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Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände im Haus der Deutschen Wirtschaft Breite Straße 29 10178 Berlin Telefon: 030 / 20 33 -15 00 Telefax: 030 / 20 33 -15 05 E-Mail: [email protected] www.bda-online.de ISBN 3-938349-04-2 BILDUNG schafft ZUKUNFT Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

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In der Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft erleben wir eine Vielzahl von neuen Herausforderungen, die neue Antworten verlangen. Die Leistungsfähigkeit der Unternehmen und die Stabilität der gesellschaftlichen und politischen Institutionen haben in den vergangenen Jahrzehnten viele dieser neuen Herausforderungen verdeckt. Deutschland macht sich daher verspätet auf den Weg. Auch wenn noch über die Art und Weise der Veränderungen diskutiert wird, hat sich jetzt ein Konsens gebildet, dass Reformen in den verschiedensten Bereichen notwendig sind und dass diese Reformen durchgreifend und grundlegend sein müssen.

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Page 1: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Bundesvereinigung der

Deutschen Arbeitgeberverbände

im Haus der Deutschen Wirtschaft

Breite Straße 29

10178 Berlin

Telefon: 030 / 20 33 -15 00

Telefax: 030 / 20 33 -15 05

E-Mail: [email protected]

www.bda-online.de

ISBN 3-938349-04-2

BILDUNG schafft ZUKUNFT

Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Page 2: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Impressum

Redaktion

Bundesvereinigung der

Deutschen Arbeitgeberverbände

Abt. Bildungspolitik, Gesellschaftspolitik

und Grundsatzfragen

Ansprechpartner

Schul- und HochschulpolitikAbt. Bildungspolitik, Gesellschaftspolitik

und Grundsatzfragen

Telefon: 030 . 20 33 -15 00

Telefax: 030 . 20 33 -15 05

E-Mail: [email protected]

Berufliche BildungAbt. Betriebliche Personalpolitik,

Berufliche Bildung

Telefon: 030 . 20 33 -17 00

Telefax: 030 . 20 33 -17 05

E-Mail: [email protected]

Gestaltung

JÜRGENS. Design + Kommunikation, Berlin

Page 3: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

1. BILDUNG schafft ZUKUNFT für die Menschen.

Für jeden Einzelnen ist die Entwicklung seiner Be-

rufsfähigkeit und seiner Persönlichkeit der entschei-

dende Schlüssel, um beruflich erfolgreich zu sein

und seine Möglichkeiten nutzen zu können. Nur

eine umfassende Bildung schafft wirkliche Teilhabe

der Menschen an der wirtschaftlichen, gesellschaft-

lichen und kulturellen Entwicklung der Zeit. Persön-

liches Engagement und Eigeninitiative sind dafür

unabdingbare Voraussetzungen.

2. BILDUNG schafft ZUKUNFT für die Wirtschaft.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist abhängig

vom Bildungsstandort Deutschland. Unsere wirt-

schaftliche Entwicklung hängt davon ab, mit welchen

Kompetenzen die Menschen in den Betrieben, in

Forschung und Entwicklung ausgerüstet sind. Die

wissensbasierte Innovationswirtschaft braucht die

volle Entfaltung des Potenzials der Talente und Fä-

higkeiten, um sich im Wettbewerb behaupten zu

können.

3. BILDUNG schafft ZUKUNFT für das Land.

Eine massive Umschichtung von teuren sozialpoliti-

schen Reparaturmaßnahmen hin zu Investitionen

in Bildungschancen ist ebenso notwendig wie eine

tabufreie Überprüfung der Mittel-Allokation inner-

halb des Bildungssystems. Bislang ist vieles nur poli-

tisches Lippenbekenntnis geblieben. Die enorme

Tragweite bildungspolitischer Entscheidungen und

Veränderungen muss erst noch verstanden werden.

Unser Land braucht endlich eine wirkliche Prioritä-

tensetzung bei der Bildung.

Wir Arbeitgeber engagieren uns mehr denn je in

der Bildungspolitik, denn unsere Betriebe und Unter-

nehmen sind elementar auf eine bessere Bildungs-

qualität in Deutschland angewiesen. Bildung schafft

Zukunft – für alle. Unser Programm liegt vor.

Berlin, im April 2005

Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident

Dr. Norbert Bensel, Vorsitzender des BDA-Bildungsausschusses

Wolf-Rainer Lowack, Vorsitzender des BDA-Berufsbildungsausschusses

In der Wirtschaft, in Politik und Gesellschaft erleben

wir eine Vielzahl von neuen Herausforderungen,

die neue Antworten verlangen. Die Leistungsfähig-

keit der Unternehmen und die Stabilität der gesell-

schaftlichen und politischen Institutionen haben in

den vergangenen Jahrzehnten viele dieser neuen

Herausforderungen verdeckt. Deutschland macht

sich daher verspätet auf den Weg. Auch wenn

noch über die Art und Weise der Veränderungen

diskutiert wird, hat sich jetzt ein Konsens gebildet,

dass Reformen in den verschiedensten Bereichen

notwendig sind und dass diese Reformen durch-

greifend und grundlegend sein müssen.

Wir stehen an der Schwelle tief greifender Verän-

derungen in Schule und Hochschule, Ausbildung

und Weiterbildung. Das deutsche Bildungssystem

befindet sich an einem entscheidenden Wende-

punkt seiner Entwicklung. Eine umfassende Debatte

über Bildungsreformen ist in Gang gekommen. Es

kommt nun darauf an, das Bildungssystem auf die

neuen Herausforderungen auszurichten und die

notwendigen Reformen konsequent umzusetzen.

Bildung gewinnt eine neue, wesentlich größere

Bedeutung:

BILDUNG schafft ZUKUNFT Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

BILDUNG schafft ZUKUNFT – das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Page 4: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Unser Interesse

Deutschlands Unternehmen brauchen gut qualifi-

zierte Fach- und Führungskräfte, die unternehme-

risch und eigenverantwortlich denken und handeln.

Nur mit kompetenten, kreativen und leistungsfähi-

gen Mitarbeitern können Unternehmen neue Pro-

dukte, Produktionsmethoden und Dienstleistungen

entwickeln und im Wettbewerb bestehen. Die Aus-

bildungsfähigkeit der Schulabgänger, die Berufsfä-

higkeit der Absolventen der dualen Ausbildung und

der Hochschulabsolventen sowie der Erhalt eines

hohen Qualifikationsstands der Beschäftigten sind

entscheidende Schlüsselfaktoren für den Unterneh-

menserfolg am Wirtschaftsstandort Deutschland.

Bildungspolitik gehört deshalb zum Kerngeschäft

der Arbeitgeberverbände wie der BDA als ihrem

Spitzenverband. Wir engagieren uns für eine ziel-

gerichtete und umfassende Qualitätsverbesserung

der Leistungsergebnisse in den Schulen und Hoch-

schulen, den Ausbildungsbetrieben und beruflichen

Schulen. In Bund und Ländern, in vielen Schulen

und Hochschulen sind Reformen bereits in Gang

gekommen. Die Novellierung des Berufsbildungs-

gesetzes hat die Rahmenbedingungen der beruf-

lichen Ausbildung in wenigen Punkten verbessert.

Wir unterstützen die begonnenen Reformen, be-

gleiten ihre Durchführung aufmerksam und dringen

auf die weiter notwendigen Schritte, Konzepte und

Umsetzungen.

Mit dem vorliegenden Konzept »BILDUNG schafft

ZUKUNFT« skizzieren wir unser Leitbild eines

modernen und leistungsfähigen Bildungssystems

und geben zugleich einen kompakten Überblick

über unsere Forderungen und Konzepte für Schule,

Hochschule und Berufliche Bildung.

5Das Bildungsprogramm der ArbeitgeberBILDUNG schafft ZUKUNFT

Inhalt 1. Unser Interesse – unsere Prinzipien – unser Bildungsbegriff

1. Unser Interesse – unsere Prinzipien –

unser Bildungsbegriff 5

2. »SCHULE schafft ZUKUNFT« – Qualität

verbessern, Ausbildungsreife sichern 8

2.1. Ziele 8

2.2. Vorschläge und Forderungen 9

2.3. Umsetzungsplan 15

3. »HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT« –

Autonomie steigern, Exzellenz fördern 18

3.1. Ziele 18

3.2. Vorschläge und Forderungen 19

3.3. Umsetzungsplan 23

4. »BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT« –

Rahmenbedingungen verbessern,

Betriebe stärken 26

4.1. Ziele 26

4.2. Vorschläge und Forderungen 27

4.3. Umsetzungsplan 34

5. Das Wichtigste in Kürze 36

Page 5: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Unser Bildungsbegriff

Schule, Hochschule und Berufsbildung haben in

einer hochkomplexen, dynamischen und interna-

tional ausgerichteten Wirtschaft und Gesellschaft

eine neue gemeinsame Aufgabe: Das Individuum,

die Bildung seiner Persönlichkeit wie die Entwick-

lung seines Potenzials und seiner Berufsfähigkeit

müssen im Zentrum der Bildungspolitik stehen.

Nicht nur die systematische und solide Vermittlung

von Fachwissen und -kompetenzen, sondern auch

von Methoden- sowie von personalen und sozialen

Kompetenzen sind notwendig. Entscheidend ist die

Fähigkeit zu Anwendung und Transfer des gelernten

Wissens und seiner Methodik auf reale Probleme

und neue Fragestellungen. Bildung soll jedem die

Kompetenzen mitgeben, die er im Beruf, im Privat-

leben und als Staatsbürger braucht. Dieser hand-

lungs- und kompetenzorientierte Bildungsbegriff

prägt alle bildungspolitischen Forderungen der BDA.

Einerseits stehen für die Unternehmen und ihre

bildungspolitischen Aktivitäten die betriebsnahen

Fächer der Mathematik und Naturwissenschaften,

der Technik und Ingenieurwissenschaften im

Vordergrund, denn auf ihnen baut die innovative

Forschung und Entwicklung und damit die spezifi-

sche Stärke der deutschen Wirtschaft auf. Ebenso

notwendig sind kaufmännisches und unternehmeri-

sches Denken und Handeln. Andererseits werden

die Persönlichkeitsbildung, die Entwicklung fächer-

übergreifender Kompetenzen und Kreativität be-

sonders auch durch die geistes- und kulturwissen-

schaftlichen wie durch die musisch-ästhetischen

Fächer gefördert. Diese Fächer müssen daher

elementare Bestandteile der Allgemeinbildung in

Schule und Hochschule bleiben. Der kompetente

Umgang mit der Sprache schafft Kommunikations-,

Kritik- und Teamfähigkeit; Fremdsprachenkenntnis

trägt zur interkulturellen Kompetenz bei, die in

einer zusammenwachsenden Welt an Bedeutung

gewinnt. Es sind innovative und kreative Persönlich-

keiten gefragt, die über analytische Fähigkeiten,

Problemlösungskompetenz, Flexibilität und Phantasie

verfügen.

Unsere Prinzipien

Wir sind überzeugt, dass die erfolgreichen Prinzipien

der Marktwirtschaft auch im Bildungsbereich greifen:

Leistung, Wettbewerb, Profilbildung, Qualität. Wir

setzen auf leistungsfähige Schulen und Hochschulen,

Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen, die im

Wettbewerb untereinander Profil bilden und konti-

nuierlich ihre Qualität überprüfen und verbessern.

Unternehmerisches Handeln ist grundsätzlich auch

Schulen, Berufsschulen und Hochschulen möglich.

Die Selbstständigkeit der Bildungseinrichtungen

in Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen ist

dafür ebenso Voraussetzung wie die konsequente

Entbürokratisierung und Deregulierung. Dazu

gehört ebenfalls die Möglichkeit einer stärker leis-

tungsorientierten Bezahlung von Lehrkräften und

Dozenten.

Wir brauchen insgesamt in Deutschland ein politi-

sches und gesellschaftliches Klima, das Bildung

eine hohe Priorität zumisst. Jungen Menschen

muss deutlich signalisiert werden, dass Bildung

auch Leistung und Anstrengung verlangt, wenn

sie gute Berufschancen gewährleisten und auf eine

eigenverantwortliche Lebensführung vorbereiten

soll. Dieses persönliche Engagement muss sich

dann auch im Lebenslangen Lernen und bei der

Weiterbildung im Betrieb fortsetzen.

Das Engagement wird durch eine verbesserte Ko-

operation zwischen der beruflichen und der akade-

mischen Aus- und Weiterbildung befördert. Durch-

lässigkeit muss zwischen diesen beiden Aus- und

Weiterbildungsformen ebenso erreicht und vertieft

werden wie zwischen den Schulformen, zwischen

Berufstätigkeit und Weiterbildung und zwischen

den verschiedenen europäischen Ländern. Es darf

keine Sackgassen geben, die Abschottung der

verschiedenen Bildungswege gegeneinander muss

überwunden werden. Das ist zentrale Vorausset-

zung dafür, dass der enge Zusammenhang von so-

zialer Herkunft und Bildungsgangwahl entkoppelt

wird. Abschlüsse dürfen nicht das Ende sein, son-

dern müssen neue Anschlüsse eröffnen. Nur so

erreichen wir ein hohes Qualifikationsniveau der

Gesamtbevölkerung, eröffnen individuelle Entwick-

lungsmöglichkeiten von Fach und Führungskräften

und ermöglichen zugleich die Herausbildung von

Eliten im Wettbewerb. Und nur so erreichen wir

die nötige Flexibilität gegenüber neuen Heraus-

forderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Damit

gewinnen auch Fort- und Weiterbildung für jeden

Einzelnen wie für die Unternehmen eine neue,

herausragende Bedeutung.

6 7BILDUNG schafft ZUKUNFT Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Page 6: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

8 9SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern

An der hohen Zahl von knapp einem Viertel

leistungsschwacher und nicht ausbildungsreifer

Schüler hat sich in den letzten Jahren nichts geän-

dert. Dabei beklagen Unternehmen nicht nur in-

haltliche Defizite im Lesen, Schreiben und Rech-

nen, sondern auch Verhaltensdefizite und fehlende

Berufsorientierung der Schulabgänger. Die meisten

dieser Schüler verlassen schon die Grundschule

mit unzureichenden Leistungen, ohne dass dies

erkannt und zu wirksamen Unterstützungsmaß-

nahmen führen würde. Die Mehrzahl findet sich

dann an den Hauptschulen wieder, darunter viele

Migrantenkinder. Im Jahr 2020 wird jeder dritte

Jugendliche einen Migrationshintergrund haben.

Die Unternehmen sind auf die Erschließung und

Entfaltung dieses großen Potenzials ebenso dringend

angewiesen wie die Gesellschaft auf die gelingende

Integration der Migrantenkinder.

Zu lange wurde in Deutschland geglaubt, dass die

Erfüllung des staatlichen Bildungs- und Erziehungs-

auftrags nur mit Hilfe einer Detailsteuerung über

Lehrpläne, Verordnungen und Erlasse erreicht wer-

den kann. Dabei wurde eine Illusion der Gleich-

wertigkeit von Schulangeboten genährt, obwohl in

Wahrheit große Leistungsunterschiede zwischen

einzelnen Schulen und Regionen bestehen.

Leidtragende sind dabei die Kinder und Jugend-

lichen, die in der falschen Schule falsch gefördert

werden. Die Leistungsunterschiede zwischen ein-

zelnen Schulen sind zum Teil gewaltig, gerade auch

zwischen Schulen des gleichen Schultyps, wie z. B.

zwischen verschiedenen Hauptschulen. In diesen

Leistungsdifferenzen verbirgt sich jenseits aller Schul-

strukturdebatten das eigentliche Potenzial für Ver-

besserungen.

2.1. Ziele

Orientiert an den international leistungsfähigsten

Bildungssystemen heißt das für die Zielsetzung für

das Jahr 2015:

> Der Anteil der Leistungsschwächeren

(Kompetenzstufe I und darunter im PISA-

Test) ist auf ein Drittel des heutigen Anteils

von rund 25 % reduziert, d. h. er liegt bei

maximal 8 %.

> Der Anteil der Schulabbrecher ist auf ein

Drittel des heutigen Anteils von rund 10 %

reduziert, d. h. er liegt bei maximal 3 %.

> Auch die Migrantenkinder, bei denen heute

der Anteil der Leistungsschwächeren (rund

50 %) und der Schulabbrecher (rund 20 %)

doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt,

erreichen diese Kennziffern.

> Der Anteil der Leistungsstärksten (Kompe-

tenzstufe V im PISA-Test) ist von rund 10 %

heute auf mindestens 15 % gestiegen.

> Deutschland erreicht regelmäßig in inter-

nationalen Vergleichstests wie PISA eine

Platzierung im oberen Drittel.

2.2. Vorschläge und Forderungen

Wo die zentralen Ansatzpunkte für die Verbesserung

der Schulqualität und der Sicherung der Ausbildungs-

reife liegen, zeigen einerseits die Erfahrungen der

PISA-Siegerstaaten und andererseits die vielfältigen

Ergebnisse aus den Projekten und Initiativen der

SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit. Daraus ergibt sich

das Bild einer leistungsfähigen, chancengerechten

und selbstständigen Schule, für die sich die BDA

einsetzt:

1) Klare Leistungsstandards erweisen sich im inter-

nationalen Vergleich als ein entscheidender Hebel

zur Verbesserung der untersten Leistungsstufe. Leis-

tungsstandards legen nicht den abzuarbeitenden

Stoff fest, sondern die Kompetenzen, die an be-

stimmten Stationen der Schullaufbahn erreicht sein

sollen. So müssen beispielsweise die Schüler am

Ende der 10. Klasse im Fach Mathematik grafische

Darstellungen und Tabellen von statistischen Erhe-

bungen auswerten können. Standards entsprechen

damit dem handlungs- und kompetenzorientierten

Bildungsbegriff der Arbeitgeber. Die Arbeitgeber

begrüßen, dass die Kultusminister bundesweite

Standards verabschiedet haben. Entscheidend ist

nun ihre Verwirklichung, d. h. die Überprüfung der

Zielerreichung an den Schulen und die Messung

von Lernfortschritten. Schulen brauchen dafür wirk-

same Unterstützung und Beratung.

2) Für die notwendige Qualitätskontrolle und

-verbesserung gibt es viele internationale Vorbilder

wie z. B. die Niederlande, Großbritannien oder die

skandinavischen Nationen. Aber auch im eigenen

Land können Schulen bewährte Strategien z. B.

aus den Unternehmen nutzen. Arbeitgeber und

SCHULEWIRTSCHAFT haben in Baden-Württem-

berg zusammen mit Schulleitern und Lehrern ein

Konzept zum Qualitätsmanagement entwickelt;

darauf aufbauend entsteht ein Service-Paket,

das den Schulen verständliche und praktikable

2. »SCHULE schafft ZUKUNFT« – Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern

»SCHULE schafft ZUKUNFT«

Wirksame Überprüfung von

bundesweiten Kompetenz-Standards

Qualitätsfördernder Wettbewerb

zwischen selbstständigen Schulen

Starke Schulleitung

Page 7: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

10 11SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern

»SCHULE schafft ZUKUNFT«

Besser ausgebildete Lehrkräfte

Verstärkte Zusammenarbeit mit Eltern

Mehr Ganztagsangebote mit neuen

Lehrerarbeitszeitkonzepten

6) Voraussetzung dafür ist eine zielführende, hoch-

wertige und praxisnahe Ausbildung der Lehrkräfte,

die ihnen außer Fachwissen mehr psychologische

und pädagogische, diagnostische und methodi-

sche Schlüsselkompetenzen vermittelt. Wie die

PISA-Studien belegen, muss insbesondere der Um-

gang mit den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen

der Schüler Priorität in der Aus- und Fortbildung

der Lehrer an allen Schulformen gewinnen. Davon

werden leistungsschwache wie -starke Schüler und

die hohe Zahl der Migrantenkinder gleichermaßen

profitieren. Die Neukonzeption des Studiums zum

»Master of Education« muss als neue Chance ge-

nutzt werden, die theoretisch-wissenschaftlichen

mit den berufspraktischen Elementen von Anfang

an systematisch zu verzahnen. Die bisherige Praxis-

phase des Referendariats kann durch die direkte In-

tegration der neuen Lehrkräfte in den Schulbetrieb

ersetzt werden und als Trainee-Programm mit früh

einsetzender Personalentwicklung gestaltet werden.

7) Zur Förderung der Schüler gehört auch die Zu-

sammenarbeit mit den Eltern. Insbesondere zur Le-

sekompetenz als dem entscheidenden Schlüssel für

den Schulerfolg der Kinder und Jugendlichen trägt

das Elternhaus maßgeblich bei, wenn z. B. schon

dem Kleinkind vorgelesen wird. Familienpolitik und

Bildungspolitik müssen daher stärker in Zusammen-

hang gebracht werden. Gerade bei Kindern mit Mi-

grationshintergrund ist die Einbeziehung der Eltern

entscheidend für den Bildungserfolg.

8) Ganztagsschulen sind nicht in Konkurrenz, son-

dern als Unterstützung der elterlichen Erziehung zu

sehen. Die neuen Ganztagsschulangebote sollen

sich durch ein ganzheitliches pädagogisches Kon-

zept auszeichnen, das sowohl die Gestaltung des

Vormittags als auch des Nachmittags prägt und die

Förderung der Schüler verbessert. Bei der Umset-

zung der Ganztagsschul-Programme ist sorgfältig

darauf zu achten, ob und wie diese Ziele tatsäch-

lich verwirklicht werden. Dazu gehört die selbst-

verständliche Kooperation mit außerschulischen Bil-

dungsträgern und der ganztägige Einsatz von Lehr-

kräften.

9) Die Arbeitszeit der Lehrkräfte muss dementspre-

chend neu geregelt werden und ist mit der Berück-

sichtigung der höchst unterschiedlichen Belastung

durch Vor- und Nacharbeit, Korrekturarbeit, Beteili-

gung an der Schulentwicklung, spezifisches Engage-

ment und besondere pädagogische Herausforde-

rungen gerechter zu erfassen als bisher.

Handlungsanleitungen an die Hand gibt, um Qualitäts-

management und interne Evaluation erfolgreich

zu gestalten. Dazu gehört das Evaluationsinstrument

»Q-Prozess«, das die Schule mit ihren Prozessen

und Akteuren in aller Komplexität erfasst.

3) Schulen in Deutschland sind im Unterschied zu

vielen anderen Ländern nicht mit Selbstständigkeit

vertraut, auch wenn in einigen Bundesländern zur-

zeit Modellversuche laufen. Die Unsicherheit ist

groß, zugleich aber liegt in mehr Selbstständigkeit

der Schulen und mehr Wettbewerb zwischen ih-

nen ein zentraler Schlüssel für mehr Qualität. Dazu

gehören Bildungskonzepte zur individuellen Förde-

rung der Schüler, mit denen die Schulen ihr Profil

schärfen und sich im Wettbewerb bewähren.

Die BDA bietet eine Handreichung an, die der Bil-

dungsverwaltung wie den Schulen die konkreten

Instrumente für mehr Selbstständigkeit verdeutlicht:

Die Schule betreibt Profilbildung, schließt selbst-

ständig Rechtsgeschäfte und Verträge ab, bindet vor

allem Eltern und Unternehmen mit ein, steuert die

Personalauswahl und -entwicklung, erhält ein Glo-

balbudget und betreibt ein systematisches Qua-

litätsmanagement. Kultusministerium, Schulaufsicht

und Schulträger haben sich mehr als Dienstleister

und Berater für die Schulen zu verstehen und weni-

ger als vorgesetzte Behörden.

4) Neue Bedeutung gewinnt in der selbstständigen

Schule die Schulleitung als Entscheidungsträgerin

und Dienstvorgesetzte. Die Hauptaufgaben umfas-

sen vor allem die Mitarbeiterführung und die Quali-

tätsentwicklung. Schulleitung ist ein eigenständiger

Beruf; Schulleiter brauchen für ihre verantwortungs-

volle Aufgabe entsprechende Qualifikationsangebo-

te in Schulmanagement und Personalentwicklung.

5) Lehrerinnen und Lehrer haben eine Schlüsselrol-

le für die Qualität der Schule. Sie brauchen ein pro-

fessionelles und zeitgemäßes Leitbild als pädagogi-

sche Führungskraft im »Unternehmen« Schule, wie

es die BDA modellhaft vorgeschlagen hat.

Page 8: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

12 13SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern

13) Der Bildungsgang Hauptschule kann an und

innerhalb verschiedener Schulformen angeboten

werden; entscheidend ist, dass die Hauptschüler

eine individuelle Förderung erfahren, die Leistungs-

standards erreichen und ihnen konkrete weiter-

führende Chancen in der Schullaufbahn eröffnet

werden. Wir brauchen gezielte Förderangebote ins-

besondere zur Verbesserung der Lesekompetenz:

»15-Jährige, die viel lesen, aber sozio-ökonomisch

benachteiligt sind, erreichen bessere Leistungen als

Jugendliche aus besser situierten und sozial intakteren

Elternhäusern, die wenig lesen.« (OECD »Education

at a glance« 2002).

14) Die Schule muss ihren erzieherischen Auftrag,

den sie gemeinsam mit dem Elternhaus hat, stärker

wahrnehmen. Werteerziehung soll fächerübergrei-

fend Teil des Schulprogramms und der Schulent-

wicklung sein. Selbstständigkeit, Leistungs- und Ver-

antwortungsbereitschaft, Team- und Kommunika-

tionsfähigkeit sind Schlüsselqualifikationen. Eine

moderne Form von Kopfnoten mit einer Bewer-

tung der persönlichen und sozialen Kompetenzen

ist notwendig, um den Schülern die Verbindlichkeit

dieser Bildungs- und Erziehungsziele zu verdeut-

lichen, die Lehrkräfte zur Beobachtung und Umset-

zung dieser Ziele zu verpflichten und für Eltern wie

spätere Arbeitgeber Transparenz zu schaffen. Auch

der Religionsunterricht oder ersatzweise der Ethik-

unterricht bietet die Möglichkeit, Werte, Menschen-

bilder und Weltanschauungen und ihre Begründun-

gen zu reflektieren. Dabei muss der christliche Reli-

gionsunterricht als Alternative zum Werte oder

Ethikunterricht fester Bestandteil des Schulangebots

bleiben. Ebenso erfordert das die Einrichtung eines

deutschsprachigen islamischen Religionsunterrichts

an den Schulen, der den Werten des Grundgeset-

zes verpflichtet ist.

»SCHULE schafft ZUKUNFT«

Persönlichkeiten bilden

Vermittlung von mehr ausbildungs-

relevanten Qualifikationen

Verstärkte Berufsorientierung

Verbesserter Ökonomie- und

MINT-Unterricht

10) Im internationalen Vergleich werden in

Deutschland wenig öffentliche Mittel in die ersten,

grundlegenden Bildungsjahre eines jungen Menschen

investiert, aber viel in Abitur und Studium, ohne je-

doch die international üblichen hohen Hochschul-

absolventenzahlen zu erreichen. So ist der private

Anteil der Ausgaben in den deutschen Kindergärten

doppelt so hoch wie im OECD-Mittel. Dagegen

machen die privaten Aufwendungen an den Hoch-

schulen weniger als die Hälfte des OECD-Durch-

schnitts aus. Die öffentliche Finanzierung der Bildung

muss – wie auch OECD und Sachverständigenrat

zu Recht anmahnen – vom Kopf auf die Füße ge-

stellt und eine wirkliche Priorität in der Frühförde-

rung in Kindergarten und Grundschule gesetzt

werden. Hier werden die entscheidenden Weichen

für die Bildungsbiografien und für die Entkopplung

von sozialer Herkunft und Bildungserfolg gestellt.

Der Kindergarten braucht einen Bildungs- und

Erziehungsplan mit verbindlichen Zielen, an den

eine frühestmögliche Einschulung anknüpfen muss.

Zu diesem Bildungs- und Erziehungsplan gehört an

erster Stelle die Förderung der sprachlichen Aus-

drucks- und Kommunikationsfähigkeit sowie auch

die Begegnung mit Naturphänomenen. Die Kinder-

garten-Leitung bedarf einer wissenschaftlich fun-

dierten Hochschulausbildung.

11) Insbesondere Migranten sind von dieser bis-

herigen ungünstigen Prioritätensetzung betroffen:

Sprachfeststellungen und gezielte Sprachförder-

maßnahmen schon in Kindergarten, Vor- und

Grundschule sind notwendig, um ihnen Chancen

auf einen erfolgreichen Bildungsweg zu eröffnen.

Es muss regelmäßig überprüft werden, ob diese

Maßnahmen wirksam greifen.

12) Differenzierung im Lernen und individuelle

Förderung ist für eine Verbesserung der Schüler-

leistungen von zentraler Bedeutung und zugleich

das größte Defizit in allen Schulformen. Der wich-

tigste Bestandteil aller Schulreformen ist ein an-

schaulicher und anregender Unterricht, denn Lern-

fortschritte werden am nachhaltigsten durch aktives

Lernen erreicht. Wochenplan-, Frei- und Projektar-

beit schaffen Individualisierungsmöglichkeiten in

der Lerngruppe. Die Lehrkräfte sollen neue Unter-

richtsmethoden wie auch die Erkenntnisse der

Lern- und Entwicklungspsychologie sowie der Hirn-

forschung in der Aus- und Weiterbildung kennen

lernen und kontinuierlich nutzen.

»SCHULE schafft ZUKUNFT«

Neue Prioritäten in der frühen Förderung

Intensive Sprach- und Leseförderung

Differenziertes Lernen

Page 9: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

2.3. Umsetzungsplan

Nur wenn jetzt Reformen konsequent vorange-

trieben werden, sind die für 2015 gesetzten Ziele

erreichbar. Dabei müssen Zwischenziele formuliert

und die anstehenden Aufgaben mit einer klaren

Zeitplanung versehen werden, um Entwicklungen

und Erfolge transparent und messbar zu machen.

Die Zwischenziele sollten vorsehen, dass

> der Anteil der Leistungsschwächeren bis 2008

auf max. 16 % und bis 2012 auf max. 12 % re-

duziert wird, bis 2015 das angestrebte Ziel der

Reduzierung auf max. 8 % erreicht wird.

> der Anteil der Schulabbrecher bis 2008 auf

max. 7 % und bis 2012 auf max. 5 % reduziert

wird, bis 2015 das angestrebte Ziel der Redu-

zierung auf max. 3 % erreicht wird.

> der Abstand zwischen Kindern mit und ohne

Migrationshintergrund sowohl im Leistungs-

niveau als auch bei den Schulabbrecherzahlen

bis 2008 um ein Drittel und bis 2012 um zwei

Drittel abgebaut wird, bis 2015 die Angleichung

im Leistungsniveau und bei den Schulabbrecher-

zahlen erreicht wird.

> der Anteil der Leistungsstärksten bis 2010 auf

mind. 13 % erhöht wurde, bis 2015 das an-

gestrebte Ziel von mind. 15 % erreicht wird.

Um die Ziele zu erreichen, muss neben einem

verstärkten Engagement der Schüler und Eltern der

folgende Umsetzungsplan in den nächsten zwei

Jahren verwirklicht werden:

15) Berufsorientierung muss an allen weiterführen-

den Schulen ein größeres Gewicht erhalten. Betriebe

können mit Einblicken in die berufliche Praxis,

regelmäßigen Schüler- und Lehrerpraktika, Erkun-

dungen und Tagen der offenen Tür wirksam helfen,

wenn es darum geht, Jugendlichen ein fundiertes

Wissen über die Berufswelt zu verschaffen. Ein

Großteil des Engagements wird gebündelt und be-

fördert durch die Arbeit von SCHULEWIRTSCHAFT.

Im Rahmen von rund 450 regionalen Arbeitskreisen

initiiert und gestaltet SCHULEWIRTSCHAFT den

Dialog und die Kooperation von Schule und Wirt-

schaft. Diese Aktivitäten werden künftig noch weiter

intensiviert.

16) Ökonomisches Grundwissen gehört zur moder-

nen Allgemeinbildung. Auch wenn die Kultusminis-

ter auf Drängen der Arbeitgeber ein Curriculum

»ökonomische Bildung« mit einer beachtlichen Zahl

von 200 Stunden in der Sekundarstufe I vereinbart

und seine Anwendung empfohlen haben, lässt

doch die flächendeckende Umsetzung auf sich

warten. Daher bleibt unsere Forderung nach einem

Fach »Wirtschaft« mit speziell dafür ausgebildeten

Lehrkräften bestehen.

17) Unter den inhaltlichen Themen der Schulbil-

dung sind für die deutschen Unternehmen die

MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissen-

schaft, Technik) besonders wichtig. Die Arbeitgeber

sind seit längerem mit verschiedenen Initiativen

und Projekten für die Förderung der MINT-Fächer

aktiv, um junge Menschen für die entsprechenden

Berufe zu begeistern. Fortschritte aus den ergriffe-

nen Maßnahmen zur praxisnahen Gestaltung des

MINT-Unterrichts machen sich in PISA II vor allem

in der besseren Problemlösungskompetenz bereits

bemerkbar, sind aber noch nicht flächendeckend

wirksam. Der Mathematikunterricht muss qualitativ

anspruchsvoller sein und auf die Anwendbarkeit

der mathematischen Modelle im täglichen Leben

zielen. Der naturwissenschaftliche Unterricht muss

kontinuierlicher gegeben sowie innovativer und

moderner gestaltet werden.

18) Zur Allgemeinbildung gehört nach wie vor ein

Grundwissen über die prägenden historischen

und kulturellen Traditionen in unserer Gesellschaft.

Die sprachlichen, geistes- und kulturwissenschaft-

lichen sowie musisch-ästhetischen Fächer vermitteln

darüber hinaus Schlüsselkompetenzen – wie

sprachliche, interkulturelle und methodische Kom-

petenzen – und fördern maßgeblich die Persönlich-

keitsbildung; ähnliches gilt für den Sportunterricht.

Es ist daher nicht hinzunehmen, dass der Unter-

richtsausfall insbesondere in Fächern wie Musik

oder Sport als »nebensächlich« toleriert wird.

14 15SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern

Page 10: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

16 17SCHULE schafft ZUKUNFT Qualität verbessern, Ausbildungsreife sichern

Kultusministerkonferenz

> erarbeitet/vervollständigt als gemeinsame Plattform

bundesweite Standards für die Schülerleistungen,

für Qualitätssicherungsverfahren und für die Lehrer-

bildung

> verbessert/aktualisiert diese Standards

> gibt nationale und internationale Vergleichs-

untersuchungen in Auftrag

> wertet diese Untersuchungen aus

> veröffentlicht einen jährlichen Bildungs- und

Fortschrittsbericht, der sich an klaren Zielen

und Indikatoren orientiert

> berücksichtigt in diesem Bericht besonders die

Fortschritte der Migrantenkinder

Schulen

> machen sich die Qualitätsverbesserung des

Unterrichts zum obersten Ziel

> orientieren daran ihr Schulprogramm und die

Schulentwicklung

> überprüfen und verbessern systematisch und

kontinuierlich ihre Leistungen

> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler

> führen Lehrkräfte zur Teamarbeit zusammen und

bilden sie fort

> kooperieren je nach Bedarf mit Sozialpädagogen,

Psychologen, Berufsberatern etc.

> greifen auf Unterstützungssysteme und Angebote

z. B. der Jugendhilfe zurück

> nehmen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag

wahr

> arbeiten mit den Eltern zusammen

> kooperieren mit Unternehmen, besonders im

SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk

Unternehmen und Arbeitgeberverbände

> kooperieren mit Schulen, besonders im

SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk

> bieten betreute Praktika für Schüler, Lehrer und

Lehrer in der Ausbildung an

> wirken mit z. B. bei MINT-Projekten an der

Schule

> übernehmen Verantwortung für die Schule im

Schulbeirat

> bieten Know-how in Qualitätsmanagement und

Personalentwicklung an

> bieten Qualifizierungen für Schulleiter an

Der Umsetzungsplan

Kultusminister der Länder

> überprüfen systematisch und kontinuierlich die

Erreichung der Standards für die Schülerleistungen

> sorgen für externe Evaluation unter Beachtung

der Standards für Qualitätssicherungsverfahren

> unterstützen die Schulen im Rahmen ihrer Auf-

sichtsfunktion durch Beratung

> geben Schulen Instrumente zur internen Evaluation

an die Hand

> geben Schulen Selbstständigkeit in Verwaltungs-,

Finanz-, Unterrichts- und Personalfragen

> qualifizieren Schulleiter für ihre Leitungs- und

Personalverantwortung

> sorgen für Unterstützung der Schulen

> ermöglichen leistungsorientierte Bezahlung

> reformieren die Lehrerausbildung mit

mehr Praxisnähe und diagnostisch-methodischen

Kompetenzen

> setzen dabei die Standards für die Lehrerbildung

um und überprüfen die Umsetzung

> sorgen für Fort- und Weiterbildung der

Lehrkräfte

> erweitern Ganztagsangebote und stellen dafür

die Ressourcen zur Verfügung

> entwickeln neue und gerechtere Regelungen der

Lehrerarbeitszeit

> konzentrieren die öffentlichen Mittel verstärkt auf

die frühe Förderung

> führen flächendeckende Sprachfeststellungen und

-förderungen ein

> evaluieren die Förderwirkung dieser Sprach-

angebote

Page 11: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

3.2. Vorschläge und Forderungen

Wir brauchen in Deutschland exzellente und wett-

bewerbsfähige Hochschulen, die auf hohem Niveau

forschen und lehren. Die Hochschulpolitik in den

Ländern ergreift zunehmend Reformmaßnahmen,

entspricht aber in der Regel noch nicht der syste-

matischen Umsetzung eines Gesamtkonzeptes für

die Hochschulen, wie es die BDA vertritt:

»HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT«

Profilbildung im Wettbewerb

Autonomie in Studierendenauswahl,

Finanzen, Personal und Management

Vergleichbare und valide Kriterien der

Qualitätssicherung

Akkreditierung statt Genehmigung

1) Zum Leitbild eines zukunftsfähigen Hochschul-

systems gehört die Vielfalt der Profile von Fach-

hochschulen und Universitäten in staatlicher und

privater Trägerschaft sowie die eigenverantwort-

liche wissenschaftliche Schwerpunktsetzung im

Wettbewerb. Diese muss sich in Forschung und

Lehre gleichermaßen widerspiegeln. Die Zusammen-

arbeit der Hochschule mit der Praxis und die Berück-

sichtigung der Anforderungen von Unternehmen

und Arbeitsmarkt sind dabei ebenso gefordert wie

eine verstärkte internationale Kooperation. Durch

hochschulinterne Qualitätssicherungsverfahren wird

sichergestellt, dass die Leistungen in den verschie-

denen Tätigkeitsbereichen der Hochschule syste-

matisch und kontinuierlich überprüft und gesteigert

werden.

2) Moderne Hochschulen sollen ihre Studierenden

vollständig selbst auswählen. Dabei können sie auf

Erfahrungen von privaten Hochschulen sowie der

Wirtschaft mit Personalauswahlverfahren ebenso

zurückgreifen wie auf die Handreichung »Auswahl-

gespräche mit Studienbewerbern« der BDA. Profil-

bildung und Qualitätssicherung sind überhaupt nur

möglich, wenn Studierende und Hochschulen zu-

sammen passen

19Autonomie steigern, Exzellenz fördern

Das deutsche Hochschulsystem ist durch eine Viel-

zahl von Fehlsteuerungen und Ineffizienzen ge-

kennzeichnet. Hohe Abbrecherquoten und über-

lange Studienzeiten belegen dies genauso wie eine

oftmals zu praxisferne Ausbildung. Trotz eines im

internationalen OECD-Vergleich hohen öffentlichen

Mitteleinsatzes pro Studiengang und Studierenden

von rund 73.000 $ – in Großbritannien werden da-

gegen nur rund 41.000 $ und in Frankreich rund

46.000 $ aufgewandt – fehlen die notwendigen

Ressourcen oftmals da, wo sie gebraucht werden.

Mangelnder Wettbewerb und Überregulierung er-

schweren das Entstehen von Spitzenhochschulen

und begünstigen die Abwanderung von Spitzen-

kräften aus Forschung und Lehre in das Ausland.

Deutschland braucht viel mehr Leuchttürme in der

Hochschullandschaft, die auch international zu den

Besten gehören. Das setzt eine konsequent wett-

bewerblich organisierte Vergabe der staatlichen

Mittel für Forschung und Lehre voraus.

3.1. Ziele

Orientiert an den international leistungsfähigsten

Bildungssystemen heißt das für die Zielsetzung für

das Jahr 2015:

> Alle Hochschulen und ihre Studienangebote

sind akkreditiert, unterliegen einer regelmäßigen

internen Evaluation und werden kontinuierlich

mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes

abgeglichen.

> Die heutige Quote der Studienabbrecher

von durchschnittlich 25 % ist auf ein Fünftel

reduziert, d. h. liegt bei maximal 5 %.

> Die realen Studienzeiten entsprechen den in

der Akkreditierung überprüften Regelstudien-

zeiten.

> In allgemein anerkannten internationalen

Rankings belegen mindestens 6 deutsche

Hochschulen in Forschung und Lehre Plätze

unter den ersten 50.

18 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT

3. »HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT« – Autonomie steigern,Exzellenz fördern

Page 12: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Um Verzerrungen zu vermeiden, sind verschiedene

Kostenkategorien zu berücksichtigen, da beispiels-

weise ein Medizin-Studium ungleich teurer ist

als ein Betriebswirtschafts-Studium. Im Forschungs-

bereich ist die Mittelvergabe im Wettbewerb zu

Lasten der institutionellen Förderung von Forschungs-

einrichtungen zu stärken. Davon profitieren vor

allem die Hochschulen.

7) Hochschulen müssen darüber hinaus über eigene

Einnahmemöglichkeiten verfügen können. Dazu

gehören Drittmittel, Verwertungsgewinne, Einnah-

men aus Studienbeiträgen und aus Weiterbildungs-

angeboten. Die privatrechtliche Organisation der

Hochschule bietet dafür die besten Gestaltungs-

spielräume.

8) Staaten mit Studienbeiträgen haben die kürzes-

ten Studienzeiten und geringsten Abbrecherquoten.

Während in Deutschland im Durchschnitt nach

OECD-Vergleich 6,5 Jahre studiert wird, verbringen

Studierende in Großbritannien nur 3,8 Jahre und

in Australien sogar nur 2,6 Jahre an der Hochschule.

Die BDA befürwortet daher entschieden Studien-

beiträge und schlägt ein Splitting-Modell vor: Jeder

Studierende zahlt seiner Hochschule einen einheit-

lichen Grundbeitrag und einen fachbezogenen vari-

ablen Beitrag für den gewählten Studiengang.

9) Die Studierenden finanzieren diesen Beitrag

nach den BDA-Vorschlägen zum einen aus dem

Ausbildungsbudget, das anstelle des BAföGs und

des an ihre Eltern ausgezahlten Kindergelds sowie

der Kinderfreibeträge vom Staat zur Verfügung

gestellt wird. Die bisherigen Transferzahlungen an

die Eltern von Studierenden werden somit umge-

lenkt und zielgenauer in die Ausbildung investiert.

Zum anderen kann ein Darlehen in Anspruch ge-

nommen werden, das nach dem Studium in dem

Einkommen angepassten Tilgungszeiträumen zurück-

zuzahlen ist. Das Darlehen ist jedem Studierenden

und bundesweit zugänglich.

10) Die wissenschaftliche Weiterbildung ist eine

bislang weitgehend unerschlossene Einnahmequelle,

die erheblich ausgebaut werden kann; sie ist zu-

gleich ein weiteres Feld der Kooperation zwischen

Hochschulen und Unternehmen sowie anderen

Bildungseinrichtungen z. B. aus der Wirtschaft.

Insbesondere vor dem Hintergrund der gestuften

Studienstruktur gewinnt wissenschaftliche Weiter-

bildung zunehmend an Bedeutung.

21Autonomie steigern, Exzellenz fördern

3) Profilbildung setzt Autonomie in der Personal-

rekrutierung, in Finanzverantwortung und Manage-

ment voraus. Gemeinsam mit der Hochschulrekto-

renkonferenz hat die BDA ein Leitbild entwickelt,

bei dem effiziente Leitungsstrukturen mit klar defi-

nierten Zuständigkeiten eine wesentliche Voraus-

setzung für das erfolgreiche Streben nach Exzellenz

darstellen. Ohne Autonomie ist Wettbewerb nicht

denkbar. Dieser entscheidende Punkt darf bei der

intensiv zwischen Bund und Ländern geführten

Debatte über die Zuständigkeiten im Hochschul-

bereich nicht vernachlässigt werden. Wesentlich

wichtiger als die Frage nach der richtigen föderalen

Regulierungsebene sind die konsequente Deregu-

lierung und die Schaffung von Freiräumen für die

Hochschulen z. B. bei der Gestaltung der Leitungs-

strukturen oder bei der Drittmittelbewirtschaftung.

Die wenigen dann noch zu regelnden Punkte kön-

nen die Länder auf dem Vereinbarungsweg lösen;

das Hochschulrahmengesetz wird somit überflüssig.

4) Zu den wenigen übergreifend zu regelnden

Punkten zählt vor allem die Festlegung vergleichba-

rer und valider Kriterien für die externe Qualitäts-

sicherung unter Einbeziehung der Wirtschaft als

Voraussetzung für die Akkreditierung. Dieser Rahmen

muss in besonderer Weise neben der wissenschaft-

lichen Befähigung die Aspekte der Berufsbefähigung

und des Praxisbezugs, der Internationalität sowie

des Qualitätsmanagements und der internen Evalu-

ation innerhalb der Hochschulen berücksichtigen.

5) Akkreditierungsverfahren ersetzen die bisher

üblichen Genehmigungsverfahren für neue Studien-

gänge. Sie sorgen für Qualität, für Berufsbefähigung

und Transparenz. Die Einbindung von Vertretern

der Berufspraxis ermöglicht ein rasches und flexi-

bles Reagieren auf neue Anforderungen mit verän-

derten Studienangeboten. Noch zielgerichteter

unterstützen Programm- und Hochschulräte diesen

Prozess.

»HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT«

Nachfrageorientierte Vergabe der öffent-

lichen Mittel in Forschung und Lehre

Eigene Einnahmen in privatrechtlicher

Organisation

Private Studienbeiträge, Ausbildungsbudget

und bundesweites Darlehensmodell

Wissenschaftliche Weiterbildung als

eigene Einnahmequelle

6) Die Grundfinanzierung der Hochschulen in

Forschung und Lehre muss staatliche Aufgabe blei-

ben. Neben einem angebotsorientierten Teil, der

durch die institutionelle Förderung gesichert wird,

soll ein Teil der öffentlichen Mittel in Form einer

nachfrageorientierten Mittelzuweisung vergeben

werden. Im Bereich der Lehre können die durch

die Studierenden angemeldeten Leistungspunkte

(Credit Points) Maßstab für die Mittelvergabe sein.

20 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT

Page 13: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

15) Das Ziel der besseren europaweiten Vergleich-

barkeit der Studienabschlüsse muss weiter mit

Nachdruck vorangetrieben werden. Ein wichtiges

Instrument dafür ist ein Hochschule und Berufs-

bildung übergreifender »European Qualifications

Framework«, der verschiedene Kompetenzstufen

europaweit definiert. Die BDA unterstützt diesen

europäischen Prozess aktiv, um Transparenz und

Qualitätssicherung nicht nur auf nationaler, sondern

auch auf internationaler Ebene zu erreichen. Ent-

scheidend ist, dass die Entwicklungen im Berufsbil-

dungssystem und im Hochschulbereich frühzeitig

zusammengeführt werden.

3.3. Umsetzungsplan

Nur wenn jetzt Reformen konsequent vorangetrie-

ben werden, sind die für 2015 gesetzten Ziele er-

reichbar. Dabei müssen Zwischenziele formuliert

und die anstehenden Aufgaben mit einer klaren

Zeitplanung versehen werden, um Entwicklungen

und Erfolge transparent und messbar zu machen.

Die Zwischenziele sollten vorsehen, dass

> bis 2008 flächendeckend ein System der exter-

nen Überprüfung der Qualitätssicherung und

bis 2012 an allen Hochschulen interne Quali-

tätsmanagementsysteme fest verankert und

funktionstüchtig sind.

> die Quote der Studienabbrecher bis 2008

auf max. 18 % und bis 2012 auf maximal 8 %

reduziert wird, bis 2015 das angestrebte Ziel

der Reduzierung auf maximal 5 % erreicht

wird.

> in allgemein anerkannten internationalen

Rankings bis 2008 mindestens 2 und bis 2012

mindestens 4 deutsche Hochschulen Plätze

unter den ersten 50 belegen, bis 2015 das an-

gestrebte Ziel von mindestens 6 deutschen

Hochschulen unter den ersten 50 erreicht wird.

> das politische Ziel der flächendeckenden Ein-

führung der gestuften Studienstruktur mit den

Abschlüssen Bachelor und Master wie vereinbart

bis 2010 erfolgreich umgesetzt wird.

Um die Ziele zu erreichen, muss neben einem

verstärkten Engagement der Studierenden der

folgende Umsetzungsplan in den nächsten zwei

Jahren verwirklicht werden:

23Autonomie steigern, Exzellenz fördern

»HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT«

Kompatible Abschlüsse Bachelor und

Master im europäischen Qualifikations-

rahmen

Vermittlung und Dokumentation von

berufsbefähigenden Qualifikationen

Persönlichkeiten bilden

11) Die deutschen Arbeitgeber begrüßen und unter-

stützen aktiv die derzeitige Neukonzeption aller

Studiengänge in Deutschland mit den Abschlüssen

Bachelor und Master. Das sichert die internationale

Anschlussfähigkeit, fördert Mobilität und trägt zur

Verkürzung der überlangen Studienzeiten bei.

Die Arbeitgeber brauchen die beiden Abschlüsse

Bachelor und Master sowie die Vielfalt der Studien-

profile, die üblicherweise in anwendungs- und

forschungsorientierte unterschieden werden.

12) Bachelor und Master dürfen auf keinen Fall bloße

Umetikettierungen der bestehenden Studienstruk-

turen sein, sondern sollen das Studium zu einer

modular aufgebauten und berufsfeldbezogenen

Ausbildung umgestalten. Eine solche Ausbildung

muss in einem neuen Maße neben dem fundierten

Fachwissen Schlüsselqualifikationen und Metho-

denwissen beinhalten und zudem interdisziplinär

und international ausgerichtet sein. Die Hochschulen

müssen jetzt die Chance zur Modernisierung und

zur Profilbildung mit attraktiven Studienangeboten

und Schwerpunktsetzungen nutzen. Dabei ist der

Arbeitsmarktorientierung hohe Priorität einzuräu-

men, die insbesondere durch den Ausbau von dua-

len Studienangeboten in Kooperation zwischen Be-

trieb und Hochschule erreicht wird.

13) Die Neukonzeption der Studiengänge als Ba-

chelor und Master müssen die geistes- und kultur-

wissenschaftlichen Fächer als besondere Chance

nutzen, ihre Angebote gezielt an der Stärkung der

Schlüsselkompetenzen und der Persönlichkeits-

bildung der Studierenden zu orientieren und dies

auch zu dokumentieren. Die Bedeutung der Inter-

disziplinarität wird weiter wachsen: Sie macht die

musisch-ästhetischen, sprachlichen und sozial-,

geistes- und kulturwissenschaftlichen Fächer für Ko-

operationen mit anderen Fachbereichen in neuer

Weise interessant.

14) Für die Arbeitgeber kommt es entscheidend auf

die transparente Dokumentation der erreichten

Kompetenzen und des spezifischen Ausbildungs-

profils der Absolventen an. Das »Diploma Supple-

ment« muss dies als Zeugnisergänzung leisten und

darf nicht lediglich eine Aufzählung der besuchten

Lehrveranstaltungen sein.

22 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT

Page 14: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

25Autonomie steigern, Exzellenz fördern24 HOCHSCHULE schafft ZUKUNFT

Der Umsetzungsplan

Hochschulen

> geben sich ein wissenschaftliches Profil in

Forschung und Lehre

> entwickeln Verfahren für die Auswahl der

Studierenden

> stellen ihre Studienangebote komplett auf

das gestufte System (mit den Abschlüssen

Bachelor und Master) um

> sorgen für eine stärkere Internationalisierung

von Studienangeboten und eine größere

Mobilität von Hochschulpersonal und

Studierenden

> achten auf Berufsfeldbezug, Fach- und

Schlüsselkompetenzen

> vereinbaren interne Qualitätskriterien und -

sicherungsverfahren

> bemühen sich um Betreuung, Beratung und

Erfolg ihrer Studierenden

> unterziehen sich externer Qualitätsüberprü-

fung durch Akkreditierungsverfahren

> unterbreiten neue Angebote in der wissen-

schaftlichen Weiterbildung

> kooperieren mit Unternehmen

Unternehmen und

Arbeitgeberverbände

> kooperieren mit Hochschulen

> bieten betreute Praktika für Studierende an

> wirken mit bei der Gestaltung neuer berufs-

feldbezogener Studiengänge BA/MA

> übernehmen Verantwortung für die Hoch-

schule im Hochschulrat

> bieten Know-how in Qualitätsmanagement

und Personalentwicklung an

> wirken in den Akkreditierungsagenturen mit

> setzten sich für die adäquate Einordnung

der neuen Abschlüsse im Beschäftigungs-

system ein

Bundesregierung

> vergibt die öffentlichen Mittel für Forschung

verstärkt nachfrageorientiert

> schafft die Voraussetzungen für das Ausbil-

dungsbudget zur Studienfinanzierung

> gibt den Weg frei für ein bundesweites

Darlehensmodell zur Studienfinanzierung

> beteiligt sich an der Entwicklung eines

»European Qualifications Framework«

Kultusministerkonferenz

> sorgt für die Erarbeitung und Einhaltung

bundesweiter Kriterien für die Akkreditierung

> beteiligt sich an der Entwicklung eines

»European Qualifications Framework«

> schafft die Voraussetzungen für ein bundes-

weites Darlehensmodell zur Studienfinan-

zierung

> veröffentlicht einen jährlichen Bildungs- und

Fortschrittsbericht, der sich an klaren Zielen

und Indikatoren orientiert

Wissenschaftsminister der Länder

> sorgen für eine ausreichende Ausstattung

der Hochschulen

> vergeben die öffentlichen Mittel für Forschung

und Lehre verstärkt nachfrageorientiert

> geben Hochschulen Autonomie in Finanz-,

Verwaltungs- und Personalfragen

> ermöglichen Hochschulen privatrechtliche

Organisationsformen

> überlassen den Hochschulen die Gestaltung

von Studienbeiträgen

> verzichten auf Genehmigungs- zugunsten

Akkreditierungsverfahren

> schaffen die Grundlage für Studienreformen

mit Umstellung auf Bachelor und Master

> ermöglichen leistungsorientierte Vergütungs-

vereinbarungen

Page 15: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

27Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken26 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT

Wesentliches Merkmal und Erfolgsfaktor des beruf-

lichen Ausbildungssystems in Deutschland ist die

Praxis- und Bedarfsorientierung. Die Ausbildung ist

eng mit dem Beschäftigungssystem verknüpft und

bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten durch

äußerst vielseitige Berufe. Um diese Vorteile des

dualen Systems zu erhalten, ist eine Stärkung der

betrieblichen Ausbildung und die ständige Moder-

nisierung der Berufe entsprechend den Anforderun-

gen der betrieblichen Praxis erforderlich. Betriebe

investieren heute jedes Jahr rund 28 Mrd. Euro in

ihre zurzeit 1,6 Mio. Auszubildenden. Das Engage-

ment wird ihnen aber zunehmend durch mangel-

hafte Rahmenbedingungen wie die fehlende Aus-

bildungsreife der Schulabgänger, die hohen Ausbil-

dungskosten oder gesetzliche Ausbildungshemm-

nisse erschwert.

Die zunehmende Internationalisierung der Wirt-

schaft, vor allem im Rahmen der europäischen In-

tegration, stellt neue Anforderungen an die berufli-

che Bildung, die eine europäische Dimension ent-

wickeln und mit den globalen Herausforderungen

Schritt halten muss. Insbesondere vor dem Hinter-

grund der mittelfristigen demographischen Entwick-

lung mit einem Rückgang der Schulabgängerzahlen

muss die Attraktivität der Berufsbildung gerade für

leistungsstarke Jugendliche auch gegenüber Alter-

nativen wie beispielsweise dem Bachelor-Studium

gesteigert werden.

Für die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer

und die Innovationsfähigkeit der Unternehmen

gewinnt zunehmend die berufliche Weiterbildung

an Bedeutung. Um das Engagement der Wirtschaft

von derzeit jährlich 17 Mrd. Euro zu sichern, müssen

auch hier die Rahmenbedingungen stimmen. Erfor-

derlich ist ein flexibles, praxisorientiertes Weiter-

bildungssystem ohne staatliche Regulierungen

sowie eine stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer

am Weiterbildungsaufwand.

4.1. Ziele

Die Zielsetzung für das Jahr 2015 heißt:

> Senkung des Anteils Jugendlicher ohne Aus-

bildungsabschluss von zurzeit rund 14 % der

20- bis 29-Jährigen auf 5 %.

> Senkung des Anteils der Ausbildungsvertrags-

lösungen an den neu abgeschlossenen Aus-

bildungsverträgen von zurzeit rund 20 % auf

unter 10 %.

> Senkung des Anteils der am Ende des Vermitt-

lungsjahres bei den Arbeitsagenturen gemel-

deten unbesetzten Ausbildungsplätze von

2004 rund 3 % auf 1 %.

4. »BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT« – Rahmenbedingungen verbessern,Betriebe stärken

> Reduzierung der von Unterrichtsausfällen an

Berufsschulen betroffenen Schüler von 25 %

auf unter 10 %.

> Steigerung des Anteils der Auszubildenden

mit Auslandsaufenthalt von derzeit rund 1 %

auf 10 %.

> Steigerung der Anzahl der beruflich Ausge-

bildeten ohne formale Hochschulzugangs-

berechtigung, die ein Studium beginnen,

von derzeit rund 1.500 pro Jahr auf 20.000

oder von unter 0,5 % auf rund 5 % der Stu-

dienanfänger.

4.2. Vorschläge und Forderungen

Daraus ergibt sich das Bild einer modernen, markt-

orientierten und effizienten Berufsbildung, für die

sich die BDA einsetzt:

»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«

Effiziente Berufsvorbereitung

Einstiegsqualifizierungen etablieren

Ausbildungsvermittlung optimieren

1) Jugendliche, denen das für eine Ausbildung erfor-

derliche Rüstzeug fehlt, brauchen eine zielgruppen-

orientierte und zielgerichtete Berufsvorbereitung.

Die Berufsvorbereitung muss auf die Integration in

den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ausgerichtet

sein, sich auf die wirklichen Problemgruppen kon-

zentrieren sowie für den tatsächlichen Bedarf quali-

fizieren und die realen Bedingungen des Arbeits-

marktes im Auge behalten. Bei der Gestaltung von

Berufsvorbereitung sind bewährte modulare bzw.

Teilqualifizierungskonzepte, die Praxisphasen in Be-

trieben umfassen, weiterzuentwickeln und breiter

umzusetzen. Für mehr Transparenz sind die ver-

mittelten Qualifikationen durch Träger oder Unter-

nehmen zu dokumentieren und zu zertifizieren.

2) Mit den Einstiegsqualifizierungen ist durch die

Partner des Ausbildungspaktes ein effizientes, da

betriebsnahes Instrument der Hinführung leistungs-

schwächerer Jugendlicher auf Ausbildung und Be-

schäftigung eingeführt worden. Einstiegsqualifizie-

rungen müssen dauerhaft neben den bestehenden

Angeboten einer schulischen Berufsvorbereitung

etabliert und von den Jugendlichen verstärkt ge-

nutzt werden.

Page 16: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

29Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken28 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT

7) Prüfungen sind als wichtiges Qualitätssiche-

rungsinstrument in der Ausbildung effizienter zu

gestalten. Hierzu müssen die Möglichkeiten zur

Übertragung bestimmter Prüfungen auf Dritte (z. B.

Ausbildungsbetriebe) erprobt werden. Die betrieb-

liche Wahrnehmung solcher Prüfungen muss mit

dem öffentlich-rechtlichen Charakter der Prüfung

vereinbar sein.

»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«

Berufsschule als Dienstleister

Berufsschullehrernachwuchs sichern

Modernes Zeitmanagement in den

Berufsschulen

8) Die Berufsschule ist wie ein modernes Dienst-

leistungsunternehmen zu führen und muss zur

Erfüllung ihrer Aufgaben und als Partner der Betriebe

über finanzielle, personelle und inhaltliche Selbst-

ständigkeit verfügen. Länder und Kommunen sind

in der Pflicht, einen Entwicklungs- und Investitions-

schub in den Berufsschulen auszulösen, um Mo-

dernitätsrückstände aufzuarbeiten, die Unterrichts-

ausfälle zu minimieren und Qualitätssicherungs-

instrumente einzuführen.

9) Die Lehrerfortbildung muss systematisiert wer-

den, damit der Unterricht ständig mit den neusten

Entwicklungen in der Arbeitswelt Schritt hält und

zugleich die Attraktivität des Berufsschullehrerberufs

erhöht wird. Die Fortbildung muss Betriebspraktika

der Lehrer in unterrichtsfreier Zeit einschließen und

– in Zusammenarbeit mit Betrieben und Verbänden

– besonders bei neu geordneten Berufen intensi-

viert werden.

10) Um den Unterrichtsausfall zu minimieren, von

dem zur Zeit jeder vierte Berufsschüler betroffen

ist, müssen nach den Berechnungen der Kultus-

ministerkonferenz bis 2008 jährlich mehr als 5.500

und von 2009 bis 2015 noch 4.000 Berufsschul-

lehrer pro Jahr eingestellt werden. Selbstständige

Berufsschulen, die flexibler und handlungsfähiger

sind als bisher, können zudem mit verschiedenen

Instrumenten die Unterrichtsversorgung sicherstellen;

dazu gehört an erster Stelle eine gute Personalpolitik

und -führung, die Beschäftigung von Quereinstei-

gern, die Einbeziehung von Mitarbeitern aus Unter-

nehmen sowie der Einkauf von Honorarkräften.

3) Um zu vermeiden, dass jedes Jahr Tausende von

Ausbildungsplätzen unbesetzt bleiben, muss die

berufliche und regionale Mobilität der Bewerber

durch eine vermittlungsorientierte Berufsberatung

der Bundesagentur für Arbeit verbessert werden.

Sie sollte jeweils ein breites Berufsspektrum umfas-

sen und insbesondere auch die Chancen von Beru-

fen und Regionen mit Bewerbermangel hervorhe-

ben. Zudem gilt es, den Anteil der Jugendlichen zu

erhöhen, die sich flexibel um Ausbildungsplätze in

zwei oder mehreren Berufen bewerben. Die Bera-

tungs- und Vermittlungsleistung der Arbeitsagenturen

muss durch eine genaue Diagnose der Fähigkeiten

der Ausbildungsbewerber auf der Basis gezielter

Profilings und Kompetenzchecks – auch unter

Beteiligung von Unternehmen, Verbänden und

Kammern – unterstützt und verbessert werden.

4) Die hohe Quote von rund 20 % gelösten Ausbil-

dungsverträgen stellt für die Betriebe einen gewich-

tigen Verlustfaktor an Kosten, Zeit und Ausbildungs-

motivation dar. Um die Quote der Ausbildungs-

abbrüche nachhaltig zu senken, die zum großen

Teil auf falsche Vorstellungen der Jugendlichen vom

Ausbildungsberuf und von der Arbeitswelt zurück-

zuführen sind, muss die Berufsberatung der Arbeits-

agenturen verstärkt schon in der Schule ansetzen

und eng mit den schulischen Berufsorientierungs-

konzepten verknüpft werden. Die Betriebe müssen

zu mehr und längeren Praktika motiviert werden.

»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«

Ausbildungsvergütung flexibilisieren

Ausbildung geht vor Übernahme

Prüfungsaufwand beschränken

5) Die Praxis zeigt, dass durch mehr Flexibilität bei

der Ausbildungsvergütung zusätzliche Ausbildungs-

plätze geschaffen werden können. Deshalb muss

bei tariflich vereinbarten Ausbildungsvergütungen

der Anstieg gestoppt werden. Auch Absenkungen

dürfen kein Tabu sein. Darüber hinaus muss es Öff-

nungsklauseln in Tarifverträgen geben, die im Sinne

betrieblicher Bündnisse für Ausbildung Abweichun-

gen von der Ausbildungsvergütung ermöglichen.

Auch im außertariflichen Bereich muss durch eine

gesetzliche Neudefinition der Angemessenheit die

Flexibilität der Ausbildungsvergütung erhöht werden.

6) Ausbildungsbetriebe sollten grundsätzlich freiwillig

und je nach dem individuellen Bedarf sowie den

Leistungen des Auszubildenden über eine Weiter-

beschäftigung entscheiden können. Bei tarifvertrag-

lichen Übernahmeverpflichtungen wird die Ausbil-

dungsentscheidung zu einem unkalkulierbaren Risiko.

In Tarifverträgen sollte daher stets der Grundsatz

»Ausbildung geht vor Übernahme« gelten. Im

Betriebsverfassungsgesetz müssen die Sonderrechte

von Jugend- und Auszubildendenvertretern bei der

Übernahme in Beschäftigung gestrichen werden.

Page 17: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

31Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken30 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT

11) Die Berufsschulen müssen ihr Zeitmanagement

modernisieren, damit die Auszubildenden mehr

Zeit im Betrieb verbringen können. Neben Block-

unterricht sollte der Berufsschulunterricht im Sinne

einer jahrgangsübergreifenden Flexibilisierung auf

zwei volle Tage im ersten Ausbildungsjahr und nur

einen Schultag in den folgenden Ausbildungsjahren

konzentriert und der Sportunterricht in Vereine aus-

gelagert werden.

12) Da Fremdsprachen eine grundlegende Voraus-

setzung für internationale Berufskompetenz darstel-

len, müssen entsprechende Qualifizierungsangebote

als primäre Aufgabe der Berufsschulen dringend

ausgeweitet werden. Der Anteil der Auszubildenden,

die in ihrer Berufsschule Englischunterricht erhalten,

muss von heute nur 25 % mindestens verdoppelt

werden.

»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«

Neuordnungen beschleunigen

Gestaltungsoffene Ausbildungsinhalte

Angebote für Leistungsschwächere

und -stärkere

13) Die Ordnung neuer und die Novellierung be-

stehender Ausbildungsberufe muss sich noch stärker

als bisher an dem Qualifikationsbedarf der Branchen

und dem Ausbildungs- und Beschäftigungspotenzial

der Betriebe orientieren. Neuordnungen müssen

zügig durchgeführt werden, um dem Bedarf der

Praxis rechtzeitig Rechnung tragen zu können. Die

Gremienstruktur der Neuordnung muss verschlankt

werden. Das federführende Ministerium muss bei

Stillstand und Blockaden seine Entscheidungskom-

petenz stärker wahrnehmen. Die Länder müssen

auch für neue Berufe berufsschulische Kapazitäten

in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen.

14) Ausbildungsordnungen sollten sich stärker auf

die erforderlichen Mindestanforderungen konzen-

trieren und die Ausbildungsinhalte gestaltungsoffen

formulieren, indem weniger auf Lernziele als auf

Kompetenzen, über die die Jugendlichen am Ende

der Ausbildung verfügen müssen, abgestellt wird.

Dies ermöglicht zum einen eine betriebsspezifische

Gestaltung von Freiräumen, zum anderen die Inte-

gration von Jugendlichen mit unterschiedlichem

Leistungsspektrum in die Ausbildung. Hierbei ist eine

praxisorientierte Vielfalt und Branchenorientierung

gefragt.

15) Das Ausbildungsspektrum, das sehr vielfältig

angelegt ist, ist nach oben und unten weiter zu

differenzieren: Anspruchsvolle zweijährige Ausbil-

dungsberufe, duale Studiengänge, die einen Stu-

dienabschluss mit einer betrieblichen Ausbildung

kombinieren sowie Zusatzqualifikationen stellen

gute Möglichkeiten für leistungsstarke Jugendliche

dar. Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe müs-

sen vor allem verstärkt Zusatzqualifikationen oder

Wahlkomponenten zur Vermittlung internationaler

Kompetenzen anbieten.

16) Für leistungsschwächere Jugendliche müssen

in Wirtschaftsbereichen mit entsprechendem Bedarf

und Beschäftigungschancen zügig weitere flexible

Berufe mit weniger komplexen Anforderungen

geschaffen werden. Verstärkt sollen auch Kombina-

tionen von Berufen eingeführt und genutzt werden,

die ermöglichen, dass eine Ausbildung in einem

zweijährigen Beruf bei entsprechenden Leistungen

und Bedarf auf eine Ausbildung in einem dreijährigen

Beruf angerechnet werden kann. Mit Qualifizierungs-

bausteinen, Modulen und Teilqualifizierungskon-

zepten wird auch Jugendlichen mit ausgeprägten

Defiziten der Einstieg in Ausbildung und Beschäfti-

gung ermöglicht.

»BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT«

Auslandsaufenthalte fördern

Mobilität steigern

Durchlässigkeit sichern

17) Auslandsaufenthalte während der Ausbildung

sind der direkte Weg zum Erwerb internationaler

Kompetenzen. Die Förderung von Auslandsaufent-

halten im Rahmen der Ausbildung durch das LEO-

NARDO-Programm sollte erweitert und zusätzlich

auf individuelle Maßnahmen, d. h. die Förderung

einzelner Auslandsaufenthalte, ausgerichtet werden.

Flankierend ist auch ein nationales Förderprogramm

sinnvoll, das den individuell gestalteten Auslands-

aufenthalt unterstützt.

18) Die Anstrengungen im Rahmen des Brügge-

Kopenhagen-Prozesses zur Schaffung eines euro-

päischen Raums der Berufsbildung müssen fortge-

setzt und intensiviert werden. Die BDA unterstützt

das Ziel, die Transparenz und die Durchlässigkeit

der europäischen Berufsbildungssysteme sowie die

Mobilität der Arbeitnehmer in Europa zu verbessern

und wirkt deshalb aktiv an diesem Prozess mit.

19) Es müssen einfach handhabbare und zuverläs-

sige Transparenzinstrumente entwickelt werden.

Es ist notwendig, diese Instrumente kompatibel zu

bereits bestehenden Instrumenten aus dem Hoch-

schulbereich, insbesondere dem ECTS-Leistungs-

punktesystem, zu gestalten bzw. sie als Hochschule

und berufliche Bildung überspannende Instrumente

zu entwickeln wie beispielsweise den einheitlichen

»European Qualifications Framework«. Dieser soll

die in unterschiedlichen Bildungsabschnitten und

bereichen erworbenen Kompetenzen in verschie-

denen Niveaustufen auf quantitativer und qualitati-

ver Ebene vergleichbar machen. Nur so kann so-

wohl die transnationale Durchlässigkeit als auch die

Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungs-

bereichen der nationalen Systeme erhöht werden.

Für die Akzeptanz und Anwendung dieser Instru-

mente ist es entscheidend, dass alle geplanten

Maßnahmen für die Unternehmen umsetzbar sind

und dass ihrer Einführung ein Konsultations- und Er-

probungsprozess vorausgeht, in den die Expertise

aus den Unternehmen und der Sozialpartner maß-

geblich einfließt.

Page 18: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

23) Die Gleichwertigkeit von allgemeiner und

beruflicher Bildung ist seit langem eine zentrale

Forderung der Wirtschaft. Dazu gehört auch die

Öffnung des Hochschulzugangs für beruflich

Qualifizierte. Die derzeit bestehenden Regelungen

für den Hochschulzugang von Berufspraktikern

sind in den einzelnen Bundesländern unterschied-

lich, unübersichtlich und meist durch wesentliche

Beschränkungen gekennzeichnet. Beruflich Qualifi-

zierten, die mindestens die Meisterprüfung, die

Prüfung zum Fachwirt oder Fachkaufmann oder ei-

ne vergleichbare Weiterbildungsprüfung abgelegt

haben, muss daher der Hochschulzugang ermög-

licht werden. Beruflich Qualifizierten mit Fortbil-

dungsabschlüssen unterhalb dieser Ebene sollte der

fachgebundene Hochschulzugang ermöglicht werden

– ebenfalls durch bundesweit einheitliche Länder-

regelungen. Auszubildende mit mittlerem Schulab-

schluss sollten an ihrer Berufsschule über eine nach

einheitlichen Maßstäben geregelte Zusatzqualifizie-

rung die Fachhochschulreife erwerben können.

4.3. Umsetzungsplan

Nur wenn jetzt Rahmenbedingungen konsequent

verbessert werden, sind die für 2015 gesetzten Ziele

erreichbar. Dabei müssen Zwischenziele formuliert

und die anstehenden Aufgaben mit einer klaren

Zielsetzung versehen werden, um Entwicklungen

und Erfolge transparent und messbar zu machen.

Die Zwischenziele sollten vorsehen, dass:

> der Anteil der Jugendlichen ohne Ausbil-

dungsabschluss bis 2010 auf 10 % gesenkt

wird, bis 2015 das angestrebte Ziel von 5 %

erreicht wird.

> der Anteil der Ausbildungsvertragslösungen

an den neu abgeschlossenen Ausbildungs-

verträgen bis 2010 auf 15 % gesenkt wird,

bis 2015 das angestrebte Ziel von unter 10 %

erreicht wird.

> der Anteil der Auszubildenden mit Auslands-

aufenthalt bis 2010 auf 5 % gesteigert wird, bis

2015 das angestrebte Ziel von 10 % erreicht

wird.

> die Anzahl der beruflich Ausgebildeten ohne

formale Hochschulzugangsberechtigung, die

ein Studium beginnen, bis 2010 auf 10.000

oder 2,5 % der Studienanfänger erhöht wird,

bis 2015 das angestrebte Ziel von 20.000 oder

5 % erreicht wird.

> Erhöhung der EQJ-Vertragsabschlüsse von rd.

10.000 (2004) auf rd. 25.000 im Rahmen der

Laufzeit des Ausbildungspaktes und Stabilisie-

rung auf diesem Niveau.

Um die Ziele zu erreichen, muss neben einem

verstärkten Engagement der Auszubildenden und

Eltern der folgende Umsetzungsplan in den nächsten

zwei Jahren verwirklicht werden:

33Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken32 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT

20) Der neue Europass als umfassendes Bewerber-

portfolio hilft den Unternehmen, die Stärken ihrer

Bewerber und Mitarbeiter besser einzuschätzen.

Damit der Europass zukünftig eine breite Nutzung

und Akzeptanz erfährt, muss er in einer konzertier-

ten Informationskampagne beworben werden.

Die verantwortlichen nationalen Stellen müssen

sich in diesem Kontext stärker als Dienstleister für

die Unternehmen und ihre Mitarbeiter verstehen

»Berufsbildung schafft Zukunft«

Reaktionsfähiges Weiterbildungssystem

Potenziale Älterer nutzen

Hochschulzugang liberalisieren

21) Die Wirtschaft braucht ein reaktionsfähiges

Weiterbildungssystem, das den raschen Verände-

rungen des wirtschaftlichen und technischen Struk-

turwandels Rechnung trägt und die differenzierten

Qualifizierungsbedürfnisse der Betriebe berücksich-

tigt. Dazu gehört, dass die berufliche Weiterbildung

vor staatlichen reglementierenden Eingriffen bewahrt

wird. Weiterbildung erfolgt zunehmend integriert

in den Arbeitsprozess und stärker in Selbstverant-

wortung der Lernenden. Um dies zu unterstützen,

muss die Markttransparenz verbessert werden. Es

geht um kundenorientierte Qualitätssicherungssys-

teme. Eindimensionale Qualitätstests und einen-

gende Qualitätsvorschriften werden dagegen den

komplexen Strukturen des Weiterbildungsmarktes

nicht gerecht. Die Qualität der Weiterbildungsange-

bote hängt vielmehr von der Funktionsfähigkeit des

Weiterbildungsmarktes und den Rahmenbedingun-

gen ab. Zudem muss – neben dem Engagement

der Unternehmen in der Weiterbildung – die Betei-

ligung der Arbeitnehmer am Aufwand steigen, da

auch sie von betrieblicher Weiterbildung profitieren.

22) Es geht darum, die spätere Arbeits- und Be-

schäftigungsfähigkeit der heute noch jüngeren Mit-

arbeiter im Blick zu haben – als präventiver Ansatz

des Lebenslangen Lernens ist dies eine wachsende

Aufgabe der Personalpolitik im Betrieb. Der demo-

graphische Wandel und die älter werdenden Beleg-

schaften stellen für die Weiterbildung eine große

Herausforderung dar. Die Potenziale Älterer müssen

stärker genutzt werden, um die Innovations-

und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auch

bei künftig alternden Belegschaften sicherzustellen.

Die Weiterbildungsangebote müssen von älteren

Mitarbeitern verstärkt wahrgenommen und deren

Anteil an Weiterbildung erhöht werden.

Page 19: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Der Umsetzungsplan

35Rahmenbedingungen verbessern, Betriebe stärken34 BERUFSBILDUNG schafft ZUKUNFT

Berufsschulen

> machen sich die Qualitätsverbesserung des

Unterrichts zum obersten Ziel

> orientieren daran ihr Schulprogramm und die

Schulentwicklung

> überprüfen und verbessern systematisch und

kontinuierlich ihre Leistungen

> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler

> arbeiten im Rahmen der Lernortkooperation

mit den Betrieben zusammen

> bieten betrieblichen Ausbildern die Möglichkeit

zu Praktika in der Berufsschule

Unternehmen und

Arbeitgeberverbände

> mobilisieren neue Ausbildungsplätze

> unterstützen die Bereitstellung von betrieb-

lichen Einstiegsqualifizierungen und die Weiter-

entwicklung der Berufsvorbereitung

> bauen ihre Berufsinformationen aus, v. a. in

weniger nachgefragten Berufen

> sorgen für eine intensive Betreuung der Aus-

zubildenden

> betten ihre Ausbildung in ein systematisches,

frühzeitig einsetzendes Personalentwicklungs-

Konzept ein

> verknüpfen Ausbildung mit daran anschließen-

den Qualifizierungs- und Entwicklungsstrategien

bis hin zur Aufnahme eines Hochschulstudiums

> fördern leistungsstarke Auszubildende durch

Zusatzangebote

> fördern die internationalen Kompetenzen ihrer

Auszubildenden und Mitarbeiter und nutzen

die entsprechenden Instrumente und Programme

> sorgen für eine gezielte Personalentwicklung

der Ausbilder

> arbeiten im Rahmen der Lernortkooperation

eng mit den Berufsschulen zusammen

> stellen betriebliche Praktika für Berufsschul-

lehrer zur Verfügung

> investieren nachhaltig in die Weiterbildung der

Mitarbeiter entsprechend dem betrieblichen

Bedarf

> unterstützen KMUs bei der Entwicklung und

Nutzung von Personalentwicklungskonzepten

Bundesregierung

> baut gesetzliche Ausbildungshemmnisse ab

(Nachbesserung des novellierten BBiG)

> strafft die Neuordnungsverfahren und macht

von Entscheidungsbefugnis Gebrauch

> setzt die Unterstützung von Einstiegsqualifizie-

rungen fort

> unterstützt aktiv den Brügge-Kopenhagen-

Prozess und beteiligt sich an der Entwicklung

eines »European Qualifications Framework«

> schafft Anreize für Auslandsaufenthalte durch

nationale Förderprogramme und die Optimie-

rung der Mobilitätsprogramme auf europäi-

scher Ebene

> schafft Möglichkeiten zur Anerkennung von

Leistungen aus dem Hochschulbereich in der

Berufsbildung

Sozialpartner

> arbeiten an der zügigen Umsetzung des

Neuordnungsbedarfs

> schaffen als Tarifpartner mehr Flexibilität bei

den tariflichen Ausbildungsvergütungen und

orientieren sich am Grundsatz »Ausbildung

geht vor Übernahme«

> gestalten die Entwicklungen auf europäischer

Ebene aktiv mit

Bundesagentur für Arbeit

> gestaltet die Berufsvorbereitung effizient

> optimiert die vermittlungsorientierte Berufs-

beratung, das Profiling der Bewerber und die

Ausbildungsvermittlung

> etabliert EQJ in der Vermittlung

Kultusminister der Länder

> investieren nachhaltig in die Berufsschulen

> sichern die Unterrichtsversorgung an den

Berufsschulen

> geben Berufsschulen Selbstständigkeit

in Verwaltungs-, Finanz, Unterrichts- und

Personalfragen

> gestalten schulische Berufsvorbereitung

effizient

> erweitern und regeln den Hochschulzugang

für beruflich Qualifizierte

> ermöglichen allen Auszubildenden über

Zusatzqualifizierung an der Berufsschule den

Erwerb der Fachhochschulreife

Page 20: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

37Das Wichtigste in Kürze

1) Das Engagement der

Arbeitgeber

Die Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger, die

Berufsfähigkeit der Absolventen der dualen Aus-

bildung und der Hochschulstudien sowie der

Erhalt eines hohen Qualifikationsstands der Be-

schäftigten sind entscheidende Schlüsselfaktoren

für den Unternehmenserfolg am Wirtschaftsstand-

ort Deutschland. Schule, Hochschule und Berufs-

bildung haben in einer hoch-komplexen, dynami-

schen und international ausgerichteten Wirtschaft

und Gesellschaft eine gemeinsame Aufgabe:

Das Individuum, die Bildung seiner Persönlichkeit

wie die Entwicklung seines Potenzials und seiner

Berufsfähigkeit müssen im Zentrum der Bildungs-

politik stehen. Nicht nur die systematische und

solide Vermittlung von Fachwissen und -kompe-

tenzen, sondern auch von Methoden- sowie von

personalen und sozialen Kompetenzen sind drin-

gend notwendig.

Deutschlands Unternehmen brauchen gut qualifi-

zierte Fach- und Führungskräfte, die unternehme-

risch und eigenverantwortlich denken und handeln.

Nur mit kompetenten, kreativen und leistungsfähigen

Mitarbeitern können Unternehmen neue Produkte,

Produktionsmethoden und Dienstleistungen entwi-

ckeln und im Wettbewerb bestehen. Bildungspolitik

gehört somit zum Kerngeschäft der Arbeitgeber-

verbände wie der BDA als ihrem Spitzenverband.

Wir engagieren uns für eine zielgerichtete und um-

fassende Qualitätsverbesserung der Leistungs-

ergebnisse in den Schulen und Hochschulen, den

Ausbildungsbetrieben und beruflichen Schulen.

36 BILDUNG schafft ZUKUNFT

5. Das Wichtigste in Kürze

2) Ziele für das Jahr 2015

im Schulbereich

> ist der Anteil der Leistungsschwächeren von

25 % auf maximal 8 % reduziert,

> ist der Anteil der Schulabbrecher von rund

10 % auf maximal 3 % gesunken,

> erreichen auch Migrantenkinder, bei denen

heute der Anteil der Leistungsschwächeren

und der Schulabbrecher doppelt so hoch ist

wie im Durchschnitt, diese Kennziffern,

> ist der Anteil der Leistungsstärksten von rund

10 % auf mindestens 15 % gestiegen,

> erzielt Deutschland in internationalen Ver-

gleichstests wie PISA eine Platzierung im oberen

Drittel.

im Hochschulbereich

> sind alle Hochschulen und ihre Studienangebote

akkreditiert, unterliegen einer regelmäßigen

internen Evaluation und werden kontinuierlich

mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes ab-

geglichen,

> ist die Studienabbrecher-Quote von durch-

schnittlich 25 % auf maximal 5 % gesunken,

> entsprechen die realen Studienzeiten den Re-

gelstudienzeiten,

> belegen mindestens 6 deutsche Hochschulen

in Forschung und Lehre Plätze unter den ersten

50 in allgemein anerkannten internationalen

Rankings.

im Bereich Berufliche Bildung

> ist der Anteil Jugendlicher ohne Ausbildungs-

abschluss von rund 14 % auf 5 % reduziert,

> ist der Anteil der Ausbildungsvertragslösungen

von rund 20 % auf unter 10 % gesunken,

> ist der Anteil der am Ende des Vermittlungs-

jahres bei den Arbeitsagenturen gemeldeten

unbesetzten Ausbildungsplätze von 2004 rund

3 % auf 1 % reduziert,

> ist der Anteil der von Unterrichtsausfällen an

Berufsschulen betroffenen Schüler von 25 %

auf unter 10 % gesunken,

> ist der Anteil der Azubis mit Auslandsaufenthalt

von rund 1 % auf 10 % gestiegen,

> ist Anteil der beruflich Ausgebildeten, die ohne

Abitur ein Studium beginnen, von 0,5 % auf

rund 5 % der Studienanfänger gehoben.

Page 21: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

39Das Wichtigste in Kürze

3) Bildungspolitische

Forderungen

Diese Zielsetzungen sind verknüpft mit notwendigen

Reformen in allen Bildungsbereichen:

Für den Schulbereich heißt das

> bundesweite, klare und verbindliche Leistungs-

standards und ihre regelmäßige Überprüfung

> eine systematische Qualitätskontrolle und

-verbesserung

> mehr Selbstständigkeit der einzelnen Schule

durch Profilbildung, Personalauswahl und

Globalbudget

> Schulleiter als Entscheidungsträger in Schul-

management und Personalentwicklung

> intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, auch

den Migranteneltern

> Kooperation mit außerschulischen Partnern,

vor allem Betrieben

> Lehrer als pädagogische Führungskräfte

> praxisnahe Lehrer-Ausbildung im »Master of

Education« mit dem Schwerpunkt auf diagnos-

tischen und methodischen Kompetenzen

> Integration der angehenden Lehrer als Trainees

in den Schulbetrieb

> eine gerechter geregelte Arbeitszeit für die

Lehrer

> ein neuer Umgang mit den unterschiedlichen

Lernvoraussetzungen der Schüler

> aktives Lernen in einem anschaulichen und

anregenden Unterricht

> differenziertes Lernen und eine intensive indivi-

duelle Förderung

> ganzheitliche pädagogische Konzepte von

Ganztagsschulangeboten

> Werteerziehung zu Selbstständigkeit, Leistungs-

und Verantwortungsbereitschaft, Team- und

Kommunikationsfähigkeit mit Dokumentationen

> kontinuierliche Berufsorientierung mit regel-

mäßigen Schüler- und Lehrerpraktika, Erkun-

dungen und Tagen der offenen Tür

> intensive Zusammenarbeit im Netzwerk

SCHULEWIRTSCHAFT

> ein Bildungs- und Erziehungsplan für die

Frühförderung im Kindergarten

> frühestmögliche Einschulung

> Sprachfeststellungen und gezielte Sprach-

fördermaßnahmen in Kindergarten, Vor- und

Grundschule für Migrantenkinder

38 BILDUNG schafft ZUKUNFT

Für den Hochschulbereich heißt das

> eigenverantwortliche wissenschaftliche Schwer-

punktsetzung in Forschung und Lehre

> Autonomie in Personalrekrutierung, Finanz-

verantwortung und Management

> Deregulierung und Freiräume für die Hoch-

schulen

> externe Qualitätssicherung und Akkreditierung

> nachfrageorientierte Mittelzuweisung durch

den Staat

> Verfügung über eigene Einnahmemöglichkeiten

und privatrechtliche Organisation

> vollständige Auswahl der Studierenden

> Studienbeiträge im Splitting-Modell (Grund-

beitrag und fachbezogener variabler Beitrag für

den gewählten Studiengang)

> Finanzierung der Studienbeiträge und des

Lebensunterhalts aus einem einheitlichen Aus-

bildungsbudget sowie Darlehen mit individuell

angepassten Tilgungszeiträumen

> neue und verstärkte Aktivitäten in der wissen-

schaftlichen Weiterbildung

> neu konzipierte Studiengänge mit den Ab-

schlüssen Bachelor und Master

> attraktive Studienangebote mit klarer Arbeits-

marktorientierung

> eine modular aufgebaute und berufsfeldbezo-

gene Ausbildung mit Schlüsselqualifikationen

und Methodenwissen

> mehr duale Studienangebote in Kooperation

zwischen Betrieb und Hochschule

> transparente Dokumentation des Ausbildungs-

profils im »Diploma Supplement«

> europaweite Vergleichbarkeit der Studienab-

schlüsse durch »European Qualifications Frame-

work«

Page 22: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

4) Umsetzungspläne

Die Realisierung der Zielsetzungen und Reformvor-

stellungen erfordert ein konsequentes Handeln auf

allen Ebenen:

Umsetzungsplan Schule

Kultusministerkonferenz

> entwickelt bundesweite Standards für Schüler-

leistungen, die Lehrerbildung und Qualitätssi-

cherungsverfahren weiter

> gibt einen jährlichen Bildungs- und Fortschritts-

bericht heraus, der sich an klaren Zielen und

Indikatoren orientiert

Kultusminister der Länder

> überprüfen kontinuierlich die Erreichung der

Standards für die Schüllerleistungen

> räumen den Schulen mehr Selbstständigkeit in

Verwaltungs-, Finanz-, Unterrichts- und Personal-

fragen ein

> reformieren die Lehrerausbildung grundlegend

> stellen mehr Ressourcen für Ganztagsangebote

zur Verfügung

> fördern Kindergärten und Grundschulen besser

Schulen

> verbessern den Unterricht unter Nutzung von

Qualitätssicherungsinstrumenten kontinuierlich

> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler

> nehmen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag

wahr und kooperieren dabei mit den Eltern

und außerschulischen Partnern, besonders im

SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk

Unternehmen und Arbeitgeberverbände

> kooperieren mit Schulen, besonders im

SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk

> bieten Know-how in Qualitätsmanagement

und Personalentwicklung an

Umsetzungsplan Hochschule

Bundesregierung

> vergibt die öffentlichen Mittel für Forschung

verstärkt nachfrageorientiert

> schafft die Voraussetzungen zur Neuordnung

der Studienfinanzierung

Kultusministerkonferenz

> sorgt für die Erarbeitung und Einhaltung

bundesweiter Kriterien für die Akkreditierung

> bereitet ein bundesweites Darlehensmodell

zur Studienfinanzierung vor

41Das Wichtigste in Kürze

Für den Berufsbildungsbereich heißt das

> zielgruppenorientierte und zielgerichtete

Berufsvorbereitung

> Einstiegsqualifizierungen für leistungsschwächere

Jugendliche

> berufliche und regionale Mobilität der Ausbil-

dungsplatzbewerber

> gezielte Profilings und Kompetenzchecks durch

die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Rahmen

einer vermittlungsorientierten Berufsberatung

> ausführliche Berufsorientierung in der Schule

und mehr Betriebspraktika

> Flexibilität bei der Ausbildungsvergütung

> freiwillige Entscheidung der Ausbildungsbetriebe

über die Weiterbeschäftigung

> eine effiziente Prüfungsgestaltung

> selbstständige Berufsschulen als Partner der

Betriebe

> systematische Fortbildung der Berufsschullehrer

zu den neuesten Entwicklungen der Arbeits-

welt

> modernes Zeitmanagement der Berufsschulen

> ausgeweitetes Fremdsprachenangebot an

Berufsschulen

> zügige Schaffung neuer und Neuordnung

bestehender Ausbildungsberufe nach Qualifika-

tionsbedarf der Branchen und Ausbildungs-

und Beschäftigungspotenzial der Betriebe

> Konzentration der Ausbildungsordnungen auf

Mindestanforderungen

> Differenzierung des Ausbildungsspektrums mit

Angeboten für Leistungsstärkere (anspruchsvolle

zweijährige Berufe, duale Studiengänge, Zusatz-

qualifikationen) und Leistungsschwächere

(weniger komplexe Berufe, Qualifizierungsbau-

steine)

> Förderung von Auslandsaufenthalten während

der Ausbildung

> Schaffung eines europäischen Raums der Berufs-

bildung

> handhabbare und zuverlässige Transparenz-

instrumente (z. B. »European Qualifications

Framework«)

> Europass als umfassendem Bewerberportfolio

> reaktionsfähiges und bedarfsorientiertes

Weiterbildungssystem

> Nutzung der Potenziale älterer Mitarbeiter

durch konsequente Einbeziehung in betrieb-

liche Weiterbildung

> Öffnung des Hochschulzugangs für beruflich

Qualifizierte

40 BILDUNG schafft ZUKUNFT

Page 23: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Berufsschulen

> verbessern kontinuierlich den Unterricht unter

Nutzung von Qualitätsmanagementinstrumenten

> fördern, beraten und unterstützen ihre Schüler

> kooperieren eng mit den Betrieben

Unternehmen und Arbeitgeberverbände

> mobilisieren neue Ausbildungsplätze und Ein-

stiegsqualifizierungen

> fördern leistungsstarke Auszubildende durch

Zusatzangebote

> sorgen für eine gezielte Personalentwicklung

der Ausbilder

> investieren bedarfsgerecht in die Weiterbildung

der Mitarbeiter

43Das Wichtigste in Kürze

Wissenschaftsminister der Länder

> sorgen für eine ausreichende Ausstattung der

Hochschulen

> vergeben die öffentlichen Mittel für Forschung

und Lehre verstärkt nachfrageorientiert

> räumen den Hochschulen Autonomie in

Finanz-, Verwaltungs- und Personalfragen ein

Hochschulen

> geben sich ein wissenschaftliches Profil in

Forschung und Lehre

> stellen ihre Studienangebote komplett auf

Bachelor und Master um

> achten auf Berufsfeldbezug und Vermittlung

von Schlüsselkompetenzen

> vereinbaren interne Qualitätskriterien und

Qualitätssicherungsverfahren

> entwickeln neue Angebote in der wissenschaft-

lichen Weiterbildung

Unternehmen und Arbeitgeberverbände

> kooperieren mit Hochschulen, zum Beispiel

bei der Gestaltung neuer Studiengänge

> bieten Know-how in Qualitätsmanagement

und Personalentwicklung an

> setzen sich für die adäquate Einordnung der

neuen Abschlüsse in das Beschäftigungssystem

ein

Umsetzungsplan Berufsbildung

Bundesregierung

> baut gesetzliche Ausbildungshemmnisse ab

> strafft die Neuordnungsverfahren und macht

von Entscheidungsbefugnis Gebrauch

> unterstützt die europäische Integration des

deutschen Berufsbildungssystems aktiv

Sozialpartner

> arbeiten zügig an der Umsetzung des Neu-

ordnungsbedarfs

> schaffen als Tarifpartner mehr Flexibilität bei

den Ausbildungsvergütungen

Bundesagentur für Arbeit

> gestaltet die Berufsvorbereitung effizient

> optimiert die vermittlungsorientierte Berufs-

beratung, das Profiling der Bewerber und die

Ausbildungsvermittlung

Kultusminister der Länder

> investieren nachhaltig in die Berufsschulen und

geben ihnen mehr Selbstständigkeit

> sichern die Unterrichtsversorgung an den

Berufsschulen

> erweitern und regeln den Hochschulzugang für

beruflich Qualifizierte

42 BILDUNG schafft ZUKUNFT

Page 24: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

45Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber44 BILDUNG schafft ZUKUNFT

1. Positionspapiere der BDA

zur Bildungspolitik

BILDUNG schafft ZUKUNFT

Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber (2005),

ISBN 3-938349-04-2

Band 1: Führungskraft Lehrer

Empfehlungen der Wirtschaft für ein Lehrerleitbild

(2001), ISBN 3-938349-03-4

Band 2: Bildungsauftrag Werteerziehung

Selbstständig denken, verantwortlich handeln

(2002), ISBN 3-938349-02-6

Band 3: Weiterbildung durch Hochschulen

Gemeinsame Empfehlungen (2003),

ISBN 3-936074-28-3

Band 4: Option für die Jugend

Schulbildung verbessern, Ausbildungsfähigkeit

fördern, Berufsorientierung intensivieren (2003),

ISBN 3-9808995-1-9

Band 5: Wegweiser der Wissensgesellschaft

Zur Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unserer

Hochschulen (2003), ISBN 3-936074-27-5

Band 6: Master of Education

Für eine neue Lehrerbildung (2003),

ISBN 3-9808995-3-5

Band 7: Memorandum zur gestuften Studienstruktur

Bachelor und Master

(2003), ISBN 3-938349-06-9

Band 8: Studienbeiträge und die Reform der

Studienfinanzierung

Ein Modellvorschlag (2004),

ISBN 3-9808995-5-1

Band 9: Selbstständige Schule

Freiräume schaffen, Verantwortung übernehmen,

Qualität entwickeln (2004),

ISBN 3-938349-00-X

Band 10: Bildungsbiografien und Berufskarrieren

neu entwickeln

Für ein durchlässiges Bildungssystem

(vsl. Sommer 2005), ISBN 3-938349-07-7

Weitere Publikationen zum Thema

2. Sozialpartner-Erklärungen zur

Bildungspolitik

Wirtschaft – notwendig für die schulische

Allgemeinbildung

Gemeinsame Initiative von Eltern, Lehrern, Wissen-

schaft, Arbeitgebern und Gewerkschaften (2000)

Gemeinsame Erklärung von BDA und DGB zu

Ganztagsangeboten (2003)

Eckpunkte – Empfehlungen für ein Kerncurricu-

lum Wirtschaft einschließlich Qualitätskriterien für

die Lehreraus- und Fortbildung sowie Betriebs-

praktika von Lehrern und Schülern

Gemeinsame Arbeitsgruppe von WMK, KMK, BDA,

BDI, DIHK, ZDH und DGB (2003)

Gemeinsame Erklärung von BDA und DGB zu den

Konsequenzen aus den Ergebnissen von »PISA 2«

(2005)

3. Positionspapiere europäischer

Arbeitgeberverbände zur

Bildungspolitik

In search of quality in schools

The employers’ perspective (2000)

Empowering the teaching profession and

modernizing school management

The employers’ perspective (2003),

ISBN 3-9808995-0-0

Page 25: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber

Notizen

4. Handreichungen zur

Bildungsarbeit

Auswahlgespräche mit Studienbewerbern

Handreichung für Hochschulen (2001)

Der Ausbildungspakt beginnt in der Schule

Handreichung für Schulen, Unternehmen und

Verbände (2005)

Innovation durch Nachwuchsförderung –

MINT-Initiativen der Arbeitgeber

Handreichung für Schulen, Unternehmen und

Verbände, 2. erweiterte Auflage (2005),

ISBN 3-938349-01-8

Auf Erfolgskurs mit Bachelor- und

Masterabsolventen in Ihrem Unternehmen

Handreichung für Unternehmen (2005),

ISBN 3-938349-08-5

PROFILehrer

Handreichung für Lehrer, Schulleiter und Studierende

zur Personalentwicklung von Lehrkräften

(vsl. Sommer 2005), ISBN 3-938349-09-3

Q-Prozess

Online-Evaluationsinstrument zur internen Qualitäts-

entwicklung von Schulen (vsl. Sommer 2005)

5. Chroniken/Dokumentationen

der BDA-Bildungsarbeit

50 Jahre SCHULEWIRTSCHAFT –

Tradition, Innovation, Vision

Chronik eines Erfolges (2003)

Mit der Abschlussprüfung die Hauptschule stärken

Dokumentation der gemeinsamen Tagung von

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber-

verbände und Initiative Hauptschule e. V.

16. Dezember 2002 & Ergebnisse einer Umfrage

der BDA zu den Anforderungen der Betriebe an

einen Hauptschulabschluss (2004)

5 Jahre Deutscher Arbeitgeberpreis für Bildung

Dokumentation (2004)

46 BILDUNG schafft ZUKUNFT

Weitere Publikationen zum Thema

Page 26: Bildung schafft Zukunft - Das Bildungsprogramm der Arbeitgeber