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CANTICUM NOVUM BULLETIN DE LIAISON DE L‘UNION SAINT PIE X 4/2012 www.piusverband.lu

Canticum Novum 4/2012

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Bulletin de liaison de l'Union Saint-Pie X

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Page 1: Canticum Novum 4/2012

CANTICUM NOVUMBULLETIN DE LIAISON DE L‘UNION SAINT PIE X

4/2012

w w w . p i u s v e r b a n d . l u

Page 2: Canticum Novum 4/2012

SOMMAIRE

COMITE CENTRALDE L‘UNION SAINT PIE X

(2012-2016)

PRESIDENT

ALBERT BRAUCHL-8522 BECKERICH • 15, SCHONK

TÉL.: 23 62 06 88 - [email protected]

VICE-PRESIDENTS

PIERRE MAJERUSL-7640 CHRISTNACH • 10A, FIELSERSTROOSS

TÉL.: 87 94 59 - [email protected]

CHARLOTTE CHRISTOPHORY-JUNGL-4980 RECKANGE-SUR-MESS • 27, HUELSTROOSS

TÉL.: 37 91 40 - [email protected]

MARC BOEVERL-9748 ESELBORN • 11, MECHERWEETÉL.: 92 0 0 23 - [email protected]

SECRETAIRE GENERALE

LYDIE JUNG-JUNGBLUTL-4499 LIMPACH • 19, RUE DE RECKANGE

TÉL.: 37 87 73 - [email protected]

TRESORIER GENERAL

JOHN DUSSELDORFL-9090 WARKEN • 85, RUE DE WELSCHEID

TÉL.: 81 92 18 - [email protected]

CONSEILLER ECCLESIASTIQUE

CLAUDE BACHEL-5322 CONTERN • 2, RUE DES SPORTS

TÉL.: 35 01 10 - [email protected]

REDACTEUR DU CANTICUM NOVUM

LAURENT WILLKOMML-1335 LUXEMBOURG • 3, RUE J.-G. DE CICIGNON

TÉL.: 48 13 22 - [email protected]

REPRESENTANT DES ORGANISTES

PATRICK DE RONDL-4649 OBERKORN • 14, RUE PROMMENSCHENKEL

TÉL.: 661 55 94 89 - [email protected]

MEMBRES

JEANNY BECKIUS-GIRAL-5434 NIEDERDONVEN • 7, RUE DE LA MOSELLE

TÉL.: 76 80 63 - [email protected]

ALPHONSE BOCKL-9976 SASSEL • MAISON 24

TÉL.: 99 88 58 - [email protected]

MARIE-SUZETTE MAYERL-8821 KOETSCHETTE • 9, RUE DE MARTELANGE

TÉL.: 23 64 0 0 25 - [email protected]

ROBY MULLERL-5312 CONTERN • 8, AN DE LEESSEN

TÉL.: 26 70 17 79 - [email protected]

Die schönste Zeit des Jahres

Die Kirchenchöre feierten ihre Schutzpatronin

Diskussion mit der Basis

Agenda

Feierstunde im Bischofshaus

Ils ont rejoint les choeurs célestes

Wo sich Kunst und Architektur begegnen

Atelier de chant liturgique

Le travail d’un texte chanté

Johannes Ciconia

Entschleunigung

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UNION SAINT PIE XFédération Nationale des Chorales d’Eglise de l’Archidiocèse de Luxembourg

Association sans but lucratif • Etablissement reconnu d’utilité publique

64, rue Charles Martel • L-2134 Luxembourg

Téléphone: 26 20 18 99

Fax: 26 20 18 98

Secrétariat: [email protected]

Centre de documentation: [email protected]

Sites internet: www.piusverband.lu - www.chorales.lu - www.orgues.lu

Heures d’ouverture:Secrétariat: lundi au vendredi 8h30 à 11h30

Centre de documentation: lundi au vendredi 9h00 à 12h30 et sur rendez-vous

CCPL: IBAN LU97 1111 0404 8637 0000

L‘Union Saint Pie X bénéficie du soutien financier du Ministère de la Culture.

Tirage: 2500 exemplaires

Le bulletin est distribué gratuitement aux

chorales de l’Archidiocèse de Luxembourg affiliées à l’Union Saint Pie X.

Abonnement pour les non-membres: 7 € par an

Les articles signés reflètent l’opinion de l’auteur.

L’Union Saint Pie X n’y est nullement engagée.

CANTICUM NOVUMBulletin trimestriel de l‘Union Saint Pie X

Couverture:

Vitrail Sainte-Cécile, Gustave Zanter 1952, Eglise de Machtum

Photo: Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V.

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EDITORIAL

Das Jahr bietet uns viele Gelegen-heiten zum Feiern, zum Freuen: Da ist der eigene Geburtstag, da ist Syl-vester, da sind zahlreiche kirchliche Feiertage und natürlich private Er-eignisse, die jeder von uns auf indi-viduelle Weise festlich und fröhlich begehen möchte. Nichts von all dem kommt jedoch dem Weihnachtsfest gleich.

Sicherlich gibt es für Jeden viele un-terschiedliche Dinge, Erinnerungen, Empfindungen, die dieses wunder-schöne Bild von Weihnachten zeich-nen, das wir alle gerne Jahr für Jahr in der kalten Jahreszeit vor unseren Augen aufleben lassen. Weihnach-ten ist immer ein Stück Kindheit: Man denkt gerne zurück an den Duft beim Plätzchenbacken, an die Stunden der Erwartung vor der Bescherung, an schneebedeckte Dächer auf dem Weg zur Mitternachtsmesse….. Es gibt noch viele andere Details, die aus der Kindheit in Erinnerung geblieben sind, und jedes Jahr an Weihnachten neu aufleben.

Am 25. Dezember feiern wir die Ge-burt Jesu Christi, obwohl weder der Geburtstag noch das Geburtsjahr des Gottessohnes eindeutig belegt sind. Man sollte davon ausgehen, dass die Geburt Christi ans Jahresende gelegt wurde, weil sich bereits viele Feste heidnischer Kulturen um die Winter-sonnenwende gruppierten. Obwohl es immer wieder Bestrebungen gab, Christi Geburt am 25. Dezember zu feiern, konnte erst Papst Liberius im Jahr 354 diesen Beschluss endgültig

Die schönste Zeit des Jahres

durchsetzen. Dieser Geburtstag wurde 813 durch die Mainzer Synode zu ei-nem allgemeinen Feiertag.

Wie viel sich von uralten Bräuchen in unserem Weihnachtsfest erhalten hat, zeigt beispielsweise das Schen-ken: Die Germanen bedachten sich beim Fest zur Wintersonnenwende mit Gaben, und auch im alten Rom beschenkte man sich zum Neujahrs-fest. Die Bescherung findet in man-chen Ländern an Heiligabend statt, in andern überreicht man sich am ers-ten Weihnachtstag die Präsente. Das Schenken zu Weihnachten ist ein sinn-volles Zeichen: Geben soll verstanden werden als Ausdruck der Liebe. Zu den typischen Weihnachtsessen in vielen Ländern gehört der Gänsebraten mit Rotkraut oder mit Grünkohl. In den USA gibt es statt der Gans den Trut-hahn, in England den Puter. Fleisch ist vielerorts am Heiligabend verpönt. In manchen Gegenden wird erst nach der Mitternachtsmesse gespeist.

Der Konsumrausch, der sich in heu-tiger Zeit überall ausgebreitet hat, ist dagegen ein ganz junges Phänomen und ein anderes Thema – so großzü-giges Schenken und reichliches Essen war in früheren Jahrhunderten ledig-lich beim Adel und beim reichen Bür-gertum möglich.

Auch das Singen von Weihnachtslie-dern ist für viele Menschen ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit. Weih-nachtslieder stammen ursprünglich aus der kirchlichen Liturgie. Ein ent-scheidender Anstoß zur allgemeinen

Verbreitung des Liedguts in der Bevöl-kerung erfolgte durch Martin Luther.

Das Weihnachtssymbol schlechthin ist der Christbaum mit seinen immergrü-nen Nadeln. Zusammen mit dem Ker-zenlicht wird der Baum zum Sinnbild der Hoffnung und des Lebens.

Wir denken in diesen Tagen nicht nur daran, wie viel Freude und Genuss uns der Heiligabend bringt, wir denken auch an die Armen und Entrechteten dieser Erde. Ob wir nun Christen, Ju-den, Muslime, Atheisten oder Anhän-ger anderer Glaubensrichtungen sind, sollte hier irrelevant sein. Wir sollten an die eigentliche Botschaft von Weih-nachten denken, an Nächstenliebe, Solidarität und Frieden.

Am Ende des Jahres 2012 möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken, die durch konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohl des Piusverbandes beigetragen haben. Ich wünsche allen Sängerinnen und Sängern frohe und besinnliche Festtage, Zeit zur Entspannung sowie Gesundheit, Glück und Erfolg für das Neue Jahr 2013.

Albert BRAUCHPräsident des Piusverbandes

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ZU EHREN DER HL. CAECILIA

Am 22. November war das Fest der Hl. Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik. Wie die Legen-de erzählt, starb Cäcilia in einer Christenverfolgung etwa im Jahre 230, nachdem sie ihren Bräutigam und dessen Bruder zu Christus be-kehrt hatte. Da der Henker den To-desstreich gegen sie zu schwach geführt hatte, blieb sie noch meh-rere Tage mit tiefer Wunde in ihrem Hause liegen, durch die Gebärde ihrer Hand ihren unbesiegbaren Glauben bezeugend. So wurde sie begraben und so fand man sie un-versehrt wieder, als im Jahre 1599 ihr Sarkophag geöffnet wurde.

Sie ist eine der meist verehrten Hei-ligen aus der Frühzeit der Kirche. Wieso Sankt Cäcilia zur Patronin von Musik und Gesang wurde, sagt uns die Legende nicht, aber Maler und Bildhauer haben sie seit jeher mit den verschiedensten Musikinstrumenten dargestellt. Grund genug für Sänger und Musikanten, sie als ihre Patronin zu feiern, aber auch Grund genug, einmal im Jahr die Aufmerksamkeit auf alle Sänger und Musikanten zu lenken, und ihnen für all die schönen Stunden zu danken, die sie durch Ge-sang und Musik hervorgezaubert ha-ben. Ob beruflich oder aus Hobby zum Feierabend, Musik machen ist eine der schönsten Tätigkeiten überhaupt, eine Kunst jedoch, die viel Disziplin, Einfühlungsvermögen und Gemein-schaftsgeist erfordert.

Die Kirchenchöre feierten ihre Schutzpatronin

Besonders was unsere Kirchensän-gerinnen und -sänger betrifft, kann man nur staunen, wie viele sich trotz Fernsehen und unzähligen anderen Unterhaltungsmöglichkeiten bereit fin-den, Noten zu studieren, Proben zu besuchen und bei kirchlichen Auftrit-ten, beziehungsweise weltlichen Ge-legenheiten, die privaten Interessen zurückzustellen, um Andern die Feste zu verschönern.

Wer sich das Singen zum Hobby aus-gesucht hat und sich nicht mit dem Abhören von CDs begnügt, sondern sein Instrument, seine Stimme, von Grund auf aufbauen und formen will, muss während Jahren einen Teil sei-ner Freizeit in der Musikschule oder im Musikkonservatorium verbringen. Es gibt trotzdem viele, die diese Mühe nicht scheuen, weil sie aktiv mit dabei sein wollen.

Unsere Kirchenchöre verzichten, mit Ausnahmen, auf übertriebene Stra-pazen oder den Stress eines Wettbe-werbs. Ihnen genügt das Singen zu ih-rer eigenen Freude, zur Unterhaltung ihrer Mitmenschen, zur Mitgestaltung der Liturgie und zur Verschönerung anderer örtlichen Feste. Viele von ih-nen haben dennoch ein beachtliches Niveau erreicht und Konzerte im In- und Ausland gehören zur regelmäßi-gen Aktivität.

Mit Genugtuung konnten wir auch die-ses Jahr wiederum feststellen, dass

der Cäcilientag traditionsgemäß für

das ganze Land zu unserem Ehrentag

wurde und ein Bekenntnis zur Musik

(im weitesten Sinne des Wortes) dar-

stellte. Entsprechend trägt das Cäci-

lienfest zu einer größeren Solidarität

zwischen allen Musikschaffenden Lu-

xemburgs bei. Das Cäcilienfest gab

uns aber auch beste Gelegenheit, un-

seren Dank an alle Institutionen und

Bürger zu richten, die im Laufe des

vergangenen Jahres auf würdige Art

und Weise die einheimischen Kirchen-

chöre zu unterstützen wussten.

Gerade als Kirchenmusiker möchten

wir darauf hinweisen, dass die Luxem-

burger Kultur zum Teil auch von dem

aktiven Dienst der in den Vereinen tä-

tigen Kirchenmusiker lebt. Diese sind

in der Tat der beste Mitgarant, dass

über das Jahr 2012 hinaus das Wort

„Kultur“ in unserem Land auch weiter-

hin „groß“ geschrieben wird.

Eine spürbare Bewegung wie die von

(Kirchen)musik und -gesang in den

Dörfern und Städten Luxemburgs

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kann zukünftig nur bestehen bleiben, wenn sich weiterhin noch junge Men-schen, Frauen und Männer finden las-sen, die bereit sind, den lokalen Ver-einen beizutreten, in den Vorständen Verantwortung zu übernehmen und sich insbesondere auch der Leitung der Gesangensembles zu widmen.

Darum richten wir in diesem Gruß an die Kirchenmusikschaffenden, an alle Bürgerinnen und Bürger des Landes einen eindringlichen Appell zur Mitar-beit.

So darf über den diesjährigen Eh-rentag unserer Kirchenmusiker und

-sänger hinaus die Frage gestellt sein nach der zukünftigen Entwicklung von Kirchenmusik und -gesang in Luxem-burg.

Der Zentralvorstand des Piusverbandes

L’Union Saint Pie X en collaboration avec l’INECC et le Service de la Pastorale de l’Archidiocèse de Luxembourg invite à une session de chant liturgique animée par le

Père André Gouzes de l’Abbaye de SylvanèsCélébrer la foi dans l’esprit du Concile Vatican II

Apprentissage de la « Liturgie chorale du peuple de Dieu » composée par le Père Gouzes.Mise en œuvre de ce répertoire à travers les célébrations (messe, vêpres).Formation musicale (apprentissage du chant polyphonique et pose de la voix) et spirituelle (expérience de la prière liturgique, écoute des commentaires des textes chantés et célébration des offices).

TIMBRE

UNION SAINT PIE X64, rue Charles MartelL-2134 Luxembourg

Programme

Samedi 16 mars 2013 Accueil 09:00 Mot de bienvenue par le Père Evêque Jean-Claude Hollerich s.j.1re séance. 09:30 – 12:30Pause-café 10:45 – 11:15Déjeuner 12:30 2e séance 14:15 – 17:15 Pause-café 15:45 – 16:15

Dimanche 17 mars 20131re séance 09:00 – 10:30Messe 11:00 Eglise du Sacré Cœur Déjeuner 12:302e séance 14:30 – 16:45Vêpres 17:00 Eglise des Franciscaines

Il est indispensable d’avoir un Dominical-année C par personne pour participer à cette session.Quelques chambres sont disponibles chez les Franciscaines.

Intervenants: André Gouzes et Camille Kerger

Lieu: Soeurs Franciscaines, 50 avenue Gaston Diderich, Luxembourg/Belair

INSCRIPTIONS : www.piusverband.lu ou tél : +352 26 20 18 99, ou renvoi de la carte réponse.

Pour tout renseignement supplémentaire, veuillez vous adresser au secrétariat de l’Union Saint-Pie X (09:00 – 12:00 h) Tél. +352 26 20 18 99 / Fax +352 26201898 mail: [email protected] ou à Marie-Anne Werner Tél. +352 47 18 43 mail: [email protected]

Frais de participation : 20 €, à virer lors de l’inscription au compte: IBAN LU97 1111 0404 8637 0000 BIC CCPLLULLInscriptions avant le 8 mars 2013

Total ( €) à virer au compte CCP de l’Union St Pie X IBAN LU97 1111 0404 8637 0000 BIC CCPLLULLInscriptions avant le 8 mars 2013

INSCRIPTION:

Nom et Prénom:

Chorale:

Adresse:

Email:

Tél.:

Voix?

Inscription 20 € Repas samedi 14 € Repas dimanche 14 € Dominical C (recueil de chants) 10 € Nuitée single avec petit déjeuner 42 € Nuitée double p. pers. avec petit déjeuner 38 €

CARTE REPONSE

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Anfang Oktober waren die Vertreter der Mitgliedsvereine des Piusver-bandes zu den Regionalversamm-lungen eingeladen, die für die fünf Pastoralregionen in Wiltz, Feulen, Steinheim, Monnerich bzw. Aspelt stattfanden.

Nach der Begrüßung durch den jewei-ligen Vorsitzenden des lokalen Chores ging Albert Brauch, Vorsitzender des Piusverbandes, auf die Hauptsorgen der Luxemburger Kirchenchöre ein: es mangelt nicht nur an Geistlichen, son-dern ebenso an Chorleitern, Organis-ten und Sängern, so dass der Nach-wuchsmangel manchen Chor in seiner Existenz bedroht. Angesprochen wur-de u.a. die Förderung von Kinder- und Jugendchören, die Repertoiregestal-tung, das Interesse an Projektchö-ren, aber auch die Notwendigkeit der verstärkten nachbarschaftlichen Zu-sammenarbeit und die Wichtigkeit der

REGIONALVERSAMMLUNGEN 2012

Diskussion mit der Basis

Chorleiterausbildung.

Da man in diesem Jahr auf ein Fach-referat verzichtet hatte, konnten einige Vorstandsmiglieder die verschiedenen Seiten der Verbandsarbeit in den letz-ten Monaten und die laufenden Projek-te vorstellen.

In den fünf Versammlungen entwi-ckelten sich anregende Gespräche zwischen Vorstand, Delegierten und Chormitgliedern; viele Facetten der aktuellen Lage wurden hervorgeho-ben, viele Ideen diskutiert. Der Stein der Weisen, der alle Einsicht verschafft und alle Probleme löst, wurde aber auch hier wohl nicht gefunden.

Nicht vorenthalten möchten wir Ihnen den originellen Redebeitrag von Pfar-rer Luc Schreiner (Rosport) bei der Re-gionalversammlung der Region Osten in Steinheim.

Laurent WILLKOMM

Léif Éiregäscht, awer virun allem léif Sängerinnen a Sänger: Als Duerfpaschtouer vun hei a vum ganze Parverband Ënnersauer freeën ech mech, datt Dir all hei sitt.

Do ass ee ronne Gebuertsdag oder besser e Jubiläum, wat bal vergiess gi wier; et läit mir um Häerz, drunn ze erënneren, well dëst Jubiläum geet ons all un. Ech si sécher, Dir, léif Sän-gerinnen a Sänger, wësst, u wat ech do denken. Net méi spéit ewéi leschte Freideg wor de Jubiläumsdatum, de 5. Oktober 1962 wor et: deen éischten James Bond koum an d‘Kinoën, den Dr. No oder op däitsch „James Bond jagt Dr. No.“

Wéivill Sängerinnen sinn zënterhier Sonndeg fir Sonndeg op den Duxall komm an der Hoffnung, op der Juegd no feindleche Spiounen géif de Sean Connery, de Roger Moore oder de Pier-ce Brosnan vum Priedegstull gesprong kommen a flang bei si an de Gesang. A wann et dann neess net de Fall wor, hat de Paschtouer missen an der Prie-degt di richteg Wieder fannen, fir si ze tréischten. Wéivill Sänger hunn zënter-

Die Mitglieder des Zentralvorstandes, um Präsident Albert Brauch, suchten auch dieses Jahr das intensive Gespräch mit den Mitgliedsvereinen. Foto: Laurent Willkomm

Diese kleine Kartierung zeigt, welche Chörean den fünf Versammlungsorten vertreten waren.

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hier gehofft, d‘Tina Turner géif aus dem Nouteschaf klammen an d‘Lidd vum Golden Eye sangen. Ma wéi dack ass et am Nouteschaf sëtze bliwwen, well et weess: Wien um Duxall während der Mass schwätzt, gëtt erschoss. Duerfir huet et sech net getraut.

An trotzdem: Dir sitt trei, trei um Duxall.Léif Sängerinnen a Sänger, och wann ech dat elo a vill Humor agepaakt hunn, mengen ech et awer eescht: duerfir gëllt Iech e grousse Merci. A well ee sech mat engem Merci awer näischt kafe kann, dofir soen ech als Geescht-lechen Iech „Vergelt‘s Gott.“ „Vergelt‘s Gott“ fir d‘Sangen, d‘Musizéieren an onse Kierchen, „Vergelt‘s Gott“ fir d‘Arbecht an de Prouwen. An haut, wou d‘kierchlech Strukturen an onse Land-regiounen jo leider ëmmer méi grouss an ausgedehnt ginn, sinn et jo ganz dack d‘Gesangveräiner, déi um lokale Plang grad déi kleng Gemeinschafte lieweg halen. Op muenchen Dierfer ass et jo leider esou: wann de Gesang net do ass, da sinn der net méi vill do. Och dat muss gesot ginn, an dofir Iech e grousse „Vergelt‘s Gott“.

Ma Dir wësst: d‘Sänger vu Rued - soss gesinn ech elo keng vun ähnlechen Uertschaften heibannen – kënnen do-vunner e Lidd sangen, well si kenne se: d‘Eisebunnsbarrière an dat Schëld do-bäi „Un train peut en cacher un autre.“ Genau esou ass et och mat de Jubilä-en. Kuerz nom éischten James Bond huet an enger geheimnisumwitterter Géigend an deem klengste Staat vun der Welt, am Vatikan, en anert grousst Kapitel an der Kierchegeschicht uge-faang: Ufank vum Zweete Vatikane-sche Konzil. Mat deem Jubiläum invi-téiert ons onse Poopst Benedikt jo zu engem Glawensjoer. E Joer, wou den Niwwel nees gelëft gëtt, mir Chrësch-ten ons nei vergewësseren, wat mir ei-gentlech gleewen, wou mir – wéi den James Bond mat deene flotte Fraen – nei Loscht um Härgott a senger Kierch kréien, an datt mir dann Christkinneks-sonndeg 2013 mat neier Begeeschte-rung sangen: „Credo in unum Deum.“

Allerdéngs, mat deem Zweete Vati-kanesche Konzil, dat ass wéi mat de Spionageaffären, déi den James Bond ze léisen huet: do gëtt vill driwwer ge-schwat, ma em wat et wierklech geet, dat schéngt streng geheim gehalen.

Mais, léif Leit, wéi den James Bond, konnt ech mir di Dokumenter ën-nert den Nol räissen, www.vatican.va mecht et méiglech. Ma verklaapt mech net – net, datt ech als Verräter geriicht ginn: ech verroden Iech, wat di Bëscheef mam Poopst deemols zesumme gesot hunn. D‘Konzil – Dir wësst et vläicht – et ass di héchste

Léiermeenung an der Kierch. Kucke mir d‘Liturgiekonstitutioun „Sacrosanc-tum Concilium“. An do gëtt et e ganz eegent Kapitel: dat sechst. Titel: Die Kirchenmusik.

„112. Die überlieferte Musik der Ge-samtkirche stellt einen Reichtum von unschätzbarem Wert dar, ausgezeich-net unter allen übrigen künstlerischen Ausdrucksformen vor allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbun-dene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Be-standteil der feierlichen Liturgie aus-macht. (...)

Impressionen aus den Regionalversammlungen.Fotos: Laurent Willkomm

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113. Ihre vornehmste Form nimmt die liturgische Handlung an, wenn der Gottesdienst feierlich mit Gesang ge-halten wird und dabei Leviten mitwir-ken und das Volk tätig teilnimmt. (...)

114. Der Schatz der Kirchenmusik möge mit größter Sorge bewahrt und gepflegt werden. Die Sängerchöre sol-len nachdrücklich gefördert werden (...). Dabei mögen aber die Bischöfe und die übrigen Seelsorger dafür Sor-ge tragen, dass in jeder liturgischen Feier mit Gesang die gesamte Ge-meinde der Gläubigen die ihr zukom-mende tätige Teilnahme auch zu leis-ten vermag (...)

116. Die Kirche betrachtet den Gre-gorianischen Choral als den der rö-mischen Liturgie eigenen Gesang; demgemäß soll er in ihren liturgischen Handlungen, wenn im übrigen die glei-chen Voraussetzungen gegeben sind,

den ersten Platz einnehmen. Andere Arten der Kirchenmusik, besonders die Mehrstimmigkeit, werden für die Feier der Liturgie keineswegs ausgeschlos-sen, wenn sie dem Geist der Liturgie im Sinne von Art. 30 entsprechen.

118. Der religiöse Volksgesang soll eifrig gepflegt werden (...)

120. Die Pfeifenorgel soll in der latei-nischen Kirche als traditionelles Mu-sikinstrument in hohen Ehren gehal-ten werden (...) Andere Instrumente aber dürfen nach dem Ermessen und mit Zustimmung der für die einzelnen Gebiete zuständigen Autorität (...) zur Liturgie zugelassen werden, sofern sie sich für den heiligen Gebrauch eignen oder für ihn geeignet gemacht werden können, der Würde des Gotteshauses angemessen sind und die Erbauung der Gläubigen wirklich fördern.

VE 21.12. Capellen Eglise 20h00 Concert spirituel Org.: Chorale Capellen Missa in honorem Sancti Aloisii (Patrick Colombo) Concerto pour cor en ré Majeur n°2 (Joseph Haydn)

Oratorio de Noël (Camille Saint-Saens)

SA 22.12. Mensdorf Eglise 20h00 Concert spirituel Org.: Chorale Mensdorf Missa in honorem Sancti Aloisii (Patrick Colombo) Concerto pour cor en ré Majeur n°2 (Joseph Haydn)

Oratorio de Noël (Camille Saint-Saens)

DI 23.12. Clervaux Eglise décanale 16h00 Adventsconcert Org.: Chorale Clervaux SA 05.01.13 Ettelbruck Gemeng 15h00 Neijooschréceptioun Org.: Chorale Ettelbréck De Piusverband an d’Chorale Ste-Cécile Ettelbréck invitéieren op d’Neijooschréceptioun 2013. Wou? >> Am Festsall vun der Gemeng, Place de l’Hôtel de Ville, zu Ettelbréck. All Chorale soll mat 2 Delegéiert hei vertruede sinn. Umeldungen:Fax:26201898•E-mail:[email protected]

SA 26.01.13 Luxembourg Conservatoire 20h00 UGDA Spectacle Anniversaire The 150th Anniversary Show:

„Kids and Pop Classics“ & „Päifemeedel-Danzebouf“

DI 27.01.13 Luxembourg Conservatoire 09h30 150e Congrès fédéral de l’UGDA

SA 02.02.13 Luxembourg Lycée Robert-Schuman 14h30 Assemblée générale de l’Union Saint Pie X

Agenda

121. Die Kirchenmusiker mögen, von christlichem Geist erfüllt, sich bewusst sein, dass es ihre Berufung ist, die Kirchenmusik zu pflegen und deren Schatz zu mehren. (...) Die für den Kirchengesang bestimmten Texte müs-sen mit der katholischen Lehre über-einstimmen; sie sollen vornehmlich aus der Heiligen Schrift und den liturgi-schen Quellen geschöpft werden.“

D‘Tina Turner wosst et: de „Golden Eye“ passt net als Sanctus. Loosse mir esou am Geescht vum Zweete Vatika-nesche Konzil Gottesdéngscht feieren, sangen a musizéieren. Maache mir et, dem Härgott zur Éier, de Mënschen zur Freed, da kënne mir an onse Kierchen nach op villes gespaannt sinn, genau esou wéi op den nächsten James Bond.

Ech soen Iech Merci fir Äer Gedold.Abbé Luc SCHREINER

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Gelegentlich einer sympathischen Feier im Bischofshaus in Luxem-burg kamen neulich 39 verdienst-volle Sängerinnen und Sänger der „Union Saint Pie X“ zu Ehren.

In seiner Ansprache begrüßte Erz-bischof Jean-Claude Hollerich die Vertreter des Piusverbandes – Albert Brauch, Präsident; Pierre Majerus und Marc Boever, Vizepräsidenten; Lydie Jung-Jungblut, Generalsekretärin; Pa-trick De Rond, Vertreter der Organis-ten; Laurent Willkomm, Redakteur des „Canticum Novum“; Aphonse Bock und Marie-Suzette Mayer, Mitglieder – so-wie die langjährigen Sängerinnen und Sänger, die 60 Jahre und mehr im Kir-chengesang aktiv sind.

FEIERSTUNDE IM BISCHOFSHAUS

« Si la musique nous est si chère,c’est qu’elle est la parole la plus profonde de l‘âme » (*)

Der Oberhirte der Luxemburger Kirche hob die hohe Qualität des Gesangs im ganzen Land hervor und richtete herz-liche Worte des Dankes an die enga-gierten Kirchenmusiker für ihren steten Einsatz. Für Jean-Claude Hollerich war es das erste Mal, dass er den Pi-usverband in seiner Residenz empfing.

Der Präsident des Piusverbandes, Al-bert Brauch, betonte, dass Singen und Musizieren ohne Zweifel zum Aufbau, zur Bereicherung und zum Erhalt des Kulturguts beitragen. Die Feierstunde gebe die Gelegenheit, die nationalen Kirchenchöre zu bewundern und zu beglückwünschen für alles, was sie unentgeltlich jahraus, jahrein leisten in der heutigen materialistischen und hektischen Zeit.

„Das Leben und Fortbestehen eines Vereins ruht auf zwei Säulen: erstens einmal auf der Lebendigkeit und der Gestaltungskraft in der Bewältigung seiner Ziele, und zweitens auf der Treue seiner Mitglieder. Dieser zweite Grund ist der Anlass unseres heutigen Beisammenseins, wollen wir doch im Rahmen dieses Treffens die treuesten unserer Mitglieder ehren. Sie haben alle in guten, aber auch in schweren Zeiten zu ihren Vereinen gestanden und sich immer zu ihren Zielen be-kannt“, so Albert Brauch in seinen Aus-führungen.

Als sichtbares Zeichen des Dankes für ihre Treue zur „Musica Sacra“ über-reichte Erzbischof Jean-Claude Hol-lerich, gemeinsam mit Albert Brauch und Lydie Jung-Jungblut, die Urkun-den. Die Feier fand ihren Abschluss mit dem vom Erzbischof angebotenen Ehrenwein.

Ein Diplom erhielten Albert Alberty,

Chorale Schouweiler-Sprinkange /

Henriette Arnoldy, Chorale Scheedgen /

François Belleville, Chorale Hostert /

Marie-Thérèse Bohnenberger-Urwald,

Chorale Bech / Norbert Brosius, Chorale

Pétange / Gilberte Brosius, Chorale

Pétange / Paul Desbordes, Chorale

Fouhren / Jean-Pierre Elcheroth, Chorale

Hollerich / Camille Fuchs, Chorale

Echternach / François Glesener, Chorale

Koerich / Ferdinand Hilbert, Chorale

Mamer / Ferd Kayser, Chorale

Zahlreiche Chormitglieder konnten aus den Händen von Erzbischof Jean-Claude Hollerich die Urkunde für sechzigjähriges Wirken im Kirchenchor entgegennehmen.

Foto: Laurent Willkomm

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Dommeldange / Jean-Pierre Kinn, Chorale

Walferdange / Jos Kohnen, Chorale Merl

/ Arthur Kremer, Chorale Heinerscheid-

Fischbach-Kalborn / Roger Kremer,

Chorale Roeser-Crauthem / Victor Leclerc,

Chorale Koerich / Jeannot Linden, Chorale

Lamadelaine / Pierre Ludewig, Chorale

Bech / Pierre Ludwig, Chorale

Dommeldange / Camille Medinger,

Chorale Mondercange / Jos Medinger,

Chorale Contern / Florent Meyers, Chorale

Dommeldange / Julien Nilles, Chorale

Eischen / Pierre Nommesch, Chorale

Mertzig / Yvonne Ripp, Chorale

Luxembourg Sacré-Coeur / Fernand

Schaul, Chorale Heinerscheid-

Fischbach-Kalborn / René Schickes,

Chorale Clervaux / Jean-Pierre Schmit,

Chorale Waldbëlleg-Haler / Henri

Schroeder, Chorale Ste Cécile Holler-

Binsfeld-Breidfeld / Raymond Simon,

Chorale Schouweiler-Sprinkange / Victor

Steffes, Chorale Bech / Jean Thilges,

Chorale Flaxweiler / Gilbert Thomas,

Chorale Bigonville / Pierre Weber, Chorale

Asselborn / Norbert Weis, Chorale

Weiler-la-Tour / Emile Wies, Chorale

Ellange / Jos Zeimes, Chorale Schieren /

Nicolas Zeimes, Chorale

Hachiville-Hoffelt-Weiler.

Albert BRAUCH____________________________(*) Citation de Romain Rolland - Ecrivain français, né en 1866 - Prix Nobel de littérature 1915

De Canticum Novum kënnt eraus:

• Mëtt Mäerz• Mëtt Juni• Mëtt September• Mëtt Dezember

Redaktiounsschluss fir Artikelen a Beiträg an der Agenda: • 1. Mäerz• 1. Juni• 1. September• 1. Dezember

HONNEUR À LEUR MÉMOIRE

Ils ont rejoint les chœurs célestes

BIBERICH-FELTGEN Elise – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Walferdange

CAPESIUS-BECKER Henriette – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile ‘La Hammoise’

DEGRAND-NOSBUSCH Eugénie – membre actif de longue date de la Chorale St-Hubert Merscheid

FLAMMANG-GENGLER M-Jeanne –membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Esch-Lallange

GORGES André – ancien membre de la Chorale Ste- Cécile Junglinster

GRAS Guillaume – secrétaire d’honneur, archiviste et membre actif de longue date de la Chorale des Exilés; membre actif de longue date de la Chorale Mixte Ste-Cécile Luxembourg-Gare

HOFFMANN Nicolas – ancien membre actif de la Chorale Ste-Cécile Steinheim

KREMER-HOSCHEIT Lony – ancien secrétaire et membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Mamer

LEYDER Léon – secrétaire et membre actif de longue date de la Chorale ‘Sang a Klang’ Weicherdange

MALGET-WOLTER Milly – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Tarchamps- Watrange

MASSARD-SPAUTZ Marie-France – employée administrative bien dyna-mique du secrétariat de l’Union Saint Pie X pendant les années 2002-2003. Merci Marie-France!

NICOLAY Roger – organiste et chef de chœur de longue date de la Chorale Ste-Cécile Moes-dorf-Pettingen-Essingen

SCHILTGES Marie-Madeleine – ancien membre du comité et ancien membre actif de la Chorale des Exilés

STEICHEN Jean – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Mertzig

STEPHANY Pierre – curé de la paroisse de Bastendorf/Tandel et membre de la Chorale Ste-Cécile Bastendorf

STREITZ Jean – membre du comité et trésorier de 1985-2012, membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Leude-lange

WAMPACH-GELHAUSEN Cathérine – membre actif de longue date de la Chorale Ste-Cécile Machtum

Poste vacantCHEF DE CHŒUR

D’Chorale Ste-Cécile Kanech sicht en(g) Dirigent(in). Mir sangen kierchlech a weltlech. Interessentekënne sech mellen bei der Presidentin Josée REILAND Tel.: 35 85 74;E-Mail:[email protected]

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KULTURREISE NACH METZ

Wo sich Kunst und Architektur begegnen

Auf Einladung des Piusverbandes trafen sich neulich 50 interessier-te Sängerinnen und Sänger, um an einem besonderen Herbstausflug teilzunehmen. Das Reiseziel war die Stadt Metz in der Großregion Saar-Lor-Lux. Eine geführte Sight-seeing Tour und eine Besichtigung des Centre Pompidou-Metz ließen die Teilnehmer voll auf ihre Kosten kommen.

Im Laufe der Geschichte haben die Stadt Metz und ihr Ballungsgebiet voller Aufgeschlossenheit sämtliche Kunstbewegungen aufgenommen. Diese Tatsache zeigt sich heute bei-spielhaft mit der Eröffnung des Centre Pompidou-Metz im Jahre 2010 – einem neuartigen Ort der Kulturdezentralisie-rung, der den Ehrgeiz der politisch Ver-antwortlichen für die Hauptstadt Loth-ringens beweist. Das Bestreben, Metz entschlossen mit dem 21. Jahrhundert zu verbinden, ist eines der Hauptziele ihres Wirkens.

Metz – eine Reise wert

Die Stadt Metz überrascht uns mit ih-rer Dynamik, ihrer Schönheit, ihrer Lebenskunst und dem Reichtum ihres historischen Erbes. Metz – das ist der warme Ockerton der Jaumont-Steine, der noch leuchtender ist, wenn Son-nenlicht die Stadt durchflutet. Metz – das ist das kaiserliche Viertel und sein harmonischer Städtebau, der typisch für die wilhelminische Zeit ist. Metz – das ist die Place Saint-Louis, einer der malerischsten Plätze der Stadt, der seine mittelalterliche Prägung bewahrt

hat. Er war Handelsplatz der lombar-dischen und burgundischen Kaufleute.

Metz – das ist selbstverständlich die Kathedrale Saint-Étienne, deren Grün-dung auf das 5. Jh. zurückgeht, eine Perle des gotischen Flamboyantstils, deren 6500 m2 Innenraum dank sei-ner Glasfenster aus dem 12. und dem 20. Jh. (darunter die berühmten von Marc Chagall) ausgeleuchtet wird. Metz – das ist die Place d’Armes mit ihren Pflastersteinen, wo sich Kathe-drale und Rathaus gegenüberstehen – wie eine symbolische Darstellung der Beziehungen zwischen geistlicher und weltlicher Macht, welche die Ge-schichte Frankreichs gründeten. Metz – das ist schließlich auch die Fußgän-gerzone mit ihrer Atmosphäre, die ei-nen Einkaufsbummel wert ist.

Das Centre Pompidou-Metz

Die Regionalhauptstadt Metz, ein Kreuzpunkt Europas, ist Standort der ersten Dezentralisierung einer großen Kulturinstitution. Das Centre Pompi-dou-Metz (CPM), eine Synthese aus Museum und Kunstzentrum, ist auto-nom in seinen Entscheidungen und seinem Betrieb und versteht sich als Lebensort. Das CPM ist zweifelsohne ein Ort, wo sich Kunst und Architektur begegnen.

Das mächtige Schiff mit seinem spek-takulären Dachstuhl, das die Architek-ten Shigeru Ban und Jean de Gastines entworfen und als Ausstellungsort kon-zipiert haben, verbindet Funktionalität

Die Teilnehmergruppe inmitten der Altstadt von MetzFoto: Laurent Willkomm

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mit optischer Attraktivität. Seine außer-gewöhnliche Architektur macht – wie es auch bei der Pariser Institution der Fall war – die Präsenz des neuen Cen-tre-Pompidou in der Stadt mit Nach-druck deutlich.

Neben den 5000 m2 Ausstellungsflä-che (bestehend aus drei langen Qua-dern, die sich überlagern und kreuzen) verfügt das CPM auch über ein Forum zum Empfang der Besucher, ein In-formationszentrum, ein Auditorium für Filmkunst mit 144 Plätzen, ein modu-lierbares Studiotheater für Bühnen-kunst mit 196 Plätzen und last but not least auch über einen Buchladen und eine Restaurant-Bar. Die Empfangs-halle erstreckt sich auf die gesamte Höhe des Gebäudes; die Hauptbau-elemente sind sichtbar, insbesonde-re der 77 m hohe Metallpfeil, in dem die Aufzüge untergebracht sind – eine Hommage an das Centre Pompidou in Paris, das 1977 eröffnet wurde. Sämtli-che Räume des CPM sind von diesem riesigen Forum aus zu erreichen.

Das auf einem sechseckigen Raster aufgebaute und einem chinesischen Strohhut ähnelnde Dach übernimmt die Form des Grundrisses, die übri-gens auch dem Metallpfeil als Vorlage dient. Der an sechs Punkten mit dem Boden verankerte Dachstuhl setzt in 37 m Höhe am Turm an und verschlingt 18 km Gebälk aus Brettschichtholz. 18 Monate waren für die Fertigstellung und 4 Monate für den Zusammenbau der insgesamt 16000 unterschiedli-chen Teile dieser 650 Tonnen schwe-ren Überdachung notwendig.

Das CPM bekundet seinen Willen, sich Allen zu öffnen sowie das zeitgenössi-sche Kunstschaffen und die Pluridiszi-plinarität zu fördern. Das CPM verfügt über keine ständige Sammlung, son-dern bietet vier bis sechs Aufhängun-gen pro Jahr, und das in einem der größten temporären Ausstellungsräu-me Europas.

Beim Besuch des CPM vor kurzer Zeit bekamen wir u. a. Einblick in die Wer-ke des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt (1928-2007) durch eine in Europa bis dato einzigartige Retrospektive seiner wall drawings (Wandzeichnungen). Hier wird das Schaffen des Künstlers und dessen Bedeutung für Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Weiterhin geht es in dieser Ausstellung um die bis heute fortdauernde Bewegung Sol LeWitts für jüngere Künstlergenerationen.

Albert BRAUCH

Wall Drawing #2 – 1968: Kombinationsmöglichkeiten von geraden, in den vier geometrischen Grundrichtungen (Vertikale, Horizontale, Diagonale mit 45° Neigung von links nach rechts bzw. rechts nach links) positionierten geraden Linien Foto: Laurent Willkomm

Das Centre Pompidou-Metz mit seinem großen Vorhof versteht sich als Ort der Begegnungen aller Publikumsgruppen.

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ATELIER DE CHANT LITURGIQUE

Approfondissement d’un répertoire liturgique spécifique- temps de l’Avent et temps de Noël

Unter diesem Titel fand vor einigen Wochen in Zusammenarbeit mit der Inecc und der diözesanen Arbeits-stelle für Liturgie ein interessanter und gut besuchter Workshop für Kirchensängerinnen und -sänger in der „Maison d’Accueil des Soeurs Franciscaines“ in Luxemburg/Belair statt.

Rund 40 Teilnehmer(innen) aus den verschiedenen Regionen des Landes hatten sich auf Einladung des Piusver-bandes in der Klosterkapelle zu einem interaktiven Fortbildungsnachmittag für Sänger und Kantoren eingefunden.

Auf dem Programm stand sowohl eine Einführung in ein ausgewähltes Liedgut für die Advents- und Weihnachtszeit, was die musikalische Gestaltung der Eucharistiefeier anbelangt, als auch das Erarbeiten der vorliegenden Ge-sangstücke.

Als Leiter dieses Seminars fungierten in gekonnter Weise Camille Kerger (Di-rektor der Inecc), Renée Schmit (Ser-vice de la Pastorale de l’Archidiocèse), Raphaël Weickmans (Keyboard) sowie Paul Breisch (Titularorganist der Ka-thedrale von Luxemburg).

Albert BRAUCH

Camille Kerger begeisterte die Teilnehmer durch seine spritzige Art und Weise, die sich durch den ganzen Workshop hindurchzog.

Unter der Leitung von Renée Schmit (links) übten zahlreiche Sängerinnen und Sänger Psal-modien und Gesänge, bei denen besonders Wert auf eine korrekte Interpretation des Textes gelegt wurde. Fotos: Laurent Willkomm

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La langue allemande est sans doute la plus difficile chanter. Ses accents toniques, que d’aucuns qualifient de durs, et ses

voyelles souvent non arrondies et souvent mi-ouvertes, dont les couleurs plutôt claires mais quelquefois aussi sourdes

(muettes) s’opposent aux voyelles ouvertes, plutôt arrondies de l’italien. Le clair-obscur typiquement italien lié à ses consonnes,

qui aident très souvent le son à « se projeter » dans les résonateurs, est, dans la langue allemande, remplacé par des cou-

leurs plus dures et plus claires. Les Français opèrent par « accents de duration » et en utilisant des couleurs vocales souvent

nasales, tandis que les anglophones logent leurs sons parlés et chantés la plupart du temps dans une bouche bien arrondie

aux couleurs assombries, servies par des consonnes qui n’ont généralement pas le tonus de leurs homologues allemandes.

Sans nous appesantir ici sur une foule d’exemples, je propose d’étudier la démarche à suivre en proposant quatre « phrases

» allemandes suivies de leur dissection phonétique :

À l’aide de ces exemples, il est possible de proposer une démarche détaillée à un apprenti chanteur qui a des problèmes

de diction en chantant des textes dans n’importe quelle langue. C’est en effet grâce à l’expérience et l’avance technique de

l’enseignant et du chef de chœur que ces tentatives peuvent avoir une chance pour aboutir. Les personnes visées doivent

toutefois accepter de faire, sous les yeux (et surtout les oreilles) vigilants de leurs mentors, le travail méticuleux qui s’impose

ici avant d’envisager de l’entreprendre tout seul.

La diction chantée ne fonctionnant pas de la même manière que la diction parlée et la technique déclamatoire déployée en

art dramatique n’étant pas non plus directement comparable aux idiomes vocaux mis en œuvre sur une scène d’opéra, le

chanteur doit avant toutes choses apprendre à parler en chantant autant qu’ à chanter des textes parlés. Il n’est pas, en effet,

d’une grande utilité pour lui faire dire sans cesse un texte qu’il doit chanter, si ce n’est pour le mettre rythmiquement en place

VOIES VERS LA VOIX

Le travail d’un texte chanté

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ou pour s’imprégner de l’atmosphère évoquée par son auteur. Parler ou, le cas échéant, déclamer un texte à chanter peut toutefois être d’une certaine utilité dans une toute première phase : quelquefois je demande en effet à un élève de déclamer le texte qu’il devra chanter pour découvrir la tessiture qui corres-pond, chez lui, à une phonation parlée appuyée, pour lui permettre de travailler son texte, dans le rythme, en partant de cette note trouvée. Si l’élève a plus d’expérience, il devrait être capable de chanter une œuvre vocale sur n’importe quelle note qui y apparaît, même si les extrêmes peuvent s’avérer difficiles à réaliser.Voici un exemple qui illustre la manière dont j’ai déjà fait travailler l’air de Papageno à quelques-uns de mes élèves, pour leur faire ressentir le travail vocal qu’ils doivent fournir :

Après cet exercice, qui peut encore comporter plus de notes intermédiaires tirées de la gamme utilisée dans la pièce, ni les graves, ni les aigus rencontrés dans cet air, ne devraient plus poser de problèmes majeurs au chanteur, à condition, bien sûr, qu’il ait réussi à bien faire résonner chacun des phonèmes tout au long de chacun de ses volets. Cette démarche permet d’apprendre à chanter plutôt que de se contenter d’apprendre à survenir aux besoins spécifiques d’une pièce de répertoire. Les compétences qu’on y acquiert sont d’ordre technique plutôt qu’artistique, et pourtant, elles sont foncièrement nécessaires pour l’acquisition de ces dernières.

Arthur STAMMET, professeur de chant

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C A N T I C U M N O V U M 4 / 2 0 1 216

IUBILAEUM

Johannes Ciconia (1335/1370 - 1411/1412)

Der Komponist, den wir Ihnen heu-te vorstellen möchten, dürfte den meisten Lesern völlig unbekannt sein, auch Fachleute kennen ihn nicht unbedingt. Für die kirchenmu-sikalische Praxis ist er heute irrele-vant und seine Biographie ist nicht sonderlich klar, wie Sie schon der Titelzeile entnehmen konnten. Um 1400 jedoch zählte er zu den be-kanntesten Musikern Europas; es gelang ihm, die französische Musik des Spätmittelalters mit der italie-nischen zu einem eigenen Stil zu verschmelzen, der eine Grundlage für die wenig später einsetzende Stilwende zur Renaissance legte. Sein Einfluss war noch einige Jahr-zehnte spürbar, danach war er wohl vergessen.

1952 schrieb H. Besseler: „Der erste große Niederländer, dessen Auftreten um 1400 einen Wendepunkt in der Mu-sikgeschichte bezeichnet, ist erst neu-erdings in seiner Bedeutung erkannt worden. Von seinem Leben wissen wir nur, dass er aus Lüttich stammte und in Padua gewirkt hat (...)“. Neuere Musiklexika bieten dagegen erstaun-lich vollständige Lebensläufe: 1335 in Lüttich geboren, im Umfeld des Papst-hofes in Avignon anzutreffen, später in Genua, Pisa, Neapel, Florenz, Bolog-na, Cesena, Rom, 1372 Kanoniker in Lüttich mit engen Verbindungen nach Padua und Venedig, ab 1400 in Pa-dua Kantor, Kanoniker, Magister an der Universität. Neuere Archivfunde aber verändern das Bild: sie nennen 1385 einen Chorknaben und einen Kanoniker dieses Namens gleichzei-

tig in Lüttich, 1405 heißt es in Padua „Johannes Ciconia, Sohn des Johan-nes aus Lüttich“, und 1391 dispensier-te der Papst einen Johannes Ciconia von dessen illegitimer Geburt als Sohn eines Priesters und öffnete ihm damit die kirchliche Laufbahn. Wir haben es also mindestens mit Vater und Sohn zu tun, wahrscheinlich noch mit mehreren anderen Personen gleichen Namens. Unser Komponist ist wohl um 1370 in Lüttich geboren, war dort Chorknabe, fungierte später in Padua als Cantor am Dom und als Magister und starb dort 1412.

Im 14. Jahrhundert war Paris das Zen-trum der musikalischen Entwicklung: durch die ständig weiter getriebene Verfeinerung der Notation besonders der Tondauern entwickelte sich die Kompositionstechnik. Kannten die frühen Handschriften, in denen gre-gorianische Gesänge überliefert sind, nur gewisse Kürzungen und Dehnun-gen durch kurrente oder nichtkurrente Schreibweisen, so hatte sich vor 1200 eine Notation entwickelt, die rhythmi-sche Modi, d.h. regelmäßige Abfolgen von langen und kurzen Noten, notie-ren konnte, aber noch keine individu-ellen Dauern einzelner Töne. Im 13.

Jh. kam die Mensuralnotation auf, die schon mehrere Notenwerte durch die Notenform graphisch unterschied und eine Unterteilung der Noten in kürze-re Werte erlaubte. Um 1320 entstand im Umfeld der Pariser Universität die „Ars nova“, so benannt nach dem Ti-tel eines Traktats von Philippe de Vit-ry, der die Teilungsmöglichkeiten der Notendauern nochmals erweiterte. In mehreren Stufen konnten die jeweils längeren Noten in zwei oder drei kür-zere aufgspaltet werden, womit dem Komponisten ein weiteres Spektrum an Tondauern zur Verfügung stand. Zwei- oder Dreiteilung auf den ver-schiedenen Ebenen wurde durch Mensurzeichen angezeigt, vorüberge-hende Wechsel durch farbige Noten. Leitideen dieser Kunst sind Subtilitas

Baude Cordier: „Belle, bonne, sage“, in Herz-form notiert, ein Beispiel für die nur sichtbare, nicht hörbare Dimension der „Augenmusik“ der Ars subtilior. (wikimedia commons)

Philippe de Vitry, Motette „Vos qui admiramini-Gratissima-Gaude gloriosa“. Drei gleichzeitig erklingende Texte in 4 Stimmen. (cpdl.org)

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(Feinheit, Scharfsinn) und Dulcitudo (Süße des Klanges durch das Einbe-ziehen von Terz-/Sextklängen in ein Quint-/Oktavgerüst).

Hauptgattung der Ars nova ist die Mo-tette: hierbei wird einem „Tenor“, einer Fundamentstimme, die eine vorgege-bene Melodie (einen „cantus firmus“, oft einen Choralausschnitt) vokal oder instrumental vorträgt, eine textierte Oberstimme, „Motetus“ genannt, hin-zugefügt. Ein „Triplum“ tritt als zweite Oberstimme mit einem weiteren, eige-nen Text, eventuell sogar in anderer Sprache, hinzu. Der Tenor besteht da-bei vor allem aus langen Notenwerten, der Motetus aus kürzeren, das Triplum bewegt sich noch schneller. Der Tenor kann durch ebenfalls eher langsame Contratenores ergänzt werden. Die Motette sucht also, das Eigenleben der Stimmen durch Verschiedenheit der Lagen und Bewegungsarten zu be-wahren. Die verschiedenen Texte der Motette sind dabei inhaltlich oft aufein-ander bezogen, was nur von einem li-terarisch gebildeten Publikum verstan-den werden kann. Kennzeichen der Motette wird außer der Mehrtextigkeit die Isorhythmie: dabei wird eine Folge von Notenwerten (talea) wiederholt,

aber im allgemeinen mit anderen Ton-höhen. Auch Wiederholung der Abfolge der Tonhöhen (color) wird praktiziert, aber nicht unbedingt synchron mit der Talea, so dass sich eine sehr komplexe Musik ergibt, die sich eher dem Leser als dem Hörer erschließt.

Die Motette ist somit eine höchst arti-fizielle Konstruktion für Kreise von in-tellektuellen Kennern und Liebhabern, sie steht im Gegensatz zu kirchlichen Vorstellungen einer würdevollen, die Andacht fördernden Musik, von Text-verständlichkeit ganz zu schweigen. So kam es dann schon 1324 zum Verbot der musikalischen Neuerungen durch Papst Johannes XXII (Dekret «Doc-ta Sanctorum») und damit zur ersten klaren, strafbewehrten Ablehnung der künstlerischen Entwicklung durch die Kirche. Die Motette wurde zur Gesell-schaftskunst, baute teils auf weltlichen Tenores auf und verarbeitete auch Tex-te mit politischem Hintergrund.

Etwa ab 1370 wurde die Ars nova noch weiter verfeinert; für diese Musik hat sich in den letzten Jahrzehnten der Be-griff «Ars subtilior» durchgesetzt. Die Notengraphien wurden durch verschie-dene Fähnchen, Haken, unterschied-lich gefärbte oder hohle Notenköpfe differenziert, neue Zeichen für Men-surwechsel, irreguläre Teilungen, Pro-portionen und einiges mehr tauchten auf. Viele Feinheiten dieser Notation

sind dabei nicht hörbar, sondern nur im Notentext sichtbar. Ob man hierin eine höchst differenzierte Kunst oder bloße übersteigerte Spielerei sehen will, bleibt dem Leser überlassen, die rhythmische Komplexität der Ars sub-tilior wurde jedenfalls bis ins 20. Jahr-hundert hinein nicht mehr erreicht. In Italien dagegen wurde die Motetten-kunst, insbesondere in ihren isorhyth-mischen Konstruktionen, nicht hei-misch. Hier war das Trecento geprägt durch Suche nach sinnlicher Schönheit und Natürlichkeit der Melodik. Das Ziel war eine ansprechende, ungekünstelte Musik.

Johannes Ciconia komponierte sowohl Stücke in französischer als auch in ita-lienischer Manier. Vor allem aber form-te er die französische Motettentechnik durch Einbeziehung italienischer Me-lodik um. Dabei entstanden Messen-sätze, Motetten, aber auch Madrigale und andere Formen weltlicher Musik. Der Aufbau der Motette wurde verein-facht: die beiden Oberstimmen werden gleichwertig, singen den gleichem Text in gleicher Lage und Bewegung. In diesem Oberstimmenduett treten me-lodische Verwandschaften auf, auch Imitationen bis hin zum Kanon. Der Tenor wird nicht mehr von einem can-tus firmus beherrscht, sondern fungiert als freier Harmonieträger, aber in einer kunstvollen, kontrapunktischen Linie.

Der Trecentodichter Petrarca, Fresko von Giusto di Menabuoi im Baptisterium des Domes von Padua (wikimedia commons)

„O Padua sidus praeclarum“, Motette mit gleichem Text in beiden Diskantoberstimmen über untextiertem Tenor. (cpdl.org)

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Auch zwei sich überkreuzende Funda-mentstimmen kommen vor. Das Ideal der Verschiedenartigkeit der Stimmen wird also ersetzt durch ein neues Ide-al der Homogenität, auf Feinheiten der Isorhythmie wie asynchrone Verläufe von Talea und Color wird verzichtet. In den Messensätzen (es finden sich nur Gloria/Credo-Paare) sind Vermer-ke unus/dui/chorus zu sehen, also ein planmäßiger Wechsel zwischen solis-tischen und chorischen Abschnitten. Diese Chorpolyphonie wurde zu einem Kennzeichen der Messenkomposition, Motetten und gesellige Musik blieben dagegen Solistenkunst.

Auch als Theoretiker war Ciconia be-kannt, zwei seiner drei Musiktraktate sind erhalten: „Nova Musica“ und „De proportionibus“. Ciconia beschreibt drei verschiedene Arten des Halbtons und führt dazu eigene Zeichen ein, Akzidentien mit einem oder mehreren eingeschriebenen Punkten.

Kompositionen in diesem Ciconiastil begegnen uns noch aus den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts,

dann begann eine neue Zeit: ab etwa 1420 verlagerte sich das musikalische Zentrum von Paris nach Burgund, die große Zeit der franko-flämischen Mu-siker begann. 1477 schrieb Johannes Tinctoris, es gebe erst seit 40 Jahren Musik, die von Kennern als hörenswert beurteilt werde. Alle ältere Musik sei so ungereimt und albern komponiert, dass sie eher die Ohren beleidige. So wurde die Musik des Spätmittelalters schnell vergessen, und sie blieb es bis in die 1920er Jahre.

Laurent WILLKOMM

Quellen:

Hans Heinrich Eggebrecht, Musik im Abendland, München 1991Fr. Ferrand, (Hrsg), Guide de la Musique du Moyen-Age, (Fayard) 1999Honegger/Massenkeil, Das große Lexikon der Musik, Freiburg 1979Suzanne Clerkx, „Ciconia“ in New Grove, London 1980Alfred Baumgartner, Alte Musik, (Kiesel) 1981Heinrich Besseler, „Ciconia“, in: MGG Bd 2, Spp. 1423-1434, Kassel 1952Allan W. Atlas, La Musique de la Renaissance en Europe, Turnhout 2011

Den Zentralcomité an d ‘ Delegéierteversammlung

wënschen alle Sängerinnen

a Sänger frou Chrëschtdeeg

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Der Advent, in dem Sie, verehrte Le-serin, verehrter Leser, diese Zeilen lesen, sollte eine Zeit der Stille sein, eine Zeit des ruhigen, freudigen Wartens auf das große Ereignis des Festes. Für die kirchenmusikalisch Tätigen ist es dagegen meist eine Zeit der vielen zusätzlichen Proben für Adventskonzerte, besonders lie-bevoll gestaltete Gottesdienste und die Feiern der Heiligen Nacht und der Weihnachtstage, so dass nur wenig Ruhe übrig bleibt, von den weltlicheren Festvorbereitungen ganz zu schweigen. Doch sollten Sie sich ruhig die Zeit nehmen, um über die Zeit nachzudenken, beson-ders in der Musik.

Wir denken hier zuerst an die seit Jahrzehnten immer wieder auffla-ckernden Diskussionen um die „richti-gen“ Tempi in der Alten Musik, heute von der „Tempo-giusto-Bewegung“ getragen und medial vermarktet. Hier wird im wesentlichen behauptet, die heutige Aufführungspraxis spie-le alles doppelt so schnell als vom Komponisten gedacht, eine Behaup-tung, die keinen Chorleiter kalt las-sen dürfte. Einige Links zum Thema: http://www.wellermusik.de/Tempo_Giusto/tempo_giusto.htmlhttp://www.mozarttempi.net/index.htmlhttp://www.bsherman.net/bachtempo.htmhttp://www.baroquemusic.org/tempi.htmlhttp: / /www.tagesspiegel .de/zei -tung/die-geschichte-der-unerhoer-te/1494570.html

h ttp : / /www.sp iege l .de /sp iege l /print/d-13692783.html

Hoffentlich bleibt Ihnen bei diesen Tempi dann noch Zeit, sich grund-sätzlicher mit der musikalischen Zeit zu befassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Künsten wird Musik ja als zeit-liche Abfolge realisiert, als eine Folge von Tönen, Klängen, Geräuschen, die sich ein Komponist ausgedacht hat und ein Interpret produziert. Dass alle in einer bestimmten Situation hörba-ren Ereignisse, sowohl geplante wie zufällig erfolgende, als Musik aufge-fasst werden können, hat besonders der vor 100 Jahren geborene und vor 20 Jahren verstorbene Komponist John Cage bewusst gemacht. Nach-dem die Philharmonie Cage Ende No-vember in einem gut dokumentierten Festival vorgestellt hat, möchten wir hier nur auf das Orgelstück hinwei-sen, das seit einigen Jahren in Hal-berstadt (Sachsen-Anhalt) erklingt. Es beruht auf einem Klavierwerk, das Cage 1985 mit computergestützten Zufallsoperationen komponierte; die Vortragsanweisung lautet „As Slow(ly) and Soft(ly) as Possible“. Nun wird beim Klavier wohl der nächste Ton erklingen müssen, wenn der vorige nicht mehr hörbar ist; wie aber ist diese Tempo-angabe auf die Orgel umzusetzen? Bei einem Orgelsymposium entschied man sich für eine rekordverdächtige Aufführungsdauer von 639 Jahren mit Beginn im Jahre 2000, da 1361, also 639 Jahre früher, die erste Domorgel in Halberstadt belegt ist. Durch organi-satorische Verzögerungen begann die

TELA TOTIUS TERRAE: KIRCHENMUSIK IM NETZ

Entschleunigung

Aufführung aber erst am 5. September 2001 mit einer Pause von 18 Monaten Dauer, in der also nur die Geräusche der Windanlage zu hören waren. Am 5. Februar 2003 wurden die ersten Pfeifen in die eigens konstruierte Or-gel in der Burchardikirche eingesetzt. Seit dem 5. Juli 2012 und bis zum 5. Oktober 2013 sind zwei tiefe Töne zu hören; http://www.aslsp.org/de/ gibt ei-nen Überblick über die erfolgten und bevorstehenden Klangwechsel und eine Hörprobe. Unter http://www.theo-mag.de/16/kr2a.htm können Sie eine Betrachtung zum Projekt nachlesen, doch wahrscheinlich sind Sie schon am Überlegen, wie sich Musik- und Kirchengeschichte seit 1361 entwi-ckelt haben und wie Ihre Pfarrgemein-de, Ihre Pfarrkirche, Ihr Kirchenchor, der Piusverband und das Verhältnis von Kirche und Staat wohl aussehen, wenn dieses Orgelstück im Jahre 2640 an sein Ende gelangt..

Mit diesen besinnlichen Gedanken wünschen wir Ihnen frohe, auch mu-sikalisch reiche Weihnachten mit viel Mut und Ausdauer für die verbleiben-den 627 Jahre.

Laurent WILLKOMM

Die Orgel des Cage-Projektes in der Burchardi-kirche (wikimedia commons)

Page 20: Canticum Novum 4/2012

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