Upload
others
View
1
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
beliveau_krebszellen_CS55indd 1 21082014 070644
Buch
Prof Dr med Richard Beacuteliveau und Dr med Denis Gingras haben
den Zusammenhang von Ernaumlhrung und Krebs erforscht und kom-
men zu dem revolutionaumlren Ergebnis dass der Verzehr bestimmter
Lebensmittel ein Schluumlsselfaktor zur Reduzierung des Krebsrisikos ist
und sogar das Wachstum von Mikrotumoren stoppen kann
Die international fuumlhrenden Krebsforscher und Molekularmediziner
fuumlhren leicht verstaumlndlich in die komplexen Ablaumlufe der Krankheit
und die verschiedenen Praumlventions- und Therapiemoumlglichkeiten ein
Uumlbersichtlich stellen sie Nahrungsmittel Getraumlnke und Gewuumlrze wie
Himbeeren Brokkoli gruumlnen Tee oder Kurkuma vor die groszlige Men-
gen an krebshemmenden Inhaltsstoffen enthalten Wichtige Hin-
weise zum Verzehr und der Wirkungsweise geben verlaumlssliche An-
haltspunkte fuumlr die taumlgliche Ernaumlhrung Mit einer einfachen Umstel-
lung der Essgewohnheiten kann man der Krankheit wirkungsvoll
vorbeugen und die Behandlung auf natuumlrliche Weise unterstuumltzen
Autoren
Prof Dr med Richard Beacuteliveau zaumlhlt zu den fuumlhrenden Medizinern im
Bereich der Krebsforschung Er ist Professor fuumlr Biochemie und In-
haber des Lehrstuhls fuumlr Krebspraumlvention und -behandlung an der
Universiteacute du Queacutebec in Montreal Auszligerdem ist er Professor an der
medizinischen Fakultaumlt der Universiteacute de Montreacuteal und Inhaber des
Claude-Bertrand-Lehrstuhls fuumlr Neurochirurgie sowie Leiter des La-
bors fuumlr Molekularmedizin im Krebsforschungszentrum Charles Bru-
neau des Hocircpital Sainte-Justine Montreal
Dr med Denis Gingras ist Krebsforscher am Labor fuumlr Molekularme-
dizin des Hocircpital Sainte-Justine Montreal
Von den beiden Autoren ist auszligerdem das Buch raquoKrebszellen moumlgen
keine Himbeeren Das Kochbuchlaquo auf deutsch erschienen
beliveau_krebszellen_CS55indd 2 21082014 070644
Prof Dr med Richard BeacuteliveauDr med Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine Himbeeren
Nahrungsmittel gegen Krebs
Das Immunsystem staumlrken und gezielt vorbeugen
Aus dem Franzoumlsischen von Hanna van Laak
Labor fuumlr Molekularmedizin
Hocircpital Sainte-Justine und
Universiteacute du Queacutebec in Montreacuteal
beliveau_krebszellen_CS55indd 3 21082014 070644
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier
Profibulk von Sappi liefert IGEPA
12 Auflage
Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010
Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Originaltitel Les aliments contre le cancer
Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute
Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute
une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada
Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007
Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash
nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications
Grafische Konzeption Cyclone design communications
Umschlagmotiv copy Fine Pic
Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango
Satz Barbara Rabus
Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın
MV Herstellung IH
Printed in the Czech Republic
ISBN 978-3-442-17126-2
wwwgoldmann-verlagde
Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und
vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann
eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der
Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-
nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen
beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645
Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet
die an Krebs leiden
beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645
Inhalt
Vorwort (Pierre Bruneau) 9
Vorwort (William W Li) 11
Einleitung 14
T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17
1 Die Geiszligel Krebs 19
2 Was ist Krebs 41
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung
die Angiogenese 59
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe
ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99
T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117
6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119
7 Knoblauch und Zwiebeln oder
Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139
beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Buch
Prof Dr med Richard Beacuteliveau und Dr med Denis Gingras haben
den Zusammenhang von Ernaumlhrung und Krebs erforscht und kom-
men zu dem revolutionaumlren Ergebnis dass der Verzehr bestimmter
Lebensmittel ein Schluumlsselfaktor zur Reduzierung des Krebsrisikos ist
und sogar das Wachstum von Mikrotumoren stoppen kann
Die international fuumlhrenden Krebsforscher und Molekularmediziner
fuumlhren leicht verstaumlndlich in die komplexen Ablaumlufe der Krankheit
und die verschiedenen Praumlventions- und Therapiemoumlglichkeiten ein
Uumlbersichtlich stellen sie Nahrungsmittel Getraumlnke und Gewuumlrze wie
Himbeeren Brokkoli gruumlnen Tee oder Kurkuma vor die groszlige Men-
gen an krebshemmenden Inhaltsstoffen enthalten Wichtige Hin-
weise zum Verzehr und der Wirkungsweise geben verlaumlssliche An-
haltspunkte fuumlr die taumlgliche Ernaumlhrung Mit einer einfachen Umstel-
lung der Essgewohnheiten kann man der Krankheit wirkungsvoll
vorbeugen und die Behandlung auf natuumlrliche Weise unterstuumltzen
Autoren
Prof Dr med Richard Beacuteliveau zaumlhlt zu den fuumlhrenden Medizinern im
Bereich der Krebsforschung Er ist Professor fuumlr Biochemie und In-
haber des Lehrstuhls fuumlr Krebspraumlvention und -behandlung an der
Universiteacute du Queacutebec in Montreal Auszligerdem ist er Professor an der
medizinischen Fakultaumlt der Universiteacute de Montreacuteal und Inhaber des
Claude-Bertrand-Lehrstuhls fuumlr Neurochirurgie sowie Leiter des La-
bors fuumlr Molekularmedizin im Krebsforschungszentrum Charles Bru-
neau des Hocircpital Sainte-Justine Montreal
Dr med Denis Gingras ist Krebsforscher am Labor fuumlr Molekularme-
dizin des Hocircpital Sainte-Justine Montreal
Von den beiden Autoren ist auszligerdem das Buch raquoKrebszellen moumlgen
keine Himbeeren Das Kochbuchlaquo auf deutsch erschienen
beliveau_krebszellen_CS55indd 2 21082014 070644
Prof Dr med Richard BeacuteliveauDr med Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine Himbeeren
Nahrungsmittel gegen Krebs
Das Immunsystem staumlrken und gezielt vorbeugen
Aus dem Franzoumlsischen von Hanna van Laak
Labor fuumlr Molekularmedizin
Hocircpital Sainte-Justine und
Universiteacute du Queacutebec in Montreacuteal
beliveau_krebszellen_CS55indd 3 21082014 070644
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier
Profibulk von Sappi liefert IGEPA
12 Auflage
Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010
Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Originaltitel Les aliments contre le cancer
Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute
Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute
une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada
Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007
Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash
nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications
Grafische Konzeption Cyclone design communications
Umschlagmotiv copy Fine Pic
Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango
Satz Barbara Rabus
Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın
MV Herstellung IH
Printed in the Czech Republic
ISBN 978-3-442-17126-2
wwwgoldmann-verlagde
Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und
vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann
eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der
Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-
nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen
beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645
Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet
die an Krebs leiden
beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645
Inhalt
Vorwort (Pierre Bruneau) 9
Vorwort (William W Li) 11
Einleitung 14
T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17
1 Die Geiszligel Krebs 19
2 Was ist Krebs 41
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung
die Angiogenese 59
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe
ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99
T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117
6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119
7 Knoblauch und Zwiebeln oder
Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139
beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Prof Dr med Richard BeacuteliveauDr med Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine Himbeeren
Nahrungsmittel gegen Krebs
Das Immunsystem staumlrken und gezielt vorbeugen
Aus dem Franzoumlsischen von Hanna van Laak
Labor fuumlr Molekularmedizin
Hocircpital Sainte-Justine und
Universiteacute du Queacutebec in Montreacuteal
beliveau_krebszellen_CS55indd 3 21082014 070644
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier
Profibulk von Sappi liefert IGEPA
12 Auflage
Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010
Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Originaltitel Les aliments contre le cancer
Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute
Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute
une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada
Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007
Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash
nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications
Grafische Konzeption Cyclone design communications
Umschlagmotiv copy Fine Pic
Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango
Satz Barbara Rabus
Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın
MV Herstellung IH
Printed in the Czech Republic
ISBN 978-3-442-17126-2
wwwgoldmann-verlagde
Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und
vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann
eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der
Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-
nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen
beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645
Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet
die an Krebs leiden
beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645
Inhalt
Vorwort (Pierre Bruneau) 9
Vorwort (William W Li) 11
Einleitung 14
T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17
1 Die Geiszligel Krebs 19
2 Was ist Krebs 41
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung
die Angiogenese 59
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe
ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99
T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117
6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119
7 Knoblauch und Zwiebeln oder
Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139
beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100
Das fuumlr dieses Buch verwendete FSCreg-zertifizierte Papier
Profibulk von Sappi liefert IGEPA
12 Auflage
Vollstaumlndige Taschenbuchausgabe April 2010
Wilhelm Goldmann Verlag Muumlnchen
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Originaltitel Les aliments contre le cancer
Copyright copy 2005 Eacuteditions du Treacutecarreacute
Published under arrangement with Eacuteditions du Treacutecarreacute
une division de Queacutebeacutecor Meacutedia Inc Outremont Qc Canada
Copyright copy fuumlr die deutsche Ausgabe 2007
Koumlsel-Verlag Muumlnchen in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung Uno Werbeagentur Muumlnchen ndash
nach Vorlage der Originalausgabe Cyclone design communications
Grafische Konzeption Cyclone design communications
Umschlagmotiv copy Fine Pic
Fotos S 15 96 114115 154 178 190 280 299 326327 328 Tango
Satz Barbara Rabus
Druck und Bindung Těsınskaacute Tiskaacuterna Česky Těsın
MV Herstellung IH
Printed in the Czech Republic
ISBN 978-3-442-17126-2
wwwgoldmann-verlagde
Die Ratschlaumlge in diesem Buch wurden von den Autoren und
vom Verlag sorgfaumlltig erwogen und gepruumlft dennoch kann
eine Garantie nicht uumlbernommen werden Eine Haftung der
Autoren bzw des Verlags und seiner Beauftragten fuumlr Perso-
nen- Sach- und Vermoumlgensschaumlden ist ausgeschlossen
beliveau_krebszellen_CS55indd 4 21082014 070645
Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet
die an Krebs leiden
beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645
Inhalt
Vorwort (Pierre Bruneau) 9
Vorwort (William W Li) 11
Einleitung 14
T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17
1 Die Geiszligel Krebs 19
2 Was ist Krebs 41
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung
die Angiogenese 59
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe
ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99
T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117
6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119
7 Knoblauch und Zwiebeln oder
Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139
beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Dieses Buch ist allen Kindern gewidmet
die an Krebs leiden
beliveau_krebszellen_CS55indd 5 21082014 070645
Inhalt
Vorwort (Pierre Bruneau) 9
Vorwort (William W Li) 11
Einleitung 14
T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17
1 Die Geiszligel Krebs 19
2 Was ist Krebs 41
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung
die Angiogenese 59
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe
ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99
T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117
6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119
7 Knoblauch und Zwiebeln oder
Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139
beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Inhalt
Vorwort (Pierre Bruneau) 9
Vorwort (William W Li) 11
Einleitung 14
T E I L I Krebs ein schrecklicher Feind 17
1 Die Geiszligel Krebs 19
2 Was ist Krebs 41
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung
die Angiogenese 59
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung 73
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe
ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller 99
T E I L I I Nutrazeutika krebshemmende Nahrungsmittel 117
6 Krebszellen verabscheuen Kohl 119
7 Knoblauch und Zwiebeln oder
Wie man den Krebs in die Flucht schlaumlgt 139
beliveau_krebszellen_CS55indd 6 21082014 070650
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
8 Soja ndash nichts Unbekanntes mehr 155
9 Kurkuma die Entdeckung eines
krebshemmenden Gewuumlrzes 179
10 Gruumlner Tee Balsam fuumlr die Seele und
Waffe gegen Krebs 191
11 Die Liebe zu den Beeren 207
12 Die Omega-3-Fettsaumluren
endlich gute Fette 227
13 Die Tomate die beste Freundin
der Prostata 239
14 Zitrusfruumlchte Anti-Krebs-Molekuumlle
in der Schale 249
15 In vino veritas 259
16 Schokolade eine gesunde Leidenschaft 281
T E I L I I I Nutratherapie im Alltagsleben 291
17 Nahrungsergaumlnzungsmittel ndash
ein Mehr an Problemen 293
18 Auf den Speiseplan Kampf dem Krebs 301
Danksagungen 329
Bibliographie 331
Register 342
beliveau_krebszellen_CS55indd 7 21082014 070651
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kohl
Knoblauch
Mango
Apfel
Tee
Heidelbeere
Getreide
Zitrone
Broccoli
beliveau_krebszellen_CS55indd 8 21082014 070707
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
9
Vorwort
Dieses Buch ist ein unverzichtbares Werk fuumlr all diejenigen die
sich mehr oder minder intensiv mit Krebs beschaumlftigen Unver-
zichtbar weil es uns vielleicht zum ersten Mal die Moumlglichkeit
bietet die Sichtweise von Forschern kennenzulernen die in der
Krebsforschung aktiv sind weil es uns in die Lage versetzt die
erreichten Fortschritte zu beurteilen und was noch wichtiger
ist zu erfahren mit welchen Mitteln diese schreckliche Krank-
heit ihrer Ansicht nach am besten zu bekaumlmpfen ist Waumlhrend
wir von einer Flut von widerspruumlchlichen Informationen uumlber
Krebs uumlberschwemmt werden schenkt dieses Buch der breiten
Oumlffentlichkeit einen wahren Schatz an fundiertem Wissen das
uns endlich ein klares Urteil ermoumlglicht
Ob wir nun direkt von Krebs betroffen sind oder nicht Wir
muumlssen zugeben dass diese Krankheit uns alle beunruhigt hellip
Was koumlnnen wir tun wie koumlnnen wir vorbeugen Wenn wir per-
soumlnlich betroffen sind sagen wir uns dass man alles versuchen
muss um die Krankheit zu heilen Ich selbst habe das mit mei-
nem Sohn Charles erlebt Bei Ausbruch der Krankheit fragten
wir uns ob wir nicht doch mehr haumltten tun koumlnnen
Dieses Buch ist weit mehr als eine populaumlrwissenschaftliche
Abhandlung vielmehr stellt es tiefgreifende Uumlberlegungen dar-
uumlber an welche Auswirkungen unsere Lebensweise besonders
die in den Industrielaumlndern vorherrschende auf das Risiko einer
Krebserkrankung hat Haben wir im Zeitalter der beispiellosen
technischen Moumlglichkeiten in dem wir all unsere Hoffnungen
und Energie auf die Entdeckung neuer Medikamente gegen
den Krebs setzen wirklich daruumlber nachgedacht was wir selbst
beliveau_krebszellen_CS55indd 9 21082014 070709
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Vorwort
10
unternehmen koumlnnen um diese Krankheit zu verhindern
Koumlnnte die immer noch anhaltende Zunahme bestimmter
Krebsarten die in den letzten Jahren zu beobachten war mit
gravierenden Veraumlnderungen unserer Lebensweise zusammen-
haumlngen Nutzen wir wirklich alle verfuumlgbaren Mittel um diese
Krankheit zu bekaumlmpfen Meiner Ansicht nach leistet dieses
Buch in dieser Hinsicht einen herausragenden Beitrag zu unse-
rer Wahrnehmung von Krebs Denn den Krebs bekaumlmpfen be-
deutet nicht nur dass wir die Tumoren besiegen die sich in un-
serem Koumlrper entwickelt haben sondern auch dass wir alles
tun damit diese Tumoren sich erst gar nicht entwickeln koumlnnen
Wir houmlren oft dass Wissenschaftler betonen welch groszlige Be-
deutung eine gesunde Ernaumlhrung fuumlr unsere koumlrperliche Fitness
hat Dieses Buch geht jedoch viel weiter denn es zeigt dass
scheinbar so banale Lebensmittel wie Kohl Knoblauch oder
auch unsere koumlstlichen Sommerbeeren hochwirksame Mole-
kuumlle enthalten die den Krebs bekaumlmpfen indem sie am Ur-
sprung der Krankheit selbst ansetzen das heiszligt indem sie de-
ren Entwicklung verhindern Was wir essen bleibt nicht ohne
Folgen Ganz im Gegenteil ndash Essen ist ohne Zweifel die ein-
fachste und natuumlrlichste Methode um sich aktiv gegen einen so
furchterregenden Feind wie den Krebs zu schuumltzen
Dieses auszligergewoumlhnliche wundervoll illustrierte Buch ver-
eint die wissenschaftliche Strenge des Themas mit Geschichte
Literatur und sogar Poesie und ist dabei zugleich ein praktisch
orientierter und knapper Ratgeber Ich bin uumlberzeugt dass es
Ihre Wahrnehmung von Krebs und der Maszlignahmen die wir zu
seiner Bekaumlmpfung ergreifen muumlssen unwiderruflich veraumln-
dern wird
Pierre Bruneau
beliveau_krebszellen_CS55indd 10 21082014 070709
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
11
Vorwort
Der Mensch genieszligt als einziges Lebewesen das Privileg dass er
seine Nahrung ein wesentliches Element seiner Existenz selbst
auswaumlhlen zusammenstellen und veraumlndern kann Schon die
alten Kulturen entwickelten Traditionen die sich die gesund-
heitsfoumlrdernde Wirkung bestimmter Bestandteile der Nahrung
zunutze machen Zusammen mit Gemuumlse Obst Huumllsenfruumlch-
ten und Gewuumlrzen haben sie sie zum Wohle der Menschheit in
die alltaumlgliche Ernaumlhrung miteinbezogen Die moderne Medizin
hingegen sieht die Ernaumlhrungsgewohnheiten absurderweise
aus einer umgekehrten Perspektive Gewoumlhnlich erhalten die
Patienten erst dann Ratschlaumlge hinsichtlich ihrer Ernaumlhrung
wenn eine Krankheit bereits ihren Koumlrper befallen hat Dabei
sind die erteilten Ratschlaumlge beinahe immer negativer Art Ver-
meiden Sie dies verzichten Sie auf jenes kein Fett kein Zucker
kein Fleisch kein Alkohol kein Koffein usw Die Mehrheit der
Aumlrzte ist uumlber die wissenschaftlichen Grundlagen der Beziehung
zwischen Ernaumlhrungsweise und Gesundheit wenig informiert
und kennt sie kaum Doch die Patienten und die Oumlffentlichkeit
im Allgemeinen verlangen nach dieser Aufklaumlrung und ver-
schlingen jede Information uumlber Antioxidantien sekundaumlre
Pflanzeninhaltsstoffe und andere in der Nahrung enthaltene
Substanzen
Die Aumlrzte Dr Richard Beacuteliveau und Dr Denis Gingras legen in
diesem groszligartigen gerade zur rechten Zeit erschienenen Buch
bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Er-
naumlhrungsweise dar Sie bringen sie uns auf eine bemerkens-
werte leicht verstaumlndliche Weise nahe die sich an unterschied-
beliveau_krebszellen_CS55indd 11 21082014 070709
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Vorwort
12
liche Leser wendet Diese beiden international anerkannten
Krebsforscher erlaumlutern sachkundig den geschichtlichen Hinter-
grund vor dem Nahrungsmittel Gewuumlrze und Getraumlnke wie
beispielsweise der gruumlne Tee Kurkuma Beeren und sogar Scho-
kolade einzuordnen sind Sie entfuumlhren den Leser auf eine Zeit-
reise auf der ihm vergangenes Wissen wie auch die neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnisse uumlber Ernaumlhrung nahegebracht
werden Im Mittelpunkt ihrer Ausfuumlhrungen steht der Krebs so-
wie die Frage wie durch die Einbeziehung von ernaumlhrungswis-
senschaftlichen Erkenntnissen ins alltaumlgliche Leben Praumlvention
und Unterdruumlckung der Krankheit moumlglich sind Die Autoren
die beide auf eine jahrzehntelange Erfahrung zuruumlckgreifen
koumlnnen erklaumlren wie das Zusammenwirken von genetischen
Faktoren und zellulaumlren Ursachen Krebs hervorruft und wie
durch die Bildung von Metastasen im menschlichen Koumlrper
seine Ausbreitung moumlglich wird Anschlieszligend schildern sie in-
wiefern natuumlrliche Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln die bio-
chemische Faumlhigkeit besitzen den Mechanismen die die Ent-
wicklung dieser Krankheit im Organismus foumlrdern vorzubeu-
gen entgegenzuwirken und ihre Wirkung umzukehren
Vor allem aber zeigt dieses Buch zum ersten Mal wie die An-
giogenese von Tumoren das heiszligt das Wachstum neuer Blutge-
faumlszlige die die Krebszellen ernaumlhren durch die Ernaumlhrung ge-
hemmt werden kann Das Laboratorium von Dr Beacuteliveau in
Montreacuteal war bahnbrechend bei der Entwicklung moderner
Methoden mit denen der Zusammenhang zwischen Ernaumlh-
rungsweise und Angiogenese detailliert und nach streng wissen-
schaftlichen Kriterien untersucht werden kann Richard Beacuteliveau
ist selbst einer der visionaumlren Erfinder dieser neuen Ernaumlhrungs-
wissenschaft Waumlhrend die Unternehmen der Biotechnologie
hektisch an der Entwicklung von speziellen Krebsmedikamen-
ten arbeiten erfahren die Leser dieses Buches wie bestimmte
beliveau_krebszellen_CS55indd 12 21082014 070709
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Vorwort
13
Optionen in ihrer eigenen Ernaumlhrung die Entwicklung von Tu-
moren beeinflussen und unterdruumlcken koumlnnen Auch wenn die
Medizin des 21 Jahrhunderts das Raumltsel vieler Krankheiten louml-
sen mag so liegen einige Antworten bezuumlglich Krebs moumlgli-
cherweise in unserer Ernaumlhrungsweise Dieses Buch mit der Bot-
schaft raquoNahrungsmittel gegen Krebslaquo ist das Werk zweier Wis-
senschaftler die zu den innovativsten Forschern weltweit gehouml-
ren Sie eroumlffnen dem Leser einen gaumlnzlich neuen Blick auf die
Gesundheit und bieten ihm ein aumlrztliches Rezept das er nicht
etwa in einem Krankenhaus oder einer Apotheke einloumlsen kann
sondern auf dem Lebensmittelmarkt und in seinem Teller
William W Li M D
Praumlsident und medizinischer Direktor
The Angiogenesis Foundation
Cambridge Massachusetts USA
beliveau_krebszellen_CS55indd 13 21082014 070709
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
14
Einleitung
Der Krebs trotzt weiterhin dem Fortschritt der modernen Medi-
zin und bleibt auch nach vierzig Jahren intensiver Forschung
eine raumltselhafte Krankheit der jedes Jahr Millionen von Men-
schen vorzeitig zum Opfer fallen Zwar koumlnnen manche Krebsar-
ten heute erfolgreich behandelt werden doch viele andere sind
noch immer aumluszligerst schwer zu bekaumlmpfen und bilden eine der
Haupttodesursachen in der erwerbstaumltigen Bevoumllkerung Damit
kommt der Entdeckung neuer Methoden zur Effektivitaumltssteige-
rung gaumlngiger Krebstherapien mehr denn je eine entschei-
dende Bedeutung zu
Ziel dieses Buches ist es die aktuell verfuumlgbaren wissen-
schaftlichen Erkenntnisse zusammenzufassen Diese zeigen
dass wir gegen mehrere Arten von Krebs vorbeugen koumlnnen
wenn wir unsere Ernaumlhrungsgewohnheiten umstellen und Nah-
rungsmittel miteinbeziehen die den Tumor an der Wurzel be-
kaumlmpfen und seine Entwicklung verhindern koumlnnen Die Natur
haumllt eine Fuumllle von Lebensmitteln mit hoch effektiven Molekuuml-
len bereit die die Krankheit wirkungsvoll bekaumlmpfen koumlnnen
ohne schaumldliche Nebenwirkungen hervorzurufen Diese Nah-
rungsmittel besitzen in mehrfacher Hinsicht therapeutische Ei-
genschaften die denen von synthetisch hergestellten Medika-
menten entsprechen wir schlagen daher vor sie mit dem Be-
griff Nutrazeutika zu bezeichnen um diese Eigenschaften zu
veranschaulichen Wir haben die Moumlglichkeit dieses Arsenal an
Wortzusammensetzung aus nutrition engl Ernaumlhrung und pharmaceuticals
engl Arzneimittel entsprechend dem englischen Originalbegriff nutraceuti-
cals bzw der franzoumlsischen Wortschoumlpfung alicaments (Anm d Uuml)
beliveau_krebszellen_CS55indd 14 21082014 070709
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Einleitung
krebshemmenden Inhaltsstoffen die auf natuumlrliche Weise in
verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten sind nutzbringend
als wesentliche Ergaumlnzung der derzeit verfuumlgbaren Therapien
einzusetzen Wir sollten diese Moumlglichkeit nutzen um die Wahr-
scheinlichkeit zu unseren Gunsten zu beeinflussen denn durch
eine Ernaumlhrung auf der Grundlage einer konstanten Zufuhr von
Nutrazeutika koumlnnen wir tatsaumlchlich das Auftreten vieler Krebs-
arten verhindern
Die Autoren Richard Beacuteliveau und Denis Gingras
beliveau_krebszellen_CS55indd 15 21082014 070714
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
TE I L I
beliveau_krebszellen_CS55indd 16 21082014 070717
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Krebs ein schrecklicher Feind
1 Die Geiszligel Krebs
2 Was ist Krebs
3 Frisches Blut in der Krebsbehandlung die Angiogenese
4 Krebspraumlvention durch Ernaumlhrung
5 Die sekundaumlren Pflanzeninhaltsstoffe ein Anti-Krebs-Cocktail auf Ihrem Teller
beliveau_krebszellen_CS55indd 17 21082014 070718
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Fast alle Ungluumlcksschlaumlge unseres Lebens ruumlhren von den falschen Vorstellungen die wir uns uumlber das machen was uns zustoumlszligt
Stendhal Tagebuch (1801ndash1805)
beliveau_krebszellen_CS55indd 18 21082014 070721
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
19
Kapitel 1
Die Geiszligel Krebs
Der Krebs in Zahlen
Manche Menschen haben eine Heidenangst vor dem Fliegen
andere leben in panischer Angst vor Haifischen oder Blitzschlauml-
gen Die Furcht vor den unheilvollen Folgen von Ereignissen die
sich unserer Kontrolle entziehen scheint eine typisch menschli-
che Eigenheit zu sein Dabei sind die realen Risiken eines Tages
Opfer einer solchen Ausnahmekatastrophe zu werden relativ
gering im Vergleich zu denen die unmittelbar mit dem Alltags-
leben verbunden sind (Abbildung 1) So haben beispielsweise
Uumlbergewichtige ein beinahe um eine Million houmlheres Risiko
vorzeitig an ihrer Fettleibigkeit zu sterben als durch einen Flug-
zeugabsturz und jeder von uns hat eine fuumlnfzigtausend Mal houml-
here Chance an Krebs zu erkranken als vom Blitz getroffen zu
werden diese Chance erhoumlht sich noch deutlich wenn ein Risi-
kofaktor wie das Rauchen hinzukommt
Unter all den realistischen Gefahren denen wir ausgesetzt
sind stellt der Krebs eine sehr reale Bedrohung dar Die Krank-
heit trifft ein Drittel der Bevoumllkerung bis zum Alter von 75 Jah-
ren und ein Viertel erliegt schlieszliglich den Folgen einer Krebs-
erkrankung Jedes Jahr erkranken 10 Millionen Menschen auf
der Welt an Krebs und sieben Millionen Todesfaumllle gehen auf
das Konto dieser Krankheit ndash das entspricht 12 Prozent der welt-
weit registrierten Sterbefaumllle Und es sind keine Anzeichen einer
Besserung zu erkennen denn die gegenwaumlrtigen Schaumltzungen
beliveau_krebszellen_CS55indd 19 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
20
gehen davon aus dass man aufgrund der immer aumllter werden-
den Bevoumllkerung zukuumlnftig 15 Millionen neue Krebserkrankun-
gen pro Jahr diagnostizieren wird Um das Ausmaszlig der Tragoumldie
zu begreifen muumlssen Sie sich vorstellen dass Sie taumlglich in den
Nachrichten vom Absturz von vier vollbesetzten Boeing 747
oder dreimal pro Woche vom Einsturz der Zwillingstuumlrme des
World Trade Center houmlren hellip Hinzu kommen die immensen Be-
handlungskosten von Krebskranken die jaumlhrlich schaumltzungs-
weise in 3-stellige Milliardenbetraumlge gehen und in den naumlchs-
ten Jahren unaufhoumlrlich steigen werden All das verdeutlicht die
Dimension der durch Krebs verursachten Probleme im Gesund-
Die groszligen Aumlngste hellip und die Realitaumlt
Aumlngste Reale Risiken
Terrorangriff Zu gering um berechenbar zu sein
Tod durch einen Haifischangriff 1 280 Millionen
Tod durch einen Flugzeugabsturz 1 3 Millionen
Tod durch Blitzschlag 1 350 000
Tod durch Verkehrsunfall 1 7000
Lebensmittelvergiftung 1 7
Herz- und Gefaumlszligkrankheiten 1 4
Vorzeitiger Tod wegenUumlbergewichtKrebserkrankung
1 41 3
Tod durch Rauchen 1 2
Abbildung 1Q
uel
le T
ime
ma
ga
zin
e
beliveau_krebszellen_CS55indd 20 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
21
heitswesen und die Notwendigkeit neue Methoden zu finden
um die negativen Auswirkungen dieser Krankheit auf die Gesell-
schaft zu reduzieren
Abgesehen von diesen Zahlen ist Krebs vor allem eine
menschliche Tragoumldie die uns Menschen entreiszligt die uns nahe-
stehen die kleine Kinder ihrer Muumltter beraubt oder eine unheil-
bare Wunde in den Herzen der Eltern hinterlaumlsst die mit dem
Tod eines Kindes geschlagen wurden Der Verlust unserer Liebs-
ten loumlst ein uumlberwaumlltigendes Gefuumlhl von Ungerechtigkeit und
Zorn aus Wir fuumlhlen uns als Opfer einer ungluumlckseligen Pruumlfung
eines Schicksalsschlags der uns blindwuumltig getroffen hat und
vor dem es kein Entrinnen gibt Der Krebs nimmt uns nicht nur
die Menschen die uns teuer sind er saumlt auch den tiefen Zweifel
in uns ob wir faumlhig sind ihn zu besiegen
Dieses Gefuumlhl der Ohnmacht gegenuumlber dem Krebs spiegelt
sich sehr deutlich in den Meinungsumfragen wider in denen
die Bevoumllkerung befragt wurde was ihrer Ansicht Ursache fuumlr
diese Erkrankung sei Die Menschen sehen im Krebs ganz allge-
mein eine Krankheit die von unkontrollierbaren Faktoren aus-
geloumlst wird 89 Prozent glauben dass Krebs durch eine geneti-
sche Veranlagung entsteht und mehr als 80 Prozent sind der
Ansicht dass Umweltfaktoren wie industrielle Luftverschmut-
zung oder Ruumlckstaumlnde von Pestiziden in Lebensmitteln wichtige
Ursachen fuumlr eine Krebserkrankung sind Was die Lebensge-
wohnheiten angeht so assoziiert eine uumlberwaumlltigende Mehr-
heit (92 Prozent) Rauchen mit Krebs hingegen glaubt umge-
kehrt weniger als die Haumllfte der Befragten dass sie durch ihre Er-
naumlhrung das Risiko einer Krebserkrankung beeinflussen koumln-
nen Insgesamt fuumlhren diese Einschaumltzungen dazu dass die
Menschen die Chancen einer Krebspraumlvention eher pessimis-
tisch einschaumltzen und die Haumllfte von ihnen dies fuumlr wenig wahr-
scheinlich oder unmoumlglich haumllt
beliveau_krebszellen_CS55indd 21 21082014 070721
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
22
Jeder der mit dem oumlffentlichen Gesundheitswesen befasst
ist sollte uumlber die Ergebnisse dieser Meinungsumfragen be-
sorgt sein und sich die Frage stellen ob nicht ein radikales Um-
denken hinsichtlich der Vermittlungsmethoden notwendig ist
mit denen die Bevoumllkerung uumlber die Ursachen von Krebs infor-
miert wird Denn abgesehen vom Rauchen laufen diese Wahr-
nehmungen vollkommen dem zuwider was die Forschung als
krebsausloumlsende Faktoren identifiziert hat
Betrachtet man die realen Krankheitsursachen so stellt man
fest dass nur eine Minderheit der Krebserkrankungen durch
Faktoren ausgeloumlst werden die sich wirklich unserer Kontrolle
entziehen (Abbildung 2) So sind genetische Faktoren zwar eine
bedeutsame Ursache von Krebserkrankungen sie spielen je-
doch nicht die herausragende Rolle die ihnen in Umfragen zu-
gesprochen wird Alle modernen Untersuchungen besonders
Studien an eineiigen Zwillingen deuten darauf hin dass maxi-
mal 15 Prozent der Krebserkrankungen durch Gendefekte verur-
sacht und damit erblich uumlbertragen werden Noch groumlszliger ist die
Kluft zwischen den wahren Ursachen von Krebs und den gaumlngi-
gen Uumlberzeugungen der Bevoumllkerung wenn es um Umweltver-
schmutzung geht Denn auf die Verschmutzung von Wasser und
Luft sowie auf Ruumlckstaumlnde von Pestiziden sind kaum 2 Prozent
der Faumllle zuruumlckzufuumlhren ndash das ist weit entfernt von einer zentra-
len Rolle als Krebsausloumlser
Man kann (und zwar zu Recht) viele schaumldliche Folgen dieser
Umweltfaktoren anprangern doch die Luftverschmutzung hat
gewiss mehr Einfluss auf das oumlkologische Gleichgewicht als auf
die Krebsrate Das Gleiche gilt fuumlr die Pestizidruumlckstaumlnde im
Obst und Gemuumlse das wir auf dem Markt kaufen Diese Pesti-
zide sind nur in winzigen Mengen vorhanden und keine Unter-
suchung hat bis jetzt bewiesen dass sie in derart kleinen Dosen
Krebs ausloumlsen koumlnnen Vielmehr ging der Verzehr von Obst und
beliveau_krebszellen_CS55indd 22 21082014 070721
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
23
Gemuumlse wie wir im Verlauf dieses Buches sehen werden unzaumlh-
lige Male mit einer Senkung des Krebsrisikos einher Der Nutzen
der mit dem Konsum dieser Nahrungsmittel verbunden ist
uumlberwiegt also um ein Vielfaches das geringe Risiko aufgrund
einer minimalen Menge von Pestiziden
Zusammenfassend sind die Faktoren die sich unserer Kon-
trolle weitgehend entziehen ndash seien sie genetischer umweltspe-
zifischer oder viraler Natur ndash folglich fuumlr insgesamt etwa 30 Pro-
zent der Krebserkrankungen verantwortlich (Abbildung 2) Um-
gekehrt sind mehrere Faktoren die unmittelbar mit der Lebens-
weise der Menschen verbunden sind wie Rauchen Bewegungs-
mangel Fettleibigkeit Ernaumlhrungsgewohnheiten sowie der
Risikofaktoren fuumlr eine Krebserkrankung
Abbildung 2
Ernaumlhrungsdefizite30
Rauchen30
Andere 1 Umweltverschmutzung 2
Drogen 2
UV-Strahlen 2
Alkohol 3
Infektionen 5
Uumlbergewicht und Bewegungsmangel 5
Berufsbedingte Risiken 5
GenetischeFaktoren
15
beliveau_krebszellen_CS55indd 23 21082014 070722
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
24
uumlbermaumlszligige Konsum von Alkohol und Drogen in 70 Prozent der
Faumllle direkte Ursache einer Krebserkrankung
Es ist wichtig dass wir unsere falschen Wahrnehmungen uumlber
krebsausloumlsende Faktoren korrigieren denn nur dann werden
wir faumlhig unsere schicksalsergebene Einstellung zu veraumlndern
und das Problem mit neuen Augen zu betrachten Wenn zwei
Drittel der Krebserkrankungen durch nichtgenetische Faktoren
verursacht werden und stattdessen mit unseren Lebensge-
wohnheiten zusammenhaumlngen kann man dann nicht aus die-
ser bloszligen Tatsache schlieszligen dass wir zwei Drittel der Krebser-
krankungen vermeiden koumlnnen indem wir unsere Lebensweise
veraumlndern
Weltweite Verteilung der Krebshaumlufigkeiten
Der Einfluss der Lebensweise auf die Entstehung von Krebs wird
eindrucksvoll deutlich wenn man Haumlufigkeit und Verteilung
von Krebserkrankungen weltweit betrachtet (Abbildung 3) Tat-
saumlchlich leidet die Welt nicht gleichmaumlszligig unter der Geiszligel
Krebs Nach den letzten von der Weltgesundheitsorganisation
veroumlffentlichten Statistiken weisen die Laumlnder Osteuropas (Un-
garn Tschechien Slowakei) mit 300 bis 400 Faumlllen auf 100 000
Einwohner die houmlchsten Krebsraten auf dicht gefolgt von den
westlichen Industrienationen wie beispielsweise den Vereinig-
ten Staaten und Kanada mit 260 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Hingegen ist die Zahl der Krebserkrankungen in den Laumlndern
Suumldostasiens wie Indien China oder Thailand sehr viel niedriger
und liegt bei etwa 100 Faumlllen auf 100 000 Einwohner
Doch nicht nur die Erkrankungsrate ist von einer Region des
Globus zur anderen ungleich verteilt auch die in verschiedenen
Laumlndern auftretenden Krebsarten variieren enorm Sieht man
beliveau_krebszellen_CS55indd 24 21082014 070722
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
25
einmal vom Lungenkrebs ab der (aufgrund des Rauchens) haumlu-
figsten und am gleichmaumlszligigsten uumlber den Planeten verteilten
Krebsart so treten im Allgemeinen in den Industrielaumlndern voll-
kommen andere Krebsarten am haumlufigsten auf als in den asiati-
schen Laumlndern Die Liste der Krebsarten in den Vereinigten Staa-
ten und Kanada beispielsweise fuumlhren neben dem Lungenkrebs
in dieser Reihenfolge Dickdarm- Brust- und Prostatakrebs an
waumlhrend die Haumlufigkeit dieser Krebsarten in den asiatischen
Laumlndern weit hinter der von Magen- Speiseroumlhren- und Leber-
krebs liegt Das Ausmaszlig dieser Unterschiede zwischen Ost und
West ist frappierend so erkranken in manchen Regionen der
Vereinigten Staaten mehr als 100 von 100 000 Frauen an Brust-
krebs verglichen mit nur 8 von 100 000 Thailaumlnderinnen Das
Gleiche gilt fuumlr den Dickdarmkrebs Waumlhrend in manchen Regi-
onen des Westens 50 von 100 000 Personen von dieser Krebsart
Weltweite Verteilung der Krebsinzidenz
Abbildung 3
Qu
elle
GLO
BO
CA
N 2
00
2
Inzidenz(Neuerkrankungen pro Jahr auf 100 000 Individuen)
lt 109
lt 146
lt 191
lt 261
lt 406
beliveau_krebszellen_CS55indd 25 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
26
betroffen sind befaumlllt er nur 5 von 100 000 Indern Noch groumlszliger
ist diese Kluft beim Prostatakrebs der anderen groszligen Krebs-
geiszligel der westlichen Welt Zehnmal weniger Japaner und sogar
hundertmal weniger Thailaumlnder als Bewohner der westlichen
Hemisphaumlre sind davon betroffen
Die Untersuchung von Auswanderern hat bestaumltigt dass
diese extremen Variationen nicht auf eine wie auch immer gear-
tete genetische Veranlagung zuruumlckzufuumlhren sind sondern
vielmehr eng mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten
verbunden sind Tabelle 1 zeigt ein frappierendes Beispiel die-
ser durch Auswanderung hervorgerufenen Abweichungen In
dieser Untersuchung wurde die Inzidenz (jaumlhrliche Neuerkran-
kungen Anm d Uuml) bestimmter Krebserkrankungen bei Japa-
nern und bei nach Hawaii ausgewanderten Japanern mit der
der hawaiianischen Bevoumllkerung europaumlischer Abstammung
verglichen Waumlhrend beispielsweise Prostatakrebs damals in Ja-
pan wenig verbreitet war steigt die Haumlufigkeit dieser Krebsart
bei den japanischen Auswanderern auf das Zehnfache an und
naumlhert sich deutlich deren Vorkommen unter weiszligen Hawaiia-
nern an Umgekehrt nimmt die Magenkrebsrate die fuumlr die ja-
panische Bevoumllkerung charakteristisch ist (und durch Infektion
mit Helicobacter pylori verursacht wird) merklich ab und naumlhert
sich ebenfalls der der Hawaiianer an Aumlhnliche Phaumlnomene
kann man bei den Frauen beobachten bei denen die niedrigen
Raten von Brust- und Gebaumlrmutterkrebs betraumlchtlich steigen
wenn sich ihre Lebensweise durch Emigration drastisch veraumln-
dert
Diese Statistik stellt keinen isolierten Einzelfall dar weit ge-
fehlt denn auch Untersuchungen anderer Bevoumllkerungsgrup-
pen auf der Welt kommen zu aumlhnlichen Ergebnissen Hier soll
nur noch eine weitere Studie erwaumlhnt werden in der die Haumlufig-
keit von bestimmten Krebsarten in der afroamerikanischen Be-
beliveau_krebszellen_CS55indd 26 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
27
voumllkerung Nordamerikas mit der in einer afrikanischen Bevoumllke-
rung in Nigeria verglichen wurde (Tabelle 2) Wieder ergibt sich
bei den Schwarzafrikanern eine radikal andere Krebsverteilung
als bei den Afro-Amerikanern So ist der Prostatakrebs in Ame-
rika weitaus haumlufiger als in Afrika waumlhrend fuumlr den Leberkrebs
das Gegenteil gilt dieser tritt in Afrika viel gehaumlufter auf weil
die Hauptursache fuumlr einen Krebsbefall dieses Organs ndash das He-
patitisvirus ndash so weit verbreitet ist In allen Faumlllen ist die Haumlufig-
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen in Japan lebenden Japanern weiszligen Hawaiianern und Japanern die auf Hawaii leben
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Japan
Hawaii
Japaner Weiszlige
Speiseroumlhre 131 46 75
Magen 1311 397 217
Dickdarm 83 371 368
Rektum 93 297 204
Lunge 268 379 962
Prostata 14 154 343
Brust 315 1221 1869
Gebaumlrmutterhals 364 149 243
Gebaumlrmutter 26 407 714
Eierstock 53 160 274
Tabelle 1
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 27 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
28
keit von Krebserkrankungen in der schwarzen Bevoumllkerung
praktisch identisch mit der unter weiszligen Amerikanern waumlhrend
sie sich grundlegend von der der Vorfahren der schwarzen Be-
voumllkerung Afrikas unterscheidet Diese Untersuchungen sind
aumluszligerst interessant denn sie liefern nicht nur einen unwiderleg-
baren Beweis dafuumlr dass die Mehrheit der Krebserkrankungen
nicht auf genetische Ursachen zuruumlckzufuumlhren sind sondern
sie veranschaulichen zudem unuumlbersehbar die herausragende
Vergleich der Inzidenz bestimmter Krebsarten entsprechend der Lokalisierung des Primaumlrtumors zwischen den Bewohnern der Stadt Ibadan (Nigeria) und weiszligen und schwarzen Amerikanern
Lokalisierung des
Primaumlrtumors
Jaumlhrliche NeuerkrankungenMillion Individuen
Ibadan
Vereinigte Staaten
Schwarze Weiszlige
Dickdarm 34 351 315
Rektum 34 204 225
Leber 272 77 36
Bauchspeicheldruumlse 55 225 124
Kehlkopf 37 193 141
Prostata 134 651 275
Lunge 27 1532 981
Brust 337 1187 1650
Gebaumlrmutter 42 407 714
Malignes Lymphom 133 7 4
Tabelle 2
Qu
elle
Do
ll R
un
d P
eto
R (
19
81
) J
Na
tl C
an
cer
Inst
66
11
96
ndash1
30
5
beliveau_krebszellen_CS55indd 28 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
29
Rolle die Lebensgewohnheiten als Ausloumlser dieser Krankheit
spielen
Welche Veraumlnderung aber kann einen so schaumldlichen Ein-
fluss auf die Gesundheit dieser Auswanderer gehabt haben
dass sie einen derart rasanten Anstieg der Krebsraten bewirkt
Alle bisher durchgefuumlhrten Untersuchungen weisen eindeutig
auf dieselbe Ursache hin naumlmlich auf die Abwendung der Emi-
granten von ihrer traditionellen Ernaumlhrungsweise und die
schnelle Anpassung an die Essgewohnheiten des Gastlands In
den beiden uns betreffenden Faumlllen fuumlhrt dies zu dramatischen
Veraumlnderungen So haben etwa die in den Westen ausgewan-
derten Japaner eine beispielhaft gesunde Ernaumlhrungsweise mit
einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten und Ge-
muumlse und einem geringen Gehalt an Fett aufgegeben ndash zu-
gunsten einer Ernaumlhrung die reich ist an tierischen Proteinen
und Fetten
Im Uumlbrigen haben sich in den Ernaumlhrungsgewohnheiten der
Japaner auch ohne Emigration in den letzten fuumlnfzig Jahren be-
deutende Veraumlnderungen vollzogen die ebenfalls die Rolle der
Ernaumlhrung bei der Entstehung von Krebs veranschaulichen
Waumlhrend beispielsweise der Verzehr von Fleisch in Japan noch
vor vierzig Jahren extrem niedrig war ist er im Laufe der letzten
Jahre um das Siebenfache gestiegen mit dem Ergebnis dass die
Dickdarmkrebsrate sich verfuumlnffacht hat und nun der in den
westlichen Laumlndern entspricht Es ist daher aumluszligerst interessant
wenngleich auch ein wenig beunruhigend festzustellen in wel-
chem Ausmaszlig die Uumlbernahme der westlichen Lebensweise mit
der drastischen Zunahme bestimmter Krebsarten einhergegan-
gen ist
beliveau_krebszellen_CS55indd 29 21082014 070723
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Teil I Krebs ein schrecklicher Feind
30
Auswirkung der Ernaumlhrung auf Krebs
Man schaumltzt derzeit dass 30 Prozent der Krebserkrankungen mit
der individuellen Ernaumlhrungsweise verbunden sind Dieser
enorm hohe Prozentsatz mag uumlberraschen denn die Nahrungs-
mittel die wir taumlglich zu uns nehmen stellen in unseren Augen
keinen so bedeutsamen Risikofaktor wie beispielsweise das
Rauchen dar Dennoch haben Veraumlnderungen der Ernaumlhrungs-
gewohnheiten wie die vorhergehenden Abbildungen gezeigt
haben reale Auswirkungen auf das Risiko an einer ganzen
Reihe von Krebsarten zu erkranken Tatsaumlchlich koumlnnte der An-
teil von krebsbedingten Todesfaumlllen die direkt auf das Konto
der Ernaumlhrung gehen im Fall von Erkrankungen des gastro-
intestinalen Systems (Speiseroumlhre Magen und Dickdarm) bis zu
90 Prozent betragen
Welche Bestandteile unserer Ernaumlhrung koumlnnen die Wahr-
scheinlichkeit einer Krebserkrankung in diesem Ausmaszlig beein-
flussen Offenbar spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle
doch konnten juumlngere Untersuchungen eine enge Beziehung
zwischen dem mangelnden Verzehr von Obst und Gemuumlse und
einer Zunahme mehrerer Krebsarten nachweisen Die Ergeb-
nisse von mehr als 200 solcher Untersuchungen sind aufsehen-
erregend (Tabelle 3) 80 Prozent der Untersuchungen zeigen
dass durch eine deutliche Steigerung des Konsums von Obst
und Gemuumlse die Gefahr einer Krebserkrankung erheblich redu-
ziert wird wobei dieser Effekt besonders markant bei Krebs-
erkrankungen des Verdauungssystems zutage tritt Die Untersu-
chungen zeigen auszligerdem dass ganz allgemein diejenigen mit
dem niedrigsten Verzehr von Obst und Gemuumlse ein etwa dop-
pelt so hohes Risiko haben an bestimmten Krebsarten zu er-
kranken wie diejenigen mit dem houmlchsten Verbrauch an Obst
und Gemuumlse
beliveau_krebszellen_CS55indd 30 21082014 070723
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
Kapitel 1 Die Geiszligel Krebs
31
Da die Ernaumlhrung der westlichen Welt ganz allgemein durch
eine zu geringe Zufuhr von Obst und Gemuumlse charakterisiert ist
legen die Untersuchungen nahe dass dieses Ernaumlhrungsdefizit
eine Schluumlsselrolle bei der starken Haumlufung mancher Krebsar-
ten spielt unter denen der Westen besonders leidet
Epidemiologische Untersuchungen uumlber die Beziehung zwischendem Verzehr von Obst und Gemuumlse und der Entwicklung von Krebs
Untersuchtes
Nahrungsmittel
Beobachtete
Risiko-
reduktion
Gesamtzahl
der Untersu-
chungen
Prozentsatz () an
Untersuchungen
die auf eine Verrin-
gerung des Risikos
hindeuten
Gemuumlse allgemein 59 74 80
Obst allgemein 36 56 64
Rohes Gemuumlse 40 46 87
Kreuzbluumltler (Brokkoli Kohl hellip)
38 55 69
Allium-Familie (Knoblauch Zwie-beln Lauch)
27 35 77
Gruumlnes Gemuumlse 68 88 77
Karotten 59 72 81
Tomaten 36 51 71
Zitrusfruumlchte 27 41 66
Tabelle 3
Qu
elle
Wo
rld
Ca
nce
r R
ese
arc
h F
un
dA
me
rica
n In
stit
ute
fo
r C
an
cer
Re
sea
rch
19
97
beliveau_krebszellen_CS55indd 31 21082014 070723
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht
UNVERKAumlUFLICHE LESEPROBE
Richard Beacuteliveau Denis Gingras
Krebszellen moumlgen keine HimbeerenNahrungsmittel gegen Krebs Das Immunsystem staumlrken undgezielt vorbeugen
Taschenbuch Broschur 352 Seiten 135 x 206 cm95 farbige AbbildungenISBN 978-3-442-17126-2
Goldmann
Erscheinungstermin Maumlrz 2010
Mit Nahrungsmitteln Krebs vorbeugen Zweifelsfrei erwiesen Durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel kann man das Krebsrisikoreduzieren Die beiden Molekularmediziner praumlsentieren ihre aufsehenerregendenForschungsergebnisse und zeigen mit welchen Nahrungsmitteln man die besten Ergebnisseerzielen kann Welche Heilkraumlfte in Brokkoli Heidelbeeren oder Zitronen stecken wird leichtverstaumlndlich vermittelt und durch viele Abbildungen Infokaumlsten und Grafiken veranschaulicht