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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz
Das Ausstellungsprogramm des Kupferstichkabinetts 1935/36Author(s): WinklerSource: Berliner Museen, 56. Jahrg., H. 2. (1935), pp. 40-41Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/4237877 .
Accessed: 25/06/2014 01:20
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40 BERLINER MUSEEN
gruppen gedacht. Weitaus die meisten sind aber f?r die Allgemeinheit und jedem Museumsbesucher, gegen kleines Entgelt, zug?nglich und verst?ndlich.
Nur ein Berufszweig ist zu Recht von jeher sehr bevorzugt worden, mit oftmaligen Kursen von F?hrungen und Vortr?gen: die Lehrer; weil ihre Ausbildung Volkserziehung im gro?en hei?t. Auch ausw?rtige wurden in den Osterferien manchmal nach Berlin geladen, um im Anschlu? an ein ihnen wichtiges Thema die Kunstsamm-
lungen kennenzulernen. Hier erwuchs als be- sonderer Gewinn aus der Zusammenarbeit von
Berufsgenossen aus allen preu?ischen Provinzen immer wieder das Bewu?tsein enger Zusammen-
geh?rigkeit und ?bertrug sich von ihnen auf die heranwachsende Jugend.
Daneben stellen die Museen ? als andere Pflicht ? Redner f?r geplante F?hrungen, etwa der nationalen Verb?nde; oder sie sind ihnen Wirt und Heimst?tte, so f?r Kraft durch Freude und das Studentenwerk, f?r Volkshochschulen, Fachschaften und Schulklassen und f?r viele
private Unternehmungen. Denn die Museen, die vor mehr als hundert
Jahren begr?ndet wurden ?zum Nutzen und Ver-
gn?gen des Publikums?, sind jetzt ?Eigentum des
ganzen Volkes?. Aber nur wenige Deutsche wissen um solchen Reichtum. Da? er zum inneren Besitz von immer mehr Volksgenossen werde, ist Aufgabe und Zweck der Museumsf?hrungen.
FRIDA SCHOTTM?LLER
DAS AUSSTELLUNGSPROGRAMM
DES KUPFERSTICHKABINETTS 1935/36
Nachdem in der Ausstellungsreihe ?Die Kunst der nordischen V?lker und St?mme? in 5 Zyklen die Hauptwerke nordischer Zeichenkunst und Bilddrucke bis etwa 1850 vorgef?hrt wurden, steht als neue Aufgabe bevor, die H?hepunkte in der Entwicklung der Graphik bei den anderen
V?lkern, zumal in Italien und Frankreich, zu ver- anschaulichen. Nicht so sehr deshalb, weil es ein Gebot ausgleichender Gerechtigkeit ist, die
Leistungen der romanischen V?lker ebenfalls zur
Geltung zu bringen, als um die mannigfachen Sch?tze der Sammlung m?glichst ersch?pfend aus- zustellen. Andere graphische Kabinette m?chten leicht an der Unvollkommenheit und Einseitigkeit ihres Bestandes scheitern, wir sind in der Lage, die H?hepunkte ausl?ndischer Kunst hervorragend gut zu veranschaulichen. Die Geschlossenheit und F?lle, die die deutschen und niederl?ndischen
Sammelgebiete unseres Kabinetts zu einem so
einzigartigen Berliner Kunstbesitz machen, darf freilich nicht erwartet werden, und es empfiehlt sich
deshalb, die Fortsetzung der Ausstellungsreihe etwas lockerer zu gestalten.
An und f?r sich unterbrechen schon die
Ged?chtnisausstellungen, die zu machen wir verpflichtet sind, deren Pflege wir uns au?er- dem besonders angelegen sein lassen, hie und da unsere Zyklen. So haben wir in der abge- laufenen Berichtszeit LudwigRichter (50. Todes-
tag) und Hans Baidung Grien durch Aus-
stellungen gefeiert. Den ersteren, indem die
T?tigkeit Richters als Buchillustrator als die
eigentliche Dom?ne seiner Begabung in den Vor-
dergrund gestellt wurde, den letzteren durch die
Darbietung seiner gesamten in Berlin vorhandenen
Werke, die hier reicher beisammen sind als
irgendwo sonst. Das Kupferstichkabinett d?rfte die reichhaltigste Sammlung von Baidungs Graphik sein, die Bilder, Glasgem?lde und der gro?artige Teppich mit dem Sturz Sauli sichern dem Deutschen Museum einen Vorsprung vor allen anderen
Sammlungen. Die beif?llige Aufnahme beider
Veranstaltungen soll ein Ansporn sein, weniger durch Ausleihen unserer Sachen, wodurch das Kabinett zeitweise arg bedr?ngt wird, als durch
eigene Veranstaltungen f?r die Benutzung seiner Studienr?ume zu werben. Wenig Widerhall fand leider eine kleine Ged?chtnisausstellung J. W. Meils (geb. 1733), des Berliner Akademiedirektors, der der f?hrende Meister der deutschen Buch- illustration in der Fr?hzeit unserer klassischen Literatur und neben Chodowiecki der feinste
Graphiker der friderizianischen Zeit in Berlin war. Als n?chste gr??ereGed?chtnisausstellung
ist die zum Andenken an einen besonders ver- dienten Mann des alten Preu?en, den General-
postmeister v. Nagler, in Aussicht genommen. Sie soll zugleich eine Art Jahrhundertfeier der Begr?ndung des Kupferstichkabinetts werden. Denn wenn dasselbe auch zugleich mit der Er-
?ffnung des Alten Museums (1830) ins Auge gefa?t worden war und in den n?chsten Jahren vornehmlich durch ?berweisung der widerstrebend
herausgegebenen Sammlung der Akademie der
K?nste und Ankauf kleiner Sammlungen aus der
preu?ischen Hocharistokratie Gestalt annahm, so darf mit Fug und Recht der Eintritt der
Sammlung Nagler als die Geburtsstunde ange- sehen werden. Sie erst, die den gro?en f?rst- lichen und staatlichen Sammlungen in London, Paris, M?nchen, Dresden, Wien als fast eben-
b?rtig galt, konnte als Grundstock eines gra- phischen Kabinetts von internationaler Bedeutung
angesehen werden. Hatte Nagler doch neben
unz?hligen Bilddrucken, die die graphischen Techniken aus allen Zeiten illustrierten, auch
Zeichnungen, Handschriften, Blockb?cher, In-
kunabeln und ?hnliches mehr:gesammelt, was den Besitzstand der gro?en ?ffetitlichen Kabinette ausmachte. Dazu stand f?r Nagler im Mittelpunkt des Ganzen die deutsche Graphik und Zeichen-
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BERICHTE AUS DEN PREUSSISCHEN KUNSTSAMMLUNGEN 41
kunst, so da? der Ausbau der Sammlung im XIX. Jahrhundert, der dem Berliner Kabinett seine
einzigartige Stellung als Sammlung nordischer
Graphik verschaffte, vor allem auf dieser Erwer-
bung beruht. Die Schau wird zugleich eine Ehrung f?r den gro?en Kunstforscher und Antipoden Winckelmanns, den Freiherrn C. F. von Rumohr, dessen Geburtstag sich in diesem Jahre zum 150. Male j?hrt und der sich um die Erwerbung der Sammlung Nagler verdient gemacht hat. Seit 1830 wurde der Ankauf betrieben, 1835 wurde mit der ?bernahme begonnen.
Es sind nunmehr auch 30 Jahre her, da? Adolph Menzel tot ist. Die 5. Ausstellung unseres
Zyklus nordischer Kunst, in dem die deutsche
Graphik des XIX. Jahrhunderts vorgef?hrt wird, hat Menzel als den bedeutendsten Graphiker des
Jahrhunderts besonders ber?cksichtigt und durch eine geschlossene Ausstellung allerbester Arbeiten auf diesem Gebiet in einem besonderen Raum zugleich eine Erg?nzung der Ausstellung in der Akademie der K?nste geboten, die zum gleichen Zeitpunkt stattfindet. Deren graphischer Teil wurde ebenfalls aus unsern in bezug auf Menzel ?berreichen Best?nden gebildet.
Als ?bergang zu der Darbietung der fremd- l?ndischen Graphik schlie?t sich an unseren
Sgliedrigen Zyklus nordischer Kunst eine Aus-
stellung ?Ursprung und erste Bl?te der
Graphik? an, in der neben den gewichtigsten Zeugnissen des Auslandes, vornehmlich Italiens, eine Phase der nordischen Graphik vertreten sein wird, die mit Fug und Recht schon in dem
gro?en Zyklus erwartet werden konnte: Kupfer- stich und Holzschnitt in Deutschland vor D?rer.
In den Stichen des Meisters E S und Schon-
gauers, in den Einblattholzschnitten und illu- strierten Inkunabeln ebenso wie in den Zeich-
nungen der Zeit, durchweg Gipfelleistungen alt- deutscher Kunst, besitzen wir Sammlungen, die
nirgendwo ihresgleichen haben. Es ist ein Akt der Gerechtigkeit, die vord?rerische Graphik, die f?r die Erfindung und Fortentwicklung von
Kupferstich und Holzschnitt bestimmend gewesen ist, neben der ganz anders gearteten italienischen auszustellen. Weitere Ausstellungen werden der
sp?teren italienischen, der franz?sischen, engli- schen und spanischen Graphik gewidmet sein.
Bei der lebhaften Inanspruchnahme unserer Best?nde durch die Veranstalter von Berliner und
ausw?rtigen Ausstellungen k?nnten wir uns mit den skizzierten Projekten begn?gen. Das Be- d?rfnis, unsere Sch?tze au?er nach kunstgeschicht- lichen Gesichtspunkten auch kulturgeschichtlich auszunutzen, ist aber beim Besucher recht lebhaft, wie sich aus der g?nstigen Aufnahme solcher
Darbietungen erkennen l??t. Zwei solche Ver-
anstaltungen sollen deshalb schon jetzt ins Auge
gefa?t werden : eine umfassende Ausstellung von Bildnissen bekannter historischer Per- s?nlichkeiten mit einer besonderen Gruppe von K?nstlerselbstbildnissen, und eine ebenso gro?e, d. h. bis zu 300 Bl?ttern umfassende von Stadtansichten. Bei letzterer wird die deutsche Stadt naturnotwendig, d. h. infolge ihrer
Bedeutung in der Graphik schlechthin und wegen des Interesses der Besucher an ihr, im Vorder-
grund stehen. winkler
PERSONALNACHRICHTEN
Dr. Nevermann vom V?lkerkundemuseum ist von seiner Forschungsreise nach Neuguinea zur?ck- gekehrt.
CHRONIK
Am 11. Januar 1935 ist die von Professor Thorak abgenommene Totenmaske des verewigten Reichspr?sidenten und Generalfeldmar- schalls v. Hindenburg in der Ruhmeshalle des Zeughauses aufgestellt worden. Die Original- maske ist auf Anordnung des F?hrers und Reichs- kanzlers dem Zeughaus ?berwiesen worden.
Im Obergescho? des Deutschen Museums ist die Sammlung Simon in den neu eingerichteten R?umen beim Rokokosaal aufgestellt und seit
Anfang Januar dem Publikum zug?nglich. In den dadurch frei gewordenen R?umen werden die altniederl?ndischen Bilder neu aufgestellt. ?
Im Erdgescho? des Deutschen Museums ist f?r die vom Pergamonmuseum kommenden Besucher ein neuer Eingangsraum geschaffen worden ; dort sind die vier Prophetenstatuen von der Trierer Liebfrauenkirche sowie die gro?en mittel- alterlichen Rittergrabsteine aus Boppard auf-
gestellt worden. In der Vorderasiatischen Abteilung wur-
den neu aufgestellt zwei Original-Bleiurkunden aus Assur von je 350 kg Gewicht sowie zwei Alabaster- Urkunden aus Assur und Kar-Tukulti-Ninurta aus dem 3. Jahrtausend bzw. XIII. Jahrhundert v. Chr.
In der ?gyptischen Abteilung sind Saal II und III wegen Bauarbeiten nach wie vor ge- schlossen.
Im Erdgescho? des Zeughauses ist die
Modellabteilung wegen Neuaufstellung der Welt-
kriegsabteilung vor?bergehend geschlossen.
AUSGRABUNGEN
Die Ausgrabungen im Uruk unter Leitung von Dr. A. N?ldecke sind seit November 1934 im Gange.
VER?FFENTLICHUNGEN
In Vorbereitung: Bilderhefte der Isla- mischen Abteilung, Heft 3: ?Orientteppiche?.
Erschienen in der Reihe der F?hrer durch das Kaiser-Friedrich-Museum: E.F.Bange, Die
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