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auftakt April 2017 – Nr. 1/17 Berufsverband der Eurythmisten in Deutschland e.V. Eurythmie Verband Schweiz (EVS) Goetheanum Eurythmie-Bühne: „Ekmek Kadaïf...“ Interview mit Elisabeth Halkier „Eurythmy in Progress“

April 2017 – Nr. 1/17 auftakt · 2017. 5. 6. · die jeder Mensch versteht, als stetige Begleiter erworben. Der Charme der französischen Sprache dringt durch die Übersetzung ihres

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  • auftakt

    April 2

    017 –

    Nr.

    1/1

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    Berufsverband der Eurythmisten in Deutschland e.V.Eurythmie Verband Schweiz (EVS)

    Goetheanum Eurythmie-Bühne: „Ekmek Kadaïf...“

    Interview mit Elisabeth Halkier

    „Eurythmy in Progress“

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    Titel: Ekmek Kadaïf... oder wie man ein Meisterdieb wird. Märchenaufführung der Goetheanum Eurythmie-BühneFoto: Marcel Sorge

    Impressum:

    Herausgeber:

    Berufsverband der Eurythmisten in Deutschland e.V.www.eurythmie-info.deSchöneckstr. 4; DE-79104 Freiburg

    Eurythmie Verband Schweiz (EVS)www.eurythmie-verband.chApfelseestr. 9a; CH-4147 Aesch

    Redaktionsanschrift:Marcel Sorge / Schöneckstr. 4 / DE-79104 Freiburg Tel: +49 (0)761- 6800 3871 Fax: +49 (0)761-6800 3872 [email protected]

    Vorstand DE: Corinna Rix, Kjell-Johan Häggmark

    Redaktion: Marcel Sorge / Kjell-Johan HäggmarkLayout / Herstellung: Marcel Sorge Druck: Eitzenberger Media-Druck-Logistik (Augsburg)

    Die Autoren der eingereichten Berichte tragen die alleinige Verantwortung für deren Inhalt.

    Bankverbindung: IBAN DE38 4306 0967 2001 8355 00

    BIC GENODEM1GLS

    Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 10. Mai 2017 Voraussichtlicher Erscheinungstermin: 20. Juni 2017

    Abonnement „Auftakt“, oder Mitgliedschaft im BV

    DE: Berufsverband der Eurythmisten Wiesenstraße 39; D-21614 Buxtehude Fax: 04161-99 45 307 [email protected]

    CH: EVS Johannes-Freimut Starke Eidmattstraße 55, CH-8032 Zürich Tel. +41 (0)44 383 70 56 [email protected]

    Berufsverband der Eurythmisten in Deutschland

    Informieren - Beraten - Vernetzen

    Inhalt

    Johannes StarkeEkmek Kadaïf... oder wie man ein Meisterdieb wird 3

    Franka HennIn schnellen Pantoffeln nach Avignon 4

    Erika Leiste und Xaver SchmidEurythmieabend für Friedhelm Gillert 5

    Matthias MochnerSternspuren – eine weihnachtliche Eurythmieaufführung 6

    Matthias MochnerInnere Himmelskunde 7

    Sybil Hartmaier und anderePeer Gynt – 2. Schweizer Jugend Eurythmie Festival 8

    Julia D. CremerEurythmieBerlin – „unerwartet darunter“ 10

    Giovanni ViolaHänsel und Gretel in eine Geschichte verstrickt! 10

    Olivia PisaniZwerg Nase 11

    Gia van den AkkerFace to Face 11

    Franka HennEurythmy in Progress – von der Kunst Kunst zu machen 12

    Eurythmie Festival München Ismaning 13

    Tourneeplan 14

    Bühnenprojekte 15

    Christiane Hagemann im Interview mitElisabeth Halkier 17

    Symposium EurythmiepädagogikWas ist guter Eurythmie-Unterricht? 19

    IPEU-Initiative Pädagogische EurythmieMentorennetzwerk 19

    Johannes Starke zum Arbeitskreis Eurythmie Pädagogik (CH)Sprach-Bewegung 20

    Ulf MatthiesenFortbildungswochenende mit Carina Schmid 21

    Bettina NiesigDie unvollendete Moderne in Osteuropa 22

    Katharina GleserAspekte zum Thema Ski-Eurythmie 23

    Christian SchneiderMasterstudiengang Eurythmietherapie 26

    Barbara LampeWie kommt die Heilkraft in die Bewegung? 27

    Berichte, Bücher, Ankündigungen 28

    Termine | Seminare | Weiterbildung 37

    Die Mitarbeiter des Berufsverbands 43

    Adressen BV-DE und BV-CH 44

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    „Ist es nicht so, dass ein jeder Lebende viele verschiedene Gesichter hat, je nach den Augen, die ihn betrachten?

    Ali ist am Ende seines Lebens angelangt, und in einem stillen Moment steigt in ihm seine ganze Seelenwelt aus der Erinnerung auf: Wind… Wüste… Sand… ein Lied … Die Mutter… Sein Lehrer… und… Leila, die Liebe … Leila …

    In diesen Erinnerungsbildern kann er, vielleicht stärker als im Augenblick des Erlebens, wahrnehmen, welche Momente ihn in seinem Leben sich selbst wirklich näher gebracht haben:

    - In der Begegnung mit seiner Mutter wird klar, wie die selbe Situation verschieden betrachtet werden kann.

    - Bei seinem Lehrer lernt er, anders als in der normalen Weise auf die Welt zu schauen.

    - Im Zusammentreffen mit Leila erlebt er, dass er auf die Ahnung seines Herzens vertrauen kann, da dieses doch wahrhaftiger sieht als seine bloßen Augen.“

    Und im Programm ist weiter zu lesen: „Wir haben drei Momente aus Ali’s Leben herausgeholt, in denen er diese besonderen Begegnungen erlebte. Sie waren für ihn wertvoll, weil sie sich in seinen Rückblicken als wahr und eindeutig zeigen.

    Tauchen Sie mit uns ein in Alis Erinnerungen! Wir wünschen Ihnen einen zauberhaften Abend!“

    Das schreiben Rafael Tavares und Barbara Bäumler, die Idee und Konzept für die Gestaltung des ersten Teils einer Geschichte von Elsa Sophia von Kamphoevener entwickelt und zusammen mit Edwin Kobbé, Evgenija Naumenko, Heesook Oh und Ekaterina Zubchaninova (Mitglieder der Goetheanum-Eurythmie-Bühne) am 16. Februar zur Aufführung gebracht haben, gemeinsam mit Barbara Stuten (Sprache und Schauspiel), sowie Ines Brodbeck (Percussion) und Jaro Milko (Zither) mit ihrer stilvoll komponierten Musik – mal ganz verträumt, mal Spannung erzeugend.

    Kostbare Momente sind die stummen Sequenzen, zu dritt oder solistisch, wie sie in der Beschreibung von Natur- bzw. Seelenstimmungen aber auch in Ali’s Verhalten bei den drei Handwerkern als Subtext eingeflochten werden und der konzentrierten Handlung als Kontrast einen weiten Atem geben.

    Den steten Wechsel zwischen Dialog und Beschreibung meistert die von der Kostümbildnerin Celeste Roux wie alle Personen in passend orientalischem Stil gekleidete Sprecherin grandios. Diese betritt in der mittleren Szene selber als Meisterdieb die Bühne, führt sich genüsslich mit den Fingerspitzen die Süßspeise „Ekmek-Kadaïf“ zu Gemüt, respektive in den Mund, die er sich regelmäßig bei der Nachbarin (von ihr bereitgestellt) „stielt“. Zwischendurch sucht er etwas am Boden und spricht so ganz nebenbei den Part des eurythmisierenden Ali; dabei entsteht fast der Eindruck, beide würden gleichzeitig sprechen. Einmal zieht ihm der Jüngling unbemerkt die Hose aus und wird zum Meister ernannt.

    Doch er will weiter lernen, sucht einen neuen Meister in der Ferne auf, wo raffinierte Tricks nicht als Kavaliersdelikt sondern als strafbare Handlungen gelten. Dieser war aber inzwischen wegen einer solchen gehängt worden, ist den Geiern zum Fraß ausgesetzt und darf nicht begraben werden. Doch zusammen mit dessen schöner Witwe Leila trickst er die Wächter aus, ohne erwischt zu werden! – Er wurde es schließlich von…? … der schönen… lieben… Leila…

    Alle diese Bilder sind ihm noch lebhaft in Erinnerung, und ganz verzaubert sinnt er ihnen nach …

    In differenziert erarbeiteten, stimmungsvollen und aussagekräftigen Facetten wurden sie mittels Eurythmie, Sprache und Musik von einem engagiert agierenden Ensemble überaus lebendig dargestellt.

    Es war ein ganz, ganz zauberhafter Abend!

    Johannes Freimut Starke, Zürich

    Fotos. Marcel Sorge

    Ekmek-Kadaïf… oder wie manein Meisterdieb wird

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    In schnellen Pantoffeln nach AvignonDas Eurythmietheater Orval auf dem größten Theaterfestival der Welt

    Nach den großartigen Erfolgen des Programms „Der kleine Muck“, der 2012 bis 2014 in Deutschland auf Reisen war, und des zweiten Projektabenteuers, „Meluna – Die kleine Meerjungfrau“, das seit über einem Jahr scheinbar mühelos durch die Lande treibt, legt das Eurythmietheater Orval nun nach: Mit der französischen Neuauflage ihres ersten Stücks „Admirable P´tit Mouk“, will die Gruppe sich auf ihrer Frankreich-Tournee am Ende durch den „Avignoner“ Theaterdschungel zu den Herzen der Besucher durchschlagen und auf dem riesigen Theaterfestival der Eurythmie alle Ehre machen.

    Abertausende Theaterbesucher, -kritiker und -süchtige strömen jedes Jahr im Juli nach Avignon, wo der Hochsommer der Theaterwelt in der ehemaligen Papstresidenz die Zuschauer auf Temperaturen bringt. Die Vielfalt ist überwältigend: Tanz, Pantomime, Oper, Kabarett, Zirkus, Tragödie, Komödie, Kindertheater, Puppentheater, Clownerie, Zirkus, Zauber und nun auch wieder Eurythmie. Hier wird das Theaterhaus zur Kirche, der Sitz vergangener Kirchenmacht zu einem einzigen großen Theater mit unendlich vielen Türen, die es zu öffnen gilt. Echte Kirchen werden genutzt, genauso wie ausgebaute Garagen, eingesessene Privattheater, Zirkuszelte und das päpstliche Palais. Jedes Fleckchen wird in diesen drei Wochen von der Welt des Theaters zum Spielort geweiht. Die Straßen und Plätze selbst dieser alten provenzalischen Stadt sind Kulissen für das Feuerwerk der Aufführungen, die sich hinter ihnen abspielen; jede kleinste Nische ist beklebt und doch immer noch erweiterbar. Werbung ist einer der präsentesten Faktoren des Festivals. Während manche Besucher sich durch das Städtchen zu einer der 1400 Veranstaltungen am Tag ihren Weg bahnen, lassen andere sich vom Rummel erfassen und geraten spontan durch die eine oder andere Öffnung hinein. Nicht zuletzt auch animiert durch die „Tracteure“ (franz. tract = Flyer) und Kostümierten, die durch die Straßen ziehen und um die Aufmerksamkeit der Besucher konkurrieren, in dem sie neckisch etwas aus ihrem Programm hervor blitzen lassen und ihre Flyer unter die Leute bringen.

    Dieses Getümmel und Gewimmel von Werbenden, Schauenden, sich Verlustierenden, Zaubernden ist das Reiseziel des „Admirable P´tit Mouk“, auf seinem Zug durch die französischsprachigen Lande. Das Ensemble hat sich gut vorbereitet und ist seit einem Jahr mit den Proben mit französischer Unterstützung beschäftigt, parallel zum laufenden, deutschen Tourneeplan. Für ihr deutsches Stück waren sie bereits mit hingerissenen jungen und alten Zuschauern, zahlreichen Auftritten und einem Preis (1. Preis beim „EurythmieLabor“ 2011 an der Alanus Hochschule) geehrt worden, nun hoffen und arbeiten sie darauf hin, auch in einer internationalen Szene Menschen für die Einzigartigkeit der eurythmischen Bewegungskunst zu begeistern und ihr Interesse für die Zukunft zu wecken. Damit dieses gelingt, haben sie sich ausgezeichnete eurythmische Mittel, glänzende Musik, faszinierendes Schauspiel, eine große Portion Humoristisches und das Herz für Geschichten über Mut, Vertrauen und echte Größe, die jeder Mensch versteht, als stetige Begleiter erworben. Der Charme der französischen Sprache dringt durch die Übersetzung ihres Theaterstücks „Der kleine Muck“ auch in die Bewegungen der Eurythmisten und die französische Leichtigkeit und lässt die Schuhe des Kleinen Muck tatsächlich fliegen.

    Bereits 2013 hatte sich das „Eurythmie Ensemble Mistral“ drei Jahre lang in Folge in Avignon erfolgreich gezeigt und damit einen Durchbruch in die Welt für die Eurythmie-Szene erreicht.

    Dieses Jahr ist „Orval“ bereit im „Théâtre du Centre“ Zuschauer auf kleine, rote Kinosessel und eine Bühne zum Anfassen einzuladen. In den letzten drei Juliwochen ist es also so weit: Dann wird sich die vierköpfige Gruppe hineinwerfen, in ihre bunten Kostüme und Tag und Nacht den Traum des Theaters träumen, dabei wenig schlafen, viel werben und immer und überall spielen, spielen, spielen. Warum? „Parce que c‘est le festival...!“

    Franka HennFoto: Burkhard Scheibe

    Tourneedaten auf Seite: 14

    Weitere Termine und Informationen: www.orval.de Informationen zu Frankreich: Huguette Schneider: Kontakt: +33(0)652381971 [email protected] Festival OFF d’Avignon 2017: www.avignonleoff.com

    Mitwirkende: Regie: Rob Barendsma Eurythmie: Thomas Feyerabend, Danuta Swamy von Zastrow Gitarre, Charango, Quena: Roberto Hurtado Salgado Schauspiel: Marcus Violette Künstlerische Mitarbeit: Bettina Grube Übersetzung Französische Adaption: Thomas Daviaud Pressearbeit: Huguette Schneider

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    Eurythmieabend für Friedhelm Gillert (1930 – 1996)

    In München, Theaer LEO 17, am 15.10.2016

    Wenn man einen Abend für den geliebten und verehrten Friedhelm Gillert gestalten möchte, wie könnte man das machen?

    - Man könnte Ansprachen halten, seiner gedenken und darüber sprechen, was alles er im Leben geleistet hat.

    - Man könnte eine seiner Schöpfungen wieder aufleben lassen, z.B. eines seiner wundersamen Märchen aufführen oder eines seiner expressiven Biographie-Programme, z. B. das unvergessliche Cesar-Franck-Programm.

    - Oder man könnte Schüler von ihm zusammenrufen und diese eine Aufführung gestalten lassen.

    Alles das hat Aiga Matthes nicht getan. Sie hat – und das ist gewiss ganz in Friedhelm Gillerts Sinn – ein eigenes, individuelles Programm auf die Bühne gebracht. Das wiederum hätte ja jeder seiner Schüler wieder total anders gestaltet. Ich sehe vor mir, z. B. Burgi Eckert mit Ingeborg Bachmann: „Ins Weideland kam ich...“, oder Ruth Balala mit dem Jahreszeiten-Zyklus, oder Hans Peter Strumm, oder Karl Bocka, oder Erdmute Förster, oder oder oder, ja, jeder „Gillert-Schüler“ hätte ein ganz individuelles Programm aufgeführt.

    Und Aiga Matthes hat das getan! Sie hatte die Idee, den Impuls und hat es mit dem „tritonus-ensemble“ verwirklicht, ganz individuell, in seinem Sinn!

    Der Anfang war sogleich ein Höhepunkt: Der 1. Satz des Doppel-konzerts für 2 Violinen von Bach: Eine strahlende Leichtigkeit, präzise differenzierte Gestaltung, man fühlte sich sogleich in eine ätherische Sphäre gerissen. Es öffnete sich ein Raum, in den Friedhelm Gillert eintreten konnte und mit ihm seine schon verstorbenen Schüler.

    Dann die eigentliche Aufführung: Endlich wieder richtig großes Eurythmie-Theater, mit Trommeln, Riesengongs, Blasinstrumenten. Ein steter Wechsel von innig, transparent, dramatisch, gewaltig, und – wie es immer bei Gillerts Aufführungen auch war, riskant aber überzeugend: Gesang, Sprache, dramatische Eurythmie gleichzeitig.

    Am Schluss der Aufführung das Gedicht von Paul Celan: „Einmal da hörte ich ihn“. Es wurde erst aufgeführt, dann verharrte die ganze Gruppe auf der Bühne, während die Sängerin das vertonte Gedicht sang, die Gruppe schaute, – wohin schauten sie? Was sahen sie?

    Eine hohe Flügelskulptur (Bienenwachs/Eisen) der Künstler Annamaria Leiste und Raphael Grotthus auf offener Bühne beim Einlass. Sie begleitet mit ihrer raumgreifenden Geste, unterschiedlich beleuchtet, das dramatisch lyrische und epische Geschehen dieses großen Abends.

    Zum 20. Todestag im Theater Leo 17tritonus ensemble München, am 15.10.2016

    Ich sah Friedhelm Gillert im Cesar Franck-Programm und sah ihn, wie er den Bachchoral zeigte: „Ich ruf zu Dir Herr Jesu Christ“, verhüllt in Tücher, so wie Rudolf Steiner es angegeben hat.

    Es ist Aiga Matthes tief zu danken, dass sie den Impuls verwirklicht hat, für Friedhelm Gillert diese Eurythmie zu zeigen. Das Publikum dankte ihr mit tosendem, nicht enden wollendem Beifall.

    Im Foyer des Theaters waren Bücher und Bilder von Friedhelm Gillert ausgestellt, seine Bücher und seine Märchen waren zu kaufen, aber insbesondere ein Buch über ihn selber, eine ergreifende Schrift von Schülern, Freunden und Ursula-Ingrid Gillert geschrieben. Man kann es von seiner Tochter Michaela Bocka beziehen: 83209 Prien, Boschenhofstr. 30 oder < [email protected] >

    Erika Leiste, München

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    Er zeigte im ersten Teil Schritte der Menschheitsentwicklung, „die Verwandlungen der Welt“ (N. Sachs), eröffnet von J.S. Bachs Konzert für zwei Violinen in d-Moll. Dann der Prolog aus dem Johannes-Evangelium, begleitet von gewaltigen Klanginstrumenten, die den Raum gleichsam ins Grenzenlose weiteten; die Anrufung aus „Der gefesselte Prometheus“ von Aischylos, das 4. Kapitel aus dem Johannes-Evangelium – die Samariterin am Brunnen. Es folgte der 1. Satz aus Bachs „Kunst der Fuge“ – die Raumform hatte Friedhelm Gillert geschaffen, Rudolf Steiners Wahrspruch „Sonne, du Strahlentragende“, der sprachlich und musikalisch gestaltet wurde, und schloss vor der Pause mit dem furiosen Presto aus F. Chopins Klaviersonate in h-Moll.

    Im zweiten Teil – unsere Gegenwart: in den leidenschaftlichen, einer zerrissenen Seele sich entringenden Liedern Olivier Messiaens, den stillen, innerlich-dramatischen Dichtungen von Paul Celan, Nelly Sachs und Simone Weil; die Texte von Paul Celan wurden umrahmt von kongenialen, berührenden Kompositionen für Cello und Gesang von Dorothea Meißner. Die Dramaturgie der Eurythmie fand im zweiten Teil eine gänzlich andere Sprache – spannungsvoll intensiv, stark bewegt oder sparsam reduziert in der Form, in gehaltener, konzentrierter Ruhe.

    Die Ich-Erzählerin im „Prolog“ der Simone Weil stellt ̀ furchtbebend`, gleichsam im letzten bisschen ihrer selbst, die Frage, ob da, „trotz allem“, Liebe ist. Rettung. Das Wort steht, für sich allein, ohne Fragezeichen, am Ende von Celans berühmtem Gedicht „Einmal, da hörte ich ihn“, und am Ende des weiten Bogens, den der Abend spannte. Die Darsteller, gleichsam als Menschheit auf der Bühne stehend, wenden sich in eine Blickrichtung. Hoffnung, Erwartung, Sehnsucht? Das Licht geht herunter, mit Dorothea Meißners Komposition „Einmal, da hörte ich ihn“ klingt der Abend mit diesem Bild aus.

    Für die zehn Eurythmisten, drei Sprecher, zwei Sänger, neun Instru-mentalisten, die bildenden Künstler, Maskenbildner und Beleuchter langer, ernster, begeisterter Applaus und eine intensive, nachhaltende Resonanz des Publikums in vielerlei Form.

    Der Abend war dem Gedenken an den genialen Meister der Eurythmie, Friedhelm Gillert, gewidmet, der diese junge Kunst in unzähligen Inszenierungen in die Welt trug, u.a. nach Japan, Indien, Israel. Aiga Matthes, die für die Leitung und Konzeption verantwortlich zeichnete, hat ihn in großer Dankbarkeit für den Lehrer gestaltet; ihr Text zu seinem Totengedenken (1996) lag dem Programmheft bei.

    Das große Eurythmie-Ensemble, Musiker, Sprecher, Sänger und viele andere haben diesen Abend vorbereitet und getragen, mit hohem Können und großer Professionalität. Dass sie es ohne Gage taten, wirft Fragen auf.

    Eurythmie, Sprache u. Musik: Felix Abend, Julia Berg-Herrle, Buchner Hamdard, Eberhard, Christine Glank, Klessinger, Aiga Matthes, Phoebe Matthes, Stefan Panizza, Reinhard Penzel, Ulrike Quell, Berg-Herrle, Bodo Bühling, Thomas Fetscher, Buchner, Gundlach, Hoheneder, Klenk, Katharina Knipping, Kraushaar, Konstantikakis, Meiszner, Quast, Schmid, Tilmann Stiehler

    Skulptur Annamaria Leiste, Raphael GrotthusLicht Sebastian Fenk, Aiga MatthesKostüme Aiga MatthesMaske Gabriela PingelMaske Prometheus Bernhard LipkaKonzept und Leitung Aiga Matthes

    Xaver SchmidFotos: zvg

    Sternspuren – eine weihnachtliche EurythmieaufführungDer Blick in den Sternhimmel löst in der menschlichen Seele Ruhe und Erhabenheit aus. Wenn es gelingt, diese Spur der Sterne in individueller Anstrengung zu verwandeln und in das Bewusstsein zu heben, dann beginnt der Mensch – erkennend – etwas von der Wirklichkeit der Ruhesterne im Kosmos und in sich selbst zu erleben. Etwas von solchen Forschungswegen – so schien es mir – lebte in der Eurythmieaufführung „Sternspuren“ der Compagnie Phoenix Berlin am Abend des 10. Dezember 2016 im Rudolf Steiner Haus Berlin.

    Die Aufführung fand im Rahmen des Weiterbildungsprojektes „Bühne und Bewusstsein“ der Compagnie Phoenix statt und bot einen ersten Einblick in das in seit Herbst in gemeinsamer Arbeit Erübte. Dass zu dem Abend mehr als 120 Menschen kamen (sodass die Eintrittskarten nicht reichten), hätte wohl kaum jemand gedacht und dürfte die Teilnehmerinnen der Fortbildung (Marianne Dill, Karin Ebert, Olivia Hanna, Olga Hardt, Jenny Klemm, Tiina Niskanen, Pia Secondo, Britt-Marie Skeppstedt und Imke Steinmetz) gewiss gefreut haben, geht es doch bei dem durch die Compagnie Phoenix nunmehr bereits ein zweites Mal in Berlin durchgeführten Weiterbildungsprojekt darum, dass ausgebildete und beruflich tätige Eurythmisten nicht nur Bühnenerfahrung sammeln, sondern gleichzeitig in Begegnung mit einer spezifischen Schulung des eigenen Bewusstseins kommen können. Und davon spürte man etwas bei der Aufführung, die durch die Unterrichtenden (Barbara Mraz, Mikko Jairi, die selbst auch auf der Bühne zu sehen waren), zu Beginn kurz mit Blick auf die methodische Arbeit an den Grundlagen der Eurythmie sowie dem Gesichtspunkt notwendiger Gemeinschaftsbildung über die Länder der Erde hinweg (die Teilnehmer der Weiterbildung leben in sehr verschiedenen Ländern) in der Gegenwart eingeführt wurde.

    Das Programm war annähernd spiegelbildlich aufgebaut und ich empfand es als künstlerisch sehr herausfordernd und gelungen komponiert. Indem einige Darbietungen zwei Mal zu erleben waren – etwa das Präludium in G-Dur (WTK II) von Johann Sebastian Bach oder eine kompliziertere Gestaltung des Hallelujah, aber auch die Nr. 1 aus Arnold Schönbergs sechs kleinen Klavierstücken (Op. 19) –, sah und fühlte der Zuschauer die Zeitgestalt des Geschehens intensiver; das Intermezzo aus Johann Sebastian Bachs Orgel-Toccata (BWV 564) in der Interpretation durch Ferruccio Busoni erklang ebenfalls zweimal, zunächst mit, dann später ohne Eurythmie, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass der Komponist Giovanni Enrico Lo Curto am Flügel so wunderbar spielte, dass man den Eindruck hatte, dass die Musik gleichsam von selbst im eurythmischen Geschehen zur Sichtbarkeit kommen konnte. Nicht zuletzt war für mich bei der sehr zu Herzen gehenden Aufführung die zweimalige Darstellung von Rudolf Steiners Wahrspruchwort „Weltentsprossene Wesen...“ aus den Mysterien zu Ephesos insofern ein gewisser Höhepunkt, als man als Zuschauer sich dem bewegten Planetenreigen (auf der Bühne) gar nicht entziehen konnte und etwas von den Qualitäten der verschiedenen Wandelsterne anfänglich tatsächlich erleben durfte. Ohne auf alle Bestandteile und Mitwirkenden der gelungenen Aufführung einzugehen, sei noch der Hinweis erlaubt, dass die aus dem Umkreis wirkende, im Eurythmisierenden vergegenwärtigte Kraft ein mächtiges und unvergessliches Erlebnis bildete (besonders markant bei den Unterrichtenden), da so nochmals und von anderer Seite aus deutlich wurde, in welche Sphären des Erlebens der seinen Leib als Instrument bewusst ergreifende Mensch künstlerisch übend

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    vorzudringen vermag. Als Mensch fühlt man sich ja dann durch die Eurythmie für Augenblicke mit der eigenen höheren Wirklichkeit, mit dem Schönen, Wahren und Guten in Welt und Menschen, wie verbunden. Insofern leuchten die „Sternspuren“ im Alltag noch fort, da sie etwas eröffneten.

    Matthias Mochner

    Innere HimmelskundeSoloabschluss des Weiterbildungsprojekts „Bühne und Bewusstsein“

    Wird berücksichtigt, dass für den Menschen in der Eurythmie durch die beseelte – von irdischer Schwere gereinigte – Bewegung des physischen Leibes die Möglichkeit liegt, von der Qualität des höheren Selbst etwas aufleuchten zu lassen, so verliert die Diskussion über die verschiedenen eurythmischen Stile der Gegenwart ein wenig an Schärfe, denn in dem Disparaten der Stile wird stets aufgrund jener zarten Berührung mit der eigenen höheren Geistwirklichkeit ein alle verbindendes Gemeinsames vorhanden sein. So fügte es sich gut, dass die Aufführung „Innere Himmelskunde – Soloabschluss“ am 18. Februar 2017 im Festsaal der Kreuzberger Waldorfschule vor der Pause mit „Innere Himmelskunde – auf den Spuren von Paul Schatz“ eine stumme Komposition zeigte, an der die acht

    Eurythmistinnen des Weiterbildungsprojektes „Bühne und Bewusstsein“ der Compagnie Phoenix Berlin beteiligt waren und im zweiten Teil des Abends vor knapp sechzig Menschen dann der eigentliche Soloabschluss folgte.

    Die Komposition „Innere Himmelskunde“ be-schäftigte sich mit einer selten berücksichtigten Angabe Rudolf Steiners für die Eurythmie, „die die heraus- und hereinströmenden Lebenskräfte innerhalb der menschlichen Bewegung in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellt“ (Programm). Über das Urmotiv des Beugens und Streckens der menschlichen Glieder wurde eine eurythmische Annäherung an das „Mysterium der Umstülpung“ (Mikko Jairi) versucht. Die etwa halbstündige Komposition, bei der mittels des Einsatzes kürzerer und längerer Kupferstäbe (bis 180 cm) – darunter auch solche, die durch einen Halbkreis an der einen Seite an den Stab des Merkur erinnerten – durch die in Weiß

    gekleideten Eurythmistinnen sehr komplizierte Bewegungsabläufe im Sinne einer Erkundung der drei Ebenen, in denen der Mensch als Wesen steht, vollzogen wurden, beeindruckte ausgesprochen. Es entstand für Augenblicke eine Ahnung davon, dass der Mensch, wie aus der Anthroposophie Rudolf Steiners bekannt ist, den Himmel mit Planeten und Sternen in sich trägt. Im Rahmen der Komposition erklangen je zweimal die Gedichte von Paul Schatz „Die Wissenden haben den Himmel verloren...“ und „Da ich den Würfel aus sich selbst befreite...“, gesprochen durch den Wissenschaftler (man kann auch sagen, den erkennenden Menschen), dargestellt durch Christian Richter, der auch fast alle anderen Gedichte an diesem Abend rezitierte. Einmal vor der Bühne den Würfel bewegend und durch zwei hinter ihm auf der Bühne Kupferstäbe (in der Rhythmik der Umstülpung) bewegende eurythmische Gestalten begleitet, hielt er den Würfel später auf der Bühne umgeben von dem sich bewegenden Tierkreis. Das nur wie lauschend angedeutete Schauspiel verkörperte gut die Bewusstseinsverfassung des den Hierarchien begegnenden Menschen.

    Der Soloabschluss war dann ganz der Lauteurythmie gewidmet. Alle Teilnehmerinnen (Karin Ebert, Olga Hardt, Tiina Niskanen, Britt-Mari Skeppstedt, Imke Steinmetz, Jenny Klemm, Pia Secondo und Marianne Dill), die in der Aufführung gleichsam als nicht bühnenerfahrene Berufseurythmistinnen über sich hinauswuchsen, hatten sich jeweils individuell ein Gedicht erarbeitet, wobei die Dichtungen (M. Lermontow, W. Solowjow, A. Steffen, N. Sachs, P. Celan und L. Nummi) die Zeit vom frühen 19. Jahrhundert bis in das Jahr 2012 überspannten. Die inhaltlich anspruchsvollen, die Geistige Wirklichkeit in Mensch und Welt suchenden Texte wurde allesamt gekonnt in der individuellen Färbung der jeweils Eurythmisierenden dargeboten. Das – und nicht die zuletzt großartige Beleuchtung durch Moritz Meyer – war etwas tief zu Herzen Gehendes: Eingestimmt durch die „Innere Himmelskunde“ ruhte der Blick des Zuschauers in der Teilhabe an der individuellen eurythmischen Geste der Teilnehmerinnen – eingebettet in das Ganze der Choreographie der Aufführung, die in finnischer Sprache endete – und die mich ob ihrer behutsamen Innigkeit stellenweise das bei Soloabschlüssen berechtigte Applaudieren nach den einzelnen Darbietungen vergessen ließ.

    Matthias Mochner

    Fotos: Marion Borriss

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    Peer Gynt – 2. Schweizer Jugend Eurythmie Festival

    Oberstufenschülerinnen und -Schüler der Rudolf-Steiner-Schulen Basel, Langenthal, Origlio-Lugano, St. Gallen, Venedig/Italien, Wetzikon und Zürich brachten die Texte von Henrik Ibsen / Christian Morgenstern mit Musik aus den Suiten von Edvard Grieg zur Aufführung, getragen durch die charaktervolle Sprache von Katja Cooper-Rettich und Patrick Exter sowie das Jugend-Sinfonieorchester „Tifico“ unter der Leitung von Christoph Brunner.

    jst

    Ein einziges Gesamtkunstwerk!Die Initiatorin und Leiterin berichtet:

    Nach dem großen Erfolg des 1. Schweizer Jugend Eurythmie Festi-val Herbst 2014 in Wetzikon (Zürcher Oberland) mit den „Vier Jahreszeiten“ war es allen Beteiligten klar, dass es ein weiteres

    geben musste: und so stand der Termin und auch das Thema „Peer Gynt“ bereits im Februar 2015 fest. Einem Casting gleich wurden die verschiedenen Szenen den teilnehmenden Eurythmie-LehrerInnen vorgestellt und dann verteilt. Ein Weg mit vielen Hindernissen und Kraftproben begann…

    Doch am 14. und 15. Oktober 2016 wurden wir alle reich beschenkt! Was die Jugendlichen auf die Bühne zauberten, ist in Worten schier nicht zu beschreiben, man muss es erlebt haben: 88 junge Persönlichkeiten bildeten ein einziges Gesamtkunstwerk! Jeder wurde durch den anderen „getragen“, gegenseitiges Wahrnehmen steigerte das eigene Können. Es war ein harmonisches Miteinander und Begeg-nen und so wurde aus der Vielheit eine Einheit: ein großer Beitrag für das soziale Leben in unserer verunsicherten Zeit. Der Impuls wurde in höchstem Maße erfüllt – gegenseitiges Wahrnehmen der Jugendlichen verschiedener Rudolf-Steiner-Schulen – Eurythmie auf hohem Niveau.

    So freue ich mich jetzt schon auf das 3. Schweizer Jugend Eurythmie Festival im Herbst 2018 mit „Orpheus und Eurydike“ !

    Sybil Hartmaier, RSS Wetzikon

    „Etwas in den Raum bringen: Das fühlt sich gut an“Katinka Penert (Winterthur) stellt als Mitverantwortliche fest:

    Die Wahrnehmungsfähigkeit und Geistesgegenwart der Jugendlichen ermöglichte es, dass das feine, ausdrucksvolle Gewebe aus Sprach- und Musikklang auf nuancierte Weise in Bewegung umgesetzt wurde. In der insgesamt zweieinhalb Stunden dauernden Aufführung gab es keine Längen; die Aufmerksamkeit und Wachheit der Darstellenden sorgte für einen unvergleichlichen Spannungsbogen.

    Lea (13.Kl. Atelierschule Zürich): „Ich hatte einfach Lust, mit vielen anderen Eurythmie zu machen. Eurythmie ist für mich: Etwas in den Raum bringen. Das fühlt sich gut an. Es bewegt sich sehr viel an diesem Festival.“

    Beneon (12.Kl. Zürich) genoss die Woche, in der alle noch an ihren Stücken üben. „Ich lerne so viel beim Zuschauen: z.B. die Gebärden der Tierkreiszeichen, das ist etwas Besonderes. Das habe ich in der Schule noch nie so gehabt“. Aber auch die vielen Begegnungen und Gespräche während der vorgelagerten Projektwoche findet er spannend. „Man hat eine Verbindung durch das gemeinsame Thema und in den Workshops lernt man sehr schnell tolle Leute kennen.“

    Artur, ein ehemaliger Schüler aus Basel, berichtet: “Beim ersten Durchgang beobachtete ich aufmerksam, wie die einzelnen Gruppen ihre Stücke gestalten. Ich schaute immer mit der Frage: Wie wirkt das, was die Gruppe darstellt im Hinblick auf das, was sie beabsichtigen? Eine ganze Welt tut sich da auf. Hier sind alle super motiviert.“

    „…und auf einmal machte Eurythmie Sinn“

    Ich mache nun seit mehr als neun Jahren Eurythmie, und konnte jetzt beim Festival sie noch einmal ganz anders kennenlernen. Anders als sonst, wenn ich eine kurze Schullektion mit jeglichen Typen von Menschen erlebe, arbeiten wir dort intensiv an einem Stück. Es bot mir ganz andere Möglichkeiten mich einlassen zu können, denn alle waren begeistert, alle wollten Eurythmie machen und man konnte

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    sich die Zeit und Konzentration nehmen, jeden seiner Finger genauer zu beobachten. Auf jede kleinste Bewegung, die Ausdruck schafft, kam es an. Hinter jeder Bewegung stand eine Absicht und diese Absicht konnte ich selbst verstehen. Es war wie ein Schauspiel, ein Tanz, eine Musik und eine Gedankenwelt, von welcher ich ein Teil war. …

    Alma, 9.Kl. Basel

    Für mich war es eine sehr schöne Erfahrung und auch eine erfolgreiche, denn am Anfang hatte ich meine spontane Zusage noch bereut … doch während dem Üben, nachdem sich die erste Flaute gelegt hatte, habe ich mich immer mehr einfinden können…

    Auch die intensive Auseinandersetzung mit dem Text gefiel mir sehr und von Mal zu Mal besser, da man dann den Text wirklich so gut versteht, dass man die Zusammenhänge auch „tänzerisch-theatralisch“ ausdrücken kann, und wirklich weiß,

    was man ausdrücken und wie man die Rolle verkörpern will. Für mich war es das erste Mal, mit einem Text so intensiv zu schaffen und dabei Freude zu haben, da ich glaube eher der Musik-Typ bin, aber es hat sich als positives Erlebnis herausgestellt! Wenn es auch schwierig war, fand ich es toll, dass wir uns die Zeit nahmen, aus der Improvisation an die Sache heranzugehen, vor allem an die Formen. Am Ende das Gefühl zu haben, dass man das selbst entworfen hat und es passt, macht Freude!

    Magdalena 12.Kl. Basel

    „Unvergessliche Momente …“

    Hauptsächlich 11. und 12.klässler von Basel, Oberitalien, St. Gallen und aus dem Tessin reisten mit ihren Lehrern an und quartierten sich in unseren Schulräumen ein. Man sah viele bekannte und auch neue Gesichter. In den Sälen wurde geprobt und auf dem ganzen Schulgelände gemeinsam gegessen und gelacht. In der Freizeit zwischen den Proben bekamen wir Workshops angeboten: A-Capella-Gesang, Bogenschiessen und Volkstanz. …

    Am Anfang der Woche war die Stimmung unter den Schülern – wohl aufgrund der Sprachbarriere – noch etwas angespannt gewesen. Durch die Workshops aber mischten sich die Gruppen und bis zum Ende der Woche hatte man Kontakte geknüpft. Ich habe z.B. immer noch Kontakt mit Leuten, die vor zwei Jahren am ersten Eurythmie-Festival teilgenommen hatten.

    Die drei Aufführungen waren ein großer Erfolg und für jede Schülerin und jeden Schüler ein einmaliges Erlebnis. Es sind viele unvergessliche Momente entstanden und ich selbst würde so etwas nicht missen wollen.

    Lila 11.Kl. Wetzikon

    Jede Gruppe erarbeitete sich ein „Puzzleteil“ und hoffte, dass am Ende auch Alles zusammenpasst. So entstand innerhalb einer Woche, aus all diesen Puzzleteilen, ein ganzes Bild, das Bild von Peer Gynt der auf der Suche ist nach seiner Identität – nach seinem wahren Ich. Das Zusammentragen der jeweiligen Stücke bewirkte ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Neugier, Bewunderung und Mut waren allgegenwärtig. Freundschaften entstanden – denn Eurythmie belebt, befreit und schenkt ein soziales Miteinander!

    Ich blicke mit voller Erfüllung auf das Eurythmiefestival zurück und spreche ein großes Dankeschön aus an alle Helfer und Helferinnen, die das Projekt ermöglicht haben!

    Tonya, Wetzikon

    Fotos:

    Seite 8 oben: Toni Koller

    unten: Julian Hoffmann

    Seite 9 oben: Thomas Hartmaier

    darunter links und rechts: Julian Hoffmann

    (siehe auch: www.jugendeurythmiefestival.ch)

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    EurythmieBerlin „unerwartet darunter“

    Eine Lichtbahn – diagonal aufsteigend über dem graublau lasierten Bühnenprospekt, je nach Innenraumbeleuchtung prägnant, überlagert von gedeckten Farben oder von den Schatten der Eurythmist/Innen - so machte Moritz Meyer (freischaffender Eurythmiebeleuchter nicht nur für Berlin) das Leitmotiv von „unerwartet darunter“ während des ganzen Abends für die Erlebenden präsent: „den Riss“.

    „…überall, wo ich bin, hat alles, was sich da befindet, den Riss. Durch ihn sieht man, was einmal, zweimal, was noch einmal vielfach gefaltet unter der Oberfläche liegt: darunter. … Die Böden unter den Gedanken sind das gleiche, was die Bodenlosigkeit unter den Füssen ist. … So geht die Bodenlosigkeit durch einen selbst. Ihr Mass ist unmässig.“ (Herta Müller)

    Der Riss, von den vier Ensemblemitgliedern in der Vorarbeit beständig befragt in seinen Dimensionen als Abgrund zwischen den Menschen oder Natur und Mensch, zwischen hier und dort, zwischen Wahrnehmung und Dichterwort, als Schichten unterhalb der Gedanken, als Riss im Vorhang, den Blick eröffnend hinein in das Unerwartete – er wird verhalten expressiv vermittelt mit je individueller Bewegungscharakteristik durch sparsame Lautgebärden, spannungsvolle Raumbezüge, ein Pulsieren zwischen Diagonal-Kreuz und Kreis-basierten Formen, zwischen Sprache, Musik und beredter Stille, zwischen Solo, Trio und ganzem Ensemble.

    Organisch geht eine Stimmung aus der andern hervor, werden Kontraste aufgerissen, erneut überraschend gesteigert in wieder andere Welten – ein lebendiger Strom von gestalteter Bewusstheit zwischen dort und hier: kühl, herb, scharfkantig, dann traumverloren, plötzlich in seelenwarmer Lichtwelt, und wieder konfrontierend den Sprachleib der Bewusstseinsseele des 20. Jahrhunderts (Herta Müller, P. Celan, P. Huchel, E. Södergran, H. Müller, P. Handke, H. Domin) mit Stille oder dramatischer Bewegtheit der Musik von S. Gubaidulina (Präludien für Violoncello solo Nr.1-3) und Mieczyslaw Weinberg (Sonate Nr.1, op.21 von 1945 für Violoncello und Klavier, 1. und 2. Satz) sowie der paradiesischen Ruhe des 2.Satzes aus der Gambensonate Nr.1 in G-Dur von J. S. Bach.

    Ein Programmaufbau, der Wiederholung und Steigerung durch neue Umfeldbezüge als Mittel einsetzt und die Apotheose erwirkt, indem die zunächst einzeln vertraut gewordenen Partien des 2. Satzes von Weinbergs Sonate – im Gesamtzusammenhang bewegt den imponierenden Abschluss des Abends bilden.

    Das tiefenwirksame Erleben des Geschauten und hörend Erfahrenen beeindruckte und begeisterte das qualitätsgewohnte Berliner Eurythmie-Publikum bei der Premiere und lässt mich mit Wärme darauf hinweisen: wer Sinn hat für die Hintergrundfragen der Gegenwart, sich ein genaueres Bild oder vertiefende Wiederholung wünscht, der hat die Möglichkeit, das seit 15 Jahren seine Arbeit dem pädagogischen Alltag abringenden Ensembles EurythmieBerlin mit Ada Bachmann, Christiane Brunk, Ariane Soyka und Erik Brave (Eurythmie), Stefan Lenz (Sprache), Susan Eveson-Handy (Klavier) und Christoph Bachmann (Violoncello) und eben Moritz Meyer als Beleuchter.

    Julia D. Cremer, Berlin

    Hänsel und Gretel in eine Geschichte verstrickt!

    Eurythmie-Theater an der Alanus Hochschule mit Tanz, Gesang und Live-Musik. Im Rahmen des neukonzipierten Masterstudienganges Bühneneurythmie, verantwortlich Melaine MacDonald, interpretierte das junge neunköpfige Ensemble, bestehend aus sieben Eurythmisten, einem Schauspieler und einem Akkordeonisten in Zusammenarbeit mit Rob Barendsma (Regie) das bekannte Märchen „Hänsel und Gretel“ neu. Eine dynamische Verflechtung von Tanz, Schauspiel, Gesang, Akkordeon und Eurythmie zeichnete diese Arbeit aus. Die Vertonung von E. Humperdinck bildete die Grundlage dieser Inszenierung, die in einer phantasievollen, von Komik und Tiefsinn durchzogenen Version diesen alten Märchenstoff neu aufleben ließ. Im Anschluss an die Premiere ging das Ensemble in Deutschland und in der Schweiz auf Tournee mit insgesamt neun Aufführungen.

    Giovanni Viola

    Fotos: Laura Teschner

    Nach E. Humperdinck

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    Zwerg NaseVon Wilhelm Hauff in der Darstellung durch Olivia Pisani

    Olivia Pisani hat unter der Regie von Bettina Grube die verschiedenen Rollen des Märchens ausgearbeitet und in einem Soloprogramm auch die Stimme des Erzählers übernommen.

    Jakob, der junge Sohn einer Gemüsehändlerin begegnet einer alten Hexe, die ihn mehrmals verzaubert und der er am Ende aber entkommt. Er muss lange Irrwege durchlaufen, bevor er wieder zu seiner Familie kommen kann. Die größte Verwandlung geschieht ihm mit der Verlängerung seiner Nase, der Verkürzung seines Halses und seines Körpers. Plötzlich wird er ein Zwerg und in dieser Form wird er nicht mehr erkannt, sondern verspottet. Eine Gans, die selber verzaubert worden ist, wird seine Rettung sein, weil in ihrer Weisheit die Geheimnisse der Entzauberung von Zwerg Nase verborgen sind.

    Der kleine Zwerg zieht die Sympathie aller Zuschauer an, weil er in seiner Naivität versucht, durch das Leben zu kommen. Die Begegnung

    mit der Gans hat dem Projekt eine poetische Perspektive gebracht. Daraus ist das Bedürfnis entstanden, mit Musik die Erzählung zu begleiten und die Entscheidung mit Violoncello zu arbeiten hat die Poesie des Märchens noch verstärkt.

    Für die Premiere am 09.10.2016 war ein Raum im Rudolf-Steiner-Haus; mit Hockern und Kissen für die Kinder und Stuhlreihen für die Erwachsenen vorbereitet. Das Bühnenbild bestand aus einem Hocker und einem Topf mit Löffel.

    Die Erzählkunst von Olivia Pisani mit eurythmisch-stilisierter Darstel-lung aller Charaktere hatte beim Publikum einen guten Zuspruch. Die Kinder waren gebannt und bezaubert von den szenisch-musikalischen Stimmungsbildern.

    Weitere Aufführungen werden geplant. Wie beschrieben braucht das Märchen weder Bühnenbild, noch besondere Beleuchtung und kann mit wenig Aufwand in größeren Räumen und kleinen Sälen gespielt werden (maximal 100 Zuschauer, Spielfläche Minimum 5 x 4 m). Es dauert 50 Min. und ist für Kinder ab 7 Jahren geeignet.

    Weitere Informationen bei: [email protected]

    Fotos: zvg

    Face to Face– ist eine interdisziplinäre Performance mit Eurythmie, Musik, Gesang, Stimme und Licht

    „Face to face“– Auge in Auge stehen mit dem Abschied.

    Abschied im weiteren Sinne des Wortes. Jeder kennt persönlich die verschiedenen Abschiede; von geliebten Menschen, von einem Heimatland, von einer Lebensphase und von Gesundheit.

    Wir folgen den Spuren ins Innere und treffen auf Erlebnissen, Erin-nerungen, Emotionen und Einsichten. Der Russische Filmregisseur Tarkowski hat gesagt, dass der Mensch sein ganzes Leben lernen muss loszulassen damit er am Ende seines Lebens in der Lage ist zu Sterben.

    Chaconne von J.S. Bach (1685-1750) Sie wird wohl auch der Grab-stein für Barbara Maria Bach genannt. Bach hat das Werk 1720 komponiert, als er nach Monaten von einer Konzertreise nach Hause kam und seine geliebte Frau Barbara Maria, die bei seiner Abreise noch strahlend und gesund war, nun krank geworden, gestorben und begraben war. In der Nacht fing er an, die Chaconne zu komponieren. Innerhalb des Werkes sind Geheimnisse verzaubert: In Choralzitaten und in den Zahlenverhältnissen sind die Namen von Bachs verstorbenen Frau und Kindern verschlüsselt. (siehe Helga Thoenes „Ciaconna Tanz oder Tombeau?“) Das Werk wird von einer Geige und 2 bis 4 Sängern ausgeführt Der Klang der Geige und der Sänger verschmelzen mit der Bewegung im Raum zu einem neuen Ganzen.

    “Rime di pietra“- Rime petrose von Dante Alighieri (1265 - 1321)Dante schrieb seine „Rime Petrose“ im Jahr 1296 als Experiment. Er war auf der Suche nach einem neuen Sprachstil für sein “Inferno” (Divina Comedia). Dante bricht mit dem “dolce”, dem romantischen Sprachstil seiner Jugend. Anlass bildet eine unglückliche Liebe.

    Dante beschreibt eine Konstellation im Winter 1296 und aus dem Erleben der winterlichen Landschaft, dem Wegziehen der Tiere und dem Sterben der Pflanzen kommt er zu sich. Sein Herz glüht voller Liebe, im Gegensatz zur Natur.

    Die Musik von Bach mit Geige und Gesang stehen im Kontrast mit der dunklen Stimme die Dante interpretiert. Dazwischen hören wir ein Telefongespräch, in der zwei Menschen sich verabschieden. Sie versuchen es zumindest ...

    Mitwirkende: Eurythmie,Gia van den Akker, Violine, Tiziana Pintus, Gesang, Raoul Boesten und Nicolet GoedhartStimme,Giovanni Succi Choreografie Dante Alexander SeegerCoach Bach: Mees, Michael de Roo

    Planung und Spielorte:Innerhalb der Sommerwochen in la fabbrica, Juli-Aug 2017Wir freuen uns über Einladungen, mögliche Spieldaten: 2.- 6. und 14.–19. Mai 2017, September, Oktober- Ende November 2017 Frühjahr 2018

    Für Fragen und weitere Informationen stehe ich zur Verfügung:

    Gia van den Akker, [email protected]

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    Eurythmy in Progress – von der Kunst Kunst zu machen

    Es kommt eine neue Bewegung in die Lande und in die Eurythmie: „Eurythmy in Progress“ heißt eine frische, internationale Initiative für künstlerische Eurythmie mit jungen Erwachsenen. Teilnehmende aus aller Welt werden vom 5. – 27. August 2017 rund um den idyllischen Johannishof der Alanus Hochschule in einem Eurythmie-Dorf aus großen Tipis und Zelten campieren, um gemeinsam eine große Einstudierung zu wagen. 50 junge Menschen zwischen 16 und 23 Jahren sind herzlich eingeladen, sich intensiv mit der Eurythmie als Kunstform auseinanderzusetzen.

    „Tanz ist die Kunst, die die Seele des Menschen am meisten bewegt.“, schrieb Platon. Im Zentrum von „Eurythmy in Progress“ steht die Begegnung miteinander durch diese Bewegungs-Kunst. Das Projekt ist für alle Interessierten offen. Wichtig ist den Veranstaltern nicht allein die Aufführung am Ende, sondern auch, dass durch Eurythmie Menschen gemeinschaftlich kreativ werden können. Das eigene Innere soll freudig den Körper bewegen und im Strom mit den Anderen seinen ganz eigenen Ausdruck erfahren. Dadurch kann man sich selbst, den Mitmenschen und der Eurythmie als Kunst näher kommen. „Indem man sich für etwas begeistert und künstlerisch tätig wird, verbindet man sich auf´s Neue damit. Wir wollen diese Brücke für junge Menschen zu Eurythmie als Kunst erneuern.“, so Rob Barendsma, einer der drei künstlerischen Leiter des Projektes. „Aber wir möchten natürlich auch den grauen Schleier, der immer noch auf der Eurythmie lastet, wegziehen und Menschen zeigen, wie toll diese Kunst ist. Dabei glauben wir auch an die Arbeit am Humoristischen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass gerade in dieser Sparte der Kunst ungeahnte Fähigkeiten und Möglichkeiten zum Ausdruck kommen können. Weswegen wir auf die Idee kamen, „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns mit Texten von Loriot auszuwählen. Darüber hinaus werden wir eine Blütenlese aus den zwei Suiten zu „Peer Gynt“ von Edvard Grieg erarbeiten, in denen sich die ganze Breite der Gefühle ausdrücken darf und worin jede Komposition eine Perle darstellt.“ Zusätzlich wird unter der Leitung von Florian Volkmann mit allen Teilnehmenden eine „Musikalische Phantasie“, eine musikalische Bewegungsimprovisation entstehen. Die gemeinsame Zeit wird im besten Sinne intensiv: Bis zu sechs Stunden wird täglich geprobt, experimentiert, entwickelt. Eigene Initiativen geben zusätzlichen Raum sich auszuprobieren. Am 26. August wird die dreiwöchige Entwicklungs- und Probenphase in einer öffentlichen Aufführung in der Stadthalle Bad Godesberg gipfeln.

    Möglich wird all dies auch durch die tatkräftige Unterstützung zahlreicher Volunteers, die unentbehrlich sind für eine gute Atmosphäre und das Gelingen des Projektes.

    „Eurythmy in Progress“ ist international gedacht. In den nächsten Jahren wird das Projekt auch in anderen Ländern zu finden sein. Denn Eurythmie kann eine Sprache sein, die über alle Grenzen hinweg verstanden und gefühlt werden kann. Schon in diesem Jahr werden Jugendliche von weit her nach Alfter kommen. Damit wirklich alle, die sich gerufen fühlen, ihren Weg ins Camp finden können, suchen die Projektverantwortlichen nach weiteren Förderern, um Studenten aus ökonomisch schwächeren Ländern die Teilnahme zu ermöglichen. Dafür sind private Spenden mehr als herzlich willkommen.

    „Eurythmy in Progress“ wird im Zeichen lebendiger, heiterer Begegnungen, künstlerischer Initiativen und bewegter Gemeinschaft die Eurythmie zu feiern wissen. Unter Zeltplanen, Bäumen und Sternen wird miteinander ein einmaliger Raum geschaffen, um das Zwischen-Menschliche zu teilen und freudevoll einen Faden der Kunst in die Zukunft zu spinnen.

    Franka HennFoto: Jo Hempel

    https://www.eurythmy-in-progress.com/homehttps://www.facebook.com/eurythmyinprogress/

    Projektzeitraum: 05. – 27. August 2017Projektort: Johannishof, Alanus Hochschule AlfterKosten: 600 € Teilnahme / 25 € Anmeldung

    Künstlerische Leitung: Rob Barendsma, Bart-Jeroen Kool, Florian Volkmann Künstlerische AssistentInnen: Anna van Aalst, Friederike Heine, Maike Adam, Thomas Feyerabend Organisation: Ilmarin Fradley

    Spenden für das Projekt an:Alanus Forum e.V.Bank: VR- Bank BonnIBAN: DE50 3816 0220 0031 7580 17BIC: GENODED1HBO

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    Die Kunst der Eurythmie und die schöpferische Kraft der Bilder

    Vom 24. bis 27. Mai 2017 findet in Ismaning bei München zum ersten Mal ein großes Eurythmie-Festival statt. Die Rudolf-Steiner-Schule Ismaning lässt als Austragungsort ein anregendes Ambiente erwarten. Es ist nicht nur der einzigartige Fest-saal mit seiner sehr weiträumigen Bühne, der diese Schule als Veranstaltungsort empfiehlt, sondern auch die ansässige pädagogische Kultur. Schließlich legt man hier bereits seit Jahrzehnten einen auch im Vergleich zu anderen Waldorfschulen verstärkten Schwerpunkt auf die eurythmische Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. In Ismaning gehen künstlerische und didaktische Konzepte seit jeher eine enge Symbiose ein. Dieser bestens bewährte Anspruch findet sich sowohl im thematischen Konzept als auch in markanten Bestandteilen des innovativen Programms des viertägigen Eurythmie-Festivals wieder.

    Das übergreifende Thema „Die Kunst der Eurythmie und die schöpferische Kraft der Bilder“ bringt Künstler, Pädagogen und Therapeuten mit Laien und Oberstufenschülern zusammen. Gemeinsam soll die Bedeutung von Bildern erfahren und reflektiert werden. In der heutigen Zeit kann man sich kaum der riesigen Bilder- und Informationsflut entziehen. Wissenschaftler und Pädagogen warnen schon lange vor den Folgen einer zu massiven Veräußerlichung der Wahrnehmungsfähigkeit bei Kindern, Jugend-lichen und Erwachsenen. Eine innere Verarmung kann eintreten, die heute bereits von vielen Seiten der Gesellschaft beklagt wird. Zwar möchte ein Umdenken stattfinden, neue Ideen dazu werden in die Welt gesetzt, aber auch Ratlosigkeit und Resignation sind zu spüren. Die immense Bilderflut fordert geradezu auf, einen Gegenpol zu setzen. Das kann durch die Kunst angeregt werden; durch künstlerische Betätigung werden innere Bilder erzeugt, die jeder Mensch selbst bildet. Diese innerlich geformten Bilder werden dann wieder nach außen gesetzt im künstlerischen Prozess, als Gegengewicht zur heute technisch erzeugten Bilderflut.

    Die Veranstalter des Eurythmie-Festivals 2017 – das sind die Ismaninger Arbeitsgruppe „Waldorfprojekte“ e.V. um Horst Krischer sowie das Münchner Arbeitszentrum der Anthroposophischen Gesellschaft – sind gemeinsam mit der künstlerischen Leiterin Gioia Falk der festen Überzeugung, dass die Eurythmie wie kaum eine andere Kunstform der Gegenwart dafür prädestiniert ist, die Schönheit, Expressivität und immense Wirkung von innerlich-seelischen Bildern zum Ausdruck zu bringen.

    In den vier Festival-Tagen wird das Thema in vielfältiger Weise zum Ausdruck kommen. Alle, die sich für die Rolle der Bilder in verschiedenen Bereichen des Geisteslebens interessieren, sind herzlich zu den Vorträgen eingeladen. Mit Florian Osswald, Dr. Michaela Glöckler, Dr. Christiane Haid und Prof. Dr. Edwin Hübner konnten renommierte Experten als Vortragende gewonnen werden. In den abendlichen Eurythmieaufführungen sowie in Demonstrationen und weiteren Aufführungen bringen internationale und vielgefragte Ensembles ihre Kunst auf höchstem Niveau zur Darstellung. Mitwirken werden das Else-Klink-Ensemble (Stuttgart), das Aglais Eurythmie-Ensemble (München), die Witten Eurythmie-Bühne, die Goetheanum

    Eurythmie-Bühne (Dornach/CH) und das Eurythmietheater Orval (Hamburg). Im Rahmen einiger dieser Programmpunkte werden neue Formen des lebendigen Arbeitens praktiziert, das sich in der Schlussveranstaltung – gleichzeitig der Höhepunkt des Festivals – verdichten wird: Das große Märchenprojekt „Der Hirsch mit dem zwölfzackigen Geweih“ wird von professionellen Eurythmisten gemeinsam mit Schülern unterschiedlicher Schulen und Altersstufen auf die Bühne gebracht.

    Darüber hinaus werden Kurse und Workshops aus den Bereichen Medizin, Pädagogik, Plastizieren, Bildhauerei, Sprachgestaltung, Theaterarbeit, Musik, Eurythmie und Heileurythmie angeboten. Für Therapeuten und Pädagogen bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten zur Vertiefung und praktischen Weiterbildung. Die Dozentinnen und Dozenten sind u. a.: Gioia Falk, Katharina Gleser, Dr. Michaela Glöckler, Till von Grotthuss, Johannes Gundlach, Dr. Ulrich Gutdeutsch, Dr. Christiane Haid, Stefan Panizza, Beatus Pletzer, Margrethe Solstad, Sebastian von Tschammer, Simone Wanzek-Weber und Sabina Zweiniger.

    Das ausführliche Programm mit ausführlichen Beschreibungen der Veranstaltungen sowie viele weitere Informationen werden auf der Festival-Homepage angeboten: www.eurythmie-festival.de

    24.– 27.05.2017 in der Rudolf-Steiner-Schule Ismaning, Dorfstr. 77, 85737 Ismaning,

    Kontakt: [email protected]

    Foto: zvg

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    AufführungsdatenElse Klink Ensemble StuttgartInfo-Tel. 0711-2364230 | www.eurythmeumstuttgart.deDas Rätsel des Judas24.05. | 20:00 DE-Münschen, Rudolf Steiner Schule Ismaning09.07. | 17:00 DE-Köngen, EintrachthalleAus der Werkstatt06.05. | 20:00 DE-Stuttgart, EurythmeumDas Klavierquintett in g-Moll von D. Schostakowitsch20.05. | 20:00 DE-Stuttgart, Eurythmeum (mit Demonstrationen)02.07. | 18:00 DE-Stuttgart, Eurythmeum29.07. | 19:30 DE-Stuttgart, FWS Kräherwald

    Märchenensemble StuttgartInfo-Tel. 0711-2364230 | www.eurythmeumstuttgart.deBericht von der Asientournee 2016mit künstlerischen Darbietungen28.05. | 19:00 DE-Stuttgart, EurythmeumDas singende, springende Löweneckerchen01.07. | 16:00 DE-Stuttgart, Eurythmeum08.07. | 16:00 DE-Stuttgart, Eurythmeum09.07. | 16:00 DE-Stuttgart, Eurythmeum

    Eurythmietheater Orval HamburgInfo-Tel. +49 (0)176 23110059 | [email protected] | www.orval.deMELUNA, die kleine Meerjungfraunach H. Chr. Andersen, Regie: Rob Barendsma05.05. | 20:00, DE-Bielefeld, Freie Waldorfschule27.05. | 11:30, DE-München, Rudolf-Steiner-Schule IsmaningAdmirable P‘tit Mouknach Wilhelm Hauff (in französischer Sprache)25.05. | 20:00 DE-Witten, Blote Vogel-Schule, Int. Forum Eurythmie 08.06. | 19:00 DE-Hamburg, Rudolf Steiner Haus 14.06. | 20:00 FR-Paris-Chatou, École Perceval 16.06. | 19:00 FR-Strasbourg, École Michaël19.06. | 15:30 CH- 1073 Mollie-Margot, La Branche07. bis 30.07. | tägl. 10:30 Uhr Avignon/Frankreich, Festival OFF d‘ Avignon 2017, Théâtre du Centre

    Bettina GrubeInfo-Tel: +49 (0)40 273 675 | [email protected]. | 20:00 DE-Hamburg, Rudolf Steiner Haus02.06. | 20:00 CH-Basel, Ackermannshof, St.Johanns-Vorstadt 19-2103.06. | 20:00 CH-Basel, Ackermannshof, St.Johanns-Vorstadt 19-2104.06. | 17:00 CH-Basel, Ackermannshof, St.Johanns-Vorstadt 19-2108.09. | 20:00 CH-Zürich, Theater-Keller62, Rämistr. 6209.09. | 20:00 CH-Zürich, Theater-Keller62, Rämistr. 6211.11. | 20:00 DE-Stuttgart, Eurythmeum17.11. | 19:30 CH-Bern, Theater am Stalden, Nydeggstalden 34

    YEP! – young eurythmy performancewww.yep-eurythmie.de21.04. | Jugendtagung Goetheanum

    Compagnie Phoenix Berlin & GästeAbschlussprojekt der künstlerischenWeiterbildung „Bühne und Bewusstsein“„Ex Oriente Lux / Das Licht scheint aus dem Osten“14.05. | 19:00 DE-Berlin, FWS-Kreuzberg Premiere (18.00 Uhr Einführung)19.05.| 19.00 FI-Helsinki, Marjatta-koulu (18.00 Uhr Einführung)21.05. | 19:00 SE-Järna, Kulturhuset (18.00 Uhr Einführung)25.05. | 19.30 DE-Sassen, Richthof27.05. | nn.nn DE-Witten, Blote-Vogel-Schule (Forum Eurythmie)04.06. | 12.30 DE-Berlin, Rudolf-Steiner-Haus (Ausschnitt)05.06. | 19.00 DE-Hamburg, Rudolf-Steiner-Haus (18.00 Uhr Einführung)10.06. | 20.00 CH-Aesch, Eurythmeum CH (19.00 Uhr Einführung)

    18.06. | 19.00 DE-Stuttgart, Eurythmeum (18.00 Uhr Einführung)

    Eurythmie-Projektgruppe Zürich Info-Tel. +41 (0)44 383 70 56 [email protected] 7. Jhdt. u.a. – Osterfeier mit Marcus Schneider 09.04. | 17:00 CH- Baden, Aula Kloster, WettingenMacht und Wandlung, ein zweiter Teil zur Zauberflöte13.05. | 19:30 CH-Bern, Marianus-Saal, Nydeggstalden11.06. | 15:30 CH-Hombrechtikon, Sonnengarten

    Aglais Eurythmie-EnsembleKontakt: 089-20355990 oder [email protected] die Rosenmitte30.09. | 16:00, DE Öschelbronn, Johanneshaus21.10. | 20:00, DE Bremen, RSH, Freiligrathstr. 2522.10. | 20:00, DE Kassel, Anthroposophisches Zentrum

    Miranda Markgrafwww.mirandamarkgraf.com/contact/„uneigentlich“ + „Suite Nr. 1“05.–07.05. | DE-Berlin, Patchwork-Festival im Theaterforum Kreuzberg 20.05. | 19:30 DE-Köln, Tanzfaktur21.05. |18:00 DE-Köln, Tanzfaktur25.05. | nn.nn DE-Witten, Forum Eurythmie 16.–17.05. | DE-Berlin, Dock11 22.05. | nn.nn DE-Berlin, SeniorenCentrum Michaelkirchstraße

    NeuesBodenpersonal Birgit Hering, Tel: +49 (0)30 - 616 23 968, [email protected] – Kurze Stücke10MinutenGrattula Bedattula05./06./07. Mai 2017, 20:00 UhrDE-Berlin, theaterforumkreuzberg, Eisenbahnstr.21

    MeRz TheaterInfo-Tel. 0511-815603 | www.merz-theater.deVorverkauf: Tel.: 0511-81 56 03, Fax: 0511-84 87 843 | Montag – Freitag 9 – 13 h DIE BREMER STADTMUSIKANTEN29.04. | 15:30 DE-Hannover, Merz-Theater, Brehmstr. 1030.04. | 15:30 DE-Hannover, Merz-Theater, Brehmstr. 1006.05. | 15:30 DE-Hannover, Merz-Theater, Brehmstr. 10PETER UND DER WOLF20.05. | 15:30 DE-Hannover, Merz-Theater, Brehmstr. 1028.05. | 15:30 DE-Hannover, Merz-Theater, Brehmstr. 10

    14. Forum Eurythmie in WittenAm Institut für Waldorfpädagogik

    24.–28.05.2017

    Für und mit SchülerInnen, Studierende und Ensembles.www.wittenannen.net/initiativen/forum-eurythmie/

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    ...isteinzentraler,zunächstneutraler,abervielfachwandelbarerOrt,wodieFrüchtederpädagogischenArbeitgezeigtwerden,andemderkindlicheundderjugendlicheMenschlerntundübt,sprechend,singendundtanzend

    sichzuäussern,mitdenanderenzusammenagierend,zuerstgeborgeninderGruppe,oftsogarimKreis,undzunehmenddannhervortretendalswerdendeEinzelpersönlichkeit.

    WirsindzweiUnternehmenmitjeweilsmehrals30JahrenErfahrung.WirsindExperteninpraxisgerechterBühnen-Beleuchtungund-Technik.

    WirgehenbewusstummitderProblematikvonLED-Lichtquellen.WirkennendieAbläufeanWaldorfschulen,auchvonMonats-oderQuartalsfeiern.

    WirkennendieNormenundVorschriftenbezüglichSaalundBühne.WirplanenfürSieundmitIhnendieBühnengestaltungundlieferndieTechnik.

    DieBühneanderWaldorfschule

    PrometheusLightingGbRPeterJacksonRennemattenweg13D79576Weil-HaltingenTel+4976219166090pj@prometheus-lighting.dewww.prometheus-lighting.de

    ManfredSchachenmannPlanung&BeratungSchulstr.15CH4142MünchensteinTel+41613315955info@schachenmann.comwww.schachenmann.com

    DerOrtdesGeschehens,derBühnenraum,wirdbespieltmiteinembreitenSpektrumvonAnlässen,vonSprüchleinundkurzenSzenenderErstklässlerbishinzuKonzertendesSchul-Orchesters

    unddemGastspieleinerprofessionellenEurythmie-oderTheatergruppe.

    DieBeleuchtungdiesesRaumeskanndiskret-selbstloserHelfersein,einGestaltenermöglichend,dasoftwirksamist,ohnedabeiaberAufmerksamkeitfürsichselberzubeanspruchen:LichtkannStimmungenundGefühleerzeugen,dieAufmerksamkeitlenken,etwashervorhebenoderverbergen,AnfangundEndeeinerSzenedeutlichmachen,

    TageszeitenundWetterverhältnisseandeutenundvielesmehr.

    SiebaueneinenSaal?EinUm-oderAusbau,eineSanierungstehtan?

    ChrysothemisAm 8.April 2017 20h wird im Rudolf Steiner Haus die Premiere von Chrysothemis, ein szenischer Monolog des griechischen Schrifstellers Jannis Ritsos stattfinden.

    Chrysothemis ist alt, und wird von einer jungen Journalistin über ihr Leben befragt. Sie erzählt von den Geschwistern Iphigenie, Elektra und Ortest und schildert ihre Einsichten, Ängste und Sehnsüchte in vielen lyrisch und dramatisch empfundenen Passagen, die durch Kompositionen von Bach, Schubert und Beethoven verdichtet werden. Dabei stellt sie sich auf den Standpunkt ausgegrenzter, benachteiligter Menschengruppen im Miterleben dramatischer Ereignisse.

    Es leuchten Themen auf, die überzeitliche Problematiken wie Verfallsentwicklungen im 20. Jahrhundert berühren.

    Sprachgestaltung/Schauspiel: Sighilt von HeynitzEurythmie: Bettina GrubeAm Flügel: Joachim ScherrerRegie/ Inszenierung/Bühnenbild: Rob Barendsma

    Weitere Aufführungsdaten, siehe Tourneeplan, Seite 14

    Das MondEnsemble

    Das MondEnsemble bietet nach wie vor an, mit den beliebten Märchen „Kalif Storch“ und „Die Kleine Nachtigall“ an Schulen zu gastieren. Die Inszenierungen eignen sich für Groß und Klein ab 5 Jahre. Durch die mitgebrachte Lichtanlage und das Bühnenbild, ist das Ensemble autark und kann in kleinen und großen Räumen, Caféterien, aber auch auf Bühnen spielen. (Gage 900,- plus Reisekostenzuschuß)

    Eurythmie: Bettina Grube, Cornelia KloseEs erzählt: Kristin LummeRegie und Kostüme: Rob BarendsmaAnfragen bitte an: [email protected] Tel: 040 273675

    Video-Ausschnitte: Die Kleine Nachtigall: https://youtu.be/_-CB9vFNSHE

    Kalif Storch: https://youtu.be/KZaPdqHm0ro

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    „Patchwork“ FestivalEurythmieMiniaturenSerieKurzeStücke10MinutenGrattula Bedattula

    Für eine abwechslungsreiche eurythmische Landschaft

    Drei Abende, teilweise wechselndes Programm, mit:

    Tille Barkhoff „Chant - ein Sterbegesang“, Lisa Blöchle „Aufblitzen“, EurythmieBerlin „unerwartet darunter“, Friederike Heine „project b_order“, Milena Hendel und Rosa Heidelbach „WallPaper“, Birgit Hering „Kinderlied“, Claudia von Knorr „Aus der ruhenden Gestalt in die bewegte“, Caroline von Lengerke „hütte der nacht - Hommage an Nelly Sachs“, Melaine MacDonald „a quiet dance“, Miranda Markgraf „Suite Nr 1“, Brigitte Mathisen „Parabras“, Anne Riba „In Transit“, Ingrid Schweitzer „EinGleiches/InWandlung“, Beleuchtung: Julian Hoffmann,

    Kontakt: Birgit Hering, NeuesBodenpersonal / Theater Bunte Büchse, www.birgithering.de [email protected] mit freundlicher Unterstützung der Damus-Donata-Stiftung

    Patchwork bedeutet: der Zuschauer sieht eine Serie von eurythmischen Miniaturen und hat Eindrücke von unterschiedlichen Stilen, der unterschiedlichen Anwendung der eurythmischen Kunst. Ob solistisch oder als Gruppenarbeit – in jeder Miniatur ist eine Aussage auf den Punkt gebracht.

    Für Eurythmisten bedeutet Patchwork eine Möglichkeit, ihre künst-lerische Arbeit zu präsentieren, unabhängig von einer bestim-mten Gruppierung, und ohne die Anforderung, einen ganzen Abend zu füllen. Die unterschiedlichen Beiträge werden von den jeweiligen Solisten/Gruppen autonom bearbeitet. Erst am Schluß werden die Ergebnisse zu einem Eurythmiefestival der Miniaturen zusammengetragen.

    Die Form der Miniatur wurde gewählt, weil sie ein geeignetes Genre ist, das Wesentliche wie unter einem Brennglas sichtbar zu machen.

    Die Spannbreite formaler Möglichkeiten ist groß: von einem präzise ausgearbeiteten Detail bis zur Skizze eines größeren Zusammenhangs.

    Verbindlich für die Miniaturen in Patchwork ist eine zeitliche Vorgabe von 10 Minuten.

    Bei diesem Projekt geht es um eine eurythmische Miniaturen-Serie verschiedener Eurythmisten/innen oder Eurythmiegruppen.

    Im Bereich Film oder Tanz ist der Kurzfilm oder die Kurzperformance eine eigene Sparte, in diesem Sinne sollte die Sequenz in einem erkennbaren eigenen Kontext stehen. Diese Art der Darbietung ist im Bereich Eurythmie bisher ungewöhnlich.

    Es geht um „Kurze Stücke“, „Kleine Soli“, einzelne „Patch“

    Jede/r Teilnehmer/in ist frei, ob es sich um eine klassische Aus-arbeitung oder eine andere eurythmische Bewegungssequenz handelt. Jeder arbeitet in eigener Verantwortung und mit selbst gewähltem Regisseur/in, Mentor/in.

    Das Thema ist frei

    Freitag/Samstag/Sonntag 5. 6. 7. Mai 2017 20.00theaterforumkreuzberg, Eisenbahnstr.21, 10997 Berlin, 20:00 Uhr Tickets 15 Euro / 10 Euro

    Zwei aktuelle Stücke, die sich auf der Basis von Klang bewegen.

    Eine zeitgenössische Tanzperformance zu Soundscapes und ein Tanzstück für Eurythmie zu Cellomusik.

    „uneigentlich“ von Jennifer Döring und Philine Herrlein

    Ein Tonband läuft. Bei voller Lautstärke gibt es seine Leere wieder. Mit Faszination und Unbehagen suchen die Performerinnen Jennifer Döring und Philine Herrlein gemeinsam mit dem Soundkünstler Max Schweder Zugang zum Uneigentlichen.

    Dem Eigentlichen ist, wenn auch verschwindend, das Eigene noch inne. Wir sagen eigentlich und meinen was uns ursprünglich bewegt. Das Uneigentliche enthält nichts davon: Ohne Intention, Maß und Form bildet es eine Fläche, die weder Bezug noch Orientierung bietet.

    Im Spannungsfeld zwischen der Lust am Leerlauf und dem Wunsch nach Wirkung, einem Anbahnen und Auflösen von Struktur, befragen die Performer das Uneigentliche als Zustand und Modus Operandi.

    Konzept und Performance: Jennifer Döring und Philine HerrleinSound: Max SchwederDramaturgische Beratung: Anais Emilia Rödel

    „Suite Nr.1“von Miranda Markgraf

    Die Erste Cello Suite von Benjamin Britten vereint ein ganz persönliches Empfinden von Schmerz und Frieden miteinander. So entfaltet sich in der „Suite Nr.1“ ein gleichermaßen verletzlicher und dennoch unantastbarer intimer Raum, in dem die Zeit losgelöst vom Rest der Welt ihrem ganz eigenen Rhythmus folgt. Im Dialog von Musik und eurythmischem Tanz entsteht eine wohltuende Akzeptanz gegenüber den widersprüchlichen Empfindungen der Menschen, welche auch in der Musik aufleuchten. Jeder Mensch kann Momente der eigenen Biografie in diesen paradoxen Stimmungen wiederfinden und spürt die Erlaubnis zu Sein. Das Stück gibt Gelegenheit zur Versöhnung mit der eigenen Geschichte, mit anderen Menschen, Verletzungen und Verlusten.

    Konzept und Tanz: Miranda MarkgrafCello: Till Münkler (Musik: Erste Cello Suite von Benjamin Britten)Kostüm: Antoniya IvanovaLichtdesign: Julian HoffmannChoreographische Beratung: Gia van den Akker, André Soares

    „Empfindungsraum Bewegung. Sensibilität und Intention.“Vortrag von Prof. Dr. Dr. Wolf-Ulrich Klünker

    Die alte Physik war Bewegungswissenschaft. Die neue Bewegung wird zur Ich-Physik, zur zukünftigen Psychologie der Selbstexploration des Möglichen.

    Programm am Samstag, 20. Mai 2017:19:30 „Empfindungsraum Bewegung. Sensibilität und Intention.“20:00 „uneigentlich“ + „Suite Nr. 1“21:30 Gespräch

    Sie sind herzlich eingeladen mit den Künstlern Markgraf, Münkler, Herrlein und Döring sowie Prof. Dr. Dr. Klünkler ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und auszusprechen, was Sie bewegt.

    Programm am Sonntag, 21. Mai 2017:18:00 „uneigentlich“ + „Suite Nr. 1“

    www.tanzfaktur.eu | www.mirandamarkgraf.com

    uneigentlich + Suite Nr. 1

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    Du bist im Leitungsgremium des anthroposophischen Erzieherseminars in Kopenhagen. Wo kommen Eure Studenten her, wie alt sind sie – was für ein Spektrum habt ihr?

    EH: Wir haben 75-80 Studenten, das Durchschnittsalter liegt bei ungefähr 30 Jahren. Bei uns am Seminar muss man 21 Jahre alt sein, um studieren zu können. Einige Studenten haben bereits eine pädagogische Ausbildung oder einen Universitätsabschluss, einige haben auch noch keine Ausbildung. Etwa fünf sind ehe-malige Waldorfschüler. Das Spektrum ist sehr bunt – von der Krankenschwester bis zur Büroangestellten. Unser Abschluss hier am Seminar ist staatlich nur für die Studenten, die damit ein Studienstipendium bekommen, anerkannt und endet nicht mit einem Bachelor. Danach werden sie sowohl in Waldorfkindergärten als auch in staatlichen Institutionen (bei denen unsere Ausbildung einen guten Ruf hat), angestellt.

    Auf alle Fälle legen wir viel Wert auf die Freiheit der Ausbildungsformen, das ist uns sehr wichtig.

    Was ist das Besondere Eures Seminars?

    EH: Wenn man die Studenten fragt warum sie zu uns gekommen sind, dann sagen sie oft, weil es so viele künstlerische Fächer gibt. Das ist das eine. Das andere ist die Stimmung und die Atmosphäre des Seminars, die eben damit zusammenhängt.

    Was für künstlerische Fächer sind das?

    EH: Eurythmie, Musik, Malen, Plastizieren, Sprachgestaltung, Arbeiten mit Holz – um die Wichtigsten zu nennen. Es gibt handwerkliche Fächer wie Marionetten-Bau und Spielzeug. Interessant ist vielleicht noch, dass wir Dozenten hier oft eine Doppelqualifikation haben. So ist die Dozentin, die bei uns die Arbeit mit Holz unterrichtet, auch Dozentin für Pädagogik. Sie sagt immer: „Ich arbeite mit Pädagogik, wenn ich mit Holz arbeite. Man muss das Objekt von allen Seiten betrachten, nicht nur von einer. Das ist mit den Kindern nicht anders.“

    Welche Rolle spielt Eurythmie bei Euch im Seminar? Was wird durch die Eurythmie ausgebildet?

    EH: Als Pädagoge ist man Künstler im Sozialen und im Mitmenschlichen. Als Erzieher schafft man einen Raum, in dem das Kind sich selber entwickeln kann. Um die entsprechenden Fähigkeiten dafür auszubilden, kann die Eurythmie eine große Hilfe sein. Man formt das Kind nicht von außen, sondern sollte Vorbild sein, da die Kinder den Erwachsenen nachahmen. Der Erwachsene sollte sich selbst so verhalten, dass er eine förderliche Umgebung für das Kind sein kann.

    Inwiefern lernen die Studenten diese pädagogischen Fähigkeit in der Eurythmie? Macht Ihr Rollenspiele?

    EH: Wir machen keine Rollenspiele. Aber wir machen eurythmische Übungen, in denen sich reale innere wie äußere Prozesse abspielen, in denen die Studenten auf verschiedene Art und Weise entdecken, was zwischen ihnen passiert, was mit ihnen selbst passiert, wenn sie anderen begegnen, und wie sie damit umgehen bzw. sich dabei verändern können.

    So kann zum Beispiel jemand im Tun entdecken, dass es notwendig ist, die eigenen Wege im Raum klarer und eindeutiger zu gehen, so dass die anderen sich daran orientieren und darauf beziehen können. Das eine ist es, dies überhaupt zu bemerken, übend immer wieder die eigene Aufmerksamkeit so zu lenken, dass sowohl das eigene

    wie auch das Bewegen der anderen wahrgenommen werden kann. Ein anderes, dies nicht nur als Gedanke zu haben oder darüber zu sprechen. Sondern es im Vollzug wirklich umzusetzen, es also zu tun – das ist entscheidend! Ich glaube dass es solche Prozesse sind, die die Eurythmie zu einem solch verwandelnden, transformierenden Mittel für den Lern- und Entwicklungsprozess der Studierenden macht und ihre Selbständigkeit unterstützt.

    Du verwendest vieleÜbungen und Methoden von Annemarie Ehrlich?

    EH: Durch die Begegnung mit Annemarie Ehrlich hat sich mein Blick auf die Eurythmie und ihre Möglichkeiten total verändert. Nämlich dahingehend, dass es um die Bildung von Fähigkeiten geht, die die Studenten später brauchen werden wie z. B. Leiten – sich leiten lassen – sich selbst leiten. Durch Annemarie Ehrlichs Übungen und Methoden werden die Studenten inspiriert, beim eurythmischen Tun Entdeckungen zu machen, selbständige Lösungen für verschiedene Herausforderungen zu finden und den Prozess zu reflektieren. Sie lassen sich alle gut in den pädagogischen und persönlichen Bereich übersetzen.

    Im zweiten Jahr erarbeiten wir zum Beispiel einen Wochenspruch von Rudolf Steiner in seiner Choreographie. Dabei geht es mir nicht darum, einen schönen Spruch zu machen. Sondern um verschiedene Verhältnisse zwischen den Menschen in der Bewegung zu entdecken und zu bearbeiten. Sagen wir, eine Gruppe von 4 Personen entspräche der Personalgruppe. Nun bearbeiten wir die feinen Spiegelungs- und Führungswechsel in den Formen, die sich ohne Weiteres auf die den ganzen Tag stattfindende Situationen im Kindergarten übertragen lassen. So erarbeiten wir fast die ganze Form nicht anhand der Choreographie auf dem Papier, sondern aus den Beziehungen im Raum: wo nähert man sich an, wo entfernt man sich, wo geht man zusammen. Ich schreibe das also nicht auf die Tafel.

    Elisabeth HalkierDas Interview führte Chrsitiane Hagemann (HH)

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    Aber wenn sie die Form fast gefunden haben, dann zeige ich ihnen die Choreographie von Rudolf Steiner. Auf dieses Weise erarbeiten wir uns das Thema Beziehung, Beziehungsfähigkeit. Außerdem beziehen wir dann auch noch die Laute mit ein: es geht darum, dass sie sich mit ihnen so verbinden, dass sie diese Laute selbst sind. Dass sie ein „A“ wirklich sind, auch wenn es nicht perfekt aussieht! Denn das ist ja im Kindergarten auch so wichtig, dass sie diese Ehrlichkeit dort umsetzen können. Das innerlich zu sein, was man tut!

    Eurythmieunterricht als Vorbereitung auf die zukünftigen Aufgaben?

    EH: Manchmal haben wir darüber Gespräche in denen es um den Zusammenhang mit Situationen und Ereignissen, die sie während ihres Praktikums in der Krippe, im Kindergarten oder in der Schule erlebt haben, geht. Als es dort zum Beispiel darauf ankam, einem Kind in der Garderobe gegenüber eindeutig zu sein, wenn alle Kinder gleichzeitig Hilfe beim An- oder Ausziehen brauchen, den Überblick und die Ruhe zu behalten usw. In solchen Gesprächen wird ihnen dann auch deutlich, warum sie Eurythmie haben! Und was sie für den Alltag dabei alles lernen.

    Einige Eurer Studenten habe ich kennengelernt, und ich habe den Eindruck bekommen, dass sie die Eurythmie sehr mögen. Erlebst Du das auch so?

    EH: Das ist im ersten Jahr so, dass sie zu mir kommen und sagen: Ich weiß nicht, warum, aber die Eurythmie ist so stark! Eine hat mal gesagt: In der Eurythmie kommt es überhaupt nicht darauf an, wie ich aussehe und was ich anhabe – das geht viel tiefer! Oder sie wissen nicht, warum, aber es gefällt ihnen, obwohl die eurythmische Arbeit zum Teil auch recht herausfordernd für sie ist: Das Bewegen mit anderen führt nicht immer zu harmonischen Situationen! Wenn so etwas während einer Übung geschieht stelle ich zum Beispiel verschiedene Beobachtungsfragen, so dass sie aufgerufen sind, die Situationen selbst lösen zu müssen. Das ist, besonders am Anfang der Ausbildung, für einige Studenten sehr provokativ.

    Am Ende des ersten Jahres schreiben sie einen kurzen Bericht darüber, was sie getan und was sie damit erlebt und erfahren haben. Und was eine Essenz für ihr späteres Wirken als Pädagoge sein kann. Da bekomme ich schöne Rückmeldungen – viele heben hervor, dass sie gemerkt haben, dass es eben auf sie selbst ankommt. Dass sie nicht den Anderen ändern können, sondern nur sich selbst. Es kommt auch vor, dass der eine oder andere die Eurythmie erstmal nicht so schön findet und erst im dritten Jahr merkt, wie viel er davon hat und dann sagt: Warum habe ich das nicht schon im ersten Jahr gemerkt?

    Ich mache den Stundenplan des Seminars und weiß deshalb genau, was bei den anderen Lehrern passiert und beziehe mich darauf im Eurythmieunterricht. Wenn sie z.B. die „Allgemeine Menschenkunde“ behandeln, dann machen wir dazu passende Eurythmie Übungen. Der Text wird den Studenten dadurch verständlicher!

    Du hast mir mal erzählt, dass Ihr auch als Kollegium zusammen übt und dass das ganz wichtig ist für Eure gemeinsame Arbeit, dass es die Atmosphäre und das Lernen der Studenten prägt. Kannst Du dazu etwas sagen?

    EH: Vor etwa fünfzehn Jahren haben wir uns gefragt, was für die Ausbildung der Studenten am wichtigsten ist. Und wir haben uns darauf verständigt, dass die Willensschulung der Studenten für uns im Zentrum steht. Wir sind fünf Dozenten im Kollegium, es kommen noch etwa 30 zusätzliche Lehrkräfte dazu, aber der Kern besteht aus fünf Dozenten. Und wir dachten es wäre wichtig, mit uns selbst zu beginnen. So haben wir besprochen, dass jeder für sich zuhause eine Übung macht und bei der wöchentlichen Konferenz den anderen über seine Erfahrungen berichtet. Das machen wir seither bei jeder Konferenz als ersten Punkt! Ganz regelmäßig.

    Angefangen haben wir mit den „Nebenübungen“ von Rudolf Steiner, dann sind alle möglichen anderen, selbst erfundenen Übungen hinzugekommen. Und in den vergangenen drei Jahren haben wir mit den „Monatstugenden“ gearbeitet. Wir merkten dabei, dass das,was für den einen so schwierig ist, dem anderen unter Umständen ganz leicht fällt. Wir sind da im Lauf der Zeit immer ehrlicher im Umgang mit uns geworden, und können das auch mehr und mehr vor den anderen eingestehen. Dabei bekommen wir immer mehr Respekt vor einander und dem Bemühen von jedem, Widerstände zu überwinden. Auf diese Weise haben wir eine Kultur des Verzeihens entwickelt. Wir können jetzt leichter Fehler eingestehen weil wir dieses Grundgefühl haben, dass sie uns vergeben werden. Das ist eine Konsequenz aus dieser Arbeit. Dabei ist wie gesagt der Respekt für den Anderen und sein Streben gewachsen.

    Aus diesen Erfahrungen haben wir eine Fehlerkultur für das ganze Seminar abgeleitet. Viele Studenten sind heute ja unglaublich perfektionistisch, sie wollen schon fertig sein, bevor sie angefangen haben. Wir versuchen sie darin zu ermutigen – und das ist auch eine große Qualität der Eurythmie –, dass sie wagen, Fehler zu machen und erleben, dass sie sich ändern können. Dass sie damit Kompetenzen für sich erwerben können, die sie vorher noch nicht hatten. Dafür ist der Wochenspruch ein gutes Beispiel: sie erleben dort erst einmal dass es unmöglich scheint, einen Laut zu der Form dazu zu nehmen, dass sie das nie hinkriegen werden. Und dann ihr Erlebnis, dass sie durch Üben weiterkommen!

    In der Arbeit mit dem Wochenspruch und auch im dritten Jahr, wenn wir mit dem Tierkreis arbeiten, merken sie wie schwer es ist, zu üben. Und das ist genau das, was wir auch im Kollegium erlebt haben: Dort haben wir fünfzehn Jahre lang diese Arbeit gemacht, jede Woche, und jetzt ernten wir die Früchte. Aber natürlich kommt es auch vor, dass wir uns eingestehen müssen, das Üben vergessen zu haben. Das kommt alles vor.

    Gibt es noch etwas, was Du sagen möchtest?

    EH: Ja. Das ist: Was ich nicht kann, kann ich mir übend erwerben. Und das kann ich dann in die Gemeinschaft einbringen.

    In der Eurythmie fördert die Arbeit in der Gruppe Respekt für den Anderen, dem es vielleicht sehr schwer fällt, sich einzulassen oder die Übung zu machen. Jeder kann einen Beitrag für das Ganze leisten – es ist möglich zu lernen. Und das überhaupt zu sehen. Auch wenn es anfangs irritierend ist, wenn zum Beispiel jemand etwas falsch macht. Diese Kultur des Lernens können wir in der Eurythmie pflegen. Mit Respekt für das Ganze, für den einzelnen und für sich selbst.

    Und wenn es mir gelingt, die Studenten nicht von außen zu korrigieren, sondern sie durch Fragen und Aufgabenstellungen so anzuregen, dass sie durch Wahrnehmungen und Erfahrungen Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln können, dann hoffe und glaube ich, dass die Eurythmie sie dabei unterstützt, ihren individuellen Weg als Pädagoge und Mensch zu finden.

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    Was ist guter Eurythmie-Unterricht? Die Schülerperspektive im FokusSymposium Eurythmiepädagogik / 16.-17.09.2016 an der Alanus Hochschule Alfter

    „Da habe ich schon lange drauf gewartet: dass mal jemand fragt, was wir eigentlich über Eurythmie denken.“ (Schüler-Aussage)

    Was war das besondere dieses Symposiums?

    Nach drei Symposien, in denen Eurythmielehrerinnen und -lehrer ihre Forschungsergebnisse zum Thema Eurythmie-Unterricht vorgestellt, ausgetauscht und diskutiert haben, standen dieses Jahr die Schülerinnen und Schüler im Fokus: Was denken sie über Eurythmie-Unterricht? Wie fühlen sie sich im und nach dem Unterricht? Wann erleben sie den Unterricht als gelungen? Welche Erwartungen haben sie an die Lehrerinnen und Lehrer? Wie beschreiben sie Hindernisse und Hilfen? Und, welche Anhaltspunkte für die Inhalte und die Unterrichtsgestaltung ergeben sich daraus für die Unterrichtenden?

    Viele interessante Fragen, die Schülerinnen und Schüler verschiedener Waldorfschulen gemeinsam mit EurythmielehrerInnen und Studieren-den des Fachgebiets Eurythmie in praktisch-eurythmischen Einheiten, in lebendigen Gesprächsgruppen, im Plenum und in den Pausen bewegten.

    Ein Fazit der Gesamtveranstaltung: Für Unterrichtende war die Einsicht und Erfahrung wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler die eigentlichen Experten für den Eurythmie-Unterricht sind und dass mit ihnen ein differenzierter und kompetenter Austausch möglich und fruchtbar ist. Die Schülerinnen und Schüler können sehr exakt beschreiben, welche Leiberfahrung die Eurythmie ihnen anbietet und welche Aufgaben die Unterrichtenden dabei haben. Sehr dezidiert wurde geäußert, wie wichtig es sei, dass die EurythmielehrerInnen einen positiven Blick auf die Arbeit haben und behalten und dass gerade die interessierten SchülerInnen sich wahrgenommen und begleitet fühlen wollen. „Lehrer dürfen nicht verzweifeln!“

    Der Abendvortrag von Prof.Dr. Jost Schieren mit dem Titel „Ästheti-sche Bildung im Eurythmie-Unterricht“ am ersten Tagungsabend bot am Anschlusstag gute Anknüpfungspunkte, die in den Gesprächen nochmals neue Aspekte und Vertiefungsmöglichkeit ermöglichten. Abgerundet wurde das Symposium durch eine zauberhafte Aufführung des Orval Eurythmie-Theaters „Meluna, die kleine Meerjungfrau“, die in der Freien Waldorfschule Bonn-Tannenbusch stattfand.

    Aufgrund der positiven Resonanz wird das Symposium Eurythmie-pädagogik 2017 (Termin zum Vormerken: 10./11.11.2017)ebenfalls in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schüler stattfinden. Allen diesjährigen Beteiligten sei an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die gute Zusammenarbeit ausgesprochen!

    IPEU – Mentorennetzwerk

    Seit einigen Jahren arbeitet der Initiativkreis Pädagogische Eurythmie/ IPEU an zentralen Themen der Unterstützung und Entwicklung der Eurythmie an der Schule. Mehrfach wurde dazu hier berichtet. Zwei dringliche Themenschwerpunkte haben sich dabei herausgebildet. Die Arbeitsbedingungen für EurythmistInnen an der Schule sowie Konzepte eines Mentorennetzes für eine externe Mentorierung und Einarbeitung. Nun gibt es zu beidem erste Ergebnisse für die Praxis

    Mentorierung und Begleitung von Kolleginnen und Kollegen im Fachbereich Pädagogische Eurythmie

    Der Initiativkreis für pädagogische Eurythmie (IPEU) bietet Euryth-miepädagogen in Zusammenarbeit mit dem Bund der Freien Waldorfschulen eine externe Mentorierung und Begleitung an.

    Das Angebot betrifft in erster Linie Eurythmiepädagogen/pädago-ginnen, die mit dem Unterrichten neu begonnen haben.

    Wie sich in den letzten Jahren herausgestellt hat, ist es für Berufsanfänger auch nach ihrer pädagogisch eurythmischen Zusatzausbildung eine Hilfe, noch etwa zwei oder drei Jahre lang, in lockeren Abständen, von einem externen Mentor (Eurythmisten) in der eurythmischen Unterrichtspraxis begleitet zu werden.

    Zum anderen haben auch erfahrene Eurythmiepädagogen gelegent-lich den Wunsch in ihrer Tätigkeit extern gespiegelt zu werden und über ihren Unterricht im Sinne einer Qualitätssicherung/steigerung ins Gespräch zu kommen.

    IPEU bietet die Möglichkeit den Kontakt zwischen Schule und Eurythmist/in und einem entsprechenden Mentor zu knüpfen.

    Die Mentoren in dem Mentorenpool von IPEU sind im Unterricht und in der Mentorierung erfahrene Kolleginnen und Kollegen.

    Sollte eine Schule oder ein Eurythmist/ eine Eurythmistin das Bedürfnis einer solchen Mentorierung haben, kann er/ sie sich an den Initiativkreis Pädagogische Eurythmie (IPEU) z. Hd. von Renate Barth wenden: mailto: [email protected]

    Die Empfehlungen zu den Anstellungs- und Arbeitsbedingungen für EurythmiepädagogInnen an Waldorf-/ Rudolf Steiner Schule liegen jetzt vor.

    Die Empfehlungen sind über die Homepage des Berufsverbandes zugänglich:

    Andreas Borrmann, Claire Wyss, Ulrike Langescheid, Gisela Beck, Dorothea Scheidegger; Margarete Kokocinski, Kjell Häggmark Renate Barth, Michael Werner, Stefan Hasler, Jürgen Frank, Carin Boonstoppel, Jutta Rohde-Röh. Nicht auf dem Bild: Helga Daniel.

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    Sprach – BewegungDas Motto der internationalen Fachkonferenz Ostern 2018 am Goe-theanum hat den AKEP (Arbeitskreis für Eurythmie in der Pädagogik) dazu bewogen, seine jährlichen Arbeitstreffen quasi vorbereitend darauf auszurichten.

    Seit 12 Jahren treffen sich die unterrichtenden Eurythmie-KollegInnen jeweils anfangs Februar in einer der Schweizer Rudolf Steiner Schulen zum fachlichen Austausch. Themen wie Stundenbeginn und –Abschluss, Rhythmen, Seelengesten, Dur und Moll, apollinische und dionysische Formen, Intervalle, Stabübungen oder andere werden anhand praktischer Beispiele miteinander bewegt und erarbeitet. Seit dem vergangenen Jahr wird dem Treffen neu ein Impuls-Referat vorangestellt.

    So hieß 2016 der Titel: „Wie ist in den verschiedenen Alters-stufen die eurythmische Sprachbewegung erfahrbar?“ Anhand ihrer Masterarbeit: „Vom Bildungswert der Spracheurythmie in der Pädagogik; eine Untersuchung unter spezieller Berücksichtigung der Sinnesschulung (2012)“ führte Claire Wyss, Basel, mit einigen Fragen in die Thematik ein: „Warum haben wir uns dieses Thema gewünscht? Wie gehen wir mit der Herausforderung um, Schülerinnen und Schülern eine eurythmische Sprachbewegung erfahrbar, erlebbar zu machen? Dazu zeigt sie zwei mögliche Problemkreise auf:

    1. Eine eurythmische Sprachbewegung kann nur „sprechen“, wenn sie vom Ausführenden empfunden, erlebt wird.

    2. Stehen bei uns nicht oft in der eurythmischen Arbeit Begriffe am Anfang eines Übprozesses; und dann bemühen wir uns rückwirkend auf die Empfindung, das eigentliche Erst-Erlebnis zurück zu finden?

    Und weiter fragt sie: „Wie komme ich als Ausführender zu einem Spracherlebnis? Wie entsteht eine Empfindung, ein Gefühl, ein Erlebnis, eine Erfahrung überhaupt?“ Dazu zitiert sie: „Wenn irgendeiner unserer Sinne in Zusammenhang mit der Umwelt kommt, so empfindet er. Wir empfinden die Farbe, die Töne, Wärme und Kälte. So tritt in unserem Wechselverkehr mit der Umwelt die Empfindung auf.“ (GA 293 tb S. 114)

    Das heißt: Gefühle und Empfindungen entstehen im Bereich zwischen Vorstellung und Wille, zwischen Begriff und Wahrnehmung. Eine Empfindung entsteht aus einer Wahrnehmung. Diese Fragestellungen haben sie bewogen das Thema ihres Beitrages auf den Prozess der Wahrnehmung zu fokussieren: „Sprache wahrnehmen – erleben – bewegen: Vom Zusammenwirken der oberen und unteren Sinne in der Spracheurythmie“. Unterrichtsbeispiele zu diesem Prozess wurden dann von den KollegInnen vorgestellt und gemeinsam erarbeitet.

    In diesem Jahr am 4.2.17 hieß die Thematik: „Wie können wir mit Sprach-Eurythmie einen Ausgleich zur Mediatisierung schaffen?“ Das Impulsreferat von Katinka Penert, Winterthur, stand unter dem Titel:

    „Kinder und Jugendliche im Sog der medialen Bilderflut – Wie muss der Eurythmie-Unterricht gestaltet sein, damit bildhaftes Erleben zur Seelennahrung wird?“ Zu Beginn zitierte sie aus der Masterarbeit von Claire Wyss: „Erst die sprachliche Ausdrucksfähigkeit ermöglicht dem Menschen Selbstfindung“.

    Dann liest sie ein Gedicht von A. Falke vor und stellt als Aufgabe: „Beobachtet, was während des Zuhörens in Euch geschieht“ und führt weiter aus: „Die Fähigkeit, innere Bilder während des Zuhörens zu generieren, ist dank der kreativen Bildgebungs-Komponente in jedem Menschen veranlagt. Die Fähigkeit, Vorstellungen zu bilden, beschreibt R. Steiner im 2. Vortrag der Allgem. Menschenkunde. Die Bilder sind individuell verschieden und werden aus der eigenen Erinnerung geschöpft.“

    „Die Frage ist, warum diese individuellen Bilder so wirksam sind und warum Bilder, die über den Bildschirm vermittelt werden, ebenso wirksam sind. Um diese Frage zu beantworten, wird es nötig sein, den Entstehungsprozess der „bildhaften Vorstellung“ zu untersuchen. Grundsätzlich gilt: Kinder und Jugendliche wachsen in einer bildgestützten Welt auf, die für viele den Bildschirm als Medium einschließt. Es wird durchschnittlich ab dem 12. Jahr mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht als in der freien Natur. Wie muss der Unterricht beschaffen sein, damit die eigene innere Bildhaftigkeit angeregt und der Eurythmie-Unterricht generell zur Seelennahrung werden kann?“

    „Steiner stellt die Forderung auf, dass die Pädagogik so gestaltet sein müsse, dass der sinngemäße geistige Gehalt des Gesprochenen das Gehirn und das Blut befähigen müsste, im Schlafzustand die spirituellen Tiefen des Weltgeschehens zumindest ansatzweise zu erahnen.“

    Katinka Penert zeigt im weiteren Verlauf des Vortrags auf, in welch gewaltige Sphären dieser Bogen reicht und beschreibt zudem minuziös die physiologischen Prozesse, die sich bis hinein ins kaum mehr messbare abspielen.

    Sie schließt mit dem Hinweis: „Schülerinnen und Schüler spüren gut, ob und wo wir mit ihnen „hinwollen“. Die Kunst ist, eine gute Formulierung zu finden für die Aufgabe und die Arbeitsschritte weder zu schnell noch zu langsam durchzuführen. Anliegen dieses Inputvortrages ist, uns zu ermutigen