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1 Militärhistorische Geländebesprechung „Operation Nordwind“ am 20. August 2019 im nördlichen Elsass Ein Bericht von Oberstleutnant a.D. August Bauer Wie in den Vorjahren hatte der Vorstand des Freundeskreises Zentrum Innere Führung e.V. am 20. August 2019 die Mitglieder des Freundeskreises und Interessierte im Rahmen der politischen-historischen Weiterbildung zu einer Geländebesprechung zum Thema „Operation Nordwind“ eingeladen. Mit dieser Veranstaltung sollte ein besonderes historisches Ereignis auf vielfältige Weise mit Hilfe von fachkundigen Experten, Inaugenscheinnahme von Originalschauplätzen, Gedenkstätten und historischen Museen vor Ort aufgearbeitet und so den Teilnehmern ermöglicht werden, sich ihr eigenes Urteil über die Geschehnisse zu bilden. Um 7 Uhr starteten 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Augusta-Kaserne Richtung Elsass ins Department Bas-Rhin. Da der Referent, Oberstleutnant d.R. Joachim Schmidt, krankheitsbedingt kurzfristig ausgefallen war, wies zunächst der Vorsitzende des Freundeskreises, Brigadegeneral a.D. Alois Bach, kurz in die Planungen und Lage der Alliierten und der Wehrmacht an der Westfront im Dezember 1944/Januar 1945 ein. Danach trug dankenswerterweise ein Teilnehmer und ausgewiesener Historiker, Oberstleutnant d.R. Dr. Ralf Hapke, anhand eines militärhistorischen Essays detailliert zur Lage im Operationsgebiet Elsass, mit Schwerpunkt Vogesen und Oberrheinische Tiefebene, vor. Zielsetzung der Operation Nordwind Die Ardennenoffensive (16. Dezember 1944 bis 21. Januar 1945) war ein letzter strategischer Versuch der deutschen Wehrmacht, den westalliierten Armeen eine große Niederlage zuzufügen und den Hafen von Antwerpen zurück zu erobern. Zur Unterstützung der Ardennenoffensive startete die Wehrmacht mit dem „Unternehmen Nordwind“ am 31. Dezember 1944 ihre letzte Offensive an der Westfront. Da die Westalliierten umfangreich Truppen in die Ardennen verlegt hatten, sollte eine Zangenbewegung die amerikanische Front im Elsass zerreißen, die US-Truppen im nördlichen Elsass zerschlagen und das für beide Seiten emotional extrem wichtige Straßburg zurückerobern.

„Operation Nordwind“ am 20. August 2019 im nördlichen Elsass · 2021. 2. 20. · 3 Der Angriff der Sturmgruppe 1 stieß auf die tiefgestaffelte Verteidigung der 44. und der 100

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Militärhistorische Geländebesprechung

„Operation Nordwind“ am 20. August 2019

im nördlichen Elsass

Ein Bericht von Oberstleutnant a.D. August Bauer

Wie in den Vorjahren hatte der Vorstand des Freundeskreises Zentrum Innere

Führung e.V. am 20. August 2019 die Mitglieder des Freundeskreises und

Interessierte im Rahmen der politischen-historischen Weiterbildung zu einer

Geländebesprechung zum Thema „Operation Nordwind“ eingeladen. Mit dieser

Veranstaltung sollte ein besonderes historisches Ereignis auf vielfältige Weise – mit

Hilfe von fachkundigen Experten, Inaugenscheinnahme von Originalschauplätzen,

Gedenkstätten und historischen Museen vor Ort – aufgearbeitet und so den

Teilnehmern ermöglicht werden, sich ihr eigenes Urteil über die Geschehnisse zu

bilden.

Um 7 Uhr starteten 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Augusta-Kaserne

Richtung Elsass ins Department Bas-Rhin. Da der Referent, Oberstleutnant d.R.

Joachim Schmidt, krankheitsbedingt kurzfristig ausgefallen war, wies zunächst der

Vorsitzende des Freundeskreises, Brigadegeneral a.D. Alois Bach, kurz in die

Planungen und Lage der Alliierten und der Wehrmacht an der Westfront im

Dezember 1944/Januar 1945 ein. Danach trug dankenswerterweise ein Teilnehmer

und ausgewiesener Historiker, Oberstleutnant d.R. Dr. Ralf Hapke, anhand eines

militärhistorischen Essays detailliert zur Lage im Operationsgebiet Elsass, mit

Schwerpunkt Vogesen und Oberrheinische Tiefebene, vor.

Zielsetzung der Operation Nordwind

Die Ardennenoffensive (16. Dezember 1944 bis 21. Januar 1945) war ein letzter

strategischer Versuch der deutschen Wehrmacht, den westalliierten Armeen eine

große Niederlage zuzufügen und den Hafen von Antwerpen zurück zu erobern. Zur

Unterstützung der Ardennenoffensive startete die Wehrmacht mit dem „Unternehmen

Nordwind“ am 31. Dezember 1944 ihre letzte Offensive an der Westfront. Da die

Westalliierten umfangreich Truppen in die Ardennen verlegt hatten, sollte eine

Zangenbewegung die amerikanische Front im Elsass zerreißen, die US-Truppen im

nördlichen Elsass zerschlagen und das für beide Seiten emotional extrem wichtige

Straßburg zurückerobern.

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Verlauf der Operation Nordwind im Einzelnen:

Nachdem die Ardennenoffensive eine Verschiebung größerer Verbände der 3. US-

Armee nach Norden notwendig gemacht hatte, fasste der Stab des Oberbefehls-

habers West, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, den Entschluss, die damit

entstandene Schwächung des Gegners im Elsass auszunutzen. Durch die Räumung

der amerikanischen Brückenköpfe an der Saar zuversichtlich gestimmt, befahl von

Rundstedt dem Oberkommando der Heeresgruppe G - Generaloberst Johannes

Blaskowitz - am 21. Dezember 1944, örtliche Vorstöße einzuleiten und Vorkehrungen

für einen Angriff zur Rückeroberung der Zaberner Steige zu treffen.

Mit der Zaberner Steige zwischen Pfalzburg und Zabern sollten die Verbindungslinien

der im nördlichen Elsass stehenden alliierten Kräfte abgeschnitten und Letztere

zerschlagen werden. Anschließend sollte durch einen Vorstoß nach Süden die

Verbindung zur 19. Armee hergestellt werden. Zu diesem Zweck wurden im Bereich

der 1. Armee unter General der Infanterie Hans von Obstfelder zwei Stoßgruppen

gebildet. Die erste – bestehend aus dem XIII. SS-Armeekorps – sollte östlich

der Blies die alliierten Linien bei Rohrbach durchbrechen und dann gemeinsam mit

der zweiten Gruppe in Richtung Pfalzburg antreten. Die zweite Gruppe – bestehend

aus dem LXXXX. Armeekorps – sollte aus dem Raum östlich von Bitsch in mehreren

Stoßkeilen angreifen und danach mit der ersten Gruppe zusammenwirken. Je nach

Entwicklung der Lage sollte die Offensive dann entweder ostwärts oder westlich der

Vogesen in Richtung der Linie Pfalzburg–Zabern erfolgen.

Um einen Durchbruch ausnutzen zu können, wurden die 25. Panzergrenadier-

Division sowie die 21. Panzer-Division in Armee-Reserve gehalten. In der offiziellen

Sprachregelung vom 25. Dezember 1944 wurde der Operation der Deckname

„Unternehmen Nordwind“ zugewiesen.

In die Planungen war am 23. Dezember 1944 auch die südliche Heeresgruppe

Oberrhein einbezogen worden, die unter dem Oberbefehl des Reichsführers SS –

Heinrich Himmler – stand. Sie sollte zunächst durch Stoßtruppunternehmen und

Bildung von Brückenköpfen über den Rhein nördlich und südlich von Straßburg die

gegnerischen Kräfte dort binden, um später die gegnerische Front nördlich von

Straßburg zu durchbrechen und die Westalliierten im nördlichen Elsass einzukesseln

und zu zerschlagen. Zeitweilig wurde auch erwogen, mit Teilen der 19. Armee auf

Molsheim westlich von Straßburg vorzustoßen, wodurch auch die zweite, kleinere

Verbindungslinie der Alliierten im südlichen Elsass gekappt worden wäre. Hitler legte

am 27. Dezember 1944 den Beginn der Offensive auf den 31. Dezember 23:00 Uhr

fest.

Angriff am Vogesenkamm, 1. bis 6. Januar

Die Offensive, die von den Alliierten wegen schlechten Wetters nur ansatz-

weise aufgeklärt wurde, begann ohne Artillerievorbereitung als Überraschungsangriff

in den letzten Abendstunden des 31. Dezembers 1944.

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Der Angriff der Sturmgruppe 1 stieß auf die tiefgestaffelte Verteidigung der 44. und

der 100. US-Infanteriedivision und blieb mit Ausnahme eines drei Kilometer tiefen

Einbruches im Raum Bliesbrücken-Rimlingen liegen. Nachdem deutsche

Angriffsspitzen am 3. Januar Großrederchingen genommen hatten und zeitweilig bis

zur Ortschaft Achen durchgebrochen waren, kam dieser Angriff am 5. Januar

endgültig zum Stehen.

Der Angriff der Sturmgruppe 2 war deutlich erfolgreicher. Der bergige und

bewaldete Geländeabschnitt in den Vogesen wurde lediglich von der „Task Force

Hudelson“ gehalten, die den angreifenden deutschen Kräften wenig

entgegenzusetzen hatte. Nachteilig auf deutscher Seite wirkte sich dort aber die

unterbliebene Aufklärung aus, wodurch die angreifenden Verbände orientierungslos

waren. Nur die 361. Volksgrenadier-Division, die vor wenigen Wochen dort noch in

Rückzugskämpfe verwickelt gewesen war, gewann dank ihrer Kenntnisse des

Geländes am meisten Raum. Innerhalb der nächsten vier Tage kam die

Sturmgruppe 2 immerhin 16 Kilometer voran.

Die Lageentwicklung bewog Blaskowitz und Obstfelder dazu, die Anfangserfolge der

Sturmgruppe 2 zu nutzen und die gerade aus Norwegen herangeführte 6. SS-

Gebirgs-Division „Nord“ einzusetzen. Dieser Verband, der den höchsten Gefechts-

wert aller deutschen Divisionen dieses Frontabschnittes aufwies, trat über die 257.

und 361. Volksgrenadier-Division auf Wingen und Wimmenau an. In den

Morgenstunden des 4. Januar besetzten zwei Bataillone dieser Division Wingen und

überrannten dabei einen amerikanischen Bataillonsgefechtsstand. Wegen fehlender

Fernmeldeverbindungen konnten sie jedoch keine Verstärkungen anfordern.

Amerikanische Gegenangriffe scheiterten zunächst, denn sie waren anfangs darauf

ausgerichtet, lediglich schwache deutsche Kräfte aus Wingen zu werfen. Da jedoch

kein Unterstützungsangriff seitens der 19. Armee/Heeresgruppe Oberrhein erfolgte,

konnten die Amerikaner Kräfte aus Frontabschnitten am Oberrhein abziehen und zu

weiteren Gegenangriffen auf Wingen ansetzen. Als der amerikanische Druck

übermächtig wurde, setzten sich die mittlerweile abgekämpften deutschen Bataillone

in der Nacht vom 6. zum 7. Januar aus Wingen ab.

Straßburger Kontroverse

Die unklare Situation hinsichtlich des von Eisenhower angedachten Rückzugs der

alliierten Kräfte hinter die Vogesen, um den deutschen Angriff ins Leere laufen zu

lassen und unnötige eigene Verluste zu vermeiden, begann während des Angriffes

auf Zabern politische Kreise zu ziehen. Nach den ersten Befehlen protestierte de

Gaulle in einem Brief. Hintergrund der französischen Haltung war vor allem die

jüngere Geschichte des Elsass als Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich.

Vor allem die dabei vorgesehene Aufgabe Straßburgs besaß bei den Franzosen

einen Stellenwert, der nur von der Hauptstadt Paris übertroffen wurde.

Außerdem wurde befürchtet, dass eine erneute deutsche Besetzung Repressalien

gegen diejenigen Teile der Bevölkerung nach sich ziehen würde, die nach der

Einnahme durch die Alliierten am 23. November 1944 offen ihre Loyalität gegenüber

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Frankreich gezeigt hatten. De Gaulle nahm auch Verbindung mit Roosevelt und

Churchill auf und bestellte Eisenhower am 3. Januar zu einem Gespräch nach Paris,

wo Churchill als Mediator fungierte. De Gaulle bezeichnete Eisenhowers

Entscheidung als nationale Katastrophe, wohingegen Eisenhower an seiner

Entscheidung zunächst festhielt und der französischen 1. Armee die Schuld gab, da

sie bei der Zerschlagung des deutschen Brückenkopf Elsass versagt

habe.https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-zaloga53-

32 Letztlich akzeptierte Eisenhower die französischen Bedenken und ließ die

alliierten Absetzbewegungen stoppen.

Kämpfe in der Oberrheinebene

Nach der Räumung Wingens gab das OKW den Angriff im Zuge der Vogesen, bezie-

hungsweise westlich davon, auf und verlagerte den Schwerpunkt. Die ursprüngliche

Absicht der Heeresgruppe G, den Angriff nunmehr mit gepanzerten Kräften am Ost-

rand der Vogesen über das Zwischenziel Rothbach westlich Hagenau zu führen,

wurde wegen der Lageentwicklung im Frontabschnitt der 19. Armee zugunsten eines

Angriffes unmittelbar in der Oberrheinebene ostwärts von Hagenau aufgegeben.

Neuer Brückenkopf bei Gambsheim, 5. bis 10. Januar

Noch während des Angriffs der Sturmgruppe 2 auf Wingen gelang der

553. Volksgrenadier-Division, die der 19. Armee unterstellt war,

https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-34in der Nacht vom

4. auf den 5. Januar mit Sturmbooten der Übergang über den Rhein und die Bildung

eines Brückenkopfes bei Gambsheim.

Die Bedrohung aus diesem Brückenkopf wurde von den Alliierten als so gering

eingeschätzt, dass sie die nächsten drei Tage keinen Versuch zur Abriegelung

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unternahmen. Erst am 8. Januar wurden Teile der 12. US-Panzerdivision auf den

Brückenkopf angesetzt, gegen vermeintlich nur 500 bis 800 unorganisierte deutsche

Infanteristen. Tatsächlich befanden sich zu diesem Zeitpunkt bereits 3.330 deutsche

Soldaten, verstärkt durch Panzerabwehrkanonen, in gut ausgebauten Stellungen im

Brückenkopf. Zwar gelang es den Amerikanern, mit Infanteriekräften in Herlisheim

einzudringen, da jedoch die amerikanischen Panzer von den deutschen

Panzerabwehrkanonen in Schach gehalten werden konnten und zudem die

Funkverbindung zur Infanterie abriss, räumten Letztere in den Morgenstunden des

10. Januar wieder Herlisheim.

Unternehmen Sonnenwende, 8. bis 12. Januar

Die eigentliche Unterstützung der 19. Armee bestand in einem Angriff

(Deckname Unternehmen Sonnenwende) ab 8. Januar 1945 zwischen Rhein

und Ill aus dem Brückenkopf Elsass auf Straßburg. Der betreffende Frontabschnitt

war kurz zuvor von den Amerikanern an die 1. Französische Armee übergeben

worden. Den deutschen Verbänden gelang es, sämtliche südöstlich der

Ill eingesetzten französischen Kräfte zurückzuwerfen und so das Dreieck zwischen Ill

und Rhein wieder unter Kontrolle zu bringen.

Hierbei wurden drei französische Kampfgruppen in Bataillonsstärke abgeschnitten

und bis zum 13. Januar vernichtet. Gleichwohl gelang es den französischen Kräften,

an der Ill im Zuge der Ortschaften Benfeld, Erstein und Kraft den deutschen Angriff

am 12. Januar aufzufangen und zum Stehen zu bringen. Das eigentliche Ziel der

Deutschen, die Einnahme Straßburgs, wurde nicht erreicht.

Kämpfe um Hatten-Rittershofen, 8. bis 20. Januar

Die in der nordöstlichen Ecke des Elsass eingesetzten amerikanischen Streitkräfte

hatten in Umsetzung des Rückzugsbefehls von Eisenhower bereits in den ersten

Januartagen den Raum an der Lauter geräumt und somit Reipertsweiler und

Weißenburg aufgegeben. Nach der Intervention de Gaulles bezogen sie an der

Maginot-Linie die erste der geplanten Auffangstellungen. Lediglich im

Raum Hatten gelang es der 21. Panzer-Division und der 25. Panzergrenadier-

Division am 8. Januar über die Maginot-Linie hinaus vorzustoßen. Absicht der

deutschen Kräfte war es nunmehr, über Hatten auf Hagenau vorzustoßen und sich

im Raum Bischweiler mit den aus dem Brückenkopf Gambsheim entgegenstoßenden

Kräften zu treffen, das VI. US-Korps im Raum Sufflenheim einzuschließen und es

dann zu vernichten.https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-

40 Zumindest sollten die alliierten Kräfte hier frontal gebunden werden, damit die am

Vogesenkamm stehende Sturmgruppe 2 und die im Brückenkopf Gambsheim

stehenden Kräfte – verstärkt durch Reserven – auf Hagenau vorstoßen und somit

das VI. US-Korps einschließen konnten.

In der Folge wechselten Teile von Hatten und des benachbarten Rittershofen in

erbitterten Kämpfen immer wieder den Besitzer, wobei weder Amerikaner noch

Deutsche die Oberhand gewinnen konnten, obwohl Letztere vom 11. bis zum

15. Januar Verstärkung durch die 7. Fallschirmjäger-Division erhielten. Auch die

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Zivilbevölkerung hatte hohe Verluste zu beklagen, da sie von den Amerikanern nicht

evakuiert worden war.

Zeitgleiche Versuche, den ursprünglichen Angriff der Sturmgruppe 2 auf Zabern

wieder vorzutragen, scheiterten, wenn auch der 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ am

16. Januar die Einschließung und Zerschlagung einer amerikanischen Kampfgruppe

gelang. Unterdessen gelang es der 7. Fallschirmjäger-Division, sich am linken

Rheinufer den Weg bis zum Brückenkopf Gambsheim freizukämpfen und so eine

Landverbindung herzustellen.

Patt bei Herlisheim, 16. bis 21. Januar

Da am 10. Januar der Versuch von Combat Command B, den Brückenkopf von

Gambsheim einzudrücken, gescheitert war, setzte der Kommandeur des VI. US-

Korps am 13. Januar die gesamte 12. US-Division dort ein, die am 16. Januar erneut

antrat. Auch diesmal gelang es dem Combat Command B, in Herlisheim

einzudringen, doch die Geländegewinne gingen durch einen deutschen Gegenangriff

wieder verloren. Von den Amerikanern unbemerkt, war in der Nacht vom 15. zum

16. Januar die 10. SS-Panzer-Division mit Fähren über den Oberrhein gesetzt.

Geplant war ein Ausbruch aus dem Brückenkopf für den 17. Januar. Dieser Angriff

lief planmäßig vor dem Morgengrauen an und mündete in einem

unentschiedenen Begegnungsgefecht mit dem ebenfalls angreifenden Combat

Command A. Auch ein Versuch von Combat Command B, Herlisheim nördlich zu

umgehen, schlug fehl.

Am 18. Januar gelang es der zur 10. SS-Panzer-Division gehörenden 3./SS-

Panzerabteilung 10, ein in Herlisheim eingedrungenes US-Panzerbataillon zu

zerschlagen, hierbei zehn Sherman-Panzer zu erbeuten und ein ebenfalls dort

eingesetztes US-Infanteriebataillon aufzureiben. Am 19. Januar gelang bei

Drusenheim die Zerschlagung eines weiteren, der 79. US-Infanteriedivision

angehörenden Bataillons. Die 3. Französische Infanteriedivision dagegen wies vom

17. bis zum 21. Januar Angriffe der 10. SS-Panzer-Division auf Kilstedt blutig ab.

US-Rückzug hinter die Moder, 20. und 21. Januar

Trotz der Abwehrerfolge der Franzosen bei Kilstedt bestand die Gefahr, dass die

10. SS-Panzer-Division weiter nördlich aus dem Brückenkopf ausbrechen würde, wo

sie gerade drei amerikanische Bataillone zerschlagen beziehungsweise aufgerieben

hatte. Mit einem Vorstoß aus dem Raum Drusenheim nach Westen im Zuge des

nördlichen Moderufers hätte sie die amerikanische Front bei Hatten und Rittershofen

aus den Angeln heben können. Die Gefahr eines erneuten Angriffs der

Sturmgruppe 2 sowie der kräftezehrende Kampf um Hatten und Rittershofen

vervollständigte ein Lagebild, wonach der Frontbogen des VI. US-Korps langsam

unhaltbar wurde. Es gelang, das Einverständnis für einen Rückzug zu erwirken, mit

dem das Korps am Südufer von Rotbach, Moder und Zorn im Zuge einer deutlich

verkürzten Frontlinie die zweite Auffangstellung beziehen konnte.

Die Absetzbewegung begann in der Nacht vom 20. auf den 21. Januar und wurde

durch schlechtes Wetter begünstigt; deutsche Truppen bemerkten den Rückzug erst,

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als er bereits erfolgt war. Sie drängten am 22. Januar nach und erweiterten die

Landverbindung zum Brückenkopf Gambsheim.

Nachdrängen deutscher Kräfte bis zum 25. Januar

Der Rückzug der alliierten Kräfte führte zur Preisgabe von großen Abschnitten

der Maginot-Linie. Deutsche Kräfte waren damit ihrem Operationsziel Zabern so nah

wie noch nie. Daher bestand unverändert die deutsche Absicht, auf Zabern

vorzustoßen. In der Nacht vom 24. auf den 25. Januar traten Teile von drei

deutschen Divisionen im Raum zwischen Neuburg und Schweighausen an, wurden

jedoch nach Anfangserfolgen zurückgeschlagen. Ebenfalls am 25. Januar wurden

Angriffe der 6. SS-Gebirgs-Division “Nord“ auf Bischholz und Schillersdorf

abgewehrt.

Zu diesem Zeitpunkt war angesichts des Zusammenbruchs der deutschen Ostfront

eine Fortsetzung der Angriffe nicht mehr möglich. Die letzte Offensive an der

Westfront – das „Unternehmen Nordwind“ – wurde am 25. Januar 1945 eingestellt,

die noch vorhandenen, zum Teil jedoch erheblich angeschlagenen deutschen

Reserven (21. Panzer-Division, 25. Panzergrenadier-Division, 10. SS-Panzer-

division) wurden herausgezogen und an die Ostfront verlegt.

Fazit der Operation Nordwind:

Nach dem Abschluss der Offensive hielten deutsche Kräfte wieder rund 40 Prozent

des Elsass besetzt. Als taktische Erfolge konnten sie eine Verkürzung der Front und

im Vergleich zu den Alliierten geringere Verluste verbuchen. Strategische Erfolge

blieben ihnen jedoch versagt; eine Zerschlagung nennenswerter alliierter Kräfte

gelang ihnen ebenso wenig wie die Einnahme Straßburgs.

Durch das Ausweichen hinter die Moder verschafften sich die alliierten Kräfte sogar

die Handlungsfreiheit für einen Angriff auf den Brückenkopf Elsass, der zur

Zerschlagung mehrerer deutscher Divisionen in den Vogesen und zur Beseitigung

eben dieses Brückenkopfes am 9. Februar 1945 führte. In diesem Zeitraum wurden

auch Teile des ehemaligen Gambsheimer Brückenkopfes zurückerobert, während

das Gebiet zwischen Moder und den deutschen Ausgangsstellungen erst im März

1945 von deutschen Truppen geräumt wurde.

Strategisch gesehen band das Unternehmen Nordwind – ähnlich wie in den

Ardennen – erhebliche deutsche Kräfte, die angesichts des Zusammenbruches der

Ostfront dort sehr viel dringender benötigt worden

wärenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Nordwind - cite_note-65. Nordwind

wurde erst zu einem Zeitpunkt abgebrochen, als die Rote Armee bereits die Hälfte

von Ostpreußen überrannthttps://de.wikipedia.org/wiki/Ostpreu%C3%9Fische_Opera

tion_(1945) und Posen eingeschlossen hatte. Diese Lageentwicklung konnte auch

durch die Verlegung der vormals im Elsass eingesetzten Divisionen nicht mehr

rückgängig gemacht werden.

Sämtliche taktische Erfolge hätten durch Räumung des Brückenkopfes Elsass zu

einem deutlich geringeren Preis erkauft werden können. Die erbitterten Kämpfe

vermochten am Ausgang des Krieges nichts zu ändern. Sie erhielten jedoch auch

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nach dem Scheitern der Ardennenoffensive bei den Westalliierten den Eindruck

aufrecht, das Dritte Reich sei noch nicht am Ende seiner Kräfte. (Weitere

Einzelheiten und Hinweise auf weiterführende Literatur sind unter dem Stichwort

„Unternehmen Nordwind“ bei Wikipedia zu finden)

Führung durch das Fort Schoenenbourg

(die bedeutendste Befestigung der Maginotlinie im nördlichen Elsass, die zum

Zeitpunkt von Nordwind von US-Kräften verteidigt wurde):

Kurz nach 10 Uhr trafen wir im Fort Schoenenbourg ein, wo uns der Präsident des

Freundeskreises der Maginotlinie im Elsass, Herr Marc Halter, persönlich in die

Entstehungsgeschichte der Maginotlinie, ihre Aufgabenstellung (vor allem

Vermeidung eines Überraschungsangriffes, Sicherstellung eines Zeitfensters von 2-3

Wochen für die Mobilmachung, Kräfteersparnis und Ausgleich von Geburtenausfällen

infolge des I. Weltkrieges, Schutz von Elsass-Lothringen) und deren Erfüllungsgrad

einwies.

Angesichts der historischen Fakten war sein Fazit, dass die Maginotlinie die ihr

gestellten Aufgaben erfüllt habe: Ein Überraschungsangriff fand nicht statt, die

Mobilmachung konnte ungestört erfolgen. Elsass-Lothringen wurde geschützt und

Hitler gezwungen, die Neutralität Belgiens zu verletzten, was letztlich insbesondere

England zur Unterstützung bewog. Die Gründe, warum im Schutze der Maginotlinie

keine „ernsthaften“ Gegenoffensiven gegen die durch die Ardennen vorstoßende

Wehrmacht unternommen wurden, müssten aus seiner Sicht im Bereich des

französischen Oberkommandos und der Politik in Paris gesucht werden.

Anschließend führte uns Marc Halter gut zwei Stunden durch die unterirdischen

Festungsteile der Ouvrage de Schoenenbourg (dt. Artilleriewerk Schoenenbourg,

franz. auch Fort de Schoenenbourg).

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Die Ouvrage de Schoenenbourg war eine von Festungen, die im Juni 1940 am

meisten kämpften und umkämpft waren. Vom 3. September 1939 bis zum 25. Juni

1940 schoss sie 15.792 Granaten vom Kaliber 75 mm und 682 vom Kaliber 81 mm

ab. Das waren zusammen 16.474 Granaten in 10 Monaten, davon 13.388 in 10

Tagen (vom 14. bis 25. Juni), darunter waren 723 Granaten vom Kaliber 120 mm.

In dieser Zeit erhielt das Werk 56 Treffer von 420-mm-Granaten, 33 von 280-mm-

Granaten, 160 von Fliegerbomben (Stukas) und 3.000 von Granaten von 105 oder

150 mm. Trotz aller Einschläge nahm die Festung kaum Schaden, nur wenige

Ausfälle waren zu beklagen. Keine der Waffen wurde beschädigt und die Verteidiger

konnten das Feuer erwidern. Bis zum Waffenstillstand blieb die Abwehr erfolgreich

und die Besatzung ergab sich nicht. Erst sechs Tage später, auf schriftlichen Befehl

des französischen Oberkommandos, räumte sie die Festung.

Bei der Führung von Marc Halter waren besonders die Technischen Einzelheiten

eindrucksvoll und die belastende und bedrückende Atmosphäre 30 Meter unter der

Erdoberfläche. So durften die Soldaten der Besatzung in ruhigen Zeiten nur eine

Stunde täglich ans Tageslicht. Aber vor allem die mit der Festung verknüpfte

Geschichte seiner eigenen Familie (sein Vater war Festungssoldat) machte die

Führung zu einem besonderen Erlebnis. (Weitere Informationen - Stichwort

„Ouvrage de Schoenenbourg“ bei Wikipedia)

Wie sich bei der Erkundung herausgestellt hatte, waren in Frankreich noch

Schulferien. Deshalb blieben viele Restaurants geschlossen oder die geöffneten

waren unverhältnismäßig teuer. Deshalb hatten die Organisatoren beschlossen, nach

der Besichtigung von Fort Schoenenbourg anstelle eines Mittagessens ein Picknick

vorzubereiten.

So tafelten wir auf dem Vorplatz des Forts an Biertischen der Festung mit Baguette,

Schinken, Wurst und Ei; mit Radieschen, Erdbeeren und Joghurt; mit Getränken von

Wasser über Saft, Bier bis zum Wein und schlossen mit Käse oder Kuchen ab.

Ich glaube, ich spreche für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Großer Dank

gebührt Fregattenkapitän a.D. Harry Burkhardt und Oberst a.D. Peter Gerhard für die

Idee und die Durchführung – es hat uns allen hervorragend geschmeckt.

Wegen des Ausfalls des Referenten wurde der Punkt „Geländeeinweisung zur

Panzerschlacht von Rittershofen-Hatten“ verkürzt und beschränkte sich auf den

Besuch der dortigen Gedenkstätte, wo der zivilen und militärischen Opfer der

dortigen Panzerschlacht gedacht wurde.

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Im rd. 12 Tage andauernden Kampf wurden beide Ortschaften zu 85% zerstört und

116 Einwohner getötet. Die deutschen Verluste werden mit fast 700 Toten und über

1.000 Verwundeten angegeben, die der Amerikaner mit 104 Toten, 899 Verwundeten

und 112 Vermissten. 1986 reichten sich an diesem Mahnmal erstmals Veteranen

dieser Schlacht die Hände.

Die Fahrt durch das damalige Gefechtsfeld vermittelte allen Teilnehmern einen guten

Eindruck von Gelände, Bebauung und der Vor- und Nachteile für die dort

eingesetzten Truppen.

Danach ging es in die Rheinebene nach La Wantzenau, etwa 12 Km nördlich von

Straßburg, zum Besuch einer der größten privaten Sammlungen von Militärmaterial/-

gerät aus der Zeit des II. Weltkrieges, um die historischen Abläufe mit „Hardware“ zu

hinterlegen. Auch hier war die Führung geprägt durch die persönlichen Erlebnisse,

Erfahrungen und Geschichten aus der Familie unseres Museumsführers und aus

seinem persönlichen Umfeld in der Region; Erzählungen, die länger haften bleiben

als der alleinige Blick auf die Exponate.

Der MM Park France (Musée Militaire Park France) ist ein Militärmuseum mit dem

Ausstellungsschwerpunkt Zweiter Weltkrieg. Das Museum enthält die Fahrzeug-

Waffen- und Uniformensammlung des Gründers und Leiters, Eric Kauffmann, die

eine der größten in Europa ist, sowie die thematische Sammlung Sussex 1944 von

Dominique Soulier, die sich früher im Musée du Pays de la Zorn in

Hochfelden befand.

Der MM Park France wurde am 1. März 2017 eröffnet, um die Sammlung seines

Vaters, der die Originalfahrzeuge auch zur Verwendung in Filmproduktionen zur

Verfügung stellte, an einem Platz zusammenzubringen. Eric Kauffmann reiste viel,

geschäftlich und privat, um beispielsweise aus Russland einen historischen

sowjetischen Panzer mitzubringen.

Der MM Park France ist mit 7.000 Quadratmetern eines der größten Militärmuseen

Europas. Es verfügt über mehr als 120 Fahrzeuge und Geräte, ein

Schulungsflugzeug, einen rekonstruierten U-Boot-Turm und ein Flugbetriebsboot der

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Luftwaffe des Dritten Reichs von 20 Metern Länge. Das Museum verfügt über eigene

Restaurierungswerkstätten mit drei Mitarbeitern.

Die Zuordnung nach Ländern bezieht sich auf den Einsatz, nicht auf den Herstel-

lungsort.

Uniformen

Das Museum zeigt mehr als 500 thematisch geordnete Uniformen (Originale) aus

Frankreich (vor 1940 und 1941 bis 1945), Deutschland, Bulgarien, den Vereinigten

Staaten von Amerika, Großbritannien und der UdSSR. Neben militärischen

Uniformen werden auch paramilitärische Bekleidungen (Sport, Jugendgruppen etc.)

gezeigt.

Waffen

Die Waffensammlung umfasst mehr als 500 Gewehre, Pistolen, Maschinengewehre

und Maschinenpistolen der Armeen von Frankreich, Deutschland, Bulgarien, den

Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der UdSSR.

Fotos und Postkarten

Das Museum ist im Besitz einer umfangreichen Sammlung von Fotos und Postkarten

aus der Region um La Wantzenau, die vom Beginn des 20. Jahrhunderts stammen.

Die Ausstellung dieser Zeitdokumente ist im Aufbau.

Ausstellungsraum Sussex 1944

Die Sammlung Sussex 1944 ist den 140 Männern und Frauen – Briten, Amerikaner,

Franzosen – gewidmet, die an der „Operation Sussex“ (Einsatz von französischen

Fallschirmagenten zur Aufklärung von deutschen Truppen/Truppenbewegungen im

Vorfeld der alliierten Landung in der Normandie) teilgenommen haben.

Sie zeigt zu den Themenbereichen „Besetzung“, „Mobilisation“, „Instruktion“,

„Training“, „Missionen“, „Escadrille“ (Schwadron), „Befreiung“, „Ende der Missionen“

und „DGER“ (Kriegsnachrichtendienst: Direction Générale des Etudes et

Recherches) mehr als 500 seltene Dokumente, Fotos und Objekte, darunter auch

einmalige Stücke. Die Sammlung ist Eigentum von Dominique Soulier, dem Sohn

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von Georges Soulier, einem ehemaligen Sussex-Mitglied, der am 2. Juni 1944

während der Mission VIS in Nantes mit dem Fallschirm abgesprungen war. Er war

kurz vor der Operation Overlord (6. Juni 1944) nach Frankreich geschickt worden

und war verantwortlich, von Blois aus Informationen über die Truppenbewegungen

der deutschen Armee in der Loire nach London zu übermitteln.

Resümee

Auf der Rückfahrt fasste Brigadegeneral a.D. Alois Bach die Eindrücke des Tages

und die Lehren aus der „Operation Nordwind“ kurz zusammen. Im Gegensatz zur

Ardennenoffensive waren hier in den Vogesen und am Oberrhein nicht der

Treibstoffmangel, sondern unklare Verantwortungsbereiche der beiden deutschen

Heeresgruppen, ungenügende Aufklärung und unzureichende Artillerieunterstützung

Gründe für das Nichtgelingen.

Vor allem aber der Personalmangel in den durch die vorangegangenen

Rückzugskämpfe geschwächten Verbänden sowie hartnäckiger Widerstand der

Westalliierten waren entscheidende Gründe für das Scheitern der „Operation

Nordwind“.

Der im Rahmen der Operation Nordwind ausgelöste Streit zwischen General de

Gaulle und General Eisenhower um die Verteidigung Straßburgs – die sogenannte

Straßburger Kontroverse – belastete das Verhältnis der Westalliierten erheblich

und wirkte bis weit über das Kriegsende hinaus bis in die Verteidigungs-

anstrengungen der NATO nach.

Es war zu spüren, dass alle Teilnehmer eine Menge an neuen Erkenntnissen

sammeln konnten, auch wenn der Aspekt Geländebesprechung (wegen Krankheit

des Referenten) weitgehend wegfiel. Dennoch wurde die diesjährige militär-

historische Weiterbildung nicht zuletzt durch die ausgezeichnete organisatorische

Vorbereitung von Fregattenkapitän a.D. Harry Burkhardt und Oberst a.D. Peter

Gerhard wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis, das nächstes Jahr unbedingt

fortgesetzt werden sollte.