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aktion tier - menschen für tiere e.V. Jahresbericht 2014 Inhalt 1. Unsere Tierschutzkampagnen 2014 1.1 Tierhaltung bedeutet Verantwortung 1.2 Artenschutz an Gebäuden 1.3 Plüsch statt Tier – denn Stofftiere fühlen keinen Schmerz 2. Tierschutzfälle 2014 2.1 Einsames Huhn aus schlechter Haltung gerettet 2.2 Schlangenalarm im Blumengroßhandel 2.3 Katzen aus Messihaus gerettet 2.4 Animal Hoarding Fall in Brandenburg: 30 Eichhönchen in Not 3. Projekte 3.1 Projekt JUNIOR Tierschutzzimmer 3.2 Projekt Kitty 3.3 Projekt Eichhörnchenseil 3.4 aktion tier ZOSSEN 4. Gewinn- und Verlustrechnung für das Vereinsjahr 2014 Einleitung Wie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Handels stellt sich auch im Tierschutz die Frage nach den Prämissen in den Aktivitäten eines Verei- nes. Aktion tier e.V. als eine der größten europäischen Organisationen im Bereich des Tierschutzes steht regelmäßig im Widerstreit dessen, was zum einen an Erwartungshaltungen an uns gerichtet wird und zum an- deren als ein perspektivisch sinnvolles Handeln erachtet wird. Annähernd täglich erreichen uns Anfragen von Personen, die sich eine konkrete Hilfestellung im Bereich eines akuten Notfalles erhoffen. Das Spektrum dessen reicht von verletzten (Wild-)Tieren über entlaufene Hunde und Katzen bis hin zu schlechten Haltungsbedingungen in der landwirtschaftlichen Nutzviehhaltung oder Privathaushalten. In den meisten Fällen können wir über unser vorhandenes Netzwerk bundes- weit Hilfestellung geben oder Ansprechpartner vor Ort benennen, die zur Lösung des Problems beitragen können. Offenbar ist dies auch eine der zentralen Anforderungen, die ein Groß- teil der Bevölkerung an einen Tierschutzverein richtet. Hilfestellung für akut in Not geratene Tiere steht dabei an oberster Stelle. Dabei ist leider häufig auch eine Erwartungshaltung der Fragesteller zu beobachten, der kaum ein Tierschutzverein gerecht werden kann. Hilfestellung an jedem Ort und zu jeder Zeit übersteigt die Möglichkeiten jeder Organisation. Unabhängig davon werden Tierschutzvereine weniger als nachhaltig tä- tige wahrgenommen, sondern vielmehr als Ansprechpartner für akute Hilfsmaßnahmen. Im Gegensatz dazu müssen Tierschutzorganisationen sich auch die Fra- ge stellen, wie sie die vorhandenen Problemstellungen langfristig lösen können. Letztlich sollte es doch Anspruch einer jeden karitativ tätigen Körperschaft sein, den Ursprung der erforderlichen Notfallmaßnahmen zu ergründen und diesen nachhaltig zu bekämpfen. Auch wenn die Notlage eines Tieres eine absolut nachvollziehbare Betroffenheit her- vorruft und auch wir alles in unseren Kräften stehende Möglichkeiten ausschöpfen, kann dies immer nur eine Einzelfalllösung bedeuten und keine strukturellen Veränderungen hervorrufen. Medial betrachtet sind derartige Notfallmaßnahmen ein probates Mittel, um eine öffentliche Wahrnehmung zu erzielen. Die Auflösung von sog. „animal hoarding“-Haltungen, die Befreiung eines Wildtieres aus einer Notsituation oder die Beschlagnahme von illegal importierten Hundewel- pen werden in der Regel von Medienvertretern gerne aufgegriffen, um darüber in Presse und Fernsehen zu berichten. Auch im Bereich der sog. „social media“ wie Facebook und Twitter finden derartige Rettungsakti- onen ein hohes Maß an positivem Widerhall. Offenbar wird durch die emotionale Betroffenheit ein erhöhtes Maß an Wahrnehmung und auch Zuspruch erreicht. Deutlich schwieriger gestaltet sich die Kommunikation von Aktivitäten, die auf eine nachhaltige Lösung vorhandener Probleme im Tierschutz abzielt.

aktion tier - menschen für tiere e.V. · Haltungsbedingungen in der industriellen Massentierhaltung als Ergeb- ... In unseren Städten und Dörfern leben viele verschiedene Vögel

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aktion tier - menschen für tiere e.V.

Jahresbericht 2014

Inhalt1. Unsere Tierschutzkampagnen 2014

1.1 Tierhaltung bedeutet Verantwortung 1.2 Artenschutz an Gebäuden1.3 Plüsch statt Tier – denn Stofftiere fühlen keinen Schmerz

2. Tierschutzfälle 2014

2.1 Einsames Huhn aus schlechter Haltung gerettet2.2 Schlangenalarm im Blumengroßhandel2.3 Katzen aus Messihaus gerettet2.4 Animal Hoarding Fall in Brandenburg: 30 Eichhönchen in Not

3. Projekte

3.1 Projekt JUNIOR Tierschutzzimmer3.2 Projekt Kitty3.3 Projekt Eichhörnchenseil3.4 aktion tier ZOSSEN

4. Gewinn- und Verlustrechnung für das Vereinsjahr 2014

Einleitung

Wie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Handels stellt sich auch im Tierschutz die Frage nach den Prämissen in den Aktivitäten eines Verei-nes. Aktion tier e.V. als eine der größten europäischen Organisationen im Bereich des Tierschutzes steht regelmäßig im Widerstreit dessen, was zum einen an Erwartungshaltungen an uns gerichtet wird und zum an-deren als ein perspektivisch sinnvolles Handeln erachtet wird.

Annähernd täglich erreichen uns Anfragen von Personen, die sich eine konkrete Hilfestellung im Bereich eines akuten Notfalles erhoffen. Das Spektrum dessen reicht von verletzten (Wild-)Tieren über entlaufene Hunde und Katzen bis hin zu schlechten Haltungsbedingungen in der landwirtschaftlichen Nutzviehhaltung oder Privathaushalten. In den meisten Fällen können wir über unser vorhandenes Netzwerk bundes-weit Hilfestellung geben oder Ansprechpartner vor Ort benennen, die zur Lösung des Problems beitragen können.

Offenbar ist dies auch eine der zentralen Anforderungen, die ein Groß-teil der Bevölkerung an einen Tierschutzverein richtet. Hilfestellung für akut in Not geratene Tiere steht dabei an oberster Stelle. Dabei ist leider häufig auch eine Erwartungshaltung der Fragesteller zu beobachten, der kaum ein Tierschutzverein gerecht werden kann. Hilfestellung an jedem Ort und zu jeder Zeit übersteigt die Möglichkeiten jeder Organisation. Unabhängig davon werden Tierschutzvereine weniger als nachhaltig tä-tige wahrgenommen, sondern vielmehr als Ansprechpartner für akute Hilfsmaßnahmen.

Im Gegensatz dazu müssen Tierschutzorganisationen sich auch die Fra-ge stellen, wie sie die vorhandenen Problemstellungen langfristig lösen können. Letztlich sollte es doch Anspruch einer jeden karitativ tätigen Körperschaft sein, den Ursprung der erforderlichen Notfallmaßnahmen zu ergründen und diesen nachhaltig zu bekämpfen. Auch wenn die Notlage eines Tieres eine absolut nachvollziehbare Betroffenheit her-vorruft und auch wir alles in unseren Kräften stehende Möglichkeiten ausschöpfen, kann dies immer nur eine Einzelfalllösung bedeuten und keine strukturellen Veränderungen hervorrufen.

Medial betrachtet sind derartige Notfallmaßnahmen ein probates Mittel, um eine öffentliche Wahrnehmung zu erzielen. Die Auflösung von sog. „animal hoarding“-Haltungen, die Befreiung eines Wildtieres aus einer Notsituation oder die Beschlagnahme von illegal importierten Hundewel-pen werden in der Regel von Medienvertretern gerne aufgegriffen, um darüber in Presse und Fernsehen zu berichten. Auch im Bereich der sog. „social media“ wie Facebook und Twitter finden derartige Rettungsakti-onen ein hohes Maß an positivem Widerhall. Offenbar wird durch die emotionale Betroffenheit ein erhöhtes Maß an Wahrnehmung und auch Zuspruch erreicht.

Deutlich schwieriger gestaltet sich die Kommunikation von Aktivitäten, die auf eine nachhaltige Lösung vorhandener Probleme im Tierschutz abzielt.

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Jedoch haben viele notwendige Hilfsmaßnahmen ihren Ursprung in strukturellen Problemen, die zur Vermeidung weiterer Notfälle gelöst werden müssen. Deutlich wird dies z.B. in den vielen Anfragen, die uns zum Thema Straßenkatzen erreichen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem uns nicht eine Meldung über abgemagerte und kranke Tiere erreicht, für die Hilfe dringend erforderlich ist.

Dieser Sachverhalt steht geradezu exemplarisch für Versäumnisse vie-ler Jahre, deren Auswirkungen jetzt nur sehr schwer gelindert werden können. Im Gegensatz zu streunenden Hunden, die von einem Großteil der Bevölkerung als potentielle Bedrohung angesehen werden, stellt eine freilebende Katze aus der Sicht der meisten Menschen kein son-derliches Problem dar. Diese Sichtweise hat dazu geführt, dass sich über Jahrzehnte vom Menschen ausgesetzte Katzen inzwischen zu Po-pulationen entwickelt haben, deren Anzahl die Möglichkeiten einzel-ner Tierschutzorganisationen weit übersteigen.

Allein im letzten Jahr hat unser Verein im Rahmen seines „Kitty-Pro-jektes“ zur Hilfe für Streunerkatzen fast 4000 herrenlose Tiere kast-riert. Trotz aller vorhandenen Fakten wird von weiten Teilen der Politik und der Verwaltung das Vorhandensein dieses Problems nach wie vor oftmals geleugnet. Angeblich lägen keine verlässlichen Zahlen über die Anzahl der Tiere vor. Dies ist jedoch nur bedingt richtig, denn für einzelne Regionen gibt es sehr wohl nachvollziehbare Zählungen hin-sichtlich der an Futterstellen betreuten Tiere. Zudem sehen sich die meisten Kommunen nicht in der Verantwortung, da deren Aufbewah-rungspflicht sich lediglich auf die sog. Fundtiere bezieht. Gemäß De-finition sind dies in der Regel Hunde und Katzen, die vorübergehend aus der Obhut eines Besitzes abhanden gekommen sind. Da es sich jedoch bei den Streunerkatzen angeblich um herrenlose Tiere hande-le, lägen diese auch nicht im Zuständigkeitsbereich der kommunalen Ordnungsämter.

Kurzum, Problem gelöst? Mitnichten, denn letztlich ist daher niemand für die wachsende Schar der Streunertiere verantwortlich. Lediglich Tierschutzorganisationen fühlen sich dem Wohl der Tiere verpflichtet und versuchen, wie wir mit unserem „Kitty-Projekt“ auch, sich nach Kräften um die Versorgung der Tiere zu kümmern. Zielführend ist diese Verweigerungshaltung vieler Kommunen sicherlich nicht, da so eine Verringerung des Tierbestandes und damit eine Verhinderung weiteren Tierleids kaum erreicht werden dürfte. In der Praxis dürfte ohnehin auch kein Behördenvertreter in der Lage sein zu bestimmen, ob eine an der Futterstelle befindliche Katze irgendwann einmal einem Besit-zer entlaufen sein könnte oder diese bereits auf der Straße geboren wurde.

Ursprung des nun vorhandenen Tierschutzproblems dürften jedoch ehemalige Hauskatzen sein, die in wachsender Anzahl über viel Jahre hinweg aus der Obhut des Menschen entlaufen sind oder, schlimmer noch, von diesen schlichtweg ausgesetzt wurden. Tiere also, die kei-neswegs herrenlos waren. Tiere, denen der Mensch gegenüber seine Verantwortung nicht wahrgenommen hat und dabei Jahre später ein kaum zu lösendes Problem hinterlassen hat.

Jetzt ist guter Rat teuer. Eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen, wie wir es bereits 2004 im sog. „Paderborner Modell“ auf den Weg gebracht haben, ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Leider tun sich immer noch viele Kommunen schwer, diesem Beispiel zu folgen. Formaljuristische Bedenken werden dabei gerne ins Feld geführt; tatsächlich dürfte es aber wohl eher ein man-gelndes Problembewusstsein sein, das letztlich zu einem Nicht-Han-deln führt.

Viele notwendige Hilfsmaßnahmen ha-ben ihren Ursprung in strukturellen Prob-lemen, die zur Vermeidung weiterer Not-fälle gelöst werden müssen.

Eine Kennzeichnungs- und Kastrations-pflicht für Freigänger-Katzen, wie aktion tier sie bereits 2004 im sog. „Paderbor-ner Modell“ auf den Weg gebracht hat, ist sicherlich ein Schritt in die richtige Rich-tung.

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Trotz aller vorhandenen Fakten wird von weiten Teilen der Politik und der Verwal-tung das Vorhandensein dieses Problems nach wie vor oftmals geleugnet.

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Über unsere bundesweit 19 Kitty-Foren wurden in 2014 wieder mehrere tausend verwilderte Katzen eingefangen und kastriert.

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Und so sind wir immer noch weit davon entfernt, dieses an dieser Stelle exemplarisch aufgegriffene Problem gelöst zu haben. Selbst die Bundes-regierung geht in ihrem letzten Tierschutzbericht davon aus, dass man nicht von einem bundesweiten Phänomen ausgehen kann, da die An-zahl der freilebenden Katzen nicht ausreichend dokumentiert sei und wohl auch lokal sehr unterschiedlich seien. Unseres Erachtens ist diese Einschätzung falsch und führt lediglich weiterhin dazu, dass kein ausrei-chendes Problembewusstsein für die Lage der Straßenkatzen entsteht.

Daher bleiben für die Tierschutzorganisationen oftmals nur zwei denkba-re Szenarien: Die Missstände lauthals beklagen oder mit allen vorhande-nen Kräften eigene Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Wir haben uns für letzteres entschieden. Wie wir das tun, möchten wir Ihnen an dieser Stelle an ausgewählten Beispielen verdeutlichen.

1. Unsere Tierschutz - kampagnen 2014In diesem Jahr haben wir drei Informationskampagnen durchgeführt, um die Bevölkerung auf spezielle Tierschutzthemen aufmerksam zu machen. Darüber hinaus beraten wir zu allen Themen des Tierschutzes und ver-teilen bundesweit Informationsschriften zu besonders relevanten Berei-chen, aus denen die Bevölkerung Anleitung zu einem tierschutzgerech-ten Verhalten entnehmen kann. Denn letztlich ist immer das menschliche Fehlverhalten Ursache tierschutzwidriger Zustände!

1.1. Tierhaltung bedeutet Verantwortung!

Das zentrale Anliegen unserer Vereinsarbeit. Es gibt kaum einen Bereich unserer Tierschutzarbeit, in dem wir uns nicht mit den Folgen menschli-chen Fehlverhaltens auseinandersetzen müssen. Überfüllte Tierheime als Ergebnis der unüberlegten Anschaffung eines Haustieres, katastrophale Haltungsbedingungen in der industriellen Massentierhaltung als Ergeb-nis menschlichen Konsumverhaltens und wachsende Fälle sog. „animal hoardings“ als ein Ergebnis fehlgeleiteter vermeintlicher Tierliebe. Diese Liste ließe sich noch umfangreich verlängern, um letzten Endes nur zu einem Ergebnis zu gelangen: Wir sind das Problem! Unser Verhalten sorgt tagtäglich dafür, dass Tiere leiden oder mit einem hohen Aufwand in Ein-richtungen wie eines Tierheimes aufwändig versorgt werden müssen. Die Ursachen dafür zu bekämpfen ist ein zentrales Anliegen unserer Vereins-satzung, der wir mit bundesweiten Aktionen und Informationsständen entsprechen. Dort erreichen wir den Verursacher, nämlich Menschen, de-ren Verhalten nicht tierschutzgerecht ist. Diese zu einer Verhaltensände-rung zu bewegen und ihnen dafür Informationen an die Hand zu geben ist das wesentliche Ziel unseres Handelns.

1.1. Artenschutz an Gebäuden

In unseren Städten und Dörfern leben viele verschiedene Vögel. Zahl-reiche Arten nutzen Gebäude, um ihre Nester zu bauen und die Jungen groß zu ziehen. Vor allem durch Sanierungsmaßnahmen werden jedoch Nischen, Höhlen und Mauervorsprünge an Häusern zerstört, so dass Ge-bäudebrüter immer weniger Nistmöglichkeiten finden. Mit unserer Som-merkampagne „Artenschutz an Gebäuden“ wollten wir auf diese Gefahr aufmerksam machen und Hinweise geben, wie man helfen kann. Zum Beispiel durch das Anbringen von Nistkästen.

Der Kampagnenstart war am 31. August 2014 und fand in der Wildtier- und Artenschutzstation unseres Projektpartners in Sachsenhagen statt.

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1.2. Plüsch statt Tier - denn Stofftiere fühlen keinen Schmerz

Alle Jahre wieder wünschen sich vor allem Kinder zu Weihnachten ein Haustier. Mit unserer Winterkampagne ̀ Plüsch statt Tier` wollten wir dazu beitragen, dass weniger Tiere gerade an Weihnachten unbedacht abge-schafft und später wieder abgeschoben werden.

Ein Haustier bedeutet lebenslange Verantwortung! Tiere können zum Teil sehr alt werden - verschiedene Schildkröten- oder Papageienarten sogar bis zu 100 Jahre. Des Weiteren kostet jede Tierhaltung Geld. Wer sich Hund, Katze, Maus oder Vogel unüberlegt anschafft und sich vor dem Kauf nicht umfassend über die zu erwartenden Folgekosten informiert, merkt erst hinterher, dass er sich die Tierhaltung vielleicht gar nicht leis-ten kann. Außerdem hat auch jedes Haustier seine ganz speziellen Be-dürfnisse hinsichtlich der Unterbringung, der Versorgung und Pflege, für die man sich jeden Tag Zeit nehmen muss.

Lebende Tiere eignen sich weder als Geschenk noch als Spielzeug, denn sie sind von uns abhängige, fühlende Lebewesen. Dem spontanen Weih-nachtswunsch eines Kindes nach einem Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster oder Kätzchen sollten Eltern auf keinen Fall nachgeben. Denn allzu oft geht diese „Überraschung“ schief – in der Regel auf Kosten des Tieres. So werden alle Jahre wieder nach den Festtagen vermehrt Tiere ausgesetzt oder im nächsten Tierheim abgegeben.

Eltern sollten ihren Kindern erklären, dass ein Lebewesen als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum nicht in Frage kommt. Ein Stofftier ist auch ein hübsches Weihnachtsgeschenk. Es bereitet Freude, fühlt keinen Schmerz, muss nicht gefüttert werden und leidet nicht, wenn es ver-gessen in der Ecke liegt. Auch ein Buch über das Wunschtier ist sinnvoll, da umfangreiches Wissen eine wichtige Voraussetzung für die eventu-ell spätere Anschaffung eines Haustieres sein sollte. Empfehlenswert ist außerdem ein Besuch mit dem Kind in einem Tierheim, wo man sich ebenfalls über die unterschiedlichen Tierarten und deren Bedürfnisse informieren kann.

Zum Kampagnenstart am 25. November im Einkaufszentrum `plaza` in Schwerin konnten Kinder Stofftiere selbst bemalen und anschließend an andere Kinder verschenken. Wie immer konnten sich Passanten an ei-nem großen aktion tier-Informationsstand über das Kampagnenthema informieren und auch unser Maskottchen „Pingi“ war wieder mit von der Partie. In der Vorweihnachtszeit haben wir dann bundesweit an unseren aktion tier- Informationsständen den Kampagnenflyer verteilt und insge-samt 2.000 kleine Plüschtierchen in unterschiedlichen Forme und Farben an Passanten verschenkt.

2. Tierschutzfälle 2014Auch in diesem Jahr haben wir uns wieder um viele Tiere in Not geküm-mert. Dabei ist es unwichtig, ob es sich um einen verletzten Vogel oder um eine große Anzahl gequälter Haustiere handelt. Uns ist jedes Tier gleich wichtig und wir helfen, wo wir können.

2.1. Einsames Huhn aus schlechter Haltung gerettet

Das Huhn Charlotte lebte in einem verdreckten Gehege in einem Hinter-hof im Berliner Bezirk Charlottenburg. Mutterseelenallein fristete es hier sein Dasein. Ein aktion tier- Mitglied hatte uns von dem bedauernswer-ten Vogel berichtet und auch wir waren bei unserer Tierschutzkontrolle Ende Februar 2014 fassungslos über die verwahrloste Haltung. Charlot-te scharrte zwischen Müll, vergammelten Essensresten und verdreckten Plastikschalen herum.

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Kontakt

aktion tier – menschen für tiere e.V. ist deutschlandweit eine der mitgliederstärksten Tierschutzorganisationen. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung durch Kampagnen und Informationsveranstaltungen auf Missstände im Tierschutz aufmerk-sam zu machen und Lösungen aufzuzeigen, wie diesen nachhaltig begegnet werden kann.

Geschäftsstelle BerlinKaiserdamm 97 14057 BerlinTel.: 030 30 10 38 31 Fax: 030 30 10 38 34 [email protected]

MitgliederbetreuungSpiegelweg 714057 BerlinTel.: 030 301 11 62 0 Fax: 030 301 11 62 14 [email protected]

www.aktiontier.org 030 30 111 62-0

Herausgeber: aktion tier - menschen für Tiere e.V.Redaktion/Text: © aktion tier/Ursula BauerGestaltung: Moventis GmbH

Stand: Oktober 2014

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Denn Stofftiere fühlen keinen Schmerz

Schenken Sie zu Weihnachten lieber ein kuscheliges Stofftier!

Auch auf die Gefahr hin, erst einmal ein ent täuschtes Kinderge-sicht ertragen zu müs-sen. Erklären Sie Ihrem Kind, was die Anschaf-fung und Haltung eines echten Tieres bedeutet und dass ein Lebewe-sen als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum nicht in Frage kommt. Auch ein Buch über das Wunschtier ist sinnvoll, da umfangreiches Wis-sen eine der wichtigsten Voraussetzungen für die eventuell spätere Anschaffung eines Haustieres ist. Empfeh-lenswert ist außerdem ein Besuch mit dem Kind in einem Tierheim, wo man sich ebenfalls über die unterschiedli-chen Tierarten und deren Bedürfnisse informieren kann.

Ein Stofftier bereitet Freude, fühlt keinen Schmerz, muss nicht gefüttert werden und leidet nicht, wenn es vergessen in der Ecke liegt. Mit unserer Kam-pagne „Plüsch statt Tier“ möchten wir dazu beitragen, dass weni-ger Haustiere gerade an Weihnachten unbe-dacht angeschafft und später wieder abge-schoben werden.

Auch ein Plüschtier bereitet Freude

VTiere sind keine Weihnachtsgeschenke!

Vor allem Kinder wünschen sich häufig Haustiere. Be-sonders beliebt sind niedlich aussehende Tiere mit wei-chem Fell zum Kuscheln und Spielen. Kaninchen, Meer-schweinchen oder Katzenba-bys stehen da vor allem an Weihnachten oft ganz oben auf der Wunschliste. Aber lebende Tiere eignen sich weder als Geschenk noch als Spielzeug, denn sie sind von uns abhängige, fühlende Lebewesen. Damit die Tier-haltung nicht zur Tierquäle-rei wird, sollten auch Kinder früh lernen, dass Haustiere nicht als ständig verfügbare Kuschelkumpel zur Befriedi-gung der eigenen Wünsche missbraucht werden dürfen. Jedes Tier verdient nicht nur unsere Zeit, unsere Liebe und Fürsorge, sondern auch unse-ren Respekt vor seinen art-typischen Verhaltensweisen und Bedürfnissen.

Dem Wunsch eines Kindes nach einem Haustier als le-bendes Weihnachtsgeschenk sollten Eltern auf keinen Fall nachgeben. Die Entscheidung, ein Tier zu kaufen, muss grundsätzlich die Familie in Ruhe gemeinsam treffen. Die hektische Vorweihnachtszeit ist hier mit Sicherheit kein ge-eigneter Zeitpunkt. Allzu oft geht die „lebende Weihnachts-überraschung“ schief – in der Regel auf Kosten des Tieres. So werden alle Jahre wieder nach den Festtagen vermehrt Tiere ausgesetzt oder im nächsten Tierheim abgegeben.

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Ein Haustier ist ein vollwertiges Familienmitglied

Katzenbabys sind kein Kinderspielzeug

Unüberlegt angeschaffte Tiere landen häufig im Tierheim

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Nachdem wir mit den offensichtlich überforderten und schon sehr be-tagten Besitzern gesprochen hatten, konnten wir den zutraulichen Vogel mitnehmen. Wir haben Charlotte in unser Tierheim aktion tier Meissen gebracht, wo sie in eine bestehende Hühnergruppe integriert wurde.

2.2. Schlangenalarm im Blumengroßhandel

Anfang Dezember 2014 wurden Mario Assmann und sein Team von ak-tion tier- Meissen zum Blumengroßhandel Schünemann in Radeburg (Sachsen) gerufen. Dort hatte man in einer Kiste mit Blumen aus Florida eine Schlange entdeckt. Natürlich war die Angst groß, dass es sich um eine gefährliche Giftschlange handeln könnte. Der 15cm lange „blinde Passagier“ wurde von den aktion tier- Mitarbeitern fachmännisch einge-sammelt und im Tierschutzzentrum artgerecht untergebracht.

Bei der Schlange handelte es sich um eine Gewöhnliche Strumpfband-natter (Thamnophis sirtalis). Dieses bis zu 120 cm groß werdende Rep-til kommt in großen Teilen der östlichen USA vor. Strumpfbandnattern sind sehr anpassungsfähig und man findet sie sowohl in freier Natur als auch in besiedelten Bereichen zum Beispiel in Stadtparks. Wie die kleine Schlange in den Blumentransport nach Deutschland gelangt ist, bleibt ihr Geheimnis.

2.3. Katzen aus Messiehaus gerettet

Mitte März 2014 erhielten wir den Hinweis auf eine verletzte Katze im sächsischen Diera. Unter der angegebenen Adresse fanden wir ein abseits gelegenes Einfamilienhaus vor. Im Garten hielten sich mehrere Katzen auf, die augenscheinlich an starkem Katzenschnupfen litten. Die Tür des Hauses stand offen. Drinnen herrschte ein unvorstellbares Chaos: Berge von Müll und Abfall, verschimmelte Essenreste, verdreckte Katzenklos.

Wir fingen 4 Katzen ein und ließen sie sofort im Tierheim aktion tier Meis-sen tierärztlich untersuchen. Sie hatten Flöhe und Zecken und litten unter starkem Ohrmilbenbefall. Ein älterer roter Kater hatte ein katastrophales Gebiss. Unter anderem waren alle 4 Eckzähne abgebrochen, die vereiter-ten Stummel steckten noch im Kiefer. Es war höchste Zeit, dass diesen verwahrlosten Katzen geholfen wurde.

2.4. Animal Hoarding- Fall in Brandenburg 30 Eichhörnchen in Not

An Fälle, in denen sogenannte Tiermessies zahllose Hunde und Katzen ansammeln, haben wir uns fast schon gewöhnt. Aber Eichhörnchen? Ein „Liebhaber“ fremdländischer Hörnchenarten hatte es in einem kleinen Dorf in Brandenburg auf die stattliche Anzahl von 30 Tieren gebracht. Die Eichhörnchen waren in überwiegend kleinen, aneinandergereihten Gehegen im Innenhof eines ehemaligen Bauernhauses untergebracht, in dem der Halter mit seiner Frau lebte. Als er im September 2014 überra-schend verstarb, wandten sich die völlig überforderten Angehörigen an unsere Eichhörnchenexpertin Tanja Lenn. Die Tiere müssten umgehend weg, niemand wollte nach dem Tod des Besitzers die Verantwortung übernehmen. Wie immer bei derart ausufernden Tierhaltungen, die noch dazu von einer einzigen Person betrieben werden, kam es auch hier von heute auf morgen zu enormen Problemen.

Ursula Bauer und Tanya Lenn nahmen umgehend eine erste Bestands-aufnahme vor. Die 30 Eichhörnchen gehörten mehreren in Deutschland nicht heimischen Arten an, unter anderem handelte es sich um Grau-hörnchen, Prevost-Hörnchen, Fuchshörnchen, Hoffmanni-Costa-Rica-Hörnchen und Rotbauchhörnchen. Schnell wurde klar, dass die Tierhal-tung schon seit geraumer Zeit und nicht erst in Zusammenhang mit dem Sterbefall aus dem Ruder gelaufen war.

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Die Böden der Gehege waren mit Kot und leeren Nussschalen übersät. Futter war in den meisten Volieren nicht vorhanden oder vollständig verschimmelt, so dass die ausgehungerten und teilweise stark abge-magerten Tiere den aktion tier- Mitarbeitern die mitgebrachten Nüsse regelrecht aus den Händen rissen. Auch der gesundheitliche Zustand der Tiere war teilweise bedenklich. Flöhe und andere Parasiten hatten sich ungehindert ausgebreitet. Unser schlimmster Fund: ein totes und inzwischen mumifiziertes Eichhörnchen in einem Nistkasten. Das Tier muss schon vor vielen Monaten gestorben sein.

Nachdem wir die Eichhörnchen erst einmal mit Wasser und Futter ver-sorgt hatten, vereinbarten wir mit der Witwe, alle Tiere in drei Wochen abzuholen. Die Witwe des Tierhalters war einverstanden und Frau Lenn versprach, alle paar Tage vorbei zu kommen, um die Hörnchen vor Ort zu versorgen. Bereits am nächsten verabredeten Versorgungsbesuch fiel Tanya dann jedoch aus allen Wolken. Hinter unserem Rücken hat-te ein mit dem Halter befreundeter Eichhörnchenzüchter die meisten Tiere abgeholt. Diesem miesen Handel zugestimmt hatte der Sohn des Verstorbenen, der damit nicht nur seine Mutter und uns komplett über-gangen, sondern auch nicht zum Wohle der Tiere gehandelt hat. Vor Ort drohte dieser Sohn dann außerdem noch Frau Lenn, dass er die übrigen Tiere erschlagen oder freilassen würde, wenn sie die Hörn-chen nicht sofort mitnimmt. Also fing Tanya Lenn alle verbliebenen Hörnchen ein, die nun in der Station der aktion tier- Eichhörnchenhilfe in Teltow leben.

3. ProjekteGemeinhin werden Tierschutzvereine oftmals gleichgesetzt mit dem Un-terhalt und Betrieb von Tierheimen, die sich der Annahme von in Not geratenen Tieren verpflichtet haben. Dies ist sicherlich ein wesentlicher Aspekt einer Tierschutzarbeit, dem auch unser Verein nachkommt. Al-lerdings erachten wir die Fokussierung darauf als nicht ausreichend, um nachhaltig eine Verbesserung der Lebenssituation von Tieren in unserem Lande zu erreichen. Daher ist ein wichtiges Moment unseres Anliegen, Projekte zu entwickeln, die das Bewusstsein der Bevölkerung verändern können. Daraus entstehen sehr unterschiedliche Projekte, von denen wir Ihnen einige hier vorstellen wollen.

3.1. Projekt JUNIOR / Tierschutzzimmer

aktion tier JUNIOR ist ein Gemeinschaftsprojekt von aktion tier e.V. und der Stiftung Menschen für Tiere. Mit diesem Kinder- und Jugendprojekt möchten wir jungen Menschen unter anderem durch Tierschutzferien, Tierschutzunterricht und Praktika in Tierheimen für den Tierschutz sen-sibilisieren.

Die Schule soll Kindern Können und Wissen vermitteln. „Tierschutz“ steht jedoch bedauerlicherweise auf keinem Lehrplan. Daher hat aktion tier gemeinsam mit der Stiftung Menschen für Tiere bereits vor einigen Jahren das Konzept des Tierschutzzimmers entwickelt. Tierschutzzim-mer sind entsprechend ausgestattete Räume in Bildungseinrichtungen wie Schulen, Horten und Kitas, in denen sich Kinder ohne Notendruck über Themen wie artgerechte Haustierhaltung, Wildtiere in freier Natur oder die Herkunft von tierischen Lebensmitteln informieren können.

Nachdem das erste Tierschutzzimmer in Radeberg ein riesiger Erfolg war haben wir diese innovative Bildungseinrichtung in den Jahren 2012 und 2013 in weiteren 12 Schulen installiert. Im Jahr 2014 konnten wir weitere 4 Tierschutzzimmer eröffnen, die sich alle in Berliner Schulen befinden.

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• Gemeinschaftssschule Grüner Campus Malchow in Berlin-Lichtenberg

Dieses Tierschutzzimmers steht seit dem 10.04.2014 den Schülern zur Verfügung. In der Schule „Grüner Campus Malchow“, die 2008 den Deut-schen Schulpreis gewonnen hat, wird nicht nur der Umweltschutz groß geschrieben, der als 5te Komponente sogar in die Abiturprüfung aufge-nommen wurde. Der engagierte Schulleiter Tobias Barthl hat auch in Zusammenarbeit mit dem Förderverein der Schule einen großen Kin-derbauernhof mit vielen Nutz- und Haustieren aufgebaut. Die Schüler haben hierdurch täglich Umgang mit Tieren und helfen kräftig bei deren Betreuung und Versorgung mit.

• Waldorfschule Berlin-Südost in Berlin-Köpenick

Seit dem 10.10.2014 gibt es nun auch in dieser Waldorfschule ein Tier-schutzzimmer. Es befindet sich in einem separaten Häuschen auf dem Schulgelände. Die von aktion tier und der Stiftung Menschen für Tiere zur Verfügung gestellten Mittel wurden jedoch nicht nur für die Anschaffung von Bestimmungsbücher, Schautafeln, Lupen und Mikroskopen verwen-det. Die engagierte Lehrerin Frau Mayr hat mit ihren Schülern außerdem noch ein „open-air“- Tierschutzzimmer im einem ruhigen Randbereich des Schulgeländes angelegt. Dieses naturnah und tierfreundlich gestal-tete Areal mit mehreren Teichen, einem Kräutergarten, Vogel-Nistkästen, und einer Igelecke bietet Wildtieren einen guten Lebensraum und den Kindern einen aktiven Zugang zu der Natur und all ihren Lebewesen.

• Hermann-Boddin-Grunschule in Berlin-Neukölln

Am 21.11.2014 öffnete dieses Natur– und Tierschutzzimmer seine Pfor-ten. Wir sind glücklich, nun auch in einem sogenannten Problembezirk ein Tierschutzzimmer installiert zu haben und somit den Neuköllner Kin-dern und Jugendlichen die Inhalte des Tier-, Natur- und Umweltschutzes näher bringen zu können.

• Wilhelm-Busch-Grundschule in Berlin-Hellersdorf

Das Tierschutzzimmer in dieser Grundschule wurde am 08.12.2014 in Betrieb genommen. Als verspätetes Nikolausgeschenk übergab `Pingi`, das Maskottchen von aktion-tier e.V., den Raum den neugierigen und erwartungsvollen Schülern.

Mit der Eröffnung dieser weiteren 4 Tierschutzzimmer haben wir unser Ziel, in jedem Berliner Bezirk ein Tierschutzzimmer zu installieren, er-reicht. Nun sind weitere Tierschutzzimmer im gesamten Bundesgebiet in Planung.

3.2. Projekt Kitty

Im Rahmen des seit 2002 bestehenden Straßen-katzen- Projektes KITTY von aktion tier haben wir auch in 2014 wieder effektive und nachhaltige Hil-fe für die Straßenkatzen in Deutschland geleistet. So konnten über unsere bundesweit 19 Kitty-Foren erneut mehrere tausend verwilderte Kat-zen eingefangen und kastriert werden. Daneben wurden Tausende Tiere medizinisch versorgt und an dauerhaft eingerichte-ten Plätzen gefüttert.

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Kastrationszahlen pro Kitty-Forum im Einzelnen

Kitty-Forum Berlin: 504Kitty-Forum Bückeburg-Rinteln: 30Kitty-Forum Frödenberg: 61 Kitty-Forum Gevelsberg: 249Kitty-Forum Glindow: 187Kitty-Forum Hamm: 253 Kitty-Forum Hastorf: 73Kitty-Forum Köln: 176Kitty-Forum Kronach: 150Kitty-Forum Marktredwitz: 161Kitty-Forum Meißen: 208Kitty-Forum Neustadt/Aisch: 244Kitty-Forum Paderborn: 478Kitty-Forum Rheine: 206Kitty-Forum Rostock: 73Kitty-Forum Saffig: 513Kitty-Forum Schwerin: 34Kitty-Forum Westerwald: 178Kitty-Forum Zingst/Darß: 14

Summe 3.792

In der Straßenkatzen-Babystation von aktion tier in Glindow wurden in 2014 insgesamt 270 Katzenbabys und 47 Muttertiere versorgt. Von den 47 Katzenmüttern haben 17 ihre Jungen in der Station zur Welt gebracht, die übrigen 30 wurden zusammen mit ihrem Nachwuchs in der Kitty-Babystation aufgenommen. Alle Katzenbabys wurden nach der Säugezeit in gute Hände vermittelt. Die kastrierten Mütter wurden wieder an ihrer betreuten Futterstelle freigelassen.

3.3. Projekt Eichhörnchenseil

Immer wieder werden Eichhörnchen überfahren. Vor allem im Herbst und im Frühjahr ist die Gefahr besonders groß, da die Tiere dann mit dem Verstecken von Futter bzw. der Partnersuche derart beschäftigt sind, dass sie dem Straßenverkehr keinerlei Aufmerksamkeit widmen. Eichhörnchen sind in Bäumen zu Hause und ausgezeichnete Kletterer. Die Tiere überqueren eine Fahrbahn zu ebener Erde nur aus Mangel an Alternativen. Dabei ist die Gefahr sehr groß, überfahren zu werden und tatsächlich fallen auch viele Hörnchen dem Straßenverkehr zum Opfer. Befinden sich an Straßen beidseitig Bäume, deren Äste sich berühren, wählen Eichhörnchen zum Überqueren immer den Weg von Ast zu Ast. Diese natürliche Möglichkeit besteht an den meisten Straßen jedoch nicht.

Für dieses Problem gibt es eine Lösung – ein Eichhörnchenseil. Es han-delt sich hierbei um ein etwas dickeres Tau, welches, an Bäumen zu bei-den Seiten der Straße in einer Höhe von etwa 10 m dauerhaft befestigt, von den Eichhörnchen zur sicheren Überquerung genutzt werden kann. Diese dem arttypischen Verhalten der Tiere entsprechende „Luftbrü-cken“ verhindern effektiv und nachhaltig, dass Eichhörnchen an diesen Standorten überfahren werden.

aktion tier hat in Berlin am stark befahrenen Müggelseedamm, der in der Vergangenheit vielen Hörnchen das Leben gekostet hat, Anfang März 2014 das erste einer Reihe von geplanten Eichhörnchenseilen er-richtet. Die Kosten für das Seil (ca. 500 Euro), die fachgerechte Anbrin-gung durch den Spezialisten Alexander Geist (ca. 1.500 Euro) sowie die jährliche Sicherheitskontrolle (ca. 500 Euro) trägt aktion tier.

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Um die Nager schnell an die neue Überquerungsmöglichkeit zu gewöh-nen, haben wir Kästen mit Futter an beiden Seilbäumen angebracht. Nachdem Anwohner mehrfach Hörnchen dabei beobachtet hatten, wie sie über das Tau turnten, haben wir Mitte September 2014 eine Kamera mit Bewegungsmelder vor Ort befestigt. Und dann tappte am 11. Okto-ber endlich ein Eichhörnchen in unsere „Blitzerfalle“. Seither haben wir noch weitere Fotos von Hörnchen auf dem Seil erhalten, die den Erfolg unseres einzigartigen Tierschutzprojektes dokumentieren.

3.4. aktion tier ZOSSEN

Seit 2002 ist der Verein der Tierfreunde „Schützende Hand“ e.V., der ein Tierheim im Brandenburgischen Zossen betreibt, Projektpartner von aktion tier. Neben der finanziellen Hilfe gab es auch immer eine intensive praktische Zusammenarbeit. So wurden beispielsweise eine Reihe von Tierschutzfällen gemeinsam gelöst und aktion tier- Mitarbei-ter haben mehrmals ehrenamtliche Arbeitseinsätze im Tierheim durch-geführt. Als im Jahr 2013 drei der fünf Vorstandsmitglieder zurücktra-ten, war der verbleibende Vorstand praktisch handlungsunfähig. Hinzu kamen finanzielle Schwierigkeiten, durch welche die Weiterführung des Tierheimbetriebes gefährdet war.

Daher entschloss sich aktion tier Mitte April 2014, dem Verein zu hel-fen. Mitte August spendierte aktion tier dann ein dringend benötigtes Tierschutzauto, mit diesem in Zukunft vor allem Tierrettungen durch-geführt oder zur Kastration eingefangene Straßenkatzen transportiert werden können. Das Auto war außerdem voll bepackt mit einer großen Futterspende.

Zwei Wochen später fand dann das jährliche Tierheim-fest statt, bei dem aktion tier kräftig mitgeholfen hat. Es kamen etwa 3.000 Be-sucher und alle waren be-geistert von den zahlreichen Infoständen und Darbietun-gen. So hatten wir beispiels-

weise neben dem aktion tier-Infostand viele Informationen zu unserem Straßenkatzen-Hilfsprojekt „Kitty“ aufgebaut. Unser begehbares mobi-les Tierschutzzimmer war ebenfalls vor Ort. Ein buntes Rahmenpro-gramm mit Vorführungen, Tombola, einem Konzert von „Countrybär“ Larry Schuba und fetziger Musik von DJ Schmocki ließen keine Lan-geweile aufkommen. Kurz nach der Eröffnungsrede von Vorstandsmit-glied Holger Knieling überreichte Christoph Schulze (Mitglied des Land-tages Brandenburg) dem Tierheim einen privaten 100-Euro-Scheck. Herr Schulze war derart begeistert von aktion tier- Zossen, dass er sich kurzerhand unser T-Shirt überzog und sich mit einem Sparschwein auf Spendensammeltour begab. Wie auf jedem Fest war natürlich auch das Essen für die Besucher besonders wichtig. Wie es sich für konsequen-te Tierschützer gehört, wurden auf diesem Tierheimfest weder Fleisch noch Wurst angeboten. Unter dem Motto „Tiere achten statt schlach-ten“ grillten wir Hunderte von Veggie-Würstchen, die wir gratis zum Probieren anboten.

Durch die umfangreiche und intensive Hilfe von aktion tier im Jahr 2014 konnte nicht nur der Tierheimbetrieb in gewohnter Qualität fortgeführt werden. Perspektivisch soll in Zossen noch viel passieren. Geplant sind für das kommende Jahr zum Beispiel diverse Erweiterungen und Um-bauten auf dem Tierheimgelände, die wir gemeinsam anpacken wer-den. Aufgrund der sehr engen Projektpartnerschaft wird das Tierheim von nun an unter dem Namen „aktion tier ZOSSEN“ geführt.

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Gegliedert nach den Vorschriften für gemeinnützige Vereine Summen EUR EUR % Mitgliedsbeiträge 11.076.966,95 Spenden 18.877,56 Erbschaften 19.972,69 Sonstige Einnahmen ideell 159.366,02 11.275.183,22 100,00 Vermögensverwaltung 51.201,40 51.201,40 0,45 Verwaltungsbereich Verwaltung allgemein -460.952,86 -4,09Mitgliederverwaltung -411.259,91 -3,65 -872.212,77 -7,74

Satzungsgemäße Aufwendungen Förderung und Unterhalt von Tierschutzprojekten

Förderung lokale Tierheime/Projektpartnerschaften -1.389.570,13 -12,32Eigene Tierschutzprojekte/ Tierheime -733.651,02 -6,51Projekt „Kitty“ für Streunerkatzen -534.156,83 -4,74Tierheim Teneriffa -459.712,27 -4,08Kinder- und Jugendarbeit -1.363,70 -0,01

Kampagnen zu Belangen des Tierschutzes

Kampagne „Tierhaltung bedeutet Verantwortung“ -4.157.988,68 -36,88Kampagne „Artenschutz an Gebäuden“ -1.588.429,57 -14,09Kampagne „Plüsch statt Tier!“ -403.270,46 -3,58Kampagne „Welpenhandel“ -9.518,84 -0,08Kampagne „Junior Club“ -4.705,44 -0,04Kampagne „Honigbiene“ -1.626,24 -0,01Kampagne „Igel“ -3.092,76 -0,03Kampagne „Wildtiere gehören nicht ins Wohnzimmer“ -6.180,86 -0,05Publikation zum Tierschutz „mensch und tier“ -766.543,80 -6,80Sonstiges 422,30 0,00 -10.059.388,30 89,22

Zweckbetriebe

Tierheim Teneriffa - Fundtieraufnahme 54.116,22 54.116,22 0,48

Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe 4.485,16 4.485,16 0,04

Überschuss lt. Jahresrechnung 2014 453.384,93 4,02

4. Gewinn- und Verlustrechnung für das Vereinsjahr 2014

aktion tier-Mitarbeiter als Maskottchen „Pingi“

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Mitarbeiterinnen vom aktion tier-Aufklärungs-team informieren über Tierschutzthemen

3Tierschutz beginnt nicht im Tierheim, sondern in den Köpfen der Menschen!