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BDO INTERNATIONAL BUSINESS COMPASS 2015 Update und Themenfokus Arbeitsmarktperformance Hrsg. Prof. Dr. Henning Vöpel und Dr. André Wolf

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BDO INTERNATIONAL BUSINESS COMPASS 2015Update und Themenfokus Arbeitsmarktperformance

Hrsg. Prof. Dr. Henning Vöpel und Dr. André Wolf

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Abkürzungsverzeichnis

ADI Ausländische Direktinvestitionen AfDB African Development Bank CIA Central Intelligence Agency GCI Global Competitiveness Index KMU Kleine und Mittlere Unternehmen OECD Organisation for Economic Cooperation and Development UNDP United Nations Development Programme UNECA United Nations Economic Commission for Africa

Autoren Stefan Kruse, Lars Wenzel, André Wolf (verantwortlich)

Herausgeber Prof. Dr. Henning Vöpel und Dr. André Wolf Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Heimhuder Straße 71 | 20148 Hamburg Tel +49 (0)40 34 05 76 – 200 | Tel +49 (0)40 34 05 76 – 665 Fax +49 (0)40 34 05 76 - 150 | Fax +49 (0)40 34 05 76 - 776 [email protected] | [email protected]

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung 8 1.1 Überblick 9 1.2 Datenaktualisierung 10 1.3 Ergebnisse 11 1.3.1 Ergebnisse Gesamtindex 2015 11 1.3.2 Ergebnisse Teilindizes Absatz und Produktion 2015 12

2. Themenfokus Arbeitsmarktperformance 14 2.1 Einführung 14 2.2 Kapazitäten 15 2.2.1 Entwicklung global 15 2.2.2 OECD-Länder 16 2.2.3 Region Afrika 18 2.2.4 Region Asien/Osteuropa 20 2.2.5 Region Lateinamerika 21 2.3 Qualifikationen 23 2.3.1 Bedeutung global 23 2.3.2 OECD-Länder 23 2.3.3 Region Afrika 28 2.3.4 Region Asien/Osteuropa 31 2.3.5 Region Lateinamerika 33 2.4 Institutionen 35 2.4.1 Bedeutung global 35 2.4.2 Industrienationen 36 2.4.3 Rest der Welt 39

3. Fazit 41 4. Literatur 42

Anhang A: Länderübersicht 45 Anhang B: Variablenübersicht 46 Anhang C: Ranking Gesamtindex 48 Anhang D: Ranking Teilindizes Absatz und Produktion 52

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BDO International Business Compass 20154

„Die Länder weltweit werden auf Grundlage sämtlicher global messbarer Faktoren hinsichtlich ihrer Arbeitsmarktperformance verglichen.“

Die entscheidenden Zukunftsressourcen stecken nicht in der Erde, sondern in den Köpfen der Menschen. Diese simple Weisheit ist in den Vorstandsetagen international agierender Unternehmen längst ange- kommen. Nur indem qualifizierte Arbeitskräfte nachhaltig an das eigene Unternehmen gebunden werden, kann der eigene Vorsprung im globalen Wissenswettlauf gewahrt bleiben. Dieser Imperativ gilt bei weitem nicht nur für große Konzerne. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind, wenn sie sich dem internationalen Wettbewerb stellen wollen, in besonderem Maße auf hochmotivierte, sich selbst- ständig weiterbildende Mitarbeiter angewiesen. Nur so lässt sich ein Nachteil in der Ausstattung mit Finanzkapital kompensieren. Bei Standortentscheidungen national wie international ist deshalb das Arbeitskräftereservoir am Zielstandort eines der zentralen Entschei- dungskriterien. Je größer und differenzierter der lokale Pool an Erwerbstätigen, umso besser stehen die Chancen, auch Stellen mit komplexen, sehr spezifischen Qualifikationsanforderungen adäquat besetzen zu können.

Die Vielschichtigkeit dieser Anforderungsprofile impliziert, dass sich die Attraktivität eines Standorts im Hinblick auf den Faktor Arbeit schwerlich in einem einzigen Merkmal ausdrücken lässt. Stattdessen ergibt sie sich aus der Arbeitsmarktperformance als Ganzem, die letztlich durch den gemeinsamen Einfluss einer Vielzahl an Aspekten wie dem Umfang und der Qualität des Arbeitsangebots, aber auch der Effizienz lokaler Arbeitsmarktinstitutionen geprägt wird. Das macht es zunehmend schwierig, einen ausreichenden Überblick für den Standortvergleich zu gewinnen. Hier setzt der Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe des BDO International Business Compass (IBC) an. Die Länder weltweit werden auf Grundlage sämtlicher global messbarer Faktoren hinsichtlich ihrer Arbeitsmarktperformance verglichen. Dabei wird zur besseren Orientierung eine Dreiteilung in die inhaltlichen Teilbereiche Kapazitäten, Qualifikationsdichte und Arbeitsmarktinstitutionen vorgenommen.

Zusätzlich wird über das Schwerpunktthema hinaus zum einen wie gewohnt ein aktualisiertes Ranking des IBC Gesamtindex als Maß für die Standortattraktivität insgesamt präsentiert. Hierfür wurden nun bereits zum vierten Mal die ökonomischen, politischen-rechtlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen einzelner Länder bewertet und in eine anschauliche Maßgröße überführt. Zum anderen wurden auch die Teilindizes Produktion und Absatzmarkt im Vergleich zum letzten Jahr aktualisiert. Damit ist es möglich, gezielt Länder im Hin- blick auf ihre Attraktivität als Standorte für die Produktion bzw. den Vertrieb zu vergleichen. Wir hoffen, Entscheidern in Unternehmen mit dieser Analyse eine nützliche Unterstützung für ihre standortbezoge-nen Entscheidungsprozesse anbieten zu können.

JE GRÖSSER UND DIFFERENZIERTER DER LOKALE POOL AN ERWERBSTÄTIGEN, UMSO BESSER STEHEN DIE CHANCEN, AUCH STELLEN MIT KOMPLEXEN, SEHR SPEZIFISCHEN QUALI- FIKATIONSANFORDERUNGEN ADÄQUAT BESETZEN ZU KÖNNEN.

PROF. DR. HENNING VÖPEL GESCHÄFTSFÜHRER HWWI

DR. ANDRE WOLF SENIOR ECONOMIST HWWI

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„Für die Arbeitskräfte der Zukunft bringt dies deutlich erhöhte Abstraktions-, Komplexitäts-, und Problemlöseanforderungen mit sich.“

INTERNATIONAL WIRD DIE VERFÜGBARKEIT GUT AUS- GEBILDETER UND SPEZIALI-SIERTER ARBEITSKRÄFTE DAMIT ZU EINEM IMMER WICHTIGEREN INDIKATOR FÜR DIE ATTRAKTIVITÄT VON MÄRKTEN.

Mit fortschreitender Globalisierung und Digitalisierung wachsen weltweit die Anforderungen an die Beschäftigten im Umgang mit neuen Technologien. Fertigungs-, Logistik-, Vertriebs- und Steuerungsprozesse werden immer komplexer und in immer kürzeren Innovationszyklen optimiert. Für die Arbeitskräfte der Zukunft bringt dies deutlich erhöhte Abstraktions-, Komplexitäts-, und Problem- löseanforderungen mit sich. Ihnen wird ein hohes Maß an selbst- gesteuertem Handeln, kommunikativen Kompetenzen, Selbstorgani-sation und Fertigkeiten in der Informations- und Kommunikations-technologie abverlangt werden. Nicht in allen Ländern hält der Arbeitsmarkt mit dem Innovationstempo Schritt. Im internationalen Standortwettbewerb kann die Suche nach ausreichend qualifiziertem Fachpersonal bereits heute zum entscheidenden Engpassfaktor für das Wachstum nicht nur von Unternehmen sondern von Branchen und Volkswirtschaften insgesamt werden. International wird die Verfüg- barkeit gut ausgebildeter und spezialisierter Arbeitskräfte damit zu einem immer wichtigeren Indikator für die Attraktivität von Märkten.

Wie sind die einzelnen Industrieländer im Hinblick auf die Ressource Mensch aufgestellt? Wie sehen die Bedingungen in den Schwellen- und Entwicklungsländern aus? Welche Rolle spielt die demografische Prognose für die Konjunkturentwicklung in den einzelnen Ländern?

Antworten auf diese Fragen gibt die Detailanalyse mit dem Schwerpunkt Arbeitsmarktperformance der mittlerweile vierten Auflage des BDO International Business Compass (IBC). Gemeinsam mit unserem Partner HWWI, dem Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Institut, haben wir dazu neben Umfang, demografischer Zusammen- setzung und Qualifizierung des Arbeitskräftepools auch die staatl- ichen Einflüsse auf den Arbeitsmarkt sowie den gewerkschaftlichen Organisationsgrad in den jeweiligen Ländern betrachtet. Das Ergebnis ist ein multidimensionaler Einblick in die Fähigkeit von Standorten, den angesiedelten Unternehmen qualifizierte Arbeitskräfte in ausreichendem Umfang und zu akzeptablen Konditionen zur Verfügung zu stellen.

Nach wie vor bildet der Gesamtindex des IBC auf Basis einer umfangreichen Datenanalyse auch die übrigen ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Absatz- und Produktionsmärkte in den jeweiligen Ländern und Regionen ab. Als international operierende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsorganisation haben wir dabei eine möglichst globale Abdeckung verfolgt. Der jährlich mit dem International Business Compass vorgelegte Ländervergleich soll Industrie und Mittelstand in die Lage versetzen, die Chancen und Risiken im weltweiten Markt sicher im Blick zu behalten. Wenn HWWI und BDO deutschen Unternehmen damit helfen, auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben, hat sich der Aufwand gelohnt.

DR. ARNO PROBST MITGLIED DES VORSTANDS, BDO AG WIRTSCHAFTSPRÜFUNGSGESELLSCHAFT

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ZUSAMMENFASSUNGEXECUTIVE SUMMARY

MOTIVATION

Fragt man multinationale Unternehmen nach den wichtigsten Ein-flussfaktoren auf ihre Standortentscheidungen, so gehört die Verfüg-barkeit qualifizierter Arbeitskräfte regelmäßig zu den am häufigsten genannten Kriterien. Zukünftig wird sich die Bedeutung dieses Faktors eher noch verstärken: Die Suche nach geeignetem Personal auf höhe-rer Ebene kann zum entscheidenden Engpassfaktor für das Wachstum eines Unternehmens werden. Dies ist die Folge einer Reihe von Ent-wicklungen. Zum einen nehmen die Anforderungen an die kognitiven Fähigkeiten durch zunehmende Geschwindigkeit der Informationsflüs-se und immer schnelleren Wandel der Arbeitsabläufe weiter zu. Zum anderen steigt im Zuge einer zunehmenden Ausdifferenzierung die Nachfrage nach sehr spezifischen Qualifikationen. Ökonomisch gese-hen verstärken diese Entwicklungen das Matching-Problem auf den Arbeitsmärkten: es wird tendenziell immer schwieriger, offene Stellen mit geeigneten Bewerbern zu füllen. Aus Unternehmersicht ist eine genaue Kenntnis der lokalen Arbeitsmarktsituation damit von grund-legender Bedeutung für die Standortentscheidung.

Der BDO IBC 2015 setzt hier an, indem der diesjährige Themen-schwerpunkt nationalen Unterschieden in der Arbeitsmarktperfor-mance gewidmet ist. Arbeitsmarktperformance wird hier allgemein als die Fähigkeit von Standorten verstanden, den angesiedelten Unter-nehmen qualifizierte Arbeitskräfte in ausreichendem Umfang und zu akzeptablen Konditionen zur Verfügung zu stellen. Dies ist notwen-digerweise ein multidimensionales Konzept. Um diese verschiedenen Dimensionen sichtbar zu machen, wird eine Dreiteilung der indikator-gestützten Analyse vorgenommen. In einer ersten Säule Kapazitäten wurden Faktoren zusammengefasst, die Umfang und demografische Zusammensetzung des Arbeitskräftepools beschreiben. In der zweiten Säule Qualifikation wird das aktuelle und zukünftige (Bildung) Qualifi-kationsniveau der Erwerbsbevölkerung abgebildet. In der dritten Säu-le Institutionen schließlich werden die staatlichen Einflüsse auf den Arbeitsmarkt sowie der gewerkschaftliche Organisationsgrad beleuch-tet. Dies schließt zum einen Art und Ausmaß von staatlicher Regulie-rung, zum anderen die Stellung von Gewerkschaften ein.

ERGEBNISSE

Der BDO International Business Compass 2015 wird in diesem Jahr knapp von der Schweiz angeführt, die im letzten Jahr noch Platz drei belegte. Das Land schneidet in allen drei Teilsäule sehr gut ab, beson-ders aber im soziokulturellen Bereich. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die beiden asiatischen Finanzzentren Singapur und Hongkong.

Diese zeichnen sich insbesondere durch ihre hervorragenden öko-nomischen Rahmenbedingungen für Unternehmen aus. Die restli-chen Plätze in den Top 10 werden von OECD-Ländern belegt, welche auch insgesamt das erste Drittel des Rankings prägen. Mit Norwegen, Schweden und Dänemark befinden sich auffälliger Weise drei skandi-navische Länder in den Top 10. Stark zulegen konnten Großbritannien und die Niederlande, die sich jeweils um sieben Plätze verbesserten.

Die großen Wirtschaftsnationen USA, Deutschland und Japan befin-den sich auf den Plätzen 14, 11 und 20. Unter den ersten 40 Plätzen befinden sich größtenteils europäische und OECD-Länder, sowie eini-ge der ölreichen Nationen Asiens. Auf den zehn untersten Plätzen befinden sich die wirtschaftlich ärmsten Länder. So finden sich auf den letzten drei Plätzen die Demokratische Republik Kongo, Nordko-rea und der Sudan. Diese Länder schneiden insbesondere im Hinblick auf die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen sehr schlecht ab.

Die größten Sprünge nach vorne im IBC 2015 gelangen Weißrussland und Dschibuti. Beide konnten sich um 29 Plätze noch vorne schieben. Bei Weißrussland ist dies primär auf verbesserte ökonomische Rah-menbedingungen zurückzuführen (Reduktion der grassierenden Inflation), während Dschibuti sich besonders bei den Bildungs- und Gesundheitsindikatoren verbesserte. Die Republik Kapverden ist der große Verlierer im diesjährigen Ranking. 29 Plätze wurden eingebüßt, aufgrund von schlechteren Werten bei Bildungs- und Beschäftigungs-indikatoren. Auch die Umwälzungen durch den Arabischen Frühling zeigen sich in den Daten von 2013 deutlich. So verloren Tunesien 26, Jemen und Ägypten je 19 Plätze im IBC 2015. Argentiniens angespannte Wirtschaftslage und die resultierenden Verluste in allen drei Säulen begründet das Abrutschen um 25 Plätze.

Unter den OECD-Ländern teilen sich die Niederlande und Belgien, wie in den letzten beiden Jahren, die ersten zwei Plätze im IBC Tei-lindex Produktion. Dies liegt primär an der zentralen Lage in Euro-pa und einer international orientierten Wirtschaftspolitik. Es folgen das Vereinigte Königreich, die Schweiz, Dänemark, Kanada, Deutsch-land und Irland auf den nächsten Plätzen. Diese befinden sich alle-samt unter den globalen Top 10 der Produktionsstandorte. Auf den hintersten OECD Plätzen befinden sich die Slowakei, Türkei, Portugal, Griechenland und zuletzt Mexiko. Dies ist primär auf schwache Infra-strukturen und beschränkte Marktpotentiale zurückzuführen.

Wie zu erwarten dominieren die OECD Länder den Teilindex Absatz-markt. Die 16 höchsten Indexwerte sind OECD Ländern zugeordnet. Angeführt wird die Kategorie Absatzmarkt von den einkommensstar-ken Nationen Schweiz und Norwegen. Die große Konsumnation USA

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folgt auf dem dritten Platz. Mit Deutschland und Japan befinden sich die nächstgrößten OECD-Volkswirtschaften ebenfalls in den Top 6. Auf den unteren Rängen befinden sich kleinere Volkswirtschaften, die etwas abseits der großen Märkte liegen. So belegen Israel, Mexi-co und die Türkei unter den OECD-Ländern die letzten Plätze im Tei-lindex Absatzmarkt. Global gesehen liegt die letztplatzierte Türkei immerhin im Mittelfeld.

Auch in Afrika sind die größten Volkswirtschaften hier auf den vorde-ren Rängen zu finden. Südafrika führt die Liste mit einigem Vorsprung an und befindet sich selbst global gesehen unter den 30 attraktivsten Absatzmärkten. Mit Ägypten, Marokko und Tunesien folgen drei nord- afrikanische Staaten auf den nächsten Plätzen. Der Absatzmarkt-Index für Asien wird von China angeführt, welches global auf dem achten Platz liegt. Auf den Folgeplätzen befinden sich mit Hong Kong, Indien, Singapur und Taiwan interessanterweise drei kleinere Staaten, welche von ihrem hohen Pro-Kopf-Einkommen profitieren. Der attraktivste Absatzmarkt in Lateinamerika ist Brasilien, welches selbst im globa-len Ranking auf dem 14. Platz geführt wird. Darauf folgen Argentinien, Peru und Kolumbien.

Die westlichen Industrieländer und Japan verfügen aktuell zwar noch über die am höchsten qualifizierten Beschäftigten, sehen sich aber der Herausforderung einer zunehmenden Alterung ihrer Erwerbsbe-völkerung gegenüber. Dies schlägt sich nicht zuletzt in einem Reform-druck auf die Arbeitsmarktinstitutionen nieder. Afrika hat trotz Auswanderung deutlich günstigere demografische Perspektiven, bedingt durch ungebrochen hohe Geburtenraten zumindest südlich der Sahara. Auf der anderen Seite belastet die demografische Ent-wicklung dort zusätzlich die Kapazitäten der ohnehin unterfinanzier-ten Bildungssysteme. In Asien wirkt vor allem das weitgehend hohe Wirtschaftswachstum auf die Zusammensetzung des Arbeitskräfte-pools ein. Die Erwerbsbeteiligung der jungen Bevölkerung ist spürbar gesunken. Das resultiert allerdings vornehmlich aus einer eher güns-tigen Entwicklung, einer zunehmenden Nachfrage nach höherer Bil-dung. In Osteuropa ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten, allerdings vor dem Hintergrund einer deutlich ungünstigeren demo-grafischen Entwicklung. Lateinamerika schließlich befindet sich demo-grafisch gesehen noch mitten in einer Übergangsphase vom Typus der Entwicklungsregion hin zum Bevölkerungsmuster der Industrieländer. Darin liegt für die wirtschaftliche Entwicklung der Region eine große Chance. Dem entgegen steht allerdings noch ein Rückstand im Qualifi-kationsniveau sowie in der Qualität der Bildungssysteme.

FAZIT

Die durchgeführte Aktualisierung der Indexwerte hat die Relevanz des IBC als ganzheitlichen Standortindikator bestätigt. Das Gesam-tranking des International Business Compass (IBC) zeigt in 2015 kei-ne gravierenden Veränderungen. Die Länder in den globalen Top 3 sind dieselben geblieben, haben lediglich die Plätze getauscht. Die

Schweiz hat nun knapp den Spitzenplatz erobert, gefolgt von den ost-asiatischen Wirtschaftsmetropolen Singapur und Hong Kong. Dahin-ter folgen in den übrigen Top 10 wie in den Vorjahren ausschließlich OECD-Länder. Im weltweiten Regionsvergleich liegt Nordeuropa an der Spitze. Allein drei skandinavische Länder befinden sich im globalen Ländervergleich in den Top 10. Unter den Entwicklungsregionen hat vor allem Nordafrika bedingt durch die zunehmende politische Insta-bilität deutlich an Boden verloren.

TECHNISCHE DETAILS

Die Studie umfasst 174 Länder verteilt über sämtliche Kontinente. Wie im Vorjahr blieben Länder mit weniger als 150 000 Einwohnern sowie die Länder/Territorien Kuba, Westjordanland, Somalia und Westsaha-ra unberücksichtigt. Ebenfalls unberücksichtigt blieb Luxemburg auf-grund seiner besonderen Wirtschaftsstruktur, insbesondere wegen seiner im globalen Vergleich außergewöhnlich hohen Pro-Kopf-Kapi-talzuflüsse. Diese hätten sonst die Gewichtung der Direktinvestitionen in der Indexberechnung stark verzerrt. Zudem wurde wie in den Vor-jahren Syrien aus dem Index ausgeschlossen, da die Bürgerkriegssitua-tion hier eine seriöse Beurteilung zukünftiger Perspektiven unmöglich macht.

Die Datenaktualisierung erfolgte über Rückgriff auf die schon im letz-ten Jahr genutzte Auswahl an verlässlichen internationalen Quellen. Dies hat in der Regel die Form einer Aktualisierung der Jahreswerte 2012 aus dem letztjährigen Index auf die gemessenen Werte 2013. Im Fall von über Durchschnittswerten im Zeitverlauf gemessenen Vari-ablen wie dem Bevölkerungswachstum wurde der Zeitraum entspre-chend um eine Periode in die Zukunft geschoben. Die Auswahl der in die Indexberechnung einfließenden Indikatoren blieb im Vergleich zum letztjährigen Bericht ebenfalls unverändert. Sie spiegelt nach wie vor die aus theoretischer Sicht wesentlichen Teilaspekte der Standortqua-lität eines Landes wider. Dabei wurde jeder Indikator zunächst nach wie vor auf einer Skala von 0 bis 100 normiert und einer von drei Säu-len zugeordnet. Anschließend wurde das arithmetische Mittel aus den Indikatoren innerhalb einer Säule bestimmt. Als letzter Schritt wurden die Säulenwerte geometrisch gemittelt, um den Gesamtindexwert zu bestimmen. Die Berechnung der Werte für die Teilindizes Absatz und Produktion erfolgte über die Mittelung der hierfür relevanten Stand-ortfaktoren. Dabei wurden für Nicht-OECD Länder die Indexwerte zum Zwecke intraregionaler Vergleiche im Verhältnis zum kontinenta-len Durchschnitt ausgedrückt.

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1. EINLEITUNG

In einer immer komplizierter werdenden Welt wird eine wichtige Res- source zunehmend zum Engpass: der Faktor Mensch. Die Abläufe in einer globalisierten Ökonomie machen an mehr und mehr Schnitt- stellen ein eigenverantwortliches, problemorientiertes Handeln nötig. Die Koordination der Lieferketten setzt entsprechend gut ausgebildete Fachkräfte voraus. Deren Knappheit resultiert vornehmlich aus einer unzureichenden Ausschöpfung vorhandener Potentiale. Zum einen betrifft das den Erwerb wichtiger Qualifikationen: Speziell in Schwellen und Entwicklungsländern ist der Zugang zu höherer Bildung starken Restriktionen unterworfen. Zum anderen betrifft das die Aktivierung qualifizierter Personen für den Arbeitsmarkt: Speziell in den Industrie- ländern ist die Erwerbsbeteiligung qualifizierter Frauen noch immer ausbaufähig.

Aus diesem Grund stellt das lokale Arbeitsmarktpotential einen zen- tralen Baustein der Standortentscheidungen von Unternehmen dar. Im Vordergrund steht dabei nicht allein das vorhandene Fachkräfte-angebot. Es sollten auch die Rahmenbedingungen herrschen, die es Unternehmen ermöglichen, schnell und effizient auf die Fachkräfte zuzugreifen. Für eine längerfristige Bindung an einen Standort sind schließlich auch das Qualifikationsniveau zukünftiger Generationen und damit die Qualität der lokalen Bildungssysteme von hoher Wich-tigkeit. Dieses Kalkül gilt grundsätzlich unabhängig davon, ob ein Standort als Produktionsort oder als Absatzmarkt gewählt wird: Ausreichende Mitarbeiterqualifikation ist wohl für die Produktion als auch für den reinen Vertrieb essentiell.

Der BDO International Business Compass (IBC) als übergreifender Standortindex berücksichtigt diese Bedeutung in seiner Konstruktion. Bildung fließt über die soziokulturelle Säule direkt in den Gesamtindex für den globalen Ländervergleich ein. Als Merkmal wird dabei auf einen Subindex des Human Development Index der United Nations (UN) zurückgegriffen. Dieser orientiert sich an der durchschnittlichen Zahl an Bildungsjahren als Indikator für das Ausbildungsniveau der Bevöl- kerung. Aspekte der institutionellen Ausgestaltung von Arbeitsmärk-ten fließen über Subindizes zur Messung von Arbeits- und Geschäfts- freiheit in die politischrechtliche Säule des IBC ein. Nichtsdestotrotz tut sich eine eindimensionale Bewertung naturgemäß schwer, alle Facetten des komplexen Themas Arbeitsmärkte abzudecken.

Hier will der diesjährige Schwerpunkt des IBC 2014 ansetzen: Das Thema Arbeitsmarktperformance soll mehrdimensional in seinen verschiedenen Facetten beleuchtet werden. Zielsetzung ist dabei wie im IBC Gesamtindex eine möglichst globale Abdeckung. Hierzu wurden

aus verschiedenen verlässlichen Quellen eine Vielzahl an Vergleichs- indikatoren gesammelt und ausgewertet. Um trotz der hohen Zahl an Indikatoren und Ländern den Blick fürs Detail zu bewahren, wird die Analyse thematisch und regional segmentiert vorgenommen.Räum- lich werden Länder aus derselben Wirtschaftsregion miteinander ver- glichen. In thematischer Hinsicht werden Indikatoren in die Dimen- sionen Kapazitäten, Qualifikationen und Institutionen unterteilt und diskutiert. Der Abschnitt zu den Kapazitäten beschäftigt sich mit der Entwicklung und Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung. Der Abschnitt zu den Qualifikation untersucht das Ausbildungsniveau der Bevölkerung sowie Finanzierung und Qualität der öffentlichen Bildungssysteme. Der Abschnitt zu Institutionen setzt sich mit recht- lichen Einflussfaktoren wie Mindestlöhnen und Kündigungsschutz und deren Einfluss auf die Arbeitsmärkte auseinander. Auf diese Weise er- hält die Leserin ein differenziertes Bild der Performance von Arbeits- märkten im globalen Vergleich.

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1.1 ÜBERBLICK

Der International Business Compass (IBC) verfolgt das Ziel, den gesamt- gesellschaftlichen Entwicklungsstand von Ländern und Regionen in Form eines einzelnen Indexwertes darzustellen. Auf diese Weise lässt sich eine Rangfolge der Länder im Hinblick auf ihren Entwicklungs-stand erstellen. Der Index kann so als Orientierungshilfe für die Inves-titionstätigkeit multinational engagierter Unternehmen und anderer Organisationen genutzt werden. Diesen Ranking-Aspekt hat der IBC mit anderen etablierten Länderindizes wie dem Human Development Index (HDI) und dem Global Competitiveness Index (GCI) gemeinsam. Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch in dem Umfang der gewähl-ten Perspektive. Während sich oben genannte Indizes letztlich auf bestimme Teilaspekte länderbezogener Entwicklung fokussieren (wie ökonomisch, politisch oder sozial), versucht der IBC explizit, sämtliche dieser verschiedenen Dimensionen über eine Indexgröße zusammen-zufassen.

In diesem Sinne lässt sich seine Konstruktion als Aggregation der drei Teilsäulen ökonomische, politisch-rechtliche und sozio-kulturelle Situ-ation beschreiben, welche wiederum eine Gruppe zugehöriger Indika-toren bündeln. Dazu werden die einzelnen Indikatoren zunächst einer Normierungsprozedur unterzogen und die normierten Werte inner-halb der Teilsäulen anschließend zur Indexberechnung arithmetisch gemittelt. Abbildung 1 zeigt die hierbei gewählten Indikatoren und ihre Zuordnung zu den Teilsäulen. Um zum Gesamtwert zu gelangen, wer-den die Ergebnisse für die Teilsäulen anschließend geometrisch gemit-telt. Da im Hinblick auf die Variablenauswahl in diesem Update keine Veränderungen vorgenommen werden, sei in dieser Hinsicht auf die Ausgabe 2013 verwiesen.1

Bei der Interpretation des Index ist Folgendes zu beachten: Seiner Kon-struktion liegt die Annahme zugrunde, dass für einen insgesamt hohen Entwicklungsstand ein Land im Hinblick auf sämtliche drei Säulen inter-national konkurrenzfähig sein sollte. Ursächlich hierfür ist die geome-

trische Mittelung der Säulenwerte: Ein schlechter Wert in einer Säule kann somit nicht ohne weiteres durch exzellente Wer-te in einer anderen Säule ausgeglichen wer-den. Dies führt dazu, dass manche Länder aufgrund ihres schlechten Abschneidens in einer Säule im Gesamtranking niedrige Plät-ze einnehmen, bei denen man angesichts ihres sonst eher hohen Entwicklungsstan-des eine höhere Einordnung vermutet hätte.

Neben dem Gesamtindex erlaubt die Datenlage auch, Länder auf Basis spezifi-scherer Aspekte der Standortattraktivi-tät zu beurteilen. Dabei wird zwischen der Attraktivität eines Landes als Absatzmarkt sowie der Attraktivität als Produktionss-tandort unterschieden und auf Grundlage fundierter ökonomischer Theorie Gruppen von Indikatoren diesen Teilaspekten zuge-ordnet (siehe Abbildung 1). Zur Erzeugung der Teilindizes werden die normierten Indi-katorwerte anschließend arithmetisch gemittelt. Diese Teilindizes werden eben-falls jährlich aktualisiert. Auf diese Weise kann neben der Gesamtentwicklung auch die Entwicklung eines Standortes im Hin-blick auf investorenspezifische Charakte-ristika beurteilt werden.

Abbildung 1: Zusammensetzung des Indikators

Quelle: HWWI

– Pro-Kopf-Einkommen– Staatsverschuldung– Pro-Kopf-ADI-Zuflüsse– Inflation– Geschäftsfreiheit– Infrastruktur– Gesamtsteuersatz– Marktpotenzial

Ökonomische Rahmenbedingungen

– Politische Stabilität– Regulatorische Qualität– Rechtsstaatlichkeit– Korruptionskontrolle– Handelsfreiheit– Investitionsfreiheit

Politisch-rechtliche Rahmenbedingungen

– Bevölkerungswachstum– Arbeitslosenrate– Pro-Kopf- Konsumausgaben– Gesundheit– Bildung– Arbeitsfreiheit

Soziokulturelle Rahmenbedingungen

BDO INTERNATIONAL BUSINESS COMPASS

Attraktivität alsProduktionsstandort

– Gesamtsteuersatz– Infrastruktur– Marktpotenzial– Lohnkosten– Rechtsstaatlichkeit– Arbeitsfreiheit– Investitionsfreiheit

Attraktivität alsAbsatzmarkt

– Bevölkerung– Inflation– Pro-Kopf- Konsumausgaben– Politische Stabilität– Infrastruktur– Handelsfreiheit

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Abbildung 2: Die Indexwerte des IBC 2015 in globaler Verteilung

Quelle: Eigene Berechnungen

1.2 DATENAKTUALISIERUNG

Bei der Datenauswahl wurden dieselben Quellen wie in den Vorjah-ren herangezogen, um einen sinnvollen Vergleich zu ermöglichen. Für sämtliche in die Berechnung der Rankings eingeflossener Varia-blen konnte eine Datenaktualisierung vorgenommen werden. Dies hat in der Regel die Form einer Aktualisierung der Jahreswerte 2012 aus dem letztjährigen Index auf die gemessenen Werte 2013. Im Fall von über Durchschnittswerten im Zeitverlauf gemessener Variab-len wie dem Bevölkerungswachstum wurde das relevante Zeitfenster entsprechend um eine Periode in die Zukunft geschoben. Schließ-lich wurde der Indikator Marktpotential neu berechnet, da eine Fort-schreibung der existierenden Daten zu zunehmenden Verzerrungen geführt hätte. Als Grundlage hierfür dient nach wie vor ein Gravitati-onsmodell, bei dem die Wirtschaftsleistung verschiedener Länder mit ihrer Distanz zu einem bestimmten Land diskontiert wird. Die Sum-me der diskontierten Wirtschaftsleistungen ergibt das Marktpotenzial eines bestimmten Landes. Das neu berechnete Marktpotenzial berei-nigt die extrem einseitige Verteilung, die in früheren Versionen zu beobachten war, und stellt somit eine Verbesserung gegenüber den vorherigen Werten dar. Die genaue Definition der einzelnen Indikato-ren sowie die herangezogenen Datenquellen finden sich in Anhang B.

Wie in den vorigen Jahren ist Luxemburg als Sonderfall aus dem Index ausgeschlossen: Die Vorrangstellung des Landes als globaler Finanz-platz würde sonst das realwirtschaftliche Ranking der Länder unter dem gegebenen Verfahren stark verzerren. Für unsere Methode pro- blematisch ist hier insbesondere die enorme Höhe an Pro-Kopf-Direk-tinvestitionen in Luxemburg, die den Indikator für den Ländervergleich bedeutungslost machen würde. Ebenfalls nach wie vor ausgeschlos-sen ist Syrien, da angesichts des fortschreitenden Bürgerkriegs keine sinnvollen Aussagen über die Zukunft des Standorts getroffen werden können. Ansonsten gilt grundsätzlich eine Bevölkerungsuntergrenze von 150 000 Einwohnern als Kriterium für die Aufnahme in den IBC.

INDEX

Fehlende Werte

< 30,00

30,01 – 40,00

40,01 – 50,00

50,01 – 60,00

60,01 – 70,00

70,01 – 80,00

> 80,00

1.3 ERGEBNISSE

1.3.1 Ergebnisse Gesamtindex 2015 In diesem Jahr zeichnet sich das Ranking durch etwas stärkere Verän-derungen aus als in den Vorjahren. Dies reflektiert die turbulenten Entwicklungen in der Welt zwischen 2012 und 2013. Hier sind die Ereignisse im Mittleren Osten und Nordafrika besonders ausschlag-gebend, aber auch in Osteuropa und Südamerika sind größere Sprün-ge zu beobachten. Insgesamt ergibt sich allerdings ein vertrautes Bild. Abbildung 2 stellt die globale Verteilung des IBC Gesamtindex 2015 dar. Die Industrienationen aus Nordamerika und dem westlichen und südlichen Europa dominieren weiterhin das Ranking. Besonders zen-tralafrikanische Länder schneiden auch dieses Jahr schlecht ab. Das gesamte Ranking befindet sich im Anhang.

Die Top 10 im IBC 2015 zeigen einige Veränderungen gegenüber den Vorjahren (siehe Tabelle 1). Erstmalig kann die Schweiz den Spitzen-platz im IBC erobern, während Singapur und Hong Kong jeweils einen Platz verlieren. Dies liegt unter anderem daran, dass besonders Singa-pur und Hong Kong im Bereich des Marktpotenzials relative Einbußen verbuchen. Allerdings konnte die Schweiz auch in allen drei Teilsäulen an Punkten zulegen. Norwegen bleibt auf Platz 4, während Dänemark

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Aufsteiger und Absteiger Die größten Sprünge nach vorne im IBC 2015 gelangen Weißrussland und Dschibuti. Beide konnten sich um 29 Plätze noch vorne schieben. Bei Weißrussland ist dies primär auf verbesserte ökonomische Rah-menbedingungen zurückzuführen (Reduktion der grassierenden In-flation), während Dschibuti sich besonders bei den Bildungs- und Gesundheitsindikatoren verbesserte. Die Ukraine und die Malediven konnten sich zum Messzeitpunkt jeweils um 20 Plätze verbessern.

Gewinner Anstieg Verlierer Rück-gang

Weißrussland +29 Jemen -19

Dschibuti +29 Mosambik -25

Ukraine +20 Argentinien -25

Malediven +20 Tunesien -26

Lettland +19 Kapverden -29

Tabelle 2: IBC 2014 vs. IBC 2015 – die größten Anstiege und Rückgänge in den Rangplätzen

einen Platz gut macht und sich nun auf dem fünften Rang befindet. Komplettiert werden die Top 10 durch die Niederlande, Kanada, Groß-britannien, Schweden und Neuseeland. Die relativ großen Sprünge der Niederlande und Großbritanniens, die sich jeweils um sieben Plätze verbessern, sind primär auf Verbesserungen der ökonomischen Rah-menbedingungen zurückzuführen. Hierbei dürften auch die verbesser-ten Marktpotenziale eine Rolle spielen.

Quelle: Eigene BerechnungenQuelle: Eigene Berechnungen

Nr. Land Wert +/-

1 Schweiz 81.88 +2

2 Singapur 81.03 -1

3 Hong Kong 80.17 -1

4 Norwegen 79.04 0

5 Dänemark 78.90 +1

Nr. Land Wert +/-

6 Niederlande 77.71 +7

7 Kanda 76.98 +3

8 Großbritannien 76.58 +7

9 Schweden 75.88 0

10 Neuseeland 75.72 -3

Tabelle 1: Top 10 IBC-Gesamtindex 2015

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Region Ø Region Ø

Nordeuropa 76,2 Süd-Ostasien 50,5

Nordamerika 76,0 Südamerika 50,3

Westeuropa 72,2 Südliches Afrika 46,3

Ozeanien 71,3 Südasien 45,1

Südeuropa 59,6 Zentralasien 43,3

Bei den Malediven ist dies durch bessere wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen zu erklären. Ähnlich ist der Aufstieg Lettlands um 19 Plätze zu begründen.

Die Republik Kapverden ist der große Verlierer im diesjährigen Ran-king. 29 Plätze wurden eingebüßt, aufgrund von schlechteren Werten bei Bildungs- und Beschäftigungsindikatoren. Auch die Umwälzungen durch den Arabischen Frühling zeigen sich in den Daten von 2013 deut-lich. So verloren Tunesien 26, Jemen und Ägypten je 19 Plätze im IBC 2015. Argentiniens angespannte Wirtschaftslage und die resultieren-den Verluste in allen drei Säulen begründet das Abrutschen um 25 Plätze. Mosambik ereilte ein ähnlicher Rückschritt, wobei dort besonders die politischen Rahmenbedingungen sich verschlechterten.

Differenzierung nach Regionen Auch ein Vergleich des Abschneidens nach Weltregionen (UN-Abgren-zung) ist möglich, wenn die Indexwerte der Länder einer Region gemit-telt werden. Als Gewichtungsfaktor der Länderergebnisse innerhalb einer Region dienen uns im Folgenden die Bevölkerungsanteile.2 Wie schon anhand der globalen Verteilung zu erwarten, liegen die wirt-schaftsstärksten Regionen Nordeuropa , Nordamerika und Westeu-ropa global an der Spitze (siehe Tabelle 3). Während Nordamerika im Vorjahr noch den Spitzenplatz belegte, hat Nordeuropa nun diesen Sta-tus inne. Die nordeuropäischen Länder rangieren dabei zwischen Rang 4 (Norwegen) und Rang 31 (Litauen), während die Rangverteilung in Westeuropa von Platz 1 für die Schweiz bis Platz 22 für Frankreich ver-läuft. Auf dem vierten Rang im Regionsvergleich liegt Ozeanien.

Im Mittelfeld befinden sich mit einigem Abstand Südeuropa, Osteuro-pa, Zentralamerika und Westasien, welches stark von den guten Er-gebnissen der Golfstaaten abhängt. Innerhalb Afrikas kommt nur der südliche Teil auf einen annähernd durchschnittlichen Wert. Der nörd-liche Teil hat, bedingt durch die politischen Unruhen, weiter an Boden verloren. Die vier niedrigsten Regionsdurchschnitte sind somit in Afrika zu finden. Besonders stark fällt hier Zentralafrika ab. Keines der Länder der Region erreicht global die Top 100, Gabun liegt als erfolgreichstes Land auf Platz 118.

1.3.2 Ergebnisse Teilindizes Absatz und Produktion 2014

Die Teilindizes des IBC bewerten die Länder nach ihrem Potenzial als Produktionsstandort bzw. Absatzmarkt. Hierbei werden eine Reihe relevanter Indikatoren normiert und zu dem entsprechenden Teilin-dex zusammengefügt (siehe Abb. 1). Im Gegensatz zu den Vorjahren werden die Teilindizes jetzt auch additiv und nicht mehr multiplikativ berechnet. Somit ergeben sich weniger dramatische Verschiebungen zwischen den Jahren und extreme Ergebnisse einzelner Länder werden reduziert. Im Folgenden werden die Ergebnisse wie im Vorjahr kontinen-tal präsentiert, um regionale Vergleiche zu vereinfachen. Um einen Vergleich von Ländern mit ähnlichem Entwicklungsstand zu ermögli-chen, beschränken wir uns im kontinentalen Vergleich ebenfalls wie im Vorjahr auf Nicht-OECD-Länder. Die Teilindexwerte der OECD-Länder werden in einem zusätzlichen Ranking untereinander verglichen. Auf diese Weise erhalten wir auch einen Vergleich der Standortattrakti-vität unter den entwickelten Ländern. Eine Tabelle der Ergebnisse der Teilindizes findet sich in Anhang D.

Produktionsstandort Unter den OECD-Ländern teilen sich die Niederlande und Belgien, wie in den letzten beiden Jahren, die ersten zwei Plätze im IBC Teilindex Produktion. Dies liegt primär an der zentralen Lage in Europa und einer international orientierten Wirtschaftspolitik. Es folgen das Vereinig-te Königreich, die Schweiz, Dänemark, Kanada, Deutschland und Irland auf den nächsten Plätzen. Diese befinden sich allesamt unter den glo-balen Top 10 der Produktionsstandorte. Auf den hintersten OECD Plätzen befinden sich die Slowakei, Türkei, Portugal, Griechenland und zuletzt Mexiko. Dies ist primär auf schwache Infrastrukturen und be-schränkte Marktpotentiale zurückzuführen.

In Afrika wird der Teilindex Produktion weiterhin mit großem Abstand von Mauritius angeführt. Auf den Folgeplätzen befinden sich Botswana, Südafrika und Namibia. Diese Länder befinden sich im globalen Ver-gleich unter den 80 attraktivsten Produktionsstandorten, gemessen an dem IBC Teilindex Produktion. Am unteren Ende der Liste befin-den sich Eritrea, Simbabwe, die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo. Diese sind die 4 schlechtesten Pro-duktionsstandorte weltweit. Einige Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr sind auffällig. So haben insbesondere die Nordafrikanischen Länder an Attraktivität als Produktionsstandort eingebüßt. Ganze 21 Plätze büßte der Gambia ein, während Sambia und die Kapverden sich um über 20 Plätze verbessern. Durch die große Anzahl an Ländern sowie die Verteilungsdichte sind diese Verschiebungen allerdings zu relativieren.

Region Ø Region Ø

Osteuropa 58,1 Ostafrika 42,5

Zentralamerika 46,93 Nordafrika 41,6

Westasien 53,4 Westafrika 41,1

Karibik 52,1 Zentralafrika 35,8

Ostasien 51,9

Tabelle 3: IBC-Gesamtindex 2015: Regionsdurchschnitte

Quelle: Eigene Berechnungen

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Der Teilindex Produktion für Asien wird von den herausragenden Wer-ten Singapurs und Hongkongs geprägt. Diese sind auch im globalen Vergleich auf den ersten beiden Plätzen, was an dem hohen Marktpo-tential der beiden Länder sowie der investitionsfreundlichen Gesetz-gebung liegt. Auf den weiteren Top-Plätzen in Asien liegen Taiwan, Bahrain und Katar. Am unteren Ende der asiatischen Produktionss-tandorte befinden sich der Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenis-tan. Die größten Verlierer sind Bangladesch und Ost-Timor, welche im asiatischen Vergleich je 14 Plätze einbüßten, während Bhutan, mit 11 gutgemachten Plätzen, die positivste Veränderung verbuchen kann.

Unter den Europäischen Nicht-OECD Ländern führt Lettland im Tei-lindex Produktion mit dem 22. Rang weltweit. Danach folgen Litau-en, Malta und Rumänien. Die jungen Staaten Montenegro und Kosovo befinden sich im europäischen Mittelfeld. Auf den letzten Plätzen be- finden sich Moldau, die Ukraine und Russland. Der letzte Platz Russ-lands ist auf die eingeschränkte Investitionsfreiheit sowie die unzurei-chende Infrastruktur zurückzuführen.

Die Ergebnisse des Produktionsindex für die Länder Lateinamerikas sind relativ homogen, da die meisten Länder im globalen Mittelfeld, zwischen dem 50. und dem 120. Platz, gelistet werden. Hierbei schnei-det St. Lucia am besten ab, gefolgt von Barbados, Uruguay und Jamai-ka. Die amerikanischen Produktionsstandorte mit den niedrigsten Indexwerten sind Haiti, Venezuela und Bolivien. Erklärt werden kann dies bei Bolivien und Venezuela durch die geringe Investitionsfreiheit und stark regulierte Arbeitsmärkte.

Bei den fünf Ländern Ozeaniens sind keine Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Samoa schneidet am besten ab, wäh-rend die Salomonen auf dem letzten Platz liegen. Aufgrund ihres be-schränkten Marktpotenzials landen alle Länder außer Samoa in der unteren Hälfte des Produktionsindex.

Absatzmarkt Wie erwartet sind die OECD Länder dominant im Teilindex Absatz-markt. Die 16 höchsten Indexwerte sind OECD Ländern zugeordnet. Angeführt wird die Kategorie Absatzmarkt von den einkommensstar-ken Nationen Schweiz und Norwegen. Die große Konsumnation USA folgt auf dem dritten Platz. Mit Deutschland und Japan befinden sich die nächstgrößten OECD-Volkswirtschaften ebenfalls in den Top 6. Auf den unteren Rängen befinden sich kleinere Volkswirtschaften, die etwas abseits der großen Märkte liegen. So belegen Israel, Mexico und die Türkei unter den OECD-Ländern die letzten Plätze im Teilindex Absatzmarkt. Global gesehen liegt die letztplatzierte Türkei immerhin im Mittelfeld.

In Afrika sind Nationen aus dem Süden des Kontinents auf den vorderen Rängen des Teilindex Absatzmarkt zu finden. Südafrika führt die Liste an und ist selbst global gesehen unter den 60 attraktivsten Absatzmärkten. Mit Namibia und Botswana liegen zwei Nachbarländer Südafrikas auf den Folgeplätzen. Die Nordafrikanischen Länder haben im Rahmen des Arabischen Frühlings vorerst deutlich an Attraktivität als Absatzmarkt verloren. Am unteren Ende befinden sich Guinea, die Zentralafrikanische Republik und der Sudan. Diese schaffen es ebenso wie Eritrea und die bei-den Kongos unter die Top 10 der am wenigsten attraktiven Absatzmärk-te weltweit.

Der Absatzmarkt-Index für Asien wird von Hong Kong und Singapur angeführt, welche global in den Top 20 liegen. Auf dem dritten Platz in Asien folgt China. Dahinter liegen mit Taiwan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar interessanterweise drei kleinere Staa-ten, welche von ihren hohen Pro-Kopf-Einkommen profitieren. Indien findet sich auf Platz 10 wieder. Auf den letzten Plätzen liegen Jemen, Afghanistan und Iran. Afghanistan und Iran belegen im weltweiten Vergleich die beiden vorletzten Plätze.

Die Europäischen Nicht-OECD Länder werden im Absatzmarkt-Ranking von Lettland und Litauen angeführt. Global gesehen lägen diese bei-den Länder in den Top 25. Auf den Folgeplätzen angesiedelt sind Malta, Albanien, Kroatien, Rumänien und Bulgarien. Am hinteren Ende befin-den sich Moldau, Mazedonien, Russland und Weißrussland.

Der attraktivsten Absatzmärkte in Lateinamerika sind die relativ kon-sumstarken karibischen Inseln der Bahamas, St. Lucia und Barbados. Brasilien findet sich interessanterweise nur im lateinamerikanischen Mittelfeld wieder. Auch global gesehen ist Brasilien auf Platz 82 eher durchschnittlich, was auf die schwache Infrastruktur und politische Stabilität zurückzuführen ist. Auf den letzten Plätzen befinden sich Honduras, Bolivien, Haiti und zuletzt Venezuela.

Ozeaniens Nicht-OECD Länder sind im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld angesiedelt. Hierbei schneidet Samoa am besten ab. Papua-Neuguinea belegt den letzten Rang im kontinentalen Vergleich.

1 HWWI (2013): BDO International Business Compass - Index internationaler Standorte für den Mittelstand (Hrsg. Michael Bräuninger). 2 Die Zuordnung der Länder zu den Weltregionen findet sich in Anhang A.

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2.1. EINFÜHRUNG

Fragt man multinationale Unternehmen nach den wichtigsten Ein-flussfaktoren auf ihre Standortentscheidungen, so gehört die Verfüg-barkeit qualifizierter Arbeitskräfte regelmäßig zu den am häufigsten genannten Kriterien. Zukünftig wird sich die Bedeutung dieses Faktors eher noch verstärken: Die Suche nach geeignetem Personal auf höhe-rer Ebene kann zum entscheidenden Engpassfaktor für das Wachstum eines Unternehmens werden. Dies ist die Folge einer Reihe von Ent-wicklungen. Zum einen nehmen die Anforderungen an die kognitiven Fähigkeiten von Arbeitnehmern durch zunehmende Geschwindigkeit der Informationsflüsse und immer schnelleren Wandel der Arbeitsab-läufe weiter zu. Zum anderen steigt im Zuge einer zunehmenden Aus-differenzierung die Nachfrage nach sehr spezifischen Qualifikationen. Ökonomisch gesehen verstärken diese Entwicklungen das Matching- Problem auf den Arbeitsmärkten: es wird tendenziell immer schwieri-ger, offene Stellen mit geeigneten Bewerbern zu füllen. Aus Unterneh-mersicht ist eine genaue Kenntnis der lokalen Arbeitsmarktsituation damit von grundlegender Bedeutung für die Standortentscheidung.

Der BDO IBC 2015 will hier ansetzen, indem der diesjährige Themen-schwerpunkt nationalen Unterschieden in der Arbeitsmarktperfor-mance gewidmet ist. Den Begriff Arbeitsmarktperformance verstehen wir hier allgemein als die Fähigkeit von Standorten, den angesiedeten Unternehmen qualifizierte Arbeitskräfte in ausreichendem Umfang und zu akzeptablen Konditionen zur Verfügung zu stellen. Dies ist notwendigerweise ein multidimensionales Konzept. Um diese ver-schiedenen Dimensionen sichtbar zu machen, schlagen wir eine Drei- teilung der indikatorgestützten Analyse vor. In einer ersten Säule

2. THEMENFOKUS ARBEITSMARKTPERFORMANCE

Kapazitäten werden Faktoren zusammengefasst, die Umfang und demografische Zusammensetzung des Arbeitskräftepools beschreiben (Abschnitt 2.2). Es geht hier also um die quantitative Dimension des Arbeitsangebots. In der zweiten Säule Qualifikationen wird das aktu-elle und zukünftige (Bildung) Qualifikationsniveau der Erwerbsbe-völkerung abgebildet (Abschnitt 2.3). Hier steht die Qualität des Arbeitsangebots im Vordergrund. In der dritten Säule Institutionen schließlich werden die staatlichen Einflüsse auf den Arbeitsmarkt sowie der gewerkschaftliche Organisationsgrad beleuchtet (Abschnitt 2.4). Hier geht es um Einflussfaktoren auf die Effizienz des Matching- Prozesses von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt.

Es bleibt die Frage der Länderauswahl. Eine internationale Standort-analyse erfordert eine möglichst globale Betrachtung. Die Datenlage setzt dem insofern gewisse Grenzen, als dass manche Indikatoren nur für bestimmte Gruppen von Ländern (z.B. OECD-Länder) erhoben werden. Auch die Aussagekraft der Analyse leidet bei einem globalen Direktvergleich. Es vermittelt wenig neue Information, das Bildungs-system der USA mit dem Burundis oder Afghanistans zu vergleichen, da sich die Länder in ihrem Entwicklungsstand und den sonstigen Rah-menbedingungen zu stark unterscheiden. Ein Vergleich von Ländern in ähnlichen Entwicklungsphasen erlaubt es, detaillierter auf Beson-derheiten einzugehen und so Stärken und Schwächen zu identifizieren.

Die Ländereinteilung orientiert sich zunächst am ökonomischen Ent-wicklungsstand. Industrienationen werden als eine Gruppe unterein-ander verglichen. Die Zugehörigkeit wird analog zu den Teilindizes des IBC primär nach OECD-Mitgliedschaft abgegrenzt. In Bezug auf die übrigen Länder erfolgt eine regionale Aufschlüsselung in die Regionen Lateinamerika, Afrika und Asien/Osteuropa.3 Eine Ausnahme bildet auf-grund der besonderen Datensituation der Bereich Institutionen: Hier kann sinnvollerweise nur eine Einteilung in OECD- und Nicht-OECD-Länder vorgenommen werden, da hier verlässliche Daten in größerem Umfang nur für OECD-Länder vorhanden sind. Innerhalb der Analy-seregionen erfolgt dann ein Vergleich von Ländern und Subregionen differenziert nach den Teilsegmenten Kapazitäten, Qualifikation und Institutionen.

Abbildung 3: Aufbau der Schwerpunktanalyse

Quelle: Eigene Darstellung

ARBEITSMARKTPERFORMANCE

– Durchschnittliche Bildungsjahre– Anteil Arbeitskräfte mit tertiärer Bildung– Bildungsausgaben– Alphabetisierung

Qualifikationen

– Mindestlöhne – Lohnnebenkosten– Organisationsgrad Gewerkschaften– Kündigungsschutz

Institutionen

– Allgemeine Erwerbsbeteiligung– Erwerbsbeteiligung Frauen– Altersstruktur– Arbeitsimmigration

Kapazitäten

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2.2 KAPAZITÄTEN

2.2.1 Entwicklung globalBetrachtet man die Bevölkerungsstruktur der Länder im globalen Ver-gleich, so zeigen sich sehr diverse Entwicklungen. Auf der einen Seite stehen Länder, deren Bevölkerungsentwicklung durch folgende Fakto-ren geprägt sind: eine vergleichsweise junge Bevölkerung, eine hohe Fertilität und ein insgesamt starkes Bevölkerungswachstums. Auf der anderen Seite steht eine Gruppe von Ländern, deren Entwicklun-gen durch eine starke Alterung, eine geringe Fertilität und im Extrem-fall von Bevölkerungsschwund gekennzeichnet sind. Traditionell eng ist dabei die Beziehung zur ökonomischen Entwicklung: Während die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer zu ersterer Gruppe zäh-len, befinden sich die meisten Industrieländer bevölkerungstechnisch im zweiten Stadium. Die Betrachtung erschöpft sich aber mittlerweile nicht mehr in dieser Zweiteilung. Verantwortlich dafür ist das zuneh-mende Wirken globaler Trends. So erwartet die UN bis zum Jahr 2050 einen Anstieg des Durchschnittsalters für nahezu alle Länder auf der Welt (UN, 2013). Weltweit soll sich die Zahl der über 60jährigen in dieser Zeitspanne mehr als verdoppeln (von 831 Mill. (2013) auf etwa 2 Mrd.). Als Hauptursache wird ein vor allem für die Entwicklungslän-der prognostizierter Rückgang der Fertilität bei gleichzeitigem Anstieg der Lebenserwartung gesehen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, einzelne Länder und Regionen gezielter in den Blick zu nehmen, um überprüfen zu können, wo diese Trends heute schon wirksam sind.

Welche Bedeutung hat eine Analyse von Demografie Trends aus Unternehmensperspektive? Eine wesentliche Relevanz ergibt sich aus dem Zusammenhang zur Lage an den Arbeitsmärkten: Die demo-grafische Entwicklung bestimmt längerfristig Art und Umfang des Arbeitskräftepotentials einer Nation/Region. Das Wachstum dieser angebotsseitigen Kapazitäten stellt nicht nur eine wichtige Voraus-setzung für gesamtwirtschaftliches Wachstum in einer Region dar. Es beeinflusst auch einzelwirtschaftlich die Standortentscheidungen langfristig denkender Unternehmer. Denn ein großes Arbeitskräfte-reservoir am Standort ist in vielerlei Hinsicht ökonomisch vorteilhaft.

Erstens sorgt grundsätzlich ein stabil hohes Arbeitsangebot für einen gewissen Lohndruck auf den regionalen Arbeitsmärkten, der auch bei verstärkter Unternehmensansiedlung eine Verteuerung des Faktors Arbeit begrenzen kann. Zweitens bedeutet ein größeres Arbeitskräf-tepotential in der Regel auch eine stärkere Diversität des Arbeitsan-gebots im Hinblick auf die angebotenen Qualifikationen. Somit steigt die Chance aus Unternehmenssicht, auf einen dem Anforderungsprofil einer Stelle möglichst genau entsprechenden Bewerber zu treffen. Von diesen sogenannten Poolingvorteilen profitieren vor allem Unternehmen

in innovativen und technologieintensiven Branchen, die sehr spezi-fische Anforderungen an die Qualifikationsprofile ihrer Mitarbeiter stellen. Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich aus dem Zusammen- wirken mit Urbanisierungstendenzen. Die empirische Forschung zeigt, dass aus Kommunikation und Wissensaustausch von hochqualifizier-ten Arbeitskräften untereinander längerfristig Wissensgewinne in Form innovativer Produktideen und Prozessoptimierung entstehen können. Dieser Interaktionseffekt ist tendenziell in Agglomerationsräumen mit einem großen lokalen Arbeitskräftepool stärker ausgeprägt, da sich die nötigen sozialen Beziehungen hier leichter aufbauen. Als letzter Vorteil eines hohen Arbeitsangebots sind schließlich die sowohl für Bewerber als auch für Unternehmen niedrigeren Suchkosten in der Besetzung neuer Stellen zu nennen.

Eine günstige demografische Entwicklung allein garantiert freilich noch nicht die Realisierung dieser Vorteile. Es muss auch sichergestellt sein, dass die Potentiale im ausreichenden Maße für den Arbeitsmarkt aktiviert werden. Zentrale Kenngröße ist hier die Erwerbsbeteiligung, üblicherweise gemessen über den Anteil der Erwerbspersonen (Erwerbstätige plus Erwerbslose) an der Gesamtbevölkerung innerhalb des relevanten Altersspektrums der 15 bis 65jährigen. Die allgemeine Erwerbsbeteiligung wird ihrerseits durch ein breites Bündel an ökono-mischen und außerökonomischen Faktoren bestimmt. So steigen die Anreize zum Eintritt in den Arbeitsmarkt grundsätzlich mit höherem Lohnniveau. Ausgabenseitig erhöht sich mit steigenden Lebenshal-tungskosten der Druck zur Beschäftigungsaufnahme. Der Zusammen-hang zum Bildungsgrad der Bevölkerung ist komplexer. Einerseits erhöht sich mit dem Maß an in der Vergangenheit getätigten Bildungs-investitionen die Bereitschaft zur Erwerbsbeteiligung auf individueller Ebene. Das ergibt sich zum einen aus den höheren Verdienstmög-lichkeiten, zum anderen aus dem Bestreben, die vergangenen Inves-titionen über entsprechende Einkommensströme zu amortisieren. Andererseits drückt eine hohe Auslastung der Bildungssysteme allge-mein auf die Erwerbsbeteiligung Jugendlicher und junger Erwachsener. So wird die gestiegene Bildungsbereitschaft in den Schwellen- und Entwicklungsländern als eine der Hauptursachen für einen seit den 1990er Jahren zu beobachtenden leichten Rückgang in der globalen Erwerbsbeteiligung gesehen (Kapsos, 2007).

Der Rückgang beschränkt sich allerdings größtenteils auf männliche Erwerbsfähige: Global ungleich positiver hat sich die Frauenerwerbs-beteiligung entwickelt. Dennoch sind die Potentiale hier noch längst nicht ausgeschöpft: In fast allen Ländern weltweit liegt die Frauen-erwerbsquote unter der ihrer männlichen Pendants. Neben gesell-schaftlich-kulturellen Einflussfaktoren spielen auch ökonomische Aspekte eine Rolle. So verdienen Frauen nach wie vor auch bei gleichem

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Qualifikationsniveau signifikant weniger als Männer. In den Entwick-lungsländern ist zudem auch die Siedlungsstruktur von Relevanz: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist dort im ländlichen Raum tenden-ziell höher, Urbanisierungstrends wirken so zumindest für geringqua-lifizierte Frauen als Hemmschuh. Generell hat die Literatur einen U-förmigen Zusammenhang zwischen Entwicklungsstand und Frauenerwerbsbeteiligung nachgewiesen (Klasen und Pieters, 2012). Bei sehr geringem Entwicklungsstand liegt ein großer Teil der Arbeit in der Selbstversorgung im primären Sektor, was die Mitarbeit von Frauen voraussetzt. Bei zunehmender Arbeitsteilung und Industri-alisierung wächst der Bedarf an schwerer körperlicher Arbeit, was Männer bevorteilt. Auf dem Weg hin zur hochentwickelten Dienst-leistungsgesellschaft steigt mit wachsenden Qualifikationsbedürf- nissen schließlich die Frauenerwerbsbeteiligung wieder an.

2.2.2 OECD-Länder Bevölkerungstechnisch ist das Wachstum in den Industrieländern schon längere Zeit abgeflaut. Da zugleich das Durchschnittsalter der Bevölkerung permanent gestiegen ist und die Industrieländer die Haupt-Netto-Empfänger in Bezug auf die internationalen Migrati-onsströme darstellen, ist das letztlich allein über die zurückgehen-den Geburtenraten zu erklären. So ist zum Beispiel die Geburtenzahl pro Frau in den USA vom Zeitraum 1960-1965 bis zum Zeitraum 2005-2010 von 3,3 auf 2,1 gefallen, in Japan von 2,0 auf 1,3 und in Westeuropa von 2,7 auf 1,6 (Schneider und Dorbritz, 2011). Ursäch-lich hierfür ist nach Ansicht der meisten Forscher der enorme Wohlstandszuwachs in den letzten Jahrzehnten und die damit ein-hergehenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse. So waren die Menschen durch das gestiegene Niveau der öffentlichen Daseins-vorsorge nicht mehr auf eigene Kinder als Garant für ihre Altersver-sorgung angewiesen. Angesichts steigender Löhne sind zugleich die Opportunitätskosten der Kindererziehung gestiegen. Schließlich ist durch die Verlängerung der Ausbildungsphasen (höherer Qualifika-tionsbedarf) auch das Zeitfenster für die Familienplanung über die Jahrzehnte deutlich schmaler geworden.

Beim Wachstum kann in Europa nur der Norden mit den USA mithalten Während sich so ein länderübergreifender Trend in der Bevölkerungs-entwicklung diagnostizieren lässt, zeigen sich in der Intensität der

Entwicklung doch gewisse Unterschiede. Diese Unterschiede sind in den letzten Jahren noch prägnanter geworden. So stellt sich die Region Nordamerika noch am stärksten der relativen Schrumpfung des Westens entgegen (siehe Abbildung 4). Das ist auf eine Kombination aus starker Netto-Immigration und im OECD-Vergleich noch über-durchschnittlich hohen Geburtenraten in der Region zurückzuführen. Auf dem europäischen Kontinent war die Entwicklung zuletzt in Nord-europa am positivsten. Dabei ragt Norwegen mit einem Bevölkerungs- anstieg von 1,28 % über den Zeitraum 2008-2013 heraus. Eine wesent- liche Rolle scheint hier das hohe Maß an Zuwanderung gespielt zu haben (siehe Abbildung 5). Relativ zur Größe der Gesamtbevölkerung gesehen kam Norwegen hier auf ähnliche Werte wie die klassischen Einwanderungsländer Kanada und Australien. In etwas abgeschwächter Form gilt das auch für Schweden. In Irland und Island haben dagegen die vergleichsweise hohen Geburtenraten zum Bevölkerungswachstum beigetragen.

Bevölkerung in Südeuropa stagniert und altert Für die übrigen Teile von Europa kann zuletzt von einer annähernden Bevölkerungsstagnation gesprochen werden. Im südlichen Europa waren die niedrigen Geburtenraten der Hauptauslöser, denn in Bezug auf die Migrationsströme haben sich mittlerweile alle südeuropäischen Staaten zu Netto-Einwanderungsländern entwickelt. Zugleich gibt hier

Abbildung 4: Bevölkerungswachstum in den Regionen der OECD-Länder (Jahresdurchschnitte 2008-2013)

Abbildung 5: Länder mit höchster jährlicher Pro-Kopf-Zuwanderung von Arbeitskräften (2008-2012)

Tabelle 4: OECD-Länder mit höchster und niedrigster Erwerbsbeteiligung (2013)

Höchste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Island 84,4

Schweiz 83,3

Schweden 80,9

Niederlande 79,3

Kanada 78,1

Niedrigste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Polen 67,0

Mexiko 64,9

Ungarn 64,3

Italien 63,9

Türkei 53,5

Quelle: ILO (2015)

0,8

0,9

0,14

0,81

0,70

0,170,23

0,7

0,6

0,5

0,4

0,3

0,2

0,1

0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0

Slowenien 0,8

Schweden 0,9

Island 0,9

Neuseeland 0,9

Belgien 1,0

Deutschland 1,2

Australien 1,2

Norwegen 1,4

Österreich 1,5

Schweiz 1,8

Quelle: ILO (2015)Quelle: ILO (2015)

Bevö

lker

ungs

wac

hstu

m in

%

Zahl pro 100 Einwohner

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aber der sehr geringe Anteil von jungen Menschen an der Bevölkerung Anlass zur Sorge. Die 0-15jährigen machen hier weniger als 15 % an der Gesamtbevölkerung aus In Griechenland und Portugal ergab sich als Endresultat eine Schrumpfung der Bevölkerung innerhalb der letz- ten fünf Jahre (-0,28 % bzw. -0,19 %). In Westeuropa war der Bevöl-kerungsanstieg zuletzt ähnlich schwach. Zum einen fiel das Ausmaß an Netto-Einwanderung relativ zur Bevölkerungsgröße deutlich gerin-ger aus als etwa in den skandinavischen Ländern. Zum anderen hat vor allem die niedrige Geburtenrate in Deutschland die Entwicklung in Westeuropa gedrückt. Mit lediglich etwa acht Geburten pro 1000 Bürger im Jahresdurchschnitt war Deutschland globales Schlusslicht über den Zeitraum 2008-2013. Gleiches gilt für den Anteil der 0-15- jährigen an der Gesamtbevölkerung. Als Folge hatte Deutschland über diesen Zeitraum trotz hoher Zuwanderung mit –0,37 % den stärksten Bevölkerungsrückgang unter den OECD-Ländern zu verzeichnen. Die im Regionsvergleich schwächste Entwicklung lässt sich für die osteuro-päischen OECD-Mitglieder beobachten. In all diesen Ländern gingen unterdurchschnittliche Geburtenraten einher mit einer ungünstigen Entwicklung in den Wanderungsbewegungen. Polen etwa hat als ein-ziges europäisches OECD-Land eine Netto-Abwanderung über den FünfJahreszeitraum erlebt.

Auch die Erwerbsbevölkerung altert in den Industrieländern Der starke Alterungstrend in den Industrieländern schlägt auch auf die Erwerbsbeteiligung durch. Unter den 55-64 jährigen ist die Partizipa-tionsrate am Arbeitsmarkt bedingt durch Faktoren wie Frührentenver-rentung in allen OECD-Ländern deutlich niedriger als in den jüngeren Alterssegmenten. Die Aktivierung älterer Erwerbsfähiger wird vor die-sem Hintergrund zukünftig zu einer der größten arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen. Dass sich hier durchaus schon viel getan hat, zeigt die Entwicklung während des letzten Jahrzehnts. In sämtlichen OECD- Ländern hat die Erwerbsbeteiligung unter den Ältesten deutlich zuge-nommen. Bei den 60-64jährigen haben sich die Partizipationsraten in Deutschland und Frankreich zwischen 2002 und 2012 mehr als verdoppelt.

Frauen im Norden deutlich stärker am Arbeitsmarkt aktiv Ein weiterer dynamischer Faktor ist die Frauenerwerbsbeteiligung. Deren Anstieg steht in Zusammenhang mit einem deutlich gestiege-nen Qualifikationsniveau weiblicher Erwerbsbeteiligter und verbes-serten familienpolitischen Rahmenbedingungen. Der Zusammenhang zu Fruchtbarkeit und Ehestand, der früher sehr stark negativ war, hat zugleich abgenommen (Kögel, 2004). Seit der Jahrtausendwende hat der Anstieg allerdings etwas an Dynamik verloren, vor allem da junge Frauen sich zunehmend länger in den Bildungssystemen aufhalten (Juhn und Potter, 2006). Die höchsten Frauenerwerbsquoten werden

von der International Labour Organization (ILO) aktuell für Island (82,3 %), Schweden (78,6 %) und der Schweiz (78,0 %) gemessen. Betrachtet man nur die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern, so sind die Unterschiede in den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden und Dänemark am geringfügigsten. Die Länder mit der höchsten Frauenerwerbsbeteiligung kommen auch insgesamt auf die größten Beteiligungsraten (siehe Tabelle 4). Innerhalb Europas sinkt dabei die Aktivität tendenziell von Nord nach Süd.

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2.2.3 Region Afrika Trotz der Vielzahl an katastrophalen Ereignissen wie Kriege, Hungers-nöte und Epidemien: Afrikas Bevölkerungswachstum ist ungebrochen hoch. Nach Prognosen der UN (UN, 2013b) soll das auch in fernerer Zukunft so bleiben. So soll sich bis 2050 die afrikanische Bevölke-rungszahl von heute etwa eine auf zwei Milliarden verdoppeln. Auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts soll Afrika weiter wachsen und dann die einzige Triebfeder für einen weiteren Anstieg der globa-len Bevölkerungszahl darstellen. Im Jahr 2100 sollen etwa 40 % der Weltbevölkerung Afrikaner sein. Ursächlich für diese Entwicklung sind sowohl stabil hohe Geburtenraten als auch ein Rückgang der Ster-beraten in den meisten Ländern. Anders als in anderen Weltregionen hat in Afrika in der Mitte des letzten Jahrhunderts kein gradueller Rückgang der Geburtenhäufigkeiten eingesetzt. Das hängt zum einen sicherlich mit dem in weiten Teilen nur geringen Wohlstandszuwäch-sen in dieser Zeitspanne zusammen. Zum anderen fielen die gesell-schaftlichen Veränderungen, insbesondere was die Rolle der Frau anbelangt, ebenfalls weitgehend schwächer aus als in anderen Erd-teilen. Auch die bestehenden Einschränkungen im Zugang zu den Bildungssystemen sind ein relevanter Faktor. Gerade in den ärms-ten Ländern ist eine hohe Kinderzahl als Absicherung nach wie vor ein wichtiger Teil der ökonomischen Überlebensstrategie. Auf der anderen Seite ist der Bevölkerungsanteil der Alten zurzeit noch ver-gleichsweise niedrig und wächst auch kaum. Das dürfte sich aber mit-telfristig ändern. So ist die mittlere Lebenserwartung Neugeborener in Afrika in den letzten 20 Jahren um 6,5 Jahre gestiegen (UN, 2014). Sahara als Demarkationslinie bei den Geburtenraten Bei aller Prägnanz der Gesamtentwicklung ist gerade bei einem so heterogenen Kontinent wie Afrika eine räumliche Differenzierung angebracht. Im Hinblick auf die Geburtenraten zeigen sich etwa durchaus divergierende Entwicklungen zwischen dem Afrika nörd- lich und dem südlich der Sahara. Während sie südlich im Mittel keine Abschwächung erfahren haben, sind sie im Norden zumindest etwas gesunken. Die drastischsten Bevölkerungsanstiege im Zeitraum 2008-2013 haben sich dann auch in West-, Ost- sowie Zentralafrika ereignet (siehe Abbildung 6). Das sind auch die Regionen mit den höchsten Zuwächsen weltweit. Für die meisten der betreffenden Län-der werden Geburtenraten von jährlich mehr als 40 (überlebenden) Neugeborenen pro 1000 Einwohner gemessen. In den westafrikani-schen Ländern Niger und Mali waren es als globale Spitzenwerte sogar etwa 50. Dementsprechend hoch ist der Anteil der heranwachsenden Generation an der Gesamtbevölkerung (siehe Abbildung 7). In Ländern wie dem Niger und Uganda machen die 0-15Jährigen schon etwa die Hälfte der Einwohner aus. Auf diese Weise wurde die gleichzeitig für fast alle Länder südlich der Sahara zu beobachtende Netto-Auswanderung

Abbildung 6: Bevölkerungswachstum in den Regionen Afrikas (Jahresdurchschnitte 2008-2013)

2,80 2,78

1,69

2,74

1,33

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0EAF MAF NAF SAF WAF

Quelle: ILO (2015)

überkompensiert. Der südlichste Teil des Kontinents kommt auf kei-ne so hohen Geburtenraten. Insbesondere im Land Südafrika sowie in Botswana wurden nur etwa 20 Geburten pro 100 Einwohner gezählt, was allerdings auch noch deutlich über dem OECD-Niveau liegt.

Niedrige Frauenerwerbsbeteiligung in Nordafrika drückt auf Erwerbsquoten Eine klare Trennlinie zwischen dem Afrika nördlich und dem südlich der Sahara lässt sich auch im Hinblick auf die Erwerbsbeteiligung ziehen. Der Anteil der an den Arbeitsmärkten teilhabenden Bevölkerung ist in Nordafrika zwar in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen, liegt nach wie vor aber im globalen Vergleich auf sehr niedrigem Niveau. In Ägypten und Marokko liegen die geschätzten Beteiligungsraten aktu-ell lediglich bei etwa 52 %, d.h. gerade einmal ungefähr jeder Zweite Erwerbsfähige ist auch am Arbeitsmarkt aktiv. Dort und im Rest der Region ist das hauptsächlich Resultat einer äußerst niedrigen Frauen-erwerbsbeteiligung. In Ägypten sind nur 25 %, in Algerien sogar nur 16% aller erwerbsfähigen Frauen am Arbeitsmarkt aktiv, was nicht viel-mehr als ein Fünftel des Anteils unter der männlichen Bevölkerung ausmacht. Das ist letztlich ein Paradebeispiel dafür wie stark die kultu-relle Prägung auf die langfristigen Wachstumspotentiale eines Landes einwirken kann.

Bevö

lker

ungs

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%

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Zusätzlich ist der auffällig hohe Erwerbsanteil gerade unter der jungen Bevölkerung des mittleren und südlichen Afrika auch ein Symptom für Zugangsrestriktionen im Bereich der höheren Bildung und damit lang-fristig für einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Am deutlichs-ten scheinen sich diese Effekte im östlichen Afrika zu materialisieren, es ist die Region mit den zurzeit höchsten Erwerbsquoten weltweit. Zugleich ist unter den Ländern Tansania mit einer Erwerbsbeteiligung von 90 % nicht nur innerhalb Afrikas (siehe Tabelle 5), sondern auch global Spitzenreiter. Entscheidender Faktor ist auch hier die Erwerbs-tätigkeit der Frauen. Speziell im östlichen Afrika ist sie im Mittel nur unwesentlich geringer als die der Männer. In Burundi, Malawi und Mosambik war unter den Frauen zuletzt sogar ein höherer Anteil am Arbeitsmarkt aktiv als unter den Männern. Interessanterweise zeigt sich anders als in den Industrieländern hier auch kein inverser Zusam-menhang zu den Geburtenraten. Die Fertilität südlich der Sahara ist ungebrochen hoch, während sie im durch wesentlich geringere Frau-enerwerbstätigkeit gekennzeichneten Nordafrika während des letzten Jahrzehnts gesunken ist.

Tabelle 5: Länder Afrikas mit höchster und niedrigster Erwerbsbeteiligung (2013)

Höchste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Tansania 90,5

Madagaskar 89,7

Äquatorial-Guinea 88,2

Simbabwe 87,7

Ruanda 87,2

Niedrigste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Sudan 54,5

Ägypten 52,7

Marokko 52,5

Tunesien 51,2

Algerien 46,5

Quelle: ILO (2015)

Im übrigen Afrika fällt die Erwerbsbeteiligung traditionell deutlich höher aus als im nördlichen Teil, wenn auch den offiziellen Zahlen nach im Schnitt nicht ganz so hoch wie in den Industrieländern. Letzteres ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, da der hohe Anteil von (schwer erfassbarer) informeller selbstständiger Beschäftigung in Afrika dazu führt, dass die offiziellen Zahlen eher untertreiben. Grundsätzlich ste-hen hohe Erwerbsquoten in den wirtschaftlich schwächeren Regionen eng in Zusammenhang mit der herrschenden Existenznot, die den Erwerbsdruck auf alle arbeitsfähigen Mitglieder einer Familie erhöht.

Abbildung 7: Anteil 0-15jährige an Gesamtbevölkerung in Afrika (2012)

Quelle: Weltbank (2015)

≤ 40

≤ 50

≤ 60

≤ 15

≤ 20

≤ 25

Bevölkerungsanteil 0-15jährige in %

Afrika 2012

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BDO International Business Compass 201520

2.2.4 Region Asien/Osteuropa Etwa 60 % der derzeitigen Weltbevölkerung lebt in Asien. Das ist im Wesentlichen das Ergebnis eines enormen Bevölkerungsanstiegs im letzten Jahrhundert. Von etwa 1,5 Mrd. Menschen im Jahr 1950 ist die Gesamtbevölkerung auf aktuell etwa 4 Mrd. angewachsen (UN, 2014). Dabei verlief die Entwicklung regional jedoch sehr unterschiedlich. Wäh-rend China und Indien ihre Bevölkerungszahl im Vergleich zur Mitte des 20.Jahrhunderts etwa verdreifachen konnten, hat Russland seit Ende des 20.Jahrhunderts einen fortschreitenden Bevölkerungsrückgang erlebt. Mit der Bevölkerungsexplosion einher ging ein Umdenken unter den politisch Verantwortlichen. Während in China etwa eine hohe Bevölke-rungszunahme zunächst als Grundlage für Wirtschaftswachstum gese-hen und entsprechend gefördert wurde, ging der Staat ab Mitte der 1970er Jahre mit der Einführung der Ein-Kind-Politik zu einer bewuss-ten Bevölkerungskontrolle über. Dennoch soll nach UN-Prognosen die Bevölkerungszahl in Asien in 2050 auf über 5 Mrd. gestiegen sein (UN, 2013b), getrieben durch starkes Wachstum vor allem in Indien. Für Osteuropa sehen die Perspektiven deutlich anders aus. Angesichts rückgehender Geburtenraten wird hier keine nennenswerte Bevölke-rungszunahme mehr erwartet.

Westasien profitiert von Zuwanderung Entsprechend divers verlief auch die Bevölkerungsentwicklung der jüngsten Zeit in den Untersuchungsregionen. Westasien konnte den mit Abstand stärksten Zuwachs verbuchen und liegt mit einer jähr-lichen Zunahme von etwa 2,6 % im Zeitraum 2008-2013 im selben Bereich wie die am stärksten wachsenden Regionen Afrikas (siehe Ab-bildung 8). Dieser Anstieg ist wesentlich durch das Wachstum der rei-chen Golfstaaten getrieben. So hat die Bevölkerung in den Vereinigten Arabischen Emiraten pro Jahr um durchschnittlich etwa 6,3 % zuge-nommen, in Kuwait um 4,4 %. Das ist allerdings in erster Linie über eine im globalen Vergleich extrem hohe Zuwanderung zu erklären. Katar etwa hat zwischen 2008 und 2012 pro Jahr eine Nettozuwan-derung von etwa 24 Personen pro 100 Einwohner erlebt, ein global herausragender Wert (siehe Abbildung 9). Die natürliche Bevölkerungs-zunahme innerhalb der Region ist dagegen sehr heterogen. Während Länder wie der Irak und Jemen sehr hohe Geburtenraten und einen entsprechend hohen Anteil an junger Bevölkerung aufweisen, liegt die Fertilität in Katar und dem Libanon mittlerweile auf dem niedrigen europäischen Niveau. In den Staaten Zentralasiens sind dagegen hohe

Geburtenraten der Hauptquell der relativ starken Bevölkerungszu-nahme, denn die Region ist mit Netto-Abwanderung konfrontiert. Im östlichen Asien ist es schließlich die staatlicherseits stark restringierte Bevölkerungsentwicklung in China, die bremsend wirkt.

Gestiegene Bildungsanreize senken die Erwerbsbeteiligung in Asien Der wirtschaftliche Aufschwung des asiatischen Kontinents hat offen-bar eher dämpfend auf die Erwerbsbeteiligung gewirkt. In Ost- und Südostasien sind die Erwerbsquoten in den letzten zwanzig Jahren ge-sunken, in China nach ILO-Schätzungen etwa von sehr hohen 84,1 % (1993) auf 77,3 % (2013). Auch für Indien kann von einem niedrige-ren Niveau ausgehend eine ähnliche Entwicklung beobachtet werden. Davon ist sowohl die Gruppe der männlichen als auch der weiblichen Erwerbsfähigen betroffen. Eine deutliche Segmentierung zeigt sich aber bei den Altersklassen. Der Rückgang fällt länderübergreifend am stärks-ten in der jüngsten Gruppe der 15-24jährigen aus. Angesichts eines par-allel einsetzenden Booms in der Teilnahme an tertiärer Bildung (siehe Abschnitt Qualifikationen) ist der Zusammenhang klar: Die gesunkene Erwerbsbeteiligung ist mindestens zum Teil auch Signal einer wachsen-den Bildungsneigung. Da mit dem wirtschaftlichen Fortschritt Asiens auch die Qualifikationsanforderungen an die Arbeitnehmer wachsen, ist diese Entwicklung durchaus als positives Symptom zu werten, wenn hierdurch auch Erwerbspotential zumindest temporär verloren geht.

Abbildung 8: Bevölkerungswachstum in den Regionen Asiens (Jahresdurchschnitte 2008-2013)

Abbildung 9: Länder Asiens mit höchster Netto-Immigration pro Kopf (Jahresdurchschnitte 2008-2012)

Quelle: UN (2015); HWWI (2015)Quelle: ILO (2015)

Abb. 8

1,88

0,49

1,33

2,60

-0,01

1,21

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0CAS EAS SAS SEAS WAS EEU

Tabelle 6: Länder Asiens/Osteuropas mit höchster und niedrigster Erwerbsbeteiligung 2013

Höchste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Katar 87,3

Nepal 85,7

Kambodscha 84,9

Nordkorea 82,7

Vietnam 82,2

Niedrigste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Iran 47,2

Moldawien 46,0

Irak 44,1

Jordanien 43,6

Timor-Leste 38,7

Quelle: ILO (2015)

Oman

Katar

Libanon

Kuwait

Singapur

Jordanien

Ver. Arab.Emirate

Hong Kong

0,0

0,31

0,24

0,11

0,08

0,06

0,06

0,02

0,09

0,1 0,2 0,3 0,4

Bevö

lker

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m in

%

Zahl pro Kopf

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Ebenfalls auffällig ist die geringe Frauenerwerbsbeteiligung in West- und Südasien. In manchen muslimisch geprägten Ländern liegen die Beteiligungsraten unter den Frauen nur bei 15-17 % (Iran, Irak, Afgha-nistan). Dementsprechend gering ist der Aktivierungsgrad insgesamt (siehe Tabelle 6). Das trifft aber nicht auf solche Länder zu, die eine hohe Netto-Immigration aufweisen. Vermutlich vor allem wegen der hohen Zahl an weiblichen Arbeitsimmigranten liegen die Frau-enerwerbsquoten in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten immerhin bei um die 50 %. Das trägt wesentlich dazu bei, dass Katar das Land mit der höchsten Erwerbsbeteiligung in Asien ist. Das zeigt, dass für das Wachstum eher nachteilig wirkende Faktoren wie durch Tradition zementierte Gesellschaftsstrukturen und ungünstige demo-graphische Trends durchaus erfolgreich durch eine gezielte Offenheits-strategie überlagert werden kann.

2.2.5 Region Lateinamerika Die wirtschaftliche Transformation, die die meisten Länder Latein-amerikas zurzeit durchmachen, schlägt sich auch in der Demografie nieder. Die Region befindet sich mitten in der Phase eines nachhaltigen demografischen Wandels. Bevölkerungstechnisch hat sie sich größten- teils deutlich vom typischen Muster der Entwicklungsländer entfernt, sich zugleich aber noch nicht ganz den Industrieländern angepasst. Als genereller Trend ist ein fortschreitender Rückgang der Geburten- und der Sterberaten zu beobachten. Bei den Geburtenraten besteht jedoch eine große Variation zwischen sozialen Gruppen sowie räumlich zwi- schen Stadt und Land. Der starke Urbanisierungstrend in vielen Ländern wirkt in diesem Zusammenhang bremsend auf die Fertilität ein. Die sinkenden Geburtenraten dominieren auch die Gesamtentwicklung: Das Bevölkerungswachstum hat sich verlangsamt und wird das auch in Zukunft weiter tun. Die junge Bevölkerung soll schon ab 2020 aufhören zu wachsen, ab dann speist sich weiteres Bevölkerungswachstum nur noch aus sinkender Mortalität (Saad, 2011).

Lateinamerika könnte von „Demografischer Dividende“ profitieren Als Konsequenz ergibt sich eine zunehmende Alterung der Bevölke-rung. Während die negativen Folgen dieses Prozesses in den Industri-eländern bereits zu spüren sind, befindet sich Lateinamerika durchaus noch in einem günstigen Zeitfenster: Das Zahlenverhältnis aus erwerbsfähiger und nichterwerbsfähiger Bevölkerung nimmt infolge der sinkenden Fertilität zurzeit noch zu. Diese Phase wird gelegent-lich als „Demografische Dividende“ bezeichnet: Da mit dem erziel-ten Lohneinkommen eine geringere Zahl Abhängiger versorgt werden muss, kann ein größerer Teil davon zur Kapitalanlage und damit zur Finanzierung von Investitionen eingesetzt werden. Das erhöht zeit-weilig das Wachstumspotential der Ökonomie (KFW, 2010). Die Mög-lichkeit zur Abschöpfung dieser Dividende ist jedoch nicht in allen

Ländern gleichermaßen gegeben, da sie sich innerhalb des Zeitfens-ters an unterschiedlichen Stellen befinden. Argentinien und Uruguay sind in ihrem demografischen Wandel bereits relativ weit fortgeschrit-ten. Die Geburtenraten sind dort bereits seit Mitte des 20. Jahrhun-derts gefallen. Uruguay ist in dieser Hinsicht aktuell Schlusslicht in Lateinamerika. Hinzu kommt das beide Länder in jüngster Zeit Bevöl-kerungsverluste durch Netto-Emigration hinnehmen mussten. In der Konsequenz ist ihr Bevölkerungswachstum heute regional stark unter-durchschnittlich (siehe Abbildung 10). In Brasilien hat diese Entwick-lung etwas später eingesetzt, mittlerweile aber ein ähnliches Niveau erreicht. Gerade erst begonnen hat die Transformation dagegen in Bolivien, Paraguay und Guatemala. Die Fertilität lag hier zuletzt noch deutlich über OECD-Niveau, insbesondere in Guatemala. Der Anteil junger Bevölkerung ist dementsprechend hoch (siehe Abbildung 11). Mit 2,5 % Bevölkerungszunahme pro Jahr wächst Guatemala ähnlich schnell wie die Länder im südlichen Afrika. Die demografische Divi-dende wird hier erst zukünftig realisiert werden können.

Abbildung 10: Bevölkerungswachstum in den Ländern Lateinamerikas (Jahresdurchschnitte 2008-2013)

Quelle: Weltbank (2015)

Bevö

lker

ungs

wac

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m in

%

0,5

0,0

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

1,56

VEN

0,34

URY

1,19

PER

1,74

PRY

1,40

NIC

2,50

GTM

1,62

ECU

1,36

COL

0,88

BRA

1,63

BOL

0,87

ARG

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BDO International Business Compass 201522

Zunahme der Erwerbsbeteiligung durch gesellschaftlichen Wandel Im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und den sinkenden Geburtenraten ist die Erwerbsbeteiligung in Lateinamerika insbesondere unter den Frauen stark gestiegen. In Brasilien hat sie innerhalb der letzten 20 Jahre um 6 Prozentpunkte von 53 % auf 59 % zugelegt, in Venezuela sogar von 38 % auf 51 % (ILO, 2015). Das ist offenbar nicht allein durch eine zunehmende Bildungsneigung zu erklären: Die Erwerbsquoten haben über alle Qualifikationsniveaus hinweg zugenommen. Lohnsteigerungen scheinen auch eher eine geringe Rolle gespielt zu haben, zumal der Großteil des Zuwachses sich während der 1990er Jahre und damit in einer Phase eher trägen Wirtschaftswachstums vollzog. Wahrscheinlichster Haupttreiber ist damit der allgemeine gesellschaftliche Wandel und die Veränderung der Rollenbilder. Da zugleich die Erwerbsbeteiligung der männlichen Bevölkerung in den meisten Ländern entweder stagnierte oder sank (Argentinien, Brasilien), hat die geschlechterspezifische Ungleichheit in dieser Hinsicht deutlich abgenommen. Dort wo sie besonders gering ausfällt, ist auch der allgemeine Aktivierungsgrad am höchsten. Im karibischen Raum ist das in Barbados und auf den Bahamas der Fall, unter den lateinamerikanischen Flächenstaaten in Peru (siehe Tabelle 7). Dagegen haben vor allem Staaten des mittelamerikanischen Raums noch große Probleme in der Aktivierung ihres Arbeitskräftepotentials.

Abbildung 11: Anteil 0-15jährige an Gesamtbevölkerung in Lateinamerika (2012)

Quelle: Weltbank (2015)

Tabelle 7: Länder Lateinamerikas mit höchster und niedrigster Erwerbsbeteiligung 2013

Höchste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Barbados 80,8

Bahamas 80,2

Peru 78,1

Uruguay 76,5

Brasilien 75,0

Niedrigste Erwerbsbeteiligung

Land Prozent

Nicaragua 65,8

El Salvador 65,5

Honduras 64,5

Guyana 63,8

Surinam 59,3

Quelle: ILO (2015)

Bevölkerungsanteil 0-15jährige in %

Lateinamerika 2012

≤ 40

≤ 50

≤ 60

≤ 15

≤ 20

≤ 25

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2.3 QUALIFIKATIONEN

2.3.1 Bedeutung globalZahlreiche empirische Studien belegen, dass Regionen mit höherer Dichte an qualifizierten Arbeitskräften ein attraktiveres Ziel für Inves- titionen darstellen (Blomström und Kokko, 2003). Unternehmen erhalten gleich in zweifacher Weise Nutzen aus der Ansiedlung an einem wissensintensiven Standort. Zum einen können sie unmittelbar über Produktivitätsgewinne von der hohen Qualifikation lokaler Arbeits-kräfte profitieren. Zum anderen besteht die Chance, Vorteile aus den in diesen Regionen besonders intensiven Prozessen der Wissensver-mehrung zu ziehen, z.B. über die Entwicklung von neuen Produkten oder Produktionsverfahren. Die permanente Innovation im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien erhöht wiederum die Komplexität der Arbeitsprozesse und damit die Qualifikationsbe-dürfnisse der Unternehmen. Auf globaler Ebene stellt die Kenntnis der Qualifikationsstruktur in möglichen Zielländern damit eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Standortentscheidungen dar.

Wie lässt sich diese Qualifikationsstruktur auf Länderebene sinnvoll bemessen? Als relativ grober Indikator werden von den United Nations in ihrem Human Development Index die durchschnittlichen Bildungs-jahre der Erwerbstätigen angesetzt. Der allein liefert aber nur begrenzte Informationen über den Bildungserfolg. Zusätzlich sind deshalb auch Indikatoren über die Verteilung formeller Bildungsabschlüsse in der Bevölkerung von Relevanz. Ein Hindernis für die Vergleichbarkeit allein schon zwischen den Industrieländern stellen hier allerdings die großen strukturellen Unterschiede zwischen den staatlichen Bildungs-systemen dar. Auf Basis der UNESCO Klassifikation kann aber immer-hin eine allgemeine Abgrenzung zwischen primärem, sekundärem und tertiärem Bildungsbereich vorgenommen werden. Die Primärbildung als erste Bildungsstufe umfasst lediglich grundlegende Fähigkeiten in den Feldern Lesen, Schreiben und Rechnen. In den modernen Ökono- mien sind diese Elementarkenntnisse auch für geringqualifizierte Tätig- keiten größtenteils nicht ausreichend. Aufschlussreicher sind die Ab- schlussraten im Bereich sekundärer Bildung. Die höhere Stufe dieser Form wird entweder durch den Nachweis der Hochschulreife oder durch eine Berufsausbildung abgeschlossen.

In gleicher Weise aussagekräftig ist die Verbreitung von tertiärer Bildung, nachgewiesen durch den Abschluss eines Hochschulstudiums. Daneben ist für eine längerfristige Standortentscheidung auch der zukünftige Zuwachs an Humankapital relevant. Neben der Bildungsbereitschaft hängt dieser wesentlich von der Qualität der nationalen Bildungssys-teme ab. Die Bildungsausgaben pro Kopf stellen dafür ein indirektes Maß dar, sagen allein aber noch nichts über die Effizienz der finanziellen Anstrengungen. Für die Gruppe der OECD-Länder sowie manche Schwellenländer ermöglichen immerhin die Ergebnisse des alle drei Jahre stattfindenden PISA-Tests einen ergänzenden Leistungsvergleich unter 15jährigen Schülern. Für die übrigen Länder muss auf indirekte

Qualitätsindikatoren zurückgegriffen werden wie etwa dem Zahlen- verhältnis aus Schülern und Lehrern als Kapazitätsmaß.

Welche Fortschritte sind auf globaler Ebene in der Verbreitung von Bildung zuletzt erzielt worden? Eines der UN Millenium Goals war die Schaffung universellen Zugangs zu Primärbildung bis zum Jahr 2015. Wenngleich sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts die Zahl der Kinder ohne Zugang etwa halbiert hat, wurde das Ziel dennoch klar verfehlt. Gegenwärtig kann nach UN Schätzungen nur in etwa 56 % der Länder von Universalzugang die Rede sein. Entsprechend begrenzt sind die Fortschritte in der Alphabetisierung. Für 2015 geht weltweit aus. Die Probleme setzen sich in den höheren Bildungsstufen fort. So liegen die Hürden im Zugang zur für die Arbeitsmarktqualifikation so wichtigen Sekundarbereich den (begrenzten) Daten nach zu urteilen noch höher. In einem nicht-repräsentativen Vergleich (82 Länder) hatten hier 2011 nur 32 % der Länder einen universellen Zugang sichergestellt (UNESCO, 2012).

2.3.2 OECD-LänderIn den letzten Jahrzehnten ist der Bildungsgrad der Bevölkerung in nahezu allen Industrieländern deutlich gestiegen. Dies betrifft in beson- derem Maße die tertiäre Bildung. Ein Hochschulabschluss ist für den Berufseintritt in immer mehr Berufsfeldern unabdingbar geworden. Das hat dazu geführt, dass die Verweildauer junger Menschen in den Bildungssystemen spürbar zugenommen hat. Zudem waren in der Vergangenheit ergriffene Maßnahmen zur Verringerung der Schul-abbrecherquoten und der Ungleichheit im Bildungszugang offenbar so weit erfolgreich, dass die Streuung des Bildungsumfangs innerhalb der Kohorten deutlich zurückgegangen ist (OECD, 2014).

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Bevölkerung in wirtschaftsstärksten Ländern mit längster AusbildungsdauerEine Betrachtung der mittleren Bildungs und Ausbildungsdauer (Bildungs- jahre) der erwachsenen Bevölkerung in den einzelnen Ländern ermöglicht zunächst einen groben Vergleich der Qualifikationsdichte. Generell kommt die Erwerbsbevölkerung in den meisten OECD-Ländern in dieser Hinsicht nach wie vor auf höhere Werte als die aufstrebenden Schwellen- länder. Die Unterschiede sind aber durchaus beträchtlich. Die wirtschafts-stärksten Länder verfügen im Schnitt auch über die Arbeitskräfte mit der höchsten Zahl an Bildungsjahren, allen voran Deutschland und die USA (siehe Tabelle 8). Die Ausbildungsdauern in Südeuropa, der Türkei sowie den lateinamerikanischen OECD-Staaten fallen dagegen deutlich ab, liegen auch deutlich unter denen von Schwellenländern wie Russland und Südafrika. Zugleich sind hohe Durchschnittswerte offenbar auch tenden- ziell mit geringerer Ungleichheit in den Ausbildungsdauern verbunden.4 Neben Tschechien und Australien sind es insbesondere die nordischen Länder, in denen die Streuung am geringsten ist. Das ergibt sich natürlich auch wesentlich aus der Struktur der staatlichen Bildungssysteme: Systeme mit weniger selektiven Strukturen erzeugen gewöhnlich auch geringere Schwankungsbreiten in der Ausbildungslänge. Eine große Varianz wurde dagegen vor allem für Mexiko und Japan festgestellt.

Kanada und Japan mit höchstem Anteil an Hochschulabschlüssen Die im Bildungs- und Ausbildungssystem verbrachte Zeit hat allein nur begrenzte Aussagekraft über die erworbene Qualifikation. Diese wird für gewöhnlich erst durch einen Abschluss eindeutig dokumentiert. In einer wissensbasierten Gesellschaft sind hierzu zwei Kennziffern von besonderer Relevanz: die Anteile von Personen mit tertiärem sowie mit höherem sekundären Bildungsabschluss an der erwachsenen Bevölke-rung eines Landes. Erstere Größe gibt Auskunft über das Angebot an spezialisierten Fachkräften mit Hochschulabschluss. Letztere Größe spiegelt den Anteil von Personen mit entweder allgemeiner (Hoch-schulreife) oder berufsbezogener (Ausbildungsabschluss) höherwertiger Qualifikation wider. Hinsichtlich der Verbreitung von höheren Sekundar-abschlüssen liegen unter den wirtschaftsstärksten Nationen die USA und Deutschland an der Spitze. Etwa 89 % der 25-64jährigen in den USA sowie 86 % derselben Altersgruppe in Deutschland verfügen den OECD-Zahlen nach über mindestens einen Abschluss in dieser Kategorie (siehe Abbildung 12). Auf vergleichbar hohe Werte um die 90 % kommen allerdings auch viele osteuropäische OECD-Länder wie Tschechien, Po- len und die Slowakei. In den südeuropäischen Ländern Spanien, Italien und Portugal sind es dagegen weniger als 60 % in der betreffenden Altersklasse. Eine etwas andere Verteilung ergibt sich in Bezug auf

Ø Zahl an Jahren

Top 5 Bottom 5

Deutschland 12,95 Türkei 7,56

USA 12,94 Portugal 8,25

Australien 12,80 Mexiko 8,47

Norwegen 12,63 Spanien 9,58

Isreal 12,54 Chile 9,79

Ungleichheit in %

Top 5 Bottom 5

Tschechien 1,4 Mexiko 21,4

Australien 1,8 Japan 19,8

Finnland 2,1 Türkei 14,1

Norwegen 2,4 Chile 13,7

Deutschland 2,4 Italien 11,7

Tabelle 8: Verteilung der Bildungsjahre in der erwerbsfähigen Bevölkerung der OECD-Länder (2012)

Quelle: HDI (2014)

Deutschland

Frankreich

Groß-britanien

Italien

Spanien

Südkorea

Türkei

USA

0 20 40 60 80 100

5828

31 42

0,11 78

4216

0,08 22

42 41

15 19

43 43

Abbildung 12: Höchste Bildungsabschlüsse der 25-64 jährigen in ausgewählten OECD-Ländern (2012)

Quelle: OECD (2014)

Tertiärbildung Höhere Sekundarbildung

Bildungsabschlüss in %

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Bildungsabschlüsse im tertiären Bereich. Hier erreichen OECD-weit Kanada (53 %) und Japan (47 %) aktuell die höchsten Werte.5 In Deutschland und Frankreich verfügt gegenwärtig weniger als jeder Dritte über eine Form von tertiärem Abschluss, in Italien und der Türkei ist es sogar weniger als jeder Fünfte.

Erwachsene Finnen und Japaner mit besten Werten bei LesekompetenzÜber die Qualität der höheren Bildung erlauben die genannten Zahlen freilich noch keinen Aufschluss. Einen Anhaltspunkt für das tatsäch-liche Qualifikationsniveau der Erwerbsbevölkerung können aber die Ergebnisse der Survey of Adult Skills liefern, die erstmals 2012 von der OECD durchgeführt wurde. 166 000 Erwachsene in der Altersklasse 16-65 aus 24 OECD Ländern wurden hinsichtlich ihrer Kompetenzen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Lösen von Problemen mittels Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) getestet. Das Feld der Lesekompetenz ist besonders zentral. Hier wird die Fähigkeit geprüft, Informationen aus komplexen Texten ziehen und verknüpfen zu können, was in allen Bereichen der modernen Arbeitswelt von

großer Wichtigkeit ist. Finnland und Japan haben danach einen besonders hohen Anteil von Personen mit hohen Lesekompetenzen. Etwa jeder fünfte Finne und Japaner haben die beiden höchsten Stufen im Test erreicht (siehe Abbildung 13). Das bedeutet, sie haben die Fähigkeit, Inhalte aus langen Texten zusammenzufassen und zu inter- pretieren und daraus komplexe Schlussfolgerungen abzuleiten. In Italien und Spanien erreicht dieses Fähigkeitsniveau dagegen nur etwa ein Erwachsener von zwanzig. Gleichzeitig sind drei von zehn Erwachse- nen auf dem niedrigsten Fähigkeitsniveau anzusiedeln, d.h. sie können höchstens einzelne Informationen aus sehr kurzen Texten ziehen.

Das größere Maß an Ungleichheit ist allerdings innerhalb der Länder zu beobachten. In fast allen Teilnahmeländern erreichen mindestens ein Zehntel aller Teilnehmer nur Stufe 1 und verfügen damit nicht einmal über grundlegende Kompetenzen im Bereich der Informations-verarbeitung. Ähnliches gilt auch für die Souveränität im Umgang mit den digitalen Technologien. Zwischen 7 und 27 % der Befragten hat keine Erfahrung in der Arbeit mit Computern. Die skandinavischen Län- der und die Niederlande sind hier im Vergleich noch am erfolgreichsten.

Abbildung 13: Bewertung Lesekompetenz im Adult Literacy Test bei ausgewählten OECD-Ländern

Quelle: OECD (2014)

Unter Stufe 1

Stufe 1

Stufe 2

Stufe 3

Stufe 4/5

Niederlande

Finnland

Japan

OECD Durchschnitt

USA

Groß-britanien

Deutschland

Südkorea

Frankreich

Spanien

Italien

-60 -40 -20 20 40 60 80-80 0

Lesekompetenz in %

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lichen Hochschulen der USA waren in 2011 mit etwa 23.000 US-Dollar mehr als doppelt so hoch wie in jedem anderen OECD-Land mit Aus- nahme Kanadas (etwa 17.000 US-Dollar)6. Zugleich übertrafen sie auch die Pro-Kopf-Investitionen im sekundären Bereich in den USA um fast 100 %. In Mexiko lagen die Relationen ähnlich, im Niveau wurde dort allerdings deutlich weniger investiert. Auf der anderen Seite stehen Län- der, die einen Ausgabenschwerpunkt im sekundären Bildungssegment gesetzt haben. Die Schweiz etwa hatte hier mit zuletzt etwa 16.000 US-Dollar die nach Luxemburg zweithöchsten Ausgaben pro Schüler unter den OECD-Ländern. Sie übertrafen die Ausgaben im tertiären Segment um immerhin mehr als 50 %.

Ein Blick auf die Altersverteilung der Ergebnisse zeigt die Entwicklung über die Zeit: Insbesondere Finnland und Südkorea haben deutlich zu- gelegt. Südkorea liegt bei den Lesekompetenzen der 55-65jährigen im unteren Drittel, während es bei den 16-24jährigen auf Platz zwei hinter Japan rangiert. Umgekehrt kommen in den angelsächsischen Ländern die Jungen auf kaum bessere Werte als die Alten, weshalb Großbritannien etwa zu den letzten drei Ländern im Alterssegment der 16-24jährigen zählt.

USA investieren mit Abstand am meisten in das HochschulwesenWas für Anstrengungen unternehmen die OECD-Länder gegenwärtig, um im Wettbewerb mit den Schwellenländern ihren Qualifikationsvor-sprung zu halten? Ein Blick in die öffentlichen Bildungsausgaben zeigt große Unterschiede sowohl in der Höhe als auch in der Verteilung der Budgets. In den USA und Mexiko etwa liegt der Investitionsschwerpunkt eindeutig im tertiären Bereich. Die Ausgaben pro Student in den öffent-

Abbildung 14: Bildungsausgaben pro Kopf nach Bildungsform in ausgewählten OECD-Ländern (2011)

Quelle: OECD (2014)

Tabelle 9: Verteilung der Index Scores im PISA-Test 2012 unter den OECD-Ländern

Quelle: OECD (2014)

Mathematik

Land Index Top

Südkorea 554

Japan 536

Schweiz 531

Niederlande 523

Estland 521

Land Index Bottom

Mexiko 413

Chile 423

Türkei 448

Griechenland 453

Isreal 466

Lesen

Land Index Top

Japan 538

Südkorea 536

Finnland 524

Irland 523

Kanada 523

Land Index Bottom

Mexico 424

Chile 441

Slowakei 463

Türkei 475

Griechenland 477

Naturwissenschaften

Land Index Top

Japan 547

Finnland 545

Estland 541

Südkorea 538

Polen 526

Land Index Bottom

Mexico 415

Chile 445

Türkei 463

Griechenland 467

Israel 470

25000

20000

15000

10000

5000

0ITA MEXGBRDEU FRA NOR OECD Ø CHE ESP KOR USA

Primärbildung Sekundärbildung Tertiärbildung

US-

Dol

lar

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überdurchschnittliche Effizienz. Als Ausreißer nach unten fallen danach zunächst die lateinamerikanischen OECD-Länder auf, trotz ihrer auch vom Niveau her geringen Ausgaben. Im höheren Ausgaben-segment sind es etwas überraschend mit Norwegen und Schweden zwei skandinavische Länder, die in Relation zu ihren Ausgabenhöhen relativ schlecht im letzten Test abgeschnitten haben. Die OECD-Spitzenreiter Südkorea und Japan hatten im Vergleich deutlich weniger pro Schüler investiert, waren dementsprechend überdurch-schnittlich effizient. Ähnliches gilt für Polen und Estland, deren Schüler zwar auf etwas geringere Scores kamen, dabei aber auch noch weniger Mittel bereitstellten.

Schüler in Japan und Südkorea dominieren PISA-VergleichDie Höhe der Bildungsausgaben hat noch keine unmittelbare Aussagekraft über die Qualität der Bildungsleistung bzw. den Bildungserfolg. Der hängt auch wesentlich von der Effizienz des Mitteleinsatzes und den soziokulturel- len Begleitfaktoren ab. Mit dem PISA-Test hat die OECD auch hierzu ein Bündel an (bei aller unvermeidlichen Beschränktheit) hilfreichen Ver- gleichsindikatoren geschaffen. Ziel des Testes ist es, alltags- und berufs- relevante Kenntnisse und Fähigkeiten Fünfzehnjähriger zu messen. Jede PISA-Studie umfasst die Lernbereiche Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften. Ergebnisse liegen zuletzt von der Studie 2012 vor. Die Schüler in den asiatischen OECD-Ländern präsentieren sich in allen Bereichen als Top Performer. Am stärksten ist der Vorsprung gegen-über den anderen OECD-Ländern in den mathematischen Fähigkeiten und der Lesekompetenz ausgeprägt. Im Vergleich zu den vorherigen Erhebungen haben sie ihren Vorsprung sogar noch ausgebaut. Von den europäischen Staaten kam nur Finnland zumindest im Lesen und in den Naturwissenschaften mithalten. Am anderen Ende des Spektrums liegen die lateinamerikanischen OECD-Länder. Besonders Mexiko ist in allen drei Bereichen weit abgeschlagen, auch wenn der Rückstand sich im Vergleich zu vorherigen Tests etwas reduziert hat. Innerhalb Euro- pas schnitten die griechischen und die türkischen Schüler besonders schlecht ab. Anders als Griechenland konnte die Türkei aber den Rückstand im Zeitverlauf verringern.

Bildungsmittel in OECD-Asien deutlich effizienter investiert als in NordeuropaDer Erfolg in den PISA-Tests wird letztlich durch eine Vielzahl an Fak- toren bestimmt, nicht allein durch die Höhe der ins Bildungssystem fließenden Ressourcen. Die Bildungsqualität hängt auch von der Organisationsstruktur, der Lernumgebung, der Motivation der Lehr- kräfte und den Unterrichtsmethoden ab. Die Effizienz der eingesetz-ten Mittel schwankt entsprechend zwischen den Ländern. Das wird deutlich in Abbildung 15, wo der Durchschnittsscore der einzelnen Länder im PISA Test 2012 den Bildungsausgaben pro Schüler im hier relevanten Sekundärbereich gegenübergestellt wird. Zwar zeigt sich über die Beobachtungen insgesamt ein eindeutig positiver Zusammen-hang, die Abweichungen sind im Einzelnen aber teilweise beträchtlich. Punkte unter der Kurve signalisieren dabei eine relative Ineffizienz im Hinblick auf den Leistungsvergleich, Punkte oberhalb der Kurve eine

Abbildung 15: Durchschnittliche PISA-Scores und Pro-Kopf-Ausgaben für Sekundarbildung (2012)

Quelle: OECD (2014)

0

400

420

440

460

480

500

520

540

560

2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000

Chile

Mexiko

PolenEstland

SüdkoreaJapan

NorwegenSchweden

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Ausgaben in US-Dollar

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Große Teile Afrikas noch weit von universeller Primärbildung entferntDie geringe mittlere Dauer des Schulbesuchs schlägt sich entsprechend in den durch Bildungsabschlüsse dokumentierten Qualifikationsniveaus nieder. In der großen Mehrheit der Länder hat gegenwärtig deutlich weniger als die Hälfte der über 25jährigen zumindest die Stufe der niederen Sekundarbildung abgeschlossen (siehe Abbildung 16). Daran gemessen verfügt dort der Großteil der Erwerbsfähigen über keine Qualifikationen, die über elementare Kenntnisse in Lesen, Rechnen und Schreiben hinausgehen. In Burkina Faso und Mosambik liegt der Anteil den offiziellen Zahlen nach sogar bei weniger als 5 %. Spiegelbildlich hierzu ist der Anteil an Analphabeten nach wie vor besonders hoch, erreicht im Niger und im Tschad etwa Werte von deutlich über 50 % (Weltbank, 2015a). In den Ländern nördlich der Sahara fällt der Alpha- betisierungsgrad zwar deutlich höher aus, weiterführende Bildung hat aber auch hier kaum mehr als jeder Zweite erhalten. Ein Lichtblick stellt dagegen die Situation in Botswana und Südafrika dar. In beiden Ländern haben etwa drei Viertel aller über 25jährigen eine Form von Sekundar-stufe besucht, was zumindest quantitativ dem mittleren Ausbildungs-grad in Ländern wie Italien und Chile entspricht.

Im südlichen Afrika wird deutlich mehr in Bildung investiert als im NordenEin Aufholprozess kann nur über Anstrengungen im Bildungssystem eingeleitet werden. Die jüngere Entwicklung gibt hier allerdings nur begrenzt Anlass zur Hoffnung. So hat im Afrika südlich der Sahara die Zahl an Kindern, die gar keine Schule besuchen, in den letzten Jahren sogar wieder leicht zugenommen. Zuvor ist sie zwischen 2000 und 2008 zwar gesunken, aber deutlich schwächer als etwa in Südostasien. Aktuell kommt deshalb weltweit etwa eines von zwei Kindern ohne regelmäßigen Schulbesuchs aus Sub-Sahara Afrika (UNESCO, 2014). Im Einzelnen ist die Entwicklung aber durchaus unterschiedlich. Wäh- rend Nigeria mit allein schon etwa 1 von 6 Kindern ohne Schulbesuch weltweit an der Spitze steht, konnte Äthiopien seine Zahl im letzten Jahrzehnt deutlich reduzieren.

Im Hinblick auf die Finanzierung zeigen sich ebenfalls große Unter-schiede. Im Vergleich der Regionen investiert die öffentliche Hand in den Ländern des südlichen Afrikas pro Kopf deutlich mehr in Bildung als in den anderen Regionen. Über den Fünfjahreszeitraum 2007-2012 waren die Pro-Kopf-Ausgaben sogar mehr als doppelt so hoch wie in Nordafrika, obwohl die Wirtschaftsleistung insgesamt über diesen Zeitraum geringer war als in Nordafrika. Auch anteilig am Bruttoin-landsprodukt betrachtet liegt der südliche Teil des Kontinents vorn. Das ist zum einen natürlich wesentlich auf die Zahlen im Land Süd- afrika, zum anderen aber auch auf die in Botswana zurückzuführen.

2.3.3 Region AfrikaBei aller sonstigen Ressourcenausbeutung liegt ein wesentliches Potential des afrikanischen Kontinents nach wie vor brach: sein Humankapital. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man das Niveau von Bildung und Qualifikation in Afrika im globalen Kontext vergleicht. So sind unter den zehn Ländern mit der weltweit geringsten Zahl an durchschnittlichen Bildungsjahren in der Bevölkerung acht afrikanische Staaten zu finden. Besonders problematisch stellt sich die Situation in Westafrika dar. Dort hatten in Ländern wie Burkina Faso und Niger die Erwerbsfähigen im Schnitt weniger als zwei Jahre Schulbildung, was diese Staaten auch global zu Schlusslichtern macht. Das kontinental höchste Bildungsniveau erreichen noch Südafrika, Botswana und Mauritius (siehe Tabelle 10). Sie liegen als einzige über den globalen Durchschnitt von 7,6 Bildungsjahren. Zugleich ist das Bildungsniveau innerhalb der Länder im Schnitt auch deutlich ungleicher verteilt als in den anderen Weltregionen. Am größten ist die Spannweite in den wirtschaftlich schwächsten Regionen West- und Mittelafrika. Die Ärmsten dort sind in ihren Aufstiegschancen neben der allgemeinen Knappheit der Bildungsressourcen auch noch zusätzlich durch deren ungleiche Verteilung beeinträchtigt.

Ø Zahl an Jahren

Top 5 Bottom 5

Südafrika 9,94 Burkina Faso 1,25

Botswana 8,82 Niger 1,44

Mauritius 8,54 Tschad 1,51

Algerien 7,61 Guinea 1,58

Lybien 7,52 Mali 1,99

Ungleichheit in %

Top 5 Bottom 5

Mauritius 13,2 Sierra Leone 48,7

Simbabwe 17,8 Komoren 47,4

Südafrika 18,1 Dschibuti 47,0

Mosambik 18,2 Liberia 46,4

Gabun 23,5 Zentralafr. Rep. 45,9

Tabelle 10: Verteilung der Bildungsjahre in der erwerbsfähigen Bevölkerung in Afrika (2012)

Quelle: OECD (2014)

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Abbildung 17: Öffentliche Bildungsausgaben in den Regionen Afrikas (Durchschnitt 2007-2012)

Quelle: HDI (2015); HWWI (2015)8

Dort haben die Bildungsausgaben über diesen Zeitraum einen mitt- leren Anteil von fast 13 % ausgemacht, was sogar global den höchsten Wert darstellt. Auffällig ist auf der anderen Seite, dass die investierten Mittel in den ärmeren Regionen des Kontinents nicht nur erwartungs-gemäß pro Kopf geringer ausfielen, sondern auch anteilig an der Wirt- schaftsleistung. Das gilt im Besonderen für Zentralafrika, wo Länder wie der Tschad und die Demokratische Republik im Schnitt weniger als 3 % Ihrer Wirtschaftsleistung der öffentlichen Bildung zugeführt haben. Wirt- schaftliche Schwäche ist somit keine alleinige Erklärung für ein regio- nales Unterinvestitionsproblem, vielmehr scheinen auch institutio- nelle Faktoren eine Rolle zu spielen.

300

350

400

250

200

150

100

50

0 0 %

7 %

EAF CAF NAF SAF WAF

1 %

2 %

3 %

4 %

5 %

6 %

Abbildung 16: Anteil der über 25jährigen mit Sekundarbildung in Afrika (2012)

Quelle: HDI (2015)

> 95

≤ 95

≤ 90

≤ 55

≤ 40

≤ 25

≤ 10

≤ 70

Anteil Bevölkerung mit Sekundarbildung in %

Afrika 2012

US-

Dol

lar (

PPP)

Pro Kopf Prozent BIP

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Anhaltende Bevölkerungszunahme belastet Kapazitäten der BildungssystemeDerartige Finanzierungsprobleme schlagen sich letztlich unvermeidlich auch in der Qualität der Bildung nieder. Zwar mangelt es bisher noch an zuverlässigen Indikatoren für den Leistungsvergleich. Das Zahlen-verhältnis zwischen Schülern und Lehrern spricht aber schon eine deutliche Sprache. Im Bereich der Primärbildung kommen im öst- lichen Afrika auf eine Lehrkraft fast 50 Schüler. Auch die meisten anderen Regionen kommen hier auf hohe Werte (siehe Abbildung 18), lediglich in Nordafrika ist die Relation mit weniger als 30 Schülern pro Lehrkraft mit den entwickelten Ländern vergleichbar. Trotz steigender Anstrengungen im Bereich der Lehrerausbildung ist die Schüler-Lehrer-Relation in den letzten Jahren sogar noch gestiegen, bedingt durch das hohe Bevölkerungswachstum des Kontinents.

Die anhaltende Bevölkerungszunahme wird auch zukünftig starken Druck auf die afrikanischen Bildungssysteme ausüben. Daraus erge- ben sich große Herausforderungen für die Bildungspolitik, gerade auch für die gesellschaftliche Stabilität. Als ein zusätzliches Problem werden von Afrika-Experten die überkommenen institutionellen Gegebenheiten gewertet. Dazu zählen vielerorts ein intransparentes Nebeneinander von staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen sowie das Überdauern von kolonialen Strukturen an den öffentlichen Schulen, die nicht geeignet sind, um Entscheidungsträger für den internationalen Arbeitsmarkt heranzubilden (Nyamnjoh, 2012). Es mangelt offensichtlich bisher in vielen Ländern auch an einem breiten politischen Grundkonsens über die Wichtigkeit von Bildung als Entwick- lungsinstrument. Das Beispiel Botswana zeigt wie es gehen kann: Wird Reichtum an natürlichen Ressourcen (Diamanten) zielgerichtet zur Finanzierung von Bildungs-investitionen herangezogen, bleibt der langfristige Erfolg nicht aus. Heute hat Botswana als eines der wenigen afrikanischen Länder das UN-Ziel von universeller Primärbildung erreicht. Zugleich ist der Anteil der Kinder, die Programme der Se- kundarstufe besuchen, in der betreffenden Altersklasse doppelt so hoch wie im kontinentalen Durchschnitt.

Abbildung 18:Zahlenverhältnis Schüler-Lehrer in der Primärbildung in den Regionen Afrikas

Quelle: UN (2015)

4841

2530

38

60

50

40

30

20

10

0WAFSAFNAFCAFEAF

Anz

ahl S

chül

er p

ro L

ehre

r

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2.3.4 Region Asien/OsteuropaDer steile Wirtschaftsaufschwung Asiens während der letzten Jahr- zehnte hat auch dramatische Spuren in der Bildungslandschaft hinter- lassen. Über die Zeit hat die Bildungsneigung unter den heranwachsen-den Generationen stark zugenommen, insbesondere was die Nachfrage nach höherer Bildung betrifft. In China etwa ist der Anteil der in Bachelor-Programme eingeschriebenen Studenten innerhalb der relevanten Altersklasse von 1 % in 1990 auf 11 % in 2011 gestiegen (UNESCO, 2014). Für diese Entwicklung sind zwei wesentliche Faktoren verantwortlich. Zum einen ist im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs die Nachfrage der Unternehmen nach speziellen, wissensintensiven Quali- fikationen gewachsen. Zugleich ist der gesellschaftliche Stellenwert von höherer Bildung gestiegen. Angesichts erfolgreicher Beispiele hat sich die Wahrnehmung von Bildung als Garant für sozialen Aufstieg durchgesetzt. Eine durchaus ähnliche Entwicklung lässt sich für Osteu- ropa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus beobachten. Die Teilnahmeraten am tertiären Bildungsbereich haben stark zugenommen, und zwar mit einer innerhalb der neueren Geschichte einmaligen Ge- schwindigkeit (Kogan, 2008). Eine nachteilige Konsequenz der wach- senden Bedeutung von universitärer Bildung war hier allerdings ein Bedeutungsverlust der berufsbildenden Schulen.

Im Hinblick auf die Länge der erhaltenen Schulbildung befindet sich das Ausbildungsniveau der gegenwärtigen Erwerbsbevölkerung in den ost- europäischen Ländern durchaus auf OECD-Niveau. Auch ist die interne Ungleichheit im Bildungsumfang innerhalb der Länder dieser Region im internationalen Vergleich gering ausgeprägt. Innerhalb (Nicht-OECD) Asiens kommen aber nur wenige Länder auf durchschnittliche Bildungs- längen von mindestens zehn Jahren. Neben den auch insgesamt wirt- schaftlich starken Enklaven Singapur (10,2 Jahre) und Hong Kong (10,0) zählt dazu der westasiatische Raum mit Georgien (12,1), Aserbaidschan (11,2) und Armenien (10,8). Der jüngste Bildungsboom in Hauptland China hat dagegen im Hinblick auf die Ausbildungslängen noch nicht zu einem Aufschließen zu den OECD-Ländern geführt, ein erwerbsfähiger Chinese hatte in 2012 im Mittel nur etwa 7,5 Jahre schulische Bildung absolviert. Noch schwerwiegender erscheint der Rückstand in Indien, dort waren es zuletzt nur etwa 4,4 Jahre. Damit verbunden ist in beiden Fällen eine starke Streuung innerhalb der Bevölkerung.

Privatisierung als bildungspolitische Strategie in vielen Ländern AsiensDer rasante Anstieg der Schüler- und Studentenzahlen im asiatischen Raum bringt große Herausforderungen für das öffentliche Bildungs-wesen mit sich. Vielerorts konnten die investierten Ressourcen nicht mit der Nachfrage Schritt halten. Zunehmender Notstand an Personal und Infrastruktur speziell in den öffentlichen Universitäten war die Folge

Ø Zahl an Jahren

Top 5 Bottom 5

Litauen 12,38 Bhutan 2,30

Georgien 12,11 Jemen 2,51

Russland 11,73 Afghanistan 3,21

Zypern 11,62 Nepal 3,24

Weißrussland 11,52 Myanmar 3,95

Ungleichheit in %

Top 5 Bottom 5

Usbekistan 1,4 Timor-Leste 47,6

Russland 2,1 Pakistan 45,2

Montenegro 2,5 Afghanistan 45,0

Georgien 3,3 Nepal 44,0

Lettland 3,6 Indien 42,1

Tabelle 11: Verteilung der Bildungsjahre in der erwerbsfähigen Bevölkerung in Asien/Osteuropa (2012)

Quelle: HDI (2014)

(UNESCO, 2014). Während sich die politischen Strategien als Reaktion hierauf im Detail unterscheiden, zeichnen sie sich doch mehrheitlich durch eine Verlagerung von Bildungsaufgaben an private Institutionen aus. Länder wie China und Vietnam haben begonnen, durch gesetzliche Liberalisierung den Aufbau eines Systems an privaten Hochschulen zu ermöglichen. Andere Nationen bauen bestehende Systeme teilweise mit Hilfe staatlicher Förderung weiter aus. Zugleich hängt eine zuneh- mende Zahl an Regierungen der Auffassung an, dass angesichts hoher Bildungsrenditen die Empfänger öffentlicher Bildungsleistungen die Kosten in Form von Schul- und Studiengebühren selbst tragen sollten. Zusätzlich wurden Universitäten stärker auf Drittmittelfinanzierung umgestellt. In Osteuropa kam hinzu, dass der allgemeine politische Wandel nach 1990 auch bildungspolitisch eine Transformation not- wendig erscheinen ließ. Die alten staatlichen Universitätswesen erwiesen sich als ungeeignet für die Qualifikationsbedürfnisse einer Marktwirtschaft. Höhere Bildung sollte sich nach politischem Wunsch stärker als privates Gut am Markt behaupten.

Die öffentlichen Bildungsausgaben pro Kopf sind als Folge in vielen Ländern gesunken. Im internationalen Querschnittsvergleich fallen sie auch deutlich hinter den Ausgaben in den entwickelten Ländern zurück. Am auffälligsten ist der Rückstand der Länder Südasiens. Indien und Pakistan haben über den Zeitraum 2007-2012 trotz des herrschen-den Bildungsandrangs jährlich im Schnitt nur etwa 35 bzw. 18 US- Dollar pro Kopf an öffentlichen Mitteln in ihre Bildungssysteme in- vestiert. Damit waren die Ausgaben auch in Relation zur Wirtschafts-leistung geringer als in den meisten anderen Regionen Asiens und Ost- europas. Innerhalb Ost- bzw. Südosteuropas kamen Litauen (480 US- Dollar) und Kroatien (469) auf die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben. Hier lagen die Ausgaben auch in Relation zum BIP etwas höher als in den meisten asiatischen Regionen. Eine Ausnahme bildet Westasien. In Pro-Kopf-Werten wurde hier mehr als doppelt so viel in Bildung inves- tiert wie in den anderen Teilen des Kontinents. Das ist hauptsächlich durch die hohen Ausgaben in den Golfstaaten Katar (1408 US-Dollar) und Saudi-Arabien (777) bedingt.

Große Diskrepanzen in den Klassenstärken zwischen den Ländern der RegionWas den Zugang breiter Bevölkerungsschichten zu grundlegender Bil- dung anbelangt, hat der asiatische Raum unbestreitbar große Fort- schritte gemacht, im speziellen die Süd- und Ostasiatische Region. So hatte Südasien innerhalb des letzten Jahrzehnts den weltweit stärksten Rückgang in der Zahl an nicht beschulten Kindern zu verzeichnen. Be- sonders stark viel er bei den Mädchen aus, was als Indiz für zunehmende Chancengerechtigkeit gesehen werden kann. In arabischen Ländern ist dagegen der Anteil der nicht in das Bildungssystem integrierten Kinder

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stagnierend, vor allem bedingt durch die geringe Beschulung von Mädchen.

Große Diskrepanzen zeigen sich auch in den Lernbedingungen in der Primärbildung. Das Zahlenverhältnis aus Schülern und Lehrern liegt mit 34 Schülern pro Lehrkraft im südasiatischen Raum fast dreimal so hoch wie in Westasien. In Afghanistan und Pakistan sind es sogar im Durch- schnitt mehr als 40 Schüler, womit die Zahlen problematischer aus- fallen als in vielen afrikanischen Ländern. Im restlichen Asien sowie in Osteuropa fällt dieser Wert dagegen relativ günstig aus. Auch im östlichen Europa sind die Klassenstärken den offiziellen Zahlen nach sehr gering. Die baltischen Staaten sowie Montenegro kommen auf Verhältnisse von nur etwa 10:1. Noch geringer sind die Klassen im westasiatischen Raum besetzt, vor allem in Georgien sowie den Golf- staaten, die mit lediglich acht bis neun Schülern pro Lehrkraft auch global herausragen.

Privatisierung droht Bildungsziele zu unterlaufenEin noch weitgehend ungelöstes Problem für die asiatische Bildungs-politik stellt die trotz Wirtschaftswachstum hohe soziale Ungleichheit im Zugang zu höherer Bildung dar. Während die Primärbildung zwar mittlerweile in den meisten Ländern universellen Charakter hat, steht zumindest die höhere, teilweise auch die niedere Sekundärbildung nur den Nachkommen aus reichen Familien offen, da die Kinder der Armen relativ früh zum Haushaltseinkommen beitragen müssen. Der Trend hin zur Privatisierung des tertiären Bildungswesens scheint dieses Faktum trotz positiver Effizienzeffekte eher noch zu bestärken, da die Kosten so zu einem großen Teil direkt vom akademischen Nachwuchs aufge- bracht werden müssen. Der asiatische Kontinent droht so auch zu- künftig einen großen Teil seines Potentials an Humankapital unausge-schöpft zu lassen. Auch in Osteuropa scheint die Privatisierungswelle in der tertiären Bildung der 1990er Jahre ihre Ziele nur bedingt erreicht zu haben. Das Nebeneinander an staatlichen und privaten Bildungsein-richtungen hat hier vor allem zu einer starken Streuung in der Qualität von Studienprogrammen und zunehmender Intransparenz im Hinblick auf die Mittelverwendung geführt. Zudem ging als Folge der Privati-sierung der berufsbildenden Schulen auch die Kooperation mit der Industrie in der praktischen Ausbildung zurück, was die Eingliederung der Absolventen in den Arbeitsmarkt erschwert (Kogan, 2008).

Abbildung 19: Öffentliche Bildungsausgaben in den Regionen Asiens/Osteuropa (Durchschnitt 2007-2012)9

Tabelle 12: Zahlenverhältnis Schüler-Lehrer in der Primärbildung in den Regionen Asiens/Osteuropa

Quelle: UN (2015)

Quelle: UN (2015)

40

30

20

10

0WASEAS SEAS SEUEEUCAS SAS

1618

34

19

12

19

15

1200

1000

800

600

400

200

0Südosteuropa WestasienSüdasienOsteuropaZentralasien

0 %

1 %

0,5 %

2 %

1,5 %

2,5 %

3 %

4 %

3,5 %

5 %

4,5 %

Südostasien

US-

Dol

lar

Anz

ahl S

chül

er p

ro L

ehre

rPro Kopf Prozent BIP

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2.3.5 Region LateinamerikaDer wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungsschub in Latein- amerika hat zweifellos große Fortschritte im Bildungszugang hervor- gebracht. Die Einschulungsraten im Bereich der Primärbildung sind von 85 % in 1980 auf aktuell etwa 95 % gestiegen, noch stärker war der Anstieg im Bereich der Sekundarbildung, von 49 % in 1980 auf etwa 90 % (Daude, 2013). Auch die Kapazitätssituation an den öffentlichen Schulen hat sich verbessert, wie der Rückgang im Schüler-Lehrer-Zahlenverhältnis verdeutlicht. Ein grundsätzliches Problem bleibt dennoch die geringe intergenerationale Mobilität: Der Zugang zu höherer Bildung ist deutlich stärker vom Einkommen der Eltern ab- hängig als in den OECD-Ländern (Azevedo & Bouillon, 2009). Ein gewisses Potential an Humankapital bleibt so noch ungenutzt.

Qualifikationsdichte nach wie vor deutlich geringer als in OECD-LändernIm Hinblick auf die Ausbildungsdauer können die Länder Latein-amerikas grundsätzlich nicht mit den wirtschaftsstärksten OECD-Ländern mithalten. Die Brasilianer haben in der relevanten Alters-gruppe der 15- bis 64jährigen im Schnitt nur etwa 7,3 Jahre an Bildungs- und Ausbildungszeit absolviert. Damit liegt Brasilien etwa auf einem Niveau mit China und der Türkei. Der Durchschnitt in der argentinischen Bevölkerung liegt mit 9,8 Jahren etwas höher, aber immer noch deutlich unter dem mittleren OECD-Niveau von 11,2 Jahren. In diesen Wertebereich stoßen aktuell nur die karibischen Staaten Bahamas sowie Trinidad und Tobago vor (siehe Tabelle 13).

Ø Zahl an Jahren

Top 5 Bottom 5

Bahamas 10,94 Haiti 4,90

Trinidat und Tobago 10,76 Honduras 5,48

Argentinien 9,83 Guatemala 5,60

Jamaika 9,63 Nicaragua 5,77

Panama 9,39 El Salvador 6,51

Ungleichheit in %

Top 5 Bottom 5

Trinidat und Tobago 6,6 Haiti 40,4

Bahamas 8,0 Guatemala 36,1

Argentinien 8,6 Nicaragua 33,3

Guyana 10,5 El Salvador 30,2

Jamaika 10,6 Honduras 29,6

Tabelle 13: Verteilung der Bildungsjahre in der erwerbsfähigen Bevölkerung in Lateinamerika (2012)

Quelle: HDI (2014)

Abbildung 20: Anteil der über 25jährigen mit Sekundarbildung in Lateinamerika (2012)

Quelle: HDI (2015)

> 95

≤ 95

≤ 90

≤ 55

≤ 40

≤ 25

≤ 10

≤ 70

Anteil Bevölkerung mit Sekundarbildung in %

Lateinamerika 2012

ABB. 20

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Generell ist die Streuung innerhalb der Karibik auffällig groß. In Haiti etwa beträgt die mittlere Bildungsdauer weniger als fünf Jahre, was dem Niveau der wirtschaftlich am schlechtesten entwickelten afri- kanischen Nationen entspricht. Die meisten mittelamerikanischen Staaten befinden sich ebenfalls am unteren Ende der Skala. Damit einher geht ein hohes Maß an interner Streuung in diesen Ländern.

Konsistent hierzu liegt auch der Anteil der Bevölkerung mit mindestens niederer Sekundarbildung in den meisten Ländern deutlich unter dem OECD-Schnitt. Lediglich die Karibikstaaten kommen hier auf Anteile von über 70 %. Spitzenwerte von etwa 90 % werden auf den Bahamas sowie auf Barbados erreicht. In Brasilien und Argentinien verfügt da- gegen gerade einmal knapp jeder Zweite über einen über die Primär- bildung hinausgehenden Bildungsabschluss. Noch geringer ist die Bildungsdichte in den meisten mittelamerikanischen Ländern. In Guatemala beträgt der Anteil lediglich 22 %, in Honduras auch nur 27 %. Danach ist das Ausbildungsniveau dort geringer als in vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara.

Durchweg schlechtes Abschneiden Lateinamerikas im jüngsten PISA-Test Ein Vergleich der Bildungsausgaben zwischen den südamerikanischen Nicht-OECD Ländern zeigt ebenfalls große Unterschiede. Der argen-

Abbildung 21: Öffentliche Bildungsausgaben in Lateinamerika (Durchschnitt 2007-2012)

Tabelle 14: Verteilung der Index Scores im PISA-Test 2012 unter den lateinamerikanischen Ländern

Quelle: UN (2015)

Quelle: OECD (2014)

tinische Staat hat in Pro-Kopf-Relationen zuletzt deutlich am meisten in Bildung investiert. Der Durchschnittswert über den Zeitraum 2007-2012 lag mehr als viermal so hoch wie in Bolivien und Peru. Ins Ver- hältnis zur Wirtschaftsleistung gesetzt war die Investitionsbereitschaft in Bolivien allerdings noch größer. In dieser Hinsicht sind Peru und Uru- guay negative Ausreißer. Brasilien als bevölkerungsreichstes Land liegt im Hinblick auf die Bildungsausgaben im Mittelfeld. Durch die Teilnahme von acht lateinamerikanischen Ländern am letzten PISA-Test besteht zusätzlich die Möglichkeit, den Ausgabenhöhen zur Effizienzbeurteilung einen objektiven Leistungsindikator gegenüberzustellten.10 Grund-sätzlich lässt sich konstatieren, dass sämtliche Länder aus der Region im globalen Vergleich in allen drei Bereichen (Lesen, Rechnen, Naturwissen- schaften) unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Uruguay und Costa Rica kommen im Schnitt noch auf die höchste Punktzahl, befin- den sich damit aber auch nur auf einen Level mit Ländern wie Albanien und Malaysia. Brasilien und Argentinien liegen auf einen Niveau mit Tunesien und Jordanien. Insbesondere in Argentinien war die Effizienz des Mitteleinsatzes demnach eher gering. Besonders schlecht schnitten die lateinamerikanischen Länder bei den Mathematikkenntnissen ab. Peru ist nicht nur innerhalb Lateinamerikas, sondern auch global in allen drei Bereichen das Schlusslicht. Insgesamt erscheinen Latein-amerikas Bildungssysteme als eher schlecht gerüstet für die steigenden Qualifikationsanforderungen einer wachsenden Wirtschaft.

Land Mathematik Lesen Naturwissenschaften

Argentinien 388 396 406

Brasilien 391 410 405

Costa Rica 407 441 429

Kolumbien 376 403 399

Peru 368 384 373

Uruguay 409 411 416

Ø Lateinamerika 393 410 406

Pro Kopf Prozent BIP

400

300

200

100

0Nicaragua PeruParaguayBrasilienBolivienArgentinien

0 %

2 %

1 %

4 %

3 %

5 %

6 %

7 %

8 %

Kolumbien Uruguay Venezuela

US-

Dol

lar

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2.4 INSTITUTIONEN

2.4.1 Bedeutung globalArbeitsmarktinstitutionen beschränken die Zulässigkeit von Arbeitsver-trägen, setzen Grenzen für Löhne, Lohnzusatzleistungen und Arbeits-zeiten, bestimmen konkrete Normen von Tarifverträgen und schützen schließlich Arbeitnehmer. Institutionelle Regelungen dienen ferner dem Ausgleich der asymmetrischen Informations- und Machtverteilung, die bei einem Einzelarbeitsvertrag zwischen dem Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber besteht. Institutionen beeinflussen schließlich auch die Umverteilung von Wohlstand, welche gleichzeitig die Effizienz des Ar- beitsmarktes bzw. die Produktivität von Unternehmen prägen.

Zu den wichtigsten Arbeitsmarktinstitutionen gehören Mindestlohn, Arbeitsschutzgesetze, Tarifvertragssysteme und die sozialen Sicher-ungssysteme. Arbeitsmarktinstitutionen dienen der Absicherung gegen soziale Risiken wie Krankheit und Arbeitslosigkeit sowie gegen Altern, Berufsunfähigkeit oder Tod. Zu diesen Maßnahmen gehören auch Renten und gesetzliche Vorschriften zum Gesundheits- und Beschäfti-gungsschutz inklusive Mutterschutz sowie Anti-Diskriminierungsmaß-nahmen.

In Hinblick auf die institutionelle Ausgestaltung von Arbeitsmärkten lassen sich unterschiedliche Typen von Nationalstaaten unterscheiden. Esping-Andersens klassische Typisierung (Esping-Andersen, 1990) von Wohlfahrtsstaaten unterscheidet konservative, liberale und sozial-demokratische Nationalstaaten. Zum Typ des konservativen Sozial-staates gehören beispielsweise Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Japan, Portugal sowie Spanien. Diese Länder stellen neben einer Grundsicherung zusätzliche Sozialleistungen wie die Zahlung von Renten oder Arbeitslosengeld, bereit. Länder wie Australien, Groß-britannien oder die USA gehören zum liberalen Typus, in dem nur wenige sozialstaatliche Leistungen angeboten und soziale Risiken im Rahmen wettbewerblich organisierter privater Sicherungssysteme abgesichert werden. Zum sozialdemokratischen Typus zählen Länder wie Dänemark, Schweden oder Norwegen. In diesem universellen Modell wohlfahrtsstaatlicher Daseinsvorsorge existiert ein dichtes Netz an staatlich bereitgestellten Sozialleistungen.

Vor dem Hintergrund der Unterschiede in der ökonomischen Leistungs-fähigkeit der unterschiedlich stark bzw. schwach regulierten Arbeitsmärkte stellt sich die Frage, ob Arbeitsmarktinstitutionen wichtige soziale und ökonomische Ressourcen bereitstellen, die von schwach regulierten Arbeitsmärkten nicht bereitgestellt werden, oder ob Institutionen vor allem zu Verzerrungen auf dem Arbeits-markt führen und so das Funktionieren von Märkten behindern.

Angesichts der methodischen Herausforderungen gibt es trotz eines umfassenden empirischen Forschungsbestandes keine Einigkeit über die Wirksamkeit von Arbeitsmarktinstitutionen in Bezug auf Aspekte wie den Zugang zum Arbeitsmarkt, das Lohnniveau und die Produk-tivität. Empirische Studien belegen einen sehr heterogenen Forschungs-stand. Weitestgehende Übereinstimmung herrscht in Hinblick auf die distributiven Effekte von Arbeitsmarktinstitutionen. Mindestlöhne, Regeln zum Kündigungsschutz sowie Tarifvertragssysteme verringern Lohnungleichheit für abhängig Beschäftigte und verringern gleichzeitig geschlechts-, alters- und qualifikationsbedingte Unterschiede im Lohn- gefälle. Der Gesamteffekt auf die Einkommensverteilung ist hingegen nicht eindeutig zu bestimmen, da Frauen, Jugendliche und Geringquali-fizierte häufig von institutionellen Bestimmungen ausgenommen sind. In Bezug auf die Beschäftigungswirkung deuten empirische Befunde auf einen negativen Zusammenhang zwischen Arbeitsmarktinstitutionen und der Anzahl an weiblichen, jüngeren und geringqualifizierten Be- schäftigten hin. Befunde zum Effekt von Arbeitsmarktinstitutionen auf die Produktivität variieren sehr stark zwischen den einzelnen Studien. Kündigungsschutz und Tarifvertragssysteme zeigen mehrheitlich keinen eindeutigen Effekt auf Produktivität.

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2.4.2 IndustrienationenHistorisch betrachtet entstanden Arbeitsmarktinstitutionen zuerst in den Industrienationen als Antwort auf die soziale Frage während der europäischen Industrialisierung. Seit den 1950er Jahren stieg der Grad der institutionellen Regelung weltweit. Eine wichtige Rolle in der gegenwärtigen Debatte betrifft Einführung und Höhe von Min- destlöhnen: Ein gesetzlicher Mindestlohn bestimmt die Untergrenze der Entlohnung für abhängig Beschäftigte, die kein Arbeitgeber unterschreiten darf. Mindestlohnregelungen beziehen sich entweder auf einen Stundensatz oder auf einen Monatslohn bei Vollzeit- beschäftigung.

Wirkung von Mindestlöhnen stark umstrittenIn fast allen europäischen Ländern gibt es mittlerweile einen gesetz-lichen Mindestlohn. Länder ohne gesetzlichen Mindestlohn verfügen jedoch meist über vergleichbare Regelungen. Beispielsweise ist trotz fehlender Mindestlohnregelungen in den skandinavischen Ländern die Mehrzahl der Beschäftigten aufgrund des hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrades von Tarifverträgen betroffen. Tarifverträge enthalten Vorschriften, die u.a. das Zustandekommen und die Been- digung von Beschäftigungsverhältnissen regeln und dabei die Rechte und Pflichten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber bzw. deren jeweilige Vertreter festlegen.

Idealtypisch lassen sich auf der einen Seite gesetzliche Mindestlöhne, die durch die Regierung bestimmt werden, und auf der anderen Seite nationale Mindestlöhne, die aus Kollektivvertragsverhandlungen re- sultieren, unterscheiden. Innerhalb dieses Kontinuums variiert der Beteiligungsgrad zwischen Regierungen und Tarifvertragspartner inter- national erheblich. Mindestlöhne sind dabei entweder sektor- und branchenübergreifend einheitlich geregelt oder variieren zwischen verschiedenen Branchen und Berufsgruppen.

Welche Rolle spielt der Mindestlohn im Hinblick auf Beschäftigung und Lebensqualität? Die empirischen Befunde zu den Beschäftigungs-effekten von Mindestlöhnen sind sehr heterogen. Neben negativen Beschäftigungseffekten auf bestimmte Gruppen wie Frauen, Jugend-liche und Geringqualifizierte belegen andere Studien positive Effekte von Mindestlöhnen auf das Beschäftigungsniveau (Ragacs, 2003). Um diese Frage zu beantworten, schätzen quantitative empirische Studien die Sensitivität der Beschäftigung gegenüber Veränderungen im Mindest-lohn. Dabei werden häufig die spezifischen Auswirkungen auf bestimmte Gruppen von Arbeitskräften, wie etwas Jugendliche oder Geringquali-fizierte, wie auch indirekte Lohneffekte, beispielsweise auf Personen-gruppen mit höherem Einkommen, untersucht. Des Weiteren wird häufig der Einfluss des Zentralisierungsgrades der Verhandlungsparteien

Höchster €/h Niedrigster €/h

Australien 8,91 Potugal 3,53

Frankreich 8,88 Ungarn 3,42

Deutschland 8,43 Slowakei 3,11

Niederlande 8,41 Tschechien 3,01

Belgien 8,31 Estland 2,93

Höchster Verhältnis Niedrigster Verhältnis

Neuseeland 0,51 Japan 0,32

Frankreich 0,49 Rumänien 0,32

Slowenien 0,46 Griechenland 0,32

Australien 0,44 Tschechien 0,30

Irland 0,43 Mexiko 0,27

Tabelle 15: OECD-Länder mit höchstem und niedrigstem Mindestlohn (kaufkraftbereinigt)

Tabelle 16: Vergleich der Mindestlöhne relativ zum Durchschnittseinkommen

Quelle: WSI (2015) Quelle: WSI (2015)

auf die Höhe des Mindestlohns, wie auch der Effekt des Mindestlohns auf das Lohnniveau, analysiert (Hayter, 2011). Letztere Studien belegen mehrheitlich einen positiven Effekt auf die allgemeine Lohnhöhe und eine Verringerung der Lohnungleichheit sowie teilweise auch positive Effekte im informellen Sektor. Die Befürworter von Mindestlöhnen argumentieren, dass Mindestlöhne einen Beitrag zur Sicherung von sozialen Mindeststandards sowie zu einer egalitären Einkommens-verteilung und zur Bekämpfung von Einkommensdiskriminierung von Beschäftigen mit geringerer Produktivität leisten. Demgegenüber behaupten Kritiker des Mindestlohns, dass diese die Arbeitsnachfrage von Firmen senken und gerade Beschäftigte mit niedriger Produktivität, deren Situation durch einen Mindestlohn verbessert werden sollte, ar- beitslos werden. Innerhalb der OECD Länder ist der Mindestlohn in Australien am höchsten, gefolgt von Frankreich und Deutschland sowie den Niederlanden und Belgien. Den kaufkraftbereinigt geringsten Mindestlohn innerhalb der OECD zahlen Arbeitgeber in Estland, Tschechien, der Slowakei sowie in Ungarn und Portugal.11 Unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Einkommens im jeweiligen Land verändert sich das Gesamtbild etwas, da beispielsweise Slowe-nien mit einem Mindestlohn von 4,57 € nun den dritten Rang unter den OECD-Ländern einnimmt. Frankreich und Australien verbleiben innerhalb der Top 5. An erster Stelle rangiert Neuseeland, die im Ver- hältnis zum Durchschnittseinkommen den höchsten Mindestlohn zahlen. Demgegenüber ist der Mindestlohn in Relation zum Ein-kommen in Mexiko, Tschechien, Griechenland sowie Rumänien und Japan am geringsten.

Westeuropa mit stärkstem KündigungsschutzEine weitere wichtige Institution in OECD-Ländern ist der Schutz vor einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses seitens des Arbeitgebers. Der Kündigungsschutz regelt die (Un-)Zulässigkeit von Gründen, die die Kündigung von Beschäftigten seitens der Arbeitgeber rechtfertigen können. Im Besonderen zielen Kündigungsschutzbestimmungen zumeist auf Personengruppen, die als schutzbedürftig gelten, wie etwa werdende Mütter, Auszubildende oder Arbeitnehmer in Elternzeit. Aus Sicht der Arbeitgeber wiederum schränkt der Kündigungsschutz die unternehmer- ische Handlungsfreiheit ein und erhöht die Kosten der Beschäftigung. Zu diesen Kosten gehören u.a. gesetzliche Kündigungsfristen, Sozial- pläne zur Milderung wirtschaftlicher Nachteile für Arbeitnehmer angesichts betrieblicher Veränderungen, Lohnfortzahlungen sowie mögliche Gerichtskosten.

In diesem Zusammenhang werden rigideren Kündigungsschutzbe-stimmungen unterschiedliche theoretische Effekte unterstellt. Dazu gehört eine zunehmende Zurückhaltung der Arbeitgeber bei der Einstellung von neuen Arbeitnehmern. Die daraus resultierenden

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negativen Beschäftigungseffekte können jedoch durch geringere Lohnforderungen seitens der Gewerkschaften kompensiert werden, sodass der Nettoeffekt von zusätzlichen Kündigungsschutzbestim-mungen beschäftigungsneutral ist (Jerger, 2003). Darüber hinaus wird argumentiert, dass eine zunehmende Zurückhaltung bei der Einstellung neuer Arbeitnehmer zu einem besseren Abgleich von Arbeitsplatzanforderungen einerseits und den persönlichen Kompe-tenzen von potentiellen Bewerbern andererseits führen kann (Entorf, 2000). Dieses effizientere Matching führt wiederum zu höherer Pro- duktivität und schließlich zu positiven Beschäftigungswirkungen. Vor diesem Hintergrund sind die Effekte einer Ausweitung des Kündigungsschutzes theoretisch nicht eindeutig vorherzusagen.

Die empirischen Befunde kommen zu sehr unterschiedlichen Ergeb-nissen. So finden sich zwar Belege dafür, dass die aggregierte Arbeits-losenquote mit zunehmend rigiderem Kündigungsschutz sinkt, jedoch bestehen gleichzeitig Zweifel an der Robustheit dieser Befunde. Weitest- gehende Übereinstimmung herrscht in Bezug auf den Befund, dass ein rigider Kündigungsschutz den Zugang in die Arbeitslosigkeit und die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit senkt, das heißt, dass der Anteil der Langzeitarbeitslosen bzw. die Dauer der Arbeitslosigkeit, wie auch der Bestandsschutz von Arbeitsplatzbesitzern steigt. Infolgedessen führt der stärkere Kündigungsschutz zu höheren Löhnen, aufgrund der gestei- gerten Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer. Auf der anderen Seite wirkt der höhere Bestandsschutz negativ auf die Beschäftigung von bestimmten Personengruppen, wie etwa Frauen, Jugendliche und Geringqualifizierte, welche gemessen an der gruppenspezifischen Erwerbsquote zu den Verlierern von verbesserten institutionellen Rahmenbedingungen gehören (Jahn, 2005).

Für den Vergleich auf OECD-Ebene eignen sich die von der OECD erhobenen Indikatoren zur Rigidität des Kündigungsschutzes. Diese messen die Regulierungsdichte des Kündigungsschutzes auf einer sechsstufigen Skala, wobei zwischen individuellem und kollektivem Kündigungsschutz unterschieden wird. Der Vergleich zeigt erhebliche Unterschiede innerhalb der Gruppe der OECD Länder. Danach ist Deutschland das Land mit dem rigidesten Kündigungsschutz. Dane- ben gehören Belgien, die Niederlande, Frankreich und Italien zu den Ländern mit vergleichsweise stark institutionalisierten Kündigungs-bestimmungen. Im Gegensatz dazu ist der Kündigungsschutz in den angelsächsischen Staaten Großbritannien, Irland wie auch Kanada, Australien und Neuseeland stark unterdurchschnittlich.

Höchster Index Niedrigster Index

Deutschland 2,98 Neuseeland 1,01

Belgien 2,95 Kanada 1,51

Niederlande 2,94 Großbritanien 1,62

Frankreich 2,82 Chile 1,80

Italien 2,79 Australien 1,94

Tabelle 17: OECD-Länder mit stärkstem und schwächstem Kündigungsschutz (Skala 0-6)

Quelle: OECD (2015)

Gewerkschaftlicher Organisationsgrad in Nordeuropa am höchstenEine weitere wichtige Arbeitsmarktinstitution sind die Gewerkschaften. Neben ihrer Repräsentations- und Verhandlungsfunktion treten Gewerkschaften auch als politische Akteure in Erscheinung, die sich an politischen Debatten beteiligen und Druck ausüben können, ins- besondere in Hinblick auf arbeitsmarkt- und sozialpolitische Entschei- dungen. Zur Durchsetzung ihrer Forderungen verfügen Arbeitgeber-vertreter auf der einen und Gewerkschaften auf der anderen Seite über verschiedene Mittel, einschließlich Streiks bzw. Aussperrungen. In Ländern, in denen der Staat nicht in die Kollektivverhandlungen eingreift und die Ergebnisse der Tarifverhandlungen anerkennt, herrscht Tarifautonomie.

Vor diesem Hintergrund gehören Tarifvertragssysteme neben Mindest-löhnen und Regelungen zum Kündigungsschutz ebenfalls zu den grund- legenden Arbeitsmarktinstitutionen. Die empirische Evidenz zu den Effek- ten von Kollektivverhandlungen belegt einerseits, dass Gewerkschaften einen positiven Effekt auf das Lohnniveau haben, wohingegen der Ein- fluss auf die aggregierte Beschäftigung einen eher moderaten bis neutra- len Effekt nahelegt (Betcherman, 2013). Als Maß für die Durchsetzungs-kraft einer Gewerkschaft wird im Allgemeinen der Organisationsgrad eines Landes herangezogen, der Auskunft über den Anteil der gewerk-schaftlich organisierten Beschäftigten einer Branche gibt.

Nordeuropa ist gekennzeichnet durch den durchschnittlich höchsten gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Insbesondere in den skandina-vischen Ländern ist eine Mehrheit der Beschäftigten Mitglied in einer Gewerkschaft. Im Gegensatz dazu verzeichnen Gewerkschaften in der Türkei, Estland aber auch Frankreich, Ungarn und in den USA

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Arbeitnehmern mit sich bringt. Bei einer Absenkung der Sozialversich- erungsleistungen würde sich zwar das verfügbare Einkommen erhöhen, das würde jedoch durch eine Erhöhung der privaten Gesundheitsausgaben zum Ausgleich der verringerten Sozialleistungen überkompensiert werden.

Empirische Untersuchungen zeigen einerseits, dass ein Anstieg der So- zialversicherungsbeiträge in Wirtschaftsbereichen, in denen Kapital als Produktionsfaktor international mobil ist, zu negativen Beschäftigungs-effekten führen kann. Gleichzeitig verfügen Unternehmen, die in einem intensiven (internationalen) Wettbewerb stehen, aber über eine Reihe von Anpassungsmaßnahmen, um trotz steigender Sozialversicher-ungsbeiträge ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten (Albrecht et al., 2012). Analysiert man anstelle der Höhe der Sozialversicherungs-beiträge die Unterschiede in der Leistungsbereitstellung, so zeigt der Forschungsstand, dass beispielsweise Regelungen zu familienspezi-fischem Urlaub mit signifikanten Beschäftigungseffekten einhergehen.

Die durchschnittlichen Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung liegen innerhalb der OECD bei 14,3 % der gesamten Arbeitskosten.12, Dabei herrschen allerdings große regionale Unterschiede. Zu den Ländern mit dem geringsten Beitragssatz gehört beispielsweise Däne- mark, da das dänische Sozialversicherungssystem überwiegend durch Steuermittel und nicht durch Beiträge finanziert wird. Zu den Ländern mit den höchsten Beitragssätzen gehören Frankreich, Estland, die Tsche- chische Republik, Italien und Schweden. Unter den westeuropäischen Staaten leisten Arbeitgeber in der Schweiz und den Niederlanden mit unter 10 % der gesamten Arbeitskosten den geringsten Beitrag zur Sozialversicherung, wohingegen Arbeitgeber in Frankreich, Belgien und Österreich am stärksten an den Sozialversicherungskosten beteiligt werden. Auch zwischen den Ländern Nordeuropas sind die Unterschiede sehr groß. So liegt der Beitragssatz zur Sozialversicherung für Arbeit- geber in Estland und Lettland bei über 20 %, wohingegen sich britische, irische und isländische Arbeitgeber nur zu durchschnittlich rund 9 % an den Sozialversicherungskosten beteiligen.

verhältnismäßig geringe Mitgliederzahlen. Trotz dieser Unterschiede muss die Bedeutung der Gewerkschaften im Kontext der jeweiligen historischen Gewerkschaftskultur betrachtet werden. So spielen beispielsweise die Gewerkschaften in Frankreich, trotz des geringen Organisationsgrades (8 %), eine besondere Rolle. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Streik in Frankreich ein individuelles Menschen-recht ist und beispielsweise arbeitsmarktpolitische Reformen als Anlass zur kollektiven Arbeitsniederlegung genommen werden. Jedoch führt Arbeitskampf in Frankreich unmittelbar zu Lohnverzicht, da es im Gegensatz zu Deutschland zwar geringere Mitgliedsbeiträge, aber keine Streikkassen gibt. Auf der anderen Seite ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad in Deutschland (18 %) zwar deutlich höher als in Frankreich, das Streikrecht in Deutschland aber sehr viel restriktiver, erlaubt etwa im Gegensatz zu Frankreich keine politisch motivierten Streiks (Hayter, 2011).

Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung in Frankreich am höchstenDer Bereich der Arbeitsmarktinstitutionen schließt durch ihren Einfluss auf Arbeitsangebot und -Nachfrage auch die Sozialversicherungssysteme ein. Ihre Finanzierung basiert weitestgehend auf einer allgemeinen Ver- sicherungspflicht und ist zumeist zum überwiegenden Teil aus Beiträgen und nur teilweise aus Steuermitteln finanziert. Die Beiträge werden dabei je nach Sozialversicherungssystem zu unterschiedlichen Anteilen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen. Die Sozialversicherungs- beiträge gehören für Arbeitgeber neben den Lohn- und Gehaltsfort-zahlungen im Krankheitsfall zu den wesentlichen Lohnnebenkosten. Im Kontext des internationalen Wettbewerbs wird seitens der Arbeitgeber argumentiert, dass eine stärkere Belastung durch höhere Sozialversi-cherungsbeiträge für Arbeitgeber die Sicherheit von Arbeitsplätzen im jeweiligen Land gefährdet. Dies gelte insbesondere für bestimmte Branchen. Zur Wahrung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen fordern Arbeitgebervertreter in Ländern mit hohen gesetzlichen Mindestanforderungen daher die Verringerung der Sozialversicherungsbeiträge. Demnach führen niedrigere Arbeitskosten theoretisch zu einer höheren Arbeitsnachfrage, welche von zentraler Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung ist.

Demgegenüber argumentieren Arbeitnehmervertreter, dass Arbeitgeber aufgrund der gesundheitsbeeinträchtigenden Wirkung von Arbeit an den Sozialversicherungskosten in gerechtem Umfang beteiligt werden müssen. Gleichzeitig werden die wirtschaftsfördernden Effekte einer Senkung der Arbeitgeberbeiträge in Frage gestellt. Bei gleichbleiben-dem Leistungsumfang der Sozialversicherungssysteme führten diese notwendigerweise zu einem Anstieg der Arbeitnehmerbeiträge führt, welche eine Verringerung des verfügbaren Nettoeinkommens von

Höchster % Niedrigster %

Island 82,6 Türkei 4,5

Finnland 68,6 Estland 6,4

Schweden 67,7 Frankreich 7,7

Dänemark 66,8 Ungarn 10,6

Belgien 55,0 USA 10,8

Höchster % Niedrigster %

Frankreich 28,65 Neuseeland 0,00

Tschechien 25,37 Dänemark 0,00

Estland 25,37 Chile 0,00

Italien 24,29 Isreal 4,78

Schweden 23,91 Australien 5,61

Tabelle 18: OECD Länder mit höchstem und niedrigstem Vergewerkschaftungsgrad (2013)

Tabelle 19: OECD Länder mit höchstem und niedrigstem Arbeitgeberbeitrag (2013)

Quelle: OECD (2015) Quelle: OECD (2015)

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2.4.3 Rest der WeltEntgegen häufiger Vorstellungen sind Arbeitsmärkte in Schwellen- und Entwicklungsländern keineswegs per se durch einen geringen Institu- tionalisierungsgrad gekennzeichnet. So gibt es auch in dieser Gruppe Länder, in denen Gewerkschaften einen hohen Organisationsgrad aufweisen und entsprechend schlagkräftig agieren. Ein deutlicher Zusammenhang zum allgemeinen Entwicklungsstand des Landes lässt sich dabei nicht erkennen. Unter den großen Schwellenländern ist der Organisationsgrad zurzeit in Brasilien, China und Südafrika am höchsten. Südafrika gilt allgemein als Beispiel dafür, welche wichtige Rolle Ge- werkschaften in der politischen und wirtschaftlichen Transformation eines Landes einnehmen können. Dort wie auch anderswo ist allerdings ein gewisser Bedeutungsverlust zu spüren, der sich zukünftig noch verstärken sollte. Ursächlich ist dafür zum einen die Politik der gra- duellen Marktöffnung, der sich Regierungen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländer verschrieben haben. Der wachsende internationale Konkurrenzdruck verringert die Lohnsetzungsspielräume und so die Einflussmöglichkeiten der Gewerkschaften. Auch der Transfer techno- logischer Innovationen aus den Industrieländern sowie die zunehmende Bedeutung von Dienstleistungen schwächen die Gewerkschaftsmacht, weil sie deren Stammklientel aus Industriearbeitern dezimieren. Hinzu kommt, dass in vielen dieser Länder Gewerkschaftsaktivitäten von staatlicher Seite entweder systematisch unterdrückt oder politisch durch Regierung und Parteien instrumentalisiert werden. So ist welt- weit in 87 Ländern das Streikrecht beschränkt, in 32 Ländern kam es zuletzt zu Übergriffen gegen Streikende (Betz, 2014).

Dort, wo keine Tarifverträge zur Balancierung der Interessen ausgehan-delt werden, nehmen die Regierungen zunehmend selbst das Heft in die Hand. Als Instrumente kommen hier vor allem Bestimmungen zum Arbeits- und Kündigungsschutz sowie staatlich festgesetzte Mindest-löhne zum Einsatz. Unter den großen Schwellenländern ist der Kün- digungsschutz vor allem in China hoch, wo durch eine rigidere Gesetz- gebung in der jüngeren Vergangenheit der Bestandschutz zu Gunsten des Arbeitnehmers deutlich gestärkt wurde. Im Gegensatz dazu ist die Arbeitnehmerseite in Saudi-Arabien, Brasilien, Südafrika, Russland und Indien nur in geringem Maße durch institutionelle Regeln zum Kündigungsschutz abgesichert (siehe Abbildung 23).

Mindestlöhne gibt es in der einen oder anderen Form momentan in etwa 90 % der ILO-Mitgliedsstaaten. Auch wenn diese oft nur für bestimmte Branchen und Personengruppen gelten, geht von ihnen doch eine gesamtwirtschaftliche Wirkung aus. So zieht eine staatlich induzierte Anhebung des Lohnniveaus in einzelnen Branchen oft auch Lohnanpassungen in anderen (formellen und informellen) Sektoren einer Entwicklungsökonomie nach sich, als Folge eines durch die Ab- wanderung dortiger Arbeitskräfte ausgelösten Lohndrucks. Gleich-zeitig belegt der globale Vergleich auch erhebliche Niveauunterschiede im Mindestlohn. So ist er kaufkraftbereinigt in Argentinien mehr als dreimal so hoch wie in Brasilien. Liegt der Mindestlohn sehr weit unter dem Durchschnittslohnniveau, sind natürlich kaum Effekte zu erwarten. Hinzu kommen vor allem in afrikanischen Ländern Probleme bei der praktischen Durchsetzung von Mindestlohngesetzen. Es mangelt vielerorts an staatlichen Inspektoren, oft auch an gesetzlichen Grund- lagen, um gegen das Gesetz verstoßende Arbeitsgeber überhaupt sank- tionieren zu können. Generell wird hier der Mangel an Daten über Art und Umfang von Arbeitsverhältnissen zum Problem (DW, 2013).

Allgemein ist auch auf ein Hindernis hinzuweisen, dass jeglicher Form von Institutionalisierung im Bereich der Arbeitsmärkte im Wege steht: Die Existenz von Schattenwirtschaften. Die meisten Ökonomien in Entwicklungsländern sind durch einen Dualismus aus formellem und informellem Sektor geprägt. Das Ausmaß des informellen Sektors ist zwar naturgemäß nur schwer zu messen, indirekte Schätzungen z.B. über die im Umlauf befindliche Bargeldmenge deuten aber daraufhin, dass es in vielen Ländern trotz staatlicher Anstrengungen kaum abge- nommen hat (Schneider und Enste, 2013). Insbesondere der Verzicht auf Steuerzahlungen und die Einhaltung rechtlicher Regularien stellt einen gewichtigen Wettbewerbsvorteil für den informellen Sektor dar, der seine Ausdehnung befördert. Dabei muss allerdings sorgfältig differenziert werden. Zur Schattenwirtschaft zählen sowohl die Selbstversorgungswirtschaft als auch die Untergrundwirtschaft. Erstere dürfte im Zuge der weltwirtschaftlichen Integration von Län- dern abnehmen, letztere nicht unbedingt. In beiden Fälle kann auch nicht von vollkommen institutionenfreien Räumen gesprochen werden. Oft ist es gerade im Bereich der Selbstversorgung der familiäre Rahmen, der den Arbeitskräften ein gewisses Maß an Absicherung

Abbildung 23: Rigidität des Kündigungsschutzes in ausgewählten Nicht-OECD-Ländern (2013)

Abbildung 22: Anteil Gewerkschaftsmitglieder an Lohnarbeitern in Nicht-OECD Ländern 13

Quelle: OECD (2014)Quelle: ILO (2015)

Brasilien

Chile

China

Kolumbien

Malaysia

Peru

Philippinen

Singapur

Ski Lanka

0

41,2

9,3

1,8

8,7

10 20 30 5040

17,9

35,5

27,8

14,6

27,9 Argentinien

Brasilien

China

Indien

Indonesien

Lettland

Russland

Saudi Arabien

Südafrika

0

2,5

10,5 1,5 2 2,5 3,5 43

2,0

1,1

2,6

1,7

2,9

3,2

2,9

2,9

Gewerkschaftsmitglieder in % Index (0-6)

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bietet und zugleich Regeln für den Arbeitsprozess definiert. Zudem schafft der informelle Sektor eben auch gezielt Arbeitsplätze für Personen, die aus den Strukturen der formellen Wirtschaft aus-geschlossen werden, ohne dass ihnen staatlicherseits ausreichende Absicherung zuteilwird, wie im Einzelfall etwa Alte, Geringqualifizierte oder Minderjährige. Dennoch untergräbt in der langfristigen Perspek-tive ein großer informeller Sektor zweifellos die Entwicklungschancen eines Landes, zumal der Übergang in den formellen Sektor für die Beschäftigen oft schwierig ist. Im regionalen Vergleich ist das ein- deutig in Afrika der Fall. Nach Schätzungen der ILO liegt dort in den Städten der Anteil der in der Schattenwirtschaft beschäftigten Erwerbspersonen bei über 60 %. Unter den weiblichen Arbeitskräften ist dieser Anteil noch einmal höher. Auch für Südasien suggerieren Schätzungen. dass mehr als die Hälfte der wahren wirtschaftlichen Aktivität sich in der Schattenwirtschaft abspielt. In Lateinamerika schwankt der geschätzte Anteil zwischen 40 und 75 % der Beschäftigten (Betz, 2014).

3 Angesichts der ökonomisch eher geringen Größe der osteuropäischen Nicht-OECD-Länder und der ökonomischen Verflechtung Russlands mit den Ländern Asiens und Osteuropas erscheint uns eine gemeinsame Betrachtung der beiden Regionen hier sinnvoll. 4 Die Ungleichheit in der Zahl an Bildungsjahren (Tabelle 8) wird von der UN auf Grundlage von Haushaltsdaten gemessen und durch den Atkinson Inequality Index (0-100%) ausgedrückt: http://hdr.undp.org.

5 Bei der Interpretation ist zu berücksichtigen, dass neben dem klassischen theoriebasierten Hochschulstudium (Tertiärtyp A) hier auch berufsbezogene Fachhochschulprogramme (Tertiärtyp B) enthalten sind.

6 Tertiäre Bildungsausgaben ohne Ausgaben für hochschulinterne Forschung & Entwicklung

7 Die Scores sind so skaliert dass der OECD Durchschnitt bei 500 liegt.

8 Berechnung als mit BIP-Werten gewichtetes Ländermittel

9 Ostasien: Keine Werte

10 Wir beschränken uns im Folgenden analog zum bisherigen Vorgehen auf die Nicht-OECD Länder.

11 Nominal ist der Mindestlohn am höchsten in Australien (11,46€), Frankreich (9,61€), Niederlande (9,21€), Belgien (9,10€) und Neuseeland (8,91€).

12 Angaben beziehen sich auf Single-Haushalt ohne Kinder mit Durchschnittseinkommen.

13 Jeweils zum jüngsten vorhandenen Beobachtungszeitpunkt

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den öffentlichen Hochschulen zuletzt mit gezielten Privatisierungs-strategien reagiert. Hierdurch entstehen allerdings neue Hürden, was den Zugang zu höherer Bildung und die Sicherstellung ihrer Qualität anbelangt. In Osteuropa sind ähnliche Strategien zu beobachten, allerdings vor dem Hintergrund einer deutlich ungünstigeren demo- grafischen Entwicklung. Stark sinkende Geburtenraten und Netto-Abwanderung werden das dortige Arbeitskräftepotential zukünftig schrumpfen lassen. Lateinamerika schließlich befindet sich demo-grafisch gesehen noch mitten in einer Übergangsphase vom Typus der Entwicklungsregion hin zum Bevölkerungsmuster der Industrieländer. Darin liegt für die wirtschaftliche Entwicklung der Region eine große Chance: Das Verhältnis aus jungen Arbeitskräften und erwerbs-unfähiger Bevölkerung wird in den nächsten Jahren noch günstig sein, was ausreichend Kapital für Zukunftsinvestitionen freisetzen könnte. Dem entgegen steht allerdings noch ein Rückstand im Qualifikations-niveau sowie in der Qualität der Bildungssysteme.

Das Gesamtranking des International Business Compass (IBC) zeigt in 2015 keine gravierenden Veränderungen. Die Länder in den globalen Top 3 sind dieselben geblieben, haben lediglich die Plätze getauscht. Die Schweiz hat nun knapp den Spitzenplatz erobert, gefolgt von den ostasiatischen Wirtschaftsmetropolen Singapur und Hong Kong. Da- hinter folgen in den übrigen Top 10 wie in den Vorjahren ausschließlich OECD-Länder. Die Niederlande und Großbritannien haben hier mit Verbesserungen von jeweils sieben Rangplätzen den größten Sprung nach vorne gemacht, primär bedingt durch verbesserte ökonomische Rahmenbedingungen. Demgegenüber mussten Australien und Irland unter den OECD-Ländern die stärksten Verluste hinnehmen. Die größten Bewegungen fanden allerdings im Mittelfeld des Rankings statt. Dabei haben sich vor allem einige osteuropäische Länder als große Gewinner präsentiert. Im weltweiten Regionsvergleich liegt Nordeuropa an der Spitze. Allein drei skandinavische Länder befinden sich im globalen Ländervergleich in den Top 10. Unter den Entwicklungs- regionen hat vor allem Nordafrika bedingt durch die zunehmende politische Instabilität deutlich an Boden verloren.

Gleichzeitig hat der diesjährige Themenschwerpunkt gezeigt, dass im Hinblick auf den so wichtigen Standortfaktor Arbeitskräfte auch in den erfolgreichsten Ländern noch Nachholbedarf herrscht. Gegen- wärtig hat hier jede Region ihre spezifischen Probleme. Die westlichen Industrieländer und Japan verfügen aktuell zwar noch über die am höchsten qualifizierten Beschäftigten, sehen sich aber der Heraus-forderung einer zunehmenden Alterung ihrer Erwerbsbevölkerung gegenüber. Dies schlägt sich nicht zuletzt in einem Reformdruck auf die Arbeitsmarktinstitutionen nieder. Afrika hat trotz Auswanderung deutlich günstigere demografische Perspektiven, bedingt durch unge- brochen hohe Geburtenraten zumindest südlich der Sahara. Auch die Erwerbsbeteiligung ist hier streckenweise deutlich höher als in den Industrieländern. Auf der anderen Seite belastet die demografische Entwicklung dort zusätzlich die Kapazitäten der ohnehin unterfinan-zierten Bildungssysteme. Hinzu kommt mangelnde Chancengleichheit im Bildungszugang: In vielen Ländern Afrikas sind nach wie vor weite Bevölkerungsanteile selbst vom Zugang zu elementarer Bildung abgeschnitten.

In Asien wirkt vor allem das weitgehend hohe Wirtschaftswachstum auf die Zusammensetzung des Arbeitskräftepools ein. Die Erwerbs-beteiligung der jungen Bevölkerung ist spürbar gesunken. Das resul- tiert allerdings vornehmlich aus einer eher günstigen Entwicklung, einer zunehmenden Nachfrage nach höherer Bildung. Der Glaube an Bildung als Schlüssel zum gesellschaftlichen Aufstieg scheint sich auf breiter Front durchgesetzt zu haben. Politische Entscheidungsträger in der Region haben auf die hiermit verbundenen Kapazitätsüberlastungen an

3. FAZIT

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ANHANG A

LÄNDERÜBERSICHT

Afrika

Östliches Afrika EAF Äthiopien, Burundi, Dschibuti, Eritrea, Kenia, Komoren, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Ruanda, Sambia, Tansania, Uganda, Simbabwe

Mittleres Afrika CAF Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Demokratische Republik Kongo, Republik Kongo, Sao Tome und Prín-cipe, Tschad, Zentralafrikanische Republik

Nördliches Afrika NAF Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Sudan, Tunesien

Südliches Afrika SAF Botswana, Lesotho, Namibia, Südafrika, Swasiland

Westliches Afrika WAF Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kapverden, Liberia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Togo

Asien

Zentralasien CAS Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan

Ostasien EAS China, Hongkong, Japan, Mongolei, Südkorea, Taiwan

Südasien SAS Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Iran, Malediven, Nepal, Pakistan, Sri Lanka

Südostasien SEAS Brunei Darussalam, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thai-land, Timor-Leste, Vietnam

Westasien WAS Aserbaidschan, Bahrain, Georgien, Irak, Israel, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Oman, Saudi Arabien, Syrien, Türkei, Vereinigte Arabische Emirate, Zypern

Europa

Osteuropa EEU Bulgarien, Rep. Moldau, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn, Weißrussland

Nordeuropa NEU Dänemark, Estland, Finnland, Irland, Island, Lettland, Litauen, Norwegen, Schweden, Vereinigtes Königreich

Südeuropa SEU Albanien, Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Malta, Mazedonien, Montenegro, Portugal, Serbien, Slowenien, Spanien

Westeuropa WEU Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Schweiz

Nord- und Südamerika

Nordamerika NAM Kanada, Vereinigte Staaten von Amerika

Lateinamerika und Karibik

CAM, SAM, KAR

Argentinien, Bahamas, Barbados, Belize, Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Guyana, Haiti, Honduras, Jamaika, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, St. Lucia, Surinam, Trinidad und Tobago, Uruguay, Venezuela

Ozeanien

Ozeanien OCE Australien, Fidschi, Neuseeland, Papua-Neuguinea, Salomonen, Samoa, Vanuatu

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BDO International Business Compass 201546

Variable Definition Beschreibung Quelle

Bevölkerung Gesamtbevölkerung Alle Einwohner, unabhängig von rechtlichem Status oder Staatsbürgerschaft - ausgenom-men Flüchtlinge ohne dauerhaften Wohnsitz im Asylland, die üblicherweise zur Bevölkerung des Herkunftslandes gezählt werden.

2012 Weltbank, World Devel-opment Indicators Online.

Bevölkerungswachstum Durchschnittliche Bevölker-ungswachstumsrate

Die jährliche Wachstumsrate wird aus der n-ten Wurzel der Gesamtwachstumsrate berechnet, wobei n die Anzahl der Jahre in der betrachteten Periode repräsentiert.

2007-2012 Weltbank, World Development Indicators Online.

BIP pro Kopf Kaufkraftbereinigtes Brut-toinlandsprodukt pro Kopf

Bruttoinlandsprodukt - Gesamtwert aller Güt-er (Waren und Dienstleistungen) in Kaufkraft-paritäten umgerechnet

2012 IMF, World Economic Outlook Database. 14

Arbeitslosenrate Arbeitslosenrate (%) Anteil der Arbeitssuchenden im Verhältnis zu allen Arbeitskräften

2012 IMF, World Economic Outlook Database. 15

Staatsverschuldung Brutto-Staatsverschuldung (% des BIP)

Bruttostaatsverschuldung im Verhältnis zum BIP; spiegelt die gesamten Staatsanleihen in der Landeswährung abzüglich der Rück- zahlungen wider.

2012 IMF, World Economic Outlook Database 2011. 16

Pro-Kopf-ADI-Zuflüsse Durchschnittlicher Pro-Kopf Zufluss von ADI

Durchschnittlicher Pro-Kopf-Zufluss von ausländischen Direktinvestitionen (ADI)

2007-2012 Weltbank, World Development Indicators Online.

Inflation Inflation (%) Jährliche prozentuale Änderung der durch-schnittlichen Konsumentenpreise

2012 IMF, World Economic Outlook Database.

Pro-Kopf-Konsumausgaben Pro-Kopf-Konsumausgaben von Privathaushalten (in kon-stanten 2000 US$)

Durchschnittliche Konsumausgaben der pri-vaten Haushalte pro Kopf. Konsumausgaben privater Haushalte ist der Marktwerkt aller von den Haushalten gekauften Güter und Dienst-leistungen, inklusive langlebiger Güter.

2012 Weltbank, World Devel-opment Indicators Online. 17

Politische Stabilität Zwischen -2.5 und 2.5 Reflektiert die Wahrnehmung der Wahrschein-lichkeit, dass die Regierung durch nicht-verfas-sungsgemäße oder gewalttätige Maßnahmen destabilisiert oder gestürzt wird, einschließlich politisch motivierter Gewalt und Terrorismus.

2012 Weltbank, Worldwide Governance Indicators.

Regulatorische Qualität Zwischen -2.5 und 2.5 Reflektiert die Wahrnehmung über die Fähig-keit der Regierung, eine vernünftige Politik und Regulierung zu formulieren und umzusetzen, die die Entwicklung des Privatsektors erlaubt und fördert

2012 Weltbank, Worldwide Governance Indicators.

Rechtsstaatlichkeit Zwischen -2.5 und 2.5 Reflektiert Wahrnehmungen des Ausmaßes, in dem Akteure den Gesellschaftsregeln ver-trauen und diesen Folge leisten; besonders die Qualität von Vertragsvollziehung/-durch- setzung, Eigentumsrecht, Polizei, Gerichten sowie die Wahrscheinlichkeit von Verbrechen und Gewalt

2012 Weltbank , Worldwide Governance Indicators.

ANHANG B

VARIABLENÜBERSICHT

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14 Ergänzt durch Daten der Weltbank und der CIA.

15 Ergänzt durch Daten der CIA sowie der Afrikanischen Entwicklungsbank.

16 Ergänzt durch Daten der Weltbank.

17 Ergänzt durch Daten der Weltbank.

Variable Definition Beschreibung Quelle

Korruptionskontrolle Zwischen -2.5 und 2.5 Reflektiert die Wahrnehmung des Ausmaßes, in dem die öffentliche Gewalt zu privatem Nutzen ausgeübt wird; einschließlich gering-fügigen und schweren Formen der Korrup-tion, sowie das „Einnehmen" des Staates durch Eliten und private Interessen

2012 Weltbank, Worldwide Governance Indicators.

Gesundheit Lebenserwartung bei Geburt Index mit einem Minimalwert von 20 Jahren und dem beobachteten Maximalwert zwischen 1980 und 2010

2012 UNDP, Human Devel-opment Index.

Bildung Durchschnittliche schulische Ausbildung

Index aus durchschnittlicher schulischer Aus-bildungszeit (Erwachsene) und erwarteter schulischer Ausbildungszeit (Kinder)

2012 UNDP, Human Devel-opment Index.

Geschäftsfreiheit Zwischen 0 und 100 Misst die allgemeine Belastung durch Regle-mentierung sowie die Effizienz des Staates im regulatorischen Prozess (Maßzahl für den Grad der Bürokratisierung)

2012 Index of Economic Free-dom, Heritage Foundation.

Handelsfreiheit Zwischen 0 und 100 Fehlen von Handelshemmnissen, die den Export und Import von Gütern und Dienstleistungen behindern

2012 Index of Economic Free-dom, Heritage Foundation.

Investitionsfreiheit Zwischen 0 und 100 Ausmaß der Beschränkungen für Flüsse von Investitionskapital

2012 Index of Economic Free-dom, Heritage Foundation.

Arbeitsfreiheit Zwischen 0 und 100 Rechtliche und regulatorische Rahmenbe- dingungen des Arbeitsmarktes eines Landes

2012 Index of Economic Free-dom, Heritage Foundation.

Infrastruktur Zwischen 1 und 5 Qualität der handels- und transportbezogenen Infrastruktur (z.B. Häfen, Eisenbahnen, Stra-ßen, Informationstechnologie)

2012 Daten der Weltbank, Logistics Performance Index.

Gesamtsteuersatz Steuerliche Belastung des Unternehmensgewinns (%)

Anteil der Steuern und Abgaben am Unterneh-mensgewinn nach Abzügen und Freistellungen

2012 Daten der Weltbank, World Development Indica-tors Online.

Marktpotenzial Reales Marktpotenzial Summe der Wirtschaftsleistung aller Länder weltweit, gewichtet mit der bilateralen Han-delsdistanz

Eigene Berechnung

Lohnkosten Basiert auf kaufkraftbereinig-tem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf

Bruttoinlandsprodukt in Kaufkraftpartitäten umgerechnet

2012 Daten des Internatio-nalen Währungsfonds, World Economic Outlook Database 2011.

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ANHANG C

RANKING GESAMTINDEX

Schweiz EU 1 2 81.88 6 69.35 6 95.60 1 82.81

Singapur AS 2 -1 81.03 1 75.63 5 96.24 11 73.09

Hong Kong AS 3 -1 80.17 2 74.62 10 92.44 5 74.70

Norwegen EU 4 0 79.04 7 69.33 8 94.91 4 75.06

Dänemark EU 5 1 78.90 8 69.07 3 96.52 8 73.67

Niederlande EU 6 7 77.71 3 73.81 7 95.29 21 66.71

Kanada NAM 7 3 76.98 13 67.14 12 91.97 7 73.87

Großbritannien EU 8 7 76.58 11 68.40 15 90.57 12 72.50

Schweden EU 9 0 75.88 14 67.00 2 97.43 19 66.93

Neuseeland OC 10 -3 75.72 26 61.52 4 96.27 9 73.32

Deutschland EU 11 8 75.64 5 70.63 13 91.75 20 66.78

Australien OC 12 -7 75.13 33 60.50 11 92.35 3 75.91

Österreich EU 13 4 75.10 18 64.18 9 93.00 14 70.96

USA NAM 14 -3 74.91 21 63.21 22 83.06 2 80.07

Belgien EU 15 -3 74.11 9 68.68 17 88.27 18 67.14

Katar AS 16 0 74.06 4 72.38 38 75.36 6 74.48

Irland EU 17 -9 73.28 17 64.26 14 91.12 17 67.21

Finnland EU 18 -4 72.99 19 63.87 1 97.72 28 62.31

Island EU 19 -1 71.72 43 58.44 16 88.36 13 71.45

Japan AS 20 1 70.19 55 56.19 21 84.15 10 73.15

Ver. Arab. Emirate AS 21 -1 69.45 15 66.53 47 71.40 15 70.52

Frankreich EU 22 0 69.09 16 64.68 23 80.63 25 63.24

Taiwan AS 23 1 68.03 12 67.97 27 78.82 42 58.77

Südkorea AS 24 4 67.84 10 68.53 45 72.18 26 63.12

Tschechien EU 25 5 67.83 25 61.84 25 79.42 24 63.55

Brunei Darussalam AS 26 7 67.22 31 60.66 35 77.11 23 64.94

Israel AS 27 0 66.10 42 58.47 44 72.41 16 68.23

Chile LAM 28 -5 66.10 53 56.23 18 85.83 34 59.83

Estland EU 29 2 66.01 28 61.02 19 85.72 53 55.00

Lettland EU 30 19 66.01 22 62.30 31 77.33 35 59.70

Litauen EU 31 13 65.83 29 60.95 26 78.84 38 59.38

Slowenien EU 32 0 65.21 24 62.00 36 76.98 45 58.08

Malta EU 33 -7 64.80 59 55.31 20 84.69 44 58.09

Polen EU 34 2 64.10 32 60.51 30 77.52 49 56.16

Italien EU 35 3 63.43 41 58.54 42 73.15 36 59.60

Bahrain AS 36 -2 63.22 27 61.08 58 63.35 22 65.30

Oman AS 37 6 63.12 39 59.30 51 67.86 27 62.49

Land Konti-nent

Index Ökonomische Politisch-rechtliche Soziokulturelle

Rahmenbedingungen

Rang Änderung Wert Rang Wert Rang Wert Rang Wert

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Zypern AS 38 -13 62.70 60 55.18 33 77.17 46 57.88

Ungarn EU 39 0 62.54 35 59.91 39 75.11 55 54.35

Slowakei EU 40 0 62.12 34 60.04 37 75.99 66 52.54

Malaysia AS 41 4 61.55 38 59.30 54 65.39 32 60.14

Kuwait AS 42 5 61.02 23 62.06 68 60.50 30 60.52

Georgien AS 43 5 60.93 56 55.87 50 68.18 39 59.37

Spanien EU 44 -15 60.91 37 59.56 34 77.12 90 49.19

Samoa OC 45 6 59.95 68 53.11 52 66.24 29 61.26

St. Lucia LAM 46 6 59.76 81 51.47 41 73.40 48 56.51

Rumänien EU 47 9 59.62 44 57.61 49 68.30 59 53.86

Mauritius AF 48 -7 59.59 100 49.41 24 79.49 58 53.88

Portugal EU 49 -7 59.48 48 57.31 28 78.30 105 46.90

Uruguay LAM 50 -13 59.18 110 48.41 29 77.89 54 54.97

Costa Rica LAM 51 2 58.75 72 52.28 43 72.78 61 53.30

Saudi-Arabien AS 52 -2 58.56 30 60.79 84 55.62 37 59.39

Barbados LAM 53 -18 58.21 123 47.64 40 74.15 50 55.84

Bahamas LAM 54 -8 58.09 78 51.62 56 63.44 33 59.85

Bulgarien EU 55 -1 57.89 36 59.89 62 62.06 68 52.18

Kroatien EU 56 1 57.80 49 56.94 46 71.55 103 47.40

Türkei AS 57 10 56.47 45 57.47 65 60.87 77 51.48

Trinidad und Tob. LAM 58 2 56.44 83 51.12 74 59.34 40 59.27

Panama LAM 59 2 56.24 64 53.96 66 60.68 57 54.32

Montenegro EU 60 -5 55.77 51 56.35 57 63.44 94 48.52

Mexiko LAM 61 1 55.65 66 53.58 78 57.75 51 55.69

Jordanien AS 62 3 55.57 90 50.58 61 62.43 56 54.35

Botswana AF 63 -5 54.95 106 49.05 32 77.20 125 43.83

Albanien EU 64 12 54.61 52 56.28 72 60.27 101 48.02

Aserbaidschan AS 65 13 54.50 67 53.39 104 50.22 31 60.36

Armenien AS 66 -7 54.41 71 52.65 63 61.39 87 49.83

Griechenland EU 67 -1 54.40 70 52.73 55 64.18 102 47.55

Vanuatu OC 68 4 54.19 86 51.01 69 60.41 76 51.64

Peru LAM 69 -6 54.01 77 51.65 77 57.86 65 52.71

Jamaika LAM 70 0 53.24 135 45.57 60 62.77 64 52.75

Thailand AS 71 4 53.17 46 57.38 102 50.39 72 51.98

Serbien EU 72 9 53.00 75 51.81 73 59.61 99 48.21

Kasachstan AS 73 0 52.93 61 54.62 117 47.02 47 57.73

Kolumbien LAM 74 -3 52.88 87 50.99 83 55.69 71 52.06

El Salvador LAM 75 -1 52.43 91 50.29 75 58.93 93 48.63

Dominikanische Rep. LAM 76 9 52.43 97 49.98 79 57.60 85 50.06

Bosnien und Herzegowina EU 77 -8 52.40 63 54.01 64 61.30 127 43.45

Ruanda AF 78 15 52.37 84 51.09 59 63.02 120 44.60

Kosovo EU 79 5 51.88 58 55.49 90 53.32 104 47.19

Mazedonien EU 80 -12 51.68 57 55.84 67 60.67 136 40.73

Belize LAM 81 -17 51.36 93 50.23 95 51.73 70 52.15

Fidschi OC 82 8 51.28 128 46.90 108 49.44 43 58.17

China AS 83 14 51.19 54 56.20 118 46.77 78 51.03

Land Konti-nent

Index Ökonomische Politisch-rechtliche Soziokulturelle

Rahmenbedingungen

Rang Änderung Wert Rang Wert Rang Wert Rang Wert

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BDO International Business Compass 201550

Mongolei AS 84 -2 51.15 115 48.20 86 55.33 82 50.17

Sri Lanka AS 85 2 50.92 125 47.31 100 50.58 52 55.18

Weißrussland EU 86 29 50.92 99 49.44 122 45.19 41 59.10

Moldawien EU 87 7 50.88 65 53.79 88 53.54 112 45.75

Philippinen AS 88 14 50.60 73 52.17 97 51.69 100 48.05

Ukraine EU 89 20 50.57 20 63.21 140 40.79 83 50.16

Malediven AS 90 20 50.43 40 59.22 138 41.52 69 52.17

Suriname LAM 91 -3 50.15 109 48.55 106 50.00 73 51.97

Guatemala LAM 92 4 50.01 98 49.89 96 51.72 95 48.48

Südafrika AF 93 -4 49.93 50 56.54 70 60.39 155 36.46

Brasilien LAM 94 -17 49.88 138 45.33 82 55.88 92 49.00

Ghana AF 95 -9 49.88 140 45.32 71 60.28 113 45.43

Namibia AF 96 -16 49.38 103 49.16 53 65.73 154 37.26

Nicaragua LAM 97 2 49.24 141 45.19 87 54.61 98 48.38

Paraguay LAM 98 -7 49.19 89 50.61 93 51.81 114 45.38

Vietnam AS 99 -4 49.17 79 51.58 119 46.26 88 49.82

Russland EU 100 4 49.11 62 54.06 139 41.20 62 53.17

Sambia AF 101 17 48.95 108 48.63 76 58.47 134 41.24

Kirgisistan AS 102 -4 48.68 114 48.20 123 45.17 63 52.99

Indonesien AS 103 2 48.58 85 51.08 111 48.23 107 46.53

Libanon AS 104 2 48.56 127 46.99 121 45.38 60 53.69

Guyana LAM 105 7 48.46 118 48.02 114 47.36 86 50.04

Kambodscha AS 106 14 48.38 116 48.16 110 48.54 96 48.42

Ecuador LAM 107 10 48.20 88 50.67 133 42.62 74 51.86

Kapverden AF 108 -29 48.17 137 45.35 48 68.81 159 35.83

Tunesien AF 109 -26 48.03 76 51.81 120 46.15 108 46.33

Salomonen OC 110 6 47.47 119 47.90 128 43.87 80 50.91

Senegal AF 111 10 47.12 132 46.37 81 56.53 142 39.90

Bhutan AS 112 -12 47.00 156 43.75 98 51.32 109 46.25

Timor-Leste AS 113 15 46.98 92 50.26 141 40.67 81 50.73

Uganda AF 114 0 46.89 148 44.52 107 49.58 106 46.71

Benin AF 115 11 46.68 120 47.85 92 52.23 137 40.71

Marokko AF 116 -13 46.64 94 50.19 89 53.37 151 37.87

Argentinien LAM 117 -25 46.58 153 43.83 124 44.54 75 51.78

Gabun AF 118 -17 46.41 105 49.12 99 50.97 141 39.92

Papua Neu Guinea OC 119 -6 46.21 144 45.15 125 44.32 89 49.29

Honduras LAM 120 -12 45.95 130 46.61 113 47.86 126 43.48

Algerien AF 121 2 45.73 74 51.91 144 40.16 111 45.88

Madagaskar AF 122 -15 45.61 136 45.37 116 47.13 122 44.37

Tansania AF 123 -4 45.52 162 42.35 91 52.59 130 42.34

Liberia AF 124 18 45.49 47 57.32 136 41.92 146 39.16

Irak AS 125 0 45.34 96 50.03 151 36.57 79 50.94

Kenia AF 126 17 45.14 124 47.53 129 43.80 124 44.18

Indien AS 127 4 45.06 131 46.58 126 43.99 119 44.64

Laos AS 128 2 44.45 129 46.62 134 42.11 117 44.73

Swasiland AF 129 -5 44.26 102 49.31 85 55.51 168 31.68

Land Konti-nent

Index Ökonomische Politisch-rechtliche Soziokulturelle

Rahmenbedingungen

Rang Änderung Wert Rang Wert Rang Wert Rang Wert

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Ägypten AF 130 -19 44.17 101 49.33 135 41.94 132 41.64

Sao Tome and Principe AF 131 -4 43.97 149 44.20 103 50.25 148 38.27

Burkina Faso AF 132 -10 43.94 104 49.15 105 50.01 165 34.50

Dschibuti AF 133 29 43.92 154 43.79 109 49.30 145 39.24

Bangladesch AS 134 0 43.69 95 50.16 148 38.45 128 43.26

Tadschikistan AS 135 -2 43.16 112 48.25 155 33.93 91 49.13

Bolivien LAM 136 -4 42.62 159 42.88 142 40.43 118 44.67

Mali AF 137 4 41.87 126 47.28 130 43.41 160 35.77

Elfenbeinküste AF 138 9 41.86 122 47.71 132 42.86 158 35.87

Haiti LAM 139 15 41.75 161 42.75 147 38.49 123 44.24

Lesotho AF 140 -5 41.44 145 44.97 80 56.59 170 27.96

Usbekistan AS 141 -2 41.38 121 47.80 165 28.33 67 52.33

Malawi AF 142 -13 41.19 170 36.40 101 50.56 150 37.97

Pakistan AS 143 2 41.15 82 51.22 157 33.11 135 41.08

Kamerun AF 144 14 41.13 147 44.54 149 37.47 131 41.68

Äthiopien AF 145 10 40.89 113 48.24 153 35.59 143 39.81

Niger AF 146 -10 40.87 152 43.91 127 43.88 162 35.44

Burundi AF 147 -1 40.44 139 45.33 143 40.19 156 36.30

Mauretanien AF 148 4 40.38 168 38.70 131 43.06 144 39.50

Gambia AF 149 -12 40.16 173 31.25 94 51.81 140 40.01

Togo AF 150 -1 40.14 150 44.08 145 38.83 152 37.78

Nigeria AF 151 2 39.98 111 48.31 159 32.76 138 40.37

Nepal AS 152 -4 39.44 107 48.66 158 32.95 149 38.26

Turkmenistan AS 153 13 39.23 151 44.03 162 30.77 121 44.55

Guinea AF 154 7 39.09 165 41.34 152 35.94 139 40.19

Myanmar AS 155 12 39.03 163 42.33 161 31.04 115 45.26

Komoren AF 156 9 38.46 169 37.64 137 41.70 157 36.26

Jemen AS 157 -19 38.46 157 43.26 150 36.80 161 35.73

Sierra Leone AF 158 -7 38.37 133 45.92 115 47.20 173 26.07

Afghanistan AS 159 13 38.36 143 45.15 164 29.48 129 42.40

Äquatorialguinea AF 160 -16 38.33 117 48.05 156 33.76 164 34.73

Angola AF 161 -1 38.00 155 43.79 146 38.62 167 32.44

Libyen AF 162 -3 37.59 80 51.47 173 20.60 84 50.11

Iran AS 163 -13 36.86 134 45.64 168 24.50 116 44.79

Kongo, Rep. AF 164 -8 36.76 167 41.21 160 32.09 153 37.56

Mosambik AF 165 -25 36.18 146 44.56 112 48.03 174 22.13

Guinea-Bissau AF 166 -3 35.80 160 42.78 163 30.39 163 35.29

Tschad AF 167 1 34.65 158 43.22 154 34.60 171 27.83

Venezuela LAM 168 -11 34.39 171 35.58 171 23.63 97 48.39

Simbabwe AF 169 2 33.72 164 42.26 170 23.68 147 38.32

Eritrea AF 170 0 32.33 174 30.49 167 26.69 133 41.51

Zentralafrikanische Rep. AF 171 -7 32.01 166 41.24 166 28.23 169 28.18

Kongo, Dem. Rep. AF 172 2 31.11 142 45.17 169 24.02 172 27.74

Nordkorea AS 173 0 30.77 69 52.77 174 11.95 110 46.18

Sudan AF 174 -5 28.54 172 31.91 172 21.75 166 33.50

* OECD-Mitgliedsstaaten; AF=Afrika, AS=Asien, EU=Europa, LAM=Lateinamerika, NAM=Nordamerika, OC=Ozeanien.

Land Konti-nent

Index Ökonomische Politisch-rechtliche Soziokulturelle

Rahmenbedingungen

Rang Änderung Wert Rang Wert Rang Wert Rang Wert

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BDO International Business Compass 201552

ANHANG D

RANKING TEILINDIZESABSATZ UND PRODUKTION

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

AFRIKA

Ägypten 54.69 10 -8 39.58 23 -20

Algerien 51.52 17 -4 37.92 31 -27

Angola 43.84 31 6 39.65 22 -16

Äquatorialguinea 43.74 32 13 40.16 20 6

Äthiopien 42.60 37 -7 35.61 40 -7

Benin 50.92 18 -6 43.13 11 12

Botswana 61.98 2 4 49.75 4 3

Burkina Faso 49.82 21 -5 41.25 14 16

Burundi 42.90 35 13 35.48 41 10

Dschibuti 50.70 20 -5 36.65 37 10

Elfenbeinküste 49.40 23 -4 40.91 16 3

Eritrea 30.81 48 1 32.18 48 0

Gabun 51.62 15 2 41.20 15 10

Gambia 36.50 46 -21 38.34 30 13

Ghana 58.17 5 2 39.43 24 -12

Guinea 43.19 34 0 32.05 49 -15

Guinea-Bissau 38.96 44 -5 37.32 34 8

Kamerun 43.33 33 -4 37.80 32 -19

Kapverden 57.09 7 25 46.41 5 40

Kenia 52.15 14 4 40.21 18 -3

Komoren 31.52 47 -1 41.77 13 33

Kongo, Dem. Rep.

26.74 51 0 32.60 47 -3

Kongo, Rep. 39.94 40 0 33.88 46 -8

Lesotho 50.89 19 2 42.93 12 24

Liberia 39.58 41 -13 38.64 28 11

Libyen 47.65 26 18 34.07 45 -21

Madagaskar 42.54 38 5 38.98 27 -18

Malawi 44.72 28 -2 34.43 44 -9

Mali 47.30 27 -4 37.68 33 8

Marokko 53.83 12 -8 40.17 19 -17

Mauretanien 44.65 29 -2 35.46 42 -11

Mauritius 66.55 1 0 51.72 2 9

Mosambik 36.76 45 2 39.87 21 -4

Namibia 59.61 4 4 50.18 3 7

Niger 41.35 39 -15 35.92 39 -18

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

AFRIKA

Nigeria 51.60 16 4 35.26 43 -35

Ruanda 57.04 8 2 45.18 6 23

Sambia 52.25 13 22 45.14 7 13

Sao Tome and Principe

48.48 24 9 44.19 10 39

Senegal 49.59 22 -8 44.81 8 6

Sierra Leone 43.86 30 6 39.27 25 15

Simbabwe 30.60 49 1 36.14 38 -16

Südafrika 61.05 3 2 52.15 1 0

Sudan 39.29 43 -5 15.38 51 -24

Swasiland 57.48 6 3 44.29 9 19

Tansania 48.42 25 -3 40.24 17 33

Togo 39.30 42 -11 38.45 29 8

Tschad 42.68 36 5 37.10 35 -17

Tunesien 55.43 9 -6 36.87 36 -31

Uganda 54.04 11 0 39.19 26 -10

Zentralafri-kanische Rep.

28.17 50 -8 28.15 50 -18

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Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

ASIEN

Afghanistan 49.09 35 5 25.03 43 -5

Armenien 62.66 15 3 46.57 19 12

Aserbaidschan 58.74 21 4 45.46 20 8

Bahrain 73.35 4 1 46.58 18 9

Bangladesch 52.29 33 -13 34.32 39 -16

Bhutan 54.50 26 12 38.06 34 7

Brunei Darus-salam

71.84 6 10 57.85 7 26

China 59.05 18 -1 66.11 3 -2

Georgien 67.07 12 7 48.94 15 3

Hong Kong 91.82 2 0 70.59 1 2

Indien 58.89 20 1 54.31 10 -5

Indonesien 53.96 29 -5 47.97 16 -8

Irak 54.76 25 6 38.88 32 -15

Iran 43.35 40 -1 21.04 44 -14

Jemen 46.83 37 -5 33.04 42 -21

Jordanien 67.10 11 -1 44.67 22 3

Kambodscha 52.77 32 -3 44.19 24 8

Kasachstan 58.71 22 8 44.57 23 -9

Katar 72.52 5 3 60.98 6 10

Kirgisistan 54.32 27 6 35.93 38 -2

Kuwait 66.61 13 -6 52.03 12 8

Laos 49.05 36 -1 38.42 33 2

Libanon 58.41 23 -10 41.01 29 -3

Malaysia 69.20 9 3 54.99 9 0

Malediven 52.09 34 0 39.80 31 11

Mongolei 58.91 19 9 42.46 26 8

Myanmar 44.72 39 2 37.21 36 -23

Nepal 42.99 41 -5 34.28 40 -3

Nordkorea 46.78 38 6 41.32 28 15

Oman 67.97 10 5 54.22 11 4

Pakistan 52.78 31 -5 33.95 41 3

Philippinen 57.19 24 -2 44.71 21 -10

Saudi-Arabien 64.66 14 0 50.36 13 -7

Singapur 95.78 1 0 70.05 2 5

Sri Lanka 52.82 30 -7 40.89 30 -6

Tadschikistan 41.45 42 -5 37.76 35 4

Taiwan 74.79 3 0 65.57 4 -2

Thailand 62.36 16 -7 47.27 17 -7

Timor-Leste 59.29 17 -13 43.17 25 15

Turkmenistan 36.97 44 -1 42.29 27 2

Usbekistan 39.81 43 -1 36.17 37 -15

Ver. Arab. Emir-ate

70.07 7 -1 65.19 5 -1

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

ASIEN

Vietnam 54.00 28 -1 50.03 14 -2

Zypern 69.78 8 3 55.53 8 11

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

EUROPA

Albanien 63.76 12 -1 56.40 4 7

Bosnien und Herzegowina

65.23 10 -1 52.00 9 -3

Bulgarien 67.38 6 0 54.38 7 -2

Kosovo 66.79 7 -4 51.85 10 -1

Kroatien 67.89 5 2 55.94 5 -1

Lettland 75.14 1 4 67.73 1 9

Litauen 71.60 2 2 66.90 2 5

Malta 71.01 3 -2 60.26 3 9

Mazedonien 63.93 11 1 45.06 14 0

Moldawien 53.55 14 0 45.09 13 2

Montenegro 66.14 9 -7 52.04 8 5

Rumänien 70.02 4 4 54.59 6 -3

Russland 50.58 16 0 44.05 15 -14

Serbien 66.49 8 2 49.94 12 -4

Ukraine 51.35 15 -2 50.25 11 -9

Weißrussland 55.57 13 2 41.01 16 0

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BDO International Business Compass 201554

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

LATEINAMERIKA

Argentinien 44.96 22 -4 45.30 15 -13

Bahamas 60.52 5 3 54.11 1 19

Barbados 63.78 2 0 52.22 3 20

Belize 55.09 14 -2 47.95 11 13

Bolivien 36.33 25 -1 41.47 23 -6

Brasilien 54.25 15 -1 47.62 12 -11

Costa Rica 59.04 8 -7 50.22 4 6

Dominikanische Rep.

58.76 9 2 48.87 9 -4

Ecuador 47.91 20 -3 44.96 17 -8

El Salvador 58.72 10 -7 49.77 7 5

Guatemala 52.85 17 -8 45.26 16 -8

Guyana 52.71 18 3 42.42 20 2

Haiti 43.76 23 0 40.45 24 -13

Honduras 46.03 21 -2 41.97 22 -6

Jamaika 63.16 4 2 48.30 10 3

Kolumbien 58.71 11 2 42.14 21 -17

Nicaragua 53.00 16 -1 44.29 19 0

Panama 59.76 7 0 50.18 5 9

Paraguay 51.96 19 1 44.54 18 0

Peru 57.23 12 4 46.72 13 -10

St. Lucia 65.07 1 9 52.70 2 23

Suriname 56.49 13 9 46.52 14 7

Trinidad und Tobago

60.29 6 -2 49.30 8 7

Uruguay 63.61 3 2 50.08 6 0

Venezuela 37.88 24 1 25.97 25 -18

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

OECD

Australien 77.25 18 10 71.50 15 -7

Belgien 90.13 2 -1 72.30 12 2

Chile 72.43 27 3 56.09 30 -5

Dänemark 88.20 5 3 72.42 11 8

Deutschland 85.90 7 -1 74.99 4 -1

Estland 74.52 20 2 58.43 28 4

Finnland 77.98 16 4 71.20 16 4

Frankreich 78.27 14 -1 68.83 18 -13

Griechenland 65.31 32 -6 57.36 29 -3

Großbritannien 88.90 3 2 73.41 7 -3

Irland 85.47 8 4 71.83 13 10

Island 72.27 28 1 72.50 10 23

Israel 73.15 24 -13 53.58 31 -2

Italien 73.18 23 -8 67.42 19 -13

Japan 81.23 11 -7 73.90 6 -4

Kanada 86.47 6 11 73.19 8 -1

Mexiko 59.52 33 0 51.27 32 -17

Neusee 77.73 17 8 70.30 17 7

Niederlande 91.34 1 1 72.59 9 1

Norwegen 78.04 15 8 79.62 2 16

Österreich 85.11 9 1 71.65 14 2

Polen 73.13 25 -4 62.06 23 -6

Portugal 68.19 31 -13 64.10 20 2

Schweden 81.03 12 7 74.27 5 8

Schweiz 88.79 4 3 80.57 1 11

Slowakei 72.22 29 2 60.72 25 5

Slowenien 72.67 26 1 61.71 24 7

Spanien 73.56 21 -7 63.48 21 -12

Südkorea 75.65 19 -16 60.25 26 -15

Tschechien 79.80 13 3 62.09 22 5

Türkei 68.81 30 2 50.19 33 -12

Ungarn 73.42 22 2 59.98 27 1

USA 81.86 10 -1 79.52 3 -2

Land Produktionsstandort Absatzmarkt

Wert Rang Ände- rung

Wert Rang Ände- rung

OZEANIEN

Fidschi 52.04 3 -1 49.37 3 -1

Papua New Guinea

45.81 4 -1 48.39 5 -4

Salomonen 43.13 5 0 50.88 2 3

Samoa 63.09 1 0 59.63 1 2

Vanuatu 57.48 2 2 48.44 4 0

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