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9 783981 558807 Patienten-Bibliothek Arzt und Patient im Gespräch - mehr wissen, aktuell und kompetent informiert Deutschland 6,50 Onlineausgabe: www.patienten-bibliothek.de Frühjahr 2017 Frühjahr 2017 4. Jahrgang COPD in Deutschland Patientenzeitschrift für Atemwegs- und Lungenerkrankungen kostenfrei bei Ihrem Hausarzt, der Apotheke und in der Klinik ® COPD in Deutschland Reisen mit Sauerstoff 2017 NIV Herz Diabetes PH Leben mit einem kranken Angehöri gen Husten … nicht-invasive Beatmung

COPD in Deutsch land - digab.de · kann z. B. Atemnot bereits bei geringer Belastung sein. Bei COPD-Patienten besteht häufig die Problematik, nicht ausreichend Sauerstoff einatmen

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  • 9 783981 558807

    Patienten-BibliothekArzt und Patient im Gespräch - mehr wissen, aktuell und kompetent informiert

    Deutschland 6,50 €

    Onlineausgabe: www.patienten-bibliothek.de Frühjahr 2017

    Frühjahr 20174. Jahrgang

    COPD in DeutschlandPatientenzeitschrift für Atemwegs- und Lungenerkrankungenkostenfrei bei Ihrem Hausarzt, der Apotheke und in der Klinik

    ®

    COPD in DeutschlandReisen mit Sauerstoff 2017

    NIVHerz

    DiabetesPH

    Leben mit einem kranken Angehörigen

    Husten …nicht-invasive Beatmung

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  • InhaltEditorialEinladung zur Information 04

    Herz, Diabetes, PHBasisinformationen: Lunge und Herz 06

    Aktuelle Übersicht: Pulmonale Hypertonie und COPD 08

    Gemeinsam oder doch allein? Diabetes und COPD 12

    Diabetes Typ 2: Testen Sie Ihr Risiko 15

    BewegungMotivation: Tägliches Training mit Michaela Frisch 17

    Neue Broschüre: Training im Alltag 19

    HustenVon der Symptomatik zur Therapie: Ein oft verharmlostes Symptom 20

    LOT: Ich bin wieder mobil!Jetzt auch als Blog 23

    Aktiv in jeder Lebensphase:…und aufgeben gibt´s nicht! 24

    Neu: Für Sie im Einsatz…für den Sauerstoffpatienten: 02-Assistentin 26

    ReisenIn Europa unterwegs …mit Wohnwagen und Pedelec 27

    Bestell- und Lieferservice 31

    Der Sonne entgegen…: Mit LOT im Winter nach Indien 33

    Aktuelle Übersicht: Reisen mit mobilem Sauerstoffkonzentrator 36

    Tipps 2017: Wissenswertes rund ums Reisen 38

    Leben mit einem kranken AngehörigenPersönliche Erfahrungen:Herausforderung und Veränderung 42

    Persönliche Erfahrungen: Offene Kommunikation suchen 44

    Angehörigenberatung: Oft setzen wir uns selbst unter Druck 46

    Den Alltag meisternFamilie und Freunde: Im Schatten der Krankheit? 47

    Alpha 1Apha1 Deutschland: Kinder- und Jugendtag 51

    Nicht-invasive BeatmungNeue technische Option: Nächtliche Simulation der Lippenbremse 52

    Neues Video: Nicht-invasive außerklinische Beatmung 55

    Weaning: Entwöhnung von der Beatmung 56

    Kurz und wichtigAuf ein Wort 58Wissenschaftlicher Beirat 58

    Veranstaltungstermine 59

    Patienten fragen – Experten antworten Lebenszeit 60

    Selbsthilfegruppen der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland 61

    SelbsthilfeKontaktadressen 62

    Impressum 63

    Vorschau 63

    1 I 2017 COPD in Deutschland 03

    Chinesische Fischernetze in Cochin Seite 33

  • Einladung zur Information

    Liebe Leserinnen, liebe Leser und liebe Kollegen,

    Information und Kommunikation sind bei chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie z. B.der COPD, dem Lungenemphysem oder der Lungenfibrose alleine aufgrund ihrer Komplexität zwei ganzwesentliche Eckpfeiler.

    Patienten und auch deren Angehörige sind kontinuierlich gefordert, sich aktiv mit in das Gesamtkon-zept der Behandlung einzubringen – im Interesse eines möglichst stabilen Erkrankungsstatus. Nebender medikamentösen Therapie und physiotherapeutischen Maßnahmen, stellen vor allem Therapiefor-men wie die Langzeit-Sauerstofftherapie und die nicht-invasive Beatmungstherapie eine besondereHerausforderung dar. Fundierte Informationen und eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Kommunika-tion bilden die Basis für Akzeptanz und Anwendung.

    Als Leser der Patienten-Bibliothek / COPD in Deutschland haben Sie bereits den Weg der Informationgewählt. Ich möchte Sie einladen, auch die verschiedenen Wege der Kommunikation zu nutzen.

    Der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung DIGAB e.V. ist ein interdis-ziplinärer Austausch besonders wichtig – nicht nur zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen derÄrzteschaft, sondern gleichermaßen mit Betroffenen, Versorgern und Pflegeberufen. Dies spiegelt sichvor allem auch beim Jahreskongress wider, der immer von einer besonderen Atmosphäre des Miteinan-ders geprägt ist.

    Der bereits 25. Kongress findet in diesem Jahr vom 22.-24. Juni 2017 in Köln statt. Kongresspräsidentist Professor Dr. Jan Hendrik Storre.

    Wie in jedem Jahr freuen wir uns auf Veranstaltungen von und mit Betroffenen und Angehörigen, wiez. B. das Symposium „Mein Leben mit Beatmung“. Weitere Informationen zur Tagung finden Sie unterwww.digab-kongresse.de.

    Ich wünsche Ihnen nun eine informative und den Austausch anregende Lektüre.

    Ihr

    Dr. Karsten Siemon

    1. VorsitzenderDeutsche Interdisziplinäre Gesellschaft für Außerklinische Beatmung(DIGAB) e.V.

    Editorial

    25. Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB) e.V.zusammen mit dem

    12. Beatmungssymposium unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

    22. - 24. Juni 2017KÖLN

    http://www.digab-kongresse.de

  • Veranstalter:

    Am Samstag, 02. September 2017 9:00 bis 17:00 Uhr

    Auf dem Gelände des Westfälischen Industriemuseum Henrichshütte - Gebläsehalle Werksstrasse 31-33 45527 Hattingen/ NRW

    Eintritt frei!

    Ein Symposium für alle Atemwegs- und Lungenerkrankte, deren Angehörige, Ärzte und Fachpersonal

    Leben mit Atemwegserkrankungen Symptome, Ursachen, Diagnostik und

    Therapieoptionen

    COPD und Lungenemphysem

    Mitveranstalter:

    10. Sy

    mposium Lunge

    2017

    Fordern Sie hier Ihr kostenloses Programmheft an:

    https://www.copd-deutschland.de/programmheft-bestellen

    S

    T

    https://www.copd-deutschland.de/programmheft-bestellen

  • 06 COPD in Deutschland 1 I 2017

    COPD – eine systemische ErkrankungCOPD ist in erster Linie eine Erkrankung der Lunge. COPDist jedoch nicht nur eine Lungenerkrankung, sondernauch eine systemische Erkrankung, die andere Organewie Muskulatur, Herz und Gefäße betreffen kann.

    Verständlich wird dies, anhand der Funktion des Stoff-wechsels, des Kreislaufs und des Sauerstoffs im Körper.Die Aufnahme von Sauerstoff, wie auch die Aufnahmevon Nahrung, sind Grundvoraussetzungen dafür, dassunser Körper, unsere Organe und somit jede einzelne Zelledes Körpers ausreichend mit Energie versorgt werden, umfunktionieren zu können. Sowohl Sauerstoff als auchNahrung kurbeln Stoffwechselvorgänge an und stellenquasi die Energie bereit, die wir zur „Befeuerung“ unse-rer Zellen und somit unseres Stoffwechsels benötigen.

    Wird Atemluft eingeatmet, gelangt dabei der darin ent-haltene Sauerstoff durch die Lungenbläschen ins Blut.Das Herz sorgt dafür, dass der Sauerstoff an seinen Be-stimmungsort transportiert wird. Es schlägt und hält sodas Blut in Bewegung. Sauerstoff wird bei jeder Oxidationbzw. „Verbrennung“ von Nahrungsbestandteilen wie Zuk-ker, Fett und Proteine in unseren Körperzellen benötigt.

    Eine Voraussetzung für das Funktionieren des Stoff-wechsels und damit jeder unserer Körperzellen, sei es denZellen in Organen, Geweben oder Muskeln, ist also einekontinuierliche und ausreichende Versorgung mit Sau-erstoff und ebenso die Entsorgung des bei der „Verbren-nung“ entstehenden Abfallproduktes Kohlendioxid.

    Vorstehende Erläuterungen zeigen auf, welche Bedeu-tung die Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabefür die Funktion unseres gesamten Körpers hat. Bei einerStörung des „Atmungssystems“ kann es zur Auslösunganderer Erkrankungen kommen.

    COPD und Herz-Kreislauf-ErkrankungenDa Lunge und Herz unmittelbar über den kleinen Blut-kreislauf, auch Lungenkreislauf genannt, miteinanderverbunden sind, werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen inZusammenhang mit COPD oft diagnostiziert. Bluthoch-druck (Hypertonie) gilt als häufigste Begleiterkrankungbei COPD.Weitere häufig vorkommende Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sind: Pulmonale Hypertonie (Hinweis:Lesen Sie hierzu den Beitrag auf Seite 8), Herzinsuffi-zienz und Koronare Herzkrankheit.

    HerzinsuffizienzAls Herzinsuffizienz wird eine Herzschwäche bezeichnet.Insuffizienz ist der medizinische Fachbegriff für einge-schränkte Funktions- bzw. unzureichende Leistungsfä-higkeit.

    Bei einer Herzschwäche liegt eine reduzierte Pumpfunk-tion des Herzens vor. Da das Herz in verschiedene Seg-mente aufgeteilt ist, kann die Herzschwäche einzelneoder mehrere Bereiche betreffen wie z. B. eine Links-herzinsuffizienz mit einer eingeschränkten Pumpfunk-tion der linken Herzkammer, deren Aufgabe es ist, dassauerstoffreiche Blut in den Körperkreislauf zu pumpen.

    Durch die mangelnde Pumpfunktion kann es innerhalbdes Blutkreislaufs zu einem sogenannten Rückwärts-oder Vorwärtsversagen kommen. Bei einem Rückwärtsversagen kommt es quasi zu einem„Rückstau“ des Blutes, was wiederum zu einem Druck-anstieg in den Gefäßen und zu einer größeren Flüssig-keitsabgabe aus den Gefäßen in das Gewebe führenkann. Wassereinlagerungen (Ödeme) z. B. in der Lungeoder in den Beinen sind die Folge.Bei einem Vorwärtsversagen reicht die Pumpfunktion nichtaus, um den Körper, d.h. die Organe und Muskeln, ausrei-chend mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Die Folgekann z. B. Atemnot bereits bei geringer Belastung sein.

    Bei COPD-Patienten besteht häufig die Problematik, nichtausreichend Sauerstoff einatmen und Kohlendioxid abat-men zu können. Das Blut ist daher mit weniger Sauerstoff

    Herz, Diabetes, PHBasisinformationen

    Lunge und Herz

    Lungenkreislauf

    rot=sauerstoffreiches Blut

    blau=sauerstoffarmes Blut

  • angereichert. Um den Sauerstoffbedarf auszugleichen, er-höht sich automatisch die Pumpleistung des Herzens. Diesekontinuierliche bzw. immer wiederkehrende Belastungkann zu einer Schwächung des Herzens führen.

    Da die rechte Herzkammer das Blut des Körpers in denLungenkreislauf befördert, entwickelt sich meistens eineSchwäche der rechten Herzkammer (Rechtsherzinsuffi-zienz). Man spricht dann von einem Cor pulmonale,einem Lungenherz, d.h. einer Rechtsherzinsuffizienz, diesich infolge einer Lungenerkrankung entwickelt hat.

    Koronare HerzkrankheitAls Koronare Herzkrankheit, abgekürzt KHK, wird eineErkrankung der Herzkranzgefäße (Koronararterien)bezeichnet. Herzkranzgefäße sind Arterien, die wieein Kranz um das Herz angeordnet sind. Die Herz-kranzgefäße haben eine überaus wichtige Aufgabe,sie versorgen den Herzmuskel mit sauerstoff- undnährstoffreichem Blut, damit dieser seine Funktion -Blut durch unseren Körper zu pumpen - leisten kann.

    Eine Koronare Herzkrankheit entsteht durch verengteHerzkranzgefäße. Die Verengungen entwickeln sichdurch Verkalkungen und Ablagerungen in den Innen-wänden der Arterien, was auch als Arteriosklerose oderumgangssprachlich Arterienverkalkung bezeichnet wird.In der Regel sind nicht alle Herzkranzgefäße von den Ab-lagerungen gleichermaßen betroffen; es können eineoder mehrere Arterien verengt sein.

    Als Folge der Koronaren Herzkrankheit bekommt derHerzmuskel nicht mehr so viel Sauerstoff und Energiewie er benötigt, um einwandfrei zu arbeiten. Das machtsich insbesondere bei größeren Anstrengungen, wie z. B.körperlichen Arbeiten bemerkbar. Es kommt zu einerMangelsituation am Herzmuskel, die sich in unter-schiedlichen Beschwerden ausdrücken kann.

    Lesen Sie weiter…im Ratgeber „COPD und mögliche Begleiterkrankungen“des COPD – Deutschland e.V. und der Patientenorgani-sation Lungenemphysem-COPD Deutschland. Der Rat-geber wurde aktuell überarbeitet und in der 3. Auflageneu aufgelegt.

    Sie können den 64-seitigen Ratgeber online aufwww.lungenemphysem-copd.de lesen oder als Druck-version über www.copd-deutschland.de bestellen. Be-achten Sie die dort hinterlegten Versandinformationen.

    1 I 2017 COPD in Deutschland 07

    Herz, Diabetes, PH

    Mögliche Symptome einer HerzinsuffizienzSymptome allgemein können Abgeschlagenheit, Mü-digkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Wassereinla-gerungen (Ödeme) und häufiges nächtliches Wasser-lassen (Nykturie) sein.

    Symptome einer Linksherzschwäche:• Husten• Atemnot unter Belastung, später auch in Ruhe

    Symptome einer Rechtsherzschwäche• Wassereinlagerungen – insbesondere in den Bei-

    nen, Knöcheln und am Bauch• Entzündliche Hautveränderungen (Ekzeme) und

    daraus resultierende schlecht heilende Wunden

    Mögliche Symptome einer KHKDie Koronare Herzkrankheit beginnt meist schlei-chend, d.h. die Beschwerden treten nicht ständig aufund das Beschwerdebild kann sehr unterschiedlichaussehen.

    Das typische Symptom einer KHK ist der Brustschmerz(Angina pectoris = Brustenge), genauer gesagt derSchmerz hinter dem Brustbein mit Ausstrahlung zumHals und evtl. in die Arme. Tritt dieser Schmerz immerwieder bei bestimmten Belastungen (körperlichen Be-lastungen, Stress, Kälte) in gleicher Weise auf, kannman meistens davon ausgehen, dass die Erkrankungnoch weitgehend stabil ist.

    Aber Achtung! Treten die Brustschmerzen bereits inRuhe auf, deutet dies auf eine instabile Erkrankungs-situation hin und es muss ein Notarzt gerufen wer-den!

    Weitere mögliche Symptome sind Luftnot, Atemnotunter Belastung, Herzrhythmusstörungen, Angst undSchweißausbruch, Übelkeit.

    Jens LingemannCOPD – Deutschland e.V.

    Wissenschaftliche BeratungProf. Dr. Kurt Rasche, Wuppertal

  • Herz und Lunge liegen physiologisch nahe beieinander,sind über den Lungenkreislauf miteinander verbundenund beeinflussen sich gegenseitig, wie wir im Eingangs-beitrag „Basisinformationen: Lunge und Herz“ auf Seite6 bereits erfahren haben.

    Der Begriff „Pulmonale Hypertonie“, umgangssprachlichauch als „Lungenhochdruck“ bezeichnet, lässt bereitsvermuten, dass es sich um eine Erkrankung handelt, diesowohl das Herz als auch die Lunge betrifft. Im Gegen-satz zum „Bluthochdruck“, der Hypertonie, einer chro-nischen Erhöhung des arteriellen Gefäßsystems, ist derLungenhochdruck jedoch weit weniger bekannt. (Pul-monale Hypertonie, abgekürzt PH bzw. Pulmonale arte-rielle Hypertonie, abgekürzt PAH)

    Im Gespräch mit Professor Dr. Ek-kehard Grünig erfahren wir mehrüber diese Erkrankung, möglicheZusammenhänge mit einer COPDsowie diagnostische und thera-peutische Möglichkeiten. (SH)Professor Grünig leitet das Zen-trum für Lungenhochdruck, eineSektion der Abteilung Pneumolo-gie der Thoraxklinik am Universi-tätsklinikum in Heidelberg. DasZentrum in Heidelberg zählt zu

    den größten und renommiertesten in Deutschland.

    Was ist unter dem Erkrankungsbild einer pulmonalenHypertonie zu verstehen?

    Eine pulmonale Hypertonie ist eine Erkrankung, bei der es zueinem erhöhten Druck in den Lungengefäßen kommt.

    Als Lungengefäße bezeichnen wir die Lungenarterien, diesauerstoffarmes Blut vom Herzen in die rechte und linkeLunge transportieren, die Lungenvenen, die sauerstoffrei-ches Blut aus der Lunge zum linken Vorhof des Herzenstransportieren sowie deren jeweilige kleinste Gefäßverzwei-gungen, die für die Versorgung der Bronchien zuständigsind. Das Netz der winzigen Blutgefäße in der Lunge (Arte-riolen) ist dabei ähnlich aufgebaut wie das baumartige Ge-flecht der kleinen Bronchien und Lungenbläschen (Alveolen).

    Ein erhöhter Druck in den Lungengefäßen kann langfri-stig nicht kompensiert werden und belastet das Herz.Was dazu führt, dass sich entweder akut oder chronischdas rechte Herz vergrößert, verdickt (hypertrophiert) und

    in seiner Pumpfunktion einge-schränkt wird.

    Die Ursache eines Lungenhoch-drucks ist in der Regel vor allemauf eine Einengung der kleinen Ar-teriolen zurückzuführen, die zueinem erhöhten Lungengefäßwi-derstand führt.

    Welche Zusammenhänge könnenzwischen einer COPD sowie anderen chronischen Lun-generkrankungen und einer pulmonalen Hypertonie be-stehen bzw. welche Faktoren können eine pulmonaleHypertonie begünstigen?

    Liegt eine COPD mit einem Lungenemphysem vor, sindnicht nur die Alveolen von der Überblähung betroffen,sondern auch die Lungengefäße. Bilden sich die kleinenAlveolen zu größeren Blasen, so verringert sich dadurchgleichzeitig das zur Verfügung stehende Gefäßbett unddas Blutvolumen in den übrigen Gefäßen steigt. Ein be-günstigender Faktor für eine pulmonale Hypertonie.

    Bei COPD-Patienten mit einem apikalen (in der Spitzebefindlichen) Lungenemphysem und ebenso bei Lun-genfibrose-Patienten entwickelt sich daher mit einerWahrscheinlichkeit von 40 bis sogar 90% irgendwann imLaufe der Erkrankung ein Lungenhochdruck. Wobei al-lerdings die meisten COPD-Patienten nur einen leichtenLungenhochdruck aufweisen.

    Ganz aktuell haben wir in Berlin anlässlich einer Konfe-renz darüber diskutiert, wann ein Lungenemphysem-Pa-tient zur weiteren Abklärung an einen Facharztweitergeleitet werden sollte. Insbesondere bei Patientenohne stark veränderte Lungenfunktion, jedoch mit einerstark abfallenden Sauerstoffsättigung und somit einge-schränkter Diffusionskapazität (Fähigkeit der Lunge zumGasaustausch), könnte ein Hinweis auf eine PH gegebensein. Der Abfall der Sauerstoffsättigung lässt sich miteiner PH eher erklären als mit den strukturellen Verän-derungen der Lunge. Bei dieser diagnostischen Situationsollten ergänzend bildgebende Verfahren, wie ein Rönt-gen-Thorax oder eine Computertomographie (CT) durch-geführt werden.

    Bei unklaren Befunden und Hinweisen auf eine PH (wieRechtsherzvergrößerung in der Echokardiographie, er-höhte NT-proBNP-Werte, auffällige Spiroergometrie)

    08 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Herz, Diabetes, PH

    Aktuelle Übersicht

    Pulmonale Hypertonie und COPD

  • sollte ein Zentrum für pulmonale Hyper-tonie hinzugezogen werden.

    Worauf sollten COPD-Patientenachten, welche Symptomatik istfür eine PH typisch?

    Die Pulmonale Hypertonie hatleider keine typischen Symp-tome. Man kann jedoch sagen,dass es zu einer Verschlechterungder Luftnot kommt, vor allem derBelastungsluftnot. Ist bereits dasrechte Herz betroffen, könnenperiphere Ödeme, d.h. geschwol-lene Beine, als Zeichen der

    Rechtsherzschwäche auftreten.

    Auch sogenannte Präsynkopen oder Synkopen – einplötzlicher Verlust des Bewusstseins – können vorkom-men. Eine durchaus typische Situation: Patienten gehendie Treppe hoch, sind oben auf dem Podest angekom-men und werden ohnmächtig.

    Eine weitere Auswirkung – die wir ja bereits kurz ange-sprochen haben – und möglicherweise hilfreich für eineFrühdiagnose sein kann, ist ein starker Sättigungsabfallbei Atemnot unter Belastung.

    Wie wird eine pulmonale Hypertonie diagnostiziert?

    Für eine frühe Diagnostik ist eine Ultraschalluntersuchungdes Herzens (Echokardiographie) besonders wichtig. Diesekann bereits in vielen Hausarzt- oder Facharztpraxen durch-geführt werden. Mittels Echokardiographie kann eine Ver-größerung des Herzens durch Bestimmung derrechtsventrikulären Vorhoffläche festgestellt werden.

    Eine gesunde Frau hat eine Vorhoffläche unter 15 cm2, eingesunder Mann unter 16 cm2. Wird eine Vorhoffläche von

    deutlich über 18 cm2 festgestellt, ist dies Hinweis für eineRechtsherzbelastung und möglicherweise eine PH.Weiterhin kann eine Spiroergometrie (Messung vonAtemgasen während körperlicher Belastung) zur verbes-serten Frühdiagnostik beitragen.

    Um bei einem bestehenden Verdacht die Diagnose PH si-cher zu stellen, muss eine Rechtsherzkatheteruntersu-chung in einem PH-Zentrum erfolgen. Im PH-Zentrumwerden zudem die Ursachen der PH abgeklärt. Dennnicht nur eine Lungenerkrankung, sondern z.B. auch einekoronare Herzerkrankung (KHK) oder eine Kardiomyo-pathie, eine eingeschränkte linksventrikuläre Pump-funktion kann Ursache für eine PH sein und istentscheidend für die weitere Behandlung.

    Ein Lungenhochdruck liegt vor ab einem pulmonal arteriel-len (PA) Mitteldruck, gemessen im Rechtsherzkatheter,von gleich, größer 25 mmHg. Bis zu einem PA-Wert von34 mmHg handelt es sich um einen leichten, bei einem Wertüber 35-40 mmHg um einen schweren Lungenhochdruck.

    Bei sehr vielen Patienten liegt nur ein leichter Lungen-hochdruck vor, wobei allerdings auch dieser behand-lungsbedürftig ist. Denn wir wissen, dass schon minimaleErhöhungen zu einer erhöhten Hospitalisierungsrateführen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die PH miteiner Schwächung des Immunsystems und einer Erhö-hung der Infektanfälligkeit einhergeht.

    Eine schwere PH kommt nur in etwa 1-2 % des oben ge-nannten Patientenklientels vor.

    Welche Behandlungsoptionen bestehen für eine pul-monale Hypertonie?

    Ein leichter Lungenhochdruck wird in der Regel durcheine Intensivierung der Behandlung der Atemwegser-krankung therapiert.

    Herz, Diabetes, PH

    1 I 2017 COPD in Deutschland 09

    Ultraschalluntersuchung des Herzens Spiroergometrie

  • 10 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Bei Patienten mit einem schweren Lungenhochdruck miteinem Druck über 35 mmHg und einem eingeschränktenHerzzeitvolumen, d.h. das rechte Herz ist bereits vergrößertund weist Einschränkungen der Pumpfunktion auf, sollteder Patient in einem PH-Zentrum vorgestellt und individu-ell in einer Einzelfallentscheidung ggf. mit gezielter PAH-Medikation therapiert werden.

    Patienten, die einen Druck über 25 mmHg und ein sehr gro-ßes Herz mit starken Einschränkungen aufweisen, solltenebenfalls in einem PH-Zentrum behandelt und vor allem dieUrsache für das vergrößerte Herz, trotz leichter pulmonal-artiereller Druckerhöhung abgeklärt werden.

    Während des Patiententreffens zum 20jährigen Be-stehen der Selbsthilfeorganisation pulmonale hyper-tonie e.v. haben Sie formuliert: „Erforschung undBehandlung des Lungenhochdrucks haben in den ver-gangenen Jahren so große Fortschritte gemacht, wiekaum ein anderes Gebiet der Inneren Medizin.“ Kön-nen Sie uns das etwas näher erläutern.

    Auf dem Gebiet der PH wurden in den vergangenen Jah-ren viele Zusammenhänge auf molekularer Ebene entdeckt,die die Regulation und die Funktion der Lungengefäße be-treffen. Dabei wurden wichtige Pathomechanismen, alsoFaktoren, die an der Entstehung und Entwicklung betei-ligt sind, und Signalwege gefunden, die zu einem Lungen-hochdruck führen können. Diese Erkenntnisse warenletztendlich Ansatz für die Entwicklung neuer medika-mentöser Therapien. Um nur ein Beispiel zu nennen: dieEntdeckung, dass Patienten mit Lungenhochdruck einenbis zu 1.000fach erhöhten Endothelinspiegel haben, hatdazu geführt, dass Endothelinblocker für die Behandlungder PH entwickelt und inzwischen zugelassen wurden.

    Neben weiteren Signalwegen in den pulmonalen Gefä-ßen, die entdeckt wurden, haben wir in den letzten Jah-ren zudem große Fortschritte im Hinblick auf genetischeDispositionen erreicht. Wir wissen heute, dass eine Reihevon genetischen Defekten die Entwicklung einer PH be-günstigten kann. Zur genetischen Diagnostik konntenwir in Heidelberg eine neue Technik entwickeln, die esermöglicht, bis zu 40 verschiedene Gene gleichzeitig zuuntersuchen. Auch medikamentös verfügen wir inzwi-schen über 11 zugelassene Medikamente und somit eineVielzahl von therapeutischen Optionen.

    Insgesamt gesehen hat die pulmonale Hypertonie eine ganzeinzigartige Entwicklung in den letzten 10-15 Jahren er-fahren. Dazu beigetragen haben viele Forschungsinitiativenwie der Zusammenschluss führender universitärer und au-ßeruniversitärer Einrichtungen im Deutschen Zentrum fürLungenforschung mit Exzellenzzentren wie Hannover, Gie-ßen, Marburg, Heidelberg und München, die an der Erfor-

    schung von Ursachen, Diagnostik und Therapie verschiede-ner Formen des Lungenhochdruckes zusammenarbeiten.

    COPD-Patienten wird die kontinuierliche Durchführungvon körperlichem Bewegungstraining empfohlen. Wieverhält es sich, wenn zusätzlich eine PH vorliegt?

    Bei Patienten mit beiden Erkrankungen ist besonders wich-tig, ein dosiertes und in richtigen Schritten steigerndes Trai-ning durchzuführen. Wir haben daher in Heidelbergzusammen mit in PH erfahrenen Kollegen der RehaklinikHeidelberg-Königstuhl ein spezielles Programm erarbeitet.

    Nach entsprechenden Voruntersuchungen bei uns imZentrum in Heidelberg, werden Patienten während einesdreiwöchigen stationären Aufenthaltes in der Rehakli-nik Heidelberg-Königstuhl an das Training herangeführt.Neben dem Bewegungstraining erhalten die Patientenergänzend eine Atemtherapie sowie ein mentales Trai-ning und psychische Betreuung – denn es gilt Überla-stung und Anstrengung zu vermeiden. Die Patientenerlernen, wie sie das Programm zu Hause fortführenkönnen, kommen nach drei Monaten und zum Teil nocheinmal nach einem Jahr zu Abschlussuntersuchungennach Heidelberg.

    Herz, Diabetes, PH

    Selbsthilfepulmonale hypertonie e.v.„Der ph e.v ist ein Glücksfall für die Weiterentwicklungder Therapie bei Lungenhochdruck“, resümierte Profes-sor Werner Seeger, Vorstandsvorsitzender und Sprecherdes Deutschen Zentrums für Lungenforschung währendseiner Festrede anlässlich des 20-jährigen Bestehens desSelbsthilfeverbandes pulmonale hypertonie e.v. im Ok-tober 2016 in Frankfurt.

    Der Verband berät und unterstützt Patienten mit Lun-genhochdruck und klärt die Öffentlichkeit über dieKrankheit auf. Seit 15 Jahren fördert die René Baum-gart-Stiftung, die durch den Verband gegründet wurde,die medizinische Forschung über Lungenhochdruck beiKindern und Erwachsenen. „Die Lebensqualität der vonLungenhochdruck Betroffenen hat sich inzwischen we-sentlich verbessert. Doch noch immer vergeht durch-schnittlich zu viel Zeit zwischen dem Auftreten derKrankheit und der Diagnose – weitere Aufklärung tutNot“, formulierte Vorsitzender Hans-Dieter Kulla.

    pulmonale hypertonie e.v.Rheinaustr. 94, 76287 RheinstettenTelefon 07242 – [email protected]

    http://www.phev.de

  • Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbHKonrad-Goldmann-Straße 5b | D-79100 Freiburg

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  • 12 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Diabetes mellitus Typ 2 und chronisch obstruktive Lun-generkrankung (COPD) sind beides Volkskrankheiten miteiner zunehmenden Anzahl von Betroffenen (Prävalenz).

    Aufgrund der Häufigkeit beider Erkrankungen ist es alsonicht verwunderlich, dass beide Erkrankungen zusammenbei einem individuellen Patienten auftreten können.

    Im Gespräch mit Professor Dr.Dirk Müller-Wieland erfahren wirmehr über mögliche Zusammen-hänge, Risikofaktoren und thera-peutische Möglichkeiten.

    Professor Dr. Müller Wieland aus derUniklinik in Aachen ist Tagungsprä-sident des Diabeteskongress im Mai2017 in Hamburg sowie Vizepräsi-dent und Pressesprecher der Deut-schen Diabetes Gesellschaft. (SH)

    Kann heute schon die Frage beantwortet werden, obCOPD und Diabetes überzufällig häufig gleichzeitig auf-treten? Wie ist der aktuelle Stand der Wissenschaft?

    Die auftretende Häufigkeit kommt jeweils etwa zwei-fach vor. Das bedeutet: liegt ein Typ-2-Diabetes vor, sokönnen wir feststellen, dass bei diesen Patienten im wei-teren Verlauf eine COPD zweimal häufiger vorkommt, alsbei Patienten ohne Diabetes. Und umgekehrt gilt diesetwa gleichermaßen bei COPD. Auch hier tritt im Fol-genden etwa zweimal so häufig ein Diabetes auf.

    Die Frage, ob das gemeinsame Auftreten beider Erkran-kungen reiner Zufall ist oder ob ein ursächlicher Zusam-menhang, quasi ein „gemeinsamer Nenner“ besteht,

    kann derzeit jedoch wissenschaftlich noch nicht beant-wortet werden.

    Das gehäufte gemeinsame Auftreten sollte dennochdazu führen, beiden Erkrankungen eine höhere Auf-merksamkeit zu schenken. Liegt eine COPD vor, sollteauch ein Screening, d.h. eine Testung auf Diabetes mel-litus erfolgen. Liegt ein Diabetes mellitus vor, sollteebenso auf die Funktion der Lunge geachtet und ggf. einLungenfunktionstest vorgenommen werden.

    In diesem Zusammenhang wird derzeit seitens der For-schung auch nach „gemeinsamen Nennern“ gesucht.

    Diabetes mellitus gilt – nach der Herzschwäche (Herz-insuffizienz) - als zweithäufigste Begleiterkrankung(Komorbidität) bei COPD. Welche möglichen Ursachenliegen dem zugrunde? Welche Faktoren in Zusam-menhang mit einer COPD begünstigen die Entwick-lung eines Diabetes?

    Gemeinsame Risikofaktoren beider Erkrankungen sindvor allem Alter, Bewegungsmangel und Übergewicht.

    Zudem geht COPD mit einer systemischen, d.h. den gan-zen Körper betreffend, chronischen Entzündung (In-flammation) einher, was ebenfalls eine Insulinresistenzbegünstigt.

    Einen weiteren begünstigenden Faktor kann die Begleit-medikation einer COPD darstellen. Im Vordergrund stehthierbei das Cortison. Wobei man wissen sollte, dass in-halative Steroide, da sie nur lokal wirken, einen wesent-lich geringeren Einfluss auf den Blutzucker nehmen alsCortison in Tablettenform (oral), das systemisch wirkt.

    Da Steroide jedoch gesicherte positive Effekte bei einerCOPD bewirken, sollte nicht auf sie verzichtet werden.Wie immer handelt es sich um eine Frage der Dosis, d.h.die Wirkung ist abhängig von der Menge des Medika-mentes und der Dauer dessen Einnahme. Daher gilt: Cor-tison so lange wie nötig und so wenig wie möglicheinsetzen. Mögliche Nebenwirkungen sollten immer imBlickfeld gehalten werden, so dass ggf. frühzeitig ge-gengesteuert werden kann. Insbesondere auch, wennCortison aufgrund einer Exazerbation in einer höherenDosierung verabreicht werden muss.

    Was sollten COPD-Patienten zum Metabolischen Syn-drom wissen und welche Rolle spielt es im Zusam-menhang mit Diabetes?

    Das Metabolische Syndrom ist ein hoher Risikofaktor fürDiabetes. Die Begrifflichkeit zeigt auf, dass verschiedene

    Gemeinsam oder doch allein?

    Diabetes und COPD

    Herz, Diabetes, PH

  • 1 I 2017 COPD in Deutschland 13

    Faktoren bzw. Krankheiten zusammen auftreten:

    • erhöhtes Körpergewicht mit einem erhöhten Taillenumfang

    • Veränderungen im Fettstoffwechsel • erhöhter Blutzucker• Bluthochdruck

    Siehe auch Tabelle Grenzwerte auf Seite 14.

    Wobei es im Hinblick auf den Fettstoffwechsel nicht sosehr um das Cholesterin, sondern vor allem um die er-höhten Neutralfette (Triglyzeride) und das erniedrigteHDL-Cholesterin geht.

    Wissenschaftlich wird aktuell diskutiert, ob das Binde-glied aller Faktoren des Metabolischen Syndroms mög-licherweise eine Insulinresistenz ist.

    Liegt ein Metabolisches Syndrom vor, sollte nach einemDiabetes gefahndet werden und bei Cortisoneinnahmeregelmäßig der Blutzuckerspiegel überprüft werden.

    Was können Patienten selber tun, um der Entwicklungeines Diabetes entgegen zu wirken?

    Reduzieren Sie Ihr Übergewicht und sorgen Sie für re-gelmäßige körperliche Aktivität! Mit diesen beiden Maß-nahmen wirken Sie den wesentlichen „Treibern“ füreinen Typ-2-Diabetes entgegen.

    Beide Maßnahmen konsequent durchzuführen istschwer. Doch bereits jedes Kilogramm weniger hilft undauch die Vermeidung einer weiteren Gewichtszunahmeist bereits ein Erfolg.

    Gleiches gilt für die Bewegung. Jede Form von körperli-cher Aktivität ist besser als keine! Die Art der Bewegunggilt es dabei an den Schweregrad der COPD anzupassen.

    Wie bereits angesprochen, erhöht Cortison den Blut-zuckerspiegel. Manche COPD-Patienten nehmen kon-tinuierlich, andere zeitweise Cortison ein. Was solltenCOPD-Patienten zur Therapie wissen und beachten?

    Grundsätzlich sollten COPD-Patienten wissen, dass Cor-tison eine Insulinresistenz bewirkt und in aller Regel dasGewicht erhöht und auch den Appetit verstärkt. Diessteht jedoch – wie bereits formuliert – in Abhängigkeitzur Cortisoneinnahme (Dauer und Menge).

    Bei Einnahme von Cortison sollte der Blutzuckerspiegelsomit grundsätzlich regelmäßig kontrolliert werden.

    Patienten mit einem diagnostizierten Diabetes, die be-reits Insulin spritzen, sollten wissen, dass der Anstieg desBlutzuckersspiegels als Nebenwirkung des Cortisonszeitlich sehr eng mit dem Cortisonstoffwechsel zusam-menhängt.

    Wird das Cortison als Tablette eingenommen, erfolgtdies in aller Regel morgens, so dass der Blutzuckerspie-gel 2-3 Stunden danach deutlich ansteigt. Am späterenNachmittag verliert das Cortison seine Wirkung und derBlutzuckerspiegel sinkt wieder deutlich ab.

    Daher Vorsicht bei der zusätzlichen Insulingabe amAbend. Sprechen Sie im Fall einer Cortisongabe das The-rapieschema der Insulingabe immer mit Ihrem behan-delnden Arzt oder Diabetologen ab. Eine gleichzeitigeInsulinerhöhung morgens und mittags begleitend mitder Cortisongabe ist sinnvoll.

    Was sollte andererseits bei der Diabetestherapie vonCOPD-Patienten berücksichtigt werden?

    Lediglich bei einer schweren COPD ist das bei DiabetesTyp 2 am häufigsten eingesetzte Medikament Metfor-min kontraindiziert.

    Herz, Diabetes, PH

  • 14 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Inzwischen stehen uns jedoch neue Substanzklassen beiden oralen Medikamenten (in Tablettenform) zur Verfü-gung, die eine gute ergänzende oder auch eine Alterna-tivtherapie darstellen. Hierbei handelt es sich z. B. umsogenannte DPP-4-Hemmer und SGLT-2-Hemmer.

    Was weiß man heute über die Bedeutung eines mög-lichen Vitamin-D-Mangels bei COPD und Diabetes?

    Bisher liegen zu dieser Fragestellung keine aussagekräf-tigen Daten vor, so dass wir aktuell über wenig echtesWissen verfügen. Auch wenn aufgrund der regionalenLage in Deutschland häufiger ein Vitamin-D-Mangelvorkommt, so kann nicht von einem kausalen, d.h. ur-sächlichen Zusammenhang mit Erkrankungen wie COPDund Diabetes ausgegangen werden.

    Ggf. kann der Vitamin-D-Spiegel getestet werden. Liegttatsächlich ein Vitamin-D-Mangel vor, sollte mit dem be-handelnden Arzt abgestimmt werden, ob Vitamin D ent-sprechend substituiert (medikamentös verabreicht) wird.

    Im Mai findet die nächste Jahrestagung der DeutschenDiabetes-Gesellschaft in Hamburg statt. Können Sieuns einen kleinen Ausblick geben?

    Anlässlich der Jahrestagung führen wir erstmals ein kli-nisches Symposium zum Thema „COPD“ zusammen mitder Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beat-mungsmedizin e.V. durch. Somit wird die Thematik mehrin den Fokus gerückt. Darüber hinaus werden For-schungsbeiträge zu möglichen frühen Veränderungender Lungenfunktion bei Diabetes und ihren möglichenUrsachen präsentiert werden.

    Weiterhin diskutieren wir natürlich neue Zusammen-hänge, Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten der ver-schiedenen Diabetesformen und ihren Komorbiditäten(Begleiterkrankungen) – auch unter Einbeziehung derCOPD.

    Auch aktuelle politische Themen zur Prävention und Ge-sundheitspolitik werden vorkommen.

    …mehr Wissen

    www.diabetesde.orgSehr umfangreiche komplexe Informationen der Deut-schen Diabetes-Hilfe.

    www.diabetikerbund.deInternetseiten der größten Patientenorganisation fürMenschen, die von Diabetes betroffen sind. Neben dem

    Bundesverband ist der Verein strukturiert in Landesver-bänden und zahlreichen Selbsthilfegruppen.

    www.Patienten-Bibliothek.deDiabetes-Ratgeber online lesen. Sie finden insgesamtvier Ratgeber zum Thema Diabetes.

    Tabelle Grenzwerte

    Grenzwertkriterien des Metabolischen SyndromsNach einem Konsens internationaler Fachgesellschaf-ten 2015. Das metabolische Syndrom liegt in der Regel vor,wenn mindestens drei Grenzkriterien erfüllt sind:

    • Erhöhter Taillenumfang: Bei Männern über 94 bis 102 cm, bei Frauen über 80 bis 88 cm (es gibtverschiedene Definitionen).

    • Triglyzerid-Konzentrationen im Blut ab 150 mg/dl (> 1,7 mmol/L) morgens im nüchter-nen Zustand oder eine Behandlung mit Trigly-zeridsenkenden Medikamenten

    • Erniedrigte Konzentration von HDL-Cholesterinim Blut; Männer unter 40 mg/dl (unter 1,03 mmol/L), Frauen unter 50 mg/dl (unter 1,29 mmol/L) oder eine Behandlung mit HDL-steigernden Medikamenten

    • Blutdruck ab 130/85 mmHg oder Behandlung mit blutdrucksenkenden Mitteln

    • Nüchternblutzucker mindestens 100 mg/dl (> 5,6 mmol/L) oder diagnostizierter Typ-2-Diabetes

    Herz, Diabetes, PH

  • 1 I 2017 COPD in Deutschland 15

    Diabetes Typ 2

    Testen Sie Ihr Risiko© FINDRISK Test der Deutschen Diabetes-Stiftung (Eva-luation 2007, Dr. Peter Schwarz, AG Prävention Typ 2der Deutschen Diabetes-Gesellschaft DDG

    Wie alt sind Sie?

    � unter 35 Jahren 0 Punkte� 35 bis 44 Jahre 1 Punkt � 45 bis 54 Jahre 2 Punkte� 55 bis 64 Jahre 3 Punkte� älter als 64 Jahre 4 Punkte

    Wurde bei mindestens einem Mitglied Ihrer Ver-wandtschaft Diabetes diagnostiziert?

    � Nein 0 Punkte� Ja, in der nahen

    Verwandtschaft bei leiblichen Eltern, Kindern, Geschwistern 5 Punkte

    � Ja, in der entfernten Verwandt-schaft bei leiblichen Großeltern, Tanten, Onkeln, Cousins/en 3 Punkte

    Welchen Taillen-Umfang messen Sie auf Höhe desBauchnabels?(Wenn Sie kein Maßband zur Hand haben, verwenden Sie doch einStück Schnur und nehmen Sie ein Lineal zu Hilfe).

    Frau Mann� unter 80 cm unter 94 cm 0 Punkte� 80 bis 88 cm 94 bis 102 cm 3 Punkte� über 88 cm über 102 cm 4 Punkte

    Haben Sie täglich mindestens 30 Minuten körperli-che Bewegung?

    � Ja 0 Punkte� Nein 2 Punkte

    Wie oft essen Sie Obst, Gemüse oder dunkles Brot(Roggen- oder Vollkornbrot)?

    � Jeden Tag 0 Punkte� Nicht jeden Tag 1 Punkt

    Wurden Ihnen schon einmal Medikamente gegenBluthochdruck verordnet?

    � Nein 0 Punkte� Ja 2 Punkte

    Wurden bei ärztlichen Untersuchungen schon einmalzu hohe Blutzuckerwerte festgestellt?

    � Nein 0 Punkte� Ja 5 Punkte

    Wie ist bei Ihnen das Verhältnis von Körpergröße zuKörpergewicht (Body-Mass-Index)?(Finden Sie den Wert anhand der auf Seite 16 stehendenTabelle.)

    � unter 25 0 Punkte� 25 bis 30 1 Punkt� über 30 3 Punkte

    So hoch ist Ihr Diabetesrisiko (in den nächsten 10Jahren*)

    Unter 7 Punkte 1 Prozent*Sie sind kaum gefährdet. Eine spezielle Vorsorge oderVorbeugung ist in Ihrem Fall nicht nötig. Trotzdemschadet es natürlich nicht, auf eine gesunde Ernährungund auf ausreichend Bewegung zu achten.

    7 bis 11 Punkte 4 Prozent*Ein wenig Vorsicht ist für Sie durchaus angeraten, auchwenn Ihr Risiko für eine Diabeteserkrankung nur leichterhöht ist. Wenn Sie sichergehen wollen, beachten Siedie folgenden Regeln:

    • Bei Übergewicht sollten Sie versuchen, sieben Pro-zent des Körpergewichts abzubauen.

    • Bewegen Sie sich an mindestens fünf Tagen in derWoche jeweils 30 Minuten so, dass Sie leicht ins Schwitzen geraten.

    • Fett sollte nur maximal 30% Ihrer Nahrung ausma-chen.

    • Der Anteil gesättigter Fettsäuren (vorwiegend in tierischen Fetten) sollte 10% Ihrer Nahrung nicht übersteigen.

    • Nehmen Sie pro Tag 30 Gramm Ballaststoffe (wie z. B. in Vollkornprodukten, Gemüse, Obst) zu sich.

    Herz, Diabetes, PH

    http://www.diabetesstiftung.de/gesundheitscheck-diabetes-findrisk

  • Fortsetzung der Diabetes-Typ-2-Auswertung von Seite 15

    12 bis 14 Punkte 17 Prozent*Wenn Sie in diese Risikogruppe fallen, dürfen Sie Vor-sorgemaßnahmen auf keinen Fall auf die lange Bankschieben. Dabei helfen können Expertentipps und Anlei-tungen zur Lebensstiländerung, die Sie alleine umsetzen.Greifen Sie auf professionelle Hilfe zurück, wenn Siemerken, dass Sie auf diese Weise nicht zurechtkommen.

    15 bis 20 Punkte 33 Prozent*Ihre Gefährdung ist erheblich: Ein Drittel der Patientenmit diesem Risikograd erkranken in den nächsten zehnJahren an Diabetes. Das Unterschätzen der Situationkönnte schlimme Folge haben. Im Idealfall nehmen Sieprofessionelle Hilfe in Anspruch. Machen Sie einen Blut-zuckertest bei Ihrem Arzt oder in Ihrer Apotheke.

    Über 20 Punkte 50 Prozent* Es besteht akuter Handlungsbedarf, denn es ist durchausmöglich, dass Sie bereits an Diabetes erkrankt sind. Dastrifft für rund 35 Prozent der Personen zu, deren Punkt-wert über 20 liegt. Ein einfacher Blutzuckertest – bei-spielsweise in Ihrer Apotheke - kann als zusätzlicheInformation hilfreich sein. Allerdings ersetzt er nicht eineausführliche Labordiagnostik zum Ausschluss einer be-reits bestehenden Zuckerkrankheit. Daher sollten Sieumgehend einen Arzttermin vereinbaren.

    Body-Mass-Index (BMI) Tabelle

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  • Tägliches Training alleine durchzuführen, geht immer.Aber vielleicht haben Sie Lust, auch einmal mit IhremPartner gemeinsam zu trainieren? Neben der doppeltenAnstrengung, kann dies auch doppelten Spaß bedeuten!Einen Versuch ist es wert.

    Michaela Frisch, Therapieleiterin der Espan-Klinik in BadDürrheim und Vorstandsmitglied der AG Lungensporthat sich für den siebten Teil des MotivationstrainingsÜbungen überlegt, die sowohl alleine, als auch mit einemPartner durchgeführt werden können. Wie gewohnt, indrei unterschiedlichen Schweregraden.

    Für Ihr individuelles Zirkeltraining zu Hause fehlen Ihnennoch Übungen aus einigen der vergangenen Ausgabender Patientenzeitschrift COPD in Deutschland? Dann be-suchen Sie uns online unter www.patienten-Biblio-thek.de. Dort können Sie jederzeit alle Ausgabenkostenfrei herunterladen.

    Teil 7Lieber alleine oder mit Partner trainieren? Sie entscheiden…

    Übung leicht. Ausgangsstellung: aufrechter Sitz, die Beine stehen hüftbreit auseinander Atmung: Atemkoordination, Brustkorbmobilisation,Schultergelenkbeweglichkeit

    Die Arme hängen seitlich locker nach unten, die Hand-rücken zeigen nach vorne, mit der Einatmung die Ellbo-gen über die Seite nach oben führen, mit der Ausatmung(Lippenbremse: langsames Ausströmen lassen der Luftüber die Lippen) wieder nach unten.

    Training mit Partner:Sitz gegenüber, die Arme mit leicht gebeugtem Ellbogennach vorne strecken, die Handinnenfläche der rechtenHand zeigt nach oben und der linken Hand nach unten.Beide drücken so fest es geht gegeneinander. Wichtig: ganz bewusst die Atmung mit der Lippen-bremse fließen lassen.

    Bewegung

    1 I 2017 COPD in Deutschland 17

    Variation: nur mit einem Arm

    Motivation Tägliches Training mit Michaela Frisch

  • Übung belastendAusgangsstellung: an der Wand

    Atmung: Atemkoordination, Brustkorbmobilisation und-dehnung, Schulterdehnung, Training der Flankenat-mung

    Aufrecht, mit dem Rücken an die Wand stellen, die Beinesind hüftbreit auseinander, den rechten Arm an der Wandentlang zur Decke strecken. Mit der Einatmung den Arm ander Wand entlang zur Decke schieben, mit der Ausatmung(Lippenbremse : angsames Ausströmen lassen der Luft überdie Lippen) die Dehnung wieder lösen.

    Nach mehreren Wiederholungen: Seitenwechsel

    Training mit Partner:In Stuhlhöhe nebeneinander gegen die Wand setzen, die„inneren“ Arme gebeugt zur Seite bis sie sich berühren.Beide drücken so fest es geht gegeneinander. Wichtig: ganz bewusst mit der Lippenbremse die Atmungfließen lassen.

    Zusätzlich das „innere“ Bein leicht abheben, in der Lufthalten und mit dem freien Arm zur Seite boxen.

    Übung mittel Ausgangsstellung: Seitenlage

    Atmung: Atemkoordination, Brustkorbmobilisation, Schul-tergelenkbeweglichkeit, Training der Flankenatmung

    Die Beine anbeugen, den oberen Arm auf das obere Beinlegen, mit der Einatmung den Arm über den Kopf füh-ren, mit der Ausatmung (Lippenbremse: langsames Aus-strömen lassen der Luft über die Lippen) wieder zurück.

    Variation: mit der Einatmungdas obere Bein - zusätzlichzur Armbewegung - strecken

    Training mit Partner:Seitenlage-Liegeposition gegenüber, den oberen Arm mitleicht gebeugtem Ellbogen nach vorne strecken und dieHandinnenflächen aneinanderlegen. Beide drücken so festes geht gegeneinander. Wichtig: ganz bewusst mit der Lip-penbremse die Atmung fließen lassen. Zusätzlich mit demoberen Bein rückwärts Fahrrad fahren.

    Bewegung

    18 COPD in Deutschland 1 I 2017

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  • Husten begegnet uns im Alltag recht häufig, denn Hu-sten ist zunächst ein wichtiger Schutzmechanismus undReinigungsreflex unseres Bronchialsystems. Husten kannjedoch auch ein Symptom für Erkrankungen sein.

    Bei einer COPD zählt Husten, neben Auswurf und Atem-not, zu einem der drei Hauptsymptome.

    Im Gespräch mit Dr. Peter Kardos,niedergelassener Facharzt in derLungenpraxis an der Klinik Maingauin Frankfurt und Koordinator derwissenschaftlichen Leitlinie „Akuterund chronischer Husten, Diagnostikund Therapie von erwachsenen Pa-tienten“ erfahren wir mehr über dieSymptomatik Husten. (SH)

    Warum entwickelt sich die Symptomatik „Husten“?

    In der Schleimhaut der Luftröhre und der Bronchien be-finden sich zahlreiche Hustenrezeptoren, oder auch Hu-stenfühler genannt, die auf entsprechende Reize wieSchleim, Staub, Fremdkörper ansprechen und den Hu-stenreflex auslösen. Hustenrezeptoren sitzen übrigensauch in der Nase, im Gehörgang und im Magen.

    Bei einem Erkältungshusten entsteht der Husten jedochdurch eine entzündlich bedingte Überempfindlichkeit derHustenrezeptoren und/oder eine Ansammlung von Schleim.

    Bei einer COPD ist das physiologische Reinigungssystemder Atemwege gestört. Die kontinuierliche Einatmungvon Schadstoffen - bei COPD ist es meistens Nikotin -zerstört langfristig die Bronchialschleimhaut.

    Frauen haben grundsätzlich einen empfindlicheren Hu-stenreflex als Männer – auch bei Gesunden. Bei einemTest z. B. mit Zitronensäure lässt sich feststellen, dassMänner und Frauen verschiedene Auslöseschwellen beider Reizung haben. Männer husten später und erst beihöheren Konzentrationen von Zitronensäure.

    Husten kann durch viele Ursachen ausgelöst werden,sei es durch COPD oder andere Erkrankungen wieLinksherzschwäche, obstruktive Schlafapnoe, Bron-chiektasen - um nur einige zu nennen. Worauf solltenPatienten bei vorliegendem Husten achten?

    Husten allgemein zählt zu einem der häufigsten Gründe,warum Menschen einen Arzt aufsuchen. Interessanterweisezählen hierzu jedoch nicht die Raucher. Dies konnten wirbereits vor 20 Jahren anhand einer Studie feststellen. Le-diglich 5 % der Patienten, die mit Husten unklarer Ursachein die Praxis gekommen waren, waren Raucher. Obwohl alleRaucher, wenn sie lange genug rauchen, husten, betrach-ten sie dies als den „normalen“ Zustand.

    Kommen wir zurück zur Symptomatik des Hustens ansich. Meist ist die Ursache für Husten harmlos wie z. B.bei einer Virusinfektion. Dauert ein Husten jedoch län-ger als 8 Wochen, so bezeichnen wir den Husten alschronisch und dessen Ursache sollte unbedingt – zu-nächst durch den Hausarzt - geklärt werden. ErhöhteAufmerksamkeit gilt es bei einem Auftreten weiterer An-zeichen zu haben, wie etwa Blut im ausgehusteten Se-kret, Atemnot, hohes Fieber oder Gewichtsverlust.

    Die Diagnostik des chronischen Hustens erfolgt im er-sten Schritt über eine Röntgenaufnahme des Brustkorbssowie eine Lungenfunktionsmessung. Auffällige Erkran-kungen wie beispielsweise eine Tuberkulose, Lungen-krebs, falls deutlich fortgeschritten, eine COPD oder eineLungenfibrose können durch diese Maßnahmen bereitsentdeckt werden.

    Nicht selten bleibt die Ursache jedoch zunächst unent-deckt, da diese – wie bereits an der Fragestellung er-kennbar – vielfältig sein können. Eine Überweisung zur

    20 COPD in Deutschland 1 I 2017

    HustenVon der Symptomatik zur Therapie

    Ein oft verharmlostes Symptom

  • weiteren Abklärung zu einem kundigen Facharzt wie z. B.einem Lungenfacharzt sollte dann erfolgen.

    Es ist oft nicht einfach, die Ursache für den chronischenHusten zu finden. So kann z. B. bereits eine verlegte Na-senatmung oder eine chronische Rhinusinusitis (eine Ent-zündung der Nasenschleimhaut und der Nasenneben-höhlen) zu einer Verstärkung der Empfindlichkeit des Hu-stenreflexes und damit zum vermehrten Husten führen.

    Auch kann die Überempfindlichkeit des Hustenreflexesdurch Medikamente verstärkt werden. Hierzu zählt bei-spielsweise die Substanzklasse der Blutdruck senkendenACE-Hemmer. Allerdings weisen nur etwa 10 % der Pa-tienten, die diese Medikamente einnehmen, die Neben-wirkung Husten auf.

    Neben ACE-Hemmern können eine ganze Reihe andererMedikamente Husten auslösen. Wenn die Ursache einesHustens nicht erklärbar ist, kann das Registerwww.pneumotox.com zu Rate gezogen werden, da hieralle publizierten Daten über Auswirkungen der Medika-mente auf die Lunge - darunter auch den Husten - ver-zeichnet sind (Hinweis: das Register wird in englischerSprache geführt).

    Lange Zeit hat man auch gedacht, dass Patienten mitSodbrennen aufgrund der aufsteigenden Magensäureund Reizung der Schleimhaut husten. Inzwischen wis-sen wir, dass von den Milliarden Menschen, die Magen-säureprobleme (Reflux) haben, tatsächlich nur ein ganzgeringer Teil so empfindlich ist, dass die Säure den Hu-sten triggert (auslöst).

    Die genannten Beispiele verdeutlichen, wie schwierig esmanchmal sein kann, die Ursache eines chronischen Hu-stens zu diagnostizieren.

    Welche Rolle spielt Husten bei COPD?

    Grundsätzlich sei gesagt, dass nicht alle COPD-Patien-ten husten, bestenfalls sind es etwa die Hälfte der Pa-tienten.

    COPD-Patienten, die husten, haben vorwiegend das Er-scheinungsbild (Phänotyp) einer chronischen Bronchitis.Der Emphysem-Phänotyp, mit dem vorwiegenden Merk-mal einer Überblähung der Lunge und Beeinträchtigungder Sauerstoffversorgung (blaue Lippen und Finger), hin-gegen hustet in der Regel nicht – außer wenn geradeein Infekt vorliegt.

    Auslöser für den Husten des chronisch bronchitischenPhänotyps kann die vermehrte Schleimbildung oder die

    Reizung der in den Bronchien befindlichen Schleimdrü-sen sein. Husten, der mit Auswurf von Sekret einhergeht,wird als produktiver Husten bezeichnet.

    Bei COPD-Patienten handelt es sich meist um produkti-ven Husten, deutlich weniger Patienten leiden untereinem unproduktiven Husten mit festsitzendem Sekret.Das Sekret kann bei diesen Patienten nicht durch dieBronchien nach außen transportiert werden, da dieseihren Flimmerhärchenbesatz aufgrund der chronischenErkrankung verloren haben, die Bronchialwände instabilgeworden sind und bereits bei leichtem Husten zusam-menfallen.

    Welche Möglichkeiten bietet eine Atemphysiothera-pie bei Husten?

    Spezielle physiotherapeutische Techniken können sowohlbei produktivem als auch unproduktivem Husten einge-setzt werden. Bei unproduktivem Husten mit festsitzen-dem Schleim können z. B. Maßnahmen wie das Atmengegen einen Widerstand wie die geschlossene Faust, spe-zielle Lagerungen oder entsprechende Geräte, die einenDruck in den Bronchien bei der Ausatmung aufrecht er-halten, damit der Bronchus offen bleibt und das Sekrettransportiert werden kann, eingesetzt werden.

    Die verschiedenen physiotherapeutischen Maßnahmensind, wenn auch etwas aufwendig, häufig sehr erfolg-reich und müssen zum Teil vom Patienten erlernt unddann selbst angewendet werden.

    Die Behandlungen bzw. Anleitungen sollten von einemspezialisierten Atemphysiotherapeuten vorgenommenwerden. Es ist wichtig, dass der Physiotherapeut die an-zuwendenden Techniken erlernt hat und diese be-herrscht.

    Über die Internetseite der Deutschen Atemwegsliga e.V.– www.atemwegsliga.de – sind Adressen von Physiothe-rapeuten mit Zusatzausbildung „Atemphysiotherapie“ zufinden.Leider haben wir derzeit bundesweit noch zu wenigeAtemphysiotherapeuten.

    Falls eine pneumologische Rehabilitation indiziert ist,bietet sie immer auch die Möglichkeit zur qualifiziertenAtemphysiotherapie in einer pneumologischen Rehabi-litationsklinik.

    Eine weitere Problematik ambulanter Atemphysiothera-pie zeigt sich leider in der Verordnung dieser Maßnah-men. Das zur Verfügung stehende ärztliche Budget isthierfür äußerst eng.

    Husten

    1 I 2017 COPD in Deutschland 21

  • Viele Lungenärzte haben derzeit Probleme mit ihrenBudgets für Atemphysiotherapie.

    Wann kann die Unterstützung durch Hustentherapeu-tika, Husten- und Schleimlöser oder Phytopharmakasinnvoll sein?

    Zunächst einmal kommt es darauf an, ob es sich umeinen akuten oder chronischen Husten handelt und obdie Ursache des Hustens bekannt ist.

    Der akute Husten im Rahmen eines Erkältungsinfektesbei ansonsten gesunden Personen bessert sich in derRegel nach 12-14 Tagen spontan. Pflanzliche Arznei-mittel bringen Erleichterung und beschleunigen die Bes-serung. Synthetische Sekretolytika werden häufigverwendet und manche Patienten empfinden eine deut-liche Besserung; es gibt aber dazu nur sehr wenig wis-senschaftliche Daten. Bei quälendem Reizhusten könnenauch Antitussiva (Hustenstiller, z. B. Dextrometorphan)benützt werden.

    Bei einer COPD und einem chronisch bronchitischenPhänotyp wird es erheblich schwieriger. Es bildet sich inder Regel vermehrt Schleim, der krankhaft zäh sein kann.Hier wiederum kommen dann synthetische oder pflanz-liche Sekretolytika in Betracht, wenn eine subjektive Lin-derung hierdurch erzielt werden kann. Wir haben derzeitkeine wirklich guten hustenstillenden Medikamenteohne Nebenwirkungen.

    Da es sich bei der COPD meistens um produktiven Hustenhandelt und das Sekret unbedingt abgehustet werdensollte, kommen Hustenstiller (Codein, bevorzugt Dextro-metorphan, in Ausnahmefällen Morphin in niedriger Do-sierung) in Betracht, um den Hustenreiz, meistens nurfür die Nacht, zu unterdrücken. Doch alle drei Medika-mente machen abhängig und führen zu Verstopfung. DieWirksamkeit weiterer Hustenstiller ist wissenschaftlichwenig belegt.

    Bei einem durch Asthma bedingten Husten verhält es sichwieder anders. Asthma kann in der Regel medikamentös gutkontrolliert werden. Wenn die Asthmakontrolle erst einmalerreicht wurde, klingen nicht nur die Atemnot, sondern auchder Husten ohne zusätzliche Behandlung ab. Bei einem klei-nen Anteil der Asthmapatienten klingt der Husten trotzguter Asthmabehandlung nicht ab, und zwar dann, wennder Hustenreflex stark überempfindlich ist. Diese Patientenkönnen zusätzlich Hustenstiller bekommen.

    Aktuell wird die wissenschaftliche Leitlinie „Akuterund chronischer Husten, Diagnostik und Therapie vonerwachsenen Patienten“ überarbeitet, deren Fertig-

    stellung in den nächsten Monaten geplant ist. Kannman jetzt schon sagen, welche Neuerungen darin zufinden sein werden?

    Wie bereits angesprochen, haben viele Patienten chro-nischen Husten ohne erkennbare Ursache. Viele Trigger-faktoren können bei einer bestehenden Überem-pfindlichkeit einen Hustenreflex auslösen. Dieses Kon-zept der Triggerfaktoren wird gerade neu überarbeitetund ergänzt. Dabei geht es z. B. um Trigger wie das Ein-atmen von Parfüm, Effekte, wenn man aus der Kälte indie Wärme kommt, wenn man lange redet usw.

    Neu wird auch sein, dass der Säurereflux im Magen nichtmehr als Verursacher von Husten in der Leitlinie aufge-führt ist, sondern lediglich als ein möglicher Triggerfak-tor, sollte eine Überempfindlichkeit für einen Husten-reflex bestehen.

    22 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Husten

    … mehr Wissen

    SekretmobilisationIm vorangegangenen Beitrag von Dr. Peter Kardos habenSie mehr über den Zusammenhang zwischen Husten undeiner vermehrten Schleimbildung sowie produktiven undunproduktiven Husten erfahren.

    Informationen zur Sekretmobilisation und den Möglich-keiten der Atemphysiotherapie finden Sie in der Früh-jahrsausgabe der Patienten-Bibliothek / COPD inDeutschland 2016, die Sie auf www.Patienten-Biblio-thek.de kostenlos herunterladen und lesen können. Folgende Beiträge wurden veröffentlicht:

    • Atemphysiotherapie: Ein wichtiger TherapiebausteinDorothea Pfeiffer-Kascha, Wuppertal – Physio-therapeutin mit Schwerpunkt Atemphysiothera-pie, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Atemthe-raie im Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V.

    • Bronchialreinigung: Von der Sekretolyse zur SekreteliminationSabine Weise, München – Physiotherapeutin mitSchwerpunkt Atemphysiotherapie und Therapeu-tin für Reflektorische Atemtherapie

    • Sekret lösen – Infekten vorbeugen: Die Vielfältigkeit sekretfördernder MaßnahmenTessa Schneeberger, Physiotherapeutin (M.Sc.), Wissenschaftliche Mitarbeiterin Schön Klinik Berchtesgadener Land, Schönau und Philipps-Universität Marburg

  • Jetzt auch als BlogDie kontinuierliche Aktion „Ich bin jetzt wieder mobil“für einen selbstverständlicheren Umgang mit derLangzeit-Sauerstofftherapie (LOT) konnten wir Ihnenbereits in den beiden letzten Ausgaben der Patienten-Bibliothek / COPD in Deutschland vorstellen.

    Sie erinnern sich an die Reportagen der Malerin ausKaufbeuren und des Radrennfahrers auf der Cyclassic –beide in der Winterausgabe – oder beeindruckend auchdie des Gleitschirmfliegers mit LOT in der Herbstausgabeder Zeitschrift? Sie liegen Ihnen nicht vor? Dann unterwww.patienten-bibliothek.de online nachlesen.

    Mit diesen Berichten möchten wir vor allem Mut machen,Berührungsängste verringern und Möglichkeiten aufzeigen.

    Im Blog auf www.mobil.patienten-bibliothek.deUm der Aktion mehr Raum zu geben, als dies in der Zeit-schrift möglich ist, haben wir einen eigenen Blog ein-gerichtet. Sie können diesen über die Leitseite derwww.patienten-bibliothek.de erreichen oder direkt denBlog auf www.mobil.patienten-bibliothek.de ansteuern.

    Der Blog konzentriert sich vor allem auf die Veröffentli-chung von Erfahrungsberichten und Tipps rund um dieLangzeit-Sauerstofftherapie. Reisen, wie beispielsweise dievon Peter Müller aus Düsseldorf nach Indien – siehe Seite 33- können wir über den Blog begleiten, umfangreicheresBildmaterial präsentieren und auf Hintergründe eingehen.Tipps und Tricks für den täglichen Umgang mit LOT er-

    halten Sie von Ursula Krütt-Bockemühl, Ehrenvorsit-zende der Deutschen Sauerstoff- und BeatmungsLigaLOT e.V. und Patienten-Beirätin der Patienten-Bibliothek /COPD in Deutschland.

    „Ich bin jetzt wieder mobil“ ist eine Aktion der OffenenAkademie & Patienten-Bibliothek gemeinnützige GmbH,dem Herausgeber der Patientenzeitschrift, zusammenmit den Aktionspartnern.

    Unterstützt wird die Aktion aktuell (Stand bei Redakti-onsschluss) durch

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    http://sauerstoffkonzentrator.de

  • 24 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Als Heinz Warmbold (74) aus Lüchow, Niedersachsen,die ersten Berichte zur Aktion „Ich bin jetzt wiedermobil“ in der Patientenzeitschrift COPD in Deutschlandlas, fand er seine eigene Geschichte darin wieder.

    Die Ziele der Aktion sind auch seine Ziele: anderen Be-troffenen Mut machen und einen selbstverständlicherenUmgang mit der Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) för-dern. Einer der Gründe, warum er vor fünf Jahren zu-sammen mit einem anderen Betroffenen in Lüchow eineSelbsthilfe- und Lungensportgruppe gegründet hat.

    Da langes Zögern so gar nicht seine Art ist, tippte HeinzWarmbold rasch seine eigenen Erfahrungen und Ge-danken in den Computer, stellte einige Fotos zusammenund nahm ersten Kontakt mit der Redaktion auf, um mitseinem Beitrag auf ganz persönlich Weise andere im ak-tiven Umgang mit einer LOT zu bestärken. (SH)

    Aktiv in jeder Lebensphase…Fast 25 Jahre ist es her, dass Heinz Warmbold in Wangenim Allgäu nach langjähriger Raucherkarriere, die seit1989 beendet ist, die Diagnose COPD erhielt.

    Zu diesem Zeitpunkt waren die Einschränkungen im nor-malen Tagesablauf und auch unter Belastung noch kaumspürbar. Lediglich nachts zeigte sich eine Unterversor-gung, die mittels Sauerstoffkonzentrator ausgeglichenwurde.

    Seinem geliebten Reitsport mit ausgiebigen Wanderrit-ten und dreimal täglicher Stallarbeit konnte er ohnegroße Probleme gemeinsam mit seiner Frau Brigitte wei-ter nachgehen.

    Fünf Jahre später stellte sich begleitend eine akute Ver-engung der Herzkranzgefäße ein, die eine Bypass-Ope-ration, bei der die Lunge kollabierte und ein 14-tägigesKoma folgte, notwendig machte.

    Mehrere Klinikaufenthalte und Rehabilitationsmaßnah-men waren notwendig, eine Sauerstoffzufuhr wurde je-doch auch weiterhin nur für den Bedarfsfall verordnet.

    Heinz Warmbold war weiter aktiv, verreiste, unternahmWanderungen zu Fuß und mit den Pferden und konnte

    auch die tägliche schwere körperliche Arbeit der Pfer-deversorgung ausführen.

    Weitere Jahre vergingen und mit der Zeit verschlechtertesich die Luftversorgung doch merklich, so dass eine Ver-ordnung mit 2 Litern Flüssigsauerstoff auch am Tage er-forderlich wurde.

    Stalldienst war nun kaum noch möglich, Ausritte nurmehr sporadisch. Nach einem Umzug nach Niedersachsenverschlechterte sich die gesundheitliche Situation weiter.

    Es erfolgte eine 24-stündige Versorgung mittels Konzen-trator (Ever Go) und …eine Neuausrichtung der Aktivitä-ten: die Wahl fiel vor allem auf Radtouren mit dem Pedelecund Bogenschießen. Auch Reisen waren weiter möglich,nun z. B. mit der Fähre Color Line von Kiel nach Oslo.

    Seit 2012 sind Wanderungen zu Fuß nicht mehr mach-bar. Nach etwa 40 Metern stellt sich massive Luftnot ein,lange Pausen sind notwendig. Heute mit dem Stadium IVder COPD gehört eine Flüssigsauerstoffversorgung mit4 Litern zum täglichen Leben.

    Aus dem EverGo wurde Flüssigsauerstoffversorgung mitdem Spirit 600 und längere Wegstrecken sind nur nochmit elektrisch betriebenem Rollstuhl machbar – dafüraber ausgiebig!

    Zum Beispiel auf Reisen nach Leipzig, Wetzlar oder in dieRhön. Auch Radtouren mit dem Elektrobike gehören zurliebsten Freizeitaktivität, wenn möglich täglich, stun-denlang, in der wunderschönen ebenen Landschaft inder Umgebung von Lüchow, dem niedersächsischen Hei-matort von Heinz und Brigitte Warmbold.…aufgeben gibt`s nicht!

    Aktiv in jeder Lebensphase

    …und aufgeben gibt`s nicht!

    LOT: Ich bin wieder mobil!

  • LOT: Ich bin wieder mobil!

    Nicht erst seit seiner Erkrankung lautet das Lebensmotto:„Aufgeben gibt`s nicht.“ Doch natürlich hat diese Ma-xime bei Verschlechterungen des Gesundheitszustandesbesonders geholfen.

    „Ganz entscheidend war jedoch“, so bekräftigt HeinzWarmbold, „die stetige Ermunterung meiner Frau. Ohneihre Unterstützung wäre vieles nicht zu schaffen gewe-sen. Bedenken Sie, dass bei einer Erkrankung wie derCOPD immer auch die Angehörigen betroffen sind“.

    Brigitte Warmbold ergänzt, dass mit Ermunterung aller-dings nicht gemeint sei, dem Partner alles abzunehmen,sondern vielmehr, ihn darin zu bestärken, selbst all daszu tun, was er noch tun kann.

    Von Anfang an, so formulieren beide, haben sie sich ge-meinsam über die Erkrankung informiert, sind zusam-men zum Lungenfacharzt gegangen und in derSelbsthilfe aktiv.

    So sei der Informationsstand immer derselbe. Denn beidePartner müssen wissen, um was es geht, sich darüber imKlaren sein, dass Verschlechterungen eintreten und den-noch die Erkrankung annehmen.

    Als Fazit seiner Erfahrungen formuliert Heinz Warmbold:„Auch wenn mit der COPD ein großer Teil der bisherigenLebensqualität verloren geht, bleiben Sie immer aktiv,im Rahmen Ihrer Möglichkeiten – denn das ist Balsamfür Ihre Seele.

    Genießen Sie jeden schönen Moment. Geben Sie nie aufund haben Sie Mut, auch etwas Neues auszuprobieren.Das Leben mit LOT ist lebenswert!“

    Das aktuelle Bewegungsprogramm von Heinz Warmbold,neben den Ausflügen mit dem Fahrrad:

    1 x pro Woche Lungensport, 1 x Herzsportgruppe, jedenMorgen 10-15 Minuten Therabandübungen zur Atem-muskelstärkung und 2 x wöchentlich Physiotherapie

    Espan-Klinik mit Haus ANNARehabilitationsfachklinik

    für Atemwegserkrankungen

    AHB/AR-Klinik, Rentenversicherung, alle Krankenkassen Beihilfe, Privatzahler

    Stationäre und ambulante Angebote private Gesundheitsarrangements

    Heilklimatischer Kurort, Soleheilbad, Kneipp-Kurort Die Espan-Klnik ist eine familiengeführte Rehabilitationsfachklinik, die sich auf die Behandlung von Atemwgserkrankungen spezialisiert hat.Unter der Leitung von zwei Lungenfachärzten werden unsere Patienten nach den neuesten medizinischen Leitlinien behandelt.

    Die ruhiger Lage direkt am Kurpark von Bad Dürrheim, das reizarme Klima auf der Höhe von 700m, die heilsame Wirkung der Bad Dürrheimer Sole und die ebene Landschaft bieten her-vorragende Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Rehabilitation

    78073 Bad Dürrheim, Gartenstr. 9, Tel: 07726/650 Fax: 07726/9395-929 E-Mail: [email protected]; www.espan-klinik.de

    Gesundheitsarrangement z.B „Tief durchatmen“

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    1 I 2017 COPD in Deutschland 25

    http://www.espan-klinik.de

  • In jeder Ausgabe der Patienten-Bibliothek / COPD inDeutschland stellen wir Ihnen nun engagierte Menschenvor, die - sei es ehrenamtlich oder hauptberuflich – fürSie als Atemwegs- und Lungenpatienten im Einsatz sind.

    Lernen Sie dabei Tätigkeitsbereiche und auch Personen,die dahinter stehen, kennen.

    Seit fünf Jahren ist Susanne Ritscherim Rehabilitationsbereich der Pneu-mologischen Station in der Hufe-landklinik, Zentrum für Pneumo-logie, Beatmung und Naturheilme-dizin in Bad Ems tätig. Neben IhrerAufgabe als Medizinische Fachange-stellte ist sie seit 2015 auch als O2-Assistentin tätig.

    Was ist unter der noch relativ neuen Bezeichnung 02-Assistentin oder -Assistent zu verstehen?

    Hierbei handelt es sich um eine fachspezifische Fortbil-dung, die vom Verband des Pneumologischen Fachper-sonals in Deutschland (VPAD) e.V. in Zusammenarbeitmit dem Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- undBeatmungsmediziner in Deutschland (BdP) e.V. ausge-richtet, durchgeführt und auch zertifiziert wird. Geschultwerden vor allem medizinische Fachangestellte auspneumologischen Praxen und Kliniken.

    Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird während dermehrtägigen Fortbildung spezielles Wissen rund um dieVersorgung von sauerstoffpflichtigen Patienten vermit-telt. Dabei enthält der Lehrplan Inhalte wie Krankheits-lehre, Diagnostik, Möglichkeiten der Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT), Zubehör bei LOT, psychosozialeAspekte und Patientenschulung.

    Welche Aufgaben nehmen Sie als 02-Assistentin in derKlinik wahr?

    In die Hufelandklinik kommen sowohl Patienten, die be-reits eine Sauerstoffversorgung haben, als auch Patien-ten die zum ersten Mal eine Sauerstoffversorgungerhalten. Dementsprechend gestalten sich die Aufgaben,die vorwiegend in der praktischen Umsetzung und Hil-festellung der Versorgung liegen.

    Das fängt bei der Funktionskontrolle der verschiedenenSauerstoffsysteme an, geht vor allem über die praktischeEinweisung bzw. Hilfestellung der Patienten bei der An-wendung bis hin zu Abstimmungen mit den jeweiligenSauerstoffversorgern.

    Patienten nutzen zudem gerne die Möglichkeit, ihre Fra-gen, die sie zur Sauerstoffversorgung haben, anzuspre-chen. Da die Langzeit-Sauerstofftherapie eine einschnei-dende Maßnahme in den Alltag der Patienten bedeutet,bestehen nach einer Verordnung meist viele Ängste undnoch mehr offene Fragen: zur allgemeinen Versorgung, zum Arbeiten und Reisenmit LOT, zu hygienischen Aspekten, der Sorge, die Woh-nung nicht mehr verlassen zu können und auch dem Ge-danken der Abhängigkeit.

    Um diesen Fragen noch mehr Zeit und Raum zu geben, alsdies im laufenden Betrieb möglich ist, haben wir in unse-rer Klinik an jeweils zwei Wochentagen eine spezielle Sau-erstoffsprechstunde eingerichtet. In Planung befindet sichergänzend eine Gruppenschulung für Sauerstoffpatientenzur Vermittlung eines Grundwissens, das auf alle Sauer-stoffsysteme angewendet werden kann.

    Auch Vorträge können die Wissensvermittlung unter-stützen. So konnte ich beispielsweise einen ersten Vor-trag zum Thema „Reisen mit Sauerstoff“ halten.

    Welche Aspekte sind Ihnen bei Ihrer Tätigkeit beson-ders wichtig?

    Mir persönlich ist vor allem wichtig, den Patienten Ängstevor der LOT zu nehmen. Ich möchte den Patienten vermit-teln, dass sie durch die Sauerstofftherapie wieder mobilerwerden und ihnen damit eine bessere Teilhabe am Alltags-geschehen ermöglicht wird – wie z. B. für das Einkaufen,das Treffen mit Freunden oder den Spaziergang.

    Durch die ganz praktische Hilfestellung, das Zeigen undErklären der verschiedensten Geräte sowie auch das Aus-probieren und die ersten positiven eigenen Erfahrungenin der Anwendung wie z. B. durch eine Verbesserung derGehstrecke, nehmen Hemmschwellen und Ängste ab.

    26 COPD in Deutschland 1 I 2017

    Für Sie im Einsatz

    …für den Sauerstoffpatienten

    O2-Assistentin

  • 1 I 2017 COPD in Deutschland 27

    ReisenIn Europa unterwegs

    …mit Wohnwagen und PedelecRalf Krieger (69) aus Bad Dürrheim ist Selbsthilfe-Grup-penleiter für die Region Schwarzwald der DeutschenSauerstoff- und BeatmungsLiga LOT e.V. und selbst seit10 Jahren aufgrund einer COPD-Erkrankung sauerstoff-pflichtig.

    Dennoch lässt er sich vom Reisen und Unterwegsseinnicht abhalten und nutzt dabei die unterschiedlichstenFortbewegungsmittel. (SH)

    Wie sind Sie zum Reisen mit dem Wohnwagen ge-kommen?

    Stein des Anstoßes war letztendlich eine schlechte Er-fahrung mit einer Ferienwohnung. Wir wollten uns dieschöne Landschaft in der östlichen Region rund um dieOstsee anschauen und buchten eine Ferienwohnung.Angekommen, entsprach die Wohnung jedoch absolutnicht unseren Erwartungen. Am liebsten hätten wir unsgleich auf die Suche nach etwas Neuem gemacht.

    Doch leichter gesagt als getan mit zwei bereits vom Ver-sorger angelieferten Flüssigsauerstofftanks à 45 Liter,deren jeweiliges Eigengewicht schätzungsweise 70 kgausmacht.

    Da ich keine Möglichkeit hatte, die Tanks selbst zu trans-portieren, sind wir geblieben und haben uns mit den Ge-gebenheiten arrangiert. Doch es war die Idee geboren,zukünftig unsere Urlaube anders zu gestalten.

    Im darauffolgenden Frühjahr schlug uns ein Freund vor,das Reisen mit dem Wohnwagen auszuprobieren und ge-meinsam zu verreisen. Er hatte sich gerade einen neuen

    Wohnwagen gekauft, sei-nen alten jedoch nochnicht verkauft.

    So haben wir eine ganz neue Art zu Reisen entdeckt, dieunseren Wünschen sehr entgegenkommt; denn wir sindgerne in der Natur unterwegs, fahren von Ort zu Ort undversorgen uns am liebsten selbst.

    Die erste Reise führte nach Südtirol. Den Sauerstoff insAuto gepackt, die Fahrräder befestigt und den Wohn-wagen „an den Haken genommen“ – so ging es los. Unddiese Reise verlief genauso, wie wir es uns vorgestelltund geplant hatten.

    Die Reise mit dem Wohnwagen war aber nicht Ihreerste Reiseerfahrung mit einer Sauerstoffversorgung.Wie sind Sie vorher mit LOT verreist?

    In den ersten Jahren mit LOT waren wir häufig mit demAuto in Italien unterwegs. Dabei haben wir immer einenSauerstofftank mitgenommen, so dass wir ortsunabhän-gig waren. Auch mit dem Motorrad bin ich gerne unter-wegs und habe unter anderem Touren in den Alpenunternommen.

    Diese Erfahrungen waren sicher hilfreich auch für dasReisen mit dem Wohnwagen

    Was sollte bei Reisen mit dem Wohnwagen bedachtwerden?

    Ein Wohnwagen kann für Menschen, die noch mobilersind, eine bessere Lösung darstellen als ein Wohnmobil.

    einfach geniessen... Sauerstofftanks im Auto

  • Wir empfinden es beispielsweise als sehr angenehm, denWohnwagen irgendwo abstellen und dann nach einigenTagen weiterfahren zu können. Das Auto und somit auchdie Fahrräder können wir während dieser Zeit unabhän-gig nutzen. Wir fühlen uns mit einem Wohnwagen ein-fach flexibler als mit einem Wohnmobil.

    Ist man selbst etwas immobiler, kann möglicherweise einWohnmobil die bessere Lösung sein, da man quasi immeralles dabei hat.

    Bei der Anschaffung eines Wohnwagens oder Wohnmo-bils empfehle ich auf den Grundriss zu achten. In denmeisten Wohnwagen werden breite Doppelbetten ein-gebaut, die nur einen seitlichen Zugang zulassen, so dassimmer ein Partner über das Bett des anderen kletternmuss. Bei einer Sauerstoffversorgung ist dies alleinewegen des Sauerstoffschlauchs überaus hinderlich. Bes-ser eignen sich entweder zwei Einzelbetten oder ein so-genanntes Queensbett, denn so bleibt jeweils rechts undlinks neben dem Bett ein kleiner Gang frei. Ein Wohn-wagen hat sinnvoller Weise eine elektrische Rangierhilfe- einen sogenannten Mover. Das erleichtert das Abstel-len am Zielort ungemein.

    Als Reisezeit bietet sich insbesondere die Nebensaisonan mit erheblich mehr Ruhe und weniger Stress, alleineschon auf den Straßen.

    Bei der Suche nach Reisezielen sollten vor allen Dingenbehindertengerechte Campingplätze bevorzugt werden.Dadurch ist gewährleistet, dass speziell Waschanlagenund Toiletten ebenerdig oder gut über einen Fahrstuhlerreichbar sind.

    Weiterhin achte ich darauf, dass die Stellplätze großgenug sind. In typischen Ferienorten – und hierzu zäh-len auch die Alpen und das Alpenvorland – steht manhäufig Seite an Seite mit seinem Nachbarn und hat ge-rade mal einen Meter Platz zwischen den Fahrzeugen.Die Erkrankung bringt es mit sich, dass ich nicht mehr

    der Schnellste bin und diverse Utensilien für die Sauer-stoffversorgung benötige, daher bevorzuge ich mehr Be-wegungsfreiraum. Das wiederum verhindert Hektik undStress, ich bin entspannter und kann alle anfallendenAufgaben in großer Ruhe erledigen. Eine wesentliche Er-leichterung bieten auch Stellplätze mit Strom-, Wasser-und Abwasseranschluss direkt am Platz.

    Über die Anfahrten zum Campingplatz sollte man sich imVorfeld ebenfalls informieren und so Stresssituationenenger Einfahrten ersparen, wie wir dies z. B. in Südtirol miteiner einspurigen Einfahrt und der Gefahr, mit dem langenGefährt rückwärts fahren zu müssen, erlebt haben.

    Wir hatten das Glück, die erste Reise mit dem Wohnwagenzusammen mit erfahrenen Freunden durchführen zu kön-nen. So konnten wir uns viele Handgriffe und Alltäglichesvon ihnen „abgucken“ und lernen. Ein optimaler Weg, denich – sofern dies möglich ist – unbedingt empfehlen kann.

    Welche Länder können Sie insbesondere empfehlen?Wie sind Ihre Erfahrungen?

    Wir bevorzugen Deutschland, denn so, wie es wohl vie-len Menschen ergeht, kennen auch wir das eigene Landnoch gar nicht so genau. Wir stellen immer wieder fest,dass es bei uns noch sehr viele und sehr schöne Regio-

    Reisen

    28 COPD in Deutschland 1 I 2017

  • 1 I 2017 COPD in Deutschland 29

    nen zu entdecken gibt. Zudem sind wir oft in Norditalien,von Südtirol bis zum Gardasee, unterwegs. Im Frühjahrist hier die Natur schon ein ganzes Stück weiter als beiuns und auch im Herbst ist es meist noch angenehmer.Ebenso waren wir in Frankreich am Mittelmeer und na-türlich in Österreich und ebenso in Holland.

    Auch wenn ich selbst bisher keine ärztliche Versorgungauf Reisen benötigt habe, so kann man davon auszuge-hen, dass diese in den europäischen – vor allen in dendeutschsprachigen - Ländern adäquat gewährleistet ist.

    Grundsätzlich Voraussetzung ist natürlich bei Beginneiner jeden Reise ein stabiler Gesundheitszustand. Zu-sätzlich hilft sicherlich eine positive Grundhaltung, diemir persönlich sehr zu eigen ist – trotz mehrerer schwe-rer Erkrankungen, die ich seit 1993 habe – um möglichstunbeschwert auf Reisen zu gehen.

    Für Vielreisende halte ich eine Reiserückholversicherung,z. B. vom ADAC, für empfehlenswert. Bei Transportfä-higkeit kann somit nach Erstversorgung im Notfall dieweitere Grundversorgung in der Nähe des Heimatortesdurchgeführt werden.

    Welche Reise haben Sie persönlich in besonderer Er-innerung?

    Am besten gefallen hat mir eine kombinierte Reise mitWohnwagen und Pedelec entlang der Ostküste vonFlensburg bis an die polnische Grenze. Gerne wäre ichnoch weiter gefahren. Aber das kann ja vielleicht danndas nächste Reiseziel werden.

    Womit wir beim nächsten Thema angekommen sind.Reisen mit dem E-Bike oder Pedelec. Zu Hause und aufReisen sind Sie viel mit dem E-Bike unterwegs. Wassollten LOT-Patienten wissen, die bisher nur das nor-male Fahrrad kennen?

    Bis vor sechs Jahren habe ich auch mit LOT noch ein ganz

    normales Fahrrad genutzt. Inzwischen ist mir dies zu be-schwerlich geworden, denn bei Steigungen geht mir raschdie Puste aus. Mit einem Pedelec und dessen elektrischerUnterstützung habe ich jedoch keinerlei Probleme.

    Hilfreich bei einem Pedelec ist ergänzend eine soge-nannte Schiebehilfe, die per Knopfdruck am Lenker zu-geschaltet werden kann, wenn man einmal absteigenund schieben oder auch am Berg anfahren muss. Dieseelektrische Schiebehilfe kann in der Regel auch nachge-rüstet werden.

    Da ein Pedelec durch den Akku schwerer ist als ein nor-males Fahrrad, sollte man bei Mitnahme und Befestigungam Auto nicht vergessen, den Akku vorher auszubauen.So lässt sich das Gewicht um 3-4 kg reduzieren und dasHeben auf die Autoanhängung fällt leichter. Ist das Anheben immer noch zu schwer, können Auf-fahrhilfen, ähnlich denen eines Abschleppwagens fürAutos, weitere Abhilfe schaffen.

    Mir fällt auf, dass Fahrräder mit elektrischer Unterstüt-zung immer beliebter werden. Viele Fahrer kennen sichmit der dahintersteckenden Technik und deren Anwen-dung jedoch noch nicht so gut aus, was Unfälle begün-stigen kann.

    Vor einem Kauf würde ich daher immer empfehlen, sichausreichend Zeit für eine ausführliche Beratung zu neh-men, sich in Ruhe einweisen zu lassen und das Pedelec-fahren zudem üben, bevor es in den Straßenverkehr geht.

    Wie befestigen Sie Ihre Sauerstoffversorgung, wennSie unterwegs sind?

    Im Auto kann man einen Sauerstofftank mit Spanngur-ten gut befestigen (siehe Foto Seite 27). Moderne Autosverfügen inzwischen sogar über fest installierte Ver-zurrmöglichkeiten im Innenraum. Ich selbst fahre aufdiese Weise seit 10 Jahren ohne Probleme in den Urlaub.

    Die Sauerstofftanks können im Wohnwagen nicht trans-portiert werden. Hier fehlt es an stabilen Befestigungsmög-lichkeiten und es ist außerdem eine Frage des zulässigenGewichts. Der für die Nacht benötigte Tank wird erst amZielort vom Auto in den Wohnwagen verbracht.

    Beim Motorrad habe ich die Tragegeräte in den seitlichenMotorradkoffern transportiert, die Nasenbrille unter demSattel durch einen Silikonschlauch zum Lenker geführt, so-dass die Nasenbrille geschützt und vor mechanischen Be-schädigungen sicher war (siehe Fotos Seite 28).

    Beim Pedelec habe ich in der ersten Zeit die Geräte in

    Reisen

    Diese Befestigung erhöht die Sicherheit.

  • 30 COPD in Deutschland 1 I 2017

    einem am Fahrrad befestigten Körbchen mitgenommen.Damit diese nicht umfallen, war eine Unterfütterungnotwendig. Inzwischen habe ich allerdings eine andere,optimale Lösung gefunden.

    Jeweils rechts und links wird ein Sauerstoffgerät in eineSatteltasche gepackt, so dass ich insgesamt damit etwa6-7 Stunden unterwegs sein kann. Damit die Nasenbrillenicht am Vorderrad oder anderswo hängenbleibt, habeich ein Kunststoffrohr aus der Installationstechnik unterdem Rahmen des Rades montiert. Die Sauerstoffbrille

    wird durch den Kanal gezogen, so dass der Schlauch zukeiner Behinderung beim Fahren führen kann und sicherbefestigt ist. Die Nasenbrille habe ich mit einer „Soll-bruchstelle“ (2 cm Silikonschlauch als Verbinder) verse-hen, übrigens auch schon beim Motorrad, um in einemunvorhergesehenen „Absteigen“ vom Fahrzeug loszu-kommen (siehe Foto Seite 29).

    Der Tipp zum Schluss: immer in Bewegung bleiben unddas tun, was möglich ist!

    Reisen

    …mehr WissenE-Bike oder Pedelec?Der absolut größte Anteil (ca. 90 %)aller angebotenen E-Bikes sind ei-

    gentlich Pedelecs. Der Begriff Pedelechat sich jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch nichtdurchgesetzt. Ist ein elektronisch unterstütztes Fahrradgemeint, nutzen die meisten Verbraucher den – ei-gentlich falschen - Begriff E-Bike.

    Der ADCF klärt auf über die unterschiedlichen Typenelektrisch unterstützter Fahrräder, die sich in folgendeKategorien aufteilen:

    PedelecDas Pedelec (Pedal Electric Cycle) unterstützt den Fah-rer mit einem Elektromotor bis maximal 250 Watt wäh-rend des Tretens und nur bis zu einer Geschwindigkeitvon 25 km/h. Wer schneller fahren will, ist auf die ei-gene Körperleistung angewiesen, die bei einem durch-schnittlichen Radfahrer etwa 100 Watt beträgt. DerUnterstützungsgrad kann in mehreren Stufen einge-stellt werden und ist abhängig von der Pedalkraft oderder Trittfrequenz des Fahrers.

    Die Definition eines Pedelecs ergibt sich aus Paragraf 1Absatz 3 des Straßenverkehrsgesetzes. Es ist dem Fahr-rad rechtlich gleichgestellt. Fahrer benötigen alsoweder ein Versicherungskennzeichen noch eine Zulas-sung oder einen Führerschein. Für sie besteht zudemkeine Helmpflicht oder Altersbeschränkung. Dies giltauch für Pedelecs mit Anfahrhilfe bis 6 km/h.

    Schnelle Pedelecs / S-KlasseDie schnellen Pedelecs, auch Schweizer Klasse oder S-Klasse genannt, gehören nicht mehr zu den Fahrrädern,sondern zu den Kleinkrafträdern. Die Räder funktio-nieren zwar wie ein Pedelec, aber die Motorunterstüt-

    zung wird erst bei einer Geschwindigkeit von 45 km/habgeschaltet. Derzeit liegt die maximal erlaubte Nenn-Dauerleistung der Motoren bei 500 Watt.

    Für die schnelle Klasse sind einige gesetzliche Besonder-heiten zu beachten: Für sie ist eine Betriebserlaubnis be-ziehungsweise eine Einzelzulassung des Herstellers vomKraftfahrtbundesamt (KBA) notwendig. Das schnelleElektrofahrrad braucht ein Versicherungskennzeichen(Kostenpunkt etwa 70 Euro pro Jahr). Das Bundesver-kehrs- ministerium (BMVI) sieht als bauartbedingteHöchstgeschwindigkeit die an, die beim Mittreten er-reicht wird, also bis zu 45 km/h. Daraus folgt, dass Fahrermindestens 16 Jahre alt und in Besitz einer Fahrerlaubnisder Klasse AM sein müssen, zudem müssen sie einen ge-eigneten Schutzhelm tragen. Unklar ist, welche Art Helmals geeignet anzusehen ist. Auf Radwegen darf man mitdem schnellen Pedelec auch dann nicht fahren, wenn siefür Mofas frei gegeben sind.

    E-Bikes im engeren SinnE-Bikes im engeren Sinn sind die dritte Kategorie. Sie sindmit einem Elektromofa zu vergleichen und lassen sich mitHilfe des Elektroantriebs durch einen Drehgriff oder Schalt-knopf fahren, ohne dabei in die Pedale zu treten. Wird dieMotorleistung von 500 Watt und eine Höchstgeschwin-digkeit von maximal 20 km/h nicht überschritten, geltendiese Fahrzeuge als Kleinkraftrad (früher: Leicht-Mofa).

    Auch hier sind ein Versicherungskennzeichen, eine Be-triebserlaubnis und mindestens eine Mofa-Prüfbe-scheinigung zum Fahren notwendig. Man ist auf dieeigene Leistungsfähigkeit angewiesen, wenn manschneller als 20 km/h fahren möchte. Eine Helmpflichtbesteht bei den E-Bikes nicht.

    Hinweis und Quelle: ADFC, der Allgemeine DeutscheFahrrad-Club (Bundesverband) e.V. eine Verbraucher-organisation für Fahrrad, siehe www.adfc.de.

  • Bestell- und Lieferservice der Patienten-Bibliothek für die Patientenzeitschrift

    COPD in Deutschland Natürlich, Sie können die Zeitschrift weiterhin kostenfrei über Ihren Arzt, in der Klinik, über die Apotheke oder dieSelbsthilfegruppen (siehe Hinweis im Impressum) beziehen. Die kostenfreien Sammelbestellungen erfolgen überdie www.Patienten-Bibliothek.de.

    Sie möchten jedoch die nächste Ausgabe der Zeitschrift ganz bequem nach Hause geliefert bekommen? Dann nut-zen Sie ab sofort unseren Versandservice ohne Abonnementverpflichtung.

    Bestellen Sie eine oder gleich mehrere Ausgaben. Wichtig: Der Bestellauftrag erhält Gültigkeit, sobald die entspre-chende Einzahlung auf das u.g. Konto erfolgt ist.

    Bestellungen können formlos per E-Mail (Angabe der Bestellung und Lieferadresse nicht vergessen!) und gleich-zeitiger Zahlung an [email protected] oder per Einsendung des nachfolgenden Bestellcoupons erfol-gen (kein Abonnement). Bitte senden Sie den Bestellcoupon an:

    Patienten-Biblio