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Gloomy Sunday Das Lied vom Traurigen Sonntag von Ruth Toma und Rolf Schübel nach dem Roman "Das Lied vom Traurigen Sonntag" von Nick Barkow © Studio Hamburg Produktion für Film und Fernsehen GmbH 1997 Gratis Download: www.Zweitausendeins.de

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  • Gloomy SundayDas Lied vom Traurigen Sonntag

    von Ruth Toma und Rolf Schbelnach dem Roman "Das Lied vom Traurigen Sonntag"

    von Nick Barkow

    Studio Hamburg Produktion fr Film und Fernsehen GmbH 1997

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  • 11. BUDAPEST / STRAEN AUEN / DMMERUNGDas moderne lebendige Budapest von oben gesehen. Die Kamera schwenktber die Donau und die Silhouette der Stadt. Dann senkt sie sich langsam aufdie Kettenbrcke herab, einer der groen Vgel auf der Spitze der Brckegert wie im Vorbeiflug ins Bild. Die Kamera fhrt weiter, hinunter, erfat eineKolonne von fnf dunklen, schweren Limousinen und begleitet sie ber dieBrcke. Eine besonders lange Mercedeslimousine weist ein Deutschland-stander auf dem Kotflgel als Botschaftsfahrzeug aus.

    2. RESTAURANT INNEN / AUEN / DMMERUNGEin Restaurant in Budapest. Die Einrichtung ist seit den 40er Jahren unver-ndert, das Lokal atmet den Charme des alten Budapest, doch der Glanz istetwas mitgenommen. An exponierter Stelle, auf einem kleinen Podium stehtein Piano. Die Zeit hat auch auf dem Flgel ihre Spuren hinterlassen, hier undda ist die schwarze Lackierung abgestoen. Ein Pianist schlgt ein A an. EinGeiger nimmt den Ton ab und stimmt sein Instrument.Das Restaurant ist leer. Aber die sorgfltig gedeckten Tische, an denen einigeKellner die letzten Kleinigkeiten arrangieren, verraten, da man in Krze eineGesellschaft erwartet.

    3. BUDAPEST / STRAEN AUEN / DMMERUNGDie Autokolonne biegt in eine der steil ansteigenden, schmalen Gassen ein,die vom Donauufer zum Burgviertel hochfhren, das erste Fahrzeug hupt eineGruppe von Touristen weg und beschleunigt.

    4. RESTAURANT / DAVOR INNEN / AUEN / DMMERUNGEiner der Tische ist besonders sorgfltig gedeckt. Der Besitzer des Lokals,Herr Varnai, ein etwa 50-jhriger, schlanker Mann begutachtet die Dekorationund rckt die goldene 85 in der Mitte des Blumengesteckes zurecht.Als drauen Blitze aufflammen, eilt Varnai ans Fenster. Durch die, aus demMilchglas ausgesparten, Buchstaben des Schriftzuges "Restaurant Szabo"sieht er die fnf Limousinen vorfahren. Blitzlichter der wartender Fotografenempfangen sie. Verhalten ruft Varnai einem Kellner zu:

    VARNAI:Sie kommen!

    Er eilt hinaus.

    5. STRAE VOR DEM RESTAURANT AUEN / DMMERUNGDer deutsche Botschafter hilft seiner Frau aus der langen Limousine. Danneiner alten Dame. Sie ist teuer und elegant gekleidet, die Haare sind trotzihres Alters, sie ist etwa 80, blondgefrbt und sorgfltig frisiert.

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  • 2Nach ihr schiebt sich ein sehr alter Mann, Hans Wieck, etwas mhsam ausdem Auto. Er trgt das Bundesverdienstkreuz am Revers.Varnai geht auf das Grppchen zu, verneigt sich vor den Damen und demBotschafter...

    VARNAI:Meine Damen, Herr Botschafter....

    ..... und wendet sich dann an Wieck.VARNAI:Herr Doktor.... es ist mir eine groe Ehre, da Sie heuteunser Gast sind. Erlauben Sie mir, Ihnen meine herz-lichsten Glckwnsche zum Geburtstag auszusprechen.HANS WIECK:Danke ..... danke.

    Der alte Mann schaut sich fast andchtig die Gasse und die Fassade desRestaurants an.

    HANS WIECK:Ich wei nicht mehr, wie oft ich zu meiner Frau gesagt habe,da ich ihr unbedingt noch Budapest zeigen mu, solangewir gesund und munter sind.FRAU WIECK:Seit 50 Jahren verspricht er mir das.

    Varnai macht eine einladende Bewegung Richtung Eingang. Die Gruppe undauch die Herrschaften aus den anderen Fahrzeugen setzen sich inBewegung. Wieck weist auf den Schriftzug "Restaurant Szabo" auf denFenstern.

    HANS WIECK:Schn, da Sie den Namen beibehalten haben. Ich kannteden Herrn Szabo noch gut.VARNAI:Ich leider nicht. Das war lange vor meiner Zeit.

    6. RESTAURANT INNEN / DMMERUNGDie Vorspeise ist bereits abgerumt, wovon Brotreste und benutzte Serviettenzeugen. Wolken leiser Unterhaltung schweben ber den Tischen, Pianist undGeiger spielen gefllige Cafhausmusik. Wieck sitzt mit seiner Frau und demBotschafterehepaar an dem besonders dekorierten Tisch. Er schaut sich imRestaurant um und wendet sich dann an den Botschafter.

    HANS WIECK:Ich habe als junger Mann viele Stunden in diesemRestaurant verbracht.

    Varnai, der dabei ist, am Ehrentisch Wein nachzuschenken, antwortet.VARNAI:Hoffentlich nicht mit Warten auf das Essen .....

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  • 3Damit macht er ein Zeichen Richtung Kche, woraufhin die Kellner mit denTellern in einer langen Reihe aufmarschieren und mit dem Servieren desHauptganges beginnen. Es gibt Rollfleisch.Der alte Wieck winkt den Geiger zu sich und hlt ihm einen akkurat gefaltetenHundertmarkschein hin.

    HANS WIECK:Bitte spielen Sie das Lied. Sie wissen schon, das berhmte.

    Der Geiger bedankt sich mit einem hflichen Nicken und steckt den Scheinein. Whrend er wieder zum Flgel geht und dem Pianisten etwas zuflstert,wird vor Wieck ein Teller hingestellt. Sein Rollfleisch wird von einemzustzlichen Spie, den eine 85 ziert, zusammengehalten.Hans Wieck zieht genlich den Duft des Essens in die Nase, lchelt seineFrau an....

    HANS WIECK:(zu seiner Frau)Es ist (fast) genauso.... wie damals.

    ...... und beginnt zu essen. Im selben Moment klingt das Lied vom TraurigenSonntag durch den Raum.Als die Musik anfngt, dreht sich Varnai, der jetzt an einem anderen Tischsteht, kurz zum Piano um. Dann schaut er in den Flur, der zur Kche fhrt. Dortsteht im Halbdunkel eine alte Dame. Als sie Varnais Blick begegnet, zieht siesich weiter zurck.Nach den ersten Tonfolgen lassen einige Gste das Besteck sinken undlauschen der Melodie. Der Geiger verlt das Podium und spielt zwischenden Tischen weiter.Wieck schaut zum Piano und entdeckt darauf eine alte Fotografie in einemRahmen. Es ist das faszinierend schne Gesicht einer jungen Frau, die im Stilder 30er Jahre frisiert und gekleidet ist.Der alte Mann steckt sich den zweiten Bissen in den Mund, sieht das Bildwieder an, lauscht der Musik. Ein geradezu seliger Ausdruck liegt auf seinemGesicht. Unvermittelt fngt er an, nach Atem zu ringen. Seine Frau bemerkt esbesorgt. Seine Atemnot wird schlimmer. Die anderen Gste werden aufmerk-sam. Der Pianist hat es noch nicht mitbekommen und spielt weiter.Der alte Mann versucht aufzustehen, seine Frau eilt ihm zu Hilfe. Er klammertsich an ihr fest, zuckt, zerreit dabei ihre Perlenkette. Die Perlen prasseln aufden Boden, ebenso der eingearbeitete, feingeschmiedete goldene Anhnger.Wieck macht groteske Bewegungen, schnappt verzweifelt nach Luft. Die alteDame im Flur zur Kche beugt sich jetzt vor. Wieck sieht sie und starrt sie an,als habe er einen Geist gesehen. Dann strzt er zu Boden und reit dabei dieTischdecke mit sich. Das Rollfleisch landet auf seinem feinen Anzug.Die Geige endet mit einem Miton, der Pianist springt auf und luft hin. WiecksFrau kreischt entsetzt und anhaltend, die anderen Gste reagierenerschrocken. Der Botschafter ist offensichtlich berfordert. Varnai eilt herbei,Frau Wieck beginnt absurderweise, die Perlen aufzusammeln, lt sie dannwieder fallen und versucht ihren Mann aufzurichten. Ein Gast drngt sich vor.

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  • 4GAST:Ich bin Arzt.

    Er kmmert sich um Wieck. Nach einer kurzen Untersuchung wendet er sichan Varnai.

    GAST:Er ist tot.

    Varnai schaut den Toten an.VARNAI:(zum Pianisten)Das war dieses verfluchte Lied! Das hat ihn umgebracht.Hrt das denn nie auf?

    Whrend die Kamera sich von dem toten Wieck und dem aufgeregten Varnaizurckzieht und ber das Klavier schwenkt, hren wir eine warme,nachdenkliche Stimme aus dem Off:

    PIANO:Kann ein Lied tten? Dieses Lied schon. Jedenfalls sagtman es ihm nach. Dabei ist es doch aus Liebe geschriebenworden..... Fr sie.

    Die Kamera ist ber das Klavier gefahren und gro auf der Fotografiestehengeblieben.

    7. RESTAURANT INNEN / TAGDas Gesicht auf der Fotografie blendet ber in das reale Frauengesicht - IlonaVarnai. Sie ist Mitte zwanzig, eine magische Schnheit - und sie strahlt.Das Piano steht an derselben Stelle wie in der Szene davor, ist aber mit einerFilzdecke fr den Transport abgedeckt. Ein Mbelpacker reit die Decke miteinem Ruck weg. Das nagelneue, glnzende Piano kommt darunter zumVorschein. Ilona geht hin und ffnet behutsam den Deckel. "Pleyel" steht ingeschwungenen Buchstaben auf der Innenseite. Whrenddessen spricht dasPiano weiter:

    PIANO:Ich bin ein Piano, Marke Pleyel. Die Geschichte des Liedesist die Geschichte von vier Menschen. Aber es ist auchmeine Geschichte. Eigentlich fing alles an, als ich ins Spielkam....

    Ilona schlgt ein paar Tasten an. Dann setzt sie sich vor das Piano und fngtan zu spielen. Sie kann ganz gut Klavier spielen, aber nicht wie eineprofessionelle Pianistin.Wir sind immer noch in Budapest, aber jetzt Ende der 30er Jahre. Wirbefinden uns auch in demselben Restaurant, das zu diesem Zeitpunkt abernoch sehr viel schlichter eingerichtet ist. Ein alter Kellner deckt ein.Lszl Szabo bezahlt die Klaviertrger, dann kommt er zum Piano, umarmtIlona von hinten, schmiegt seine Wange an ihre und betrachtet bewundernddas Instrument.

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  • 5Lszl ist Anfang dreiig, ein Mann, der auf den ersten Blick eher unaufflligwirkt, aber sein Lcheln zeigt Sensibilitt und Wrme.

    LSZL:(voller Stolz)In ein gutes Restaurant gehrt einfach ein Piano.ILONA:Im "Gundel" haben sie jetzt eine Zigeunerkapelle.LSZL:Weil die amerikanischen Touristen meinen, in "hungarianrestaurants" mssen "Gipsies" fideln. Aber wenn die Leuteauf das Gefidel schrfer sind als auf das Gulasch, dann wirddie Kche nachlssig. Jetzt machen sie im Gundel einPrklt, da sich die Elefanten im Zoo gegenber gegen-seitig die Rssel zuhalten. Und die Karpfen wrden sich amliebsten im Aquarium ersufen, wenn sie das riechen.

    Whrend seiner Rede schmust und knabbert er zrtlich an Ilonas Schulternund ihrem Gesicht herum. Sie spielt weiter und nimmt dabei die Zrtlichkeitengenuvoll entgegen.

    LSZL:Du httest doch bei deiner Musik bleiben sollen.

    Ilona spielt den Schluakkord, streicht sich mit einer raschen Bewegung dieHaare aus der Stirn, kt Lszl auf den Mund und lacht.

    ILONA:Damit du dir das Honorar fr einen Pianisten sparen kannst.

    8. MONTAGE RESTAURANT / TITELSEQUENZ INNEN / TAGWhrend die Anfangstitel eingeblendet werden:Ilona und Lszl sitzen als einziges Publikum an einem Tisch im Restaurantund hren einem Pianisten zu. Er spielt ein frhliches Liedchen, aber seinungewhnlich langes Gesicht bleibt dabei vollkommen unbewegt und zeigtden professionell betrbten Ausdruck eines Beerdigungsunternehmers. Ilonaund Lszl schauen sich mit unterdrcktem Grinsen an und schtteln leiseden Kopf.Ein anderer Pianist haut leidenschaftlich in die Tasten. Lszl nickt wohlwol-lend. Der Pianist verspielt sich und stt zornig einen unfltigen Fluch hervor.Ilona und Lszl schauen sich entsetzt an.Jetzt sehen wir eine Pianistin. Eine dicke Frau, die zu ihrem Spiel das Lied"Wir armen, armen Mdchen" singt. Lszl und Ilona gucken weg undversuchen hinter der Hand zu verbergen, da sie nur mhsam das Lachenunterdrcken.Ein weiterer, noch sehr junger Pianist, offensichtlich ein Anfnger, verspieltsich hufig und lchelt entschuldigend. Lszl verdreht genervt die Augen.

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  • 6Der nchste Pianist, ein gutaussehender junger Mensch, bietet "Komm Zigan"in einer eher jazzigen Version an. Ilona wippt mit dem Fu mit und nicktanerkennend. Lszl schttelt mrrisch den Kopf.Ein seriser lterer Herr mit weien Haaren spielt dasselbe "Komm Zigan" alstypische Cafhausmusik. Lszl nickt zustimmend und schaut Ilona an. Dieseghnt, wiegt unschlssig den Kopf und nickt schlielich.Die Titelsequenz ist zu Ende. Abblende.

    9. VOR DEM RESTAURANT AUEN / TAGAndrs Aradi, ein schlanker, attraktiver junger Mann mit traurigen dunklenAugen kommt aus dem kleinen Laden gegenber dem Restaurant. Er istdabei, sich aus einer frischen Packung Tabak eine Zigarette zu drehen. Aufder Strae bleibt er stehen und betrachtet unschlssig die Fassade desRestaurants. Ein Lehrling kommt aus der Tr, stellt eine Kiste Siphonflaschenauf den kleinen Anhnger eines Fahrrads.Andrs zndet seine Zigarette an, berlegt noch einen Moment und geht dannin das Lokal. Der Lehrling fhrt mit dem Fahrrad weg.

    10. RESTAURANT INNEN / TAGAndrs schaut sich in der leeren Gaststube um.

    ANDRS:(schchtern)Hallo?

    Niemand antwortet. Er geht zgernd zum Flgel, klappt den Deckel auf undspielt mit einer Hand einige leise Tne. Als er Schritte im Flur zur Kche hrt,zieht er seine Hand wie ertappt zurck.Ilona trgt einen Eimer mit einem riesigen Strau intensiv blauer Kornblumenherein. Andrs nimmt die Zigarette aus dem Mund. Durch die Blumen vorihrem Gesicht, entdeckt Ilona Andrs erst, als sie direkt vor ihm steht.Erschrocken lt sie den Eimer sinken. Die beiden schauen sich ber dieBlumen hinweg an. Ihre Gesichter zeigen nackt und offen Interesseaneinander. Schlielich verneigt sich Andrs.

    ANDRS:Andrs Aradi. Ich komme zum Vorspielen.

    Lszl ist mit einer Kiste Wein aus dem Keller gekommen und bleibt in derNhe stehen.

    LSZL:Sie sind eine Stunde zu spt. Wir haben schon einenPianisten.

    Andrs schaut Ilona bittend an. Sie stellt den Eimer ab und geht zu Lszl.ILONA:La ihn doch noch vorspielen, Lszl.

    Lszl schttelt den Kopf.

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  • 7ILONA:(charmant)Bitte....la ihn vorspielen.... mir zuliebe.

    Lszl zuckt die Schultern und stellt die Kiste ab.Andrs geht zum Klavierhocker, setzt sich hin. Der Hocker ist ihm ein wenig zutief, er steht halb auf und dreht ihn mit einem Schwung hher. Dann nimmt erdie Zigarette aus dem Mundwinkel und legt sie auf den Flgel, so da die Glutbersteht. Lszl starrt entsetzt auf die glimmende Zigarette. Andrs bemerktseinen Blick, zieht hastig einen kleinen silbernen Taschenaschenbecher ausseiner Tasche, stellt ihn aufgeklappt auf das Piano und legt die Zigarettehinein. Lszl atmet erleichtert aus.

    ANDRS:Darf ich was Eigenes .....?

    Ilona und Lszl sehen ihn erstaunt an.ANDRS:(hastig)Aber ich kann auch das bliche.ILONA:Lieber was Eigenes.

    Andrs spielt gefhlvoll ein langsames Stck. Ilona lchelt vertrumt. Lszlschaut sie aufmerksam von der Seite an. Ilona erwidert seinen Blick, strahltihn an und nickt.

    11. RESTAURANT INNEN / NACHTAndrs spielt das Stck weiter. Er trgt denselben schbigen alten Anzug wiebeim Vorspielen. Auf dem Notenstnder steht ein abgegriffenes Notenheft. Esist jetzt Abend, die meisten Tische im Restaurant sind besetzt.Ilona serviert einen Teller mit Rollfleisch. Der Gast dankt mit einem scheuenLcheln. Es ist ein junger Mann aus Deutschland, Hans-Eberhard Wieck. Erist Ende zwanzig, gro, athletisch und attraktiv, gegenber Ilona allerdingsvon geradezu linkischer Schchternheit. Er kann seinen Blick nicht von ihrwenden.

    ILONA:Haben Sie noch Wnsche?

    Wie ertappt stt Hans an sein Weinglas und kann es gerade noch vor demUmfallen bewahren.

    HANS:Ja.... Nein... Danke....

    Er schaut sie verwirrt an, in seinem Blick ist deutlich zu sehen, was er frWnsche hat. Ilona sieht das und wendet sich lchelnd ab. Er ruft ihrhinterher.

    HANS:Vielleicht... knnte der Herr Pianist "Komm Zigan" spielen.

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  • 8Andrs dreht sich zu ihm und nickt mit ausdruckslosem Gesicht. Ilona gehtzum Piano.Sie lehnt sich an den Flgel, lauscht einen Moment der Musik und siehtAndrs vertrumt an.Lszl bemerkt das. Er steht am Tisch von Ferenc Trresz. Ferenc ist einstadtbekannter Maler und Karikaturist, ein kleiner Mann schwer zu schtzen-den Alters. An der Wand hinter seinem Tisch hngen etliche seiner Karikatu-ren. Es ist Ferencs fester Arbeitsplatz. Ein junger, hbscher Mann sitzt nebenihm und glttet zrtlich mit dem Finger die Falte in Ferencs Stirn, die dieserbeim Zeichnen macht. Ferenc ist dabei, eine schnelle Skizze von Ilona hinzu-werfen. Lszl macht eine anerkennende Bemerkung ber die Zeichnung undschaut zu den beiden am Flgel. Die unterhalten sich jetzt.

    ILONA:Wenn ich Ihnen zuhre, tut es mit leid, da ich mit demSingen aufgehrt habe.ANDRS:Sie haben gesungen?ILONA:Ich hab es sogar studiert. Aber nach zwei Jahren hab ichgemerkt, da es doch nicht fr den Konzertsaal reicht.ANDRS:Bei mir reicht es auch nicht fr den Konzertsaal.ILONA:Aber Sie spielen.ANDRS:(bitter)Ja, "Komm Zigan", so oft es gewnscht wird.

    Die beiden lcheln sich in leicht wehmtigem Einverstndnis an. Lszlschlendert beilufig Richtung Flgel. Er kommt gerade an, als Ilona sagt:

    ILONA:Ich hol Ihnen einen Kaffee.

    Andrs und Lszl sehen ihr nach, wie sie in der Kche verschwindet. Andrsbeendet sein Stck. Die Leute klatschen, Andrs steht auf und verbeugt sich.Lszl mustert Andrs abgewetzten Anzug. Er streicht ber den makellosenLack des Pianos.

    LSZL:Bei einem Piano ist das ja schn, wenn es glnzt, aber beiIhrem Anzug....ANDRS:Tut mir leid, ich hab keinen anderen.

    Whrend die Unterhaltung weitergeht, beginnt Andrs mit "Komm Zigan".ANDRS:Aber ich knnte mir immer was zurcklegen dafr.

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  • 9LSZL:Das dauert mir zu lang. Ich kauf Ihnen einen. Vielleichtwerden Sie noch reich mit Ihrer Musik, dann knnen Sie mirdas zurckzahlen.

    Ilona ist inzwischen mit einer Tasse Kaffee zurckgekommen und stellt ihn aufdas Tischchen neben dem Flgel.

    ILONA:Fr Sie.

    Als sie sich vorbeugt, schauen ihr Andrs und Lszl unwillkrlich in denAusschnitt. Beide Mnner merken, wo der jeweils andere hingeguckt hat.Beide fhlen sich ertappt.Ilona streicht sich mit ihrer typischen Geste die Haare aus der Stirn und gehtRichtung Kche. Lszl nickt Andrs zu, geht hinter Ilona her, fngt sie imDurchgang ab, zieht sie an sich und kt sie. Sie stehen so weit vorne, daAndrs sie noch sehen kann, gerade so, als wolle Lszl ihm zeigen, wasSache ist.

    12. WOHNUNG LSZL INNEN / TAGDie Badewanne steht, von Grnpflanzen umgeben, in einem halbrunden,verglasten Erker. Ilona liegt darin.In der Kche arrangiert Lszl zwei Sektglser, Weibrot, bunte Gemse-streifen und einige Schlchen mit Soen auf einem Tablett. Er summt dabeifrhlich "Komm Zigan" vor sich hin.Die vielen Glser mit getrockneten Krutern auf dem Kchenbord, die aufge-schlagenen Kochbcher auf dem Kchentisch, das alles macht nicht denEindruck penibler Ordnung, trotzdem scheint alles an seinem Platz.Lszl geht durch zwei offene doppelflgelige Glastren zum Badezimmerund plaziert das Tablett vor Ilona auf einem Gestell. Er lt seinen Bademan-tel fallen und steigt auf der anderen Seite in die Wanne, so da das Tablettwie ein Tischchen zwischen ihnen steht.Er taucht einen Finger in eine der Soen und hlt ihn Ilona hin.

    LSZL:Variante 1.

    Ilona leckt den Finger ab, kostet kritisch und macht schlielich anerkennend"mhm".

    LSZL:Hast du gemerkt? Der neue Pianist ist dir auch schonverfallen.ILONA:Wieso auch? Wer ist mir denn noch verfallen?LSZL:Da fallen mir schon ein paar ein.....

    Ilona lacht, probiert von einem anderen Schlchen.

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  • 10

    ILONA:Variante 2....

    Sie wiegt skeptisch den Kopf.LSZL:Und einer ist dir sogar so verfallen, der mchte am liebsten,da du immer in seiner Wanne badest....

    Ilona schttelt bedauernd den Kopf.ILONA:Ich mag es genau so, wie es ist.

    Lszl nickt, als habe er sich sowas schon gedacht. Ilona will die kleineTraurigkeit vertreiben, taucht unter dem Tischchen durch, schiebt es ein Stckweg und setzt sich mit den Rcken zu Lszl.

    ILONA:Wasch mir den Rcken.

    Lszl seift ihr den Rcken ein, massiert ihr dabei sanft die Schultern. Ilonaprobiert aus dem dritten Schlchen.

    LSZL:Variante 3.ILONA:Wunderbar.

    Man wei nicht, ob sie die Soe meint oder Lszls Zrtlichkeiten. Lszl ltseine Hnde von den Schultern auf ihre Brste gleiten, als seien sieausgerutscht.

    LSZL:Ich kann nichts dafr. Das ist die Seife.

    Er tut so, als versuche er die Hnde wieder sittsam auf ihre Schultern zulegen, und wieder gleiten sie wie von selbst nach unten. Ilona lacht.

    LSZL:Das ist vielleicht rutschig.

    Trge dreht sich Ilona herum, so da sie halb auf ihm liegt, und beginnt ihnleidenschaftlich zu kssen. Dann gleiten ihre Lippen an ihm hinunter, IlonasKopf taucht unter die Wasseroberflche, auf der sich ihr Haar ausbreitet.Lszls genuvolles Sthnen verrt, was sie macht.Das Wasser schwappt aus der Wanne und das Geschirr klappert auf demTischchen. Nach ein paar Sekunden taucht Ilona wieder auf. Sie holt Luft undgrinst.

    ILONA:Variante 4.

    13. RESTAURANT / FLUR / KCHE INNEN / NACHT

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  • 11

    Lszl steht mit Andrs an einem kleinen Sekretr in einer Abseite des Flurs.Andrs dreht sich eine Zigarette. Lszl hat eine Geldtasche in der Hand undgibt Andrs einige Scheine daraus.

    LSZL:Nehmen Sie keinen von der Stange, gehen sie zum KaplanSimon, das kostet zwar ein bichen mehr, aber das leistenwir uns.

    Andrs steckt das Geld verlegen weg. Lszl legt die Geldtasche in eineSchublade und schliet sie ab.Istvn, der Koch, ein freundlicher 50er, der mit seinem gewaltigen Schnurrbartaussieht, wie man sich einen Ungarn so vorstellt, schiebt einen dampfendenTeller durch die Durchreiche. Ilona nimmt ihn entgegen.

    ISTVN:Fr den Deutschen. Tisch 7.

    Lszl schaut auf das Rollfleisch auf dem Teller und sieht dann Ilona an.LSZL:Ist der schon wieder da?

    Ilona nickt lakonisch zu einem kleinen Blumenstrau hin, der auf einemSchrank an die Wand gelehnt steht. Er ist der letzte in einer Reihe von vierzunehmend vertrockneten, hnlichen Blumenstruen. Lszl fat Ilona umdie Hfte. Andrs zndet sich die Zigarette an.

    LSZL:Du bist ein Segen frs Geschft. Der it jeden TagRollfleisch bei uns, nur weil du es ihm bringst.ILONA:Dann soll er es auch kriegen, bevor es kalt wird.

    Lszl lt sie schmunzelnd los. Sie geht mit dem Teller in den Gastraum.Lszl verschwindet in der Kche und taucht auf der anderen Seite derDurchreiche wieder auf. Er schaut dem Lehrling ber die Schulter, derzufrieden mit seinem Strudelteig, das Nudelholz beiseite legt.

    LSZL:Du mut durch den Strudelteig die Zeitung lesen knnen,auch bei Nebel, dann ist er richtig.

    Der Lehrling nimmt sofort wieder das Nudelholz und bearbeitet den Teig eifrigweiter.

    14. RESTAURANT INNEN / NACHTDer junge Hans Wieck schaut Ilona schchtern lchelnd mit rotem Kopfentgegen. Ein fast leeres Glas Wein steht vor ihm. Er ist dabei, einen Film ineine Leica-Kleinbildkamera zu legen. Ilona findet nicht recht Platz, dasRollfleisch abzustellen.Hans fngt den Blick auf, den sie auf seine Kamera wirft, und ergreift eifrig dieGelegenheit.

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  • 12

    HANS:Das ist die Kleinbildkamera von Leica. Eine Weltneuheitaus Deutschland. Sehen Sie, Frulein Ilona, der Film ist nur24 mm breit und pat in diese kleine Patrone.

    Er schliet die Klappe und dreht an einem Rdchen.HANS:Wenn ich an diesem Rdchen drehe, wird der Film genau36 mm weitertransportiert und dann automatisch gestoppt.

    Als sich der Film nicht mehr weiterdrehen lt, lst Hans aus und dreht nochein Bild weiter.

    HANS:Aber das Unglaublichste ist der Schnittbildentfernungs-messer.

    Er schaut durch den Sucher. Ilona steht immer noch mit dem Teller in denHnden da.

    HANS:Ich sehe jetzt zwei Bilder von Ihnen, Frulein Ilona.....

    Er bewegt mit dem Zeigefinger das Hebelchen zum Scharfstellen. HANS:Und jetzt schieben sich die beiden Bilder langsambereinander. Und wenn es nur noch ein Bild ist, sind Sieganz scharf, Frulein Ilona.... Das ist deutsche Wertarbeit.....Ja... ja, jetzt sind Sie scharf.

    Sie lchelt ihn an.ILONA:Ihr Rollfleisch wird kalt.

    Pltzlich ertnt Aufmarschmusik. Ilona dreht sich um, erstaunt ber dieungewohnten Tne. Dann bemerkt sie, wie im Takt der Marschmusik einekleine Prozession aus Lszl, dem Koch, dem Lehrling und der Kchenhilfemit einem Tablett mit Champagnerglsern aus der Kche kommt. Ilona schautihnen verlegen entgegen. Als Lszl vor Ilona steht, hrt Andrs auf zuspielen.

    LSZL:Engel werden zwar nicht lter, aber Geburtstag haben sietrotzdem. Weil sie nmlich auch einmal gern einenChampagner trinken.

    Lszl gibt ihr ein Glas. Sie stellt endlich den Teller ab.LSZL:Alles Liebe zum Geburtstag, mein Engel.

    Er kt sie. Hans bekommt alles mit. Er schenkt sich nach und trinkt einengroen Schluck.Ilona strahlt, Istvn verteilt die Glser und stellt auch dem Pianisten ein Glasauf das Piano.

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  • 13

    Lszl holt whrenddessen eine zierliche silberne Brosche in Form einesBlumenstraues mit kleinen blablauen Steinen als Blten aus der Tascheund steckt sie Ilona an.

    LSZL:(leise)Weil du dich jeden Tag verschenkst wie einenBlumenstrau.

    Sie lchelt ihn an und gibt ihm einen zrtlichen Ku.Alle heben die Glser.

    ISTVN:Auf die Ilona.

    Die anderen wiederholen: "Auf die Ilona".Auch einige Gste, die die kleine Feier mitbekommen, heben ihr Glas, darun-ter auch Ferenc Trresz, sein junger Freund und Hans. Hans trinkt sein Glasin einem Zug aus.Ilona stt mit Lszl an, dann mit Istvn, dem Lehrling und der Kchenhilfe.Dann geht sie zu Andrs und lchelt ihn an.Andrs steht auf, nimmt sein Glas, stt mit Ilona an, schaut sie an.

    ANDRS:(schchtern)Ich habe nichts, was ich Ihnen schenken knnte. Nur einekleine Melodie. Sie ist noch nicht ganz fertig..... Aber sie istganz allein fr Sie.

    Er setzt sich wieder und beginnt einen Teil des Liedes vom TraurigenSonntag zu spielen.Lszl sieht, wie Gste, darunter Ferenc Trresz, und Personal aufmerksamzuhren. Auch Hans lauscht dem Lied. Seine Bewegungen, als er sich dabeinochmal nachschenkt, wirken schon etwas angetrunken. Ilonas Gesicht ist fastandchtig, ganz der Musik hingegeben. Andrs sieht sie unverwandt an.Als Andrs geendet hat, schlgt er sein Notenheft auf. Auf einer Seite hat erflchtig die Melodie des Liedes notiert. Er trennt das Blatt heraus, steht aufund hlt es Ilona hin. Sie nimmt es, betrachtet es bewegt. Sie beugt sich zuAndrs, zgert und kt ihn dann ganz kurz und zart auf den Mund.

    ILONA:(leise)Danke.

    Lszl beobachtet das genau. Ilona und Andrs schauen sich tief in dieAugen. Die ersten Tne von "Schwarz-braun ist die Haselnu" lassen Andrsirritiert herumfahren. Hans steht neben Andrs und sucht sich auf dem Klaviermhsam die Tne zusammen. Andrs herrscht ihn an.

    ANDRS:Lassen Sie das!

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  • 14

    HANS:Ich wollte dem Frulein Ilona auch ein Stndchen bringen.

    Lszl befrchtet die beiden knnten aneinandergeraten und drngt sichvorsorglich dazwischen.

    LSZL:Bei uns darf der Gast fast alles, nur nicht in die Kche undans Klavier. Das drfen nur der Wirt und der Pianist.

    Er lchelt Wieck verbindlich an und wendet sich dann zu Andrs.LSZL:(zu Andrs)Ihr Lied ist mir richtig zu Herzen gegangen. Ist das wirklich.... was Eigenes?ANDRS:(verlegen)Ja.LSZL:Also direkt selbst komponiert haben Sie es?ANDRS:Ja, Herr Szabo.LSZL:Dann sollten Sie es jeden Abend spielen, es kostet ja keineTantiemen.

    Hans ist whrenddessen zurck an seinen Tisch gegangen, trinkt nochmalaus seinem Glas, fat sich ein Herz und wagt einen neuen Vorsto. Er nimmtseine Kamera und tritt schchtern zu Ilona.

    HANS:Verzeihen Sie mir, wenn ich ... so einfach...

    Er unterbricht sich und macht eine zackige Verbeugung.HANS:Wieck, Hans-Eberhard Wieck. Also .... Entschuldigung .....Die Sache verhlt sich so: Heute ist mein letzter Abend inBudapest. Ich wrde nicht wagen zu fragen, Frulein Ilona,wenn da nicht diese Merkwrdigkeit wre.....

    Er zgert.HANS:Heute ist nmlich auch mein Geburtstag. Und wo doch dasSchicksal sozusagen eine Verbindung zwischen uns ge-schaffen hat, wage ich, Sie zu fragen, ob ich .... vielleichteine Fotografie von Ihnen machen drfte.ILONA:(selbstverstndlich)Ja.

    Lszl und Andrs sehen sich an, Lszl schaut ironisch, Andrs finster.

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  • 15

    Hans montiert eifrig das Blitzlicht.HANS:Vielleicht hier am Flgel?

    Ilona lehnt sich leicht ans Piano, lchelt entspannt, ohne jede Scheu. Hansstellt sich mit seinem Apparat schrg hinter dem Pianisten auf. Ilona schautnicht in die Kamera. Sie schaut Andrs an.Wir sehen mit Hans zwei Bilder von Ilona und zwei Bilder von Andrs, die sichinnig anlcheln.Das Lcheln auf Hans Mund unter der Kamera erstirbt.Der Sucher schwenkt, bis Ilona allein im Bild ist. Die zwei Bilder von Ilonaschieben sich langsam bereinander, dann das Gerusch des Auslsers undein Blitz.

    15. VOR DEM RESTAURANT AUEN / NACHTLszl, Andrs, Ilona und Hans kommen aus dem Restaurant. Lszl schlietdie Tr ab.Ilona hlt Hans die Hand hin.

    ILONA:Servus, Herr Wieck. Und gute Heimreise.HANS:(verwirrt)Wiedersehen.

    Ilona und Andrs gehen zusammen ein paar Schritte die Treppe hoch, dannbleiben sie stehen und warten auf Lszl. Ilona hlt das vorsichtig aufgerollteNotenblatt in der Hand. Hans steht zgernd in der Nhe, will nicht rechtgehen.Lszl sieht seine Unsicherheit.

    LSZL:(freundlich)Wo mssen Sie denn hin, Herr Wieck?HANS:Zum Hotel Duna.LSZL:Dann begleiten wir Sie noch ein Stck.

    Sie setzten sich in Bewegung. Hans ist offensichtlich nicht mehr sicher aufden Beinen.Lszl geht neben Andrs her.

    LSZL:Wie wollen Sie denn Ihr Musikstck nennen?

    Andrs dreht sich eine Zigarette und sagt einen Moment nichts.

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  • 16

    LSZL:Sie mssen ihm schon einen Namen geben. Wie einemKind.

    Andrs zndet die Zigarette an und lchelt.ANDRS:Ich hab mir gedacht, es soll "Das Lied vom TraurigenSonntag" heien. Was meinen Sie, Herr Szabo?LSZL:Ein bichen melancholisch, aber auch schn.... Man mteeine Schallplattenaufnahme davon machen, dann wrdedas gold auf rot auf dem Etikett stehen.

    Lszl schaut zu Hans, der angespannt und verlegen neben Ilona hergeht.

    16. STRAE AUEN/NACHTIlona und Hans sind ein ganzes Stck voraus.Hans hat offensichtlich etwas auf dem Herzen. Er holt Luft, will etwas sagen,lt es lieber.Ilona summt eine kurze Tonfolge des Liedes vor sich hin und dreht sich dabeizu Andrs um.Nach ein paar Schritten holt Hans wieder Luft und stt fast verzweifelt hervor:

    HANS:Frulein Ilona, bitte werden Sie meine Frau.

    Er wagt nicht, sie anzusehen, schaut weiter geradeaus.Ilona sieht ihn berrascht von der Seite an, dann grinst sie spitzbbisch.

    ILONA:Was denn, jetzt gleich?

    Sie lacht.HANS:Begleiten Sie mich nach Berlin. Nirgendwo auf der Welt istes so aufregend. Deutschland ist aufgewacht.....ILONA:Und Sie sollten jetzt besser schlafen gehen.

    Ilona bleibt kurz stehen, und schaut sich nach Lszl und Andrs um. Hansredet mit groem Ernst auf sie ein. Einige Worte verrutschen ihm wegenseiner schweren Zunge.

    HANS:Frulein Ilona, ich habe seit kurzem eine eigene Firma. Undich werde deutsche Wertarbeit in alle Welt exportieren. Ichwerde fr Sie die grte Import-Export-Firma Deutschlandsaufbauen...

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  • 17

    Ilona hat ihm aufmerksam zugehrt. Sie sieht, da es ihm ernst ist. SeinGesicht ist offen und verletzlich. Sie legt ihre Hand auf seine.

    ILONA:Verzeihen Sie mir, da ich gelacht habe.

    Er hlt ihre Hand fest, fhrt sie zu seinen Lippen, kt sie zart und sagt ganzleise:

    HANS:Ilona, ich liebe Sie.

    Er wiederholt ebenso leise:HANS:Werden Sie meine Frau.

    Genauso leise und mit Bedauern kommt die Antwort.ILONA:Nein.

    Da die beiden anderen fast herangekommen sind, wendet Hans sich ab undgeht schnell weiter.Als Lszl und Andrs Ilona eingeholt haben, weist Andrs auf eineSeitenstrae.

    ANDRS:Ich mu hier lang....

    Er zgert.ANDRS:Gute Nacht.LSZL:Gute Nacht und schlafen Sie gut.ILONA:Gute Nacht.... und vielen Dank ....

    Sie schaut auf das Notenblatt in ihrer Hand. Pltzlich geht sie zwei Schritteauf ihn zu, nimmt sein Gesicht in beide Hnde und kt ihn fest auf den Mund.Andrs schaut Ilona berrascht an, dann etwas erschrocken zu Lszl undgeht schlielich davon. Ilona schaut ihm nach. Lszl sieht sie an.

    LSZL:Er hat ein wunderschnes Lied fr dich geschrieben. Ichhab ja gleich gesagt, er ist dir verfallen.

    Ilona sieht Andrs immer kleiner werden.ILONA:(leise)Ein bichen ich ihm auch.

    Ilona schaut, selbst etwas erschrocken ber ihre Direktheit, auf den Boden.Lszl braucht einen Moment, bis er das verdaut hat.

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  • 18

    LSZL:Du weit doch, da du dir wegen mir keine Gedankenmachen mut. Ich hab immer gesagt, der Mensch soll sichfrei entscheiden knnen.

    Ilona schaut ihn an, zgert.LSZL:Weit du was, ich geh jetzt einfach weiter. Dann fllt dir dieEntscheidung leichter.

    Er lchelt Ilona an, dreht sich langsam um und geht weg. Auf seinem Gesichtist geschrieben, da er konzentriert nach hinten lauscht, ob Ilonas Schrittenherkommen. Als es still bleibt, geht er langsamer und langsamer. Daszuversichtliche Lcheln auf seinem Gesicht erstirbt. Schlielich hrt er ihreSchritte. Er schpft wieder Hoffnung, aber die Schritte entfernen sich. Lszlbleibt stehen und dreht sich um.Die Strae ist leer. Lszl ist wie vom Donner gerhrt. Offensichtlich ist diePraxis nicht so einfach wie die Theorie. Er fhrt sich mit einer nervsen Gesteber das Gesicht. Er geht ein paar Schritte, bleibt stehen, dreht sich um, alswolle er Ilona folgen, geht wieder ein paar Schritte in die andere Richtung. Erwirkt verloren, ziellos und verzweifelt. An einer Hauswand hngen reihen-weise Wahlplakate der ungarischen Nationalsozialisten.

    17. DONAUBRCKE AUEN / NACHTLszl lehnt am Brckengelnder, schaut ins Wasser.Aus dem Dunkeln kommen leise und falsch gesummte Tne, die entfernt andas Lied von Traurigen Sonntag erinnern. Lszl versucht etwas zu erken-nen. Summend taucht Hans aus der Dunkelheit auf. Er spricht Lszl an, alssei es ganz selbstverstndlich, da sie sich hier treffen.

    HANS:Ein seltsames Lied ist das. Das ist, wie wenn einem etwasgesagt wird, was man nicht hren will.

    Lszl nickt nachdenklich.LSZL:Aber ganz im Inneren wei man, da es die Wahrheit ist.

    Die beiden schauen schweigend auf das Wasser hinaus. Lange.

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  • 19

    18. WOHNUNG ANDRS INNEN / NACHTDie Wohnung ist dunkel, nur beleuchtet von Lichtstreifen von drauen. Andrsund Ilona, beide ohne Jacke, aber noch angezogen, stehen sich stumm undreglos gegenber und sehen sich an. Nur ihre Brust hebt sich beim Atmen.Schlielich streckt Ilona die Hand aus und berhrt mit ihren Fingerspitzen fast,aber nicht ganz seine Brust, sein Gesicht, seinen Hals. Er atmet heftiger.

    19. DONAUBRCKE AUEN / NACHTHans und Lszl starren immer noch aufs Wasser.

    HANS:Ich mu jetzt gehen.

    Lszl nickt nur. Hans geht, das Lied summend, weiter ber die Brcke.Lszl schaut ihm nach und dann wieder ins Wasser. Das Summen hrt auf.Kurze Zeit spter hrt man einen Platscher. Lszl dreht sich um. Die Brckeist leer. Hans ist verschwunden.Lszl rennt los. Er sieht etwas am Brckengelnder hngen. Es ist HansFotoapparat. Lszl beugt sich ber die Brstung.Hans Mtze schwimmt im Wasser.

    LSZL:Herr Wieck ... sind Sie noch da?.... Herr Wieck....

    Er erhlt keine Antwort. Lszl schwingt sich halb ber das Gelnder, dochein Blick in die Tiefe lt ihn schnell wieder zurckklettern. Er stt einenjiddischen Fluch aus, rennt zum Ufer hinunter, zieht dabei Jacke und Schuheaus.

    20. WOHNUNG ANDRS / BALKON INNEN / AUEN / NACHTAndrs und Ilona fallen sich in die Arme, fassen sich fest an, Ilona beit ihn inden Hals, was ihn zu einem halb lust-, halb schmerzvollen Sthnen veranlat.Sie kssen sich heftig, fast grob. Andrs pret sie so stark an sich, da sienach Atem ringt.Pltzlich lt er sie wieder los und zieht sich etwas zurck von ihr. Er sieht tiefverwirrt aus. Er macht eine Geste, als wolle er etwas erklren, bringt aber keinWort heraus. Ilona ist aufgewhlt und atmet schnell. Langsam beruhigt siesich, fat einen Entschlu und legt ihm in einer fast mitleidvollen Geste dieHand an die Wange. Dann dreht sie sich um und geht durch die offenstehen-de Balkontre hinaus. Andrs streckt die Hand aus, als wolle er sie zurck-halten. Sie geht weiter. Er lt die Hand wieder sinken.Eine ganze Weile lang steht Andrs mit hngenden Armen da und schaut ihrnach, wie sie sich entfernt. Dann rennt er hinter ihr her.Der Balkon zieht sich ringfrmig um den Innenhof. Ilona geht an den anderenWohnungen vorbei zur Treppe hin, die sich auf der gegenberliegenden

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  • 20

    Seite befindet. Andrs holt sie ein und will sie wieder an sich ziehen. Sanft,aber bestimmt wehrt sie ihn ab und geht weiter.Andrs bleibt stehen und schaut verzweifelt hinter ihr her. Als wrde er sie wieein Magnet zu sich ziehen, geht sie langsamer und langsamer und bleibtschlielich stehen. Sie dreht sich um. Die beiden schauen sich an, eilenaufeinander zu und fallen sich in die Arme. Gierig greifen sie nacheinander,zerren an den Kleidern, wollen alles gleichzeitig, sich kssen, sich anfassen,sich von den Kleidern befreien.

    21. DONAUUFER AUEN / NACHTHans sitzt auf der untersten Stufe einer Treppe, die aus dem Wasser fhrt.Ohnehin tropfend na, weint er hemmungslos. Lszl steht noch mit einemBein im Wasser und wringt Hans Jacke aus.

    LSZL:Liebeskummer ist eine schlimme Sache. Das wei ich gut.

    Es ist nicht klar, ob er Hans oder sich selbst meint.LSZL:(hilflos)Man mu versuchen an die schnen Dinge im Leben zudenken.

    Hans sagt nichts. Man hrt nur sein Schluchzen. Von seinen Haaren rinnt ihmdas Wasser ins Gesicht und vermischt sich mit seinen Trnen. Lszl schautsich das jmmerliche Bild von der Seite an.

    LSZL:Zum Beispiel das Rollfleisch. Das hat Ihnen dochgeschmeckt.

    Hans nickt.LSZL:Wollen Sie wissen, wie das zubereitet wird?

    Hans zuckt die Schultern, Lszl nimmt das als Zustimmung. Er hilft Hanshoch und legt den Arm um ihn.

    LSZL:Man mu ein schnes, saftiges Filetstck in ganz feineScheiben schneiden und sanft klopfen. Dann zerlassen SieButter in der Pfanne, und wenn die Butter ihr Aroma sorichtig entfaltet hat, dann geben Sie eine Knoblauchzehedazu, aber im Ganzen. So da nur eine milde Ahnung vomKnoblauch in die Butter kommt. Dann legen Sie die Filetshinein und braten sie ganz leicht an.

    Whrend Lszl redet, fhrt er Hans die Treppe hoch. Dabei beobachtet ergespannt dessen Reaktion. Je mehr sich Hans dem Rollfleischrezeptaufschliet, desto mehr steigert sich Lszl hinein.

    LSZL:Und erinnern Sie sich noch an die Fllung?

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  • 21

    HANS:(schluchzt)....Schinken....LSZL:Schinken und Kse aus Magyarovar, aber hauchfeingeschnitten. Und wenn Sie spter ein Stck von derRoulade abschneiden, wird die Zunge gekitzelt von dreiGeschmckern. Und die passen so gut zusammen und sinddoch so verschieden, da Sie beim nchsten Bissen wiederdarauf achten, da Sie alles drei auf der Gabel haben.HANS:(wieder schluchzend)Schinken und Kse... das war gut.....

    Sie sind oben angekommen und gehen den Uferweg entlang. Lszl fhrtermutigt fort.

    LSZL:Man kann sehr gut Letscho dazu machen oder in Bierteigfrittierte Mhren.HANS:Das kenne ich nicht.LSZL:Da sehen Sie, was Sie alles noch fr Kstlichkeitenkennenlernen mssen. Dazu brauchen Sie ein ganzesLeben.

    Lszl lchelt Hans an, Hans lchelt mit einem Mundwinkel ein ganz kleinesbichen zurck.

    22. WOHNUNG LSZL / BADEZIMMER INNEN / NACHTLszl in einem gestreiften Pyjama hngt seine und Hans nasse Kleider berder Badewanne auf.Hans kommt herein. Er trgt einen ganz hnlichen Pyjama wie Lszl mitetwas anderen Streifen.Lszl schaut ihn an und mu grinsen. Hans sieht aus wie ein Riese in einemKinderschlafanzug. Hosenbeine und rmel sind ihm viel zu kurz. Lszlversucht das Grinsen zu unterdrcken -schlielich lacht man keinen Beinahe-Selbstmrder aus.Hans schaut an sich hinunter. Er streckt die Arme aus, was die rmel nochkrzer werden lt. Lszl mu noch mehr grinsen. Hans sieht ihn etwaspikiert an.Lszl geht zu ihm und klopft ihm entschuldigend auf die Schulter. Er stelltsich mit seinem Streifenanzug neben den andern, streckt ebenfalls seineArme aus. Da mu Hans endgltig mitlachen.

    23. WOHNUNG LSZL (SPTER) INNEN / NACHT

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  • 22

    Wieck schlft schnarchend auf dem Sofa im Salon. Sein Gesicht wirktentspannt und zufrieden.Die Kamera fhrt durch die doppelflgelige Tr ins Schafzimmer. Dort liegtLszl im Bett. Er starrt an die Decke. Ihm scheint vieles durch den Kopf zugehen.

    24. OSTBAHNHOF BUDAPEST AUEN / TAGHans und Lszl gehen durch die Vorhalle zum Bahnsteig.Hans bleibt sehen, stellt den Koffer ab und drckt Lszls Hand.

    HANS:Lszl....

    Lszl merkt, da Hans ganz gerhrt ist.LSZL:Komm, mut nix sagen.

    Lszl nimmt den abgestellten Koffer und geht weiter Richtung Bahnsteig.HANS:Doch. Du hast mir mit deinem Rollfleisch das Lebenzurckgegeben. Und das werd ich dir nie vergessen.LSZL:Gestern nacht hat mir gar nichts besseres passierenknnen, als jemand anderen vorm Ersaufen zu retten.HANS:Du wirst sehen, ich werd mich revanchieren.(scherzhaft)Auge um Auge, Zahn um Zahn.LSZL:Lieber nicht. Blind und zahnlos ist ein Wirt nichts wert. Unddas gilt, glaub ich, auch fr Importeure und Exporteure.HANS:Da hast du recht, dann knnten die Starken die Schwachennicht fressen.LSZL:So hab ichs nicht gemeint. Was der Herr Darwin ber dieTiere gesagt hat, mu nicht fr uns gelten. Tiere sindtierisch und Menschen ..... menschlich....

    Lszl stellt den Koffer vor einer der offenen Zugtren ab und fhrt mit einemkleinen ironischen Lcheln fort....

    LSZL:...sollten sie zumindest sein.HANS:Du bist ein Philosoph, Lszl.

    Lszl schttelt lachend den Kopf.

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  • 23

    LSZL:Ich bin Gastwirt. Alles, was ich im Leben will, ist, gutesEssen auf schne Tische bringen.

    Die Trillerpfeife des Schaffners ertnt. Hans umarmt Lszl mit ruppigerHerzlichkeit.

    HANS:Wir sehen uns wieder.

    Lszl nickt.LSZL:Wiedersehen.

    Der Zug fhrt an. Hans ist schon ein Stck weg, als er noch ruft:HANS:Und sag der Ilona.....

    Die Lokomotive pfeift und schneidet den Satz ab.

    25. WOHNUNG ANDRS INNEN / TAGIlona wird von einem Pfeifen geweckt. Sie liegt in Andrs Bett und schaut sichverwundert um. Andrs ist nicht da. Sie steht auf und zieht sich einePyjamajacke von ihm an, die sie im Bett findet.Ilona geht zum Herd und dreht das Gas unter dem pfeifenden Wasserkesselaus, dann tritt sie zum Splbecken, das wohl auch als Waschbecken dient,darauf deuten zumindest der Rasierpinsel und die Zahnbrste hin. Sie trinktWasser direkt aus dem Wasserhahn. Auf einem Stuhl liegen ihre Kleider. Siesieht die Blumenbrosche, nimmt sie und drckt einen Ku darauf.Neugierig schaut sie sich in der Wohnung um. Gegen Lszls grozgigeEtage ist sie winzig. Man kann deutlich erkennen, da der Bewohner wenigWert auf uerlichkeiten legt. Das Zimmer ist sprlich und einfach einge-richtet. An einer Wand steht ein altes Klavier, an der offenen Balkontr einkleiner Holztisch. Ilona geht hin und betrachtet die Notenbltter, die daraufausgebreitet sind. Sie lchelt beim Anblick des abgestoenen Tellers, der alsAschenbecher dient und voller Kippen ist.Eine gerahmte Fotografie an der Wand fllt ihr ins Auge. Es zeigt einenjungen Mann mit gezwirbeltem Schnurrbart in Uniform. Er sieht Andrs sehrhnlich.Andrs kommt ber den Balkon herein. Als er sieht, da sie aufgestanden ist,lchelt er scheu.

    ANDRS:Guten Morgen.ILONA:Guten Morgen.

    Sie weist auf das Foto.

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  • 24

    ILONA:Dein Vater?

    Andrs nickt.ANDRS:Er wollte nicht schieen. Da haben sie ihn erschossen.

    Er lchelt wehmtig. Dann geht er auf Ilona zu, als wolle er sie umarmen,bleibt aber stehen und hlt mit einer verlegenen Geste eine kleine Papierttehoch.

    ANDRS:Ich habe mir Zucker ausgeborgt. Ich dachte,..... vielleichtmchtest du Zucker in den Kaffee....

    Ilona lchelt und nickt. Geschftig fngt Andrs an Kaffee aufzugieen. Ilonaschaut sich unbefangen weiter in der Wohnung um. Sie betrachtet die Bcherin dem schmalen Regal.Andrs rumt die Noten beiseite und den unansehnlichen Teller vollerKippen, stattdessen stellt er die Zuckertte auf den Tisch und denaufgeklappten Taschenaschenbecher.Ilona kommt zum Tisch, betrachtet den hbschen silbernen Aschenbecherund entdeckt eine Gravur am Rand. Andrs inspiziert eine Kaffeetasse, spltsie lieber nochmal nach und bemerkt dabei, was sie tut.

    ANDRS:Den hat mir mein Professor am Konservatorium zumAbschied geschenkt.ILONA:(liest)Ein schlechter Schler, der seinen Meister nicht bertrifft.ANDRS:Er hat geglaubt, da ich einmal ein berhmter Komponistwerde.

    Andrs zuckt verlegen die Schultern.ANDRS:Er hat sich getuscht.

    Ilona lchelt.ILONA:Vielleicht wirst dus noch.......Spiel was fr mich.

    Andrs geht zum Klavier in der Ecke, setzt sich hin, legt aber die Hnde in denScho.

    ANDRS:Wenn du fr mich singst.ILONA:Ich singe nur, wenn ich allein bin.

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  • 25

    Andrs schaut sie verwundert und ein wenig verletzt an. Sie sieht es undlchelt liebevoll.

    ILONA:Jetzt bin ich nicht allein.

    Sie geht auf ihn zu und fngt an, ihm das Hemd aufzuknpfen. Sie kssensich gierig.

    26. MARKT AUEN / TAGLszl steht an einem Gemsestand, hlt dem Hndler eine Kartoffel vor dieNase und redet eifrig auf ihn ein.

    LSZL:...schauen Sie sich das an, schauen Sie, wie dick dieSchale ist. Die kochen mehlig. Die sind allerhchstens wasfrs Pree.GEMSEHNDLER:Na, dann sinds halt was frs Pree.

    Lszl ffnet den Mund, um ihm zu antworten, da sieht er hinter dem Gemse-hndler Andrs und Ilona an einem Blumenstand. Ilona nimmt einen groenStrau blauer Blumen in Empfang und gibt ihn an Andrs weiter. Die beidenschlendern Hand in Hand in Richtung Lszl.Stumm, wie vom Schlag getroffen verfolgt der, wie sie miteinander turteln, wieIlona kurz ihren Kopf an Andrs Schulter drckt, wie er sie anlchelt. Lszlschluckt mhsam.Ilona sieht Lszl, wie er zu ihnen hinschaut. Andrs bemerkt ihre Reaktion,entdeckt Lszl ebenfalls und bleibt unvermittelt stehen. Ilona zgert, sammeltsich, atmet tief durch und geht entschlossen auf Lszl zu. Andrs folgt ihrunsicher.

    GEMSEHNDLER:Was ist jetzt?LSZL:Fr das Pfund Preekartoffeln zahl ich keine 20 Fillr....

    Andrs und Ilona bleiben vor ihm stehen. Ilona sieht Lszl an, zgert, nimmtihn dann in den Arm und kt ihn auf den Mund.Andrs schaut auf den Boden. Niemand sagt etwas. Lszl ruspert sich,zieht seinen Schlsselbund aus der Tasche und hlt ihn Andrs hin. Miteinem gequlten Lcheln sagt er:

    LSZL:Ihr knnt schon aufsperren, ich komm gleich nach.

    Andrs nimmt den Schlssel, gibt ihn weiter an Ilona und flstert ihr dabeietwas ins Ohr. Ilona schttelt den Kopf.

    ILONA:Ich will dabei sein, wenn ber mich gesprochen wird.

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  • 26

    Die drei stehen verlegen voreinander. Der Gemsemann wartet imHintergrund, ob das Geschft jetzt weitergeht.Schlielich ruspert sich Andrs.

    ANDRS:(zu Lszl)Ich mchte gern mit Ihnen reden. .... Wegen der Ilona.

    Lszl schttelt den Kopf.ANDRS:Nicht?

    Ilona und Andrs tauschen einen unsicheren Blick.LSZL:Das hilft auch nicht weiter.ANDRS:Was hilft denn?

    Lszl zuckt ratlos die Schultern. Sie stehen voreinander, keiner wei, wie esweitergeht. Ilona sieht die beiden ernst an.

    LSZL:Ich wei nicht .... ich kenne die Ilona jetzt vier Jahre.... undlangsam wird mir klar..... Jeder Mensch will eigentlich amliebsten (immer) beides. Etwas fr den Leib und etwas ....frdie Seele .....Etwas, was satt macht, und etwas, was hungrigmacht....

    Andrs nickt verstehend. Der Gemsemann schaut sich das ganze an wie einTheaterstck.

    LSZL:Ja, und die Ilona, die nimmt es sich halt. Einen Lszl undeinen Andrs.

    Er sieht sie halb traurig, halb zrtlich an.LSZL:Und mir ist eine geteilte Ilona immer noch lieber als keineIlona.

    Ilona ist bewegt. Trnen steigen ihr in die Augen.GEMSEMANN:Was ist jetzt mit den Kartoffeln?

    Lszl dreht sich zu ihm hin.LSZL:(entschieden)10 Fillr frs Pfund.

    Der Gemsemann schnauft resigniert. Lszl drckt ihm einen Schein in dieHand. Dann nimmt er einen Zipfel eines Kartoffelsacks und macht Andrs einZeichen, er solle mitanpacken. Andrs gibt den Blumenstrau an Ilona weiterund greift sich den anderen Zipfel des Sacks.

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  • 27

    Die drei gehen durch die Marktstnde davon.

    27. RESTAURANT INNEN / NACHTIlona schenkt drei gutgekleideten Herren, die ganz offensichtlich das Essengenieen, Wein nach.Ferenc Trresz sitzt heute allein an seinem Tisch. Er ist dabei Lszl zuzeichnen, der in der Nhe des Kcheneingangs steht und sein Lokalberwacht. Lszl bemerkt, da ein Fotograf ein Bild von Prof. Tajtelbaumschiet, einem lteren Herrn, der mit zwei Kollegen an einem Tisch sitzt.Ilona geht an Lszl vorbei und macht ihm mit den Augen ein Zeichen, ersolle ihr folgen. Lszl tut es erfreut.Ilona weist unauffllig auf die drei Herren.

    ILONA:Die sind aus Wien. Die waren im Konzert. Die haben berein Violinsolo geredet, und da sie davon eine Aufnahmemachen wollen.

    Lszl hatte sich etwas anderes von dem Stelldichein versprochen. DasLcheln auf seinem Gesicht weicht Verwunderung.

    LSZL:Ja, und?

    Ilona weist mit den Augen auf Andrs, der ganz hinten im Flur seinePausenzigarette raucht und etwas in sein Notenheft schreibt. Lszl versteht.Er wirkt nicht sehr begeistert und schttelt den Kopf. Ilona sieht ihn ruhig an.Schlielich seufzt er.

    LSZL:So, so, aus Wien... Naja. Dann bring du ihnen den Kaffeeund den Barack. Ich mach den Rest.

    Ilona lchelt und geht Richtung Kchentre. Sie kommt an Andrs vorbei. Erhat einen funkelnagelneuen Anzug an. Ilona betrachtet ihn und sagt halbironisch, halb anerkennend...

    ILONA:Schmuck.

    ....und verschwindet in der Kche.Lszl schaut sich nach Andrs um und winkt ihn zu sich her.Ferenc Trresz hat die Zeichnung von Lszl beendet und beginnt Andrsdaneben zu skizzieren. Er zeichnet beide so, da sie den Betrachter direktangucken.

    LSZL:(leise zu Andrs)Wenn die Ilona den Herren da drben den Kaffee bringt,dann spielen Sie Ihr Stck.

    Andrs schaut ihn fragend an. Lszl nickt bekrftigend.

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  • 28

    Andrs sieht neugierig zu den Herren hin. Sie legen ihre Servietten auf dieleeren Teller und seufzen genieerisch. Ferenc ist eifrig am Zeichnen.Ilona kommt mit dem Tablett mit Kaffeetassen und Schnapsglsern aus derKche und zwinkert Andrs frhlich zu. Der drckt schnell seine Zigarette imTaschenaschenbecher aus und setzt sich an den Flgel.Ilona stellt Kaffee und Aprikosenschnaps vor die Herren hin. Die schnuppernbehaglich und finden offensichtlich auch an dem Einblick Gefallen, der ihnenIlonas Ausschnitt bietet, als sie sich hinunterbeugt.Der stattliche, distinguierte ltere Herr mit der silbergrauen Weste hebt seinGlas.

    NOVAK:Zum Wohl, meine Herren.

    Auch die anderen beiden heben die Glser und wnschen "zum Wohl". Kaumhaben sie genippt, kommen die ersten Tne des Liedes vom Pianoherbergerieselt.Den angenehmen Geschmack des Aprikosengeistes auf der Zunge lehnensich die Herren zurck, schauen zum Piano und lauschen entspannt derMusik.Der etwas dicke Herr Svoboda schliet trumerisch die Augen und seufzt:

    SVOBODA:Budapest .... das ist Budapest...

    Lszl beobachtet das genau. Er sieht, wie der kleine, korrekte der drei, einHerr Schwitz, eine leise Bemerkung zu Herrn Novak macht und dieser wohl-wollend nickt und sich den Rest des Getrnkes auf der Zunge zergehen lt.Auch Ferenc Trresz lauscht der Musik. Er hrt auf zu zeichnen und lt denStift sinken. Er sieht vor sich hin, mehr als she er in sich hinein. In Gedankenreibt er sich die Falte auf seiner Stirn und hinterlt dabei einen schwarzenKohlefleck.Lszl geht zu dem Tisch der drei Wiener und verbeugt sich.

    LSZL:Wenn die Herren noch etwas wnschen, sagen Sie es nur.

    Herr Novak nickt dankend.NOVAK:Sagen Sie, was ist das fr ein Musikstck?LSZL:Das geht richtig zu Herzen, nicht wahr? Unser Hauspianisthat es selbst komponiert.NOVAK:Was Sie nicht sagen. Hat das Stckerl denn schon einenTitel?LSZL:Es heit das Lied vom Traurigen Sonntag.

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  • 29

    SVOBODA:(scherzhaft)Ah, Sie haben wohl Sonntag geschlossen?LSZL:Nein, wir haben nie geschlossen.

    Herr Novak gibt Lszl seine Visitenkarte.NOVAK:Direktor Novak von der Lindstroem Schallplattengesell-schaft. Vielleicht drfen wir Sie und den Herrn Pianistennachher noch an unseren Tisch einladen.

    28. RESTAURANT (SPTER) INNEN / NACHTIlona kommt mit einer Flasche Champagner aus der Kche. Nur noch bereinem Tisch brennt eine Lampe und erleuchtet die Qualmwolke aus HerrnNovaks Zigarre und Andrs Zigarette.Ilona gibt die Flasche Lszl. Der ffnet sie. Ilona schenkt ein. Whrend-dessen geht das Gesprch weiter. Man ist zwar hflich, doch die Stimmung isterhitzt.

    NOVAK:....Es ist nun einmal eine Tatsache, da niemand den HerrnKomponisten und seine Komposition kennt.LSZL:Dann mu man einem Redakteur was geben, da er diePlatte im Radio spielt.SCHWITZ:Sowas kann einem leicht als Bestechung ausgelegtwerden.LSZL:Bestechung ist es nur, wenn es zu wenig ist.

    Ilona nimmt eine leere Flasche aus dem Khler und stellt die, aus der sieeben eingeschenkt hat, hinein.

    ILONA:Zum Wohl, meine Herren.

    Sie betrachten Ilona wohlwollend und heben die Glser.SVOBODA:Auf Budapest und seine zauberhaften Frauen.

    Ilona lacht, sie trinken und stellen die Glser mit einen "Ah" ab.SVOBODA:Es wre uns eine Freude, wenn Sie uns nachher noch einbichen von Ihrer schnen Stadt zeigen wrden.ILONA:Darber reden wir, wenn Sie sich einig geworden sind.

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  • 30

    Sie zwinkert ihm zu und setzt sich neben Andrs. Whrenddessen sprichtNovak weiter.

    NOVAK:Gut, man kann einem Redakteur der Radiogesellschaftetwas zustecken.SCHWITZ:Aber das mu leider von den Tantiemen des HerrnKomponisten abgezogen werden.LSZL:Halb.SCHWITZ:Wie meinen?LSZL:Halb abgezogen. Das ist eine Investition, die mu manteilen. Nicht brderlich, sondern ehrlich. Fifty-fifty.

    Mit unterdrckter Aufregung trinkt Andrs sein Glas leer. Ilona hrt aufmerk-sam zu.

    NOVAK:Also gut, das lt sich machen. Die Tantiemen betragen4%.LSZL:Verzeihung? Im Augenblick habe ich eine sehr schlechteAkustik gehabt. Sagten Sie 12?SCHWITZ:12%? Soviel kriegt ein Franz Lehar!

    Whrend Lszl redet, schenkt Ilona nach.LSZL:Aber bei einer Operette mssen Sie ja dann noch dasgesamte Orchester bezahlen und den Chor. Und wie leichtkann einer von den 70 Leuten Zahnschmerzen haben,dann mssen Sie die ganze Aufnahme verschieben....NOVAK:8.LSZL:10.NOVAK:(leicht resigniert)Also gut. 9 %.

    Lszl nickt. Ilona schaut ihn an. Er erwidert ihren Blick.LSZL:Und auf dem Etikett mu stehen, da das Lied vonTraurigen Sonntag hier in diesem Restaurant entstandenist.

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  • 31

    NOVAK:Das lt sich machen....SCHWITZ:...wenn es draufpat.LSZL:Dann sind wir uns ja einig geworden. Gestatten Sie mir,da ich noch einen ganz besonderen Champagner hole.Jahrgang 1928.

    Lszl steht auf und entschwindet mit einer Verbeugung. Ilona stellt diebenutzten Glser auf ein Tablett und trgt es in die Kche.Direktor Novak wendet sich breit lchelnd an Andrs.

    NOVAK:Und der Herr Komponist ist auch zufrieden?

    Erschrocken merkt Andrs, da er ganz alleine briggeblieben ist. Er verbeugtsich leicht.

    ANDRS:Sehr geehrt.

    Die Herren schauen ihn an, als wrden sie noch auf eine Fortsetzung warten.Andrs wiederholt ratlos

    ANDRS:Sehr geehrt.

    Damit steht er auf und verbeugt sich noch einmal.

    29. FLUR INNEN / NACHTLszl kommt mit einer edel angestaubten Magnumflasche, die er vorsichtigtrgt, aus dem Keller. Ilona steht an Lszls Sekretr. Vor ihr liegt dieZeichenmappe von Ferenc Trresz.

    ILONA:Der Herr Trresz hat seine Mappe liegenlassen.

    Ferenc hat eine Nachricht draufgeschrieben.ILONA:(liest)Das Lied war sehr schn. Vielen Dank, ich mu jetzt gehen.LSZL:Danke ist gut, bezahlen wr besser.

    Ilona schlgt die Mappe auf. Das erste Blatt ist die Karikatur von Lszl undAndrs. Lszl schaut mit ihr hinein. Ilona legt den Arm um ihn.

    ILONA:Der war so merkwrdig heute.

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  • 32

    Andrs kommt herein, sieht die beiden so nahe beieinander und bleibtbetroffen stehen. Er wrde sich am liebsten in Luft auflsen. Lszl schaut ihnfragend an.

    ANDRS:Herr Szabo....schauen Sie, Sie kennen die Welt viel besserals ich, ich bin nur ein Pianist....LSZL:Nur? Das drfen Sie nicht sagen, "nur"....ANDRS:.....Mchten Sie nicht mein Impresario werden und fr IhreMhe zehn Prozent nehmen? Weil viele Knstler habeneinen Impresario, und die nehmen 10%.

    Lszl schaut Ilona an und wendet sich wieder an Andrs, aber seine Redezielt ein bichen auch auf Ilona.

    LSZL:Das krnkt mich, Herr Aradi. Man kann doch nicht, wennman einem Freund hilft, gleich eine Gebhr dafr nehmen.Das wrde uns Menschen ja den Charakter einer Waregeben. Aber ich bin kein Stahltrger und Sie sind keinAutoreifen. Wir sollten uns nicht bezahlen fr eineFreundlichkeit.

    Andrs nickt. Pltzlich tritt er vor und umarmt Lszl mitsamt der Magnum-flasche.

    ANDRS:Danke... Herr Szabo... mein Freund.

    30. VOR DEM RESTAURANT AUEN / NACHTDie drei Musikverleger kommen angetrunken und kichernd aus der Tr.Andrs folgt ihnen.

    NOVAK:(zu Andrs)Wie haben Sie vorhin gesagt? Das Lied ist wie einangenehmer Kummer?ANDRS:Eine Schwermut, die ich nicht missen mchte.SVOBODA:Ja, ja, die Schwermut.

    Sie brechen in Gelchter aus. Andrs schaut sie konsterniert an.SCHWITZ:Das haben Sie schn gesagt. Und so werbewirksam.

    Whrenddessen sind auch Lszl und Ilona aus der Tr getreten. Ilona hateinen Abfalleimer in der Hand.

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  • 33

    SVOBODA:Frulein Ilona....

    Ilona geht zu der Gruppe, die ein kleines Stck von der Tr entfernt steht. AlsLszl die Tr abschliet, sieht er erstaunt, da jemand einen Davidssterndraufgeschmiert hat. Er schttelt den Kopf.Die anderen unterhalten sich im Hintergrund weiter. Lszl wischt ber dieFarbe, als er merkt, da sie nicht so einfach abgeht, wendet er sich zu denanderen, bemht, die Aufmerksamkeit nicht auf die Schmiererei zu lenken.

    SVOBODA:(zu Ilona)...Jetzt mssen Sie mitkommen, das haben Sieversprochen....SCHWITZ:Nur auf ein winziges Likrchen....

    Ilona grinst verschmitzt.ILONA:Ich habe gesagt, wir reden darber.SVOBODA:Und was sagen Sie denn nun?

    Ilona tut, als wrde sie berlegen und wendet sich an die Wiener.ILONA:Wenn ich noch ein winziges Likrchen trinke, dann kann ichbei drei so charmanten Herren fr nichts mehr garantieren.Deshalb mu ich leider nach Hause gehen.ALLE DREI WIENER:(bedauernd)Ooooo.....

    Sie machen bedauernde Gesten, rufen "Wir trinken noch einen auf Sie", "Oderauch zwei", "Wenn Sie sichs anders berlegen .. Duna-Bar", "Gut Nacht" und"Auf Wiedersehen", winken Lszl, Ilona und Andrs zu, die dieAbschiedsgre erwidern, und machen sich auf den Weg.Whrend sich die Musikverleger lachend und schwatzend entfernen, gehtIlona mit dem Mlleimer, an dem Fahrrad mit dem Anhnger vorbei zu einergroen Mlltonne. Sie ffnet den Deckel und leert den Eimer hinein.Lszl und Andrs sehen ihr zu. Andrs sttzt sich an einer Laterne ab, drehtsich mhsam eine Zigarette. Der Champagner hat ihn redselig gemacht.

    ANDRS:Schauen Sie, Herr Szabo, sehen Sie das?

    Er schaut Lszl erwartungsvoll an, der im Moment nicht recht wei, wasAndrs meint.

    ANDRS:Sogar das ...

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  • 34

    Er macht eine vage Handbewegung.ANDRS:...tut sie mit ... Anmut....

    Er legt Lszl sogar die Hand auf den Arm.ANDRS:... wie wenn....

    Wieder sucht er nach Worten. Lszl kommt zu Hilfe:LSZL:...wie wenn sie der Mlltonne nur eine Freundlichkeiterweisen will, ohne ihr zu nahe zu treten.

    Andrs nickt. Ilona richtet sich auf und streicht sich die Haare aus der Stirn.Lszl schaut ihr entgegen.

    LSZL:Diese Frau hat die Fhigkeit, in einem Mann das Beste zuTage zu bringen.

    Andrs nickt fast ehrfrchtig. Ilona bleibt bei den beiden stehen und schautverwundert in die feierlichen Gesichter.

    ILONA:Ist was?

    Die beiden stehen da, wie ertappt. Sie fragen sich beide, wie es heute nachtwohl noch weitergeht. Ilona hakt beide unter, und sie gehen zu dritt dieTreppe hoch.

    31. SCHLAFZIMMER INNEN / NACHTWeich beleuchtet von flackernden Kerzen, liegt Ilona nackt unter einerBettdecke. Die Decke bewegt sich. Es ist noch jemand darunter, wir wissennicht, wer es ist.Ilona seufzt genuvoll. Dann wird sie offensichtlich gekitzelt. Sie kichert undzappelt. Unter der Decke scheint ein kleiner zrtlicher Ringkampf stattzu-finden. Schlielich wird Sie herumgezogen und lt sich trge auf die Seitegleiten. Wieder Bewegung unter der Decke und eine leise erregte Stimmeflstert:

    LSZL:Ist es so gut?

    Ilona sthnt auf.ILONA:Jaaa.....

    Nach einer Weile greift Ilona mit beiden Hnden unter die Decke, ziehtLszls Kopf zu sich her und kt ihn genuvoll.

    32. VOR LSZLS HAUS AUEN / NACHT

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  • 35

    Andrs sitzt rauchend auf dem Brgersteig gegenber Lszls Haus. Umseinen neuen Anzug nicht schmutzig zu machen, hat er sich ein groesHerrentaschentuch untergelegt. Vor seinen Fen liegen ein paar Kippen.Er sieht zu dem von flackernden Kerzen erleuchteten Fenster hinauf. Sonst istnur noch in einer Parterrewohnung Licht, der Vorhang bewegt sich, eine alteFrau schaut heraus.Andrs drckt seine Zigarette an der Bordsteinkante aus. Dabei reibt er sie hinund her, bis die Glut erloschen und der letzte Tabakrest zerkrmelt ist. Auchdann hrt er noch nicht auf, seine Knchel schrammen ber den rauhenStein, beginnen zu bluten. Andrs scheint es gar nicht wahrzunehmen.

    33. VOR LSZLS HAUS AUEN / TAGEs ist jetzt heller Morgen. Lszl und Ilona kommen beschwingt aus demHaus. Sie haben die Arme umeinander gelegt.Andrs sitzt immer noch an derselben Stelle, ein ganzer Haufen Kippen liegtjetzt neben ihm. Als er Lszl und Ilona kommen sieht, rappelt er sich schnellauf, steckt sein Taschentuch ein und geht zgernd auf sie zu.Sie schauen ihm berrascht entgegen. Andrs bleibt bei ihnen stehen. Diedrei sind etwas verlegen, sagen einen Moment nichts. Lszl bemerkt, daAndrs noch immer seinen "Pianistenanzug" anhat und bernchtigt undunrasiert ist.

    LSZL:Waren Sie doch noch mit den Herrn Musikverlegern feiern?

    Andrs schaut verwirrt, ruspert sich.ANDRS:Ja. Auf einen Likr.LSZL:(gutmtig)Na, das war aber nicht nur einer.ANDRS:Ja.

    Ilona sagt nichts. Sie sieht Andrs an, sie wei, da es nicht stimmt.LSZL:Wollten Sie uns abholen?ANDRS:Ja, ich mchte Sie was fragen und die Ilona auch.

    Die drei setzen sich in Bewegung und gehen langsam die Strae entlang.ANDRS:Die Aufnahme von der Schallplatte, die soll doch in Wiengemacht werden. Und da habe ich gedacht, wo es dieSchallplatte ohne Sie gar nicht geben wrde, ob Sie nichtmitfahren mchten. Sie und die Ilona.

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  • 36

    Ilona legt einen Arm um Andrs, drckt ihn und macht einen kleinen Hpfervor Freude.

    ILONA:Nach Wien! Lszl, wir fahren nach Wien!

    Lszl will es sich nicht eingestehen, aber es strt ihn, da sie so schnell vonihm zu Andrs wechselt.

    LSZL:Das geht doch nicht.ILONA:Warum nicht?LSZL:Da mte ich das Restaurant schlieen.ILONA:Aber doch nur einen Tag.ANDRS:Das knnten Sie doch machen, Herr Szabo.

    Sie kommen an der Musikhochschule vorbei. Aus den offenen Fenstern tnenGesangsbungen und diverse Instrumente. Ilona, den einen Arm immer nochum Andrs gelegt, hakt sich mit dem anderen bei Lszl ein.

    ILONA:Bitte... la uns nach Wien fahren.... wir drei...mir zuliebe...

    Sie sagt das im selben charmant-verfhrenden Tonfall, wie sie ihn damalsgebeten hatte, Andrs doch noch vorspielen zu lassen. Lszl schaut in ihrebittenden Augen und macht sich abrupt los.

    LSZL:(entschlossen)Nein, ich schliee das Restaurant nicht. Auch nicht fr einenTag. Auf keinen Fall.

    Ilona sieht aus wie ein enttuschtes Kind. Andrs nimmt trstend ihre Hand.Wie Verbndete stehen sie ihm gegenber. Darber rgert sich Lszl undsagt heftiger, als es seine Art ist:

    LSZL:Da mte sonstwas passieren, damit ich mein Lokalzumache. Mindestens eine Sintflut.

    Dabei drngelt er sich ungeduldig durch eine Menschentraube, die sich voreinem Hauseingang versammelt hat. Er bleibt abrupt stehen, als vor ihm eineBahre aus dem Haus getragen wird. Auch Ilona und Andrs, die ihm gefolgtsind, stocken. Entsetzt starren sie alle drei in das tote, grlich blau angelau-fene Gesicht von Ferenc Trresz.

    LSZL:Der Herr Trresz.....

    Einer der Umstehenden dreht sich zu ihm:

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  • 37

    MANN:Er hat sich aufgehngt.

    Ilona erinnert sich.ILONA:(leise)Das Lied war sehr schn. Vielen Dank, ich mu jetzt gehen.

    34. AUFNAHMESTUDIO INNEN / TAGEin A wird angeschlagen. Ein kleines Begleitorchester nimmt den Ton ab undstimmt die Instrumente.Ein schnes altes Mikrophon wird vor dem hochgestellten Deckel eines edlenFlgels eingerichtet.Andrs kommt ins Bild und schlgt noch ein A an und betrachtet ehrfrchtigden Namen "Bsendorfer" ber den Tasten. Dann schaut er von denBuchstaben hoch, ber den Flgel zu der Glasscheibe, die das Studio vomNebenraum trennt.Hinter der Scheibe steht Ilona neben Herrn Svoboda. Sie lchelt Andrsermutigend zu und hlt ihre beiden gedrckten Daumen hoch.

    35. RESTAURANT / FLUR INNEN / TAGMan hrt Lszls Stimme aus der Kche brllen.

    LSZL:Dein Strudelteig ist schon wieder zu dick. Du lernst es nie,du Rindvieh.

    Als die Tr kurz aufschwingt und ein Kellner herauskommt, sehen wir, wieLszl dem Lehrling eine Ohrfeige gibt.Der Lehrling schaut ihn tief getroffen an. In seinem Gesicht zuckt es. Dasgesamte Kchenpersonal guckt erschrocken. Die Tr schwingt zu. Gleichdarauf geht sie wieder auf, Lszl strzt heraus und verschwindet im Keller.

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  • 38

    36. AUFNAHMESTUDIO INNEN / TAGHerr Svoboda geht zu dem Techniker am Mischpult und sagt in einMikrophon.

    SVOBODA:Wir sind dann soweit.

    Das Orchester im Studio macht sich bereit. Andrs setzt sich ans Klavier,springt aber sofort wieder auf.

    ANDRS:Einen Moment noch.

    Er geht zur Trennscheibe, da wo Ilona steht.ANDRS:(leise)Ich spiel fr dich.

    Ilona macht eine Geste, sie knne ihn nicht verstehen. Andrs drckt einenKu auf einen Finger und berhrt die Scheibe zwischen ihnen. Ilona machtauf der anderen Seite dasselbe. Wir sehen sie real, Andrs neben ihrgespiegelt.

    37. WEINKELLER INNEN / TAGLszl lehnt an einem Flaschenregal. Er pret die Faust gegen den Mund undversucht sichtlich, seine Fassung wiederzugewinnen. Schlielich zieht erseine Krawatte zurecht, setzt ein mhsames Lcheln auf und geht die Treppehoch, zurck zum Restaurant.

    38. AUFNAHMESTUDIO INNEN / TAGAndrs setzt sich wieder an den Flgel.

    ANDRS:Jetzt bin ich soweit.

    Er schliet einen Moment die Augen. Dann greift er in die Tasten.

    39. RESTAURANT / FLUR INNEN / NACHTDas Lied kommt jetzt aus einem Radiogert auf Lszls Sekretr. Es ist sptabends, das Restaurant hat bereits geschlossen. Andrs sitzt vor dem Radiound hrt aufgeregt zu. Ilona steht hinter ihm, die Hnde auf seinen Schultern.Sie schaut mehrmals Richtung Restaurant und geht schlielich hinein.Lszl schlgt einen neuen Nagel in die Wand, an der Fotografien mitWidmungen von "prominenten" Gsten hngen. Er tut so, als wrde er dasRadio nicht hren. Ilona geht zu ihm.

    ILONA:Es ist im Radio!...... Unser Lied ist im Radio!

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  • 39

    Er nickt, als sei das nichts besonderes, und hngt das Bild der ungarischenFuballnationalmannschaft auf. Sie nimmt seine Hand und legt sie an ihreWange.

    ILONA:Komm.....

    Lszl schaut sie an, reagiert aber nicht.ILONA:Bitte...

    Lszl gibt nach und folgt ihr. Die beiden bleiben hinter Andrs stehen.Zusammen hren sie die letzten Tne des Liedes.

    STIMME AUS DEM RADIO:Das war das Lied vom Traurigen Sonntag.

    Andrs starrt das Radio an, er kann noch nicht glauben, was er mit eigenenOhren gehrt hat.

    ANDRS:(perplex)Es war im Radio.

    Ilona legt Andrs die Hand auf den Arm. Lszl sieht das und macht eineBewegung, als wollte er zurck in den Gastraum. Whrenddessen hrt manim Hintergrund den Radiomoderator weitersprechen.

    STIMME AUS DEM RADIO:Komponiert und vorgetragen von Andrs Aradi. Das Lied istentstanden im Restaurant von Herrn Szabo im X. Bezirk vonBudapest.

    Ilona umarmt Lszl.ILONA:Hast du gehrt?

    Lszl nickt. Langsam stiehlt sich ein Lcheln auf Lszls Gesicht und wirdimmer breiter.

    LSZL:Ja!

    Sie strahlen sich an. Lszl nimmt eine Flasche Barack aus dem Sekretr unddrei Glser von der Anrichte und giet ein.

    40. BURGWALL AUEN / NACHTDie Kamera schwenkt ber das nchtliche Budapest. Wir hren AndrsStimme aus dem Off.

    ANDRS:Das ist schon eigenartig. Jetzt kann man es nicht mehraufhalten. Mein Lied geht in die Welt hinaus.LSZL:....Und bringt Ihnen Tantiemen nach Haus.

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  • 40

    Andrs, Lszl und Ilona stehen an der Fischerbastei und blicken ber dieStadt. Lszl hlt Andrs die halbleere Barackflasche hin. Der nimmt einenkrftigen Schluck. Alle drei sind angetrunken, vor allem die beiden Mnner.

    ANDRS:Aber ich hab so ein Gefhl, als sollt ich es noch nichtweglassen, als wollt es mir noch etwas sagen. Eine Bot-schaft, aber ich versteh sie nicht. Ich versuch es, aber ichversteh sie nicht.

    Andrs hlt die Flasche Ilona hin, die schttelt den Kopf. Sie setzen sich inBewegung und gehen an den Arkaden entlang.

    LSZL:Sie drfen sich nicht so anstrengen. Sonst verstehen Siesie erst recht nicht.ANDRS:Herr Szabo?

    Andrs gibt die Flasche weiter an Lszl.ILONA:(schmunzelnd)Das ist wie beim hohen c. Wenn man es zu sehr will, trifftman es nicht.

    Lszl trinkt. Andrs schaut verstndnislos von einem zum anderen.LSZL:(gnnerhaft)Mensch, das ist doch klar! Mit der Bouillabaisse ist esgenauso.

    Andrs schaut ihn jetzt vllig verwirrt an. Lszl erklrt mit der Eindringlichkeiteines Angetrunkenen:

    LSZL:Seit ewigen Zeiten machen die Leute in Marseille ihreBouillabaisse. ..... Eine Fischsuppe. Die ist perfekt....vollendet. Eine Hymne an die Gaumen der Welt. Und dannkommen die Pariser und tun Muscheln rein. Ohne Not. Nurweil sie unbedingt etwas verbessern wollten, was man nichtmehr verbessern kann. Auf so was wren sie nicht mal imGundel gekommen.ANDRS:Die Botschaft von Ihrer Fischsuppe versteh ichgenausowenig wie die Botschaft vom Lied.LSZL:Weil Sie sie nicht verstehen wollen.ANDRS:Sie haben doch gesagt, ich soll sie nicht verstehen wollen.

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  • 41

    Sie sind an der groen Treppe angelangt. Ein Stck weiter unten zieht einHaufen ungarischer Faschisten mit Fackeln und Fahnen den Berg hoch.Parolen und Lieder sind von weitem zu hren.Lszl macht eine wegwerfende Handbewegung.

    LSZL:....Geben Sies auf. Pianisten sind frs Gefhl zustndig,nicht frs Gehirn.ANDRS:Lieber frs Gefhl als frs Geschft.

    Lszl bleibt stehen und schaut ihn wtend an. Das hat gesessen. Andrssetzt noch einen drauf.

    ANDRS:Frs Feilschen seid ihr doch berhmt.

    Er deutet fr einen Moment die Karikatur eines buckelnden Kaftanjuden an.LSZL:Stimmt. Fragt sich nur, ob die anderen zu fein dafr sindoder zu bld.ILONA:Hrt auf jetzt! Wir wollen feiern, und ihr streitet euch wie dieIdioten.

    Lszl nimmt einen groen Schluck aus der Flasche.LSZL:Du mut reden.... Du hast ja alles, was du willst.

    Andrs nickt bekrftigend, nimmt Lszl die Flasche aus der Hand und trinkt.LSZL:Du hast zwei Mnner, und wir haben jeder eine halbe Frau.ANDRS:Genau!LSZL:Wer ist denn schuld, da wir streiten....ANDRS:....und leiden....LSZL:...und leiden....

    Ilona starrt die beiden einen Moment an, dreht sich dann um und luft dieTreppe Richtung Donau hinunter.Sie schlngelt sich zwischen den Fackeltrgern durch und verschwindet imDunkeln. Andrs und Lszl schauen ihr nach.

    LSZL:Das mute doch mal gesagt werden.

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  • 42

    Lszl setzt sich auf die Treppe. Andrs trinkt noch einen Schluck, setzt sichauch und hlt die Flasche Lszl hin.

    ANDRS:Genau.

    Lszl trinkt. Dann richtet er seine Aufmerksamkeit auf den inzwischennhergekommenen Fackelzug.

    LSZL:Was machen die denn noch so spt auf der Strae, diegehren doch lngst ins Bett.ANDRS:Ungarn ist heute aus dem Vlkerbund ausgetreten.

    Whrend sie reden, versucht Andrs vergeblich, sich eine Zigarette zu dre-hen. Nachdem ihm der Tabak mehrfach heruntergefallen ist, gibt er es auf.

    LSZL:Wenn das ein Grund zum Feiern ist, dann brechen tolleZeiten an.ANDRS:Die und ihre Deutschen Freunde....LSZL:....Die sind einfach in sterreich einmarschiert...... Einfachrein nach Wien....Sie waren doch auch in Wien..... Mit der Ilona! .... Drei Tagelang.ANDRS:Ja.....

    Verwirrt ber den Themenwechsel starrt Andrs vor sich hin. Nach fnfSekunden Schweigen nimmt Lszl einen tiefen Schluck aus der Flasche.

    LSZL:Sie sind entlassen....Ihre Lieder sind mir sowieso zu traurig.

    Lszl nickt bekrftigend.LSZL:Jawohl. Ich engagiere eine Zigeunerkapelle.

    41. WOHNUNG ILONA INNEN / NACHTIlona sitzt auf dem Bett und starrt halb traurig, halb wtend die Zeichnung vonFerenc an, die in einem schlichten Rahmen an der Wand hngt. Andrs undLszl scheinen sie anzusehen. Sie greift sich ein Kissen.

    ILONA:Ihr Idioten!

    Sie schmeit das Kissen nach den beiden. Der Nagel lst sich aus der Wand,das Bild fllt herunter und landet im Papierkorb. Ilona erschrickt und mu

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  • 43

    dann lachen. Sie steht auf, nimmt das Bild und wischt den Staub von Glas undRahmen.Sie sieht die beiden Mnner eine Weile nachdenklich an, dann stellt sie dasBild auf ihren Nachttisch und geht ans Fenster. Sie schaut ber die Donau aufdie Lichter am anderen Ufer und beginnt zu singen. Es ist ein schnes altesLiebeslied. Sie macht sich die Haare auf, brstet sie und singt dabei weiter.

    42. WOHNUNG LSZL INNEN / NACHTSchwer betrunken versucht Lszl sich die Hose auszuziehen und fllt dabeiauf sein Bett.

    LSZL:Zur Hlle mit Ilona.ANDRS:(aus dem Off)Zur Hlle mit Ilona.

    Andrs kommt ins Bild und versucht Lszl wieder hochzuhelfen, dabeiverlieren alle beide das Gleichgewicht und fallen ins Bett.

    LSZL:Sie macht uns un..glcklich...ANDRS:....un ....un... und ..... glcklich....

    Sie nicken synchron und arrangieren sich irgendwie nebeneinander. Andrsversucht vergeblich die Bettdecke unter sich herauszuziehen und lt esschlielich sein.

    LSZL:Wenn wir schon in einem Bett schlafen, dann knnen wirauch Du zueinander sagen.

    Andrs dreht den Kopf zu ihm und kt ihn auf die Stirn.ANDRS:Andrs.

    Lszl versucht ihn auch zu kssen, der Ku landet auf dem Auge.LSZL:Lszl....

    Er ttschelt ihm grob den Kopf.LSZL:...Ich stell dich wieder ein, Andrs...ANDRS:..... die armen Zigeuner...

    Damit schlieen sie die Augen.

    43. RESTAURANT INNEN / TAG

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  • 44

    Ilona verteilt geschftig Vasen mit blauen Blumen auf den Tischen. Andrsund Lszl kommen herein. Ganz offensichtlich haben beide einen schwerenKater. Ilona fhrt in ihrer Ttigkeit fort, ohne die beiden gro zu beachten.

    LSZL:Ilona, es tut uns leid....

    Ilona dreht sich zu ihnen um.ILONA:(entschlossen)Nein. Es ist meine Schuld...

    Andrs schttelt den Kopf, wird dabei aber schmerzhaft an seinen Katererinnert. Ilona verteilt weiter ihre Blumen und geht dabei mehrmals zwischenden beiden durch.

    ILONA:Doch. Ihr seid beide unglcklich. Und ich bin es auch. Ichwill das nicht mehr.LSZL:Aber was... Ilona....ILONA:Wir mssen uns trennen .... beide ..... ich mein .... alle.ANDRS:Nein!LSZL:Wir... wir sind nicht unglcklich.ANDRS:Nur manchmal.LSZL:Ilona.... wir brauchen dich ... und du brauchst uns doch auch.....

    ANDRS:....alle beide....

    Ilona schaut die beiden Mnner unentschlossen an.Es klopft an der Tr. Ein Brieftrger ffnet sie und tippt grend an die Mtze.

    BRIEFTRGER:Bittschn. Der kommt aus dem Ausland. Fr Frulein IlonaVarnai.ILONA:(berrascht)Fr mich?

    Er hndigt Ilona einen Brief aus.ILONA:Der ist von dem Herrn Wieck....

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  • 45

    Andrs und Lszl kommen ein paar Schritte nher und versuchen dabeinicht allzu neugierig zu wirken. Ilona zeigt den beiden die Fotografie, dieHans damals von ihr gemacht hat.

    ILONA:Schaut mal.

    Ilona beginnt den Brief zu lesen.ILONA:Und seinen lieben Freund Lszl lt er auch ganz herzlichgren.LSZL:Und was schreibt er sonst?

    Andrs und Lszl sehen sie neugierig an, whrend sie vorliest.ILONA:(liest)Liebe Ilona, verzeihen Sie mir, da es mit der Fotografie solange gedauert hat. Dafr ist sie wunderschn geworden.Immer wenn ich sie betrachte, mu ich an Budapest denken- und besonders an Sie. Erinnern Sie sich noch, was ichIhnen damals gesagt habe....

    Sie verstummt und berfliegt die nchsten Zeilen.LSZL:(neugierig)Was hat er denn gesagt?ILONA:Das ist privat.(liest laut weiter)Ansonsten habe ich viel zu tun. Meine Firma expandiert mitdem Deutschen Reich. Aus Deutschland wird Grodeutsch-land, denn wir sind ein Volk ohne Raum.

    Ilona schnaubt irritiert.ILONA:Andere Vlker haben auch nicht mehr Platz und fangennicht gleich einen Krieg an.LSZL:Ich glaub, er meint es mehr konomisch.

    In seine letzten Worte hinein fngt das Telefon an zu klingeln. Jemand geht anLszls Sekretr dran und ruft "Herr Szabo".

    ILONA:Und ich glaub, er meint es so, wie es da steht. (zu Andrs)So ist er. Wenns ihm zu bitter wird, streut er Zucker drber.LSZL:(ins Telefon)Szabo ..... ja, das Lied vom Traurigen Sonntag wurde hier

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  • 46

    komponiert.... ja, es wird jeden Abend gespielt ... sehrgerne....

    Andrs und Ilona hren gespannt zu.LSZL:.....um 20 Uhr ..... sehr geehrt .....

    Er verbeugt sich und legt auf. Andrs und Ilona sehen ihn erwartungsvoll an.LSZL:Das war der Juniorchef vom Mendel-Konzern.

    Ilona macht groe Augen.LSZL:Er hat einen Tisch bestellt. Fr sechs Personen. Wegendem Lied. Ausdrcklich.

    Andrs nickt beeindruckt.ANDRS:Der Mendel-Konzern.LSZL:Textil und Stahl. Ganz feine Leute. Die beschftigenmindestens 30 000 Arbeiter. Die haben drei Villen allein inBudapest.ILONA:(ironisch)Gleich drei!

    Lszl ballt vor Freude beide Fuste und stt einen leisen Triumpfschrei aus.LSZL:Jaaaaaa!!!

    Andrs hat die ganze Zeit auf Ilonas Antwort gewartet und fat sich jetzt einHerz.

    ANDRS:Ilona, wie gehts denn jetzt weiter mit uns ..... drei?

    Lszl und Andrs sehen Ilona gespannt an. Sie dreht sich um, nimmt eineBarackflasche vom Regal und schenkt drei Glser hin.

    ILONA:Ich probiers nochmal mit euch.

    Andrs seufzt erleichtert. Lszl lchelt. Ilona hebt ihr Glas. Die beidenMnner verziehen voller Abscheu das Gesicht und schtteln leidend denKopf. Ilona kippt vor ihren staunenden Augen den ersten Schnaps hinunter.Dann den zweiten. Und schlielich den dritten.

    44. RESTAURANT / DAVOR INNEN / AUEN / NACHT

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  • 47

    Drei Autos, ein Rolls-Royce und zwei Maybach fahren vor. Auf der Wagentrdes Rolls-Royce befindet sich ein geschwungenes "M", das Firmensignet fr"Mendel". Junge, exzellent gekleidete Leute steigen lachend und redend aus.Ilonas Gesicht erscheint am Fenster, dann dreht sie sich um.

    ILONA:(trocken)Das sind aber mehr als sechs.

    So schnell, wie es eben noch mit Wrde zu machen ist, eilt Lszl ansFenster, sieht die jungen Leute und dreht sich zum Kellner um.

    LSZL:Jesus Maria .... stell noch einen Tisch dazu und Sthle, wirbrauchen Sthle....

    45. RESTAURANT INNEN / NACHTEtwa 12 junge Leute sitzen um die zusammengerckten Tische. Einige lffelnnoch genieerisch die Nachspeise, andere nippen an ihrem Wein. Andrsspielt angenehme Tischmusik. Lszl gibt einem Kellner mit den Augen denWink, er solle nachschenken. Dann geht er an einen anderen Tisch.Dort sitzt Prof. Moishe Tajtelbaum, der ltere Herr, der vor einiger Zeit imRestaurant fotografiert worden war, zusammen mit seiner ca. 40-jhrigenNichte. Die beiden sprechen mit stark jiddischem Einschlag. Lszl legt einsilbernes Tablett mit der Rechnung und besagter Fotografie auf den Tisch.Das Bild zeigt Tajtelbaum mit seinen beiden Kollegen.

    LSZL:Wenn sie mir da eine Widmung draufschreiben, sind Sieder erste Mathematiker an meiner Gstewand.

    Lszl weist auf die Wand hinter sich, wo die "Prominentenbilder" hngen.Tajtelbaum schreibt seinen Namen und ein paar Worte auf das Foto.

    HERR TAJTELBAUM:Ihr Restaurant lobe ich gern..... Aber da SieSchweinefleisch auf der Karte haben....

    Dabei schttelt er vorwurfsvoll den Kopf.FRAU TAJTELBAUM:Du mut es ja nicht nehmen, Onkel.HERR TAJTELBAUM:No, aber da er sogar am Sabbat geffnet hat....LSZL:(hflich, aber bestimmt)Ich schliee mein Lokal niemals, Prof. Tajtelbaum. Nicht amSabbat und nicht am Sonntag, nicht an Weihnachten undauch nicht an Passah. Kann ich Ihnen sonst einen Wunscherfllen? Vielleicht einen koscheren Birnengeist .... natrlichauf Rechnung des Hauses?

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  • 48

    Tajtelbaum brummt zustimmend, seine Nickte nickt freundlich. Lszl verneigtsich knapp und geht weg.Andrs endet, die jungen Leute klatschen Beifall. Andrs verneigt sichverlegen. Er greift nach seinem Notenheft und notiert etwas.Lszl geht zu dem jungen Herrn Mendel, verbeugt sich tiefer als sonst.

    LSZL:Waren Sie zufrieden, Herr Mendel?

    Der Juniorchef des Mendel-Konzerns ist ein schmaler, ernster junger Mannmit einem weichen Gesicht und Brille.

    MENDEL:Also ich mu Ihnen sagen, lieber Herr Szabo, ich binwirklich froh, da meine Schwester unbedingt hierherkommen wollte. Ihr Kesselfogasch war ein Gedicht, fastnoch besser als im "Gundel".

    Bei dem Namen "Gundel" zuckt es in Lszls Gesicht, aber er verbeugt sichnochmals schweigend.Ein schnes 19-jhriges Mdchen mit groen dunklen Augen neben demJuniorchef wendet sich an Lszl.

    FRULEIN MENDEL:Mein Bruder hat schon recht mit dem Fogasch. Aber seienSie mir nicht bse, Herr Szabo, das schnste heut abendwar das Lied vom Traurigen Sonntag. Da halten sich dasSe und das Bittere auf ganz wunderbare Weise dieBalance...MENDEL:Gibt es auch einen Text zu dem Lied?LSZL:Bis jetzt noch nicht.FRULEIN MENDEL:(vertrumt)Das Lied braucht keine Worte. Mir sagt es auch so ganzviel. Ob er es nochmal spielen knnte?

    Lszl kt ihr andeutungsweise die Hand.LSZL:Wer knnte denn eine Bitte aus einem so wohlgeratenenMund abschlagen?

    Frulein Mendel lchelt leise. Lszl geht zum Piano.Als die ersten Tne des Liedes herberklingen, wird ihr Gesicht langsamernst, die groen dunklen Augen werden traurig.Wir gehen immer nher an ihr Gesicht bis wir fast in ihren Augen versinken.Der Geplauder um sie herum wird leiser, das Lied lauter.

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  • 49

    46. PARK VILLA MENDEL AUEN / NACHTDas Lied vom Traurigen Sonntag klingt durch einen nchtlichen Park. Imsprlichen Licht erkennt man sorgfltig beschnittene Hecken, stattliche alteBume, den Rolls Royce mit dem "M" auf der Tr in der Auffahrt.Wir folgen den Tnen zu der hochaufragenden Fassade einer prchtigen Villa- in die offenen Flgel eines Erkerfensters, aus dem die langen Vorhngewehen.

    47. ZIMMER FRL. MENDEL INNEN / NACHTDas Schlafzimmer von Frl. Mendel ist luxuris und elegant eingerichtet. Aufeinem zierlichen Sekretr liegt ein Blatt, als wre eben noch geschriebenworden.ber einem samtenen Sessel hngt das Kleid, das Frulein Mendel imRestaurant trug. Auf dem Bett mit dem Baldachin liegt noch die bestickteweie Tagesdecke - und darauf das Frulein Mendel in einem weienSpitzenunterrock, bleich hingegossen in einer Lache Blut.Das Lied geht zu Ende. Die Kamera schwenkt weiter und endet auf einemGrammophon.Die Schallplatte dreht sich noch und die Nadel hpft auf der letzten Rille. Tok-tok-tok.

    48. STRAENCAFE AUEN / TAGWir sehen ein Notenblatt gro. Andrs Stimme summt eine Melodie, seineHand notiert die Noten. Die Kamera zieht auf. Andrs sitzt an einem Tisch ineinem kleinen Straencaf.Im Hintergrund gehen zwei Mnner ins Innere des Cafs und tauchen kurzdarauf mit einem Kellner wieder auf, der auf Andrs zeigt.Die beiden Mnner drngeln sich durch die Tische heran. Einer davon hateine Kamera umgehngt.

    REPORTER:Herr Aradi?

    Andrs blinzelt ihn berrascht an und nickt.REPORTER:Verzeihen Sie die Strung. Man sagte uns, da wir Sie hierfinden. Sie sind der Komponist des Liedes vom TraurigenSonntag?

    Andrs lchelt verlegen.ANDRS:Ja, der bin ich.REPORTER:Drften wir vielleicht eine Fotografie von Ihnen machen?

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  • 50

    Andrs nickt. Der Fotograf macht seine Kamera schubereit. Ernst schautAndrs ins Objektiv.

    FOTOGRAF:Lcheln Sie doch ein bichen.REPORTER:Schlielich haben Sie ein sehr erfolgreiches Stckgeschrieben.ANDRS:(stolz)Ja, es scheint den Leuten zu gefallen.

    Andrs lchelt freundlich in die Kamera. Der Fotograf drckt auf den Auslser.REPORTER:Was sagen Sie dazu, da sich in Budapest in den letztendrei Tagen fnf Menschen das Leben genommen haben?

    Andrs Lcheln weicht einem verwirrten Ausdruck.REPORTER:Alle fnf mit Ihrem Lied auf dem Plattenteller.

    Entsetzten macht sich auf Andrs Gesicht breit.ANDRS:Was?REPORTER:Alles hoffnungsvolle junge Leute aus guten Familien.Nachdem sie Ihr Lied gehrt haben, wollten sie nicht mehrleben. Haben Sie eine Erklrung dafr?

    Andrs steht langsam auf und starrt den Reporter an. Schlielich dreht er sichum und strzt davon.

    49. RESTAURANT INNEN / TAGIlona verteilt Blumenvasen auf den Tischen im Restaurant. Ihre Bewegungensind nervs und fahrig. Der Kellner deckt ein.Zwei Mnner tragen Kisten mit Wein durch das Restaurant Richtung Keller.Lszl beaufsichtigt das. Er wirft einen Blick auf die Etiketten der Flaschen inder einen Kiste.

    LSZL:Die kommen nach hinten links bitte.

    Der Mann nickt und geht mit der Kiste weiter.Ilona wirft eine der Vasen um und stellt sie schnell wieder auf. Lszl schautsie an.

    LSZL:Was ist los, Ilona?

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    Ilona stellt eine Vase auf den nchsten Tisch und streicht sich unwirsch dieHaare aus der Stirn.

    ILONA:Ich versteh nicht, wo der Andrs bleibt.LSZL:Der wird schon noch kommen.ILONA:Der Andrs kommt doch nie zu spt.

    Lszl geht zu einem Tisch, wo eine Zeitung ausgebreitet ist. Er hatte wohlZeitung gelesen, als die Weinlieferung kam. Er zeigt auf einen Artikel.

    LSZL:Vielleicht hat er auch die Meldung ber die Selbstmordegelesen.

    Die Mnner kommen inzwischen zurck und gehen durch die Vordertrhinaus. Ilona nickt besorgt.

    ILONA:Fnf Tote. Das trifft ihn ins Herz.LSZL:Aber da kann man wieder einmal sehen, wie alles zweiSeiten hat.ILONA:Wieso?LSZL:Den ganzen Morgen hat das Telefon geklingelt. Wir warenum 11 schon ausgebucht.

    Die Mnner kommen mit zwei neuen Kisten herein. Lszl ruft ber dieSchulter:

    LSZL:Die franzsischen zu dem Regal auf der rechten Seite....ILONA:Wenn er sich was antut.... Wir gehen ihn suchen.

    Sie zieht eine Jacke ber und geht zur Tr.LSZL:Das geht nicht, Ilona. Die Weinlieferung.....

    Ilona nickt wtend.ILONA:...die ist natrlich wichtiger.LSZL:Ilona.....

    Sie ist schon aus der Tr.

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    LSZL:Ilona!

    Er luft ihr nach.

    50. VOR DEM RESTAURANT AUEN / TAGVor dem Restaurant steht ein LKW voller Weinkisten.

    LSZL:Ilona!! Das sind Raritten! So ein Angebot haben sie nochnicht mal im Gundel!!

    Sie schaut sich nicht einmal um. Sie schwingt sich auf das "Restaurantfahr-rad" mit dem Anhnger und fhrt davon. Lszl bleibt einen Augenblick ratlosstehen, dann wendet er sich zum Restaurant. Die beiden Trger kommengerade aus der Tr, bleiben davor stehen und znden sich eine Zigarette an.Der eine nickt Szabo anerkennend zu.

    MANN 1:Da haben Sie aber ordentlich was investiert.LSZL:Pause knnen Sie hinterher machen.

    Gemtlich zieht der Mann an seiner Zigarette.MANN 1:Hinterher machen wir auch eine.

    Wtend schaut Lszl ihn an.

    51. HINTERHOF HAUS ANDRS / DAVOR AUEN / TAGIlona steht auf dem umlaufenden Balkon vor Andrs Tr. Sie klopft undversucht durch die Scheibe etwas zu erkennen: Die Wohnung istoffensichtlich leer. Dann eilt sie ber den Balkon zur Treppe und lufthinunter.Im Hof fragt sie spielende Kinder etwas, die deuten in eine Richtung. Ilonaluft in den Durchgang zur Strae, wo sie das Fahrrad hatte stehenlassen.Lszl kommt angehastet.

    LSZL:Ilona! .... Hast du ihn gefunden?

    Ilona schttelt den Kopf und schiebt das Fahrrad auf die Strae. Lszl rennthinter ihr her.

    LSZL:Ilona!!

    Sie steigt auf, Lszl hpft hinten auf den Anhnger und hlt sich amGepcktrger fest. Ilona tritt in die Pedale.

    52. DONAUUFER AUEN / TAG

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    Es ist ein heier, sonniger Tag. Lszl und Ilo