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Agrarpoltische Trends in der europäischen Rinder- und Milchwirtschaft Erwin Schmid Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung Universität für Bodenkultur Wien Seminar: Neue Selektionskriterien und Zuchtstrategien in der Rinderzucht Heffterhof, Salzburg 15. März 2007

Agrarpoltische Trends in der europäischen Rinder- und Milchwirtschaft Erwin Schmid Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Institut für Nachhaltige

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Agrarpoltische Trends in der europäischen Rinder- und Milchwirtschaft

Erwin Schmid

Department für Wirtschafts- und SozialwissenschaftenInstitut für Nachhaltige WirtschaftsentwicklungUniversität für Bodenkultur Wien

Seminar: Neue Selektionskriterien und Zuchtstrategien in der Rinderzucht Heffterhof, Salzburg 15. März 2007

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Überblick

Agrarpolitik International (WTO) GAP-Bewertung

Marktordnungen, Budget, Betriebsprämien

Österreichische Rinder- und Milchwirtschaft Produktionswert und -struktur, Faktoreinkommen, Handel

Zusammenfassung & Schlussfolgerungen

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WTO – Doha Runde (9.)

Abbruch der Verhandlungen Mitte 2006 starre Positionen EU – USA – G20 Ziel: Marktliberalisierung

Marktöffnung (EU: ‚Everything but Arms‘ Klausel) Stützungsmassnahmen

Grüne Maßnahmen (green box): entkoppelte Einkommensbeihilfen Blaue Maßnahmen (blue box): Direktzahlungen => abbauen Gelbe Maßnahmen (amber box): Preisstützungen => abbauen

Exporterstattungen und Importzölle => abbauen

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Entwicklung der Exporterstattungen in der EG/EU

0

2

4

6

8

10

1963

1965

1967

1969

1971

1973

1975

1977

1979

1981

1983

1985

1987

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2001

Getreide Zucker Milch Rindfleisch Andere

Mrd

. €

Quelle: Schaps, J. (2003); CEC, DG Trade

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Milchmarktordnung

EU ist weltweit der größte Milchproduzent Produktion liegt ca. 15% über Inlandsverbrauch, davon werden 9% mit Hilfe von Exportsubventionen exportiert 10% werden mit internen Verwendungsbeihilfen in der EU abgesetzt, 3% des Verbrauchs werden importiert (Präferenzzölle)

Instrumente: Exporterstattungen, Importzölle, Direktzahlungen, Produktionsquoten, Intervention, Marktzugang, etc.

GAP Reform 2003 Absenkung der Interventionspreise für Butter (-25%) und

Magermilchpulver (-15%) und der Butterintervention von 70,000 t auf 30,000 t

Quotenaufstockung (in Ö. ~1,5%) Milchquotenprämie (3,55 Cent/kg) => Entkoppelung 2007/08

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Milchmarktreform (2015)

Grundsatzfrage:

Quotenkürzung (um >Preise), oder Quotenausstieg bis 2015 (mit Anschlussregelung)

Quoten aufstocken und EU-weit handelbar machen (Produktionsverlagerung, Planungssicherheit)

zusätzliche staatliche Finanzhilfen (Betriebsprämie) Begleitung durch 2. Säule der GAP (Ausgleichszulage,

Investitionsförderung, Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen)

Exporterstattungen, Zollreduktion, und Marktzugang (WTO)

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Entwicklung der Milchpreise:Vergangenheit und mögliche Zukunft

in Isermeyer, 2007

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GAP - Budget

EU-Budget wurde mit schwierigen Verhandlungen für 2007-2013 festgelegt.

Umstrittenen Fragen Gesamthaushalt

Netto-Zahler wollen nicht 1% des BIP überschreiten Anteil der GAP-Mittel

Verhandlungsergebnis EU-Haushalt ist niedriger als die Kommission vorgeschlagen hat Erhaltung des Chirac-Schröder Abkommens (2002) für die 1. Säule Deutliche Reduzierung der 2. Säule (in Ö. Ausdehnung)

Konflikte sind bis 2008 „ruhig“ gestellt.

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Jährliche GAP Ein- und Auszahlungen der EU27 für 2007-2013

Quelle: EUROSTAT

0

2

4

6

8

10

12

Germ

any

France Ita

ly

Unite

d Kin

gdom

Spain

Nether

lands

Belgiu

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Sweden

Polan

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ia

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Cypru

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Estoni

aMal

ta

in M

rd. E

uro

GAP-Einzahlung

GAP-Auszahlung

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Lorenzkurven für DZ (2001)

0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1

0 0,2 0,4 0,6 0,8 1

DE AT PT FI UK

DZ

Betriebe

Quelle: EUROSTAT, 2005 (eigene Berechnung)

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Betriebsprämienmodelle (BP) in der EU27

historischer Ansatzimplementiert in Österreich, Belgien, Frankreich,

Griechenland, Italien, Irland, Niederlande, Portugal, Spanien, Schottland, Wales

regionaler – oder flat-rate – Ansatz implementiert in den neuen Mitgliedsstaaten (EU12)

gemischte Modelle‘statisches’ Hybridsystem

(Dänemark, Luxemburg, Schweden, Nord-Irland)

‘dynamisches’ Hybridsystem(Finnland, Deutschland, England)

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Entwicklungen in der österreichischen Rinder- und Milchwirtschaft

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Landw. Faktoreinkommen und Einkommenskomponenten in 2005(in Mio. Euro)

Quelle: Statistik Austria

0%

20%

40%

60%

80%

100%

pfl. Erzeugung (HP) tier. Erzeugung (HP)

DL & n. landw. Nebentät. sonst. Subventionen

2.664

2.304

1.553

514

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Vorleistungen Abschreibungen

Produktionsabgaben Faktoreinkommen

1.453

2.350

3.112

121

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Landw. Produktionswerte in 2005 (zu Herstellungspreisen)

Österreich 2.304 Mio. €

Quelle: Statistik Austria

Österreich 2.664 Mio. €

49

67

126

147

226

290

402

438

544

Kartoffeln

Ölsaaten

Zuckerrüben

Gemüse

Pfl. & Blumen

Obst

Getreide

Wein

Futterpflanzen

23

124

140

679

758

876

Schafe &Ziegen

Geflügel

Eier

Schweine

Rinder

Milch

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Entwicklung von Produktionswert, Faktoreinkommen, Abschreibungen, Arbeitseinsatz und Vorleistungen

707580859095

100105110115120

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

in P

roze

nt

Produktionswert (inkl. Sub.) VorleistungenAbschreibungen FaktoreinkommenFaktoreinkommen/JAE Arbeitseinsatz (JAE)

160.700 JAE

2,5 Mrd. €

5,3 Mrd. €

3,2 Mrd. €

1,5 Mrd. €

15.513 €

Quelle: Statistik Austria

Page 16: Agrarpoltische Trends in der europäischen Rinder- und Milchwirtschaft Erwin Schmid Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Institut für Nachhaltige

Strukturentwicklung in der Milchproduktion

Quelle: Statistik Austria, BAWI

40

60

80

100

120

140

160

180

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

in P

roze

nt

Lieferanten Milchkühe t/Lieferant

51 t

538.400

51.000

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Entwicklung des Anteils der Kontroll-betriebe (li.) und Milchleistung (re.)

Quelle: Statistik Austria, BAWI, ZAR

35

40

45

50

55

60

65

70

75

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

in P

roze

nt

4,5

4,9

5,3

5,7

6,1

6,5

6,9

in 1

.00

0 k

g

Kontrollkühe (Anteil; li.) Kontrollbetriebe (Anteil; li.)

Milchleistung (alle Betriebe; re.) Milchleistung (Kontrollbetriebe; re.)

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0

20

40

60

80

100

120

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1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

in 1

.000

Ton

nen

90

95

100

105

110

115

120

125

in P

roze

nt

Käseerzeugung (li) Käseimport (li) Käseexport (li)

Trinkmilchabsatz (re) Milcherzeugerpreise (re)

0,306 €/kg

604.000 t

Entwicklung von Käseerzeugung, -importund -export, Trinkmilchabsatz undErzeugerpreise

Quelle: Statistik Austria, BAWI

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Rinderschlachtungen in Stück (li.) und Schlachtpreise in €/kg SG (re.)

0

100

200

300

400

500

600

700

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

in 1

,00

0 S

tüc

k

Stiere Schlachtkühe Kalbinnen Ochsen

Quelle: Statistik Austria, BAWI

1.5

1.7

1.9

2.1

2.3

2.5

2.7

2.9

3.1

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

in E

uro

/kg

SG

Stiere Schlachtkühe Kalbinnen Ochsen

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Entwicklung von Im- und Exporten bei Rindfleisch und Zuchttieren

Quelle: Statistik Austria, BAWI

0

20

40

60

80

100

120

140

160

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

in P

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nt

0

5

10

15

20

25

30

35

40

in 1

.000

Stü

ck

Rindfleisch Import Rindfleisch Export ZStiere Import

ZStiere Export ZKalbinnen Import ZKalbinnen Export

79.500 t

19.100 t

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Zusammenfassung

International Projektionen für ‚stabile Preisverläufe‘ auf den Weltmärkten Abschluss der Doha Runde US Farm Bill

GAP GAP-Budget & WTO Druck steigen

=> Zielorientierung von Maßnahmen 2007/2008 Halbzeitbewertung der Reform 2003 (‚health check‘)

Milchmarktordnung (Milchkontingente) Zuckmarktordnung (Umsetzung) Betriebsprämien(-verteilung); Teil- vs. Vollentkoppelung

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Zusammenfassung

Rinder- und Milchwirtschaft in Österreich LW-Faktoreinkommen je Arbeitseinheit ist nominell gestiegen

(+7,4%), real gefallen (-5%) gegenüber 1995. Anteil des Produktionswertes von Rinder- u. Milchwirtschaft ist

relativ konstant geblieben (30%). anhaltende Rationalisierungsprozesse (Abnahme Betriebe und

Rinder) und Professionalisierung (Leistungskontrolle). Steigerung des Exportes von Milch- und Rindfleischprodukten

und Zuchttieren.

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Schlussfolgerung

Frage über Milchkontingente: Planungssicherheit für BetriebsleiterInnen Anpassungsschritte bis 2015 und Nachfolgemodell (Lieferverträge)

Rinder- und Milchwirtschaft Anpassungserfolge: ‚EU-Beitrittsschock‘, ab 2000 günstige

Entwicklung aufgrund großer Handelsanstrengungen (Käseexportland).

In Österreich sind kaum Interventionen (Butter, Magermilchpulver). Rationalisierungsprozesse setzten fort – die Frage nach

Alternativen/Antworten für Aussteiger (Debatte über Milchkontingente).