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Anschließend folgte die Stadtrundfahrt mit dem Besuch des Kirow-Platzes, einem großen gepflegten Park in der Mitte der 700.000-Einwohner-Stadt, die vor drei Jahren den 350. Geburtstag feierte. Am Kirow-Platz stehen die repräsentativen Gebäude der Ver- waltung des Irkutsker Gebiets, der Verwaltung der Stadt Irkutsk, die Verwaltung der Ostsibirischen Kohle und die Staatliche linguistische Universität. Ein paar hundert Meter weiter liegt der "Platz mit dem ewi- gen Feuer". Weil Freitag war und an diesem Tag viele Hoch- zeiten stattfanden, hielten sich viele Brautpaare auf diesem Platz auf. Natalia erzählte, dass die frisch Getrauten Blumen als Dank an die vorherigen Generationen ablegen, die sich für die gegenwärtige Situation des Friedens eingesetzt haben. Am Morgen des 5. September 2014 kamen die siebzehn Teil- nehmer der achten Irkutsk-Reise mit dreistündiger Verspä- tung in der ostsibirischen Metropole an. Das Flugzeug wurde nach Bratsk umgeleitet, weil am Irkutsker Flughafen dichter Nebel herrschte. Nach der etwa zweistündigen Wartezeit ging es dann weiter nach Irkutsk. Reiseleiterin Natalia Usanova begrüßte die Gäste aus Deutschland sehr herzlich. Busfahrer Alexander brachte wie in den Vorjahren die Reiseteilnehmer mit ihrem Gepäck ins Hotel Irkutsk, wo sie ihre Zimmer bezogen, sich frisch machten, zu Mittag aßen und sich dann eine zweistündige Ruhepause gönnen konnten. Das Programm am Nachmittag des ersten Tages begann mit dem Besuch des Dekabristenmuseums im Wolkonskij- Gebäude neben dem anderen Dekabristenmuseum im Tru- bezkoj-Haus. Im Dezember (russisch:"dekabr") 1825 gab es in Sankt Petersburg einen Aufstand von Offizieren und Ade- ligen gegen die diktatorische Zarenherrschaft. Der Aufstand wurde verraten und niedergeschlagen, die Anführer wurden hingerichtet oder in die Verbannung nach Sibirien geschickt. Nach Jahren härtester Fronarbeit in Berg- werken erhielten einige Verbannte das Recht, sich in Irkutsk niederzulassen zusammen mit ihren Frauen, die ihnen frei- willig gefolgt waren. Unter Führung der Familien Wolkonskij und Trubezkoj entstand schließlich in ihren repräsentativen Häusern eine kulturelle Keimzelle mit Bibliothek sowie mit Musik- und Theateraufführungen. Da die Dekabristen auch nach jahrelanger Zwangsarbeit weder nach Sankt Petersburg zurückkehren, noch am öffentlichen Leben teilnehmen durf- ten, holten sie sich die Öffentlichkeit in ihre Häuser, die bis heute mit ihrem Originalinventar erhalten sind und über die Generationen aus Dankbarkeit für die kulturelle Pionierarbeit sorgsam für die Öffentlichkeit gepflegt werden. 1 Dekabristenmuseum Wolkonskij Kirow-Platz mit großem Park und Blick auf das Verwaltungsge- bäude des Irkutsker Gebiets. Junge Menschen am "Platz mit dem ewigen Feuer". Die Erlebnisse in Irkutsk und am Baikalsee begeisterten die FORUM- Reisegruppe

Die Erlebnisse in Irkutsk und am Baikalsee begeisterten ...€¦ · Von Irkutsk nach Listwjanka am Ufer des Sees führt eine bestens ausgebaute Straße, der "Baikal-Trakt". Man pas-siert

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Page 1: Die Erlebnisse in Irkutsk und am Baikalsee begeisterten ...€¦ · Von Irkutsk nach Listwjanka am Ufer des Sees führt eine bestens ausgebaute Straße, der "Baikal-Trakt". Man pas-siert

Anschließend folgte die Stadtrundfahrt mit dem Besuch desKirow-Platzes, einem großen gepflegten Park in der Mitte der700.000-Einwohner-Stadt, die vor drei Jahren den 350.Geburtstag feierte.

Am Kirow-Platz stehen die repräsentativen Gebäude der Ver-waltung des Irkutsker Gebiets, der Verwaltung der StadtIrkutsk, die Verwaltung der Ostsibirischen Kohle und dieStaatliche linguistische Universität.

Ein paar hundert Meter weiter liegt der "Platz mit dem ewi-gen Feuer". Weil Freitag war und an diesem Tag viele Hoch-zeiten stattfanden, hielten sich viele Brautpaare auf diesemPlatz auf. Natalia erzählte, dass die frisch Getrauten Blumenals Dank an die vorherigen Generationen ablegen, die sich fürdie gegenwärtige Situation des Friedens eingesetzt haben.

Am Morgen des 5. September 2014 kamen die siebzehn Teil-nehmer der achten Irkutsk-Reise mit dreistündiger Verspä-tung in der ostsibirischen Metropole an. Das Flugzeug wurdenach Bratsk umgeleitet, weil am Irkutsker Flughafen dichterNebel herrschte. Nach der etwa zweistündigen Wartezeit ginges dann weiter nach Irkutsk. Reiseleiterin Natalia Usanovabegrüßte die Gäste aus Deutschland sehr herzlich. BusfahrerAlexander brachte wie in den Vorjahren die Reiseteilnehmermit ihrem Gepäck ins Hotel Irkutsk, wo sie ihre Zimmerbezogen, sich frisch machten, zu Mittag aßen und sich danneine zweistündige Ruhepause gönnen konnten.

Das Programm am Nachmittag des ersten Tages begann mitdem Besuch des Dekabristenmuseums im Wolkonskij-Gebäude neben dem anderen Dekabristenmuseum im Tru-bezkoj-Haus. Im Dezember (russisch:"dekabr") 1825 gab esin Sankt Petersburg einen Aufstand von Offizieren und Ade-ligen gegen die diktatorische Zarenherrschaft.

Der Aufstand wurde verraten und niedergeschlagen, dieAnführer wurden hingerichtet oder in die Verbannung nachSibirien geschickt. Nach Jahren härtester Fronarbeit in Berg-werken erhielten einige Verbannte das Recht, sich in Irkutskniederzulassen zusammen mit ihren Frauen, die ihnen frei-willig gefolgt waren. Unter Führung der Familien Wolkonskijund Trubezkoj entstand schließlich in ihren repräsentativenHäusern eine kulturelle Keimzelle mit Bibliothek sowie mitMusik- und Theateraufführungen. Da die Dekabristen auchnach jahrelanger Zwangsarbeit weder nach Sankt Petersburgzurückkehren, noch am öffentlichen Leben teilnehmen durf-ten, holten sie sich die Öffentlichkeit in ihre Häuser, die bisheute mit ihrem Originalinventar erhalten sind und über dieGenerationen aus Dankbarkeit für die kulturelle Pionierarbeitsorgsam für die Öffentlichkeit gepflegt werden.

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Dekabristenmuseum Wolkonskij

Kirow-Platz mit großem Park und Blick auf das Verwaltungsge-bäude des Irkutsker Gebiets.

Junge Menschen am "Platz mit dem ewigen Feuer".

Die Erlebnisse in Irkutskund am Baikalsee

begeisterten die FORUM-Reisegruppe

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Dieser Platz wird auch "Platz der drei Kirchen genannt", weilsich dort die Spasskaya Kirche (1706), die Verklärung Chri-sti Kathedrale (1723) aus dem 18. Jahrhundert und die polni-sche katholische Kirche aus der Mitte 19. Jahrhundert befin-den. Von dort aus ist über eine Brücke das Ufer der Angara,des einzigen Abflusses aus dem Baikalsee, zu erreichen miteinem eindrucksvollen Blick auf einen Teil der Stadt Irkutsk.Zum Abendessen brachte der Bus die Reiseteilnehmer in das****-Restaurant "Senator". Neben dem 4-Gänge-Menügenossen die Gäste aus Deutschland den aufmerksamen Ser-vice und die Gespräche am Tisch über die Erlebnisse undErfahrungen am ersten Tag in Irkutsk.

Die sprachkundige, lebensfrohe und sympathische 24-jährigeReiseleiterin Natalia vermittelte darüber hinaus viele Infor-mationen über Land und Leute in Ost-Sibirien. Demnach istdas Leben des Einzelnen im fernen Sibirien dem Leben in

unserem Land doch recht ähnlich - und die Menschen sind inihrem Denken und Handeln nicht wesentlich anders als wir essind. Sicher gibt es in Sibirien und Russland wirtschaftlichnoch einiges aufzuholen. Aber die Entwicklung wird alsanhaltend positiv empfunden. Überraschend war die Aussa-ge von Natalia, dass in Irkutsk die meisten Menschen inEigentum und nicht zur Miete wohnen. "Man tilgt lieber Kre-dite als Miete zu zahlen", so Natalia.

Franz Kiesl, der bei jeder Reise seit 2004 dabei war, konntedie großen Fortschritte bestätigen. "Irkutsk hatte damalseinen ausgesprochen ungemütlichen Flughafen. Das Hotelund seine Zimmer waren so, wie man es sich in Sibirien vor-

stellte. Es gab wenige Neubauten," fasste er seine Erinnerun-gen kurz zusammen.

Am nächsten Tag ging die Fahrt nach dem morgendlichenBesuch eines Gottesdienstes in der "Kharlampiewski Kir-che", die ganz in der Nähe des Hotels liegt, zu den Burjatenim etwa 65 Kilometer nördlich von Irkutsk gelegenen Ust-Ordinskij, der "Hauptstadt" des burjatischen AutonomenKreises Ust-Orda innerhalb des Gebiets Irkutsk. Teilnehmeran den FORUM-Reisen kamen schon zum achten Mal in denOrt. Franz Kiesl wurde begrüßt wie ein alter Bekannter. DieBurjaten, die den überwiegenden Teil der Bevölkerung aus-machen, sind ein alter ostsibirischer Volksstamm, der nochschamanische Traditionen pflegt. Vor dem Empfang imMuseum mussten sich die Gäste zunächst einer Reinigungs-zeremonie unterziehen, indem die Männer über einem offe-

nen Feuer die Füße und die Frauen die Hände kreisen lassenmussten. . Wenn auch etwas touristisch aufgepeppt, bekamendie deutschen Besucher anschließend doch einen guten Ein-druck von den durch den Schamanismus geprägten Riten undGebräuchen. Eine burjatische Tanz- und Gesangsgruppe infarbenfrohen Trachten ließ, begleitet von orientalisch klin-genden Instrumenten, ihre ursprünglich mongolische Her-kunft deutlich erkennen. Schließlich liegt die Grenze zurMongolei nur gut 200 km entfernt. Die deutschen Gäste nah-men gern die Einladung zur Teilnahme an den Tänzen an. Zum Ringkampf, einem Volkssport der Burjaten, fand sichauf deutscher Seite ein geeigneter Partner. Anschließend ver-mittelte eine Führung durch das Museum einen Überblicküber die Geschichte des burjatischen Volkes von der Besiede-lung des Landes bis zur Gegenwart, und der örtliche Schama-ne empfing die Gruppe in seiner Jurte. Zum Abschluss genos-

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Blick auf die Angara und auf die Stadt.

Burjaten und deutsche Gäste tanzen bei Musik und Gesang.

So sehen die modernen Wohnanlagen aus.

Stopp auf der abwechslungsreichen Strecke.

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sen die Besucher ein allseits gelobtes burjatisches Essen mitmehreren Gängen in einem modernen Restaurant am Randeder Stadt.

Sonntag, der dritte Tag, fing um 7.45 Uhr mit der Busfahrtnach Liswjanka an, um von dort mit der Fähre zum Bahnhofvon Port Baikal gebracht zu werden. Dort startete die 10-stündige Bahnfahrt auf der historischen "Goldenen Schnalle"der Transsibirischen Eisenbahn um das Südende des Baikal-sees. Die 84 Kilometer lange Strecke wurde zu Spaziergän-gen und Besichtigungen an einigen Stellen unterbrochen.

"Die Fahrt mit dem Schiff auf dem Baikalsee ist ein Erlebnis,aber die Reise mit dem Zug entlang des Ufers ist spannendund wegen der abwechslungsreichen Landschaft und derMeisterleistung beim Streckenbau sehenswert", war die ein-hellige Meinung der Teilnehmer. Beim Halt am "Kilometer110", der Station "Polovinnij" gab es eine zweistündigePause. Dort wurde die an dem dem See gegenüber liegendenUfer die Anlage "Waldmärchen" mit neuen schmucken Holz-häusern und gepflegten Gärten besucht und in einem derRestaurants ein wohlschmeckendes, reichhaltiges Mittags-menü eingenommen.

Auf der Fahrt, die gegen 22 Uhr auf dem Bahnhof in Irkutskendete, versorgte Reiseleiterin Natalia die Gäste mit Tee undGebäck. Dann ging es mit dem Bus ins Hotel zum Abendes-sen. Es war ein ereignisreicher, allerdings auch ziemlichanstrengender Tag.

Am nächsten Morgen ging es zunächst in das MineralogischeMuseum, das der Irkutsker Universität angeschlossen ist. Derdort dokumentierte ungeheure Reichtum Sibiriens an Boden-schätzen wurde von Direktorin Lyubov D. Vakhromeevaerläutert. Einige nutzten die Möglichkeit, ein schönesSchmuckstück als Erinnerung zu erwerben.

Das nächste Ziel war die Halle des Zentralmarktes der Stadt.Beim Rundgang konnten sich die Besucher nicht nur über dasbreite Angebot informieren, sondern sich auch mit verschie-denen ausgefallenen Produkten versorgen, wie zum Beispielmit Zirbelkieferkernen. Die Verkäuferin am Samenstand wirdden Besuch der deutschen Käufer nicht vergessen, weil fastalle sich mit Tomaten-, Gurken-, Paprika- und anderenSamen eindeckten. Franz Kiesl hatte vorher nämlich berich-tet, dass er in den letzten drei Jahren sibirische Tomatengeerntet hat, die sehr schmackhaft und bis zu 570 Grammschwer waren.

Das Mittagessen, ein 4-Gänge-Menü, wurde im Restaurantdes Hotels Marriott eingenommen. Anzumerken ist, dass dieSpeisen dort auf Porzellan der Marke "Seltmann-Weiden"aus Bayern serviert werden.

Am Nachmittag boten Musikerinnen und Musiker der Cho-pin-Musikhochschule in der Orgelhalle der "Polnischen Kir-che" ein einstündiges Konzert, das mit dem Orgelchoral"Nun danket alle Gott" von Jana Yudenkova eröffnet wurde.Die sechs Musikerinnen und Musiker, allesamt Preisträgerrussischer und internationaler Wettbewerbe, trugen Werkerussischer Komponisten auf ihren Instrumenten Klarinette,Flöte, Gitarre und Klavier vor.

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Eines der Gasthäuser in der Anlage "Waldmärchen".

Riesig ist die Auswahl an Sämereien.

Jana Yudenkova begeistert mit ihrem Orgelspiel.

Direktorin Lyubov D. Vakhromeevahat sichtlich Freude bei der Führung derBesucher.S

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Den Abschluss bildete das russische Volkslied "Ah, Nasta-sia", gesungen von Vasily Sokolev, begleitet am Klavier vonNatalia P. Barkovskaya. Moderiert wurde das Konzert vonder Pädagogin Olga Tschernikova. Franz Kiesl überreichteihr den FORUM Report 2014, in dem über den Besuch imSeptember 2013 berichtet wird.

Am Abend wurde ein Schauspiel im Dramatheater, einemimposanten Gebäude, besucht.

Ein Ensemble aus Sachalin präsentierte die "SchöneZukunft" von A. P. Tschechow.

Auch wenn die deutschen Gäste den Text nicht verstanden, sowaren sie doch sehr beeindruckt von der schauspielerischenLeistung der zwei Schauspielerinnen und vier Schauspieler.Reiseleiterin Natalia erklärte nach der Vorstellung die Hand-lung: Die Helden des Schauspiels sind die Engel, die zur Erdezurückkehren wollen, aber nicht können. Und jeder erzähltaus seinem früheren Leben. Dabei versuchen sie zu erken-nen, was Freiheit ist. Am Ende verstehen sie, dass der

Mensch dann frei ist, wenn er sein Leben gestaltet. Nur der,der leben, lieben und glauben kann, ist wirklich frei undglücklich. Das Schauspiel ist traurig und lustig zugleich.

Am fünften Tag sahen die Reiseteilnehmer den Baikalseewieder. Von Irkutsk nach Listwjanka am Ufer des Sees führteine bestens ausgebaute Straße, der "Baikal-Trakt". Man pas-siert einige Dörfer, aber größtenteils säumt den Weg rechtsund links offener Wald. Die Laubbäume waren bereitsgefärbt, denn der September ist in Irkutsk schon herbstlich. Es folgte eine eineinhalbstündige Bootsfahrt auf dem Baikal-see. Es herrschte herrliches Wetter; an Land war es 25 Grad

warm. Unterwegs gab es ein zweites Frühstück mit Wurst,Käse, Tee und einem Gläschen Wodka. Ziel war das DorfBolschie Koty. Es blieb Zeit für eine längere Pause am Uferdes Sees oder für einen Spaziergang durch das Dorf. ZweiReiseteilnehmerinnen und ein Reiseteilnehmer badeten imSee. "Solch ein Bad soll", wie gesagt wird, "die Gesundheitfördern und das Leben verlängern."

In ihrem gut ausgestatteten Haus verwöhnte Elena Maksi-mowa ihre Gäste mit einem russischen Menü und einemselbstgebrannten bekömmlichen Wodka.

Auf der Rückfahrt nach Listwjanka fuhr der Kapitän nichtam Ufer entlang, sondern weiter in den See bis zu einer Stel-le mit über 1.000 Meter Tiefe.

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Reiseteilnehmer vor dem Dramatheater.

Die Fahrt auf dem Baikalsee begeisterte.

Schauspieler mit großer schauspielerischer Leistung. Orchester beim Galakonzert -- Denis Matsuev vorne sehend.

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Nach der Rückkehr wurde im Hotel zu Abend gegessen, umanschließend mit dem Bus ins Musiktheater von Sagurskyzufahren und beim Gala-Konzert des "Festival der Sterne amBaikal" dabei zu sein. Ekaterina, die das gesamte Programmder Reisegruppe organisierte, und Natalia, die Reiseleiterin,wurden von der Gruppe eingeladen.

Es spielte das Gouverneurssinfonieorchester der IrkutskerPhilharmonie unter Leitung des Dirigenten Ilmar Lapinsch.Solisten waren unter anderem: Denis Matsuev (Klavier),Valerij Kuleschow (Klavier, Gewinner des zweiten interna-tionalen Wettbewerbs der jungen Pianisten Astana Piano Pas-sion), Boris Browzin (Geige) und Anastasia Kobekina(Cello).

Gespielt wurde unter anderem das Konzert Nr. 1 von Men-delssohn und die Sätze II und III aus dem Konzert Nr. 1 vonBeethoven. Denis Matsuev begeisterte das Publikum mit demRhapsody in Blue von George Gershwin. Schon allein diesesgroßartige Konzert, so meinten einige Teilnehmer, wäre dieReise nach Irkutsk wert gewesen.

Am Mittwoch, dem letzten Tag, ging es wieder nachListwjanka. um das Baikalmuseum zu besuchen, das aufeiner Anhöhe am Ufer des Sees liegt und sehenswerte Expo-nate enthält, die den Besuchern die Besonderheiten des Seesdemonstrieren. Als erstes wurde ein virtuelles Abtauchen inden See in einer imitierten Taucherglocke unternommen, umso einen Eindruck vom vielfältigen Leben in den verschiede-nen Tiefen des Sees zu gewinnen. Ein Teil des Museums zeigtdie Entwicklung der Erde und die vielen Veränderungen imLaufe der Jahrmillionen, z.B. dass der Baikalsee als ältesterSee der Welt in einem 25 Millionen Jahre alten kontinentalenGrabenbruch liegt. Dieser Grabenbruch wird das Baikal-Riftgenannt und ist nach wie vor aktiv. Fast jeden Tag werden imSee Erdbeben registriert. Pro Jahr vertieft und erweitert sichdas Baikal-Rift um ca. 2 cm.

Im zweiten Teil des Museums werden neben den vielenFischarten und Krebsen vor allem die Robben des Sees, dieeinzigen auf der Welt, die im Süßwasser leben, gezeigt. Inihrem Becken, das jeden Tag mit Wasser direkt aus dem Seeaus einer Tiefe von 500 Metern gespeist wird, präsentierteneine erwachsene und zwei junge Robben ihre eleganten"Tänze".

Der Baikalsee ist 636 Kilometer lang, misst an der breitestenStelle etwa 80 Kilometer und hat eine größte Tiefe von 1637Meter. Er wird von 336 Zuflüsse gespeist, von denen derlängste eine Strecke von 2.000 Kilometer zurücklegt. Dereinzige Abfluss ist die Angara, die durch Irkutsk fließt. Mitseinen gewaltigen Ausmaßen stellt der See das bei weitemgrößte Süßwasserreservoir der Erde dar. Entsprechend großist die Verantwortung für seine Reinerhaltung. Zuständigdafür sind in erster Linie 300 Krebsarten, Schwämme undAlgen, quasi die "Gesundheitspolizei". Die Qualität desWassers wird ständig durch Proben aus unterschiedlichenSchichten untersucht, damit Veränderungen rechtzeitig

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Das Baikalmuseum präsentiert die im Baikalsee lebendenFische.

Das Mittagessen ist reichlich und sehr schmackhaft.

Ekaterina (links) Natalia ernteten Dank für ihr Engagement.

Das Freilichtmuseum lasst die Vergangenheit lebendig sein.

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bemerkt werden. Einheimische nennen den Baikalsee den"Heiligen See" - und sie gehen mit ihm auch wie mit einem"Heiligen" um. Der See wird staatlich vor schädlichen Ein-flüssen geschützt, denn der See und die riesige Baikalregionist seit 1996 ein von der UNESCO erklärtes Weltnaturerbe.

Schließlich ging es mit dem Bus wieder über den Baikal-Trakt zum Freilichtmuseum Talzy. Dort können die früherenLebensumstände der Menschen der Region recht realistischnachempfunden werden. Von der Reiseleiterin erfuhren dieGäste unter anderem, dass nach der Aufhebung der Leibei-genschaft 1861 die ersten öffentlichen Schulen entstanden.Lehrer wurde derjenige aus der Bevölkerung, der über dasgrößte Wissen und eine entsprechende Persönlichkeit ver-fügte. Töchter durften das Kochen nicht in der eigenen Fami-lie lernen, sondern erst nach der Hochzeit bei der Schwieger-mutter. Damit sollte erreicht werden, dass der Ehemannweiterhin sein Essen so bekommen konnte, wie er es von sei-ner Mutter gewöhnt war. Liebe ging auch damals schon durchden Magen. Es gibt in dem Museum beispielhaft Gebäude-komplexe von kleinen, mittleren und großen Bauern. ImGehöft eines Großbauern gab es damals schon eine Wasch-maschine von MIELE Das Museum wird seit 2012 durchweitere Holzhäuser vergrößert.

Ein sehr gutes und reichliches Mittagsmenü wurde im"Wirtshaus" im Freilichtmuseum Talzy eingenommen.

Zurück in Irkutsk wurde die Staatlich linguistische Universi-tät besucht, an der sowohl Reiseleiterin Natalia als auch Eka-terina, die das Reiseprogramm zusammenstellte, studierten.Ekaterina wurde 2010 als die "Beste Studentin" der Universi-tät ausgezeichnet.

Sie stellte das Programm Direktorin Olga Palkewich emp-fing die deutschen Besucher und führte sie in den Saal, indem etwa 100 Studenten warteten, die Deutsch als ersteFremdsprache studieren Franz Kiesl hatte Gelegenheit, überdas Wirken des Vereins FORUM RUSSISCHE KULTURGÜTERSLOH und seine Beziehungen nach Russland zuberichten.

Danach meldeten sich einige aus dem Kreis der Teilnehmerzu Wort und berichteten über ihre Erlebnisse. Die Staatlichelinguistische Universität (1948 gegründet) hat 4200 Studen-

ten und ist seit diesem Jahr eine Filiale der Staatlichen lingui-stischen Universität Moskau. Die Universität (und speziellder Lehrstuhl für deutsche Philologie) unterhält Partnerschaf-ten mit dem Goethe-Institut, mit der Universität Augsburgund mit der Hochschule Zittau-Görlitz. Am Lehrstuhl fürdeutsche Philologie arbeiten 5 Professoren und 14 Dozenten.

Bei diesem Treffen waren auch zwei Journalistinnen zuge-gen: Julia Schubert, PR-Managerin von EASTLAND undElisaveta Starschinina von der Irkutsker "Pyatniza"-Wochen-zeitung, die in ihren Medien über den Besuch aus Deutsch-land berichten werden. Stefan Brams, Ressortleiter für Kul-tur, der Bielefelder "Neuen Westfälischen" gab den beidenDamen ein Interview.

Das Abendessen im Hotel Irkutsk beendete den Aufenthalt indieser ostsibirischen Metropole, denn am nächsten Morgenging es um 4.00 Uhr zum Flughafen.

Die neunte Reise nach Irkutsk und an den Baikalsee fin-det vom 8 bis 15. September 2015 statt.

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Direktorin Olga Palkewich erhielt das "Deutschland-Buch" alsGeschenk.

FORUM-Reisegruppe