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Philosophische Fakultät Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, Dr. Holm Bräuer
Textproseminar
Di (5) [14:50 – 16:20] ABS 01
TextproseminarWillard Van Orman Quine„Zwei Dogmen des Empirismus“
SS 2010
Büro: BZW A 416Sprechstunde: Mi 13:00 – 14:00Fon: 0351-463-32257Email: [email protected]://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/philosophische_fakultaet/iph/thph/braeuer/index_html
Hinweise zum Erwerb von Leistungsnachweisen
Protokoll
• Gliedern Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken!• Gliedern Sie den Text anhand der wichtigsten Grundgedanken!• Gehen Sie auf die einzelnen Argumente und Thesen des Textes ein!• Stützen Sie sich dabei auf den Originaltext sowie die Diskussion im Seminar!• Das Protokoll ist jeweils zur nächsten Sitzung fällig.• Ich bitte um eine EDV-Version des Textes.
Referat/Lektürebericht
• Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Komilitonen in einem Referat vor!
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Stellen Sie Ihr Protokoll Ihren Komilitonen in einem Referat vor!• Bereiten Sie ein Handout oder eine Folie vor!• Das Handout bzw. die Folie dient dazu, einen effizienten Überblick über die
letzte Sitzung zu vermitteln. Es enthält eine Gliederung, Begriffsklärungen,Argumentstrukturen usw.!
• Strukturieren Sie Ihren Vortrag so klar als möglich!• Gehen Sie auf Fragen Ihrer Kommilitonen ein!
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Semesterablaufplan
13.04.2010 Einführung
20.04.2010 Textlektüre Protokoll 1: …
27.04.2010 Textlektüre Referat 1: … Protokoll 2: …
04.05.2010 Textlektüre Referat 2: … Protokoll 3: …
11.05.2010 Textlektüre Referat 3: … Protokoll 4: …
18.05.2010 Textlektüre Referat 4: … Protokoll 5: …
25.05.2010 Pfingsten
01.06.2010 Textlektüre Referat 5: … Protokoll 6: …
08.06.2010 Textlektüre Referat 6: … Protokoll 7: …
15.06.2010 Textlektüre Referat 7: … Protokoll 8: …
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
22.06.2010 Textlektüre Referat 8: … Protokoll 9: …
29.06.2010 Textlektüre Referat 9: … Protokoll 10: …
06.07.2010 Textlektüre Referat 10: … Protokoll 11: …
13.07.2010 Textlektüre Referat 11: … Protokoll 12: …
20.07.2010 Diskussion Referat 12: …
Willard Van Orman Quine
Willard Van Orman Quine(1908-2000)
Quine gilt als einer der einflussreichstenPhilosophen des 20. Jahrhunderts. Er ist alseiner der Hauptvertreter der analytischenPhilosophie und war als Schüler von Carnapeiner der wichtigsten Kritiker des LogischenEmpirismus. Sein riesiges Lebenswerkumfasst die Gebiete der Logik,Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie undErkenntnistheorie.
Wichtigste Werke:
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Wichtigste Werke:„On What There Is“ (1948)„Two Dogmas of Empirism“ (1951)Word and Object (1960)„Ontological Relativity“ (1968)
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Vita
geb. am 25. Juni 1908 in Akron (Ohio); gest. am 25. Dezember 2000 in Boston
1926-1930 Oberlin College in Akron: intensive Beschäftigung mit Russells Philosophie undmathematischer Logik, wichtigste Inspirationsquelle: Whitehead und Russells Principia Mathematica
1930-1932 Studium in Havard bei Whitehead und C.I. Lewis: Abschluß mit einer Doktorarbeit zu logisch-mathematischen Problemen der Principia Mathematica
1932: Herbert Feigl (Mitglied des Wiener Kreises) besucht Havard und macht Quine mit der Philosophiedes Wiener Kreises und insbesondere auf Rudolf Carnap aufmerksam
1932-1934 ausgedehnte Studienreise durch Europa mit Stationen in: Wien – Besuch von VorlesungenMoritz Schlicks (Initiator des Wiener Kreises) und Treffen mit Gödel, Hahn und Reichenbach; Prag –besucht Carnap und beginnt eine intensive Auseinandersetzung mit dessen Philosophie; und Warschau –Bekanntschaft mit Mitgliedern der Lemberg-Warschauer-Schule (Tarski, Lesniewski und Lukasiewicz)
1934: Quine wird Mitglied der Junior Fellows in der Havard Society of Fellows was ihm 3 Jahre
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
1934: Quine wird Mitglied der Junior Fellows in der Havard Society of Fellows, was ihm 3 Jahreungestörte Forschungstätigkeit ermöglicht (verfasste u.a. sein erstes Buch A System of Logistic sowieeine ganze Reihe von Aufsätzen hauptsächlich logischen Inhalts)
1934: im Auftrag der Society of Fellows hält Quine eine Vorlesungsreihe zu Carnaps Philosophie (späterveröffentlicht zusammen mit seinem Briefwechsel mit Carnap in Dear Carnap, dear Van. The Quine-Carnap Correspondence, hg. von Richard Craeth, 1990)
Vita
ab 1939 Assistenz-Professor in Havard: Veröffentlichung zweier Logik-Bücher (Mathematical Logic,1940 & Elementary Logic, 1941) und weiterer Aufsätze
1942-1945 Zweiter Weltkrieg: Leutnant bei der Navy als Kryptologe in der U-Boot Abwehr, eingesetzt inWashington D.C. und Brasilien; Veröffentlichung eines Logiklehrbuches in Portugiesisch und intensiverg ; g g gBriefwechsel zwischen Quine und Carnap um den Begriff der Analytizität, der im Zentrum von CarnapsPhilosophie stand
Ende der 1940er Jahre: Diskussionsrunde und Briefwechsel mit Rudolf Carnap, Alfred Tarski, NelsonGoodman und Morton White in Havard über den Begriff der Analytizität
ab 1948 Berufung zum Professor in Havard und zum Senior Fellow der Society of Fellows (beidePositionen behält er bis zu seiner Emeritierung 1978 inne)
1951: Einladung von der American Philosophical Association, um seine Auffassungen zum ThemaAnalytizität vor einem größeren Publikum vorzutragen; Quine hielt einen Vortrag mit dem Titel „TwoDogmas of Empiricism“ – einer der einflußreichsten und meistdiskutierten Aufsätze der Philosophie des20 Jahrhunderts
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
20. Jahrhunderts
1953: Quines erste Aufsatzsammlung erscheint unter dem Titel „From a logical point of view“(verdankt sich einer Zeile aus einem Lied von Harry Belafonte „von einem logischen Standpunkt musst dueine Frau heiraten, die hässlicher ist als du“)
1953 einjähriger Gastaufenthalt in Oxford: verstärkte Beschäftigung mit der Sprachphilosophie
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Vita
Späte 50er: Während zweier einjähriger Gastaufenthalte in Princeton und Stanford schrieb Quine seinbedeutendstes Werk Word and Object (1960)
1966: Veröffentlichung zwei weiterer Aufsatzsammlungen Selected Logical Papers und The Ways ofParadox and Other EssaysParadox and Other Essays
1968/69: Quine hält als erster Redner der Vortragsreihe John Dewey Lectures an der ColumbiaUniversity zwei Vorlesungen mit dem Titel „Ontological Relativity“, die zusammen mit weiteren Aufsätzenunter dem Titel Ontological Relativity and Other Essays (1969) veröffentlicht wurden
1971: Auf Einladung der American Philosophical Association hält Quine eine Vorlesungsreihe (Paul CarusLectures) über die Ontogenese der Bezugnahme (Thema des 3. Kapitels aus Word and Object) aus derseine (14.) Buchveröffentlichung The Roots of Reference (1974) hervorging
1973-74 zweiter einjähriger Gastaufenthalt in Oxford
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
1974-78: Ausgedehnte Vortragsreisen in den Vereinigten Staaten, Europa und Südamerika; Emeritierungin Havard 1978
weitere Buchveröffentlichungen: Theories and Things 1981 (Aufsatzsammlung); The Time of myLife 1985 (Autobiographie); Quiddities 1987 (philosophisches Wörterbuch); Pursuit of Truth 1990(Monographie); From Stimulus to Science 1995 (Monographie)
Vita
Quine ist:
• einer der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts.
• einer der „Väter“ der heutigen, modernen analytischen Philosophie (brachte dieanalytische Philosophie nach Amerika und machte sie dort heimisch).
• bedeutendster (immanenter) Kritiker des logischen Empirismus.
• ein "Philosoph unter Philosophen“ (nur geringe Öffentlichkeitswirkung inaußerakademischen Kreisen).
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
riesiges Oevre: 23 Bücher und über 140 Aufsätzebekannteste Schriften: „Two Dogmas of Empiricism“ (1951) und Word and Object (1960)
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Erkenntnistheorie
Zentrale Fragestellungen der Erkenntnistheorie
normativ: Wodurch sind unsere Überzeugungen (Aussagen,Theorien, Begriffe, Vorstellungen) gerechtfertigt und unterwelchen Bedingungen sind sie das?
deskriptiv: Wie gelangen wir zu unserer Erkenntnis über dieWelt? (Was sind die Grundlagen unserer Erkenntnis?)
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Erkenntnistheoretische Positionen I
Unsere Überzeugungen gelten dann als gerechtfertigt, wenn sie ...
Empirismus: ... der Überprüfung durch die Erfahrung standhalten. (Kriterium derBewährung an der Erfahrung)Bewährung an der Erfahrung)
Intuitionismus/Platonismus: ... sich als intuitive, einleuchtende Wahrheitenauszeichnen lassen. (Kriterium der klaren und deutlichen Ideen, Vorstellungen etc.)
Transzendentalphilosophie: ... sich als Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnisbzw. der Erfahrung aufweisen lassen. (Kriterium der Unabweisbarkeit)
Kohärentismus/Holismus: ... ein zusammenhängendes (kohärentes,widerspruchsfreies) System bilden. (Kriterium der Geschlossenheit, Vollständigkeit undE klä k ft)
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Erklärkraft)
Pragmatismus/Instrumentalismus: ... sich in Bezug auf einen bestimmten Zweck (z.B. den der erfolgreichen Voraussage) als geeignet erweisen. (Kriterium des Erfolgs)
Skeptizismus: Leugnung der Möglichkeit der Rechtfertigung bestimmter (oder aller)Überzeugungen.
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Erkenntnistypen
Problem: Es gibt – offensichtlich – verschiedene Typen von Erkenntnissen.
7 + 8 = 15Ein Mann ist ein Mann.Die Erde bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne.Morgen ist Dienstag.Ich habe eine Mutter.
Bedarf nach unterschiedlichen Typen von Rechtfertigung!
Fazit: Historisch gesehen finden sich kaum Positionen, die nur eine einzige derRechtfertigungsbeziehungen als gültig auszeichnen. Fast immer findet sich eine
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
ec t e t gu gsbe e u ge a s gü t g aus e c e ast e det s c e edifferenzierte Antwort auf die Frage nach dem epistemologischen Status inHinblick auf verschiedene Erkenntnistypen.
Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen.Unterscheidung zwischen Sätzen a priori und Sätzen a posteriori.
Erkenntnistypen
Analytisch Synthetisch
A priori Aussagen, deren Wahrheit allein von linguistischen Tatsachen (Bedeutung, Form) abhängt
Aussagen, die weder analytisch noch synthetisch a posteriori sind (Mathematik, Logik Metaphysik Philosophie)
1) analytische Aussagen, die a priori sindEine Geiß ist eine weiblich Ziege.Entweder bekommt eine Geiß sieben Junge oder nicht.
2) synthetische Aussagen die a posteriori sind
Form) abhängt Logik, Metaphysik, Philosophie)
A posteriori Aussagen, deren Wahrheit von der Bewährung an der Erfahrung abhängt
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
2) synthetische Aussagen, die a posteriori sindEs regnet.Die Morgenpost kommt um 7.30 Uhr.
3) synthetische Aussagen, die a priori sindEine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.Die Seele des Menschen ist unsterblich.
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Erkenntnistheoretische Positionen II
Intuitionistischer Empirismus: Erfahrung wird als Rechtfertigungsbasis sinnlicherErkenntnis (synthetisch a posteriori) anerkannt. Apriorische Erkenntnisse werden teilweiseauf analytische zurückgeführt und durch Konventionen begründet (Arithmetik) oderintuitionistisch gedeutet (Geometrie). (Frege, Russell)
Logischer Empirismus: Erfahrung gilt als Rechtfertigungsbasis naturwissenschaftlicherErkenntnis. Apriorische Aussagen werden a) auf analytische zurückgeführt (Mathematikund Logik); oder b) als sinnlos gekennzeichnet (Metaphysik). Standpunkt: Es gibtüberhaupt keine sinnvollen Aussagen, die synthetisch a priori sind. (früher Wittgenstein,Carnap)
Quine: „Zwei Dogmen des Empirismus“ (1951)
Naturalisierter (pragmatischer) Empirismus: Erfahrung gilt ohne Unterschied als
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Naturalisierter (pragmatischer) Empirismus: Erfahrung gilt ohne Unterschied alsRechtfertigungsbasis jeglicher Erkenntnis. Die Unterscheidung zwischen analytischen undsynthetischen Aussagen wird aufgegeben. Der Begriff der Apriorität wird als unbrauchbarangesehen. Mathematische, logische, metaphysische und erkenntnistheoretischeFragestellungen werden sowohl im Rückgriff auf die Erfahrung als auch anhandpragmatischer Maximen gerechtfertigt, wobei eine gewisse skeptische Haltung in Bezug aufdie Geltung jeglichen Wissens eingenommen wird. (Quine, Davidson)
Hintergrund: Die Philosophie des Logischen Empirismus
Rudolf Carnap (1891-1970) Otto Neurath (1882-1945) Alfred Jules Ayer (1910-1989)
Logischer Empirismus: Einflussreiche wissenschaftstheoretische Position die
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Logischer Empirismus: Einflussreiche wissenschaftstheoretische Position, dieausgehend vom Wiener Kreis (Schlick, Neurath, Carnap, Reichenbach, Feiglu.a.) etwa zwischen 1930 und 1950 entwickelt wurde. Ziel war einewissenschaftliche (moderne) Philosophie, die sich kritisch mit der traditionellenPhilosophie auseinandersetzte, sich der Methoden der Logik bedient und wieder klassischen Empirismus die Bedeutung der Erfahrung bei derErkenntnisgewinnung hervorhob.
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Logischer Empirismus
Das Verifikationsprinzip
positiv: Die Bedeutung einer Aussage wird festgelegt in den Umständen ihrerÜVerifikation (empirischen Überprüfung). Eine Aussage ist dann gerechtfertigt,
wenn sie der Überprüfung durch die Erfahrung standhält.
negativ-kritisch: Ein Satz hat nur dann eine Bedeutung, wenn er verifizierbar(empirisch überprüfbar) ist. Ein Satz ohne Verifikationsbedingungen ist wederwahr noch falsch, sondern sinnlos. (empiristisches Sinnkriterium)
Folgeprobleme
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Problem der Rechtfertigungslücke: Welchen Status haben Logik,Mathematik, Metaphysik und Philosophie? Wie lassen sich die allgemeinenPrinzipien der Naturwissenschaft rechtfertigen?
Konstitutionsproblem: Wie können Aussagen (Überzeugungen, Theorien)durch die Erfahrung (Beobachtung, Experiment) gerechtfertigt werden?
Das Verifikationsprinzip als kritische Instanz
Empiristisches Sinnkriterium
Wenn ein Satz keine Verifikations-/Falsifikationsbedingungen besitzt, wenn esWenn ein Satz keine Verifikations /Falsifikationsbedingungen besitzt, wenn esalso keine (möglichen) Erfahrungen gibt, durch die über seine Wahrheit bzw.seine Falschheit entschieden werden könnt, dann ist dieser Satz sinnlos.
Naturwissenschaft spekulative Metaphysik
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p p y
Sätze mit empirischem Sätze ohne empirischen
Gehalt /Bedeutung Gehalt / Bedeutung
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Das Problem der Rechtfertigungslücke
Status synthetischer Erkenntnis a priori???
Gott ist der Anfang allen Seins.Di Ak li i d Mö li h fi d d h i ö li h k i AkDie Aktualisierung des Möglichen findet durch einen göttlich-kreativen Akt statt.Die Seele ist unteilbar.
Eine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.Jedes Ereignis hat eine Ursache.Materielle Körper sind räumlich und zeitlich ausgedehnt.Jede natürliche Zahl besitzt einen Nachfolger.
Verifikationsprinzip/ Empiristisches Sinnkriterium
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Bietet eine kritische Instanz gegen metaphysische, theologische und vielleicht einigeAussagen der introspektiven Psychologie!
Aber: Auch die Sätze der „reinen“ Wissenschaften wie Mathematik und Geometrie sowiedie Grundprinzipien (Axiome) der Naturwissenschaften werden auf dieselbe Stufe gehobenund als sinnlos eingestuft!
Das Problem der Rechtfertigungslücke
Die Grundspannung des logischen Empirismus
Wie kann die vom Verifikationsprinzip aufgerissene Begründungslücke geschlossen werden
a) wenn das Verfahren der spekulativen Metaphysik in allen Spielarten abgelehnt wird;b) Wenn der klassische (reine) Empirismus diese Lücke prinzipiell nicht schließen kann;c) und wenn sich die Lösung Kants durch die Entwicklung der Wissenschaften als überholtherausgestellt hat? („reine Anschauung“)
Analytisch Synthetisch
A priori Aussagen, deren Wahrheit allein von li i ti h T t h (B d t
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linguistischen Tatsachen (Bedeutung, Form) abhängt
A posteriori Aussagen, deren Wahrheit von der Bewährung an der Erfahrung abhängt
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Das Problem der Rechtfertigungslücke
Das Analytizitätsprinzip – Konventionalismus
Lösung des Problems der Begründungslücke:Lösung des Problems der Begründungslücke:
Logische (und mathematische) Wahrheiten sowie die Axiome derNaturwissenschaften sind linguistischer Natur. Sie betreffen Konventionen überden Gebrauch bestimmter Ausdrücke und sind damit wahr aufgrund derBedeutung der verwendeten Begriffe (true by convention).
Es gibt nur analytische oder synthetische Aussagen. Die synthetischenAussagen müssen sich an der Erfahrung bewähren. Die analytischen Aussagen
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g g y gsind konventioneller Natur. Sie sind „Setzungen“ (Konventionen), die sich anihrer Brauchbarkeit bewähren müssen.
Das erste „Dogma“ des Logischen Empirismus
Verifikationstheorie der Bedeutung
Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Sätzen
Nur solche Sätze sind sinnvoll (besitzen eine Bedeutung), die sich an der Erfahrung verifizieren lassen.
Es gibt Sätze, die nur Sprachwissen und kein Tatsachenwissen enthalten.
Naturwissenschaft spekulative Metaphysik wiss Philosophie etc
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Naturwissenschaft spekulative Metaphysik wiss. Philosophie etc.
synthetische Sätze mit synthetische Sätze ohne analytische Sätze
empirischem Gehalt empirischen Gehalt
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Konstitutionsproblem
Konstitutionsproblem: Wie können Aussagen (Überzeugungen, Theorien) durch dieErfahrung (Beobachtung, Experiment) gerechtfertigt werden?
Wissenschaft = System von Sätzen das sich an der Erfahrung bewähren mussWissenschaft = System von Sätzen, das sich an der Erfahrung bewähren muss
Erfahrung = das, was uns die Sinne liefern (Kant: das, was uns gegeben ist)
Klassischer Empirismus
Sinnesdaten: unmittelbare Wahrnehmungen, sinnesphysiologische Phänomene(Paradigma: Nachbild, Halluzination), „Erscheinungen“
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Rechtfertigung: Die Rechtfertigung der Außenwelterkenntnis wird in einem strengen Sinnnur durch Sinnesdaten geleistet.
Was heißt es, dass sich die Wissenschaft an Sinnesdaten bewährenmuss?
Das Konstitutionsproblem
Die Wissenschaft besitzt keine „Sinnesdatensprache“.
Das (Konstitutions)-Modell des Logischen Empirismus
Die Bewährung einer Theorie an der Erfahrung (empirische Rechtfertigung)geschieht durch sog. Protokollsätze, die als Grundlage der Überprüfung allerübrigen Sätze der Wissenschaft dienen.
Diese Protokollsätze (formuliert in der „physikalischen Dingsprache“ desWissenschaftlers) lassen sich eindeutig übersetzen in Sätze der sog.
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
phänomenalen Erlebnissprache.
Die Sätze der phänomenalen Erlebnissprache stehen in einer direktenBeziehung zu den Sinnesdaten, über die der Wissenschaftlers verfügt.
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Das zweite „Dogma“ des Logischen Empirismus
Theorien & Gesetze
Logik
Protokollsatz I Protokollsatz I Protokollsatz I Protokollsatz I(physikalistisch) (physikalistisch) (physikalistisch) (physikalistisch)
Protokollsatz II Protokollsatz II Protokollsatz Protokollsatz II(phänomenalistisch) (phänomenalistisch) (phänomenalistisch) (phänomenalistisch)
g
Übersetzung
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Sinnesdatum Sinnesdatum Sinnesdatum Sinnesdatum
Reduktionismus: Die synthetischen Sätze, die aus einer Theorie folgen, lassen sich Satzfür Satz (einzeln) an der Erfahrung (qua Sinnesdaten) testen.
Direkte Bewährung
Quines Kritik an den „zwei Dogmen des Empirismus“
Kritik am Analytizitätsprinzip
Der Begriff einer analytischen Aussage muss aufgegeben werden!g y g g g
Grund: Der Begriff einer analytischen Aussage lässt sich nicht erfolgreichexplizieren.
Kritik am Reduktionismus
Der Begriff von synthetischen Aussagen a posteriori muss im Prinzip ebenfallsaufgegeben werden!
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
Grund: Es gibt keine Aussagen, die sich einzeln in Bezug auf die Erfahrungrechtfertigen lassen.
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Appendix: Erkenntnistypen (Kripke)
Analytisch Synthetisch
A priori Aussagen, deren Wahrheit allein von linguistischen Tatsachen (Bedeutung, Form) abhängt
1) analytische Aussagen, die a priori sindEine Geiß ist eine weiblich Ziege.Entweder bekommt eine Geiß sieben Junge oder nicht.
2) analytische Aussagen die a posteriori sind
Form) abhängt
A posteriori Aussagen, die (z.B. per Konvention) unabhängig von der Erfahrung wahr, aber nicht a priori erkannt werden können.
Aussagen, deren Wahrheit von der Bewährung an der Erfahrung abhängt
SS 2010 TPS Quine: Zwei Dogmen des Empirismus
2) analytische Aussagen, die a posteriori sindDer Platinstab im Tresors des Büros für Maß und Gewicht in Paris ist ein Meter lang.
3) synthetische Aussagen, die a priori sindEine Gerade ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.Die Seele des Menschen ist unsterblich.