Die Himmelsleiter - Tugenden

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  • 8/6/2019 Die Himmelsleiter - Tugenden

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    HL. JOHANNES

    VOM SINAI

    KLIMAXoder

    DIE HIMMELSLEITER

    DER CHRISTLICHE OSTEN

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    Kapitel 15

    VON DER VON DEN VERGNGLICHEN

    MI MHE UND SCHWEISS ERRUNGENEN

    UNVERGNGLICHEN KEUSCHHEI

    UND VON DER SITSAMKEI

    Wir hrten soeben von der Wahnsinnigen, da die eischliche Anechtung der Krper eine ihrer Abkmm-linge sei, was keineswegs verwunderlich ist. Denn dies lehrt auch jener alte Vorahre Adam. Wre er nicht

    dem Bauch unterlegen, htte er nicht gewut, was die Gemahlin ist. Diejenigen also, die das erste Gebot

    einhalten, begehen die zweite Snde nicht, sondern bleiben Shne Adams, ohne jedoch zu wissen, was

    Adam ist, nur ein klein wenig unter die Wrde der Engel erniedrigt, und dies, damit das Bse nicht unsterb-

    lich werde, wie der mit der mit dem Beinamen "der Teologe" (Gregorios von Nazianz, 329- ca. 390) sagt.

    2. Keuschheit ist Aneignung unkrperlicher Natur. Keuschheit ist die innig geliebte Wohnung Chris-

    ti und ein irdischer Himmel des Herzens. Keuschheit ist bernatrliches Verleugnen der eigenen Natur

    und der rwahr sonderbare Krtevergleich eines sterblichen und vergnglichen Krpers mit den unkr-

    perlichen Engeln. Keusch ist, wer Liebe mit Liebe abwehrt und Feuer mit unstoichem Feuer auslscht.

    3. Sittsamkeit ist der zusammenassende Oberbegri r alle ugenden. Sittsam ist, wer sogar im Schla

    keine krperliche Regung oder Vernderung seines Zustandes versprt. Sittsam ist, wer vollkomme-

    ne und andauernde Unempfndlichkeit angesichts des Unterschiedes der Krper zu eigen hat. Der

    Mastab und die Bestimmung der vollkommenen und allreinen Keuschheit ist, sich gegenber be-

    seelten und unbeseelten, vernntigen wie unvernntigen Krpern gleichermaen zu verhalten.

    4. Niemand von denen, die die Keuscheit ausben, halte sich selbst verantwortlich r ihre Errungenschat,

    denn da jemand seine Natur aus eigener Krat berwinden knnte, ist eher unwahrscheinlich. Da, wo die

    Natur unterlag, wird die Gegenwart des bernatrlichen oenbar. "Denn ohne jede Widerrede wird das

    Niedrige vom Hheren auer Krat gesetzt" (Hehr 7, 7). Der Anang der Keuschheit sind der nicht einwil-

    ligende Gedanke und antasiereie Ergsse ber Jahre hinweg. Die Mitte sind naturbedingte Regungen des

    Krpers, die allein von der Flle der Speisen herrhren, rei von begleitenden Vorstellungen und Ergssen.

    Das Ende hingegen ist das Absterben des Krpers nach vorausgehendem Absterben der Gedankenbilder.

    5. Wahrhat selig ist, wer angesichts jedes Krpers, jeder Farbe und zu jeder Zeit vllige Unempfndlichkeit besitzt.

    6. Nicht wer den Lehm-Leib unbeschmutzt bewahrte, ist keusch, sondern wer dessen Glieder der Seele un-

    terordnete, der ist vollkommen.

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    7. Gro ist, wer bei einer Berhrung leidenschatslos, noch grer aber, wer von einem Anblick unverwun-

    det bleibt und den Anblick des Feuers mit der Vorstellung der Schnheit der himmlischen Dinge besiegt.

    8. Wer mit dem Gebet den Hund vertreibt, gleicht dem, der mit einem Lwen ringt, und wer diesen mit

    dem Einwand au den Rcken wirt, dem, der seinen Feind noch verolgt. Wer dagegen seinen Ansturm

    ganz und gar verachtet, ist, obgleich er mit dem Leib noch anwesend ist, aus dem Grab auerstanden.

    9. Wenn ein Hinweis au echte Keuschheit ist, von den im Schla stattfndenden Fantasien unbewegt zu

    bleiben, so ist jedenalls die Bestimmung der Geilheit, whrend des Wachens allein durch Erinnerung einen

    Ergu zu erleiden.

    10. Wer mit Schwei und Anstrengungen diesen Widersacher bekmpt, gleicht dem, der seinen Feind mit

    einem Strick bindet. Wer ihn mit Enthaltsamkeit und Nachtwachen bedrngt, dem, der ihm Eisenketten

    anlegt. Wer dies aber mit der Demut und der Zornlosigkeit unternimmt, gleicht dem, der seinen Feind ttet

    und im Sand verbirgt. Unter "Sand" verstehe die Demut, welche keinen Weidegrund hergibt, um die Leiden-schaten zu nhren, sondern Asche und Staub ist!

    11. Einer ist, wer diesen yrann mit dem Widerstand geesselt hlt, ein anderer, wer ihn mit

    der Demut bindet, und wieder ein anderer, wer ihn mit der gttlichen Oenbarung unbeweg-

    lich macht. Der eine gleicht dem Morgenstern, der andere aber dem Vollmond und der drit-

    te der hellstrahlenden Sonne. Aus der Morgenrte kommt das Licht hervor, aus dem Licht aber

    steigt die Sonne empor. Au diese Weise sollte man das Beschriebene verstehen und erklren.

    12. Der Fuchs tuscht den Schla vor, der Krper und der Dmon dagegen die Sittsamkeit, doch der eine, um

    einen Vogel zu berlisten, der andere, um eine Seele zugrunde zu richten.

    13. Glaube zeit deines Lebens nicht dem Lehm und vertraue ihm nicht, solange bis du Christus begegnest!

    14. Sei nicht zuversichtlich, augrund deiner Enthaltsamkeit nicht zu allen! Jemand, der berhaupt nicht

    a, wurde vom Himmel gestrzt.

    15. Einige Gelehrte gaben eine gute Defnition r die Entsagung der Welt, indem sie sagten, diese sei Feind-schat gegen den Leib und Kamp gegen den Bauch.

    16. Die Verstrickung in eischliche Snden geschieht bei den Anngern ast ausnahmslos ausgelst durch

    die Schlemmerei, bei den Fortgeschrittenen auerdem noch augrund des Hochmutes, was auch die Ann-

    ger betrit; bei denen, die sich der Vollkommenheit nhern, allein vom Richten des Nchsten.

    17. Einige sprachen die von Natur aus als Eunuchen geborenen r selig, da sie von der yrannei des Krpers

    unbehelligt blieben. Ich hingegen preise diejenigen, die tglich zu Eunuchen werden und sich mit der Gesin-

    nung wie mit einem Messer verstmmeln.

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    18. Ich sah welche, die gegen ihren Willen felen, und ich sah wieder welche, die einerseits zwar reiwillig

    allen wollten, andererseits jedoch nicht konnten. Und von denen, die jeden ag allen, hielt ich eher diese

    r beklagenswerter, da sie, obwohl sie nicht konnten, den Unat begehrten.

    19. Bemitleidenswert, wer llt, noch bemitleidenswerter, wer dies auch einem anderen verursacht, denn die

    Last des doppelten Vergehens und die Wollust des anderen llt ihm allein zu.

    20. Versuche nicht, den Dmon der Unzucht mit Rechtertigungen und Einwnden zu berzeugen, denn

    jener hat zwingendere Grnde in der Hand, da er uns durch die Natur bekmpt.

    21. Wer aus eigener Krat sein Fleisch bekmpen oder besiegen will, strengt sich vergebens an, denn "wenn

    der Herr das Haus des Fleisches nicht zerstrt und das Haus der Seele aurichtet, hat der, der sich vorgenom-

    men hatte, es abzureien, vergebens gewacht und geastet" (vgl. Ps 126,1).

    22. Vertraue dem Herrn die Schwche der Natur an zugleich mit der Erkenntnis deiner eigenen Ohnmacht,und du wirst die Gabe der Sittsamkeit unbemerkt empangen.

    23. Unter den Wollstigen herrscht, wie mir jemand von ihnen aus Erahrung nach seiner Bekehrung mit-

    teilte, ein gewisses Gehl der Liebe zu den Krpern und ein unverschmter und unmenschlicher Geist,

    welcher ganz oensichtlich in der Empfndung des Herzens sitzt und den krperlichen Schmerz des Her-

    zens, an dem der Versuchte leidet, hnlich dem Feuer, das einen Kamin erhitzt, hervorrut, zudem noch:

    Gott nicht zu rchten, den Gedanken der Strae r nichts zu erachten, sich vor dem Gebet zu widern und

    selbst ast in der Aushrung der Handlung begrien, den Anblick von Leichnamen gleich dem von Steinen

    zu haben. Er bringt den Leidenden dazu, von Sinnen und auer sich zu werden, betrunken von der stndi-

    gen Begierde nach vernuntbegabtem und vernuntslosem Material. Wren "die age dessen nicht verkrzt,

    wre nicht eine Seele gerettet worden" (vgl. Mt 24,22) von denen, dievon diesem Lehm umgeben sind, wel-

    cher wiederum eine Mischung ist aus Blut und unreinen Sten. Wie auch? Denn alles Gewordene strebt

    unersttlich nach dem ihm Verwandten: das Blut nach dem Blut, der Wurm nach dem Wurm, und der Lehm

    nach dem Lehm. Folglich auch das Fleisch nach dem Fleisch, wenngleich wir auch versuchen, diesen Betr-

    ger zu berlisten, wir, die wir uns Gewalt antun und die es uns nach dem Himmelreich verlangt.

    24. Es sind die zu preisen, die von dem beschriebenen Krieg nicht versucht werden. Doch auch wir wn-schen uns, r immer von derartiger Erahrung verschont zu bleiben. Diejenigen, die in die erwhnte Grube

    hinabgleiten, allen weit ab von denen, die au jener Leiter au- und abstiegen und haben, um von dort her-

    auszuklettern, viel Schwei und uersten Hunger ntig.

    25. berlegen wir uns, ob vielleicht nicht r unsere Feinde hnliches gilt wie in einem wahren Krieg und

    zwar, da jedem einzelnen von ihnen in der Schlachtordnung wider uns eine gesondert zugewiesene Auga-

    be obliegt, was wirklich erstaunlich ist

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    26. Ich stellte Beobachtungen an und and heraus, da unter den Versuchten ein Fall schlimmer ist als der

    andere. Wer Verstand besitzt um zu hren, der hre! Es hat der Dmon zur Gewohnheit, mehr noch bei

    denen, die sich bemhen und dem Mnchsleben nachgehen, seinen ganzen Drang und Eier sowie Rnke

    und List und Einallsreichtum auzubieten, um sie zum Widernatrlichen und nicht zum Naturbedingten zu

    bewegen und es so einzurichten, da sie eher aus dieser Richtung bekmpt werden. Das ist auch der Grund,

    weshalb einige, die manchmal Umgang mit Frauen haben, in diese Richtung berhaupt nicht mit der Begier-de zu kmpen haben und sich deshalb selig preisen, ohne da die Unglcklichen wissen, da dort, wo die

    Niederlage vernichtender ist, keine Notwendigkeit r das Geringere besteht.

    27.Ich halte dar, da aus zwei Grnden die Mrder und Elenden uns, die Bejammernswerten, zu bedrn-

    gen und zu bestrmen pegen: weil sie das Material zur Snde berall leicht autreiben knnen und die

    Strae dar grer ist. Das Besagte kennt der, der zuerst den Eseln beahl und zuletzt von den Wildeseln

    klglich verspottet und verschmht wurde, der zuerst von himmlischem Brot genhrt und spter des Guten

    beraubt wurde. Das Wundersame dabei ist, da selbst nach dessen Bue unser Lehrmeister Antonios (An-

    tonios der Groe gest. 356) bitterlich betrbt sagte: "Eine groe Sule ist geallen!" Der Weise verheimlichteallerdings die Art des Falles, weil er wute, da es krperliche Unzucht gibt, die ohne einen anderen Krper

    geschieht.

    28. Eine Form des odes und verderblicher Snde tragen wir in uns und begleitet-uns stndig, vor allem

    whrend der Jugendzeit, welche ich nicht wagte, der Schrit zu bergeben. Es hielt meine Hand zurck, der

    sagte: "Was von einigen im geheimen getrieben wird, ist schndlich zu sagen, zu schreiben und zu hren!"

    (vgl. Eph 5,12)

    29. Dies meinige und nicht meinige, eindlich bereundete Fleisch, nannte Paulus od. "Wer", sagte er "wird

    mich von diesem todbringenden Krper retten?" (Rm 7,24). Ein anderer Teologe (Gregorios von Nazianz):

    "das leidenschatliche und knechtische und nchtliche (Fleisch) ... ". Es drstete mich zu erahren, aus wel-

    chem Grund er derartige Bezeichnungen r es benutzte.

    30. Bedeutet das Fleisch, wie gesagt, den od, so stirbt jedenalls jener nicht, der es besiegt. "Wer ist es wohl,

    der da leben wird und den od der Beeckung des Fleisches nicht zu sehen bekommt?" (vgl. Ps 88,49). Ich

    bitte darber nachzudenken: Wer ist grer? Derjenige, der starb und auerstand, oder wer berhaupt nicht

    starb? Preist jemand den zweiten, so irrte er sich, denn Christus ist gestorben und auerstanden. Wer aberden ersten whlt, will, da sich bei denen, die sterben oder besser, sich verehlen, keine Verzweiung fndet.

    31. Der unmenschliche Feind, der Vorsteher der Unzucht, heit Gott menschenliebend und da Dieser r

    diese Leidenschat viel Gnade walten lasse, weil sie naturbedingt ist. Doch lat uns au die Arglist der D-

    monen achtgeben, und wir werden sehen, da sie nach der Aushrung der at Ihn als gerechten Richter

    und unerbittlich bezeichnen. Einmal unterbreiten sie dies mit der Absicht, uns zur Snde zu verhren und

    dann wiederum, um uns in die Verzweiung zu strzen. Solange nmlich die Betrbnis und die Verzwei-

    lung anhalten, ist es uns nicht mglich, uns Vorwre zu machen oder das Vergehen zu shnen. Flaut die

    Betrbtheit ab, nimmt sogleich der .. yrann der Menschenliebe" wieder seinen Platz ein.

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    32. So sehr der Herr unvergnglich und unkrperlich ist, so sehr reut ihn die Keuschheit und Unvergng-

    lichkeit unseres Krpers. Einige behaupten, da die Dmonen nichts so sehr erreut wie der Gestank der

    Unzucht und von den Leidenschaten demnach nichts so sehr wie die Beeckung des Krpers.

    33. Keuschheit ist hnlichkeit und Verwandtschat mit Gott, so weit es Menschen mglich ist. Die Mutter

    der sen Frchte ist Erde und au, die Mutter der Keuschheit aber die Hesychia gemeinsam mit dem Ge-horsam.

    34. Die aus der Hesychia gewonnene Leidenschatslosigkeit des Krpers bleibt bei der Annherung an die

    Welt otmals nicht unerschtterlich. Diejenige dagegen, die aus dem Gehorsam entsteht, bewhrt sich ber-

    all und ist unerschtterlich.

    35. Ich sah, wie Hochmut Demut hervorrie und erinnerte mich an den, der sagte: .. Wer hat den Sinn des

    Herrn erkannt?" (Rm 11,34).

    36. Fallgrube und Erzeugnis der Hoart ist der Sndenall. Die Snde gibt denen, die wollen, Veranlassung

    zur Demut.

    37. Wer durch Gerigkeit und Sattheit den Dmon der Unzucht besiegen will, gleicht dem, der hingeht, um

    mit l einen Brand zu lschen.

    38. Wer nur mit Hile der Enthaltsamkeit versucht, diesen Krieg zu beenden, gleicht dem, der mit einem Arm

    schwimmend darum wetteiert, dem oenen Meer zu entrinnen. Geselle zur Enthaltsamkeit die Demut!

    Ohne die zweite erweist sich die erste als nutzlos.

    39. Bemerkt jemand bei sich, wie eine Leidenschat die Oberhand behlt, so bewane er sich vor allem aus-

    schlielich gegen sie,. insbesonders gegen seinen Bruder (den Krper) und inneren Feind. Denn wird dieser

    nicht vernichtet, so wird uns kein Vorteil aus dem Sieber die brigen Feinde . Ist auch dieser gypter er-

    schlagen, werden wir jedenalls Gott im Dornbusch der Demut schauen.

    Ich hlte einmal, als ich versucht wurde, wie dieser Wol unvernntige Freude, rnen und rost in meine

    Seele gab, und ich richter vermeinte Frucht in der Hand zu halten und keineswegs Verderben.

    40 . .. Jede Snde, welche der Mensch begeht, bleibt auerhalb des Leibes, wer aber Unzucht treibt, sndigt

    gegen den eigenen Leib." (1 Kor 6,18). Dies ist deshalb gesagt worden, weil wir mit dem Ausu diesen unse-

    ren Leib beecken, was bei keiner anderen Snde geschieht.

    Ich mchte allerdings erahren, warum wir zu jeder Snde sagen, die Menschen htten sich .. verehlt" und

    nur wenn wir hren, jemand habe Unzucht getrieben, wir leidvoll erklren: .. Der Soundso ist geallen"?

    41. Der Fisch ieht blitzschnell vor dem Haken, whrend die vergngungsliebende Seele sich von der Ruhe

    abwendet.

    42. Will der euel zwei mit einer schndlichen Verbindung esseln, so untersucht er vorher beide Seiten und

    legt bei der schwcheren sein Feuer.

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    43. Otmals erscheinen diejenigen, die der Wollust zugeneigt sind, mitleidsvoll, barmherzig und leicht ge-

    rhrt. Die aber die Keuschheit pegen, haben diese Dinge nicht au die gleiche Art.

    44. Ein gelehrter Mann stellte mir ein schwieriges Problem: "Welche Snde -auer Mord und Leugnung

    Gottes- wiegt am schwersten?" Au meine Antwort, da es das Fallen in die Ketzerei sei, erwiderte er: "Und

    wie kommt es, da die Kirche in ihrer Gesamtheit, nachdem die Ketzer ihre Ketzerei verdammen, sie zureilnahme an den heiligen Sakramenten zult, den Unzchtigen dagegen nach der Beichte und seiner

    Loslsung von der Snde zwar aunimmt, ihn aber ber Jahre hinweg von den hochheiligen Sakramenten

    ausschliet, so wie es die apostolischen Bestimmungen vorsehen?" Gleichzeitig mit meiner berraschung

    darber blieb die Streitrage ungelst.

    45. Lat uns nachorschen, vergleichen und bewahren, welche Se uns aus dem Psalmengesang vom D-

    mon der Unzucht und welche uns aus den Worten des Heiligen Geistes und der ihnen innewohnenden

    Gnade und Krat entsteht.

    46. usche dich nicht, junger Mann, denn ich sah einige, die aus ganzer Seele um ihre Geliebten beteten,

    welche von Unzucht getrieben glaubten, damit einen Liebesdienst zu erllen.

    47. Schon durch Berhrung wird man krperlich beeckt, denn keine andere Wahrnehmung ist gehrlicher

    als diese.

    48. Erinnere dich an den, der mit dem Koptuch seine Hand umwickelte, und halte deine Hand zurck von

    Natrlichem und Widernatrlichem, dem eigenen und dem remden Krper!

    49. Ich bin der Meinung, niemanden r heilig zu erklren, solange er nicht vorher diese Erde (den Krper)

    in Heiligkeit verwandelte - alls dies berhaupt mglich ist.

    50. Legen wir uns zu Bett, so sollten wir wachsam sein, denn zu dieser Zeit ringt der Geist ohne den Krper

    mit den Dmonen, und stellt er sich als wollstig heraus, so wird er liebend gern zum Verrter.

    51. Das Gedenken des odes schlae gemeinsam mit dir ein und stehe gleichzeitig mit dir au, zudem auch

    das innere Jesusgebet! Du wirst Itelne anderen Hilen r den Schla fnden, die diesen gleichkommen.

    52. Einige defnierten, da die Versuchungen und Ergsse allein der Nahrung zuzuschreiben sind. Ich sah

    jedoch Schwerkranke, die bermig asteten und von Ergssen krtig beeckt wurden.

    53. Einmal beragte ich einen der bewhrtesten Mnche, der mit Unterscheidungsvermgen ausgestattet

    war, ber diese Temen, und der Gesegnete belehrte mich mit aller Klarheit. "Es gibt", sprach der Berhmte,

    "Ergsse whrend des Schlaes, die von der Flle der Speisen und der Bequemlichkeit herrhren. Andere

    kommen vom Hochmut, wenn wir uns ber das jahrelange Ausbleiben von Ergssen stolz uern. Wieder

    andere werden vom Urteilen ber den Nchsten hervorgeruen. Zwei von diesen Ursachen knnen Kranken

    widerahren, vielleicht auch alle drei. Sieht jemand, da er von allen angehrten Anlssen rein ist, so ist die-ser selig, eine derartige Leidenschatslosigkeit erreicht zu haben, und er erhrt diese Vorlle ausschlielich

    augrund des Neides der Dmonen. Dies lt Gott nach gewisser Zeit zu, damit er durch das sndenreie

    Migeschick hhere Demut erwirbt."

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    54. Niemand sollte sich vornehmen, die nchtlichen Fantasien am ag zu berdenken, denn dies ist eben die

    Absicht der Dmonen, uns mit Hile der rume whrend des Wachens zu beecken.

    55. Lat uns eine weitere Arglist unserer Feinde vernehmen! Genauso wie Speisen, die dem Krper schaden,

    erst nach einiger Zeit oder nach einem ag die Krankheit auslsen, so auch ot die Ursachen, die die Seele

    verunreinigen.

    56. Ich sah, wie einige gerruvoll speisten und nicht sogleich bekmpt wurden, und ich sah andere, die

    gemeinsam mit Frauen taelten und Umgang mit ihnen pegten, ohne gleich Hintergedanken zu haben.

    Au diese Weise nahmen die Betrogenen an Vertrauen zu und wurden unvorsichtig. Als sie glaubten, Frie-

    den und Sicherheit zu haben, tra sie in ihrer Zelle urpltzlich der vernichtende Schlag. Was ist aber dieser

    vernichtende Schlag? Der, der uns mit uns allein, uns allein, krperlich und seelisch widerhrt. Wer davon

    versucht wurde, kennt sich aus, wer hingegen nicht versucht wurde, braucht darum nicht zu Wissen.

    Zu jener Zeit hilt vorzglich der Busack, Asche, ganznchtliches Stehen, Brotentzug, eine Zunge, die vorDurst brennt und mavoll errischt wird, Auenthalt an den Grbern und vor allen die Demut des Herzens;

    zudem -wenn mglich- als Beistand ein eiriger geistlicher Vater oder Bruder, der rei in seiner Gesinnung

    ist. Es wrde mich wundern, knnte jemand allein ein Schi aus hoher See erretten.

    57. Ein und dieselbe Snde zieht otmals ein hundertach hrteres Urteil nach sich, wenn sie von einem

    anderen begangen wird. Dies ist abhngig von der Art und Weise, dem Ort, dem Fortschritt und vielem an-

    deren.

    58. Jemand beschrieb mir einen merkwrdigen und zugleich erhabenen Zustand der Keuschheit: Jemand,

    der die Schnheit eines Krpers betrachtete, pries davon angeregt berschwenglich dessen Schper, und

    von allein dem Anblick wurde er zur Liebe Gottes und einem Strom von rnen gerhrt. Es war erstaunlich

    zu sehen, wie die Schlammgrube des einen dem anderen au bernatrliche Weise zu Siegeskrnzen verhal.

    Falls derselbe in diesen Dingen ortwhrend die gleiche Empfndung und Ubung einhlt, so ist er unvergng-

    lich auerstanden noch vor der allgemeinen Auerstehung.

    59. Die gleiche Regel wollen wir auch beim Gesang und den Hymnen anwenden. Die Gottliebenden werden

    von den weltlichen sowie den geistlichen Liedern zu Heiterkeit, gttlicher Liebe und rnen bewegt, dieVergngungsliebenden aber zum Gegenteiligen.

    60. Wie wir bereits anhrten, werden einige an einsameren Orten sehr viel mehr bekmpt, was nicht ver-

    wunderlich ist. Die Dmonen dringen gerne dorthin vor, weil sie vom Herrn zu unserer Rettung in die Ein-

    den und die iee verbannt wurden.

    61. Die Dmonen der Unzucht echten aus hetigste den Hesychasten an, damit sie ihn, wenn er davon

    berzeugt ist, keinen Nutzen zu ziehen, aus der Einde in die Welt hren. Solange wir uns in der Welt au-

    halten, enternen sie sich von uns, damit wir, unter dem Vorwand keine Anechtungen zu erleiden, gemein-sam mit den Weltlichen verbleiben.

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    62. Dort wo wir bekmpt werden, dort ist es, wo wir den Feind erst recht aus hrteste bekmpen sollten,

    denn wird er von uns dort nicht bedrngt, wird auch dieser zu unserem Freund.

    63. Die Hand Gottes schtzt uns, wenn wir uns einer Notwendigkeit wegen in der Welt auhalten, vielleicht

    augrund des Segens des geistlichen Vaters, damit nicht auch der Herr unsertwegen gelstert wird, bisweilen

    auch aus Anla unserer Unempfndlichkeit und unserer vorhergehenden bermigen Erahrung und Satt-heit des dort Geschauten, Gesagten und Getriebenen oder aber, weil die Dmonen reiwillig zurckwichen

    und allein den des Hochmutes zurcklieen; der die Stelle aller anderen ausllt.

    64. Alle, die ihr euch vornahmt, Keuschheit zu ben, vernehmt eine weitere Hinterrlist dieses Betrgers

    und seht euch vor! Jemand von denen, die Erahrung mit seiner Verstellungskunst machten, erklrte mir,

    da der Dmon der Fleischeslust sich hufg vllig zurckzieht und den Mnch in der Vorstellung, uerst

    romm zu sein, belt und bei ihm vielleicht sogar einen Strom von rnen auslst zu der Zeit, wo dieser mit

    Frauen zusammensitzt oder sich mit ihnen unterhlt, und ihm eingibt, sie ber das Gedenken an den od,

    das Gericht und die Sittsamkeit zu belehren, damit die Bemitleidenswerten von seinen Worten und seineraugesetzten Frmmigkeit angezogen dem Wol statt dem Hirten entgegeneilen, und durch die allmhlich

    stattfndende Gewhnung und Vertrautheit mu der Allelende den Sturz erleiden.

    65. Lat uns eilends iehen, da wir die Frucht, von der wir gelobten, nicht zu kosten, weder zu sehen noch

    von ihr zu hren bekommen! Ich rage mich, ob wir uns etwa r strker als den Propheten David halten,

    was nicht sein kann! So erhaben und gro ist das Lob der Keuschheit, da einige Vter wagten, sie Leiden-

    schatslosigkeit zu nennen.

    66. Einige behaupten, es sei nicht mglich, nach dem Probieren der Snde im Nachhinein als keusch be-

    zeichnet zu werden. Ich jedoch mchte widersprechen und estlegen: Dem, der will, ist es mglich und ein

    leichtes, den wilden Olivenzweig in einen guten zu propen. Wren einem krperlich Jungrulichen die

    Schlssel des Himmelreiches anvertraut worden, so htten die Erwhnten sich vielleicht mit Recht au diese

    Weise geuert. Da dem aber nicht so ist, so beschme sie derjenige, der eine Schwiegermutter hatte und

    keusch geworden die Schlssel des Himmelreiches mit sich hrte.

    67. Vielgestaltig ist die Schlange der Krperliebe. Den Unerahrenen st sie ein, einmal eine Erahrung zu

    machen und dann auzuhren! Die Erahrenen dagegen reizt sie, aus der Erinnerung die Erahrung zu wie-derholen, die Armselige! Viele von den zuerst Genannten sind augrund ihrer Unkenntnis von der Anech-

    tung verschont. Die zweiten aber sind augrund ihrer Erahrung mit der Abscheulichen Belstigungen und

    ausgesetzt. Doch trit ebenso das Gegenteil zu.

    68. Wenn wir vom Schla wohlgesinnt und riedvoll erwachen, heit das, da wir im Verborgenen von heili-

    gen Engeln getrstet werden und dies noch viel mehr, wenn wir nach viel Gebet und Achtsamkeit einschlie-

    en. Es ereignet sich auch, da wir wohlgelaunt vom Schla erwachen und dies nichtswrdigen rumen

    zuzuschreiben ist.

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    69. ,Jch sah den Gottlosen sich in mir erheben und aurichten, sich erregen und wtend bewegen wie die Ze-

    dern des Libanon, und ich ging vorbei mit der Enthaltsamkeit und siehe, sein Zorn war nicht so wie vorher,

    und ich suchte nach ihm mit demtigem Denken und es and sich in mir weder sein Ort noch seine Spur"

    (vgl. Ps 36,36).

    70. Wer den Krper berwindet, berwindet die Natur. Wer die Natur berwand, wurde gewi bernatr-lich. Wer aber dazu geworden ist, der ist nur ein wenig niedriger als die Engel, um nicht zu sagen: berhaupt

    nicht niedriger.

    71. Es handelt sich um kein Wunder, wenn der Unstoiche mit dem Unstoichen streitet. Ein Wunder, ein

    echtes Wunder ist, wenn der Stoiche zusammen mit dem eindlichen und ihm nachstellenden Sto die

    unstoichen Feinde besiegt.

    72. Auch hierin hat der Herr seine reiche Vorsehung walten lassen, indem er der weiblichen Schamlosigkeit

    wie einen Zaum die Schamhatigkeit berstlpte, denn wrde diese von sich aus dem Mann zulauen, "wr-de kein Mensch gerettet werden" (Mt 24,22).

    73. Eines ist die Anechtung, etwas anderes die Zustimmung, etwas anderes die Einwilligung, etwas anderes

    die Geangenschat; etwas anderes der Kamp und etwas anderes die sogenannte Leidenschat der Seele,

    nach der Bestimmung der Vter, die zu unterscheiden vermgen. Als Anechtung defnieren die Seligen ein

    einaches Wort oder ein beliebig im Herzen erscheinendes Bild. Zustimmung ist die leidenschatliche oder

    leidenschatslose Auseinandersetzung mit der Erscheinung. Einwilligung hingegen ist die lustvolle Zunei-

    gung der Seele hin zu der Erscheinung. Geangenschat aber ist die erzwungene und unreiwillige Wegh-

    rung des Herzens oder das beharrliche Beisammensein mit dem jeweiligen Gedankenbild, wovon unsere

    vorzgliche Verassung vernichtet wird. Als Kamp bezeichnen sie eine dem Bekmpten ebenbrtige Streit-

    krat, welche nach eigener Wahl entweder siegt oder die Niederlage erleidet. Leidenschat ist hauptschlich,

    sagen sie, was ber lange Zeit in der Seele nistet und diese darau hin durch diesen Zustand zur Gewhnung

    hrt, so da sie im olgenden aus reien Stcken und eigenem Antrieb dazu bergaht. Von diesen allen ist

    das erste sndenrei, das zweite nicht ganz, whrend es beim dritten abhngig ist von der Verassung des

    Kmpenden. Die Geangenschat wird anders zur Zeit des Gebetes und anders bei mittelschweren Gedan-

    kengngen und anders bei boshaten beurteilt. Die Leidenschat unterliegt, was zweielsohne r alle gilt,

    entweder der ausgleichenden Bue oder der kntigen Bestraung. Wer demnach das erste (die Anech-tung) leidenschatslos betrachtet, hat alles Nacholgende mit einem Male abgetrennt. Bei den prziseren

    der einsichtsvollen Vtern fndet sich zustzlich noch ein weiterer, einerer Begri, welcher, wie sie sagen

    "Anwehung des Geistes" heit und der ohne vermittelnde Zeit, Wort und Bild dem Betroenen mit uers-

    ter Geschwindigkeit die Leidenschat ankndigt. Unter den geistigen Wesen gibt es nichts, was diesem an

    Schnelligkeit und Unscheinbarkeit gleich kme. Mit einer einachen, bezugslosen, jhen und nicht auzu-

    haltenden Erwgung, bei einigen auch unbewut, macht sie ihre Anwesenheit in der Seele bekannt. Nur wer

    deren derart gestaltete Feinheit mit Hile der rauer zu assen vermochte,wird uns belehren knnen, wie

    es dazu kommt, da die Seele allein mit den Augen, einem einachen Blick, eine Berhrung mit der Hand,

    dem Hren einer Melodie, ohne jeden Gedanken und berlegung, im Stande ist, leidenschatlich Unzuchtzu treiben.

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    74. Einige behaupten, da der Krper von den Gedanken der Unzucht zur Leidenschat schreite. Andere wie-

    derum meinen im Gegensatz dazu, da die sndhaten Gedanken von den Sinnen des Krpers herrhren.

    Von ihnen sagen die ersten, da wenn der Geist nicht vorangeht, der Krper nicht nacholgt. Die zweiten

    dagegen hren zu ihrer Verteidigung die verderbliche Auswirkung der krperlichen Leidenschaten an und

    sagen, da otmals die Gedanken Zugang zum Herzen fnden durch einen lustvollen Blick, eine Berhrung

    mit der Hand, einen angenehmen Dut, oder das Hren wohlklingender Stimmen. Wer es im Herrn vermag,mag uns darber belehren. Derartiges ist ja denen, die mittels der Erkenntnis den praktischen Weg gehen,

    beraus notwendig und ntzlich. Diejenigen nmlich, die mit Einalt des Herzens bemhat sind, haben dar-

    ber keine Auklrung darber ntig. Denn Erkenntnis ist nicht jedermanns Sache, wie auch nicht die selige

    Einalt, dieser Brustpanzer gegen die Listen der belgesinnten.

    75. Manche von den Leidenschaten gehen von innen her au den Krper ber, andere dagegen umgekehrt.

    Fr die in der Welt gilt das zweite, whrend r die, die dem Mnchsleben nachkommen das erste zutrit

    augrund des Mangels an Material. Ich mchte zu diesem Tema jenes: "Suche bei den Bswilligen nach

    Einsicht, und du wirst sie nicht fnden", beisteuern.

    76. Nachdem wir uns viel gegen den Lebensgehrten des Lehm-Leibes, den Dmon, bemht haben und

    ihn mit dem Stein des Fastensund dem Schwert der Demut geqult endlich aus unserem Herzen vertreiben

    konnten, kitzelt uns der Feigling im olgenden wie ein Wurm, der in unserem Krper sitzt, mit unvernnti-

    gen und unangebrachten Regungen und drngt darau, uns zu beecken. Gewhnlich leiden insbesondere

    diejenigen daran, die sich dem Dmon des Hochmuts unterordnen. Indem sie auhrten, in ihrem Herzen

    stndig unzchtige Gedanken zu hegen, nhern sie sich dieser Leidenschat an. Da das Gesagte wahr ist,

    kann man aber so berpren: Sobald sich diese der Hesychia zuwenden, sollten sie sich gewissenhat un-

    tersuchen; sie werden sicher in der iee ihres Herzens einen Gedanken entdecken, der wie eine Schlange

    verborgen in einem Misthauen ihnen eingibt, sie htten die Errungenschat der Keuschheit des Herzens

    aus eigenem Antrieb und eigener chtigkeit vollbracht, ohne da die Elenden den Ausspruch verstehen,

    der besagt: "Was hast du denn, das du nicht umsonst empangen httest, entweder von Gott oder durch die

    Bemhung anderer und ihres Gebetes?" (vgl. 1 Kor 4,7). Sie sollten sich demnach ,vorsehen und mit allem

    Eier die beschriebene Schlange ihres Herzens mit viel Demut abtten und enternen, um von ihr bereit

    auch vielleicht selbst einmal die Fellrcke (vgl. Gen 3,21) ablegen zu knnen und den riumphgesang der

    Keuschheit ~ie einst die keuschen Kinder dem Herrn darzubringen (vgl. Mt 21,15). Obgleich unbekleidet,

    werden sie nicht nackt von deren Unschuld und natrlicher Demut beunden werden. Auch dieser Dmonachtet mehr als alle anderen au die Gelegenheiten, und besonders dann, wenn wir nicht hig sind, krper-

    lich gegen ihn zu beten, versucht der Unselige uns anzuechten. Als Ergnzung dient denjenigen, die noch

    kein wahres Herzensgebet erwarben, das Schinden im krperlichen Gebet, damit meine ich das Ausbreiten

    der Hnde, das Schlagen au die Brust, das ehrliche Aublicken in den Himmel, die lauten Seuzer und das

    stndige Beugen der Knie. Dies ist ot wegen der Anwesenheit anderer nicht durchzuhren, weshalb uns

    die Dmonen auch gerne zu dieser Zeit bekmpen, damit wir ihnen vielleicht, wenn es uns noch nicht

    mglich ist, uns mit der Gewichtigkeit des Geistes und der unsichtbaren Krat des Gebetes unseren Feinden

    zu widersetzen, gezwungenerweise nachgeben. Besteht die Mglichkeit, so ziehe dich zurck und verbirg

    dich r kurze Zeit an einem geheimen Ort, erhebe das Auge der Seele, oder zumindest die leiblichen Augen,kreuze unbeweglich deine Hnde, um auch mit der Gestalt des Kreuzes den Amalek zu beschmen und zu

    bezwingen (vgl. Ex 17, 11)!

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    Rue laut zu dem, der die Macht hat zu erretten, doch nicht mit ausgeklgelten Sprchen, sondern mit de-

    mtigen Worten. Gebrauche als Einleitung vor allem: "Erbarme dich meiner, weil ich schwach bin!" (Ps 6,3 ).

    Darauhin wirst du die Krat des Hchsten erahren und unsichtbar und mit unsichtbarer Hile die Unsicht-

    baren vertreiben! Wer daran gewhnt ist, au diese Weise zu kmpen, wird bald auch allein mit der Krat

    der Seele die Feinde vertreiben knnen. Das zweite ist gerechterweise das Gegengeschenk von Gott an seine

    Kmper als Ausgleich r das erste.

    77. Whrend einer Versammlung bemerkte ich einen tchtigen Bruder, der von unreinen Gedanken geplagt

    wurde, und weil er keinen passenden Ort r das Gebet fnden konnte, ging er an den Ort, der r die Not-

    wendigkeiten des Bauches bestimmt ist, so als ob er von ihm dazu gedrngt wurde, und legte sich dort mit

    krtigem Gebet mit seinen Gegnern an. Au meinen adel bezglich der Unziemlichkeit des Ortes antwor-

    tete er: "An einem unreinen Ort betete ich um die Vertreibung unreiner Gedanken und die Reinigung vom

    Schmutz."

    78. Alle Dmonen sind zwar bemht, unser geistiges Auge zu verfnstern -schliet aber der Geist seineLider nicht, wird auch der Schatz nicht geplndert-, der Dmon der Unzucht jedoch mehr als alle ande-

    ren. Dieser verfnstert nicht selten den Herrscher Geist und bringt es ertig, da wir sogar unter Men-

    schen Dinge tun, die sonst nur Wahnsinnige aushren, weshalb wir uns auch nach einiger Zeit, nach-

    dem der Geist erwacht ist, nicht nur vor denen schmen, die uns zuschauten, sondern auch vor uns

    selbst r unsere unrhmlichen aten, Reden oder Gebrden und uns unsere vorangehende Entachung

    erstaunt. Mit Hile dieses Bewutwerdens haben einige darauhin von dem bel Abstand genommen.

    79. Wende dich von dem Gegner ab, der dich daran hindern will, nach vollzogenerat zu be-

    ten, gottesrchtig zu sein oder zu wachen eingedenk dessen, der sprach: "Weil die gequl-

    te Seele mir Mhe verursacht, will ich ihr Recht schaen angesichts ihrer Feinde" (vgl. Lk 18,5).

    80. Wer berwand den Krper? Der, der sein Herz zerbrach. Wer zerbrach aber sein Herz? Der, der sich ver-

    leugnete. Denn wie knnte jemand, der willentlich starb, nicht bedrckt sein?

    81. Es gibt Leidenschatliche, die leidenschatlicher sind als die Leidenschatlichsten und sogar das Beich-

    ten ihrer Beeckungen mit Wonne durchhren.

    82. Die unreinen und schandhaten Gedanken im Herzen rhren vom Betrger des Herzens, dem Dmon

    der Unzucht her. Sie werden geheilt mit der Enthaltsamkeit und davon, sie r nichtig anzusehen.

    83. Mit welchem Vorgehen und Verahren ich diesen meinen Freund (den Krper) band, um ihn nach Vorbild

    der brigen zu richten, wei ich nicht. Bevor ich ihn binde, hat er sich bereit, und bevor ich ihn verurteile,

    habe ich mich mit ihm ausgeshnt, und bevor ich ihn strae, werde ich weich. Wie soll ich berwinden, den

    ich von Natur aus liebe? Wie soll ich mich von dem bereien, mit dem ich in Ewigkeiten verbunden bin? Wie

    soll ich den vernichten, der mit mir auerstehen wird? Wie weise ich den als unvergnglich aus, dem eine

    vergngliche Natur zu eigen ist? Welche Argumente gebrauche ich gegen den, der von Natur aus alle Argu-mente au seiner Seite hat? Binde ich ihn mit Fasten, whrend ich gleichzeitig meinen Nchsten richte, habe

    ich mich ihm schon ergeben.

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    Bezwinge ich ihn, indem ich auhre zu richten, erhebt sich stolz mein Herz, und ich bin ihm schon wieder

    in die Arme gelauen. Er ist gleichzeitig beides: Beistand und Gegner, Heler und Widersacher, rster und

    Verrter. Wird er umsorgt, sagt er den Kamp an, zehrt man ihn aus, gert er aus dem Gleichgewicht, ist er

    rundum satt, wird er ungezogen, und bezieht er wiederum Schlge, ertrgt er es nicht. Verletze ich ihn, so

    habe ich niemanden, mit dem ich die ugenden erwerben knnte. Denselben umarme ich und wende mich

    zu gleicher Zeit von ihm ab! Was ist das Geheimnis, welches mich umgibt? Was der Zweck dieser Verbin-dung? Wie bin ich mir selbst Freund und Feind? Erklre du es mir, o Lebensgehrte, o meine Natur! Denn

    von keinem anderen kann ich ber dich belehrt werden. Wie bleibe ich von dir unverwundet? Wie gelingt es

    mir, der natrlichen Geahr zu entgehen? Da ich nun aber Christus gelobte, dir eind zu sein - wie kann ich

    deine Herrschat beenden, denn ich habe mir vorgenommen, dir Gewalt anzutun? Dieser aber wrde mei-

    ner Seele etwa so antworten: "Ich werde nicht in Worte assen, was auch du nicht weit, sondern nur das,

    worber wir beide die Erkenntnis besitzen. Ich rhme mich bei mir selbst, die Liebe zur Mutter zu haben.

    Die Erzeugerin meiner ueren Entachung ist die bertriebene Frsorge um mich und die allgemeine Be-

    quemlichkeit. Die innere Flamme dagegen und die damit bereinstimmende Bewegung der Gedanken ha-

    ben ihren Ursprung aus vorangegangener Bequemlichkeit und vollzogenen sndhaten Handlungen. Sobaldich empange, gebre ich Snden, gebren diese wiederum, bringen sie den od durch Verzweiung hervor.

    Wenn du meine und deine tiegreiende Schwche wirklich erkenntest, wrdest du mir aie Hnde binden.

    Qultest du den Gaumen, wrdest du mir die Fe binden, so da ich nicht voranschreite. Spanntest du

    dich an den Gehorsam, httest du dich von mir abgespannt. Wrdest du die Demut erwerben, httest du

    mir das Haupt abgeschlagen.

    (Fnzehnter Kamppreis! Wer im Fleische befndlich ihn erhielt, ist gestorben und auerstanden und hat

    den Vorgeschmack au die kntige Unvergnglichkeit schon von hier aus kennengelernt)