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1 Ergebnisworkshop „Lust auf Innenstadt Nossen 22.06.2018 Aktuelle Herausforderungen für Städte in Deutschland Prof. Martin zur Nedden Beigeordneter a.D.

Aktuelle Herausforderungen für Städte in Deutschland · 1 Ergebnisworkshop „Lust auf Innenstadt Nossen 22.06.2018 Aktuelle Herausforderungen für Städte in Deutschland Prof

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Ergebnisworkshop „Lust auf Innenstadt

Nossen

22.06.2018

Aktuelle

Herausforderungen

für Städte in

Deutschland

Prof. Martin zur Nedden Beigeordneter a.D.

2

Herausforderungen der Städte

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1. Bevölkerungswachstum, -rückgang, Flüchtige

4

Ausgangssituation

starker Zuzug in

wirtschaftsstrake Metropolen

bis 2035 wird die

Bevölkerungszahl

um 3 Prozent auf 78,2 Mio.

sinken (2012: 80,5 Mio.)

deutliche regionale

Unterschiede

BBSR-Prognose 2035

5

© Martin zur Nedden © Martin zur Nedden

6

Reurbanisierungsprozesse in Westsachsen

7

Quelle: Bundesstiftung Baukultur, Baukulturbericht 2016/2017

8

Quelle: Weser-Kurier

9

Segregation

2. Segregation

©

10 10

Soziale Stadt

Bildung

Familie

Umwelt

Energie

Wohnen

11

Quelle: BBSR

3. Klimawandel /

Klimaanpassung

12

Quelle: Tim Wood, 2013: thepowerofplace.biz

Quelle:

datasmart.ash.harvard.edu Quelle: global.wonderware.com

Quelle:

The CoSMo Company Blog

4. Digitalisierung

13

Quelle: Huffington Post 25.02.2014

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digitale Durchdringung der industriellen Fertigung im gesamten Produktlebenszyklus

(Internet der Dinge, Cyber‐Physical Production Systems CPPS)

• dezentrale, kleinteilige Produktion z.B. „Micro Fabs“

• Integration von Markt und Kunden: kundenindividuelle Massenproduktion

(Entwicklung und Produktion beim Kunden)

• Verschmelzung von Produktion und Dienstleistung

• Wertschöpfungsnetze mit stärker regionalen, flexiblen Kooperationen

Comeback der Stadtfabrik,

Re-Industrialisierung

Neue Standorte ?

Smart Economy - Industrie 4.0

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16

Quelle: Handelsverband Deutschland (HDE), Branchenreport Einzelhandel,

Stadt und Handel, 9/2014, S. 7.

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18

© Martin zur Nedden

19

Großstädte (ab 100.000 Einwohner)

• Differenzierung nach…

…tatsächlicher Lage im Raum und Stadtgröße (Top 7-Städte).

• Verzahnung von On- und Offline nehmen hier in besonderer Weise zu

Standorte an denen originäre Online-Händler stationäre Filialen eröffnen.

Dies geht mit einer zunehmenden Verknappung der 1A-Lagen einher.

Die 1B-Lagen nehmen gleichzeitig zu, Trading-Down-Prozessen können Großstädte aber länger widerstehen.

• Mit zunehmender Ortsgröße sinkt die Bedeutung der Innenstadt für die

Nahversorgung

Aber: es ist zu erwarten, dass bei einem breiten Branchenprofil der „Erlebniseinkauf“ Bestand hat.

Beschreibung von Trends! Die Aussagen sind immer generalisierend!

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Mittelstädte (20.000 - 100.000 Einwohner)

• Tendenz zu polarisierten und konträren Bewertungen, durch …

… Definitionsunschärfe

… unterschiedliche Rahmenbedingungen durch Lage / Zentralität / Attraktivität.

• Allgemein: größere Gefährdung für Leerstände aber…

… nicht ausschließlich durch den Online-Handel.

• Gleichzeitig: Standorte für Expansionen. Befördernde Faktoren:

Hochschulen und studentisches Milieu

Gute Erreichbarkeit

Aber Gefahr, wenn z.B. bei Einkaufszentren die Maßstäblichkeit nicht beachtet wird oder wurde

Beschreibung von Trends! Die Aussagen sind immer generalisierend!

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Kleinstädte (5.000 - 20.000 Einwohner)

• Erneut: unterschiedliche Entwicklungsperspektiven, abhängig von…

… Lage im Raum

… Konkurrierende Städte im Umfeld

… Relevanz der Nahversorgung

… Attraktivität für den filialisierten Einzelhandel

… Attraktivität der Innenstadt versus dezentrale Handelsstandorte.

• Allgemein aber am stärksten von Leerstandsgefährdung betroffen

Auch hier nicht allein bedingt durch den Online-Handel.

Beschreibung von Trends! Die Aussagen sind immer generalisierend!

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Innenstädte

• Innenstädte profitieren von Vielfalt.

Erzeugung einer urbanen Erlebnisqualität, die unterschiedliche Alters- und Nutzergruppen anspricht.

Grundlegende Veränderungen sind hier nicht zu erwarten.

Je nach Lage in der Innenstadt, wird sogar vom Online-Handel profitiert. (s.o.)

• Chancen für Innenstadt sind in unterschiedlichen Stadtgrößen gegeben.

1A-Lagen der Großstädte.

Peripher gelegene Klein- und Mittelstädte auf Grund der Versorgungsfunktion.

Problematisch: strukturschwache Innenstädte in schrumpfenden Städten.

Beschreibung von Trends! Die Aussagen sind immer generalisierend!

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Stadtteil- und Ortsteilzentren

• Vitalität ist abhängig von…

… Baustruktur der Quartiere sowie

… Stadtgröße.

• Teilweise Überformung, die sich nachteilig auswirken kann

Quartiersmitte als sozialer Anker durch Handel steht auf dem Prüfstand.

Frage: inwieweit lassen sich kleinere städtische Zentren unabhängig vom Einzelhandel diskutieren und entwickeln?

Beschreibung von Trends! Die Aussagen sind immer generalisierend!

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Quelle: Handelsverband Deutschland (HDE), Branchenreport Einzelhandel,

Stadt und Handel, 9/2014, S. 8.

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Einkaufen in der „Zukunftsstadt“

Quelle: „Ein Tag in deiner Stadt der Zukunft“ - Ergebnisse aus der Difu-Umfrage im Rahmen der Ausstellung "Zukunftsstadt" des BMBF im

Wissenschaftsjahr 2015 BF.

26 ©Martin zur Nedden

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© Martin zur Nedden

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29

Quelle: motorvision.de.; Download:

http://www.motorvision.de/news/autonomes-fahren-autofahrer-

zeigen-skeptisch-191893.html

Quelle: de.autoblog.com.; Download: https://ixquick-proxy.com/do/spg/show_picture.pl?l=

deutsch&rais=1&oiu=http%3A%2F%2Fo.aolcdn.com%2Fhss%2Fstorage%2Fmidas%2F

dfb60641c1a3fd237140fe31cec6c435%2F201104020%2FMercedes-Benz%

2Bautonomes%2Bfahren-003.jpg&sp=834465d737c0711c19dc3e1b9a009f42 Autonomes Fahren

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Smart Mobility und Informations- und

Kommunikationstechnologien

Beispiele

Verkehrsverbund-Apps (VBB, VVS, MVV, ...): Fahrzeiten, Carsharing, Tickets

Carsharing-Apps (car2go, Flinkster, stadtmobil, ...): Anzeige von Standorten, Reservierung

flinc: Verbindung zw. Mitfahrzentrale und sozialem Netzwerk („Mitfahrzentrale 2.0“)

Aber auch

„Uber“

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(Quelle:http://www.thegreencarwebsite.co.u

k/cms-images/2012_06_SmartMobility.jpg )

(Quelle:

Verkehrsverb

und Rhein-

Sieg)

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Private Mitnahmemöglichkeiten (dörfliches Carsharing, Integration privater Fahrten in den ÖPNV-Fahrplan)

Taxibus

Integration des Radverkehrs (Abstellmöglichkeiten für Rad oder Pedelec)

Vernetzungsmöglichkeiten der Angebote durch Digitalisierung/Smart Mobility

Möglichkeiten für das ÖPNV-Netz im ländlichen

Raum

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Pedelecs

Quelle: Bracher, „Was können wir von unseren Nachbarn lernen?“, Juni 2010.

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Handlungskonzepte für einen attraktiven ÖPNV benötigen

eine zukunftsfähige Finanzierung

Stadt- und Stadt-Umland-Verkehr

Steigende Nachfrage / Kapazitätsprobleme / Notwendigkeit von Angebotserweiterungen

Sinkende Ergiebigkeit der Finanzierung im steuerlichen Querverbund (in Stadtwerke-Städten)

Teilweise marode Infrastrukturen, Anpassungs- und Nachholbedarf Barrierefreiheit etc.

Ländlicher Raum

Abnehmender Schülerverkehr

Niedrige Grundlast und schlechte Bündelungsfähigkeit der Nachfrage (Finanzierung flexibler Bedienungsformen)

ÖPNV ist nur in wenigen Konstellationen wettbewerbsfähig zum Auto

Spielraum für weitere Preiserhöhungen schrumpft

ÖPNV-Tarife sind in der Vergangenheit überproportional schnell gestiegen, Tarifpolitik ist daher kommunalpolitisch attraktiv geworden

Finanzierungsaufgaben bei Infrastrukturen und Angeboten

Umsetzung von Handlungsansätzen vor Ort ist abhängig von Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene

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Breitbandversorgung

Verstärkung oder Aufhebung regionaler Disparitäten ?

Bleibt die Breitbandversorgung die Schlüsseltechnologie?

© 2016 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

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„Wir brauchen mehr ganzheitliche

Strategien und abgestimmtes Handeln

aller am Prozess der Stadtentwicklung

beteiligten Personen und Institutionen“

„Wir empfehlen

- die Ansätze einer integrierten

Stadtentwicklungspolitik stärker

zu nutzen

- ……….

- besondere Aufmerksamkeit den

benachteiligten Stadtquartieren im

gesamtstädtischen Kontext zu

widmen“

Quelle: BMVBS/BMUB

Schrumpfung und Peripherisierung

in Klein- und Mittelstädten

Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten

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Zusammenfassung zentraler Aspekte

• Schrumpfung und Peripherisierung sind komplexe Prozesse, die sich

nicht mit einzig „richtigen“ Maßnahmen von Politik und Verwaltung vor

Ort beeinflussen lassen.

• Klein- und Mittelstädte haben spezifische Rahmenbedingungen, die

sich von denen in Großstädten deutlich unterscheiden.

• (Teil-) Räume sind unterschiedlich stark betroffen, Konkurrenzen

erschweren ein abgestimmtes Handeln von Kernstadt und Umland

sowie interkommunale Kooperation.

• Lösungsansätze basieren vielfach auf Wachstumsvorstellungen (z.B.

Ausweisung und Vermarktung von Flächen).

• Der Handlungsdruck wird vielfach nicht als hoch empfunden, im Fokus

stehen Anpassungsbedarfe der sozialen Infrastruktur und

Veränderungen der Wohnraumnachfrage.

• Bürger sind unterschiedlich stark betroffen, darauf folgt ein

unterschiedliches Problembewusstsein und unterschiedliche Individual-

und Partikular-Interessen.

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Empfehlungen

• breite Beteiligung betroffener Akteure (z.B. bei Problemanalyse, Lösungsansätzen)

o Bewusstseinsbildung,

o am Gemeinwesen orientiertes Meinungs- und Stimmungsbild,

o Legitimation kommunalen Handelns,

o Basis für bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement.

• Einer Entwicklung/Umsetzung von Maßnehmen sollte eine Selbstvergewisserung und

strategische Verankerung voraus gehen.

• Offensive Schrumpfungsstrategie als Alternative zum alleinigen Festhalten am

Wachstumsparadigma entwickeln.

• Handlungsfeldübergreifende Ansätze statt einer Konzentration auf additive, sektorale

Lösungen

• Differenzierung nach Teilräume ist sinnvoll um unterschiedliche Problemlagen und

Interessen aufzugreifen.

• Ausbau der interkommunalen Kooperation durch Überprüfung möglicher Ansatzpunkte,

möglicher Hemmnisse und Lösungswege sowie Herausarbeitung des Mehrwerts, der

durch die Zusammenarbeit erreicht werden kann

• Kommunikation ist der Schlüssel um kreative, nachhaltige Lösungen zu finden.

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Grundlegende Empfehlungen Raumordnungsbericht 2017 (1)

• 1. Gerade in Zeiten demografischer Schrumpfung besitzt die Sicherung der

ökonomischen Grundlagen einen hohen Stellenwert.

• 2. Gesamtwirtschaftliche Strategien bedürfen einer regionalen Flankierung: Die Gemein-

schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) soll sich

weiterhin auf die Sicherung der ökonomischen Grundlagen strukturschwacher ländlicher

und städtischer Räume konzentrieren.

• 3. Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“

(GAK) sollte daher fortgesetzt werden und in einem bundesweiten Leitprogramm

münden.

• 4. Wirtschaftsstarke Räume - Infolge von Zuwanderung bestehen besondere Heraus-

forderungen bei der Daseinsvorsorge. Dies gilt vor allem für Bildung und Integration

sowie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

• 5. Eine regionale Steuerung der internationalen Zuwanderung sollte grundsätzlich so

wenig Steuerung wie nötig und so viel Freizügigkeit wie möglich vorsehen.

• 7. Die Zentrale-Orte-Konzepte (ZOK) der Länder bilden das räumliche Grundgerüst für

die Sicherung der Daseinsvorsorge in den deutschen Regionen.

• 8. Die Bindungswirkung der Zentrale-Orte-Konzepte (ZOK) ist durch die Aufnahme von

Raumordnungsklauseln in den Fachplanungen, zu stärken.

Quelle: BBSR, Raumordnungsbericht 2017

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Grundlegende Empfehlungen Raumordnungsbericht 2017 (2)

• 9. Zur Sicherung der Nahversorgung in einer älter werdenden Gesellschaft sind die

bestehenden Steuerungsge- und verbote für den großflächigen Einzelhandel einzuhalten.

• 10. Notwendig ist eine ergebnisoffene Diskussion über Notwendigkeit und Ausgestaltung

eines strategischen Rückzugs aus peripheren Siedlungsteilen und Einzellagen.

• 11. Interkommunale Lösungen zur Sicherung der Daseinsvorsorge werden immer

wichtiger.

• 12. Auf der Bundes- und Landesebene ist eine stärker ressortübergreifende

Herangehensweise erforderlich.

• 13. Regionale Zusammenarbeit sollte künftig eine Fördervoraussetzung bilden oder über

Anreizsysteme gesteuert werden.

• 15. Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt erfordern eine entsprechende Unter-

stützungskultur.

• 16. Bund und Länder sind gefordert, die originäre Steuerkraft der kommunalen Gebiets-

körperschaften aufgabenadäquat zu stärken (Gemeindefinanzreform)

• 26. Künftig sind intergierte Mobilitätskonzepte sowie flexible und alternative

Bedienformen erforderlich,

• 27. Die Nutzung der Digitalisierung zur Sicherung der Daseinsvorsorge bedarf neben

einem Infrastrukturausbau flankierender Maßnahmen.

Quelle: BBSR, Raumordnungsbericht 2017

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Quelle: Region Hannover

Interkommunale Zusammenarbeit

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Quelle: Stadt Altena, PP-Präsentatation Bgm. Dr. Andreas Hollstein; 38. Treffen der AG „Stadtzukünfte“; Mai 2015

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Quelle: ZEIT Online; 10.05.2012

Quelle: Stadt Altena, Entwicklungs- und Handlungskonzept 2007, S.33

45

Quelle: Stadt Altena, PP-Präsentatation Bgm. Dr. Andreas Hollstein; 38. Treffen der AG „Stadtzukünfte“; Mai 2015

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© Martin zur Nedden

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Quelle: Stadt Leipzig

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

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Quelle: BBSR, Raumordnungsbericht 2017