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FESCHE HOHEIT Weißbierkönigin Patricia Lutz EINE BETTPRäMIE? Der Blaue Wittelsbacher WENIGER BAUCH Der neue Bocksbeutel BAYERNS BAYERN LAND & LEUTE 3,80 € EDEKA AUSGABE 6 BESTES

Band 6 (Ausgabe 02/2016) Vorschau

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Der Blaue Wittelsbacher, Der neue Bocksbeutel, Dirndlmode, Weißbierkönigin, Jahr des Bieres, bayerische Lebensmittel, Kaffeerösterei Dinzler, bayerische Sterneköche (Folge 2), Serie Wohnen in Bayern, Lehrer von Stein u.v.m.

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FescheHoHeit Weißbierkönigin Patricia Lutz

eine Bettprämie?Der Blaue Wittelsbacher

Weniger BaucHDer neue Bocksbeutel

BaYernSBAYERN LAND & LEUTE

3,8

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edeka

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BesTes

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Editorial

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Foto: © Milla Curtis - www.millacurtis.com dirndl: alpenmädel

Impressum:

espresso multimedia GmbH Wagnerwirtsgasse 8, 85049 ingolstadt

UStid: dE 1529225661Verantwortlich i.S.d. § 6 abs. 2 MdStV:

Hermann Käbisch

telefon: 0841 / 9 51 54-0telefax: 0841 / 9 51 54-120

[email protected]@bayernsbestes.de

Geschäftsführung:Hermann Käbisch, Maria Käbisch

Projektleitung:Stefanie Kreß

Marketingleitung:inge Piehler (01 76/23 33 53 03)

MarketingNatali Motter (08 41/95 15 4-112) Evelin raffalt (01 72/85 33 599)

RedaktionMelanie arzenheimer, Hermann Käbisch,

Silke Federsel, Edgar Mayer, andreas thamm, Melanie Bäumel-Schachtner, anja Keilbach, anita Haas,

Steffi Hugendubel-doll, Sabine Kaczynski

Layout: Stefanie Kreß, Kristin leichtl

designerie-Werbeagentur Sonja Wiedemann

Druck: Hofmann Nürnberg

BayErNLand & Leute

Essen und trinken spielen in dieser ausgabe unseres Maga-zins eine entscheidende rolle. Natürlich geht es ums Bier und was da nach dem Bayerischen reinheitsgebot enthalten sein darf. Schließlich feiert das „älteste lebensmittelgesetz“ deutschlands seinen 500. Geburtstag.

doch wir schildern auch die Vorzüge zweier nichtalkoholi-scher Getränke: Milch und Kaffee. in Bayern gibt es - dank vieler Weideflächen in den Bergen - gute Milch. Und auch auf einem Berg, nämlich dem irschenberg, steht eine der besten Kaffeeröstereien Bayerns: das Kaffee-Erlebniszentrum der Firma dinzler. Wegen der agnes Bernauer torte sollen man-che gar nach Niederbayern fahren. andere machen Umwege, um bei bayerischen Sterneköchen zu speisen. Wir stellen die bodenständigen Gerichte von Ulrich Heimann (Berchtes-gaden), Joachim Kaiser (Nördlingen) und alexander Huber (Pleiskirchen) vor. deren Menüs in ihren Sterne-restaurants sind übrigens durchaus erschwinglich, wie die Preisbeispiele zeigen.

in Bayern ist nicht nur gut essen sondern auch wohnen. in unserer neuen Serie „Wohnen in Bayern“ besuchen wir die Besitzer eines Jurahauses, eines fränkischen Fachwerkhauses und eines Schlos-ses in Kühbach.

Freunde der bayerischen Geschichte werden sich über das Schicksal des „Blauen Wittelsbachers“ grämen, aber mit Freude erfahren, wie der „lehrer von Stein“ vor und während des 1. Weltkrieges land und leute im Priental -damals ein entlegenes, kaum erschlossenes Stück Erde - im Bild fest-hielt.

Viel Spaß beim lesen wünscht ihnen

Hermann Käbisch

Wo Sie BaYeRnS BeSteS finden

Wenn Sie beim arzt, anwalt, Friseur oder in einem lokal sind, wo Zeitschriften zum lesen angeboten werden, sollten Sie nach BayErNS BEStES fragen. Verschiedene lesezirkel bieten in 8 000 gewerblichen Betrieben mit starkem Publikumsverkehr unser Magazin an.

Natürlich können Sie unsere Zeitschrift auch abonnieren. dazu mehr auf Seite 3. als Einzel-heft gibt es BayErNS BEStES in gut sortierten Zeitschriftenläden und im Bereich der EdEKa Südbayern in mehr als 700 Märkten.

Patricia Lutz, die Herrnbräu-Weißbierkönigin

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Bayerns Bestes

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Bayerns BeSTeSMehr als weiß-blaue Postkartenidylle

Für 3,80€ bei mehr als 700 eDeKA-Märkten in Südbayern und ausgewählten Zeitschriftenläden in ganz Bayern

Genießen sie BAYeRNS BeSTeS• 6 ausgaben im Jahresabo für nur 22 €

• kostenlose Lieferung nach Hause

• Prämie: Buch „Weilst nur grad da bist, Maxl“ episoden bayerischer Geschichte von Gerd treffer

Schreiben Sie eine Mail an: [email protected] sie bitte Ihre vollständige adresse für die Zustellung der Zeitschrift an. sie erhalten die erste ausgabe nach Bezahlung der Ihnen zugegangenen rechnung. Das abonnement endet automatisch nach der sechsten ausgabe.

BAYERNS

BESTESBAYERN LAND & LEUTE

HANS SöllNER

Ein bayerischer Rebell

HocHpRozENtig

Bärwurz, Hirschkuss

und Da Huawa ...

Advents

zAUBERBräuche und Märkte in Bayern

3,8

0 €EdEkA

AUSG

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RUBRIK XY

1

BAYERNSBESTES

BAYERN LAND & LEUTE

FILM AB

Bayern als Filmkulisse

DIE JEANS

Von einem Bayern

erfunden OideWiesnTradition beim Oktoberfest

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EDEKA

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RUBRIK XY

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BAYERNSBESTES

BAYERN LAND & LEUTE

Wein-OscarFrankens beste Winzer

Prof. Werner MangRegelmäßiger Sex ist

gut gegen Falten

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DERBAYER Tradition und Moderne

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BAYERN LAND & LEUTE

DER DIRNDL WAHNSINN

Vom Kuhstall zur Haute Couture

INGOLSTADTVorsprung durch Autos, Bier und Frankenstein

HOFBRÄUHAUSMehr als Schwemme und Tourismus

BAYERNS BESTES

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BAYERN LAND & LEUTE

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BayerischeSTERNE Spitzenköche kochen bayerisch

BAYERISCH HEIRATENHochzeitslader & Mehr

DIE TABATIÈRELudwig II. und Sisi

Dass viele Gäste das Bundesland Bayern mit alpenromantik, Bierseeligkeit und Märchenschlössern verbinden, ist legitim. schließlich hat Bayern traumhafte Landschaften, reichlich tradition und den berühmten „Kini“ auch wirklich zu bieten. aber eben nicht nur das. Die Menschen, die in Bayern leben, verbinden mit ihrer Heimat höchst unterschiedliche aspek-te. allein, wenn man einen Blick auf die kulinarische Vielfalt wirft, wird deutlich, dass Bayern eben nicht gleich Bayern ist. Und dass es unendlich viel spannendes, traditionelles, aber auch erfrischend neues zu entdecken gibt.

Bayerns Bestes ist Ihr Wegweiser auf dieser entdeckungs-reise durch Bayern. Vom alpengipfel bis zum fränkischen Weinberg. Und wer sich auf solch eine reise begibt, der be-gegnet Menschen, die außergewöhnliches leisten. Von die-sen Begegnungen berichten wir in Bayerns Bestes. Weil Bayern eben mehr ist, als weiß-blaue Postkartenidylle.

sie erhalten unser Magazin in über 700 eDeKa-Märkten in südbayern und in ausgewählten Zeitschriftenläden in Bay-ern. Wer sich Bayerns Bestes digital auf seinen rechner oder das tablet herunterladen will, bekommt das Magazin auch im Google Playstore und im apple Play store.

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102Ein StEin auS dEr KronE gEbrochEnWie der Blaue Wittelsbacher abhanden kam

78WohnEn in bayErnJurahaus (78), fränkisches Fachwerkhaus (82) und wohnen im Schloss Kühbach (86)

34 ZEigt MEhr KantE

Der Bocksbeutel hat ein neues Design

18rund uMS biEr

Weißbierkönigin Patricia Lutz (18), 500 Jahre Reinheitsgebot (24) und Braumeister

Peter Kraus zur Bedeutung dieses Gesetzes (32)

Inhalt

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08 Bayern 1,2,3Überraschende Ansichten der Zugspitze, „Der blaue Reiter“ zurück im Lenbachhaus und der „Berg der Franken“

14 Bayern des MonatsNora Gomringer hat den Bachmannpreis gewonnen, Marcus H. Rosenmüller (16) lässt die Politprominenz zittern

44 Whisky als altersvorsorgeAndreas Thümmler legt sein Geld nicht in Goldbarren sondern in Whiskyfässern an

48 Bestes voM BäckerDie Agnes Bernauer Torte (48) und Bayerns beste Bäcker (50)

52 serie: Bayerns Beste kaffeerösterDinzler am Irschenberg gehört zu den besten Kaffeeröstern in ganz Deutschland

54 gesund: kaffee und Milch Kaffee kann das Leben verlängern und Milch ist nicht gleich Milch

56 kreativ in BayernBayerisches Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft

56 filz in eichstättBei „Zwirn und Zwille“ in Eichstätt gibt es Filzkunst zu kaufen

60 ein Wochenende in deggendorfEine lebendige Kneipenszene, ein Kulturviertel und eine Hochschule machen das „Tor zum Bayerischen Wald“ anziehend

68 Mehr als BMWEin preisgekröntes Stadtmuseum, ein Freizeitpark und BMW - ein Wochenende in Dingolfing

74 luftschloss in furth Das Paradies in der Wildnis - geschaffen von Uli Stöckerl

78 Wohnen in Bayern 1 - das JurahausEin Taglöhnerhaus in Riedenburg wurde von Roland Überall und seiner Familie liebevoll saniert

82 Wohnen in Bayern 2 - verlieBt in ein fachWerkhausHans Wittner wollte eigentlich nur eine Schubkarre ausleihen und fand ein Haus

86 Wohnen in Bayern 3 - schlossherr und BrauerDie Familie Beck-Peccoz in Kühbach braut Bier nach dem Reinheitsge-bot und spart mit erneuerbaren Energien Heizöl

90 kein Blatt vorM MundDie Couplet AG präsentiert seit zwei Jahrzehnten politisch-satirisches Kabarett

94 lyrik als PuBlikuMsMagnetIn Hochstadt bei Weßling wurde der Lyrik-Stier vergeben und ein Sonderpreis, gestiftet von Bayerns Bestes

98 einer rot der andere gelBDer Künstler Thitz, der immer einen gelben und roten Schuh trägt, stellt in der Galerie „Kunststücke“ in MÜnchen aus

106 lesensWertDer „Lehrer von Stein“ fotografierte Land und Leute im Priental Anfang des 20. Jahrhunderts und „Pinakotheken in Bayern“ (110) zeigen Schät-ze und Orte der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

112 röMerschiff und keltischer kultDas „kelten römer museum“ in Manching ist ein Museum am Fundort

116 veranstaltungstiPPsKabarett, Musik, die schönsten Ostermärkte und mehr

124 sPortEin Österrreicher in Ingolstadt und Eishockey-Helden

INH

ALT

38sterneköche kochen BayerischUlrich Heimann in Berchtesgaden (38), Joachim Kaiser in Nördlingen (40) und Alexander Huber in Pleiskirchen (42) wurden vom Guide Michelin ausgezeichnet.

Inhalt

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TiTelgeschichTe

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Patricia lutz ist die herrnbräu-Weißbierkönigin

Fotos: © Milla curtis - www.millacurtis.com

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TiTel

Claudia NowkaKlenzestraße 43 | 80469 München

Telefon 089 - 23 24 15 90 Mobil 0177 - 436 88 60www.alpenmaedel.de

Mittwoch bis Freitag 11-18 UhrSamstag 11-16 Uhr

und nach Vereinbarung

AlpenmädelDIRNDL DESIGN

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Von Hermann Käbisch

Ihre Majestät ist 25 Jahre alt, trägt gern Lederhose und Dirndl und kann ein Weißbier mit verbunde-nen Augen einschenken – Patricia Lutz, die Herrnbräu-Weißbier-königin.

Der Bayerische Brauerbund hat seine Bierkönigin, Herrnbräu in ingolstadt die Weißbierkönigin Patricia lutz. Und die ingolstädter Regentin, sie wohnt in Baar-ebenhausen, also in unmittelbarer nach-barschaft von Oberstimm, wo alljährlich der legendäre Barthelmarkt stattfindet, hat in diesem Jahr einiges vor. Schließlich wurde vor 500 Jahren in ingolstadt das bayerische Reinheitsgebot verkündet und das wird an der Donau ganz groß gefeiert. Da ist die Weißbierkönigin als „lokale Hoheit“ praktisch im Dauereinsatz. Überhaupt: Mehr als 75 Termine führen sie durch ganz Deutschland, auch nach Berlin in den Reichstag.

Dieses Mammutprogramm wird der char-manten jungen Frau einiges abverlangen. Doch mit ihrer natürlichen und sympathi-schen Ausstrahlung wird Patricia lutz, von Berufs wegen übrigens gelernte Bü-rokauffrau, allen Anforderungen gerecht. Und die erforderliche nähe zum Weißbier bringt sie mit: „nach vier Weißbier kann ich noch grad stehen. Das funktioniert, hab‘ ich bei geburtstagen und auf dem Volks-fest ausprobiert“, erzählt sie lächelnd. ge-gen den Durst trinkt sie normalerweise aber Radler, Weißbier eher zum genuss. „Bier ist sexy und macht keinen ‚bledn Schädl‘. Da bin ich am nächsten Tag wie-der fit“, verrät sie im interview. Sie liebt Volksfeste, wo sie entweder ihre „Kurze“, also eine lederhose, oder ein Dirndl trägt. „Mit einem Dirndl ist eine Frau immer gut angezogen“ sagt sie und beweist es gleich, indem sie in mehrere Alpenmädel-Dirndl schlüpft und immer umwerfend aussieht. Als Weißbierkönigin steht sie im Rampenlicht und zieht die Blicke der Männer auf sich. Doch: Patricia lutz ist nach eigenen Angaben „gebunden“.

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Kunst & Kultur

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seele desbayerischen

bieres Vor 500 Jahren wurde in

Ingolstadt das reinheits-gebot beschlossen

Von Michael Klarner

Es ist altes Kulturgut und fester Bestandteil der bay-erischen Lebensart, für manch einen ist das Bier gar das „fünfte Element“. Die nach dem Reinheitsgebot gebrauten bayerischen Biere dürfen sich zwar im-mer nur der gleichen Zutaten bedienen, dennoch erfreuen sie mit einer großen Vielfalt in Sorten und Geschmack. In diesem Jahr wird der historische Rechtsakt aus Ingolstadt landesweit gefeiert.

Ja, dieser Wolfgang Hoderlein hat recht! Gewohnt selbstbe-wusst stellt der Vorsitzende des Fränkischen Bundes im Januar fest, dass es in Bamberg bereits 1489 ein reinheitsgebot gege-ben habe. und dieses sei somit fast 30 Jahre älter als das Baye-rische reinheitsgebot von 1516 aus Ingolstadt. damit, so sein schluss, würden die Bayern in diesem Jahr das 500. Jubiläum der Verordnung vollkommen zu unrecht feiern!

dumm nur, dass die ins Feld geführte „umgeldordnung“ aus Bamberg in ihrer Gültigkeit auf stadtgebiet und näheres umland begrenzt blieb und somit der fränkische einwurf nichts daran ändert, dass 1516 in Bayern tatsächlich die erste - landesweit - gültige Verordnung verfasst worden ist, auf deren Formulie-rungen aufbauend sich die bayerische Brautradition entwickelt hat. Folglich darf das Jubiläum also auch weiterhin groß gefeiert werden.

Freilich, lokal gültige Verordnungen, die sich mit der Qualität des Bieres auseinandersetzten, gab es schon lange davor - in Bay-ern und auch anderswo. In den reichsstädten Augsburg (1156), nürnberg (1303) und regensburg (1469) etwa, in München (1447) und eichstätt (1500), Weimar (1348) oder eben auch in Bamberg (1489), das damals aber noch nicht bayerisch war, son-dern erst ab 1802 zum Kurfürstentum Bayern gehörte.

Zu Beginn des 16. Jahrhundert regierten in Bayern die Wit-telsbacher Herzöge Wilhelm IV. und sein Bruder ludwig X. de-ren Herzogtum umfasste die Gebiete des heutigen Ober- und niederbayern. entstanden war es nach den landshuter erbfol-gekriegen, als die Herzogtümer Bayern-landshut und Bayern-München wiedervereinigt wurden. das ist übrigens auch der Grund, warum gleich zwei Herzöge das land gemeinsam regier-ten.

da in beiden vormaligen Gebieten unterschiedliche rechtsord-nungen galten, sollten diese nach dem Zusammenschluss ver-einheitlicht werden. unter anderem war dies die Aufgabe der landständetage, die ab 1506 jedes Jahr an wechselnden Orten berieten. 1516 war Ingolstadt an der reihe. ende März kamen die knapp 60 Vertreter der landstände hier zusammen - Ade-lige, Abgesandte von städten und Märkten, sowie die Prälaten der großen Klöster.

täglich berieten der landtag und seine Ausschüsse in den fol-genden drei Wochen im rathaus der stadt. die Herzöge nahmen selbst nicht unmittelbar teil, immer wieder zogen aber Abord-nungen an den herzoglichen Hof ins neue schloss oder von dort Gesandte in die ratsstube, um die jeweiligen Positionen darzustellen. Bereits im elften Jahr wird so über die neue lan-desordnung verhandelt. dass nun ausgerechnet in Ingolstadt der durchbruch gelang, wird den Juristen der hier ansässigen landesuniversität zugeschrieben, die beratend beteiligt waren.nach fast vierwöchiger Verhandlung wird am Georgitag 1516

Links: Portrait von herzog Wilhelm iV.

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Kunst & Kultur

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die landesordnung verabschiedet - eine umfangreiche samm-lung von Gesetzen aus vielen Bereichen des Alltagslebens, des Gewerbes und der öffentlichen sicherheit und Ordnung. Ein Ab-schnitt davon befasst sich mit dem Bier, seinem Preis und sei-nen Zutaten - spätere Generationen bezeichnen ihn als „rein-heitsgebot“.

Darin wird 1516 erstmals für das gesamte Herzogtum Bay-ern festgelegt, dass „zu kainem Pier merer stückh dann allain Gersten, hopfen unn wasser“ verwendet werden dürfen. Der Grundstein für eine jahrhundertelange Brautradition war damit gelegt - auch, wenn der text später Veränderungen erfahren hat. Aus „Gersten“ wurde bald das „Gerstenmalz“, das sich zum Brauen viel besser eignet als das rohgetreide, später ist neben der Gerste auch das Malz anderer Getreidesorten zugelassen worden.

Gänzlich „vergessen“ hat man zunächst die vierte, ganz wesent-liche Zutat - die Hefe. Ohne sie kommt die Gärung nicht in Gang und kein Alkohol ins Bier, das weiß heute jedes schulkind. Im 16. Jahrhundert aber war die Hefe noch völlig unbekannt.

Der Herzog (verkörpert von Oswin Dotzauer) mit der Urkunde, die das Reinheitsgebot enthält

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Kunst & Kultur

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Die Verordnung des Reinheitsgebots im originalen Wortlaut

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RubRik XY

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Kulinarisches

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Weniger Bauch

Der neue BocKsBeutel Ps

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Kulinarisches

35Zeigt Kante: Der neue Bocksbeutel PS

Foto: FWV/christoph Weiß

Von Hermann Käbisch

Eine Legende verändert ihre Gestalt: der Bocksbeu-tel, gläserner Garant hochwertiger Frankenweine. Die bauchige Flasche ist seit dem 18. Jahrhundert ein Markenzeichen des fränkischen Weines und hat seitdem nur geringfügige Änderungen ihres Ausse-hens erlebt - zuletzt in den 1970er Jahren. Jetzt kommt der neue „Bocksbeutel PS“.

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RubRik XY

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Bayerische sterneköche Folge 2

Le Ciel (hk) Auf dem Obersalzberg, auf 1000 Metern Höhe, hat sich Ulrich Heimann mit seinem Restaurant LE CIEL einen Michelin-stern erkocht. „Der elegante runde Raum mit herrlichem Berg-blick ist schon eine Augenweide, ganz zu schweigen von den Menüs „Welt“, „Bayerische Alpen“, „Kraut & Rüben“ - niveauvoll, finessenreich und aus tollen Produkten. Überaus versiert und reibungslos der Service.“ Die Michelin-Tester haben Heimanns Liebe für die regionale Küche erkannt und mit einem Stern dekoriert.. „Saisonale Gerichte, zubereitet aus den ganz beson-deren Produkten unserer Region – das ist meine Philosophie für vollendet veredelte Haute Cuisine“, formuliert Heimann. Unverfälschte Aromen der Natur sind seine Leidenschaft.

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Kulinarisches

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Zutaten:4 Bio-Eier30 St. Morcheln3 SchalottenWeißweinessig150g Spinat gewaschen und gezupft250 ml SahneSchnittlauchButterButtercroutonsSalz, Pfeffer, Muskat

EiEr PochiErEnin einem mittleren Topf 500 ml Wasser ( halb voll ) mit einem gutem Schuss Essig und einer großen Prise Salz zum Kochen bringen, mit einem Schneebesen durchrühren und dabei einen Strudel erzeugen. in die Mitte des Strudels vorsichtig aber zügig die Eier schlagen. Den Topf von der Platte nehmen und 8-10 Minuten ziehen las-sen. Das Eiweiß sollte außen gestockt sein, der Kern noch flüssig.

rahMSPinaT150 g Spinat gut waschen und ab-tropfen lassen.

Zwei Schalotten in feine Würfel schneiden, eine halbe Knoblauchzehe

mit Salz auf dem Schneidebrett zer-reiben. Beides mit wenig Öl anschwit-zen, den Spinat dazugeben und mit anschwitzen bis er auf 1/3 zusammen-gefallen ist. Mit der Sahne aufgießen und stark einreduzieren lassen.

Mit dem Mixstab grob durchmixen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.

MorchElnBei allen Morcheln den Strunk ab-schneiden und innen auf Sauberkeit überprüfen. ordentlich durchwaschen (aber sehr, sehr vorsichtig) und trocken legen. in einer heißen Pfanne die Morcheln 2-3 Min anbraten, die hitze reduzieren und ein wenig Butter und feine Würfel von einer Schalotte zugeben. 1 Min. nachbraten, danach mit Schnittlauch verfeinern und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

anrichTEn:Spinat in die Mitte des Tellers geben, das Ei in die Mitte setzen und die Morcheln verteilen. Mit Schnittlauch und croutons ausgarnieren.Meine persönliche Empfehlung: Zur Spargelzeit passt hervorragend noch Spargel dazu.

Restaurant LE CIELKempinski Hotel Berchtesgaden hintereck 1 83471 BerchtesgadenT +49 8652 9755 0 info.berchtesgaden@ kempinski.com

Öffnungszeiten:Mittwoch bis Samstagvon 18.30 bis 22.00 Uhr

Bio Ei | Frühlingsmorcheln | Rahmspinat

Ulrich Heimann liebt unver- fälschte Aromen der Natur Foto: helge O. sommer

Auf dem Obersalzberg: Restau-rant LE CIEL im Hotel KempinskiFoto:s: Kempinski

Preisbeispiel: Menü „Bayerische Alpen“

Saibling: rote Bete i Meerrettich i schnittlauchölKaninchenessenz: rücken | salbeiKotelett vom Jungschwein: rosenkohl i Walnuss i hagebutteKäse vom Tölzer Kasladen: affineur hoffmannAlpenmüsli: Bergbauern Joghurt

3-Gang-Menü 69€ 4-Gang-Menü 89€5-Gang-Menü 115€

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Kulinarisches

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Zur Person Andreas Thümmler:

Thümmler ist einer der bekanntesten Investment-Banker in Deutschland für Internet und Technologiefir-men. Mit Acxit Capital Partners und Venturecapital.de in Frankfurt am Main berät und finanziert er seit 1998 prominente Internet-Firmen in Deutschland und Europa. Er engagiert sich auch unter anderem sehr intensiv für das von Dr. Michael Hoppe gegründete Charity-Projekt „stepsforchildren". Die Whisky-Destillerie betreibt er eher nebenbei, als Hobby.

„Dass aus meiner Whisky-Leidenschaft mal so etwas Großes wie die Destillerie entsteht, hätte selbst ich nicht gedacht. Ich habe ja schon viele Flaschen aus der ganzen Welt, aber ich freue mich schon auf meine erste Flasche aus meiner eigenen St. Kilians Destillerie“. Fotos: anja Keilbach

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Kulinarisches

HocHprozentiges fürs alter

Warum für Multiunternehmer andreas thümmler Whisky viel mehr ist, als nur ein guter tropfen

Von Anja Keilbach

Die einen sammeln Briefmarken, die anderen Ku-gelschreiber oder Bierdeckel. Andreas Thümmler (45) sammelt Whiskyflaschen. Seit über 20 Jahren. Aus aller Welt. Das alleine ist erst einmal nicht so spektakulär, aber jetzt ist diese Sammenleiden-schaft in ein sehr teures Hobby ausgeartet: Der Multiunternehmer ist jetzt Inhaber einer ganz be-sonderen Destillerie – der „St. Kilian Distillers“ im unterfränkischen Rüdenau. In dieser bayerischen Minigemeinde mit knapp 750 Einwohnern entsteht gerade Deutschlands größte und exklusivste Whisky- Brennerei.

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Kulinarisches

Von Hermann Käbisch

Mit einem Handröster in Bischofswiesen (Berch-tesgadener Land) fing alles an. Otto Dinzler führ-te einen kleinen Lebensmittelladen und begann 1950 für seine Familie und Kunden, Kaffee zu rös-ten - 1.000 Kilogramm im Jahr. Sohn Klaus Dinz-ler kreierte 1986 „Il Gustoso“, einen der ersten in Deutschland gerösteten Espressi. Der wird 2006 von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ zum bes-ten Espresso Deutschlands gekürt.

Klaus Dinzler ist überzeugt, dass ein hervorragender es-presso auch eine entsprechende Maschine und gut geschul-te Mitarbeiter bei der Zubereitung benötigt. Da lernt er im richtigen Zeitpunkt Franz richter – zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter der Firma WMF im Bereich Kaffeemaschinen – kennen, der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit. im Jahre 1997 kaufen Franz und isolde richter sogar von Klaus Dinzler die Firma: Dessen erfolgreiches unternehmen stieß an Kapazitätsgrenzen und ein nachfolger in der Familie war nicht in aussicht.

Die neuen inhaber rösten noch 2 Jahre in Bischofswiesen – 60.000 kg im Jahr. Dann zieht die Firma, die nicht nur guten Kaffee rösten will, sondern auch Wert auf ein gutes ambi-ente legt, nach rosenheim um. Das dort eingerichtete café in der Kunstmühle wird bald als das schönste café in Bayern ausgezeichnet (2005). Doch die rösterreise geht weiter: 2009 wird der neubau der Kaffeerösterei am irschenberg mit „Kaffee-erlebniswelt“ und Gastronomie in angriff ge-nommen. und wieder ein Preis für die architektur: Das neue Gebäude wird 2011 zu den 1.000 besten architekturwer-ken europas gezählt (european architecture (isBn 978-3-03768-087-2).

Doch zurück zum Kaffee: 2014/15 wird die rösterei von der Fachzeitschrift coffee Business mit dem coffeeshop award („für herausragende unternehmerische leistungen in der Branche“) ausgezeichnet. Das erfolgsrezept: röstung in klei-nen chargen von 60 kg im langzeitverfahren (Dauer 15 min bis 20 min) bei im Verhältnis sehr geringen Temperaturen (max. 200 °c) ohne anschließende lagerhaltung: innerhalb von 5 Tagen verlässt der geröstete Kaffee das haus.

rösTerreise ZuM

IrschenbergDinzler ist eine familiengeführte

spezialitätenrösterei

Dinzler kauft ausschließlich handgepflückte sortenrei-ne hochlandkaffeebohnen von kleinen, ausgewählten Plantagen (über 1600m höhe)

geröstet wird im klassischen Trommelröster 15 bis 20 Minu-ten bei maximal 200 grad celsius.

Page 19: Band 6 (Ausgabe 02/2016) Vorschau

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Kulinarisches

„Il Gustoso“ von Dinzler wurde 2006 vom Magazin „Der Feinschmecker“ zum besten Espresso Deutschlands gekürt.

Vorstand und Familie (v.l.n.r.): Rolf Fischer (Vorstand bzw. Neffe von Franz Richter), Katrin Richter (Tochter), Franz Richter, Isolde Richter, Matthias Richter (Sohn), Heike Richter (Schwiegertochter) und Thomas Steinke (Vor-stand).Fotos: Dinzler/ Benjamin richter

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Tourismus

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Von Melanie Bäumel-Schachtner

Deggendorf, die große Kreisstadt im gleichnami-gen niederbayerischen Landkreis, malerisch an der Donau gelegen, bietet viel mehr, als gemeinhin be-kannt ist: Eine lebendige Kneipenszene, ein eigenes Kulturviertel und eine Hochschule, deren Studenten das Leben in der Stadt gewaltig aufmischen. Nicht zu vergessen: einen wirtschaftsstarken Hafen. Am Stadtplatz, geteilt vom 1535 erbauten Alten Rathaus mit seinem gotischen Turm, reiht sich ein Geschäft an das andere. Neben Filialisten finden sich auch einhei-

mische Einzelhändler und eine Vielzahl von Lokalen. Auch mit Natur lockt die Stadt, die wegen ihrer Lage am Fuße des Bayerwaldes das „Tor zum Bayerischen Wald" genannt wird. 2014 fand die Landesgarten-schau hier statt - geblieben ist ein wunderschön an-gelegtes Gelände für herrliche Spaziergänge. Und die Rusel, ein Höhenzug des Bayerischen Waldes, gleich hinter Deggendorf, lädt im Sommer zum Wandern und im Winter zum Langlaufen ein. 2016 gibt es ein ganz besonderes Kulturprogramm, da die Stadt ihren 700. Geburtstag feiert. Ein Wochenende in Deggen-dorf lohnt sich. Wir haben es für Sie geplant.

Kultur & NaturEin Wochenende in Deggendorf - dem „Tor zum Bayerischen Wald“

Tag 1. Freitag

in unserem Hotel kommen wir ganz entspannt an (siehe Kasten Hotel-Tipps). Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht haben, starten wir mit einem kleinen rundgang. Besonders das Alte rathaus erregt unsere Aufmerksamkeit. Die Tourist-info gibt uns den Tipp, sich einer stadtführung anzuschließen, um die Be-sonderheiten bewundern zu können - zum Beispiel die sohlbän-ke der Fenster mit den Fabeltieren und Fratzenköpfen. im Alt-stadtviertel fällt uns der Brunnen „Die Knödelwerferin“ auf. Der sage nach wurde Deggendorf 1266 vor der Erstürmung durch die Truppen von ottokar von Böhmen gerettet, weil die Frau des damaligen Bürgermeisters einen feindlichen späher mit Hilfe ei-

nes gerade zubereiteten Knödels in die Flucht schlug. im Zuge der Altstadtsanierung wurde im Altstadtviertel der Knödelbrun-nen errichtet. Einen Ausflug in die Geschichte bietet uns auch das rund 30 meter lange reststück der stadtmauer, auf dem sich ein gut erhaltener, hölzerner Wehrgang befindet. Anschlie-ßend sehen wir uns einige der Kirchen von Deggendorf an: Die Pfarrkirche, die Grabkirche und, richtung Geiersberg, die Wasser-kapelle und die Geiersbergkirche. Aber nun knurrt der magen. Da wir bereits von der Deggendorfer Knödelwerferin gehört haben, entscheiden wir uns für das restaurant „Zur Knödelwerferin“. Wir haben hier die Wahl zwischen leichten, raffinierten salaten und ofenkartoffeln oder herzhaften stammtischschmankerln, abge-rundet von weiteren saisonalen Gerichten.

Der Brunnen, der die Deggendorfer

Knödelwerferin darstellt, erinnert an eine Sage.

Fotos: stadt Deggendorf

Page 21: Band 6 (Ausgabe 02/2016) Vorschau

Tourismus

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Tourismus

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Auf Gut Aiderbichl Deggendorf gibt es viele gerettete Tiere zu erleben.

Es kann passieren, dass dabei auch mal eine Ziege auf den Tisch mit der Mittagsbrotzeit springt.

Foto: Bäumel-schachtner

Eine Ausstellung über ein oft verkanntes Kleidungsstück, die Schürze, wird unter dem Motto „Angebandelt“ im Deggendorfer Stadtmuseum gezeigt. Dazu gibt es auch viele historische Aufnahmen.

Foto: stadtmuseum Deggendorf

Tag 2: Samstag

Nach einem ausgiebigen Frühstück interessiert uns heute besonders das Kulturviertel. Deggendorf hat dort gleich mehrere museen zu bieten. unser ers-ter Weg führt ins stadtmuseum. Dort findet gerade eine Ausstellung über schürzen statt, die „Ange-bandelt“ heißt. Wir haben dort ein Date mit einem Kleidungsstück, das nicht nur in der Vergangenheit wichtig war, sondern auch noch in der Gegenwart: Die schürze ist noch lange kein Fossil. in der Aus-stellung im stadtmuseum Deggendorf geht es um die Vielfalt eines alltäglichen Kleidungsstücks, und wir werden zum „schürzenjäger“. Wir erfahren, wa-rum manche Frauen noch heute am liebsten Kittel-schürzen tragen, welcher schürzenhersteller füh-rend ist und wie berühmte sprichwörter rund um die schürze heißen. Aber auch das nahe gelegene Handwerksmuseum besuchen wir. Hier können wir einen streifzug durch die Geschichte des Hand-werks unternehmen, erfahren mehr über Lehrling, Geselle und meister und über Frauen im Handwerk. Zum schluss machen wir noch eine stippvisite zum Kulturstadel, wo es regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen gibt.

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Tourismus

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Am Nachmittag fahren wir ins nahe gelegene Gut Aider-bichl nach Eichberg. Auf initiative von Tierfreund michael Aufhauser, der mit einem großen Gut in Henndorf bei salz-burg seine Tierrettungen startete und inzwischen mehrere Außenstellen eingerichtet hat, finden hier gequälte und bedrohte rinder, schafe, Ziegen, schweine, Pferde und vie-le weitere Tiere schutz und Hilfe. Eine Besonderheit von Gut Aiderbichl Deggendorf ist das Katzenhaus, eine riesige Villa, die von lauter samtpfoten bewohnt wird. Wir trinken dort einen Kaffee und sind amüsiert: Es kann passieren, dass eine Ziege mal einfach locker-flockig auf den Tisch springt und den Kuchen begutachtet. Nach so viel strei-cheleinheiten sind wir hungrig und suchen uns für abends das restaurant Laurin im ruderhaus aus. Direkt an der Do-nau speisen wir auf der Terrasse und unternehmen abends einen ausgiebigen spaziergang durch das nahe liegende ehemalige Gelände der Landesgartenschau.

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Wohnen in Bayern

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Liebe auf den ersten Blick

sanierung eines taglöhnerhauses in riedenburg

Von Edgar Mayer

„Alle 14 Tage ist ein kleiner Festtag!“ Dann nämlich ruft Roland Überall seine Familie zum gemeinsamen Mittagsmahl zusammen. Und alle kommen gerne. Seine Eltern, ebenso seine Kinder aus erster Ehe. Alle freuen sich auf den Schweinsbraten, den er regelmä-ßig im schmucken Jurahäuschen in der Austraße in Riedenburg aus seinem Wamsler-Ofen, der bestimmt schon über 100 Jahre alt ist, auf den Tisch zaubert. Ebenfalls in der behaglichen Wohnstube thront ein Kachelofen, ein wahres Schmuckstück.

auch wenn das haus fast ein wenig an den hang gedrückt er-scheint, ein Mauerblümchendasein fristet es nicht, dieses wun-derbar urige, idyllisch gelegene Jurahaus, das seit 2011 nun auch wirklich jedem Passanten ins auge sticht. Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg für roland Überall, denn gerade zu Beginn der sa-nierungsarbeiten wurde er oft als spinner abgetan. „aber wenn du so ein haus sanieren willst, dann musst du ein freak sein“, erklärt der Bauherr. er machte sich an die arbeit, zuerst zurückhaltend, aber dann doch mit viel schwung und elan. Mit großem engage-ment widmete sich roland Überall seinem denkmal und stimmte seine Wünsche sensibel und sehr behutsam auf den historischen Bestand ab.

Beinahe wäre es aber gar nicht zu dieser umfangreichen reno-vierung gekommen, hätte nicht roland Überall das häuschen im internet entdeckt, als es zum Verkauf anstand. „es war liebe auf den ersten Blick“, sagt er im nachklang. durch eine umfassende sa-nierung wurde aus einem alten, heruntergekommenen Jurahaus in riedenburg ein Wohngebäude, das seinem eigentümer nun komfor-tables und individuelles Wohnen in historischem umfeld ermöglicht. und dieser fühlt sich, seit er mit der umfangreichen sanierung, die sich von 2006 – 2011 erstreckte, fertig geworden ist, darin pudel-wohl, auch wenn er es nicht ständig bewohnt. lediglich am Wochen-ende oder zu urlaubszwecken residiert Überall in der austraße.

„Zuerst wollte ich nur eine einfache sanierung, doch je mehr ich in die thematik eingetaucht bin und ich mich kundig gemacht habe, war mir klar, dass ich hier viel herzblut reinstecken würde“, spru-delt es aus dem Bauherrn heraus. alles sollte so weit wie möglich in den ursprünglichen Zustand des im Jahre 1843 erbauten hauses versetzt werden. diese Besessenheit zeigte sich, in dem er auf der suche nach Materialien alte häuser plünderte. die informationen, wo etwas zu holen war, bekam er von einem kelheimer Justiziar.

Wohnstube und Küche im erdgeschoss fotos: helga Partikel

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Wohnen in Bayern

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Wohnen in Bayern

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Gwendolyn und Umberto von Beck-Peccoz im 1888 erbauten FestsaalFotos: Milla Curtis

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Wohnen in Bayern

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Von Melanie Arzenheimer

Jetzt wollen wir mal die Kirche im Dorf las-sen. Das ist ein altbekanntes Sprichwort. Im Fall von Familie von Beck-Peccoz müss-te es aber heißen: Wir wollen die Kirche im Garten lassen. Schließlich war das Schloss in Kühbach, das sie bewohnen, einst ein Kloster (gegründet 1011). Und die Kloster-kirche St. Magnus, die sich mitten auf dem Grundstück befindet, ist bis heute als Pfarr-kirche in Betrieb. Die „weltliche Laufbahn“ der Gebäude um die Kirche herum begann mit der Säkularisation, zuvor waren hier Benediktinerinnen zuhause.

im 19. Jahrhundert wechselte das Klostergut mehr-mals die Besitzer, bis es 1862 herzog Maximilian in Bayern (der Vater der berühmten Sisi) an Joseph anton Freiherr von Beck-Peccoz verkaufte. heute wohnen dort Umberto Freiherr von Beck-Peccoz und seine Frau Gwendolyn Freifrau von Beck-Peccoz mit ihren Kindern Cedric und amédée. „Unsere Söhne sind die erste Generation, die von Geburt an hier in Kühbach wohnt“, erklärt Umberto Freiherr von Beck-Peccoz, der mit seinen Kindern übrigens ausschließ-lich italienisch spricht. Der Jurist und rechtsanwalt leitet zusammen mit seiner Frau, die Betriebswirt-

schaft studiert hat und viele Jahre für McKinsey weltweit im einsatz war, das Familienunternehmen. ein Dream-Team: „Wir sind ein Gutsbetrieb im traditi-onellen Sinn“, betont er. Die Brauerei ist dabei sicher-lich der bekannteste Betriebsteil. Qualität und regio-nalität sind dabei maßgebend, das Bier wird lediglich in einem Umkreis von 40 Kilometern um den Brau-ereischornstein herum ausgliefert. Und natürlich wird nach dem Bayerischen reinheitsgebot gebraut. „in diesem Jahr bieten wir unser berühmtes Kühbacher Festbier in einer eigens für die 500 Jahre reinheits-gebot überarbeiteten Version“, erklärt der Freiherr.

Das untergärige Spezialbier mit 13,2 % Stammwürze und 5,8 Vol. % alkohol ist in 0,33 Liter Fläschchen oder als 3 Liter Großflasche zu bekommen. aber Bier ist wie erwähnt nur ein Standbein: Zum Schlossgut gehören außerdem eine Landwirtschaft und ein Forst. 2005 begann hier eine neue Zeitrechnung: „Unsere persönliche energiewende hat zweieinhalb Jahre gedauert“, resümiert der Freiherr „Wir können nun 500 000 Liter heizöl im Jahr ersetzen.“ Das ge-samte Schlossgut wurde auf erneuerbare energien umgestellt, außerdem wird ein Großteil des ortes Kühbach mit der „hoheitlichen energie“ versorgt. einfach alles so lassen wie es ist, das kommt nicht in Frage. Und so wird auch am Schloss stetig gear-beitet.

SchloSSherren,BraUer & enerGieVerSorGer

Zu Besuch bei Familie von Beck-Peccoz auf Schloss Kühbach

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RubRik XY

HinteRfotzigePolitikerschelteDie Couplet Ag präsentiert seit zwei Jahrzehnten politisch-satirisches Musikkabarett

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RubRik XY

Von Edgar Mayer

Haben Sie schon mal etwas von „Söder rectal“ oder der Reinkarnation des Osterhasen Horsti Hasenbein gehört? Noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit. Die Couplet AG präsentiert seit über zwei Jahrzehnten politisch-sati-risches Kabarett auf Spitzenniveau, wobei stets Interak-tionen mit dem Publikum auf der Tagesordnung stehen und kein Besucher sich bei den Auftritten sicher sein kann, dass er nicht auch Opfer der Hinterfotzigkeiten und Frotzeleien von Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Bernhard Filser wird.

Vor mehr als 20 Jahren, anno 1993 gründeten Jürgen kirner und bernhard Gruber zusammen mit Anna M. Spies die CoupletArter-

haltungsgesellschaft – kurz die Couplet AG. inzwischen hat sie ihr zwölftes Programm aufgelegt, es nennt sich „Perlen für das Volk“, das Stadium der reinen „Arterhaltung“ hat die Truppe um den preis-gekrönte Musikkabarettisten kirner bereits deutlich überschritten. ihre Nummern zeichnen nicht nur die unterhaltsamen und amüsan-ten begebenheiten des Alltags wieder; sie sind, wie im Falle der Söder´schen Analpille bisweilen harter Politikerschmäh, stichelnd beißende Gesellschaftskritik, stets verpackt freilich in eingängige und gut hörbare Melodien.

Spiritus rector der Couplet ist der 1960 im oberpfälzischen Hemau geborene und jetzt in München lebende Jürgen kirner. Der mit dem bayerischen kabarettpreis und dem bayerischen Poetentaler aus-gezeichnete Protagonist ist Gründer und Autor der Couplet-AG, zu-dem Vorsitzender der Vorstadthochzeit, „Vater“ des brunnenfestes

Bernhard Gruber, Jürgen Kirner und Bianca Bachmann beim

Auftritt in IngolstadtFotos: Edgar Mayer

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Tüten-

Thitz Bag 2 the future

Von Stefanie Hugendubel-Doll

„Mister, Mister, one red, one yellow…!” riefen die aufgeregten Inder am Flughafen in Varanasi hinter ihm her, als sie den Künstler Thitz erblickten. Der Maler, der seit seinem zwölften Lebensjahr stets ei-nen roten und einen gelben Schuh in Kombination mit auffälligen Hüten und bunten, eigenhändig be-malten Hemden trägt und gar keine anderen, „nor-malen“ Schuhe sein eigen nennt, genießt es sicht-lich, in der Küche seines Hauses im Schwäbischen jedes Detail dieser wunderbaren Anekdote auszu-kosten. „Diff´rent, diff´rent“, fährt er radebrechend auf Englisch fort, „why, why? Do you have a prob-lem, Mister?“

Bei diesem Satz ist es gänzlich um die Fassung von Thitz und seiner Frau Katharina geschehen – sie halten sich noch immer die Bäuche vor Lachen, wenn sie daran denken, wie sie selbst im farbenprächtigen Indien wieder einmal als Paradiesvögel aufgefallen sind.

Tatsächlich ist in ihrem Leben so manches anders: Das Dach ih-res Hauses östlich von Stuttgart ist nicht einfach rot gedeckt, sondern quietschbunt. Der Geburtsteller ihrer fast erwachse-nen Tochter Lucy ist ein alter Kochtopfdeckel, der über dem Kü-chenherd seinen Platz gefunden hat. Die zweite, 2006 gebore-ne, Tochter hört auf den ungewöhnlichen Namen Serafina, das Nesthäkchen heißt Rubina. Konventionen sind dem 53-Jährigen ein Graus, weswegen er wohl auch seinen eigenen, bürgerli-chen Namen kaum mehr erinnert, so lange nennen ihn seine Freunde schon „Thitz“.

Ähnlich wie Hitchcock, der sich in den meisten seiner Filme kurz selbst in Szene setzte, verewigt sich auch Thitz auf so mancher Leinwand – erkennbar am gelben und roten Schuh

KuNST & KuLTuR

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Kunst & Kultur

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Kunst & Kultur

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Aufbewahrt in der Schatzkammer der Münchner Residenz: die bayerische Königskrone. Oben, auf dem Globus befand sich der Blaue Wittelsbacher, heute ein Imitat.

Foto: (c) Bayerische schlösserverwaltung, Maria scherf / rainer Herrmann, München

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Kunst & Kultur

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Bettprämie und Kronjuwel

Wie der „Blaue Wittelsbacher“ vom leitstein der bayerischen Königskrone zum spekulationsobjekt wurde

Von Hermann Käbisch

In Indien wurde er aus dem Inneren der Erde zuta-ge gefördert und machte den Besitzer der Mine reich. Mit Erdöl wurde der Emir von Katar reich und soll ihn für 80 Millionen Dollar gekauft haben - den „Blauen Wittelsbacher“. Es ist ein seltener blauer Diamant, der einmal 35,56 Karat und einen feinen indischen Schliff mit 82 Facetten hatte. Er gilt als der älteste be-kannte Brillant und war der Leitstein der bayerischen Königskrone. Jetzt soll er als Anlage- und Spekulati-onsobjekt in einem arabischen Tresor liegen.

Diamanten sind kristallisierter Kohlenstoff in reinster Form. sie entstanden vor 70 bis 150 Millionen Jahren in tiefen unter 150 Kilometern im Erdinneren unter einem Druck von 67 000 Bar und bei temperaturen von 2000 Grad Celsius.. Milimeterweise scho-ben sie sich nach oben, bis sie in Minen vom Menschen entdeckt und ans tageslicht gebracht wurden. Kostbar sind Diamanten, besonders wertvoll die wenigen farbigen. statistisch gesehen ist unter tausenden nur einer richtig farbig. Von den bunten Edelsteinen sind die meisten gelb oder braun. - keine beliebten Farbtöne. Der Blaue Wittelsbacher strahlt in Azur , „glitzert wie im Himmel“, schrieb einst der spiegel. Wie kein anderer stein passte er zu Bayern. Er gilt als einer der wertvollsten blauen Diamanten der Welt.

Im altindischen Königreich Golkonda gab es die sagenhaften Mi-nen von Kollur. Dort soll der Blaue Wittelsbacher aus der tiefe der Erde ans tageslicht gekommen sein. Über spanien gelangte er nach Wien, als der spanische König Philipp IV. ihn 1666 - also vor 350 Jahren - als Mitgift für seine tochter Infantin Magarita teresa bei deren Heirat mit Kaiser leopold I. mit auf den Weg gab. Zum Wittelsbacher wurde der stein 1722. Erzherzogin Maria Amalia von Österreich brachte ihn ihrerseits in die Ehe mit dem bayeri-schen Kronprinzen Karl Albrecht ein. Er wurde erstmals als „blauer Brillant“ inventarisiert. nach der Kaiserkrönung ihres Gatten wur-de der stein als Diamant in die Krone der Kaiserin eingearbeitet.

Zum leitstein der bayerischen Königskrone wurde der Blaue Wit-telsbacher, als Bayern 1806 Königreich wurde und Max I. eine ent-sprechende Krone benötigte. Die gab es zum Zeitpunkt der Erhe-bung Bayerns zum Königreich noch nicht. Da es napoleon war, der Bayern diesen status verschaffte, verwundert es nicht, dass die bayerische Krone in Paris bei den renommiertesten Goldschmie-den in Auftrag gegeben wurde. nach einem Entwurf von Charles Percier wurde die Königskrone gefertigt. Der Blaue Wittelsbacher avancierte zum leitstein.; er wurde auf der Vorderseite des „Glo-bus“ der Krone eingesetzt. Freilich wurde der stein nicht in Paris dort platziert. Der Weg an die seine erschien dem König zu ge-fährlich. so wurde zunächst als Platzhalter ein blauer saphir ver-wendet und erst in München der Diamant eingesetzt.. Diese Vor-sichtsmaßnahme war verständlich: In einem Inventar von 1807 wurde der Wert des steines mit 300 000 Gulden angegeben - so viel wie alle anderen königlichen schmuckstücke zusammen.

leitstein der Königskrone blieb der Wittelsbacher bis in die Zwan-ziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Bei der Beerdigung von ludwig III., dem letzten bayerischen Königs, im november 1921 wurde er letztmalig als Bestandteil der Krone in der Öffentlichkeit gesehen.

Aus der Kronjuwele wurde eine „Bettprämie“

Diese trauerfeier fand statt, als Bayern nach der revolution längst eine Demokratie war. Mit rücksicht auf die reichsregie-rung wollte die bayerische staatsregierung kein staatsbegräbnis durchführen. Doch sie fand eine elegante lösung, um den immer noch populären abgesetzten König angemesssen zu bestatten: Man übertrug die Organisation des Begräbnisses Gustav ritter von Kahr als Privatperson. Am 5. november 1921 bewegte sich der leichenzug im traditionellen Zeremoniell der Monarchie mit den särgen des Königspaares auf dem sechsspännigen Hoftrau-erwagen von der ludwigskirche zur Frauenkirche.

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Kunst & Kultur

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Die Königskrone mit dem Blauen Wittelsbacher lag auf dem zu-gehörigen Kissen. Auf dem Haupt getragen wurde sie übrigens nie. Ihres kostbarsten steines wurde sie alsbald in den zwanzi-ger Jahren beraubt. Der Blaue Wittelsbacher wurde durch ein Imi-tat ersetzt. Möglicherweise ist es der blaue saphir, der zunächst bei ihrer schaffung in Paris als Platzhalter fungierte.

Die Wittelsbacher bekamen während der Weltwirtschaftskrise liquiditätsprobleme. Mit Zustimmung der bayerischen staatsre-gierung wollten sie den kostbarsten stein veräußern. In einem Päckchen der reichspost sei er Anfang der 30er Jahre des letz-ten Jahrhunderts zu Christie‘s nach london verschickt worden, behauptet der spiegel in einem Artikel. Ein Abnehmer fand sich aber nicht. Erst 1951 konnten ihn die Wittelsbacher in Antwerpen losschlagen. Von da ab wechselte er mehrmals den Besitzer. Ge-kauft hat ihn auch der Düsseldorfer Kaufhauskönig Helmut Hor-ten - ein waschechter Preuße im Besitz bayerischer Kronjuwelen! Der scheint überhaupt nicht begriffen zu haben, welchen schatz er da erstanden hatte. Als er mit viel Pomp an der Cote d‘Azur sei-ne Hochzeitsparty feierte, hat er den stein aus der Hosentasche gezogen und seiner Braut, der 32 Jahre jüngeren sekretärin Heidi Jelinek, überreicht. 240 Hochzeitsgäste unter „Kaskaden von schampus“ (so der spiegel) fanden das, vorher von tanzgrup-pen aus las Vegas und tokio in stimmung gebracht, „cool“. Ein

redakteur der „rheinischen Post“ bezeichnete das Geschenk als „Bettprämie“. Er wurde juristisch belangt. Gegen die Zeitung verhängte Horten eine „Werbesperre“.

Doch das war noch nicht der tiefpunkt in der Geschichte des Blauen Wittelbachers. Heidi Jelinek/Horten veräußerte den stein und im Jahre 2008 kam er schließlich abermals zu Christie‘s nach london und diesmal wirklich unter den Hammer. Für 18  704  698  Euro erwarb ihn der „steinreiche“ londoner Juwelier laurence Graff. Die bayerische staatsregierung un-ter dem frisch ins Amt gewählten Ministerpräsidenten Horst seehofer steigerte nicht mit; sie hatte andere sorgen: Die Mil-liardenverluste der Bayerischen landesbank bedingten einen rigiden sparkurs. Der Erwerber aber erwies sich des Brillan-ten unwürdig. um dessen Marktwert zu erhöhen, ließ er ihn umschleifen. Der Blaue Wittelsbacher verlor 4,5 Karat, seine historische Gestalt und musste sich fortan „Wittelsbach-Graff“ nennen lassen. „Zum lutschbonbon entwertet“ wetterte Hans Ottomeyer, der Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. „Barbarei“ und „schande“ schimpften andere Fachleu-te. Doch für Graff hat es sich gelohnt. 2011 meldete die new York times den Verkauf des Diamanten, die süddeutsche Zei-tung vermutet als Kaufpreis 80 Millionen Euro und als Käufer den Emir von Katar.

Beisetzung des abgesetzten Königs Ludwig III. mit Königskrone im November 1921 Foto: Bayerische staatsbibliothek München/Bildarchiv.

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Kunst & Kultur

105Max I., der erste bayerische König und seine Krone auf dem Präsentierkissen

Foto: (c) Bayerische schlösserverwaltung, Maria scherf / rainer Herrmann München

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Kunst & Kultur

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DEr lEHrErVON STEIN

Wolfgang Bude entdeckt einen Bilderschatz und macht ein Buch daraus

Der Lehrer Max Hickl (1883 bis 1969) an seinem SchreibtischFoto Max Hickl; Archiv Heimat- und Geschichtsverein Aschau i.Chiemgau e.V.

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Kunst & Kultur

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Von Hermann Käbisch

Zwei Männern verdanken wir einen einzigartigen Bildband: Wolfgang Bude, der 30 Jahre lang Tourismus-Chef in Aschau war, und dem Lehrer Max Hickl, der ab 1908 in der Schule Stein im bayerischen Priental wirkte. Das Buch berichtet vom Leben der einfachen Menschen im ober-bayerischen Priental, damals ein abgeschiedenes Tal mit weit ver-streuten Weilern, ohne Strom und schlecht erreichbar.

Im Jahre 1907 wurde in der Einöde stein, direkt neben straße und Prienfluss, ein schulhaus errichtet. Es markierte einen neuen Zeitabschnitt in dem von land- und Forstwirtschaft geprägten tal. Der 25-jährige Max Hickl wurde dort 1908 lehrer der einklassigen schule. Hickl wur-de im Priental zu einer Institution. Die Menschen kannten und bewunderten ihn. und er stand technischen neuerun-gen der damaligen Zeit aufgeschlossen gegenüber. Als einer der Ersten hatte er, nachdem es strom gab, ein radio, ein telefon und einen Fotoapparat. Das Fo-tografieren war eine leidenschaft des jungen lehrers. Er fotografierte nicht nur Familie und seine schüler; vielmehr bann-te er trachtler beim Plattln, Kinder beim Eisstockschießen, Jäger mit ihrer Beute,

Es war einmal: Schule Stein im Priental mit Postkutsche. Beides gibt es nicht mehr. Das Gebäude ist jetzt ein Wohnhaus.Foto Max Hickl; Archiv Heimat- und Geschichtsverein Aschau i.Chiemgau e.V.

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Kunst & Kultur

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Kelten römer museum In ManchIngHeimatgeschichte hautnah erleben

Römische Schiffswracks von Oberstimm

Foto: Wolfgang David

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Kunst & Kultur

Info und Öffnungszeiten:

Montag: geschlossenDienstag, Donnerstag, Freitag: 9.30 bis 14.00 UhrMittwoch: 9.30 bis 16 UhrSamstag, Sonntag und Feiertag: 10.30 bis 17.30 Uhr 

Gruppenführungen, Workshops oder Kindergeburtstage sind nach Vereinbarung und Voranmeldung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich.

Kontakt kelten römer museum manching Im Erlet 2, 85077 ManchingTel. 08459 32373-0

Von Silke Federsel

Vor über 2000 Jahren befand sich im oberbayerischen Manching bei Ingolstadt eine der bedeutends-ten keltischen Städte Europas. Seit mehr als hundert Jahren bringen archäologische Grabungen spekta-kuläre Erkenntnisse über das Leben der Menschen von einst ans Tages-licht – wie etwa im Sommer 1999, als ein Grabungsteam einen Schatz von 450 Goldmünzen im Erdreich fand – den größten keltischen Gold-fund des 20. Jahrhunderts. Ein durchaus passender Standort also für ein Museum von internationa-lem Rang, das sich intensiv mit der Geschichte der Kelten und Römer beschäftigt.

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Veranstaltungskalender

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unsereVeranstaltungs- tipps bis Mai

„Pelzig stellt sich“Frank-Markus Barwasser auf Bayerntour

Bestens bekannt ist der Journalist und kabarettist Frank-Markus Barwasser, schöpfer und darsteller der Figur des erwin Pelzig, vor allem durch seine ZdF-Fernsehsendun-gen „neues aus der anstalt“, gemeinsam mit urban Priol (2010 - 2013) und „Pelzig hält sich“ (2011 - 2015). letz-tere wurde 2011 in der kategorie Beste late-night-show mit dem deutschen Comedypreis und 2013 in der kategorie Fernsehunterhaltung von der deut-schen akademie für Fernsehen ausgezeichnet. doch nicht nur satirische talksendungen, sondern auch Bühnenauftritte gehören zu den spezialitäten des in München und Würzburg lebenden kabarettisten. Mit seinem Programm „Pelzig stellt sich“ im gepäck tourt er derzeit durch Bayern und setzt damit dort an, wo in „Pelzig hält sich“ oft keine Zeit mehr ge-blieben ist. eine nähere Betrachtung der dinge, gespickt mit Zuversicht und Verzweiflung, er-wartet die Pelzigfans.

Tournee-Termine„Pelzig stellt sich“Das Bühnenprogramm von

und mit Frank-Markus Barwasser08. / 09.03.2016 - 20 Uhr

Veitshöchheim, Mainfrankensäle01.04.2016 - 20 UhrWunsiedel, Fichtelgebirgshalle03.04.2016 - 18 Uhr

erlenbach am Main, Frankenhalle27.05. 20.00 UhrCoburg, kongresshaus rosengarten28. 05. 20.00 UhrBamberg, Joseph-keilberth-saal29.05. 17.00 Uhr (!)

schweinfurt, stadttheaternähere Informationwww.pelzig.de

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UnsereVeranstaltungs- tipps bis Mai

Markenzeichen der Kunstfigur Erwin Pelzig seit 1993: „Cord-Hüdli“ (Cordhut), rot-weiß-kariertem Hemd und Herren-handtasche.Frank-Markus Barwasser prä-sentiert als Erwin Pelzig auch im Jahr 2016 sein Bühnenpro-gramm.

Foto: www.vollmond-konzertfotografie.de

VeranstaltUngskalender

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Was sind die größten Stärken und Schwächen des FC Ingolstadt?Ramazan Özcan: Unsere größte Stärke ist die mannschaftliche Geschlossenheit, wir haben viele hungrige, junge Spieler und können auch mal einen Ausfall kom-pensieren. Wenn es eine Schwäche gibt, dann, dass wir manchmal zu hungrig sind und zu viel wollen.

Wo liegen rückblickend die gravie-rendsten Unterschiede zwischen 1. und 2. Bundesliga?Özcan: In der sportlichen Qualität der Gegner. Man trifft oft auf etablierte Na-tionalspieler. Technik, Schnelligkeit, Über-sicht und Konzentration sind in der ersten Liga eine Nummer größer. Auch Medien und die Attraktivität der Mannschaften haben einen ganz anderen Stellenwert. Das i-Tüpfelchen sind die wunderbaren Stadien, in denen man oftmals vor aus-verkauftem Haus spielt, auch weil wir mittlerweile zu einem interessanten Geg-ner geworden sind.

Sind Sie als ältester Spieler der Mannschaft auch Leitfigur?Özcan: Ich sehe mich schon in der Ver-antwortung, die Jungs mit zu führen. Ich habe in der Vergangenheit viel erlebt – und nicht alles war schön. Ich musste Nackenschläge hinnehmen und kann den Jüngeren mit meiner Erfahrung helfen. Körperlich bin ich in einer Top-Verfassung und kann den Mitspielern daher mit mei-nem Einsatz und Willen auf dem Platz als Vorbild dienen. Ich sehe mich absolut als einen Führungsspieler.

Kommen wir zu Ihrer Rolle in der Nationalmannschaft: Warum sind Sie nicht Österreichs Torwart Num-mer 1?Özcan: Robert Almer ist derzeit verletzt, wird aber beim nächsten Lehrgang wohl wieder dabei sein und für mich zählt auch hier der Teamgeist. Ich bin stolz, National-spieler zu sein. Zu den besten drei Torhü-tern Österreichs zu gehören, ist manch-mal immer noch unglaublich. Ich gebe im

Nationalteam immer Vollgas – und der Teamchef entscheidet, wer spielt. Wir vertreten alle eine ganze Nation, da muss man seine persönlichen Eitelkeiten zu-rückstecken. Wir sind bei der EM! Ich wün-sche meinem verletzten Kollegen, dass er gesund wird, denn alle, die zur Qualifikati-on Österreichs beigetragen haben, hätten es verdient, bei der EM zu spielen.

Gibt es einen „Traum-Verein“, für den Sie gerne spielen würden?Özcan: Das ist schwierig, weil ich realis-tisch bin. Wenn ich jetzt Barcelona sagen würde, müsste ich selber lachen. Ich habe mit Ingolstadt so viel erlebt, meine Familie fühlt sich hier wohl, ich habe prima Freun-de und tolle Nachbarn – mein Traumverein ist der FC Ingolstadt 04! Ich hätte auch nicht verlängert, wenn ich mich hier nicht pudelwohl fühlen würde.

„Der FC Ingolstadt 04 ist mein Traumverein!“

Ramazon „Rambo“ Oczan über seinen Verein und die Österreichische Nationalmannschaft

Von Sabine Kaczynski

Ramazan Özcan steht seit 2011 im Tor des FC Ingolstadt, der 31-jährige Österreicher hat in der Winterpau-se seinen Vertrag vorzeitig bis 2019 verlängert.

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Foto: Bösl

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RubRik XY

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#12jahreschanzerfci.de

NUR DAS BESTEZUM WIEGENFESTE

Endlich 12 – und erst am Anfang der Entwicklung. Endlich 12 – und erst am Anfang der Entwicklung.

5. Februar 2016 – Wir feiern unseren zwölften Geburtstag und möchten uns hiermit ganz herzlich bei allen Fans, Partnern und Sponsoren für die jahrelange, erstklassige Unterstützung bedanken!

5. Februar 2016 – Wir feiern unseren zwölften Geburtstag und möchten uns hiermit ganz herzlich bei allen Fans, Partnern und Sponsoren für die jahrelange, erstklassige Unterstützung bedanken!

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RubRik XY

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Die Bärte wachsen wieder: Die Endrunde in der Deut-schen Eishockey Liga (DEL) startet Anfang März. Die Playoffs sind die Tage, in denen Helden geboren wer-den. Keiner weiß das besser als der ERC Ingolstadt, der 2014 nach langen Jahren wiedermal den Titel nach Bay-ern holte – und das auf unheimlich spektakuläre Weise.

Die Panther, wie der Club wegen des ingolstädter Stadtwappens auch heißt, zogen als Neunter gerade so in die Endrunde ein. Jeder erwartete ein schnelles Aus gegen die Favoriten. Doch dann wuch-sen und wuchsen die bärte, wie sie das bei Eishockey-Spielern eben tun, solange sie im Rennen um den Titel sind. ingolstadt warf sämtli-che Spitzenteams hinaus und rang dann auch noch im Finale die köl-ner Haie im dramatischen siebten Spiel nieder. Der Pokal war wieder im Eishockey-verliebten bayern, estmals seit den München barons im Jahr 2000. Der bann war gebrochen.

Der einzige, der beide Male in der Aufstellung stand, ist Thomas Greilinger. Der gebürtige Deggendorfer ist eine lebende Eishockey-Legende und hat zahlreiche Auszeichnungen gesammelt. 2010 wurde er zum beispiel als DEL-Spieler des Jahres geehrt. Der viel-fache Nationalspieler gilt als Mann mit den magischen Händen, so geschickt geht er mit der schwarzen Scheibe um. Dazu hat er einen harten Schuss, der ingolstadt gerade im Powerplay (Überzahlspiel) immer wieder Tore einbringt.Auch bei anderen Clubs der Liga spielen bayern im Angriff eine Schlüsselrolle. Nur einige beispiele: Nürnbergs Patrick Reimer hat sich zum besten Torschützen der Ligageschichte aufgeschwungen und seinen Allgäuer Landsmann Michael Wolf, in München aktiv,

überholt. Für den amtierenden Meister Mannheim geht Christoph ullmann aus Südostoberbayern auf Torejagd.in der Verteidigung gehören der Schongauer bernhard Ebner (für Düsseldorf im Einsatz) und der Rosenheimer Sinan Akdag (Mann-heim) zu den besten defensiven Punktesammlern der Liga. Ham-burgs kapitän, der wuchtige Christoph Schubert, stammt ebenso aus bayern. Der Oberpfälzer benedikt Schopper (ingolstadt) machte sich als schmerzresistenter Verteidiger in den Playoffs 2014 un-sterblich.

Auch im Tor gehört Weiß-blau zur deutschen Spitze: Dennis Endras (Allgäu, Mannheim) und Timo Pielmeier (Niederbayern, ingolstadt) sind Nationaltorhüter. Sie standen sich im Endspiel 2015 der Deut-schen Eishockey Liga gegenüber. beide waren da schon Helden.

Die Playoffs sind die Tage, in den die bärte wachsen und Helden ge-boren werden. Sie sind aber auch die Zeit, in denen selbst Helden noch größer werden können, wenn sie weiter Ruhm anhäufen. Grei-linger, der Mann mit den magischen Händen, hat es mit ingolstadt vorgemacht.

TAGE FÜR HeldenDie Playoffs im Eishockey starten

Thomas Greilinger (Mitte) feierte mit seinen bayerischen Kollegen Timo Piel-

meier (links) und Christoph Gawlik 2014 den Meistertitel. die wilden Bärte sind

ein eishockey-Ritual für die Playoffs.

Foto: Stefan bösl / kbumm.de

Die Playoff-Termine in der Übersicht

Erste Playoff-Runde: 09. – 13. MärzViertelfinale: 15. – 28. MärzHalbfinale: 30. März – 13. AprilFinale: Ab 15. April (frühestes Ende 22. April, spätestes Ende 28. April)

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Der Verbraucher möchte wissen, woher das, was er isst, stammt. Die herkunft der Nahrung ist vielen noch wich-tiger als der ökologische anbau. Wir sagen Ihnen, woran sie regionale Produkte erkennen können..

Foto: Bayern.by

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Von Mittenwald im süden bis hin nach Farchant erstreckt sich das Werdenfelser Land. Die mittelalterliche Burg Werdenfels nördlich von Garmisch-Partenkirchen war namensgebend.

Foto: Bayerische Zugspitzbahn/srT

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