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Ontrack EasyRecovery steht in mehreren unterschiedlichen Ver sionen zur Verfügung. Zum einen in Varianten für MacOS und Windows, zum anderen als Ho me, Professional und Enterpri seProdukte, mit unterschiedli chem Leistungsumfang. Die Ho meEdition ist – je nach Variante – dazu in der Lage, Dateien wie der herzustellen, die auf Win dows (FAT12, FAT16, FAT32, NTFS und NTFS 5) beziehungs weise MacOSPartitionen (HFS, HFS+, HFSX und HFS Wrapper) liegen. Außerdem kommt die Software mit ext2 und ext3Partitionen klar und kann somit auch mit un ter Linux formatierten Datenträ gern arbeiten. Darüber hinaus lassen sich Daten aus dem Pa pierkorb wieder herstellen, das gleiche gilt für formatierte Lauf werke. Abgesehen davon ist die Lösung auch dazu fähig, Daten von ge löschten Partitionen zu retten und Rohdaten zu analysieren, um auf Basis von Signaturen Dateien wieder herzustellen. Dabei setzt die Software insgesamt 257 Im Test: EasyRecovery 10 von Kroll Ontrack Auf der Jagd nach der verlorenen Datei Dr. Götz Güttich Oft gehen Daten verloren. Dazu muss nicht einmal die Hardware versagen. Es reicht, wenn ein Benutzer seinen Papierkorb vorzeitig leert oder wenn eine Vireninfektion ungefragt Dateien löscht. Weitere Gründe für Datenverluste sind defekte Partitionsdaten, die ganze Partitionen unsichtbar machen, oder Softwarefehler. In vielen Fällen ist es aber durchaus möglich, die gelöschten Daten wiederherzustellen, da der Löschvorgang nur den Verweis auf die Datei im Inhaltsverzeichnis entfernt und den dazugehörigen Speicherplatz als leer kennzeichnet. Die eigentlichen Daten werden beim Löschen nicht überschrieben. Falls nicht irgendein anderer Prozess zufällig Schreibvorgänge im gleichen Festplattenbereich durchgeführt haben, stehen also die Chancen gut, die Daten wieder zu einer Datei zusammen zu bauen. EasyRecovery von Kroll Ontrack übernimmt genau diese Aufgabe. Wir haben uns im Testlabor angesehen, welche Leistung die Software bringt. 1

Auf der Jagd nach der verlorenen Datei · 2012. 12. 13. · auch dazu fähig, Daten von ge löschten Partitionen zu retten und Rohdaten zu analysieren, um auf Basis von Signaturen

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Ontrack EasyRecovery steht inmehreren unterschiedlichen Ver­sionen zur Verfügung. Zum einenin Varianten für MacOS undWindows, zum anderen als Ho­me­, Professional­ und Enterpri­se­Produkte, mit unterschiedli­chem Leistungsumfang. Die Ho­me­Edition ist – je nach Variante– dazu in der Lage, Dateien wie­der herzustellen, die auf Win­dows­ (FAT12, FAT16, FAT32,NTFS und NTFS 5) beziehungs­weise MacOS­Partitionen (HFS,HFS+, HFSX und HFS Wrapper)liegen.Außerdem kommt die Softwaremit ext2­ und ext3­Partitionenklar und kann somit auch mit un­ter Linux formatierten Datenträ­gern arbeiten. Darüber hinauslassen sich Daten aus dem Pa­pierkorb wieder herstellen, dasgleiche gilt für formatierte Lauf­werke.Abgesehen davon ist die Lösungauch dazu fähig, Daten von ge­löschten Partitionen zu retten und

Rohdaten zu analysieren, um aufBasis von Signaturen Dateien

wieder herzustellen. Dabei setztdie Software insgesamt 257

Im Test: EasyRecovery 10 von Kroll Ontrack

Auf der Jagd nach der verlorenen DateiDr. Götz Güttich

Oft gehen Daten verloren. Dazu muss nicht einmal die Hardware versagen. Es reicht,wenn ein Benutzer seinen Papierkorb vorzeitig leert oder wenn eine Vireninfektionungefragt Dateien löscht. Weitere Gründe für Datenverluste sind defektePartitionsdaten, die ganze Partitionen unsichtbar machen, oder Softwarefehler.In vielen Fällen ist es aber durchaus möglich, die gelöschten Datenwiederherzustellen, da der Löschvorgang nur den Verweis auf die Dateiim Inhaltsverzeichnis entfernt und den dazugehörigen Speicherplatz alsleer kennzeichnet. Die eigentlichen Daten werden beim Löschen nichtüberschrieben. Falls nicht irgendein anderer Prozess zufällig Schreibvorgängeim gleichen Festplattenbereich durchgeführt haben, stehen also die Chancen gut,die Daten wieder zu einer Datei zusammen zu bauen. EasyRecovery vonKroll Ontrack übernimmt genau diese Aufgabe. Wir haben uns im Testlaborangesehen, welche Leistung die Software bringt.

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Dateisignaturen ein, mit derenHilfe sie gelöschte Files wiederzusammensetzen kann.Last but not least ermöglicht dasProdukt Datenrettungen von al­len möglichen digitalen Medien.Neben Festplatten, SSD­Lauf­werken und externen USB­Medi­en können das auch Flash­Spei­cher, optische Medien, Multime­diageräte und weitere Wechsel­medien sein. Für alle Daten lässtsich vor dem Wiederherstellen ei­

ne Vorschaufunktion aktivieren,was vor allem beim Retten vonBilddateien großen Nutzenbringt. Die Home­Edition unter­stützt übrigens die Zusammenar­beit mit Festplatten, die an SA­TA­, IDE­ und SCSI­Bussen hän­gen.Bei der Professional­Editionkommen noch die so genannten"Advanced Tools" hinzu. Dabeihandelt es sich um Werkzeugezum Durchsuchen von E­Mail­Datenbanken wie beispielsweisepst­Dateien, einen Hex­Viewer,ein Diagnose­Tool zum Analysie­

ren der Blocknutzung und zumFinden von schlechten Blöckenauf einer Festplatte, ein Imaging­Werkzeug, eine Copy­Disk­ undeine Refresh­Disk­Funktion so­wie eine Lösung zum Anzeigenvon SMART­Informationen. Zu­sätzlich stellt die Professional­Version auch Daten aus Festplat­tenimages wieder her (EncaseE01, RAW, AFF und Winhex).Die Enterprise­Variante istschließlich zusätzlich dazu in der

Lage, Daten von Hard­ und Soft­ware­RAID­Arrays (Stripe Setsund gespiegelten Festplatten) zuretten und Informationen remoteüber das Netz wiederherzustel­len. EasyRecovery läuft auf Win­dows­Seite auf allen Systemen(Client und Server) von Windows95 bis Windows 7 beziehungs­weise Windows Server 2008 R2.Bei MacOS unterstützt das Pro­dukt alle Versionen seit MacOSX 10.4 (Tiger) mit Intel­Prozes­soren. Außerdem muss der ver­wendete Rechner mindestensüber 512 MByte Arbeitsspeicherverfügen.

FunktionsweiseBevor wir im Detail auf den Testeingehen, ergibt es Sinn, nochkurz einiges zur Funktionsweiseder Software zu sagen. das Pro­dukt scannt zunächst die betrof­fenen Datenträger und erstelltdann einen Verzeichnisbaum derverlorenen oder gelöschten Da­teien. Dabei ist es möglich, nachDateien zu suchen, deren Namenbestimmte Eigenschaften aufwei­sen (zum Beispiel alle doc­Files).In dem Dateimanager steht danneine "Datei speichern"­Funktionzur Verfügung, mit der sich diegefundenen Daten an einem si­cheren Ort abspeichern lassen.Das Sichern der Daten kann beiBedarf nicht nur auf Wechselme­dien, sondern auch auf Netzlauf­werken erfolgen. Es gibt keineBeschränkungen in Bezug auf dieGröße der Dateien und Laufwer­ke.Der TestIm Test installierten wir die Pro­fessional­Version der Softwareauf einem Server unter WindowsServer 2008 R2 mit Service Pack1, der über insgesamt vier internePartitionen verfügte. Der Grunddafür liegt darin, dass die Soft­ware die Festplattenpartition mitden gelöschten Dateien nicht be­schreibt. Ein solcher Schreibvor­gang könnte nämlich gerade dieDaten zerstören, die wiederher­zustellen sind. Ontrack EasyRe­covery liest also die zerstörtenDateien auf einer Partition einund schreibt sie dann zur weite­ren Verwendung auf eine anderePartition. Damit stellt die Lösungsicher, dass der Rettungsversuch– egal was passiert – zu keinerVerschlechterung der Situationführt. Deswegen eignet sich zuTestzwecken ein Rechner mitvielen Partitionen sehr gut, wirkonnten in unserem Test Daten

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Der Willkommensbildschirm von EasyRecovery 10

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von FAT32­ und NTFS­Dateisys­temen lesen und auf unserer vier­ten Partition abspeichern. In an­deren Szenarien, also bei Rech­nern mit nur einer Partition, dürf­te es sinnvoll sein, die Datenret­tung auf ein externes Speicher­medium durchzuführen. In die­sem Zusammenhang ist es auchwichtig daran zu denken, dass dieEasyRecovery­Software nicht auf

dem Laufwerk installiert werdendarf, auf dem die gelöschten Da­ten liegen, da die Installation diezu rettenden Informationen eben­falls überschreiben könnte.Nach dem Setup verwendetenwir die Software zum Wiederher­stellen von gelöschten Dateienunter Windows, zum Restore vonFiles auf USB­Sticks mit ver­schiedenen Partitionstypen, zumRetten von Daten von alten, nurteilweise lesbaren, selbstgebrann­ten CDs und zum Einlesen vongelöschten mp3­Dateien von ei­nem mp3­Player. Zu guter Letzthängten wir auch noch ein ext3­formatiertes externes Laufwerkeines Linux­Systems an unseren

Testrechner und stellten Datendavon wieder her und arbeitetenmit dem Mail­Browser.

InstallationUm die Software auf einemComputer einzuspielen, genügtes, die Installationsdatei aufzuru­fen. Dann startet ein Wizard, derden Anwender durch den Setup­

Prozess führt und der niemandenvor besondere Probleme stellensollte. Im Wesentlichen muss derBenutzer nur den Installations­pfad definieren und festlegen, obdie Software ein Icon auf demDesktop anlegt.Beim ersten Aufruf des Pro­gramms nach Abschluss des Se­tups verlangte es auf unseremWindows Server 2008 R2 zu­nächst einmal Administratorrech­te. Das ist bei jedem Programm­aufruf der Fall und lässt sichauch nicht vermeiden, da die Lö­sung unbehinderten Zugriff aufdie Speicherkomponenten habenmuss. Bevor der Anwender On­track EasyRecovery einsetzen

kann, muss er die Software ersteinmal aktivieren. Dazu reicht esnicht wie bei anderen Lösungen,eine Seriennummer einzugebenund eine Online­Aktivierungdurchzuführen.Statt dessen zeigt das Programmeinen Link an. Wenn der Benut­zer auf diesen klickt, öffnet sichein Browserfenster mit derAdresse http://activations.lc­tech.com/activation/activate.php. Hierbesteht nun die Möglichkeit, dieSeriennummer einzutragen. Au­ßerdem verlangt der Online­Dienst zwingend Name, Adresse,Telefon, E­Mail und Typ desComputersystems (PC oderMac). Wenn alle Angaben ge­macht wurden, generiert der Ak­tivierungsdienst einen Key, dersich wiederum in der Softwareeintragen lässt. Danach ist Easy­Recovery unbeschränkt nutzbar.Im BetriebNach dem Programmaufruf be­grüßt die Software den Anwendermit einem Willkommensbild­schirm. Die zur Datenrettung er­forderlichen Arbeitsschritte wer­den mit Hilfe eines Wizards ab­gearbeitet. Dieser nennt sich"Datenrettungs­Assistent" underklärt im ersten Schritt, wie dieDatenrettung abläuft, also dassauf das Medium mit den ge­löschten Inhalten nur lesend zu­gegriffen wird und dass die Soft­ware die gesicherten Daten aufeinem anderen Volume abspei­chert, um das unbeabsichtigteüberschreiben relevanter Inhaltezu vermeiden.Danach geht es an die Auswahldes Quellmediums. Dabei unter­stützt Ontrack EasyRecovery –wie bereits erwähnt – Festplatten,Flash­Speicher, optische Medien,Multimediageräte und – in der

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Die Auswahl des Medientyps

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Enterprise­Version – auch RAID­Arrays. Die hier getroffene Se­lektion beeinflusst die Voraus­wahl der zu analysierendenDateisystemtypen. Wählt der Be­nutzer eine Festplatte als Daten­quelle aus, so geht Ontrack Easy­Recovery davon aus, dass es dieDateisysteme FAT, exFAT undNTFS untersuchen muss. Bei derWahl eines optischen Mediumslautet die Vorauswahl im Gegen­satz dazu ISO9660 und UDF. Aufdie zu durchsuchenden Dateisys­temtypen gehen wir gleich nochgenauer ein.Im dritten Schritt zeigt der Assis­tent die auf dem gewähltenQuellmedium vorhandenen Parti­tionen an. Nach der Selektion derzu analysierenden Partition oderdes ganzen Mediums geht es dar­an, die für die Suche zu verwen­dende Technik festzulegen. Hier­bei stehen mehrere Methoden zurAuswahl. Die erste nennt sich"Volumen durchsuchen". Mit ihrstellen die Anwender keine ge­löschten Dateien wieder her, son­dern sind in der Lage, den ausge­wählten Datenträger zu durchsu­chen und einzelne Dateien aufdem Ziellaufwerk abzulegen. Dasergibt beispielsweise Sinn, wennes darum geht, Dateien vonschlecht lesbaren optischen Da­tenträgern wieder herzustellen.Im zweiten Modus "GelöschteDaten retten" durchsucht OntrackEasyRecovery das Quelllaufwerknach gelöschten Dateien, hierbeihandelt es sich also um dieHauptfunktion der Software.Gleichzeitig lässt sich angeben,welche Partitionstypen das Tooldurchsuchen soll. (FAT, exFAT,NTFS, HFS+, ext2, ext3,ISO9660 oder UDF). Im Teststellten wir fest, dass es sehrwichtig ist, bei der Auswahl der

Partition und des Partitionstypsdie richtige Entscheidung zu tref­fen. Selektiert man einen ganzenDatenträger anstelle einer Partiti­on, beispielsweise weil man nichtsicher weiß, wo man suchenmuss, und aktiviert zusätzlichnoch den RAW­Modus, also dieSignatur­basierte Suche, so findetOntrack EasyRecovery eine Viel­zahl von Dateien unterschiedli­cher Typen in allen möglichenVerzeichnissen, was das Auffin­den eines bestimmten Files rechtschwierig machen kann. Hat einAnwender aus Versehen eine be­stimmte Datei gelöscht, derenNamen ihm bekannt ist, dürfte es

folglich besser sein, nur die ent­sprechende Partition zu durchsu­chen, keine RAW­Suche durch­zuführen und nur den zum Ein­satz gekommenen Partitionstypuntersuchen zu lassen. Dann be­steht eine viel größere Wahr­scheinlichkeit, die gesuchte Dateiin einer übersichtlichen Liste an­gezeigt zu bekommen. Kann einFile nicht gefunden werden, soergibt es oftmals auch Sinn, die

Suche mit verschiedenen Einstel­lungen zu wiederholen und aufbestimmte Dateitypen einzu­schränken.Mit Hilfe der Funktion "Forma­tierter Datenträger" lassen sichschließlich Informationen aufLaufwerken suchen und wieder­herstellen, die in der Zwischen­zeit formatiert wurden und des­halb nicht mehr über die benötig­ten Partitionsdaten verfügen. ImTest stellte sich dieses Feature alssehr leistungsfähig heraus. Wielegten zunächst einige Daten aufeinem neuen Datenträger ab undlöschten sie anschließend wieder.

Danach durchsuchten wir dieSpeicherkomponente mit Hilfedes "Gelöschte Dateien retten"­Modus. Dieser fand unsere Test­dateien und ermöglichte uns dieWiederherstellung der Files. Da­nach formatierten wir den Daten­träger, der zuerst als NTFS­Volu­me genutzt wurde, unter Linuxals ext2­Partition neu und legtenwieder einige Daten darauf ab,die wir anschließend wieder

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Das Datenrettungsszenario mit den Dateisystemtypen

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löschten. Im nächsten Suchlaufsetzten wir wieder den Modus"Gelöschte Daten retten" ein undlegten die zu durchsuchende Par­tition und den Partitionstyp(ext2) fest. Ontrack EasyRecove­ry fand daraufhin die unter Linuxgelöschten Files. Die wiederge­fundenen Dateien werden beidem Linux­Filesystem übrigensnach Inodes benannt (zum Bei­spiel "Inode 16"), da der Da­teiname bei der Rettung verlorengeht.Im nächsten Schritt verwendetenwir das gleiche Quellmediumund durchsuchten es mit Hilfeder Funktion "Formatierter Da­tenträger". Daraufhin fand dieSoftware sowohl die unter Win­dows als auch die unter Linuxgelöschten Dateien. Eine Wieder­herstellung war zwar nicht in al­len Fällen möglich, da die Datenteilweise überschrieben wordenwaren, der Sucherfolg war aberüberzeugend.Es steht noch ein weiterer Such­modus zur Verfügung, auf denwir an dieser Stelle noch kurzeingehen möchten: Wählt ein An­wender statt einer Partition einenganzen Datenträger, so erhält erim nächsten Schritt neben denbereits genannten Suchoptionenauch noch die Möglichkeit, nachverlorenen Volumen zu suchen.Sobald dieser Suchlauf abge­schlossen ist, präsentiert OntrackEasyRecovery eine Liste der aufdem Datenträger vorhandenenPartitionen (einschließlich man­cher zuvor gelöschter Einträge).Nach der Auswahl der gewünsch­ten Partition geht die Datenwie­derherstellung dann weiter wiezuvor geschildert.Zusätzlich zu den eben genann­ten Methoden bietet der Daten­

rettungs­Assistent auch noch eineDatenträgerdiagnose, die dieNutzung des Mediums anzeigtund defekte Blöcke suchen kann.Die Disk­Tools, mit denen dieBenutzer ein Image des Datenträ­gers erstellen beziehungsweisewieder einspielen können undmit dem sich Daten direkt kopie­ren lassen, rundet den Leistungs­umfang des Wizards ab.Die DatenwiederherstellungSobald die Anwender alle für dieDatenrettung erforderlichen An­gaben gemacht haben, läuft dieSuche durch und Ontrack Easy­Recovery präsentiert die gefun­

denen Files in Form einer Baum­struktur. Die Zeit hängt von derGröße und Geschwindigkeit desQuellmediums ab, auf einem ver­hältnismäßig langsamen Rechnermit Single Core­CPU, zweiGByte RAM und SATA­Festplat­ten brauchte die Software etwa45 Minuten zum RAW­Durchsu­chen einer 40 GByte­Partition.War der RAW­Modus bei der Su­che aktiv, so finden sich nachdem Abschluss der Datenträger­analyse in der Baumstruktur Ord­ner, die Files nach Typen sortiertenthalten. So gibt es beispiels­weise Ordner mit Audio­Dateien(mp3, ogg, wav, etc.), Anwen­dungen (dll, exe, zip und ähnli­ches), Bildern (wie gif, tif, bmp,jpg), Dokumenten (html, pdf, rtf,

xml), Videos (avi, mpeg, Quick­time) und Texten (html). Die ge­fundenen Dateien wurden in denjeweiligen Ordnern nummeriertabgelegt und können darindurchsucht und gespeichert wer­den. Das liegt daran, dass bei derRAW­Datenwiederherstellung dieFilenamen nicht gerettet werdenkönnen, nur die Dateiinhalte. Ei­ne Vorschau ermöglicht das An­zeigen des File Contents vor demSpeichern, was insbesonderebeim Retten von Bilddaten sehrhilfreich ist.Fand die Suche nicht nur imRAW­Modus, sondern auch mitAngabe eines Partitionstyps wieNTFS statt, so erscheinen in derBaumstruktur noch andere Ord­ner, wie "NTFS_deleted" und"Block". Diese enthalten die, an­hand der Partitionsinformationenwiederherstellbaren Dateien mitDateinamen sowie zu Blöckengehörende verwaiste Ordner,ebenfalls mit Dateien, die nochihre Dateinamen haben. Das er­möglicht eine sehr einfache Wie­derherstellung ohne ein Durchsu­chen der Dateiinhalte, funktio­niert aber nur, wenn die dafür er­forderlichen Informationen nochvorhanden sind.Die sonstigen FunktionenZusätzlich zum Datenrettungs­Assistent bringt die Softwarenoch eine Menüzeile und eineIconleiste mit, die noch weitereFunktionen enthalten. So umfasstdie Menüzeile Befehle zum Ak­tualisieren der Laufwerke (Re­fresh Disk, dazu später mehr),zum Anzeigen der Ergebnisliste,zum Speichern von Verzeichnis­berichten sowie zum Öffnen undErstellen von Imagedateien. Dar­über hinaus lässt sich eine un­scharfe Suche aktivieren, diemehr Dateien als die Standardsu­

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Während der Suchläufe zeigt die Soft­ware unter anderem an, wie lange derVorgang vermutlich noch dauern wird

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che findet, dabei müssen die Be­nutzer aber davon ausgehen, dassein Großteil der gefundenen Da­ten nicht mehr nutzbar ist. Dar­über hinaus lassen sich Datenträ­gerinformationen anzeigen unddie Datenträgerverwaltung vonWindows öffnen.Von besonderem Interesse ist derPunkt "Optionen". Hier bestehtdie Möglichkeit, allgemeine Ein­stellungen wie den Log­Level(Report, Error, Warning, Info,Debug und ähnliches) zu definie­

ren, leere Ordner automatisch zuentfernen und bestimmte Dateity­pen für die Datenrettung zu akti­vieren und zu deaktivieren. Dasgilt auch für Gruppen von Typen,wie "Bilder", "Videos" oder"Textdateien".Abgesehen davon ermöglichendie Optionen auch das Einschrän­ken des Suchbereichs (Start beiX Prozent, Stopp bei Y Prozent).Auf diese Weise haben die Nut­zer Gelegenheit, die Suche aufbestimmte Festplattenbereiche zu

beschränken. Außerdem könnendie Anwender noch diverse Such­Optionen festlegen, Damit lassensich Blöcke überspringen, glei­che Dateinamen beim Speichernumbenennen, Fehler während desSuchvorgangs ignorieren undvieles mehr. Die erweitertenSuchfunktionen umfassen ein au­tomatisches Erkennen von Block­offsets und Einstellungen für dieRAW­Datenanalyse wie bei­spielsweise das Begrenzen vonDateigrößen und das Verbindenvon nicht zusammenhängenden

Videoteilen. Last but not least be­steht auch die Option, defekteBlöcke, die bei der Suche über­sprungen werden, anzugeben undeinen Expertenmodus einzuschal­ten. Aktivieren die Anwenderdiesen Expertenmodus, so er­scheint ein weiteres Menü in derLeiste, das einen Zugriff auf Da­tenträgerinformationen, eine Da­tenträgervorschau (HEX) und ei­ne Kopierfunktion für Datenträ­ger ermöglicht. Zusätzlich habendie Benutzer unter anderem dieMöglichkeit, Imagedateien auf

Datenträger zu schreiben und denWindows­Zertifikatsmanageraufzurufen.Die Icon­Leiste bietet im Gegen­satz dazu einen direkten Zugriffauf die am meisten benötigtenFunktionen. Dazu gehört die Op­tion einer Software­Update­Funktion und ähnliches.Die Advanced ToolsNeben der Funktion zum Kopie­ren von Datenträgern, dem HEX­Viewer und dem Imaging­Werk­zeug bieten die Professional­ undEnterprise­Versionen von On­track EasyRecovery wie gesagtnoch einige weitere "AdvancedTools". Dazu gehört eineSMART­Option zum Anzeigenausgewählter Festplatten in einergrafischen Darstellung. Dieseumfasst die freien, belegten unddefekten Blöcke. Außerdem gibtdie SMART­Option Einblick inParameter die Betriebsdauer,Fehlerrate oder auch Temperaturder Festplatte. Mittels "RefreshDisk" beziehungsweise "Aktuali­sieren der Laufwerke" lassen sichFestplatten neu schreiben undDatenblöcke überprüfen. Dabeilegt Ontrack EasyRecovery dieauf der HDD vorhandenen Datennochmals auf der Festplatte ab.Diese Funktion ist vor allem fürFestplatten sinnvoll, die zur Da­tenarchivierung zum Einsatzkommen. Lagert eine HDD einelange Zeit im Schrank, so verrin­gert sich nach und nach die Feld­stärke der Bits, was zu Datenver­lusten führen kann. "RefreshDisk" schreibt die Daten kom­plett neu und baut so die Feld­stärke wieder auf.E­Mail­BrowsingDas letzte der Advanced Toolsdient zum Durchsuchen vonMail­Datenbanken beziehungs­

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Suche mit der Funktion "Formatierten Datenträger retten". Das"lost+found"­Verzeichnis oben stammt von einer ext2­Partition, die anderenDateien aus einem NTFS­Volume.

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weise ­Dateien wie zum BeispielOutlook pst­Files. Mit diesemlassen sich die genannten Daten

auswählen und einsehen. Darüberhinaus können die Anwender dievorhandenen und gelöschtenMails anzeigen, speichern undausdrucken.Die Funktion arbeitet mit Out­look Express, Outlook, Eudora,Mozilla, Backy und Windows Li­ve Mail zusammen. Im Test ver­wendeten wir Outlook 2010.Nach dem Aufruf des E­Mail­Browsers reichte es, Outlook alsMail­Client anzugeben und denPfad zu den Mailboxdaten festzu­legen. Daraufhin durchsuchteOntrack EasyRecovery die Mail­Daten und bot uns wieder eineBaumstruktur mit den gefunde­nen Inhalten an. In dem Baumbefanden sich Ordner wie "Ge­löschte Elemente", "Postaus­gang", "Gesendete Elemente","Kalender", "Kontakte" und soweiter. Nicht nur Mails lassensich speichern und drucken, son­dern es besteht auch die Option,HTML­Mails zu betrachten und

Attachments, Header und Rohda­ten auf dem Bildschirm anzuzei­gen.

FazitIm Test verwendeten wir KrollOntrack Ontrack EasyRecovery10 sowohl zum Wiederherstellenvon Daten von Festplatten, alsauch zum Retten von Files aufUSB­Sticks und optischen Medi­en. Dabei konnte die Lösungüberzeugen. Sie findet – je nachEinstellung – eine Vielzahl vonDateien, lässt sich aber bei Be­darf auch so konfigurieren, dasssie nur Files bestimmter Typenoder auf bestimmten Dateisyste­men anzeigt. Das macht dasDurchsuchen der Datenträgereinfach und die Vorschau­Funkti­on tut ein Übriges, um schnell dieInformationen zu identifizieren,um die es geht. In vielen Fällenergibt es auch Sinn, mit verschie­denen Einstellungen zu "spielen"und die Partitionen mehrmals zudurchsuchen, da unterschiedlicheSettings auch verschiedene Such­ergebnisse hervorbringen. DieWizard­gesteuerte Konfigurationder Software wurde zudem über­

sichtlich gestaltet, so dass einAnwender bereits nach kurzerEinarbeitungszeit effizient mitder Lösung arbeiten kann. Be­sonders überzeugen konnte unsdas Produkt beim Retten von Da­ten von defekten selbstgebrann­ten CDs. Hier war es dazu in derLage, Dateien teilweise wiederherzustellen, die kein anderes beiuns vorhandenes Produkt einle­sen konnte. Dazu benötigte es für50 MByte an Daten ungefähracht Stunden, die Timeouts fürdie Suchvorgänge sind also ver­hältnismäßig lang. Das machtaber nichts, solange dabei einzählbares Ergebnis herauskommt.Läuft Ontrack EasyRecovery ineinen Timeout und kann demzu­folge einen Sektor nicht lesen, solässt es die darin enthaltenen In­formationen einfach weg undmacht mit dem nächsten Sektorweiter. Auf diese Weise stellt dasProdukt sicher, dass die Anwen­der möglichst viele Informatio­nen aus der Datei wieder erhalten

und nicht nur die Daten vom An­fang des Files bis zur nicht lesba­ren Stelle. Dieser Ansatz hinter­ließ bei uns einen sehr positivenEindruck. Generell lässt sich sa­gen, dass Ontrack EasyRecovery10 trotz des großen Funktions­umfangs leicht zu bedienen istund bei der Dateisuche überzeu­gende Ergebnisse hervorbringt.

Die grafische Datenträgerdiagnose

Die Mail­Browsing­Funktion unter­stützt verschiedene Client­Systeme

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