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D er griechische Schwanz wackelt mit dem europäi- schen Hund. Eine weltwirt- schaftliche Quantité négligea- ble hält den größten Wirt- schaftsraum der Welt in Atem. Der Finanzminister Österreichs, das ähnliche Interessen wie die Bundesrepublik hat, aber nicht so leicht mit der Faschismus- keule zu schlagen ist, ver- gleicht die griechische Regierung zu Recht mit einem Kreditnehmer der „in die Bank geht, den Bankdirektor dort beschimpft und dann die Kon- ditionen diktiert, zu denen man den Kredit verlängert haben möchte“. Das Argu- ment, dass die griechische Re- gierung durch den Willen ihres Volkes legitimiert sei, kontert er damit, „dass 80 Prozent der Menschen in Deutschland oder auch in Österreich nicht mehr bereit sind, weitere Hilfspakete zu machen“. Obwohl Griechenland sich in die Euro-Gemeinschaft gemo- gelt hat, wird gerade von lin- ker Seite gerne mit dem Gebot der Solidarität zwischen EU- Partnern für noch mehr Opfer für die Griechenland-Rettung geworben. Wie weit es mit die- ser Solidarität her ist, zeigt die Reparationsfrage. Während Russland für dessen Schädi- gung mittels Sanktionen wir Opfer bringen sollen Repara- tionsforderungen eine Absage erteilt hat, behält Griechen- land für dessen Rettung wir Opfer bringen sollen sie sich ausdrücklich vor. Aber den Wert der vielbe- schworenen europäischen Soli- darität kannten wir ja schon vorher, waren von den großen Mächten bei der kleinen Wie- dervereinigung doch ausge- rechnet Großbritannien und Frankreich dagegen. Was braucht man Feinde bei sol- chen Freunden. MANUEL RUOFF: Solidarität Menetekel für die CDU Hamburg zeigt, was von der Union ohne »Merkel-Faktor« übrig bleibt Angela Merkel bemüht sich, das Hamburger Wahldesaster herun- terzureden, weil es unangenehme Fragen aufwirft. Demonstrativ gelassen hat CDU- Chefin Angela Merkel das Debakel ihrer Partei in Hamburg interpre- tiert: Christian Wulff habe ja auch drei Anläufe benötigt, ehe er in Niedersachsen den Sieg davon- trug. Mit anderen Worten: An der Alster ist gar nichts passiert, der dortige CDU-Spitzenkandidat Dietrich Wersich läuft sich eben noch warm. Dieses Herunterreden des 15,9- Prozent-Desasters hat seinen Grund: Hamburg hat die Erosion der CDU-Stammwählerschaft schmerzhaft offengelegt. Ange- sichts der niedrigen Wahlbeteili- gung hat sich nicht einmal jeder zehnte Elbhanseat für die Partei von Konrad Adenauer und Helmut Kohl entschieden. Diese Botschaft ist für Angela Merkel von einiger Brisanz. Die Kanzlerin hat die CDU na- hezu vollständig auf ihre Person zugeschnitten. Merkels Strategie ist ebenso einfach wie erfolgreich: Sie vermeidet, soweit es geht, jede entschiedene in- haltliche Festle- gung. Themen werden danach behandelt, inwie- weit sie Chancen oder Risiken für ihren persönli- chen Machterhalt bergen. Die Richtung, in die es dann geht, ist zweitrangig. Ebenso gestaltet sich Merkels Personalpolitik. Wer ihr gefährlich werden könnte, wird – mal abrupt, mal häppchenweise – aus dem Weg geräumt. Übrig geblieben ist eine CDU, die fast nur noch aus ihrer Chefin zu bestehen scheint. Die beachtli- chen Sympathiewerte, welche die Union in Umfragen erringt, gelten der Vorsitzenden, nicht der Partei. Die Bürger loben Merkels Füh- rungsstil, denn ihre Richtung ken- nen sie nicht, was ihnen aus einem gewissen Grundvertrauen heraus egal zu sein scheint. Hamburg zeigt, was aus einer so zugerichteten CDU werden kann, wenn der „Merkel-Faktor“ wegfällt, wenn die Union an sich selbst gemessen wird und einen beliebten Amtsinhaber herausfor- dern muss wie Olaf Scholz, der in vielerlei Hinsicht zu Recht mit Merkel verglichen wird. Schärfer formuliert: In dem Stadtstaat wurde der Union die Zukunftsfrage gestellt, denn An- gela Merkel wird nicht ewig wäh- ren. Diese Frage sollte einige Be- sorgnis auslösen. Besorgnis, die Merkel gefährlich werden könnte, weil sie unweigerlich zur Frage nach Alternativen zur amtieren- den CDU-Chefin führt und zur Frage danach, was die scheinbar glänzenden Merkel-Jahre von der CDU übrig lassen werden, wenn sie vorbei sind. Gescheitert ist offenkundig die Wendung nach links zur vermeint- lich „modernen Großstadtpartei“. Das einzige, was dabei herauskam, war der Erfolg der AfD. Verblüf- fend ist, dass man dies ausge- rechnet in Hamburg nicht vorausgesehen hat. In der Stadt, in welcher vor 14 Jahren ein Ronald Schill mit einem dezidiert konser- vativen Profil fast 20 Prozent der Stimmen einfuhr, deutlich mehr also als die „Volkspartei“ CDU ver- gangenen Sonntag. Hans Heckel Eine Stadt in Angst Grenzüberschreitende Krimi- nalität: Bürger von Guben erheben schwere Vorwürfe Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE In die Sackgasse manövriert Das Eliteprojekt EU kommt nicht nur Deutschland teuer zu stehen Aktuell 2 Kommerz statt Heilung Mit IGeL bitten Ärzte ihre Patienten kräftig zur Kasse Hintergrund 4 Jordanien schlägt zurück Haschemitenreich im Kampf gegen den IS geeint Ausland 6 Jahrmarkt der Eitelkeit Auf der Berlinale wurden die Goldenen Bären verteilt Kultur »Auch wir sind das Volk« Nachkommen von Immigran- ten trafen sich zum Bundes- kongress in Berlin Deutschland 3 9 Der Linksschwenk hat nur den Erfolg der AfD gebracht, sonst nichts Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro Nr. 8 – 21. Februar 2015 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND C5524 - PVST. Gebühr bezahlt Wider die Staatsräson Vor 40 Jahren wurde Peter Lorenz entführt Geschichte 10 Quittung für gescheiterten Linksschwenk: Hamburgs CDU-Chef Marcus Weinberg (l.) mit Spitzenkandidat Dietrich Wersich Bild: pa Ist Minsk Makulatur? Ukrainische Kriegsgegner halten Waffenstillstand nicht ein Pegida wächst wieder 4300 Menschen in Dresden – doppelt so viele wie in der Vorwoche T rotz Unterzeichnung des zweiten Minsker Abkom- mens, wurde über den Tag hinaus, an dem eigentlich der Waf- fenabzug aus dem Osten der Ukraine beginnen sollte, weiter ge- schossen. Wie vor Verhandlungsbe- ginn tobten die Kämpfe vor allem in Debalzewo, einem wichtigen Ver- kehrsknotenpunkt zwischen Lu- gansk und Donezk. Dem Vorstoß der ukrainischen „Anti-Terror-Organisation“ hielten die Aufständischen stand. Statt die Separatisten zurückzudrängen, wurden 8000 ukrainische Soldaten in der Stadt eingekesselt. Um den Kessel von Debalzewo wurde die vereinbarte Waffenruhe von An- fang an am Massivsten gebrochen, und dies offenbar von beiden Sei- ten. Separatistenführer Denis Puschi- lin sagte, dass man nur zu einem gegenseitigen Waffenabzug bereit sei. Diesen lehnte die ukrainische Armee jedoch ab. Den weiteren Beschuss von Debalzewo sahen die Separatisten nicht als Verletzung der Waffenruhe. Der Kessel sei „ihr“ Territorium, auf dem sie ma- chen könnten, was sie für richtig hielten. In den anderen bis vor Kurzem umkämpften Regionen soll die Waffenruhe weitgehend eingehalten worden sein. Ob es gelingt, die im Minsker Ab- kommen vereinbarte 50 bis 140 Ki- lometer breite Sicherheitszone einzurichten, bleibt aber ungewiss. Auf eine kleine Anfrage von „Lin- ken“-Abgeordneten an die Bundesre- gierung hinsichtlich der Umsetzung des Minsker Abkommens räumte diese ein, kaum gesicherte Berichte aus der Region zu erhalten. Eine Ein- stellung der Kampfhandlungen sei bis auf wenige Ausnahmen nicht festgestellt worden. Es zeichnet sich ab, dass Minsk 2, kaum dass das Treffen „4 + 2“ (Poroschenko, Mer- kel, Hollande, Putin und zwei Sepa- ratistenführer) vorüber war, schon zur Makulatur wurde. MRK N achdem die Bürgerbewe- gung Pegida bereits totge- sagt worden war, hat das Bündnis vergangenen Montag nach Polizei-Angaben rund 4300 Menschen auf die Straße gebracht. Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Vorwoche, als nur etwa 2000 Demonstranten zur Kundge- bung erschienen waren. Unlängst hatte sich Pegida ge- spalten, Ex-Sprecherin Kathrin Oertel hatte mit ihren Anhängern die Gruppe „Direkte Demokratie für Europa“ gegründet, die laut Medien gemäßigter auftritt als Pe- gida. Von Gegnern, aber auch von neutralen Beobachtern war die Spaltung als Ende der Bürgerbe- wegung gedeutet worden war – of- fenbar verfrüht. Pegida-Sprecher Lutz Bachmann kündigte in Dres- den an, dass das Bündnis sogar einen eigenen Kandidaten zur Wahl des Dresdener Oberbürger- meisters am 7. Juni ins Rennen schicken werde. Drei mögliche An- wärter seien im Gespräch, er selbst wolle jedoch nicht antreten. Die bisherige Amtsinhaberin Helma Orosz gibt ihr Amt aus gesund- heitlichen Gründen ab. Die CDU- Politikerin hatte sich deutlich von Pegida distanziert. Vergangenes Wochenende hatten sich Vertreter etlicher „Gida“- Gruppen aus ganz Deutschland in Dresden getroffen, wie Bachmann bei der Kundgebung bekannt gab. Als Ergebnis des Treffens stellte er zehn „Dresdener Thesen“ vor, die das neue Programm der Bürgerbe- wegung darstellen. Darin wird unter anderem der Kampf gegen Islamisierung und Fanatismus, die Einführung von Volksentscheiden auf Bundesebene, eine Reform des Bildungs-, Renten- und Steuersy- stems, eine „nachhaltige“ Familien- politik, mehr Mittel für die Polizei, ein europäischer Verbund souve- räner Nationalstaaten und eine „Normalisierung“ des Verhältnis- ses zu Russland gefordert. H.H. Kämpfe im Kessel von Debalzewo Bündnis tritt zu Dresdener Wahl an Wie Ärzte ihre Patienten kräftig zur Kasse bitten Seite 6 Das Ostpreußenblatt

Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

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Page 1: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

Der griechische Schwanzwackelt mit dem europäi-

schen Hund. Eine weltwirt-schaftliche Quantité né gligea-ble hält den größten Wirt-schaftsraum der Welt in Atem.Der Finanzminister Österreichs,das ähnliche Interessen wie dieBundesrepublik hat, aber nichtso leicht mit der Faschismus-keule zu schlagen ist, ver-gleicht die griechischeRegierung zu Recht mit einemKreditnehmer der „in die Bankgeht, den Bankdirektor dortbeschimpft und dann die Kon-ditionen diktiert, zu denenman den Kredit verlängerthaben möchte“. Das Argu-ment, dass die griechische Re-gierung durch den Willen ihresVolkes legitimiert sei, konterter damit, „dass 80 Prozent derMenschen in Deutschland oderauch in Österreich nicht mehrbereit sind, weitere Hilfspaketezu machen“. Obwohl Griechenland sich in

die Euro-Gemeinschaft gemo-gelt hat, wird gerade von lin-ker Seite gerne mit dem Gebotder Solidarität zwischen EU-Partnern für noch mehr Opferfür die Griechenland-Rettunggeworben. Wie weit es mit die-ser Solidarität her ist, zeigt dieReparationsfrage. WährendRussland – für dessen Schädi-gung mittels Sanktionen wirOpfer bringen sollen – Repara-tionsforderungen eine Absageerteilt hat, behält Griechen-land – für dessen Rettung wirOpfer bringen sollen – sie sichausdrücklich vor. Aber den Wert der vielbe-

schworenen europäischen Soli-darität kannten wir ja schonvorher, waren von den großenMächten bei der kleinen Wie-dervereinigung doch ausge-rechnet Großbritannien undFrankreich dagegen. Wasbraucht man Feinde bei sol-chen Freunden.

MANUEL RUOFF:

Solidarität

Menetekel für die CDUHamburg zeigt, was von der Union ohne »Merkel-Faktor« übrig bleibt

Angela Merkel bemüht sich, dasHamburger Wahldesaster herun-terzureden, weil es unangenehmeFragen aufwirft.

Demonstrativ gelassen hat CDU-Chefin Angela Merkel das Debakelihrer Partei in Hamburg interpre-tiert: Christian Wulff habe ja auchdrei Anläufe benötigt, ehe er inNiedersachsen den Sieg davon-trug. Mit anderen Worten: An derAlster ist gar nichts passiert, derdortige CDU-SpitzenkandidatDietrich Wersich läuft sich ebennoch warm.

Dieses Herunterreden des 15,9-Prozent-Desasters hat seinenGrund: Hamburg hat die Erosionder CDU-Stammwählerschaftschmerzhaft offengelegt. Ange-sichts der niedrigen Wahlbeteili-gung hat sich nicht einmal jederzehnte Elbhanseat für die Parteivon Konrad Adenauer und Helmut

Kohl entschieden. Diese Botschaftist für Angela Merkel von einigerBrisanz.

Die Kanzlerin hat die CDU na-hezu vollständig auf ihre Personzugeschnitten. Merkels Strategieist ebenso einfach wie erfolgreich:Sie vermeidet, soweit es geht, jedeentschiedene in-haltliche Festle-gung. Themenwerden danachbehandelt, inwie-weit sie Chancenoder Risiken fürihren persönli-chen Machterhalt bergen. DieRichtung, in die es dann geht, istzweitrangig. Ebenso gestaltet sichMerkels Personalpolitik. Wer ihrgefährlich werden könnte, wird –mal abrupt, mal häppchenweise –aus dem Weg geräumt.

Übrig geblieben ist eine CDU,die fast nur noch aus ihrer Chefin

zu bestehen scheint. Die beachtli-chen Sympathiewerte, welche dieUnion in Umfragen erringt, geltender Vorsitzenden, nicht der Partei.Die Bürger loben Merkels Füh-rungsstil, denn ihre Richtung ken-nen sie nicht, was ihnen aus einemgewissen Grundvertrauen heraus

egal zu seinscheint.

Hamburg zeigt,was aus einer sozu g e r i ch te tenCDU werdenkann, wenn der„Merkel-Faktor“

wegfällt, wenn die Union an sichselbst gemessen wird und einenbeliebten Amtsinhaber herausfor-dern muss wie Olaf Scholz, der invielerlei Hinsicht zu Recht mitMerkel verglichen wird.

Schärfer formuliert: In demStadtstaat wurde der Union dieZukunftsfrage gestellt, denn An-

gela Merkel wird nicht ewig wäh-ren. Diese Frage sollte einige Be-sorgnis auslösen. Besorgnis, dieMerkel gefährlich werden könnte,weil sie unweigerlich zur Fragenach Alternativen zur amtieren-den CDU-Chefin führt und zurFrage danach, was die scheinbarglänzenden Merkel-Jahre von derCDU übrig lassen werden, wennsie vorbei sind.

Gescheitert ist offenkundig dieWendung nach links zur vermeint-lich „modernen Großstadtpartei“.Das einzige, was dabei herauskam,war der Erfolg der AfD. Verblüf-fend ist, dass man dies ausge-rechnet in Hamburg nichtvorausgesehen hat. In der Stadt, inwelcher vor 14 Jahren ein RonaldSchill mit einem dezidiert konser-vativen Profil fast 20 Prozent derStimmen einfuhr, deutlich mehralso als die „Volkspartei“ CDU ver-gangenen Sonntag. Hans Heckel

Eine Stadt in AngstGrenzüberschreitende Krimi-nalität: Bürger von Gubenerheben schwere Vorwürfe

Preußen /Berlin

5

DIESE WOCHE

In die Sackgasse manövriertDas Eliteprojekt EU kommtnicht nur Deutschland teuerzu stehen

Aktuell

2

Kommerz statt HeilungMit IGeL bitten Ärzte ihre Patienten kräftig zur Kasse

Hintergrund

4

Jordanien schlägt zurückHaschemitenreich imKampf gegen den IS geeint

Ausland

6

Jahrmarkt der EitelkeitAuf der Berlinale wurdendie Goldenen Bären verteilt

Kultur

»Auch wir sind das Volk«Nachkommen von Immigran-ten trafen sich zum Bundes-kongress in Berlin

Deutschland

3

9 Der Linksschwenk hatnur den Erfolg der AfDgebracht, sonst nichts

Einzelverkaufspreis: 2,50 Euro

Nr. 8 – 21. Februar 2015 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D C5524 - PVST. Gebühr bezahlt

Wider die StaatsräsonVor 40 Jahren wurde PeterLorenz entführt

Geschichte

10

Quittung für gescheiterten Linksschwenk: Hamburgs CDU-Chef Marcus Weinberg (l.) mit Spitzenkandidat Dietrich Wersich Bild: pa

Ist Minsk Makulatur?Ukrainische Kriegsgegner halten Waffenstillstand nicht ein

Pegida wächst wieder4300 Menschen in Dresden – doppelt so viele wie in der Vorwoche

Trotz Unterzeichnung deszweiten Minsker Abkom-mens, wurde über den Tag

hinaus, an dem eigentlich der Waf-fenabzug aus dem Osten derUkraine beginnen sollte, weiter ge-schossen. Wie vor Verhandlungsbe-ginn tobten die Kämpfe vor allem inDebalzewo, einem wichtigen Ver-kehrsknotenpunkt zwischen Lu-gansk und Donezk.

Dem Vorstoß der ukrainischen„Anti-Terror-Organisation“ hieltendie Aufständischen stand. Statt dieSeparatisten zurückzudrängen,wurden 8000 ukrainische Soldatenin der Stadt eingekesselt. Um denKessel von Debalzewo wurde dievereinbarte Waffenruhe von An-fang an am Massivsten gebrochen,

und dies offenbar von beiden Sei-ten.

Separatistenführer Denis Puschi-lin sagte, dass man nur zu einemgegenseitigen Waffenabzug bereit

sei. Diesen lehnte die ukrainischeArmee jedoch ab. Den weiterenBeschuss von Debalzewo sahen dieSeparatisten nicht als Verletzungder Waffenruhe. Der Kessel sei„ihr“ Territorium, auf dem sie ma-chen könnten, was sie für richtighielten. In den anderen bis vorKurzem umkämpften Regionen

soll die Waffenruhe weitgehendeingehalten worden sein.

Ob es gelingt, die im Minsker Ab-kommen vereinbarte 50 bis 140 Ki-lometer breite Sicherheitszoneeinzurichten, bleibt aber ungewiss.Auf eine kleine Anfrage von „Lin-ken“-Abgeordneten an die Bundesre-gierung hinsichtlich der Umsetzungdes Minsker Abkommens räumtediese ein, kaum gesicherte Berichteaus der Region zu erhalten. Eine Ein-stellung der Kampfhandlungen seibis auf wenige Ausnahmen nichtfestgestellt worden. Es zeichnet sichab, dass Minsk 2, kaum dass dasTreffen „4 + 2“ (Poroschenko, Mer-kel, Hollande, Putin und zwei Sepa-ratistenführer) vorüber war, schonzur Makulatur wurde. MRK

Nachdem die Bürgerbewe-gung Pegida bereits totge-sagt worden war, hat das

Bündnis vergangenen Montagnach Polizei-Angaben rund 4300Menschen auf die Straße gebracht.Das sind mehr als doppelt so vielewie in der Vorwoche, als nur etwa2000 Demonstranten zur Kundge-bung erschienen waren.

Unlängst hatte sich Pegida ge-spalten, Ex-Sprecherin KathrinOertel hatte mit ihren Anhängerndie Gruppe „Direkte Demokratiefür Europa“ gegründet, die lautMedien gemäßigter auftritt als Pe-gida. Von Gegnern, aber auch vonneutralen Beobachtern war dieSpaltung als Ende der Bürgerbe-wegung gedeutet worden war – of-

fenbar verfrüht. Pegida-SprecherLutz Bachmann kündigte in Dres-den an, dass das Bündnis sogareinen eigenen Kandidaten zurWahl des Dresdener Oberbürger-

meisters am 7. Juni ins Rennenschicken werde. Drei mögliche An-wärter seien im Gespräch, er selbstwolle jedoch nicht antreten. Diebisherige Amtsinhaberin HelmaOrosz gibt ihr Amt aus gesund-heitlichen Gründen ab. Die CDU-Politikerin hatte sich deutlich vonPegida distanziert.

Vergangenes Wochenende hattensich Vertreter etlicher „Gida“-Gruppen aus ganz Deutschland inDresden getroffen, wie Bachmannbei der Kundgebung bekannt gab.Als Ergebnis des Treffens stellte erzehn „Dresdener Thesen“ vor, diedas neue Programm der Bürgerbe-wegung darstellen. Darin wirdunter anderem der Kampf gegenIslamisierung und Fanatismus, dieEinführung von Volksentscheidenauf Bundesebene, eine Reform desBildungs-, Renten- und Steuersy-stems, eine „nachhaltige“ Familien-politik, mehr Mittel für die Polizei,ein europäischer Verbund souve-räner Nationalstaaten und eine„Normalisierung“ des Verhältnis-ses zu Russland gefordert. H.H.

Kämpfe im Kessel von Debalzewo

Bündnis tritt zuDresdener Wahl an

Wie Ärzte ihre Patienten

kräftig zur Kasse bitten Seite 6

Das Ostpreußenblatt

Page 2: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

AKTUELL2 Nr. 8 – 21. Februar 2015

MELDUNGEN

Moscheebau nurunter Auflagen

Mailand – Das Parlament der Re-gion Lombardei hat ein Gesetzbeschlossen, nach dem der Bauvon religiösen Einrichtungen nurnoch unter Auflagen möglich ist.Gebetsstätten müssen demzufolgeab sofort Parkplätze von der dop-pelten Fläche der Einrichtungselbst sowie eine mit der Polizeiverbundene Videoüberwachungs-anlage aufweisen. Über den Bauneuer Einrichtungen ist ein Volks-entscheid in der jeweiligen Ge-meinde möglich. Zudem wacht ei-ne Fachkommission darüber, dasssich die Bauten harmonisch in dielombardische Landschaft einfü-gen. Das von der in der Regionführenden autonomistischen Le-ga Nord eingebrachte Gesetz rich-tet sich offensichtlich gegen denunkontrollierten Neubau von Mo-scheen, der von den Rom-orien-tierten Parteien in Städten wieMailand immer wieder gegen denWillen der Bevölkerung durchge-setzt wird. T.W.

In die Sackgasse manövriertDas Eliteprojekt EU kommt nicht nur Deutschland teuer zu stehen

In den Geschichtsbüchern mussman lange suchen, um ein politi-sches Projekt zu finden, dass sichso tief und so umfassend in eineSackgasse manövriert hat wie ak-tuell die Europäische Union.

Die EU hat sich so viele Proble-me herangezüchtet, dass die Zu-kunftsaussichten des Kontinentsnur als katastrophal bezeichnetwerden können. Zum Beispielentwickelt das Konzept eines„Europas ohne Grenzen“, dashinter derSchengen-Ver-e i n b a r u n gsteht, immermehr sicher-he i t spo l i t i -sche Spreng-kraft. Nach-dem Proble-me wie dereuropaweiteS o z i a l t o u -rismus oderdie Grenzkri-minalität anOder und Nei-ße in Brüsselbisher eherein Schulter-zucken auslö-sten, steht dieEU mit demislamistischenTerror nun voreiner völligneuen Her-ausforderung.So gehen lauteinem Berichtder Zeitung„El Pais“ Si-cherheitsbe-hörden davonaus, dass sichweitaus mehrD s c h i h a d -Krieger aus EU-Ländern im ira-kisch-syrischen Kriegsgebiet Ter-rorgruppen angeschlossen haben,als bisher vermutet. Lagen dieSchätzungen bisher bei 4000 Per-sonen, so geht die spanische Poli-zei nun von 30000 bis 100000Dschihadisten aus. Wie es in ei-ner Studie der spanischen PoliciaNacional dazu heißt, wird bei der

Rückkehr der radikalen Islami-sten nach Europa häufig die Hilfevon Schleuserbanden in An-spruch genommen.

Brisanz dürfte in kommenderZeit die illegale Zuwanderungentwickeln. Eng verbunden damitist das faktische Scheitern desEU-Asylrechts. Während nach dersogenannten Dublin-II-Verord-nung das Land zuständig ist, überdas der Asylbewerber in die EUeingereist ist, sieht die Realitätmittlerweile völlig anders aus.

Deutschland und Schweden bear-beiten immer mehr Asylanträge,für die eigentlich EU-Länder wieItalien, Polen oder Griechenlandzuständig sind. Jüngstes Beispielfür diese Entwicklung ist die Wel-le von Asylbewerbern, die sichderzeit aus dem Kosovo auf denWeg nach Deutschland macht.Würde tatsächlich geltendes

Recht angewendet, wären die EU-Länder Ungarn und Kroatien dierichtigen Adressaten für einen

Großteil der Asylanträge der Ko-sovo-Bürger. Offenkundig istebenso, dass die EU bisher außer-

stande war, für eine effektive Si-cherung seiner Außengrenzen zusorgen, um eine unkontrollierteZuwanderung über das Mittel-meer oder die Türkei nach Euro-pa zu unterbinden. Ob die inzwi-schen in Brüssel diskutiertenAsyllager in Nordafrika an derLage grundlegend etwas ändernwerden, bleibt abzuwarten. Zu

befürchten ist zunächst einmal ei-ne weitere Zuspitzung der Asyl-problematik. Erfahrungsgemäßnimmt der Strom illegaler Zu-wanderung aus Nordafrika überdas Mittelmeer in den Sommer-monaten aufgrund der Wetterlagezu.

Nicht zu übersehen ist inzwi-schen ebenso das Scheitern derEuropäischen Union als Ord-nungsmacht an ihrer Peripherie.Auf eine an den eigenen Interes-sen ausgerichtet EU-Außenpolitik

wurde dabei weitgehend verzich-tet. Gesetzt wurde stattdessen oft-mals darauf, sich der US-Außen-politik anzuschließen und unter-zuordnen. Dabei hätte in Brüsselbei nüchterner Analyse eigentlichauffallen müssen, dass Washing-ton seit dem Jahr 2001 ein außen-politisches Fiasko nach dem an-deren verursacht hat. Bei dem

jüngsten Debakel, dem Versuch,eine Westbindung der Ukraineherbeizuführen, hat das unge-schickte diplomatische Agierender EU sogar dazu geführt, dassdie Gefahr eines Krieges nach Eu-ropa zurückgekehrt ist. Immerdeutlicher wird zudem, dass dieUkraine-Krise das Potenzial hat,die EU tief zu spalten und als Fol-ge künftig auch Entscheidungs-findungen innerhalb der Unionzu lähmen. Mit Rückendeckungder USA setzen Polen und die

b a l t i s c h e nStaaten un-üb e r s ehba rauf einen kon-f ro n t a t i ve nKurs gegenü-ber Russland.Den anderenPol stellenEU-Mitgliederwie Griechen-land, Zypernund Ungarnmit einer pro-russischen Po-litik dar.

Wie umfas-send die EUa u ß e n p o l i -tisch als Ord-nungsmachtversagt hat,wird nicht nuran dem Kri-senherd imOsten desKo n t i n e n t sdeutlich. Eu-ropa umgibtinzwischen ei-ne ganze Kettevon Krisen-herden. „Fai-led States“(gescheiterteStaaten) wie

Libyen, Syrien, der Irak, Afghani-stan, Somalia und nun auch nochder Jemen werden weiterhin fürZuwanderungsdruck sorgen. Tref-fen wird dieser Massenansturmauf ein Europa, das sich in Teilenimmer noch in einer anhaltendenWirtschaftskrise und einer unge-lösten Währungskrise befindet.

Norman Hanert

Zukunftsaussichtenerscheinenkatastrophal

Neues Amtfür Pofalla

Millionenfür Schlösser

Berlin – Der ehemalige Kanz-leramtsminister, Merkel-Vertrauteund jetzige Bahn-Lobbyist RonaldPofalla (CDU) soll auf deutscherSeite neuer Leiter des „Petersbur-ger Dialogs“ werden. Wie die„Saarbrücker Zeitung“ erfuhr, sollPofalla in dieser Funktion denletzten DDR-MinisterpräsidentenLothar de Maizière ablösen. Die-ser war in letzter Zeit wiederholtvor allem aus Kreisen der Unionwegen eines angeblich zu russ-landfreundlichen Kurses kritisiertworden. Der „Petersburger Dia-log“ wurde 2001 als bilateralesDis kussionsforum von GerhardSchröder und Wladimir Putin insLeben gerufen und steht unter derSchirmherrschaft des jeweils am-tierenden deutschen Bundes-kanzlers und des russischenStaatspräsidenten. Er findet in derRegel einmal jährlich abwech-selnd in Deutschland und inRussland statt. Wie die russischeSeite die Veränderungen bei dendeutschen Partnern aufnehmenwird und ob sie dann überhauptnoch Interesse an einer Fortset-zung des Meinungsaustauschs ha-ben wird, ist offen. J.H.

Berlin – In diesem Jahr investiertdie Stiftung Preußische Schlösserund Gärten Berlin-Brandenburgrund 29 Millionen Euro in ihreHäuser. Laut Hartmut Dogerloh,Generaldirektor der Stiftung, istdas die bislang größte Summe, diebereitgestellt wurde. Mit demSonderinvestitionsprogramm desBundes sowie der Länder Berlinund Brandenburg stehen bis 2018rund 155 Millionen Euro zusätz-lich für die Sanierung der Kultur-güter bereit. Größtes Ausstel-lungsprojekt 2015 ist die Schau„Frauensache – Wie BrandenburgPreußen wurde“ im Theaterbaudes Berliner Schlosses Charlot-tenburg. Darin wird an den Be-ginn der Herrschaft der Hohen-zollern vor 600 Jahren erinnertund die besondere Rolle der fürst-lichen Frauen während der ein-zelnen Jahrhunderte herausge-stellt. Im vergangenen Jahr kamenüber 1,7 Millionen Besucher indie Preußen-Schlösser. Das warenrund 3,3 Prozent weniger als2013, was die Stiftung auf dieBauarbeiten an vielen Häusernzurückführt, obwohl die meistenweiter geöffnet seien. U.M.

Nachdem der Salafismus inDeutschland unter jungenMuslimen zunächst sehr

stark im Rap-Milieu Fuß gefassthat, scheint er nun auch untermuslimischen Spitzenfußballern,denen gesellschaftlich eine Vor-bildfunktion zukommt, Anklangzu finden

Dass der Dschihad vor allem un-ter den Anhängern der Rap-Musikviele Anhänger hat, ist nicht erstbekannt, seit der Berliner Ex-Rap-per Denis Cusbert im Jahre 2012 ineinem Internetvideo in Syrien mitabgeschlagenen Köpfen posierte.Vor allem die gewalttätigen, oftantisemitischen und auch frauen-feindlichen Texte vieler Anhängerdes Sprechgesangs verrieten vieleRapper wie Bushido oder Massivals Sympathisanten der Islami-sten-Szene. Dass die großenDschihadisten-Netzwerke wie AlKaida und Islamischer Staat (IS) inihrer extremen Interpretation desIslam jegliche Musik verbieten,stört die Rapper offenbar wenig,denn viele verstehen den Sprech-gesang nicht als Musik und erstrecht nicht als Ausdruck einerKultur, allenfalls als den einerSub-Kultur.

Anders ist es beim Fußball, Kik-ken hat nichts Anrüchiges im Is-

lam. Auch unter den Gotteskrie-gern vertreiben sich viele so ihreZeit zwischen den Einsätzen ander Glaubens-Front. Viele Fußball-spieler bringen auch sonst nochEigenschaften wie Kampfgeist undZweikampferfahrung mit, die auchfür einen Einsatz im Kampf gegendie Ungläubigen nicht von Nach-teil sind.

Jetzt wurde durch eine Titelge-schichte der „Bild“ bekannt, dassauch Mimoun Azaouagh, ein be-kannter Ex-Profi-Fußballer, der beiSchalke 04, Mainz, Bochum undKaiserslautern unter Vertrag war,Salafist geworden sein und in derFrankfurter Fußgängerzone Kora-ne verteilt haben soll. Der in Ma-rokko geborene Azaouagh hat seitvielen Jahren die deutsche Staats-bürgerschaft. Bis zum Sommer2014 stand Azaouagh beim Zweit-ligisten 1. FC Kaiserslautern unterVertrag. Seitdem gilt er als vereins-los, weil er keinen neuen Klub ge-funden hat. „Bild“ berichtete, dassder offenkundig schon immer sehrreligiöse junge Mann viele Kontak-te zu Fußball-Freunden aufgege-ben haben soll. Den Ermittlern vonPolizei und Staatsschutz ist be-kannt, dass viele Anhänger der Sa-lafistenszene, die an Koranverteil-aktionen beteiligt waren, später

den Weg nach Syrien und in denIrak gefunden haben.

Während der 32-jährige Azaou-agh sich nach Ende seiner Karrie-re dem Salafismus verschriebenhat, tat es ein anderer viel verspre-chender Fußballer, der Kurde Bu-rak Karan, vor Beginn einer gro-ßen Karriere bei Alemannia Aa-chen. Statt mit Alemannia Aachenin die Bundesliga zog er in den

Dschihad; dort soll der ehemaligeJugendnationalspieler im syri-schen Bürgerkrieg 2011 mit 20 Jahren ums Leben gekommensein. Auf einem Internetvideo po-sierte der ehemalige Spielerkolle-ge der deutschen Nationalspielerund Weltmeister vor seinem Tod inSyrien mit einem Sturmgewehrund hatte sich den KampfnamenAbu Abdullah al-Turki zugelegt.Karans Familie macht den Wup-pertaler Salafisten Emrah E. unddie Millatu-Ibrahim-Moschee fürdie Radikalisierung des Fußballersverantwortlich. Emrah E. wurde

2014 nach einer internationalenDschihadisten-Terrorkarriere inAfrika verhaftetet und von einemdeutschen Gericht zu sieben Jah-ren Haft verurteilt.

Sogar unter den großen interna-tionalen Fußballstars muslimi-schen Glaubens fällt in letzter Zeitauf, dass sich einige von ihnenBärte wachsen lassen, was in Sala-fistenkreisen ein Zeichen steigen-der Religiosität ist, weil man damitden Islamgründer Mohammed,den man sich mit einem langenBart vorstellt, nachahmen möchte.Wenn diese dann noch Konverti-ten sind, wie der Franzose FranckRibéry, der bei Bayern Münchenspielt, sollte dies zu denken geben,weil Konvertiten wegen ihrer man-gelnden Akzeptanz unter Altmus-limen ihr Islamsein besonders be-weisen müssen. Ribéry, der mitseinem muslimischen Namen BilalYusuf Mohammed heißt, ließ sei-nen Bart just zu dem Zeitpunktlänger wachsen, als der IslamischeStaat im Sommer 2014 seinen Sie-geszug im Irak und Syrien begann,dem tausende von schiitischenMuslimen, Christen und Jesidenzum Opfer gefallen sind. Vollbart-träger sind im Fußball eher selten,weil der Bart den Spieler behin-dert. Ein 2011 geborener Sohn von

Ribéry erhielt nach Medienberich-ten den Namen Saif al-Islam, soheißt auch der jetzt inhaftierteLieblingssohn von Ex-DiktatorMuammar al-Gaddafi. Übersetztheißt dieser Name „Schwert desIslam“, was sicherlich nicht daraufhindeutet, dass in der Familie Ri-béry ein friedliches Islamverständ-nis vorherrscht.

Die Hinwendung von erfolgrei-chen Fußballern zum Salafismusist ein neues Phänomen, denn derSalafismus war bislang vor allemunter sozial gescheiterten und mi-lieugeschwächten Jugendlichenpopulär, weil er das Leben aufsehr schlichte Art und Weise ord-net und klare Vorgaben macht bishin zu Kleider- und Körperpflege-vorschriften. Darüber hinaus stif-tet der Salafismus, der eine Rück -kehr zum Islam der Entstehungs-zeit predigt, auch einen Kult undeine Art Bruderschaft, eine Mi-schung aus Kampfgemeinschaftund neuer Familie. Das ist auchder Grund, warum er so attraktivfür Konvertiten ist. Dass viele mus-limische Spitzensportler auch ausprekären Milieus, oft mit Immigra-tionshintergrund, stammen, könn-te der Grund dafür sein, dass eini-ge von ihnen dem Salafismus aufdem Leim gehen. Bodo Bost

Auch Ribéry zeigtein nichtfriedlichesIslamverständnis

Von Alemannia Aachen in den DschihadMuslimische Spitzenfußballer in Deutschland begeistern sich zunehmend für den Salafismus

Dank Schengen gelangen sie von hier weiter Richtung Norden: Illegale Immigranten im italienischen Ventimiglia Bild: action press

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DEUTSCHLAND Nr. 8 – 21. Februar 2015 3

MELDUNGEN

SPD willObama-Berater

Berlin – Die SPD will Medienbe-richten zufolge für den Bundes-tagswahlkampf 2017 auf die Hilfedes Barack-Obama-Beraters JimMessina zurückgreifen. In denUSA leitete Messina im Jahr 2012erfolgreich die Wiederwahl-Kam-pagne Obamas, die als Vorbild ei-nes modernen, internetbasiertenWahlkampfs gilt. Wie das Nach-richtenmagazin „Der Spiegel“ be-richtet, führt das Willy-Brandt-Haus derzeit Verhandlungen mitdem 45-jährigen Kampagnen-Ex-perten. Ungeachtet seiner Mit-gliedschaft bei den US-Demokra-ten hilft der Obama-Vertraute seit2013 den britischen Konservati-ven bei den Vorbereitungen zu derdiesjährigen Unterhauswahl. N.H.

Immigranten der zweiten und drit-ten Generation haben sich zu-sammengeschlossen und fordernmehr Mitsprache. Zur Not soll dasauch mit Hilfe von Quotenregelun-gen gelingen.

„Wo kommst Du denneigentlich her“, ist eineFrage, der sich viele Im-migranten nicht nur derersten Generation häufigausgesetzt sehen. „Ob-wohl unsere Elternschon hier geboren wur-den, gibt man uns nichtimmer das Gefühl, dasswir dazu gehören“, sagtFarhad Dilmaghani, diedem Verein „Deutsche-Plus“ vorsteht. Nach Ei-gendarstellung engagiertsich der Verein „für einplurales Deutschlandvon morgen“. Man sei„ein ressourcenbasiertesKompetenznetzwerk, dasinterdisziplinär ausge-richtet ist und Akteureaus Politik, Verwaltung,Wirtschaft, Wissenschaft,Kultur und der Zivilge-sellschaft vereint“. Ge-meinsam mit rund 80anderen Immigrantenor-ganisationen hat sich derVerein zu einem Netz-werk der „neuen Deut-schen“ zusammengefun-den, das in der vergange-nen Woche mit der Lo-sung „Auch wir sind das Volk“ inBerlin an die Öffentlichkeit trat.Drahtzieher der Aktivitäten ist

dabei der Verein „Neue DeutscheMedienmacher“, der einen Kon-gress in Berlin organisierte unddem rund 600 Personen mit Immi-grationshintergrund angehören,die in verschiedenen Medienbe-reichen tätig sind. Alleine aufGrund dieser Vernetzung ist zu er-warten, dass die Forderungen,welche die Verbände in Berlin er-hoben haben, künftig eine weitrei-chende Verbreitung finden wer-den. Dazu gehört unter anderemeine stärkere Präsenz der zweitenund dritten Einwanderergenera-

tion in öffentlichen Gremien. „Wirwollen keine Behörden, staat-lichen Unternehmen, Parlamente,Gremien, Rundfunkräte, Wohl-fahrtsverbände, in denen immernoch (fast) nur Herkunftsdeutsche

sichtbar sind“, heißt es in einemForderungskatalog.Notfalls soll sogar mit einer

Quotenregelung nachgeholfenwerden. „Die Perspektiven von People of Color sind in Parteien,Parlamenten, Behörden und Bil-dungsstrukturen unterrepräsen-tiert“, erklärte Tahir Della, Vor-standsmitglied der InitiativeSchwarze Menschen in Deutsch-land (ISD), gegenüber „SpiegelOnline“, „Es wird höchste Zeit,das zu ändern. Notfalls muss manauch über Quoten diskutieren.“Schwarzen Deutschen werde im-mer wieder abgesprochen, Teildieser Gesellschaft zu sein, klagt

Della. Dass auch sie die Geschich-te dieses Landes mitgeprägt hät-ten, würden ihnen viele abspre-chen.In der Bundesrepublik leben

mehr als 16 Millionen Menschen,

die selber oder deren Eltern oderGroßeltern eingewandert sind –rund ein Drittel von ihnen kamhier zur Welt. Angehörige derletztgenannten Gruppe, die sich

selbst „neue Deutsche“ nennen,wollen künftig selbst entscheidenkönnen, wie sie genannt werden.„Diese Selbstbezeichnung sollenandere ohne bohrende Nachfra-

gen annehmen“, heißt eine derForderungen. Weiterhin soll sichdie Bundesrepublik nicht nur da-zu bekennen, ein Einwanderungs-land zu sein, sondern auch zu ih-rer Einwanderungsgesellschaft.

Es ist wenig überraschend, dassdie Organisatoren nicht müdewurden, ihre eigene Diskriminie-rung festzustellen. Schuld daranseien auch die Medien. Als Bei-spiel wird auf eine Talkshow zuPegida verwiesen, in der Vertretervon Pegida, AfD und CSU geses-sen haben. Aber es habe nicht ei-ner von denen in der Runde ge-sessen, über die geredet wordensei, niemand, der stellvertretendfür die Einwandererenkel stehe,monieren die „neuen Deutschen“.Da darf natürlich auch der Hin-weis nicht fehlen, dass inDeutschland Religionsfreiheitherrsche und der Islam ganz

selbstverständlich dazu gehöre.Die Debatte darüber, ob der Islamzu Deutschland gehöre, sei für sieabsurd, beklagt Leila Younes El-Amaire. Laut der kopftuchtragen-de Muslima vom Verband „JUMA

– Jung, Muslimisch, Ak-tiv“ gehört mit der Reli-gionsfreiheit auch dasRecht der Muslime undaller Religionsgruppen,ihren Glauben zu leben,zu Deutschland. DieMuslim-Vertreterin be-klagt, dass Frauen mitKopftuch, die arbeitenwollen, oft kaum Chan-cen auf einen Job hättenund bei Bewerbungenabgelehnt würden. Sowürden diese Frauenunsichtbar gemacht. Sieleitet daraus die Forde-rung nach einer Gesell-schaftspolitik statt einerIntegrationspolitik ab,einer Politik, die sichnicht nur auf Migrantenkonzentrierte, sondernauch Maßnahmen gegenDiskriminierung bein-halte. Und das „Erfolgs-modell Zuwanderung“soll Einzug in die Lehr-pläne halten. Initiativen,„die sich gegen Ras-sismus und Homopho-bie engagieren“, sollendeutlich mehr staatlicheMittel erhalten. Pegidaist in den Augen der

„neuen Deutschen“ „eine kom-plett rassistische und islamfeind-liche Bewegung“, die dem Anse-hen Deutschland massiv gescha-det habe, um es mit Della von derISD zu sagen. Probleme bei derIntegration seien im Übrigennicht so gravierend wie darge-stellt. Natürlich gebe es Gewaltgegen Frauen und auch mal einenEhrenmord. Aber das beträfe janicht viele. Probleme sollten des-halb zwar nicht totgeschwiegen,aber durch Medien auch nichtmehr dramatisiert werden. Vonden „neuen Deutschen“ dürfteman künftig noch öfter hören.

Peter Entinger

»Auch wir sind das Volk«Einwanderernachkommen veranstalteten den »1. Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen«

Wer die Unisfinanziert

Berlin – Am vergangenen Dienstaghat die Anti-Korruptions-Organi-sation Transparency Internationaldie Neuauflage ihres Internetpor-tals „hochschulwatch“ vorgestellt.Darin werden die Verflechtungenvon Wissenschaft und Wirtschaftin Deutschland dargestellt. Nutzerkönnen dort gezielt nach Geldge-bern von Hochschulen suchen.Auf der Internetseite werden über10000 Kooperationen zwischendeutschen Universitäten undUnternehmen wie Stiftungsprofes-suren, Förder-Verträge und gezahl-te Fördermittel aufgelistet. Damitwollen die Initiatoren darstellen,wer von wem Geld erhält und da-mit möglicherweise abhängig ist.Nach jüngst veröffentlichten Zah-len gaben die Hochschulen im Jah-re 2012 knapp 45 Milliarden Euroaus. Davon zahlten gut 22 Milliar-den Euro die Länder für die soge-nannte Grundfinanzierung. DieKrankenkassen trugen mit über 16Milliarden Euro zur Finanzierungder Universitätskliniken bei. Fastsieben Milliarden Euro kamen vonder Wirtschaft oder flossen als so-genannte Drittmittel. J.H.

Nach den Frauen-nun auch Quoten für

Immigranten?

Vorher nur in Ausschnittenbekannt, ist im Internetnun das dem Nationalsozi-

alistischen Untergrund (NSU) zu-geschriebene angebliche Beken-nervideo erstmals in voller Längeveröffentlicht worden. Der Filmhinterlässt einen überraschendenEindruck. Sieht man von einemausgerechnet in Rosa gehaltenenNSU-Logo ab, kann von einem ei-gentlichen Bekennervideo nichtdie Rede sein. Der 15 Minuten lange Film be-

steht aus sechs zusammengesetztenSequenzen der Zeichentrickfilmse-rie „Der rosarote Panther“. Einmon-tiert wurden Fotos von Tatorten dersogenannten Dönermord-Serie, da-zu Zeitungsausschnitte, die sich mitden Morden befassen. Es fehlt nichtnur ein klares Bekenntnis zu derMordserie, auch sind die mutmaß-lichen Täter Uwe Böhnhardt undUwe Mundlos in dem gesamten Vi-deo kein einziges Mal zu sehenoder zu hören. Kritischen Beobachtern ist zu-

dem aufgefallen, dass der mit einerOriginaltonspur der „PaulchenPanther“-Zeichentrickserie unter-legte Film auch inhaltlich nicht sorecht zu dem passt, was man nor-malerweise mit gewaltbereitenNeo nazis assoziiert. Es fehlen jegli-che „szenetypischen“ Symbole wieHakenkreuze oder SS-Runen. In ei-

ner Sequenz taucht dafür sogar dasSymbol der linksterroristischen Ro-te Armee Fraktion (RAF) auf. Auchandere Details wirken nicht sorecht stimmig. In der rechtsextre-men Szene gang und gäbe ist es et-wa, Deutschland in den Grenzenvon 1937 zu zeigen – in dem Videowird dagegen eine Karte derBundesrepublik nach 1990 einge-blendet. „Es ist alles so unideolo-gisch, alles, was Nazis ausmachtund was in der Tradition der 90ersteht, kommt nicht vor“, so die tref-

fende Einschätzung des Videos, dieauf dem Blog „Friedensblicke.de“zu lesen ist. Was ebenso fehlt, sind Fotos, über

die ausschließlich die Täter verfügthaben können. Dem Blogger „Fata-list“, dem von anonymer Seite Ko-pien sämtlicher NSU-Ermittlungs-akten zugespielt wurden, sind zu-dem gravierende sachliche Fehleraufgefallen. Einem Mordfall wurdeein falsches Datum zugeordnet.Ebenso ist beim Bildmaterial eingrober Fehler unterlaufen. Zu demim Jahr 2001 in München verübten

Mord an Habil Kilic wird fälschli-cherweise ein Haus gezeigt, das derTatort des Nürnberger „Dönermor-des“ war. Naheliegend ist die be-reits geäußerte Vermutung, dassdem Ersteller des Videos echtes Tä-ter- und Insiderwissen gefehlt hat.„Fatalist“ und der mit ihm koope-rierende „Arbeitskreis NSU“ hegenangesichts der Fülle der Unge-reimtheiten inzwischen einen bri-santen Verdacht. Was bislang alsNSU-Bekennervideo bezeichnetworden ist, könnte in Wahrheit dasWerk von Trittbrettfahrern gewesensein. Zweifel rund um die „Paulchen

Panther“-Videos sind indessennicht neu. Bis jetzt ist nämlich nochkeine zufriedenstellende Erklärungdafür gefunden, was Beate Zschäpemotiviert haben soll, die dem NSUzugeschriebenen Videos überhauptan die Öffentlichkeit zu lancieren.Folgt man der bisherigen Darstel-lung, dann hat Beate Zschäpe am4. November 2011 nach dem Auf-fliegen des NSU-Trios nämlich zu-nächst einmal versucht, Beweisezum NSU durch eine Brandstiftungin der Zwickauer Frühlingsstraßezu vernichten. Nicht ganz schlüssigerscheint dazu, dass Zschäpe nureinen Tag später vom Spuren ver-wischen auf eine faktische Selbst-bezichtigung umgeschaltet habensoll. Norman Hanert

Bei Olympia sind die Ham-burger bekanntlich „Feuerund Flamme“. Mit diesem

Slogan wirbt die Hansestadt, umdas Großereignis 2024 an die Elbezu holen. Es ist auch das Prestige-projekt des Ersten BürgermeistersOlaf Scholz, der dafür immer auchlaut gegen den nationalen Mitbe-werber Berlin die Werbetrommelngerührt hat. Doch seit der jüngstenBürgerschaftswahl ist der zuvor al-leinregierende SPD-Senat auf einenKoalitionspartner angewiesen, unddiese Tatsache könnte das ProjektOlympia gefährden.Denn Scholz’ Lieblingspartner,

die Grünen, haben zu zwei Vorha-ben der SPD diametral entgegenge-setzte Ansichten: Die geplante Elb-vertiefung, welche die Hafenwirt-schaft fordert, damit die Container-riesen der neuesten Generation denHafen anlaufen können, stößt beiden Grünen auf ökologisch begrün-deten Widerstand. Und die olympi-schen Sommerspiele lehnen siewegen des finanziellen Risikos ab.Vor den Koalitionsverhandlun-

gen hat die Initiative „(N)Olympia-Hamburg“ an die Wahlversprechender Grünen erinnert. So soll es kei-ne Bewerbung ohne eine Studie ge-ben, welche die „Chancen und Risi-ken olympischer und paralympi-scher Spiele“ bewertet, und dieHamburger sollen in einem Refe-

rendum über die Bewerbung mit-entscheiden.Würde man die Stadtbevölkerung

jetzt fragen, gäbe es eine satte Zu-stimmung. Nach einer letzten Um-frage des Forsa-Meinungsfor-schungsinstituts befürworteten 53Prozent der Befragten eine Bewer-bung, 44 waren dagegen. BeimGegenkandidaten Berlin waren nur48 Prozent dafür, während dort 49Prozent die Spiele ablehnten. Diebreite Front gegen olympischeSpiele in der Hauptstadt liegt auch

daran, dass Olympiagegner dort re-gelmäßig auf das Kostenrisiko hin-gewiesen haben. In Hamburg konnte die SPD bis-

lang alle Bedenkenträger abschüt-teln. Das wird nun anders sein.Grünen-Fraktionsvorsitzender JensKerstan machte deutlich: „Es mussklar sein, dass die Stadt nach einemSportfest für die Welt nicht auf ei-nem Schuldenberg und auf nicht fi-nanzierbaren Betriebskosten sitzenbleibt.“ In Sachen Elbphilharmoniehat man bereits böse Erfahrungenmit explodierenden Kosten ge-

macht. Dass es wohl nicht bei denanvisierten Kosten von 6,5 Milliar-den Euro für den Bau neuer Sport-stätten bleiben wird, dürfte zu er-warten sein. So haben Experten derUniversität Oxford errechnet, dassvon 1960 bis zu den Spielen 2012die Kosten im Durchschnitt 252Prozent über dem Plan lagen.Mit rund zwei Milliarden Euro

will Berlin relativ günstige Som-merspiele ausrichten. Dass es sichhierbei auch um eine besondersoptimistische Einschätzung han-delt, ahnen viele Berliner und ver-weisen auf das Milliardengrab Ber-lin-Brandenburger-Flughafen.In Hamburg wie in Berlin zeigt

sich die Politik von solchen War-nungen noch unbeeindruckt. Vorallem die Wirtschaft steht hinterder Bewerbung. Dass Olympia2024 aber auch einen Wachstums-schub bringt, ist keineswegs garan-tiert. Verlässliche Prognosen vonKosten und Nutzen sind bislangnicht erstellt worden.Nur der Imagegewinn als Olym-

pia-Stadt zählt. Und deshalb findensich allerorten Lokalpatrioten, diemit gegen Risiken aufgesetztenScheuklappen für die Spiele wer-ben. Am 21. März entscheidet derDeutsche Olympische Sportbund,ob Berlin oder Hamburg als deut-sche Stadt für die Sommerspiele2024 nominiert wird. Harald Tews

Möglicher grünerKoalitionspartner

warnt vor Kostenfalle

Scheuklappen aufgesetztNach der Wahl in Hamburg könnte das Projekt Olympia kippen

Waren es Trittbrettfahrer?NSU: Zweifel an dem angeblichen »Bekennervideo«

Erstmals ist das Videoin voller Länge

veröffentlicht worden

Bei der Pressekonferenz im Anschluss an den Bundeskongress: Tahir Della (ISD), Ferda Atamam (Neue Deutsche Me-dienmacher), Farhad Dilmaghani (DeutschePlus) und Leila Younes El-Amaire (JUMA) (von links) Bild: pa

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HINTERGRUND: ÄRZTE4 Nr. 8 – 21. Februar 2015

Um sein Gesundheitssystem wirdDeutschland weltweit beneidet.Dennoch: Wer keine eiserne Kon-stitution besitzt und ärztliche Hilfein Anspruch nehmen muss, weiß,welche gravierenden Nachteile esmittlerweile hat – für den Patien-ten ebenso wie für den Mediziner.Ärztemangel und Praxen, die mehrauf Kommerz als auf Heilung be-dacht sind, erschweren hilfesu-chenden Patienten die Aussichtauf eine bestmöglich Behandlung,

„Gynäkologen igeln am intensiv-sten“, hieß es jüngst launig in der„Ärztezeitung“. Gemeint ist, dassFrauenärzte besonders oft soge-nannte Individuelle Gesundheits-leistungen, abgekürzt IGeL anbie-ten. Eine Forsa-Umfrage im Auftra-ge der Techniker Krankenkassehatte es gezeigt. Bei IGeL geht es um Diagnose-

verfahren oder Heilmittel, die nichtvon den Krankenversicherungenbezahlt werden. Wer als Patient inden letzten Jahren eine Arztpraxisaufsuchen musste, weiß, wie forschsie mittlerweile von den Medizi-

nern oder von ihren Praxishelfe-rinnen angeboten werden. KeinWunder, seit diverse Gesundheits-reformen die Ausgaben der Kran-kenkassen deckeln, fahnden Ärztenach Marktnischen, um ihre kar-gen Kassenhonorare durch Neben-einkünfte aufzubessern. So ma-chen IGeL mittlerweile oft 20 Pro-zent des Gesamtgeschäftes einerPraxis aus. Kritiker be-

fürchten bereitsdie „völlige Kom-merzialisierungdes Gesundheits-wesens“. Die grü-ne NRW-Gesund-heitsministerin Barbara Steffenswarnte: „Wenn die Sprechstundezur Verkaufsstunde wird, ist dasVertrauensverhältnis zwischenArzt und Patient in Gefahr.“Verkauft wird, was sich rechnet

und was ankommt. Der Begriff derIndividuellen Gesundheitsleistun-gen ist nicht geschützt. Jeder Arztkann Leistungen feilbieten, die erIGel nennt. Was gemeinhin alsIGeL-Liste kursiert, stammt aus

dem Jahr 1997. Damals fasste dieKassenärztliche Bundesvereini-gung (KBV) rund 80 Selbstzahler-angebote zu einem Empfehlungs-katalog zusammen. Ziel der Listewar es, Leistungen, die nicht in dieZuständigkeit der Krankenversi-cherung fallen, transparenter dar-zustellen. Vorausgegangen seien„frustrierende Verhandlungen“ mit

den Kassen darü-ber, was in denGKV-Leistungska-talog hineinge-hört und wasnicht, erklärt derdamalige stellver-tretende KBV-Ge-

schäftsführer und AllgemeinarztLothar Krimmel zur Entstehungs-geschichte der Liste. Sie umfasstderzeit mehr als 320 Selbstzahler-Angebote für die Arztpraxis. „IGeL sind eine bunte Mischung

aus teils alten, teils neuen, teils ge-prüften und für nutzlos befunde-nen, teils ungeprüften Verfahren“,meint der WissenschaftjournalistBernd Harder in seinem Buch„Der große IGel-Check“. Andere

urteilen noch härter: Der ehemali-ge Vorsitzende der Deutschen Ge-sellschaft für Innere Medizin, Jo-hannes Köbberling, bezeichnetIGeL als „intransparentes Gemischentbehrlicher Leistungen“.Wer das Online-Portal „IGeL-

Monitor“ besucht, versteht warum.Dort werden für den Medizini-schen Dienst des Krankenkassen-bundes (MDS) IGeL nach wissen-schaftlichen Kriterien untersucht.Von 35 bislang bewerteten Lei-stungen wurden gerade einmalvier als tendeziell positiv einge-schätzt, zum Beispiel die Aku-punktur gegen Migräne. 13 Lei-stungen sind in ihrer Wirkungnicht nachweisbar. Die Messungdes Augeninnendrucks zur Früh -erkennung von Grünem Star –nach Ultraschall die zweithäufig-ste IGeL-Leistung – wird sogar alstendenziell negativ bewertet. Stu-dien zeigten, dass Augeninnen-druckmessungen die Krankheitnicht zuverlässig vorhersagen.Stattdessen würden immer wiederdie Nebenwirkungen der Untersu-chung betont. Frank Horns

Das Problem ist BewohnernSachsens bestens vertraut:Man benötigt dringend ei-

nen Termin beim Facharzt, dochder hat erst in einem halben Jahreinen frei. So erging es vor Kur-zem einem Rentner, der an einerbislang nicht diagnostiziertenHerzerkrankung litt. Seine Haus-ärztin überwies ihn zum Kardio-logen. Die Wartezeiten betrugenim 36 Kilometer von seinemWohnort entfernten Dresden einhalbes Jahr, in Reisa ein Jahr undin Meißen ein Vierteljahr. SechsWochen vor seinem Facharztter-min in Meißen starb der Mann. Insgesamt sterben in Mittel-

deutschland 18 Prozent mehrMenschen an Herzerkrankungenals im Bundesdurchschnitt. EinGrund dafür ist, dass in länd-lichen Regionen der neuenBundesländer überdurchschnitt-lich viele ältere Menschen leben,da die Jungen nach der „Wende“das Land verlassen haben. Die sächsische kassenärztliche

Vereinigung (KV) sieht jedoch kei-nen Handlungsbedarf. Laut Be-darfsplanung ist die Versorgungmit Internisten, also auch Kardio-logen, überdurchschnittlich. Inder täglichen Praxis ist davon je-

doch nichts zu spüren. Dass dieDiskrepanz zwischen Bedarfspla-nung und Realität so groß ist, er-klärt Stefan Etgeton, Gesundheits-experte der Bertelsmannstiftung,damit, dass die Bedarfsplanungdas Verhältnis der Ärzte zur Be-völkerung von Anfang der 90erJahre einfach fortschreibe, sich in

dieser Zeit jedoch viel veränderthabe. Die Menschen wurden älter,es gibt mehr chronische Erkran-kungen, dies finde in der Bedarfs-planung aber keine Berücksichti-gung.Mit anderen Worten, die kas-

senärztlichen Vereinigungen inländlichen Regionen kommen ih-rer Verpflichtung, die medizini-sche Versorgung sicherzustellen,nicht mehr in ausreichendem Ma-ße nach. Das will Gesundheitsmi-nister Volker Gröhe ändern. DasBundesministerium für Gesund-heit hat einen Entwurf für ein„Versorgungsstärkungsgesetz“

vorgelegt: Kassenärztliche Verei-nigungen sollen dazu verpflichtetwerden, Terminservicestellen ein-zurichten, die dafür Sorge tragenmüssen, dass ein Versicherter mitÜberweisung innerhalb von vierWochen einen Termin bei einemFacharzt erhält. Funktioniert dasnicht, müssen sie dem Patienteneinen ambulanten Termin in ei-nem Krankenhaus anbieten. Kom-munen sollen durch die Grün-dung eines medizinischen Versor-gungszentrums insbesondere inländlichen Regionen aktiv dieVersorgung mitgestalten. Ärztenwill Gröhe finanzielle Anreize bie-ten, um sich im ländlichen Raumniederzulassen. Finanziert wirddas Vorhaben mit einemInnovationsfonds mit einem Volu-men von 300 Millionen Euro jähr-lich, zunächst für die Jahre 2016bis 2019 eingeplant. Ärzte haben Bedenken, dass das

„Versorgungsstärkungsgesetz“ dieLösung des Problems sei. Klinikenwie das Herzzentrum Dresdensind schon heute überlastet, weilPatienten aufgrund ihrer Not auchohne Überweisung in die Klinikkommen. Ärtzevertreter kritisie-ren darüber hinaus ein Zuviel anstaatlchen Vorgaben. MRK

Zeitzeugen

Nun soll es Telemedizin rich-ten. Per Webcam kommuni-

zieren Patient und Medizinermiteinander. Sogar Blutdruck-messen sei möglich, ohne dassPatienten zum Arzt müssten, er-klärte eine begeisterte SabineBätzing-Lichtenthäler von derSPD jüngst der Deutschen Presse-Agentur. Für die Vorsitzende der Ge-

sundheitsministerkonferenz istTelemedizin ein wichtiger Ansatzgegen Ärztemangel. Wie Medizi-ner per Webcam schmerzhafteKörperpartien abtasten oder etwaSpritzen geben sollen, ließ Bät-zing-Lichtenthäler offen. Immer-hin bekannte sie: „Die Telemedi-zin wird nicht das Patentrezeptsein.“ Im Gegenteil: Was sich wieeine Verzweiflungstat anhört, istauch eine. Derzeit stehen inDeutschland etwa 2000 Haus-arztpraxen leer, dazu kommenmehrere tausend Praxen, derenInhaber demnächst das Rentenal-ter erreichen und keinen Nach-folger finden. Wie dramatisch dieLage ist, erkannte der DeutscheHausärzteverband: Von Land-kreis zu Landkreis wegbrechendeVersorgung werde viele Men-schenleben kosten, warnte er. Da-bei ist die Lage höchst unter-schiedlich. Während in Wester-land auf Sylt ein Hausarzt 800Einwohner betreut, sind es imniedersächsischen Münster 2900.Die Gründe sind vielfältig: Vielejunge Mediziner scheuen dieunternehmerische Verantwor-tung als selbständiger Arzt undziehen eine Klinik-Anstellungvor. Dort erwarten sie auch gere-gelte Arbeitszeiten und keine 50-Stunden-Wochen, wie sie beiHausärzten die Regel sind. Alsbesonders arbeitsintensiv undgleichzeitig wenig lukrativ geltendie Praxen auf dem Land. Bundesgesundheitsminister

Hermann Gröhe will jetzt mitdem „Versorgungsstärkungsge-setz“ Mediziner aufs Land locken.Gelingt es, hätte er mehr Erfolgals seine Vorgänger. Von UllaSchmidt bis Daniel Bahr versuch-ten sich bislang alle vergeblich anRezepten und Heilmitteln gegenden Ärztemangel. FH

Wolfram Hartmann – Der pensio-nierte Kinder- und Jugendarzt ausEichen ist seit zwölf Jahren Präsi-dent des Bundesverbandes derKinder- und Jugendärzte (bvkj).Immer wieder bezieht er zu ge-sundheitspolitischen ThemenStellung. Er forderte, vor allemum die Masern zu bekämpfen, ei-ne Impflicht für Kinder, und ersprach sich gegen die Beschnei-dung minderjähriger Jungen aus.Kinder hätten ein Recht auf kör-perliche Unversehrtheit. Jetzt hater sich mit deutlichen Worten ge-gen das „Versorgungsstärkungsge-setz“ der Bundesregierung ge-wandt. Ganz im Gegenteil zur ge-planten Absicht des Gesetzeswürde es dazu führen, dass Elternkünftig noch länger nach einerArztpraxis für ihr Neugeborenessuchen müssten. Die Kassenärzt-lichen Vereinigung hatte vorherschon erklärt, das Versorgungs-stärkungsgesetz trage den fal-schen Namen. In Wahrheit schwä-che es die ambulante Versorgungvor Ort, schränke die freie Arzt-wahl ein und versperre dem me-dizinischen Nachwuchs den si-cheren Weg in die eigene Praxis.

Barbara Steffens – In der rot-grü-nen Regierung von HanneloreKraft in Nordrhein-Westfalenwurde die 53-jährige Politikerinder Grünen 2010 zur Gesund-heitsministerin ernannt. Steffensist geschieden und Mutter zweierKinder. Ausgebildet ist sie als Bio-logisch-technische Assistentin.Steffens kritisiert, dass dieSprechstunde zur Verkaufsstundewird. Keine Einzelmeinung: Auchin den anderen Parteien wächstder Unmut über die Kommerziali-sierung des Arztbesuches. So for-dert ebenso der CDU-PolitikerJens Spahn „mehr Patienten-schutz beim igeln“.

Herman Gröhe – Der 54-jährigeCDU-Politiker und studierte Juristist seit Dezember 2013 Bundesmi-nister für Gesundheit, Mit seinem„Versorgungsstärkungsgesetz“will er schaffen, was seinen Vor-gängern Ulla Schmidt, PhilippRösler und Daniel Bahr misslang:den Ärztemangel zu beseitigen.Gröhe ist verheiratet und Vatervon vier Kindern. Vor seinem Mi-nisterposten war er vier Jahrelang Generalseketär der CDU. Ergilt als enger Vertrauter von Kanz-lerin Angela Merkel. Seine Beru-fung als Gesundheitsminister galtals eine der größten Überra-schungen im Kabinet der CDU-SPD-Koalition.

Am Bedarf vorbei Trotz Fachärztemangels bewerten KVen Versorgung als gut

Kommerz statt HeilungMit »Individuellen Gesundheitsleistungen« bitten Ärzte die Patienten kräftig zur Kasse

Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin: Hans Heckel; Kul-tur, Lebensstil, Leserbriefe: HaraldTews; Geschichte, Preußen: Dr. Ma-nuel Ruoff; Bildredaktion, Ost -preußen heute: Manuela Rosenthal-Kappi; Buchseite, Heimatarbeit:Frank Horns; Ostpreußische Familie:Ruth Geede.Korrespondenten: Liselotte Millauer(Los Angeles), Norman Hanert (Ber-lin), Edyta Gladkowska (Allenstein),Jurij Tschernyschew (Königsberg).Verlag und Herausgeber: Lands-mannschaft Ostpreußen e. V., An-schrift von Verlag und Redaktion:Buchtstraße 4, 22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Feh-marnstraße 1, 24782 Büdelsdorf. –ISSN 0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitungist das Organ der LandsmannschaftOstpreußen (LO) und erscheint wö-chentlich zur Information der Mit-glieder des Förderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2013: Inland 10 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland12,50 Euro, Luftpost 16,50 Euro. Ab-bestellungen sind mit einer Frist voneinem Monat zum Quartals endeschriftlich an den Verlag zu richten.Für den Anzeigenteil gilt: PreislisteNr. 32.Konten: HSH Nordbank, IBAN: DE632105 0000 0192 3440 00, BIC:HSHNDEHH oder Postbank Ham-burg, IBAN: DE44 2001 0020 00084262 04, BIC: PBNKDEFF (für Ver-trieb).

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DAS OSTPREUSSENBLATT

Ärztemangelkostet

Menschenleben

Gesetz soll mehr Ärzte in ländliche Regionen locken

Verkauft wird, wassich rechnet undwas ankommt

Patient im Ungewissen: Geht es um Wichtiges für die eigene Gesundheit oder nur um eine lukrative Zusatsleistung? Bild: action press

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PREUSSEN / BERL IN Nr. 8 – 21. Februar 2015 5

SchulhorrorVon VERA LENGSFELD

Berlins legendärster Bezirk Kreuzberg istin dieser Woche aus vier Gründen Stadt-

gespräch. Es findet wieder eine Anwohner-versammlung statt, die den Görlitzer Parkzum Thema hat.Obwohl an früheren Veranstaltungen Politik

und Polizei teilnahmen, gingen sie aus wiedas berühmte Hornberger Schießen, weil dievorgestellten Vorschläge, etwa die Parkmauerdurch einen Zaun zu ersetzen, um das eigent-liche Problem einen Bogen machen. Wie gehtman mit den afrikanischen Drogendealernum, ohne die eisernen Regeln der politischenKorrektheit zu verletzen?Die Verteilung von Gratis-Pfannkuchen am

Rosenmontag durch einen Senator vor derMarheinecke-Halle, die zu einem Treffpunktder Lifestyle-Kreuzberger geworden ist, trägtnichts zur Lösung bei, selbst wenn das süßeGebäck später als Wurfgeschoß zur Abwehrunerwünschter Drogenangebote benutztwerden sollte.Die „Morgenpost“ (MoP) führt auf einem

ihrer „Stadtspaziergänge“ die KreuzbergerIdylle vor, samt türkischem Dampfbas in derSchokofabrik, Chocolateria und Cafés. Alles,was dieses Bild stören könnte, wird ausgelas-sen. Selbst bei Kleinigkeiten wird weichge-zeichnet. So ist in der „MoP“ der ehemaligeLouisenstädtische Kanal nur „ausgetrocknet“,obwohl er von unsensiblen Stadtplanern zu-geschüttet wurde.Was in der harten Wirklichkeit hinter den

Kulissen vorgeht, hat ein Mann aufgeschrie-ben, der 34 Jahre an einer Kreuzberger Schu-le unterrichtete. Sein Buch erscheint dem-nächst, ist aber bereits in aller Munde.Als Anhänger der 68er begann Albrecht

Johann 1977 seinen Dienst. Er geriet ineinen nahezu rechtsfreien Raum. TausendSchüler in einem gesichtslosen Betonbunker,außer Kontrolle geraten, nicht steuerbar, ohnejeden Respekt.„Anfang der Achtzigerjahre ist die 1975 er-

öffnete Schule im Inneren nahezu eine Ruine.Die Telefon- und Videoanschlüsse in denKlassenräumen waren schon nach einem Jahrherausgerissen. Inzwischen sind aber auchdie Toiletten fast unbenutzbar, von denDecken hängen kaputte Platten herunter, dieSitzgruppen auf den Fluren sind zusammen-geschlagen. Der Teppichboden ist übersät vonekelerregenden Kaugummiflecken.“ Johann scheiterte mit seinen Idealen vom

antiautoritären Unterricht so drastisch, dasser auf dem Therapeutensofa landete. Ermusste lernen, sich zu wehren, Respekt zuverschaffen. Er hielt durch und kann sichheute über die Erfolge einiger seinerehemaligen Schüler freuen.Das sind aber nur Lichtblicke in einem

verfehlten multikulturellen Experiment, des-sen Scheitern bis heute nicht eingestandenwerden darf.Johanns Buch „Rock ’n’ Roll und Ramadan“

klärt auf. Ob es wirkt, bleibt ungewiss.

Das von Politikern viel beschworene„Europa ohne Grenzen“ entwickeltsich für die Bürger der Neiße-Stadt Gu-ben immer mehr zu einem Albtraum,die Grenzkriminalität explodiert.

Nachdem Einbrüche in Wohnungen,Kellern und Gartenlauben schon fastalltäglich geworden sind, versetzt nuneine Reihe brutaler Raubüberfälle dieStadt Guben in Angst und Schrecken:Für großes Aufsehen sorgte der Fall ei-nes 87-Jährigen, der Anfang Februarzur Mittagszeit auf offener Straße bru-tal zusammengeschlagen wurde.Der Gubener Rentner war zu Fuß

unterwegs, als ein Jugendlicher ihnplötzlich von hinten festhielt. Nach-dem der alte Mann auf dem Boden lagund um Hilfe rief, trat der Täter mehr-fach gegen den Kopf des Senioren. Ob-wohl nichts erbeutet wurde, geht diePolizei von einem versuchten Raubaus. Die Tat ist in der Neiße-Stadt keinEinzelfall geblieben: Ähnlich brutalwurden innerhalb von zwei Wochennoch drei weitere Personen überfallen.Unter den Opfern auch ein 80-Jähri-ger, der im eigenen Hausflur ausge-raubt und krankenhausreif geprügeltwurde. Mit den Überfällen am helllichten

Tag ist selbst für das kriminalitätsge-plagte Guben eine neue Qualität er-reicht. Als gescheitert gelten kann mitden Gewalttaten der ohnehin umstrit-tene Versuch, mit einer „Stadtwache“für mehr Sicherheit zu sorgen (diePAZ berichtete). Die Gubener Rathaus-mitarbeiter, die seit mehreren Mona-

ten als Freiwillige auf Streife geschicktwerden, sind lediglich mit Mobiltelefo-nen „bewaffnet“. Im Zweifelsfall giltdie Order, nichts zu riskieren, sonderndie Polizei zu alarmieren – ähnlich wieein ins Leben gerufener „Präventions-rat“ nur Symbolpolitik, so die Ein-schätzung des Wahlbündnisses „WirGubener Bürger“. Frank Kramer, der Fraktionschef der

Wählergruppe, sieht zudem die Ge-fahr, dass die „Stadtwache“ dem Landals Alibi dient. „Es geht nicht, dass sichdas Innenministerium zurücklehntund sagt: Ist ja ganz schick, was ihr inGuben macht – und dann nimmt dasMinisterium seine ei-gene Verantwortungnicht wahr“, so Kra-mer gegenüber demSender RBB. Tatsächlich sollte

sich angesichts derKriminalitätsflut ent-lang von Oder und Neiße nicht nur dasLand Brandenburg angesprochen füh-len. Bei nüchterner Analyse hätte auchder Bundespolitik schon im Vorfelddes Wegfalls der Grenzkontrollen Ende2007 klar sein müssen, was aufDeutschland zukommt. Statt einerAufstockung der Polizeikräfte, die an-gesichts der Herausforderungen ei-gentlich erforderlich gewesen wäre,hat der Bund den damaligen Bundes-grenzschutz komplett aus der Flächeabgezogen. Per Polizeireform setztedas Land Brandenburg als i-Tüpfel-chen noch einen massiven Personalab-bau bei der Polizei drauf.

Zu spüren bekommen das nicht nurdie Bewohner der Grenzregion. Bran-denburgs Polizei sitzt inzwischen auchauf einem beachtlichen Berg offenerHaftbefehle aus allen Regionen. Wieaus einer Antwort auf eine parlamen-tarische Anfrage der CDU hervorgeht,fahndet die Landespolizei derzeit nachrund 2400 Personen. Nach Angabendes Justizministeriums befindet sichdie Zahl der offenen Haftbefehle „jähr-lich auf einem insgesamt relativ kon-stanten Niveau“. Die Rede ist von 2300bis 2500 Fällen. CDU-Politiker Sven Petke hält die be-

kannt gewordenen Zahlen offener Haft-befehle für alarmie-rend: „In Brandenburgist das Prinzip ZufallRealität.“ Aus Sichtdes CDU-Manns gibtes zudem keinerleiInteresse, diesen Zu-stand zu ändern.

Inzwischen aber wächst der Druckauf die rot-rote Landesregierung, mehrfür die innere Sicherheit zu tun. ImRaum steht zum Beispiel die Ankündi-gung einer Volksinitiative für mehr Po-lizeipräsenz. Bereits im Januar hattedie Fraktion „Wir Gubener Bürger“ mitder Vorbereitung einer entsprechen-den Initiative gedroht, falls in absehba-rer Zeit keine Verbesserungen eintre-ten sollten. Die Serie brutaler Raub-überfälle in der Stadt dürfte die Bereit-schaft zu einer Volksinitiative inzwi-schen weiter gesteigert haben. EinÜbriges dürften die bisherigen Reak-tionen der Landesregierung auf die

Gubener Sorgen getan haben. So hattebereits im vergangenen Jahr das Stadt-parlament dem Petitionsausschuss desLandtags 4000 Unterschriften fürmehr Sicherheit übergeben. Medien-berichten zufolge soll die Antwort ausPotsdam „sehr zurückhaltend“ ausge-fallen sein. Tatsächlich wäre die Landespolitik

gut beraten, die brisante Lage in Städ-ten wie Guben, Küstrin oder Frankfurtan der Oder sehr ernst zu nehmen. Be-obachter fürchten, dass die Legitima-tion des Staates tief untergraben wird,wenn er auf Dauer beim Schutz seinerBürger versagt. Ebenso verheerendsind die wirtschaftlichen Folgen, diedurch den unpassenden Mix aus offe-ner Grenze und kaputtgesparter Poli-zei drohen: Als strukturschwache Ge-gend hat die Region ohnehin mit Ab-wanderung und Überalterung zukämpfen. Die grassierende Kriminalität, die

seit Jahren über Oder und Neißeschwappt, tut ein Übriges, um ein Blei-ben immer unattraktiver zu machen.Die Frage, warum man weiter in Städ-ten und Dörfern ausharren soll, dievon einer Kriminalitätswelle heimge-sucht werden, stellt sich dabei nichtnur den Bürgern. Immer mehr Unter-nehmen im östlichen Teil des Bundes-landes Brandenburg erhalten von ih-ren Versicherungen inzwischen Kün-digungsschreiben, weil die Schädendurch Einbrüche und Diebstahl zuhoch werden. Die Folgen für die wirt-schaftliche Entwicklung sind leicht ab-sehbar. Norman Hanert

Als der OrtKoschen wie Gu-ben eine Brückenach der RepublikPolen bekam, wardies für viele Ein-wohner keinGrund zum Feiern:Koschener Bürgerbrachten am3. November 2014,dem Tag der Brük-keneinweihung,ihre Sorgen zumAusdruck

Bild: pa

Als gescheitert kann derPlan der Bundesregierunggelten, bis zum Jahr 2015

in Deutschland die Masern-Er-krankungen komplett auszurot-ten. In Berlin grassiert derzeit derschlimmste Masern-Ausbruch seitdem Jahr 2001. So wurden allein für den Januar

aus der deutschen Hauptstadt250 neue Masern-Fälle gemeldet.Insgesamt gelten in Berlin sogarmehr als 400 Menschen als er-krankt. Nach Behördenangabenbegann die Welle an Masern-Er-krankungen im Oktober unterAsylbewerbern aus Bosnien,Herzegowina und Serbien. Wie das Robert-Koch-Institut

mitteilt, gibt es in dieser Regionbereits seit Februar 2014 eine Ma-sern-Epidemie, die sich bis zumvergangenen Herbst bis nachDeutschland ausbreitete. Bereitswenige Wochen nach den erstenErkrankungen unter den Asylbe-werbern gehörte schon mehr alsdie Hälfte der neuen Berliner Ma-

sern-Patienten zur angestammtenBevölkerung. Als Ursache für die schnelle

Ausbreitung wird vom BerlinerRobert-Koch-Institut fehlenderImpfschutz angegeben, der trotzvielfältiger Angebote nicht ange-nommen werde. Als besonders

gering gilt die Impfrate in Groß-städten wie Berlin, aber auch inBayern. Meist aus Angst vorNebenwirkungen sind es vor al-lem gut gebildete Mütter, die ih-ren Kindern die Impfung versa-gen. Unterschätzt wird dabei, dass

die oftmals als harmlose Kinder-krankheit angesehene Virusinfek-tion hochinfektiös ist und auchfür Erwachsene schwerwiegendeFolgen haben kann. Treten Kom-plikationen auf, kann dies einegeistige Behinderung und sogarden Tod verursachen. Nach Angaben des Gesund-

heitsministeriums in Potsdamwurden inzwischen auch in Bran-denburg dieses Jahr schon 44 Ma-sern-Fälle registriert, das sind 31mehr als im gesamten Vorjahr.Wie die „Märkische AllgemeineZeitung“ berichtet, sollen vieleder Brandenburger Erkrankungs-fälle in der Erstaufnahmeeinrich-tung für Asylbewerber in Eisen-hüttenstadt aufgetreten sein. N.H.

Masern-Epidemie alarmiertExperten warnen vor Folgen: Geisteskrankheit und Tod drohen

Eine Stadt in AngstGrenzüberschreitende Kriminalität: Gubener erheben schwere Vorwürfe gegen die Politik

FührungskriseMärkische CDU ringt um Kurs und Personal

In der märkischen CDU ist eineFührungskrise ausgebrochen.Zunächst schien es, als könnteLandeschef Michael Schierackauch nach dem zunächst für denHerbst geplanten Landesparteitagim Amt bleiben. Durch den bevorstehenden

Wechsel der einflussreichenStrippenzieherinKatherina Reichein die Lobby-Ar-beit sind dieMachtverhältnis-ses jedoch in Be-wegung gekommen. Erst hatte diebrandenburgische CDU-General-sekretärin Anja Heinrich ihrenRücktritt erklärt. Dann folgtennach einiger Kritik auch der an-gekündigte Rückzug von Partei-chef Schierack und die Vorverle-gung des Parteitages auf den Som-mer. Eilig erklärte daraufhin der

Landtagsfraktionschef Ingo Senft-leben seine Bereitschaft zur Kan-didatur zum Landeschef. Hinter

ihm steht laut Parteikreisen Rei-che, die als Anhängerin des „Mer-kelkurses“ gilt.Dagegen erwägt Heinrich nun

ebenfalls eine Kandidatur. Siewird gestützt von CDU-Funktio-nären, die bei einem „weiter so“auf „Merkelkurs“ einen weiterenVerlust von Mandaten und Ein-

fluss fürchten.Dabei konnte dieCDU durch dieLandtagswahl miteinem Stimmen-anteil von 23 Pro-

zent ihre Bedeutung etwas stei-gern, blieb aber deutlich unter ih-ren Möglichkeiten, denn zuvorwar die CDU in Umfragen bis auf30 Prozent taxiert worden. Auffallend zurückhaltend ver-

hält sich AfD-Landechef Alexan-der Gauland gegenüber der CDU.Von seiner Partei kam bislang kei-ne Häme angesichts des Chaosbei der CDU. Will er sich die Op-tion auf eine spätere Koalition of-fenhalten? T.M.

87-Jähriger amhelllichten Tag brutalzusammengeprügelt

Pro und Kontra zum »Merkelkurs«

Wachschutzfür Bibliothek

Ab März soll die in einemNeuköllner Einkaufszentrum

gelegene Helene-Nathan-Biblio-thek Schutz durch einen Sicher-heitsdienst erhalten, zunächst füreinen dreimonatigen Test. Wie der„Tagesspiegel“ berichtet, hattenBibliotheksmitarbeiter zuvor ineinem Brief an die Bildungsstadt -rätin und designierte Bezirksbür-germeisterin Franziska Giffey(SPD) beklagt, dass sie sich vonDrogendealern und anderen Kri-minellen bedroht fühlten. Ange-führt wurden demzufolge Proble-me wie „Drogenhandel, Brandstif-tung und Sex auf Toiletten“ sowie„respektlose Kinder, die sichnichts sagen lassen“. Damit kä-men die Mitarbeiter allein nichtmehr zurecht. Die Kosten für denWachschutz sollen sich laut Be-zirksamt auf voraussichtlich 5000Euro im Monat belaufen. Mit Ju-gendsozialarbeitern soll zusätz-lich geprüft werden, wie für Ju-gendliche aus Nord-Neukölln, diedie Bibliothek als Aufenthaltsortnutzen, alternative Angebote, ge-schaffen werden können. N.H.

Wegen Masern geschlossen:Berliner Schule Bild: ddp images

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AUSLAND6 Nr. 8 – 21. Februar 2015

Instr

MELDUNGEN

Immigranten inUS-Armee

Washington– Seit Oktober 2014wurden 100 Soldaten mit ukraini-schen Sprachkenntnissen im Rah-men des sogenannten MAVNI-Programms in die amerikanischeArmee aufgenommen. Das Pro-gramm bietet Einwanderern Vor-teile, auch illegalen, die mit ihremEintritt ins Militär die Möglich-keit erhalten, ihren Status zu lega-lisieren. Aufgenommen werdenImmigranten, die über besondereFähigkeiten und Kenntnisse ver-fügen. Voraussetzung ist, dass siegesund und nicht mit dem Gesetzin Konflikt geraten sind. Wie die„Washington Times“ berichtet,sollen die ukrainischsprachigenUS-Soldaten dabei helfen, dieukrainische Nationalgarde auszu-bilden. Laut Pentagon soll das US-Militär ab März ukrainische Sol-daten für den Kampf gegen dieSeparatisten ausbilden. MRK

Die demütigende, ebenso grausa-me wie spektakuläre Hinrichtungeines jordanischen Piloten durchden Islamischen Staat (IS) mar-kiert einen Wendepunkt im Krieggegen die Dschihadisten. Jordanienist auf dem Weg zur führendenAnti-IS-Kraft der Region.

Mit der öffentlichen Verbren-nung bei lebendigem Leibe des jor-danischen Piloten Moaz al-Kassas-beh wurde ein weiterer Marksteinder Barbarei erreicht. Enthauptun-gen, Kreuzigungen, Steinigungen,Fensterstürze und andere Schrek-ken waren nicht mehr aus-reichend für die Dschihadi-sten des Islamischen Staates(IS). Mit diesem besondersgrausamen und schmerzhaf-ten Tod des jordanischen Pi-loten wollte der IS beweisen,dass er immer noch fähig ist,seine Grausamkeit zu stei-gern. Andererseits hat sich der

Islamische Staat mit dieserTat jedoch auch endgültig alspseudoreligiös und sogarantireligiös entlarvt. Geradeeine Bewegung, die versuchtan die Wurzeln einer Reli-gion zurückzukehren, dievon ihrem Ursprung her einstriktes Bilderverbot kennt,überzieht die Welt mit einerFülle und Masse von nie ge-kannten Bildern auf allenEbenen. Im Falle des jordani-schen Piloten scheint jedochdie Bilderflut gerade dasGegenteil von dem erreichtzu haben, was sich die Chef-propagandisten des IS er-hofft haben. Anstatt in Angst und

Schauder zu erstarren, hatsich die beduinische BevölkerungJordaniens wie ein Mann hinterden getöteten Piloten und seinenKönig gestellt und dem IS denKampf bis zum Ende erklärt. In dermehrheitlich sunnitischen Bevöl-kerung Jordaniens hat der Terror-kalif des IS mit diesem Akt derBarbarei gegen einen Sunniten dieletzten Sympathien verloren. Die

jordanischen Beduinen sind näm-lich dem, was die IS-Terroristen,Salafisten, Wahhabiten als ihr Zielvorgeben, die Rückkehr zum Islamder Urzeit, immer noch am näch-sten. Das jordanische Königshaus,das sich auf den Stamm der Ha-schemiten, den Stamm des Prophe-ten beruft, hat eine religiöse Legiti-mität, die der selbsternannte Kalifdes Terrors des IS nicht hat, die di-rekte Abstammung vom Prophe-ten. In Zeiten des Verfalls der staat-lichen und der Dekadenz der reli-giösen Strukturen im Nahen Ostenwerden die Stämme und Stammes-

zugehörigkeiten immer wichtiger,als Ersatz für staatliche Strukturen. Mit den Wüstenbeduinen haben

sich die IS-Krieger den stärkstenGegner ausgesucht, den es im Na-hen Osten noch gibt. Nach derRückeroberung von Kobane durchdie Kurden, die seit Jahrhundertendie Bergregionen des Nahen Ostenwie kein anderes Volk beherr-

schen, könnte dies der entschei-dende Rückschlag des IS gewesensein. Damit scheint das Ende die-ses auf Terror und Angst basieren-

den Staatsprojektes in Sicht, dasauf dem Missbrauch einer Religionbasiert, die sich nicht dagegenwehrt, missbraucht zu werden.

Schon die Brandrede der jordani-schen Königin Rania im vergange-nen Jahr zur Eröffnung der Me-dienmesse in Katar ließ, was dieBeziehung des Islams zur Gewaltbetrifft, keine Kompromisse mehrzu. Darum verschärfte das König-reich kürzlich die Richtlinien fürislamische Prediger. „Der Islammuss der religiös bedingten Gewalt

in seinem Namen Einhalt gebietenoder er wird nicht mehr als Reli-gion, sondern nur noch als eineverbrecherische Herrschaftsideo-logie wahrgenommen“, so deutlichhatte es Königin Rania den musli-mischen Gelehrten und Autoritä-ten gesagt.Der Tod des Piloten hat einen

Wendepunkt markiert. Jordanienhatte sich zuletzt – wie auch dieübrigen arabischen Mitglieder derAnti-IS-Koalition – nur noch sehrhalbherzig an den Angriffen aufdie Terroristen beteiligt. JordaniensRolle in der internationalen Koali-

tion wird jetzt stärker werden.Wenn es irgendwann einmal zu ei-ner Bodenoffensive gegen den ISkommen sollte, würden seine un-verbrauchten, aber durch vieleKriege mit Israel und der PLOkampferprobten Streitkräfte zu denersten gehören, die voranmarschie-ren müssten. Jordanien fliegt mit20 Einsätzen pro Tag jetzt mehr als

die Hälfte aller Einsätze gegen denIS, allerdings flogen die Alliiertenwährend des Golfkriegs im Durch-schnitt 1200 Einsätze jeden Tag. Bei diesem Tempo kann es Jahr-

zehnte dauern, bis der IS besiegtist. Der IS nutzt den Staatszerfallund das Chaos in einigen arabi-schen Ländern. Vereinte arabischeStreitkräfte von der Qualität Jor-daniens könnten den Lauf derDinge ändern. Jordanien wird jetztauch eine verdeckte Zusammen-arbeit mit Israel nicht mehrscheuen, wie so oft in seiner Ge-schichte, wenn es, wie 1970 beim

Aufstand der Palästinenser,in existenzieller Gefahr ist.Erst vor wenigen Tagenkehrte der jordanische Bot-schafter nach Israel zurück.Mit der Freilassung von Is-sam Barqawi, einem hohenAl-Kaida-Führer und derHinrichtung zweier hoherIS-Aktivisten könnte Jorda-nien auch den innerislami-schen Bruderkampf zwi-schen Al Kaida und dem ISangeheizt haben. 2000 bis2500 Jordanier kämpfen inSyrien und dem Irak in denReihen der Extremisten,nach Tunesiern und Saudi-Arabern das drittgrößte ara-bische Kontingent. Dass derIS dieses große Kontigent anKämpfern nicht zur dortigenKriegführung belässt, zeigt,dass er sich keine Chanceneinräumt, irgendwann ein-mal in diesen Ländernselbst Erfolg zu haben. Ein Jordanier aus Zerka,

der sich den Namen AbuMussab al-Zarkawi gab, giltals der Gründervater des ISim Irak. Er konnte bis zu sei-

nem Tode 2006 mit Hilfe der Ge-heimdienste Baschar al-Assads imIrak eine Bastion des Terrors er-richten, die sich jetzt mit dem Ti-tel Kalifat eine religiöse Legitimie-rung zu geben versucht. Jordanienkommt jetzt eine immer wichtige-re Rolle dabei zu, diesem Terror-kalifat ideologisch und militärischein Ende zu bereiten. Bodo Bost

Jordanien schlägt zurückNach der Ermordung seines Kampfpiloten ist das Haschemitenreich im Kampf gegen den IS geeint

Asylzentren inAfrika geplant

Berlin – Das Bundesinnenministe-rium soll einem Bericht der „Welt“zufolge bestätigt haben, dass einVorschlag zur Einrichtung vonAsylzentren in Nordafrika derzeitauf EU-Ebene zwischen den Mit-gliedsstaaten und der Kommissiongeprüft werde. Einen entspre-chenden Vorschlag hatte bereitsim vergangenen Jahr Bundesin-nenminister Thomas de Maizière(CDU) in Brüssel unterbreitet.Nach den im vergangenen Dezem-ber bekanntgewordenen Vorstel-lungen de Maizières sollen unterder Obhut des UN-Flüchtlings-werks UNHCR bereits in AfrikaAsylanträge gestellt und geprüftwerden. Ziel des Vorhabens ist un-ter anderem, die lebensgefähr-lichen Überfahrten über dasMittelmeer zu reduzieren und kri-minellen Schlepperbanden dasHandwerk zu legen, indem sie umihre Verdienstmöglichkeiten ge-bracht werden. N.H.

Abed Rabbo Mansur HadisRücktrittserklärung vom22. Januar als Präsident

der Republik Jemen ist ein Rück-schlag für Washington. Wie seinVorgänger Ali Abdullah Salih, dererste Präsident des wie Deutsch-land 1990 wieder vereinten Je -men, war Hadi nämlich ein Ge-schöpf der Vereinigten Staaten.Daher ist es folgerichtig, dass dieneuen Machthaber in der jemeni-tischen Hauptstadt Sanaa, dieHouthi-Rebellen, mit den Statthal-tern von Gna den der USA auchderen Einrichtungen entfer nen. Sowurde dieser Tage die US-Bot-schaft in Sanaa geschlossen unddas verbliebene Personal ausge-wiesen. Wie Saleh zeigte Hadi seiner

Schutz macht gegenüber Dankbar-keit und Lo yalität dadurch, dass erdas US-Droh nen-Programmunterstützte. Aufgabe der fliegen-den Tötungs-Automaten war esvorgeblich, die Al Kaida zu be-kämpfen, die zufällig überall dortanzutreffen ist, wo US-amerikani-sche Interessen ge fährdet erschei-nen. Doch mit ihrer Duldung derTodesflüge hatten sich weder Sa-leh noch Hadi beim eigenen Volkbeliebt ge macht, denn im Jenemverhielt es sich damit nicht andersals in anderen Län dern: Auf zweigetötete Kämpfer kom men acht to-te Zivilisten. Dessen unge achtet

hatte noch im Sep tem ber US-Prä-sident Barack Obama das Droh -nen-Pro gramm für den Jemen als„Mo dell“ für zukünftige Operatio-nen gegen den Terrorismus auchanderswo ausgeru fen.Ein Beitrag des Ron Paul Institu-

te for Peace and Prosperity schil-dert, wie die neuen Huthi-Macht-haber US-Soldaten zeigten, woherder neue Wind weht. Sie be schlag -nahmten alle Militärfahrzeugeund nahmen den Marines dieWaffen ab. Die Soldaten sollenderart beeindruckt gewesen sein,

dass sie am Flughafen so gar ver-bliebene Waffen von sich aus anbe liebige Arbeiter weggaben, diedort her um standen.Während der letzten Nacht im

US-Bot schafts gebäude waren dieBeamten da mit beschäftigt, Doku-mente zu verbren nen. Das RonPaul Institute beschreibt das einwenig salopp: „Man stelle sich nurvor, welche Geschichten diese Do-ku men te von einer weiteren Inter-vention der Vereinigten Staatenvon Amerika er zählen könnten,die komplett in die Hose gegangen

ist.“ Es liegt noch kein Jahr zurück,dass die US-Vertretung in Liby enhat schließen und abziehen müs-sen.Doch das entscheidende Unge-

mach im Zusammenhang mit derRevolte im Je men dräut erst noch,und es wird anhal tend sein. Dieneuen Herren stellen näm lich ei-ne schiitische Bewegung dar undsind damit die geborenen Partnerdes Iran. Rein geographisch liegensie so zu zueinander, dass sie denwichtigsten Ver bündeten der USAin Mittelost, näm lich Saudi-Ara-bien, umfassen. Außerdem kon -trolliert der Jemen das Bab elMan deb, die Meerenge zwischenArabien und Afrika, durch die dergesamte Verkehr geht, der denSuezkanal passiert. Für die USAverbindet sich mit dem dort ge -legenen Hafen von Aden zudemeine un gute Erinnerung: Im Jahre2000 wurde dort der Zerstörer„USS Cole“ angegriffen, wo bei 17Navy-Soldaten den Tod fanden.Doch Washington kümmert dasnicht. Ron Paul sagt: „Tatsächlichverlangt der Präsident vom Kon-gress einen Blanko scheck für denEinsatz von Soldaten der USAüberall, weltweit, für drei Jahre,währ end die verrotteten Früchteder Interventionen der Verein -igten Staaten von Amerika auf derganzen Erde zum Himmel stin-ken.“ Florian Stumfall

Der Islamische Staat (IS)streckt seine Fühler nunauch nach Zentralasien aus

und baut dort regionale Netzwerkeauf. Damit verfolgt die Terrormilizzum einen das Ziel, eine weitereFront im globalen „Heiligen Krieg“zu eröffnen. Zum anderen rekru-tiert sie in den ehemaligen Sowjet-republiken Usbekistan, Tadschiki-stan, Kirgisistan, Turkmenistan undKasachstan sowie in der chinesi-schen Westprovinz Sinkiang Kämp-fer für den Einsatz in Syrien unddem Irak.Nach Schätzung der Internatio-

nal Crisis Group sind dort inzwi-schen schon an die 4000 Dschiha-disten aus Zentralasien eingetrof-fen. Viele davon sollen Usbekensein, was auch nicht verwundert,denn in deren Heimat ist die Isla-mische Bewegung Usbekistans ak-tiv, deren Führer Osman Ghazi ver-gangenen Oktober bekanntgab,dass sich seine Organisation demIslamischen Staat angeschlossenhabe. Desgleichen strömen immermehr junge Muslime aus dem bis-lang eher säkularen Kasachstan inden Nahen Osten, darunter auchKinder, wie der Fall des Zehnjähri-gen beweist, der kürzlich zwei rus-sische „Spione“ vor laufender Ka-mera erschoss. Meist geben sichdie Extremisten dabei als Wander-arbeiter aus, die in die Türkei wol-len, die sie dann aber schnell in

Richtung Syrien verlassen. Dahin-gegen bevorzugen die uigurischenUntergrundkämpfer der East Tur-kestan Islamic Movement (ETIM)von Sinkiang, von denen nach An-gaben der chinesischen Zeitung„Global Times“ ebenfalls schon ei-nige Hundert in das Kalifat gereistsind, unauffälligere Routen überSüdostasien.Zugleich ist davon auszugehen,

dass es inzwischen zahlreiche Rückkehrer aus Syrien und demIrak gibt, was zu einer signifikantenErhöhung der Terrorgefahr in den

zentralasiatischen Staaten und Sin-kiang führt. Deshalb wurden dortjetzt auch diverse Gesetze verab-schiedet, die jedwedes Engagementfür den IS unter Strafe stellen.Ebenso baten die Präsidenten vonUsbekistan und Kasachstan im De-zember beziehungsweise Januarum ausländische Unterstützungbeim Kampf gegen die Islamistenin ihren Ländern, wobei sich dieserRuf besonders an Russland richtete.Allerdings legen einige der Reak-

tionen in Taschkent, Astana, Bisch-kek, Asgabat und Duschanbe sowie

Peking den Verdacht nahe, dasshier eine reale Bedrohungslage ge-nutzt werden soll, um Diktaturenzu stabilisieren und Minderheitenzu diskriminieren. Immerhin sinddie ebenso autoritären wie korrup-ten Machthaber im früheren Rus-sisch-Turkestan wenig beliebt unddaher sehr daran interessiert, nichtnur den IS sondern auch jedwedeOpposition im Lande auszuschal-ten – und das wird durch ausufern-de und möglichst unkonkrete Si-cherheitsgesetze ja bekanntlich er-heblich erleichtert.Das gleiche gilt sinngemäß für

China, dessen Außenministeriummehrmals betonte, wie sehr dieETIM und deren Kooperation mitdem IS die nationale Integrität desReiches der Mitte bedrohen, wo-nach dann eine verstärkte Verfol-gung der Uiguren einsetzte, in de-ren Verlauf es unter anderem zurVerurteilung des Wirtschaftswis-senschaftlers Ilham Tohti zu le-benslanger Haft kam. Dabei ist die-ser eben gerade kein radikalislami-scher IS-Sympathisant, sondernein gemäßigter Wortführer der aufvielerlei Weise geknebelten Min-derheit.Somit ist zu erwarten, dass die

tatsächlich bestehende Gefahr in-folge des Fußfassens des IS in Zen-tralasien eher instrumentalisiertdenn effektiv und nachhaltig be-kämpft wird. Wolfgang Kaufmann

Instrumentalisierungstatt effektiver

Bekämpfung des IS

Nun auch ZentralasienDer Islamische Staat sucht und findet neue Betätigungsfelder

Niederlage WashingtonsIm Jemen trat mit Präsident Hadi ein Geschöpf der USA zurück

Die erfolgreichen Rebellen sind wie der

Iran schiitisch

Der Islamische Staat hat den Bogen

überspannt

Der Protest gegen die Ermordung al-Kassasbehs schweißt sie zusammen: Jordanier auf der Straße Bild: pa

Page 7: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

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MELDUNGEN

Landnahme inder Ukraine

Gastarbeiterbleiben fern

Kiew – Bundestagsabgeordnete der„Linken“ haben eine kleine Anfra-ge zum „Landgrabbing in derUkraine“ an die Bundesregierunggerichtet. Der Verdacht: Der Kon-flikt in der Ukraine wird für einenmassiven Transfer von Agrarbödenan Konzerne missbraucht, die voninternationalen Großbanken, auchder deutschen KfW-Bank, finan-ziert werden. Westliche börsenno-tierte Agrarunternehmen sollenukrainisches Land pachten, um inder EU verbotene genmanipuliertePflanzen anzubauen. Der berüch-tigte US-Konzern Monsanto hat2014 bereits 140 Millionen Dollarin der Ukraine investiert. MRK

Moskau – Nur 35 bis 40 Prozentder Gastarbeiter sind nach denWeihnachtsferien nach Russlandzurückgekehrt. Für Tellerwäscher,Reinigungspersonal, Lageristen,aber auch für Bauarbeiter lohnt essich seit dem rapiden Rubelverfallkaum noch, in Russland zu arbei-ten. Verdiente etwa ein Bauarbeiteraus Usbekistan vor der Krise 2000Dollar pro Monat, ist es heute nurnoch die Hälfte. Für Usbeken wirktsich die Gesetzesnovelle für Gast-arbeiter (siehe PAZ Nr. 6, Seite 13)negativ aus. Sie ziehen es vor, inKasachstan zu arbeiten. MRK

Deutschlands Unternehmen nah-men 2014 im Ausland 1,1336 Bil-lionen Euro ein und damit 3,7 Pro-zent mehr als im Jahr zuvor. DieEinfuhren legten um zwei Prozentauf 915,6 Milliarden Euro zu. „DieExporte und Importe übertrafendamit die bisherigen Höchstwertevom Jahr 2012“, so das StatistischeBundesamt.

Wenn 2014 für die deutscheWirtschaft auch ein Rekordjahrwar, so reichte es zum „Weltmei-stertitel“ allerdings nicht.Höhere Werte hatten im ab-gelaufenen Jahr nämlichChina und die VereinigtenStaaten erzielt. In Europa,so das Statistische Bundes-amt, ist die deutsche Wirt-schaft aber das Maß allerDinge. Ohne die zahlrei-chen Krisen in der Welt wä-re das Ergebnis sogar nochbesser ausgefallen. Be-sonders gut liefen die Ge-schäfte mit zwar zur Euro-päischen Union, aber nichtzur Euro-Zone gehörendenStaaten wie Großbritannienoder Polen. Die Warenex-porte dorthin zogen um10,2 Prozent an. Die Nach-frage aus Staaten außerhalbder EU, darunter die beidenweltweit größten Volkswirt-schaften USA und China,blieb dagegen mit einemZuwachs von 1,5 Prozenteher bescheiden.

Größter Abnehmer istnach wie vor Frankreich –trotz der dortigen Problemewurden dorthin deutscheWaren im Wert von mehrals 94 Milliarden Euro ver-kauft. Beim Blick auf die „Kassen-schlager“ bietet sich ein ähnlichesBild wie in den Vorjahren. Perso-nen- und Lastkraftwagen sowielandwirtschaftliche Nutzfahrzeu-ge sind die begehrtesten deut-schen Güter, insgesamt wurdenfür sie auf dem Weltmarkt mehrals 180 Milliarden Euro ausgege-ben. Die Maschinenbauer konntensich über Einnahmen in vergleich-barer Höhe freuen, die Elektronik -

hersteller nahmen immerhin nochrund 100 Milliarden Euro ein.

Für das laufende Jahr könntenweitere Rekorde purzeln. Bran-chenkenner erwarten nämlich einneuerliches Exportwachstum. „Indiesem Jahr könnte es sogar umfünf Prozent nach oben gehen“,sagte Anton F. Börner, Präsidentdes Bundesverbandes Großhan-del, Außenhandel, Dienstleistun-gen, gegenüber der „Bild“-Zeitung.Grund für die Aussicht auf weite-res Wachstum ist vor allem der an-

haltend schwache Euro. Die Euro-päische Zentralbank hat die Zin-sen in der Eurozone praktisch ab-geschafft und flutet den Markt mitbilligem Geld. Seit Monaten ver-liert Europas Einheitswährung da-her gegenüber dem US-Dollar anWert.

Das wirke wie Rückenwind fürdie Exporteure, weil ihre Waren inAsien oder Amerika in dortigerWährung gerechnet günstiger

werden. „Die Abwertung des Euroführt zu einer kräftigeren Aus-landsnachfrage“, erklärte der Kon-

junkturexperte des Deutschen In-stituts für Wirtschaftsforschung,Simon Junker, gegenüber der

Deutschen Presse-Agentur. Da dieUS-Zentralbank Fed die Zinsenwohl in Kürze anheben und dasGeld im Euroraum wohl auf Jahreextrem billig bleiben wird, ist einnennenswerter Anstieg des Euro-kurses nach Einschätzung der Ex-perten nicht in Sicht.

Der deutsche Export dürfteauch weiterhin davon profitieren.„Die Absatzmärkte der deutschenExportwirtschaft liegen zu fast

zwei Dritteln außerhalb des Euro-raums, und die preisliche Wettbe-werbsfähigkeit der deutschen Pro-dukte verbessert sich mit demschwächeren Euro“, erklärte DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Biel-meier gegenüber der „FrankfurterAllgemeinen Zeitung“.

Nachteile hat der schwache Eu-ro allerdings auch. Negativ wirktsich der niedrige Kurs nämlich aufImporte aus Dollarländern aus,die dadurch teurer werden. Diesgilt vor allem für den Ölpreis. An-

gesichts dessen Rekordtiefs fälltdies derzeit kaum auf. Allerdingskönnte der Sprit an der Tankstellemit einem stärkeren Euro nochgünstiger sein. Und wie lange Ölso billig bleiben wird, weiß derzeitkein Mensch. Ein Hauptgrund fürdas niedrige Niveau ist ausgerech-net die Ukraine-Krise, in derenZuge Russland schmerzlichenSanktionen des Westens ausge-setzt ist. Um trotzdem die nötigen

Devisen erwirtschaften zu kön-nen, erhöhen die staatlichen Ölge-sellschaften nolens volens dieFördermengen. Eine politischeLösung der Krise mit Aufhebungder Sanktionen könnte es Russ-land erlauben, die Fördermengenwieder zurück zufahren, mit derFolge, dass der Ölpreis wieder an-ziehen könnte.

Das Tauziehen mit Moskaudrückte jedoch nicht nur auf denÖlpreis, sondern verminderteauch das Handelsvolumen zwi-

schen der Russischen Föde-ration und der Bundesrepu-blik. In den vergangenenzwölf Monaten sind diedeutschen Ausfuhren nachRussland um rund einFünftel eingebrochen. Diesentspricht einem Rück gangvon rund sechs MilliardenEuro.

Für die Zukunft rechnetdie Wirtschaft mit weiterenEinbrüchen: „Die Lage inRussland schlägt voll insKontor der deutschen Wirt-schaft“, sagte Martin Wans-leben, Hauptgeschäftsfüh-rer des Deutschen Indu-strie- und Handelskammer-tags. Über 90 Prozent der inRussland aktiven Firmenrechnen im laufenden Jahrmit noch schlechteren Ge-schäften. Wansleben appel-lierte daher, die Kontaktenach Russland nicht abrei-ßen zu lassen und in Bran-chen, die nicht von denSanktionen betroffen sind,weiter eng zusammenzuar-beiten: „Wir setzen auf Dia-log, aber auch aufs Ge-schäft“, sagte er dem Nach-

richtensender NTV. Abgesehen von der Ukraine-

Krise drohen dem deutschen Ex-ports auch Störfeuer aus Brüssel.Der Handelsüberschuss könnteBegehrlichkeiten innerhalb derEU wecken. Die EuropäischeKommission hatte Deutschlandzuletzt für den Außenhandels-überschuss kritisiert, da er denEuro-Wechselkurs nach obentreibe. Peter Entinger

Neue Rekorde beim deutschen HandelDeutschlands Im- und Exporte erreichten im vergangenen Jahr trotz Ukraine-Krise Höchstwerte

Nicht nur derOst-West-Konfliktbedroht den Erfolg

Es scheint, als mache Wladi-mir Putin ernst mit seinerAbsicht, die Krise als

Chance zu nutzen. Seine Aus-landsreisen der letzten Monatebelegen, dass sich Beständigkeitfür ihn auszahlt.

Erst kürzlich kehrte er ausÄgypten zurück mit einem Vertragüber den Bau eines Kernkraft-werks in der Tasche. Es soll an derMittelmeerküste im Norden Ägyp-tens entstehen. Der ägyptischePräsident Abdel Fattah as-Sisi sag-te nach Gesprächen mit Putin,sein Land sei an russischen Tech-nologien interessiert, um seinenStrombedarf zu decken. KeinWunder, da die Amerikaner seitdem Arabischen Frühling ihreUnterstützung für Ägypten her-untergefahren haben.

Für Russland ist es die Chance,seinen Ruf als Technologieexpor-teur zu verbessern. Das geplanteAtomkraftwerk (AKW) wird lautSergej Kirijenko, Chef der russi-schen Atomenergiebehörde Rosa-tom, eines der neuesten Genera-tion werden, die erst nach der Kat-astrophe von Fukushima konstru-iert worden und sicherer als allebisherigen sei. Russland gewährtÄgypten einen Kredit für den Baudes AKW, das erstmals mit einerMeerwasserentsalzungsanlagekombiniert werden soll.

Im Dezember hatte Putin Indienbesucht, um das er gemeinsam mitden Amerikanern buhlt. Wenn dieAnnäherung auch zögerlich voran-kommt, so gelang es den beidenAtommächten doch, einen Be-schluss über den Bau von Atomre-aktoren im energiehungrigen In-dien zu bauen.

Zurzeit sind vier Einheiten imBau, weitere in Planung. Ingesamtunterzeichneten Russland und In-dien 16 Abkommen, darunter wel-che zum Ausbau der Infrastruktur

und zum Export von Öl und Gasnach Indien. Beide Länder wollenauch in der Luft- und Raumfahrtzusammenarbeiten.

Große Hoffnungen für einenweiteren Technologieexport ver-bindet Russland mit der Entwick-lung des Systems BINS-SP2, einemauf einem Ringlaser basierendenMessgerät, das ohne die Satelliten-systeme GPS oder Glonass aus-kommt und universell sowohl inFlugzeugen als auch auf Schiffenund in der Landtechnik eingesetztwerden kann. Bisher wurde es

hauptsächlich in Kampfflugzeugengenutzt. Die neue Variante soll nunserienmäßig in Zivilflugzeugen zurAnwendung kommen.

Auch wenn die westlichen Sank-tionen der russischen Wirtschaftschaden, zwingen diese Russlandnoch nicht in die Knie. Darauflässt das russische Engagement inZypern schließen. Der zyprischePräsident Nikos Anastasiadis hatden Russen während seiner Reisenach Moskau signalisiert, denLuftwaffenstützpunkt „AndreasPapandreou“ auf dem Gelände deszivilen Flughafens Pathos im Süd-westen der Insel und den Marine-stützpunkt in Limassol im Südenzur Nutzung freizugeben. Bislanghatte Zypern dies nur in Ausnah-mefällen genehmigt, doch die Aus-sicht auf Finanzspritzen aus Mos-kau, dürfte den Sinneswandel be-flügelt haben. Auch Griechenlanddürfte sich sein Einverständnis fürdie Stationierung russischerKriegsschiffe vor Zypern entspre-chend versilbern lassen. Mit Grie-chenland gibt es, auch nachdemAlexis Tsipras, der trotz der euro-päischen Sanktionen Geschäftemit Russland machen wollte, zu-rückgerudert ist, Verhandlungenauf Wissenschaftsebene über eineZusammenarbeit im Bereich derGeologie und Bodennutzung.

Manuela Rosenthal-Kappi

Der diplomatische Fauxpasbeim jüngsten Besuch derargentinischen Präsiden-

tin Christina Kirchner in China,als sich der Staatsgast auf Twitterüber die Aussprache der chinesi-schen Gastgeber lustig machte,hat wieder einmal die komplizier-ten Beziehungen zwischen demReich der Mitte und Lateinameri-ka in den Mittelpunkt gerückt.

Zwar erreichte das gegenseitigeHandelsvolumen im vergangenenJahr ein neues Rekordvolumenvon 500 Milliarden US-Dollar,und die linksgerichteten Regie-rungen in Argentinien, Brasilien,Bolivien, Kuba, Ecuador, Uruguayund Venezuela sowie Costa Ricastehen fest an der Seite Pekings.Doch auf den zweiten Blick ge-staltet sich gerade die Diplomatieschwieriger, als man annehmenwürde.

Denn gerade in jenem Teil derWelt ist neben dem Südpazifikder Einfluss der Republik China(Taiwan) am größten. Taipehunterhält mit sieben spanisch-sprachigen Staaten volle diploma-tische Beziehungen, nämlich zurDominikanischen Republik sowiezu El Salvador, Guatemala, Hon-duras, Nicaragua, Panama und Pa-raguay.

Grundlage für diese Bindungenwar zu Zeiten des Kalten Krieges

oft der antikommunistischeGrundkonsens. So erhieltenmittelamerikanische Soldaten aufdem Höhepunkt der Bürgerkrie-ge in El Salvador und Guatemalain Taiwan eine militärische Aus-bildung. Gleichzeitig vertratenbeide Seiten kompromisslos dieasiatische Variante der Hallstein-Doktrin, die Taiwan erst Anfangdieses Jahrhunderts aufgab. DieVolksrepublik China (VRC) dage-gen besteht nach wie vor auf dem„Ein-China-Prinzip“.

Während durch die zunehmen-de Demokratisierung Taiwans dielange praktizierte Scheckbuch-Diplomatie dort mehr und mehrhinterfragt wurde, nutzte dieVolksrepublik einfach zuneh-mend ihre wirtschaftliche Macht.So musste Taiwan im Jahre 2007eine herbe Niederlage einstek-ken, als Costa Rica nach 63 Jah-ren die Seiten wechselte und diePekinger Führung anerkannte.Präsident Oscar Arias begründetedies auch damit, dass sich derHandel zwischen beiden Natio-

nen in nur sechs Jahren verzehn-facht hatte.

Dieser erbitterte Kampf auf deminternationalen Parkett ging bis2008, als die mittlerweile sehrVRC-freundliche Kuomintang andie Macht zurückkehrte. Ge-schwind rief diese einen „diplo-matischen Waffenstillstand“ aus,der von Festlandchina angenom-men wurde, denn schließlichwollte man seine der „Wiederver-einigung“ verpflichteten Freundein Taipeh nicht vor den Kopf sto-ßen. Damit war das jahrzehnte-lange Tauziehen zunächst been-det und bis zum heutigen Zeit-punkt machte man sich weltweitgegenseitig keine Partner mehrabspenstig.

Doch diese Phase der außenpo-litischen Harmonie könnte bei ei-nem wahrscheinlichen Wahlsiegder die Eigenstaatlichkeit befür-wortenden taiwanesischen Oppo-sitionspartei DPP im nächstenJahr schnell beendet sein. Fest-landchina hätte dann mit großerWahrscheinlichkeit erneut denWunsch, Taiwan so weit wie mög-lich zu isolieren und die Inselinternational nicht einmal mehrals „Chinese Taipei“ in Erschei-nung treten zu lassen. Es bleibt zuhoffen, dass beide Seiten der Tai-wan-Straße trotz aller DifferenzenFrieden wahren. Markus Matthes

Wahlsieg der Opposition könnte

Harmonie gefährden

Wirre DiplomatieLateinamerikas komplizierte Beziehungen zu den beiden Chinas

Russland orientiert sich umPutins Reisen nach Indien und Ägypten waren erfolgreich

Energiehungrige Staaten wollen AKW

von Moskau

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:2.048.375.774.863 €Vorwoche: 2.048.257.922.551 €

Verschuldung pro Kopf:25.361 €Vorwoche: 25.359 €

(Dienstag, 17. Februar 2015, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Nach wie vor ein Exportschlager: Neuwagen aus deutscher Produktion warten auf die Verschiffung im Auto-terminal Bremerhaven, einem der größten und bedeutendsten in Europa Bild: pa

Page 8: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

FORUM8 Nr. 8 – 21. Februar 2015

A ls die deutsche Kapitula-tion nur noch eine Fragevon wenigen Wochen war,

am 13. Februar 1945, ordnete derbritische Luftmarschall ArthurHarris die umfangreichste Hin-richtung deutscher Zivilisten an,die es je in diesem Krieg gegebenhatte: Die Vernichtung der altenBarockstadt Dresden mitsamt ih-ren Einwohnern und etwa 200000in der Stadt befindlichen Flücht-lingen durch einen überdimensio-nalen Flächenbrand. Die Totenschätzte man auf weit über 100000, Ver-letzte und Schwerverletzte gab es nocheinmal so viel, über ihre Zahl gibt es nurSchätzungen. So schätzte das Internatio-nale Rote Kreuz 275000 Tote. Die Regie-rung der DDR gab die Anzahl der Totenmit 40000 an, weilsie nur die in denMassengräbern be-statteten Menschenzählte. Es war einMassaker, jedesKriegsverbrecher-Tribunals würdig. Ei-ne Steigerung der Grausamkeit gegenFrauen und Kinder erschien nicht mehrdenkbar. Hiroshima war eine solche Stei-gerung.Doch die Opfer der amerikanischen

Atombombe auf Hiroshima starben ohneFurcht, in einem Augenblick ungläubigerÜberraschung. Sie sahen von der Atom-explosion nur ein sehr helles Licht. Diees gesehen hatten, waren im gleichen Au-genblick schon tot. Die Bewohner vonDresden und die in der Stadt kampieren-den Flüchtlinge starben unter Höllen-qualen in einem von Harris und seinenPlanern wissenschaftlich vorausberech-neten Inferno von Feuerstürmen – nochin die überfüllten Parks und Grünanla-gen, in die sich zehntausende von Ver-zweifelten geflüchtet hatten, warf manLuftminen und Splitterbomben. Der Sogdes Feuers war so heftig, dass es allenSauerstoff wie in einem Gebläse aufsaug-

te und die Menschen, die keinen Sauer-stoff mehr einatmen konnten, so dass ih-re Lungenbläschen von innen her platz-ten, einen qualvollen Erstickungstod er-litten. Auf die Überlebenden und Flüch-tenden machten amerikanische Begleit-

jäger, die keine deut-schen Flugzeugemehr vorfanden, Jagdmit ihren schwerenMaschinengewehren,mit großem Erfolg,wie man hört. Dieser Massen-

mord an Zivilisten wurde denn auchschon im gleichen Monat Februar vonden großen englischen Zeitungen erst-mals so genannt und kritisiert. Auchnach dem Krieg, als Harris, wenig geehrtauch von seinen Vorgesetzten und denanderen Kriegskameraden, alle Publi-kumsgunst verloren hatte, fiel es ihmschwer, die Auslöschung von Dresdenund seiner Bewohner zu rechtfertigen. Erstarb, im Gegensatz zu den anderen füh-renden Militärs der Alliierten, ohne Ein-sicht und überzeugt, seinem Land am be-sten gedient zu haben, am 5. April 1984.Insgesamt starben über 600000 Deut-

sche als Opfer des unbeschränkten Bom-benkriegs gegen die Wohnviertel, dieZahl der Verwundeten oder für ihr Le-ben Verkrüppelten und Behindertenkann mit 900000 nur geschätzt werden.Das Statistische Bundesamt gibt die Zahlder Luftkriegstoten auf dem Gebiet des

Deutschen Reiches in den Grenzen von1937 mit 593000 an, ohne Österreich,Danzig und das Sudetenland. Mit diesenGebieten zusammen sind es 653000 To-te. Und niemand in der Welt konnte vor-her sagen, was passieren würde, wenndie US-Amerikaner in ihrem eigenenLand hautnah das nachempfinden könn-ten, was die Einwohner von Dresden inder Nacht vom 13. auf den 14. Februar1945 beim Feuersturm gefühlt hatten, deran einzelnen Stellen Wirbel bildete, diewie ein Schmelzofen bis zu 1000 GradHitze erreicht hatten, was die flüchten-den Frauen und Kinder fühlten, bevordas Feuer sie erreichte und ihre Körperzu der Größe eines verkohlten Sonntags-bratens zusammenschrumpften. Die US-Amerikaner hatten nur ganz wenige Luft-aufnahmen von der wie ein gigantischerHochofen glühenden Stadt in der Wo-chenschau sehen können, nicht die end-losen Reihen der verkohlten Leichen, dieman in Massengräbern bestattete. Davonsind kaum Archivbilder vorhanden, dieDeutsche Wochenschau hielt dieseSchreckensbilder zurück. 40000 Totegibt die amtliche Statistik der Stadt Dres-den in der DDR-Zeit an, das war die Zahlder tatsächlich registrierten und in denMassengräbern mit Erde bedeckten To-ten, die wirkliche Anzahl der in denTrümmern verglühten oder pulverisier-ten Flüchtlinge und Einwohner schätzendie meisten Historiker heute auf über100000.

Als der Zweite Weltkrieg durch die Ka-pitulation Japans beendet war, lag eingroßer Teil Deutschlands einschließlichungezählter seiner wertvollsten, in vielenJahrhunderten erbauten Kulturdenkmä-ler in Schutt und Asche; in den USA warnicht mal ein Ziegelstein vom Dach ge-fallen. So blieb es auch während der gan-zen 56 Jahre der Nachkriegszeit, trotzder mörderischen Kriege in Korea, Alge-rien, Vietnam und dem Krieg der Sowjetsin Afghanistan – mit Bin Laden als ame-rikanischem Verbündeten – dem Golf-krieg und schließlich den Balkankriegen.Das US-amerikanische Publikum warsich seines sicheren Logenplatzes imWelttheater sicher und gewohnt, nur vonden besten Reporternund Kameraleutender Welt bedient zuwerden, vomSchlachtfeld direkt indie Wohnstube mitden Kartoffelchips.Jahrelang sah es vomWeltkrieg und vom zerstörten Deutsch-land, von Hiroshima und Korea nur dieschönen, tönenden Wochenschauen, ab45 schon in Farbe, die noch aussahenwie handkoloriert.Der Vietnamkrieg brachte neben den

Splitterbomben und den Entlaubungs-mitteln auch eine neue Farbqualität aufdie Fernsehschirme, die Blutlachen beider Erschießung von Vietcong-Sympathi-santen wirkten jetzt lebensechter. Was

die Berichterstattung noch offen-ließ, füllte die Phantasie der Fil-memacher mit gewaltigen Film -epen, die immer, auch die härte-sten, zugleich etwas Kulinarischeshatten, etwas, was man sich gernzweimal ansah, weil es so gut ge-macht war und das, obwohl esauch kritisch war, doch zum grö-ßeren Wohlbefinden der Nationbeitrug, weil man sich sagen konn-te: Wir, die wir die Wälder mitAgent Orange entlaubt und Na-palm über die Unschuldigen aus-

gegossen haben, haben immerhin auchdiesen schonungslosen Film gedreht undverkauft, wir US-Amerikaner. Jahrelangsah das US-amerikanische Publikumvom Golfkrieg und von den Balkangräu-eln nur diese perfekten, videogerechtenComputeraufnahmen, die von echten Vi-deospielen auch mit Mühe nicht zuunterscheiden waren, sah den sauberenGolfkrieg und später die noch weiter ent-wickelten „sauberen“ Präzisionsbombenund zielgenauen Raketen auf Belgrad,mit gelegentlichen Kollateralschäden beider Zivilbevölkerung oder der chinesi-schen Botschaft, aber niemand in derWelt vermochte den New Yorkern dieseHöllenglut des brennenden Kerosins,

diesen Brand- undLeichengeruch, dieselive aus den Türmenspringenden, stram-pelnden Menschen,diese Berge von rau-chenden Trümmernund Schutt je ins ei-

gene Haus zu bringen, wie es am 11. Sep-tember geschah.Heute, nach dem 11. September 2001,

gibt es keinen New Yorker, der jetzt dieSchilderungen der Bombenopfer vonDresden und Hiroshima noch mit demgleichen höflichem Desinteresse anhörenwürde wie vor dem Angriff auf die Zwil-lingstürme in Manhattan. Aus Schadenwird man klug, manchmal sogar mitfüh-lend.

Moment mal!

Dresden warein Kriegsverbrechen

Von KLAUS RAINER RÖHL

Die Kolumne: Zwei streitbare Publizisten redenKlartext. Immer abwechselnd, immer ohne Scheu-klappen, immer exklusiv in der PAZ. „Momentmal“, fordert Journalisten-Legende Klaus RainerRöhl. „Frei gedacht“ hat Deutschlands berühmte-

ste Querdenkerin Eva Herman.

Nein, Ärzte sind keine Auto-verkäufer oder Staubsauger-

vertreter. Wer sie aufsucht, ist inder Regel in ernsten Nöten. Esgeht um die eigene Gesundheit,vielleicht sogar um Leben undTod. Zum Arzt besteht ein ver-trauensvolles, sehr spezielles Ver-hältnis. Sein Wort hat ein anderesGewicht als das des Mannes ausdem Autohaus oder seines Ver-kaufskollegen, der an derHaustür vom neuen Vorwerk-Modell schwärmt.Umso gravierender ist es,

wenn seit einigen Jahren derGang zum Arzt immer mehr aneinen Basarbesuch erinnert. Umihre schwindenden Erlöse auf-

zupeppen, machen die Medizi-ner mit Individuellen Gesund-heitsleistungen, IGeL genannt,Kasse (siehe Seite 4). Sie bietenSeriöses und Unseriöses feil,Wirksames und Zweifelhaftes.Damit die Nachfrage stimmt, be-suchen sie sogar Schulungen, indenen sie für solche Verkaufsge-spräche trainiert werden. Das Ganze ist ein unhaltbarer

Zustand. Patienten brauchen dieSicherheit, dass sie sich auf dieEmpfehlungen ihres Arztes ver-lassen können, dass ihm dieHeilung wichtig ist und nichtder Kommerz. Es wird Zeit füreine radikale Therapie des Ge-sundheitssystems.

Im Ärzte-BasarVon Frank Horns

König OlafVon Manuel Ruoff

Viele Beobachter fragen sich,warum Hamburgs sozialde-

mokratischer Erster Bürgermei-ster Olaf Scholz trotz seines eherbürgerlichen Auftretens einerrot-grünen gegenüber einer rot-gelben Koalition schon frühzei-tig den Vorzug gegeben hat.Möglicherweise wollte er Bür-gerliche, denen Rot-Grün einnoch größerer Horror ist als eineFortsetzung der SPD-Alleinre-gierung, nötigen, SPD zu wählen. Tatsächlich können die Forde-

rungen der Grünen nicht nur bür-gerlichen Hamburgern Angst undBange machen. So wollen ersteredie für den Erhalt Hamburgs alsTor zur Welt nötig erscheinendeElbvertiefung verhindern, für ille-gale Einwanderer sogenannte po-litische Lösungen zum trotzdemBleiben finden und in einer Zeit,in der es primär an Facharbeiternmangelt, an der Massenuni Ham-burg noch mehr Studienplätze

schaffen. Noch die vernünftigsteForderung ist die nach einem Ver-zicht auf Olympia (siehe Seite 8).Die Hanseaten sind stolz genug,als dass sie teure Prestigeprojektebenötigten, und die öffentlicheHand hat hinlänglich unter Be-weis gestellt, dass sie Großprojek-te nicht (mehr) kann. Aber Scholz hat sich ja nicht

bedingungslos den Grünen aus-geliefert. Schon am Wahlabendmachte er deutlich, dass die Koa-litionsgespräche seinen Wahlsiegwiderspiegeln müssten. Solltendie Grünen das anders sehen, hater im Gegensatz zu jenen eineAlternative. Und sollten sich dieFreidemokraten trotz ihres be-reits vorliegenden Koalitionsan-gebotes verweigern, bliebe nochdie Möglichkeit einer kleinenKoalition mit der CDU – von ei-ner großen Koalition ließe sichbei den mageren 16 Prozent derUnion ja kaum noch sprechen.

Führen heißt zusammenführenVon Hans Heckel

Noch am Abend ihres Ham-burger Triumphes hat sichgezeigt: Für die AfD be-

ginnt nun erst der schwerste Teildes Weges zu einem konsolidier-ten Mitspieler im deutschen Par-teiensystem. Es zeichnen sichmarkante Flügelkämpfe ab.Der prominenteste Repräsen-

tant der Partei, Bernd Lucke, hatdurch seine Wortwahl nicht ebenzur Entspannung beigetragen:Hamburg habe gezeigt, so Lucke,dass die AfD „auch in einer libe-ralen, weltoffenen Großstadt“ er-folgreich sein könne.Was immer er damit ausdrük-

ken wollte. Bei manchem seinerParteifreunde in den neuenBundesländern wurde dies soverstanden, als habe die AfDerstmals bei den „richtigen“, denreputierlichen Wählern gepunk-tet. Als seien die Anhänger in

Brandenburg, Sachsen oder Thü-ringen sozusagen Wähler derzweiten Garnitur, die – wennman sich ihrer auch nicht schämt– nicht so viel zählten wie jeneim „weltoffenen“Hamburg.So konnte der

Eindruck entste-hen, als hättesich Lucke überdie viel deut-licheren Siege inden neuen Bundesländern nichtungetrübt gefreut, weil dort seineinnerparteilichen Widersachervom konservativen Flügel domi-nieren, derweil in Hamburg mitJörn Kruse nun endlich einer„seiner“ Leute vom wirtschaftsli-beralen Lager gewonnen habe.Der Eindruck mag ungerecht

sein. Denn Lucke hat Recht,wenn er hervorhebt, dass tradi-

tionelle Parteibindungen imWesten stärker sind, weshalb eseine neue Gruppe dort be-sonders schwer hat. Auch ist ihmzuzustimmen, dass das rote

Hamburg fürkeine bürgerli-che Partei eineinfaches Pfla-ster ist.Dennoch: Luk-

ke strebt den al-leinigen Partei-

vorsitz an, er will die gesamteAfD führen. Da ist es auch für ihnriskant, wenn er zunehmend alsVertreter nur eines Parteiflügelswahrgenommen wird. Ein Vorsit-zender muss führen, und führenbedeutet auch: die Flügel zu-sammenführen.Denn auch sein weltanschau-

licher Rivale Alexander Gaulandliegt richtig, wenn er betont, dass

es ohne die nationalkonservati-ven Wähler für die AfD nicht rei-chen dürfte, um flächendeckenddie Fünf-Prozent-Hürde zu über-winden. Eine allein auf die „welt-offenen, liberalen Großstädter“fixierte AfD könnte als Neuauf-guss der FDP wahrgenommenund von den Wählern schnell zuden Akten gelegt werden.Um das zu verstehen, muss

Lucke nicht einmal nach Bran-denburg oder Sachsen fahren.Das abschreckende Beispiel derHamburger CDU sollte Lehrbei-spiel genug sein. Die Christde-mokraten an der Alster sind ih-rem Idealbild des „liberalen,weltoffenen Großstädters“ mitsolcher Hingabe gefolgt, dass ih-nen zum Schluss jedwedes sicht-bare Profil abhandengekommenwar. Das Resultat ist eine epocha-le Wahlkatastrophe.

Siegerfreuden:AfD-Bundesspre-cher BerndLucke (l.) gratu-liert dem Ham-burger Landes-chef Jörn Kruseauf der Wahl-party seiner Par-tei zum Erfolg inder Hansestadt

Bild: pa

Die AfD steht vormarkanten

Flügelkämpfen

Der Autor: Bekannt wurde Klaus Rainer Röhl alsHerausgeber der linken Zeitschrift »Konkret«.Vom Parteigänger der Kommunisten wandelte ersich zum engagierten und vielbeachteten Kritikerder 68er und ihrer Nachwirkungen. Röhl wurde1928 in Danzig geboren und lebt heute in Köln.

Page 9: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

KULTUR Nr. 8 – 21. Februar 2015 9

Wer aus dem Iran kommt, dortheimlich einen regimekritischenFilm dreht und diesen außer Lan-des schmuggelt, hat auf der Berli-nale schon so gut wie gewonnen.Mit dem diesjährigen GoldenenBären für den Film „Taxi“ des ira-nischen Re gisseurs Jafar Panahiunterstrich die Berlinale ihreAmbition als politischstem Film-festival weltweit. So mancher derüber 300000 Festivalbesucherfasst sich da angesichts andererqualitativ hochwertigerer Filmenur verständnislos an den Kopf.

Wer sich morgens in Berlinale-Zeiten am Potsdamer Platz tum-melt, wird Zeuge eines unwirk-lichen Szenarios. Presseleiternhängen angekettet an Absperrgit-tern, Journalisten aus aller HerrenLänder hetzen von Termin zu Ter-min und Touristen schauen irri-tiert in den unwirtlichen BerlinerFebruar.

Alle warten auf das große Ereig-nis, das dann doch nicht eintritt.Jedenfalls nicht zu so früher Stun-de. In den Bäumen rund um denPotsdamer Platz, hängen LED-Lichter in Stabform. Sie sollenvom Himmel fallende Stern-schnuppen suggerieren. Nochwirkt es etwas künstlich. Dochwahre Cineasten achten sowiesonur auf die Inhalte.

Selbst in den letzten Tagen derBerlinale stehen die Filmbegei-sterten noch Schlange an denVorverkaufskassen. Gewühle wieauf dem Flohmarkt. Über dieganze Stadt verteilt glühen dieKinoleinwände. Berlinale!

Menschen aus der ganzen Weltdrängen sich in den Straßen,machen Fotos von sich und ihrenBegleitern. Selbst auf den Geh-wegen tummeln sich Kameraleuteund keiner weiß genau warum.Testen sie die Technik, währendsie das gegenüberliegende Hotel

durch die Kameralinse in Augen-schein nehmen? Die ganze Film-crew schiebt sich durch dieMenge. Ein Pulk Touristen hinter-her. In der Josef-von-Eichendorff-Gasse, wenige Meter vom Berlina-

le-Palast, gibt es „Street-Food“ −Straßennahrung also, die man anbunten Imbiss-Wagen erstehenkann.

Wer sich vom Gewusel treibenlässt, gerät zwangsläufig ins Zen-

trum des Geschehens, zum Berli-nale-Palast. Niemanden interes-siert es zu früher Stunde, wer hierein- oder ausgeht. Die roten Tep-piche sind verwaist, die Promi-nenten schlafen noch. Dennoch

herrscht regesTreiben. Unab-lässig palavernvon übergroßenV i d e o - L e i n -wänden dieTeilnehmer derPressekonfe -renzen auf denMarlene-Die-trich-Platz, livegeschaltet undhochak tue l l .Doch kaum je -mand nimmtNotiz. Jetzt ero -bern die Besu-cher die feuer-farbene Ausle-geware, wäh-rend die Kame-ras unterSchutzhül lenauf ihrenab end l i ch enEinsatz warten.

Im Keller desPalastes hockenFilmkritiker ausaller Welt überihre Laptopsge beugt undberichten hek-tisch von dem,was sich ereig-net. Obwohlniemand dieinternationaleStrahlkraft desFestivals leug-nen kann, ziehtes an vielen, diehier leben,doch ziemlichu n a u f g e r e g tvorbei. „Mit der

Berlinale habe ich gar nichts amHut“, sagt eine Frau aus Branden-burg. Vielleicht auch, weil mannicht mehr so hautnah dran ist anden Stars wie Maria Schell, als sie1955 den Film „Die Ratten“ vor-stellen durfte.

Doch, was war früher anders?Angefangen hat alles auf Initiativedes amerikanischen FilmoffiziersOscar Martay. Zusammen mitKollegen und Vertretern des Berli-ner Senats wurde die Gründungeines Internationalen Filmfesti-vals für Berlin beschlossen und1951 mit Alfred Hitchcocks„Rebecca“ eröffnet. Ein Schaufen-ster zur freien Welt sollte dasjährliche Fest werden. Schnelletablierte sich der Name „Berlina-le“. Der Glanz der anreisendenStars ließ für dieLänge ihrer Filmedie Trümmer-landschaft insVergessen gera-ten. Die Bä renaus edlem Metall wurden nacheiner Vorlage der BildhauerinRenée Sintenis erschaffen underinnern an goldene Ufa-Zeiten,als Berlin bedeutende Filmstadtwar. Im ersten Jahr bewertete einedeutsche Fachjury. Doch dieOrganisation der „FédérationInternationale des Associationsdes Producteurs de Films“(FIAPF) machte deutlich, dassFachjurys nur „A-Festivals“ wie inCannes oder Venedig vorbehaltensind. Und da war die Berlinalenoch lange nicht. Also urteilte abjetzt eine Publikumsjury.

Im Osten der Stadt stieß dasEreignis auf Kritik, weil Filme aussozialistischen Ländern ausge-schlossen wurden. 1956 gab es ei -nen Karrieresprung für das we gendes hemdsärmligen Umgangs derBerliner mit den Stars als „Festi-val des kleinen Mannes“ bezeich-nete Fest. Die FIAPF er kannte der

Berlinale den A-Status zu. Manwurde in ternational. Die Anzahlder Fachbesucher und Journali-sten verdoppelte sich. Das Publi-kum, bisher ganz dicht dran,wurde durch Barrieren aufAbstand gehalten. Bewerten durf-te es sowieso nicht mehr. Dasübernahm eine internationaleFachjury. Das publikumswirksameGlamour-Festival war passé. Viel-leicht ein Grund, warum sich der„Durchschnitts-Berliner“ seitdemhier seltener sehen lässt.

1974 wurde erstmals ein sowjet-ischer Film auf der Berlinale ge -zeigt. Die Politik Willy Brandtsentfaltete ihre Wirkung auch hier.Ein Jahr später nahmen Filme aussozialistischen Staaten teil, auchDefa-Filme. Produktionen aus

aller Welt betei-ligten sich amWettbewerb. Seit1978 ist der Fe -bruar fester Ter-min für die Film-

schaffenden. 2001 übernahm Die-ter Kosslick und führt seitdem daspolitischste Filmfestival weltweitengagiert an.

Auf ihn wartet auch heute hierein junger Mann mit großemSchild an der Absperrung. Er seischon zum vierten Mal da, sagt er,und möchte endlich den Festival-direktor persönlich treffen. Viel-leicht klappt es diesmal. Langsamsetzt die Dämmerung ein undjetzt kommen die Sternschnup-pen voll zur Geltung. Hundertfachfallen sie vom Berliner Himmel.Regnen herab auf A-, B- und C-Prominente, die sich hier gernetummeln und ablichten lassen.Wenn die Bären verliehen, dieTouristen abgereist sind und dieMüllabfuhr die Reste zusammen-fegt hat, wird man sich kaumnoch erinnern können. Berlinale?Ach ja, da ist in Mitte immer soviel abgesperrt. Silvia FriedrichAbsperrung vor Berlinale-Eingang: Die Berliner bleiben außen vor Bild: Friedrich

Die im Profil wiedergegebe-ne „Rosa Strobel“ (1914)ist mit scharfer Nase,

schmalen Lippen und mächtigemKinn eine einnehmend komischeGestalt in gespenstischer Be -leuchtung. Mit ihrer gliederpup-penhaft stilisierten Erscheinunghat Oskar Schlemmer (1888–1943) gleichsam den Prototyp sei-ner Figurendarstellungen entwik-kelt, die fortan seine Bilder bevöl-kern. In seinem Schaffen ist derMensch das Maß aller Dinge.Seine Kunst galt ihm als visionä-res Gleichnis, als Vorwegnahmeeiner von zwischenmenschlicherHarmonie beseelten besseren Zu -kunft, wie Ina Conzen urteilt. Sieist Kuratorin der großartigenRetrospektive in der StaatsgalerieStuttgart, die erstmals wieder seitfast 40 Jahren Schlemmers Schaf-fen in seiner ganzen Bandbreitevorstellt.

Der in Stuttgart geboreneSchlemmer war seit 1921 Lehreram Bauhaus in Weimar, später inDessau, bevor er 1929 an dieStaatliche Kunstakademie in Bres-lau wechselte. Von dort ging er1932 an die Berliner VereinigtenStaatsschulen. Im Jahr daraufsorgten die Nationalsozialistenfür seine fristlose Entlassung ausdem Staatsdienst und 1937 fürseine öffentliche Diffamierung inder Ausstellung „Entartete Kunst“.Schlemmer hielt sich, seine Frauund die drei Kinder mit Privatauf-trägen und der Anstellung imLacklaboratorium der Wupperta-ler Firma Kurt Herberts überWasser.

Neben der Malerei und derzeitweise betriebenen Bildhaue-rei galt seine Liebe der Bühnenar-beit. Von der kündet in der Retro-spektive die Ausstattung der Tän-zer des „Triadischen Balletts“, diein Form von Figurinen (1922)gezeigt wird. Der mit Stoffwürstenbehangene „Taucher“, die mit

einem Serpentinenröckchen be -kleidete „Spirale“ und die ande-ren Charaktere zeichnen sichdurch karnevaleske Qualitätenaus. Schlemmers Malerei hinge-gen wirkt zumeist still undgeheimnisvoll. Zu den Hauptwer-ken gehört die feierliche Gestenvollziehende „Frauengruppe“(1931), die wie eine Versammlungvon Priesterinnen anmutet. Im

präzise konstruierten modernenHier und Jetzt der WeimarerRepublik hingegen bewegen sichdie neun auf- und absteigendenFiguren des Gemäldes „Bauhaus -treppe“ (1932), das Schlemmerfür sein „vielleicht bestes“ Werkhielt. Zu den bekleideten Figurentreten seit 1925 wiederholt Jüng -lingsakte, die die stillen Versamm-lungen mit gymnastischen Bewe-gungsmotiven beleben.

Der in der NS-Zeit aus demöffentlichen Kunstleben verbann-te Schlemmer blieb seiner Figu-renmalerei treu. Mehr oder weni-ger offensichtlich spiegelt sie nunseine prekäre Situation. Beson -ders deutlich wird er im Ge mälde„Beim Tarnen des Gaskessels“(1942), das in Anspielung auf sei-nen zeitweiligen Broterwerb dreiMänner bei der Arbeit mit Farb-spritzpistolen zeigt. An dereGemälde entwickeln eine tröstli-che Lichtmagie. In der in flak-kerndes Licht getauchten „Heroi-schen Szene“ (1935) sind dieFiguren wie in gegenseitiger Soli-darität zusammengerückt. DieFigur, um die sich die anderengruppieren, hält wie zum Zeichendes Durchhaltewillens in bedrük-kender NS-Zeit ein Flämmchenhoch. Veit-Mario Thiede

Bis 6. April in der StaatsgalerieStuttgart, Konrad-Adenauer-Al -lee 30–32, geöffnet Dienstag bisSonntag 10 bis 18 Uhr, Donners-tag bis 20 Uhr. Telefon (0711)470400. Der Katalog (Hirmer Ver-lag) kostet im Museum 29,90Euro, im Buchhandel 49,90 Euro.

Die Kapelle im DresdnerResidenzschloss ist nachder von Torgau der zweite

protestantische Sakralraum Sach-sens. Der hier residierende luthe-rische Kurfürst war nicht nurLandesherr, sondern zugleichoberster Bischof aller Protestan-ten im Reich. Darum wird dieSchlosskapelle auch als „evangeli-scher Petersdom“ bezeichnet.

Ihre Rekonstruktion im Rohbauist jetzt beendet. Noch sind unver-putzte Ziegel,blanker Betonund Eisenträgerzu sehen. Eine inz igar t igesSchlingrippen-g e w ö l b eschmückt zu -gleich die De -cke. Da von die-sem nur nochalte Sticheü b e r l i e f e r twaren, ist eseigentlich eineNeuerfindung.Die Raumaus-stattung fielnicht erst der Bombennacht vonvor 70 Jahren zum Opfer. DasGewölbe wurde bereits nach derKonversion des Landesherrn zumkatholischen Glauben 1737 ent-fernt. Es entstanden dort Wohn-räume. Je ner Teil des Schlosseswurde allerdings 1945 starkbeschädigt. Die anschließendeSubstanzsicherung war nur un -zureichend. 20 Jahre nach Kriegs -ende stürzte hier noch eineMauer ein.

Da die Ausstattung des 18. Jahr-hunderts dahin war, schlugenMu sikfreunde be reits in den 70erJahren vor, die frühere Schlosska-pelle wieder erstehen zu lassen.Die war nicht nur als Bauwerkbedeutend. Es handelt sichzugleich um die Wiege der eigen-ständigen deutschen Musikkultur.Hofkapellmeister Heinrich Schützwirkte hier. Er hatte in Venedigstudiert und war der erste Tonset-zer, der die deutsche Musik aus

ihrer provinziellen Abgeschie-denheit auf ein europäischesNiveau führte. Er vertonte diePsalmen und entwickelte dabeimusikalische Wendungen für diedeutsche Sprache der Bibelüber-setzung. Mit dem Dichter MartinOpitz schuf er mit „Dafne“ dieVorform einer deutschen Oper.

Der 2006 in Dresden verstorbe-ne Musikwissenschaftler WolframSteude war der Nestor derSchütz-Forschung. Er hat stets auf

die Bedeutung des Ortes hinge-wiesen. Nachdem das Staats-schauspiel den provisorisch wie -derhergestellten Raum als Aus-weichspielstätte nutzte, nahmdort vor fünf Jahren die Reihe„Konzerte in der Schlosskapelle“mit den drei Ensembles DresdnerBarockorchester, Cappella Sagit-tariana und Dresdner Kammer-chor ihren Anfang. Unter denSandsteinverschlingungen, dievon den toskanischen Halbsäulen

der Empore auf-ragen, hat dieAlte Mu sik wie-der einen Auf-führungsort ge -funden, der siemit ihrer ehr-würdigen Ver-gangenheit ver-bindet.

Derzeit wirddie Schlosska-pelle auch vonder DresdnerPhi lharmoniegenutzt. So listendes Or chestersführen hier

Kammerkonzerte auf, bei denenneben Barockkompositionenauch Werke von modernen Kom-ponisten auf dem Programm ste-hen. Die Verbindung der Barock -musik mit den Klängen von Scho-stakowitsch, Hindemith oderauch von zeitgenössischen Ton-setzern entspricht der umgeben-den baulichen Kombination vonpräzisem Gussbeton mit grundso-lider Maurer- und Steinmetzar-beit. Sebastian Hennig

Nackter „Wettlauf“ (1930)Bild: Wadsworth Atheneum Museum of Art

Verschlungene Wege: Deckengewölbe der Schlosskapelle Bild: pa

»Mit der Berlinale habeich nichts am Hut«

Jahrmarkt der EitelkeitAuf der Berlinale wurden die Goldenen Bären verteilt − Die Berliner nahmen es zur Kenntnis, mehr aber auch nicht

Auf die Figur geachtetFarblich schlanker Stil − Große Oskar-Schlemmer-Schau in Stuttgart

»Evangelischer Petersdom«Dresdner Schlosskapelle wird als Konzertsaal Alter Musik genutzt

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GESCHICHTE10 Nr. 8 – 21. Februar 2015

Eine Entscheidung gegen die StaatsräsonVor 40 Jahren entführte die »Bewegung 2. Juni« den Berliner CDU-Spitzenkandidaten Peter Lorenz

Die Entführung des Politikers Pe-ter Lorenz (CDU) durch Linkster-roristen vor 40 Jahren blieb bis-lang der einzige bekannte Fall, beidem die Bundesregierung den For-derungen der Erpresser nachgege-ben hat. Seitdem wird die Frageimmer wieder gestellt, ob und wieweit der Staat auf Forderungeneingehen sollte, um Leben zu scho-nen.

Bei der Wahl zum Berliner Ab-geordnetenhaus vom 2. März 1975trat der CDU-LandesvorsitzendePeter Lorenz als Spitzenkandidatseiner Partei an. Drei Tage vor derWahl hatte er sich um 8.45 Uhr zurFahrt ins Büro von seinem FahrerWerner Sowa abholen lassen. Siestarteten von Lorenz’ Haus in derElvirastraße, unweit der KrummenLanke. Etwas weiter als einen Ki-lometer waren sie gefahren, als ander Ecke Quermatenweg/Ithweg

ein Lastwagen der Spedition „Ka-rolewicz“ einbog. Sowa bremste,im gleichen Augenblick fuhr einFiat 124 Spezial auf den Dienst-Mercedes auf. Sowa stieg aus, umsich den Schaden an der Stoßstan-ge zu besehen. Als es sich bückte,erhielt er einen Schlag auf denKopf. Im Dienstwagen kam es zueinem heftigen Handgemenge mitPeter Lorenz, bei dem die Wind-schutzscheibe zu Bruch ging. Miteiner mehrfach in den Leib ge-rammten Spritze wurde Lorenzbetäubt. Vier Stunden später wurde der

Wagen in einer Tiefgarage an derNeuen Kantstraße entdeckt. DieTäter hatten die Autos gewechseltund Lorenz in einen Keller ge-bracht, den sie zynisch „Volksge-fängnis“ nannten. Erst sehr vielspäter wurde dieses Verlies gefun-den. Es befand sich unter einemTrödlerladen in der Schenkendorf-

straße in Kreuzberg, in unmittel-barer Nähe zum Polizeipräsidium. Am folgenden Tag lagen ein Po-

laroidfoto und ein Bekenner-schreiben im Postkasten der Deut-schen Presse-Agentur (dpa). DasFoto zeigte den noch halb betäub-ten Peter Lorenz mit einem Schild,auf dem stand: „Peter Lo-renz, Gefangener der Be-wegung 2. Juni“. In demBrief wurde verlangt,sechs einsitzende Gesin-nungsgenossen binnen72 Stunden aus dem Ge-fängnis zu entlassen. Siewaren wegen versuchtenMordes oder Mitglied-schaft in der Rote ArmeeFraktion (RAF) zu Haft-strafen zwischen sechsund zwölf Jahren verur-teilt worden. Freigepresstwerden sollten VerenaBecker (22), GabrieleKröcher-Tiedemann (28),Horst Mahler (39), RolfPohle (33), Ingrid Siep-mann (30) und RolfHeißler (26).Das Opfer: Peter Lo-

renz wurde am 22. De-zember 1922 in Berlingeboren. Nach dem Abi-tur folgte der Einsatzbeim Reichsarbeitsdienstund als Soldat an derOstfront. Er gehörte zuden Überlebenden derSchlacht bei Stalingrad.Nach dem Krieg arbeite-te er als freier Journalist,ehe er Rechtswissen-schaft studierte. Der CDU gehörte Lo-

renz bereits ab 1945 an,1969 wurde er deren Ber-liner Landesvorsitzender.In dem Amt blieb er bis 1981. AufDrängen von Helmut Kohl ver-zichtete Lorenz 1978 darauf, nocheinmal für das Amt des BerlinerBürgermeisters zu kandidieren.Statt seiner trat Richard von Weiz-säcker an. 1982 wurde Lorenz Par-lamentarischer Staatssekretär in

Bonn. Er war verheiratet und hattezwei Kinder.Die Täter: Auf das Konto der Be-

wegung 2. Juni gingen bis zur Ent-führung von Peter Lorenz die Er-mordung des Präsidenten des Ber-liner Kammergerichts, Günter vonDrenkmann, Anschläge mit Todes-

folgen, Sprengstoff- und Brandan-schläge. Die linksextremistischeTerrororganisation war währendder 70er Jahre in Berlin aktiv. Be-nannt wurde sie nach dem Datum,an dem der Student Benno Ohne-sorg während einer Demonstra-tion gegen den Besuch des Schahs

erschossen worden war. Die mei-sten Mitglieder tauchten später beider RAF auf. Die Entscheidung: In Bonn tagte

erstmals der „Große Krisenstab“.Den Vorsitz hatte BundeskanzlerHelmut Schmidt. Führende Politi-ker der Opposition waren betei-

ligt, darunter auch der CDU-Vor-sitzende Helmut Kohl. Es galt, eineEntscheidung von grundsätzlicherBedeutung zu treffen: Darf einStaat sich erpressen lassen? Odermuss er nachgeben, um ein Men-schenleben zu retten? Berlins Re-gierender Bürgermeister, Klaus

Schütz (SPD), mit Peter Lorenz seitdem gemeinsamen Studium be-freundet, gab in der Runde denAusschlag: Das Leben von PeterLorenz gehe vor. „Alle an dieserschweren Entscheidung Beteilig-ten haben mit unterschiedlicherAbwägung die Rettung des Lebens

von Peter Lorenz über Gesichts-punkte der Staatsräson gestellt“,sagte der damalige InnenministerWerner Maihofer.Die Folgen: Wie von den Entfüh-

rern verlangt, begleitete der Pastorund ehemalige Regierende Bürger-meister Heinrich Albertz die frei-

gepressten Terroristen am 3. März1975 auf dem Flug nach Aden indem damals kommunistischenSüdjemen. Einer fehlte dabei aller-dings. Horst Mahler hatte es abge-lehnt, sich freipressen zu lassen.Nach der Landung übermittelte Al-bertz via „Tagesschau“ die verein-

barte Losung: „So ein Tag,so wunderschön wieheute.“ Mit zwei Gro-schen – zum Telefonieren– wurde Peter Lorenz ineinem Park freigelassen.Der Fall hatte – vorder-

gründig – ein gutes Endegenommen und solltesich so doch nichtwiederholen. Als zweiMonate später die RAFdie deutsche Botschaft inStockholm überfiel undversuchte, 26 in Gefäng-nissen sitzende Terrori-sten freizupressen, bliebdie Regierung hart. ZweiDiplomaten bezahltendiese Weigerung mit ih-rem Leben. Die handeln-den Politiker hatten balderkannt, dass das Nach-geben im Fall Lorenz einFehler gewesen war. „DerStaat war erpressbar ge-worden“, schrieb Kohlspäter in seinen Erinne-rungen. So etwas sollteniemals wieder gesche-hen. Der Fall Lorenzmarkiert einen Wende-punkt.Die durch die Lorenz-

Entführung Freigepress -ten setzten ihre terrori-stischen Karrieren fort.Erpressung, Entführung,Raubüberfälle, mehrereerschossene oder le-

bensgefährlich verletzte Polizeibe-amte und Zöllner sind ihre Spurnach der Rückkehr aus dem Je-men. Ebenso Beteiligungen an denMorden an ArbeitgeberpräsidentHanns Martin Schleyer und Gene-ralbundesanwalt Siegfried Buback.

Klaus J. Groth

Am 3. März 1848 drängeltensich vor dem Kölner Rat-haus an die 5000 Men-

schen. Sie forderten politische Re-formen sowie den „Schutz der Ar-beit und Sicherstellung dermenschlichen Lebensbedürfnissefür alle“. Einer der Organi-satoren dieses Massenauf-laufes war Andreas Gott-schalk. Der junge Arzt er-hielt schließlich auch Zu-gang zur Stadtverordneten-versammlung, um dort fürdas Volk zu sprechen. Wäh-rend er dies tat, zog aller-dings ein Bataillon Infante-rie vor dem Gebäude auf,was viele der Demonstran-ten veranlasste, in dessenInneres zu drängen. Hier-durch wiederum gerietenzwei der Ratsherren in Pa-nik und sprangen aus demFenster des Sitzungssaales,wobei sich einer der beidendie Beine brach. Daraufhinließ der Kölner Regierungs-präsident Karl Otto vonRaumer (1805–1859) Gott-schalk wegen „Aufreizungzum Aufruhr“ festnehmen.Allerdings blieb der angeblicheHauptverantwortliche für den„Kölner Fenstersturz“, der flugs zueinem „unerhörten Attentat“ stili-siert wurde, nicht lange in Haft,denn das Überschwappen der Un-ruhen nach Berlin zwang die preu-ßische Staatsführung unter König

Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861)recht bald zur Milde gegenüber„Aufrührern“ wie Gottschalk.Was aber hatte den angesehenen

Nachwuchsmediziner dazu ge-bracht, sich derart zu exponieren?Immerhin schien sein bisheriges

Leben doch ganz normal und gut-bürgerlich verlaufen zu sein. Deram 28. Februar 1815 in Düsseldorfgeborene Sohn eines Talmudge-lehrten und Schächters studiertenach dem Abitur Medizin sowieAltphilologie, Philosophie undenglische Literatur. Das Studium

schloss er mit einer Promotionüber den Blutandrang zum Gehirnab. Im Jahre 1842 konvertierte erzum Protestantismus und ließ sichals Arzt in Köln nieder. In dieserEigenschaft lernte Gottschalk dieNot vieler mittelloser Menschen

kennen, was ihn gleicher-maßen politisierte wie dieKontakte zu dem jüdischenJournalisten und Schrift-steller Moses Hess (1812–1875), der als „Kommuni-stenrabbi“ galt und zu denMitbegründern der opposi-tionellen demokratischen„Rheinischen Zeitung fürPolitik, Handel und Gewer-be“ zählte.Und Gottschalks Engage-

ment endete dann auchnicht mit seiner FreilassungMitte März 1848. Vielmehrgründete er unmittelbar imAnschluss hieran den Köl-ner Arbeiterverein, dessenkonkrete sozialreformatori-sche Programmatik einesolche Attraktivität besaß,dass in kürzester Zeit 8000Mitglieder zusammenka-men. Desgleichen gehörte

der Armendoktor zum Kreise de-rer, die im Juni 1848 den Central-märzverein aus der Taufe hoben.Dabei handelte es sich um einenZusammenschluss diverser demo-kratischer Organisationen auf na-tionaler Ebene, der als erste mo-derne Partei in Deutschland gilt.

Dadurch geriet Gottschalk nunallerdings in Konflikt mit den Bil-dungs- und Wirtschaftsbürgern imPresbyterium, dem Rat seinerevangelischen Gemeinde. Diesewarfen ihm vor, das preußischeGottesgnadentum durch eine Re-publik ersetzen zu wollen und denAngehörigen der UnterschichtMaterialismus zu predigen, wasihnen „den Trost der Hoffnung aufein besseres Leben im Jenseits“nehme. Besonders tat sich dabeider Zuckerfabrikant Carl WilhelmJoest (1786–1848) hervor, der zuden größten Leuteschindern vonKöln gehörte. Da half es auchnichts, dass Gott-schalk entgegne-te, nach seinemVerständnis habeJesus vor allemden Minderbegü-terten, „nicht aber den Reichen,den Müßiggängern und Schwel-gern die Gnade und Erlösungbringen“ wollen.Die größte Gefahr drohte dem

ambitionierten Arzt allerdings vonden Gerüchten, die über ihn kur-sierten. So munkelte man unteranderem, er lasse Meuchelmörderausbilden, und sei im Besitz vondrei Guillotinen und einer TonneGold. Deshalb wurde er im Juli1848 erneut verhaftet. Diesmallautete der Vorwurf gegen ihn undseine beiden Mitangeklagten CarlFriedrich Theodor Anneke (1818–1872) und Christian Joseph Esser,

„durch Reden in öffentlichen Ver-sammlungen so wie durch Druk-kschriften ihre Mitbürger zur ge-waltsamen Änderung der Staats-verfassung, zur bewaffneten Auf-lehnung gegen die KöniglicheMacht und zur Bewaffnung einesTheiles der Bürger gegen den An-deren geradezu angereizt zu ha-ben“. Damit hätte das Gericht the-oretisch auch auf Todesstrafe er-kennen können. Aber es kam an-ders. Obwohl Gottschalk auf jed-wede Verteidigung verzichtete,weil er es als sinnlos erachtete, diehanebüchene Anklage zu kom-mentieren, gelangten die Ge-

schworenen am 23. Dezember1848 zu dem einhelligen Urteil„Nicht schuldig!“Danach begab sich der wieder

auf freien Fuß Gesetzte zunächstnach Brüssel und Paris, kehrtedann aber bald nach Köln zurück.Dort hatte inzwischen Karl Marx(1818–1883), der frühere Chefre -dakteur der „Rheinischen Zei-tung“, die Führung des Arbeiter-vereins übernommen, was Gott-schalk erheblich erboste. Der Ar-menarzt sah in dem Philosophenund Theoretiker des Sozialismusbeziehungsweise Kommunismusnämlich weiter nichts als einen

„gelehrten Sonnengott“, der fürdas Elend der einfachen Leute„nur wissenschaftliches, doktrinä-res Interesse“ empfinde.Auf jeden Fall war Gottschalks

politische Laufbahn nun zu Ende,wobei dies freilich nicht nur ausder Verdrängung durch Marx re-sultierte, sondern auch aus demUmstand, dass die Revolution aufeine Niederlage hinsteuerte. Zu-gleich verzichtete der Medizineraber darauf, zu emigrieren, wiedies einige andere Volksvertretertaten, und kehrte stattdessen wie-der in seinen alten Beruf zurück.Bald darauf brach in Köln eine

schwere Cho-leraepidemie aus,der bis November1849 zirka 13000Menschen zumOpfer fielen. Ei-

ner davon war Andreas Gott-schalk, der sich wie immer vor al-lem um die sozial Benachteiligtengekümmert und dabei am Endeselbst infiziert hatte. Er starb am8. September 1849 in seinem Hausin der Röhrergasse, woraufhin dieZeitung des Arbeitervereins ver-meldete: „Wir haben einen Bruderverloren.“ Dahingegen brachte dieevangelische Gemeinde zu Kölnkeinen würdevollen Abschied zu-stande – ihr Pfarrer boykottiertesogar die Trauerfeierlichkeiten,weil er einem Sozialisten nicht dieletzte Ehre erweisen wollte.

Wolfgang Kaufmann

Marx nannte er einen »gelehrten Sonnengott«Die Arbeit als Armenarzt und der Kontakt zu einem »Kommunistenrabbi« sensibilisierten Andreas Gottschalk für die soziale Frage

Andreas Gottschalk: Posthumes Porträt vonWilhelm Kleinenbroich, 1849

Bild. A

rchiv

Erster Präsident des später von Karl Marx geführten Kölner Arbeitervereins

»Der Staat war erpressbar geworden«

Lag am Tage nach der Entführung mit einem Bekennerschreiben im Postkasten der Deutsche Presse-Agentur: Polar-oidfoto des noch halb betäubten Entführungsopfers Peter Lorenz Bild: pa

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PREUSSEN Nr. 8 – 21. Februar 2015 11

Furchtbare Racheakte waren die FolgeVor 70 Jahren fiel nach Wochen verbissener Verteidigung Posen im Kampf gegen die Rote Armee

Am 24. Februar jährte sichzum 90. Mal der Todestagdes Ostpreußen Admiral

Guido von Usedom, der 1854 inQuanditten (Samland) geborenwurde und 1871 in die KaiserlicheMarine eintrat. Die Vielseitigkeit von Usedoms

beruhte nicht nur darauf, dass erpersönlicher Adjutant des PrinzenHeinrich von Preußen war, im Ma-rinekabinett Dienst tat und zwi-schen 1895 und 1900 nacheinan-der das Kommando über drei klei-nere und ein größeres Kriegs-schiff, den Großen Kreuzer „Her-tha“, führte. Seine hervorragendenFührungseigenschaften konnteUsedom, 1899 zum Kapitän zurSee befördert, erstmals in größe-rem Rahmen während des Boxer-aufstands im Jahr 1900 in Chinaunter Beweis stellen. Dort befeh-ligte er das 509 Mann starke deut-sche Kontingent im Rahmen eines

internationalen, etwa 2000 Mannzählenden Expeditionskorps un-ter dem Kommando des britischenAdmirals Edward Hobart Sey-mour, dessen Chef des Stabes Use-dom war. Als während des Gefechts von

Peitsang am Peiho-Fluss am22. Juni 1900 die aus Engländernund Amerikanern bestehendeTruppenspitze von starken chine-sischen Verbänden angegriffenwurde, gab Seymour an Usedomden berühmt gewordenen Befehl:„The Germans to the Front“ – ei-nen Befehl, der später gern als be-sondere Auszeichnung für dieDeutschen angesehen wurde. Derhistorischen Wahrheit willen seiaber bemerkt, dass mit diesem Be-fehl die Deutschen, die in Reservestanden, lediglich zur Verstärkungder internationalen Landungs-korps-Spitze vorgezogen werdensollten. Gleichwohl fand der Ein-

satz des deutschen Landungs-korps seine sichtbare Anerken-nung in der Verleihung des Or-dens Pour le mérite durch KaiserWilhelm II. an Usedom.

Nach dem Ausbruch des ErstenWeltkriegs wurde der nunmehrigeVizeadmiral Usedom an die Spitzeeines aus 27 Offizieren sowie 521Unteroffizieren und Mannschaf-ten bestehenden und für den Ein-satz in der Türkei bestimmtenSonderkommandos der Kaiser-lichen Marine berufen. Aufgabedieses Sonderkommandos war esin erster Linie, die landseitige Ver-teidigung der Dardanellen, derwichtigsten Seeverbindung zwi-schen dem Ägäischen und demMarmarameer, zu organisieren.Diese 65 Kilometer lange und zwi-schen zwei bis sieben Kilometerbreite Wasserstraße, im AltertumHellespont genannt, war seit dem18. Jahrhundert Ziel russischerMachtpolitik. Ein Vertrag von1841 verbot die Durchfahrt vonnichttürkischen Kriegsschiffen. Während seines Einsatzes in

der Türkei wurde von Usedom

zum Generalinspekteur der tür-kischen Küstenartillerie sowiedes Minenwesens ernannt. Inweiterer Folge wurde er kaiser-lich osmanischer Feldmarschallund Oberbefehlshaber der befe-stigten Meerengen des Bospo-rus, der Dardanellen und desMarmarameeres – obwohl nochimmer, sozusagen im „Hauptbe-ruf“, kaiserlich deutscher Seeof-fizier. Wegen der siegreichen Ab-

wehr des britischen Großangriffsauf die Dardanellen wurde Use-dom am 22. März 1915 zum Ge-neraladjutanten des Kaisers er-nannt; am 22. August desselbenJahres erhielt der Admiral ausdem ostpreußischen Quandittenaus der Hand seines OberstenKriegsherrn, Kaiser Wilhelms II.,das Eichenlaub zum Pour le mé-rite. Er starb am 24. Februar1925 in Schwerin. E.B.

Kurz nach Beginn der sowjeti-schen Weichsel-Oder-Offensivekam es am 25. Januar 1945 zurEinkesselung Posens. Dem folgteeine vierwöchige Belagerung derStadt, in deren Verlauf die deut-schen Verteidiger energischenWiderstand leisteten, was dannnach ihrer Kapitulation zu grausa-men Racheaktionen seitens derRoten Armee führte.

Am 14. Januar 1945 eröffnetedie 1. Weißrussische Front unterMarschall Georgij Schukow(1896–1974) eine Großoffensive,in deren Verlauf sie quer durchdas Warthegau vorstieß. Damitkam wieder einmal Adolf HitlersVerteidigungskonzept für die Ost-front zum Tragen, das vorsah, dassStädte wie Posen zur Festung er-klärt und unter allen Umständengehalten werden müssen, um„möglichst starke Feindkräfte zubinden“ und „dadurch mit dieVoraussetzung für erfolgreicheGegenoperationen zu schaffen“.Allerdings war die Hauptstadt

des Warthegaus für diese Aufgabenur sehr mangelhaft gerüstet, ob-

wohl sich hier eine eindrucksvolleZitadelle aus dem 19. Jahrhundertbefand, zu der 22 Außen- bezie-hungsweise Innenforts und einüberaus massives „Kernwerk“ ge-hörten. Zum einen verfügte deram 20. Januar 1945 eingesetzte Fe-stungskommandant, Generalma-jor Ernst Mattern (1890–1962),über keine sonderlich schlagkräf-tige Streitmacht. Zwar unterstan-den ihm wohl zwischen 30000und 60000 Mann (die genauenZahlen sind nach wie vor umstrit-ten), allerdings gehörten hierzuauch die wenig kampferfahrenenFahnenjunker der Posener Infan-terieschule sowie Polizisten, Lan-desschützen, Volksturmmänner,Eisenbahner und Feuerwehrleute.Zum anderen war die Bewaffnungder Verteidiger ausgesprochendürftig: mit 30 Sturmgeschützenund vier Panzern sollten sie denAnsturm mehrerer russischer Di-visionen abwehren.Aufgrund der Vorhersehbarkeit

der Katastrophe verließen diemeisten der rund 90000 volks-deutschen Zivilisten die Stadt,nachdem sich Arthur Greiser(1897–1946), der Gauleiter des

Warthegaus, am 18. Januar endlichdazu durchgerungen hatte, dieGenehmigung hierzu zu erteilen –bis dahin galt die Devise: Aushar-ren, denn die Wehrmacht werdekeinen Meter deutschen Bodensfreigeben! Ja, der scheinbar soendsieggläubige Spitzenfunktio-när ergriff schließlich sogar selbstdie Flucht, als am frühen Morgendes 20. Januar „Festungsalarm“ausgelöst wurde. Da-bei standen die so-wjetischen Truppenzu diesem Zeitpunktnoch rund 130 Kilo-meter entfernt.Am 24. Januar

1945 war es dannallerdings tatsächlichso weit. Die 1. Garde-panzerarmee vonGeneraloberst Mi-chail Katukow(1900–1976) erreich-te Posen. Und sofortzeigte sich wieder,wie militärisch sinn-los das Verharren inFestungen oder an„festen Plätzen“ war,denn die Panzer stie-ßen einfach nördlichoder südlich an dem„Bollwerk“ vorbei,wonach sie bis zum31. Januar die Odererreichten und somitnur noch 60 Kilome-ter vor Berlin stan-den.Darüber hinaus

bekam aber auch Po-sen die ganze Über-macht des Feindes zuspüren, als am Tagenach der Ankunftder russischen Pan-zerspitzen vierSchützen-Divisionender 8. Garde-Armeeunter GeneraloberstWassilij Tschuikow(1900–1982) undzwei weitere Divisio-nen der 69. Armeevon GeneralleutnantWassilij Kazakow(1898–1968) zumSturm ansetzten. Ge-gen diese Streit-macht – es handelte sich hierimmerhin um 100000 gut ausge-bildete und bestens ausgerüsteteSoldaten, die auch reichlich Luft-unterstützung bekamen – hattendie Verteidiger natürlich keineChance. Das hinderte den Reichs-führer SS, Heinrich Himmler(1900–1945), der ungeachtet allerBedenken der deutschen Genera-

lität zum Oberbefehlshaber derHeeresgruppe Weichsel avancie-ren konnte, indes nicht daran, ei-nen „Antrag auf Herausschlagender Besatzung Posen“ abzulehnen,wobei die vollmundige Begrün-dung des SS-Chefs lautete: „Wirorganisieren die Verteidigung undnicht das Davonlaufen.“Außerdem sorgte Himmler am

30. Januar für die Ablösung von

Mattern. An dessen Stelle trat derbisherige Kommandeur der Fah-nenjunkerschule, Oberst bezie-hungsweise dann GeneralmajorErnst Gonell (1902–1945). Der ge-bürtige Königsberger glaubte zu-nächst fest daran, dass Posen baldentsetzt werden würde und gingdementsprechend motiviert anseine neue Aufgabe heran. Aller-

dings konnte er dennoch nichtverhindern, dass die Russen im-mer weiter in die Stadt eindran-gen, wobei sie übrigens wertvolleErfahrungen im Häuserkampfsammelten, die ihnen später beider Eroberung von Berlin zugute -kamen. Deshalb verlor die Fe-stungsbesatzung bald jedwedeHoffnung auf einen positiven Aus-gang der Kämpfe, wie eine desillu-

sionierte Depesche an das Führer-hauptquartier vom 11. Februar1945 zeigt. Hitler reagierte hier-auf, indem er Gonell am 22. Fe-bruar das Ritterkreuz verlieh, umihn zum weiteren Durchhalten zuanimieren. Trotzdem aber kapitu-lierte der Festungskommandantbereits am Morgen des Folgetages,weil die Verteidiger nur noch das

Kernwerk der Zitadelle kontrol-lierten und mit dessen alsbaldigerErstürmung rechnen mussten.Die Schlacht um Posen führte

zur weitgehenden Vernichtungder historischen Bausubstanz derStadt. Am Ende war über dieHälfte aller Häuser zerstört unddie Altstadt lag sogar fast voll-ständig in Trümmern. Dazu ka-men die Verluste an Menschenle-

ben. Deutscherseitsstarben rund 5000Mann, darunter auchGonell, der sich nachder Kapitulation er-schoss, wohingegendie Rote Armee in-folge der massivenGegenwehr der Ver-teidiger an die12000 Soldaten ver-lor. Das war ein un-erwartet hoher Blut-zoll, der bei den Rot-armisten heftige Ra-chegelüste weckte,denen insbesonderedie 2000 deutschenSchwerverwundetenzum Opfer fielen, diesich zum Zeitpunktder Kapitulation imLazarettbunker be-ziehungsweise denKasematten der Zita-delle befanden. Die-se wurden ab dem23. Februar mittagserschossen oderaber bei lebendigemLeibe mit Flammen-werfern verbrannt!Das berichteten so-wohl deutsche Au-genzeugen als auchpolnische Bürger, diezugegen waren, alsdieses unerhörteKriegs verbrechengeschah.Das Gemetzel von

Seiten der Angehöri-gen der 27., 74. und82. Garde-Schützen-division, das natür-lich keinerlei juristi-sche Konsequenzenfür die Beteiligtenhatte, überlebten nurdie gehfähigen Ver-

wundeten sowie die nichtverletz-ten deutschen Kombattanten.Allerdings traf auch die der Hassder Sieger, denn sie wurden spä-ter mehrmals in entwürdigend-ster Weise durch die Stadt getrie-ben, wobei sie den Schlägen undBeschimpfungen polnischer Zivi-listen ausgesetzt waren.

Wolfgang Kaufmann

Guido von Usedom Bild: Archiv

In Kreuzburg an der Pasmar inder „Natangischen Schweiz“wurde am 26. Februar 1845 Wil-helm Reichermann geboren. Nachder Schule lernte er das Hand-werk seines Vaters und ging alsWander-Färbergeselle von Ost-preußen fort, lernte Land undLeute kennen in deutschen Städ-ten und Dörfern, auch in Öster-reich-Ungarn, Norditalien und inder Schweiz. Zurückgekehrt in seine Heimat,,

bestand Reichermann die Meister-prüfung, so dass er nach dem Todseines Vaters 1874 die Färbereiweiterführen konnte. Die Kreuz-burgerin Auguste Lemke wurdeseine Frau, in ihrer Ehe wurdenneun Kinder geboren. 1880 kaufteReichermann die Alte Ordens-mühle, Stadtmühle, nach der Ab-gabe des Familienbetriebs an sei-nen jüngeren Bruder. Neben derErwerbstätigkeit beteiligte sich derKreuzburger an den städtischenPflichten. 26 Jahre bekleidete erdas Amt des Stadtverordnetenvor-stehers. Der Mühlenbesitzer warauch Abgeordneter des KreisesPreußisch Eylau. Er erreichte dieEinrichtung eines Elektrizitäts-werkes in der Mühle. Seine Mit-bürger in Kreuzburg bekamenelektrisches Licht. Eine Klein-bahnlinie nach Tharau wurde ein-gerichtet. Wilhelm Reichermann hat über

die Vertreibung hinaus mit seinenhumoristischen Gedichten in ost-preußischer Mundart den Lands-leuten die Liebe und die Treue zurHeimat wachgehalten. Sein erstesBändchen „Ut Noatange. Plattdüt-sche Spoaßkes“ erschien 1891 undfand so liebevolle Aufnahme, dassihm 19 folgen. Eine besondere An-sicht des Ostpreußenwesens, dasVergnügen am spaßigen, in seinerheimatlichen Mundart unge-schminkt vorgetragenem Erlebnis,

findet in seinen plattdeutschenGedichten einen verbindlichenAusdruck. Reichermann war einreicher Mann mit lustigen Ge-schichten in Versen, die zugleichcharakteristische Bilder von derArt, dem Leben und Treiben derEinheimischen in einem ostpreu-ßischen Landstädtchen um dievorletzte Jahrhundertwende ge-ben. Es sind heute kleine Dokumente

ostpreußischen Humors, der sichgelegentlich auch zur harmlosenSatire zuspitzt. Für das Plattdeut-sche gibt es keine einheitlicheRechtschreibung, selbst innerhalbder einzelnen Gegenden findensich lautsprachliche Verschieden-heiten. Demgemäß ist auch dieSchreibweise meistens etwas ver-schieden. Reichermanns Erzähl-und Verskunst richtet sich nachder Aussprache im altpreußischenLand Natangen, südlich des Pre-gels. 1897 erschienen „Natangi-sche Geschichten“, 1915 „Ut eKriegstied“. Der „Krüzburgsche Mäller“ und

Mundartdichter verkaufte 1909seine Mühle und verbrachte inKönigsberg, Neue Dammgasse 4,seine Lebensjahre im Ruhestand.Dort war er schriftstellerisch tätigund beteiligte sich mit an der Ar-beit am „Preußischen Wörter-buch“ des Professors Walther Zie-semer. Am 9. März 1920 starb Reicher-

mann. 1925 setzte die StadtKreuzburg am Waldesrand einenGedenkstein für ihren Ehrenbür-ger. Eine kleine Auslese aus „UtNoatange“ erschien 1954 als Erin-nerung im Gräfe und Unzer Verlagunter dem Titel „Starker Tobbak“.Manchen Ostpreußen wird ihrheimatliches Platt noch geläufigsein. Es sollte ihnen als urtümli-che Muttersprache ein lebendiggepflegter Besitz bleiben. E.B.

Humor aus Ostpreußen

»The Germans to the front«Admiral Guido von Usedom war der Deutsche, der den berühmten britischen Befehl erhielt

170. Geburtstag vonWilhelm Reichermann

Der Kampf kosteterund 17000

Menschenleben

Zeugnis von der Schwere der Kämpfe um die Stadt: Rathaus in Posen Bild: Archiv

Page 12: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

Zu: „Das hat sie nicht verdient“(Nr. 5)

Mit Entsetzen habe ich die Bei-träge in Ihrer Zeitung über dieunglaublichen Vorgänge um dasDenkmal für Agnes Miegel in BadNenndorf, derenNot heimat nach ih-rer Vertreibung ausKönigsberg, zurKenntnis nehmenmüssen. Die großedeutsche Dichterindarf also 70 Jahrenach der Vertrei-bung ebenfalls die-se „Wertschätzung“etlicher umerzoge-ner Gutmenschenerleiden.Für die Initiato-

ren dieser schänd-lichen Aktion kannich mich nur schä-men. Die Anstiftersollten nach Kö-nigsberg reisen, umdort bei den heuti-gen Bewohnern zulernen, was Tole-ranz und Weltoffen-heit bedeuten. Dierussischen Einwoh-ner gedenken derdeutschen Dichte-rin mit einer Tafelan ihrem ehemali-gen Wohnhaus. Derrussische Schrift-steller Sim Semkinübertrug 1996 diebesten Miegelge-dichte, wie auchdie anderer ost-preußischer Dich-ter, ins Russische.Somit genießen siedort Anerkennungund Hochachtungjenseits hasserfüll-ter politischer Ver-blendung.

Die alt und müde gewordenenOstpreußen schulden der Preußi-schen Allgemeinen für die Reak-tion auf den traurigen VorgangDank. Die Lebensmaxime unsererhochverehrten Mutter Ostpreu-ßen, „Nichts als den Hass zu has-

sen“, soll auch für uns, die Letz-ten, der Wegbegleiter sein. IhrWerk bleibt! Der Volksmund sagtso treffend: „Was kümmert es denMond, wenn ein Pinscher ihn an-bellt.“ Hans-Georg Balzer,

Groß Köris

LESERFORUM12 Nr. 8 – 21. Februar 2015

Erneut vertrieben: Agnes-Miegel-Denkmal im Kurpark Bad Nenndorf Bild: Archiv

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Zu: Jedes Maß verloren (Nr. 3)

Seit einiger Zeit ist Pegida in al-ler Munde, und diese Bewegungschwappt bereits über die Lan-desgrenze Deutschlands hinaus.Ist es eine Bewegung, die aus

dem Nichts entstand? Oder be-steht schon seit längerer Zeitunterschwellig in der Bevölkerungein ungutes Gefühl gegen eineÜberfremdung des eigenen Lan-des? Jetzt ist die Blase plötzlichaufgebrochen, und diese Bewe-gung hat eine ungeahnte Zahl vonAnhängern gefunden. Man bekommt den Eindruck,

dass Politiker fast aller Parteien –einschließlich der Bundeskanzle-rin – die Notbremse ziehenmöchten, um mit allen Mitteln ei-ne Ausbreitung dieser Bewegung

zu unterbinden. Das letzte Zei-chen haben wir am Montag, den19. Januar, erlebt. Jede öffentlicheDemonstration in Dresden wurdewegen Terrorwarnung verboten.Eine schwere Entscheidung, fürdie wahrscheinlich schwerwie-gende Unterlagen vorlagen. Aber nicht nur Politiker setzen

alle Hebel in Bewegung und be-mühen sich, über ihre Parteienund Vereinigungen möglichst vie-le Menschen zu Gegendemon-strationen zu bewegen. Sogar ho-he kirchliche Würdenträger spra-chen sich gegen eine Demonstra-tion der Pegida-Bewegung aus.Aber gerade von christlicher

Seite ist es doch sehr unverständ-lich, dass man ausgerechnet dieMenschen bekämpft, die sich ge-gen eine Islamisierung des

Abendlandes wenden. Das bedeu-tet in der Umkehr, dass die christ-lichen Kirchenvertreter mit derIslamisierung Europas einverstan-den sind und sich dafür einset-zen. So könnte man das Löschender Lichter am Kölner Dom dahininterpretieren, dass diese Erschei-nung den allmählichen Untergangder abendländischen Werte zu be-deuten habe: Es wird dunkel inunseren Kirchen. Das Licht unse-rer Kultur erlischt.Welch eine hochstehende Kul-

tur auf allen Gebieten ist in denletzten Jahrhunderten im Abend-land entstanden! Wollen wirwirklich deren Untergang beför-dern, indem Menschen, die fried-lich auf die Straße gehen, weil siedie Gefahr sehen, die auf uns zu-kommen könnte, bei ihren Prote-

sten behindert oder gar ge-schmäht werden? Nun noch etwas zu den tragi-

schen Ereignissen von Paris undden Karikaturen. Lauthals tretendie Massen, die sich in Paris undanderswo eingefunden haben, fürMeinungsfreiheit ein, die sichauch auf Karikaturen bezieht.Vom Alten Fritz ist der Satz über-liefert: „Jeder soll nach seiner Fas-son selig werden.“ Soweit mir be-kannt ist, bezog sich dies in ersterLinie auf christliche Religionen.Aber er bedeutet nicht uneinge-schränkte Freiheit. Die Freiheitdes Einzelnen endet dort, wo siean die Grenzen des Anderenstößt. Wenn diese Regel imzwischenmenschlichen Bereichgeboten ist, müsste sie nicht erstrecht bei größeren Gemeinschaf-

ten angewendet werden? Mussman nicht auf so einem sensiblenGebiet, wie dem des Glaubens,besonders achtsam sein? Kannman sich alles erlauben, nur mitdem Hinweis auf Freiheit und De-mokratie? Sagt man doch, dassdie Demokratie auch Karikaturenreligiöser Personen und Darstel-lungen „ertragen“ muss? Wirdman wirklich ein gutes Miteinan-der dadurch erreichen, dass mandurch Karikaturen Menschen be-leidigt? Wäre eine gewisse Zu -rück haltung nicht angebracht?Oder existiert das Wort „Rück -sichtnahme“ heute nicht mehr? Man spricht heutzutage viel

von einem Werteverlust hier inEuropa. Es geht dabei nicht umeinen materiellen Verlust sondernum gravierenden Moralverlust:

die Achtung vor dem Andersden-kenden. Auf religiösem Gebietkommt noch hinzu, dass Symbol-figuren ins Lächerliche gezogenwerden. Aber wie soll ein Volkbestehen, wenn es keine Gestaltenhat, die das Positive im Leben undim einzelnen Menschen erwek-ken und zur Entfaltung bringenkönnen? Ist das Leben heute wieein Tanz auf einem Vulkan?

Inge Keller-Dommasch,Jonen/Schweiz

Bellender Pinscher Es war ein Land ...Zu: „Das hat sie nicht verdient“(Nr. 5)

So viel Niedertracht kann ei-nem schon den Schlaf rauben.Wer im Bad Nenndorfer Stadtratsitzt, lässt sich denken. Die Bron-ze-Skulptur der jungen AgnesMiegel ist das reine Entzücken.Ein Wunder, dass in diesem Land,wo das Hässliche verordnet wird,es noch Künstler gibt, die mit ih-rer Hände Arbeit so etwas Schö-nes schaffen.Agnes Miegel und ihre Verehrer

werden die Demütigung verwin-den können. Schließlich hattendie Brüder und Schwestern imGeiste der Bad Nenndorfer Stadt-väter bereits das Denkmal Fried -richs des Großen jahrzehntelangin den Hinterhof verbannt. Erstseit einigen Jahren darf der großeKönig wieder Unter den Lindenreiten. Die wenigen Intelligentenin diesem Land haben bereitsfestgestellt, dass Deutschlandnicht 1945 sondern 1968 unterge-gangen ist. Das geheime Deutschland wird

voller Wehmut die wunderbarenVerse Miegels lesen: Es war einLand ... Karin Khemlyani-Albrecht,

Bendestorf

Bloß nicht noch mehr Staatsdiener!

Zu: Miegel-Denkmal wird ent-fernt (Nr. 3) und: „Das hat sienicht verdient“ (Nr. 5)

Wenn das Miegel-Denkmal inBad Nenndorf unbedingt wegmuss, sollte man in Königsberganfragen. Die Russen sind geradedabei, die preußische Geschichtedort aufzuarbeiten. „Daß Du, Kö-nigsberg, nicht sterblich bist“, hatAgnes Miegel geschrieben. AuchImmanuel Kant trägt dort dazubei. Manfred Kremp,

Bremen

Zu: Die deutsche Rechtsordnungverfällt (Nr. 6)

Ich denke, hier wurden zweinicht zusammengehörende The-men vermischt. Selbst wennDeutschland eine Beamtendichtewie Frankreich hätte − das Verfal-len der Rechtsordnung ist poli-tisch gewollt und hängt keines-wegs an einer eventuell überlaste-ten Bürokratie. Über die wenigenVersuche, abgewiesene Asylbe-werber auszuweisen, kann fastimmer Folgendes gelesen werden:Entweder es findet sich dochnoch ein Richter, der selbst italie-nische Verhältnisse für „men-schenunwürdig“ hält, es findetsich eine Kirche, die Asyl bietet,oder eine Gutmenschenarmadaverhindert mit allen Mitteln, auchgewalttätigen, die Ausweisung. Welcher Mitarbeiter einer Aus-

länderbehörde will sich diesenÄrger antun? Und da von „oben“keinerlei Einwand kommt, wirdein ungesetzlicher Aufenthalt lie-ber stillschweigend geduldet. Voneiner Reaktion der Regierung aufdie entsprechende Anfrage desCSU-Bundestagsabgeordneten Jo-hannes Singhammer habe ich

auch nichts gehört, eher vonInnenminister Thomas de Mai -zières Absicht, den bisher nur Ge-duldeten das Aufenthaltsrechtnachträglich zu gewähren.Auch dass fast alle „-gida“-De-

monstrationen entgegen jeglicherGesetzeslage durch linksradikale„Gegendemonstranten“ behindertoder – wie in Frankfurt am Main– sogar völlig verhindert wordenwaren, wurde von unserer politi-schen Elite wohlwollend gedul-det, wenn nicht sogar öffentlichgutgeheißen. Oder die jährlichenStraßenschlachten am 1. Mai, die„Juden-ins-Gas“-Demonstratio-nen des vergangenen Sommers,ach, und vieles mehr könnte daaufgezählt werden: Die Polizeimuss sich verprügeln lassen unddarf sich nicht wehren. Und wes-halb? Weil die Politik es nicht nurzulässt, sondern es im „Kampf ge-gen Rechts“ ganz offen fördert.Also um Gottes Willen nicht

noch mehr vom Steuerzahlerzwangsalimentierte Staatsdiener,die werden doch nur zur flächen-deckenden Überwachung undGängelung des Steuerzahlers ein-gesetzt. Maria-Anna Konietzko,

Bad Homburg

Russen als Vorbild

Zu: Oben gegen unten (Nr. 2)

In der Diplomatie heißt es, so-lange miteinander gesprochenwird, schweigen die Waffen. Wa-rum weigern sich nun gewählte„Volksvertreter“ auf den Montags-demonstrationen vor friedlichenPegida-Mitgliedern in Dresden zusprechen? Warum werden die De-monstranten vom Parteivorsitzen-den der Grünen, Cem Özdemir,als „komische Mischpoke“ verun-glimpft und mit aller Macht vonden etablierten Parteien zuGegendemonstrationen gegen diefreiheitliche Bürgerbewegung auf-gerufen?Haben denn Angela Merkel,

Sigmar Gabriel und Cem Özde-mir im Ringen um ihren Machter-halt vergessen, dass hier der Sou-verän des Staates auch einmal ge-hört werden möchte? Hier de-monstriert unter anderem auchder deutsche Steuerzahler inDresden, welcher die Futtertröge

im Deutschen Bundestag füllt.Auch Oma und Opa mit Rollatorweisen darauf hin, dass die Al-tersarmut in Deutschland Formenannimmt, welche unerträglichwerden.Warum gibt es in Deutschland

kein Einwanderungsgesetz wie inden USA, Kanada und Australien?Es wäre die verdammte Pflichtunserer hochdotierten Politikergewesen, hier rechtzeitig und vor-beugend tätig zu werden.Mit Bestürzung und unend-

licher Trauer haben auch die Pegi-da-Demonstranten auf die An-schläge von gewalttätigen Islami-sten auf die Satirezeitschrift„Charlie Hebdo“ und auf einenjüdischen Supermarkt in Parisreagiert. Insgesamt waren 17 Op-fer zu beklagen.Im Jahre 2014 sind über 6000

Juden in Frankreich auf Grund is-lamistischer Anfeindungen nachIsrael ausgewandert. Auch dieseZahl ist sehr bedenklich und hat

mit Toleranz und Weltoffenheitnichts zu tun. Bereits seit MitteOktober 2014 weist Pegida auf dieGefahr der Islamisierung in Euro-pa hin und wurde deshalb vonden etablierten Parteien und dergleichgeschalteten „Qualitätspres-se“ schwer attackiert. Da mischtauch die Antifa als „Rotfront“-Schlägergruppe gerne mit.Dresden und die Bürgerbewe-

gung leben und erklären ihre So-lidarität mit dem Volk Frank-reichs. Es ist schon bemerkens-wert, dass gerade Politiker inDeutschland, welche sich erhebli-che Versäumnisse in der Asylpoli-tik schuldig gemacht haben, derBürgerbewegung eine Trauer-kundgebung in Dresden sogarnoch verweigern. Zwischen Poli-tik und Bürgerwillen gibt es in derTat einen tiefen Graben. Ob hiernoch etwas zu kitten ist, wird dieZukunft zeigen. Gegenwärtig sieht es nicht da-

nach aus, es sei denn, dass die Be-

Leserbriefe bitte an: PreußischeAllgemeine Zeitung, Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

völkerung wieder als mündigeBürger und nicht als Mischpokebehandelt wird. Die Front-Natio-nal-Politikerin Marine Le Pen,Staatspräsident François Hollandeund Premierminister ManuelValls sprachen nach den Gewalt-anschlägen davon, dass man sichin einem „Krieg“ mit dem „islami-stischen Fundamentalismus“ be-finde. Die etablierten Politiker ha-ben es in Frankreich nicht ge-schafft zu verhindern, dass eineverlorene Generation muslim-französischer Jugendlicher ihr ei-genes Land bekämpft. Das solltedoch in Deutschland zu denkengeben. Hans-Joachim Nehring,

Neubrandenburg

Zu: „Die Deutschen zahlen“ (Nr. 5)

Mit einer Konsequenz sonder-gleichen setzt der erst vor kurzemgewählte Alexis Tsipras, Minister-präsident von Hellas, seine Wahl-versprechen 1:1 um. Er weiß sehrwohl, dass dieses Vorgehen inBrüssel, in Berlin und anderswogroßen Unmut, wenn nicht Zornhervorruft – auch wenn nach au-ßen alle Betroffenen Gelassenheitvorspiegeln. Der EU-Parlamentspräsident

Martin Schulz reiste nach Grie-chenland und hat versucht, mitder neuen Regierung „Tacheles zureden“. Nach ihm kam Eurogrup-penchef Jeroen Dijsselbloem nachAthen. Auffallend, die führendenKöpfe der EU – es fehlte noch Jean-Claude Juncker – suchtenden in ihren Augen renitentengriechischen Ministerpräsidentenauf. Dieser wird nicht zum Rap-port nach Brüssel bestellt. Tsiprashat bei all seinen Verhandlungen

mit den EU-Gesandten jedochnoch eine Trumpfkarte im Ärmel:Die Beziehungen zu Russland.Zwar hat Russland große finan-zielle Probleme, aber diese Gele-genheit wird sich Putin nicht ent-gehen lassen, über Griechenlandeine Sperrminorität im Europäi-schen Rat zu installieren: Die Be-schlüsse werden vom Rat nachArtikel 31 des EU-Vertrags grund-sätzlich einstimmig gefasst, jederStaat hat also ein Vetorecht. Sokönnte Russland alle weiteren inBerlin ausgeheckten Sanktionenaushebeln. Im Rat der Europäi-schen Union (EU-Ministerrat)kann der Kreml mit Griechenlandzumindest stören und eventuellmit anderen unzufriedenen Staa-ten eine Sperrminorität bilden. Warten wir ab, welche Schach-

züge Tsipras als nächstes voll-zieht. Brüssel wird sich nolens vo-lens dem Willen Tsipras anpassenmüssen. Dr. Jürg Walter Meyer,

Leimen

Das sagt alles, was alle sagenZu: Noch wirkt die Einschüchte-rung (Nr. 3)

Zu dem dankenswerten Artikelmöchte ich die folgende, in denLücken des Alltags entstandeneMitschrift aus dem „Register derDiffamierung“ hinzufügen: „Chao-ten“ (Bundespräsident Gauck),„Schande für Deutschland“ (Ju-stizminister Heiko Maas), „ÜbleNationalisten“ (Thomas Opper-mann, SPD), „komische Mischpo-ke“ (Cem Özdemir, Grüne), „Rat-tenfänger“ (Hannelore Kraft, Mi-nisterpräsidentin von NRW),

„Brunnenvergifter“ (Yasmin Fahi-mi, SPD-Generalsekretärin),„rechtsextremistisch“ (Bundes-kanzlerin Merkel), „kruder Hau-fen“ (Altkanzler Gerhard Schrö-der), „frech, tumb“ (Pastor Schor-lemmer), „Nazis in Nadelstreifen“(Innenminister NRW Jäger),„Dumpfbacken“ (Ministerpräsi-dent Hessen Bouffier), „ein einfa-cher Mann“ (vorgeschaltet einemInterview-Ausschnitt mit einemTeilnehmer an den Pegida-De-monstrationen). Kommentarüberflüssig. Gudrun Schlüter,

Münster

Mit Demonstrationsverboten erlischt das Licht unserer Kultur

Der Graben zwischen Politikern und Bürgern wird immer tieferTsipras’ Schachzüge gegen die EU

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MELDUNGEN

Entschädigungfür Bauernhof

Allenstein – Der Deutsche AndreasS. erhält Entschädigung für denBauernhof seiner Eltern in Diet-richswalde. 15790 Euro muss derStaat nach einem Urteil des Allen-steiner Bezirksgerichtes an denSohn von Ermländern zahlen, diein den 70er Jahren in die Bundes-republik Deutschland übergesie-delt sind. S. hatte sich um eine Ent-schädigung für die Landwirtschaft,die seine Eltern zurückgelassenhatten, bemüht. Er könne die Im-mobilie selbst nicht zurückfordern,weil es das Grundbuch nicht er-mögliche, unterstreicht AgnieszkaZegarska, Pressesprecherin des Be-zirksgerichtes in Allenstein. DerRechtsanwalt von Andreas S. hältdie Höhe der Entschädigung fürausreichend. Bis das Urteil rechts-kräftig wird, kann noch Berufungbeim Appellationsgericht in Bialy-stok eingereicht werden. PAZ

Der Königsberger Tiergarten,der auf eine reiche Ge-schichte zurückblicken

kann, entwickelt sichwieder posi-tiv, nachdem er jahrelang vor demVerfall stand. Unter der Leitungvon Direktorin Swetlana Sokolowa,die den Zoo seit drei Jahren leitet,wurden bereits viele Umgestaltun-gen vorgenommen. Auch führte sie

zahlreiche, auch nicht ganz unum-strittene Neuerungen ein, um mehrBesucher anzulocken. Der Erfolggibt ihr recht. Im vergangenen Jahrhatte der Zoo 371000 Besucher,43000 mehr als im Jahr 2013. ZumBesucherrekord mag auch der gün-stige Eintritt in Höhe von umge-rechnet zwei Euro in der Wocheund 2,50 Euro am Wochenendebeigetragen haben. Das Zoogelände hat eine attrakti-

ve Infrastruktur bekommen, zu-sätzlich gibt es Veranstaltungen zu

verschiedenen Themen, was einer-seits als nicht zu einem Zoo pas-sende kommerzielle Ausrichtungin der Kritik steht, andererseitsaber zum Erfolg beigetragen hat.Denn vor allem Familien verbrin-gen ihre Freizeit gerne in der grü-nen Oase, die mit Attraktionen undallen möglichen Cafés einlädt. Be-vor Sokolowa mit den Umgestal-tungsarbeiten begonnen hatte, hatsie die großen Zoos in Deutschlandund Europa besucht, darunterauch Hagenbecks Tierpark inHamburg, der einst dem Königs-berger Tiergarten als Vorbilddiente. Im Königsberger Zoo kommen

auch die Tierfreunde nicht zu kurz.Der Bestand wird ständig erweitertund somit auch vielfältiger. Alleinim vergangenen Jahr wurden über260 Jungtiere verschiedener Artenhier geboren, darunter Stachel-schweine, europäische Rothirsche,Wildziegen, Zebras und andereexotische Tiere. Darüber hinauskamen auch Tiere in den Zoo, dieauf der „Roten Liste“ stehen wieder amurische Leopard, ein Weiß-handgibbon sowie einige Affenar-ten. Insgesamt leben nun knapp

300 Tierarten im Tiergarten. Ohnedie Kleinlebewesen sind es fast2000 Einzeltiere.Der heutige Zoo befindet sich

auf dem Gelände des von Her-mann Claaß errichteten Königsber-ger Tiergartens. Bei dessen Eröff-nung am 21. Mai 1896 hatte er ei-nen Tierbestand von 900 Einzeltie-ren aus 260 verschiedenen Arten.Während des Ersten Weltkriegswar der Tiergarten für Besucher

geschlossen. Im Juli 1918 wurde erwieder geöffnet. Bei der Wiederer-öffnung nach dem Zweiten Welt-krieg am 27. Juni 1947 betrug derBestand nur 50 Tierarten. Dankder Unterstützung anderer russi-scher Zoos wuchs er schnell. In den vergangenen Jahren

drohte der Königsberger Zoo zuverfallen. Gebäude und Gehegewaren völlig marode. Umfangrei-che Baumaßnahmen wurden un-

vermeidlich. Zwar wurden 2014keine neuen Gebäude eröffnet, da-für wurden aber viele alte restau-riert. Erstmals seit 100 Jahren wur-de die Fußgängerbrücke am Ein-gang modernisiert, wofür eineSumme von 15 Millionen Rubel (211000 Euro) aus dem Haushaltder Stadt bereitgestellt wurde. Mit Hilfe von 40 Millionen Ru-

bel (562000 Euro) aus dem regio-nalen Zielprogramm für die Ent-wicklung der Kultur im Königsber-ger Gebiet konnte die Planung desRobbenbeckens samt Reinigungs-anlage abgeschlossen werden. Innächster Zeit soll auch das Löwen-gehege erneuert werden. Auch da-für werden Mittel aus dem Ziel-programm benötigt. Der Zoo hataber auch eigene Mittel für Repa-raturen aufgebracht. Für 3,4 Milli-onen Rubel (knapp 48000 Euro)gelang es, drei Gehege für Bergbe-wohner zu erneuern. Ein Teil desGeldes wurde auch für die Repara-tur der beschädigten Abschnitteder Umzäunung des Tiergartensaufgewendet, durch die in der Ver-gangenheit streunende Hunde aufdas Territorium des Zoos gelangtwaren. Jurij Tschernyschew

Lange Zeit war das Bernsteinkom-binat in Palmnicken dem Nieder-gang geweiht. Der staatliche EignerRosTech will das Unternehmen ausder Krise führen und der Bern-stein-Industrie im nördlichen Ost-preußen insgesamt Aufwind geben.

Wie der von Moskau eingesetzteDirektor des Kombinats, MichailZazepin, bei einem Treffen mitGouverneur Nikolaj Zukanow inKönigsberg mitteilte, wurden 2014im Palmnickener Bergwerk etwa250 Tonnen Bernstein gefördert.Von diesen seien erstmals seit Lan-gem rund 160 Tonnen im Königs-berger Gebiet und damit für dasheimische Kunsthandwerk verfüg-bar geblieben. Das Kombinat sehesich in der Pflicht, die örtlicheWeiterverarbeitung des Bernsteinsund damit den WirtschaftsstandortKönigsberg zu fördern.In den letzten Jahren wurde ein

Großteil der Rohbernsteinproduk-tion über illegale Kanäle ins Aus-land, insbesondere nach Polen,verbracht, wo man aus ihm vor al-lem in Westpreußen hochwertigeEndprodukte gestaltete. GrößereRohbernstein-Exportströme er-reichten sogar China. Dadurchfand quasi die gesamte Wertschöp-fung im Ausland statt, ohne dassder russische Staat auch nur denExportzoll regulär hätte einneh-men können. Verantwortlich hier-für war ein umfangreiches Netz-werk, das von „Schwarzgräbern“und korrupten Mitarbeitern desKombinats bis hin zu Unterneh-men reichte, welche die Produk-tion des Kombinats „abschöpften“.Diese Unternehmen verfügtenüber „Sonderbeziehungen“ zurKombinatsleitung und konnten soeinen Großteil der Werksförderunggünstig ein- und dann zu einem er-

heblich höheren Preis ins Auslandweiterverkaufen, ohne die Rohwa-re in irgendeiner Form zu bearbei-ten.Um Ordnung zu schaffen, wurde

im August 2013 Michail Zazepin,ein Sibirier und früherer KGB-Ka-der mit dem Nimbus eines „Auf-räumers“, von Moskau nach Kö-nigsberg beordert – nicht geradezur Freude der lokal etabliertenGeschäftsleute sowie all jener Mit-arbeiter seines Werks, die weitge-hend in die ortsüblichen Praktikeninvolviert waren. Zazepin über-stand eine ganze Reihe gegen ihnlancierter Kampagnen und räumtein der Tat ziemlich gut auf: Einigeder kriminellen Netzwerke wurdenstillgelegt und Strafen für Vergehen

massiv verschärft. Von Raubgrä-bern konfisziert man neuerdingsdie Ausrüstung, wo früher beschei-dene Bußgelder wirkungslos blie-

ben. Sogar an der Qualifizierungdes Bergwerkspersonals und anneuen Abbauverfahren wurde be-reits gearbeitet, wodurch sich diebisher erheblichen Verluste bei derFörderung minimierten. Hierbeikommt auch zum Tragen, dass dasBernsteinwerk 2014 auf BetreibenZazepins und auf Anordnung Pu-tins in den Besitz von Russlands

staatlichem Rüstungs- und Hoch-technologie-Konzern RosTechüberging. Die infolge dieser Refor-men in der Region erstmals wiederverfügbaren Bern-steinmengen rie-fen zur Überraschung vieler kriti-scher Beobachter KönigsbergerKunsthandwerker auf den Plan, dienach Jahrzehnten ihre Fähigkeitenan gutem Rohmaterial entfaltenkonnten. Dies sind erste erfreuli-che Anzeichen für einen Erfolg Za-zepins.Es wäre freilich illusorisch, be-

reits jetzt eine vollständige Aus-trocknung des über Jahrzehnte eta-blierten Bernsteinsumpfes zu ver-muten. Noch sind viele der seit je-her tonangebenden Firmen aufdem Markt aktiv, und selbst der

vermutliche „Pate“ des al-ten Systems, Viktor Bog-dan, hat sich trotz einesHaftbefehls nach Polenabsetzen können, von woaus er weiter die Fädenin der Hand hält. Dazupassen auch jene Nach-richten aus Polen, die be-reitwillig von den bun-desdeutschen Medienverbreitet werden: An-geblich gäbe es hier, un-ter anderem im Südendes Landes, umfangrei-che Neufunde von Bern-stein, die das nicht mehraus Königsberg heraus-kommende Rohmaterialersetzten. Ein Blick indiese Berichte zeigt je-doch jedem Kenner derMaterie unzweifelhaft,dass es sich hier um eineziemlich durchsichtigeKaschierung für weiter-hin über die Grenze ge-schmuggelte Steine han-delt, die zu „polnischen

Funden“ umdeklariert werden.Wer auf russischer Seite bei diesemSystem mitspielt, lässt sich bisherhingegen weniger klar erkennen.Bemerkenswert ist seit der Über-

nahme durch RosTech die offensiveVerwendung des deutschen Na-mens Palmnicken bei offiziellenVerlautbarungen, während der vonden Sowjets vergebene Kunstname„Jantarnyj“ – die Bernsteinstadt –auffällig in den Hintergrund tritt.Ohne eine deutliche Anknüpfungan das deutsche Erbe dürfte dieEtablierung der „Marke Bernstein-land“ für das Königsberger Gebiet,von der man in Moskau wiedervermehrt spricht, in der Tat kaumzu erreichen sein.

Thomas W. Wyrwoll

Bernstein-Industrie im Aufwind»Aufräumer« fördert heimisches Kunsthandwerk und geht gegen Diebe und Schmuggler hart vor

Tagebau in Palmnicken: Riesige Areale bergen das Gold der Ostsee Bild: MRK

FSB markiertGrenze

Königsberg – Die Grenzsiche-rungsabteilung des russischen Ge-heimdienstes FSB hat begonnen,die Staatsgrenze zur Republik Li-tauen auf fast 300 Kilometern neuzu markieren. Anders als beiGrenzzeichen normalerweise üb-lich, werden die neuen Markierun-gen nur von Russland aufgestellt,und zwar direkt auf der Grenzlinie.Eine zweite Markierung durch dielitauische Seite wird es laut Mittei-lung des FSB nicht geben. Wienach jedem Winter werden auch indiesem Frühjahr im Kurischen Haffneue Grenzbojen gesetzt. Diese be-sitzen an ihrer Spitze ein Signal-licht, das nachts auf bis zu drei Ki-lometer Entfernung sichtbar seinsoll. Im Winter werden diese Bojendurch gelbe Markierungszeichenauf dem Eis ersetzt. Ein unabsicht-liches Überschreiten der innerost-preußischen Demarkationslinien,wie dies bislang nicht selten undzumeist ohne größere Folgen ge-schah, dürfte daher in Zukunftdeutlich erschwert sein. T.W.W.

Störungen desVerkehrs

Allenstein – Straße Nr. S7:Liebemühl [Miłomłyn], Baustelle.Straße Nr. 7: Liebemühl [Miłomłyn]– Osterode [Ostróda], Baustelle.Straße Nr. 16: Lyck [Ełk] – KleinRutken [Rutki], Fällarbeiten. StraßeNr. 51: Hermenhagen [Osieka] –Heilsberg [Lidzbark Warminski],Fällarbeiten. Straße Nr. 54: Ver-kehrsknoten Braunsberg Süd [Bra-niewo], Fällarbeiten. Straße Nr. 57:Gallingen [Galiny] – Wusslack[Wozławki], Baustelle; Bischofsburg[Biskupiec] – Haasenberg [Labus-zewo], Plankenreparatur. Straße Nr.58: Niedersee [Ruciane] –Johannisburg [Pisz] – Bialla (BiałaPiska) – Woiwodschaftsgrenze,Fällarbeiten. Straße Nr. 63: Johan-nisburg – Gehsen [Jeze] – Woiwod-schaftsgrenze, Fällarbeiten. StraßeNr. 65: Goldap [Gołdap] – Treuburg[Olecko] – Lyck [Ełk], Fällarbeiten;Lyck – Grajewo, Fällarbeiten. EB

Verstaatlichung trugzum Erfolg bei

Veranstaltungen fürKinder und Cafés locken Familien an

Nr. 8 – 21. Februar 2015

Wieder attraktiv: Kinder kommen gerne in den Zoo Bild: J.T.

Besucherrekord im Königsberger TiergartenEigene Einnahmen und Unterstützung aus dem Zielprogramm zur Kulturförderung ermöglichen Umbauten

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14 Nr. 8 – 21. Februar 2015

es war keine gute Nachricht, dieuns da vor einigen Tagen erreich-te, und sie betrifft vor allem unse-re Ostpreußische Familie: DerKirchliche Suchdienst beendetseine Tätigkeit Ende September(siehe Nummer 7). Gerade wirverlieren mit ihm einen verläss-lichen Ansprechpartner, der im-mer bereit war, auf unsere Frageneinzugehen – umgekehrt wie wiruns bemühten, ihn bei manchenSuchwünschen zu unterstützen.Wir stellten uns auch gerne als In-formationsträger zur Verfügung,noch vor gar nicht so langer Zeitkonnten wir über eine sehr erfolg-reiche Suchaktion berichten. BeiAnfragen aus unserem Leser-kreis wiesen wir auch immerauf die erfolgreiche Institu-tion hin, da wir ja über kei-nen Datenbestand verfügen,sondern den ganz anderenWeg der Findung beschrei-ten, der direkt zu eventuellenZeitzeugen führt. Es istimmerhin erfreulich, dassnach Information des BdVder Datenbestand demBundesarchiv übergebenwerden soll und damit derÖffentlichkeit weiterhin zu-gänglich bliebe. Denn nochimmer werden Suchfragengestellt, die bisher nicht be-antwortet werden konntenoder sollten, und es sindnicht wenige, und sie werdenimmer schwieriger. Das be-kommen auch wir zu spürenund deshalb dauert die Ver-öffentlichung in manchenFällen etwas länger, vor allem,wenn keine Genehmigung des An-tragstellers zur Bekanntgabe sei-ner Adresse vorliegt, die aber fürdie Meldung möglicher Informan-ten notwendig ist. Die muss vonuns angefordert werden und dann– herrscht oft Stillschwiegen. Kei-ne Antwort, auch kein Zurückzie-hen der bereits formulierten Fra-ge. So liegen im Augenblick wie-der bei uns einige Suchfragen aufWarteposition. Und die Zeit läuftungehindert weiter …Nein, er steht noch nicht wieder

auf der Domwiese und auch nichtan irgendeinem anderen Platz inKönigsberg, der von dem Bildhau-er Georg Fuhg geschaffene Minne-sänger Walther von der Vogelwei-de, dessen Geschichte uns im ver-gangenen Jahr sehr beschäftigte.Der Bericht von Jörg Pekrul, wie

und wo er die beschädigte Figurentdeckte, hatte viele Zuschriftenzur Folge, in denen die Leser ihreBegegnung mit der noch unver-sehrten Figur schilderten. So auchHerr Dr. Hans-Dietrich Nicolaisenaus Büsum, der seine auf einer1991 veranstalteten Studienreisegewonnenen Eindrücke schilder-te, die wir in Nummer 50 veröf-fentlichten – leider aus Platzgrün-den ohne die von ihm gemachteAufnahme. Die wollen wir nunheute veröffentlichen, nicht nur,weil sie einen sehr guten Eindruckvon der Schönheit der von Fuhggeschaffenen Figur vermittelt, son-dern weil in einer weiteren Zu-schrift auf das Denkmal eingegan-gen wird. Frau Maria Riechert ausHamburg schreibt:„Ich, Jahrgang 1941, in Königs-

berg geboren, bin im August 1991,also fast sofort nach Öffnung der

Grenze, mit meiner Mutter – diezwar nicht aus Ostpreußenstammt, aber an der Albertina stu-diert hat – nach Königsberg gefah-ren. Dort haben wir das Denkmalunversehrt an der Stelle gefunden,wo heute das von Herzog Albrechtsteht. Bei späteren Besuchen habeich dann nichts mehr gefunden,aber es hieß, die Skulptur befändesich auf dem Gelände der Univer-sität, was ja heute noch offensicht-lich der Fall ist. Man konnte schonnach wenigen Jahren aus Sicher-heitsgründen das Universitätsge-bäude nicht mehr betreten. Demgegenüber sind meine Mutter undich noch ungehindert in dem Ge-bäude bis ganz nach oben gegan-

gen, weil meine Mutter mir ihr la-teinisches Seminar zeigen wollte.Die Russen wussten damals nochnicht, wie weit Freiheit gehendurfte.“ Und wer kann noch – wiedie von Herrn Dr. Nicolaisen zi-tierte russische Reiseleiterin –mühelos ein Gedicht des Minne-sängers aufsagen? Frau Riechertgelingt es, die ersten Zeilen von„Ich saz ûf eime steine“ zu rezi-tieren: „Ich saz ûf eime steine, unddahte bein mit beine; dar ûf satztich den ellenbogen; ich hete in mî-ne hant gesmogen daz kinne undein mîn wange.“ Es ist das Ge-dicht, nach dem sich der Bildhau-er gerichtet hat, denn „genau wieder Vers sieht auch das Denkmalaus“ findet Maria Riechert. Womitsie Recht hat.Von einer Entdeckung kann

man nicht gerade sprechen, dennin Insiderkreisen wusste man,dass er vorhanden war, der vonGeorg Fuhg geschaffene Bildnis-kopf des ostpreußischen Schrift-stellers Paul Brock. Er befand sichin einer Privatwohnung in der Lü-neburger Heide, aber ihr Besitzerkonnte sich nicht oft an ihm er-freuen, denn er wohnt jetzt inHinterpommern. Und wenn ichnun noch sage „auf dem Linden-hof“, dann wissen unsere auf-merksamen Leser, dass es sich umHorst Zander handelt, der dortmit seiner Frau Lydia deren väter-lichen Hof übernommen hat – inNummer 2 brachten wir ja ihrenletzten Erfahrungsbericht. Wiedieses Werk von Georg Fuhg inseinen Besitz gekommen ist, dashängt schon sehr mit unserer Zei-tung zusammen, denn als derBildhauer den Bildniskopf vor et-wa 40 Jahren schuf, arbeiteteHorst Zander als Redakteur beimOstpreußenblatt. Auch Paul Brockwar dort als Archivar tätig undschrieb sich seine Erinnerungenvon der Seele, denn der ehemaligeBinnenschiffer, der das Kapitäns -patent besaß, war schon in derHeimat zu einem der bekanntes-ten ostpreußischen Schriftstellergeworden. Seine Romane erzieltenhohe Auflagen. Er hatte ein sehrausdrucksstarkes Gesicht, das Ge-org Fuhg bei einem seiner Besu-che in der Redaktion zum Model-lieren reizte. Und als er denSchriftsteller, mit dem er sich imgemeinsamen künstlerischenSchaffen für die Heimat verbun-den fühlte, eines Tages fragte, ober damit einverstanden wäre, sag-te dieser sofort ja.

Horst Zander erinnert sich: „Al-so kam Georg Fuhg mit Arbeitsge-rät und Material in die Redaktion.Da sich der Archivraum nebenmeinem Arbeitszimmer befand,nahm ich an den Gesprächen zwi-schen den beiden teil und schauteoft dem Wirken des Künstlers zu.Ich fand es faszinierend, wie derbraune Klumpen unter seinenHänden zu einem menschlichenKopf wurde. Und dann stand dasEbenbild unseres „Paulchen“ voruns, dieses von Wind und Wettergegerbte Gesicht mit all seinenFurchen und Falten und dem ver-haltenen Lächeln, das immer inseinen Augenwinkeln saß. Wir allefreuten uns mit Künstler und Mo-dell über die gelungene Büste, diedann in Bronze gegossen den Ar-chivraum schmückte. Als sichPaul Brock am Ende seiner Redak-tionstätigkeit in sein Haus inGroßhansdorf zurück zog, erwarbich von ihm die Büste zum ewigenAndenken. Von ihm hatte ich alsPommer viel über Ostpreußen ge-lernt. Er überließ mir seinen lite-rarischen Nachlass. Er hatte oft ge-klagt, dass keiner seiner einstmalsso bekannten Romane mehr imHandel war. Da entschloss ichmich 1979 seinen Roman ,DerStrom fließt‘ als Nachdruck im ei-genen Gollenberg Verlag heraus-zubringen. Paul Brock widmetedas Buch nun ,den Menschenmeiner Heimat’“. Das ist die Ent-stehungsgeschichte dieses Kunst-werkes, das nun nach demWunsch von Horst Zander in an-dere Hände übergeben werdensoll. Er kann den Bronzekopf nichtauf den nahe an der Grenze zuWestpreußen gelegenen Hof mit-nehmen, und solch ein Kunstwerkgewinnt heute immer mehr an Be-deutung, da wir froh über jedessichtbare Original sind, das zumostpreußischen Kulturgut gehört.Dass es sich hier zudem um zweibedeutende ostpreußische Kunst-schaffende handelt – der eine alsGestalter, der andere als Modellund Sinnbild seiner eigenen lite-rarischen Werke –, erhöht nochden Wert dieses Unikates. Wersich für den Bronzekopf „PaulBrock“ von Georg Fuhg interes-siert, warte bitte noch mit der Zu-schrift, da wir diese Angelegen-heit noch eingehender behandelnwerden.Es ist immer nett, wenn kleine

Fehler, die sich gerade bei Perso-nen- und Ortsnamen ergebenkönnen, nicht mit dem erhobenenZeigefinger beanstandet, sondernmit freundlichen Worten korri-giert werden. So ließ mir Herr Al-fred Rieder aus Hamm mit herz-

lichen Grüßen mitteilen, dass seinName in der von ihm geschilder-ten Fluchtgeschichte in Nummer 6fälschlicherweise mit Alfred Rich-ter angegeben war. Ich bedaueredies, lieber Herr Rieder, und dan-ke Ihnen auch für die anerkennen-den Worte für unsere Ostpreußi-sche Familie. Der heute 80-Jährigewar als zehnjähriger Junge ausLötzen, wo die Familie Rieder inder Angerburger Allee 1 wohnte,über das Eis des Frischen Haffesgeflüchtet und hatte die Todesäng-ste, die er durch Tieffliegerbe-schuss und versinkende Men-schen und Tiere durchlitt, nie ver-gessen.In einer Suchanzeige müssen

wir noch einmal nachhaken, dennda hatte sich eine Namensver-wechslung eingeschlichen. Zwar

bedankt sich Herr Manfred Go-roncy höflich für die Weitergabeseines Suchwunsches, aber ermuss leider darauf hinweisen,dass er nicht der Gesuchte ist,sondern sein Verwandter AdolfGoroncy. Also bringen wir in Kür-ze noch einmal sein Anliegen. Fürseinen Stammbaum benötigt Man-fred Goroncy einige Daten überAdolf Goroncy, *15. Dezember1909 in Sophienthal, Kreis Ostero-de, vermisst seit der Schlacht vonMonte Cassino 1944. Wann ist ergefallen, wo wurde er begraben?Der Vermisste war verheiratet mitLisbeth (Elisabeth) geborene Pap-ke, *27. Mai 1910 in Wildenau,Kreis Ortelsburg. Lisbeth hat nachdem Krieg in Bad Oeynhausen ge-lebt und soll 1970 in Pappenburgverstorben sein. Sie könnte durch

erneute Heirat auch den NamenLisbeth Ober getragen haben. Werkann genaue Informationen überAdolf Goroncy und Lisbeth gebo-rene Papke geben? (E-Mail: [email protected])Und noch einmal Lardong – der

Name lässt uns einfach nicht los,obgleich es noch keinen brauch-baren Hinweis auf die Herkunftdes Vaters der litauischen Pflege-rin Edita geborene Lardong gege-ben hat, und das trotz emsiger Be-mühungen unserer Leserschaft.Aber zu der Herkunft des Namensträgt Frau Dorothea Blankenagelnun einen interessanten Hinweisbei. Sie schreibt: „Wenn er ausdem französischen Teil derSchweiz stammt, ist er wohlwegen der Aussprache mit End–detwas eingedeutscht worden. Mei-

ne Verwandten heißen nämlichLardon.“ Als da sind Ernst Lardon,ehemals Lehrer in Gelszinnen undKlonowken, Kreis Bartenstein,und seine heute in Parchim undLeverkusen lebenden Söhne. UndEnkel Hartmut trägt den Namenweiter. Der Einwanderer aus derSchweiz könnte eventuell der Ur-ahn von allen Lardons/Lardongssein – so vermutet Frau Blankena-gel. Sie ist schon interessant, dieostpreußische Familienforschung.

Eure

Ruth Geede

OSTPREUSS ISCHE FAMIL IE

Auf der Straße der verlorenen TräumeAls Flüchtlingskind im Feuersturm von Dresden

Sie glaubten, der Hölle ent-ronnen zu sein, und kamenin das Inferno. Sie, das wa-

ren eine Mutter und zwei Töchter,die Älteste neun, die Jüngste fünfJahre alt. Sie wollten von ihremHof bei Mohrungen vor den Rus-sen fliehen, der Treckwagen wur-de gestohlen, und sie fielen denEroberern in die Hände. Sie mus-sten brutale Gewalt am eigenenLeibe erfahren, bis ihnen schließ-lich unter chaotischen Umstän-den doch die Flucht gelingt. Eswird eine Odyssee des Hungersund der Kälte, ein Fluchtweg nachnirgendwo, auf dem sie in einenFlüchtlingszug nach Dresden ge-langen. Der Zug hält auf demHauptbahnhof, es ist am Abenddes 13. Februar 1945. Noch ahntniemand, dass diese Nacht Zehn-tausenden den Tod bringen wird.Frau Christa Jedamski hat sie mit-erlebt, sie war die Neunjährige,die nun im späten Alter ihre Er-lebnisse „auf der Straße der verlo-renen Träume“ niederschrieb – soist das Buch betitelt, das sie unterdem Pseudonym Laura Kanert

verfasst hat – es ist der Name ih-rer Großmutter, die in der Heimatblieb und starb. Jetzt, nach genau70 Jahren, ist die Erinnerung andie „Nacht von Dresden“ so le-bendig wie nie zuvor:„Plötzlich heulten die Sirenen,

und wir mussten unseren schwererkämpften Platz im Eisenbahn-wagen verlassen. Ein heillosesDurcheinander war die Folge. Ichnahm meine kleine Schwester aufden Arm, und dann wurden wirvon der sich zusammen ballendenMenschenmenge mit geschoben.‘Lauft runter zu den Elbwiesen,die Tommies kommen, hier istkein Mensch mehr sicher’, riefenuns die Eisenbahner zu. Jetztbrach Panik aus. Alles stürmte wiebesessen den Ausgängen zu –aber wo war der Weg zu den Elb-wiesen? Schon waren die Bom-berverbände über uns, riesige Un-heil verheißende Schwärme –und dann fiel in der Dunkelheitihre tödliche Fracht, traf Schlagauf Schlag die schutzlosen Men-schen, in Kellern zitternd, aufStraßen umherirrend, die Stadt

voll mit Flüchtlingen und Solda-ten aus allen Himmelsrichtungen.Die Erde bebte unter den Detona-tionen, der Himmel färbte sichbrandrot von dem Feuersturm,unter den Einschlägen derSprengbomben zerbarsten dieDächer und oberen Stockwerke,Menschen, lichterlohe Fackeln,liefen schreiend durch die Stra-ßen. ‘Geh in die Hocke, lege dei-nen Kopf auf die Knie und atmeganz flach durch deinen Schal,wir müssen es schaffen bis dort-hin in die Ecke!’ Meine Mutterschrie mir dauernd etwas zu, ichverstand sie kaum in dem Berstenund Krachen und dem Rauschendes Feuersturms. Ich konnte kei-nen klaren Gedanken fassen, ichhatte nur noch Angst, furchtbareAngst. Entsetzt schrie ich auf, alsunter uns der Boden erzitterte,dicht neben uns war eine Bombein das Haus gekracht. Auf denStraßen hüpften die Phosphor-flammen, züngelten an den Häu-serwänden entlang – und wir lie-fen um unser Leben. Es gab kei-nen anderen Ausweg, nur schnell

zu den Elbwiesen hinunter. Aberdort drängelten sich Massen vonMenschen, alles, was sich bisdorthin gerettet hatte. Wo solltenwir hin, wo konnten wir bleiben,wo war noch Platz für uns?Und dann tauchten die Tiefflie-

ger auf, die in die schutzsuchendeMenschenmenge schossen.‘Wir müssen hier weg, raus aus

dieser Falle, wir müssen zumBahnhof!’ Mutter war wie von Sin-nen und machte eine Kehrtwen-dung, um diesem Hexenkessel zuentkommen. Ich war starr vorAngst und blind von den Tränen,ich hatte keine Kraft mehr undwollte nicht mehr weiter. Die Stadtbrannte wie tausend Fackeln, wirstolperten über Trümmer, dienoch glommen, immer wiederüberschüttet von Regen aus Feuer-funken, in dem Rauch und Staubder zusammenbrechenden Häusersahen wir fast nichts mehr, dieOrientierung ging verloren. Ichkrallte mich in den Saum vonMutters Mantel. Meine kleineSchwester hockte im Rucksack aufihrem Rücken. Meine arme Mut-

ter, was für eine Last für sie, abernur sie konnte den Weg aus die-sem fürchterlichen Inferno finden.Unendlich müde und zerschlagengelangten wir nach Stunden undüber Irrwege doch noch zu denGleisen. Fanden einen Waggon,krochen mit allerletzter Kraft hin-ein. Uns war jetzt alles egal, wasnoch passieren würde, nach dermörderischen Flucht aus Ostpreu-ßen und jetzt in diesem mörderi-schen Bombenangriff. Wir hattenkeine Hoffnung mehr. Meine klei-ne Schwester zitterte am ganzenKörper, wimmerte vor Hungerund Durst. Ihre Tränen bahntensich Rinnsale durch das rußge-schwärzte Gesichtchen, und ichsah, sie hatte keine Wimpernmehr, keine Augenbrauen. Wo dieWollmütze verrutscht war, konnteman keine Haare mehr sehen. VorSchreck tastete ich mein Gesichtund meinen Kopf ab: das gleicheErgebnis, auch die Zöpfe warennicht mehr da. Unsere Mäntel,Mützen, Schuhe, Trainingshosen,Schals, Tücher, alles, was uns vorder Kälte schützen sollte, war ver-

sengt, angekohlt, übersät mitBrandlöchern. Wir waren derbrennenden Hölle entflohen, wirwaren noch einmal davon gekom-men. Und wir hatten uns nichtverloren. Ausgelaugt hockten wirin einem Winkel des kalten,furchtbar dreckigen Waggons,aber das machte uns nichts mehraus. Mutter umarmte uns, ihreTränen fielen auf unsere verrußtenGesichter, sie streichelte uns, trö-stete uns mit den Worten: ,Es wirdbestimmt alles wieder gut!‘ Ichwollte so gerne glauben, was siesagte, ich spürte ihre Nähe, ihreWärme – dann waren wir vor Er-schöpfung eingeschlafen. Irgend-wann ruckte der Waggon, eine Lokwar angekoppelt worden, und nunrollte dieser Zug mit einer Unzahlvon zusammen gewürfelten, ent-wurzelten Menschen, die sich indie Waggons geflüchtet hatten, ausder brennenden, zerborstenenStadt hinaus, irgendwo hin …“(Laura Kanert: Die Straße der ver-lorenen Träume, Dromos VerlagFrankfurt am Main, 2012, ISBN978-3-940655-05-9.) R.G.

Alle in der »Ostpreußischen Familie« abgedruckten Namen und Daten werden auch ins

Internet gestellt. Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

Als die von Georg Fuhg geschaffeneFigur des Minnesängers noch unbe-schädigt war Bild: privat

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

Wer weiß etwas? Wer kennt die-sen lieben Menschen? Wer kannweiter helfen?Das schwere Schicksal der

Vertriebenen hat bei den Betrof-fenen und ihren Nachkommenunendlich viele Fragen aufge-worfen. Ruth Geede sucht in ih-rer Rubrik „Die ostpreußischeFamilie“ nach den Antworten.Die Schriftstellerin und Journali-stin wurde 1916 in Königsberggeboren. Seit 1979 ist sie die„Mutter“ der Ostpreußischen Fa-milie. Ihre Kenntnis und ihre Le-benserfahrung halfen bereitsvielen hundert Suchenden undWissbegierigen weiter. Es geht

um das Auffinden verschollenerFamilienmitglieder und Freunde,um Ahnenforschung oder wich-tige Fragen zur ostpreußischenHeimat.Liegt Ihnen auch eine Frage

auf der Seele? Schreiben Sieuns: Redaktion Preußische All-gemeine Zeitung, Buchtstraße 4,22087 Hamburg, redaktion@preussi sche-allgemeine.de

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Page 15: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

GLÜCKWÜNSCHE Nr. 8 – 21. Februar 2015 15

Vorträge, Informationsveranstaltungen und Kurse stehen im er-sten Halbjahr 2015 beim „Forum Baltikum – Dittchenbühne“ inElmshorn auf dem Programm. Zu den wichtigsten Terminen derschleswig-holsteinisch-ostpreußischen Kulturschaffenden gehören:

22. Februar: Jazz-Frühstück mit den „West-Coast-Stomper“3. März: Autor Jürgen Reimers beschäftigt sich mit der „United

Fruit Company“ 9. März: Klaus Großschmidt berichtet über die Vertriebenenju-

gend in den 50er und 60er Jahren28. März: Die Theatergruppe aus dem dänischen Jündewatt

kommt zu einem Gastspiel21. und am 28. April: Kurse zum Bronzeschmieden – mit defti-

gem Imbiss29. Mai: Veranstaltung zum Reichskanzler Otto von Bismarck20. Juni: Grillfest zur Mittsommernacht – mit dem „Duo Diesel“.Noch mehr Termine sind nachzulesen im Programmbüchlein.

Zu erhalten ist es bei der Bühne selbst in der Hermann-Suder-mann-Allee 50, 25335 Elmshorn, Telefon (04121) 89710. Man kannes auch im Internet unter www.dittchenbuehne.de herunterladen.

Forum Baltikum

Jahr 2015

7. bis 8. März: Arbeitstagung der Kreisvertreter, Bad Pyrmont.13. bis 15 März: Kulturseminar, Bad Pyrmont.11. bis 12. April: Arbeitstagung der Deutschen Vereine im südlichen

Ostpreußen.13. bis 15. April: Arbeitstagung der Landesfrauen, Bad Pyrmont.22. bis 25. Mai: Ostpreußisches Musikwochenende, Bad Pyrmont.7. bis 14. Juni: Werkwoche in Ostpreußen, Allenstein.20. Juni: Sommerfest der Deutschen Vereine im ostpreußischen

Sensburg.25. bis 27. September: Geschichtsseminar, Bad Pyrmont.10. bis 11. Oktober: 10. Kommunalpolitischer Kongress in Allen-

stein (geschlossener Teilnehmerkreis).12. bis 18. Oktober: 61. Werkwoche, Bad Pyrmont.2. bis 6. November: Kulturhistorisches Seminar für Frauen in Bad

Pyrmont.6. November: Arbeitstagung der Landesgruppenvorsitzenden,

Bad Pyrmont.7. bis 8. November: Ostpreußische Landesvertretung, Bad Pyrmont

(geschlossener Teilnehmerkreis).

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 414008-26 oder [email protected].

TERMINE DER LOAlle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

ZUM 100. GEBURTSTAG

Tolkmitt, Benno, aus Gilgen-burg, Kreis Osterode, am 21. Februar

ZUM 99. GEBURTSTAG

Voesch, Emma Martha, geb.Gorski, aus Lyck, am 23. Fe-bruar

Wisch, Konrad, aus Kumehnen,Kreis Samland, am 26. Febru-ar

ZUM 97. GEBURTSTAG

Kohnert, Rudolf, aus Gilgetal,Kreis Elchniederung, am 22. Februar

ZUM 96. GEBURTSTAG

Gogoll, Anna, geb. Helten, ausSeefrieden, Kreis Lyck, am 21. Februar

ZUM 95. GEBURTSTAG

Dembek, Marie, geb. Kukla, ausRoggen, Kreis Neidenburg, am23. Februar

Rüger, Hedwig, geb. Ziwitza,aus Altkirchen, Kreis Ortels-burg, am 25. Februar

Sturies, Alfred, aus Heinrichs-walde, Kreis Elchniederung,am 21. Februar

Trott, Gustav, aus Lissau, KreisLyck, am 22. Februar

Vogt, Erna, geb. Petrick, aus Te-wellen, Kreis Elchniederung,am 26. Februar

ZUM 94. GEBURTSTAG

Götzie, Erich, aus Elchwinkel,Kreis Elchniederung, am 23. Februar

Kargoll, Irene, geb. Plotzitzka,aus Roggenfelde, Kreis Treu-burg, am 22. Februar

Karkowski, Erna, geboreneHempelmann, aus Gregers-dorf, Kreis Neidenburg, am23. Februar

Kindermann, Gertrud, geb.Schwarzenberger, aus NeuTrakehnen, Kreis Ebenrode,am 24. Februar

Staufenbiel, Hildegard, geb. Mi-chalzik, aus Lissau, KreisLyck, am 25. Februar

Ströhl, Gerhard, aus Wehlau, am21. Februar

Wilzek, Irma, geb. Dehm, ausNeuendorf, Kreis Lyck, am 25. Februar

ZUM 93. GEBURTSTAG

Blomeyer, Hedwig, geb. Pfarr-herr, aus Peyse, Kreis Sam-land, am 22. Februar

Heil, Hedwig, geb. Kizinna, ausWihelmsthal, Kreis Ortels-burg, am 25. Februar

Holländer, Alfred, aus Nickels-dorf, Kreis Wehlau, am 22. Fe-bruar

Hundertmark, Hildegard, geb.Klein, aus Klein Hubnicken,Kreis Samland, am 26. Febru-ar

Liebold, Käte, geb. Glandien,aus Kreuzingen, Kreis Elch-niederung, am 26. Februar

Neumeister, Margarete, geb.Lemke, aus Struben, KreisNeidenburg, am 21. Februar

Opalka, Elisabeth, geb. Chmie-lewski, aus Paterschobensee,Kreis Ortelsburg, am 26. Fe-bruar

Paslawski, Gerda, geb. Ol-schewski, aus Aulacken, KreisLyck, am 26. Februar

Viertel, Adelheid, geb. Bieber,aus Burgkampen, Kreis Eben-rode, am 21. Februar

Wanzke, Ursula, geb. Braun, ausTapiau, Kreis Wehlau, am 24. Februar

ZUM 92. GEBURTSTAG

Abrolat, Gertrud, geb. Grasch-tat, aus Argemünde, KreisElchniederung, am 27. Februar

Kemper, Erna, geb. Endom, ausWehlau, am 23. Februar

Lorenzen, Ilse, geb. Dennig, ausHanffen, Kreis Lötzen, am 23. Februar

Maaß, Helene, geb. Nilotzki, ausNeidenburg, am 26. Februar

Matzigkeit, Siegfried, aus Gron-walde, Kreis Elchniederung,am 25. Februar

Rohmann, Alfred, aus Klaussen,Kreis Lyck, am 21. Februar

Voss, Herta, geb. Steffan, ausPohlau, Kreis Ebenrode, am23. Februar

Zlomke, Horst, aus Opitten –Kirchspiel Königsblumenau,Kreis Preußisch Holland, am14. Februar

ZUM 91. GEBURTSTAG

Baranski, Margarete, geb. Grom-mas, aus Eydtkau, Kreis Eben-rode, am 21. Februar

Breier, Hildegard, geb. Behnke,aus Polennen, Kreis Samland,am 22. Februar

Burk, Paul, aus Herzogshöhe,Kreis Treuburg, am 27. Februar

Cichon, Heidi, geb. Dreyer, ausKönigsberg, am 21. Februar

Drochner, Heinz, aus Schlich-tingen, Kreis Elchniederung,am 27. Februar

Gais, Margarete, geb. Scheffler,aus Klein Dirschkeim, KreisSamland, am 26. Februar

Herrndörfer, Maria, geb. Klima-schewski, aus Millau, KreisLyck, am 24. Februar

Hömke, Helmut, aus Groß Kuh-ren, Kreis Samland, am 23. Fe-bruar

Hohmann, Ursula, aus Lyck, am25. Februar

Jestrzemski, Hildegard, ausLyck, am 24. Februar

Kopka, Alfred, aus Tapiau, undaus Rhein, Kreis Wehlau, undaus Lötzen, am 21. Februar

Kowalsky, Martha, geb. Bury,aus Flammberg, Kreis Ortels-burg, am 26. Februar

Kühl, Lilly, geb. Weichler, ausLesgewangen, Kreis Tilsit-Ragnit-am 26. Februar

Lesch, Lothar, aus Ludwigswal-de, Landkreis Königsberg Ost-preußen, am 21. Februar

Mielke, Veronika, geb. Palkows-ki, aus Friedrichsthal, KreisWehlau, am 22. Februar

Neuweiler, Lotte, geb. Doh-mann, aus Radomin, KreisNeidenburg, am 24. Februar

Perschel, Helmut, aus Fischhau-sen, Kreis Samland, am 27. Fe-bruar

Posny, Johanna, aus Kleineppin-gen, Kreis Neidenburg, am 21. Februar

Segatz, Luzie, geb. Schneider,aus Mulden, Kreis Lyck, am 27. Februar

Walendy, Bruno, aus Markgrafs-walde, Kreis Treuburg, am 26. Februar

ZUM 90. GEBURTSTAG

Andrick, Bruno, aus Neiden-burg, am 26. Februar

Bernhard, Wilhelm, aus Kalgen-dorf, Kreis Lyck, am 27. Febru-ar

Falkenberg, Christel, geb. Neu-mann, aus Paterswalde, KreisWehlau, am 21. Februar

Forster, Betty, geb. Buchholz,aus Kuckerneese, Kreis Elch-niederung, am 26. Februar

Giehmann, Hildegard, ausProstken, Kreis Lyck, am 27. Februar

Gramsch, Franz, aus Mensguth,Kreis Ortelsburg, am 27. Fe-bruar

Hamann, Richard, aus Fisch-hausen, Kreis Samland, am22. Februar

Jork, Elfriede, geb. Lehmann,aus Modelkau, Muschaken,Kreis Neidenburg, am 27. Fe-bruar

Junge, Irmgard, geb. Schulwitz,Kreis Neidenburg, am 22. Fe-bruar

Klein, Ingeborg, aus Schaken-dorf, Kreis Elchniederung, am27. Februar

Lehmann, Heinz, aus Wehlau,am 25. Februar

Lendzian, Helga, geb. Gramatz-ki, aus Lyck, Kaiser-Wilhelm-Straße 62, am 24. Februar

Müller, Horst, aus Eydtkau,Kreis Ebenrode, am 22. Febru-ar

Olschewski, Horst, aus Langen-höh, Kreis Lyck, am 25. Febru-ar

Poweleit, Edith, geb. Meller, ausPobethen, Kreis Samland, am24. Februar

Schareina, Irmgard, aus Popel-ten, Kreis Labiau, am 16. Fe-bruar

Schemionek, Erwin, aus Dunei-ken, Kreis Treuburg, am

23. FebruarSchulten, Eva, geb. Gabriel, aus

Eydtkau, Kreis Ebenrode, am23. Februar

Sopp, Gertrud, geb. Wrobel, ausRogonnen, Kreis Treuburg, am26. Februar

Wilmann, Erna, geb. Stegmann,aus Alt Passarge, Kreis Heili-genbeil, am 23. Februar

Zimmeck, Liesbeth, geb. Je-schik, aus Gorlau, Kreis Lyck,am 26. Februar

ZUM 85. GEBURTSTAG

Ackermann, Ilse, geb. Hoppe,aus Lyck, am 25. Februar

Behme, Elfriede, geb. Loch, ausSchnippen, Kreis Lyck, am 22. Februar

Boiar, Heinrich, aus Farienen,Kreis Ortelsburg, am 25. Fe-bruar

Brinker, Gisela, geb. Didt, ausWehlau, am 24. Februar

Derlath, Helmut, aus Garbassen,Kreis Treuburg, am 24. Febru-ar

Ehlert, Günther, aus Wilkendorf,Kreis Rastenburg, am 21. Fe-bruar

Eichhorn, Siegfried, aus Siegers-feld, Kreis Lyck, am 24. Febru-ar

Friedrizik, Helmut, aus Preu-ßenwalde, Kreis Ortelsburg,am 27. Februar

Hamann, Johanna, geb. Hecht,aus Schuttschen, Kreis Nei-denburg, am 26. Februar

Horn, Erich, aus Neuendorf,Kreis Lyck, am 21. Februar

Howe, Charlotte, geb. Beyer, ausWarten, Kreis Elchniederung,am 25. Februar

Koch, Elisabeth, geb. Karpinski,aus Fließdorf, Kreis Lyck, am27. Februar

Koch, Ewald, aus Gollen, KreisLyck, am 24. Februar

Lockowandt, Reinhold, aus Laschmieden, Kreis Lyck, am 23. Februar

Reddig, Irmgard, geb. Gabriel,aus Aßlacken, Kreis Wehlau,am 23. Februar

Rösnick, Oskar, aus Kuckernee-se, Kreis Elchniederung, am24. Februar

Rose, Kurt, aus Margen, KreisElchniederung, am 21. Febru-ar

Sawitzki, Manfred, aus Pillau,Kreis Samland, am 27. Februar

Schenk, Irmgard, geb. Knorr,aus Grünlinde, Kreis Wehlau,am 26. Februar

Schupetta, Horst, aus Malshö-fen, Kreis Neidenburg, am 22. Februar

Seidensticker, Meta, geb.Schulz, aus Waldwerder, KreisLyck, am 27. Februar

Zink, Marlis, geb. Meyer, aus Ta-piau, Kreis Wehlau, am 22. Fe-bruar

ZUM 80. GEBURTSTAG

Bartels, Edeltraut, aus Neso-brust (Ostpreußen), am 22. Fe-bruar

Bergau, Ingeborg, geb. Kruse,aus Lyck, am 25. Februar

Bittoff, Herta, geb. Schilm, ausSköpen, Kreis Elchniederung,am 23. Februar

Bonkowski, Erwin, aus Rode-feld, Kreis Ortelsburg, am 26. Februar

Brügmann, Bodo, aus Pillau,Kreis Samland, am 21. Februar

Brzoska, Heinz, aus Rostken,Kreis Lyck, am 25. Februar

Bubber, Gerhard, aus Auglitten,Kreis Lyck, am 21. Februar

Dahl, Günther, aus Lyck, am 23. Februar

Damaschke, Dr. Erwin, ausRhein, Kreis Lötzen, am 25. Februar

Dembski, Margarete, geb. Kar-rasch, aus Großseedorf, KreisNeidenburg, am 27. Februar

Gruber, Helga, geb. Schmuhl,aus Bardau, Kreis Samland,am 21. Februar

Gurgsdies, Inge, aus Deschen,Kreis Elchniederung, am 23.Februar

Gutzeit, Sigrid, geb. Wohlfeil,aus Pregelswalde, Kreis Weh-lau, 23. Februar

Jaeckel, Kurt, aus Neukuhren,Kreis Samland, am 23. Febru-ar

Jonat, Eva, aus Kuttenhof, KreisTilsit-Ragnit, am 21. Februar

Joswig, Helmut, aus Gneist,Kreis Lötzen, am 23. Februar

Keil, Ilse, geb. Schmuck, ausLötzen, am 26. Februar

Lenz, Winfried, aus Wallenrode,Kreis Treuburg, am 22. Februar

Maukisch, Erika, geb. Wisbar,aus Kreuzingen, Kreis Elch-niederung, am 25. Februar

Okun, Fritz, aus Kleschen, KreisTreuburg, am 23. Februar

Piotrowski, Erich, aus Ebendorf,Kreis Ortelsburg, am 22. Fe-bruar

Polack, Irmgard, geb. Hofmann,aus Hollenau, Kreis Ebenrode,am 21. Februar

Posnatzki, Waltraut, aus Alt Sel-len, Kreis Elchniederung, am22. Februar

Rattay, Waltraud, geb. Fürst, ausSeeranken, Kreis Treuburg,am 24. Februar

Rautenberg, Hubertus, ausKlein Medenau, Kreis Sam-land, am 26. Februar

Rösnick, Siegfried, aus Warni-cken, Kreis Samland, am 23.Februar

Ruoff, Gundel, geb. Arlinck, ausLyck, am 25. Februar

Sawatzki, Alfred, aus Reiffenro-de, Kreis Lyck, am 26. Februar

Steinfatt, Edith, geb. Bronnert,aus Herrendorf, Kreis Elch-niederung, am 21. Februar

Stöltzing, Christian, aus Garb-seiden, Kreis Samland, am 23. Februar

Teichmann, Helga, geb. Imber,aus Seekampen, Kreis Eben-rode, am 22. Februar

Traven, Margarete, geb. Bieber,aus Friedrichshof, Kreis Or-telsburg, am 24. Februar

Wasgindt, Brigitte, aus Wehlau,am 25. Februar

Wilms, Elisabeth, geb. Roh-mann, aus Groß Schöndamer-au, Kreis Ortelsburg, am 26. Februar

Zapka, Erich, aus Monzwitz,

Kreis Ortelsburg, am 24. Fe-bruar

ZUM 75. GEBURTSTAG

Appenrodt, Regina, geb. Nietz,aus Baringen, Kreis Ebenrode,am 24. Februar

Behncke, Giesela, geb. Saunus,aus Groß Friedrichsdorf, KreisElchniederung, am 21. Febru-ar

Bode, Friedrich, aus OstseebadCranz, Kreis Samland, am 26. Februar

Borchmann, Karl-Heinz, ausMoschnen, Kreis Treuburg,am 24. Februar

Gorn, Brigitte, geb. Münchow,aus Tapiau, Kreis Wehlau, am25. Februar

Gross, Barbara, geb. Milbitz, ausSeerappen, Kreis Samland, am17. Februar

Hahn, Arnold, aus Rummau-Ost, Kreis Ortelsburg, am 25. Februar

Hermann, Anton, aus Montwitz,Kreis Ortelsburg, am 24. Fe-bruar

Jedamski, Arthur, aus Schutt-schen, Kreis Neidenburg, am24. Februar

Jessat-Speit, Ingelore, geb.Speith, aus Giesen, KreisTreuburg, am 24. Februar

Kasper, Klaus, aus Elbings Kolo-nie, Kreis Elchniederung, am22. Februar

Matray, Karin, geb. Neumann,aus Johannisburg, am 22. Fe-bruar

Matthes, Klaus, aus Wartenhö-fen, Kreis Elchniederung, am27. Januar

Muhl, Irmgard, geb. Sawitzki,aus Farienen, Kreis Ortels-burg, am 23. Februar

Neumann, Helga, geb. Leu-schner, aus Stadthausen, am27. Februar

Rogalski, Herbert, aus Guhsen,Kreis Treuburg, am 27. Februar

Sakuth, Ursula, geb. Hecken-dorf, aus Schakendorf, KreisElchniederung, am 23. Febru-ar

Schwarzat, Wulf, aus Scharfen-eck, Kreis Ebenrode, am 23. Februar

Turowski, Reinhard, aus Par-theinen, Kreis Heiligenbeil,am 23. Februar

Zitranski, Monika, geb. Zitrans-ki, aus Balga, Kreis Heiligen-beil, am 22. Februar

Zöllmer, Gisela, geb. Bronsert,aus Friedrichsdorf, Kreis Weh-lau, am 26. Februar

Page 16: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

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der deutschen Flüchtlinge des La-gers Rye in Dänemark 1945–1948,Vortrag von Annette Jakobsen, Dä-nemark. Danach Kaffeepause.11.30 Uhr: „Das Kriegsende 1945

aus litauischer Sicht“, Vortrag vonDr. Joachim Tauber, Lüneburg. Da-nach Tagungspause und Mittages-sen. 14 Uhr: Rundgang durch die

Ausstellungsräume des Kulturzen-trums mit Wolfgang Freyberg, Di-rektor des Kulturzentrums. Da-nach Kaffeepause.15 Uhr: „Der große Unbekannte

– Preußens Staatsgründer Al-brecht von Brandenburg-Ans-bach“, Vortrag von Peter Bräunlein,Ansbach. 17 Uhr Zusammenfassung und

Tagungsabschluss durch JürgenDanowski.Wie im Vorjahr schon wird kein

Tagungsbeitrag erhoben. Kaffeeund Kuchen wird in den Pausengereicht Das Mittagessen werdenwir in dem „Schlossbräustübl“gegenüber dem Schloss einneh-men. Anmeldung erbeten bis 28.Februar per Fax unter: (0981)4884949 oder per E-Mail: [email protected] oder perPost Jürgen Danowski, Am Wein-bergplateau 11, 91522 Ansbach.Ansbach – Sonnabend, 21. Fe-

bruar, 14.30 Uhr, Film „Jokehnen“(Arno Surminski) mit anschließen-dem Schmandheringessen. Bitteanmelden. – Zur Landeskulturta-gung am 14. März besteht dieMöglichkeit mit einem Bus nachEllingen zu fahren. Anmeldungenbei: Heide Bauer, Telefon (0981)85425München – Sonnabend, 28. Fe-

bruar, 14.30 Uhr, Haus des Deut-schen Ostens, Am Lilienberg 5,81669 München: Vortrag von ErikaLausch über Emil von Behring undden Heimatkreis Rosenberg, zuBeginn gemeinsame Kaffeetafel. –Freitag, 6. März, 14 Uhr, Haus desDeutschen Ostens: Zusammen-kunft der Frauengruppe.Nürnberg – Noch bis Sonntag,

22. Februar, wird im Kulturzen-trum Ostpreußen im Deutschor-densschloss Ellingen (Bahnstation)bei Weißenburg in Mittelfrankendie Sonderausstellung „August 14– Der Erste Weltkrieg in Ostpreu-ßen“ – gezeigt. Dazu gibt es einSonderheft mit 366 Seiten, daszum Preis von sechs Euro zuzüg-lich Porto im Kulturzentrum be-stellt werden kann. – Dienstag, 24.Februar, 15 Uhr, Haus der Heimat,Imbuschstraße 1 (Endstation derU1 Nbg.-Langwasser). Gisela Kohl-hoff liest aus den Werken derDichterin Agnes Miegel.

Frauengruppe – Jeder dritteDonnerstag im Monat, 15 Uhr,Hotel zur Post, Bahnhofsplatz 11,28195 Bremen: Treffen.

KREISGRUPPEN

Insterburg – DieGruppe trifft sich je-den ersten Mittwochim Monat (außer imJanuar und im Juli)

zum Singen und einem kulturel-lem Programm um 12 Uhr, HotelZum Zeppelin, Frohmestraße123–125. Kontakt: Manfred Sa-mel, Friedrich-Ebert-Straße 69 b,22459 Hamburg. Telefon/Fax(040) 587585, E-Mail: [email protected].

StadtgemeinschaftKönigsberg –Dienstag, 17. März,12.30 Uhr, Café Har-monie, Alsterdorfer

Straße 579, Hamburg-Ohlsdorf:Königsberger-Klopse-Essen. Fürein unterhaltsames Programm istgesorgt. Anmeldungen bis Mitt-woch, 11. März bei Brigitte Rei-mer, Telefon (040) 6720489.

Landesgruppe – Bei der Mo-natsversammlung im Januar teilteder Vorsitzende Lothar Hoffmannnach Begrüßung und Kaffeetrin-ken die neuen Jahresprogrammeaus und machte auf die Kulturta-gung im April in Weilburg auf-merksam, wo Jochen Naujoks sei-nen Bericht über den in Tilsit ge-borenen Hauptmann von Köpe-nick vortragen wird. Außerdemgab Kassenwartin Margitta Meierihren Kassenbericht für 2014 ab,dem Entlastung erteilt wurde.Dann führte Bernd Kohlhauerden Film „Eine Reise durch Ost-preußen“ vor, den Dr. Lansfeld2012 bei seiner Fahrt aufgenom-men hatte.Die Reise begann in Danzig, mit

Krantor, dem Grünen Tor, demlangen Markt, dem Zeughaus mitNeptunbrunnen und vielen ande-ren Sehenswürdigkeiten, wie derFrauengasse mit den Beischlägenvor den Häusern und den Bern-steinhändlern sowie mit der goti-schen Marienkirche. Weiter ginges über Preußisch Holland, Moh-rungen, Allenstein mit dem Co-pernicus-Denkmal (er sitzt hierauf einer Bank), mit den steiner-nen Götterfiguren aus der Vorzeit.Über Nikolaiken mit dem sagen-haften Stinthengst, nach Heils-berg, dann nach dem Gut Cadi-nen, das mal dem kaiserlichenPrinzen Louis Ferdinand gehörthatte, nach Kahlberg auf der Fri-schen Nehrung, dem beliebtenBadeort, von wo im Januar 1945der Treck über das gefrorene Haffnach Frauenburg ging. Dort, imgotischen Backsteindom, war Co-pernicus Domherr. Am Haffufer steht ein Gedenk-

stein für die auf der Flucht umge-kommenen Menschen. Hier ende-te die Bilderreise. Im Anschlussteilte Lothar Hoffmann noch mit,dass er den Vorsitz der Kreisgrup-pe aus Alters- und Gesundheits-gründen abgeben will. Im Februarsoll über den Vorschlag abge-stimmt werden. dass künftig Diet-mar Balschun 1. und Jochen Nau-joks 2. Vorsitzender sein sollen.Beide haben von ihrer Seite auszugestimmt. Zum Abschluss des

Bad Pyrmont – Freitag, 20., bisSonntag, 22. Februar, Ostheim:BJO-Frühjahrsseminar mit denThemen „2015 – Jahr der Jahresta-ge: Deutschland und (die) Ostpreu-ßen im 20. Jahrhundert“. Die be-kannte DDR-Bürgerrechtlerin undehemalige BundestagsabgeordneteVera Lengsfeld zieht eine Bilanzzur Aufarbeitung des SED-Un-rechts im Jahr 2015, während Dr.Heike Amos vom Institut für Zeit-geschichte auf die Aktivitäten derStaatssicherheit der DDR in Bezugauf die Vertriebenen eingeht. DerAltsprecher der LandsmannschaftOstpreußen, Wilhelm von Gott-berg, und der LO-Landesvorsitzen-de von Mecklenburg-Vorpommern,Manfred F. Schukat, können unsaus erster Hand über die Bedeu-tung des Mauerfalls für die Vertrie-benen informieren. Dabei werdenpersönliche Erfahrungen aus derZeit der DDR ebenso in den Fokusgenommen wie die Herausforde-rungen diesseits und jenseits vonOder und Neiße nach 1990. Dr.Walter T. Rix teilt seine Erkennt-nisse zum Ersten Weltkrieg in Ost-preußen mit uns, während wir zuden Geschehnissen im Frühjahr1945 Zeitzeugen zu Wort kommenlassen möchten. Auskünfte undAnmeldung bei Jochen Zauner un-ter [email protected].

Ludwigsburg – Dienstag, 24. Fe-bruar, 15 Uhr, Kronenstuben, Kro-nenstraße 2: Jahreshauptver-sammlung. Die Tagesordnung: 1.Begrüßung, 2. Totenehrung, 3. Re-chenschaftsbericht des erstenVorsitzenden, 4. Kassenberichtdes Kassenwarts, 5. Bericht derKassenprüfer, 6. Entlastung desVorstandes, 7. Anträge, 8. Wahlenaller Ämter, 9. Verschiedenes.Ulm – Der Termin für das mo-

natliche Treffen der Kreisgruppeim März in den Ulmer Stubenmuss wegen Überschneidung ver-legt werden. Bisher geplant: 14.März, 14.30 Uhr Neuer Termin: 7.März, 14.30 Uhr.

Landesgruppe – Sonnabend, 14. März, Kulturzentrum Ostpreu-ßen, Deutschordensschloss Ellin-gen, Schloss-Straße 9. 91792 Ellin-gen: Landeskulturtagung. Das Ta-gungsprogramm: 9.30 Uhr: Eröffnung und Einfüh-

rung in das Programm durch denLandeskulturreferenten Dr. JürgenDanowski. Danach Grußworte.9.50 Uhr: Andacht und Kurzvor-

trag „Reformation in Preußen“ vonPfarrer Klaus Plorin, Rückersdorf.10.15 Uhr: „Wenn Seufzer Luft-

ballons wären – Die Geschichte

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEITLANDESGRUPPEN

Vorsitzender: Stefan Hein, Gst.: Buchtstr. 4, 22087 Ham-burg, Tel.: (040) 4140080, E-Post:[email protected],www.junge-ostpreu ssen.de.

BUND JUNGESOSTPREUSSEN

Nachmittags sangen alle gemein-sam das Ostpreußenlied.Die nächste Monatsversamm-

lung findet am Mittwoch, dem 25. Februar, um 15 Uhr im CafeEckstein, Königsberger Straße,statt. Dann werden Ingrid Nowa-kiewitsch, Urte Schwidrich undGundborg Hoffmann die Erzäh-lung „Der Schaktarp“ von ErnstWichert vorlesen.Darmstadt – Unter der Reiselei-

tung des Angerburger Kultur-preisträger Siegfried Kugies findetvom Mittwoch, 8. Juli bis Mitt-woch, 15. Juli, eine Ostpreußen-Reise statt. Los geht es am Mitt-woch mit LO 5380 ab Frankfurtum 12.25 Uhr. Ankunft ist in Dan-zig um 13.55 Uhr. Nach einer kur-zen Stadtrundfahrt geht es perBus nach Lötzen. Unterkunft istim Hotel Wodnik. Folgende Ausflüge sind unter

anderem im Programm: Fahrtzum Oberländer Kanal, wo dieSchiffe „über Land fahren“. In An-gerburg Empfang im Rathaus undÜbergabe des Buches von Sieg-fried Kugies für das Archiv: „Derostpreußische Eisenbahner unddie Amerikaner“. Das gleiche

Buch wird auch dem AngerburgerBahnhofs-Museum übergeben.Danach Treffen mit der DeutschenGruppe Mauersee. Weiter gibt es eine große Masu-

ren-Rundfahrt, eine Stakenboot-Fahrt auf der Krutinna und zumAbschluss ein Picknick undUnterhaltungsprogramm. DerSonntag, 12. Juli, steht frei für per-sönliche Unternehmungen. Aufdem Weg zum Flughafen Danzigam 15. Juli ist ein kurzer Halt ander Marienburg vorgesehen. Lahn-Dill – Montag, 9. März,

18.30 Uhr, Restaurant Grillstuben,Stoppelberger Hohl 128, 35578Wetzlar: Grützwurstessen. Danachsprechen Friederike Preuß undKarla Weyland zum Thema „WasEssen zum Genuss macht“. Kon-takt: Kuno Kutz, Telefon (06441)770559.

– Bericht – „Humor wärmt und leuchtet,

klingt nach wie ein Instrument“,zitierte Joachim Albrecht die ehe-malige Redakteurin des Reichs-

SONNABEND, 21. Februar, 12.50Uhr, WDR: Geheimnis (2): Ge-heimnis Möhnetalsperre. Do-kumentation, D 2013.

SONNABEND, 21. Februar, 19.15Uhr, ARD-alpha: Lido: Dasletzte Schloss – Mit Milbergsin Neuschwanstein.

SONNABEND, 21. Februar, 20.15Uhr, Arte: Bismarck – Härteund Empfindsamkeit. Doku-mentation, D 2015.

SONNABEND, 21. Februar, 21.05Uhr, Arte: Maximilian vonHabsburg – Ein Kaiser für Me-xiko. Dokumentation,I/MEX/A 2014.

SONNTAG, 22. Februar, 11.15 Uhr,SWR/SR: Geheimnisvolle Orte(4): Kanzlerbungalow.

SONNTAG, 22. Februar, 15.10 Uhr,3sat: Kampf um Germanien.

SONNTAG, 22. Februar, 15.45 Uhr,Arte: Wie ein Mathegenie Hit-ler knackte – Der Fall Alan Tu-ring.

SONNTAG, 22. Februar, 22.45 Uhr,Phoenix: Unser Krieg –Kampfeinsatz Afghanistan.

MONTAG, 23. Februar, 20.15 Uhr,Arte: Vincent van Gogh – EinLeben in Leidenschaft. Biogra-fie, USA 1956.

MONTAG, 23. Februar, 21 Uhr,ARD-alpha: GeheimnisvolleOrte (7): Das StammheimerGefängnis.

MONTAG, 23. Februar, 22 Uhr,WDR: Banken unter Kontrolle?– Warum eine neue Finanzkri-se droht.

MONTAG, 23. Februar, 22 Uhr,Bayern: Faszination Wissen:Hilfe fürs Herz – Was tun,wenn der Motor streikt?

MONTAG, 23. Februar, 22.45 Uhr,Das Erste: Mit Kindern Kassemachen – Wenn Jugendhilfezum Geschäft wird.

MONTAG, 23. Februar, 23.30 Uhr,Das Erste: Geheimnisvolle Or-te (10): Bremerhavens Aus-wandererkai – Die Columbus -kaje.

DIENSTAG, 24. Februar, 15.15 Uhr,WDR: Wir Kriegskinder – Wiedie Angst in uns weiterlebt.

DIENSTAG, 24. Februar, 20.15 Uhr,RBB: Geheimnisvolle Orte (8):Schloss Bellevue – Ein Amts-sitz mit Geschichte.

DIENSTAG, 24. Februar, 21 Uhr,RBB: Geheimnisvolle Orte(58): Die Museumsinsel.

MITTWOCH, 25. Februar, 9.05 Uhr,Deutschlandfunk: Kalender-blatt. Vor 50 Jahren: Die Volks-kammer der DDR verabschie-det das Gesetz über das ein-heitliche sozialistische Bil-dungssystem.

MITTWOCH, 25. Februar, 21 Uhr,Phoenix: Jagd auf Snowden.

FREITAG, 27. Februar, 20.15 Uhr,WDR: Geheimnis (7): Teute-burger Wald.

FREITAG, 27. Februar, 21 Uhr, 3sat:makro: Comeback der Atom-energie.

FREITAG, 27. Februar, 21 Uhr,ZDFinfo: Himmelsstürmerin-nen – Deutsche Fliegerinnen.

FREITAG, 27. Februar, 2.10 Uhr,ZDF: Die Nibelungen (1): Sieg-fried von Xanten. Sagenverfil-mung, D/YU 1966.

FREITAG, 27. Februar, 20.15 Uhr,3sat: Bei Anruf Betrug – Diefiese Masche mit dem Enkel-trick.

HÖRFUNK & FERNSEHEN

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Vorsitzender: Helmut Gutzeit, Te-lefon (0421) 25 09 29, Fax (0421)25 01 88, Hodenberger Straße 39 b, 28355 Bremen. Stellvertren-de Vorsitzende: Marita Jachens-Paul, Ratiborer Straße 48, 27578Bremerhaven, Telefon (0471)86176. Landesgeschäftsführer:Jörg Schulz, Am Anjes Moor 4,27628 Uthlede, Telefon (04296)74 77 01.

BREMEN

Ihr Ansprechpartner inder Redaktion

Für die Heimatseiten inder Preußischen Allge-meinen Zeitung ist FrankHorns zuständig. IhreTexte, Terminankündigun-gen und Fotos senden Siebitte an:Das Ostpreußenblatt z. H. Frank HornsBuchtstraße 422087 Hamburg.

Oder per E-Mail:[email protected]

Vorsitzender: Eberhard Traum,Wächtersbacherstraße 33,63636 Brachtal, Telefon (06053)708612.

HESSEN

Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Kippingstr. 13, 20144Hamburg, Tel.: (040) 444993, Mo-biltelefon (0170) 3102815. 2. Vor-sitzender: Manfred Samel, Fried-rich-Ebert-Straße 69 b, 22459Hamburg, Telefon/Fax (040)587585, E-Mail: [email protected].

HAMBURG

Humor in Ostpreußen – Joachim Albrecht hielt in Wetzlar einenlaunigen Vortrag darüber Bild: Rühl

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 17

Page 17: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

HEIMATARBE IT Nr. 8 – 21. Februar 2015 17

senders Königsberg, MarionLindt. Albrecht sprach beim Tref-fen der Landsmannschaft derKreisgruppe Lahn-Dill in Wetzlarüber den ostpreußischen Humor.Menschen mit Humor kennen

ihre kleinen Schwächen. Mit Hu-mor lassen sich Brücken schlagenvon Mensch zu Mensch“, so Al-brecht. In Ostpreußen war er inder Volksseele verwurzelt und of-fenbart viel Lebensweisheit. Demschlesischen Humor sagt mannach, er sei hintergründig, derostpreußische Humor sei dasGegenstück, gerade heraus undvon plastischer Derbheit. Oft tref-fe er den Nagel auf den Kopf. Ty-pisch für ostpreußische Witze seider Gebrauch der Verkleinungund Zärtlichkeitsform „che“. Schlesier benutzen die Vernied-

lichung ebenfalls, aber hängen„le“ an. „Wir Ostpreußen sagenHerr Dokterche, Herr Pfarrerche,Herr Schneiderche“, schilderteAlbrecht. Und er nannte weitereBeispiele wie „das liebe Gottche“und „das Sonnche“. Kinder ruftman Liesche, Fritzche. „Ruft dieMutter hingegen Fritz oder Liese,dann weiß man, es ist dicke Luftzu Hause!“Nach seinen einführenden Wor-

ten brachte Albrecht praktischeBeispiele ostpreußischen Humorszu Gehör. Typisch seien Witze, beidenen die Personen aneinandervorbei reden: Fragt einer „Essensie gerne Wild“, lautet die Ant-wort. „Nein, ich esse gerne gesit-tet.“ Ein anderer Witz handeltvom Arztbesuch. „Was hat derArzt gesagt?“ Antwort: „20 Mark!“„Nein, ich meine: Was hast dudenn gehabt?“ „15 Mark.“ „Nein,was hast du denn jetzt?“ Antwort:„Na, 5 Mark.“ In Gumbinnen fragte ein Gast:

„Ich suche das Kreiskranken-haus“. Antwort: „Kreiskranken-häuser haben wir nicht. Bei unssind die Häuser alle eckig.“ UndAlbrecht gab noch diesen Witzzum Besten: „Sagt der Hotelierzum Gast: Wir haben Zimmer für3,50 und zu 4,50 Mark. Fragt derGast: Ja, was ist denn da derUnterschied“. Hotelier: Na, eineMark.“ Noch viele weitere Beispiele

ostpreußischen Humors brachteder Referent. Auch andere Besu-cher des Abends hatten Texte ausder Heimat mitgebracht und stell-ten sie den Teilnehmern des mo-natlichen Treffens vor. Kuno Kutz,der Vorsitzende der Landsmann-schaft, freute sich über den regenBesuch. Unter den Teilnehmernkonnte er auch den BdV-Kreisvor-sitzenden Manfred Hüber (Leun)und dessen Stellvertreter ViktorJordan (Braunfels) sowie drei Gä-ste begrüßen, die erstmals dasTreffen besuchten. Kutz wies dar-auf hin, dass der Landesverbandam 18. und 19. April seine Lan-deskulturtagung im Amt für Leh-rerfortbildung in Weilburg aus-richtet. Kutz ist auch Vorsitzenderdes Bundes der Vertriebenen –Ortsverband Wetzlar. In diesemZusammenhang kündigte er eineBusfahrt im Juli zur Rosenschaunach Bad Nauheim-Steinfurth an.

Lothar RühlWiesbaden – Mit einem bunten

Fastnachtsprogramm feierte dieLandsmannschaft ihren „Närri-schen Nachmittag mit Kreppel-kaffee“. Nach der launigen Begrü-ßung durch die stellvertretendeVorsitzende Helga Kukwa mit Er-innerungen an „Fastnacht in Ost-preußen auf dem Lande“ sorgtedas Musik-Duo Mathias Budauund Dr. Markus Hübenthal mitStimmungsliedern zum Mitsingenund Schunkeln für den richtigenSchwung im bunt geschmücktenSaal. Mit seinem Vortrag „So schab-

berten wir in der Heimat“ eröffne-te der Heilsberger LandsmannGeorg Lehmann den Reigen derBüttenreden. Im Gegenzug beflei-ßigte sich Hermann Becker ausdem Rheingau, seine pointierten

Beiträge in hessischer Mundartvorzutragen.Die Lacher auf ihrer Seite hatte

Margitta Krafczyk mit den gelun-genen Vorträgen „Deeste mer“und „Der liebe gute alte Herr“: „erhatte weiter keine Wünsche mehr,wenn er nur etwas jünger wär.“Mit amüsanten Geschichten

trug Lieselotte Paul zum Pro-gramm bei und erzählte von ei-nem leidgeplagten Hausmann,dem die Tapetenbahnen stetskreuz und quer verrutschten undder letztlich verzweifelt feststellte:„Tapezieren ist doch schwer.“Gern ließ sich das Publikum

zum gemeinsamen „Rundgesang“mitreißen, bei dem der Liedtextnur durch stetes Drehen des Blat-tes gesungen werden konnte.Den Nerv des Publikums traf

Helga Kukwa mit der Geschichtevom schlauen Grigoleit, der einenBauern schließlich überzeugte,dass nur reichlich verzehrte He-ringsköpfe schlau machten. Vielzum Lachen gab es auch bei ei-nem „Gerichtsverhör“, in dem dieAngeklagte auf die Fragen derStaatsanwältin stets singend mitbekannten Liedtexten antwortete,in die sodann die Narrenschar be-geistert einstimmte. Für ihren ge-konnt darbrachten Beitrag ernte-ten Helga Kukwa und Liesl Zekertverdienten Applaus.Den Schlusspunkt des närri-

schen Nachmittags setzte ein lan-ger Polonaisewurm, der sichdurch den Saal wand und sonochmals Bewegung in die Preu-ßenschar brachte.

Parchim – An jedem drittenDonnerstag, 14.30 Uhr, Café Wür-fel, Scharnhorststraße 2, 19370Parchim: Treffen der Kreisgruppe.Gemütlicher Nachmittag, um beiKaffee und Kuchen über Erinne-rungen zu sprechen, zu singenund zu lachen. Weitere Informa-tionen: Charlotte Meyer, KleineKemenadenstraße 4, 19370 Par-chim, Telefon (03871) 213545.

Braunschweig – Mittwoch, 25. Februar, 15 Uhr, Stadtparkre-staurant (Eingang Sozialverband),Jasperallee 42: Filmvorführung„Ostpreußen 1939 bis 1945“.Buxtehude – Sonnabend,

26. Februar, Begegnungsstätte Ho-heluft, Stader Straße 15: „Aus deralten Heimat schmeckt es am be-sten“ – bei unserer beliebten Auf-taktveranstaltung bieten wir Kö-nigsberger Rinderfleck undKöngsberger Klopse an. Dazu ei-ne Portion Humor und viel Musik.Unkostenbeitrag: Fünf Euro proPerson. Anmeldung mit Angabendes Essenswunsches bis zumMontag, 23. Februar. – Sonn-abend, 14. März, Bahnsteig 2,Bahnhof Buxtehude: „ErlebnisSpeicherstadt Hamburg“. DasProgramm:9.15 Uhr: Treffen Bahnhof10.45 Uhr: Maritimes Museum

Hamburg, Führung durch KapitänGebhard Knull. Themen: Mit dem

Wind um die Welt, Geschichte desSchiffbaus, Dienste an Bord, Kriegund Frieden auf dem Meer, mo-derne SeefahrtAb 13 Uhr: Mittagspause. Da-

nach: Bummel durch die Spei-cherstadt/Hafencity. Kosten für Bahnfahrt, Eintritt

und Führung: 15 Euro. Verbindli-che Anmeldung bis zum Montag,9, März.Göttingen – Sonnabend, 28. Fe-

bruar, 14.30 Uhr, Senioren ParkCarpe Diem, Brauweg 28–30: Jah-reshauptversammlung mit Neu-wahl des Vorstandes. Im An-schluss findet das traditionelleGrützwurstessen statt.

– Masuren-Reise –Vom 17. Bis 24. Juli bis bietet die

Gruppe Göttingen wieder eineachttägige Fahrt nach Masuren an.Sie umfasst sieben Übernachtun-gen (inklusive jeweils einerZwischenübernachtung auf derHin- und Rückreise) mit Halbpen-sion in Hotels der Mittelklasse, jeeine Rundfahrt in Masuren undim Ermland sowie ein Besuch desTreffens der deutschen Minder-heit in Bischofsburg. Nähere In-formationen und schriftliche An-meldungen bis zum 15. März an:Werner Erdmann, HoltenserLandstraße 75, 37079 GöttingenHannover – Freitag, 20. Februar,

14.30 Uhr, Restaurant des Ruder-clubs Ihmeblick, Roesebeck-straße 1: Nach dem gemeinsamenKaffeetrinken zeigt Probst ErhardWolfram den 2. Teil des Spielfil-mes „Ostpreußenreise 1937“. Gä-ste sind willkommen. – Freitag,20. März, 14.30 Uhr: Jahreshaupt-versammlung. Anträge und Vor-schläge bitte bis zum 10. März anden Vorstand einreichen. Um regeBeteiligung wird gebeten, Es ste-hen Neuwahlen an. Roswitha Ku-likowski, Telefon (05101) 2530.Helmstedt – Donnerstag,

12. März, 15 Uhr, Begegnungsstät-te, Schützenwall 4: GemeinsamesTreffen.Oldenburg – Die Landsmann-

schaft Ostpreußen und Westpreu-ßen Oldenburg (vormals Frauen-gruppe der Ostpreußen und West-preußen Oldenburg) thematisier-te die vor 70 Jahren einsetzendeFlucht aus Ostpreußen an ihremNachmittag im Februar. UnserKartograph und Geograph JürgenNeumann hatte ausführlichesKartenmaterial vorbereitet, umdie Frontbewegungen sowohl1944 als auch im Januar 1945 zuverdeutlichen. Außerdem las erFluchtberichte einiger unsererMitglieder vor und hatte für allevon uns Schilder vorbereitet, da-mit wir an der großen Karte vonOstpreußen unsere Herkunftsortemarkieren konnten. Für dieseMammutarbeit gebührt HerrnNeumann unser aller Anerken-nung und Dank. An unserem nächsten Nachmit-

tag am 11. März hören wir einenVortrag von Dr. Jörn Barfod, Ku-stos am Ostpreußischen Landes-museum Lüneburg über „AlfredPartikel und die KönigsbergerKunstakademie“, wie immer imStadthotel Oldenburg um 15 Uhr.Freunde und Bekannte sind herz-lich willkommen. Gisela BorchersOsnabrück – Donnerstag,

26. Februar, 14 Uhr, gaststätteBürgerbräu, Blumenthaller Weg43: Literaturkreis.

Landesgruppe – Die diesjährigeFrühjahrs-Delegierten-, Kultur-und Frauentagung findet am 14.März wieder in Oberhausen statt.Beginn: 10 Uhr. Der Vorstand bit-tet um zahlreiches erscheinen.Wahlen stehen an. Wir haben wie-der ein interessantes Programm

zusammengestellt und freuen unsbesonders, dass wir Dr. MarioKandil für einen Vortrag über Bis-marck gewinnen konnten. Interes-sant werden auch die Ausführun-gen von Dr. Becker sein, der überseine Eindrücke in Ostpreußensprechen wird. Sehr erfreut sindwir, dass die Broschüren von Pro-fessor Hartmut Fröschle „DieDeutschen in Polen 1918–1939“und Schultze-Rhonhofs „Danzigund Ostpreußen zwei Kriegsan-lässe 1939“ großes Interesse fin-den. Wir möchten es nicht versäu-men, auch Ihnen diese Broschüreans Herz zu legen. Sie wird auchauf unserer Tagung zu erwerbensein. Brigitte GomolkaBad Godesberg – Jeder erste

Mittwoch des Monats, StadthalleBad Godesberg: Treffen der Frau-engruppe – Jeder dritte Mittwochdes Monats, 15 Uhr, Erkerzimmer,Stadthalle Bad Godesberg:Stammtisch.Bonn – Samstag, 28. Februar,

19.30 Uhr, kleiner Saal, StadthalleBad Godesberg: Winterball der„Ostdeutschen Landsmannschaf-ten“ mit buntem, kulturellen Pro-gramm und einer großen Tombo-la. Eintritt: 15 Euro, Jugend undStudenten: 10 Euro. – Dienstag, 3. März, „Haus am Rhein”, Elsa-Brandström-Straße 74, 53225

Bonn-Beuel: Jahreshauptver-sammlung mit Neuwahl des Vor-standes und Königsberger-Klop-se-Essen.Düsseldorf – Mittwoch, 25. Fe-

bruar, 8.40 Uhr: Tagesexkursionzur Sonderausstellung „KreisauerKreis“ im Haus Schlesien, Königs-winter. – Donnerstag, 26. Februar,Konferenzraum, Gerhart-Haupt-mann-Haus (GHH), Bismarckstra-ße 90: „Weggewaschen ohneSpur? Die Habsburger Monarchieund der Erste Weltkrieg“, Vortragvon Professor Matthias Stickler. –Mittwoch, 4. März, 15 Uhr, Raum311, Gerhart-Hauptmann-Haus(GHH): ostdeutsche Stickerei mitHelga Lehmann und ChristelKnackstädt. – Mittwoch, 4. März,19 Uhr, Konferenzraum, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH): „DieAnsiedlung polnischer Remigran-ten aus Nordrhein-Westfalen inPolen in den Jahren 1948–1950“,Vortrag von Arkadiusz Welniak. –Donnerstag, 5. März, 19.30 Uhr.Raum 412, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH): Offenes Singen mitBarbara Schoch. – Freitag, 6. März, 19 Uhr, Eichendorff-Saal,G e r h a r t -Haup tmann -Hau s(GHH): „Zuflucht in der Musik“ –Konzert mit dem Janacék Trio, dasWerke tschechischer jüdischerKomponisten aus der Zeit des

Zweiten Weltkrieges spielt. –Montag, 9. März, 19 Uhr, Ausstel-lungsraum, Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH): „Russen, Juden,Deutsche“ – Eröffnung der Foto-ausstellung (9. März bis 30. April)von Michael Kerstgens,Mülheim an der Ruhr –

Dienstag, 10. März, 15 Uhr, Han-delshof: Jahresabschlussberichteder Vorsitzenden, der Frauen-gruppe und Kassenberichte. Da-

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 16

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Närrischer Nachmittag in Wiesbaden: „Ein langer Polonaisewurm brachte nochmals Bewegung indie Preußenschar“ Bild: privat

Vorsitzender: Manfred F. Schukat,Hirtenstraße 7 a, 17389 Anklam,Telefon (03971) 245688.

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Vorsitzende: Dr. Barbara Loeffke,Alter Hessenweg 13, 21335 Lüne-burg, Telefon (04131) 42684.Schriftführer und Schatzmeister:Gerhard Schulz, Bahnhofstraße30b, 31275 Lehrte, Telefon(05132) 4920. Bezirksgruppe Lü-neburg: Manfred Kirrinnis, Wit-tinger Straße 122, 29223 Celle,Telefon (05141) 931770. Bezirks-gruppe Braunschweig: Fritz Fol-ger, Sommerlust 26, 38118 Braun-schweig, Telefon (0531) 2 509377.Bezirksgruppe Weser-Ems: Ottov. Below, Neuen Kamp 22, 49584Fürstenau, Telefon (05901) 2968.

NIEDERSACHSEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

Vorsitzender: Jürgen Zauner, Ge-schäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Page 18: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

Am Donnerstag, 12. Februar,verstarb plötzlich und unerwartetim Alter von 72 Jahren, der weitüber die Grenzen der Kommunebekannte und beliebte Stadtpräsi-dent Neumünsters, Friedrich Wil-helm Strohdiek. In der ganzenStadt wird getrauert!Auch die Kreisgemeinschaft

Lötzen zeigt Anteilnahme undgroße Betroffenheit. FriedrichWilhelm Strohdiek (CDU) hat sichwährend seiner Amtszeit sehr fürden Erhalt und die Pflege der seit1954 bestehenden Patenschafteingesetzt. Bereits kurze Zeit nachder Amtsübernahme im Sommer2008 stattete er, zusammen mitseiner Frau, dem Lötzener Kreis-archiv und Heimatmuseum einenBesuch ab. In 2008 und in 2010nahm er an den Heimatkreistref-fen der Lötzener in der Patenstadtteil. Wiederholt äußerte er denWunsch, doch einmal die Zeit zuhaben, um nach Masuren zu rei-sen. Zu gern hätte er Stadt undKreis Lötzen aus eigener An-schauung kennengelernt. DieseAbsicht hat er leider wegen star-ker Terminbelastung und vielfälti-ger Funktionen, auch in karitati-ven Organisationen, nicht ver-wirklichen können.In den Jahren 2011 und 2012

hat Friedrich Wilhelm Strohdiekintensiv, zusammen mit anderenFunktionsträgern der Stadtver-waltung, an der Suche nach einerguten Lösung für den Verbleib desLötzener Archivs und der Lötze-ner Heimatsammlung in der Pa-tenstadt Neumünster mitgewirkt.Mit Erfolg.Mehrere Male hat er die Paten-

stadt auf dem von der Kreisge-meinschaft veranstalteten Klopse-essen (Neujahrsempfang) vertre-ten und Grußworte gesprochen.Im Jahr 2013 wurde Friedrich

Wilhelm Strohdiek einstimmig inseinem Amt bestätigt.In Frühjahr 2014 eröffnete er

warmherzig und unkompliziertdie Ausstellung „Ostpreußen ver-zaubert“, die die Kreisgemein-schaft im Foyer des Rathauses zei-gen konnte. Er packte mit an, umdie Ausstellungstafeln in nochbesseres Licht zu rücken.Im Oktober des vergangenen

Jahres nahm er, zusammen mitOberbürgermeister Dr. Tauras, teilan der Feierstunde anlässlich desJubiläums 60 Jahre Patenschaftund hielt die Grußansprache.Während des anschließendenEmpfangs kam er – wie es stetsseine Art war – mit den Teilneh-mern gut ins Gespräch, hatte fürAnliegen ein offenes Ohr, und somanches Mal hatte er auch einansteckendes Lachen. Er war einNorddeutscher – mit Humor undHerz!Bei der letzten Begegnung, die

der Kreisvertreter und die Ge-schäftsführerin am 12. Januar mitihm hatten – anlässlich des Neu-jahrsempfangs der Stadt Neu-münster – strahlte er Optimismusaus und hatte eine für die Kreis-gemeinschaft gute Nachricht.Die Kreisgemeinschaft Lötzen

wird sich an Friedrich WilhelmStrohdiek stets mit Hochachtungund Wertschätzung erinnern. Sein

viel zu früher Tod ist ein großerVerlust. Eine solche unverwech-selbare Persönlichkeit, die Fried-rich Wilhelm Strohdiek war,hinterlässt eine sehr große Lücke.

Der Vorstand trat in Naumburgzu seiner ersten Sitzung im neuenJahr 2015 zusammen. Auf der Ta-gesordnung standen die Vorberei-tung der Jahrestagung der Stadt-vertretung am 11. September inBad Nenndorf, die Aufgabenstel-lung für das in diesem Jahr statt-findende Heimattreffen der dreiNachbarkreise Elchniederung,Tilsit-Ragnit und Tilsit-Stadt so-wie die Konzeption für ein Hei-mattreffen im Jahr 2016. Wieschon in den vorangegangenenJahren wird die Tradition einesgemeinsamen Treffens mit denbeiden Nachbarkreisen fortge-setzt. Ausrichter für das Jahr 2016ist turnusgemäß die Stadtgemein-schaft Tilsit. Erwin Feige erstatte-te einen Bericht über das 7. Deutsch-Russische Forum inTilsit, welches in Presse und Funkein großes Echo fand und demTilsiter Image sehr gut tat. In die-sem Zusammenhang wurde dasin Tilsit erschienene Buch „Til-sitskie Dominanty“ gewürdigt, mitdem ein gemeinsames Projekt derrussischen Gesellschaft TILSITund der Stadtgemeinschaft Tilsitseinen erfolgreichen Abschlussfand.

Im Ergebnis eines russisch-deutschen Gemeinschaftsprojektsliegt das Buch „Tilsitskie Domin-anty“ vor. Die Tilsiter Kunsthisto-rikerin Tatjana Urupina und derFotokünstler Jakov Rosenblumdokumentieren in dem Buch denkulturhistorischen und baukünst-lerischen Reichtum der Stadt, so-wohl den bereits verlorenen alsauch den noch zu erhaltenden, inWort und Bild. Auf 352 Seitenund mit 510 Fotos ist es den Auto-ren gelungen, das Gesicht derStadt lebendig zu machen undseine Aura den Menschen zu prä-sentieren. Der Buchtext liegt zwarnur in russischer Sprache vor,gleichwohl vermittelt das Werkmit seinen 510 großformatigenFotos samt deutschen Bildtextenauch dem deutschen Interessen-ten eindrucksvolle Einblicke in

das Antlitz der „Stadt ohne Glei-chen“. Interessenten können dasBuch auf Spendenbasis erwerbenbei der Stadtgemeinschaft Tilsit,PF 241, 09002 Chemnitz.

Die Volkshochschule unseresPatenkreises Diepholz veranstal-tet vom 28. Mai bis 6. Juni eineStudienreise in die Partnerstädteunserer östlichen Nachbarn nachPolen und Russland (Schlesien,Pommern, West-und Ostpreußen,Königsberg). Die Rückreise findet von Me-

mel bis Kiel mit einem Fährschiffstatt (Bus an Bord). Themen derReise sind: 70 Jahre Ende des 2. Weltkrieges, 60 Jahre Paten-schaft des Landkreises Diepholzfür den Landkreis Wehlau, 25Jahre nach Perestrojka, 20 JahrePolen in der Europäische Union.Seit der Wende im Jahre 1989

sind 25 Jahre vergangen. Seitdemhaben einige Städte und Gemein-den des Landkreises Diepholzfreundschaftliche Beziehungen zuPartnern in Polen entwickelt. DerBesuch bei unseren Nachbarn solleinen Gesamteindruck über dasheutige Leben bieten, historischeEntwicklungen aufzeigen undEindrücke von unterschiedlichenLandschaften vermitteln. Polen istseit dem 1. Mai 2004 Mitglied derEuropäischen Union und erlebtseitdem einen großen wirtschaft-lichen Aufschwung.Einbezogen in die Reise wird

ein Besuch des früheren ostpreu-ßischen Landkreises Wehlau, fürdessen Bewohner der LandkreisGrafschaft Hoya im Jahre 1955 diePatenschaft übernommen hat.Wir reisen in einem modernen

Bus mit Klimaanlage, Bordkücheund WC. Die Übernachtung er-folgt in ausgewählten komforta-blen Hotels mit Halbpension(Frühstück und Abendessen). Mit-tags nutzen wir verschieden indi-viduelle Möglichkeiten. Für denAufenthalt im Königsberger Ge-biet ist ein russisches Visum er-forderlich. Dafür werden ein bio-metrisches Passbild, ein minde-stens bis zum 10. November 2015gültiger Reisepass und eine aner-kannte Auslandskrankenversiche-rung benötigt. Anmeldungen bittebis 15. März an Reiseservice Bit-termann, Am Alten Sportplatz 2,28857 Syke, Telefon (04242)936243, Fax: (04242) 936244, E-Mail: [email protected].

Stadtvertreter: Hans Dzieran,Stadtgemeinschaft Tilsit, Post-fach 241, 09002 Chemnitz.Geschäftsführer: ManfredUrbschat, E-Mail: [email protected].

TILSIT–STADT

nach: Referat zum Thema „Ost-preußische Persönlichkeiten“ undKönigsberger-Klopse-Essen.Nach dieser Veranstaltung wirdsich die Kreisgruppe auflösen, daes nur noch wenige Teilnehmergibt.Neuss– Sonntag, 22. Februar,

15 Uhr (Einlass: 14 Uhr), Marien-haus, Kapitelstraße 36: Jahres-hauptversammlung mit Grütz-wurstessen. – Donnerstag, 26. Fe-bruar, 15 Uhr, Ostdeutsche Hei-matstube Neuss, Oberstraße 17:tag der offenen Tür mit Kaffeeund Kuchen.Remscheid – Jeder zweite Don-

nerstag im Monat, 14.30 Uhr, Ge-meindehaus der evangelischenJohannes-Kirchengemeinde inder Eschenstraße: Treffen derFrauengruppe. – Jeder dritte Don-nerstag im Monat, 14.30 Uhr,,,Zunftstuben”, Palmstraße 10:Treffen der Ostpreußenrunde.Wesel – Sonntag, 22. Februar,

15 Uhr, Heimatstube, Kaiserring4: Jahreshauptversammlung mitNeuwahlen. Alle Landsleute und

Heimatfreunde sind herzlich ein-geladen. Eine Kaffeetafel ist vor-bereitet.

Mainz – Sonnabend, 7. März, 15 Uhr, Mundus Residenz, GroßeBleiche 44: „Ännchen von Tha-rau.“ – ein Kurzreferat von AlfredZachau

Magdeburg – Dienstag, 24. Fe-bruar, 13 Uhr, Immermannstraße:Treffen der Stickerchen – Freitag,6. März, 15 Uhr, SportgaststätteTuS Fortschritt, Zielitzer Straße:Treffen des Singekreises.

HE IMATARBE IT18 Nr. 8 – 21. Februar 2015

KontaktierenSie

uns unter:www.preussische-allgemeine.de

[email protected]

Niemals wirst Du ganz gehen.In unseren Herzen wirst Du immer einen Platz habenund dadurch weiterleben.

Ihr Lebenskreis hat sich geschlossen in einem gesegneten Alter von fast 105 Jahren

Gerda Pultkegeb Böhm

* 14. März 1910 † 1. Februar 2015

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir AbschiedHans-Jürgen und KarinUrsula Pultke mit Kindern und EnkelGiesela Hannig

Traueranschrift: Hans-Jürgen Pultke, Markusstraße 34, 44265 Dortmund-Syburg

Wir trauern um unseren langjährigen stellvertretenden Kreisvertreter

Christian-Jörg Heidenreichgeb. 2. 2. 1940 gest. 19. 1. 2015

Lasdinehlen/Sommerswalde Kremperheide

Träger des Silbernen Ehrenzeichens der Landsmannschaft Ostpreußen

Mit Christian-Jörg Heidenreich verliert die Kreisgemeinschaft Schloßberg einen ihrerengagiertesten Mitstreiter, einen heimatliebenden Landsmann und aufrichtigen Ostpreußen.

Er übernahm während seiner langjährigen Tätigkeit viele Führungsaufgaben,u.a. als stellvertretender Kreisvertreter, Redakteur und Reiseleiter.

Mit Respekt und Anerkennung werden wir ihn in Erinnerung behalten und ihnschmerzlich vermissen.

Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau, den Kindern und seinen Angehörigen.

Kreisgemeinschaft Schloßberg/Pillkallen (Ostpr.)

Michael Gründling Renate Wiese Joachim Löwe(Kreisvertreter) (Geschäftsführerin) (Stellv. Kreisvertreter)

Am Ende eines langen und oft auch entbehrungsreichenLebensweges verstarb kurz vor seinem 88. Geburtstagunser geliebter Papa, mein Schwiegervater, mein Opaund unser Verwandter

Paul Niesalla* 25. Februar 1927 † 10. Februar 2015Klein Schiemanen Menden

Familie NiesallaMeierfrankenfeldstraße 2558710 Menden-Lendringsen

Die Trauerfeier findet Samstag, den 28. Februar 2015 um14.00 Uhr in der Christuskirche in 58710 Menden-Lendringsen, Matthias-Claudius-Platz 2 statt.

Von Blumen- und Kranzspenden bitten wir abzusehen.

Anzeigen

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 17

Vors.: Dr. Wolfgang Thüne, Worm-ser Straße 22, 55276 Oppenheim.

RHEINLAND-PFALZ

Vors.: Michael Gründling, GroßeBauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

SACHSEN-ANHALT

Gedenken in SchulenDer Landesvorsitzende

des Bundes der Vertriebe-nen Christian Knauer, hatden bayerischen Bildungs-minister Ludwig Spaenle ge-beten, der 70. Wiederkehrdes Kriegsendes und des Be-ginns von Flucht, Vertrei-bung und Deportation derDeutschen aus den damali-gen östlichen Reichsgebie-ten, dem Sudetenland sowieden Siedlungsgebieten inOst- und Südosteuropa inden Schulen zu gedenken.Flucht und Vertreibungseien mit Leid, Not, demVerlust der Heimat undrund zwei Millionen Totenverbunden gewesen. Materi-alien lägen in ausreichenderZahl vor und Zeitzeugen ausdem Kreis der Vertriebenenseien bereit, den Kindernund Jugendlichen über daseinstige Schicksal ihrer Fa-milien und die vielfach da-mit verbundenen Tragödienzu erzählen.

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Kreisvertreter: Dieter Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg. Ge-schäftsstelle: Ute Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg,Telefon (040) 6083003, Fax:(040) 60890478, E-Mail:[email protected]

LÖTZEN

Stadtpräsidentverstorben

Sitzung desVorstandes

Neuerscheinung

Preiswürdige Beiträge über Vetriebene gesuchtDer Bund der Vertriebenen in Bayern schreibt auch in diesem

Jahr einen Kulturpreis aus. Vergeben wird er für künstlerische,literarische oder wissenschaftliche Beiträge, die in den letztendrei Jahren in Bayern erstellt oder veröffentlicht wurden. Weite-re Voraussetzung: Sie müssen Themen der Vertriebenen oderSpätaussiedler in Deutschland, des deutschen Ostens oder derdeutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa behan-deln. Der Hauptpreis ist mit 2000 Euro dotiert. Vorschlagsbe-rechtigt sind die Kreis- und Bezirksverbände, die landsmann-schaftlichen Landesverbände sowie die Mitglieder des Landes-vorstandes. Vorschläge sind zusammen mit den erforderlichenUnterlagen bis zum 12. Juni 2015 beim Bund der Vertriebenen,Landesverband Bayern, Am Lilienberg 5, 81669 München ein-zureichen. Weitere Auskünfte: www.bdv-bayern.de

Kreisvertreter: Gerd Gohlke, Sy-ker Straße 26, 27211 Bassum. Te-lefon (04241) 5586. 2. Vors. undSchriftleiter: Werner Schimkat,Dresdener Ring 18, 65191 Wies-baden, Telefon (0611) 505009840.Internetseite: www.kreis-weh-lau.de

WEHLAU

Studienreise

Page 19: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

HEIMATARBE IT Nr. 8 – 21. Februar 2015 19

Edel-stein-gewicht

befinden,ein-schätzen

Familien-nameNapo-leons

Winter-sportart

Ver-wandter

Verlet-zung mitBlut-erguss

GebietdeseigenenStaates

Vorrich-tung zumHeizen,Kochen

StadtinOber-bayern

Farbton eine Zahlitalie-nischeWein-stadt

Schwarz-meer-halb-insel

baum-loseKälte-steppe

Schrift-stellerin

Längs-rinne,Rille

Zeitungs-anzeige,Annonce

chem.Element,Halb-metall

wiederSenkevulkani-schen Ur-sprungs

Leid,Not

sichtäuschen

frech,belei-digend

ohneFlammebrennen,glühen

artig,brav

Unglückprophe-zeien(ugs.)

leimen,kleistern

Stachel-tier

aus-führlich,ein-gehend

BruderGunthers(Nibe-lungen)

TanzartmitSpezial-schuhen

günstig,vorteil-haft

blüten-loseWasser-pflanze

Sport-ruder-boot

Rauch-fang,Schorn-stein

Säuge-tier-ordnung

Ruhm,Herr-lichkeit

Deponiefür radio-aktiveStoffe

Wett-kampf-stätte;Manege

Schau-spiel-,Ballett-schülerin

helfen,unter-stützen

Bundes-staatder USA

abgesto-chenesRasen-stück

männ-licherNach-komme

als Erlös erzielen

Hüft-riemen

glätten,planie-ren

kurz fürin dem

Bank-,Stahl-fach(engl.)

stetigfließen,laufen

kaumhörbar,fastlautlos

Erzähl-weise

Strom-speicher(Kurz-wort)

außer-ordent-lich

DralleinesBalls

Nord-polar-gebiet

latei-nisch:Deutsch-land

Tabak-gift

dichtbei,seitlichvon

RemplerbeimEis-hockey

städtisch einErdteil

Atriument-gegen-kom-mend

unan-ständi-ger Witz

Fußglied Korridor,Gang

Spaß,Ver-gnügen(ugs.)

Bein-gelenk

dt. Natur-heilkun-diger (Se-bastian)

ital.Schrift-steller(Cesare)

Grund-stoff-teilchen

saftigeKern-frucht

einGewebe

amerik.-engl.Dichter(T. S.)

schlech-te Ange-wohn-heit

einMarder

tätig;wirksam

altrömi-schesGewand

Platz-mangel,Raumnot

Ent-fernungdesInhalts

Gesangs-paar

nordi-scherHirsch

franzö-sischeGroß-stadt

Pökel-flüssig-keit

Straßen-benut-zungs-gebühr

Nationa-litäts-zeichenTunesien

BetriebzurBuchher-stellung

Inselin derOstsee

dünnesZweig-holz

Luftkur-ort in derHolstein.Schweiz

Seiden-gewebe

rechterNeben-fluss derDonau K B E P O Z A K

A U T O R I N R I E F E I N S E R A T I R R E N S E L E N E R N E U T I U A T A U S F A L L E N D G L I M M E N S T E P P E F L A I G E L A L D I A L G E U N K E N L N A G E R G L O R I E E N D L A G E R A R E N A G U E R T E L I G E S O D E R D T N E B N E N B E I S T E H E N U L E I S E D E E N O R M G E R M A N I A A R K T I S V F C H E C K E N E I N N E N H O F K U L A N T K N I E F F L U R F E Z K B Z O T E B I R N E K O E P E R T A A I N E N T N A H M E T U N I K A E I V L Y O N L A K E B I N D E R E I M A U T T N P U S E D O M R E I S I G P L O E N T A F T S A V E

Kreiskette

Diagonalrätsel

So ist’s richtig:

SudokuLösen Sie das japanische Zahlenrätsel: Füllen Sie die Felder so aus, dass jede waagerechte Zeile, jede senk rechte Spalte und jedes Quadrat aus 3 mal 3 Kästchen die Zahlen 1 bis 9 nur je ein-mal enthält. Es gibt nur eine richtige Lösung!

8 2 6 7 1 5 2 3 9 4 7 5 6 3 6 2 3 9 8 6 8 6 7 1 9 8 3 5 4 9

8 2 6 7 1 5 2 3 9 4 7 5 6 3 6 2 3 9 8 6 8 6 7 1 9 8 3 5 4 9

1 8 3 4 2 6 9 5 7 4 6 7 1 5 9 2 8 3 9 5 2 7 8 3 4 6 1 8 1 4 2 7 5 6 3 9 6 7 5 9 3 4 8 1 2 2 3 9 8 6 1 5 7 4 5 9 8 3 1 2 7 4 6 7 4 1 6 9 8 3 2 5 3 2 6 5 4 7 1 9 8

Diagonalrätsel: 1. Sopran, 2. Button, 3. Huerde, 4. Paddel, 5. Leiter, 6. Neptun – Sueden, Norden

Kreiskette: 1. Ampere, 2. Lehrer, 3. Ku-chen, 4. Kueste, 5. Sonett – Perlenkette

Sudoku:

PAZ15_08

Die Wörter beginnen im Pfeilfeld und laufen in Pfeilrichtung um das Zahlen-feld herum. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, nennen die elf Felder in der oberen Figurenhälfte ein Schmuckstück.

1 elektrisches Stromstärkemaß, 2 Pädagoge, 3 größeres Gebäck, 4 Meeresufer, 5 Gedichtform

Wenn Sie die Wörter nachstehender Bedeutungen waagerecht in das Dia-gramm eingetragen haben, ergeben die beiden Diagonalen zwei Himmelsrich-tungen.

1 hohe Stimmlage2 Ansteckplakette3 Hindernis4 Bootszubehör5 Sprossenstiege6 römischer Meeresgott

Abgebildet in der PAZ Nummer 1(Seite 15) war die Zeichnung eineseindrucksvollen Kirchenbaus. „Er-kennen sie dieses Gebäude?“, lau-tete die dazugehörige Frage. DieOstpreußische Kulturstiftung Ellin-gen hatte es für ihr alljährlichesPreisrätsel ausgewählt. Für die pensionierte Oberstudien-rätin Audlind Vohland (75) ausMarburg war die Rätselfrage einewillkommene Anregung, sich näb-her mit dem Gotteshaus zu be-schäftigen. Schon seit ihrem Stu-dium hat sich die gebürtige Inster-

burgerin für Architektur interes-siert. Eigentlich habe es die Lehre-rin, die vor ihrer PensionierungDeutsch und Religion unterrichtete,schon immer ein wenig geärgert,dass die körperlichen Künste imBewusstsein der Menschen so we-nig Beachtung fänden. Jeder könnegroße Schriftsteller und Maler nen-nen, aber Bildhauer und Architek-ten seien weitgehend unbekannt.Über die Preisrätselkirche und ih-rem maßgeblichen Architekten hatsie daher für die PAZ einen Artikelverfasst.

Für das „kleine Preisrätsel“wählte die Ostpreußische Kultur-stiftung Ellingen diesmal das roteZiegelgebäude der evangelischenKirche von Heinrichswalde, demmit 3460 Einwohnern (1939) einstzweitgrößten Ort im Kreis Elchnie-derung. Zur Zeit der Kirchenein-weihung 1869 war Heinrichswaldenur ein größeres Dorf von nichteinmal 1100 Ein-wohnern. Trotz-dem entstand hierkeine schlichteDorfkirche, son-dern ein ein-drucksvoller Neubau im Stil dervon Friedrich August Stüler (1800–1865) geprägten Neugotik.Stüler war der Bauberater des

preußischen Königs, Friedrich Wil-helm IV., der ihn nach Fertigstel-lung der Burg Stolzenfels am Rhein(1842) zum Oberbaurat machteund ihm den Titel „Architekt desKönigs“ verlieh, um seine umfas-sende Aufgabenstellung auszu-drücken.So war Stüler zuständig für die

Umgestaltung des KönigsbergerSchlosses ebenso wie für die desSchweriner Schlosses. Unter Stü-lers Leitung wurde die Friedenskir-che von Potsdam-Sanssouci (1846–1850/54) vollendet, und er entwarfdie architektonischen Schauseitender Weichselbrücke bei Dirschauund der Nogatbrücke bei Marien-burg (bis 1857). Vor allem aber warStüler maßgeblich zuständig fürden ostpreußischen Kirchenbauseit Schinkels Tod (1781–1841).Obwohl die Heinrichswalder

Kirche nicht auf Stülers Werklistesteht und erst vier Jahre nach sei-nem Tod eingeweiht wurde, zeigtsie seine Stilmerkmale deutlicherals die schlichtere Kirche von Las-dehnen im Kreis Schlossberg, dieganz sicher von Stüler selbst ent-worfen wurde. Charakteristisch fürdie Stüler-Kirche in Heinrichswal-de ist der dem Ostchor vorgesetzteStaffelgiebel mit durchbrochener

Rosette und der schlanke Westturmmit den hohen Maßwerkfenstern.Dieser Turm verbindet oberhalbdes Dachfirstes über der Uhrzoneden viereckigen, fialengekröntenTurmschaft mit einer schlankeren,achteckigen Turm-Etage.Mit dieser Vermittlung von Vier-

eck und Achteck der Turmkon-struktion, die sich in vielen Stüler-

Kirchen wieder-findet, griff er ei-nen Grundgedan-ken der gotischenBaukunst auf,nämlich die Beto-

nung der Vertikalen, und entwik-kelte diesen Stil weiter.Die zierliche obere Achteck-Eta-

ge der Türme verlieh den Kirchen-gebäuden eine gewisse Eleganz,was beim Vergleich der Turmformvon Heinrichswalde mit derschlichteren von Lasdehnen insAuge fällt, wo diese „Verjüngung“fehlt. Vergleichbar mit dem Turmvon Heinrichswalde ist dagegenzum Beispiel die Paulskirche vonPosen, die Kirche von Schönsee beiBriesen (Kreis Thorn) und der vonStüler an die ältere Kirche angefüg-te Turm von Kaukehmen (KreisElchniederung).In geradezu kathedralartiger

Steigerung hat Stüler die filigraneWirkung der Achteckigkeit inSchirwindt im äußersten OstenPreußens (Kreis Schlossberg)durchgeführt, indem er dieser neu-gotischen Kirche (erbaut 1850–56)nicht etwa nur eine schlankeTurm-Etage gab, sondern zwei wirkungs-volle achteckige Fassadentürmehinstellte und die Vertikale auchnoch in aufwendigster Weise durchStrebepfeiler vom Boden bis zuden Turmhelmen betonte.Leider ist diese von König Fried-

rich Wilhelm IV. geförderte und alskleines Gegenstück zum KölnerDom gedachte Kirche vollständigkriegszerstört wie auch der gesam-te Ort. Sie teilt im russischen TeilOstpreußens das Schicksal von 158

anderen vernichteten Kirchen, dieaber nicht etwa kriegsbedingt, son-dern in den fünf Nachkriegsjahr-zehnten bis zur Mitte der 90er Jah-re verschwanden.Die Kirche von Heinrichswalde

aber hatte das Glück, zu den vierProjekt-Kirchen zu gehören, diegroße finanzielle Unterstützungaus Deutschland erhielten. Obwohldie russisch-orthodoxe Kirche dieBesitzerin des Gebäudes ist, kanndie dortige evangelische Gemeindeihre Gottesdienste halten und Kon-zerte veranstalten.

In schier hoffnungslosem Verfalldagegen präsentierte sich die früheStüler-Kirche von Mehlauken(1846 eingeweiht), die mit ihremfreistehenden „Campanile“ an diePotsdamer Friedenskirche er-innert. Sie war eine große Empo-renbasilika in frühchristlichem,„italienischem“ Stil, mit 1400 Plät-zen ausgestattet.Uns bleibt nur die Inspiration

aus dem Wissen um die europäi-schen Zusammenhänge dieser ver-gessenen Kirchen-Architektur des19. Jahrhunderts. Audlind Vohland

Grundgedankengotischer Baukunst

Die Kirche des königlichen ArchitektenDas Heinrichswalder Gotteshaus war nicht nur der Star in einem Preisrätsel. Es trägt auch die Handschrift eines großen Baumeisters

Auch eine Stüler-Kirche: das Gotteshaus in Lasdehnen. Hier aufeiner Postkarte aus den 20er Jahren Bild: Vohland

Keine schlichte Dorfkirche, ein eindrucksvoller Neubau: Die Kir-che von Heinrichswalde auf einem Foto vom 2004 Bild: Vohland

Page 20: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

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Treu wie ein Pferd, Segenauf allen Wegen“ – sokönnte der Nachruf auf den

gelben VW-Transporter von Man-fred Schukat, Vorsitzender derLandesgruppe Mecklenburg derLandsmannschaft Ostpreußenlauten. Kaum ein anderes Fahr-zeug in seinem Wohnort Anklamkann auf solch ein bewegtes Auto-leben zurückblicken. Doch derTÜV stellte nun so viele gravie-rende Mängel fest, dass die Ko-sten für eine Reparatur unverhält-nismäßig sind. Denn der Kleinbusvom Baujahr 1989 hat in 25 Jah-ren rund 220000 Kilometer unterseine vier Räder genommen. Ge-kauft hatte ihn Schukat noch vorder Währungsunion im Juni 1990.Für 20000 D-Mark musste überdie Kreissparkasse Anklam einERP-Kredit bei der „Europäi-schen Bank für Wiederaufbau“beantragt werden. Das war da-mals und ist auch heute noch vielGeld – und die Zukunft im Wen-dejahr war mehr als ungewiss.Aber die Aufbruchsstimmungüberwog. So kam es zum Kaufbeim Autohaus Bonte in Braun-schweig.Sofern man das über ein Fahr-

zeug sagen kann, war es „Liebeauf den ersten Blick“ und ein un-vergessliches Gefühl, erstmals einWestauto zu fahren und sein eigenzu nennen.Auf den VW-Transporter warte-

te ein Einsatz besonderer Art. Mitder Auftaktveranstaltung am 9. März 1991 gründete sich in An-klam ein Kreisverband des Bun-des der Vertriebenen – von An-fang an mit eigener Note. Diegrenzüberschreitende Zusam-menarbeit und die Völkerverstän-digung von Mensch zu Menschstanden recht bald im Mittel-punkt. Doch bevor man an Busrei-sen in die Heimat denken konnte,war immense Vorarbeit nötig. DieBewährungsprobe kam im Mai1992. Der erste Kultusministervon Mecklenburg-Vorpommern,Oswald Wutzke, hatte Kontaktzum Schulbuchverlag „Volk undWissen“ in Berlin hergestellt. Dortsollten Duden, Fibeln, Heimat-kunde- und Rechenbücher einge-stampft werden. „Unser nagelneu-er VW-Bus ging fast in die Knie,als ein Gabelstapler eine ganzePalette, immerhin ein halbe Tonneeinlud“, erinnert sich Manfred

Schukat. Und wohin damit? NachGumbinnen, dem heutigen Gus-sew im Königsberger Gebiet, woSchukat 1943 geboren wurde.Schon zu DDR-Zeiten hatte seinMitarbeiter Friedhelm SchülkeVerbindungen nach Ostpreußenknüpfen können. Den Transportbegleiteten auch Manfred Schu-kats Ehefrau Emmy sowie Char-lotte Kirkamm aus Anklam, die1922 ebenfalls in Gumbinnen ge-boren wurde. Die humanitären Visa erteilte

1992 das damalige sowjetischeGeneralkonsulat Rostock. Das warder Auftakt für viele weitere Hilfs-transporte nach Ostpreußen – bisEnde der 1990er Jahre minde-stens zwei Mal jährlich. Die Leutespendeten einfach alles: Wasch-

maschinen, Kühlschränke, Bett-wäsche, Mäntel, Lammfelldecken,Schuhe, Kindersachen. BekannteÄrzte und Sanitätshäuser gabenkartonweise Medikamente, Roll-stühle und Gehhilfen, die kosten-los an Krankenhäuser, Sozialsta-tionen und Kirchengemeinden inKönigsberg und Umgebung ver-teilt wurden. Doch nicht immer kehrte der

gelbe VW-Bus leer zurück. Einmalbat ein russlandddeutsches Ehe-paar aus Gumbinnen [Gussew] da-rum, mitgenommen zu werden.Die Ausreise- und Aufnahmepa-piere waren alle fertig. Der Mann,Andrej Enders, war schon 79 undhatte unter Stalin viele Jahre imGulag bei Magadan zugebracht. Inein einziges Köfferchen passtendie wenigen Habseligkeiten. Seinletzter Wunsch: Nur noch inDeutschland sterben. Beim Passie-ren der Grenze rief er: „Sowjet-union – auf Nimmerwiedersehen!“ Mitten in der Nacht erreichten

die Reisenden Anklam, wo FrauSchukat ein Nachtlager und eineMahlzeit zubereitete. Am nächstenTag wurde das Ehepaar von seinenKindern aus Osnabrück abgeholt.Oder die unvergessliche Fami-

lienzusammenführung nach 50Jahren von Heidi Duckwitz ausZiethen mit ihrem Bruder Alfred,der im Memelland (Litauen) zu-rückgeblieben war – alles hat der

Kleinbus mitgemacht. Kein nen-nenswerter Unfall, kein Diebstahloder Einbruch in all den Jahren,nur einmal in Tilsit [Sowjetsk]: Damusste Friedhelm Schülke vor denAugen russischer Straßenkinderdas Auto mit Taschenmesser undDraht selber „knacken“. Die bet-telnden Kinder hatten ihn zuvor sobedrängt, dass er die Tür von au-ßen zuschlug – und der Schlüssellag innen auf dem Sitz.Auch von manch abenteuer-

licher Erkundungsfahrt könnte derVW berichten. Er erlebte die Un-abhängigkeit Litauens mit den er-sten zaghaften Grenzkontrollen,auf der Kurischen Nehrung kam eszu Begegnungen mit Elchen, undim Sperrgebiet der Rominter Hei-de wäre er beinahe von einer Be-helfsbrücke gestürzt. Ob bei Eisund Schnee oder in Sturm und Re-gen – der gelbe Kleinbus war ein-fach „unkaputtbar“. Oder die jährlichen Tagesreisen

mit hunderten Teilnehmern inmehreren Bussen in die KreiseArnswalde und Friedeberg rund100 Kilometer hinter Stettin. Hei-ße Würstchen, Kartoffelsalat,Schmalzstullen, Kuchen und hei-ßer Kaffee – die komplette Es-sensversorgung war nachts in An-klam vorbereitet worden. DerKleinbus brachte alles zuvor zumTreffpunkt auf den ArnswalderMarktplatz. „Für die Stromversor-gung hatten wir ein 40 Meter lan-ges Kabel mit. Ganz normale pol-nische Einwohner stellten uns ko-stenlos Strom aus ihren Wohnun-gen zur Verfügung – ob das wohlauch in Anklam so möglich wä-re?“, fragt sich Manfred Schukatrückblickend.Nicht wegzudenken war „der

Gelbe“, wie er auch liebevoll ge-nannt wurde, von den Großveran-staltungen der LandsmannschaftOstpreußen in Anklam. Schon beiden Heimattreffen in den 1990erJahren draußen im Restaurant„Peenegrund“ war er unverzicht-bar – erst recht seit der erstenVeranstaltung in der neuen Mehr-zweckhalle „Volkshaus Anklam“.Es war – wie sollte es anders sein– ein Ostpreußentreffen. „Inzwi-schen haben wir so viele Requisi-ten, Berge von Kunstblumen, diegroßen Schilder der Heimatkrei-se, über 150 Heimatfahnen, aberauch hunderte Bücher, tausendeFlaschen Bärenfang, Getränke,

Kaffeemaschinen, Wasserkocher,Geschirr und all die Utensilien,die für so eine Großveranstaltungnötig sind“, berichtet ManfredSchukat. Das wäre ohne denTransporter gar nicht gegangen.Noch nötiger war er zu den 20jährlichen Landestreffen der Ost-preußen in Rostock, Schwerinoder Neubrandenburg mit jeweilsetwa 2000 Besuchern. Sie werdenauch von Anklam aus organisiert,und zwar bislang nie ohne den„Gelben“. Dass das Traditions-fahrzeug nun „in Rente“ geht, istschon ein schwerer Abschied. Sein „Ausstand“ war im Dezem-

ber 2014 beim letzten Transportvon 400 Weihnachtspäckchen indas Memelland (Litauen) – vollbeladen und ohne zu mucken.Unser Gelber – so was kriegenwir nicht wieder! Oder vielleicht doch? Inzwi-

schen steht ein silbergrauer Opel-Vivaro auf dem Hof. Heute habenwir ihn „eingeweiht“ – wohin?Nach Swinemünde – nur 50 Kilo-meter von uns. Das ist unser „klei-nes Ostpreußen“, es erinnert anPillau und der breite Strand andie Samlandküste. Der „Neue“ hatdas gleiche Kennzeichen wie der"Gelbe" = ANK-Z 569. Die Letztenvon gestern sind die Ersten vonmorgen! Friedhelm Schülke

220000 Kilometer und jede Menge zu erzählenDurch wildbewegte Zeiten ist Manfred Schukats gelber VW-Bus im Dienste der Ostpreußen gerollt – Ein Rückblick

»Sowjetunion aufNimmerwiedersehen«

Rückfahrt von Arnswalde nahe dem Grenzübergang bei Stettin mit mehreren Bussen Bild: privat

Ausladen der Weihnachtspäckchen in Memel Bild: privat

Schmalzstullen schmieren in Arnswalde Bild: privat

Page 21: Bild: pa Menetekel für die CDUarchiv.preussische-allgemeine.de/2015/paz2015-08.pdf · 2 Nr. 8 – 21. Februar 2015 AKTUELL MELDUNGE N Moscheebau nur unter Auflagen Mailand – Das

NATUR Nr. 8 – 21. Februar 2015 21

Am Steinhuder Meer in Nieder-sachsen wurde der EuropäischeNerz wiederangesiedelt. Eine Er -folgsgeschichte, auf der ein Schat-ten liegt: der Vormarsch des Ame-rikanischen Nerzes in Europa.

Das 1000-Seelen-Dorf Winzlar,30 Kilometer nordwestlich vonHannover, ein Flecken nieder-sächsischer Backsteinidylle:scharlachrot geklinkerte Höfe,Streuobstwiesen, Rapsfelder, eineBiobäckerei. Zum SteinhuderMeer sind es keine zwei Kilome-ter Fußweg durch das Natur-schutzgebiet Meerbruchswiesen.Feuchtwiesen umsäumen denFuß- und Radweg. Mit dem Fern-glas macht Thomas Brandt einenbesetzten Seeadlerhorst aus. Vori-ges Jahr habe das Paar das Brut-geschäft abgebrochen. „Vermut-lich war das Feuer eines Fessel-ballons die Ursache“, sagt derBiologe und Leiter der Ökologi-schen Schutzstation SteinhuderMeer (ÖSSM) in Winzlar.

Seit 2000 brüten die Seeadlerwieder an Deutschlands größtemFlachsee. 2006 kehrte ein Fisch-adler-Paar dank Nisthilfe zurück.Beide Adlerarten waren lokalschon vor 1900 ausgestorben.

Zuletzt haben die Artenschüt-zer noch ein Tier heimgeholt, daswie kaum ein anderes in Europavom Aussterben bedroht ist: DerEuropäische Nerz wurde amSteinhuder Meer wieder angesie-delt. 90 Nerze sind schon unter-wegs, 20 sollen noch folgen. 2015ist Schluss mit den Auswilderun-gen. Danach folgt die Beobach-tung. Finanziert wird das pro Jahrrund 30000 Euro teure Projektvon einer Lotterie-Stiftung.

Zeit für eine Bilanz: „Die Euro-päischen Nerze kommen imAnsiedlungsgebiet sehr gutzurecht, wie Telemetriedaten undBeobachtungen zeigen“, sagt Eva

Lüers, Landschaftsökologin beider ÖSSM. Strenge Winter über-leben die Tiere problemlos. Frei-gelassene Tiere schlagen das Fut-ter aus, das ihnen zunächst weiterangeboten wird. Bislang kamenkaum Nerze zu Tode. Pro Jahrwurden zwei bis drei Tiere totaufgefunden. „Die Überlebensrateist somit als recht hoch einzu-schätzen und dürftenicht unter der einerfreilebenden Popula-tion liegen“, sagt die 30-Jährige.

Ein Tier biss einFischotter tot. Zwei Ab -wanderer fielen Auto -fahrern zum Opfer. An -dere bezogen planmä-ßig Reviere am See.Unvorhergesehenes gabes auch: Mal ließ eineFähe ihre Jungen imStich und tummeltesich in den Vorgärtender Dörfer, mal verlorsich der Funkkontakt.

Auf den ultimativenEr folgsnachweis wartetman noch: die Sichtungvon Nachwuchs. „Äu -ßerst schwierig“ sei das,meint Lüers. „Selbst beitäglicher Telemetrie be -kommen wir die Tieremanchmal wo chenlangnicht zu Ge sicht.“Sumpfiger Bruchwaldund Verlandungszonenam See sind ideal fürden Nerz, aber fürMenschen kaum betret-bar.

2010 startete das Projekt vonÖSSM, dem Verein EuroNerz inHilter bei Osnabrück sowie derWildtier- und Artenschutzstationin Sachsenhagen. Von allein wäreder Nerz nicht wiedergekommen.Die naturnahen Uferzonen desFlachsees sind für das Projekt

ideal. Seit 2010 wurden jährlichim Schnitt 20 Nerze ausgewildert.Alle tragen einen Passivchip, derauf kurzer Distanz ausgelesenwerden kann. 36 Tiere sind mitaktiven Radiosendern versehen.Die Tiere stammen aus einemEuropäischen Erhaltungszucht-programm (EEP), das der Zoo vonEstlands Hauptstadt Reval leitet.

Vor der Auswilderung am Stein-huder Meer wurden schon imSaarland und im Emsland Euro-päische Nerze wiederangesiedelt.Im Saarland wurden von 2006 bis2013 in den Tälern der Ill 162Nerze ausgewildert − mit Erfolg

Zur Auswilderung werden amUfer Gehege aufgebaut. Nach

zwei Wochen wird eine Klappegeöffnet. Sind keine Nerz-Spurenmehr im Gehege zu finden, endetdie Fütterung. Die Kolonistenerhalten alle Namen. Geschwisterhaben den gleichen Anfangsbuch-staben: Max und Moritz, Queenieund Quentin, Theodor und Trixie.Mit Zorro war das Alphabeterschöpft.

In Deutschland war der Euro-päische Nerz lange ausgestorben.1925 war der letzte Nerz im Aller-tal gefangen worden, unweit desSteinhuder Meeres.

Die Ursachen für das Ver-schwinden von „Mustela lutreola“waren Bejagung, Begradigung vonFlüssen und Bächen, Gewässer-

verschmutzung, Bau von Wasser-kraftwerken sowie der Nieder-gang ihrer Leibspeise, der euro-päischen Flusskrebsbestände.Nicht zu vergessen die Konkur-renz durch den AmerikanischenNerz, den Mink, der größer undaggressiver ist und den Euro-Nerzaus seinen Revieren in Nebenge-wässer abdrängt. Dort droht dem

der Hungertod. Sollteder Mink aber in denNaturpark SteinhuderMeer einwandern,könnte das ganze Nerz-Projekt für die Katzgewesen sein.

Heute listet ihn dieWeltnaturschutzunionals „vom Aussterbenbe droht“. Ursprünglichwar der Euro-Nerz imWesten, Osten und derMitte Kontinentaleuro-pas verbreitet. In derSchweiz wurde er letzt-mals 1894 gesichtet, ausÖsterreich verschwander um 1880. Heute le -ben nur noch wenige1000 freilebende Tierein isolierten Beständenim Westen Frankreichs,in Nordspanien, inRumäniens Donaudelta,in Estland, der Ukraineund in Russland west-lich des Urals.

Nerze haben hoheAn sprüche. Die Einzel-gänger aus der Familieder Marder benötigenbewaldete und schilfbe-

wachsene Ufersäume von See,Bach, Fluss oder Sumpf, und dasWasser muss sauber sein. ZumSchutz vor Fressfeinden benötigter Deckung und Unterschlupf.Den nimmt ihm aber der Menschdurch Kahlschlag, Bebauung,Begradigung, und Weideviehdirekt am Ufer.

Diesem Artenschutz laufen Ret-tungsaktionen von Pelzgegnernzuwider. „Eine Art verspürt kei-nen Schmerz, Individuen sehrwohl“, hieß es in einem Beken-nerschreiben, nachdem 2007 imJerichower Land (Sachsen-An -halt) 10000 Farm-Minks in Waldund Flur entlassen worden waren.Am Steinhuder Meer droht diesesSzenario nicht: In der Region gibtes keine Minkfarmen.

Acht Nerzfarmen gibt es nachAngaben des Deutschen Tier-schutzbundes noch in Deutsch-land. Jährliche Pelzproduktion:etwa 100000 Nerze. Zentrum dereuropäischen Nerzzucht ist Däne-mark. Laut Tierschutzbund wer-den dort auf 1665 Nerzfarmenjährlich 17 Millionen Minksgetötet − durch Gas, Strom odermit Knüppeln.

Wo Minks in Scharen auftau-chen, können sie Vogelbeständearg dezimieren. Nachgewiesenwurde das für die Brut von Lach-möwen und Blässhühnern. Euro-paweit breitet sich die Art weiteraus, die Populationen wachsenzusammen. Allein mit Jagd ist derSpezies nicht beizukommen. Zuanpassungsfähig ist der Mink,dem jede Art von Gewässergenügt. Anders als sein Vetternimmt er an Beute, was er kriegt,und pflanzt sich noch muntererfort. Wiederansiedlungen desEuro-Nerzes sind nur dort sinn-voll, wo der Mink nicht vor-kommt. In Weißrussland ging dasVerschwinden des Wildnerzeseinher mit der Ankunft desMinks. So ähnlich die beidenArten sich sind − Platz ist jeweilsnur für eine da. Kai Althoetmar

Der Theodor und der ZorroEchte und höchst lebendige Nerze tummeln sich am Steinhuder Meer − Erfolgreiche Wiederansiedelung der seltenen Tiere

Von Leuten mit Scharfblickheißt es, diese hätten Au -gen wie ein Luchs. Und

darauf deutet auch sein aus demGriechischen stammender Name:Lynx Lynx. Das bedeutet „Licht“,„funkeln“ und weist auf die phan-tastischen Augen des Tieres hin.Im Dunkeln kann er sechsmal sogut sehen wie ein Mensch. DieRede ist vom Europäischen Luchs,der größten KatzenartEuropas. Einst war derLuchs in ganz Europahäufig, wurde aberschon vor langer Zeitstark verfolgt. Manjagte ihn wegen seineskostbaren Pelzes, aberauch weil er Nutztieredes Menschen tötete.

Fast waren die Luch-se aus den deutschenWäldern durch Ausrot-tung ganz verschwun-den. In zwischen lebenwieder mehr dieserJäger auf leisen Sohlenbei uns, da sie gezieltdurch Wildschützer angesiedeltwurden. Nach Bär und Wolf sindLuchse die drittgrößten Raubtiereunseres Kontinents. Man unter-scheidet vier Arten: Der Europäi-sche Luchs oder Nordluchskommt in Europa und Asien vor,der Pardell-Luchs in Spanien undPortugal, der Kanada-Luchs inKanada und Alaska, der Rot-Luchs in den USA und Mexiko.

Als Raubtiere gehören sie wieLöwen, Tiger und Hauskatzen zurFamilie der Katzenartigen, latei-nisch: Felidae. In freier Wildbahn

werden sie etwa fünf Jahre, inGefangenschaft können sie sogar15 Jahre alt werden. Sie werden80 bis 110 Zentimeter lang undetwas über einen halben Metergroß. Männchen sind größer alsWeibchen, sehen aber gleich aus.Die hochbeinigen Katzen können20 bis 22 Kilogramm schwer wer-den. Ihre Vorderbeine sind etwaskürzer. Ein Hinweis darauf, dass

sie sehr gut sprinten und springenkönnen.

Ihre auffällig großen Prankenhaben dichte Haarpolster zwi-schen den Ballen und am Rand.Das schützt die Tiere nicht nurvor großer Kälte, sondern hilftihnen auch im tiefen Schnee wieauf Schneeschuhen zu gehen.Aber auch in wärmerer Jahreszeitsind sie mit ihrem getupften, gelb-lichbraunen Fell hervorragend ge -tarnt. Sie lieben Waldgebiete undkönnen sich so gut im Laub undUnterholz verstecken. Wir be -

kommen sie leider selten zuGesicht, weil sie uns immer schonvorher entdecken. WichtigesMerkmal ist auch ihr auffallendkurzer Stummelschwanz mitschwarzer Spitze. Unklar ist,warum er so kurz geraten ist. Guterkennbar sind auch die etwa vierZentimeter langen „Pinsel“ aufihren Ohren. Sie dienen als eineArt Antenne, mit der sie Geräu-

sche orten können.Denn auch die großenOhren der Luchse sindaußerordentlich lei-stungsfähig. Noch aus65 Meter Entfernunghören sie das Raschelneiner Maus im Gras.

Luchse streifen alsEinzelgänger durchihre Reviere, die 100bis sogar 300 Quadrat-kilometer groß seinkönnen. Sie pirschensich als typischer An -schleichjäger an ihreBeute heran, jagennachts und in der

Dämmerung nach Fröschen, Mäu-sen, Hasen und Rehen. Ihre Beuteverstecken sie häufig und deckensie mit Laub oder Schnee zu.Luchse miauen ähnlich wie unse-re Hauskatzen, was man aber nurwährend der Paarungszeit imFebruar/März hören kann.

Feinde der Tiere sind Wölfeoder Braunbären − und derMensch. Freuen wir uns also, dassdiese wunderschönen Katzen hof-fentlich bald wieder so wie frühereinmal häufig durch unsere Wäl-der streifen. Silvia Friedrich

Kaum wird in den Medienüber neuerliche Bemü-hungen zum Schutz

bedrohter Tierarten berichtet, istmeistens nur vom WashingtonerArtenschutzübereinkommen(CITES) oder vom Übereinkom-men zur Erhaltung wandernderwild lebender Tierarten (CMS),auch als Bonner Konventionbezeichnet, die Rede. Selten wirddabei auf den im Hintergrundstattfindenden Verhandlungspo-ker zwischen den jeweiligen Ver-tretern der 177 beziehungsweise122 Mitgliedstaaten hingewiesen.Daran beteiligt sind stets auchGesandte von Nichtregierungsor-ganisationen wie der IFAW (Inter-nationaler Tierschutz-Fonds).

Der IFAW ist Mitglied der Welt-naturschutzunion (IUCN) undfinanziert sich durch Spenden.Mit ihren Projekten setzt sich die1969 gegründete Organisationheute in mehr als 40 Ländern fürdie Rettung einzelner Tiere sowiedie Erhaltung bedrohter Artenein, für den Schutz von Lebens-räumen, gegen Wildtierjagd, Tier-handel und Grausamkeit gegenTiere. Im Kampf gegen den illega-len Wildtierhandel arbeitet derIFAW mit Interpol zusammen,auch besteht eine Kooperationmit der von Hillary Clinton ge -gründeten Initiative zur Bekämp-fung des illegalen Handels mitElfenbein. Das internationale Bü -ro des IFAW hat seinen Sitz inYarmouth Port, Massachusetts(USA). Drei von insgesamt 14Regional- und Länderbüros liegenin Europa.

Seit den 80er Jahren setzt sichdas IFAW-Team für die Rettungund Erforschung von Meeressäu-getieren ein. Auf Initiative desIFAW fand 2010 die erste Konfe-renz zum Thema Walbeobachtungstatt. Walbeobachtung ist eine fürKüstenländer lukrative Branche,die den Walfang betreibendenNationen Japan, Island und Nor-wegen langfristig wesentlich grö-ßeren Nutzen erbringen würdeals der kommerzielle Walfang,den Japan unter dem Deckmantelder Forschung betreibt.

Für den Schutz der Haie gab eslange Zeit international kaumeine breitere Unterstützung ausder Politik, vermutlich weil Haie

noch immer als „Bestien derMeere“ gelten. Seit Jahren sinddie Bestände durch nicht regulier-te Jagd und rücksichtslose Überfi-schung immer stärker zurückge-gangen, in einigen Meeresgebie-ten wie der Adria sind Haie seitJahren verschwunden. Ursachenfür die Haifischerei sind die inAsien beliebte Haiflossensuppe,die Nachfrage nach Haifleischunter anderem in Europa und denUSA, Kosmetika, Lederproduk-tion und zweifelhafte Knorpelprä-parate. Außerdem verenden Haieund Rochen zahlreich als Beifangbeim Thun- und Schwertfisch-fang. Haie haben eine äußerstgeringe Vermehrungsrate.

Mehr als ein Drittel der 470bekannten Hai-Arten ist lautRoter Liste bedroht. Seit 2002sind Weißer Hai, Riesen- undWalhai durch CITES geschützt.Ungeachtet der Erkenntnis, dassHaie für das ökologische Gleich-gewicht der Meere unerlässlichsind, gab es auf der 16. Vertrags-staatenkonferenz des Washingto-ner Artenschutzübereinkommensvon 2013 in Bangkok ein hartesRingen zwischen Gegnern undBefürwortern, als es darum ging,fünf Hai-Arten in Anhang II vonCITES aufnehmen zu lassen(Erfassung des Handels undBeschränkung auf ein „nachhalti-ges“ Maß). Dass seinerzeit dienotwendige Zweidrittelmehrheitder abgegebenen Stimmen tat-sächlich er reicht und die Anträgezum Haischutz angenommenwurden, ist nicht zuletzt auchdem positiven Ansehen des IFAWzu verdanken, dessen Länderdi-rektoren mit politischem Auftragals Lobbyisten für den Tierschutzauftraten.

Seit September 2014 bestehtweltweit ein bedingter Schutz fürden Heringshai, den Weißspitzen-Hochseehai, drei Hammerhai-Arten sowie die Gattung der Man-tarochen. Werden diese Haie undRochen gefischt, so ist nachzuwei-sen, dass sie aus Beständen mitausreichender Population stam-men. Damit seien erstmals kom-merziell sehr bedeutsame „mari-ne Ressourcen“ unter Schutzgestellt worden, erklärte Bundes-umweltministerin Barbara Hend -ricks (SPD). D. Jestrzemski

Wächter der TiereInternationaler Tierschutz-Fonds setzt sich für bedrohte Arten ein

Possierlich: Dieser Nerz fühlt sich am Steinhuder Meer wohl Bild: Eva Lüers/ÖSSM

Erfolgreich beimSchutz von Hai-Arten

Ist immer ganz Ohr: Ein Luchs hört alles Bild: Friedrich

17 Millionen Tieresterben für die Mode

Etwas zu kurz geratenDas Fell besiegelte fast sein Ende − Jetzt ist der Luchs wieder zurück

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22 Nr. 8 – 21. Februar 2015

Große DameBismarcks Ehefrau Johanna

A n g e -s i c h t sheu t i g e rS c h e i -dungsra-ten er-scheint es

– zumindest auf privater Ebene –fast ebenso spektakulär wie diegelungene Reichseinigung: Bis-marcks Ehe mit Johanna von Putt-kamer, der Tochter von Ritterguts-besitzern aus altem hinterpom-merschen Landadel, währte fast 50Jahre und verlief allen Anscheinnach besonders glücklich.

Die Bremer Historikerin undAutorin Gabriele Hoffmann hat inihrem Buch „Ottovon Bismarck undJohanna von Putt-kamer. Die Ge-schichte einergroßen Liebe“ dieCharaktere beider Eheleute präg-nant herausgearbeitet. Schritt fürSchritt schreitet sie die Stationenihrer Ehe nach. Dabei gelingt ihreine lebhafte und spannendeSchilderung, die sich liest wie einrealistisch angelegter Roman.

Die Autorin konnte dafür ausreichem Quellenmaterial schöp-fen, vor allem aus dem umfangrei-chen Briefwechsel des Paares, ausTagebüchern, Memoiren und Brie-fen von Zeitgenossen. Wie die Au-torin selbst gelangt man als Leserrasch zur Überzeugung, dass Jo-hanna keinesfalls jene geistigschlichte und langweilige Frauwar, als die sie oft beschriebenwurde. So mochten sie die neider-füllten Gattinnen der politischenGegner ihres Mannes gesehen ha-ben, was später dann wohl zurVernachlässigung ihrer Person inder unübersehbaren Literatur überBismarck geführt hat. Enge Freun-de der Familie, aber auch Fremde,lobten sie in höchsten Tönen: Jo-hanna sei eine wahrhaft große Da-me. Sie reagiere unfehlbar sicher,wo ihr Herz es gebiete, sei „ener-gisch, zugreifend, sich rasch orien-tierend“.

Bismarck entstammte ebenfallseiner altadligen, schon im 13. Jahr-

hundert in der Altmark ansässigenFamilie von Rittergutsbesitzern.1836 wurde er nach seinem Jura-studium Regierungsreferendar inAachen, doch er langweilte sich,hatte Liebesaffären und machteSpielschulden. Ab 1839 bewirt-schaftete er erfolgreich mehrereGüter aus Familienbesitz inHinterpommern, übernahm 1845das elterliche Gut Schönhausenbei Stendal, langweilte sich dortwiederum bis zur Verzweiflung.

Der „tolle Bismarck“, wie er inAdelskreisen hieß, trank zu viel,kämpfte mit Depressionen undsehnte sich nach einer eigenen Fa-milie. Es bedurfte jedoch mehrerer

Versuche vonFreunden, seinInteresse auf Jo-hanna zu lenken.In äußerlicherHinsicht ent-

sprach sie nicht seinem bisherigenIdeal, war auch nicht besondersbegütert, und obendrein stand ihmdie fromme junge Dame aus einerstreng pietistischen Familie welt-anschaulich fern. Das alles aberwar kein Hinderungsgrund: Siebegann, ihn zu missionieren, under war fasziniert von ihrem Kla-vierspiel und Gesang. Ende 1846fand die Verlobung statt.

Angesichts der mit seinem Amtverbundenen Herausforderungenan Körper und Geist war Bismarckgeradezu angewiesen auf die Er-mutigung und Bestätigung seinerin sich ruhenden Gattin, hebt dieAutorin hervor. Da wundert es,dass sich bislang kaum jemand fürJohanna von Bismarck geborenevon Puttkamer (1824–1894) inter-essierte. In jeden Fall ist es zu be-grüßen, dass sich das mit dem Ju-biläumsjahr von Bismarcks 200.Geburtstag am 1. April 2015 än-dert (siehe PAZ 7, Seite 22). D .Jestrzemski

Gabriele Hoffmann: „Otto vonBismarck und Johanna von Putt-kamer. Die Geschichte einer gro-ßen Liebe“, Insel Verlag, Berlin2014, gebunden, 398 Seiten,24,95 Euro

Nach und nach werdenimmer neue Ungereimt-heiten im Fall Beate

Zschäpe und den Nationalsozia-listischem Untergrund deutlich.Aktuell weckt das dem NSU zu-geschriebene Bekennervideo,das erstmals in voller Länge zusehen ist (siehe Seite 3), wiedermassive Zweifel an der offiziel-len Darstellung.

Deren Ziel ist es wohl, denrechtsextremistischen NSU-Terrorals unstrittige Tatsache im öffent-lichen Bewusstsein zu verankern.Auf diesem Konsens fußen auchfast alle Medien-Veröffentlichun-gen. Offensichtliche Unstimmig-keiten werden dem menschlichenVersagen der Ermittler angelastetoder es wird eine Verstrickungder Dienste in die rechte Szeneunterstellt. Kai Voss dagegen gehtschon im Buchtitel nicht von ei-nem terroristischen Komplex,sondern von einem inszeniertenPhantom aus.

Eine brisante Sichtweise, vorder deutsche Verlage erst einmalzurückschreckten, so dass Voss –der Name ist ein Pseudonym –sein Buch in Österreich publi-zierte. Der Autor legt dabei eineinsgesamt eher zurückhaltendeZusammenstellung der wider-sprüchlichen Ereignisse vor. Erhütet sich vor allzu reißerischen

Theorien und Zuweisungen,schlägt aber einen weiten Bogen.Er fragt, warum die linksradikaleRAF ein Interesse an der Tötungihrer letzten beiden angeblichenOpfer Rohwedder und Herrhau-sen gehabt haben sollte. Er legtdie Vermutung nahe, dass derenBestrebungen um Schuldener-lass für Entwicklungsländer undalternative Wirtschaftsmodellein der Ex-DDR wohl eher poli-tisch entgegengesetzten Kreisenärgerlich gewesen sind.

So ist auch beim vorgeblichenTreiben des NSU die bestimmen-de Frage, wem dieses nützt. DasSchreckbild der Terrortruppekommt als Universallösung füreine ganze Reihe von Verlegen-heiten in Frage. Auch die Randfi-guren sind allesamt dubios. Kei-

ner lässt sich so eindeutig in denMotiven seiner Handlungen er-fassen, wie es uns von den bei-den Toten Uwe Böhnhardt undUwe Mundlos versichert wird.

„Die Konzentration staatlicherGeldempfänger ist zu groß, umnoch daran zu zweifeln, dasshier eine große Inszenierungstattgefunden haben muss“,schreibt Voss. In der Parade derV-Männer sind Personen vertre-ten, die zugleich in die rechteSzene, das „Mykonos“-Attentatoder islamistische Umtriebe ver-wickelt waren. Manche habenschon für die Staatssicherheit inder DDR spioniert. Es gibt denobdachlosen schießwütigen Rad-fahrer Michael Krause, der eineGeheimkarte von Erddepots beisich trägt. Nach seinem Tod 2008hören Morde des vermeintlichenNSU auf. Um diese Zeit ist auchdie Anwesenheit eines V-Mannsbeim letzten Mord öffentlich ge-worden.

Lösen lässt sich das Verwirr-spiel um den NSU und die ihmangelasteten Verbrechen nicht.Das Wirrwarr lässt sich nur lok-kern. Bei diesen Bemühungentut sich auch Voss zuweilenschwer. Vieles ist an sich so zer-fasert, dass die Lektüre Mühebereitet. Das Kapitel über dieGeburtsstunden des Phantomsam 4. November 2011 weist noch

die größte Geschlossenheit auf.Einzeln werden die Morde unddie „Beweismittel, die keinesind“, beschrieben, besondersder Bekennerfilm und seine Lan-cierung. Die teilweise kriminelleVorgeschichte der Mordopferfindet Erwähnung.

Dabei enthält das Buch keinegrundsätzliche Polemik. Es ist

weitgehend frei von naheliegen-dem Sarkasmus und in einemeher ruhig-besorgten Ton gehal-ten. Nach der Darstellung allerSchattierungen ist nur eines ge-wiss: So wie es offiziell darge-stellt wird, kann es nicht gewe-sen sein. Viele Einzelheiten, dieim Buch erwähnt werden, könn-ten erst dadurch weiteres Ge-wicht erhalten, dass Vermutun-gen sich zu neuen Gewissheitenverdichten. Das ist aufgrund derBeschaffenheit der Umständeleider wenig wahrscheinlich.

Sebastian Hennig

Kai Voss: „Das NSU-Phantom.Staatliche Verstrickungen in ei-ne Mordserie“, gebunden, Ares-Verlag Graz 2014, 288 Seiten,19,90 Euro

Als am16. April1945 umvier Uhrfrüh and e r

Oderfront das russische Trom-melfeuer losbricht, eröffnet dieRote Armee den Sturm auf Berlin.Die letzte Schlacht in diesem völ-kermordenden Wahnsinn nimmtihren Anfang. Im größten Trüm-merfeld Europas, der ehemaligenReichshauptstadt Berlin, hockendie Menschen voller Angst in denKellern und harren des Endes. In seinem erstmals in den 1960erJahren publizierten Dokumentar-bericht schildert Cornelius Ryaneindrucksvoll die Chronologiedieser letzten Schlacht. SeineDarstellung beruht ebenso auf mi-litärischen Dokumenten wie aufprivaten Aufzeichnungen und Er-innerungen von Augenzeugen:Vom Berliner Milchmann bis zumSowjetmarschall, vom GI bis zumHeeresgruppen-Oberbefehlsha-

ber, von den Verfolgten des Hit-lerregimes bis zu den Angehöri-gen der braunen Prominenz.Ryan, 1920 im irischen Dublingeboren, war im Zweiten Welt-krieg Kriegsberichterstatter fürdie Londoner Tageszeitung „TheDaily Telegraph“. Berühmtheit er-langte er durch seine Bücher „Derlängste Tag“ und „Die Brücke vonArnheim“. Beide wurden mit gro-ßem Staraufgebot verfilmt.Nach dem Krieg war Ryan Hono-rarprofessor für Literatur an derOhio University. 1965 erschiensein Buch „Der letzte Kampf“.Jetzt, da sich das Ende des Welt-sterbens zum 70. Mal jährt, ist esim Theiss-Verlag neu aufgelegtworden. Auch das alte Geleitwortvon Willy Brandt, der 1965 Bür-germeister von Berlin war, wurdeübernommen. Die Publikation sei„ein sehr erregendes, sehrmenschliches und wichtigesBuch“ schreibt er.Mit 127 Fotos und fünf Kartenbietet „Der letzte Kampf“ Einblik-

ke in unterschiedlichste Einzel-schicksale. Der Leser wird schnellin den Bann gezogen. Man siehtdie ausgebrannten Ruinen, spürtden Regen aus Ruß, blickt auf dieToten und Verletzten in den Stra-ßen. Bewundernswert, dass dieBerliner selbst jetzt nicht ihrenmakaberen Humor verloren hat-ten, wie Ryan schreibt. Siewünschten sich „bleib übrig“ oder„praktisch denken, Särge schen-ken“, flüsterten heimlich „Führerbefiehl, wir tragen die Folgen“.Ryan hat über 700 Personen be-fragt. Zivilisten wie Offiziere, Ver-folgte und Verfolger. 57 Doku-mentenbehälter mit vielen hun-dert Mappen sind das Resultatdieser Interviews. Daraus ent-stand in romanhafter Form, eineeindrucksvolle, lesenswerte Chro-nologie. Silvia Friedrich

Cornelius Ryan: „Der letzteKampf“, Theiss Verlag, Darm-stadt 2015, gebunden, 544 Sei-ten, 29,95 Euro

Wer bis-her dach-te, Dialek-te seiene i n f a c hn u r

schlechtes Hochdeutsch, irrt ge-waltig. Ein Blick in Hubert Klaus-manns Buch über den schwäbi-schen Dialekt bringt ungeahnteErkenntnisse sogar für Norddeut-sche, die allenfalls den berühm-ten baden-württembergischenWerbespruch kennen: „Wir kön-nen alles. Außer Hochdeutsch.“Es geht um Fragen wie: Woherkommen die Dialekte und wie ste-hen Dialekt und „Hochdeutsch“zueinander?

Die Verfechter einer lupenrei-nen allgemeingültigen Sprachemüssen dann allerdings ganz tap-

fer sein. In Klausmanns Buch istzu erfahren, dass es gar keinHochdeutsch gibt. Wissenschaft-ler bezeichnen es herablassendals „überregionale Kompromiss-Sprachform“. Auch mit einem an-deren Mythos räumt das Werkauf: Die Menschen rund um Han-nover sprechen nicht das besteDeutsch im Lande, wie vielfachbehauptet. Sie pflegen allenfallsdie schon erwähnte Kompromiss-Sprache und zwar mit norddeut-schem Einschlag. Außerdem ha-ben Dialekte, insbesondere dasSchwäbische, keineswegs die glei-chen Wurzeln wie der sprachlicheMittelweg, bisher als Hoch-deutsch bekannt.

Klausmann selbst hat romani-sche Sprachwissenschaft studiertund erforscht seit über 30 Jahren

Mundarten im süddeutschenRaum. Er lehrt als Professor ander Universität Tübingen undüberrascht in seinem Buch nochmit vielen weiteren spannendenErkenntnissen: Menschen, die Di-alekt sprechen, denken zwarnicht anders als diejenigen, die inder überregionalen Kompromiss-Sprachform unterwegs sind, siehaben aber emotional viel mehrMöglichkeiten beim Sprechen zuvariieren zwischen Dialekt, regio-nalem Dialekt, Regiolekt und derregionalen Standardsprache.

Faszinierend auch, wie viele Va-rianten und Abstufungen zu fin-den sind. Sogar die Nähe inner-halb der Familien-, Dorf- und Ar-beitsgemeinschaften wird sprach-lich abgegrenzt. Je enger der Kreisdesto „heftiger“ der Dialekt. Übri-

gens ist auch die Sprache der Ju-gend nicht nur im ständigenWechsel begriffen, sondern auchsehr regional geprägt, weshalb Le-xika der Jugendsprache oft garnicht von Jugendlichen verstan-den werden.

Das in fünf Hauptkapitel unter-teilte Buch ist keineswegs nur et-was für Sprachforscher, sondernbietet einen unterhaltsamen Ein-blick in unser aller Kulturge-schichte. Es liest sich wie einspannendes Geschichtsbuch undist als amüsante Lektüre nur zuempfehlen. Silvia Friedrich

Hubert Klausmann: „Schwä-bisch: Schwätz g'scheit, schwätzSchwäbisch“, Theiss Verlag,Darmstadt 2014, broschiert, 192 Seiten, 19,95 Euro

Beweise, die keine sindNSU-Prozess im Zwielicht: Ein Buch zählt strittige Fakten auf

Emotionale MöglichkeitenEin Wissenschaftler berichtet Staunenswertes über Dialekt und Hochsprache

HUBERT KLAUSMANN

SCHWÄBISCH

Schwätz

g’scheit,

schwätz

Schwäbisch

* * *

Allesamt dubioseRandfiguren

So kann es nichtgewesen sein

Ihr Gesang faszinierte ihn

NEUE BÜCHER

Der Autor, wurde 1920 in NewYork als Sohn polnischer Ju-

den geboren. Im Auftrag der Hi-storischen Abteilung der US Ar-my bereiste er 1945 als CombatHistorian mit offenen Augen daskriegszerstörte Deutschland undÖsterreich, die Sowjetische Besat-zungszone eingeschlossen.Melvin J. Lasky führt Gesprächemit Hoch und Niedrig, mit Täternund Opfern, mit Freund undFeind, mit Jung und Alt. Er be-richtet über Reibereien zwischenfranzösischen Soldaten („frogs“)und seinen Leuten, zwischen wei-ßen und schwarzen Angehörigender Army.Immer wieder zieht er Bilanzüber das besiegte Volk, dem ertagtäglich begegnet. Dannschreibt er etwa: „Ich würde sa-gen, die Leute sind ganz in Ord-nung. Alle waren freundlich undin ihrer Einstellung sogar antina-zistisch. Aber die meisten sindnatürlich noch ganz benommen …Wir hatten Partisanenaktionen er-

wartet, …, aber bis jetzt ist nichtsvorgekommen.“„Die Theorie der Kollektivschuld“ist ihm „ein ungeheuerlichesDing“. Das Ende des Fraternisie-rungsverbotes begrüßt er mit al-lem Nachdruck. Denen, die esverfügt hatten, liest er mit größterKlarheit die Leviten: „Ich weiß,was es mit den Ankläfern auf sichhat. Sie kennen keine Deutschen,sie haben mit keinem Deutschengesprochen, haben keine Ahnungvon deutscher Geschichte.“Wer 1945 schon gelebt hat, wirdsich meist bestätigt fühlen, werdamals noch nicht geboren war,erhält einen fundierten Einblickin das, was sich während undgleich nach Hitlers Abgang abge-spielt hat. Dass die USA zunächstihren Verbündeten, die Sowjet-union, schonten und von denMassenmorden in Katyn nichtswissen wollten, dürfte heute weit-hin bekannt sein. Doch was Laskyaus Handreichungen der US-Streitkräfte für ihn und seine

Kumpe lz i t i e r t ,verdientdoch einAusrufe-zeichen:„Es gibt zwei Arten von Diktatu-ren – solche die das Volk unter-drücken, und solche, die im Inter-esse des Volkes und zu dessenWohl agieren.“ Lasky ergänzt:„Die Sowjetunion war ein Beispielfür die zweite Art.“Lasky ist nicht Partei. SelbstKriegsverbrechen und Verbre-chen an deutschen Gefangenenerwähnt er ohne Pathos. Dochmanches rührt ihn zu Tränen. Jah-re später nimmt er seinen ständi-gen Wohnsitz in Berlin, das er of-fenbar lieb gewonnen hatte. Dortstirbt er 2004 als angesehenerJournalist. Konrad Löw

Melvin J. Lasky „Und alles warstill. Deutsches Tagebuch 1945“,Rowohlt, Berlin 2014, gebunden,494 Seiten, 24,95 Euro

Das EndeEin packendes Buch über den Kampf um Berlin 1945

Der NeuanfangAls Combat Historian im Nachkriegsdeutschland

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RAUTENBERG BUCHHANDLUNG Nr. 8 – 21. Februar 2015 23

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PANORAMA24 Nr. 8 – 21. Februar 2015

MELDUNGEN MEINUNGEN

Wir kommen voranWarum Pegida sich berappelt, wie wir dieses Gesocks endgültig wegkriegen, und wiewir die Deutschen erfolgreich vertrotteln / Der Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Das hatte uns gerade nochgefehlt: Pegida berappeltsich. Dabei hatten

Deutschlands Qualitätsmediendieser obskuren Zusammenrot-tung doch schon vor Wochenfreudig das Totenglöckchen geläu-tet. „Hat Pegida schon fertig?“ ju-belte die „Bild“-Zeitung schon imJanuar. Am darauf folgendenMontag legte die Dresdener Trup-pe mit mindestens 25000 De-monstranten ihren Allzeitrekordhin. Ärgerlich.Zwischenzeitlich kamen einige

Politiker regelrecht ins Trudelnund wussten nicht mehr ein nochaus bei der Frage: Müssen wir mitdiesen Leuten am Ende dochnoch reden? Nach dem Zerwürf-nis der beiden Vorreiter, KathrinOertel und Lutz Bachmann, solltees dann aber endgültig vorbeisein mit dem Spuk, dachten wir.Wieder nichts, wie Sie auf Sei-

te 1 gelesen haben. Wie konntedas passieren? Es war doch allesklar! „Islamisierung“, so einQuatsch, hallte es den Pegidenaus allen Ecken entgegen. Erstensgebe es in Dresden kaum Mos-lems und zweitens klappe das Zu-sammenleben überall wunderbar,wo die Einheimischen hinrei-chend willkommenskulturell undbuntgesinnt auftreten.Nun ja, das erste Argument hat-

ten Spötter frühzeitig damit abge-räumt, dass in Berlin ja auch ge-gen Walfang und illegalen Elfen-beinhandel demonstriert werde,obwohl die Spree für Wale viel zuflach sei und die letzten märki-schen Mammuts lange vor Grün-dung der Stadt ausgestorbenseien.In den zweiten Einwand gegen

Pegida treiben derzeit einige ver-antwortungslose Plappermäulertiefe Risse, denn sie berichten unsvon Vorgängen, die mit dem Be-griff „Islamisierung“ durchaustreffend beschrieben werdenkönnten. So verbreiten redselige Medien

die Nachricht, ein islamischesWählerbündnis namens „Um-mah“ habe erreicht, dass die StadtDuisburg „prüfen“ muss, „obSchwimmzeiten und Schwimm-kurse für muslimische Einwohnereingerichtet werden können“. Wie„Der Westen“ berichtet, unterhältjene „Ummah“ eine Kooperationmit der SPD im Duisburger „Inte-

grationsrat“. Integrationsrat! Sonennt sich ein Gremium, überwelches Vorschläge lanciert wer-den, wie man die Trennung derMoslems von allen anderen Reli-gionsgruppen und Atheisten bisin die Badeanstalten hinein ze-mentieren kann. Die Stadtverwaltung will aber

nicht so recht. Warum nicht?Wegen der zementierten Tren-nung? Ach was. Man habe das inder Vergangenheit schon geprüft,Resultat: zu teuer. Die Fenstermüssten bei muslimischen Frau-enbadetagen blickdicht verhängtwerden und das Personal dürfedann nur aus Frauen bestehen. „Blickdicht verhängt“ kommen

laut dem Ham-burger Institutfür Lehrerbil-dung auch im-mer mehr Musli-minnen zurSchule. In denTreppenhäusernder Schulenwerde mit einem„Vorbeter“ gebe-tet und Mädchen, die sich nichtsittsam genug kleiden, würdenvon islamischen Mitschülern ge-hänselt. Weibliche Lehrkräftewürden „nahezu täglich“ belei-digt, deutsche Schüler mit demWort „Jude“ als Schimpfwort be-legt. Bei Letzterem werde „dannallerdings sofort eingeschritten“,versichert ein Vertreter desschleswig-holsteinischen Verban-des der Realschullehrer.Und jetzt? Hat Pegida etwa

doch recht? Natürlich nicht, darfgar nicht sein. Interessant ist aller-dings, dass in den besorgten Stel-lungnahmen diesmal der sonstobligatorische Hinweis fehlt, eshandele sich bei den Vorkomm-nissen selbstverständlich nur um„Einzelfälle, die man nicht verall-gemeinern darf“. Das kann nur da-mit zusammenhängen, dass sichdie „Einzelfälle, die man nicht ver-allgemeinern darf“, derart ver-mehrt haben, dass man mit demeinst vorgeschriebenen Zusatz ei-nen bitteren Lacher riskiert.Das macht die Sache kompli-

ziert. Wer hat schon Lust auf ei-nen Berg von Protestschreibenweiblicher Lehrkräfte, die es satthaben, dass ihre täglichen Nötemit dem Begriff „Einzelfälle“ vomTisch gefegt werden? Niemand.

Also muss dringend eine andereMarschroute her. Damit Pegidaund ähnliches Gesocks trotz of-fenkundiger Problemlage keineSchule machen, muss dafür ge-sorgt werden, dass die Leute sichnicht trauen, allzu laut und zu öf-fentlich über die Misere zu reden.Wie wir das hinkriegen sollen?

Ganz einfach, die Lösung istlängst da. Sie kennen sie sogar,haben es womöglich nur nochnicht bemerkt. In den zahllosen „Deutschland

ist bunt“-Reden, die in Dauer-schleife durch die Republik rau-nen, wird neuerdings dauernd vordenen gewarnt, „die unsere Ge-sellschaft spalten wollen“. Das ist

nicht einfach soeine Floskel, dasist ein sagenhaf-ter Schachzug! Mit der

Sprachregelungkann man näm-lich jeden, derdas problemati-sche Verhaltenb e s t i m m t e r

Gruppen kritisiert, zu Boden klat-schen. Denn es wird immer je-manden geben, den die Kritik un-glücklich macht – und schon istdie da, die „Spaltung“.Das „Spaltungs“-Verbot ist nichts

Geringeres als das Verbot, Massen-probleme, so offensichtlich undbeunruhigend sie auch sein mö-gen, öffentlich zu beklagen, gar po-litische Konsequenzen zu fordern.Denn ob die Probleme existierenoder nur eingebildet sind, spielt abjetzt überhaupt keine Rolle mehr.Um die „Spaltung“ zu verhindern,müssen sie beschwiegen oder zu-mindest kleingeredet werden. Dakann so ein Pegide tausendmalrichtig liegen mit seiner Wahrneh-mung, er „spaltet unsere Gesell-schaft“, basta.Auf diesem verheißungsvollen

Weg der Demagogie kann mangleich noch einen Schritt weiter-gehen. Die „Frankfurter Allgemei-ne“ erläutert uns, dass es zwarunangemessen sei, deutsche„Wutbürger“ mit den radikal-isla-mischen Mördern von Paris undKopenhagen auf eine Stufe zustellen. „Doch“, so „FAZ“-Heraus-geber Jürgen Kaube, „das kannnicht in den Hintergrund drän-gen, dass die Taten von Paris undKopenhagen einem Muster fol-

gen, von dem es auch friedlicheVarianten gibt“, nämlich die„Dresdener Demonstrationen“. Ich weiß, an der Stelle musste

ich auch erst mal tief Luft holen.Das hat der wirklich geschrieben?Ja, hat er. Damit Sie das „FAZ“-Kunstwerk im Internet in vollerLänge genießen können, gebe ichIhnen gern die Quelle: Der Artikelerschien am 16. Februar unter derÜberschrift „Anschläge in Europa– Woher kommt der Hass?“Stellen wir uns vor, eine Horde

blutrünstiger IS-Schergen fiele inDeutschland ein und gewisse„Dresdner“ gehen empört dage-gen auf die Straße. (Können Siesich nicht vorstellen? Konnten dieSyrer vor ein paar Jahren auchnicht.) Nach der Lehre des HerrnKaube wären die friedlichen De-monstranten dann nur die „fried-liche Variante“ der Mörderban-den, gegen die sie auf die Straßegehen, denn „hasserfüllt“ (Kaube)sind beide. Kapiert?Weil gut und böse, richtig und

falsch hier völlig verschwimmen,können wir die Rollen ganz frei-händig verteilen. Ein Politikeroder Journalist etwa, der die„Dresdner Demonstranten“ alsNazis, Mischpoke oder Schandeabqualifiziert, der will natürlich„versöhnen“ und „Farbe beken-nen für Toleranz“. Wenn die sol-cherart Beschimpften aber mit„Volksverräter“ oder „Lügenpres-se“ zurückpoltern, „säen sie Hass“und wollen „unsere Gesellschaftspalten“.Was dieser ganze Blödsinn soll?

Nun, denken wir mal zu Ende:Wenn das Volk alle Maßstäbe ver-loren hat, kann es auch nichtsmehr beurteilen, nicht mal sichselbst, geschweige denn Politikeroder Medien. Es sinkt hinab zu ei-ner Masse orientierungsloserTrottel, die nur von der Angst ge-trieben werden, vom Herrn undGebieter zu den „hasserfülltenSpaltern“ geschlagen zu werden.Ein Traum für jeden Herrscher! Kann so etwas denn überhaupt

gelingen? Wer lässt sich das gefal-len? Da brauchen wir uns keineSorgen zu machen. Hören Sie sichmal die Verrenkungen an, dieselbst manche protestierendenBürger aufführen in dem Bestre-ben, bloß nicht als „rechts“ be-zeichnet zu werden, und Sie se-hen: Wir kommen gut voran.

Überraschung:Dresdener

Demonstranten undIS-Mörder folgen»einem Muster«

ZUR PERSON

Der moderneTheseus

Griechenlands Zukunft hängtam seidenen Ariadne-Faden.

An den klammert sich der neuegriechische Finanzminister Gian-nis Varoufakis, der sich wie derHeld Theseus aus der antikenMythologie vorkommen muss.Nachdem er den menschenfres-senden Minotaurus getötet hat,fand einst schon Theseus denWeg aus dem Höhlenlabyrinthdank des Fadens der Ariadne.Einen ähnlichen Weg aus der

verworrenen Finanzkrise versuchtauch Varoufakis zu finden. Danicht der Minotaurus, sondern dieSchulden Griechenland auffres-sen, will er diese in Stücke schla-gen und notfalls ohne EU einenAusweg finden. Wie das gehensoll, zum Beispiel mit dem Grexit,dem Ausstieg Griechenlands ausdem Euro, weiß nur er allein. Inseinem 2012 auf Deutsch erschie-nenen Buch „Der globale Minotau-rus“ erklärt der in England ausge-bildete Ökonom und – wie er sichselbst bezeichnet – „liberale Mar-xist“ zwar, wer für die weltweite

Finanzkrise ver-antwortlich ist –der unersättli-che MinotaurusUSA –, aber erbeschreibt keineLösungen.Die sind aber

umso mehr gefragt, nachdem derSchuldengipfel mit der EU nachnur einer halben Stunde geplatztwar (s. Leitartikel S. 1). Von dem52-jährigen geschiedenen Vater ei-ner Tochter, der seit 2005 mit einerKünstlerin liiert ist, darf man nochso manche Überraschung erwar-ten. Viele bezeichnen den parteilo-sen Professor der volkswirtschaft-lichen Spieltheorie, die er an denUniversitäten in Oxford, Athenund Austin/Texas lehrte, schon alsPopstar der griechischen Regie-rung. Diesen Ruf pflegt er, wenn erlässig mit dem Motorrad davoneilt,trendbewusst seinen Internet-Blogbetreibt und mit knappen, poin-tierten Sätzen vor allem bei Frauenseinen Charme versprüht. SolcheHelden liebt das Volk, auch wennsie Unheil bringen. Harald Tews

Alexander Kissler macht im„Cicero“ (17. Februar) klar, wasdie Absage des BraunschweigerKarnevals an den Tag brachte:

„Die Absage des größten Kar-nevalsumzugs Norddeutsch-lands aus Angst vor islamisti-schen Anschlägen ist eine Zäsurin der Geschichte der Bundesre-publik Deutschland, besagt siedoch: Der Staat gibt auf, er ziehtsich zurück, er legt die Defini-tionshoheit über den öffent-lichen Raum und dessen Gren-zen in die Hände islamistischerTerroristen – oder sogar nur sol-cher, die sich dafür halten. DerHinweis eines Verbindungsman-nes des Verfassungsschutzes inder Salafistenszene reichte of-fenbar für die Absage aus. Soleicht knickt der Staat ein, wenner es einmal nicht mit Verkehrs-oder Steuersündern zu tun hat.Stark zeigt er sich nur Schwa-chen gegenüber.“

Henryk M. Broder hat die For-derungen eines Kongresses vonImmigranten-Nachkommen be-obachtet und Merkwürdigesentdeckt. In der „Welt“ (11. Fe-bruar) fragt er:

„Nun fordern die ,neuen Deut-schen‘, die Unterscheidung zwi-schen ihnen und den ,richtigen‘Deutschen müsse aufhören. Imselben Atemzug verlangen siedie Einführung von Quoten. Istdas nicht ein wenig inkonse-quent? Sich über Unterschei-dungen zu beschweren unddann nach Maßnahmen zu de-ren Zementierung zu rufen?“

Cora Stephan meint zur deut-schen Zuwanderungspolitik inder „Wirtschaftswoche“ (10. Fe-bruar):

„Wenn mehr als zwei Drittelder abgelehnten Asylbewerberdennoch bleiben, ist die Bot-schaft klar: Deutschland achtetdie eigenen Gesetze gering. Dasgleiche aber gilt für den eilfertigvorgezeigten Respekt vor ,ande-ren Kulturen‘, etwa der isla-misch geprägten. Es wird denDeutschen nicht als Stärke, son-dern als Schwäche ausgelegt.“

„Spiegel“-Co-ChefredakteurNicolaus Blome streicht in„Spiegel-online“ (16. Februar)heraus, welch gefährliche Bot-schaft die Hamburg-Wahl fürdie CDU bedeutet:

„Angela Merkel, die Solide,die Verlässliche, kann sich ihresKanzleramts vorerst ziemlich si-cher sein, eben weil die Deut-schen sich in Krisenzeiten hin-ter ihre Regierung stellen. Aberfür ihre CDU muss sie eines zurKenntnis nehmen: Wann immerdie SPD in den Bundesländernihren Politikstil kopiert und ei-nen verlässlich wirkendenAmtsinhaber aufbieten kann, istsie kaum mehr zu schlagen unddie CDU geradezu erschütterndblank.“

Torsten Oelsner bezweifelt,dass sich Pegida bereits totge-laufen hat. Im Internet-Magazin„ J ou rna l i s t enwa t ch . c om“(16. Februar) stellt er eineninteressanten Vergleich an:

„Betrachten wir noch einmaldie letzte Einschätzung der Zu-kunftsaussichten von Pegida.Hier riesele noch etwas Ascheherunter, aber der große Aus-bruch sei vorbei, hatte Politik-wissenschaftler Werner Patzeltvorhergesagt. Ein schönes Bild.Aber es stimmt nicht zuver-sichtlicher. Denn Historiker wis-sen: Pompeji wurde nicht durchLava vernichtet, sondern untereiner meterdicken Schicht hei-ßer Asche begraben.“

Dresden – Die Kundgebung „fürein weltoffenes Dresden und ge-gen Pegida“ am 10. Januar wurdemit mehr als 105000 Euro ausSteuermitteln bezuschusst. Diesgeht aus der Antwort auf eine An-frage der AfD an die Stadt Dres-den und die sächsische Landesre-gierung hervor. Der kultur- undjugendpolitische Sprecher derDresdener AfD, Gordon Engler,kritisiert, mit dem Zuschuss sei„die staatliche Neutralitätspflichtverletzt“ worden. H.H.

Moskau – Die Krise hat sich auchauf die Produktion des Wodka,des Russen liebstes Getränk,niedergeschlagen. 2014 brach dieHerstellung regelrecht ein. Vor al-lem im November und Dezemberwurden über 47 Prozent wenigerWodka produziert, was nicht be-deutet, dass auch weniger konsu-miert worden wäre. Wegen derhohen Alkoholsteuer hat die Zahlillegaler Brennereien Schätzun-gen zufolge um 50 bis zu 65 Pro-zent zugenommen. MRK

Illegaler Wodkawegen Krise

Steuergeld für Demo