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An den Sommer des Lebens CARO r .JOSEE 5 ängerin des Jahres war sie schon. Mit dem neuen Album .Surnrner's Ease" könnte sie die Stimme des Jazzsommers werden. Jedenfalls präsentiert sich Caro Josee zugleich hoch inspiriert und entspannt, in einer kreativen chilly mood. Sie lädt ihre Hörer ein zu einer aparten akustischen Strand- und Gar- den-Party, die nicht laut, sondern sommerlich- lauschig inszeniert wird. Es ist ihr zweites Album für Skip Records, nach dem Album "Turning Point", für das sie 2013 den ECHO Jazz als .Sänqerin des Jahres, natio- nal" gewann. Wie sie beim Gespräch über das neue Album gleich betont. sollte die neue CD ein Lebensgefühl einfangen, "das wenig mit der Kühle des Nordens zu tun hat, da sich mei- ne Geschichten vorwiegend in wärmeren Re- gionen abspielen. Ibiza, das texanische Archer City. Laguna Beach. Ligurien oder Cote d'Azut; all diese Regionen sind Teilmeines Lebens und haben einen ganz bestimmten Zauber und Ein- druck hinterlassen. " Auf so mancher Reise ent- standen Songideen, die sie gesammelt und nach und nach mit ihrem Gitarristen, Co-Pro- duzenten und -Komponisten Patrick Hespeler- Pagels weiter entwickelt und abgerundet hat. Die Leichtigkeit des Seins ist eine Phase, die sie beim Entwickeln der Songs geführt hat. Na- men von Film- und Fernsehmusikkomponisten wie Les Baxter - insbesondere seine Musik zu .Lassie" - und Henry Mancini oder Claus 38 Jazz Podium 4/16 Ogerman fallen ihr ein, wenn sie an Vorbilder denkt, die sie für dieses Album besonders inspiriert haben. "Ich habe mich eingedeckt mit Musik von Henry Mancini, dann habe ich .Cocomo' geschrieben. Als ich mit Patrick zu- sammentraf, hatte er ,Rain down' komponiert, von mir kam dann die Bridge. Wir haben alle Songs salsa geschrieben und sie so auch angemeldet. " Diesmal sei alles anders gewesen als bei" Tur- ning Point". Es ist lohnend, noch einmal nach- zufragen: "Ich war damals in Chemotherapie, der ECHO Preis hatte eine absolut andere Be- deutung für mich. eine sehr therapeutische. Als mir Sabine Bachmann zurief, ich sei für den Jazzpreis nominiert, dachte ich nur, für wei- chen denn. " Als sie auf Nachfrage erfuhr, dass es der ECHO Jazz sein könnte, löste das ein großes Kribbeln aus. Es sollte dann ja nicht nur bei der Nominierung bleiben, sie gewann den Preis schließlich auch. "Mein erster Gedanke war, darauf kann man nicht hinarbeiten und so einen Preis kauft man nicht. Ich saß im Bett, mir fielen die Haare aus, dann habe ich zu Hause überlegt, was ich bei der Preisverlei- hung sage. Dieser Preis war in dem Moment so positiv und vollkommen überraschend, ich habe bei den Aufnahmen von ,Turning Point' nicht einen einzigen Gedanken an einen Preis verschwendet. Ich habe ja nun die Therapie überstanden, damals ging es mit mir auf und ab, und das Album und der ECHOJazz waren ein Auf, das mir sehr geholfen hat. Und der ECHO Jazz war auch eine Wertschätzung für die Band. Skip Records sagte mir gleich bei un- seren Anbahnungsgesprächen für das Album, egal wie das Alter ist, die Musik klingt toll, man hört Lebenserfahrung. Dafür bin ich Sabi- ne Bachmann und Bernd Skibbe dankbar. Lei- der ist dann bei der Preisverleihung etwas Dummes passiert. Ich konnte nicht singen. Ich bin ein Trottel, habe mir von der Saalordnerin sagen lassen, das Glas abzugeben, stellte es wieder hin und nach meiner Rede zum ECHO Jazz klebte die Zunge am Gaumen. Das war to- tal peinlich. Na, Adele hatte ja bei den Gram- mys kürzlich auch ein Problem mit dem Sin- gen. Bei mir ging gar nichts. " Es entwickelte sich dennoch gut für Caro Jo- see, Sie tourte mit dem Album, Ideen für das zweite Album entstanden. Und sie nahm bei einer Reise auch Stimmen von spielenden Kin- dern in einem Bergdorf auf. Und das Intro des Albums sind Stimmungen, die sie am maleri- schen Strand von San Lorenzo al Mare einge- fangen hat. Das alles macht .Surnrner's Ease" sehr persönlich. Sie stellt das Album mit ihrer feinen Band demnächst auf Tour durch Deutschland und die Schweiz vor. Text Ludwig Jurgeit Foto: Thilo Müller

An den Sommer des Lebenscarojosée.com/assets/story-jazzpodium_caro-josée_4_160001-(2).pdf · .Lassie" - und Henry Mancini oder Claus 38 Jazz Podium 4/16 Ogerman fallen ihr ein,

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An den Sommer des Lebens

CAROr

.JOSEE5ängerin des Jahres war sie schon. Mit

dem neuen Album .Surnrner's Ease"könnte sie die Stimme des Jazzsommers

werden. Jedenfalls präsentiert sich Caro Joseezugleich hoch inspiriert und entspannt, in einerkreativen chilly mood. Sie lädt ihre Hörer einzu einer aparten akustischen Strand- und Gar-den-Party, die nicht laut, sondern sommerlich-lauschig inszeniert wird.

Es ist ihr zweites Album für Skip Records, nachdem Album "Turning Point", für das sie 2013den ECHO Jazz als .Sänqerin des Jahres, natio-nal" gewann. Wie sie beim Gespräch über dasneue Album gleich betont. sollte die neue CDein Lebensgefühl einfangen, "das wenig mitder Kühle des Nordens zu tun hat, da sich mei-ne Geschichten vorwiegend in wärmeren Re-gionen abspielen. Ibiza, das texanische ArcherCity. Laguna Beach. Ligurien oder Cote d'Azut;all diese Regionen sind Teilmeines Lebens undhaben einen ganz bestimmten Zauber und Ein-druck hinterlassen. "Auf so mancher Reise ent-standen Song ideen, die sie gesammelt undnach und nach mit ihrem Gitarristen, Co-Pro-duzenten und -Komponisten Patrick Hespeler-Pagels weiter entwickelt und abgerundet hat.Die Leichtigkeit des Seins ist eine Phase, diesie beim Entwickeln der Songs geführt hat. Na-men von Film- und Fernsehmusikkomponistenwie Les Baxter - insbesondere seine Musik zu.Lassie" - und Henry Mancini oder Claus

38 Jazz Podium 4/16

Ogerman fallen ihr ein, wenn sie an Vorbilderdenkt, die sie für dieses Album besondersinspiriert haben. "Ich habe mich eingedecktmit Musik von Henry Mancini, dann habe ich.Cocomo' geschrieben. Als ich mit Patrick zu-sammentraf, hatte er ,Rain down' komponiert,von mir kam dann die Bridge. Wir haben alleSongs salsa geschrieben und sie so auchangemeldet. "

Diesmal sei alles anders gewesen als bei" Tur-ning Point". Es ist lohnend, noch einmal nach-zufragen: "Ich war damals in Chemotherapie,der ECHO Preis hatte eine absolut andere Be-deutung für mich. eine sehr therapeutische. Alsmir Sabine Bachmann zurief, ich sei für denJazzpreis nominiert, dachte ich nur, für wei-chen denn. " Als sie auf Nachfrage erfuhr, dasses der ECHO Jazz sein könnte, löste das eingroßes Kribbeln aus. Es sollte dann ja nicht nurbei der Nominierung bleiben, sie gewann denPreis schließlich auch. "Mein erster Gedankewar, darauf kann man nicht hinarbeiten und soeinen Preis kauft man nicht. Ich saß im Bett,mir fielen die Haare aus, dann habe ich zuHause überlegt, was ich bei der Preisverlei-hung sage. Dieser Preis war in dem Moment sopositiv und vollkommen überraschend, ichhabe bei den Aufnahmen von ,Turning Point'nicht einen einzigen Gedanken an einen Preisverschwendet. Ich habe ja nun die Therapieüberstanden, damals ging es mit mir auf und

ab, und das Album und der ECHOJazz warenein Auf, das mir sehr geholfen hat. Und derECHO Jazz war auch eine Wertschätzung fürdie Band. Skip Records sagte mir gleich bei un-seren Anbahnungsgesprächen für das Album,egal wie das Alter ist, die Musik klingt toll,man hört Lebenserfahrung. Dafür bin ich Sabi-ne Bachmann und Bernd Skibbe dankbar. Lei-der ist dann bei der Preisverleihung etwasDummes passiert. Ich konnte nicht singen. Ichbin ein Trottel, habe mir von der Saalordnerinsagen lassen, das Glas abzugeben, stellte eswieder hin und nach meiner Rede zum ECHOJazz klebte die Zunge am Gaumen. Das war to-tal peinlich. Na, Adele hatte ja bei den Gram-mys kürzlich auch ein Problem mit dem Sin-gen. Bei mir ging gar nichts. "

Es entwickelte sich dennoch gut für Caro Jo-see, Sie tourte mit dem Album, Ideen für daszweite Album entstanden. Und sie nahm beieiner Reise auch Stimmen von spielenden Kin-dern in einem Bergdorf auf. Und das Intro desAlbums sind Stimmungen, die sie am maleri-schen Strand von San Lorenzo al Mare einge-fangen hat. Das alles macht .Surnrner's Ease"sehr persönlich. Sie stellt das Album mit ihrerfeinen Band demnächst auf Tour durchDeutschland und die Schweiz vor.

Text Ludwig JurgeitFoto: Thilo Müller