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Der Maikäfer (Melolontha melolontha) Merkblatt zur Engerlingsbekämpfung in Graubünden

Der Maikäfer (Melolontha melolontha) · Entwicklungszyklus des Maikäfers Die Maikäfer schwärmen Ende April bis Anfang Juni, ab einer Bodentemperatur von über 8°C. Sie graben

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Der Maikäfer (Melolontha melolontha) Merkblatt zur Engerlingsbekämpfung in Graubünden

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MAIKÄFER UND ENGERLINGE: WAS TUN? Engerlingsschäden : Hier in Furna im August 2006

In seiner Jugend ist der Maikäfer ein Enger-ling. Dieser frisst Pflanzenwurzeln aller Art und richtet damit grosse Schäden in den Kul-turen an. Je nach Kultur ist die wirtschaftliche Schadschwelle unterschiedlich hoch: Wiesland: 20 – 30 Engerlinge pro m2 Ackerbau: 5 – 10 Engerlinge pro m2 Spezialkulturen: 2 – 5 Engerlinge pro m2 Wird diese Schwelle überschritten, so ist mit wirtschaftlichen Schäden in der Kultur zu

rechnen und eine Bekämpfung wird empfohlen. Für eine erfolgreiche Bekämpfung braucht es Kenntnisse über den Entwicklungszyklus, die Lebensweise und Verbreitung der Maikäfer.

Entwicklungszyklus und Lebensweise

Im Normalfall haben die Maikäfer einen dreijährigen Entwicklungszyklus. Je nach klimatischen Verhältnissen kann der Zyklus aber auch vier Jahre dauern. Die Käfer in einer Region sind so aufeinander abgestimmt, dass der grösste Teil im selben Jahr fliegt. Das Flugjahr ist je nach Region unterschiedlich.

In der Schweiz werden folgende Flugjahre unter-schieden:

Quersumme geteilt durch 3, Rest 0: Basler Flug (2016, 2019)

Quersumme geteilt durch 3, Rest 1: Berner Flug (2014, 2017)

Quersumme geteilt durch 3, Rest 2: Urner Flug (2015, 2018)

Im Kanton Graubünden sind die folgenden Flugjahre bekannt:

„Berner Flug“ mit Flugjahr 2017/2020 (Nord- und Mittelbünden, Prättigau, Trin, Südtäler)

„Urner Flug“ mit Flugjahr 2015/2018 (Surselva, teilw. Engiadina Bassa)

Die Verbreitung der Maikäfer erstreckt sich in den betroffenen Talschaften bis auf ca. 1‘400 m.ü.M. mit steigender Tendenz.

Flugjahr und Verbreitung

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Entwicklungszyklus des Maikäfers Die Maikäfer schwärmen Ende April bis Anfang Juni, ab einer Bodentemperatur von über 8°C. Sie graben sich aus dem Erdreich und fliegen bei guter Witterung Richtung höchster Silhouet-te. Die Paarung und ein etwa 10 tägiger Reifungsfrass finden auf Ahorn, Eichen, Buchen und Lärchen statt. Rückflug in die angestammten Brutgebiete, am Ort mit der grössten Wärmeab-strahlung z.B. frisch geerntete Felder oder offener Boden. Das Maikäferweibchen gräbt sich 10-15 cm tief in die Erde und legt dort Eier ab. Durchschnittliche Eiablage 20-35 Stück. Nach rund 6 Wochen schlüpfen die jungen Engerlinge, welche sich von feinen Wurzeln ernäh-ren. Ihre Frasstätigkeit ist gering. Im September häuten sie sich zum 2. Larvenstadium. Bei grossem Befall sieht man im Herbst bereits erste Schäden.

Markiert Massnahmen Sobald im September/Oktober der Boden abkühlt, kriechen die Engerlinge zur Überwinterung in tiefere Bodenschichten. Bevor die Engerlinge in tiefere Schichten wandern, ist es Zeit Probe-grabungen durchzuführen, um den Befall festzustellen. 2. Jahr Hauptschadenjahr Im April des folgenden Jahres kriechen die Engerlinge in den Wurzelraum und nehmen ihre Frasstätigkeit wieder auf. Im Juni findet die Häutung zum 3. Larvenstadium statt. In der Zeit zwischen Juni und Oktober ist die Frassaktivität am grössten und so richten die Engerlinge immense Schäden an. Ab Oktober überwintern die Engerlinge wieder in tieferen Erdschichten. 3. Jahr Im letzten Entwicklungsjahr findet nur noch ein kurzer Wurzelfrass von Mai bis Juni statt. Im Juni graben sich die ausgewachsenen Engerlinge in tiefere Erdschichten, wo sie sich verpup-pen. Der neue Maikäfer schlüpft im September und überwintert so im Boden bis zum kom-menden Frühling, an welchem wieder ein Flugjahr beginnt.

Flugbeobachtung Probegrabung Pilzeinsatz Evt. Übersaat Evt. Übersaat

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Bekämpfungsmöglichkeiten

Auszug aus der Geschichte

1479 Bischoff von Lausanne belegt Maikäfer mit dem Kirchenbann

1728 Flurprozession im Sarganserland In den 70er und 80er Jahren wurden vielfältige Versuche mit chemischen und mechanischen Bekämpfungsmethoden gemacht. Aktuelle Bekämpfungsmassnahmen Nach heutigem Wissensstand haben sich folgende Be-kämpfungsmassnahmen bewährt: Wiesland: Die einzige erlaubte direkte Bekämp-

fungsmassnahme im ÖLN und BIO ist der Einsatz des Pilzes Beauveria brong-niartii.

Intensive Beweidung kann den Engerlingsbesatz reduzieren, ist in Steillagen aber eher nicht zu empfehlen.

Gegen Junikäfer ist der Pilz Metharizium einzusetzen. Ackerbau: Einsatz von Insektizid-Granulaten nur mit Sonderbewilligung in Mais und

Zuckerrüben. Engerlinge werden auch durch intensive Bodenbearbeitung, z.B. mit der Frä-

se, dezimiert. Spezialkulturen: Der Pilzeinsatz ist zu wenig effizient. Es bleibt als Massnahme einzig das Ab-

decken des Bodens während dem Maikäferflug mit speziellen Netzen, damit der Maikäfer an der Eiablage verhindert wird. In Neupflanzungen kann der Beauveria Pilz unterstützend wirken.

Natürliche Feinde Zu den natürlichen Feinden der Engerlinge gehören zahlreiche Kleinsäuger wie beispielsweise Fuchs, Dachs, Maulwurf sowie Vögel wie z.B. Krähen und Wiedehopf. Durch ihre Frasstätig-keit werden die Engerlinge zwar dezimiert, sie richten aber durch das Wühlen weitere Schäden an. Als Nahrung für den Wiedehopf und vom Aussterben bedrohte Fledermausarten spielen die Mai- und Junikäfer bzw. die Engerlinge eine wichtige Rolle.

Bild: Fledermausschutz, Schweiz

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Engerlingsbekämpfung mit Beauveria

Beobachtung des Fluges An schönen und warmen Maiabenden beobachten wo Maikäfer fliegen. 2017: Im Prättigau, Bündner Rheintal bis Trin, Heinzenberg-Domleschg, Südtäler 2018: Surselva von Flims und Valendas an aufwärts und Unterengadin bis Scuol Probegrabung und Bestellung des Pilzes Ende September des Flugjahres ist mittels Probegra-bungen der Engerlingsbefall festzustellen und dem Plantahof (Koordinationsstelle) zu melden. Ein Aufruf zu den Probegrabungen und die Anleitung dazu werden im „Bündner Bauer“ publiziert. Das Saatgut mit dem Beauveria Pilz beauve-ria®schweizer wird von der Firma Eric Schweizer AG, aufgrund der Bestellungen des Plantahof hergestellt.

Einbringen des Pilzes Im April des Hauptschadenjahres wird die Gerste mit dem Beauveriapilz ausgebracht, sobald der Boden be-fahrbar und noch genügend Feuchtigkeit im Boden ist. Das Saatgut muss mind. 8 cm tief in den Boden einge-bracht werden. Die Organisation der Pilzbehandlung erfolgt in Zu-sammenarbeit mit dem Maschinenring GR durch den Plantahof.

Erfolgskontrolle Im September des Hauptschadenjahres wird mit Grabungen festgestellt ob der Pilz und verpilzte En-gerlinge im Boden zu finden sind. Hat sich der Pilz einmal etabliert, bleibt er bis 15 Jahre im Boden und mindert die Engerlingspopulation um bis zu 80%. Begleitet wird die Erfolgskontrolle durch Christian Schweizer, agroscope. Ungefähre Kosten des Beauveria-Einsatzes Saatgut: 820.- Fr./ha Direktsaat: 320.- Fr./ha Verschiedenes 600.- Fr./ha Total pro ha: 1'200.- Fr./ha

Der Kanton zahlt einen Beitrag von 500.- Fr./ha an die Bekämpfungskosten.

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Futterbau Futterbauliche Begleitmassnahmen können die Engerlingsschäden wesentlich verkleinern. Eine dichte Grasnarbe während dem Flug hat zur Folge, dass die Wärmeabstrahlung geringer ist und die Maikäfer weniger angezogen werden. Zudem erschwert die dichte Grasnarbe den Maikäfern die Eiablage. Genügend Wasser durch Niederschläge oder Bewässerung erhöht die Konkurrenzkraft des Pflanzenbestandes. Dadurch erholt sich die Grasnarbe bei Schäden schneller. Übersaaten verbessern die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes nach dem Schadenjahr und vermindern damit die Ertragsausfälle. In Naturwiesen werden die Standardmischung 444, 431 oder vergleichbare Mischungen empfohlen. Als idealer Zeitpunkt für Übersaaten gilt:

Ende August des Hauptschadenjahres Frühling des 3. Jahres Eine Schlafsaat im Herbst des Hauptschadenjahres ist mit einem höheren Risiko verbunden. Kontaktadressen: Batist Spinatsch Gian Andrea Hartmann Leiter Beratung und Ressort Pflanzenbau Fachlehrer Pflanzenbau Plantahof Plantahof 7302 Landquart 7302 Landquart 081 257 60 61 081 257 60 46 [email protected] [email protected]

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Fotodokumentation

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