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derBandesnauMM Innsbruck c i n t e i ll in a I i in ^ i ' l> n a l inzel n u m in l- i >> !.'»(> ^ ck r i s s l c i t n n g : R a t b a u s .i. Stock Zimmer Nr. l.90 Fernsprecher Nr. 0371/190 Nummcr 'i März 1951 14. Jahrgang WWMM Am Abend des 12. Mär^ meistcr Or. Anton Melzcr mit größter Geduld ertragenem beiden. z Bei der öffentli- chen Trauersitzung, die der Ünnsbrucker Gcmrindcrat am 15. März anschlie- ßend an dieBegräb- nisfcicrlichkeiten veranstaltete, hielt vizcbürgcrmeister Hans Flocking er sol- D gende Gedenkrede: » verehrte D Craucrgemeinöe! Es ist kein erfreu- licher Anlaß, der ^M heuteHcrrn^anöes» MD Hauptmann, Herrn Oberstleutnant Al- ^M liaume, Herrn!6om- ^^D Mandant l.Doi,ltt, W^ den Vertreter der Gcschäftsleitung des österr. 2l. Mli lll> l erlag Bürger- des Tiroler Gemeindeverbandes Bürgermei- seinem langen, ster Kroll/ die H - Städtebundrs, Innsbruck die Herrn vizebürgrrmeistcr Honau, ^ri^ vertre- Gumnasium. ter dco österr. Gemeindcbundcs, den vortrclcr dienstlcistung Bürgermeister bzw. deren Ver- treter der österrei- chischen Städte, den Herrn L^andtags- präsidenteN/dieMit- ^ glieder der Tiroler U Landesregierung, M sowie dieMitglieder M des^nnsbruckerGe- ^ meinderatesunddie » M Vertreter der Behör-» M den hier zusammen- ^ führt. Wir gedenken je- nes Mannes, der seit dem )ahre1y45, ^ also seit 6 fahren, WD^ anderSpil^ederGe- ^^D» meindevcrwaltung ^^^> der Stadt Inns- brück stand. WW Or. Anton Mei- 3 ^ zer, am o. März >- ^>,^ 139s in Innsbruck geboren, besuchte in Volksschule und in Briven das lyid wurde er zur Militär» eingezogen und verlor 1917 an

Amtsblatt Innsbruck

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Ausgabe März 1951

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Page 1: Amtsblatt Innsbruck

derBandesnauMM Innsbruckc i n t e i ll in a I i in ^ i ' l> n a l

i n z e l n u m in l- i >> !.'»(>

^ ck r i s s l c i t n n g : R a t b a u s. i . Stock Z i m m e r N r . l.90Fernsprecher N r . 0371 /190

Nummcr ' i März 1951 14. Jahrgang

WWMMAm Abend des 12. Mär^

meistcr Or. Anton Melzcrmit größter Geduldertragenem beiden. z

Bei der öffentli-chen Trauersitzung,die der ÜnnsbruckerGcmrindcrat am15. März anschlie-ßend an dieBegräb-nisfcicrlichkeiten

veranstaltete, hieltvizcbürgcrmeister

Hans Flocking er sol-D gende Gedenkrede:

» verehrteD Craucrgemeinöe!

Es ist kein erfreu-licher Anlaß, der ^MheuteHcrrn^anöes» M DHauptmann, HerrnOberstleutnant Al- ^ Mliaume, Herrn!6om- ^ ^ DMandant l.Doi,ltt, W ^den Vertreter derGcschäftsleitung des österr.

2l. Ml i lll>l erlag Bürger- des Tiroler Gemeindeverbandes Bürgermei-seinem langen, ster Kroll/ die

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Städtebundrs, Innsbruck dieHerrn vizebürgrrmeistcr Honau, ^ri^ vertre- Gumnasium.ter dco österr. Gemeindcbundcs, den vortrclcr dienstlcistung

Bürgermeister bzw. deren Ver-treter der österrei-chischen Städte, denHerrn L^andtags-präsidenteN/dieMit-

^ glieder der TirolerU Landesregierung,M sowie dieMitgliederM des^nnsbruckerGe-^ meinderatesunddie »M Vertreter der Behör-»M den hier zusammen-^ führt.

Wir gedenken je-nes Mannes, derseit dem )ahre1y45,

^ also seit 6 fahren,WD^ anderSpil ederGe-^ ^ D » meindevcrwaltung^ ^ ^ > der Stadt Inns-

brück stand.W W Or. Anton Mei-3 ^ zer, am o. März>- ^>, 139s in Innsbruck

geboren, besuchte inVolksschule und in Briven dasl y i d wurde er zur Militär»

eingezogen und verlor 1917 an

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Seite 2 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbrucl Nummci ll

der Isonzofront den linken Arm. 1932 promo-vierte Or. Mclzer an der Universität Inns-bruck zum Doktor der Rechte und ergriff dieBeamtenlaufbahn. Er w^ir Zunächst bei derInvalidenentschädigungs-Kommission tätigund wurde später Regicrungsrat bei der Ti -rolcr Landesregierung, von 1Y35 bis 1938war Or. Melzer Mitglied des InnsbruckcrGemeindctages. 1938 wandte er sich, nach-dem er aus seinem Amte entfernt wurde, demkaufmännischen Beruf zu. Im Oezember 1943wurde er verhaftet und bis Zum Einmarschder alliierten Truppen in Schutz- bzw. Un-tersuchungshaft gehalten.

Orei Tage vor dem Einmarsch der ameri-kanischen Truppen hatte er die Freiheit er-langt und übernahm sogleich in schwersterNachkriegszeit eine große Verantwortung.Es schien aussichtslos, die durch den Krieg mitseinen folgebedingtcn Erscheinungen einer-seits und den Bedürfnissen der Besatzungs-macht andererseits geschaffenen Schwierig-keiten zu beseitigen. Trotzdem, oder erstrecht wegen dieser Schwierigkeiten war esdas Bestreben des Bürgermeisters Or. Mel-Zer, mit größter Umsicht Ordnung in die Ver-waltung der Stadtgemcinde Innsbruck zubringen und ist ihm dies mit Hilfe seiner bei-den damaligen Mitarbeiter auch vollends ge-lungen. Nur allzuleicht ist man geneigt, dieseinerzeit bestandenen Schwierigkeiten Zu ver-gessen. Alle jene aber, die seit 4. April 1950,Zu dem Zeitpunkt also, an dem der provisori-sche Gemeindcrat auf Grund des Ergebnissesder L^andtagswahlen 1945 proportional Zu-sammengesetzt wurde, mit Or. Melzer zu-sammenzuarbeiten Gelegenheit hatten, kön-nen ermessen, wie groß sein Anteil an demWiederaufbau unserer Heimatstadt ist. wennheute das Lieben in Innsbruck wieder nor-mal verläuft und die Stadtverwaltung um-sichtig ihre Aufgaben erfüllt, dann müssenwir dem verdienstvollen Bürgermeister fürseine Tätigkeit im Oienste der Allgemeinheitvolle Anerkennung zollen.

Oer provisorische Gemeinderat der Landes-hauptstadt Innsbruck, wie auch der im Früh-jahr bzw. Herbst 1950 gewählte Gemeindc-

rat stellte Or. Mclzer an die Spitze der Ge-meindeverwaltung. Bürgermeister Or. Mel-Zcr hat sich außerhalb seiner Referate als Re-präsentant der Stadtgemeinde Innsbruck dieVermittlung mit der Brsatzungsmacht vor-behalten. Mi t viel Geschick und Takt hat eres verstanden, ein glückliches Einvernehmenmit dieser herzustellen. Oie Wahrung der I n -teressen der Bürger unserer Stadt wurde Zu-sehends durch das wachsende Verständnis sei-tens der französischen Besatzungsmacht er-leichtert.

Oie Führung der Gemeindegeschäfte istdurch die derzeitige Zusammensetzung sicher-lich schwieriger geworden, als dies bis zumZeitpunkt der ersten Gemcinderatswahl imFrühjahr I960 der Fall war. Keine Parteierzielte für sich die Mehrheit, auch in derWiederholungswahl im Herbst des gleichenWahres nicht. Es bedarf daher erst recht einerbedingten Zusammenarbeit in der Gemeinde-stube, wenn überhaupt eine gedeihliche Ar-beit geleistet werden soll. BürgermeisterOr. Melker gab auch in dieser Hinsicht einenBeweis des guten Willens und trug das seinedaZu bei, eine Atmosphäre zu schassen, diedie Voraussetzung zu einer fruchtbaren Tätig-keit war.

vom Jahre 1945 bis kurze Zeit vor seinemTode galt sein Sinnen und überlegen demöffentlichen Wohle. Er kannte keine Rück-sicht gegen sich selbst. Noch auf dem Kranken-bette, schon dem Tode geweiht, beschäftigteer sich mit den Angelegenheiten der Stadt-verwaltung und ließ sich immer wieder überden Stand der Geschäfte berichten.

Oie Wertschätzung, dio sich BürgermeisterOr. Melzcr erworben hatte, reicht weit überden Rahmen unserer Heimatstadt hinaus.Als Mitglied der Geschäftslcitung des Dsterr.Städtrbundes erwarb er sich diese genau sowie als Abgeordneter des Tiroler Landtages-

Aufs tiefste erschüttert, vernahmen wirwährend einer Stadtratssihung am Montagdie traurige Nachricht, daß Or. Melzer, derfür kommunalpolitische Fragen ein so großesVerständnis hatte, in der Vollkraft seinerJahre, kurz nachdem er das 53. Gebens-

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dcr Vaildcodailptstadt Innodruct Seite 3

,^!)!' vollendete, iin statischen Sanatoriumverschieden ist.

A!-? ^ürgermcil'ler der Landeshauptstadt^nnodruck hat ein iNann init i>erz und ver-stand amtiert. Seinem N icbfolgrr wird esdaher nicht leicht gemacht, wenn er sich die-selbe Anerkennung verdienen wi l l , wie sieOr. Beizer zuteil geworden ist.

verehrte Trauergemeinde!

Oer verstorbene, den wir heute Zur letztenRuhestätte geleiteten, hat vor nicht langerZeit unserem Stadtrat Klappholz einmal beider Verleihung des Ehrenringes der StadtInnsbruck, ein andermal dem verstorbenenStadtrat Klappholz die Worte gewidmet, dieich dem Gedenken an unseren Bürgermeistererwidere: „Er hat nicht um äußerer Ehrun-gen willen seine verantwortungsvolle Tät ig-

keit ausgeübt,- niemals hat er die Sucht insich verspürt, die Massen mit billigen Schlag-werten und leeren Phrasen zu berauschen.Ich würde wünschen, wir hätten mehr Men-schen von diesem Format und von diesenEigenschaften ) es würde nur dem öffentlichenWohle zugute kommen." Heute zum Ab-schied, darf ich noch hinzufügen: Oie ^ücke,die er nickt nur bei seinen Gesinnungsfreun-den, sondern im ganzen Gemcinderat riß,ist deshalb so groß, weil er ein gesinnungs-treucr, ungemein fleißiger und geistvollerMensch war.

Seiner Witwe und seinen Kindern wen-det sich unser tiefstes Mitgefühl Zu.

Oer Gemeinderat der LandeshauptstadtInnsbruck wird seinen in schwerster Zeit wir-kenden Bürgermeister Or. Anton Melzerstets in bester Erinnerung behalten.

Abschied von Bürgermeister Dr . Anton MelzerVon Magistratsdirektor Dr. Rudolf Mangutsch.

I n geweihter Erde ruht nun Bürgermeister D r . An-ton Mclzcr. Alle stadi. Beamten, Angestellten und Ar-beiter haben ihm bei seinem letzten Gang in langemZug das Geleite gegeben und mit dem Sarg vor demNathans znr Einscgnungszcrcmonie halt gemacht.

I n diesen Minuten drängte sich mi r die Erinnerungan einen Wunsch unseres Bürgermeisters auf, der nie-mals in Erfüllung ging. Bürgermeister Dr . Mclzcrbesprach nämlich nnt mir den Plan, alle stä'dt. Be-diensteten nach seiner Wahl zum Bürgermeister in denHof des Rathauses zu rufen, uni sich ihnen als nen-gewählter Chef voranstellen, seiu Ziel als Bürger-meister in feierlicher Rede darzulegen uud den Be-diensteten Gelegenheit zu geben, ihm das Gelöbnisder Gesolgschaftstrcnc abzulegen.

Nach näherer Beratung verschob der Bürgermeisterdiesen Plan zunächst auf später, zumal sich sein Gcsnndlieit^znstand verschlechterte nnd er überdies keinf reund von ^eierlichteitcu war, die seine Person znm(Gegenstand hallen.

(3s war eine besondere Tragik, daß sein seinerzeitiger Wnnsch beim Begräbnis' restlos in Erfüllunggelici üinßte.- Bei der Einsegnung vor dein NathansHalle er alle Bediensteten nm sich vereint. 2tatt An>-sprachen vernahm man nur die Worte des Priestersin der Sprache der >tivelx', die er in seinen Reden so

oft zitierte. — Und doch konnte jeder von uns denBürgermeister im Geiste nochmals reden hören,

wie er sich seit M a i 1945 ehrlich bemühte, die Le-bensbedingungen der durch die Wirrnisse des Krie-ges schwer mitgenommenen Stadt erträglich M ge-stalten, Recht uud Gerechtigkeit znm Durchbruchzu verhelfen, Ungerechtigkeiten wieder gutzumachen,nnt den Besatzungmächten ein Verhältnis herzu-stellen, das notwendig gewordene Härten mildernkonnte, das harte Los der ausgebombten Obdach-losen nach besten Kräften zn lindern und wie esihm Persönlich nahe ging, wenn seine Benmhnngeusrnchtlos blieben, — daß es sein oberstes Prinzipwar, jeden anzuhören, felbst dessen Angelegenheitgenau zu prüfen und seine Angelegenheit sofort,wenn möglich in Gegenwart der Parteien, nachRücksprache mit dem betreffenden Sachbearbeitereiner positiven Erledigung zuzuführen nud wiesehr ihm jede Verschleppung durch langsamenMtenlaus iu der Seele zuwider war. — Wi r hör-ten ihn im Geiste davon sprechen, wie es stets seineSorge war, daß die nach dein Kriege so zahlreichgewordenen Aufgaben der Ttadt mit einem nnanf-geblähleu und möglichst guten Verwallnngsapva-rat durchgeführt werden, der jede Korruption ausinnerer Einstellung benino von selbst bekämpft und

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Von sich fern hält und daß der Charakter und «diefachliche Ausbildung der Maßstab für die Wert-schätzung eines öffentlichen Bediensteten sein soll.

Wir hörten in Berichten, wie es ihm eine stilleFreude bereitete, daß er der Verwaltung Innsbrucksein modernes, auf demokratischen Grundsätzcu auf-gebautes Stadtrecht ausarbeiten und bei zahlreichenTagungen des Österreichischen Städtebundes als all-gemein anerkannter Fachmann auf dem Gebiete derKommunalpolitik maßgebend in Debatten und in Be-schlüsse eingreifen konnte und wie es ihn innerlich be-friedigte, bei feierlichen Anlässen in wohlgesctztcr Redestets neue Gedanken in stilistisch prächtige Form zukleiden.

Wenn sein Mund noch hätte sprechen können, würde

er uns wahrscheinlich „^.Fe, c^uoci a^iz!" („Was immer du tust, tue ganz!") in seiner bekannt gewohntenWeise des Ansührcns von Zitaten zngcrufcu haben.

Wenn die beabsichtigte Feierstunde zu seinen Leb-zeiten stattgefunden hätte, würde ich als Leiter derStadtverwaltung ihm für alle feine Mühe und rastlose Arbeit, für sein Verständnis für unsere Anliegenaus ganzem Herzen innigen Dank gesagt haben undihn: im Namen aller Bediensteten das ehrliche Ver-sprechen abgegeben «haben, stets nnscr Bestes leisten zuwollen.

M i t diesem Gedanken schritten wir zu seinem offe-nen Grabe. — Versprechen am offenen Grabe sind nnshoilig.

Innsbruck, am 20. März 1951.

Die Trauerfeierlichkeiten für Bürgermeister D r . Anton MelzerNachdem am späten Nachmittag des 12. März 1951

Bürgermeister Dr. Anton M e l z e r an einem lang-wierigen Leiden des Blutgefäßsystems wie der Nierenverschieden war, wurde seine irdische Hülle in dem ge-schmackvoll dekorierten Ädlersaal im ersten Stock desStadtsaalgcbäudes, der als ^eiucmderatüsitznnggsaaldient, öffentlich aufgebahrt. An der schwätz verkleidetenWand hinter dein Sarge hing das große geschnitzteKreuz von Sellcmond aus der Sankt-Iatobs-Propstei;zn beiden Seiten waren die prachtvollen Kränze auf-gestellt. Die Bewohnerschaft Innsbrucks konnte dortvom Abend des 13. März bis zum Morgen des 15.von ihrem Stadtoberhaupt Abschied nehmen. DieEhrenwache besorgte die städMche und freiwilligeFeuerwehr gemeinsam mit der Bundespolizei.

Am Donnerstag, den 15. März, begannen die Be-gräbnisfeicrlichkeiten mit einem Requiem in derSankt-Iakobs-Stadtpsarrkirchc, das Propst Dr. JosefW e i n g a r t n e r zelebrierte. Die Kirche war vonTranergästcn überfüllt. Anschließend begaben sich diesemit der Pfarrgc'istlichteit in den Ädlersaal, wo PropstDr. Wcingartxel die erste Einsegnung vornahm. Nunsetzte sich der Leichenzug, der durch die Altstadt, Maria-Thcresien- uud Maximilianstratze znm Wcstsriedhofführte, vom Ncnnwcg aus in Bewegung. An derSpitze des Znges marschierte die Polizeimusik miteiner starken Abteilung von Bundcspolizei in Stahl-helm. Daran reihten sich die Schützenabordnungcn dereingemeindeten Orte in ihren schmucken Trachten mitden alten Schützenfahnen. Nun folgten die Mitgliedersämtlicher städt. Dienststellen, der Stadtwerke undVerkehrsbetriebe. Die Wiltener Musik leitete denHauptteil des Zuges ein, der das riesige Kranzauto,den Kirchenchor, die Geistlichkeit, den Sargwagen,flankiert von Fackelträgern, und die Ehreutrauergästeumfaßte. Knapp hinter dein Leichenwagen schritt dieFamilie des Verstorbenen, der die Vertreter der in-ländischen Behörden, geführt von den InnsbrnckerVizebürgermeistcrn Hans F l o c k i n g er und Hein-rich S ü ß sowie der französischen Besatzungsmachtfolgten. Den Abschluß des Leichenzuges bildete eineansehnliche Traucrgemcinde mit der Musikkapelle derstädt. Berufsseuerwchr.

Vor dem trauerumflorten Rarhanse, wo eine Ehren-abteilung französischer Dragoner Aufstellung 'genom-men hatte, hielt der Kondukt längere Zeit an. PropstDr. Weingartncr nahm hier an der Arbeitsstätte desVerblichenen neuerlich die Einsognnng vor, die voneinem Chorgesang und Bläscrchor begleitet wurde.

Am Städt. Wcstfricdhof, wo Dr. Anton M e lze rin einem Ehrengrab der Stadt znr letzten Nnhe gebettet wurde, hielt nach einer letzten Einsegnung Vize-bürgermeistcr Hans F l o c k i u g e r als erster eineAnsprache am offenen Grabe, in der er u. a. sagte,daß Bürgermeister Dr. Melzcr „das ehrenvolle Amt,das Interesse der Bevölkerung unserer Heimatstadtwahrzunehmen, aufs beste erfüllt hat nnd wenn heutedas Leben unserer Stadt in normalen Bahnen verläuft und die Gemeinde ihren Aufgaben gerecht wird,so ist dies zum großen Toil ihm zu danken. Er erfreutesich der größten Wertschätzung besonders aller jener,die Gelegenheit hatten, mit ihm näher zusammen-zuarbeiten."

Als nächster Trauerredner sprach Stadtrat Dr.Franz G r e i t e r folgende herzliche Abschieldswortc:

Lieber Dr. Anton Melzer!

I m Laufe der letzten sechs Jahre hast Du mit unsBürgcrmcister-Stelwcrtreter Dr. Uffenheimer, Deinenengsten Mitarbeiter, Gemeiuderat Hüttenberger,Stadtrat Sigl nnd Stadtrat Klappholz zn Grabe getragen; hente stehen wir an Deinem Grabe!

Wir dürfen nicht fragen: „Warum Du?" und„Warum jetzt? Auf alle diese Fragen hättest Du zuDeinen Lebzeiten die richtige Antwort gegeben! Wirwissen, daß von Di r das Wort des Herrn gilt: „Duguter und getreuer Knecht, weil Du über weuiges ge-treu warft, will ich Dich über vieles setzen; geh ein indie Freuden des Herrn!"

Wohl aber dürfen wir in irdischer Trauer klagennud Deinen Hingang beweinen; und wir dürfeu Dirauch danken, loir, die Gemeinderäte der Österreichi-s Rschen Volwpartei, aus deren Reihen Dugen bist nnd die Gemeinderäte der angeschlossenenGrnppe.

Wir danken Dir für alle Deine Tätigkeit in diesen

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der ^a»dee>l)auptstadt I Seite

Jahren, in denen Du Dein -'Imi ausübtest nach dcnRichtlinien uni) Grundsätzen unserer Partei und dochnicht als Parleimann! Denn bei Dir galt kein Ansehen der Person.

Wir Hoffell in sicheren! Wissen, das; Dein Name iniBuche des ä elx'Ns eingetragen ist; nnser Dank sollbestehen in der Bitte: „Ter Herr gebe Dir die ewigeRuhe, das ewige Licht leuchte Dir."

Lieber, guter Dr. Anton Mel^r, le'belvohl!

I m Namen der sozialistischen Gcmcinderatsfraktionbekannte Stadtrat Dr. Karl K u n s t , für Bürgermeister Dr. Melker sei es selbstverständlich gewesen,„das; in allen großen, die Stadt berührenden ^rmi,en,eine möglichst geschlossene, eine möglichst einmütigeKundgebung wichtiger sei, als vielleicht ein Prcstige-erfolg der eigenen Partei. So konnten auch wir nachden Oktober loahlen 1950, aus denen die gekuppeltenListen als stärkste Wählergrnppe hervorgegangen wa-ren, in Anerkennung der demokratischen Spielregelnunsere Stimmen bei der Wahl des Bürgermeisters fürSie abgeben. Damit haben loir schon zu Ihren Leb-zeiten unter Beweis gestellt, daß wir Ihrer Persön-lichkeit höchste Achtung zollten.

Die schweren Schicksalsschlägc, die nnscr Vaterlandin den letzten Jahrzehnten über sich ergehen lassenmnßte. sind an allen Einsichtigen und Gutgesinntennicht spurlos vorübergegangen. Auch Sie haben indiesen Jahren den bitteren Kelch des Leides fast bisznr Neige leeren müssen. Anch Sie haben ans diesenErlebnissen jene Lehren gezogen, die- der Menschheitnene und unvorstellbare Leiden ersparen könnte, wennsie Allgemeingut würden.

Sie haben sich erfolgreich bemüht, die oft ausem-anderstrcbcndcu Meinungen der verschiedenen Rich-tungen und der eigenen Parteifreunde unter dem Ge-sichtspunkt höherer Interessen auf einen gemeinsamenNenner zn bringen. Sie wnrdcn manchmal darob auchin den eigenen Reihen nicht verstanden. Ihrer Tat-kraft, Ihrem Mnt und Ihrer Einsatzbcrcitschast istes immer wieder gelungen, bestehende Schwierigkeiten'zu überwinden, drohende Gefahren zu meistern. Wennes einmal einen Sturm gab, waren Sie der ruhendePol, an dem sich die Gewalten brachen. Streng gegensich selbst, fanden Sie für andere immer entschuldi-gende Worte. I h r Verständnis nnd I h r Einfühlungs-vermögen hat viel zn den Erfolgen der letzten Jahrebeigetragen. I h r ausgleichender Eharakter, Ihre objettive Amtsführung, das Ansehen Ihrer Person anchbei den Andersgesinnten, haben dazn beigetragen, das;die schwere nnd beinahe unlösbare Aufgabe des materiellen und geistigen Wiederaufbaues unserer Heimat-stadt nach eincm unvorstellbaren Znsammenbrnch un^ter Ihrer Führung in kürzester Zeit erfolgversprechendbegonnen werden konnte."

Als Landesobmann der Osterreichischen Volksparleiergriff Dr. Alois L n g g e r das Wort zn folgendentief empfundenen Ausführungen:

Dein tiefer Glaube gab Dir die Kraft, die christlichen, die natnrrechtlichen Grnndsätzc bei all Deinengroßen und kleinen Entscheidungen anznwcndcn. Garofl ;i<ier!es< Du an<it'r Philosophen und christliche

Lehrer, Plato nnd Panlns, nnd stelltest die ewig gül-tigen Wahrheiten dem zeitlich bedingten gewohnheit-lichen oder anch gesetztem Recht gegenüber.

Durch eine harte Schnle des Lebens gegangen,wußtest Dn ans eigener Erfahrnng, daß Gewaltan-wendnng niemals eine echte Gesinnung ändern könne.Es war Deine innerste Überzeugung, daß es anstän-dige und ehrenwerte Menschen in jeder politischenGrnPPiernng gäbe. Eharalterlosigkcit war Dir immerverpönt, gleichgültig von welcher Seite her sie gekom-men sein mag.

So fühltest Du Dich immer als ein Diener eineshöheren Gesetzes. Nnr so war es Dir vergönnt, Her-vorragendes für den geistigen nnd materiellen Wie-deransban Deiner Heimat zn leisten.

Dn hast in Deiner Antrittsrede anläßlich DeinerWiederwahl als Bürgermeister das Sprichwort zi-tiert: „Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, dieniemand kann!", und versprachst, daß Dn niemandenaber mit Wissen und Wollen nnrecht tnn wolltest.

So warst Dn — so bleibst Dn, toter Bürgermeister,ein Vorbild für alle, die in: öffentlichen Leben stehenDer Herrgott möge es Dir lohnen.

Anschließend gedachten des Verstorbenen in war-men Worten noch der Wiener Vizebürgcrmeister H o-n a y als Vertreter des Ostcrr. Städtcbundes, Land-tagspräsident O b e r m o s e r für den Tiroler Land-tag und Stadtrat Otto G a m p e r fiir die Gemeinde-ratsfraktion der WdU. Den Abschluß der Vegräbnis-feierlichkeit bildete ein Chorgcsang der Wiltcner Sän-gcrknabcn nnd das Lied vom gnten Kameraden.

Aus der reichen Sammlung der von allen Seiteneingegangenen Bcilcids-Telegramme nnd -Schreibenfeien herausgehoben: Bundeskanzler Dr. I ng . F i g l ,Vizekanzler Dr. Schär f , die Vundcsminister Dr.G r u ber , H e l m er, D r . H ü r d e s , K r a u s ,D r . M a r g a r e t h a, D r. Tsch a d e k und Dipl.-I ng . W a l d b r n n n c r sowie Minister a. D. Dr.Gero .

Der Präsident des Nationalrates K u n s ch a k, derPräsidialvorstand des Bundcsministcrinms sür I n -neres, Scktionschef Dr. H i r f ch, sowie Minister a. D.R a a b für den Nationalratsklnb der OVP. und derPräsident des Nechnnngshoses, Landeshauptmanna. D. Dr. S ch I e g e l.

Die Landeshanptlcnte I l g , Dr. K l a u s , K r a i -ncr , S t e i n b o c k , G r a u ß . Überdies Landcs-hanvtmannstellvcrtrcrcr Joses Anton M a y r , Lan-desamtsdirektor Dr. S t o l l nnd Landcsrat H e i n z .

Von Seite der Besatzungsmacht: Armcc-GcncralB e t h o n a r t, Staatsminister Erz. V o i ; a r d ,Gonvernenr D n t h e n i l, der E'hef der französischenMission in Tirol Vorarlberg, Eolonel N ada u, Ad-ministraienr W o y t t nnd der Direktor der inter-nationalen Flüchtliugsorganisation, Eolonel V o u r -g i n.

Der italienische Generalkonsnl Dr. Gino N o m i z i,der königl. niederländische K'onsnl v. Ob w ü r z ersmoie der Schweizer Konsnl in Vrcgcnz, O i tz. DerPräsident des Landcsansschnsses Bozen, Dr. KarlE r c ler i .

Page 6: Amtsblatt Innsbruck

Seite 6 Ämtsblatt der ^andcohanplftadt Nummer .i

Der Vürgermeistcr von Wien, General K ö r n e rund Vizebürgermeistcr H o n a y , anch für den Vor-stand des Städtebundes sowie Vizcbürgermeister M i -nister a. D. W e i n b e rge r .

Die Oberbürgermeister von München und Frank-furt am Main sowie der Stadtpräsident von Chur.

Die Bürgermeister von Bozen, Meran und Ster-i

Weiters die österreichischen Vürgermeistcr von Ba-den, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Graz, Hall i. T.,Imst, Kitzbühel, Klagenfurt, Lienz, Linz, Salzburg,

Schwaz, Stcyr, St. Polten, Villach, Wattens, Wels,Wr. ^ieustadt.

Beileidskuudgebuugeu langten auch ein n. a. vonFcldmarschall Erzh. Eugen, dem Verband der Südtnolei, dem Club Militaire Francais Tyrol Vorarl-berg, dem Schweizer Verein für Tirol, dem österr.olymv. Koniitce, der ergokratischen Partei, der israe^Mischen Kultusgemeinde Innsbruck, der tönigl. nie-derländischen Luftverkehrsgesellschaft, den Delegiertender Emigranten der verschiedenen Nationen sowie vonzahlreichen Geldinstituten, Schulvorständen und Vereinen.

Der Fremdenverkehr in Innsbruck 1948 bis 1950Von Obermagistratsrat Dr. Eduard Angerer, Leiter des Statistischen Amles.

Wie sehr die Aufenthaltsdauer der Fremden vondem beabsichtigten Rcisezweck beeinflußt wird, zeigtdie Tabelle I I Ì , die eine Aufstellung über die durch-schnittliche Anzahl der Übernachtungen enthält: I nInnsbruck ohne Igls. der kurzfristige Aufenthalt von1.8 bis 2.2 Tagen, wobei eine Zunahme der durch-schnittlichen 'Aufenthaltsdauer im Winter festzustellenist, in Ig l s im Winter von 5.2 bis 8.9 Tagen, wovondie längere Aufenthaltsdauer auf die Ausländer ent-fällt, im Sommer von 3.2 bis 7.9 Tagen. Es wärewünschenswert, wenn es den Innsbrucker Gastwirtenin Zusammenarbeit mit der Stadt, dem Landcsver-kehrsmnt nnd dein Innebrucker Vcrkehrsverein ge-länge, die Fremden zu etwas längerem Verweilen inInnsbruck zu bewegen. Die Ausgestaltung der Winter-sportanlagen (Seilbahnen, Schilifte) und Schiabfahr-ten, der Eislaufvlätzc, Rodelbahnen nsnx könnte dieWintersportgä'ste «veranlassen, Zusätzliche Tage inInnsbruck nnd Innsbrucks Umgebung zu verleben.Schwieriger scheint nur die gleiche Absicht für denSommer Zn verwirklichen, da trotz der einmaligenherrlichen Lage Innsbrucks die prachtvollen Berg-täler Tirols einen besonderen Anreiz auf die Fremdenausüben und von diesen bevorzugt aufgesucht werden.

Die Aufgliederung der Frcmdcnmeldungen nach denHerkunstsländern der wichtigsten Gästegrnppen bringtTabelle IV .

Zum Vergleich wurden auch die Ergebnisse eines

Jahres ans der Vorkriegszeit und zwar des WinterHalbjahres 1936/37 und des Sonnnerhalbjahres 1937mit aufgenommen. Die Winterhalbjahre 1948/49 und1949/50 verzeichneten geringfügige Unterschiede in derZahl der Frcmdcnmclduua.en ans Wien nnd den: son-stigen Österreich, wobei sich die Besucherzahlen derWiener zn denen der sonstigen Österreicher wie 1 :mehr als 3 Verhalten. Von Interesse ist es, Vergleichszahlen ans dem Winter 1936/37 heranzuziehen. I ndiesem Halbjahr standen an Inländern die FremdenMeldungen aus Wien mit 10.830 den Meldungen ausdem übrigen Österreich mit 13.092 gegenüber (beideZahleit ohne Ig ls , das damals noch nicht zum Gemcindcgcbiete Innsbruck gehörte). I m Sommerhalb -jähr 1949 verhalten sich die Zahlen der Wiener Fremdcnmeldnngcn zu den Meldungen der sonstigen Österreicher wie 1:2^2, im Sonttncrhalbjahr 1950 wie1 : mehr als 3. I m Sommerhalbjahr 1937 betrugdie Zahl der Wiener nur um innd 4000 Fremde weni-ger als die der übrigen Österreicher. Wie sich dieseVerschiebung im inneröstcrrclichischen Fremdenverkehr.erklärt, diese Frage bleibt zunächst offen.

Der Ausländerfremdcnverkchr weist in den Be-richtsjahren eine beachtenswerte Steigerung auf. DieBesucherzahlen aus Belgien, den Niederlanden undLuxemburg sind bereits höher geworden, als sie imWinterhalbjahr 1936/37 waren, das gleiche gilt fürFrankreich sowie für die Gruppe der Schweden, Nor

Durchschnittliche

W i n t e r h a l b j a h r1. Nov. 1948 bis 30. April 1949

S o m m e r h a l b j a h r1. Mai 1949 bis 31. Okt. 1949

W i n t e r h a l b j a h r1. Nov. 1949 bis 30. April 1950

S o m m e r h a l b j a h r1. Mai 1950 bis !N. Ott. l!)5>0

klnzahl der Übernachtungen.

in Innsbruck (ohne

Inländer

1.9

2.1

2.2

2.

Ausländer

1.8

2.1

1.»

Igls)

Zusammen

1.9

2.2

1.9

Tadelle I I I .

in Igls

Inländer

» .

7,9

5.2

. 2

Ausländer Zusammen

34

6.6

33

4,5

6.4

Page 7: Amtsblatt Innsbruck

Nummer;j Ämtodlatt der Landeshauptstadt Seite 7

der ^der

nach den HerkunftsländernGäjlogruppon.

Tabelle IV

Wiiltor^nlbilihr1948/4«

Somnn'rhalbj.194!)

Winte> Halbjahr1949/50

Sommerhaldj,1950

Wmterhnlbjnhr193li/il7 ",

Sannuerhalbj.1937 *,

7438

12114

7225

8465

10830

24069

^»llst.öfter, eich

24299

30033

22015

2793!

13092

28013

BelgienN,e0erl.

^'»xeinb^.

317

4635

1597

14775

1353

9537

?clitsch.wild

782

1772

232«

4189

10369

22355

Flaut»reich

873

1780

1642

9224

1108

8774

(si ruf;-bnt.

789

7012

1807

20599

1980

17933

Italici,

6623

10872

10556

149W

2306

5179

Normen..Schweb.

Vnocmnrk

236

715

629

7812

426

2561

Schweiz

2251.

8631

4747

19355

980

6096

U.S.A.

782

2995

1984

8647

713°)

5547

*) ohne Igls, da5 noch selbständig war. «) mit Kanada.

weger und Dänen; die Gäste aus Großbritannien ha-ben auch annähernd die Fricdenszahl erreicht. DieseZahlen haben weit überflügelt die Italiener, dieSchweizer und auch die Gäste aus USA. Nur aus demDeutschen Reich konnte wegen der politischen Verhält-nisse noch lange nicht die Zahl an Fremden nachInnsbruck einreisen, wie vor dem Kriege. Von denstärkst vertretenen Nationen treffen im Verhältnisder Gesamtsumme an Ausländerübernachtungen auf:

Winterhalbjahr 1949/50

Ital ien 35.17 ASchweiz . . . . . . . . 16.34 A>Großbritannien 9.20 A >Frankreich . . . . . . . 7.30 ABelgien 5.98 A

Sommerhalbjahr 1949/50

Großbritannien 29.95 ASchweiz 14.5Ì3 AItalien 12.10 ABelgien l 1. 0 AFrankreich 7,14 A,

Das Sommclhalbjlihv !'.».'>»» bvmhte dei den ausländischen kästen einen völligen Umschwung. Die Besucher ahlcn aus Belgien, den Niederlanden, ^urembnrss, aus Frankreich, (Großbritannien, Italien,Schweden, Schweiz und muh aus U^A. übertrafenteilweise sogar um das Mehrfache die Zahlen vor demKriege. Nur die Gästezahlen aus Deutschland bleibenaus den vorgenannten 'Gründen leider noch weit zurück; obwohl für deu deutschen Reiseverkehr in diesemSommer l,7l>0,0<m Dollar frei gegeben wurden,

kounte derselbe im abgelaufenen Jahr (mit Ausnahmeder Messetage) nicht recht in Fluß kommen. Das Bildder Tabelle I V weist also daranf hin, daß im Aus-lande nach wie vor mit dauernder und wirksamer Wer-bung fortgesetzt und sie sogar noch verdichtet werdenmuß, um die Wirkung mindcstenö ans der Höhe desJahres 1950 zn halten, und daß keine Bemühungengescheut werden dürfen, den deutschen Reiseverkehrwieder iu Gang zn bringen. Leider ist auch festzustellen,daß mit einer stärkeren Zunahme unseres inländischenFremdenverkehres nicht zn rechnen ist, solange die Ge-hälter nnd Löhne mit der inländischen Preisentwick-lung- nicht Schritt halten können. Wir Österreicherfind eben arm geworden.

Von besonderen! Interesse sind anch Angaben, wieweit unsere Frcmdeubeherbergungsbctricbc durch denFremdeubesuch ausgenützt wurden. Am 1. Jänner1950 standen für den Fremdenverkehr in Innsbruck(ohne Ig ls) 2090 uud iu Ig ls 658 Betten bereit. DieseSeitenzahl gab im Winterhalbjahr 19 W/50 für Innsbrück ohne Ig ls eine mögliche l'lbernachtungszifferDon 358.290 uud für Igls eine solche von l 19.098.Die wirkliche Platzausnützuug erreichte in diesem Winterhalbjahr in Innsbruck ohne Ig ls 31.7^, in Ig ls2l..2^/s, belogen auf alle Monate des Halbjahres. I mSommerhalbjahr wären in Innsbruck ohne Ig ls beivoller Ausnutzung aller verfügbaren Betten 384.560,in Ig ls !2l.072 Übernachtungen möglich gewesen. Dietatsächlichen Überuachtnugs ifsern waren aber inIunsbrnck ohne Ig ls 226.Ì43. in Ig l s 72.153, so daß,iuf das Halbjahr berechnet, eiue Auöuützuugszifser von58.8<X für Innsbruck ohue Igls und von 59.6^ fürIgls festgestellt werden kann. I n den eigentliche!!Sommermonaten Jul i , August uud September betrugdiese Ziffer für Innsbruck ohue Ig l s 74.7^, in Ig ls84.2^5 der zu Jahresanfang verfügbaren Betten, alsoeine sehr hohe Aüsüüt.mugsziffer. Ja im Angust 1950,

Page 8: Amtsblatt Innsbruck

Seite 8 Amtsblatt dcv Landeshauptstadt Innsbruck

dem besten Monat, steigerten sich die Mcrnachtnngs'ziffern in Innsbruck bei 54.719 Mernachtungen (niögliche Ziffer bei gegebener Bettcnzahl 64.79l)) ans eineAusnützungsziffer von 84.5A, in Ig ls mit 81.003Übernachtungen (mögliche Nbernachtungsziffer20.398) sogar auf 103.3A (!), wobei allerdings derFremdenbettenbestand vom 1. Jänner 1950 zuGrunde gelegt werden mußte, weil der im Lause desJahres 1950 freigegebene, bzw. neu dazugekommeneFremdcnbettcnbestand nicht berücksichtigt werdenkonnte. I m Ju l i 1950, als dem zweitbesten Monat,lauten diese Ziffern 83.8 A für Innsbruck ohne Ig lsund 91.1 A für Ig ls .

Während des außerordentlich gntcn Frcmdenbesuches in den Monaten Ju l i , August und September1950 wurden vielfach auch Privatquartiere von denFremden benutzt, über die jedoch keine verbindlichenZahlen zur Verfügung stehen, so daß nur Schätzungeneinen Annäherungswert bringen können. Die Übernachtungen in solchen Privatquartieren werden imJu l i und August auf je 8000, im September auf 4000rund geschätzt.

Eichlich soll auch noch die städtische Jugendherberge,die in der Pradlcr Hauvtschnle untergebracht ist, Erwähnung finden. Sie bildet eine nicht unwesentlicheErgänzung der für den Fremdenverkehr bereitgestell-ten Unterkünfte, ohne jedoch den gewerblichen Fremdenbchcrbergnngsgaststättcn Konkurrenz zn bereiten,und wird hauptsächlich von Jugendlichen des I n ' nndAuslandes benützt. Das Sommerhalbjahr 1950 iviesauch in der Jugendherberge Nckordzahlen ans. Überdie Einrichtung, den Betrieb und das Ausmaß derBenützung wird vom zuständigen Sachbearbeiter derMagistratsabteilnng I I binnen knrzem ein Bericht imAmtsblatt erscheinen.

Die Bedeutung unseres Fremdenverkehrs für das

ganze Wirtschaftsleben der Stadt mögen auch noch so!gende Zahlen erhellen.

Ein inländischer Gast wird im Tage rund 8 160.—,der ausländische Gast wenigstens 8 210.— für Übernachtung, Verpflegttng, sonstigen Verbrauch und fürKanf von Gegenständen ausgeben. Daraus kann manim Winterhalbjahr 1949/50 einen Umsatz der In länder von 8 10,718.000.—, der Ausländer von3 17,230.000.—, im Sommerhalbjahr 1950 der I nländer von 8 11,914.000.—, der Ausländer von3 53,791.000.— errechnen, womit ein Gesamtnmsatzvon 3 93,653.000.— im Jahre 1950 aus der Frem-denverkchrswirtschaft in Innsbruck erzielt wurdc.Wenn man hinzu, rechnet, in welch mannigfaltiger Artnoch die gesamte übrige Geschäftswelt und die Land-wirtschaft mittelbar ans dem Fremdenverkehr Nutzenzieht, wird die Bedeutung, die diesem Wirtschaftszweigfür die Stadt Innsbruck nnd ganz Tirol inncwohnt,offenbar. Seine Förderung durch die Stadtgemeiudeund das Land Tirol sowie durch den Staat erscheintvollanf gerechtfertigt.

An dieser Stelle sei auch die erttste Mahnung an alleGastwirte gerichtet, den österreichischen Gast, der heutewohl minder zahlungskräftig als der Ausländer ist,nicht zu vernachlässigen. Nicht nur, daß der Österrei-cher das Recht besitzt, in seinem Vaterlandc Erholungzn suchen und die Schönheiten desselben zu genießen,mnß besonders bei steigenden Preisen der Fremden-beherbergnngsbetricbe darauf verwiesen werden, daßder Anslandsfremdenverkehr, wie ein Rückblick auf dievergangenen Jahrzehnte zeigt, sehr leicht verschieden-sten Einflüssen unterworfen ist. Eine der beiden tra-genden Bänlcn unserer Frcmdcnverkchrswirtschaft istund bleibt der österreichische Gast, an dessen Erscheinendem Wirte geradeso gelegen sein mnß wie ani Ausländer.

Lawinen in nnd nm InnsbruckVon Wilh. Lppacher

c>in unglü'cksschmerer Winter war ins Land gezogen. Dievon allen Seiten gemeldeten Lawinen-Katastrophen und diedrohende Gefahr weiterer Lawinen-Anglücke bildeten nedenden Hilfsmaßnahmen, die dagegen zu ergreifen sind, dasTagesgespräch in Tirol.

Aeiin Eintreten schneereicher Winter war unser Heimat-land — so schön es im winterlichen Kleide auch daliegenmag — Zu allen Zeiten non verderbenbringenden Lawinenbedroht, s in Redakteur der „Innsbrucker Nachrichten" hatsich der Mühe unterzogen, die Lawinenzüge in Ciro! ^ imVolksmunde meistens „Lahnstriche" genannt — zahlenmäßigzu erfassen- er zählte im Gebiete des alten Tirols im Jahre1888: 264? Laminenzüge, davon 1355 ständige, 765 periodi-sche lind 52? vereinzelt auftretende. Seitdem hat sich die an-geführte Gesamtzahl kaum verbessert. Wenn auch zugegebenwerden musi, daft im Laufe der letzten Jahrzehnte mancheLawinenschutzbauten entstanden sind, musi diesem Amstandegleichermasien das Verschwinden ganzer Waldungen alsneuer Gefahrenherd für das Entstehen neuer Laminenstrichegegenübergestellt werden. Möchte dies als ernster Wink derjetzt lebenden Generation gsmertet werden, aus Gewinnsuchtnicht gar so voreilig umfangreiche holzschlägerungon vorzunehmen- denn es könnte sich bös rächen!

Vie Bedrohung durch Lawinen betrifft aber nicht blosi die

Seiten- und Hochtäler unseres Verglandes, sondern auchdas weite Gebiet der Landeshauptstadt. Genau so gut wieam Lande drausien ist das Donnern der Lawinen auch inden Strasien von Innsbruck zu vernehmen. Ebenso vermagder aufmerksame Beobachter mit freiem Migo von Innsbruckaus die Wege zu erkennen, welche die rollenden Schnee»Massen genommen,- sie beginnen ans den steilen höhen derRordkette und führen bis tief in das Imi ta i , bisweilen sogaran die menschlichen Siedlungen reichend, herab.

Sosehr die niedergehenden Lawinen zu den kühnen 6r«schoinungen unserer erhabenen Oebirgswolt gehören, die aufden Zuschauer geradezu imposant wirken können, so verur»sachen sie den Menschen leider meistens beträchtliche Schädenan Häusern, Stallungen, Zäunen, Feldern, Waldungen undWildstand. Von einem grosien Anglück aber spricht man,wenn Menschenleben in die ßangarnie der Lawinen geratenund dabei dem Weiften Tod gum Opfer fallen.

ssnschüesieud sei von Laminengängen die Rede, die derLandeshauptstadt in einem Zeitraum von etwa 100 Jahrenentweder Menschenopfer gekostet oder grösieren Sachschadenangerichtet haben. Die Schäden dor diesjährigen Lawinen.Katastrophen, die noch gar nicht iidsrsehbar erscheinen, sindhier nicht angeführt.

Page 9: Amtsblatt Innsbruck

der ^andcodauptstadt I >cite 9

1355' Anfangs Jänner ging von den Berghängen oberMühlau eine große Lawine nieder, die die MühlauerMühlen und Fabriken ansier Retried setzte und denMühlbach verschüttete. Teile non Innsbruck warenoluie Nasser, da die Leitung zerstört war. — Auchnon einer gewaltigen Windschneelawine in der hol»tinger Maini», die am Walde großen Schaden an-stellte, belichten die damaligen Blatter.

l859: Al» 5. März abends nach ? Ahr hat in dem sogonann-ten Bmnnlale, oberhalb Mühlau, ein sulchlbarer La-wmenslurz stallgelunden, dessen liesenmäßige Schnee'lind sldinassen mit Bäumen und Steingcröll bis zurPfarrkirche und dem lioreth-Wirtshaus herabgerolltsind. Die ältesten Leute erinnerten sich damals, daßvor 80 Jahren eine ähnliche verheerende Lawine eben«dort herabgestürzt war. Menschen und Wohnungenhatten nicht Schaden gelitten.

1875: Am ßaschingssamstag d. 3. ist eine große Lawine ausMühlciu niedergegangen. Sie teilte sich unter demheutigen Schillerweg' ein linker, östlicher M m ergoßsich über die Felder bis zum Stockhammer-Anwesenlheute Schrafslstrafte Nr. 4>, verlegte dort den Fahr»weg lind kam erst ans den Feldern unterhalb Mdlich)der Schrafflstrafte zum halten- der rechte, westlicheArm folgte dem Tuffbach! bis zum Dibiasihaus Heu-te Schrasflstraße Nr. 25j. Die letzten Schneereste derLawine hielten sich bis nach Pfingsten.

1876' I m mächtigen Strome nnd unter donnerndem Getöseergoß sich die Schneemasse am 4. Jänner gegen dasDorf Mühlau herab. Die Lawine hielt erst bei derSäge an der oberen Gasse inne und hat, da sie sichglücklicherweise beim heraustreten aus der Schluchtin zwei Mine geteilt, nicht sehr erhebliche Schädenanzurichten vermocht.

1888: Oberhalb Hotting gingen im Lause des Frühjahrszahlreiche Lawinen nieder. Line jedoch, die ganz vonder höhe herabstürzte, hätte für ganz hotting ge-fährlich werden können, wenn sie nicht etwa 1000Schritte oberhalb der ersten Häuser Zu stehen gekom-men wäre. Aus Dankbarkeit für die Rettung erbau-ten die höttinger Arbeiter in ihren freien Abendstun-den an jener Stelle oberhalb des Dorfes eine Mutter-gotteskapelle, wozu sie das Material von ihren be-treffenden Baumeistern geschenkt erhielten. — kluchoberhalb den Steinbrüchen bei der Hungerburg undoberhalb den Mlerheiligenhdfen in Hotting brachenSchneelaminen los. — Die fast jährlich wiederkeh-rende Lawine vom Arzler Horn, die sonst kurz unterder Arzler Alpe halt zu machen pflegte, erreichte indiesem Jahre den Koreth-Garten und so» dort noch15 Nieter ties gewesen sein.

1899! Am 12. September ging eine Schneelamine mit Erdeund Steingorö» in den Mühlauer Bach ab, wodurchdie Wasserleitung versiegle und Mühlau und Arzl aufmehrere Tage, bis zur Behebung des Schadens, ohneWasser waren. — Durch Abgang einer Lawine unter»halb des hafelekars mären beinahe zwei Menschen«lobe» zugrunde gegangen. Ungefähr W Schafe sindin dieser Schneelawine umgekommen,

1906: Am 13. Jänner wurde der Innsbrucker Theologe JosesBecker uus Speljer in der Rahe des Slempcljochesvon einer Lawine verschüttet, während seine Veglei«ter noch lebend davon gekommen waren.I n den ersten vier Monaten dieses Jahres sausten vonder Nordkette, zwischen Solslein und Bellelwurf, zahlreiche kleinere lind größere Lawinen nieder, die inder Hauptsache vom Südwind ausgelöst wurden. Cinedavon, die weite Waldgebiote beschädigte, hat dieMühlauer Klamm fast ganz mit Schnee ausgefüllt'auch die städt. Wasserleitung trug Schäden davon. -Von der Arzler Alm stürzte ebenfalls eine Lawine

herab, deren Spuren mit freiem Auge überallhin sicht-bar waren. Da die Arzler Dorfwasserleitung zerstörtwurde, mußte für einige Zeit das Wasser aus Mühlauherbeigeschleppt werden. — Am höttinger Berg, eawar Mitte Jänner, ging neben der höttinger Almeine Lawine nieder, die eine Breite von 480 Meterhatte und aus ihrem Wege einen ungeheuren Schadenverursachte. In genannter Breite und in einer Längevon mehreren tausend Metern erschien duraushin derbetroffene Wald der hötlingor Bauern wie abgemäht.

1908: Der Student der Philosophie, namens Speck, ist am8. März am patschcrkofel unter eine Lawine gekom-men.

19091 Mitte Apri l sausten zu gleicher Zeit mehrere Lawinenvon der Nordkette herab. Die Innsbrucker glaubten,es märe ein hochgewittcr im Gange, so donnerte esvon oben. Line besonders umfangreiche Lawine löstesich unter der Frau hi t t los und sauste neben derhöttinger Alm herunter. Der Innsbrucker alpinenGesellschaft „Vevgbrüder" zerstörte eine der vielenLawinen dieses Jahres ihre sogenannte Muchhütte amRumerberge.

1913: Am 13. Mai wurden in der Nähe der Frau Hitt diezwei Söhne des Hoteliers Schlegel l„Aiktoria"1 voneiner Lawine verschüttet. Der ältere Bruder Josef,Anivcrsitätsstudent, war, als Rettung nahte, bereitstot' der jüngere konnte, wenn auch schwer verletzt,noch lebend geborgen werden.

1922: Der Lawine von der Thaurcr Alm, niedergegangenLnde November, siel ein Menschenleben zum Opfer.

1923: Am Lichtmeßtag gingen vom Gebiete des Arzlerhorns zwei Lawinen nieder, die sich weiter heruntenzu einer einzigen vereinten. Die ungeheuren Schnee-massen stürzten mit solcher Wucht zu Cai, daß sie sichüber die Mittelgebirgsstuse herunter bis weit überden Schillerweg vorschoben. Die letzten Ausläuser derLawine reichten bis zum Ansitz haselwanter. Felderund Gärten wurden weitum verschüttet, Obstbäumeund Schupfen umgerissen.

1924: Am 12. Februar große Windlawine von den Gehän-gen des Brandjochcs in den höttinger Graben durchden „Jungen Lahner" bis weit herab. Der ungeheureLustdruck verursachte besonders bedeutende holzschä-den.

1951 : Bei dem am 22. Februar vom Schart! am Patscherkofelgegen den Grünboden niedergegangenen Schneebrett,das die Schifahrer selbst losgetreten hatten, kostetees drei Menschenleben: Lhrlisant Rainer, Toni Müllerund Herta Wiodner aus Innsbruck. Auch Verletztewaren Zu beklagen. Das Schneebrett war zirka 150Meter lang und 100 Meter breit.

1932: Am Dreikönigstag begab sich eine größere Karawanevom Berghotel auf dem „harmlosen" patscherkofelaus zur feierlichen Cröffnung der Hütte des SchiklubTirols auf dem grünen Boden. Dabei wurden fünfPersonen von einem 60 Meter breiten Laminenbrett,das durch drei junge Burschen, die unvorsichligerweiseoberhalb dos angetretenen Weges den hang traver«sierten, losgetreten worden war, ersaß! und in dieTiefe gerissen. Während vier Personen sich alsbald zubefreien vermochten, konnte der 36 Jahre alle Inns»brucker Bankbeamte Karl hohenegger erst nach län»gerem Suchen, bewußtlos, ausgesunden werden. Tags»daraus ist er den Verletzungen erlegen,

1935: NIs eine der größten Lawinenkataslrophen um Inns-brück ist jene zu nennen, die am 4. Februar d. 3. gegen4 Ilhr nachmittags auf Mühlau loszielend herab,stürzte und die dortige Gegend schwer bedrohte, ckinausführlicher Bericht darüber findet fich in den 3nns<brucker Nachrichten vom 5. Februar 1935, worinauch von den angerichteten Schäden berichtet wurde.

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Seite 10 Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Die höhe des am weitest vorgedrungenen Lamine»'stockes erreichte 20 Neter. — Am gleichen Tage brachauch eine gewaltige Staublawine in der Arzlerschartelos, die etwa 100 Schritte nördlich der Lnzianhütteliegen blieb. Der Waldschaden war ungeheuer, Zumalvon der Lawine unzählige Tannen, worunter sich auchviele solche mit einem Durchmesser von 80 — 100 cmbefanden, entwurzelt und zerschmettert wurden. Durchden eingetretenen ßöhn haben sich an der Rordketteunter der hafelekarspitze, Steinleitenköpfl, Gleirfch-jöchl, herzwiese, Schusterberg, Alpenlahner un>dGriesköpf! Schnee- und Grundlaminen losgelöst. Sieblieben alle mit Ausnahme jener, die über Mühlauging, oberhalb des Adolf-Pichler-Weges stecken. Vondiesen Lawinen wurden im Arzler Gebiet rund 14und im Rumer Gebiet rund drei Hektar Wald beschä-digt. Die Räume wurden ohne Rücksicht aus ihreStärke umgelegt und mitgerissen. Der an den Wald«kulturen angerichtete Schaden war groß.

1936: Am 3. Dezember sind auf der Mitten,wal,dbahn zwi-schen Krancbitten und Reith größere Lawinen abge-gangen. Der Bahnkörper wurde verschüttet und dieelektrische ßahrdrahtleitung gestört, so daß der Ver-kehr Zeitweilig eingestellt werden mußte.

1939: Am 2. April gingen vom Langen Sattel hintereinan-der zwei Lawinen auf den Grammartboden nieder.Ihre Länge betrug ungefähr 1000 Meter, ihre Tiefeetwa 10 Meter. An der Anglücksstelle befand sich u. a.auch ein Vater mit seinem siebeneinhalbjährigenSohn. Als der Vater die Lawine kommen hörte, zoger sein Kind an sich, das aber die herabrasendenSchneemengen aus seinen Armen rissen und begru-ben. Lr selbst wurde zur Seite geschleudert und erlitteinen vierfachen Knochenbruch. Das Kind — es han-delt sich um den Sohn des Innsbrucker Kaufmannesßranz Unterkircher — wurde unter großem Aufgebotvom Rettungsdienst erst gegen 20 Ahr geborgen.

1940: cLnde Jänner wurden fünf Schifahrer aus Innsbruckvon einer niedergehenden Lawine oberhalb der Iß-

Hütte im patscherkofolgebiet überrascht und verschüt-tet. Den sofort eingesetzten Rettiingsarbeiten, die lwnanderen Schifahrern eingeleitet wurden, gelang es,vier von den verunglückten Schifahrern noch lebendzu bergen, der fünfte - der 23jährige Dr. WillyHolzknecht - war bereits tot.Gegen Mitte ßebruar ereigneten sich durch plötzlichabbrechende Schneebretter drei weitere Lawinenun-glücke. Der hüttenmirt der Glungezerhütle, Josefhirschuogel, wurde unter der Reunerspitze von einemSchneebrett zu Tale gerissen. Auch der in Innsbruckweilende Student Wurnig und die Vreslauer 6<u<dentin Lhrenberg wurden von einem Schneebreltzwischen der Ißhütte und dem Mohrenkopf begraben.Alle drei Verunglückten konnten von der Vergwacht

' nur mehr als Leichen geborgen werden. Am gleichenTage geriet in jenem Schigebiet noch der LehrerHeinrich pedit unter ein Schneebrett. Obwohl er meh.rere innere Verletzungen erlitt, konnte er sich nochretten.

1941: Am 15. März gegen 2 Ahr nachmittags ging auf derRordkette, zwischen dem Langen Sattel und dem Kein«macher eine Lawine ab, die über die Steilstellen beiden Gufeln und dem Roßfall Zu Tal stürzte und denhöttinger Graben nächst der höttinger Alm auffüllte.Da fich auf dem als lamin ungefährlich bekanntenhang eins Anzahl von Personen zum Sonnenbadhingelegt hatte, wurden auch einige von der Lawineerfaßt. Anmittelbar nach der eisten Lawine gingauch eine zweite über die gleiche Stelle ab, TinVursch und ein Mädel wurden tot geborgen- auchgab es mehrere Verletzte.

1945: Die Lawine, die am 9. März vom Rauschbrunnenherabstürzte, erreichte bei den Allerheiligenhöfen anzwei Stellen das Geleise der Karwendelbahn.

Aus dieser kurz gefaßten und nicht vollständigen Darle-gung kann ersehen werden, welchen Tribut die Stadtge-meinde Innsbruck seit einem Jahrhundert dem weißen Ele-ment bezahlen mußte.

Leiträ^e von Dr . K^rl

Innsbruck vor hundert Jahren

März 1851:

1. schreibt der Stadtbauinspektor T. Müller eine Lieferungvon Trotto!», Rand- oder Leistensteinen aus Granitaus.

5. schreibt der „vote", daß Tirol seit einiger Zeit „nonherumziehenden Musikgcsellschaftcn, größtenteils ausVöhmcn, unverhältnismäßig stark besucht" werde,' es er-scheine wünschenswert ,die Erteilung von Produktions-bewilligungen zu beschränken.

— findet eine Vürgerausschußsitzung statt in, der die Wirts»innung um die Herabsetzung des am 1. November 1850erhöhten Nein-Aufschlages ansucht, was jedoch abge-lehnt wird.

— tritt eine Versammlung der Anrainer und Grundbesitzerdes für den Äahnhof bestimmten Platzes zu einer Be-sprechung Zusammen, der auch das städtische Vaukomiteeund cLisenbahn-Oberingeniour Winter beiwohnen. <5skam dabei Zu einer Verständigung. Abgebrochen sollteeinZig das Kuen'sche Haus in Dreiheiligen werden, umdem Viadukt platZ Zu machen.

8. wird der Rechenschaftsbericht der Sparkasse bekannt ge-geben, der ein ckinlagekapital von 882.555 Gulden aus«

meist. An Stelle des verstorbenen Kassiers Duregger wirdJosef Chine als Kassier bestellt.

12. wird der Verwalter des Strafhcnises Anton RlNilenl'rclnzvom Statthalter mit dem goldenen Verdienstkreuz de-koriert.

15. wird der „Varbier von Sevilla" von Rossini ausgeführt.— stirbt der Gubernialsekrelär Josef Graf n. Sarnthein,

5? Jahre alt.17. werden im Rathaus die Wahllisten für die Wahl eines

Drittels des Aürgerausschusses ausgelegt, da ein Drittelim März auszutreten hatte. Ani 24. erhält der Uürger»meister hiezu die Minislericll-Weisiiiig, oast die Wahlerst 1852 vorzunehmen sei.

18. wird unter dem Titel „Weinkeller-Aerlautbarung" eingeräumiger Weinkeller in Willen zur Verpachtung an«geboten.

2N. wird der Gijmimsni! Inspeflm' c^chuk'ul hochm, JohannMai>r seiner körperlichen Leide» wegen in >>eii Ruhe<stand versetzt,

— veröffentlicht prof, Ign. Vinc, ùngerle im ,,Voten" einenlangen Aufruf an alle freunde der Tiroler Volkslitera»

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Amtsblatt Seite 11

tlir, ihn bei der Sammlung non Sagen, Liedern, ?lisw. zu

22. wird das Wirtsanwesen des Anton Köllc» „in Vradl,ganz in der Nähe non Innsbruck" zum freien Verkaufausgeschrieben.

— bietet der Schieferdeckermeister t^ranz Jehlc die 90.000Dachziegel vom Rational-Theater, wovon 70.000 nochvöllig brauchbar sind, zum Verkauf an.

— entstellt auf dem Wandberge ober der Martinswand einWaldbrand, der trotz heftigen Südwindes bald gelöschtwerden konnte.

24. schreibt das städtische Bauamt die Lieforulig von 200föhreuen Nrunnenröhren uon ? bis 10 Zoll Durchmesseraus.

26. findet eine Bürgerausschußsihung statt, in der neben an»deren unbedeutenden fragen auch ein Gesuch des Ioh.pelerlongo lim Ausdehnung seiner Handlung auf denVerkauf uon Hauben behandelt wird. Auch über die <5in<führung von Dienstbotenbücheln wurde beraten.

schreibt der ,,Bote": „Tlur noch wenige Tage und unserMusentempel schließt seine Porten und statt Sängernund Schauspieler» werden Dachdecker, Zimmerloute undMaurer ihr Gastspiel beginne», um lins uuser Cheateri m »i er t e u r e r zu machen," Der Aussah, der dieGüte der Theaterkräfle hervorhebt, den Direktor Reherlobt und die schlechte Rentabilität des Anternehmons an-deutet, schließt! „Bei den Anfofderungen des hiesigenThcaterpublikums gegenüber den billigen Abonnements«und ciintrittsprcifen dürste es schwer werden, dem künf-tigen Theaterdirektor ein günstiges prognostikon Zu stel-len, es wäre den», basi wieder ein Armeekorps hier undin der Amgebuug bequarliert würde, oder daß die hie-sige Universität vervollständigt würde, oder daß diemutmaßliche (lisenbahn dem Innsbrucker Theater täglicheinige Wagcnzüge voll Publikum zuführen würde."empfiehlt die Wagner'sche Buchhandlung das Auch vonVicomte d'Arlincourt „Das rote I tal ien",sucht der Besitzer des Mühlauer Sommertheaters Ioh.Walcher eine Gesellschaft für Aufführungen.

Neuerscheinungen für Innsbruck„Innsbrucker Theresianisten wie Theresianische-Ritter-

Akademie zu Innsbrucks" von Rudolf Granichstädten-Lzerva,'Verlag Albrccht Ditterich, 1951. preis 3 ? . .

I n diesem 4? Seiten starken, mit einigen Abbildungen aus-gestatteten heftchen behandelt der Verfasser die von derKaiserin Maria Theresia im Jahre 1775 errichtete Stiftungzur Heranbildung verarmter, junger Adeliger. Besondersverdienstlich ist die am Schlüsse beigegebene „Liste der Zög-linge", die alle Mitglieder der Akademie unter Anführungdes Goburts- und Sterbejahres, wie auch späteren Verusesaufzählt. K. Sch.

„Grundriß der österreichischen Versassungs- und Vermaltungsgejchichte" von Vniu-Prof. Dr. Otto Stolz- ein Lehr-ling Handbuch- Turolia-Verlag, 1951,' preis 3 4 8 . - ' halb-leinen.

Der Verfasser, der seit 1945 an der Znnsbrucker juridischenZakultät Vorlesungen über österreichische Verfassungs- undVermaltungsgoschichte hält, gibt seinen Schülern mit diesemWerk statt der bisher verwendeten maschinschriftlich verviel-fältigten Skripten ein ausgezeichnetes, einführendes Lehr-buch in die Hand. Nußer den Studenten soll das Auch aberauch für Veamte, Juristen, Journalisten, Lehrer, Politikerusw. dienlich sein. Prof. Stolz gliedert den Inhal t in fol-gende zehn Abschnitte aufi 1. Linleitung in die Grundbegriffeder Staatslehre und Versassuugsgcschichte- 2. Übersicht überdie Geschichte «Österreichs nach den zeitlichen Hauptepochen'2. Die Bildung des Staatsgebietes oder die territoriale Ent-wicklung Ostereichs,- 4. Geschichte der Verfassung Österreichsin sachlicher Gliederung- 5. Geschichte der Verwaltung insachlicher Gliederung,' 6. Geschichte des Gerichtswesens- 7.Geschichte dos Finanzwesens- 8. Geschichte des Heerwesensund der Landesverteidigung- 9. Das Verhältnis zwischenKirche und Staat' 10. Stände und Gemeindewcsen. klmSchluße gibt der Verfasser eine Reihe von priisuiicisfragenzu den einzelnen der vorgenannten Abschnitte a», mit denender Student ode,' sonstige ! >sei' leicht sei» Wissen lontrollie-ren ka»», k, Schadl>lba»er

Karl Theodor hoeniger' Curolia-Verlag; preis 3 38.^-.M i t diesem überreich illustrierten hcimatbuch hat K. Ch.

Hoeniger, einer der geistreichsten Südliroler Heimatforscher,zweifellos jedem landoerbundenen Tiroler große ßreude be-reitet. Richt allein, daß in dem Ruch das Lebenswerk desVozner Malers Albert Stolz vor Augen geführt »wird, derLeser erlebt darin vielmehr das gesamte Leben und Treibender Südtiroler Bauern von der frühesten Kindheit bis ins

Volksleben in l?U Gemälden und Zoichnungen non Mbcrt Stolz ll875 —1947j", ?in h

Greisenalter. Alles, was das Leben ,des Bauern berührt,sowohl an Alltäglichkeiten, wie an Besonderheiten Markt -fahrte»' Gorichtsoerhaudlungen- Prozessionen etc.s hat desMeisters Pinsel naturgetreu festgehalten. And vielfach hater seine Bilder noch mit einem Schuß Humor gewürzt, wiez. V. jene köstlichen über die eigenen srlebnisso als Stand»schuhe im ersten Weltkrieg, ßür Innsbruck ist das im Jahre1909 entstandene Ölgemälde Andreas hoser am Vergile!hervorzuheben: I m Vordergrunde steht in selbstbewußterHaltung, die Hand am Säbel, die in dunklen Farben geha!»tene Gestalt des Sandwirtes, der uon der höhe des Berg»isels hinab gegen die Wiltener Pfarrkirche und die dahinterliegende Stadt blickt, aus der Truppeu im Anmarfch fiud.

Karl Schadelbauer

Verleger, Cin^ntiimcr u. vrrml5a.eber: DieStadt^einoinde Innc'l'rua.Nathnus, ^immrr ^lr. 190, — AnzeigelwermaUlinq- Ä

Druck: ?

. Schriftleilrr: Dr. KarlSchadelonuer,Innsbruck„^iouitns", Iiui^bruck, Anichstraße 8/1.

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