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süddeutsche heimat , 1. Febr uar 2014 58 SCHWÄBISCH AUF ANFRAG E Auch Mumien sind eig'mummlet Zur kalten Jahreszeit passt ein Ausdruck, nach dem Hans-Jörg K achelmuß aus Göppingen fragt. Er hat etwas mit Wärme- schutz zu tun: eimummla. Man kann mummeln tiefer auf den Grund gehen. indem man es re- duziert. Denn es handelt sich, wie seine Endung -ein verrät, um eine Erweiterungsbildung wie im Falle von klingeln, das von klingen abge- leitet ist. Die einfache Version muss daher mummen lauten. Sie steht im Schwäbischen Wörterbuch mit der Erklärung .. mumm machen, unver- stilndlich reden". Auch das bringt uns nicht wesentlich weiter. Dialekt wird großräumiger Ge rmanist der Un i Fre i bu rg hat die Sp r ache im Drei l ändereck unter sucht HENNING PETERSHAGEN Dazu schreibt Hans -Jörg Kachel- muß: erinnere ich mich an ei- mummla, eig'mummelt sein, ei- g'mummefet, was soviel bedeutet wie bis zur Nasenspitze warm einge- packt sein. Man kann sich auch mit der Bettdecke einmummeln. K Fischers Schwäbisches Wörter- buch übersetzt eimummle mit einhüllen, von Menschen", weist besonders auf das Partizip ei- g' mummlet hin, teilt wei ter aber nichts dazu mit. Es empfiehlt sich daher, nach dem Grundverb mummle zu suchen, und dazu steht eine ganze Menge im Schwäbi- schen Wört erbuch. Dort erscheint einhüllen, cinwickelnN a llerdings erst auf dem dritten und letzten Platz der Bedeu- tungen von mummle, mit dem Kom- Vielleicht ist das sonst ver- breitete einmummeln gemeint." Wo- fUr mummlesonst steht, passt über- haupt nicht zum wimerlichen Wär- meschutz: I. mühsam kauen, essen ohne Zähne oder auch mit übervol- lem Mund, 2. murmeln, brummen: undeutlich oder heimlich sprechen. mumm machen· , bilan- ziert Fischer und unterstreicht da- mit, d<JSS mumml e ein I<Jutmalen- des Wort ist, das den vollen Mund, ein u ndeutliches Reden oder ein zahnloses MUmmeln nachahmt. Der Mummelgreis lässt grüßen. Die Lösung steht im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm. Das vermerkt unter mummen auch noch verhüllen" und verweist aufUic Mummereiund aufdas nach wie vor aktuelle Verbum vermum- men, dem unter anderem das Ver- mwnmungsverbot entsprossen is t. Außerdem gibt es davon ein ande- res erweitertes schwäbisches Kom - positum: vermummle. Es bedeutet verkleiden". Oder aber sprechen". Demnach gibt es zwei verschie· dene mummen, die gleich anmu- ten, aber unterschiedl ichen Ur- sprungs sind. Das eine ist nachah- mend und geht auf den Laut mumm zurück. Das andere hat sei- nen Ursprung in der Mumme. Das ist eine Maske oder eine maskierte Person. Das Wort wur.wlt im mittel- lateinischen moma (Maske). Das könnte freilich ebenfalls lautmale- risch sein. da unter einer Maske meist nur schwer verständliches Ge- brumme! hervordringt. Die Mumiegehört übrigens nicht hierher. Die ist zwar auch oft eig- mummfe l, aber nicht aus Wärmc- schutzgründen. Ihr Name geht auf persisch mum = Wachs zurück, den Stoff, mit dem man sie konservierte. Sehe g'schickt, so a Tomograph. Da muasch de net vorher ausmummla. foto: Mithras und Kybele Roms Götterweit im Karls ruher Schloss Welche Bedeut ung besaß Religion im römischen Weltreich? Dieser Frage geht die Ausstellung .Impe- rium der Götter. ls is - Mithras - Christus. Kulte und Religionen im Römischen Reich" nach, die bis 18. Mai im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss zu sehen ist. Für die Hörnerwaren Kult und Re· ligion wesentlicher Bestandteil ih- rer Identität. Mit der Expansion Horns zu einem Weltreich und der Begegnung mit anderen Kulturen entwickelte sich ein buntes Neben- einander von Göttern und Kulten, die einander in fruchtbarer Wechsel- wirkung beeinflussten. So ergänz- ten im Laufe der Zeit oder .fremde" Gottheiten die Götterwelt um Jupiter . Juno und Minerva. Zu diesen gehörten der als .unbe- siegbare Sonne" verebne Lichtgott Mithras. die ägyptische lsis, Mater Magna/Kybelc, eine urt ümliche Mutter- und Naturgottheit aus Klcinasien, oder der aus Doliche in Syrien stammende Jupiter Do!iche- nus. Neben diesen sogenannten ori- entalischen Kulten erschienen zu- dem zwei Heligionen östlichen Ur- sprungs im rnischen Reich: das Judentum und das Christentum. Das Badische La ndesmuseum zeigt erstm<lls eine umfassende und vergleichende Präsentation der ori- enwlischen Kulte und Religionen. MaHstabsgetreue Modelle sowie in Original größe nachgebaute Insze- nierungen ei nes Mithrasheiligtums und einer Katakombenkammer ver- vollstllndigen das Po rträt religiösen Lebens im mischen Weltreich. eb Info Imperium der Götter. lsis - Mi- thras - Christus. Kulte und Religio- nen im mischen Reich. Bis 18 . Mai im Badischen Landesmuseum, Schloss Kar!sruhe, Di-So 10-18 Uhr. Geahnt und befürchtet haben es viele schon lange: Die regio- nalen und lokalen Dialekte wer · den weniger und undifferen· zierter. Das bestätigt d ie For· schungarbeit von Philipp Stoeckle von der Uni Freiburg. PETRA WALHEIM Es ist auch ein Generationenpro- b lern. Den älteren Menschen, die Philipp Stoeckle im Südwesten des Landes zu ihrem Dialekt befragt hat , ist ihre al emannische Sprache wichtig. Sie pflegen sie und nehmen die regionalen u nd lokalen Unter· schiede feiner wahr als Jüngere. Im Dialekt der jungen Menschen sind die Unterschiede, die es früher von Ort zu Ort gegeben hat, nicht mehr so ausgeprägt. Doch auch ihnen ist dasAleman- nische wichtig als Identifikations- Merkmal mit der Heimat. Gravie- rende Unterschiede gibt es zwi- schen Stadt und Land: .. In den Frei- burger Schulen ist kaum noch Dia- lekt zu hören", sagt Phitipp Stoeckle. Im Hotzenwald dagegen werde noch deutlich alemannisch gesprochen. Stoeckle, Sprachwissenschaftler an der Uni Freiburg, hat im Rahmen seiner Dissertation mit einer weite- ren Doktorandin zwischen Herbolz· heim im Norden, der Schweiz im Sü- den, dem Elsass im Westen und Waldshut-Tiengen im Osten gut 220 Menschen nach ihrem Dialekt, ih- rer Wahrnehmung des Dialekts und nach dessen Stellenwert befragt. Ih- nen wurden 40 Sätze auf hoch- deutsch vorgesprochen, zum Bei- spiel: FrühstOck liest sie im- mer Zeitung." Das sollten sie in ih- ren Dialekt übersetzen. Die Wissenschaftler legten dabei das Hauptaugenmerk darauf, wie Begriffe verändert werden: dass etwa aus Zeitung Zittung oder , wie in der Schweiz, Zilligwird. Dort mu- tiert das Kind zum Cl!ind. Im Mark- grärlerland heißen Äpfel Opf el. Das Gesagte wurde aufgezeich- net und aufgeschrieben. Die Befrag- ten wurden gebeten, aufeiner Katte einzutragen. wo sie Dialekte veror- ten und die jeweiligen Grenzen zie· hen. Dabei ergab sich für Stoeckle überraschendes. Leute in Schopfheim am Rand des Hotzen- waids sagten, die Menschen im Hot- zenwald würden deshalb so anders sprechen, weil sie katholisch sind." Konfessionsgrenze als mentale Dia- lcktgrenze. Dass das für die Leute von so grof kr Bedeu tung ist, über- raschte Stoeckle. Doch er kann es erklären: Große Teile des Hotzen waldesstanden frü· her unter vorderösterreichischer und damit habsburgischer Herr- schaft. Sie waren katholisch. Die Ge- biete in Richtung Rhein gehörten zur Markgrafschaft Baden und wa- ren evangelisch. Da früher zwi- schen Katholiken und Protestanten scharfe Grenzen gezogen wurden, kein Austausch stattfi nden durfte und interkonf essionelle Hochzeiten undenkba r waren, blieben die Men- schen unter sich. wenn die Kommunikationskanäle offen sind, gleichen sich die Dialekte an", sagt der Sprachwissenschaftler. Auch interessant: ln den protes- tantischen Gebieten hatten sich 40 FRANKREICH Prozent der Befragten beim Auf- zeichnen der Dialektgrenze an der Konfession orientiert. .Und das, ohne danach gefragt zu werdenu, be- tont Stoeckle. Bei der katholischen Bevölkerung seien es nur neun Pro- zent gewesen. Aufbeiden Seiten hät- ten eherdieÄlteren die Dialektgren· zen an der Konfession f estgemacht. Die meisten tten vor allem an den Staatsgrenzen die Dialektgren- zen gezogen. Aber auch topographi· sehe Merkmale seien entscheidend gewesen. Viele hätten als Grenzen Täler gewählt, zum Beispiel Müns- tertal, Wiesental. Glottertal. Oder den Kaiserstuhl. Dabei sei der Kai- serstühler Dialekt meistens zu klein- räumig eingezeichnet worden. Dort wird das Messer zu Masser. Doch Masser wird auch bis weit in den Sü- den der Rheinebene gesagt. Außerdem hat Stoeckle festge- stellt, dass beim Stellenwert des Dia- lekts die Alterssuuktur eine ent- scheidende Rolle spielt: Die älteren Befragten zwischen 60 und 70 Jah- ren haben ein differenzierteres Bild von Dialekten als die jüngeren im Al- ter von 25 bis 35 Ja hren. Die Äl teren konnten mehr Dialekt-Merkmale nennen und mehr Dialektgebiete Südwestdeutschen Sprachatlas verfeinert Ergänzung Der Sprachwis- senschaftler Phili pp Stoecklesiehtseine Studie zuclenOialekten i mOrei län· der eck als E1gänzung und Ver feinerungdes SiJd.Nest- deutschenSpr a<hatlasses. Der wutdevon 1 972 bis 2010ander For schungs- stelle .,Sprachvariationin Baden-Württ emberg"des DeutschenSeminarsder Uni Freibur gbea1beitet f1 decktden S üdenBaclen- Würnembergs ab. Oie Efhe- bungen r den Atl as wur- den1986abgeschlossen. Stoeckle will mitseinerStu· dieauch zeigen, wiesi ch der Dialektin den40 Jah- renentwi ckelt hat BefragungSteeekle hat in 370rtengut220 Men- schenbefragtEr war in dreiOrten im El sassund in zweiOrtenin der Schweiz. Wichtigwar i hm, die Mei- nungvonjungen und äl te- ren Menschenzuerfahren. Oabeihaterleuteausun- tef schiedlichenBerufenbe- fragt ausder Wirtschaft und Bankenwe!t,aus dem Handwerkundder land- wirtschaft.Amschwierigs· ten wares,älterefrauen mit höherem B ildungsab- schl uss zu finden. Zu Unrecht völlig unterschätzt: Sauerkraut Vi ele Vi tamine und Mineralien sind d er ideale Dünger für di e durch Überernährung gestresste D armflora Sauerkra utgerichte bereichern gerade im Winte r den Speise- plan o ptimal m;t Vitaminen und Mineralstoffen. Und: Sauer· kraut hat wenig Kalorien. AUGUST KOTTMANN Die Milchsäurevergärung des Weißkohls lindert manche Mangel- krankheit und stabilisiert vorbeu- gend die Darmflora. Sauerkraut war daherunverzicht bar aufden langen Reisen der Seefahrer. Im asiati- schen Bereich heißt die Kohlgtlrung und hat einen hohen Stel- lenwert in der Gesundheitskiiche. Dus ist heute we itgehend verges- sen. Sauerkraul hat bei uns einen viel zu geringen und prof anen Stel- lenwert. Unsere Vorfahren schätz- ten die Sauerkraut küche vor allem. weil sie billig wa r. Aber: Was nichts kostet, ist nichts wert. (fit DI E WÜRZE heute fast zu üppigen Er- DES LANDES nährung entschlacken das kalorienarme, vita- min-und mineralstoffrei- KOrTMANNS REGI ONALKÜCHE sere überfüllte und ge· stresste Darmflora. Sauerkraut ist so vielfäl- tig einsetzbar wie fast kein anderes Lebensmit- tel: Da gibt es etwa Sauer- krautsaft zum Trinken, inGosbach i mTäle, schreibtei Mlal im Monathier di eKolumne . Die Würzedes Landes". Saucrkrautsalat, Sal atkombinatio- berwurst oder ganz ein- fach mit Schupfnudeln Doch eignet Sauerkraut sich auch als Beilage zu ge- kochtem Fleisch, geba- ckenem Schinken, Kasse- ler, Pökelneisch, Schwei- nebraten, Würstchen und Leberknödeln. Wird es geschmacklich abge- rundet mit Champagner, Ana nas oder Weintrau- ben, bildet es eine ange· nehme Beigabe zu dunk- lem Geflügel oder Wilgefl ilgel wie Fasan und Wildtaube. Das Rezept Fisch und Krust entieren passt. Zutaten für 5 Personen: 1 kg Sauer- Die Schwaben schä tzen Sauer· kraut; 100 g geschnittene Zwiebeln; kraut mit Kesselfleisch, Blut- und Le- 150 g Äpfel fein geschnitten; 60 g w em das Sauerkraut als solches zu gesund und kalorienarm ist. darf es gerne mit einer ordentlichen Portion Schweinebauch anreichern. Foto: Ko n mann Dialektsprecher im alemanni schen Drei ländereck die Grenzenzwischenden Dialekträumen ziehen. Je dunkler die Fl ächeeines Dialektraums,destohäufiger wur deer alssolcher benannt. einzeichnen. Insgesamt bewerteten sie das Alemannische als positiv und sympathisch. Die Jüngeren fan- den Dialekt eher unsympathisch. Stoeckle hat auch einen gravie- renden Unterschied zur Schweiz ausgemacht .• ln der Schweiz hat der Dialekt einen ganz anderen Ste!· Jenwen als bei uns. Und er ist nicht sozial markiert", sagt der Wissen· schaftlcr. in Deutschland werde mit Dialekt eher der ländliche Baum as- soziiert. Deshalb sei er in Süd- deutschland ausgeprägter als in der Mitte oder im Norden des Landes. ln d er Schweiz dagegen werde kein Unterschied gemacht zwischen Stadt und Land . .. In Zürich hört man -anders als in Freiburg - nur sagt Stoeckle, der in- zwischen am dortigen Deoischen Seminar als PostDoc arbeitet. So groß die Unterschiede zwi- schen Alt und Jung auch sind: ln ei- nem s ind sie sich einig: Die meisten sehen die Grenze des Alemanni- schen bei Villingen-Schwenningen. .Die jüngeren Leute sagten fast zu hundert Prozent, dass ab Villingen- Schwenningen ganz anders gespro- chen werde", soStoeckle. Dabei war den alemannisch Sprechenden vor allem wichtig, sich vom Schwäbi- schen abzugrenzen. Gänse-, Schweine- oder Butter- schmalz; 0,3 1 Wasser; 0,2 I Weißwein; 1 ELHonig oder 2 ELZucker; 1 Gewürz- beutel (1 n Kümmel, S Stück Wachol- de r beeren, YJ Nelke, y, Lorbeerblatt); Prise Salz; je nach Geschmack 300 g Rauchspeck oder roher Schweinehals. Zubereitung: Äpfel und Zwiebeln im heißen Schmalz glasig anschwitzen. Wasser und S auerkraut sowie Salz zu- geben und a lles gut durchrühren. Das Ganze sollte schnell wieder kochen, damit das Kra utseine wei ße Farbe be- hält. Dann Fle isch zugeben. Gesto- ßene Gewürze in einen Leinenbeutel füllen und mitten ins Kraut stecken. Das sollte zugedeckt ca. 1 Stunde leicht köcheln. Nach YJ Stunde Weiß- wein zugeben. Nach der Garzeit Ge- worzbeutel und Flei sch entnehmen. Diese.sgegebenenfalls in einem sepa- raten T opf mit etwas Suppengrün fer- tig garen. ln das fertige Sauerkra ut Honig oder Zucker einrühren.

Auch Mumien sind eig'mummlet Dialekt wird großräumiger · Februar 2014 58 SCHWÄBISCH AUF ANFRAGE Auch Mumien sind eig'mummlet Zur kalten Jahreszeit passt ein Ausdruck, nach dem

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Page 1: Auch Mumien sind eig'mummlet Dialekt wird großräumiger · Februar 2014 58 SCHWÄBISCH AUF ANFRAGE Auch Mumien sind eig'mummlet Zur kalten Jahreszeit passt ein Ausdruck, nach dem

süddeutsche heimat, 1. Februar 2014 58

SCHWÄBISCH AUF ANFRAG E

Auch Mumien sind eig'mummlet Zur kalten Jahreszeit passt ein Ausdruck, nach dem Hans-Jörg Kachelmuß aus Göppingen fragt. Er hat etwas mit Wärme­schutz zu tun: eimummla.

Man kann mummeln tiefer auf den Grund gehen. indem man es re­duziert. Denn es handelt sich, wie seine Endung -ein verrät, um eine Erweiterungsbildung wie im Falle von klingeln, das von klingen abge­leitet ist. Die einfache Version muss daher mummen lauten. Sie steht im Schwäbischen Wörterbuch mit der Erklärung .. mumm machen, unver­stilndlich reden". Auch das bringt uns nicht wesentlich weiter.

Dialekt wird großräumiger Germanist der Uni Freiburg hat die Sprache im Dreiländereck untersucht

HENNING PETERSHAGEN

Dazu schreibt Hans -Jörg Kachel­muß: ~Ich erinnere ich mich an ei­mummla, eig'mummelt sein, ei­g'mummefet, was soviel bedeutet wie bis zur Nasenspitze warm einge­packt sein. Man kann sich auch mit der Bettdecke einmummeln. K

Fischers Schwäbisches Wörter­buch übersetzt eimummle mit ~warm einhüllen, von Menschen", weist besonde rs auf das Partizip ei­g'mummlet hin, teilt weiter aber nichts dazu mit. Es empfiehlt sich daher, nach dem Grundverb mummle zu suchen, und dazu steht eine ganze Menge im Schwäbi­schen Wörterbuch.

Dort erscheint ~fest einhüllen, cinwickelnN a llerdings erst auf dem dritten und letz ten Platz der Bedeu­tungen von mummle, mit dem Kom­mentar ~ Vielleicht ist das sonst ver­breitete einmummeln gemeint." Wo­fUr mummlesonst steht, passt über­haupt nicht zum wimerlichen Wär­meschutz: I. mühsam kauen, essen ohne Zähne oder auch mit übervol­lem Mund, 2. murmeln, brummen: undeutlich oder heimlich sprechen. ~Eigemlich mumm machen·, bilan­ziert Fischer und unterstreicht da­mit, d<JSS mummle ein I<Jutmalen­des Wort ist, das den vollen Mund, ein undeutliches Reden oder ein zahnloses MUmmeln nachahmt. Der Mummelgreis lässt grüßen.

Die Lösung steht im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm. Das vermerkt unter mummen auch noch ~sich verhüllen" und verweist aufUic Mummereiund aufdas nach wie vor aktuelle Verbum vermum­men, dem unte r anderem das Ver­mwnmungsverbot entsprossen ist. Außerdem gibt es davon ein ande­res erweitertes schwäbisches Kom­positum: vermummle. Es bedeutet ~verhüllen , verkleiden". Oder aber ~undeutlich sprechen".

Demnach gibt es zwei verschie· dene mummen, die gleich anmu­ten, aber unterschiedlichen Ur­sprungs sind. Das e ine ist nachah­mend und geht auf den Laut mumm zurück. Das andere hat sei­nen Ursprung in der Mumme. Das ist eine Maske oder eine maskierte Person. Das Wort wur.wlt im mittel­lateinischen moma (Maske). Das könnte freilich ebenfalls lau tmale­risch sein. da unter einer Maske meist nur schwer verständliches Ge­brumme! hervordringt.

Die Mumiegehört übrigens nicht hierher. Die ist zwar auch oft eig­mumm fe l, aber nicht aus Wärmc­schutzgründen. Ihr Name geht auf persisch mum = Wachs zurück, den Stoff, mit dem man sie konservierte.

Sehe g'schickt, so a Tomograph. Da muasch de net vorher ausmummla. foto: dp~

Mithras und Kybele Roms Götterweit im Karlsruher Schloss

Welche Bedeutung besaß Religion im römischen Weltreich? Dieser Frage geht die Ausstellung . Impe­rium der Götter. ls is - Mithras -Christus. Kulte und Religionen im Römischen Reich" nach, die bis 18. Mai im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss zu sehen ist.

Für die Hörner waren Kult und Re· ligion wesentlicher Bestandteil ih­rer Identität. Mit der Expansion Horns zu einem Weltreich und der Begegnung m it a nderen Kulturen entwickelte sich ein buntes Neben­einander von Göttern und Kulten, die einander in fruchtbarer Wechsel­wirkung beeinflussten. So ergänz­ten im Laufe der Zeit ~neue" oder .fremde" Gottheiten die Götterwelt um Jupiter. Juno und Minerva.

Zu diesen gehörten der als .unbe­siegbare Sonne" vere bne Lichtgott Mithras. die ägyptische lsis, Mater Magna/Kybelc, eine urtümliche

Mutter- und Naturgottheit aus Klcinasien, oder der aus Doliche in Syrien stamme nde Jupiter Do!iche­nus. Neben diesen sogenannten ori­entalischen Kulten erschienen zu­dem zwei Heligionen östlichen Ur­sprungs im Hörnischen Reich: das Judentum und das Christentum.

Das Badische Landesmuseum zeigt erstm<lls eine umfassende und vergleichende Präsentation der ori­enwlischen Kulte und Religionen. MaHstabsgetreue Modelle sowie in Originalgröße nachgebaute Insze­nierungen eines Mithrasheiligtums und einer Katakombenkammer ver­vollstllndigen das Porträt religiösen Lebens im römischen Weltreich. eb

Info Imperium der Götter. lsis - Mi­thras - Christus. Kulte und Religio­nen im Römischen Reich. Bis 18 . Mai im Badischen Landesmuseum, Schloss Kar!sruhe, Di-So 10-18 Uhr.

Geahnt und befürchtet haben es viele schon lange: Die regio­nalen und lokalen Dialekte wer· den weniger und undifferen· zierter. Das bestätigt d ie For· schungarbeit von Philipp Stoeckle von der Uni Freiburg.

PETRA WALHEIM

Es ist auch ein Generationenpro­b lern. Den älteren Menschen, die Philipp Stoeckle im Südwesten des Landes zu ihrem Dialekt befragt hat, ist ihre alemannische Sprache wichtig. Sie pflegen sie und nehmen die regionalen und lokalen Unter· schiede feiner wahr als Jüngere. Im Dialekt der jungen Menschen sind die Unterschiede, die es früher von Ort zu Ort gegeben hat, nicht mehr so ausgeprägt.

Doch auch ihnen ist dasAleman­nische wichtig als Identifikations­Merkmal mit der Heimat. Gravie­rende Unterschiede gibt es zwi­schen Stadt und Land: .. In den Frei­burger Schulen ist kaum noch Dia­lekt zu hören", sagt Phitipp Stoeckle. Im Hotzenwald dagegen werde noch deutlich alemannisch gesprochen.

Stoeckle, Sprachwissenschaftler an der Uni Freiburg, hat im Rahmen seiner Dissertation mit einer weite­ren Doktorandin zwischen Herbolz· heim im Norden, der Schweiz im Sü­den, dem Elsass im Westen und Waldshut-Tiengen im Osten gut 220 Menschen nach ih rem Dialekt, ih­rer Wahrnehmung des Dialekts und nach dessen Stellenwert befragt. Ih­nen wurden 40 Sätze auf hoch­deutsch vorgesprochen, zum Bei­spiel: ~Beim FrühstOck liest sie im­mer Zeitung." Das sollten sie in ih­ren Dialekt übersetzen.

Die Wissenschaftler legten dabei das Hauptauge nmerk darauf, wie Begriffe verändert werden: dass etwa aus Zeitung Zittung oder, wie in der Schweiz, Zilligwird. Dort mu­tiert das Kind zum Cl!ind. Im Mark­grärlerland heißen Äpfel Opfel.

Das Gesagte wurde aufgezeich­net und aufgeschrieben. Die Befrag­ten wurden gebeten, aufeiner Katte einzutragen. wo sie Dialekte veror­ten und die jeweiligen Grenzen zie· hen. Dabei ergab sich für Stoeckle überraschendes. ~Die Leute in Schopfheim am Rand des Hotzen­waids sagten, die Menschen im Hot­zenwald würden deshalb so anders sprechen, weil sie katholisch sind." Konfessionsgrenze als mentale Dia­lcktgrenze. Dass das für die Leute von so grofkr Bedeutung ist, über­raschte Stoeckle.

Doch er kann es e rklären: Große Teile des Hotzen waldesstanden frü· her unter vorderösterreichischer und damit habsburgischer Herr­schaft. Sie waren katholisch. Die Ge­biete in Richtung Rhein gehörten zur Markgrafschaft Baden und wa­ren evangelisch. Da frü her zwi­schen Katholiken und Protestanten scharfe Grenzen gezogen wurden, kein Austausch stattfinden durfte und interkonfessionelle Hochzeiten undenkbar waren, blieben die Men­schen unter sich. ~Nur wenn die Kommunikationskanäle offen sind, gleichen sich die Dialekte an", sagt der Sprachwissenschaftler.

Auch interessant: ln den protes­tantischen Gebieten hatten sich 40

FRANKREICH

Prozent der Befragten beim Auf­zeichnen der Dialektgrenze an der Konfession orientiert. .Und das, ohne danach gefragt zu werdenu, be­tont Stoeckle. Bei der katholischen Bevölkerung seien es nur neun Pro­zent gewesen. Aufbeiden Seiten hät­ten eherdieÄlteren die Dialektgren· zen an der Konfession festgemacht.

Die meisten hä tten vor allem an den Staatsgrenzen d ie Dialektgren­zen gezogen. Aberauch topographi· sehe Merkmale seien entscheidend gewesen. Viele hätten als Grenzen Täler gewählt, zum Beispiel Müns­tertal, Wiesental. Glottertal. Oder

den Kaiserstuhl. Dabei sei der Kai­serstühler Dialekt meistens zu klein­räumig eingezeichnet worden. Dort wird das Messer zu Masser. Doch Masserwird auch bis weit in den Sü­den der Rheinebene gesagt.

Außerdem hat Stoeckle festge­stellt, dass beim Stellenwert des Dia­lekts die Alterssuuktur eine ent­scheidende Rolle spielt: Die älteren Befragten zwischen 60 und 70 Jah­ren haben e in differenzierteres Bild von Dialekten als die jüngeren im Al­ter von 25 bis 35 Jahren. Die Älteren konnten mehr Dialekt-Merkmale nennen und mehr Dialektgebiete

Südwestdeutschen Sprachatlas verfeinert

Ergänzung Der Sprachwis­senschaftler Philipp Stoecklesiehtseine Studie zuclenOialekten imOreilän· dereck als E1gänzung und Verfeinerungdes SiJd.Nest­deutschenSpra<hatlasses. Der wutdevon 1972 bis 2010ander Forschungs­stelle .,Sprachvariationin Baden-Württemberg"des DeutschenSeminarsder Uni Freiburgbea1beitet f1

decktden SüdenBaclen­Würnembergs ab. Oie Efhe­bungen für den Atlas wur­den1986abgeschlossen. Stoeckle will mitseinerStu· dieauch zeigen, wiesich der Dialektin den40 Jah­renentwickelt hat

BefragungSteeekle hat in 370rtengut220 Men­schenbefragtEr war in dreiOrten im Elsassund in

zweiOrtenin der Schweiz. Wichtigwar ihm, die Mei­nungvonjungen und älte­ren Menschenzuerfahren. Oabeihaterleuteausun­tefschiedlichenBerufenbe­fragt ausder Wirtschaft und Bankenwe!t,aus dem Handwerkundder land­wirtschaft.Amschwierigs· ten wares,älterefrauen mit höherem Bildungsab­schluss zu finden.

Zu Unrecht völlig unterschätzt: Sauerkraut Viele Vitamine und Mineralien sind der ideale Dünger für die durch Überernährung gestresste Darmflora

Sauerkrautgerichte bereichern gerade im Winter den Speise­plan o ptimal m;t Vitaminen und Mineralstoffen. Und: Sauer· kraut hat w enig Kalorien.

AUGUST KOTTMANN

Die Milchsäurevergärung des Weißkohls lindert manche Mangel­krankheit und stabilisiert vorbeu­gend die Darmflora. Sauerkraut war daherunverzichtbar aufden langen Reisen der Seefahrer. Im asiati­schen Bereich heißt die Kohlgtlrung ~Gimchi~ und hat einen hohen Stel­lenwert in der Gesundheitskiiche.

Dus ist heute we itgehend verges­sen. Sauerkraul hat bei uns einen viel zu geringen und profanen Stel­lenwert. Unsere Vorfahren schätz­ten die Sauerkrautküche vor allem. weil sie billig wa r. Aber: Was nichts

kostet, ist n ichts wert.

~~~~s jcf~~c~e~ltG~~~n~~: (fit :~e;_t~~~~~~ldae~g~~~~t~~~; DIE WÜRZE heute fast zu üppigen Er- DES LANDES nährung en tschlacken das kalorienarme, vita­m in-und mineralstoffrei-

KOrTMANNS REGIONALKÜCHE

~~i~ch~r~~~a~t0e7i~m ~~~ K::~::s~~;:~~t sere überfüllte und ge· stresste Darmflora.

Sauerkraut ist so vielfäl­tig einsetzbar wie fast kein anderes Lebensmit­tel: Da gibt es etwa Sauer­krautsaft zum Trinken,

inGosbach imTäle, schreibteiMlal im Monathier

dieKolumne . Die Würzedes Landes".

Saucrkrautsalat, Salatkombinatio-

berwurst oder ganz ein­fach m it Schupfnudeln (.Bubaspi tzle~). Doch eignet Sauerkraut sich auch a ls Beilage zu ge­kochtem Fleisch, geba­ckenem Schinken, Kasse­ler, Pökelneisch, Schwei­nebraten, Würstchen und Leberknödeln. Wird es geschmacklich abge­rundet mit Champagner, Ananas oder Weintrau­ben, bildet es eine ange· nehme Beigabe zu dunk­lem Geflügel oder Wild· geflilgel wie Fasan und Wildtaube.

~~~s~~.ue~~~a~t!~6t~~; e~~~~e!~ Das Rezept Fisch und Krustentieren passt. Zutaten für 5 Personen: 1 kg Sauer-

Die Schwabe n schä tzen Sauer· kraut; 100 g geschnittene Zwiebeln; kraut mit Kesselfleisch, Blut- und Le- 150 g Äpfel fein geschnitten; 60 g

w em das Sauerkraut als solches zu gesund und kalorienarm ist. darf es gerne mit einer ordentlichen Portion Schweinebauch anreichern. Foto: P<>tr~ Konmann

~Diese linienzeigen,wo

Dialektsprecher im alemannischen Dreiländereck die Grenzenzwischenden Dialekträumen ziehen.

Je dunkler die Flächeeines Dialektraums,destohäufiger wurdeer alssolcher benannt.

einzeichnen. Insgesamt bewerteten sie das Alem annische als positiv und sympathisch. Die Jüngeren fan­den Dialekt eher unsympathisch.

Stoeckle hat auch einen gravie­renden Unterschied zur Schweiz ausgemacht .• ln der Schweiz hat der Dialekt einen ganz anderen Ste!· Jenwen als bei uns. Und er ist nicht sozial markiert", sagt der Wissen· schaftlcr. in Deutschland werde mit Dialekt eher der ländliche Baum as­soziiert. Deshalb sei er in Süd­deutschland ausgeprägter als in der Mitte oder im Norden des Landes. ln der Schweiz dagegen werde kein Unterschied gemacht zwischen Stad t und Land . .. In Zürich hört man -anders als in Freiburg - nur Alemannisch~. sagt Stoeckle, der in­zwischen am dortigen Deoischen Seminar a ls PostDoc arbeitet.

So groß d ie Unterschiede zwi­schen Alt und Jung auch sind: ln ei­nem s ind sie sich einig: Die meisten sehen die Grenze des Alemanni­schen bei Villingen-Schwenningen. .Die jüngeren Leute sagten fast zu hundert Prozent, dass ab Villingen­Schwenningen ganz anders gespro­chen werde", so Stoeckle. Dabei war den alemannisch Sprechenden vor allem wichtig, sich vom Schwäbi­schen abzugrenzen.

Gänse-, Schweine- oder Butter­schmalz; 0,31 Wasser; 0,2 I Weißwein; 1 ELHonig oder2 ELZucker; 1 Gewürz­beutel (1 n Kümmel, S Stück Wachol­derbeeren, YJ Nelke, y, Lorbeerblatt); Prise Salz; je nach Geschmack 300 g Rauchspeck oder roher Schweinehals. Zubereitung: Äpfel und Zwiebeln im he ißen Schmalz glasig anschwitzen. Wasser und Sauerkraut sowie Salz zu­geben und a lles gut durchrühren. Das Ganze sollte schnell wieder kochen, damit das Kra utseine weiße Farbe be­hält. Dann Fle isch zugeben. Gesto­ßene Gewürze in einen Leinenbeutel füllen und mitten ins Kraut stecken. Das sollte zugedeckt ca. 1 Stunde leicht köcheln. Nach YJ Stunde Weiß­wein zugeben. Nach der Garzeit Ge­worzbeutel und Fle isch entnehmen. Diese.sgegebenenfalls in einem sepa­raten Topf mit etwas Suppengrün fer­tig garen. ln das fertige Sauerkraut Honig oder Zucker einrühren.