel beim Betrachten einer Honigbiene oder eines Pollenkorn-Dauerpräparates – zu
erproben. Eine ausführliche Auseinandersetzung aller Schüler mit den Funktionen des
Mikroskops kann durch gezieltes Ausprobieren der möglichen Einstellungen erreicht
werden. Von Vorteil wäre je ein Mikroskop für jeden einzelnen Schüler, was allerdings
vermutlich an den meisten Schulen nicht zu realisieren ist. Die Arbeit am Mikroskop kann
auch in Partnerarbeit durchgeführt werden, was gegenüber der Einzelarbeit den Vorteil
bietet, dass die Schüler sich untereinander korrigieren und unterstützen können. Der
richtige Umgang mit dem Mikroskop stellt für die Schüler eine besonders wichtige und
nötige Vorarbeit dar, um die weiteren Aufgaben und Arbeitsschritte hinreichend bearbeiten
38
4. Diskussion
zu können. Das Besprechen von Arbeitsregeln und das Vertrautmachen mit dem
Lichtmikroskop nimmt, besonders in unteren Jahrgängen, sehr viel Zeit in Anspruch. In
höheren Klassenstufen darf die Einführung in die Nutzung des Mikroskops keinesfalls
entfallen, auch nicht, wenn die Schüler bereits mikroskopiert haben, da nur so der korrekte
Umgang aller Schüler mit den Geräten sichergestellt werden kann. Der Zeitaufwand ist
allerdings geringer, je häufiger die Schüler bereits mit einem Mikroskop arbeiten durften.
Das Arbeitsmaterial zum Kennenlernen des Lichtmikroskops kann so gestaltet sein:
39
4. Diskussion
40
Die Analyse von Bienenhonig AB 1
Betrachte das Dauerpräparat unter dem Mikroskop.
Verändere möglichst viele Einstellungen und notiere, wie sich das Mikroskopbild jeweils
ändert.
Die Blende: _________________________________________________
Das Objektiv: _________________________________________________
Der Objekttisch: _________________________________________________
Der Grob- und Feintrieb: _________________________________________________
Das Lichtmikroskop
4. Diskussion
Nachdem die Schüler sich ausgiebig mit dem Mikroskop vertraut gemacht haben, soll nun
die Pollenanalyse vorbereitet werden. Das Mikroskopieren von Pollenkörnern im Honig
eignet sich besonders für Anfänger, da kein aufwendiges Präparat hergestellt werden muss
wie vergleichsweise bei dem Querschnitt eines Blattes. Da Pollenkörner im Honig nativ
und konserviert vorliegen, müssen einzig die Zuckerkristalle gelöst werden, um ein erstes
Erfolgserlebnis herbeizuführen. Die Schüler stellen zunächst selbstständig ein
Honigpräparat her, welches sie anschließend mikroskopieren. Dazu wird eine
stecknadelkopfgroße Menge Honig mit doppelt so viel Wasser direkt auf dem Objektträger
vermengt und verteilt, bevor ein Deckglas aufgebracht wird. Die Schüler betrachten ihr
Honigpräparat nun unter dem Mikroskop. Die Lehrkraft sollte ausreichend Material und
Zeit für mehrfache Versuche einplanen; je nach Honig wird oft etwas mehr oder weniger
Wasser benötigt um die Zuckerkristalle zu lösen und trotzdem eine zufriedenstellende
Pollenkorndichte zu erreichen. Um die Schüler nicht mit einer sofortigen Pollenanalyse zu
überfordern und sie stattdessen zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit der
Vergrößerungsfunktion des Mikroskops und dem Aussehen eines Pollenkorns zu bewegen,
erhalten die Schüler den Auftrag, zwei morphologisch verschieden gestaltete Pollenkörner
in ihrer Probe zu finden und zu zeichnen. Dazu wird den Schülern der Hinweis gegeben,
auf Umriss sowie Anzahl und Form der Aperturen zu achten, was das Zeichnen
vereinfacht. Außerdem sollten Zeichenregeln vorgegeben werden, um zufriedenstellende
Ergebnisse zu erreichen. Diese können schriftlich auf dem Arbeitsblatt fixiert werden,
sodass sie für alle Schüler zu jedem Zeitpunkt einsehbar sind.
Der Arbeitsauftrag kann wie folgt gestaltet sein:
41
4. Diskussion
42
Die Analyse von Bienenhonig AB 2 Die Honigprobe
Anfertigung eines Honigpräparates
1. Du benötigst: Honig, Wasser, Präpariernadel, Objektträger, Deckglas
2. Tupfe mit einer Präpariernadel etwas Honig (etwa eine Präpariernadelspitze) auf einen Objektträger
3. Mische den Honig mithilfe der Präpariernadel mit der doppelten Menge an Wasser direkt auf dem Objektträger, um Zuckerkristalle zu lösen, die sonst deine Sicht behindern
4. Bedecke das Honig-Wasser-Gemisch mit einem Deckglas
5. Beginne mit der kleinsten Vergrößerung zu mikroskopieren und bearbeite folgende Aufgabe:
Zeichnungen von Pollenkörnern
Suche dir zwei unterschiedliche Pollenkörner deiner Honigprobe aus, die du nun ganz genau
abzeichnest.
Gib dabei besonders Acht auf den Umriss, die Anzahl und Form der Aperturen (Öffnungen)
und die Struktur der Oberfläche.
Befolge diese Regeln:
• Beschrifte zunächst zwei blanko Zeichenblätter mit Datum, Überschrift und
der berechneten Vergrößerung (Vergrößerung des Okulars x Objektiv).
• Zeichne durchgehende Linien mit einem spitzen Bleistift.
• Fertige große Zeichnungen an! Sie sollten den gesamten Freiraum des Blattes
ausfüllen.
• Vergleiche fortwährend das Pollenkorn unter dem Mikroskop mit deiner
Zeichnung und zeichne nur Strukturen, die du wirklich siehst.
4. Diskussion
Nun findet die eigentliche Pollenanalyse statt. Damit die Schüler während des doch
ermüdenden und anstrengenden Mikroskopierens weiterhin motiviert bleiben, erfolgen die
weiteren Arbeitsaufträge unter der Leitfrage „Welche Nahrungsquellen nutzen Bienen?“.
Dazu erhalten die Schüler zunächst einen kurzen Informationstext, der ihnen erklärt, dass
Pollenkörner in den Nektar der Blüten fallen, den die Bienen wiederum sammeln. So
erschließt sich den Schülern, warum sie Pollenkörner im Honig finden und auch, warum
die Bestimmung der Pollenkörner Aussagen über die Nahrungsquellen der Honigbienen
zulässt. Zur Verständnisabfrage erhalten die Schüler den Arbeitsauftrag, aufzulisten, was
Bienen zu ihrer Ernährung sammeln. Für die Bestimmung der Pollenkörner müssen die
Schüler nun mit den verschiedenen Kriterien zur Bestimmung vertraut gemacht werden.
Dazu erhalten sie eine Liste an vereinfachten und verbildlichten Informationen zu Umriss,
Aperturen-Typ, Anzahl der Aperturen, Exine-Skulptur-Typen und Besonderheiten. Die
Kriterien werden dem Unterrichtsgebrauch angemessen reduziert (vollständig siehe
Anhang), vereinfacht und mithilfe von Pfeilen, die Strukturen von Interesse markieren,
vorgestellt. Die Bestimmungskriterien müssen besprochen werden, um Unsicherheiten und
Fragen zu klären. Die Klärung der Kriterien kann im Plenum erfolgen oder auch durch eine
schüleraktivierende Gruppenarbeit, bei der die Schüler sich die Kriterien gegenseitig
erklären. Zusätzlich erhalten die Schüler eine Pollenkorn-Übersicht mit einer Auswahl an
zu erwartenden Pollenkorn-Typen, die sich aus den Ergebnissen der Pollenanalysen in 3.2
ergibt. Der Pollenkorn-Katalog ordnet einer Pflanze jeweils Informationen zu Umriss,
Aperturen-Typ, Anzahl der Aperturen und Exine-Skulptur-Typ sowie ein beispielhaftes
mikroskopisches Bild des zugehörigen Pollenkorns zu. Mit den Bestimmungskriterien und
dem Pollenkorn-Katalog ist die Bestimmung der Pollenkörner, die vor allem in den unteren
Jahrgängen sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, nun möglich. Besonders schnelle Schüler
können sich bereits über Aussehen, Verbreitung und Blütezeit ihrer bestimmten
Pollenspender informieren. Dazu können Smartphones, Computer und
Bestimmungsbücher genutzt werden. Langsamere Schüler könnten die Informationssuche
als Hausaufgabe beenden, sodass alle Schüler die gefundenen Pollenkörner mit
lebensweltlichen Pflanzen verknüpfen können. Leider lässt sich eine Fülle an Papier und
Arbeitsblättern nicht vermeiden, was eine übersichtliche Strukturierung und sukzessives
Austeilen der Materialien erfordert. Des Weiteren kann der Überblick durch Ausdrucke in
DIN A3-Format erleichtert werden. Es folgt das mögliche Bestimmungsmaterial:
43
Lies zuerst den folgenden Informationstext:
Honigbienen (lateinisch: Apis mellifera) produzieren Honig. Über diesen Honig freuen wir
Menschen uns sehr, da wir ihn vielseitig verwenden können, wie zum Beispiel zum
Kochen und Backen, in Hautpflegeprodukten, in Tee oder einfach auf unserem Butterbrot.
Die Honigbienen stellen den Honig allerdings nicht für den Menschen her, sondern für
sich selbst. Sie benötigen ihn als Nahrung für sich und ihre Nachkommen und legen einen
Honigvorrat an, um auch im Winter genügend Nahrung zu haben. Um Honig produzieren
zu können, sammeln die Bienen Nektar aus den Blüten der Pflanzen. Im Nektar befinden
sich auch hineingefallene Pollenkörner derselben Blüte. Außerdem sammeln Bienen auch
Honigtau, einen klebrigen, süßen Saft, der auf den Blättern bestimmter Pflanzen zu finden
ist, zusätzlich Pollen und Wasser. Aus Nektar und Honigtau stellen die Honigbienen dann
Honig her, den sie in Waben einlagern. Den Pollen verwenden sie zur Fütterung ihrer Brut
und das Wasser zur Deckung ihres Flüssigkeitsbedarfs.
Du wirst nun eine Honigprobe mikroskopisch untersuchen. Dabei wirst du viele einzelne
Pollenkörner entdecken. Da sich die Pollenkörner der verschiedenen Pflanzenarten
unterscheiden, kannst du herausfinden, von welchen Pflanzenarten die Bienen Nektar
gesammelt haben, um den Honig herzustellen, den du nun vor dir hast. Nachdem du
deinen Bienenhonig analysiert hast weißt du also, welche Nahrungsquellen – auch
Trachtquellen genannt – die Bienen zur Herstellung ihres Honigs genutzt haben.
4. Diskussion
44
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.1 Welche Nahrungsquellen nutzen Bienen?
Erstelle eine Liste mit den Dingen, die die Bienen für ihre Ernährung benötigen.
Sammelliste
der Honigbiene
•
•
•
•
4. Diskussion
45
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.2 Bestimmungskriterien
APERTUREN-TYP
UMRISS
oval circular angular (länglich) (rund) (eckig)
vesiculat Tetrade (mit Luftsäcken) (vierteilig)
(Apertur = Öffnung, durch die der Pollenschlauch bei der Keimung wächst)
porat(Apertur rund)
colporat(längliche und runde Apertur
kombiniert)
colpat(Apertur länglich)
inaperturat (keine Apertur)
4. Diskussion
46
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.3
foveolat scabrat psilat (fleckig) (ungleichgroß gepunktet) (eben)
echinat verrucat (vorspringende Elemente) (unregelmäßig)
reticulat striat rugulat (netzartig) (streifig) (unregelmäßig gestreift)
EXINE-SKULPTUR-TYP
(Oberflächenstruktur)
Bestimmungskriterien
4. Diskussion
47
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.4 Pollenkorn-Katalog
Raps
Umriss: angularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3-4Exine-Skulpturtyp: reticulat
Obstblüte wie Apfel und Kirsche:
Umriss: angularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: rugulat oder striat
Ahorn:
Umriss: angularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen : 3Exine-Skulpturtyp: striat
Weide:
Umriss: angular bis circularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: reticulat
Linde:
Umriss: angularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: foveolat
4. Diskussion
48
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.5
Brombeere:
Umriss: angularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: striat
Holunder:
Umriss: angularAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: reticulat
Edelkastanie:
Umriss: ovalAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: psilat
Labkraut:
Umriss: circularAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 7-9Exine-Skulpturtyp: reticulat
Weidenröschen:
Umriss: angularAperturentyp: poratAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: psilat
Löwenzahn:
Umriss: angularAperturentyp: poratAnzahl der Aperturen: 3-4Exine-Skulpturtyp: echinat
4. Diskussion
49
Besenheide:
Umriss: TetradeAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 4x3Exine-Skulpturtyp: verrucat
Klee:
Umriss: ovalAperturentyp: colporatAnzahl der Aperturen: 3Exine-Skulpturtyp: reticulat
Kiefer:
Umriss: vesiculatAperturentyp: inaperturatAnzahl der Aperturen: 0Exine-Skulpturtyp: rugulatBesonderheit: wird durch Wind verbreitet
Großer Wegerich:
Umriss: circularAperturentyp: poratAnzahl der Aperturen: 6-10Exine-Skulpturtyp: scabrat
Buschwindröschen:
Umriss: angular Aperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3-4Exine-Skulpturtyp: scabrat
Büschelschön:
Umriss: ovalAperturentyp: colpatAnzahl der Aperturen: 3+3Exine-Skulpturtyp: psilat
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.6
4. Diskussion
50
Die Analyse von Bienenhonig AB 3.7 Welche Nahrungsquellen nutzen Bienen?
Untersuche deine Honigprobe: Bestimme mindestens 10 Pollenkörner mithilfe der
Bestimmungskriterien und dem Pollenkorn-Katalog. Gib nicht auf, wenn du für die
Bestimmung der ersten Pollenkörner viel Zeit benötigst oder unsicher bist. Du wirst mit
jedem Pollenkorn etwas schneller und sicherer.
Hier ist Platz für Notizen:
Von welchen Pflanzen haben die Bienen Nektar, in den die Pollenkörner gefallen sind, für
deine Honigprobe gesammelt?
Informiere dich über diese Pflanzen. Wie sehen sie aus? Wo und wann wachsen sie?
_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
_______________________________________________________________________
4. Diskussion
Die mikroskopische Honiganalyse kann noch um die Fragestellung „Wann haben die
Bienen diesen Honig hergestellt?“ erweitert werden. Zur Beantwortung dieser Frage
erhalten die Schüler einen Blütezeit-Kalender und können ihre zuvor erarbeiteten
Ergebnisse benutzen. Um die Fragestellung zu beantworten, müssen die Schüler die
Blütezeiten ihrer gefundenen Pollenspender dem Diagramm entnehmen. Das Lesen des
Diagramms und dessen Deutung stellt auch eine Abwechslung zu den vorigen Materialien
dar. Die Blütezeiten der verschiedenen Pflanzen könnten auch bereits in den Materialien
zur Pollenbestimmung aufgeführt werden, was aber sehr schnell zu einer zu großen Menge
an Informationen führt. Um die Schüler nicht zu überfordern, wird der Blütezeit-Kalender
erst nach der Pollenanalyse ausgegeben und kann so auch als Zusatzmaterial für besonders
schnelle Schüler dienen.
Der Blütezeit-Kalender kann so aussehen:
51
JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ
Raps
Obstblüte
Ahorn
Weide
Linde
Brombeere
Holunder
Edelkastanie
Labkraut
Weidenröschen
Löwenzahn
Besenheide
Klee
Kiefer
Großer Wegerich
Buschwindröschen
Büschelschön
Blütezeit-Kalender
Blütezeiten entnommen aus: Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas (Aichele, 1991) und www.die-honigmacher.de
Die Bienen haben meine Honigprobe im ______________________________________________________________ hergestellt.
52
4. Diskussion
Die A
nalyse von Bienenhonig AB 4
4. Diskussion
Nach dieser intensiven Beschäftigung mit dem Mikroskop und der Pollenanalyse haben die
Schüler nun Gelegenheit sich über ihre Erfahrungen auszutauschen und ihre Ergebnisse zu
präsentieren. Da die Lehrperson bei Ausgabe der Honigproben die Möglichkeit hat,
entweder allen Schülern die selbe oder unterschiedliche Honigsorten auszuteilen, kann der
Vergleich der Pollenanalyse zu ähnlichen oder unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Nachdem die Schüler sich nun mit den Pollenkörnern im Honig und dem Sammelzeitpunkt
beschäftigt haben, hat die anschließende Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei die
direkte Begegnung mit dem Original, der Honigbiene, zum Ziel.
4.2.2 Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker
Die Schaumburger Waldimkerei wird als außerschulischer Lernort betrachtet, also als Ort
außerhalb der Schule an dem Unterricht stattfinden kann (Gropengießer et al. 2016). Der
Besuch eines außerschulischen Lernortes durch eine Exkursion bietet Schülern die
Möglichkeit „sinnorientierten und selbstorganisierten Lernens“ (Deutscher Bildungsrat
1974, S. 71) als Ergänzung zum schulischen Fachunterricht. Wie in 2.3 beschrieben, bietet
der Standort der Schaumburger Waldimkerei großes Potential, neben der Honigbiene, viele
weitere biologische Themenkomplexe veranschaulichen zu können. Zeitbedingt, und um
die Schüler kognitiv nicht zu überfordern, orientieren sich die folgenden Überlegungen
hauptsächlich an der Arbeit mit der Honigbiene (Apis mellifera).
4.2.2.1 Didaktische Überlegungen
Legitimation
Eine Unterrichtseinheit an einem außerschulischen Lernort durchzuführen, ist im
Biologieunterricht von besonderer Bedeutung, da den Schülern die hautnahe Begegnung
mit der Natur ermöglicht wird (Gropengießer et al. 2016). Solche primären
Naturerfahrungen fördern über den Unterricht hinaus die „Begegnungen mit Lebewesen
und biologischen Phänomenen“ (Gropengießer et al. 2016, S. 433), was eine Änderung im
Fühlen, Denken und Handeln der Schüler hervorrufen kann und das Bewusstsein für den
Wert der Natur zu steigern vermag. Kurzum: Man achtet und schützt nur, was man kennt
und versteht. Die Schaumburger Waldimkerei als Exkursionsziel zu nutzen, begründet sich
in erster Linie mit dem Kennenlernen der eigenen Region, das auch im Kerncurriculum
fest verankert ist (NKM 2015). Eine Auseinandersetzung mit der Region und regionalen
53
4. Diskussion
Besonderheiten kann eine emotionale Verbundenheit der Schüler der Region gegenüber
auslösen (Groß 2007). Durch eine Identifikation mit der eigenen Heimat sehen Schüler die
Honigbiene sowie Imkereien im Schaumburger Land als schützenswert an, was die
Grundlage für nachhaltiges Handeln und für Naturschutz bildet.
Ein besonderer Lebensweltbezug wird für die Schüler nicht nur durch den Bezug zur
Region hergestellt, sondern auch durch ein alltägliches Produkt, nämlich Honig, der einen
inhaltlichen Übergang zur Honigbiene ermöglicht. Nachdem in 4.2.1 die Analyse von
Bienenhonig thematisiert wurde, kann sich nun die Exkursion zur Imkerei anschließen.
Eine Alternative wäre, den Besuch der Imkerei am Ende des Themenkomplexes, nach der
Behandlung der ökologischen Bedeutung der Honigbiene in 4.2.3, durchzuführen, um das
im Klassenzimmer Gelernte in der belebten Natur wiederzufinden, Wissen zu verknüpfen
und zu vertiefen. Stattdessen wird der Besuch beim Imker bewusst zwischen den beiden
Unterthemen „Die Analyse von Bienenhonig“ und „Die ökologische Bedeutung der
Honigbiene (Apis mellifera)“ eingeschoben; nachdem die Schüler die mikroskopische
Honiganalyse durchgeführt haben, entlastet eine Exkursion an dieser Stelle das
theoretische Arbeiten und Denken. Die Schüler haben Gelegenheit sich in einer
ungezwungenen Lernumgebung Fachwissen über die Produktion von Honig und die
Lebensweise der Honigbiene anzueignen, das sie anschließend während der Diskussion der
ökologischen Bedeutung der Honigbiene anwenden können. Ein weiterer Vorteil der
Exkursion besteht für die Schüler darin, mit den Imkern, Experten auf ihrem Gebiet, ins
Gespräch zu kommen. Das Erleben der Honigbiene in der Natur weckt die Neugier der
Schüler, durch die eine intrinsische Motivation zum selbstbestimmten Lernen erreicht wird
(Gropengießer et al. 2016). Eine sorgfältige Planung der Exkursion durch die Ermittlung
möglicher Lernziele trägt maßgeblich zum Lernerfolg der Schüler bei. Es folgt eine
mögliche Zielsetzung.
Zielsetzung
Nachdem die Schüler eine mikroskopische Honiganalyse durchgeführt haben (siehe 4.2.1),
bietet die Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei eine anschauliche Gelegenheit die
Herkunft des Honigs durch die direkte Begegnung mit der Honigbiene nachzuvollziehen.
Das übergeordnete Grobziel dieser Einheit auf kognitiver Ebene lautet:
• Die Schüler erleben die Honigbiene in ihrer natürlichen Umgebung unter
54
4. Diskussion
Einbeziehung der Sinneswahrnehmungen.
Diesem Grobziel können folgende operationalisierte, überprüfbare Feinziele untergeordnetwerden:
• Die Schüler beschreiben die Arbeit eines Imkers und ordnen den Arbeitsgeräteneines Imkers Funktionen zu. (EG, FW)
• Die Schüler beobachten die Honigbienen in ihrem Stock und beschreiben sichtbareTätigkeiten der einzelnen Bienen. (EG 1.1)
• Die Schüler stellen den Weg des Honigs „von der Blüte bis ins Glas“ dar. (EG, FW)
• Die Schüler bestimmen mindestens drei Bienentrachtpflanzen, die auf dem Geländeder Imkerei gefunden wurden mithilfe eines Bestimmungsbuches und stellenVermutungen zum Nutzen der Nektarproduktion an. (EG 1.3, 2.1, FW 7.2Artenvielfalt)
Durch die Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei können ferner auch affektiveLernziele erreicht werden:
• Die Schüler entwickeln ein tieferes Verbundenheitsgefühl gegenüber Honigbienen,Imkereien und der Region.
• Durch das gemeinsame Erlebnis werden die sozialen Strukturen zwischen denSchülern untereinander, aber auch zwischen den Schülern und der Lehrperson,gestärkt.
4.2.2.2 Methodische Überlegungen
Die folgenden Überlegungen und Materialien zur Exkursion werden unter
Berücksichtigung der didaktischen Überlegungen erarbeitet und sind an Gropengießer et
al. (2016) angelehnt, die für Exkursionen eine dreiteilige Gliederung von Vorbereitung,
Durchführung und Nachbereitung empfehlen, um einen möglichst großen Lernerfolg zu
erzielen.
Bevor die Exkursion stattfinden kann, ist zunächst Organisatorisches zu klären. So sind
Überlegungen zu Kosten, Zeitpunkt, Zeitaufwand und Anfahrt anzustellen. Die
Besichtigung und Führung über das Imkereigelände werden in Zusammenarbeit mit dem
regionalen Bildungsträger „Bildungswerk Kronsberghof“ (2017), unterstützt vom
Niedersächsischen Kultusministerium, kostenlos durchgeführt und dauern in der Regel
einen Vormittag lang. Da Bienen erst ab einer Außentemperatur von etwa 13 °C und nicht
bei Regen ausfliegen, sollte die Halbtagsexkursion möglichst an einem sonnigen Tag
zwischen April und August stattfinden. Einzig die Anfahrt kann einen Kostenfaktor
darstellen. Eine Möglichkeit ist, die Exkursion bereits an der Waldimkerei beginnen zu
55
4. Diskussion
lassen. Hierbei wird den Eltern überlassen, wie die Kinder anreisen. Die Bildung von
Fahrgemeinschaften durch die Lehrkraft ist aus versicherungstechnischen Gründen
problematisch und muss in einem aufwendigen Verfahren angemeldet werden. Die Anreise
durch öffentliche Verkehrsmittel gestaltet sich schwierig und ist in jedem Fall mit einem
Fußmarsch verbunden. Daher empfiehlt sich die Anmietung eines Busses, dessen Kosten
auf alle Teilnehmer umgelegt werden. Der kleine Beitrag für den Bus sollte frühzeitig
eingesammelt werden. Vorab ist ein Informationsbrief an die Eltern zu verfassen, der auch
auf Mitzubringendes und das potentielle Risiko für Allergiker eingeht. Eine
Einverständniserklärung der Eltern oder Erziehungsberechtigten ist nicht einzuholen, da es
sich bei der Exkursion um regulären Schulunterricht handelt, von dem Eltern ihre Kinder
ohne besonderen Grund nicht fernhalten dürfen.
Ebenfalls vorbereitend sollten die Schüler sich mit ihren Wünschen, Ängsten und
Erwartungen für die Exkursion auseinandersetzen. Dazu sollte der grobe Ablauf der
Exkursion besprochen werden. Zur inhaltlichen Vorbereitung können die Schüler
beispielsweise einen Fragenkatalog für ein Interview mit den Imkern entwerfen, die ihnen
als Experten offene Fragen beantworten können. Dazu sollten die Schüler zunächst einzeln
für sich überlegen, welche Fragen sie gern stellen würden. Diese Fragen können auf
vorbereitete Kärtchen übertragen und an die Tafel gepinnt werden. Die Schüler müssen
sich anschließend auf einige Fragen einigen. Zur optimalen Vorbereitung kann den Fragen
jeweils ein Interviewer zugeordnet werden, was während der Durchführung des Interviews
vor Ort für einen geregelten Ablauf sorgt.
Der Informationsbrief und ein vorbereitendes Arbeitsblatt können so gestaltet sein:
56
4. Diskussion
Liebe Eltern der Klasse _________,
wir wollen im Rahmen des Biologieunterrichts am _________ eine halbtägige Exkursionzur Schaumburger Waldimkerei in Reinsdorf unternehmen. Die Exkursion findet passendzum aktuellen Unterrichtsthema statt und dient dem Kennenlernen der Biene und ihremregionalen Lebensraum.
Treffpunkt ist _________ um _________ Uhr. Gemeinsam steuern wir das Gelände derSchaumburger Waldimkerei an, auf welchem wir uns den gesamten Vormittag aufhaltenwerden. Zurück an der Schule sind wir voraussichtlich um _________ Uhr.
Durch die Anmietung eines Busses entstehen Kosten in Höhe von _________ € proSchüler. Ich bitte Sie Ihrem/r Sohn/Tochter das Geld bis zum _________ mitzugeben.
HINWEIS FÜR ALLERGIKER:Obwohl es unter Einhaltung gewisser Verhaltensregeln unwahrscheinlich ist, kann es zueinem Bienenstich kommen. Sollte eine Insektengiftallergie bekannt sein, wägen Sie dasRisiko bitte ab und geben gegebenenfalls ein Notfallmedikament mit.
Für den Tag der Exkursion ist Folgendes mitzubringen:
✗ Schreibunterlagen (Mappe, Block, Federmappe, eventuell Klemmbrett)✗ Festes Schuhwerk und dem Wetter entsprechende Kleidung
(Regenjacke, Gummistiefel, Sonnenschutz)✗ Proviant und Getränke✗ ggf. Notfallmedikament, Kamera oder Handy zur Fotodokumentation und
Taschengeld für den Honigladen
Für weitere Fragen stehe ich gern in einem Gespräch zur Verfügung.Mit freundlichen Grüßen,
…..............................................................................................................................................Hier bitte abtrennen und der Lehrkraft ausgefüllt zurückgeben
Ich habe von der Halbtagsexkursion meines Sohnes / meiner Tochter _________________ zur Schaumburger Waldimkerei am _________ Kenntnis genommen.
Bitte beachten Sie folgende relevante Krankheiten meines Kindes:
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Im Notfall bin ich unter der Telefonnummer __________________________ zu erreichen.
______________________ _____________________________Ort, Datum Unterschrift Erziehungsberechtigte/r
57
4. Diskussion
Frage Antwort
1.
2.
3.
58
Zu Besuch beim ImkerAB 1 Vorbereitung der Exkursion
Wir besuchen die Schaumburger Waldimkerei!
In einer Imkerei arbeiten Imker zusammen mit ihren Tieren, den Honigbienen.
Einen Vormittag lang schauen wir uns die Arbeit mit den Bienen und das Gelände
der Imkerei an.
Welche Wünsche und Erwartungen hast du an die Exkursion?
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Hast du auch Sorgen? Wenn ja, welche?
___________________________________________________________________
___________________________________________________________________
Überlege dir Fragen, die du dem Imker – einem Bienenexperten – in einem
Interview stellen möchtest und schreibe sie auf Kärtchen. Einigt euch in der Klasse
auf die spannendsten drei und legt fest, wer welche Frage am Exkursionstag stellen
wird. Die Antworten kannst du während der Exkursion notieren.? ? ?
4. Diskussion
An der Imkerei angekommen erfolgt zuerst die Begrüßung der Klasse durch die Imkerin
Anna-Lisa Giehl. Die Lehrkraft gibt die Leitung der Klasse an die Imkerin ab und nimmt
eine begleitende und unterstützende Rolle ein. Die Imkerin beginnt die Führung vor einem
Bienenvolk, vor welchem die typischen Arbeitsmaterialien eines Imkers erläutert und
anschließend, wenn möglich, herumgereicht werden, bevor die Arbeit mit den
Gegenständen demonstriert wird (siehe Abb. 19). Ein begleitendes Arbeitsblatt kann das
Einprägen der Begriffe fördern. Dazu werden den Arbeitsgegenständen eines Imkers
sowohl Bezeichnung, als auch Funktion zugeordnet. Danach wird ein Einblick in das
Innere des Bienenkastens und auf die Waben gewährt. Um die Schüler zum genauen
Hinsehen zu bewegen, erhalten sie den Arbeitsauftrag, zu beschreiben, was sie sehen. Zu
erwarten sind Äußerungen bezüglich eines offenbar geordneten Chaos, gefüllte
Pollenhöschen an den Hinterbeinen der Bienen oder auch das unterschiedliche Aussehen
von Arbeiterinnen, Drohnen und der Königin. Die Schüler werden aufgefordert, auch
hinzuhören. Die Beobachtungen werden schriftlich fixiert, bevor frischer Wabenhonig
getestet wird. Dazu tauchen die Schüler ihren Zeigefinger in die Waben (siehe Titelbild)
und können diese Honigprobe nun mit ihren Sinnen erforschen. So werden Ergebnisse zu
Aussehen, Konsistenz, Temperatur, Geruch und Geschmack durch einen Test in Multiple-
Choice-Aufbau unkompliziert und schnell notiert.
Begleitend kann folgendes Material bearbeitet werden:
59
Abbildung 19: Imkerin demonstriert die Werkzeuge eines Imkers.
4. Diskussion
Arbeitsmaterial Das ist ... Der Imker braucht es, um...
1
2
3
4
5
6
7
60
Zu Besuch beim ImkerAB 2
Die Arbeitsmaterialien eines Imkers
Höre genau hin! Die Imkerin erklärt dir nun welche Materialien während der Arbeit mit Bienen wozu benötigt werden.
Benenne die Gegenstände und erkläre ihre Funktion.
4. Diskussion
Beschreibe deinen ersten Eindruck, wenn du die Bienen auf den Waben betrachtest. Hörst
du etwas?
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Beobachte nun nur eine einzige Biene. Was fällt dir auf?
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Der Honigtest
Teste eine Fingerspitze frischen Wabenhonig:
Aussehen
Konsistenz
Temperatur
Geruch
Geschmack
61
Zu Besuch beim ImkerAB 3
Chaos auf den Waben?
durchsichtig gelblich bräunlich
flüssig zäh fest
kalt handwarm heiß
keiner leicht stark
sauer bitter süß
4. Diskussion
Nach dieser Kennenlernphase und bevor die Fragen durch die Führung beantwortet
werden, können an dieser Stelle die von den Schülern zuvor erarbeiteten Interviewfragen
gestellt werden. Nachdem die Schüler nun bereits einige Aufgaben bearbeitet haben,
können sie sich jetzt ganz und gar auf die Imkereiführung (siehe Abb. 20) einlassen. Dabei
kann auf die Lage des Geländes, das Wachs-Haus, das Bienenhaus und die Geräte zur
Gewinnung des Honigs aus den Waben eingegangen werden (hier wird auch der
Geruchssinn der Schüler angesprochen), bevor die Schüler erneut begleitendes Material
bearbeiten.
62
Abbildung 20: Lageplan des Imkereigeländes.
4. Diskussion
Das Gesehene und Gehörte zur Herkunft und Produktion von Honig kann nun in
spielerischer und einprägsamer Form nachvollzogen werden. Dazu wird der Weg des
Honigs von der Blüte bis ins Glas in Form eines Quiz reproduziert. Die Schüler bekommen
die Aufgabe, einer chronologischen Bildabfolge den jeweiligen Arbeitsschritt (Texte
angelehnt an Deutscher Imkerbund e. V. (o. J.), S. 57) zuzuordnen, wodurch sich ein
Lösungswort zur selbstständigen Überprüfung ergibt. Diese Methode stellt eine
Abwechslung zu den vorigen dar, wodurch das Interesse und die Arbeitsbereitschaft der
Schüler erhöht werden. Zur Vorbereitung auf die Fragestellung nach der ökologischen
Bedeutung der Honigbiene finden und bestimmen die Schüler einige mögliche
Bienentrachtpflanzen auf dem Imkereigelände, was eine genaue Betrachtung der
Umgebung erfordert. Dazu kann das nach Blütenfarben strukturierte Bestimmungsbuch
Was blüht denn da? vom Kosmos Verlag oder auch die entsprechende Applikation für das
Smartphone, sofern die Schüler über einen Internetzugang verfügen, verwendet werden.
Zur Bearbeitung dieser Aufgabe sollte ein Zeitrahmen und eine Ortseingrenzung festgelegt
werden, damit sich alle Schüler in Sichtweite der Lehrkraft befinden. In frei
zusammengesetzten Gruppen können die Schüler ihrem Bewegungsdrang nachgehen und
Bienentrachtpflanzen gemeinschaftlich bestimmen. Ebenfalls werden Vermutungen
angestellt, weshalb die Blütenpflanzen Nektar produzieren. Die Auseinandersetzung mit
dieser Fragestellung leitet gleichzeitig die Thematik der ökologischen Bedeutung der
Honigbiene ein.
Das Arbeitsblatt zum Weg des Honigs von der Blüte bis ins Glas und den gefundenen
Bienentrachtpflanzen kann wie folgt gestaltet sein:
63
4. Diskussion
64
Zu Besuch beim ImkerAB 4 Honig – Von der Blüte ins Glas
Hier siehst du Bilder, die in chronologischer Reihenfolge den Weg des Honigs von der
Blüte bis ins Glas beschreiben. Ordne die passende Beschreibung dem jeweiligen
Bildchen zu und ergänze den korrekten Buchstaben neben dem Bild.
Suche, bestimme und notiere mindestens drei mögliche
Bienentrachtpflanzen auf dem Gelände der Imkerei.
Nutze dazu das Bestimmungsbuch.
Weshalb produzieren Blütenpflanzen Nektar?
Stelle begründete Vermutungen an.
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Bienentrachtpflanzen
•
•
•
Der fertige Honig wird in Gläser abgefüllt und bekommt das typische Etikett der Imkerei.
Im Schleuderraum entfernt der Imker mit einer Entdeckelungsgabel die Wachsdeckel von den Honigwaben. Die entdeckelten Waben steckt er in die Honigschleuder. Durch schnelle Drehungen wird der Honig aus den Zellen geschleudert, fließt zum Boden der Schleuder und läuft über einen Hahn ab.
Der Imker entnimmt die verdeckelten Honigwaben. Die aufsitzenden Bienen kehrt er mit einem Besen ab.
Die Biene fliegt zurück zum Stock. Dort würgt sie den Nektar hervor und übergibt ihn den Arbeiterinnen. Diese verarbeiten den Nektar weiter zu Honig und lagernihn in den Zellen der Waben ein. Hat der Honig den richtigen Feuchtigkeitsgehalt erreicht, kann er über eine längere Zeit gelagert werden. Dazu verschließendie Arbeiterinnen die Zellen mit einem Wachsdeckel.
Eine Sammelbiene besucht bis zu 1000 Blüten am Tag. Mit ihrem Rüssel saugt sie Nektar auf und speichert ihn in ihrem Honigmagen.
H
O
N
I
G
4. Diskussion
Nach Beendigung der Führung über das Imkereigelände können die Arbeitsblätter und
Lösungen der Schüler am Sammelplatz linksseitig zur Feuerstelle (siehe Abb. 20)
besprochen werden, an der auch eine Frühstücks- oder Mittagspause eingelegt werden
kann. Zum Abschluss der Exkursion haben die Schüler die Möglichkeit sich im kleinen
Honigladen der Imkerei umzusehen und die vielen Verwendungsmöglichkeiten der
Bienenprodukte, wie beispielsweise Honig, Bonbons, Propolis, Seife, Cremes,
Blütenpollen oder Kerzen auf sich wirken zu lassen. Interessierte können ein Glas Honig
erwerben und die Eindrücke der Exkursion zu Hause bei einem Honigbrot schildern.
Im Nachgang zur Exkursion sollte eine Nachbereitung stattfinden. Hierbei können nicht
nur die eingangs gesammelten Wünsche, Ängste und Erwartungen reflektiert werden,
sondern auch noch offene Fragen geklärt werden. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit
der Honigbiene kann in Form eines kurzen Aufsatzes oder Referates stattfinden.
Abschließend kann ein anonymisierter Evaluationsbogen gezielt Auskunft über Positives
und Negatives geben und so dabei helfen, zukünftige Exkursionen zur Schaumburger
Waldimkerei zu optimieren.
Ein entsprechender anonymisierter Evaluationsbogen kann so aussehen:
65
4. Diskussion
Evaluation für die Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei am
_________________
Du darfst deine ehrliche Meinung sagen! Es gibt kein richtig oder falsch. Mithilfe deiner
Bewertung können zukünftige Exkursionen verbessert werden. Lies die folgenden
Aussagen und vervollständige sie. Begründe auch, weshalb du dieser Meinung bist.
An der Exkursion hat mir gefallen, …
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
An der Exkursion hat mir nicht gefallen, …
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Die Exkursions-Inhalte fand ich …
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Die Arbeitsmaterialien fand ich …
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Die Stimmung während der Exkursion war
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Folgendes ist mir noch unklar geblieben:
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Meine Ideen zur Verbesserung der Exkursion sind …
_________________________________________________________________________
_________________________________________________________________________
Insgesamt bewerte ich die Exkursion mit der Note …
66
... 5 ... 6... 2... 1 ... 3 ... 4
4. Diskussion
4.2.3 Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)
4.2.3.1 Fachliche Klärung
Die Honigbiene (Apis mellifera) ist eine von etwa 12.000 mitteleuropäischen Bienenarten
der Familie der Apidae, die der Ordnung der Hymenoptera angehören. Heutzutage lebt die
Honigbiene nicht mehr wild, sondern wurde durch Zucht, Haltungsysteme und
Spezialfütterungen domestiziert (Amiet & Krebs 2014). Infolgedessen existieren
verschiedene Rassen, die sich unter anderem in ihrem Aussehen, der Widerstandskraft und
ihrer Arbeitsleistung unterscheiden (Akkermann & Ohe 2014). Bezeichnend für die
Lebensweise der Honigbiene ist die ausgeprägte Arbeitsteilung im Bienenstaat. In einem
Bienenvolk kommen drei unterschiedliche Typen der Bienen vor: Weisel (Königin),
Drohnen und Arbeitsbienen (siehe Abb. 21).
Die Weisel ist größer und länger als Drohnen und Arbeiterinnen und gleichzeitig das
einzige geschlechtsfähige Weibchen im Volk. Ihre Aufgabe ist das tägliche Legen von
2.000 – 3.000 Eiern zwischen Januar und September. In jedem Volk leben etwa 1.000
stachellose männliche Drohnen, die aus unbefruchteten Eiern entstehen. Sie besitzen
keinen Stachel und auch keine Pollenkörbchen, können das Volk also weder verteidigen
noch Nahrung sammeln. Ihre Aufgabe ist einzig und allein die Begattung der Weiseln. Die
nicht geschlechtsfähigen Arbeitsbienen machen mit 60.000 – 80.000 Bienen je Volk den
67
Abbildung 21: Vergleich von Königin, Arbeiterin und Drohne.
4. Diskussion
größten Anteil aus. Sie entstehen aus befruchteten Eiern und besitzen einen langen
Saugrüssel, Pollenkörbchen an den Hinterbeinen, einen Stachel und Organe für die
Brutpflege, Wachserzeugung und -verarbeitung. Die Aufgabe der Arbeitsbienen richtet sich
wiederum nach ihrem Alter. Junge Arbeiterinnen übernehmen die Brutpflege und Arbeiten
innerhalb des Stocks, wie Wachsproduktion, Wabenbau und Wachdienst, während die
älteren Arbeiterinnen ausfliegen um Wasser, Pollen und Nektar einzutragen. Damit die
Arbeiterinnen ausfliegen, muss die Außentemperatur mindestens 13 °C betragen (Bode
1980).
Die heutige Honigbiene befindet sich bereits seit 80 – 100 Millionen Jahren auf der Erde
und ist eine „Grundpfeiler-Spezies unseres Ökosystems“. Sie stellt – nach Schwein und
Rind – das dritt-wichtigste und gleichzeitig kleinste Nutztier des Menschen dar. Der
Honigbiene verdanken wir nicht nur die Honig- und Wachsproduktion, sondern auch die
große Artenvielfalt unserer Blütenpflanzen (Hainbuch 2014). Bienen und Blütenpflanzen
leben in Symbiose miteinander. Beim Sammeln von Nektar und Pollen in und an den
Blüten bleiben immer einige Pollenkörner im Haarkleid der Bienen haften, die dann beim
Besuch der nächsten Blüten der gleichen Art auf deren klebrige Narben übertragen werden
können, wo es dann zur Befruchtung und Entwicklung von Früchten kommt. Dieser
Vorgang wird als Bestäubung bezeichnet (Ohe 2014; Frisch 1993). Bienen bestäuben
Blüten also beiläufig. Etwa ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen
Pflanzenproduktion hängt von der Bestäubung der Honigbiene ab, wobei neben der
Bestäubung von Obstbäumen und Beeren auch die Bestäubung von Wildpflanzen
berücksichtigt werden muss, welche die Nahrungsgrundlage zahlreicher wildlebender Tiere
bilden (Hainbuch 2014).
Im Vergleich zu allen anderen bestäubenden Insekten liegt für die Blütenpflanzen ein
besonderer Vorteil in der Bestäubung durch Honigbienen. Honigbienen besuchen während
ihrer Sammelflüge immer nur eine Pflanzenart, solange diese ihnen noch ein ausreichendes
Nahrungsangebot bietet, und sichern so die Befruchtung mit notwendigerweise
artengleichem Pollen (Hainbuch 2014; Fürpass 2004). Dieses Phänomen wird als
Blütenstetigkeit bezeichnet. Ebendiese Blütenstetigkeit der Honigbiene sorgt für eine
erfolgreiche Bestäubung und Vermehrung vieler Blütenpflanzen. Die Honigbiene ist mit
über 80 % an der Bestäubung insektenbestäubter Pflanzen beteiligt (Bode 1980), wozu
auch viele unserer Nutzpflanzen gehören. Ohne die Bienen müssten wir nicht nur auf
68
4. Diskussion
direkte Bienenprodukte wie Honig und Bienenwachs, sondern auch auf Obstbäume, Raps,
Sonnenblumen, Erbsen, Bohnen, Paprika, Tomaten, Gewürzkräuter und Wein verzichten.
All diese Pflanzenarten bedürfen ausschließlich der Bienenbestäubung (Hainbuch 2014).
Für die enorme Bestäubungsleistung durch die Biene investieren die Blütenpflanzen neben
auffälligen Blüten und anziehenden Düften in den süßen Nektar, der die Bienen anlockt,
belohnt und einen wichtigen Teil ihrer Nahrungsgrundlage bildet. Die ökologische
Bedeutung der Honigbiene ist also aufgrund ihrer Symbiose mit den Blütenpflanzen
außergewöhnlich und unermesslich.
Umso alarmierender ist die aktuelle
Entwicklung des massenhaften Bienen-
sterbens zu bewerten. Bedrohungen aus der
Imkerschaft sind Inzucht, übertriebene
Bienenwanderungen sowie die Nicht-
behandlung von Bakterien-, Viren-, Pilz- oder
Parasitenbefall. Als besonders schädlicher
Parasit gilt die Varroamilbe (siehe Abb. 22).
Sie vermehrt sich in der Brut im Bienenstock.
Unbehandelt führt der Befall zum Niedergang
des gesamten Volkes. Sowohl Gefahren aus
der Umwelt wie Luftverschmutzung, „Saurer
Regen“, Klimawandel und Elektrosmog, als
auch Monokulturen und die Nutzung von
Pestiziden und Insektiziden in der
Landwirtschaft bedrohen die Bienen-
populationen. Der Elektrosmog, eine nieder-
frequente elektromagnetische Strahlung,
macht sich bei Honigbienen durch erhöhte Aggressivität, reduziertes Rückfindeverhalten,
geringere Honigproduktion, erhöhte Mortalität und Stressreaktionen bemerkbar (Hainbuch
2014). Die Gefahr von Monokulturen (siehe Abb. 23) besteht in dem fehlenden
Futterangebot für die Bienen außerhalb der kurzen Blütezeit dieser einen Pflanzenart.
Gemischte, ungemähte Blumenwiesen hingegen bieten ein andauerndes und
abwechslungsreiches Nahrungsspektrum (Hainbuch 2014; Fürpass 2004).
69
Abbildung 22: Von Varroamilbe befallene Larve.
4. Diskussion
Einzelne dieser Aspekte, oder je nach Standort eines Bienenvolkes auch die Kombination
dieser, sind für das aktuell globale massenhafte Bienensterben, auch Colony Collapse
Disorder (CCD) genannt, verantwortlich (Umweltinstitut München o.J.).
Im Folgenden werden didaktische Überlegungen dazu angestellt, wie die ökologische
Bedeutung der Honigbiene im Schulunterricht vermittelt werden kann.
4.2.3.2 Didaktische Überlegungen
Legitimation
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene stellt durch das globale massenhafte
Bienensterben ein aktuelles Thema mit Lebensweltbezug und gesellschaftlicher Relevanz
für die Schüler dar.
Das Wissen um die ökologische Bedeutung der Honigbiene ist notwendig, um die
Bewertungskompetenz (BW) der Schüler im Hinblick auf Entscheidungen, die den
„Umwelt- und Naturschutz und eine nachhaltige Entwicklung“ (NKM 2015, S. 79)
betreffen, zu fördern. Ohne Fachwissen um die Symbiose von Honigbiene und
Blütenpflanzen, die Bestäubungsleistung und die Blütenstetigkeit der Honigbiene kann
auch die gesamte ökologische Bedeutung dieser Insekten nicht ausreichend verständlich
gemacht werden. Diese drei Aspekte – Symbiose, Bestäubungsleistung und
70
Abbildung 23: Raps-Monokultur in Reinsdorf, Landkreis Schaumburg.
4. Diskussion
Blütenstetigkeit – stellen also die zentralen Inhalte dieser Unterrichtseinheit dar. Sie
werden ebenso durch das Kerncurriculum legitimiert, welches die „Vermittlung von
Artenvielfalt“ (FW 7.2) und „Angepasstheit durch Evolutionsprozesse“ (FW 7.3) vorsieht.
Weiterhin können Schüler „Informationen zu biologischen Fragestellungen aus wenigen
Quellen auswerten“ (EG 4), wodurch sie die ökologische Bedeutung der Honigbiene
begreifen und diese nun auch bewerten können (BW). Letztendlich können die Schüler ihr
erworbenes Fachwissen nutzen, um mögliche Schutzmaßnahmen benennen, argumentativ
abwägen und nachhaltige, verantwortungsvolle „Entscheidungen treffen“ (BW 1-3) zu
können. Es folgt eine mögliche Zielsetzung für die Unterrichtseinheit „Die ökologische
Bedeutung der Honigbiene“.
Zielsetzung
Nachdem die Schüler bereits eine mikroskopische Honiganalyse durchgeführt (siehe 4.2.1)
und eine Exkursion zur Schaumburger Waldimkerei unternommen haben (siehe 4.2.2),
liegt der Schwerpunkt dieser Unterrichtseinheit auf der ökologischen Bedeutung der
Honigbiene. Im Hinblick auf die Legitimation ergibt sich für dieses Thema ein
Schwerpunkt auf dem Fachwissen und den Bewertungskompetenzen.
Das übergeordnete Grobziel dieser Einheit auf kognitiver Ebene lautet:
• Die Schüler entwickeln ein Verständnis für die ökologische Bedeutung derHonigbiene (Apis mellifera) und begründen diese mit der Symbiose von Bienenund Blütenpflanzen, der Bestäubungsleistung und der Blütenstetigkeit.
Diesem Grobziel können folgende operationalisierte, überprüfbare Feinziele untergeordnetwerden:
• Die Schüler erarbeiten Vermutungen bezüglich des Nutzens der Symbiose fürHonigbienen und Blütenpflanzen. (FW)
• Die Schüler erläutern die ökologische Bedeutung der Honigbiene durch Symbiose,Bestäubungsleistung und Blütenstetigkeit, und stellen begründet Hypothesen auf,inwiefern sich das Fehlen der Honigbiene innerhalb von drei Jahren auswirkenkönnte. (FW, BW)
• Die Schüler erkennen die komplexen Auswirkungen menschlicher Eingriffe in dienatürliche Lebensweise der Honigbiene und erarbeiten mithilfe zweier primärerQuellen Ursachen und Auswirkungen des Bienensterbens, sowie Maßnahmen zumSchutz der Bienen. (EG 4, BW 1-3)
• Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse unter angemessener Verwendung derFachsprache. (KK 1,2)
71
4. Diskussion
4.2.3.3 Methodische Überlegungen
Die folgenden Überlegungen und Materialien zur ökologischen Bedeutung der Honigbiene
werden unter Berücksichtigung der didaktischen Überlegungen erarbeitet. Die Materialien
sind so gestaltet, dass die Lehrperson wiederum als Lernbegleiter fungieren kann. Ein
einseitiger Frontalunterricht soll in jedem Fall vermieden werden, sodass die Schüler sich
die fachlichen Zusammenhänge weitestgehend selbst erarbeiten können. Die
Unterrichtseinheit zur ökologischen Bedeutung der Honigbiene ist im Vergleich weitaus
theoretischer als die Analyse von Bienenhonig und die Exkursion zur Schaumburger
Waldimkerei, sorgt so allerdings auch für ein abwechslungsreiches Lernangebot für die
Schüler. Zum Abschluss der Exkursion haben die Schüler sich bereits einleitende
Gedanken zum Zweck der Nektarproduktion der Blütenpflanzen gemacht. Diese
Überlegungen können nun aufgegriffen und mithilfe eines Sachtextes (auf AB 2), der
neben der Nektarproduktion auch auf die auffälligen Blüten und Düfte eingeht, bestätigt
oder korrigiert werden. Diese Phänomene weisen einen Lebensweltbezug auf und leiten so
das abstrakte Thema der ökologischen Bedeutung der Biene verständlich ein. Zuerst aber
werden die Schüler mit einem biologischen Fachbegriff, der Symbiose, vertraut gemacht
und stellen Vermutungen über die jeweiligen Vorteile der Symbiose für Honigbienen und
Blütenpflanzen an. Diese Erarbeitung kann in Partnerarbeit erfolgen, wodurch die Schüler
die Möglichkeit haben, gemeinsam zu rätseln und Aussagen des Anderen zu widerlegen
oder zu bestätigen, was einer lockeren Arbeitsatmosphäre zuträglich ist.
Das Arbeitsblatt zur Symbiose kann wie folgt gestaltet sein:
72
4. Diskussion
73
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene
AB 1 Honigbienen und Blütenpflanzen – Eine Symbiose
Lies dir die Definition einer Symbiose aufmerksam durch.
Symbiose: Die Symbiose (von altgriechisch σύν sýn, deutsch ‚zusammen‘ sowie
altgriechisch βίος bíos, deutsch ‚Leben‘) bezeichnet das Zusammenleben zweier
Lebewesen verschiedener Arten zu beiderseitigem Vorteil im Hinblick auf biologische
Fitness, Fortpflanzung, Überlebenswahrscheinlichkeit oder verbesserten Stoffwechsel.
Daher ziehen beide Organismen aus der Beziehung einen Nutzen; im Gegensatz zum
Parasitismus, bei dem nur eine Art profitiert, während die andere Art geschädigt wird.
Stelle eine Vermutung an, worin die Symbiose zwischen Honigbienen und
Blütenpflanzen besteht:
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
Welchen Vorteil haben die Honigbienen, beziehungsweise die Blütenpflanzen, durch die Symbiose? Benenne die Vorteile und trage sie in die entsprechenden Kästen ein.
Symbiose: Honigbiene und Blütenpflanze
Vorteil der Symbiose für die Honigbiene:
Vorteil der Symbiose für die Blütenpflanze:
4. Diskussion
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene zeichnet sich durch ihre enorme
Bestäubungsleistung aus, die sie nur beiläufig während ihrer Nahrungssuche erfüllt. Die
Schüler können sich unkompliziert und einfach mit diesem Thema auseinandersetzen,
indem sie einen Sachtext lesen und Verständnisfragen zu diesem beantworten. Die Fragen
thematisieren die Symbiose zwischen Biene und Blütenpflanze, die Blütenstetigkeit der
Honigbiene und die Bestäubungsleistung der Honigbienen. Zur Überprüfung der
Antworten könnte die Lehrkraft die Antwortzettel einsammeln, oder aber die Schüler
überprüfen und verbessern sich gegenseitig, indem die Extrazettel mit den Antworten
untereinander getauscht und von jeweils einem Mitschüler gelesen, korrigiert und
kommentiert werden. Zur Sicherung kann die ökologische Bedeutung noch einmal im
Plenum besprochen werden. Hiernach sind die Schüler in der Lage, die ökologische
Bedeutung der Honigbiene zu beschreiben. Vertieft wird ihr neuerworbenes Wissen durch
eine Auseinandersetzung mit einem hypothetischen Szenario. Dazu überlegen die Schüler,
wie sich die Welt innerhalb von drei Jahren verändern würde, wenn es keine Honigbienen
mehr gäbe. Hier bietet sich eine kreative Auseinandersetzung mit der Fragestellung an. Die
Schüler können einen kurzen Aufsatz verfassen und, in niedrigeren Jahrgangsstufen, ein
Bild malen. Die Bearbeitung dieser Aufgabe bietet der Lehrperson auch eine Möglichkeit
der Lernzielüberprüfung, da theoretische Inhalte verstanden sein müssen, um ein
begründetes, folgerichtiges und umfangreiches Szenario zu entwerfen.
Die Arbeitsblätter zur Bestäubungsleistung und ökologischen Bedeutung können so
gestaltet sein:
74
4. Diskussion
75
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene
AB 2 Die Bestäubungsleistung der Honigbiene
Lies den Sachtext und beantworte die drei Fragen zur ökologischen Bedeutung der
Honigbiene auf einem Extrazettel.
Die heutige Honigbiene befindet sich bereits seit 80 – 100 Millionen Jahren auf der Erde und ist eine „Grundpfeiler-Spezies unseres Ökosystems“. Sie stellt – nach Schwein und Rind – das dritt-wichtigste und gleichzeitig kleinste Nutztier des Menschen dar. Der Honigbiene verdanken wir nicht nur die Honig- und Wachsproduktion, sondern auch die große Artenvielfalt unserer Blütenpflanzen. Bienen und Blütenpflanzen leben in Symbiose miteinander. Beim Sammeln von Nektar und Pollen in und an den Blüten bleiben immer einige Pollenkörner im Haarkleid der Bienen haften, die dann beim Besuch der nächsten Blüten der gleichen Art auf deren klebrige Narben übertragen werden können, wo es dann zur Befruchtung und Entwicklung von Früchten kommt. Dieser Vorgang wird als Bestäubung bezeichnet. Eine einzige Honigbiene bestäubt etwa 2.000 Blüten pro Tag. Etwa ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Pflanzenproduktion hängt von der Bestäubung der Honigbiene ab, wobei neben der Bestäubung von Obstbäumen und Beeren auch die Bestäubung von Wildpflanzen berücksichtigt werden muss, welche die Nahrungsgrundlage zahlreicher wildlebender Tiere bilden.Im Vergleich zu allen anderen bestäubenden Insekten liegt für die Pflanzen ein besonderer Vorteil in der Bestäubung durch Honigbienen. Honigbienen besuchen während ihrer Sammelflüge immer nur eine Pflanzenart, solange diese ihnen noch ein ausreichendes Nahrungsangebot bietet, und sichern so die Befruchtung mit notwendigerweise artengleichem Pollen. Dieses Phänomen wird als Blütenstetigkeit bezeichnet. Ebendiese Blütenstetigkeit der Honigbiene sorgt für eine erfolgreiche Bestäubung und Vermehrung vieler Blütenpflanzen. Die Honigbiene ist mit über 80 % an der Bestäubung insektenbestäubter Pflanzen beteiligt, wozu auch viele unserer Nutzpflanzen gehören. Ohne die Honigbienen müssten wir nicht nur auf direkte Bienenprodukte wie Honig und Bienenwachs, sondern auch auf einen großen Teil Obstbäume, Raps, Sonnenblumen, Erbsen, Bohnen, Paprika, Tomaten, Gewürzkräuter und Wein verzichten. All diese Pflanzenarten bedürfen ausschließlich der Bienenbestäubung (Honigbienen und Wildbienen).Für die enorme Bestäubungsleistung durch die Biene investieren die Blütenpflanzen neben auffälligen Blüten und anziehenden Düften in den süßen Nektar, der die Bienen anlockt, belohnt und einen wichtigen Teil ihrer Nahrungsgrundlage bildet. Die Bienen bestäuben die Blüten also „nebenbei“!
1. Warum investieren Blütenpflanzen Energie in auffällige Blüten, betörende Düfte und süßen Nektar?
2. Erkläre den Begriff „Blütenstetigkeit“.
3. Erläutere die ökologische Bedeutung der Honigbiene mit deinen eigenen Worten.
4. Diskussion
76
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene
AB 3 Eine Welt ohne Honigbienen
Ein Gedankenexperiment:
Stell dir vor, noch dieses Jahr stirbt die Honigbiene aus. Wie verändert sich die Welt in
den kommenden drei Jahren? Schreibe einen kurzen Aufsatz und begründe deine
Vorstellungen. Solltest du mehr Platz benötigen, benutze die Rückseite.
_______________________________________________________________________
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Hier kannst du ein passendes Bild malen:
4. Diskussion
Nachdem die ökologische Bedeutung der Honigbiene geklärt wurde, sollte nun das aktuelle
massenhafte Bienensterben thematisiert werden, um die Schüler mit diesem akuten
Problem zu konfrontieren und sie für die Notwendigkeit des nachhaltigen Schutzes der
Honigbiene zu sensibilisieren. Dazu kann einleitend eine Szene des mehrfach
ausgezeichneten Films More Than Honey (2012), der 2013 den Deutschen Filmpreis für
den Besten Dokumentarfilm gewonnen hat, geschaut werden. In dieser Szene (beginnt bei
Minute 56 und dauert etwa 5 Minuten) wird die Bestäubung der Blüten durch den
Menschen gezeigt, die in einer chinesischen Region notwendig war, nachdem die Bienen
dort ausgestorben waren. Die DVD beziehungsweise BluRay mit dem Film und
Zusatzmaterial ist aktuell ab rund 8 € erhältlich. Der gesamte Film dauert 95 Minuten und
thematisiert sowohl die ökologische und ökonomische Bedeutung der Honigbiene, wie
auch das weltweite Bienensterben. Aufgrund der Länge des Films ist ein vollständiges
Sehen am Ende der Unterrichtseinheit zu empfehlen. Die Szene ab Minute 56 dient im
Unterricht als stiller Impuls, um die Aufmerksamkeit der Schüler für dieses bedeutsame
Thema zu gewinnen. Dazu können anschließend Fragen wie „Was habt ihr gesehen?“,
„Was meint ihr, was die Personen machen und warum?“ gestellt werden, bevor die Schüler
auf das aktuelle Bienensterben hingewiesen werden. Anschließend erarbeiten die Schüler
eigenständig Ursachen des Bienensterbens, die Auswirkungen und mögliche Maßnahmen
zum Schutz der Bienen. Dazu erhalten alle Schüler zwei Artikel (primäre Quellen, siehe
Anhang), Das Bienensterben – Ursachen und Folgen (simplyscience.ch o.J.) sowie Die
Biene: eines der wichtigsten Nutztiere (BMU 2013), mit deren Hilfe sie die Themen
arbeitsteilig durch die Methode des Gruppenpuzzles4 aufarbeiten. Durch das
Gruppenpuzzle werden alle Schüler gleichermaßen aktiviert. Immer ein Schüler pro
Dreiergruppe bearbeitet jeweils entweder die Ursachen beziehungsweise Auswirkungen
des Bienensterbens oder die Gegenmaßnahmen. Die gefundenen Informationen werden
nun in Expertengruppen zu den einzelnen Themen diskutiert, bevor die Schüler ihr Wissen
den Mitschülern in der eigenen gemischten Stammgruppe vermitteln. Erwartete Ergebnisse
sind in folgender Tabelle zu lesen:
4 Gruppenpuzzle: Didaktische Methode bei der sich die Schüler zunächst in Stammgruppen einzeln über ein Teil-Thema informieren, sich über ihr Teil-Thema dann in Expertengruppen austauschen und anschließend wieder in ihre Stammgruppen zurückkehren, um ihr Wissen weiterzugeben, so dass letztendlich jeder Schüler über alle Teil-Themen informiert ist. (Niggli 2000)
77
4. Diskussion
Ursachen desBienensterbens
Auswirkungen desBienensterbens
Maßnahmen zum Schutzder Bienen
• Pestizideinsatz in der Landwirtschaft
• Krankheiten wie z.B. der Befall durch die Varroamilbe
• Veränderung der artenreichen Kulturlandschaft hin zu Monokulturen, wodurch die Bienen von heute auf morgen nicht mehr genügend Nahrung finden
• Übermäßige Bienenwanderungen
• Umweltänderungen: Klimawandel, Luftverschmutzung, Elektrosmog
• Bienen bestäuben 71 der 100 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit, dieüber 90 Prozent der Ernährung der Menschheitsicherstellen (BMU 2013, SPIEGEL ONLINE 2011) → Hungersnöte
• Hungersnöte in der Tierwelt durch fehlende Pflanzen
• Rückgang der Artenvielfalt der bunten und duftenden Blütenpflanzen
• Aussterben der Honigbiene
• Vielfältiges Nahrungsangebot schaffen: bienenfreundliche Pflanzen aussähen, Wiesenmit blühenden Blütenpflanzen nicht mähen
• Varroamilbe bekämpfen durch Behandlung der Bienenvölker mit natürlichen Stoffen (Milchsäure/ Ameisensäure)
• Keine Pestizide und Insektizide verwenden
• Insektenhotels bauen• Regionale Produkte
kaufen, die die heimische Artenvielfalt fördern
• Honig vom Imker in der Region kaufen
• An Imker-AG teilnehmen• Andere informieren
Tabelle 4: Das Bienensterben. Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen.
Nach dem Zusammentragen und Präsentieren der Ergebnisse kann der Film More Than
Honey (2012) komplett gesehen werden, um die Gesamtthematik durch ausdrucksstarke
und ansprechende Bilder Revue passieren zu lassen. Der Film kann entweder
zusammenhängend oder kapitelweise geschaut werden. Dabei sollten sich die Schüler
notieren, was noch nicht gänzlich verstanden wurde. Im Anschluss an den Film erhalten
die Schüler die Möglichkeit sich über das Gesehene auszutauschen, offene Fragen zu
klären und besonders Beeindruckendes in Erinnerung zu rufen. Um für die Schüler
unangenehme Situationen zu vermeiden, könnten die zu klärenden Fragen auch
eingesammelt, von der Lehrkraft vorgelesen und im Plenum beantwortet werden.
Abschließend erfolgt die vertiefte Auseinandersetzung mit der eigentlichen Ursache des
Bienensterbens: dem anthropogenen Einfluss. Dazu wenden die Schüler ihr erworbenes
Wissen an, um zu der Aussage „Der Mensch ist schuld am Bienensterben“ Stellung zu
nehmen. Die Arbeitsblätter zum Bienensterben können wie folgt gestaltet sein:
78
4. Diskussion
Ursachen desBienensterbens
Auswirkungen desBienensterbens
Maßnahmen zum Schutzder Bienen
79
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene
AB 4 Das Bienensterben
Du hast nun bereits einiges zur ökologischen Bedeutung der Honigbiene erfahren.
Besonders alarmierend ist die aktuelle Entwicklung des weltweit massenhaften
Bienensterbens. Es ist besonders wichtig die Ursachen dieses Bienensterbens zu
ergründen, um so gezielt Schutzmaßnahmen treffen zu können.
Eure Aufgabe ist es nun in Dreiergruppen die Ursachen des Bienensterbens, die
Auswirkungen des Bienensterbens und mögliche Maßnahmen zum Schutz der Bienen zu
erarbeiten.
Geht wie folgt vor: 1. Einigt euch dazu in eurer Gruppe, wer welches Thema bearbeitet (alle drei Themen
müssen bearbeitet werden).2. Lies die beiden Artikel nun aufmerksam durch, markiere dabei Aussagen zu
deinem Thema und fasse die wichtigsten Aussagen stichpunktartig zusammen.3. Triff dich mit den anderen Mitschülern die ebenfalls dein Thema bearbeitet haben
und tauscht euch aus. Fallen euch auch Dinge ein, die nicht im Text genannt werden?
4. Kehre zurück in deine Dreiergruppe und informiere die anderen über dein Thema.5. Fülle die Tabelle unten aus.
4. Diskussion
80
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene
AB 5 More Than Honey (2012)
Notiere hier während des Films stichpunktartig, was dir noch unklar ist:
„Der Mensch ist schuld am Bienensterben!“
Nimm begründet Stellung zu dieser Aussage. Benutze auch die Rückseite, solltest du
mehr Platz benötigen.
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4. Diskussion
Eine weitere schüleraktivierende Aufgabe kann durch eine Hausaufgabe gestellt werden.
Die Schüler sollen sich mit ihren Eltern oder guten Freunden über das Bienensterben
unterhalten und sich mögliche Maßnahmen überlegen, wie sie selbst dem Bienensterben in
ihrem Alltag entgegenwirken können. Dabei können neben den Maßnahmen in Tabelle 4
auch der Schutz von Ackerrandstreifen, eine eigene Bienenweide, Nisthilfen für
Wildbienen, die Unterstützung regionaler Imkereien und Informationsverbreitung genannt
werden. Mit der Analyse von Bienenhonig, dem Besuch der Schaumburger Waldimkerei
und der ökologischen Bedeutung der Honigbiene wurde nur ein kleiner Teil der
Gesamtthematik bearbeitet. Weiterführend können andere Themen wie beispielsweise die
Lebensweise der Honigbiene, die Organisation im Bienenstock, ein Bienenstock im
Jahresverlauf oder die Biologie der Bienen detailliert behandelt werden.
4.2.4 Zielgruppenorientierung des Unterrichtsvorschlags
Die Sekundarstufe I erstreckt sich über sechs Jahrgangsstufen von Klasse 5 bis
einschließlich 10, die Sekundarstufe II von Klasse 11 bis 13. Da sich das
Schwierigkeitsniveau der Klassenstufen stark unterscheidet, müssen die genutzten
Materialien und Methoden den jeweiligen Jahrgangsstufen entsprechend angepasst werden.
Nach einer kurzen Einordnung der Zielgruppenorientierung der bereits vorgestellten
didaktischen und methodischen Überlegungen, werden weiterführende Anpassungen
vorgeschlagen.
Die Analyse von Bienenhonig
Die vorgestellten Arbeitsblätter zum Thema können in dieser Form ab der 10. Klasse, sehr
gut auch als Einführung in der Oberstufe, genutzt werden. Oberstufenschüler können die
Honigproben nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ auswerten. Hierbei kann auch
auf die Interpretation der Ergebnisse bezüglich der Über- oder Unterrepräsentanz der
Pollenkörner im Honig eingegangen werden (siehe 4.2.1.1). Für jüngere Schüler bis
einschließlich Klasse 9 sind die vorliegenden Arbeitsblätter zu anspruchsvoll. Dies liegt
daran, dass die Mehrheit der jüngeren Schüler noch schnell entmutigt ist, wenn sich
kleinere Erfolgserlebnisse nur langsam oder sehr mühsam einstellen. Zum einen sind die
Arbeitsblätter für die unteren Jahrgänge fachterminologisch überfrachtet, zum anderen
81
4. Diskussion
führt das ausdauernde und intensive Arbeiten am Mikroskop schnell zu
Ermüdungserscheinungen. Die hinleitenden Arbeitsblätter 1, 2 und 3.1, sowie der
Blütezeit-Kalender auf AB 4 können auch für junge Schüler so bestehen bleiben, die
Bestimmungskriterien und der Pollenkorn-Katalog sollten allerdings vereinfacht und
gekürzt werden. Dies kann durch eine Umfangsreduzierung v.a. des Pollenkorn-Katalogs
auf eine, maximal zwei, DIN-A4-Seiten, bestehend aus besonders häufig zu erwartenden
Pollenkörnern (siehe 3.2), erreicht werden. Die Schüler werten ihre Honigprobe durch
Wiederfinden spezifischer Pollenkörner aus. Einige Pollenkörner, wie die des Heidekrauts,
des Raps, des Holunders oder der Linde sind gut zu identifizieren, sodass die Schüler auch
durch die Bestimmung nur weniger Pollenkörner zuordnen können, wann die Bienen den
Honig produzierten. Neben der Umfangsreduzierung der Bestimmungsmaterialien sollten
zusätzlich möglichst viele Fachbegriffe auch mit deutschen Begriffen erklärt, oder auch
gänzlich ersetzt werden. Je nach Lerngruppe könnte es auch von Vorteil sein die
Pollenkörner schematisch statt durch mikroskopische Fotografien darzustellen. Dies kann
allerdings auch für Verwirrung sorgen, da das tatsächlich unter dem Mikroskop zu sehende
optisch sehr von einer schematischen Skizze abweicht. Ein vereinfachter, schematischer
Pollenkorn-Katalog ist auf der Website des Schulbiologiezentrums Hannover (o. J.) zu
finden. Die Entscheidung schematische Darstellungen in den Bestimmungskriterien oder
im Pollenkorn-Katalog zu verwenden sollte also im Hinblick auf die spezifische
Lerngruppe getroffen werden. Für die Zusammenstellung verkürzter und vereinfachter
Materialien können Lehrkräfte die Gesamtübersicht der Bestimmungskriterien und des
Pollenkorn-Katalogs dieser Arbeit verwenden.
Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker
Die erarbeiteten Materialien zur Exkursion können in dieser Form sehr gut in Klasse 5 und
6 genutzt werden. Die Arbeitsblätter bieten den Schülern an vielen Stellen Unterstützung in
spielerischer Form durch vorgegebene Optionen, kurze Texte und vorbereitete Tabellen.
Insbesondere während einer Exkursion mit jungen Schülern ist dies von Vorteil für eine
schnelle und begleitende Bearbeitung. Für Schüler höherer Klassenstufen können viele
Hilfestellungen reduziert werden. Während der Vorstellung der Werkzeuge eines Imkers
könnten ältere Schüler eigenständig, unter Vorgabe einer bestimmten Anzahl, Gegenstände
und Funktionen auflisten. Statt eines Honigtests im Multiple-Choice-Design könnte der
82
4. Diskussion
Arbeitsauftrag lauten, den Honig unter Nutzung möglichst aller Sinne mit Adjektiven zu
beschreiben und dies zu notieren. Der tatsächliche Weg des Honigs von der Blüte bis ins
Glas könnte von den Schülern selbstständig stichpunktartig dargestellt werden, nachdem
sie ihre Vorstellungen zum Ablauf spekulativ geäußert haben. Der Schwerpunkt der
Exkursion könnte, statt auf der primären Begegnung mit der Honigbiene, auch bereits auf
der ökologischen Bedeutung der Biene liegen. Dabei kann ausführlicher auf die
verschiedenen Blütenpflanzen auf dem Gelände und die Bestäubungsleistung der Biene
eingegangen werden. Hierzu befinden sich auf dem Imkereigelände viele Informationen
auf Tafeln, Schildern und an Wänden. Diese könnten zusammengetragen und thematisiert
werden. Auch können die Schüler Hypothesen zur Symbiose von Bienen und
Blütenpflanzen sowie den Folgen eines eventuellen Aussterbens der Honigbiene anstellen.
So wird den Schülern die Wichtigkeit der Thematik und die Bedeutung der Exkursion noch
einmal verdeutlicht. In der Oberstufe können vorab bestimmte Fragestellungen festgelegt
werden zu denen die Schüler während der Exkursion Informationen sammeln, diese
selbstständig aufbereiten und im Nachgang präsentieren. Auch die inhaltliche
Auseinandersetzung in Form eines kurzen Aufsatzes zu einem geeigneten Thema ihrer
Wahl wäre möglich. Der vorliegende Evaluationsbogen für die Exkursion kann in allen
Klassenstufen genutzt werden.
Die ökologische Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera)
Die Arbeitsaufträge für dieses Thema basieren größtenteils auf der Arbeit mit und an
Texten. Dies ist nötig, um den Schülern das nötige Hintergrundwissen zur Verfügung zu
stellen. Die Menge und Art der Informationstexte und Artikel des vorliegenden
Unterrichtsvorschlags können in dieser Form von Klasse 8 bis einschließlich 10 genutzt
werden. Wie auch bei den zwei anderen Teilthemen, kann der hinleitende Arbeitsauftrag –
hier die Hypothesenbildung bezüglich der Symbiose von Bienen und Blütenpflanzen – in
allen Jahrgängen durchgeführt werden. Die Arbeitsaufträge auf den AB 2 – 5 sind für alle
Jahrgänge der Sekundarstufe I und II angemessen. Einzig Umfang und Auswahl der
Sachtexte und Primärquellen sollten an die Klassenstufe angepasst werden. In Jahrgang 5
und 6 ist besonders darauf zu achten wenige, kurze und leicht verständliche Texte
auszuwählen. Es sollten nur vereinzelt Fachtermini und Fremdwörter enthalten sein. In
Jahrgang 8 sollte das Lesen von mehreren langen Texten noch von kleinen
83
4. Diskussion
Arbeitsaufträgen unterbrochen sein, um die Schüler zu aktivieren und zu motivieren. Um
das Sammeln von Informationen abwechslungsreich zu gestalten, können die Schüler auch
andere Quellen wie Podcasts, Radiobeiträge, Videos und Interviews nutzen, sofern der
Unterrichtsraum über die Möglichkeiten zur Bereitstellung ebendieser verfügt. Sowohl
Schüler als auch Lehrkräfte werden im Internet zur Bedeutung und Wichtigkeit der
Honigbiene äußerst schnell fündig. Eine mögliche Anpassung des vorliegenden
Unterrichtsvorschlags zu diesem Thema für die Sekundarstufe II besteht darin, die Schüler
selbstständig Informationsquellen suchen und auswerten zu lassen. Hierzu kann eine
umfassende Fragestellung, beziehungsweise ein mehrschichtiger Arbeitsauftrag, erstellt
werden, der die Schüler, eventuell in Partnerarbeit, zu einer ausführlichen Bearbeitung des
Themas veranlasst. Hierzu steht den Schülern frei, neben dem Internet auch Büchereien,
Imkereien oder andere Quellen in ihre Recherchen einzubeziehen. Der Film More Than
Honey (2012) kann in allen Jahrgangsstufen gezeigt werden. In unteren Klassenstufen
sollten mehrere Unterbrechungen eingeplant und Abschnitte besprochen werden,
wohingegen Oberstufenschüler den Film problemlos ohne Unterbrechung schauen können.
84
5. Fazit
5. Fazit
Honigbienen werden von vielen Menschen als störende oder sogar gefährliche Insekten
angesehen und das, obwohl sie – ganz nebenbei – eine so wichtige Aufgabe als Bestäuber
und Ernährer der Weltbevölkerung übernehmen. Besonders in Zeiten des globalen
Bienensterbens ist es nötig die Schüler über biologische Zusammenhänge und die
ökologische Bedeutung der Honigbiene für unseren Planeten aufzuklären, denn, nur was
man kennt, kann man schätzen und auch schützen. Die Betrachtung der an
niedersächsischen Gymnasien genutzten Kerncurricula und Lehrwerke zeigt auf, wie
wenig Bedeutung der Honigbiene im Schulunterricht zukommt. Der in dieser Arbeit
entwickelte Unterrichtsentwurf kann Lehrpersonen während der Organisation und Planung
des Biologieunterrichts zur Bedeutung der Honigbiene unterstützen. Das weltweite
Interesse am Wohlergehen der Honigbiene, in biologischer wie gesellschaftlicher Hinsicht,
legitimiert die dringend nötige Aufklärung und damit den in dieser Arbeit enthaltenen
Unterrichtsvorschlag. Hierbei bilden die drei Unterthemen „Die Analyse von
Bienenhonig“, „Die Schaumburger Waldimkerei – Zu Besuch beim Imker“ und „Die
ökologische Bedeutung der Honigbiene“ den Schwerpunkt. Die Ausgestaltung des
vorliegenden Unterrichtsvorschlags erfolgte sehr ausführlich mit dem Ziel die Schüler eine
Forscherrolle einnehmen zu lassen, welche sie motiviert sich selbstständig Wissen
anzueignen, das zum nachhaltigen und gewissenhaften Umgang mit Bienen und der Natur
führt. Das umfangreiche Material kann in voller Gänze in einer Projektwoche oder in
einem Wahlpflichtunterricht behandelt werden. Für den wöchentlichen Biologieunterricht,
der oft eine verkürzte Betrachtung der Themen erzwingt, können Lehrkräfte einzelne Teile
entnehmen.
Einen Ausblick stellen die Aufarbeitung weiterer Themen rund um die Biene und die
Konzeptionen eines ausführlichen fächerübergreifenden Unterrichtsentwurfs sowie eines
Unterrichtsvorschlags bezüglich des generellen Insektensterbens dar, das in dieser Arbeit
exemplarisch anhand des Bienensterbens thematisiert wurde, da Bienen für die Umwelt
und den Menschen von besonderer Bedeutung sind.
85
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XCII
Abbildungsverzeichnis und Tabellenverzeichnis
Abbildungen
Titelbild: Jugendliche des Jugendring Obernkirchen e. V. probieren frischen
Wabenhonig der Schaumburger Waldimkerei.
Böker, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 1: Standort der Schaumburger Waldimkerei.
Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Kontakt. In: http://wald-imkerei.de/kontakt/. Abruf am
30.07.2017.
Abbildung 2: Blick von der Streuobstwiese auf das Bienenhaus (mittig) und das
Haupthaus (rechts).
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 3: Interessierte Besucher des Honigfests.
Gehrmann, A. (2016): Unveröffentlicht.
Abbildung 4: Bemalte Bienenkästen.
Gehrmann, A. (2016): Unveröffentlicht.
Abbildung 5: Kamerun-Schafbock.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 6: Blühfläche mit vorwiegend Phacelia.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 7: Bienenhaus.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 8: Blick aus dem Bienenhaus in die Landschaft.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
XCIII
Abbildung 9: Bienenschaukasten.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 10: Schaumburger Gold und Stadthäger Frühling.
Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Produkte. In: http://wald-imkerei.de/unsere-produkte/.
Abruf am 30.07.2017.
Abbildung 11: Honigsortiment.
Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Produkte. In: http://wald-imkerei.de/unsere-produkte/.
Abruf am 30.07.2017.
Abbildung 12: Objektträger mit eingezeichnetem Schema der Pollenanalyse einer
Honigprobe.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 13: Ergebnis der Pollenanalyse vom Stadthäger Frühling.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 14: Ergebnis der Pollenanalyse vom Schaumburger Gold.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 15: Ergebnis der Pollenanalyse vom Heidehonig.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 16: Ergebnis der Pollenanalyse vom Lindenhonig.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 17: Vergleich der Inhaltsstoffe von Honig und Haushaltszucker.
Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Wissenswertes. In: http://wald-
imkerei.de/wissenswertes/. Abruf am 30.07.2017.
XCIV
Abbildung 18: Schematischer Bau eines Pollenkorns.
Horn, H. / Lüllmann, C. (1992): Das große Honigbuch. Entstehung, Gewinnung,
Zusammensetzung, Qualität, Gesundheit und Vermarktung. Ehrenwirth, München, S.125.
Abbildung 19: Imkerin demonstriert die Werkzeuge eines Imkers.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 20: Lageplan des Imkereigeländes.
Giehl, A. (o. J.): Unveröffentlicht.
Abbildung 21: Vergleich von Königin, Arbeiterin und Drohne.
Dierker, W. (o. J.): Die Honigbiene. In: http://www.bienen-pate-bremen.de/die-
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Abbildung 22: Von Varroamilbe befallene Larve.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 23: Raps-Monokultur in Reinsdorf, Landkreis Schaumburg.
Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
Abbildung 24: Beschriftetes Mikroskop auf AB 1, Die Analyse von Bienenhonig.
bioskop 7/8 (Gymnasium Niedersachsen) 2015. Westermann Verlag, Braunschweig, S.18 f.
Abbildung 25: Bild zur Anfertigung eines Präparates auf AB 2, Die Analyse von
Bienenhonig.
Biologie heute 7/8 (Sekundarstufe I – Gymnasien in Niedersachsen G9) 2015. Schroedel
Verlag, Braunschweig, S. 17.
Abbildung 26: Bienen auf Waben auf AB 3.1, Die Analyse von Bienenhonig.
Gehrmann, A. (2016): Unveröffentlicht.
XCV
Abbildung 27 – Abbildung 43: Bestimmungskriterien auf AB 3.2 und 3.3, Die Analyse
von Bienenhonig.
Ohe, K. & W. v. d. (2007): CMS Celler Melissopalynologische Sammlung. 3. Auflage.
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Abbildung 44 – Abbildung 60: Pollenkorn-Katalog auf AB 3.4 – AB 3.6, Die Analyse
von Bienenhonig.
Ohe, K. & W. v. d. (2007): CMS Celler Melissopalynologische Sammlung. 3. Auflage.
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – Institut
für Bienenkunde Celle. Celle.
Abbildung 61: Die Arbeitsmaterialien eines Imkers auf AB 2, Zu Besuch beim Imker.
Deutscher Imkerbund e. V. (o. J.): Die Honigbiene – Stationenlernen für den Unterricht.
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Abbildung 62 – Abbildung 66: Honig – Von der Blüte bis ins Glas auf AB 4, Zu
Besuch beim Imker.
1., 2. und 4. Abbildung von oben: Deutscher Imkerbund e. V. (o. J.): Die Honigbiene –
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3. Abbildung von oben: Gehrmann, A. (2017): Unveröffentlicht.
5. Abbildung von oben: Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Produkte. In: http://wald-
imkerei.de/unsere-produkte/. Abruf am 30.07.2017.
Abbildung 67: Symbiose: Honigbiene und Blütenpflanze auf AB 1, Die ökologische
Bedeutung der Honigbiene.
Sonsteby (o. J.): Wallpapers. In: https://wall.alphacoders.com/big.php?
i=541623&lang=German. Abruf am 30.07.2017.
XCVI
Abbildung 68: Honigbiene auf AB 2, Die ökologische Bedeutung der Honigbiene.
Schaumburger Waldimkerei (o. J.): Homepage. In: http://wald-imkerei.de/. Abruf am
30.07.2017.
Tabellen
Tabelle 1: Genutzte Lehrwerke niedersächsischer Gymnasien..............................................8
Tabelle 2: Honigproben der Schaumburger Waldimkerei....................................................14
Tabelle 3: Thematische Einbettung der Biene und des Mikroskopierens in aktuellen
Biologielehrwerken verschiedener niedersächsischer Gymnasien.......................................23
Tabelle 4: Das Bienensterben. Ursachen, Auswirkungen und Maßnahmen.........................78
XCVII
Anhang
Zugelassene Lehrwerke für die Sekundarstufen I und II
Markierte Lehrwerke siehe 2.2
Schulform Fach Verlag Titel Untertitel Jahrgang ISBN AktenzeichenGenehmigt
bis
Gymnasium Sek I
Biologie Cornelsen Biosphäre 5/6 Ausgabe Niedersachsen (G9)
506-420048-7
19.767 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Cornelsen Biosphäre 7/8 Ausgabe Niedersachsen (G9)
706-420212-2
19.768 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Cornelsen Biosphäre 9/10 Ausgabe Niedersachsen (G9)
1006-420062-3
19.797 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Cornelsen Fokus Biologie 5/6 Ausgabe Niedersachsen (G9)
506-013623-0
19.765 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Cornelsen Fokus Biologie 7/8 Ausgabe Niedersachsen (G9)
706-013624-7
19.766 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Cornelsen Fokus Biologie 9/10 Ausgabe Niedersachsen (G9)
1006-013625-4
20.387 2023
Gymnasium Sek I
Biologie Klett Markl Biologie 1 für G9 512-150020-8
19.678 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Klett Markl Biologie 2 1012-150030-7
19.650 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Klett Natura 5/6 Biologie für Gymnasien 512-049301-3
19.677 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Klett Natura 9/10 Ausgabe Niedersachsen G9 1012-049321-1
20.125 2022
Gymnasium Biologie Klett Natura Biologie 7/8 7 12- 19.757 2021
XC
VIII
Sek I 049311-2
Gymnasium Sek I
Biologie SchroedelBiologie heute 1 Niedersachsen
G8/G9 5507-87320-9
19.082 2019
Gymnasium Sek I
Biologie SchroedelBiologie heute 7/8 Niedersachsen
Ausgabe für G9 - Neubearbeitung
7507-87322-3
19.763 2021
Gymnasium Sek I
Biologie SchroedelBiologie heute 9/10 Niedersachsen
Ausgabe für G9 - Neubearbeitung
10507-87324-7
20.192 2022
Gymnasium Sek I
Biologie Westermannbioskop 5/6 Gymnasium Niedersachsen
Neubearbeitung, G8/G9 514-150620-4
18.701 2019
Gymnasium Sek I
Biologie Westermannbioskop 7/8 Gymnasium Niedersachsen
Ausgabe für G9 714-150633-4
19.666 2021
Gymnasium Sek I
Biologie Westermannbioskop 9/10 GymnasiumNiedersachsen
Ausgabe für G9 - Neubearbeitung
1014-150622-8
20.039 2022
Schulform Fach Verlag Titel Untertitel Jahrgang ISBN AktenzeichenGenehmigt
bis
Gymnasium Sek II
Biologie CornelsenBiologie Oberstufe – Gesamtband
11
Eingesehen: 464-17183-7statt 06-010345-4
20.290 2023
Gymnasium Sek II
Biologie Cornelsen Biosphäre: Evolution Ausgabe für die SEK II 1106-420050-0
20.043 2022
Gymnasium Sek II
Biologie Cornelsen Biosphäre: Genetik Ausgabe für die Sek. II 1106-420054-8
18.792 2019
Gymnasium Sek II
Biologie Cornelsen Biosphäre: Neurobiologie Ausgabe für die Sek. II 1106-420056-2
20.100 2022
Gymnasium Biologie Cornelsen Biosphäre: Ökologie Ausgabe für die Sek. II 11 06- 18.582 2018
XC
IX
Sek II 420052-4
Gymnasium Sek II
Biologie Klett Markl Biologie Oberstufe 1112-150010-9
20.126 2022
Gymnasium Sek II
Biologie KlettNatura Oberstufe Biologie für Gymnasien
Biologie Oberstufe für G9, Einführungs- und Qualifikationsphase
1112-049131-6
20.245 2022
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelBiologie Grüne Reihe Materialien S II
Genetik 11507-10910-0
19.330 2020
Gymnasium Sek II
Biologie Schroedel Biologie heute SII 11507-10980-3
20.341 2023
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Genetik
10507-10170-8
18.426 2018
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Neurobiologie
Neubearbeitung 11507-10182-1
19.961 2021
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Ökologie
10507-10174-6
19.022 2019
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelGrüne Reihe, Materialien Sek.II - Zellbiologie und Stoffwechsel
Neubearbeitung 11507-10178-4
19.637 2021
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelLinder Biologie Gesamtband
11507-10101-2
19.718 2021
Gymnasium Sek II
Biologie SchroedelLinder Biologie Niedersachsen SII
11507-10114-2
19.719 2021
Gymnasium Sek II
Biologie Westermann BIOskop Gymnasium S II Einführungsphase 1114-150599-3
19.712 2021
Gymnasium Sek II
Biologie WestermannBIOskop SII Niedersachsen
Qualifikationsphase 1114-150600-6
19.713 2021
C
Das Bienensterben – Ursachen und FolgenSeit einigen Jahren beobachtet man weltweit ein mysteriöses Bienensterben – Milliarden von Honigbienen verschwinden, mit schwerwiegenden Folgen für Natur und Wirtschaft. Denn nach Rindern und Schweinen sind Honigbienen unsere drittwichtigsten Nutztiere. Sie stellen Honig her und sorgen als Bestäuber dafür, dass die Pflanzen Früchte tragen.
Die nur 2 Millimeter grosse Varroamilbe befällt sowohl Larven als auch erwachsene Honigbienen und saugt ihnen die Hämolymphe aus. Bild: Jacopo Werther/WIkimedia Commons, CC-Lizenz
Bienen besuchen mehrere Blüten, um Pollen oder Nektar zu sammeln und bestäuben dabei die Blüten. Bild: gorillaimages/Shutterstock.com
CXI
Bienen sind die wichtigsten Bestäuber – dank ihnen tragen Pflanzen Früchte
Albert Einstein soll einst gesagt haben: „Wenn die Bienen sterben, sterben vier Jahre späterauch die Menschen“. Ob das Zitat wirklich von Einstein stammt, ist ungewiss, doch Tatsache ist, dass ein grosser Teil unserer Nahrung von den Bienen abhängt. Denn Bienen sind die wichtigsten Bestäuber von Blütenpflanzen, und ohne Bestäubung bilden die Pflanzen keine Früchte. Mehr Infos zur Befruchtung von Pflanzen findest du im Artikel über die Bestäubung.
Neben den Bienen dienen zwar auch andere Tiere (zum Beispiel Hummeln) als Bestäuber, und einige Pflanzen (wie Reis oder Gerste) überlassen den Transport der Pollenkörner sogar dem Wind. Doch die Honigbienen sind hauptverantwortlich dafür, dass die Pflanzen Früchte tragen. Jeden dritten Bissen auf unserem Teller verdanken wir den fleissigen Insekten, ohne die es keine Äpfel, Gurken und Futterklee geben würde.
Die Bienengesundheit ist bedroht - auch in der Schweiz
Seit einigen Jahren sind die Honigbienenvölker in vielen Ländern von einem erst teilweise verstandenen Bienensterben betroffen. Im Frühling 2007 berichteten Imker aus Nordamerika, dass sie 30-90% ihrer Bienenkolonien verloren hätten. Für Imker ist es normal, dass ein Teil ihrer Bienenvölker den Winter nicht überlebt. Jedoch sind dies normalerweise 15-25% des Volkes, und nun waren es plötzlich mehr als die Hälfte. Auch in anderen Teilen der Welt werden Völkerverluste beobachtet. In der Schweiz haben etwa die Hälfte aller Bienenvölker den Winter 2011/12 nicht überlebt - der warme Frühling hattedie Ausbreitung von Krankheiten gefördert, und die Völker geschwächt. Dagegen sind im harten Winter 2012/13 nur etwa 15% der Bienenvölker in der Schweiz eingegangen, dies liegt unter dem üblichen Wert.
Ist eine Milbe schuld am Massensterben?
Als eine der Hauptursachen für das Massensterben der Bienen gilt eine kleine Milbe namens Varroa destructor. Der ursprünglich aus Asien kommende, 1-2 mm grosse Parasit befällt Bienenvölker auf allen Kontinenten ausser Australien – dorthin hat es der kleine Blutsauger noch nicht geschafft. Die Varroamilbe klammert sich sowohl an Bienenlarven als auch an erwachsene Honigbienen, ernährt sich von deren Hämolymphe und schwächt sie dadurch. Zudem kann sie weitere Krankheitsverursacher – vor allem Viren – übertragen, die den Bienen zu schaffen machen. Neben den Varroamilben gibt es noch zahlreiche andere Parasiten, die die Honigbienen befallen. Ein einzelliger Pilz der Gattung Nosema etwa, der bei erwachsenen Bienen eine Art tödlichen „Durchfall“ auslöst und hochansteckend ist.
Pflanzenschutzmittel gegen Schädlinge können auch Bienen beeinträchtigen
Viel diskutiert wird im Moment darüber, ob die Bienengesundheit auch durch den Gebrauch von bestimmten Pflanzenschutzmitteln belastet wird. Diese werden verwendet, um Schädlinge zu kontrollieren, doch sie können auch für die bestäubenden Bienen schädlich sein. Wissenschaftler haben die Zusammensetzung von Pollen und Bienenhonig untersucht und dabei Spuren von bis zu 170 verschiedenen Umwelt-Chemikalien gefunden. Vor allem Wirkstoffe, die zu der chemischen Gruppe der „Neonicotinoide“ gehören und Nervengifte für Insekten sind, können bei unsachgemässer Anwendung den Bienen schaden. Diese Pflanzenschutzmittel wirken auf den Orientierungssinn der Honigbienen ein, so dass diese nicht mehr zu ihrem Stock zurückfinden. Es ist daher
CXII
wichtig, dass sich die Bauern an die strengen Anwendungs-Vorschriften für die Pflanzenschutzmittel halten, um die Bienen nicht zu schädigen.Dass Rückstände dieser Pflanzenschutzmittel bei ihrem vorschriftsmässigen Einsatz in der Landwirtschaft allerdings den Verlust von ganzen Bienenvölkern bewirken können, ist unwahrscheinlich: weder in Feldversuchen noch in der Praxis konnte ein direkter Zusammenhang zwischen Bienensterben und Pflanzenschutzmitteln gezeigt werden. In Australien werden verbreitet Pflanzenschutzmittel eingesetzt, ohne dass es dort Anzeichen für ein Bienensterben gibt - dort fehlt die Varroa-Milbe als wichtiger Krankheitserreger derBienenvölker.
Wunderschön im Frühling, aber eine Bedrohung für die Artenvielfalt. Mandelbaumplantage. Bild: MilaCroft/Shutterstock.com
Aus wildlebenden Bienenvölkern wurden „Massenbestäubungs-maschinen“
Auch Stress spielt eine Rolle im Massensterben der Bienen. Unsere Landwirtschaft wird nämlich immer intensiver betrieben, um möglichst viel Ertrag zu erhalten. Das bedeutet, dass viele Landwirte auf grosse Monokulturen setzen, also auf riesige Plantagen, die aus nur einer Pflanzenart bestehen (z.B. Mandelbaumplantagen in den USA). Diese Umgebungist für viele Lebewesen zu „eintönig“, und es leben dort kaum natürlich vorkommende Bestäuber. Darum gibt es vor allem in den USA Imker, die ihre Bienenvölker auf Lastwagen verladen und mit ihnen Hunderte von Kilometern zurücklegen, von Monokulturzu Monokultur. Am Zielort angekommen, werden die Bienen freigelassen, um die Blüten zu bestäuben. Haben sie ihre Arbeit erledigt, werden die Völker zum nächsten „Arbeitsort“ gebracht. Der ganze Vorgang bedeutet viel Stress für die Honigbienen, und oft sterben ganze Völker während des Transports. Ausserdem ist diese Art von Ernährung für die Bienen sehr einseitig. Zusammen mit dem Stress führt dies dazu, dass die Insekten anfälliger für Krankheiten werden.
CXIII
Ein Zusammenspiel vieler Faktoren
Zusammengefasst vermuten Wissenschaftler, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Ursachen (Krankheitserreger, Umweltchemikalien und Stress) zum Massensterben der Honigbienen führen kann. Doch wie genau diese Faktoren zusammenspielen und was man dagegen tun kann, ist noch unklar und wird intensiv untersucht. Sicher ist, dass wir Menschen die Honigbienen zu Nutztieren herangezüchtet haben, die ohne Medikamente von uns nicht mehr überleben können. Falls die Honigbienen aussterben würden, könnten etwa ein Drittel unserer Nahrungsmittel ausfallen. Ausserdem würde das zu einem riesigen wirtschaftlichen Verlust führen: 2005 wurden die weltweiten „Kosten“ für die Bestäubung auf 153 Milliarden Euro geschätzt. Was für Auswirkungen ein plötzliches Aussterben der Bienen auf das gesamte Ökosystem haben würde, kann man nicht voraussehen. Sicher ist, dass es ohne Bienen keine Artenvielfalt mehr gäbe, keine farbig leuchtenden und fein duftenden Blüten. Das Aussterben der Bienen würde eine gewaltige Lücke auf unserem Planeten hinterlassen.
Quelle: https://www.simplyscience.ch/teens-wissen/articles/das-bienensterben-ursachen-und-folgen.html
CXIV
Die Biene: eines der wichtigsten Nutztiere
Sie sorgen für die biologische Vielfalt und für die Vielfalt auf unseren Tellern: die Bienen. Sie sichern wichtige landwirtschaftliche Erträge und die Nahrungsquellen vieler Tierarten. Doch das Insekt ist zunehmend bedroht. Seit einigen Jahren sterben weltweit viele Bienenvölker, oft sind die konkreten Ursachen unklar. Für das rätselhafte Bienensterben scheinen unterschiedliche Faktoren verantwortlich. Welche sind das? Und welche Maßnahmen gibt es für den Bienenschutz?
Von den schätzungsweise mehr als 20.000 Bienenarten weltweit sind in Deutschland rund 550 heimisch. Dazu gehört auch die bekannteste – die Honigbiene. Allein ihr Beispiel zeigt, dass Bienen unverzichtbar sind für die Ökosysteme. Eine einzelne Honigbiene kann bis zu 4.400 Blüten pro Tag bestäuben, die Pelzbiene schafft mit 8.800 Blüten sogar doppelt so viele.
Großer wirtschaftlicher Nutzen
Schätzungen zufolge werden von den 100 Pflanzenarten, die über 90 Prozent der Ernährung der Menschen sicherstellen, 71 von Bienen bestäubt. In Europa zählen dazu 84 Prozent der 4.000 Gemüsearten und 264 Getreidearten, deren Ertrag zudem bis zu fünfmal höher ist als bei den Arten, die ohne Insekten auskommen. Hierzulande bestäuben die Bienen rund 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen von der Karotte über die Tomate bis hin zum Klee. Das macht die Biene zu einem wichtigen Nutztier. Das Umweltbundesamt bewertet sie sogar als drittwichtigstes Nutztier nach Rind und Schwein.
Im Jahr 2008 haben französische und deutsche Wissenschaftler erstmals den globalen ökonomischen Nutzen durch die Bestäubung von Agrarpflanzen berechnet und ihn für das Jahr 2005 mit 153 Milliarden Euro beziffert. Laut Bundesumweltministerium beträgt alleinin Deutschland der volkswirtschaftliche Nutzen durch Bienen und das Bestäuben rund zwei Milliarden Euro pro Jahr.
Außerdem ist die Biene Honiglieferant. Jede und jeder Deutsche konsumiert pro Jahr im Schnitt ein Kilogramm Honig. Mit den rund 750.000 Bienenvölkern in Deutschland können die heimischen Imker diesen Bedarf lediglich zu 20 Prozent abdecken. Der Rest wird aus anderen Staaten innerhalb und außerhalb der EU importiert.
Biologische Vielfalt dank Bienen
Auch ein Großteil der biologischen Vielfalt sowie ihr Fortbestand ist stark von den Bienen abhängig – direkt und indirekt. Zum einen tragen sie durch die Bestäubung dazu bei, dass sich Blütenpflanzen selbst erhalten. Zum anderen dienen viele Pflanzen, deren Bestand vonder Bestäubung der Bienen abhängt, vielen Tierarten wiederum als Nahrung – zum Beipiel Rinder oder auch Feldhasen, die sich unter anderem von Klee ernähren. Außerdem ist die Biene selbst Teil der biologischen Vielfalt und allein deshalb schützenswert.
CXV
Tod der fleißigen Helfer: Welternährung gefährdet
Umso beunruhigender ist deshalb das weltweite Bienensterben. Im Jahr 2006 wurde das Phänomen, dass ganze Bienenvölker sterben oder verschwinden, erstmals in den USA beobachtet. In Deutschland starben zum Beispiel im Frühjahr 2008 zehntausende Bienenvölker am Oberrhein in Baden-Württemberg. Das Phänomen des Bienensterbens wird als "Colony Collapse Disease" (CCD) beschrieben, also als "Bienenvolk-Kollaps". Dabei verlassen die flugfähigen Bienen den Stock, und die Völker lösen sich auf.
Das Bienensterben trifft verschiedene Arten. Von den deutschen Wildbienenarten ist bereitsdie Hälfte vom Aussterben bedroht, auch die Zahl der Honigbienenvölker geht zurück. In Teilen Chinas sind die Bienen bereits verschwunden. Dort müssen Menschen deren Arbeit übernehmen und die Blüten von Hand bestäuben.
Diese Entwicklung hat Folgen für die Natur und damit auch für den Menschen. In einer Studie hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gezeigt, dass die Welternährung durch das Bienensterben bedroht ist. Der Mensch hat den Irrglauben entwickelt, der technische Fortschritt habe ihn im 21. Jahrhundert von der Natur unabhängig gemacht. Die Bienen zeigen, dass wir in einer Welt mit sieben Milliarden Menschen in Wahrheit viel mehr statt weniger von Dienstleistungen der Natur abhängen", sagt dazu etwa der UNEP-Leiter Achim Steiner.
Albert Einstein wird die Aussage zugeschrieben: "Stirbt die Biene, hat der Mensch noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr."
Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren
Die genaue Ursache für das Bienensterben ist dabei unklar. Vermutlich ist es ein Bündel verschiedener Faktoren, das zur Bedrohung der Insekten führt. So sollen etwa in der Landwirtschaft eingesetzte Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Neonicotinoide Bienen gefährden, wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Januar mitteilte.
Die Behörde hatte zuvor Studien ausgewertet, die zwar nach Angaben der EFSA selbst lückenhaft gewesen seien. Allerdings hätten sich dort klare Risiken für die Tiere gezeigt, wo konkrete Aussagen über die Effekte bestimmter Neonicotinoide – beispielsweise auf den Orientierungssinn der Bienen – möglich waren. Neonicotinoide sind neuartige systemische Pflanzenschutzmittel. Mit ihnen werden die Samen behandelt, und die Mittel verteilen sich dann auf alle Teile der wachsenden Pflanze.
Die Methode gilt als umweltfreundlicher, da nicht mehr großflächig Gift versprüht werden muss. Unklar ist, ob möglicherweise auch bestäubende Insekten vergiftet werden. Die Hersteller der Pflanzenschutzmittel bestreiten dies. Sie betonen, dass die kritisierten Pestizide der sicherste Schutz für Nutzpflanzen wie Raps, Mais, Sonnenblumen und Baumwolle vor Schädlingsbefall seien.
Am 29. April 2013 hat die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten – darunter auch Deutschland –einem von der EU-Kommission angestrebten Moratorium zugestimmt, das den Einsatz vonbestimmten neonicotinoidhaltigen Pflanzenschutzmitteln für solche Pflanzen einschränkt, die für Bienen besonders attraktiv sind, wie zum Beispiel Raps, Mais, Baumwolle und Sonnenblumen. Das Verbot, das die EU-Kommission jetzt auf den Weg bringen kann, soll zunächst für zwei Jahre gelten; danach soll überprüft werden, wie wirksam es war.
CXVI
Weniger Nahrung, weniger Nachwuchs
Auch der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt gilt als Faktor, der eine Rolle für das Bienensterben spielt. Mit dem Verschwinden von Blütenpflanzen reduziert sich auch die Vielfalt der Nahrungsgrundlage für Bienen. Diese brauchen diverse Pflanzen, um ihre Larven gut zu versorgen. Das ist entscheidend, damit das Immunsystem des Bienen-Nachwuchses stark ist und ihn weniger anfällig für Schädlinge macht. Hinzu kommt, dass der Klimawandel Blühzeiten sowie Niederschläge und damit das Pollenangebot verändert. 20.000 weitere Blütenpflanzen könnten ohne entsprechende Schutzmaßnahmen in den kommenden Jahrzehnten verschwinden, schätzt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (kurz UNEP).
Tod durch Parasitenbefall
Erheblichen Schaden richtet vor allem auch die aus Asien nach Europa eingeschleppte Varroa-Milbe bei den Bienenvölkern an, ein Parasit der Honigbiene. Sie stellt derzeit das wohl größte Gesundheitsproblem für die Bienenvölker dar. Die Bekämpfung der Varroa-Milben steht daher im Mittelpunkt der Anstrengungen zur dauerhaften Verbesserung der Bienengesundheit. Außerdem haben Bienen mit weiteren Parasiten und Krankheitserregernzu kämpfen, wobei insbesondere Viruserkrankungen zugenommen haben.
Massenbienenhaltung in den USA
In den USA sind seit Beginn des Bienensterbens nahezu 80 Prozent aller Bienenvölker verschwunden. Vor allem in den USA kommt eine weitere Ursache dafür in Betracht: die Massenbienenhaltung. Diese schwächt vermutlich die Bienenvölker und trägt zu ihrem Rückgang bei. Diese Zusammenhänge thematisiert der Ende April 2013 mit dem deutschenFilmpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm "More than Honey". Der Film zeigt unter anderem, wie Tausende Bienenvölker mit LKW weite Strecken durch das Land gefahren werden, von Monokultur zu Monokultur: Sie bestäuben erst Mandelplantagen im Süden, dann Apfel- und Kirschbäume weiter im Norden, und den Sommer über produzieren sie Honig. Diese Form der Imkerei bedeutet Stress für die Bienen und würde nicht ohne den Einsatz von Antibiotika funktionieren, da die Völker anfälliger für Krankheiten werden.
Bislang ist diese Dimension der kommerzialisierten Imkerei nicht mit dem deutschen Imkerwesen vergleichbar. Allerdings könnte sich das ändern, sobald auch in Deutschland und Europa die Bienenvölker noch stärker bedroht sind.
Wilde Wiese bis Bienenhotel
Die Ursache für das Bienensterben ist vermutlich ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Daher müssen auch Lösungsansätze für den Bienenschutz in verschiedene Richtungen zielen. Ein wichtiger Schritt ist der Schutz der natürlichen Lebensräume der Bienen. Dabei können auch Privatleute helfen: Wer blütenreiche Gärten anlegt, bietet vielen verschiedenen Arten Nahrung. Auch ist es sinnvoll, auf Pestizide im eigenen Garten zu verzichten. Nisthilfen für Wildbienen sind ebenfalls wichtig. Sie können zum Beispiel aus Laubholzklötzen gefertigt werden, in die Gänge von fünf bis zehn Zentimetern Tiefe und zwei bis zehn Millimeter Durchmesser gebohrt werden müssen. Aber auch waagerechtaufgehängte Bündel aus trockenen Pflanzenstängeln mit einem Durchmesser von drei bis zehn Millimetern tun ihren Dienst und können ohne großen Aufwand angefertigt werden.
Quelle: http://www.umwelt-im-unterricht.de/hintergrund/die-biene-eines-der-wichtigsten-nutztiere/
CXVII
Eidesstattliche Versicherung
Hiermit versichere ich, dass die Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel benutzt wurden, alle Stellen der Arbeit, die wörtlich oder
sinngemäß aus anderen Quellen übernommen wurden, als solche kenntlich gemacht
wurden und die Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde
vorgelegt wurde.
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Ort, Datum Unterschrift
CXVIII