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Informationen aus der Evangelischen Kirche der Pfalz Nummer 140 · 2/2014 · www.evkirchepfalz.de P 3730 F Stützpunkte des Lebens Schwerpunkt: Die Gemeinde. Mehr als eine Organisationsform. Selbstverständlich kann man „Kirchengemeinde“ definieren. Unsere Kirchenverfassung tut dies, theologische Werke be- schäftigen sich damit. Seitenweise findet man in Lexika Ar- tikel darüber. Dort steht über die Gemeinde, sie sei „die Or- ganisationsform der Kirchenglieder auf lokaler Ebene, die in ihrem Bereich die Aufgaben der Kirche wie das Halten von Gottesdiensten, Seelsorge, kirchliche Unterweisung und dia- konische Aufgaben wahrnehme.“ So weit, so korrekt. Aber wie erlebe ich Gemeinde? Ich verbinde mit ihr den Ort, wo ich konfirmiert und kirchlich sozialisiert wurde. Aber dann auch die Gemeinden, in denen ich mitarbeiten durfte und darf. Ehren- und hauptamtlich. Und da erlebe ich die Ge- meinden, die ich für kurze Zeit kennenlerne: auf Reisen, im Urlaub, bei Besuchen. Ich bin nicht ihr Mitglied, aber ich ge- höre zu ihnen. Für einen Moment, vorübergehend. Genau wie die Zeit in der Jugendarbeit. Auch hier fand ich „Gemeinde“, ohne damals den Begriff „junge Gemeinde“ zu kennen. Wenn ich daher für mich „Gemeinde“ definiere, dann war und ist dies mehr als eine Organisationsform. Die kann und muss sich immer wieder verändern. Was bleibt, ist die Ge- meinde als „Stützpunkt des Lebens“. Von einigen dieser Stütz- punkte ist in dieser Ausgabe die Rede. Wolfgang Schumacher

aus der Evangelischen Kirche der Pfalz - evkirchepfalz.de · suchen, und natürlich die „ganz norma - len“ Sonntagsgottesdienste. Und Kultur soll es auch geben in der Kirche mitten

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Informationenaus der Evangelischen Kirche der Pfalz

Nummer�140 · 2/2014 · www.evkirchepfalz.de P 3730 F

Stützpunkte des LebensSchwerpunkt: Die Gemeinde. Mehr als eine Organisationsform.

Selbstverständlich kann man „Kirchengemeinde“ definieren.Unsere Kirchenverfassung tut dies, theologische Werke be-schäftigen sich damit. Seitenweise findet man in Lexika Ar-tikel darüber. Dort steht über die Gemeinde, sie sei „die Or-ganisationsform der Kirchenglieder auf lokaler Ebene, die inihrem Bereich die Aufgaben der Kirche wie das Halten vonGottesdiensten, Seelsorge, kirchliche Unterweisung und dia-konische Aufgaben wahrnehme.“ So weit, so korrekt.

Aber wie erlebe ich Gemeinde? Ich verbinde mit ihr denOrt, wo ich konfirmiert und kirchlich sozialisiert wurde. Aberdann auch die Gemeinden, in denen ich mitarbeiten durfte

und darf. Ehren- und hauptamtlich. Und da erlebe ich die Ge-meinden, die ich für kurze Zeit kennenlerne: auf Reisen, imUrlaub, bei Besuchen. Ich bin nicht ihr Mitglied, aber ich ge-höre zu ihnen. Für einen Moment, vorübergehend. Genau wiedie Zeit in der Jugendarbeit. Auch hier fand ich „Gemeinde“,ohne damals den Begriff „junge Gemeinde“ zu kennen.

Wenn ich daher für mich „Gemeinde“ definiere, dann warund ist dies mehr als eine Organisationsform. Die kann undmuss sich immer wieder verändern. Was bleibt, ist die Ge-meinde als „Stützpunkt des Lebens“. Von einigen dieser Stütz-punkte ist in dieser Ausgabe die Rede. Wolfgang Schumacher

Liebe Leserinnen und Leser,

im Denken von Pfälzer Protestantenbeginnt die Kirche in der Gemeinde. Sieist die „Pflanzstätte evangelischenGlaubens und Lebens und eine Gemein-schaft geschwisterlicher Liebe“, sodrückt es unsere Kirchenverfassungaus. Im ländlichen Bereich sind Dorfund Kirchengemeinde oft identisch; dieKirche steht in der Mitte; das Pfarrhausdaneben.Die Veränderungen ereignen sich unbe-merkt und über längere Zeiträume. DasNeubaugebiet ist genauso groß wie deralte Dorfkern. Dorthin ziehen Men-schen, die sich nicht selbstverständlichin die Gemeinde integrieren. Im altenDorfkern wohnen immer weniger Men-schen. Die Zahl der Gemeindegliedersinkt, obwohl das Dorf größer gewor-den ist.Die Zeit des zahlenmäßigen Wachs-tums ist für unesre Landeskirche seitmehr als zwanzig Jahren vorbei. Ebensoverhält es sich mit den Finanzen. DieLandeskirche wird langfristig wenigerStellen und weniger Geld haben.Wir brauchen einfallsreiche Lösungenfür die Zukunft. Dazu brauchen wirMenschen, die sich vor Ort und in derRegion Gedanken machen. WelcheMöglichkeiten haben wir vor Ort? Mitwem können wir in der Nachbarschaftzusammenarbeiten? Wer ist bereit, sichzu engagieren? Wer könnte uns fördern?

Die Landessynode und die Kirchenre-gierung haben eine ganz Reihe vonstrukturellen Entscheidungen getrof-fen: Pfarrstellenbudgets für die Kir-chenbezirke, die regelmäßig angepasstwerden, die Einführung regionaler Ko-operationszonen, in denen verbindlichzusammengearbeitet werden soll, dieZusammenlegung von kleinen Kirchen-bezirken. Auf der letzten Synode inHomburg hat die Landessynode be-schlossen, nach den Presbyteriums-wahlen eine ganze Reihe von Projektenzu fördern, bei denen die Zusammenar-beit der Pfarrerinnen und Pfarrer mitanderen beruflichen und ehrenamtli-chen Mitarbeitern erprobt und geför-dert werden soll.Weder die Landessynode noch die Kir-chenregierung kann vor Ort anpacken.Unsere Kirche braucht viele Menschen,Männer und Frauen, die mit Mut undGottvertrauen, mit Freude und Sach-verstand die Gestaltung unserer Ge-meinde in Angriff nehmen. Wir zählenauf Sie!

Gottfried MüllerOberkirchenrat

InhaltGemeinde ist Kirche am Ort 3Martin Schuck

Drumherum jede Menge Leben 5Waltraud Zimmermann-Geisert

Siebenpfeifer 6Jochen Walker

Ein Abgesang auf die Gemeinde? 7Ulrich Müller-Weißner

Zusammenwachsen braucht Zeit 8Christine Keßler-Papin

Das Geld der Kirchengemeinden 9

Gewachsenes weiterentwickeln 10Thomas Borchers

Ansteckender Glaube 11Thomas Drumm

Die Welt vor unserer Haustür 12Arne Dembek

Ein großes Herz haben 13Marc Reusch

Namen und Nachrichten 14

Streifzüge durch Kirchen der Pfalz 16

ImpressumInformationen für Presbyterien und Mitarbeiter-schaft der Evangelischen Kirche der Pfalz

Redaktion: Wolfgang Schumacher (verantwort-lich), Anke Herbert, Christine Keßler-Papin, GerdKiefer, Dr. Martin Schuck, Dorothee Wüst

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Thomas Borchers, Arne Dembek, Thomas Drumm,Ulrich Müller-Weißner, Marc Reusch, Jochen Walker, Waltraud Zimmermann-Geisert

Titelfoto: Dannstadt. Gottesdienst bei „Spass uffde Gass“. Foto: Kunz

Herausgeber:Evangelische Kirche der Pfalz;Landeskirchenrat – Öffentlichkeitsreferat –Domplatz 5, 67346 Speyer;Telefon: 06232 667-145; Fax: 667-199;[email protected]

Verlag und Herstellung:Verlagshaus Speyer GmbH,Beethovenstraße 4, 67346 Speyer

www.evkirchepfalz.dewww.facebook.com/evkirchepfalz

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Gemeinde ist Kirche am OrtDie heutige Form der Gemeinde steht am Ende einer langen Entwicklung

Zunächst ist zu sagen, dass unsere Vor-stellung von Gemeinde noch relativjung ist. In der Reformationszeit wurdenoch nicht zwischen Gemeinde undKirche unterschieden. Martin Luthersprach meist von der Gemeinde, wenner die Kirche meinte. 1523 erschienseine Schrift „Daß eine christliche Ver-sammlung oder Gemeinde Recht undMacht habe, alle Lehre zu urteilen undLehrer zu berufen, ein- und abzusetzen,Grund und Ursache in der HeiligenSchrift“; darin gestand er Gemeinden –

die mit christlichen Versammlungengleichgesetzt werden –, ein Recht zu,das diese faktisch nie in Anspruch neh-men konnten, aber wenig später vontheologischen Fakultäten der vom Lan-desherrn unterhaltenen Universitätenausgeübt wurde. Umgekehrt waren dieersten lutherischen Kirchenordnungenin Homberg oder Halle nichts anderesals Gemeindeordnungen.

Diese Unklarheit, wodurch sich Kir-che und Gemeinde unterscheiden, istnicht allein den Wirren der Reformati-

onszeit geschuldet, sondern führt mit-ten hinein in die Welt der Bibel. AmAnfang in Jerusalem stand die Ver-sammlung derer, die von Jesus selbstzusammengerufen wurden. Vom AltenTestament wurde die Vorstellung über-nommen, dass dereinst ein großer Kö-nig kommen werde, um das zerstreuteIsrael zu sammeln. Die erste Gemeindein Jerusalem verstand sich selbst alsdas von Jesus zusammengerufene Israelund damit als endzeitliche GemeindeGottes in der Welt. Obwohl sie sichselbst schon als Teil des anbrechendenGottesreiches verstand, existierte sieaber noch inmitten der alten Welt. Sierichtete ihr Leben nach Ordnungen aus,die weniger vom Recht als von Gna-dengaben, Charismen, geprägt waren.Dieses Prinzip war auch zwei Jahrzehn-te später noch gültig, als Paulus an dieGemeinden in Galatien schrieb: „Hier

Theologisch ist es nicht ganz einfach zu sagen, wie sich die Gemeinde von derKirche unterscheidet. Nach unserem evangelischen Verständnis ist Gemeindedie Kirche am Ort; man kann sagen, sie ist ganz Kirche, aber eben nicht dieganze Kirche. Wenn Gemeinde Kirche ist, dann liegt es natürlich nahe, sieeinfach nur als Organisationsform von Kirche zu begreifen. Aber damit wäreletztlich zu wenig gesagt, denn Gemeinde hat dadurch, dass sie die sichtbareVersammlung der Christen ist, wiederum einen eigenen theologischen Wert,der nicht einfach durch die Lehre von der Kirche erfasst werden kann.

Das letzte Abendmahl als Urform christlicher Gemeinde: Öldruck von 1899 nach Leonardo da Vinci, Das Abendmahl. (Foto: epd)

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Ute Leva,

Presbyterin,

Duchroth

… Geborgenheit, Kraft und Gemein-schaft, wo man auch in schwierigenZeiten zusammensteht und der Pfarrerimmer ein offenes Ohr hat. Dafür en-gagiere ich mich gerne und aus vollerÜberzeugung.

Svenja Schneider,

Presbyterin,

Altrip

… einladend und präsent im Dorfleben.Sie sollte den Menschen ein Zuhausegeben und sie ein Leben lang begleiten.Das Zusammenlegen der Kirchenge-meinden aus Spargründen hat seineGrenzen. Verwaltungsaufgaben kön-nen auch zu groß werden.

Björn-Horst Lips,

Presbyter-Kandidat,

Ludwigshafen

… eine Gemeinde, in der wieder mehrMenschen die Gottesdienste besuchen.Viele haben nicht den Mut, zu sagen,‚ich glaube an Gott‘ und ‚ich lese in derBibel‘. Deshalb suche ich auch mal dasGespräch auf der Straße, aber ohnemissionarischen Eifer. Dadurch errei-chen wir Menschen, die sonst nicht vielmit Glauben am Hut haben.

� Umfrage: Gemeinde der Zukunft ist für mich …

ist nicht Jude noch Grieche, nicht Skla-ve und Freier, nicht Mann noch Frau.Ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Galater 3,28).

Überhaupt waren die Gemeinden, diePaulus auf seinen Missionsreisen grün-dete, keiner weltlichen Ordnung, son-dern nur dem Evangelium verpflichtet.Paulus verließ sich darauf, dass dieseGemeinden ihre inneren Angelegenhei-ten selbst regelten. Er stand ihnen mitpraktischen Ratschlägen, aber auch inFragen der Lehre zur Seite. Er hat, soweiß man es zumindest von Korinth,darauf verzichtet, Gemeindeleiter ein-zusetzen und hat auf die Entwicklungeines herrschaftsfreien, vom Evangeli-um getragenen und vom Geist geleite-ten Miteinanders gebaut. Die einzigeVerbindung, die jene neuen von Paulusgegründeten Gemeinden zur Urgemein-de in Jerusalem pflegten, war einedorthin zu überbringende Kollekte.

Im Neuen Testament wird jede Ge-meinde Ekklesia genannt, was bis heutemit Kirche übersetzt wird. In der Zeitder frühen Ekklesia gab es nur Gemein-

den, und jede Gemeinde war Kirche,und die frühen Gemeindeleiter warenBischöfe, also Kirchenleiter. Erst spätersollte hier ein Gegensatz entstehen,denn mit der Entwicklung des Bi-schofsamtes als Leitungsamt geriet dieGemeinde immer mehr in den Hinter-grund. Bis zum Ende des Mittelalterstrat die Gemeinde bis zur Unkenntlich-keit hinter das Amt zurück; sie warjetzt nur noch „Pfarrei“.

Auch Luther interessierte sich weni-ger für die Gemeinde als sozialem Ge-bilde, sondern sprach nur deshalb vonihr, um nicht „Kirche“ sagen zu müssen,weil jeder darunter die Papstkirche ver-stand. Die evangelischen Landesfürstenwollten jedoch die Kirche neu ordnenund interessierten sich wenig für dieGemeinde; sie setzten Pfarrer ein, diees richten sollten. Auch im Luthertumwar die Gemeinde nur eine Pfarrei. DieReformierten machten es nicht besser,denn dort gab es überhaupt keine Vor-stellung von selbstständigen Gemein-den. Sowohl für Zwingli als auch fürCalvin war klar, dass der Rat der Stadtals politischer Souverän die Pfarrer be-stellt und für die kirchliche Ordnungzuständig ist.

Erst der Pietismus versuchte, dasstarre Verwaltungsdenken der altenKirchenordnungen aufzubrechen undden Gemeindegedanken zu beleben.

Organisatorisch gelang ihm das nur inder noch heute existierenden Herrn -huter Brüdergemeine, ansonsten blie-ben die Bemühungen auf der Ebenevon Hauskreisen und Bibellesezirkelnstehen.

Entscheidend für unser heutigesVerständnis von Gemeinde waren zweiFaktoren: Zunächst die Ausbreitung despresbyterial-synodalen Systems, das inreformierten Kirchen stärker verankertwar als im Luthertum, aber spätestensim 19. Jahrhundert auch dort Fuß zufassen begann. Zeitgleich mit dieserEntwicklung sorgte das aufstrebendeVereinswesen für die Entstehung vonkirchlichen Vereinen, die gemein-schaftsbildend wirkten und damit auchden Gedanken der Gemeinde als Gesin-nungsgemeinschaft und Ort der tätigenSelbstverwirklichung belebten.

Heutige Kirchengemeinden stehenam Ende dieser Entwicklung: Theolo-gisch sind sie die am jeweiligen Ortversammelte Gemeinschaft der von Je-sus Christus selbst Zusammengerufe-nen; darin unterscheiden sie sich nichtvon den Gemeinden der ersten Genera-tion. Ihre rechtliche und organisatori-sche Form ist jedoch Ergebnis einerlangen politischen und mentalitätsge-schichtlichen Entwicklung – und dieseEntwicklung wird immer weiter gehen.

Martin Schuck

Keiner weltlichen Ordnung verpflichtet

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Menschen verstehen die offene Tür alsEinladung – und viele lassen sich einla-den: Menschen aus der Stadt, denendie Kirche von Jugend an vertraut ist,aber auch Menschen, die als Touristenin die Stadt kommen. Manche hinter-lassen im Gästebuch ein Wort des Dan-kes oder ein Gebet. Kirche mitten in derStadt – sie ist sofort zu erkennen undbehauptet ihren Platz inmitten derStadt. Die meisten finden das gut so.Sie wollen, dass die Kirche mitten inder Stadt steht. Sie ist ein Platzhalterfür das Unverfügbare. Sie soll erinnernund mahnen, einladen und Raum ge-ben, der nicht kommerziell genutzt ist.

Kirche mitten in der Stadt, das isteine Herausforderung. Sie will zur heil-samen Unterbrechung des Alltags einla-den, einfach, indem sie offensteht füralle. Sie will aber auch Angebote ma-chen, Gottesdienste, die ansprechen. Inder Stadt kann sie ein gottesdienstli-cher Ort unter anderen sein, aber mit

einem bestimmten Angebot für Men-schen, die spirituelle Erfahrungen su-chen. Manchmal sind dies kleine Ange-bote zur Besinnung, nur ein Impuls zumWeiterdenken und zum Nachspüren. Esgibt aber auch anspruchsvolle Gottes-dienste, die ihre besonderen Liebhabersuchen, und natürlich die „ganz norma-len“ Sonntagsgottesdienste.

Und Kultur soll es auch geben in derKirche mitten in der Stadt, vom Kaba-rett bis zum Gospelkonzert, von derBach-Messe bis zur Dichterlesung. Ja,sie will mit Leben, mit geistlichem undmit kulturellem Leben, gefüllt sein. EineKirche in der Stadt ist schließlich keingewöhnlicher Raum, sie ist ein Raummit Anspruch und Ansprache.

Eine Kirche in der Stadt ist auch einStück ihrer Stadtgeschichte. In Pirma-sens ist diese Geschichte der Kircheeng verknüpft mit dem StadtgründerLudwig IX., der sie als Garnisonskirchegebaut hat und ihr als Stempel nicht

den üblichen Hahn, sondern seineWappentiere, den hessischem Löwenund den hanau-lichtenbergischenSchwan, auf den Kirchturm gesetzt hat.Sie repräsentiert Stadtgeschichte undist zur Grablege des Stadtgründers ge-worden. Damit behält sie ihren Platzauch als Erinnerungsort an gute undschlechte Zeiten. Sie ist verbunden mitden Schicksalsstunden im positiven wieim negativen Sinn. In anderen Städtensind die Stadtkirchen ähnlich ge-schichtsträchtig. Diese Ge schichts -träch tig keit bestimmt ihr Leben mit.

Nicht selten fühlen sich Menschengerade dadurch mit der Kirche in be-sonderer Weise verbunden und verbin-den sie ihrerseits mit ihrem persönli-chen Leben: als Tauf-, Konfirmations-oder Traukirche. Oft wohnen Menschenin anderen Städten, kommen aber aneinem Wendepunkt ihres Lebens in ihreKirche zurück. Die Kirche wird dannzum ganz persönlichen Erinnerungsortder Geschichte Gottes mit diesem ei-nen unverwechselbaren Leben.

Kirche mitten in der Stadt stellt sichauch den Herausforderungen des Le-bens in der Stadt. Von hier müssen im-mer wieder Impulse ausgehen, die dasLeben der Stadt mitgestalten. Siemacht sozialdiakonische Angebote fürMenschen in Armut, für Menschen, dievor Krieg und Verfolgung geflohen sind,für Menschen in persönlichen Krisensi-tuationen. In der Stadt sind sozialeNetzwerke gefragt und Kirchen sindAnlaufstellen, wo Hilfe gesucht undgefunden wird.

Kirche in der Stadt muss sich denHerausforderungen durch die Men-schen stellen. Kirche in der Stadt hataber auch die Chance, wahrgenommenzu werden. Sie führt kein Schattenda-sein, sondern steht im vollen Leben,gestaltet mit und lädt zum Mitmachenein, sie bietet Stille und Besinnung aufden Erhalter und Gestalter der Welt, andessen Gegenwart die Kirche in derStadt erinnert.

Waltraud Zimmermann-Geisert

Drumherum jede Menge LebenDie Kirche in der Stadt lädt zur heilsamen Unterbrechung des Alltags ein

Eine Kirche mitten in der Stadt, in der Fußgängerzone – drinnen ist es eherstill, hin und wieder erklingt die Orgel. Die Kirche steht offen. Menschenschauen hinein, lassen sich in einer Bank nieder und verweilen in der Stille,im Gebet. Dafür ist sie da, dafür wurde sie gebaut. Sie ist ein Platzhalter fürGott, meint die Pirmasenser Dekanin Waltraud Zimmermann-Geisert.

Mitten in der Stadt: Lutherkirche in Pirmasens. (Foto: Seebald)

Sieben Dörfer gehören zu unserer nord-pfälzer Kirchengemeinde im DekanatLauterecken. Sieben Predigtstellen sindzu versorgen. Sieben Gebäude sind zuunterhalten. Der Gemeindebrief heißt„Der Siebenpfeifer“ und der Chor „DieSiebenpfeifer“. Viele unserer Veranstal-tungen „wandern“ durch die Pfarrei: Soetwa unsere „Nachmittage für Jungund Alt“ oder unsere „GottesdiensteSpezial“. Jedes Dorf wird dadurch im-mer wieder Veranstaltungsort für dieMenschen der ganzen Pfarrei. Sehrwichtig für die Arbeit unserer Gemein-de mit einem hohen Durchschnittsalterder Gemeindeglieder ist der Besuchs-dienstkreis, der sich aus ehrenamtli-chen Mitarbeitern aus allen Orten zu-sammensetzt: Hier hat sich eine inten-sive Besuchs- und Seelsorgearbeit ent-

wickelt. Auch die Jugendarbeit wirktüber zahlreiche Angebote in alle Ortehinein: So sind in den letzten JahrenKindergottesdienstgruppen und eineJungschargruppe entstanden, es wur-den Jugendgottesdienste organisiertoder besondere „Events“. Der Mitarbei-terkreis unter der Leitung der Diakoninhat sich der Herausforderung gestellt,die weit voneinander wohnenden Kin-der und Jugendlichen zu gemeinsamenVeranstaltungen zusammenzuführen,wie etwa in der „Kigonacht“ oder beiden „Regenbogentagen“ in den Som-merferien.

Ein PresbyteriumDie Herausforderung des Presbyteriumsist es, dieser durch die Siebenzahl an-gedeuteten Kompliziertheit und Vielfalt

gerecht zu werden. Äußerst hart habensich die jüngsten Sparmaßnahmen derLandeskirche auf die Arbeit des Presby-teriums ausgewirkt: Der hohe Gebäude-bestand mit den vier denkmalgeschütz-ten Kirchen, den zwei Gemeindehäusernund dem Pfarrhaus machen dem Gremi-um zu schaffen. Durch jährliche Klau-surtage und Besuchsfahrten zu andernGemeinden wurde ein Ideenpool ange-legt, der langsam Früchte trägt. Sokonnten inzwischen für zwei Kirchen-gebäude kulturell aktive, selbstständigeKirchbauvereine gegründet werden.Auch die „Sparstrumpfaktion“, für dieGemeindeglieder über das Jahr Klein-geld in eigens durch den Seniorenkreisangefertigten Sparstrümpfen ansam-meln, kommt den Kirchengebäuden zu-gute. Trotz aller Anstrengungen kanndie Gemeinde die von der Landeskirchegeforderten Baumittelrücklagen jedochbei Weitem nicht erbringen. Hier bleibtdas Presbyterium auf die Solidarität derLandeskirche angewiesen.

Eine Kirchengemeinde als KooperationszoneSchön ist, dass trotz der angespanntenSituation sich immer noch erstaunlichviele Gemeindeglieder ehrenamtlichengagieren. Immerhin brauchen undhaben wir aufgrund der hohen Zahl anPredigtstellen allein 17 Presbyter und15 Ersatzpresbyter, sieben Kirchendie-nerinnen und vier Organisten. Der Jah-resbericht für die Jahre 2012/2013zählt insgesamt 101 ehren-, neben-und hauptamtliche Mitarbeiter undMitarbeiterinnen auf.

Bewährt hat sich in unserer Pfarrei– und dies mag für künftige „Großpfar-reien“ beispielhaft sein – das Zusam-menspiel von ehren- und hauptamtli-chen Kräften: Dass neben dem Pfarrereine Diakonin mit voller Stelle und inTeilzeit eine Bürokraft angestellt sind,macht die Bewältigung der Aufgabenerst möglich. Die Pfarrei ist insofern ei-ne kleine, funktionierende „Kooperati-onszone“. Jochen Walker

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SiebenpfeiferGemeinde Odenbach hat sieben Predigtstellen

Viele Dörfer bilden eine Gemeinde: Blick auf Odenbach. (Foto: Hoffmann)

1975 wurden die beiden Kirchengemeinden Gangloff und Odenbach zu einerder größten Landpfarreien der Pfalz verbunden. Ein Teil der Gemeindegliederhat das Autokennzeichen KH (Bad Kreuznach) und gehört zur Verbandsge-meinde Meisenheim, der andere Teil fährt mit dem Kennzeichen KUS (Kusel)und gehört zur Verbandsgemeinde Lauterecken. Die Kreisgrenze verläuftexakt entlang der Grenze zwischen den beiden ehemals selbstständigen Pfar-reien. „Es ist erstaunlich, dass dieses komplizierte Gebilde über die fast 40Jahre seines Bestehens doch immer mehr zu einer Einheit zusammengewach-sen ist“, berichtet Jochen Walker, seit 2007 Pfarrer in Odenbach.

Vor etwas mehr als zwei Jahren wurdenin unserer Landeskirche die Zeichen derZeit rechtzeitig erkannt und es wurdedanach gehandelt: Die Landessynodemachte einen weiteren Schritt in dertiefgreifenden Veränderung unserer Or-ganisationsstrukturen, ausgelöst durchdie deutlich rückläufigen Gemeinde-gliederzahlen und dadurch notwendi-gen Sparmaßnahmen.

Seit 2000 verzeichnet die Statistikein Minus von 85000 Gemeindeglie-dern. Bis zum Jahr 2030 rechnet manmit einem weiteren Gemeindeglieder-verlust von mindestens 120000. Dasheißt, man braucht bis in 15 Jahren ei-ne tragfähige kirchliche Struktur fürknapp Zweidrittel derer, die noch vor 15Jahren in unseren Gemeinden lebtenund arbeiteten. Damit werden natürlichweniger Pfarrerinnen und Pfarrer ihrenDienst in der Landeskirche tun.

In dieser Situation wurden dieÜberlegungen zur gemeindeübergrei-fenden Zusammenarbeit propagiert• als Möglichkeit für die Gemeinden,

unabhängig von den Schwerpunkten

und Begabungen der Pfarrerinnenund Pfarrer ihre Interessen als Kör-perschaft zu äußern;

• als Hilfe für die Pfarrerinnen undPfarrer, ihre Arbeit gemeinsam zu or-ganisieren, weil man gemeinsam be-stimmte Aufgaben (z.B. Konfirman-denarbeit) besser und zeitsparendermeistern kann;

• als Möglichkeit, gemeinsam Kirchen-gemeinden, in denen niemand mehrim Pfarramt arbeitet, auch langfristigbesser zu vertreten und damit überalldieselbe Grundversorgung sicherzu-stellen;

• als räumlicher Zusammenhang, indem ein bezahlbarer, gemeinsamerGebäudebestand betrieben wird.Wenn jetzt jemand beklagt, das sei

doch eine schleichende Aushöhlungoder Neubeschreibung des Gemeinde-begriffes, dann kann man sich fragen,welches Verständnis von Gemeinde da-hintersteht: Sind die eigentlichenKennzeichen einer pfälzischen protes-tantischen Kirchengemeinde, dass sieeinen (oder mehrere) eigene Pfarrer, ei-

ne eigene Kirche, ein eigenes Pfarrhausund ein eigenes Gemeindehaus hat undsich ausschließlich um die eigenenSchäfchen kümmert?

Man kann die Zusammenarbeit inder Region, wie sie sich in der Strukturder Kooperationszonen und der Koope-rationsvereinbarungen darstellt, alspragmatisches Konzept begreifen. EinKonzept, das versucht, künftige kirchli-che Arbeit zu organisieren und die He-rausforderung zu meistern, (fast)gleichbleibende Aufgaben auf wenigerSchultern zu verteilen. Nicht wenigerund nicht mehr.

Trotzdem tut eine theologische Re-flexion gut. Die Frage an die Theologielautet, wie diese Kirche mit Verände-rungskrisen umgehen soll? Wie lautetdie Diagnose? Und wie die empfohleneTherapie?

Sind Krisen Zeichen eines falschverstandenen göttlichen Willens? Tununs diese Krisen gut, weil dann die Zö-gerlichen, Zauderlichen und Randstän-digen ihrer Unentschiedenheit nachle-ben und endlich den Überzeugten undGlaubensfesten das Feld überlassen?Schrumpfen wir uns gesund oder ver-lieren wir wertvolle Substanz? Ist es einWesensmerkmal der Kirche, Volkskirchezu sein? Wollen oder sollen wir Flä-chenkirche bleiben?

Über solche Fragen kann man sichverständigen. Aber doch bitte nicht überdie Frage, ob in 15 Jahren noch 325 Ge-meindehäuser in pfälzischen Gemeindenstehen sollen oder nur noch 250. Oderob es an den Grundfesten einer Körper-schaft rüttelt, wenn sie mit anderen kooperiert. Ulrich Müller-Weißner

Wenn heute in der Landeskirche über Regionalisierung diskutiert wird, dannmeint man eigentlich die Konzeption, künftig die Arbeit in verschiedenenKirchengemeinden, die räumlich miteinander zu tun haben, zu vernetzen. Diessoll in den Kooperationszonen geschehen, die in den vergangenen beiden Jahren fast flächendeckend in der Landeskirche errichtet wurden.

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Ein Abgesang auf die Gemeinde? Kooperation in der Region hilft künftige Arbeit zu organisieren

� Zur Person:Ulrich Müller-Weißner ist Theologeund Verwaltungsdirektor im Landes-kirchenrat und u.a. für das Pro-gramm für nachhaltige Gemein-deentwicklung, „Zukunft mit Kon-zepT“, zuständig.

Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages in Kaiserslautern. (Foto: view)

Seit der Neubildung der PfarrstelleRathskirchen-Dörrmoschel Anfang2013 betreut die 35-Jährige acht Pre-digtstellen und fast 1500 Gemeinde-glieder. Sie hält bis zu fünf Gottes-dienste in einer Woche und mituntervier Gemeindegottesdienste an einemeinzigen Wochenende. Über zu wenigArbeit kann sie sich nicht beklagen.„Ohne die Unterstützung von Presby-

tern und unserer Lektorin wäre daskaum zu schaffen“, erklärt Wolf.

Die Pfarrerin ist zuständig für dieKirchengemeinde „In der Alten Welt“mit den Orten Rathskirchen, Rudolfs-kirchen, Nußbach, Seelen, Reichsthal,Reipoltskirchen sowie dem Bösodenba-cherhof, dem Ingweilerhof und demKarlshof sowie für die KirchengemeindeDörrmoschel mit den Orten Dörrmo-schel, Teschenmoschel und Dörnbach,den Höfen Felsbergerhof und Spreiter-hof sowie dem Schacherhof. Dazukomme die Verwaltung zahlreicher Ge-bäude: fünf Kirchen, zwei Pfarrhäuserund ein Jugendhaus. Wolf wohnt imPfarrhaus von Dörrmoschel.

Die Vorgeschichte der PfarrstelleRathskirchen-Dörrmoschel liest sich so:Die Kirchengemeinde „In der AltenWelt“ ist 2012 aus den Gemeinden derPfarrei Rathskirchen hervorgegangen.das Pfarramt Rockenhausen-Dörr -moschel war seit 2006 zuständig für dieKirchengemeinde Dörrmoschel sowieeinen Seelsorgebezirk in Rockenhausen.

Weil die Gemeinden nicht fusionier-ten, habe die Neuschaffung der Pfarr-stelle Rathskirchen-Dörrmoschel voreineinhalb Jahren ihrer Ansicht nach

bisher kaum Entlas-tung für den Gemein-dehaushalt gebracht,meint die Pfarrerin.Vorteile verbuchtWolf hingegen bei derKonfirmandenarbeit.In der Kirchenge-

meinde Dörrmoschel sei es aufgrundder geringen Anzahl Jugendlicher nichtjedes Jahr möglich gewesen, einenneuen Konfirmandenkurs zu beginnen.

Katja Wolf liegt es am Herzen, dassdie Angebote und Traditionen beiderGemeinden fortgeführt werden können.Dazu gehören beispielsweise der „Got-tesdienst Spezial“ mit dem Singkreisund einem gemeinsamem Mittagessen.Aber auch die Gottesdienste zu denKonfirmationsjubiläen oder das SeelerWaldfest, ökumenische Gottesdienstein Reipoltskirchen und in Dörnbach,Osternächte und Schulgottesdienste,Tagesfahrten, Adventsfeiern und Ge-meindenachmittage zählen dazu. Wolfwürde auch gerne wieder den „Wan-dergottesdienst“ beleben, der von einerGemeinde zur anderen führen könnte,und Familiengottesdienste einführen.

Eine der größten Herausforderun-gen, vor denen sie und die beiden Pres-byterien stünden, sei aber die notwen-dige Reduzierung der Gebäude. Als Bei-spiel nennt Wolf ein neues Nutzungs-konzept für das überzählige Pfarrhausoder dessen Verkauf. „Zusammenwach-sen braucht Zeit“, sagt die Pfarrerin. DiePresbyterien tagten zwar meistens ge-meinsam, „aber einige Presbyter emp-finden das neue Konstrukt als zu großund sind mit einer erneuten Kandidaturnoch zurückhaltend“. Rathskirchen-Dörrmoschel bereitet sich indes in fünfWahlbezirken und neun Stimmbezirkenauf die Presbyteriumswahlen am 30.November vor. Mit Blick auf die ge-meinsame Zukunft hält Pfarrerin KatjaWolf einiges für machbar: „Wenn mög-lichst viele mitarbeiten, ist auch einevielseitige Gemeindearbeit möglich.“

Christine Keßler-Papin

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Idyllisch mitten im Nordpfälzer Bergland gelegen und versehen mit klangvol-len Namen, sind die Kirchengemeinden „In der Alten Welt“ und Dörrmoschelim Kirchenbezirk Rockenhausen das, was man unter „typischen“ Landgemein-den versteht. Pfarrerin Katja Wolf hat indes nicht allzu viel Zeit, die land-schaftliche Schönheit ihres Sprengels zu genießen.

Zusammenwachsen braucht ZeitKatja Wolf betreut 15 Landgemeinden und Höfe

Blick auf Rathskirchen. (Foto: Schlemmer)

Skizze der Pfarrei: Zu den Dörfern sind weite Strecken zurückzulegen. (Foto: pv)

Katja Wolf.

Der größte Anteil mit rund 32 Prozententfällt auf den Gemeindepfarrdienst.Mit dem Einsatz dieser Mittel wird si-chergestellt, dass die rund 300 Ge-meindepfarrstellen mit Pfarrerinnenund Pfarrern besetzt werden können.Diese werden in der Gemeindearbeitunterstützt von Gemeindediakoninnenund Gemeindediakonen und Jugendre-ferentinnen und Jugendreferenten. Siesetzen sich für die Organisation der Ju-gendarbeit, der Seniorenarbeit oder derBildungsarbeit in den Kirchengemein-den ein. Hierfür sind rund fünf Prozentzu veranschlagen. Zur kirchenmusikali-schen Arbeit in den Kirchengemeindentragen die Bezirkskantorinnen und Be-zirkskantoren bei. Kern ihrer Arbeit istdas Chorwesen, sie sorgen auch für dieAusbildung nebenamtlicher Kirchen-musikerinnen und Kirchenmusiker.

Rund ein Prozent des Aufkommenswird hierfür ausgegeben.

Ein größerer Anteil, rund 20 Prozentdes gesamten Betrages, fließt den Kir-chengemeinden für die kirchliche Ar-beit vor Ort und als Baumittel in Formvon Finanzzuweisungen zu. Weiterezehn Prozent der Zuweisungen deckendie Kosten für die Kindertagesstätten-arbeit ab.

Für die Verwaltungstätigkeit, zumBeispiel zur Regelung der Kassenge-schäfte der Kirchengemeinden, Unter-stützung bei der Erstellung der Haus-haltspläne und der Jahresrechnung,werden rund fünf Prozent verausgabt,in denen auch die EDV-Kosten enthal-ten sind. Weitere 1,4 Prozent entfallenauf Gebäudebrandversicherung, Unfall-versicherungen usw. Insgesamt werdensomit 75 Euro durch Einsatz von Perso-

nal vor Ort, Finanzzuweisungen oderVerwaltungstätigkeit direkt an die Kir-chengemeinden weitergegeben.

Bedeutung haben auch aus kirchen-gemeindlicher Sicht die Tätigkeiten desDiakonischen Werkes, wie zum Beispieldie Diakonischen Beratungsstellen, dieüber den Gesamtbereich der Landeskir-che verteilt sind. Hierfür werden 5,2Prozent der Mittel gebunden. 1,1 Pro-zent fließen an den Kirchlichen Ent-wicklungsdienst, der die Eine-Welt-Ar-beit unterstützt. Die Tätigkeit in derSeelsorge, wie die Krankenhausseelsor-ge, die Telefonseelsorge usw., benöti-gen rund 1,6 Prozent der 100 Euro.

Nicht zuletzt soll auch die Bil-dungsarbeit benannt werden. 0,7 Pro-zent werden für den Religionsunter-richt aufgewendet, 5,1 Prozent für diekirchlichen Einrichtungen und Werkewie zum Beispiel die Evangelische Ar-beitsstelle für Bildung und Gesell-schaft, die Evangelische Akademie oderdas Landesjugendpfarramt. 5,5 Prozentfließen an die Evangelische Kirche inDeutschland (EKD) und 6,45 Prozentwerden für die Kirchenleitung aufge-wendet. lk

Das Kirchensteueraufkommen im Jahr 2012 lag bei rund 102 Millionen Euro.Die Landeskirche hatte somit im Jahr 2012 ein Kirchensteueraufkommen vonrund 180 Euro pro Kirchenmitglied. Interessant ist die Frage, wie viel vondiesem Betrag in den Kirchengemeinden direkt ankommt. Um die prozentualeAufteilung vereinfacht darstellen zu können, wird von einem Betrag in Höhevon 100 Euro des Kirchensteueraufkommens ausgegangen. Hier die wesentli-chen Aufgabenbereiche, in die diese Mittel fließen.

Das Geld der KirchengemeindenDie Verteilung des Kirchensteuer-Pro-Kopf-Aufkommens

9

Vom Gemeindepfarr-

dienst bis zum Kirch -

lichen Entwicklungs-

dienst: Vielfältige

Aufgaben sind zu

finanzieren.

Grafik: lk

Als zuständiger Pfarrer dieser Gemein-de war das ökumenische Miteinanderin Rheinzabern für mich etwas ganzBesonderes. Unkomplizierte Abspra-chen mit dem Pfarrer und dem Ge-meindereferenten, viel Vertrauen, dasmir von den katholischen Geschwisternentgegengebracht wurde, und auch ge-genüber der Dorfgemeinschaft warenwir als „Kirchen in Rheinzabern“ einverlässliches Gegenüber.

Wie wird es im Blick auf die Öku-mene in Rheinzabern weitergehen,wenn 2015 die neue Gemeindepastoraldes Bistums Speyer umgesetzt wird?Wie kann das ökumenische Miteinan-der in den Dörfern und Städten unserer

Pfalz organisiert und gepflegt werdenunter den neuen strukturellen Bedin-gungen des Bistums?

Denn die Veränderungen greifentief. 70 große katholische Pfarreienstehen zukünftig rund 400 kleinerenprotestantischen Kirchengemeindengegenüber. Die Pfarreigrenzen entspre-chen in den meisten Fällen nicht denGrenzen der Kirchengemeinden. Auchdie neuen Regionalen Kooperationszo-nen können kein geeignetes Gegenüberzu den neuen Pfarreien sein, weil dieterritorialen Zuschnitte so unterschied-lich sind. Es passt einfach nicht.

Die Leitung unserer Landeskircheund des Bistums haben dieses Problem

früh erkannt. Sie möchten aber, dassdas ökumenische Leben in der Pfalzdurch die neuen Strukturen nicht zumErliegen kommt, sondern wächst undvertieft wird. Nur wie kann das ökume-nische Leben in Zukunft organisiertwerden, wenn zum Beispiel ein katholi-scher Pfarrer zehn evangelische Kolle-ginnen und Kollegen als Gegenüberhat?

Helfen soll der „Leitfaden für dasökumenische Miteinander im BistumSpeyer und in der Evangelischen Kircheder Pfalz (Protestantische Landeskir-che)“, der seit geraumer Zeit von einerökumenischen Arbeitsgruppe erarbeitetwird. Er bietet neben Anregungen fürdie Ökumene in allen kirchlichen Ar-beitsfeldern ein „Modell der Begeg-nung“. In diesem Modell sind unter an-derem ein jährliches Treffen allerHauptamtlichen im Bereich einer Pfar-rei vorgesehen oder ein Treffen derPresbyterien mit den katholischen Ge-meindeausschüssen. Der Leitfadenmöchte helfen, dass Gewachsenesnicht nur erhalten bleibt, sondern unterden neuen Bedingungen weiterentwi-ckelt werden kann. Und das geht nur,wenn wir uns begegnen. Nicht nur zu-fällig, wie es sich halt ergibt, sondernregelmäßig und geplant. Wenn wir unsbei den regelmäßigen Begegnungenbesser kennenlernen, austauschen undabsprechen. Und spüren: Wir haben diegleiche Botschaft und das gleiche An-liegen. Wir gehören zusammen. Wirsind eine Familie.

Wie kann das ökumenische Mitei-nander zukünftig organisiert werden?Ich bin überzeugt: in der Begegnungund im Gespräch, beim gemeinsamenFeiern und Gotteslob. Das habe ich inRheinzabern erfahren. Thomas Borchers

Gewachsenes weiterentwickelnWie künftig die Ökumene organisiert werden kann

Einer der absoluten Höhepunkte im kirchlichen Leben in Rheinzabern ist dasjährliche „Ökumenische Familienfest“. Die Protestantische Paul-Fagius-Ge-meinde und die katholische Gemeinde Sankt Michael feiern an einem Sonn-tag im August miteinander Gottesdienst und pflegen in geselligem Rahmenihre guten ökumenischen Beziehungen. Als eine Familie begreifen sich dieChristen in Rheinzabern. Und das „Familienleben“ will gepflegt werden. Pfar-rer Thomas Borchers berichtet, wie dies in Zeiten der Strukturveränderungenauch weiterhin gelingen kann.

Ökumenische Gottesdienste – wie hier in der Melanchthonkirche in Ludwigshafen – sind fester

Bestandteil vieler Kirchengemeinden. (Foto: Kunz)

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Wo setzt eine missionarische Gemeindemit ihrer Arbeit an?

Die Glaubensverkündigung beginntschon bei den Kleinsten in der Krabbel-gruppe, in den sonntäglichen Kindergot-tesdiensten, in der wöchentlichen Mäd-chengruppe oder in der Jungschar. Auchim wöchentlichen Präparanden- undKonfirmandenunterricht und in den Ju-gendgruppen gehört glaubensweckendeund glaubensstärkende Verkündigungfest zum Programm. Freizeiten sind fürviele entscheidende Wegmarken, wochristliche Gemeinschaft erlebt undSchritte im Glauben gewagt werden.

Wie ist dies bei Erwachsenen?Für Erwachsene bieten wir jedes

Jahr einen Glaubenskurs oder eine Bi-belwoche an. In einem ansprechendenRahmen kann man sich näher mit bib-lischen Texten beschäftigen undkommt über Glaubens- und Lebensfra-gen ins Gespräch. Dazu gehören auch

gastfreundliche Räume, in denen mansich gerne aufhält. Gemeindefreizeitenund geistliche Studienreisen rundendas Angebot ab.

Die Gemeinde vor Ort steht also im Mittelpunkt?

Nein. Uns ist wichtig, nicht nur inunseren Dörfern auf Menschen zuzuge-hen, sondern auch die zu unterstützen,die weltweit missionarisch-diakonischtätig sind, durch unsere Anteilnahme,unser Gebet und unsere Gaben.

Welche Rolle spielen die Gottesdienste?Die Gottesdienste tragen nicht zu-

letzt zum missionarischen Gemeinde-profil bei. Nicht als „niederschwelligeAngebote“, aber als Orte, wo wir GottesGegenwart feiern und uns von seinerLiebe anstecken lassen.

Bei der Aufzählung der Aktivitäten könnte der Eindruck entstehen, das

missionarische Profil der Kirchengemein-de bestehe vor allem aus Aktionen.

Weit gefehlt. Das wäre nur die Au-ßensicht. Die „Innenseite“ dringt auchkaum an die Öffentlichkeit. Der Kir-chenvater Johannes Chrysostomos(4. Jahrhundert) wurde einmal gefragt:„Wie kann ein Mensch zum Glaubenfinden?“ Seine Antwort: „Ich würde ihneinladen, ein Jahr mit mir zu leben.“

Was ist eine missionarische Gemeinde ?Missionarische Gemeinde sind zu-

erst Menschen, die in einer Christusbe-ziehung leben, deren Glaube im AlltagRelevanz hat und die bereit sind, ihrLeben mit anderen zu teilen. Missiona-rische Gemeindearbeit setzt eigenesgeistliches Leben und Sprachfähigkeitim Glauben voraus. Dass es Menschengibt, die beten, die Gottesdienst feiern,die Bibel lesen, die sich in Hauskreisentreffen, um füreinander dazusein undmiteinander Gott und den Menschenzu dienen. Deren Glaube ebenso leiden-schaftlich wie natürlich und dadurchansteckend ist.

Und solche Menschen haben Sie?!Ich bin dankbar für alle, die sich zu

Hause oder in der Kirche treffen, umfür die Gemeinde zu beten. Ein Grund,warum unsere Kirche Tag und Nachtgeöffnet ist. Wir feiern drei Mal unterder Woche Gottesdienste in der Kirche.Für die „Kerngemeinde“ sind das ent-scheidende Orte der Glaubensvergewis-serung und der Glaubensstärkung. Die-ses „verborgene“ geistliche Leben istfür mich das Herz unserer missionari-schen Gemeindearbeit. „Verrechnen“kann ich das nicht, aber die Segensspu-ren sind deutlich erkennbar.

Apropos „rechnen“. Braucht es neben dengeistlichen Gaben nicht auch finanzielleMittel für die vielfältigen Aktivitäten?

Wir lassen uns die missionarischeArbeit etwas kosten. Wir investieren inMenschen und in Gebäude. Man sollsich bei uns willkommen fühlen. Bitterist, dass uns in diesem Jahr die Diako-nenstelle genommen wurde und wederLandeskirche noch Kirchenbezirk bereitsind, das missionarische Profil der Kir-chengemeinde zu fördern.

Die protestantische Kirchengemeinde Herschweiler-Pettersheim ist eine Ge-meinde mit einem missionarischen Profil. Im Zentrum der Gemeindearbeitsteht die Glaubensverkündigung. „Wir wollen Menschen dazu ermutigen unddarin begleiten, ihr Leben im Vertrauen auf Jesus Christus zu gestalten undGott in allen Dingen zu suchen und zu ehren“, erklärt Thomas Drumm, seit2001 Pfarrer der Gemeinde, im Gespräch mit Wolfgang Schumacher.

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Verkündigung elementar: Tauferinnerungsgottesdienst in Herschweiler-Pettersheim. (Foto: pv)

Ansteckender GlaubeGeistliches Leben in missionarischer Gemeinde

Die Welt vor unserer Haustür Gemeinden anderer Sprache und Herkunft in der Pfalz und der Saarpfalz

Sonntag, 16 Uhr, ein schmuckloserRaum im Haus des CVJM in Ludwigsha-fen: In den Stuhlreihen sitzen etwasechzig Menschen, meist jüngere Män-ner und Frauen, viele Kinder springenherum. Die Blicke sind nach vorne ge-richtet, wo arabische Liedtexte auf eineLeinwand projiziert werden. Die Musikklingt orientalisch, ihr Rhythmus ist an-steckend. Einige singen vorne ins Mi-krophon vor und viele stehen von denStühlen auf und singen mit. Es geht umGott, der den Menschen hilft, wenn sieNot leiden – übersetzt der junge Mannneben mir und sucht dabei mit demÜbersetzungsprogramm auf seinemHandy nach den richtigen Worten.

Es ist ein Gottesdienst der koptisch-evangelischen Gemeinde, den ich andiesem Sonntagnachmittag besuche.Bis vor kurzem wusste ich noch nichteinmal, dass es in Ägypten evangelischeChristinnen und Christen gibt. Nun binich hier in der Pfalz bei ihnen zu Gastund erlebe, wie Menschen aus verschie-

denen arabischsprachigen Ländern mitgroßer Freude einen Gottesdienst fei-ern, in dem mir zwar vieles fremd er-scheint, aber die Botschaft, um die esgeht, doch sehr bekannt vorkommt.

Dass das Christentum eine Weltreli-gion ist, wissen wir. Aber die „Welt“ be-ginnt inzwischen direkt vor unsererHaustür. Wir leben in einem Einwande-rungsland, und die meisten Menschen,die nach Deutschland kommen, sindChristen. Ihren Glauben bringen siemit. Er ist für sie ein Stück Heimat,denn Beten geht am leichtesten in derMuttersprache.

„Heimat | Kirche | Pfalz“ – das gilt inabgewandelter Form auch für sie: IhreKirche ist für sie Heimat und das ebenjetzt hier in der Pfalz, ihrem neuen Zu-hause. Die Art und Weise, wie Christenaus anderen Teilen der Welt ihren Glau-ben leben, unterscheidet sich oft vonunserer. Manches ist lebhafter, lauterund theologisch häufig auch konservati-ver als bei uns. Aber so ist die weltweite

Kirche Jesu Christi: reich an Richtungen,Gestalten und Traditionen und dennochvereint in dem einen Bekenntnis zu ih-rem Herrn. Zumindest ist dieses Be-kenntnis eine gute Grundlage, um mitei-nander ins Gespräch zu kommen.

Unsere Landeskirche hat sich dasauf der Synode im Herbst 2013 vorge-nommen. Als „Teil der weltweiten Kir-che Jesu Christi“, in der „unser Glaubevielfältig und vielstimmig gelebt“ wird(Resolution „Mission in Solidarität“),kann Kirche für uns nie nur eine regio-nale oder nationale Sache sein. Darumist es wichtig, dass wir Christen aus an-deren Ländern wahrnehmen und ihnenzeigen: Wir interessieren uns für euch,wir wollen mehr von euch erfahren undeuch unterstützten, wo es möglich ist.

Aus diesem Grund gibt es nun eine„Beauftragung für christliche Gemein-den anderer Sprache und Herkunft“, diemir übertragen wurde. Als Pfarrer einerGemeinde, zu der inzwischen auch vie-le Migranten gehören, habe ich die Er-fahrung gemacht, dass die Wahrneh-mung des Anderen immer auch die Per-spektive auf das Eigene verändert. Esgibt vieles, das sich im Kontakt mitChristen aus anderen Kulturen lernenlässt: Wie lebt es sich eigentlich alsGemeinde ohne Geld? Wie feiert manGottesdienst mit Seele, Geist und Kör-per? Wie lesen Menschen mit anderemkulturellen Hintergrund die biblischenGeschichten? Auch umgekehrt gibt esvieles, das wir teilen können, nicht zu-letzt unsere Erfahrungen mit demChristsein in einer säkularen Welt.

Ich freue mich auf diese Aufgabeund über Menschen, die mitmachenund mitdenken möchten. Wenn Sie In-teresse haben, sprechen Sie mich an!

Mitten in der Pfalz und Saarpfalz leben Christen aus den verschiedenstenLändern, die hier heimisch geworden sind. Sie kommen aus der weltweitenÖkumene, aus der protestantischen Familie und versammeln sich in eigenenGemeinden. Arne Dembek, Pfarrer in Ludwigshafen-Mundenheim, sucht als„Beauftragter für christliche Gemeinden anderer Sprache und Herkunft“ denKontakt zu den Brüder und Schwestern.

Sucht den Kontakt mit Migrantengemeinden: Arne Dembek mit Ehefrau Miriam. (Foto: lk)

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� Zur Person:Dr. Arne Dembek, geb. 1975 in Wetz-lar. Seit 2010 Pfarrer in Ludwigsha-fen-Mundenheim, gemeinsam mitPfarrerin Mirjam Dembek.

Der Blick wandert direkt ans Ende derTagesordnung. Dort steht, eher kleinund unscheinbar: „Neue Mitglieder“und „Ausgeschiedene Mitglieder“. InGedanken wird abgerechnet: Sind mehrMenschen neu hinzugekommen als ge-gangen? Ist der Saldo positiv? Es istSitzung des Kirchenvorstandes der„Evangelisch-Lutherischen GemeindeDeutscher Sprache in Mexiko“. Jedesder 13 Mitglieder des Vorstandes weiß,dass diese kleine Rubrik für die Ge-meinde von entscheidender Bedeutungist. Denn die Gemeinde ist selbststän-dig und keiner größeren kirchlichen In-stitution eingegliedert, die im Notfalleinspringt. Auch das Kirchenamt derEKD in Hannover ist nur Vertragspart-ner, ebenso wie der Schweizer Evange-lische Kirchenbund in Bern. Und derenZuschüsse werden immer geringer. Somuss die Gemeinde in Mexiko für ihreFinanzen selbst aufkommen, für Gehäl-

ter, Unterhalt der Gebäude, die Öffent-lichkeitsarbeit usw.

Gegründet vor 110 Jahren von Deut-schen und Schweizern, die oft aufabenteuerlichen Wegen in dieses Landgekommen sind, als Hauslehrer oderum in Chiapas Kaffee anzubauen, aufder Suche nach dem privaten Glückoder weil eine Firma hier einen verläss-lichen Mitarbeiter suchte. Im katholi-schen Mexiko wollten sie auf ihrenevangelischen Glauben nicht verzich-ten und ihm in der vertrauten Sprachein Liedern und Gebeten Ausdruck geben.

Die Gemeinde in Mexiko hat heuterund 750 Mitglieder, 215 Haushaltehaben im letzten Jahr einen Mitglieds-beitrag entrichtet, je nach deren eige-nen finanziellen Möglichkeiten. Die Ge-meinde ist damit eine der großen Aus-landsgemeinden, für deutsche Gemein-deverhältnisse aber natürlich eher

klein. Doch die Form der Mitgliedschaftist auch eine andere: Ich muss aktiveintreten, ein Formular unterschreibenund einen jährlichen Beitrag leisten.Auch die Taufe allein begründet nochkeinen Beitritt, der muss schriftlich er-folgen, und es gehört zu den besonde-ren Herausforderungen, Eltern immerwieder freundlich, aber bestimmt zuerklären, dass die Taufe ihres Kindes inder Folge auch den Gemeindebeitrittder ganzen Familie einschließen sollte.

„Du musst in der Auslandsgemeindeein großes Herz haben“, das hat mireinmal mein zuständiger Oberkirchen-rat in Hannover gesagt. Klar, ein großesHerz ist für jede Gemeinde wichtig,aber im Ausland treffen noch größereUnterschiede aufeinander: Verschiede-ne Frömmigkeitsstile, unterschiedlicheMilieus, besondere Lebensgeschichten.Die gilt es auszuhalten und zu verbin-den. Denn ausweichen, in die Nachbar-gemeinde, das geht nicht. Auch dassdie auf Dauer hier Lebenden verstehenlernen, dass sie Neues zulassen undNeue, auch nur auf Zeit Kommendeaufnehmen müssen, gehört zu den be-sonderen Integrationsprozessen.

Als Pfarrer bin ich Angestellter derGemeinde, werde auch von ihr bezahlt.Meine Aufgabenstellung ist in einemVertrag geregelt, den ich vor Dienstbe-ginn hier unterschrieben habe und wirdjedes Jahr mit dem Vorstand neu be-sprochen. Noch vor sechs Jahren warenes zweieinhalb Pfarrstellen in Mexiko.Inzwischen bin ich der einzige und ha-be zwar eine vergleichsweise kleineGemeinde, was die Mitgliedszahlen an-geht. Aber von der Fläche her eine rie-sige, denn ich bin für ganz Mexiko zu-ständig, für die Gottesdienste in denGemeindegruppen von der Universi-tätsstadt Monterrey im Norden überden VW-Standort Puebla bis zum Kaf-feeanbaugebiet rund um Tapachula, ander Grenze zu Guatemala, für Taufenund Trauungen, wo immer diese gefei-ert werden, für Konfirmanden, an wel-chem Ort auch immer diese leben. DenMenschen nachzugehen und sie aufzu-suchen, dort, wo sie leben, ist hier täg-liche Aufgabe. Und mit vielen Reisenverbunden. Bisher zumindest – einespannende Aufgabe. Marc Reusch

Von Abano bis Wladiwostok sind weltweit die über 100 mit der Evangeli-schen Kirche in Deutschland (EKD) verbundenen Auslandsgemeinden zu fin-den. Unter anderem in Mexiko. Dort ist seit 2013 Pfarrer Marc Reusch tätig.Neben der Zeit als Gemeindepfarrer in Ludwigshafen-Edigheim und in Speyertat Reusch bereits von 1999 bis 2006 Dienst in Bogota, Kolumbien.

Gottesdienst der deutschsprachigen Gemeinde in Mexiko. (Foto: pv)

Ein großes Herz habenHerausforderungen der Auslandsgemeinden

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Präsentation ihres neuen Buches zur Altenar-

beit: Horst Roos (links) und Lothar Hoffmann.

(Foto: lk)

Namen und Nachrichten

Kirchen als Motor der Freundschaft (von links): Rudolf Ehrmantraut, Christian Albecker, Christian

Schad und Marc Seiwert. (Foto: lk)

Altenarbeit weiterdenkenDie Herausforderungen einer im Wandelbegriffenen kirchlichen Altenarbeit an-zunehmen – dazu laden Lothar Hoff-mann, Horst Roos und Martin Erhardtin ihrem Buch „Altenarbeit weiterden-ken“ ein. Altern habe sich im Blick aufLebenslagen, Lebensformen und Le-bensstile vervielfältigt. Daher bedürfe esneuer Ideen und Initiativen, um den un-terschiedlichen Interessenlagen gerechtzu werden, erklären die Autoren, dieselbst in unterschiedlichen Funktionenin diesen Wandel eingebunden sind.

Die Autoren haben aus ihren Tätig-keiten an der Schnittstelle zwischenWissenschaft und Praxis eine „Praxis-theorie“ evangelischer Altenarbeit ent-wickelt. Lothar Hoffmann ist Referentfür Fortbildung und Organisationsent-wicklung im Institut für kirchlicheFortbildung der pfälzischen Landeskir-che, der Sozialgerontologe Horst Roosist Diakon für Altenarbeit im DekanatFrankenthal und Martin Erhardt istFachreferent für Altenbildung in derEvangelischen Kirche in Hessen undNassau. Altenarbeit neu zu denken be-deute, Menschen mit ihren Lebensthe-men, ihren biografischen Herausforde-rungen und Bedürfnissen in den Mittel-punkt zu stellen und nach Ideen undKonzepten zu suchen, wie diese The-men umgesetzt werden können.

„Altenarbeit weiterdenken. Theorie– Konzepte – Praxis“ ist erschienen imKohlhammer Verlag, Stuttgart. 248 Sei-ten, 32,90 Euro, ISBN 978-3-17-023396-6. lk

Deutsch-französische FreundschaftElsässisch-lothringischer Kirchenpräsident Christian Albecker in der Pfalz

Die Kirchen sollen Motor der deutsch-französischen Freundschaft bleiben. Dieserklärten der Kirchenpräsident der Protestantischen Kirche Augsburgischen Be-kenntnisses von Elsass und Lothringen, Christian Albecker, und der pfälzische Kir-chenpräsident Christian Schad bei einem Treffen in Speyer. So habe der deutsch-französische Freundschaftsvertrag von 1963 die Grundlagen eines friedlichenMiteinanders gelegt, es brauche jedoch immer wieder Menschen, „die bereit sind,einander zu vertrauen und sich zu engagieren“, sagten Albecker und Schad.

Die Kirchenpräsidenten betonten die Notwendigkeit der grenzüberschreiten-den kirchlichen Zusammenarbeit und verwiesen auf die „Wege der Versöhnung“und länderübergreifende Jugendprojekte beider Kirchen. Das geistliche Miteinan-der werde durch das 1994 erschienene Evangelische Gesangbuch als gemeinsameAusgabe für Baden, Elsass und Lothringen sowie die Pfalz dokumentiert. Seit über40 Jahren sind die Evangelische Kirche der Pfalz und die Protestantische Kirchevon Elsass und Lothringen in der „Leuenberger Kirchengemeinschaft“ zusammen-geschlossen, der auch alle Mitgliedskirchen der Konferenz der Kirchen am Rheinangehören. Die regionale Zusammenarbeit im Sinne der „Einheit in gelebter Viel-falt und versöhnter Verschiedenheit“ diesseits und jenseits der Grenze sei der le-bendige Ort des europäischen Miteinanders, sagten die Kirchenpräsidenten.

Wie tief die Verbundenheit gehe, zeige der gemeinsame Gottesdienst am 25. Mai2014 in der ehemaligen Garnisonskirche in Straßburg, sagte der pfälzische Kirchen-präsident. Als erster deutscher Geistlicher seit 1918 hatte Schad die Predigt gehal-ten und für ein geeintes Europa, Frieden und die Freundschaft zwischen Frankreichund Deutschland geworben. „Diese Freundschaft muss unter Europäern zu etwasganz Normalem werden“, unterstrichen Albecker und Schad bei ihrem Treffen.

Kirchenpräsident Albecker steht seit Februar 2014 an der Spitze der rund220000 Mitglieder zählenden evangelisch-lutherischen Kirche von Elsass und Loth-ringen. Der 58-Jährige leitete zuvor die Stiftung Sonnenhof für geistig behinderteMenschen in Bischwiller. Zu seinem „Antrittsbesuch“ in Speyer wurde Albecker vonPfarrer Rudolf Ehrmantraut, Generalsekretär der Kirchen am Rhein, sowie Marc Seiwert, dem inspecteur ecclésiastique (Dekan) in Weißenburg begleitet. lk

Buchtipp

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Namen und Nachrichten

KirchenführerausbildungEine eineinhalbjährige kirchenpädagogi-sche Aus- und Fortbildung mit dem Titel„Kirchenräume lebendig machen“ bietendie Evangelische Arbeitsstelle Bildungund Gesellschaft und das Institut fürkirchliche Fortbildung der EvangelischenKirche der Pfalz an. Die 15-teilige Ver-anstaltungsreihe richtet sich an alle In-teressierten, die sich im Bereich Kir-chenführung qualifizieren wollen.

„Ziel der Ausbildung ist es, die Teilneh-mer dazu zu befähigen, die Kirche alsBauwerk aber auch als spirituellen Orterlebbar zu machen“, zeigen BirgitWeindl und Annekatrin Schwarz, diedas Fortbildungsangebot zusammenleiten, auf. Die 15 Module bestehen ausSeminaren, Studientagen und Exkursio-nen, die inhaltlich von fachkompeten-ten Referenten aus der Landeskirchesowie Absolventen der vergangenenAusbildungsgänge gestaltet werden.

Gebucht werden können sowohl derkomplette Kurs als auch einzelne Mo-dule. Ein „Schnuppertag“ zur Fortbil-dung wird am 27. September 2014 inLandau angeboten. Das vollständigeKursprogramm sowie weitere Informa-tionen sind unter www.evangelische-arbeitsstelle.de oder telefonisch unter0631 3642-151 (Arbeitsstelle Bildungund Gesellschaft) bzw. 06341 556805-70 (Institut für kirchliche Fortbildung)erhältlich. lk

Hat bereits eine Ausbildung absolviert: Kirchen-

führer Gerhard Döring, Edenkoben. (Foto: lk)

Dank für die Rundfunkarbeit an der Saar (von links): Kirchenrat Wolfgang Schumacher, Landespfar-

rer Dejan Vilov, Präses Manfred Rekowski, Wolfgang Glitt und Hermann Preßler. (Foto: lk)

Profilierter Theologe und Radiomacher Neuer Rundfunkpfarrer eingeführt – Dank und Anerkennung an die Vorgänger

In der Saarbrückener Stiftskirche hat der Präses der Evangelischen Kirche imRheinland, Manfred Rekowski, Landespfarrer Dejan Vilov in sein Amt als evangeli-scher Hörfunk- und Fernsehbeauftragter der rheinischen und der pfälzischen Kir-che beim Saarländischen Rundfunk eingeführt. Der 37-jährige pfälzische Pfarrerist zudem Leiter des Rundfunkreferates Saar.

„Mit Dejan Vilov übernimmt ein erfahrener Theologe und Radiomacher dieAufgabe der Evangelischen Rundfunkarbeit im Saarland“, sagte der rheinischePräses. Für die Evangelische Kirche im Rheinland und die pfälzische Landeskirchesei die Rundfunkarbeit ein unverzichtbarer Arbeitsbereich, so Rekowski weiter.

Dejan Vilov arbeitete seit 2009 als Privatrundfunkbeauftragter in Rheinland-Pfalz. Zuvor absolvierte er beim Saarländischen Rundfunk ein Kirchenvolontariat.Neben seiner Arbeit als Rundfunkbeauftragter unterrichtet er Homiletik am Pro-testantischen Predigerseminar der Pfalz und ist Lehrbeauftragter an der Universi-tät Heidelberg. Vilov unterstrich die Bedeutung der Medien für die Kirche. Alleindie Tatsache, dass das Medium Radio oder Fernsehen von vielen Menschen ge-nutzt werde, bedeute jedoch nicht, dass es der Kirche auch immer gelinge, dieMenschen zu erreichen. „Es bedarf einer Sprache, die statt auf Floskeln oder Abs-tracta auf Konkretion setzt.“ Das besondere des Glaubens müsse in den Alltag undin der Sprache der Menschen weitergesagt werden, sagte der Rundfunkpfarrer.Mit Dejan Vilov übernehme nicht nur ein Medienprofi und Verkündiger das Amt,vielmehr verstehe der neue Rundfunkbeauftragte seine Aufgabe auch – „off air“ –als sensibler Seelsorger und kompetenter Gesprächspartner, sagte der Medienrefe-rent der pfälzischen Kirche, Kirchenrat Wolfgang Schumacher.

Als fleißigen und präzisen Denker würdigte Rekowski Vilovs Vorgänger im Amt,Hermann Preßler, der zum 30. Juni in den Ruhestand getreten ist. Preßler habeviele ehren- und nebenamtliche Autoren geprägt und mit seinen evangelischenKommentaren das gesellschaftliche Leben im Saarland mitgestaltet. Der Präsesdankte zugleich Pfarrer Wolfgang Glitt insbesondere für sein Engagement für dieAktion „Sternregen“, einer großen Spendenaktion von Radio Salü, bei der Rund-funkhörer für caritative und diakonische Arbeit zu Gunsten von saarländischenKindern in Not spenden. Glitt ist in die Kirchengemeinde Ensheim gewechselt. lk

Evangelische Kirche der Pfalz, Landeskirchenrat, Öffentlichkeitsreferat, Domplatz 5, 67346 Speyer/Rhein P 3730 FPostvertriebsstückGebühr bezahlt

Heimat | Kirche | Pfalz

MinfeldDie Kirche in Minfeld stammt noch aus dem 11. Jahrhundert.Um 1500 wurde sie im gotischen Stil umgebaut und erweitert.Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden in der Kirche umfang-reiche Wand- und Deckenmalereien aus dem 13. Jahrhundertfreigelegt und restauriert. Die Westwand des Chors zeigt Sze-nen aus dem Neuen Testament, wohingegen das Deckenge-wölbe alttestamentliche Propheten, die vier Evangelisten undvermutlich die vier lateinischen Kirchenväter Gregor der Gro-ße, Augustinus, Ambrosius und Hieronymus zeigt. Die Wandum die Fenster herum zieren Apostel und Engel. Zwei ehervolkstümliche Szenen zeigt die Chorwand zum Langhaus. ZumEinen recht groß Sankt Martin, der mit dem Bettler seinenMantel teilt und zum Anderen darunter etwas kleiner die Ge-burt Jesu. Lange Zeit von beiden Konfessionen simultan ge-nutzt, wurde die Kirche 1919 allein zur protestantischen Kir-che, da die Katholiken eine eigene neue Kirche errichteten.

Protestantische Kirche Minfeld, sonn- und feiertags nachdem Gottesdienst geöffnet, ansonsten Schlüssel beim Protestantischen Pfarramt, Kirchgasse 4, 76872 Minfeld ab-zuholen. Telefon 07275/ 913080. Mehr über evangelischeKirchen in der Pfalz in: Steffen Schramm (Hg.), Räume lesen,Verlagshaus Speyer, 18,90 Euro.

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