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David Kowalewski
Räumliche Lokalisation von Hallsignalen.Eine Untersuchung zur authentischenKlangsimulation
Bachelorarbeit
Technik
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de/ abrufbar.
Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungensind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vomUrheberrechtsschutz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verla-ges. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen, Auswertungen durch Datenbanken und für die Einspeicherungund Verarbeitung in elektronische Systeme. Alle Rechte, auch die des auszugsweisenNachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowieder Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.
Impressum:
Copyright © 2016 GRIN Verlag, Open Publishing GmbHISBN: 9783668533134
Dieses Buch bei GRIN:
http://www.grin.com/de/e-book/376072/raeumliche-lokalisation-von-hallsignalen-eine-untersuchung-zur-authentischen
David Kowalewski
Räumliche Lokalisation von Hallsignalen. Eine Untersu-chung zur authentischen Klangsimulation
GRIN Verlag
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Der GRIN Verlag publiziert seit 1998 wissenschaftliche Arbeiten von Studenten,Hochschullehrern und anderen Akademikern als eBook und gedrucktes Buch. DieVerlagswebsite www.grin.com ist die ideale Plattform zur Veröffentlichung vonHausarbeiten, Abschlussarbeiten, wissenschaftlichen Aufsätzen, Dissertationenund Fachbüchern.
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Honoursarbeit _________________________________
Räumliche Lokalisation von Hallsignalen –
Eine Untersuchung zur authentischen Klangsimulation der
Veränderung des Abstrahlverhaltens einer Schallquelle im Raum,
durch die Kombination gerichteter Impulsantworten
Studiengang: Bachelor of Arts (Hons.) Audio Production
SAE Institute Köln, 2013 - 2016
Student: David Kowalewski
Danksagungen
Hiermit möchte ich mich bei allen Studenten, Betreuern und Dozenten der SAE Köln,
sowie den externen Helfern für die Unterstützung in dieser Arbeit bedanken.
Weiter bedanke ich mich bei den Interviewpartnern für die Beantwortung der Fragen,
und speziell bei dem Support-Team des Herstellers AudioEase, für die Leihgabe des
Plugins Altiverb 7.
Ein besonderer Dank gilt meinem Betreuer, der mir bei Fragen und Problemen mit Rat
und Tat zur Seite stand.
Außerdem nutze ich die Gelegenheit mich bei meiner Freundin Romina, für ihre Hilfe,
Motivation und Geduld, zu bedanken. ;-)
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .................................................................................................................... 1
1.1 Einführung .................................................................................................................... 1
1.2 Zielsetzung und These .................................................................................................. 1
1.3 Zielgruppe und Relevanz .............................................................................................. 3
2. Grundlagen ................................................................................................................. 4
2.1 Akustik .......................................................................................................................... 4
2.1.1 Schallausbreitung .............................................................................................................. 4
2.1.2 Aufbau des Schallfeldes ..................................................................................................... 7
2.2 Einsatz von Hallgeräten ................................................................................................ 9
2.3 Faltungshall ................................................................................................................ 10
2.3.1 Entwicklung und aktueller Wissensstand ........................................................................ 10
2.3.2 Funktionsprinzip .............................................................................................................. 11
2.3.3 Einsatzbereiche ............................................................................................................... 13
2.3.4 Vor- und Nachteile .......................................................................................................... 13
2.4 Erstellung von Impulsantworten ................................................................................ 14
2.4.1 Impulse ............................................................................................................................ 15
2.4.2 Erforderliches Equipment ................................................................................................ 16
2.4.3 Vorgang ........................................................................................................................... 16
Kapitel 3 – Methodik ..................................................................................................... 18
3.1 Vorgehensweise ......................................................................................................... 18
3.2 Versuche ..................................................................................................................... 19
3.2.1 Erstellung der Aufnahmen ............................................................................................... 20
3.2.2 Analyse der Aufnahmen .................................................................................................. 21
3.2.3 Klanganpassung und Simulationen ................................................................................. 21
3.2.4 Hörbeispiele ..................................................................................................................... 22
3.3 Experten-Interviews ................................................................................................... 22
3.4 Umfrage ...................................................................................................................... 23
3.4.1 Durchführungsort ............................................................................................................ 23
3.4.2 Population und Teilerhebung .......................................................................................... 23
3.4.3 Repräsentativität ............................................................................................................. 26
3.4.4 Aufbau ............................................................................................................................. 27
3.4.5 Analyse und Auswertung ................................................................................................. 30
Kapitel 4 – Durchführung .............................................................................................. 32
4.1 Experten-Interviews ................................................................................................... 32
4.2 Hauptversuch ............................................................................................................. 32
4.2.1 Planung und Vorbereitung .............................................................................................. 33
4.2.2 Equipment und Zubehör .................................................................................................. 34
4.2.3 Aufbau ............................................................................................................................. 34
4.2.4 Durchführung .................................................................................................................. 36
4.2.5 Nachbearbeitung ............................................................................................................. 37
4.2.6 Analyse der Aufnahmen .................................................................................................. 39
4.2.7 Klanganpassung .............................................................................................................. 39
4.2.8 Simulationen ................................................................................................................... 41
4.3 Umfrage ...................................................................................................................... 44
4.3.1 Erstellung der Hörbeispiele ............................................................................................. 44
4.3.2 Testumfrage (Pretest) ..................................................................................................... 44
4.3.3 Optimierung des Fragebogens ........................................................................................ 45
4.3.4 Durchführung und Dokumentation ................................................................................. 45
4.3.5 Auffälligkeiten und Fehler ............................................................................................... 48
4.3.6 Erfassung der Datensätze ............................................................................................... 48
Kapitel 5 – Ergebnisse ................................................................................................... 50
5.1 Darstellung der Ergebnisse aus dem Hauptversuch .................................................. 50
5.1.1 Analyse und Auswertung der Aufnahmen ....................................................................... 50
5.1.2 Ergebnisse der Klanganpassung ...................................................................................... 57
5.1.3 Ergebnisse der Simulationen ........................................................................................... 58
5.2 Analyse, Auswertung und Interpretation der Umfrage ............................................. 60
5.2.1 Einteilung der Gruppen ................................................................................................... 60
5.2.2 Sozialdemographische Merkmale und Musikkonsum ..................................................... 61
5.2.3 Hörbeispiele – Vergleiche ................................................................................................ 61
5.2.4 Hörbeispiele – Simulationen ............................................................................................ 63
5.3 Gesamtergebnis ......................................................................................................... 71
5.4 Handlungsempfehlung ............................................................................................... 74
Kapitel 6 – Zusammenfassung ....................................................................................... 76
6.1 Fazit ............................................................................................................................ 76
6.2 Limitationen ............................................................................................................... 77
6.3 Weiterer Forschungsbedarf ....................................................................................... 77
6.4 Zukunftsaussichten für das Resultat der Arbeit ......................................................... 79
Quellenverzeichnis ........................................................................................................ 81
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. 87
Anhang ............................................................................................................................ I
Anhang 1: Inhalte "Externe Daten-Sammlung" ................................................................. II
Anhang 2: Entwürfe der Plugin-Oberflächen .................................................................... IV
Anhang 3: Experten-Interviews ......................................................................................... VI
Anhang 4: Studenten am SAE-Standort Köln ................................................................... VII
Anhang 5: Vorversuche ................................................................................................... VIII
Anhang 6: Umfrage-Durchführung ................................................................................. LIII
Anhang 7: Umfrage-Auswertung .................................................................................. LXIV
Einleitung
1
1. Einleitung
1.1 Einführung
Die Verwendung von Faltungshall wird in der Musikbranche zunehmend populärer. Leis-
tungsstarke Computer ermöglichen es diesen nicht nur in professionellen Studios, son-
dern selbst in Homerecording-Studios einzusetzen. Die intensive Berechnung, welche bei
der Nutzung entsteht, stellt heutzutage kein Hindernis mehr dar, den Faltungshall in den
Produktionsprozess einzubinden. Anwender können eigene Impulsantworten erstellen
und mit entsprechender Software verwenden. Der Klang eines selbst aufgenommenen
Raumes kann auf diese Weise authentisch nachgebildet werden. Neben einer umfangrei-
cheren Ausstattung ermöglichen Programme von Softwareherstellern mittlerweile sogar
die Einbindung mehrerer Impulsantworten in einer Plugin-Instanz. Das führt zu völlig
neuen Optionen für den Einsatz von Faltungshall.
Im Laufe dieser Arbeit wird auf Grundlagen der Schallausbreitung, des Schallfeldes, von
Hall und Faltungshall, sowie der Erstellung von Impulsantworten eingegangen. Im An-
schluss wird die Methodik für den Verlauf der Arbeit erläutert und begründet, bevor die
Durchführung der Erhebungsmethoden dokumentiert wird. Danach folgt die Auswertung
der erhobenen Daten, welche in den Ergebnissen beschrieben wird. Dabei werden die
Erkenntnisse in Hinblick auf die These interpretiert. Abschließend erfolgt eine Zusammen-
fassung der Arbeit. Für die Arbeit ergänzendes Material befindet sich im Anhang oder
können separat angefordert werden.1
1.2 Zielsetzung und These
In dieser Studie soll untersucht werden, ob jede Abstrahlrichtung einer Schallquelle, be-
zogen auf eine Drehung von 360° um die eigene Achse, durch eine Mischung selbsterstell-
ter gerichteter Stereo-Impulsantworten simuliert werden kann. Durch eine Kombination 1 Siehe dazu Anhang 1: Inhalte "Externe Daten-Sammlung", S. II f.
Einleitung
2
der Impulsantworten sollen Zwischenpositionen einer Schallquelle in 22,5°-Abständen
nachgeahmt werden, welche so nicht aufgezeichnet wurden, aber den Klang eines realen
Abstrahlverhaltens wiedergeben. Der Hörer soll den Eindruck haben, dass die Schallquelle
tatsächlich in eine bestimmte Richtung ausgerichtet ist und diese lokalisieren können.
Dabei kann die Position der Quelle jedoch nicht auf der horizontalen und vertikalen Ebene
verändert werden.
Als Voraussetzung werden gerichtete Impulsantworten benötigt, die bei gleichen Gege-
benheiten im selben Raum, lediglich mit einer anderen Abstrahlrichtung eines gerichteten
Lautsprechers, beispielsweise in 45°- oder 90°-Schritten, aufgenommen wurden. Danach
wären diese in parallel geschaltete Faltungshall-Plugins zu laden, um eine Mischung vor-
zunehmen. Zudem müssten weitere Parameter, wie Pegelverhältnisse, Panorama- oder
Equalizereinstellungen, angepasst werden.
So ergibt sich folgende These:
Gerichtete Raumimpulsantworten, die jeweils mit 45° oder 90° Winkelversatz un-
terschiedliche Abstrahlrichtungen einer Schallquelle aufweisen, ermöglichen durch
eine Mischung dieser auch authentische Zwischenpositionen zu simulieren. Auf
diese Weise kann das Abstrahlverhalten für eine 360°-Rotation durch acht bzw.
vier Stereo-Impulsantworten erzeugt werden.
Dabei sind zwei Ziele zu untersuchen. Einerseits ob authentische Klanganpassungen er-
reicht werden und andererseits, ob das Abstrahlverhalten erkannt und für eine 360°-
Rotation durch Kombinationen nachgeahmt werden kann. Um die These zu untersuchen
sollen die Ergebnisse der Versuche in einer Umfrage bewertet werden. Die Rückschlüsse
aus den Erkenntnissen können aufzeigen wo Probleme festgestellt oder Ziele erreicht
wurden. Im Falle der Durchführbarkeit könnte die Studie als Grundlage für die Entwick-
lung eines Plugins betrachtet werden.2
2 Entwürfe möglicher Plugins befinden sich im Anhang 2: Entwürfe der Plugin-Oberflächen, S. IV f.
Einleitung
3
1.3 Zielgruppe und Relevanz
Als Zielgruppe der Arbeit werden alle Anwender von Faltungshall-Plugins betrachtet. Da-
bei handelt sich im weitesten Sinn um Tontechniker und Musikbearbeiter, die in der Au-
diobranche und Filmpostproduktion tätig sind. Die Erkenntnisse aus dieser Studie können
den Lesern, die sich für Faltungshall interessieren und damit experimentieren wollen,
eine Hilfestellung bieten. Sie erhalten einen Einblick in die Möglichkeiten die der Fal-
tungshall bietet.
Die Ergebnisse der Honoursarbeit könnten auch für die Industrie von Nutzen sein. Her-
steller von Convolution-Reverbs könnten Plugins entwickeln, um ihren Kunden neue Op-
tionen zu bieten. Das könnte zu einer Steigerung des kreativen Spielraums und der Quali-
tät bei Musikproduktionen gegenüber der Anwendung klassischer Hallgeräte führen. Die
Untersuchung in dieser Arbeit kann eine Hilfestellung bei weiterer Forschung leisten und
bietet Denkanstöße zu einem Feature, welches zurzeit nicht auf dem Markt erhältlich ist.
Grundlagen
4
2. Grundlagen
2.1 Akustik
2.1.1 Schallausbreitung
Die Schallausbreitung in der Luft erfolgt mit einer Geschwindigkeit von etwa 344m/s bei
20° Celsius. Um einen Meter zurückzulegen braucht der Schall also knapp 3ms. Dabei ha-
ben verschiedene Faktoren Einfluss auf die Schallgeschwindigkeit, wobei der wichtigste
die Temperatur ist. Pro Grad Celsius ändert sich die Geschwindigkeit um 0,6m/s. Je wär-
mer es wird, desto schneller breitet sich der Schall aus.3 Diese Ausbreitung erfolgt für alle
Frequenzen gleich schnell und wellenförmig, über Druckschwankungen die dem herr-
schenden Luftdruck überlagert werden.4,5
Es ist zu beachten, dass eine Schallausbreitung praktisch nie ungestört erfolgt. Sie wird
durch jedwede Art von Hindernissen manipuliert und verändert dadurch ihren Klangcha-
rakter. Ein komplett freies Schallfeld indem sich dem sich die Schallwelle in alle Richtun-
gen ungehindert ausbreiten kann, besteht nur theoretisch.6 Die Realität besteht eher da-
rin, dass der Schall in seiner Ausbreitung durch Begrenzungsflächen und anderen Hinder-
nissen gestört wird. Je nach Form, Material und Beschaffenheit der Hindernisse wird der
Schall unterschiedlich reflektiert, gebeugt oder absorbiert. Durch die verschiedenen Wir-
kungen dieser Störungen erhalten wir Informationen, die uns einen bestimmten Raum-
eindruck empfinden lassen.7
Damit eine Schallquelle reflektiert wird, muss das Hindernis gleich oder größer der Wel-
lenlänge einer Frequenz sein. Dabei gelten die Reflexionsgesetze der Optik. Eine Schall-
welle kann wie ein Lichtsignal durch einen Spiegel reflektiert werden. Es gilt: Einfallswin-
3 Vgl. Friesecke, Andreas: Studio Akustik, 2015, S. 11 ff. 4 Vgl. Müller, Gerhard et al.: Taschenbuch der technischen Akustik, 2004, S. 4 ff. 5 Vgl. Roederer, Juan G.: Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik, 1995, S. 87 ff. 6 Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 9 7 Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 143 ff.
Grundlagen
5
kel gleich Ausfallswinkel.8,9 Durch Reflektionen zwischen parallelen Wänden können Flat-
terechos und stehende Wellen erzeugt werden, welche in der Regel unerwünscht sind.
Außerdem kann es zu einem störenden Kammfilter kommen. Dieser kann entstehen,
wenn an einer Stelle im Raum zwei annähernd gleiche Signale überlagert werden und
eine zeitliche Verschiebung vorliegt. Es kommt zu gleich- und gegenphasigen Überlage-
rungen, welche zu Anhebungen und Auslöschungen von Frequenzen führen. Dabei ent-
spricht die tiefste Auslöschungsfrequenz der Wegdifferenz einer halben Wellenlänge. Die
Vielfachen dieser ersten Auslöschung ergeben im Wechsel Anhebungen und Auslöschun-
gen. Dadurch wird der Klang des Signals verzerrt wiedergegeben. Der Name erschließt
sich aus dem daraus folgenden Frequenzgang, welcher einem Kamm ähnelt.10,11 Trifft der
Schall auf gekrümmte Flächen, so kann eine Schallbündelung oder Schallstreuung entste-
hen. Bei unregelmäßig geformten Wänden kann es zur Diffusion kommen.12
Ist das Hindernis kleiner der Wellenlänge der Frequenz, so kommt es zu einer Schallbeu-
gung. In diesem Fall wird das Hindernis umgangen, als sei es nicht vorhanden. In der Regel
trifft das auf tiefe Frequenzen eher zu, weil diese eine größere Wellenlänge haben. Bei
hohen Frequenzen hingegen entstehen hinter den Gegenständen oft Schallschatten, da
diese größtenteils reflektiert werden. Somit ist der Klang dahinter oft höhenarm.13
Bei der Schallabsorption wird dem Schall Energie entzogen. Das kann auf zwei Arten er-
folgen. Entweder durch Gegenschall, welcher die Schallwelle teilweise oder komplett aus-
löschen kann, oder durch Schallbrechung. Dabei wird die Energie zum Teil in andere Me-
dien geleitet und in Wärme umgewandelt.14
8 Vgl. Roederer, Juan G.: Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik, 1995, S. 113
Wie stark ein Schallsignal absorbiert wird, ist
abhängig vom jeweiligen Absorptionsgrad der Gegenstände und Hindernisse. Die Werte
liegen dabei zwischen 0 für komplette Reflexion und 1 für komplette Absorption, wobei
9 Vgl. Kuttruff, Heinrich: Akustik – Eine Einführung, 2004, S. 251 10 Vgl. Weinzierl, Stefan: Handbuch der Audiotechnik, 2008, S. 282 f. 11 Vgl. Kuttruff, Heinrich: Room Acoustics, 2009, S. 219 ff. 12 Vgl. Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 29 ff. 13 Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 46 ff. 14 Vgl. Müller, Gerhard et al.: Taschenbuch der technischen Akustik, 2004, S. 22 f.
Grundlagen
6
beide extreme nie gänzlich erreicht werden.15 Eine Absorption erfolgt auch über das Me-
dium Luft, was dazu führt, dass je größer die Entfernung zur Schallquelle ist, desto leiser
das Signal zu hören ist. Dabei gilt auch, dass die Energie der Frequenzen zunehmend ab-
fällt, je höher diese sind. Hohe Frequenzen besitzen eine geringere Energiekapazität, so-
dass die Ausbreitung für hohe Frequenzen einen kleineren Radius besitzt als für tiefe Fre-
quenzen.16
Dieses wird anhand der Abbildung 1 ersichtlich.
Abbildung 1: Luftabsorption bei einer Luftfeuchtigkeit von 50% und 20° Umgebungstemperatur17
Für die Schallausbreitung muss also bedacht werden, dass die unterschiedlichen Frequen-
zen aufgrund der genannten Einflüsse an jedem Ort unterschiedlich abgestrahlt werden.
Das Abstrahlverhalten ist aber auch von der Bauform, Beschaffenheit und Position der
Schallquelle abhängig. Jedes Instrument strahlt Frequenzen unterschiedlich ab und ver-
fügt somit über ein eigenes Richtverhalten.18,19 Während tieffrequente Schallwellen eher
Kugelförmig abgestrahlt werden, kommt es bei hohen Frequenzen zu einer gerichteten
Abstrahlung.20,21 In der Folge führen diese Faktoren dazu, dass jede Bewegung der Schall-
quelle und jede Manipulation am Raum zu einer Änderung des Klangeindrucks führen.22
15 Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 82 f. 16 Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 117 ff. 17 In Anlehnung an Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 143 18 Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 76 ff. 19 Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 209 ff. 20 Vgl. Eargle, John: Handbook of recording engineering, 2003, S. 17 ff. 21 Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 107 ff. 22 Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 31 ff.
Grundlagen
7
2.1.2 Aufbau des Schallfeldes
Nachdem erörtert wurde wie sich der Schall ausbreitet, geht es im Folgenden zum zeitli-
chen Aufbau des Schallfeldes. Dieser ist grob in drei verschiedene Phasen unterteilt. Zu-
nächst trifft der Direktschall auf den Hörer. Dieser wird ohne Umwege von der Schallquel-
le zum Hörer transportiert. Er ist vor allem entscheidend für die Klarheit, Transparenz und
Ortung der Schallquelle.23,24
Danach treffen einzelne Reflexionen ein (englisch: Early Reflections), die durch Begren-
zungsflächen und Gegenstände erzeugt werden. Diese sind sehr wichtig für das Hörereig-
nis, denn durch deren Verzögerung, Einfallsrichtung und Stärke, ergibt sich für uns ein
Raumeindruck. Die ersten Reflexionen geben auch Auskunft über die Entfernung zur
Schallquelle und tragen mit dem Direktschall zur Lokalisation dieser bei. Je größer der
Zeitabstand zwischen dem Direktschall und den ersten Reflektionen, desto größer wirkt
der Raum.25 Sind die Abstände größer als 30ms, so können die Reflektionen auch als
Echos wahrgenommen werden, was gerade für die Sprachverständlichkeit oder Transpa-
renz von rhythmischen Musikstücken hinderlich sein kann.26,27
Erst danach entsteht der Nachhall (englisch: Reverb-Time), welcher durch eine Verdich-
tung weiterer Reflektionen geschaffen wird, die im Raum hin und her zirkulieren. Im Ide-
alfall sollte die Gesamtheit des reflektierten Schalls den kompletten Raum gleichmäßig
erfüllen.28
23 Vgl. Hall, Donald E.: Musikalische Akustik, 2008, S. 320 ff.
Je schneller sich der Nachhall eines Raumes aufbaut, desto kleiner ist der Raum
und je länger der Nachhall eines Raumes anhält desto größer ist er. Dabei muss auch der
Absorptionsgrad beachtet werden. Der Nachhall ist bei breitbandigem oder impulsarti-
gem Schall direkt wahrnehmbar. Bei andauernden Schallsignalen baut sich das diffuse
Schallfeld zunächst auf und bildet damit einen sogenannten Anhall. Ist dieser kurz, so
wirkt der Klangeinsatz prägnant, während er bei einem langen Anhall weich klingt. Erst
24 Vgl. Werner, Ulf J.: Handbuch Schallschutz und Raumakustik, 2015, S. 258 ff. 25 Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 29 26 Vgl. Ballou, Glen M.: Handbook for sound engineers, 1988, S. 37 27 Vgl. Werner, Ulf J.: Handbuch Schallschutz und Raumakustik, 2015, S. 254 ff. 28 Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 151 ff.
Grundlagen
8
nach Abklingen der Schallquelle kommt es wiederum zum Nachhall. Als Oberbegriff für
den gesamten diffusen Schall in einem Raum wird der Ausdruck Hall verwendet.29
Die
Abbildungen 2 und 3 veranschaulichen den zeitlichen Verlauf des Schallfeldes.
Abbildung 2: Zeitliche Folge der Reflexionen in einem Raum bei Impulsschall30
Abbildung 3: Zeitlicher Verlauf des Schalldrucks im diffusen Schallfeld an Quelle und Empfänger31
Die Zeit zwischen dem Direktschall und der ersten Reflexionen wird als Pre-Delay be-
zeichnet.32 Die Nachhallzeit eines Raumes wird nach Sabine so definiert, dass es den Zeit-
raum angibt, in welchem der Nachhall nach Abschalten der Schallquelle um 60dB ab-
nimmt. Daher wird der Wert oft als RT60 angegeben.33
29 Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 29 ff.
Diese genannten Parameter, Early
Reflections, Pre-Delay und Reverb-Time, können in den meisten Hallgeräten bestimmt
30 Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 30 31 Werner, Ulf J.: Handbuch Schallschutz und Raumakustik, 2015, S. 235 32 Vgl. Eargle, John: Handbook of recording engineering, 2003, S. 11 ff. 33 Vgl. Ballou, Glen: A sound engineer´s guide to audio test and measurement, 2009, S. 113 f.