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Arndt, Holger, Prof. Dr., Universität Erlangen-Nürnberg, Didaktik Wirtschaft und Recht, E-Mail: hol- [email protected] Bedeutung und Klassifikation von Aufgaben im Wirtschaftsunterricht 1. Einleitung Vor allem bei einer weiten Verwendung des Aufgabenbegriffs, der den Begriff des Problems im Sin- ne Dörners (1976) mit einschließt, sind Aufgaben von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsun- terricht: - Ein strukturgebendes Prinzip des Wirtschaftsunterrichts ist das der Problemorientierung, das Probleme (bzw. Aufgaben) an den Ausgangspunkt des Lernprozesses stellt, woraufhin die Lösung des Problems gesucht wird. Der Verlauf problemorientierten Unterrichts wird modellhaft durch das im Wirtschaftsunterricht verbreitete Roth’sche Phasenschema abgebildet (Roth, 1970). Dort stehen das Problem und seine Lösung am Anfang einer Unterrichtseinheit. Aber auch in den späteren Pha- sen der Übung des Gelernten und des Transfers sind Aufgaben zentrale Elemente des Unterrichts- verlaufs. - Weiterhin sind das Konzept des entdeckenden Lernens (Bruner, 1971) und das Modell des mode- raten Konstruktivismus grundlegend für die Gestaltung des Wirtschaftsunterrichts (Arndt, 2013; Euler & Hahn, 2007; Kaiser & Kaminski, 1999). Bei beiden sind kognitiv aktivierende und möglichst authentische Aufgaben von hervorgehobener Bedeutung. - Die Relevanz von Aufgaben findet sich auch in wirtschaftsdidaktischen Konzepten. So bilden beim Konzept der lebenssituationsorientierten ökonomischen Bildung Lebenssituationen, die in der Regel den Charakter zu lösender Probleme aufweisen, den zentralen Bezugspunkt des Lernens (Stein- mann, 1997). Der Ansatz der sozialwissenschaftlichen Bildung (Hedtke, 2011) betont den Aspekt der Multiperspektivität, woraus die entsprechende Anforderung an Aufgaben ableitbar ist. Für die weit verbreiteten Konzepte der kategorialen ökonomischen Bildung (Kruber, 1997) und der institutio- nenökonomischen Bildung (Karpe & Krol, 1997) ist die Gestaltung von Aufgaben ebenfalls bedeut- sam. Hier sind Aufgaben derart zu formulieren, dass sie den Kern des Unterrichtsthemas auf das jeweilige Konzept beziehen, also beispielsweise eine Kategorie (impliziter) Gegenstand einer Aufga- be ist. - Aufgaben sind auch eine zentrale Komponente mehrerer für den Wirtschaftsunterricht wichtiger Methoden. Dies gilt besonders stark für die Leittext- und die Webquestmethode, bei denen zu be- arbeitende Aufgaben im Mittelpunkt stehen. Aber ebenfalls für Fallstudien, System Dynamics und

Bedeutung und Klassifikation von Aufgaben im ... 16-17... · aus, da der Sachverhalt kognitiv durchdrungen werden muss bzw. mit Bedeutung zu versehen ist, also verstanden werden muss

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Arndt,Holger,Prof.Dr.,UniversitätErlangen-Nürnberg,DidaktikWirtschaftundRecht,E-Mail:hol-

[email protected]

BedeutungundKlassifikationvonAufgabenimWirtschaftsunterricht

1.Einleitung

VorallembeieinerweitenVerwendungdesAufgabenbegriffs,derdenBegriffdesProblemsimSin-

neDörners(1976)miteinschließt,sindAufgabenvonzentralerBedeutungfürdenWirtschaftsun-

terricht:

-EinstrukturgebendesPrinzipdesWirtschaftsunterrichtsistdasderProblemorientierung,das

Probleme(bzw.Aufgaben)andenAusgangspunktdesLernprozessesstellt,woraufhindieLösung

desProblemsgesuchtwird.DerVerlaufproblemorientiertenUnterrichtswirdmodellhaftdurchdas

imWirtschaftsunterrichtverbreiteteRoth’schePhasenschemaabgebildet(Roth,1970).Dortstehen

dasProblemundseineLösungamAnfangeinerUnterrichtseinheit.AberauchindenspäterenPha-

senderÜbungdesGelerntenunddesTransferssindAufgabenzentraleElementedesUnterrichts-

verlaufs.

-WeiterhinsinddasKonzeptdesentdeckendenLernens(Bruner,1971)unddasModelldesmode-

ratenKonstruktivismusgrundlegendfürdieGestaltungdesWirtschaftsunterrichts(Arndt,2013;

Euler&Hahn,2007;Kaiser&Kaminski,1999).Beibeidensindkognitivaktivierendeundmöglichst

authentischeAufgabenvonhervorgehobenerBedeutung.

-DieRelevanzvonAufgabenfindetsichauchinwirtschaftsdidaktischenKonzepten.Sobildenbeim

KonzeptderlebenssituationsorientiertenökonomischenBildungLebenssituationen,dieinderRegel

denCharakterzulösenderProblemeaufweisen,denzentralenBezugspunktdesLernens(Stein-

mann,1997).DerAnsatzdersozialwissenschaftlichenBildung(Hedtke,2011)betontdenAspektder

Multiperspektivität,worausdieentsprechendeAnforderunganAufgabenableitbarist.Fürdieweit

verbreitetenKonzeptederkategorialenökonomischenBildung(Kruber,1997)undderinstitutio-

nenökonomischenBildung(Karpe&Krol,1997)istdieGestaltungvonAufgabenebenfallsbedeut-

sam.HiersindAufgabenderartzuformulieren,dasssiedenKerndesUnterrichtsthemasaufdas

jeweiligeKonzeptbeziehen,alsobeispielsweiseeineKategorie(impliziter)GegenstandeinerAufga-

beist.

-AufgabensindaucheinezentraleKomponentemehrererfürdenWirtschaftsunterrichtwichtiger

Methoden.DiesgiltbesondersstarkfürdieLeittext-unddieWebquestmethode,beidenenzube-

arbeitendeAufgabenimMittelpunktstehen.AberebenfallsfürFallstudien,SystemDynamicsund

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mitleichtenEinschränkungenfürPlanspieleundRollenspielestellenAufgabeneinwichtigesEle-

mentdar(Arndt,2013).

-SchließlichsindgutgestalteteAufgabenfürdieDiagnostikunddieFormulierungvonBildungs-

standardsbedeutsam(Kliemeet.al.,2003).

AllerdingsexistierenimBereichderWirtschaftsdidaktiknochkeineüberzeugendenfachspezifischen

Aufgabenklassifikationssysteme.StattdessenwerdeninLehrwerken(Arndt,2013;Euler&Hahn,

2007;Speth2007)überwiegenddieLernzieltaxonomienvonBloom(1976)oderAnderson&

Krathwohl(2001)verwendet,umdasAnspruchsniveauvonAufgabenzuanalysieren.

NacheinerkurzenSchilderungexistierenderAufgabenklassifikationssystemewirdeinwirtschaftsdi-

daktischesSystemdetailliertvorgestelltundanhandeinerexemplarischenAufgabenanalyseveran-

schaulicht.

2. SystemezurKlassifikationvonAufgaben

EinewesentlicheFunktionvonAufgabenklassifikationssystemenbestehtinihrerSensibilisierungfür

relevanteAspekte.SofokussierendieLernzieltaxonomienvonBloom(1976)unddesDeutschen

Bildungsrats(1970)dasAnspruchsniveaudeskognitivenProzessesbzw.diegeforderteKompetenz-

stufe.DasSystemvonAnderson&Krathwohl(2001)bautdaraufaufundergänztesumdiezusätzli-

cheDimensionderWissensart.Blömekeet.al.(2006)erachtendeutlichmehrDimensionenalsbe-

deutsam,u.a.‚Exemplarität’,‚AnsprachevonSchülerbedürfnissen’,‚ChanceaufBewältigung’,

‚PotenzialzurDifferenzierung’,‚AuthentizitätderAufgabensituation’,‚FörderungderProblemlöse-

fähigkeit’oder‚MöglichkeitensozialerInteraktion’.

DasAufgabenklassifikationssystemvonMaieret.al.(2010)nimmtAspektederkognitivenAktivie-

rungindenBlickunderachtetindiesemZusammenhangdieDimensionenWissensart,kognitiver

Prozess,AnzahlderWissenseinheiten,Offenheit,Lebensweltbezug,sprachlogischeKomplexitätund

Repräsentationsformenalsbedeutsam.DabeisetztessichzumZiel,fächerübergreifendeinsetzbar

zusein.ImHinblickaufdieWirtschaftsdidaktikscheintdiesjedochnurinTeilengelungen.Insbe-

sonderevordemHintergrundderAnalysederStärkenundDefizitedesAufgabensystemsvonMaier

et.al.(Arndt,2013)wurdedasimFolgeabschnittbeschriebeneAufgabenklassifikationssystemfür

dasUnterrichtsfachWirtschaftkonzipiert.DarinsinddieDimensionen‚Offenheit’und‚Repräsenta-

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tionsformen’unmittelbarvonMaieret.al.übernommen,während‚Lebensweltbezug’und‚sprach-

logischeKomplexität’modifiziertundzusätzlicheDimensionenaufgenommenwurden.

DasSystemvonMaieret.al.stelltansichdenAnspruch,eindenwissenschaftlichenGütekriterien

genügendesMessinstrumentzurIdentifikationdeskognitivenAnspruchsniveausvonAufgabenzu

sein.IneinerUntersuchungkonntenfürdiemeistenseinerDimensionenauchguteInterraterrelia-

bilitätswertebeigeschultenAuswerternerzieltwerden(Kleinknechtet.al.,2011).Einschränkendist

allerdingsanzumerken,dassdiederStudiezugrundeliegendenAufgabenausderwirtschaftlichen

bzw.sozialwissenschaftlichenDomäneüberwiegendaufderWissensebeneoperierten(z.B.„Nenne

4Ministerien“1).Mitanspruchsvolleren,komplexerenunddamitrealitätsnäherenAufgabengehen

allerdingsgrößereAbgrenzungsschwierigkeitenundvermutlichschlechtereInterreliabilitätswerte

einher.WeiterhinwurdendieRatervergleichsweiseintensivmittelseinesdetailliertenManualsfür

dieCodierunggeschult,wasfürForschungsprojekteangemessen,aberfürdenEinsatzinderLehr-

erbildungnurbedingtpraktikabelist.

DasnachstehenderörterteKlassifikationssystemisthingegenprimärfürdenEinsatzindenunter-

schiedlichenPhasenderLehrerbildungkonzipiert,waseineAnwendungalsAnalyseinstrumentim

RahmenvonStudienallerdingsnichtausschließt.GleichwohlstehtdieSensibilisierungfürauswirt-

schaftsdidaktischerSichtbedeutsameAspektederAufgabengestaltungimVordergrundundweist

auchqualitativenCharaktermitInterpretationsspielräumenauf.Soistdurchausdenkbar,beiden

ZuordnungenabhängigvondenindividuellenÜberlegungenderAnwenderunterschiedlicheAus-

prägungenzuakzentuieren.ImRahmenderLehrerbildungistvonhervorgehobenerBedeutung,

dasssichdie(angehenden)LehrkräftemitdenunterschiedlichenFacetteneinerAufgabeauseinan-

dersetzenundihreEntscheidungenadäquatbegründenkönnen,wofürauchdieAngabevonkon-

kretisierendenundbegründendenFreitextenvorgesehenist.

3.DieDimensionendeswirtschaftsdidaktischenKlassifikationssystems

IndiesemAbschnittwerdendiejeweiligenDimensionendesSystems,dassichimAnhangfindet,

detailliertervorgestellt.

IKompetenzen

1.Kompetenzbereichallgemein

DieseKompetenzensindfürmehrereFächerbedeutsamundbeschränkensichnichtaufdenWirt-

schaftsunterricht.

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2.KompetenzbereichÖkonomie-Lebenssituationen

HierbeigehtesumzunächstumdieFrage,welcheökonomischgeprägtenLebenssituationensich

mitdenzurBewältigungderAufgabenötigenKompetenzenbewältigenlassen.DieseLebenssituati-

onenindenRollendesVerbrauchers(mitdenUnterrollenz.B.desKonsumenten,desKapitalanle-

gers,desKreditnachfragersoderdesVersicherungsnehmers),desErwerbstätigen(zugehörigeUn-

terrollenhiervonsindu.a.Berufswähler,ArbeitnehmerundUnternehmerbzw.Arbeitgeber)und

desBürgers(inkl.UnterrollenwieWähler,gesellschaftlichEngagierteoderSteuerzahler)gebündelt.

WeiterhinistimRahmendieserDimensionfestzuhalten,obdieAufgabeeinenBezugzurLe-

bensweltaufweistundggf.wieauthentischdieserist.DiesistzunächstbedeutsamvordemHinter-

grunddesKonzeptsderlebenssituationsorientiertenökonomischenBildung(Steinmann,1997)und

desdidaktischenModellsdes(moderaten)Konstruktivismus,demzufolgeLernsituationenmöglichst

authentischseinsollen(Euler&Hahn,2007).WeiterhinsindKompetenzenbesserinrealitätsnah-

menAnwendungssituationenüberprüfbar.DieMerkmalsausprägungenerfolgeninAnlehnungan

Maieret.al.(2010),diefolgendeVariantenunterscheiden:

- AufgabenohneLebensweltbezug:HierbeibestehtkeinZusammenhangzwischenderAufga-

benformulierungundderLebenserfahrungderSchüler.

- AufgabenmitkonstruiertemLebensweltbezug:SolcheAufgabenweisenzwarscheinbarei-

nenZusammenhangzuLebenssituationenauf,allerdingswirktderZusammenhangwenig

authentisch.

- AufgabenmitauthentischwirkendemLebensweltbezug:DerLebensweltbezugistzwarkon-

struiertbzw.nichtreal,wirktaberdennochauthentisch.

- AufgabenmitrealemLebensweltbezug:HierbeihandeltessichumechteAufgabenbzw.

Probleme,dietatsächlichzulösensind,beispielsweisedieEntwicklungeinesMarketingkon-

zeptsfüreineSchülerfirma.

3.KompetenzbereichÖkonomie–Denkschemata/Kategorien

DenkschemataundKategorienbildenzentraleKerngedankenundAnalysekategorienausderzuge-

hörigenDomäneab.MithilfedieserSchematalässtsicheinkomplexerWirklichkeitsbereichaus

einerspezifischenPerspektiveerfassen;imvorliegendenFallderderökonomischenBildung.Die

zugrundeliegendenÜberlegungenentspringendemKonzeptderkategorialenökonomischenBil-

dung(Kruber,1997).DiekonkreteAuswahlderDenkschematalässtsichunterschiedlichtreffenund

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bildetdiePrioritätendesVerfassersvordemHintergrundihrerwahrgenommenenRelevanzfür

Aufgabenab.AlternativzudenimSystemaufgeführtenSchematasindauchandereVarianten

denkbar,z.B.Bedürfnis,Rationalität,Eigennutz,Produktivität,Gewinn,Dynamik,Vernetzung,Rück-

kopplung,Verzögerung,Nachhaltigkeit,MachtoderGerechtigkeit.

4.Kompetenzstufe

DieKompetenzstufebringtdasAnspruchsniveauderAufgabezumAusdruck,wobeidieMerkmals-

ausprägungenderLernzieltaxonomiedesDeutschenBildungsrats(1970)entnommensind.

Hierbeibringt‚Reproduktion’dieFähigkeitzumAusdruck,einenSachverhaltwiedergebenzukön-

nen,wasbereitsdurchbloßesAuswendiglernenerreichbarist.‚Reorganisation’gehtdarüberhin-

aus,daderSachverhaltkognitivdurchdrungenwerdenmussbzw.mitBedeutungzuversehenist,

alsoverstandenwerdenmuss.DieseStufegiltalserreicht,wennderSachverhaltbeispielsweisein

eigenenWortenformuliertodermitanderenSachverhalteninBeziehunggesetztwerdenkann.

‚Anwendung’bedeutet,denSachverhaltzurLösungeinesProblemsverwendenzukönnen.Unter-

scheidetsichdasProblemvonderLernsituation,wirdabhängigvondemÄhnlichkeitsgradvonna-

hemoderweitem‚Transfer’gesprochen.WährendbeiTransferaufvorhandenesWissenzurückge-

griffenwerdenkannunddieseslediglichinanderenSituationenzuverwendenist,mussbeider

Kompetenzstufe‚Problemlösung’Wissenneuerarbeitetbzw.strukturiertwerden.

IIAllgemeinesAnspruchsniveau

5.Offenheit

ImHinblickaufdiekognitiveAktivierungistderGradderOffenheiteinerAufgabebedeutsam.Mai-

eret.al.(2010)kategorisierenAufgabenunterBezugnahmeaufAnderson(1989)nachzweiKrite-

rien:ZunächststelltsichdieFrage,obderAusgangszustandbzw.dieProblemstellungklardefiniert

istoderobsichhierbeiInterpretationsspielräumeergebenbzw.obdieProblemstellungersther-

auszuarbeitenist.AbhängigdavonwirdeineAufgabealsgenauoderungenaudefiniertzuklassifi-

zierensein.DaszweiteKriteriumistdieAnzahlmöglicherLösungen.GiltnureineLösungalskor-

rekt,handeltessichumeinekonvergenteAufgabe,ansonstenumeindivergente.Dabeiungenau

definiertenAufgabenaufgrundihrerOffenheitgrundsätzlichmehrereLösungenmöglichsind,erge-

bensichdreiKombinationsmöglichkeiten,wobeidasAnspruchsniveautendenziellansteigt:

-Genaudefiniert/konvergent:DerAusgangszustandistklarundgenaueineLösungistmöglich.

-Genaudefiniert/divergent:DerAusgangszustandistklarundmehrereLösungensindmöglich.

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-Ungenaudefiniert:DieAufgabenstellungistnichtklarersichtlichodereindeutig,sodassmehrere

Lösungenmöglichsind.

6.SprachlichesundsprachlogischesAnspruchsniveau

BezogenaufdieAufgabenformulierungbildetdieseDimensionab,wieleichteineAufgabein

sprachlicherHinsichtzuverstehenist,wasinderRegelvomVokabularundderSatzstrukturab-

hängt.HandeltessichnichtumeinebewusstungenaudefinierteAufgabe,solltedieAufgabenstel-

lungklarstrukturiertundgutverständlichsein.DieseEmpfehlunggilthingegennichtuneinge-

schränktfürdasAufgabenmaterial.HierkönnenwenigerstrukturierteTexte(z.B.ohneÜberschrif-

tenundGliederungsmerkmale,mitirrelevantenInformationen,irritierendenFormulierungen,logi-

schenSprüngen)daskognitiveAnspruchsniveauauchjenseitsvonTerminologieundSatzstruktur

erhöhen.

DassprachlicheNiveaudesBearbeitungsprozessesbildetab,wieschwierigdieAufgabenbearbei-

tunginsprachlicherHinsichtist.WennzurBearbeitungeinerAufgabebeispielsweisemitanderen

Menschen(i.d.R.beiGruppenarbeiten)kommuniziertwerdenmuss,istdiesanspruchsvolleralsbei

Einzelarbeit.SchließlichwirdauchdassprachlicheAnspruchsniveaudesErgebnissesberücksichtigt.

SoistetwadasAusfülleneinerTabelleodereinesLückentextseinfacheralsdasVerfasseneines

AufsatzesoderdieDurchführungeinerPräsentation.

7.Repräsentationsformen

NachBruner(1971)wirdWissenenaktiv,symbolischund/oderikonischrepräsentiert.FürdenWirt-

schaftsunterrichtistvorallemdiesymbolischeRepräsentationbedeutsam,beiderkeineÄhnlich-

keitsbeziehungzwischenSymbolundrepräsentiertemObjektbesteht.Beispielehierfürsindneben

gesprochenerundverschriftlichterSprachelogischeAbbildungenwieLiniendiagramme,Wirkungs-

diagrammeoderProzessketten.WirdeinSachverhaltmultipelrepräsentiert-beispielsweiseals

Text(symbolisch)undBild(ikonisch)oderalsText(symbolisch)undMind-Map(symbolisch)-ist

davonauszugehen,dasserleichtererinnertundflexiblerangewendetwerdenkann(Weidenmann,

2002;Schnotz,2002).

ImHinblickaufdieAufgabengestaltungistdieFragederRepräsentationsformenauchvordemHin-

tergrundderKomplexitätsadaptionrelevant:SosteigtdasAnspruchsniveau,wenneinSachverhalt

ineinerungewohntenRepräsentationsformabgebildetistoderabgebildetwerdensoll.DieUm-

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wandlungbzw.TransformationvoneinerRepräsentationsformineineandereistebenfallsan-

spruchsvollundermöglichteineflexiblereWissensanwendung.

VordiesemHintergrundsinddiedreivonMaieret.al.(2010)übernommenenMerkmalsausprägun-

genzuinterpretieren,diezunehmendanspruchsvollsind:

-EineRepräsentationsform:DieAufgabeunddaserwarteteAufgabenergebnishabendiegleiche

Repräsentationsform.EinBeispielhierfürwäreeineAufgabe,dienurTextenthältundalsAntwort

ebenfallsTexterwartet.

-IntegrationmehrererRepräsentationsformen:HierbeimüssenInformationenausmehrerenRe-

präsentationsformenverwendetwerden,beispielsweiseauseinemTextundauseinemDiagramm.

-Transformation:DabeiwirdbeiderAufgabenlösungeineandereRepräsentationsformalsinder

Aufgabenstellungverlangt,z.B.wenndieInhalteeinesTextsalsMind-Mapaufzubereitensind.

IIIDidaktischePrinzipien

8.Altersgemäßheit

BeidiesemKriteriumgehtesumPassungderAufgabeimHinblickaufdieZielgruppe.Essollu.a.für

dieVerwendungvonaltersadäquaterSprache,BeispielenundSituationensensibilisieren.

9.Ganzheitlichkeit

GanzheitlichkeitimHinblickaufdieLernbereichebringtzumAusdruck,dassjenseitsderdominie-

rendenkognitivenAnforderungenderAufgabeggf.auchaffektiveundinEinzelfällenmöglicher-

weisepsychomotorischeAspektemitderAufgabeeinhergehen.

EineAufgabeistganzheitlichimSinneeinervollständigenHandlung(Hacker,2005),wennsiesich

nichtlediglichineinemTeilschrittderProblemlösungerschöpft,sonderndieseinsgesamtinden

Blicknimmt.Dieswärebeispielsweisegegeben,wenneineTätigkeitnichtnurumgesetzt,sondern

auchgeplantundggf.kontrolliertwird.

GanzheitlichisteineAufgabeauchdann,wennbeiihrerBearbeitungmultiplePerspektivenzube-

rücksichtigensind.DieswäreetwabeiderWahleinesLieferantenderFall,wennnichtlediglichder

PreisalsEntscheidungskriteriumherangezogenwird,sondernauchweitereKriterienwieLieferzeit

oderökologischeFragenBerücksichtigungfinden.BeieinerweitenInterpretationkönnenhierauch

ZugangsweisenandererDisziplinensubsumiertwerden.

10.Wissenschaftsorientierung

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DieseDimensiondientderÜberprüfungfolgenderQualitätskriterieneinerAufgabe:

-DieAufgabeistdahingehendzuuntersuchen,obsieüberhauptkorrektlösbaristoderggf.falsche

InformationenindenMaterialienenthält.SoistauchbeididaktischenReduktionsentscheidungen

dafürGewährzuleisten,dassdieAufgabezwarleichter,aberdennochnichtverfälschtwird.

-HäufigsindeinerAufgabezugrundeliegendeSachfragenauchinderWissenschaftnichtabschlie-

ßendgeklärtundumstritten.DieseKontroversitätsolltewederimUnterrichtnochindenzugehöri-

genAufgabenausgeblendetwerden.Zwaristdenkbar,dassinnerhalbeinerAufgabenureineSeite

derKontroversethematisiertwird.Dannempfiehltsichjedoch,alternativeErklärungsmusterund

Positionenineineranderen(Folge-)AufgabezumGegenstandzumachen.

-NachMöglichkeitsolltedieBearbeitungvonAufgabenauchdemEinüben(fachtypischer)Erkennt-

nis-undArbeitsmethodendienen.Hierzugehörtu.a.dieFähigkeit,mitModellenundEntschei-

dungsunterstützungsverfahrenzuarbeiten,(Gesetzes-)Textezuanalysieren,Informationeneigen-

ständigzurecherchieren,zubewertenundauszuwertenoderDiagrammezuinterpretieren.

IV-Aufgabenkontext

11.VerhältniszuanderenAufgaben

DieAusgestaltungeinerAufgabesolltenichtunabhängigvonanderenAufgabenerfolgen.Somag

einevergleichsweiseleichteAufgabedurchaussinnvollsein,wennihreErgebnisseoderdiedurch

ihreBearbeitunggewonnenenErkenntnissefürFolgeaufgabenbedeutsamsind.Umgekehrtkönnen

daraufaufbauendeAufgabeneinhöheresAnspruchsniveauaufweisen,wasauchimHinblickauf

ihreDifferenzierungsfunktion(vgl.Folgedimension)empfehlenswertseinkann.

12.FunktionderAufgabe

ZurBewertungeinerAufgabehinsichtlichihrerEignungistzuberücksichtigen,wiesieeingesetzt

werdensoll.SokanneineAufgabeprimärzurDiagnostikgedachtsein,z.B.inKlassen-oderVer-

gleichsarbeiten.DerartigeAufgabenunterscheidensichoftvonsolchen,diezurUnterstützungdes

Lernprozessesverwendetwerden.AusdenPhasendes(nichtnur)fürdenWirtschaftsunterricht

bedeutsamenPhasenschemasvonRoth(1970)eignensichAufgabenvorallemfürdiePhasendes

Einstiegsbzw.desProblems,derÜbungbzw.LernsicherungunddesTransfersbzw.derFlexibilisie-

rung.WeiterhinkönnenAufgabenderDifferenzierungundderIndividualisierungdienen.

DieFragenachderFunktioneinerAufgabekanndesWeiterenverwendetwerden,umgeeignete

EinsatzgebietefürvorhandeneAufgabenzuidentifizieren.

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4.AnalyseundDiskussioneinerBeispielaufgabe

IndiesemAbschnittwirddasKategoriensystemanhandderexemplarischenBesprechungeiner

Aufgabeveranschaulicht.AusPlatzgründenerfolgtdiesinFließtextstattdirektaufderVorlage,was

sichausEffizienzgründenfürdennormalenEinsatzempfehlenwürde.

DienachstehendeAufgabeistdenBildungsstandardsfürdieHauptschulevonRetzmannet.al.

(2010,S.46)entnommen:

MuratwillseineHaushaltsausgabensenken.Erüberlegtdeshalb,zueinemgünstigerenStromanbie-

terzuwechseln.LetztesJahrverbrauchteeretwa1500kWh(=Kilowattstunden).SeinTarif:keine

Grundgebühr,0,30€jekWh.ErhatzweiAngeboteandererStromanbietereingeholt:

Anbieter1:5,00€monatlicheGrundgebühr,0,25€jekWh.

Anbieter2:12,00€monatlicheGrundgebühr,0,20€jekWh.

a)ErmittledasgünstigsteAngebot.FülledazudieTabelleaus.

b)WievielGeldkannMuratF.durchdenWechseldesStromanbietershöchstenssparen?

c)WelcherAnbieterwäreamgünstigsten,wennseinVerbrauchauf3000kWhproJahrsteigen

würde?

d)VergleichedieErgebnisseausa)undc).ErläuterekurzdieGründefürdieunterschiedlichenEr-

gebnisse!

e)ImInternetgibtesvieleSeiten,diekostenloseAngebotsvergleichefürVerbraucheranbieten.

WelchekennstDu?

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FürdieersteTeilaufgabe2wirdoffensichtlichdieallgemeineKompetenzdesRechnensbenötigt,

wenngleichaufvergleichsweiseniedrigemNiveau.WeiterhingehtesbeiderAufgabeauchumdie

LösungeinesProblems.DaderProblemlöseprozessdurchkleineTeilaufgabensehrstarkvorstruktu-

riertist,wäredieserKompetenzbereichschwächergefordert,alsderdesRechnens.Theoretisch

ließesichargumentieren,dassdieSchüleraucheinerelementarenLesekompetenzbedürfen,um

dieAufgabenstellungzuerfassen.BeidemsehreinfachenAufgabentextscheintdiesjedochkaum

ausreichend,umdieentsprechendeTeilkompetenzzumarkieren.3

AlsLebenssituationwirdhauptsächlichdiedesVerbrauchersangesprochen.ZwarstelltdieAufgabe

einenBezugzueinerLebenssituationher,dochwirktdiesersehrkonstruiertundvermittelteher

denEindruckder„Verkleidung“einerRechenaufgabe,wiedieshäufigbeiTextaufgabenderMa-

thematikzufindenist.

VondenimKlassifikationssystemaufgeführtenKategorienistbeidieserAufgabelediglichdasKos-

ten-Nutzen-Denkenbetroffen,dadieSchülermittelsderAufgabeihreKostenzuminimierenlernen.

DieEinordnungdergefordertenKompetenzstufeistabhängigvomVorwissenderSchüler.Davon

ausgehend,dasssiebereitsAufgabenbearbeitethaben,diedieBerücksichtigungvonAlternativen

mitunterschiedlichenfixenundvariablenKostenerfordern,handeltessichumAnwendungbzw.

Transfer.IstderSachverhaltfürdieSchülerhingegenneu,wäredieStufedesProblemlösensange-

sprochen.

HinsichtlichdesOffenheitsgradsderAufgabeistfestzuhalten,dassdieAufgabeklardefiniertund

nureineeinzigeAntwortrichtigist.FolglichistdieAufgabedefiniertundkonvergent.

InsprachlicherHinsichtistdieAufgabedurchauseinfachgestaltet,wasfürallevierAnalysebereiche

gilt.

ImHinblickaufdieRepräsentationsformgiltes,dieimTextenthaltenenInformationenineinevor-

gegebeneTabellezuüberführen,wassichalsIntegrationinterpretierenlässt.

DieAufgabedürftefürdieZielgruppedurchausaltersangemessensein,wasvorallemimHinblick

aufdiegewählteSituationgilt,damancheSchülernachdemAbschlussderHauptschuleeineneige-

nenHaushaltgründenwerdenunddeshalbdieWahleinesStromanbietersfürsieinteressantsein

könnte.

DasPrinzipderGanzheitlichkeitfindetsichinderStundenichtwieder.Eswirdnurderkognitive

Lernbereichangesprochen,eineumfassende,vollständigeHandlungwirdnichtgefordertundMul-

tiperspektivitätistebenfallsnichtgegeben.

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ImHinblickaufWissenschaftsorientierungistfestzuhalten,dassdieAufgabetrotzeingeschränkten

AnspruchsniveauskeineunzulässigenVerkürzungenaufweistundfachlichnichtzubeanstandenist.

WeiterhinisteinVerfahrenzurEntscheidungsunterstützungGegenstandderAufgabe,wodurch

fachtypischeMethodenundDenkweisengefördertwerden.

DieTeilaufgabebildetdieGrundlagefürspätereAufgaben,diesichaufihreErgebnissebeziehen.

Sieistkonzipiert,umKompetenzanforderungenzuveranschaulichen.Darüberhinauswäresieje-

dochauchimUnterrichtzurÜbungdesGegenstandsbereichsbzw.zudessenFlexibilisierungver-

wendbar.

DieAnalyseverdeutlicht,dassdieTeilaufgabeeinrechtniedrigeskognitivesAnspruchsniveauauf-

weistundauchvergleichsweisewenigewirtschaftsdidaktischeAspekteabfragt.Diesistnichtperse

negativzubewerten.Vielmehrgiltes,sowohldiebeabsichtigteFunktionderAufgabealsauchdas

AnspruchsniveaumöglicherFolgeaufgabenzuberücksichtigen.Sosindgeradebeidiagnostischen

ZielsetzungenaucheinfachereAufgabennotwendig,umdifferenzierteKompetenzmessungen

schwächererSchülerzuermöglichen.WeiterhinerscheintimRahmeneinermehrteiligenAufga-

bensequenzeinsteigenderSchwierigkeitsgradalsdurchausangemessen.4

DievierteTeilaufgabeetwasausgenommen,weisendieFolgeaufgaben,dieausPlatzgründenhier

nichtweiterbesprochenwerdenkönnen,keinwesentlichhöheresAnspruchsniveauauf.Ange-

nommen,dieAufgabesolltenichtzurDiagnostikvonHauptschulabsolventendienen,sondernim

RahmenkognitivaktivierendenWirtschaftsunterrichtsverwendetwerden.DannstelltsichdieFra-

ge,welcheImpulsedasKlassifikationssystemzurGestaltungeinergeeignetenAufgabenformulie-

rungbeitragenkönnte.EinBlickaufdessenDimensionenzeigtAnsatzpunkteauf.Möglichkeitenzur

ErhöhungdesAnspruchsniveausundzufachtypischenZugangsweisenergebensichinsbesondere

bei:Kompetenzbereichallgemein,Lebensweltbezug,Kategorien,Kompetenzstufe,Offenheit,

sprachlogischemAnspruchsniveau,GanzheitlichkeitundWissenschaftsorientierung.

SoließesichalsAufgabeetwaformulieren:„ErmittledendurchschnittlichenStromverbrauchdes

Haushaltsindemdulebst.FindevordiesemHintergrundeinenStromanbieter,derdeinenBedürf-

nissenambestenentspricht.“

DieseAufgabeerfordertebenfallsdenVergleichvonAnbieternmitunterschiedlichenfixenundva-

riablenKosten,gehtjedochdarüberhinaus.DieSchülermüssenihrenStromverbrauchermitteln,

sichggf.nebendenKostenüberweitereentscheidungsrelevanteKriterien(z.B.Flexibilität,Service,

ökologischeAspekte)undderenGewichtungbewusstwerden,notwendigeInformationenrecher-

chierenundaufdieserBasiseinerationaleEntscheidungtreffen.Folglichsinddieallgemeinen

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KompetenzendesProblemlösens,Kommunizierens,LesensundRecherchierensrechtstarkausge-

prägt.AlsKategoriensindnebendem‚Kosten-Nutzen-Denken’auch‚Zielkonflikt’undindirekt

‚Transaktionskosten’,‚Risiko’,‚Prinzipal-Agent’,‚Dilemma’und‚Externalität’tangiert.BeiderKom-

petenzstufehandeltessichumProblemlösen.DieAufgabeistdivergent.DassprachlicheNiveauist

beidemselbstzurecherchierendemAufgabenmaterialundggf.ebenfallsbeimBearbeitungspro-

zessalshocheinzustufen.DieAufgabeistganzheitlich,daeinevollständigeHandlunggefordertist

undmehrerePerspektivenzumTragenkommenkönnen.DerGradanWissenschaftsorientierungist

ebenfallshöher,daInformationengesuchtundausgewertetwerdenmüssen.Weiterhinwirdauf-

grundderMehrzahlentscheidungsrelevanterKriterieneinkomplexeresVerfahrenzurEntschei-

dungsfindungwieetwaeineEntscheidungsbewertungstabellezumEinsatzkommen.

5.Fazit

DasvorgestellteSystemsollinsbesondereinderLehrerbildungzurSensibilisierungvonallgemein-

undfachdidaktischenAspektendienen,diezurGestaltungundBewertungvonAufgabenbedeut-

samsind.ErsteRückmeldungen,dieimRahmeneinerOnlineumfragevonStudierendenerhoben

wurden,diedasSystemimRahmeneiner90minütigenSeminarsitzungerläutertbekamen,deuten

aufdieAkzeptanzundVerständlichkeitdesSystemshin.DiesgiltsowohlfürdasSysteminsgesamt

alsauchfürdieeinzelnenDimensionen.5LediglichdieDimension‚Kategorien’schnittschlechtab,

woraufhinsieüberarbeitetundetwasvereinfachtwurde.DieursprünglicheVariantederKategori-

endimensionwurdeauchindenFreitextenalsirritierendkritisiertwährenddieklareStrukturund

KonzentrationaufwesentlicheAspektedesSystemspositivgesehenwurden.

NebenderUmfragewardasSystemGegenstandeinerKlausur,wobeidieKlausurergebnisseeben-

fallsaufeineimAllgemeinenguteVerständlichkeithinweisen.AllerdingswurdendieDimensionen

‚Repräsentationsform’und‚FunktionderAufgabe’vergleichsweisedefizitärbeantwortet.DiePro-

zentwerteinderTabellegebendenAnteildererzieltenPunkteeinerDimensionan,sodasshohe

WerteaufeingutesVerständnisschließenlassen.

Nr Kurzbezeichnung MWver-standen

MWhilf-reich

%Klausur

N=15 N=15 N=61

Systeminsgesamt 1,7 1,9

1 Kompetenzbereichallgemein 1,4 1,6 95%2 KompetenzbereichLebenssituationen 1,4 1,6 85%3 Kategorien(mittlerweilevereinfacht) 2,7 3,0 74%4 Kompetenzstufe 1,6 1,6 96%5 Offenheit 1,8 1,9 83%6 Sprache 1,8 1,9 89%

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7 Repräsentationsform 2,1 2,3 59%8 Altersgemäßheit 1,0 1,2 98%9 Ganzheitlichkeit 2,1 1,8 66%10 Wissenschaftsorientierung 2,3 2,1 85%11 VerhältniszuanderenAufgaben 1,4 2,0 91%12 FunktionderAufgabe 1,4 1,4 64%

MW=Mittelwert;1=Sehrgut4=Sehrschlecht

Abschließendseidaraufhingewiesen,dassdasbeschriebeneSystemabhängigvondenjeweiligen

BedürfnissenohneWeiteresangepasstwerdenkann.Soistdenkbar,einzelneMerkmalsausprägun-

gen(etwabeidenKategorien)zuverändernoderDimensionenzustreichenbzw.dasSystemum

weitereDimensionenzuergänzen.FolglichkanndasKlassifikationssystemdurchAdaptionderori-

ginärwirtschaftsdidaktischenDimensionen(vorallemdieLebenssituationenundKategorien)auch

inanderenFächernzumEinsatzkommen.

Anmerkungen

1)DieTestaufgabenliegendemVerfasservor,sindjedochnichtpubliziert.

2)AusPlatzgründenerfolgtnurdieBesprechungdererstenTeilaufgabe.

3)AndieserStelleoffenbartsichbereitsdersubjektiveCharaktervonAufgabenklassifikationen.Ob

beiRechnen„Mittel“oder„Viel“undbeiProblemlösen„Wenig“oder„Mittel“alsMerkmalsausprä-

gungangegebenundobLesenüberhauptaufgeführtwird,lässtsichnurmiteinemsehrdifferen-

ziertenCodiermanualobjektivieren.Gleichzeitigwirddeutlich,dassdiesfürdieLehrerbildungkaum

fruchtbaristunddieQualitätderBegründungimVordergrundderBetrachtungstehensollte.

4)DieAusführungenverdeutlichen,warumdiebeidenletztenDimensionen(Verhältniszuanderen

AufgabenundFunktionderAufgabe)indasAufgabenklassifikationssystemaufgenommenwurden:

DieBewertungeinerAufgabeistnurvordemHintergrunddesAufgabenkontextsundihreminten-

diertenEinsatzgebietmöglich.

5)DieMittelwerteinderTabelleergebensichauseinervierstufigenLikert-Skalierung.DievolleZu-

stimmungzudenFragennachVerständlichkeitundBedeutsamkeiteinerDimensionwurdemit1

codiert,dievolleAblehnungmit4.

Literatur

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System zur Klassifikation von Aufgaben in der Ökonomischen Bildung I Kompetenzen 1. Kompetenzbereich allgemein (Wenig, Mittel, Viel)

☐ Problemlösen: ☐ Argumentieren: ☐ Kommunizieren: ☐ Kooperieren: ☐ Lesen: ☐ Rechnen: ☐ Weitere:

2. Kompetenzbereich Ökonomie - Lebenssituationen Relevant für Rolle als:

☐ Verbraucher: ☐ Erwerbstätiger: ☐ Bürger:

Lebensweltbezug: ¡Kein ¡Konstruiert wirkend ¡Authentisch wirkend ¡Real 3. Kompetenzbereich Ökonomie – Denkschemata/Kategorien

☐ Kosten-Nutzen-Denken ☐ Grenznutzen/-kosten ☐ Transaktionskosten ☐ Opportunitätskosten ☐ Risiko ☐ Zielkonflikt ☐ Arbeitsteilung ☐ Kooperation ☐ Prinzipal-Agent ☐ Dilemma ☐ Externalität ☐ Kreislauf ☐ Interdependenz ☐ Koordinierung ☐ Institution

4. Kompetenzstufe ¡ Reproduktion ¡ Reorganisation ¡ Anwendung/Transfer ¡ Problemlösen

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II Allgemeines Anspruchsniveau 5. Offenheit ¡ Definiert/konvergent ¡ Definiert/divergent ¡ Ungenau definiert/divergent

6. Sprachliches und sprachlogisches Anspruchsniveau Gegenstandsbereich Niedrig Mittel Hoch - Aufgabenformulierung ¡ ¡ ¡ - Aufgabenmaterial ¡ ¡ ¡ - Bearbeitungsprozess ¡ ¡ ¡ - Ergebnis ¡ ¡ ¡ 7. Repräsentationsformen ¡Eine ¡Mehrere/Integration ¡ Transformation

III Didaktische Prinzipien 8. Altersgemäßheit ¡Ja ¡Teilweise ¡Nein

9. Ganzheitlichkeit

- Lernbereiche: ☐Kognitiv ☐Affektiv ☐Psychomotorisch - Vollständige Handlung: ¡Ja ¡Teilweise ¡Nein - Multiperspektivität (Perspektiven ggf. anführen): ¡Ja ¡Teilweise ¡Nein

10. Wissenschaftsorientierung - Inhaltlich korrekt? - Evtl. vorhandene Kontroversität abgebildet? - Fachtypische Methoden gefördert?

IV Aufgabenkontext 11. Verhältnis zu anderen Aufgaben ¡Eigenständig ¡Grundlage für Folgeaufgabe ¡ Baut auf anderer Aufgabe auf 12. Funktion der Aufgabe ☐ Diagnostik ☐ Lernprozess

☐ Einstieg ☐ Übung/Sicherung ☐ Transfer/Flexibilisierung

☐ Differenzierung (quantitativ/qualitativ), Individualisierung