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Pflanzenschutz Ackerbau 215 Zuckerrüben 5 Zuckerrüben Entwicklungsstadien der Zuckerrübe

Ackerbau Pflanzenschutz - ISIP · Force 20 CS), Auflagen und Hinweise auf der Saatgutverpackung zu beachten. Die zur Verfügung stehenden Beizen weisen keinen oberirdischen Schutz

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Pflanzenschutz Ackerbau

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5 Zuckerrüben

Entwicklungsstadien der Zuckerrübe

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5.1 Beizung ZuckerrübenGegen Auflaufkrankheiten können die Beizen Tachigaren 70 WP (Hymexazol) oder Vibrance SB (Sedaxane, Fludioxonil und Metalaxyl-M) angewendet werden. Ta-chigaren 70 WP schützt vor Pythium- und Aphanomyces-Arten und ist derzeit bis Mai 2022 zugelassen. Die Carboxamid-haltige Beize Vibrance SB ist bis Juni 2020 zugelassen und schützt vor Rhizoctonia-Wurzelfäule, Phoma und Pythium. Die Zu-lassung des Wirkstoffs Thiram wurde nicht verlängert. Die Aufbrauchfrist für behan-deltes Saatgut endet Januar 2020. Restbestände der entsprechenden Beizen und Saatgutrestbestände, die mit diesem Wirkstoff gebeizt worden sind, dürfen danach nicht mehr angewendet werden. Als einzige insektizide Beize steht nur noch Force 20 CS (Tefluthrin) mit guter un-terirdischer Wirkung gegen die Bodenschädlinge Moosknopfkäfer und Drahtwürmer bis Dezember 2027 zur Verfügung. Diese nicht-systemische Beize weist keine ober-irdische Wirkung auf und es bedarf deshalb eine frühe Überwachung der Schädlinge. Weitere Hinweise zu tierischen Schaderregern enthält Punkt 5.5.

Für die Rübenaussaat wurde die Anwendung von Wirkstoffen beschränkt. Es sind alle Anwendungsbestimmungen (Windauflage bei Vibrance SB,

Force 20 CS), Auflagen und Hinweise auf der Saatgutverpackung zu beachten. Die zur Verfügung stehenden Beizen weisen keinen oberirdischen Schutz gegen tierische Schaderreger auf. Daher werden frühe Bestandeskontrollen empfohlen.

5.2 Unkrautbekämpfung ZuckerrübenDie Unkrautbekämpfung stellt eine wesentliche Produktionsmaßnahme im Zucker-rübenanbau dar. Dabei ist die Effektivität der Unkrautbeseitigung Voraussetzung für die Ertragsleistung und Erntequalität.

Neues zur ZulassungssituationErgänzend zur bekannten Produktpalette steht in der kommenden Saison Belvedere Duo (200 g/l Phenmedipham, 200 g/l Ethofumesat) als Desmedipham-freies Herbizid zur Bekämpfung einjähriger zweikeimblättriger Unkräuter zur Verfügung. Eine Be-handlung kann im Nachauflauf (BBCH 11 bis 19) als zweimalige Splittinganwendung mit jeweils 2,0 l/ha im Abstand von 5 bis 9 Tagen vorgenommen werden. Weiterhin ist eine dreimalige Applikation im Splittingverfahren mit jeweils 1,3 l/ha möglich. Der Einsatz ist dann wie folgt einzuplanen: 1. Behandlung: ab BBCH 12, 2. Behandlung: 4 bis 5 Tage später, 3. Behandlung: 6 bis 10 Tage nach der 2. Behandlung. Tanaris (Dimethenamid-P, Quinmerac) kann in Zuckerrüben im Splittingverfahren (0,3 l/ha; 0,6 l/ha; 0,6 l/ha) im Abstand von 7 Tagen zu BBCH 10 – 18 angewendet werden. Das Präparat wird im Tanaris Runway Pack (Anwendung in Winterraps) vermarktet. Weiterhin steht mit Lontrel 720 SC ein weiteres Clopyralid-Präparat, formuliert als wasserlösliches Granulat, für die Anwendung in Zuckerrüben zur Verfügung. Der Debut DuoActive Pack, eine Kombination aus Debut (500 g/l Triflusulfuron) und Venzar 500 SC (500 g/l Lenacil), ist ab 2020 marktverfügbar. Eine Anwendung ist mit einer dreimaligen Behandlung mit jeweils 30 g/ha Debut + 0,25 l/ha Trend + 0,25 l/ha Venzar 500 SC vorzusehen. Mit dieser Wirkstoffkombination wird eine gute Wirksamkeit gegen diverse einjährige zweikeimblättrige Unkräuter, wie z. B.

Ausfallraps, Bingelkraut, Vogelknöterich, Hirtentäschel, Taubnessel, u. a. erzielt. Die Vermarktung von Venzar 500 SC erfolgt ausschließlich im Debut DuoActive Pack.Die Zulassung Chloridazon-haltiger Präparate (Rebell Ultra, Pyroquin Ult-ra) wurde durch das BVL zum 31.12.2018 widerrufen. Die Abverkaufsfrist endete am 30.06.2019, vorhandene Präparate können bis zum 30.06.2020 aufgebraucht werden. Es gelten weiterhin die vom BVL festgesetzten wirkstoffspezifischen An-wendungsbestimmungen u. a. zum Gewässerschutz (NG415; NG301-1; NG402; NG343). Zudem sollten aus Vorsorgegründen folgende freiwilligen Einsatzkriterien für Chloridazon-Präparate eingehalten werden:• kein Einsatz auf Rübenanbauflächen in Wasserschutzgebieten und auf grund-

wassersensiblen Standorten mit Trinkwassergewinnung• vorzugsweise Anwendung im Nachauflauf.Da die EU-Genehmigung des Wirkstoffs Desmedipham nicht erneuert wurde, wer-den Zulassungen von Desmedipham-haltigen Pflanzenschutzmitteln durch das BVL zum 01. Januar 2020 widerrufen. Für diese Präparate erfolgte der Widerruf auf An-trag der Zulassungsinhaber. Es gilt eine Abverkaufs- und Aufbrauchfrist bis zum 1. Juli 2020. Nach Ende der Aufbrauchfrist sind eventuelle Reste entsorgungspflich-tig. Der Widerruf gilt mit denselben Fristen auch für zugehörige PSM des Parallel-handels. Durch die zu erwartende Reduzierung von Wirkstoffzulassungen (z. B. Desmedipham) muss perspektivisch eine Neuorientierung in der Herbizidstrategie vorgenommen werden.

Wirkstoffspektrum: Die Tabelle 5.2.2 zeigt eine Auswahl der zugelassenen Her- bizide gegen Unkräuter in Zuckerrüben unterteilt nach ihrer Wirkung. Bodenaktive Wirkstoffe (z. B. Metamitron, Ethofumesat, Quinmerac, Dimethena-mid und Lenacil) entfalten ihre Wirksamkeit hauptsächlich über den Boden. Da-für sind Mindestansprüche an die Bodenstruktur (krümelig) und Bodenfeuchte für einen guten Bekämpfungserfolg erforderlich. Bei Mulchsaatverfahren mit einem erhöhten Anteil an organischer Substanz geht die Wirkung von Bodenherbiziden tendenziell zurück. Eine ausreichende Menge an bodenaktiven Wirkstoffen zur Verhinderung einer Spätverunkrautung in der Spritzfolge sollte vorhanden sein. Blattaktive Mittel enthalten die bekannten Wirkstoffe Phenmedipham, Triflusulfu-ron und Clopyralid. Triflusulfuron ist vor allem gegen Ausfallraps (außer CL-Raps) wirksam. Clopyralid hat sich bei der Bekämpfung von Ackerkratzdisteln und einigen schwer bekämpfbaren Unkräutern bewährt (Tab. 5.2.3). Kombinationspräparate und der Debut DuoActive Pack beinhalten boden- und blattaktive Wirkstoffe und verfügen damit über eine entsprechende Breitenwirkung.Beim Anbau der Zuckerrüben im Mulchsaat-Verfahren ist im zeitigen Frühjahr mitunter noch Altverunkrautung vorhanden. Dieser Bewuchs lässt sich mit nicht-selektiven Glyphosat-haltigen Mitteln (Punkt 9.2; Indikation „Zuckerrüben“ bzw. „Ackerbaukulturen“ bis 2 Tage vor der Saat bzw. bis 5 Tage nach der Saat) besei-tigen. Damit der Wirkstoff aufgenommen werden kann, müssen sich die Unkräuter schon im Wachstum befinden. Empfehlenswert sind Tage mit Temperaturen über 5 °C und ohne Nachtfröste. Die Glyphosat-Präparate sollten immer vor einer Bo-denbearbeitung appliziert werden. Je mehr Zeit zwischen Applikation und Boden-bearbeitung liegt, desto nachhaltiger ist die Bekämpfung. Gegen Wurzelunkräuter wie z. B. Ampfer oder Quecke ist es deshalb ratsam, die Behandlung ca. 10 Tage

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vor der Bearbeitung bzw. Saat durchzuführen, damit der Wirkstoff auch bis in die Wurzeln verlagert wird. Zur Absicherung eines hohen Bekämpfungseffektes ist eine Wassermenge unterhalb von 200 l/ha zu wählen und auf die Zumischung von AHL zu verzichten. Anwendungsstrategie: Vorauflaufanwendungen können bei starkem Druck mit Problemunkräutern (z. B. Knöterich, Hundspetersilie, Geflecktem Schierling, Wilder Möhre) in Erwägung gezogen werden. Voraussetzung für eine ausreichende Wir-kung der Vorauflaufpräparate ist ausreichend Bodenfeuchtigkeit. Schwerpunkt einer effektiven Unkrautbekämpfung bilden jedoch die Nachauf-laufbehandlungen in meist dreimaliger Spritzfolge. Dabei ist ein termingerechter Herbizideinsatz jeweils in den Auflauf der Unkräuter Voraussetzung für saubere Rübenbestände.Bei der Anwendung der Herbizide sollte darauf geachtet werden, dass sich in der Spritzfolge in Abhängigkeit von der Witterung und je nach Unkrautentwicklung bzw. -artenspektrum ein ausgewogener Anteil an boden- und blattaktiven Wirkstoffen befindet. Dies wird durch die Bereitstellung verschiedener Kombinationspräparate, wie Belvedere Extra, Belvedere Duo, Betanal Expert/maxxPro und Betasana Trio gewährleistet. Es können aber auch Mischungen aus Betasana SC + Oblix 500 + Metafol SC bzw. Goltix Gold zur Anwendung kommen. Die Höhe der Aufwand-mengen richtet sich dabei nach dem Auftreten der Leit- und Problem unkräuter.

Tabelle 5.2.1 zeigt eine Auswahl möglicher Standard-Spritzfolgen im Nachauflauf in Abhängigkeit von der vorhandenen Verunkrautung. Je nach Verunkrautungs-situation bieten sich auch verschiedene Desmedipham-freie Bekämpfungsmög-lichkeiten mit Mischungen beispielsweise aus Goltix Titan oder Goltix Gold in Ver-bindung mit Tanaris, Oblix 500 und/oder Debut in der Spritzfolge an.Der Spritztermin für die erste Behandlung (1. NAK) wird je nach Witterung in der Regel 2 bis 3 Wochen nach der Aussaat der Rüben mit dem Auflauf der ersten Un-krautwelle erreicht. Ein früher Einsatz zum Stadium Keimblatt bis max. 1. Laubblatt der Unkräuter, unabhängig von der Entwicklung der Zuckerrüben ist Voraussetzung für eine optimale Wirksamkeit der eingesetzten Herbizide. Klettenlabkraut sollte für eine ausreichende Wirkstoffaufnahme den ersten Quirl ausgebildet haben. Bei trockener, strahlungsintensiver Witterung kommt es bei den Unkräutern zur Ausbil-dung einer stärkeren Wachsschicht, so dass die Wirkstoffaufnahme eingeschränkt wird. Zur Sicherung eines ausreichenden Bekämpfungserfolges ist in diesen Fällen der blattaktive Anteil in der Tankmischung zu erhöhen. Liegen über einen längeren Zeitraum feuchte Bedingungen vor, wird die Wachsschicht der Pflanzen abgebaut und Blattherbizide wirken dann aggressiver. Zur Vermeidung von Schäden ist dann der blattwirksame Anteil in der Mischung zu reduzieren und der Anteil Bodenher-bizide zu erhöhen. Bei Nachtfrostgefahr sollten die Behandlungen nicht erfolgen.Anfang Mai folgt die zweite Behandlung (2. NAK) ca. 8 bis 10 Tage nach 1. NAK. Die Zuckerrüben haben dann meist das 2-Blattstadium erreicht. Zu diesem Zeit-punkt kann die Wirkung der ersten Spritzung und der Unkrautdruck auf der Fläche gut einschätzt werden. Über die Aufwandmengen und den Zusatz an Spezialherbi-ziden (z. B. Debut, Lontrel 600) muss anhand des Unkrautspektrums entschieden werden. Hat die erste Behandlung nicht optimal gewirkt, sind die Herbizidmengen in der zweiten und dritten Behandlung entsprechend anzupassen. Im 4- bis 6-Blattstadium der Zuckerrüben sollte die dritte Behandlung (3. NAK) etwa 10 bis 12 Tage nach der 2. NAK durchgeführt werden. Um Abschirmeffekte durch die Rübenblätter zu minimieren, sind die Rüben nicht zu spät zu behandeln. Dabei sichert ein hoher Anteil an bodenaktiven Wirkstoffen eine gute Dauerwirkung gegen Unkräuter und eine Reduzierung der Spätverunkrautung. Eine vierte Behandlung kann unter besonders schwierigen Bedingungen (z. B. starker Besatz mit Amarant, Ausfallraps) oder Minderwirkung vorheriger Behandlungen notwendig werden.

Grundsätzlich setzt die Auswahl der einzusetzenden Herbizidkombinatio-nen immer eine Orientierung an den spezifischen Standortbedingungen

und der jeweiligen Verunkrautungssituation voraus.

Zur Sicherung der Benetzung der Unkräuter und damit einer guten Wirkung der Rübenherbizide empfiehlt sich eine Mindestwassermenge von 200 l/ha, besser 300 l/ha. In Schönwetterperioden mit Trockenheit sollten die Behandlungen mög-lichst in den Morgen- oder Abendstunden erfolgen. Zu diesem Termin ist die Ver-dunstung reduziert, die Blattbenetzung verbessert und die Rübenblätter stehen aufrecht. Die Verwendung von Düsen, die mit einer Abdriftminderung von 90 % eingestuft sind, ermöglichen auch exakte Spritzungen im Randbereich. Mit der Er-höhung des Spritzdrucks auf der Restfläche können dann die Rübenherbizide aus-reichend feintropfig appliziert werden.

Tabelle 5.2.1: Standard-Spritzfolgen für Herbizide in Zuckerrüben

Verunkrautung Mittel

Aufwandmenge (l o. kg/ha) AWB

Kos

ten

(€/h

a)1. NAK 2. NAK 3. NAK

Han

gStandard

Betanal maxxPro 1,0 - 1,25 1,0 - 1,25 1,0 - 1,2520 ca.

300Goltix Gold 1,0 - 1,5 1,0 - 1,5 1,5 - 2,0

Standard MulchsaatBetanal maxxPro 1,25 - 1,5 1,25 - 1,5 1,25 - 1,5

20 ca. 339Goltix Titan 1,5 - 2,0 1,5 - 2,0 1,5 - 2,0

Mischverunkrautung +Windenknöterich +Klettenlabkraut

Betanal maxxPro 1,0 1,0 1,010Kezuro 0,9 1,3 1,3

Spectrum - - 0,9Betanal maxxPro 1,0 1,0 1,0

20 ca. 351Goltix Titan 1,5 - 2,0 1,5 - 2,0 1,5 - 2,0

Lontrel 600 - 80 g 80 gMischverunkrautung +Amarant +Nachtschatten +Hirsen

Betanal maxxPro 1,0 - 1,25 0,8 - 1,0 0,8 - 1,25

20Goltix Gold 1,0 - 1,5 1,0 - 1,5 1,5 - 2,0

Spectrum - 0,3 0,3Mischverunkrautung +Ausfallraps +Hundspetersilie +Klettenlabkraut +Vogelknöterich +Bingelkraut

Betanal maxxPro 1,0 - 1,25 1,0 - 1,25 1,0 - 1,25

20 ca. 399

Goltix Titan 2,0 1,5 - 2,0 1,5 - 2,0

Debut + Trend * 30 g + 0,25

30 g + 0,25

* bei starkem Besatz mit Hundspetersilie und Ausfallraps kann zusätzlich eine Anwendung von Debut (20 - 30 g/ha) + FHS (0,25 l/ha) zur 1. NAK ergänzt werden, wenn kein Bodenfrost zu erwarten ist

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Tabelle 5.2.2: Herbizide Zuckerrüben Tabelle 5.2.2: Herbizide Zuckerrüben

PSM Zulassung bis

BB

CH

AWM (l o. kg/ha) Abstand (m)

Anwe

nder

schu

tz

sons

t. bu

ßgel

d-

bew

ehrt

e AW

B

1. S

pritz

ung

2. S

pritz

ung

3. S

pritz

ung Gewässer Saumbiotop

Han

g

Abdriftminderung (%)

- 50 75 90 - 50 75 90

Vorwiegend bodenaktive Herbizide

Goltix Gold 12/2020

00-18 2,01) 1,5 1,520 0 0 0 010-18 1,0 2,0 2,0

10-19 1,5 1,5 2,0Goltix Titan 08/2020

00-19 3,01) 1,0 1,02)

20 0 0 0 0 NG34310-19 2,0 2,0 2,0

Kezuro 04/2022

VA 3,5 20

20 20 20 0NG343

10-31 0,9 1,3 1,3 0 20 20 0 0

Metafol SC 08/2020 ► 00-19 2,01) 2,0 2,0 10 0 0 0 0

Oblix 500 4) 04/2020 12-39

0,6 0,610 ■

15 10 0 0 0 01,0 ■ 15 10

Rebell Ultra 12/2018 □ ►

VA 2,510 20 0 0 0 NG301,

NG415, NG34310-31 0,83 0,83 0,83 20 20 0 0

Spectrum 04/2020 16-18 0,9 0 15 10 20 0 0 0

Tanaris 10/2020 10-18 0,3 0,6 0,6 0 0 0 0 0 ♦ NG343

Venzar 500 SC 12/2020 10-39

1,0

20

20 10

0 0 0 0 ♦

NG405 NG360

0,5 0,5 15 10 NW800 NG3600,3 0,3 0,3 15 10

0,25 0,25 0,252) 15 Vorwiegend blattaktive Herbizide

Betasana SC 07/2021 ►

10-33 3,0 3,00 ■

20 10 0 0 0 0 NW60410-33 2,0 2,0 2,0 15 10

ab 14 6,0 ■ 20 10Debut +Trend 12/2020 10-39 30 g+

0,2530 g+ 0,25

30 g+ 0,25 0 0 0 0 0

Lontrel 600 04/2021 NA 0,2 0,2 0 20 20 0 0

Lontrel 720 SG 12/2021 NA 0,167 0,167 0 20 20 0 0

Vivendi 100 12/2022 NA 1,2 1,2 0 20 0 0 0

KombinationsmittelBelvedere Duo 07/2021 12-19

1,3 1,3 1,3 5 20 20 20 0 ♦2,0 2,0 10

Wirkstoff

WSG

(g/l

o. k

g)

HRAC

-Ein

stuf

ung

Ausf

allra

psAm

aran

tBi

ngelk

raut

Ehre

npre

isEr

drau

chFr

anzo

senk

raut

Gäns

efuß

,Weiß

erHe

deric

hHo

hlza

hnHu

ndsp

eter

silie

Kam

illeKl

ette

nlab

krau

tKn

öter

ich,V

ogel-

Knöt

erich

,Win

den

Nach

tsch

atte

nSt

iefm

ütte

rche

nSt

orch

schn

abel

Taub

ness

elVo

gelm

iere

Kos

ten

3) (€

/ha)

Vorwiegend bodenaktive Herbizide

Metamitron 700 C1 ++ +++ + + ++ ++ +++

++ ++ + ++ + + + ++ +++ + ++ +++ 89

Metamitron, Quinmerac

525 40

C1 N ++ ++

+ + + ++ ++ +++

++ ++ +++

+++

+++

++ + +++

+++ + +++

+++ 116

77

Metamitron Quinmerac

571 71

C1 N ++

+++ ++

+++ ++ ++

+++

+++ ++

+++

+++

+ + + ++ +++ + +++

+++ 138

+++ 51

Metamitron 696 C1 ++ +++ + + ++ ++ +++

++ ++ + ++ + + + ++ +++ + ++ +++ 78

Ethofumesat 500 N ++ +++ + + + + + + + +++ + +++ + + +++ 24

Chloridazon Quinmerac

325 100

C1 O + + ++

+++

+ + ++ + ++ ++ +++

++ +++ + ++ ++ + ++ ++

Dimethenamid-P 720 K3 ++ +++

++ + +++

++ ++ +++

++ +++

+++ + ++ + ++ ++ ++ +++

++

Dimethenamid-P Quinmerac

333 167

K3 O ++

+ + +++

++ +++ + ++ +++

++ +++ + – +++ – +++

+++ +

Lenacil 500 C1 +++

++ ++ ++ ++ +++

++ +++

+++

++ ++ + ++ ++ ++ ++ + ++ ++

Vorwiegend blattaktive Herbizide

Phenmedipham 160 C1 + + ++ + + ++ ++ ++ ++ + + ++ + + +++

++

372473

Triflusulfuron 486 B +++

+++

+++ + ++

++ + +++

+++

+++

+++

+++

++

++

++ + ++ ++ + 37

Clopyralid 600 O – – + +++ + – ++

++ – + + +++ – + – 49

Clopyralid 720 O – – + +++ + – ++

++ – + + +++ – + – 49

Clopyralid 100 O – – + +++ + – ++

++ – + + +++ – + – 46

KombinationsmittelPhenmedipham Ethofumesat

200 200

C1 N + + ++ ++

+ + ++ +++

++ ++ + + +++ + ++ ++ ++ + +++

+++ 43

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Pflanzenschutz Ackerbau

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Zuck

errü

ben

Zuck

errü

ben

Belvedere Extra 12/2019 □5) 10-19 1,3 1,3 1,3 10 0 0 0 0

Betanal Expert 12/2019 □5) 10-18 1,5 1,5 1,5 10 20 0 0 0

Betanal maxxPro 12/2019 □5) 10-18 1,5 1,5 1,5 10 20 20 0 0

Betasana Trio SC 12/2019 □5) 10-19 2,0 2,5 2,5 20 0 0 0 0 ♦

Herbizid-PacksDebut DuoActive Pack Debut + Trend + Venzar 500 SC

10-3930 g+ 0,25+ 0,25

30 g+ 0,25+ 0,25

30 g+ 0,25+ 0,25

20 15 0 0 0 0 ♦ NG360 NW800

1) 1. Spritzung im Vorauflauf möglich; 2) zusätzlich eine 4. Applikation möglich 4) vorgeschriebene Mischung mit Betasana SC (3,0 l/ha bei Splitting bzw. 5,0 l/ha bei Einmalbehandlg.)5) Aufbrauchfrist 01.07.2020

Phenmedipham Ethofumesat Desmedipham

150 200 50

C1 N C1

+ ++ ++ +++ + ++ +++

++ ++ + + +++ + +++

++ ++ + +++

+++ 43

Phenmedipham Ethofumesat Desmedipham

75 151 25

C1 N C1

+ ++ ++ +++

++ +++

+++

++ ++ + + ++ ++ +++

++ ++ + +++

+++ 50

Phenmedipham Ethofumesat Desmedipham Lenacil

60 75 47 27

C1 N C1 C1

++ ++ ++ +++

+++

+++

+++

++ ++ + ++ ++ + +++

++ +++ + +++

+++ 50

Phenmedipham Ethofumesat Desmedipham

75 115 15

C1 N C1

+ ++ ++ ++ + ++ +++

++ ++ + + ++ + ++ ++ + + +++

+++ 45

Herbizid-Packs

Triflusulfuron Lenacil

486 500

B C1 ++

+++

+++

+++ ++ ++

+++ ++

+++

+++

+++

+++

+++ ++ ++ ++ ++ ++ ++

3) Kosten beziehen sich auf die höchste, zugelassene AWM einer Spritzapplikation (Ausnahme: mittlere AWM bei Goltix Titan und niedrigste AWM bei Betasana SC)

PSM Zulassung bis

BB

CH

AWM (l o. kg/ha) Abstand (m)

Anwe

nder

schu

tz

sons

t. bu

ßgel

d-

bew

ehrt

e AW

B

1. S

pritz

ung

2. S

pritz

ung

3. S

pritz

ung Gewässer Saumbiotop

Han

g

Abdriftminderung (%)

- 50 75 90 - 50 75 90

Tabelle 5.2.2: Herbizide Zuckerrüben Tabelle 5.2.2: Herbizide Zuckerrüben

Wirkstoff

WSG

(g/l

o. k

g)

HRAC

-Ein

stuf

ung

Ausf

allra

psAm

aran

tBi

ngelk

raut

Ehre

npre

isEr

drau

chFr

anzo

senk

raut

Gäns

efuß

,Weiß

erHe

deric

hHo

hlza

hnHu

ndsp

eter

silie

Kam

illeKl

ette

nlab

krau

tKn

öter

ich,V

ogel-

Knöt

erich

,Win

den

Nach

tsch

atte

nSt

iefm

ütte

rche

nSt

orch

schn

abel

Taub

ness

elVo

gelm

iere

Kos

ten

3) (€

/ha)

Rüben reagieren sehr empfindlich auf einige Getreideherbizide (z. B. Sulfo-nylharnstoffe, Wuchsstoffe). Es ist dringend erforderlich, die Spritzgeräte vor

dem Einsatz gründlich unter Zusatz von Reinigungsmitteln zu säubern. Die größte Sicherheit bietet die Verwendung einer speziellen Rübenspritze, die nur in dieser Kultur verwendet wird.

Ist die Wirkstoffaufnahme der Unkräuter durch eine stärkere Wachsschicht auf den Blättern verzögert, kann durch den Zusatz von Additiven (z. B. Trend 0,25 l/ha, Hasten 0,5 l/ha) die Blattaktivität der Herbizide erhöht werden. Bei schwacher Wachsschichtausbildung nach Regenperioden oder Nachtfrösten sowie bei hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung sollte zur Vermeidung möglicher Pflanzenschäden auf einen Additivzusatz verzichtet werden. Vorsicht ist hier beson-ders zur ersten NAK-Behandlung geboten. In Mischungen der Standardprodukte mit Gräser- oder Spezialherbiziden, wie Spectrum, Debut oder Clopyralid-Produkten, sind generell keine Additive zu verwenden. Aus Verträglichkeitsgründen sollte man beim Zumischen der beiden letztgenannten Produkte nicht die volle Menge der Wirk-stoffkombinationen ausbringen.Die Tabelle 5.2.3 zeigt eine Auswahl schwer bekämpfbarer Unkräuter und deren Bekämpfungsmöglichkeiten. Ein sicheres Ausschalten der Schadwirkung dieser Un-krautpflanzen wird nicht in jedem Fall möglich sein. Deshalb sollten alle Gelegen-heiten zur Bekämpfung in der Fruchtfolge sowie auf der Stoppel genutzt werden. Schosserrüben treten regional unterschiedlich stark auf den Zuckerrübenflächen

auf. Sie bilden im Rübenbestand eine beträchtliche Nährstoff-, Wasser- und Licht-konkurrenz und können zu dem in Abhängigkeit von der Dichte ihres Auftretens zu Ertragseinbußen und Ernteerschwernissen führen. Schosserrüben sollten rechtzeitig vor Samenreife aus den Rübenbeständen entfernt werden, um eine weitere Ausbrei-tung in Folgekulturen zu verhindern. Junge Schosser können durch Abknicken der Samenstände am Aussamen gehindert werden. Bei der Beseitigung durch Hacken oder Herausziehen muss sichergestellt werden, dass die Pflanzen nicht wieder an-wachsen. Mit beginnender Samenreife der Schosser müssen die Pflanzen aus dem Bestand getragen werden.Für die Bekämpfung von Gräsern (z. B. Ausfallgetreide, Ackerfuchsschwanz, Hir-sen, Quecken) stehen neben dem Rübenherbizid Spectrum spezielle Gräserherbi-zide (FOP’s, DIM’s) zur Verfügung (Tab. 9.1.1). Graminizide sollten möglichst solo und unabhängig von den NAK-Spritzfolgen (3 Tage Abstand sichern) angewendet werden. Der günstigste Zeitpunkt ist zum 2- bis 3-Blattstadium der Ungräser erreicht. Zu diesem Termin nehmen die Gräser ausreichend Wirkstoff auf, sind aber noch gut bekämpfbar. Soll die Gräserbehandlung zusammen mit der Unkrautbekämpfung er-folgen, muss zur Verhinderung von Rübenschäden die Aufwandmenge reduziert und auf den Zusatz von Additiven verzichtet werden. Zur Bekämpfung von Einjähriger Rispe eignet sich vor allem Select 240 EC. Spectrum (z. B. zugemischt in der 3. NAK) wirkt sicher und dauerhaft gegen Hirsen. Die Bekämpfung der Quecke verlangt die höchste zugelassene Aufwandmenge der Graminizide, wodurch auch hohe Kosten entstehen. Zuckerrübenflächen sollten deshalb möglichst frei von Queckenbesatz sein.

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Tabelle 5.2.3: Schwer bekämpfbare Unkräuter

Unkraut Bekämpfung Wirkung

Buchweizen Betanal maxxPro + Goltix Titan + Debut, Lontrel 600, Debut, Debut DuoActive Pack +++

Disteln Lontrel 600, Vivendi 100 +++Phacelia Debut, Debut DuoActive Pack +++Samtpappel Debut, Debut DuoActive Pack ++

Sonnenblumen Debut, Debut DuoActive Pack, Lontrel 600, Vivendi 100 +++

Stechapfel Betanal maxxPro + Goltix Gold + Debut +Ackerwinde, Beifuß, Landwasser-knöterich, Huflattich, Schachtelhalm

keine ausreichende chemische Bekämp-fungsmöglichkeit vorhanden -

5.3 Krankheiten ZuckerrübenDas Risiko für Auflaufkrankheiten, wie Phoma, Aphanomyces und Pythium, wird durch die in der Rübenpille enthaltenen fungiziden Wirkstoffe (Punkt 5.1) in Abhän-gigkeit vom verwendeten Produkt reduziert. Zu den relevanten Blattkrankheiten im Zuckerrübenanbau zählen die Cercospora-Blattfleckenkrankheit, die Ramularia-Blattfleckenkrankheit, der Echte Mehltau und der Rübenrost.

Die Cercospora-Blattfleckenkrankheit ist die bedeutendste, sie tritt in allen An-baugebieten Mittel- und Ostdeutschlands auf. Bei günstigen Bedingungen für eine Epidemie (Temperaturen im Bereich von 25 bis 30 °C, verbunden mit einer sehr hohen Luftfeuchte über 90 %) muss mit einem stärkeren Befallsdruck gerechnet werden. Dann ist bei frühem Befallsbeginn ein gezielter Fungizideinsatz notwendig und auch wirtschaftlich. Unter diesen Bedingungen benötigt der Pilz von der Inoku-lation bis zum Erscheinen von Symptomen eine Inkubationszeit von lediglich 6 – 7 Tagen. Bei Starkbefall kann es zum vollständigen Absterben der Blätter kommen. Wiederholter Neuaustrieb schwächt die Pflanzen zusätzlich, das führt zu Ertrags- und Qualitätseinbußen. Hinsichtlich der Anfälligkeit gibt es Sortenunterschiede. Weniger anfällige Sorten zeichnen sich nicht durch einen späteren Befallsbeginn, sondern durch einen verzögerten Befallsverlauf aus. Aufgrund der variablen Symp-tomausprägung von Cercospora ist die richtige Diagnose nicht ganz einfach, für eine gezielte Behandlung jedoch entscheidend. Verwechslungsmöglichkeiten sind zu Befallsbeginn oft mit Alternaria-Blattbräune und der Bakteriellen Blattflecken-krankheit (Pseudomonas syringae) gegeben. Der Echte Mehltau ist allgemein nur bei Früh- und Starkbefall und sortenabhängig bekämpfungswürdig, meist tritt er je-doch erst ab Mitte August auf. Die Ramularia-Blattfleckenkrankheit wurde bisher nur sporadisch bzw. in geringer Befallshäufigkeit beobachtet.

Tabelle 5.3.1: Fungizide Zuckerrüben

PSM Zulassung bis Wirkstoff WSG

(g/l)

Zulassung

AWM (l/ha)

Abstand (m)

Anw

ende

r-sc

hutz

Cerc

ospo

ra

E. M

ehlta

u

Ram

ular

ia

Rost

GewässerH

ang

ADM (%)

- 50 75 90

Triazole/Imidazole Domark 10 EC 12/2020 ► Tetraconazole 100 ● ● ● 1,0 0 ­­ ­­ ­­ ­­

Duett Ultra 12/2021

Thiophanat-m. Epoxiconazol

310 187 ● ● ● 0,6 20 ­­­­

Rubric 04/2020 Epoxiconazol 125 ● ● ● ● 1,0 0

Score 12/2020 Difenoconazol 250 ● ● 0,4 0 10 ­­

Strobilurine/Strobilurin-haltige MittelAmistar Gold12/2021

Difenoconazol Azoxystrobin

125125 ● ● ● ● 1,0 0 ♦

Juwel 04/2020

Epoxiconazol Kresoxim-m.

125● ● ● 1,0 10 ­­­­ ­­

125Mercury04/2020

Azoxystrobin Epoxiconazol

100100 ● ● ● 1,0 0 ­ ­­ ­­

Mercury Pro05/2022

Azoxystrobin Cyproconazol

20080 ● ● ● ● 1,0 0

Ortiva 12/2020 Azoxystrobin 250 ● 1,0 5 ­­ ­­

Sphere06/2021

Cyproconazol Trifloxystrobin

160375 ● ● ● 0,35 0 10 ­­

Tabelle 5.3.1: Fungizide Zuckerrüben

PSM FRAC- Einstufung

max. AWH

Warte- zeit

Cerco-spora

beticola

Echter Mehltau

Ramu-laria Rost Kosten

(€/ha)

Triazole/Imidazole Domark 10 EC G1 2 28 ++ + ++ ++

Duett Ultra B1, G1 2 28 +++ + +++ ++ 23

Rubric G1 2 28 +++ + +++ ++ 31

Score G1 2 28 ++ + ++ ++ 32

Strobilurine/Strobilurin-haltige MittelAmistar GoldG1, C3 2 35 +++ + +++ +++ 35

Juwel G1, C3 1 28 +++ ++ +++ +++ 38

MercuryC3, G1 2 28 +++ ++ +++ +++ 38

Mercury ProC3, G1 2 35 ++ ++ ++ +++ 37

Ortiva C3 2 35 R + ++ +++ 46

SphereG1, C3 1 21 +++ ++ +++ +++ 35

R = Resistenz vorhanden

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Bekämpfung der Blattkrankheiten: Vorbeugende Maßnahmen haben Vorrang! Zunehmend werden Sorten mit höherer Cercospora-Toleranz angeboten. Ak-tuelle Übersichten dazu gibt es in der Beschreibenden Sortenliste des Bundes-sortenamtes bzw. im Informationsangebot der Beratungsinstitutionen der Zuckerin-dustrie. Neben der Sortenwahl sollte eine weite Fruchtfolge (mindestens 2 Jahre Anbaupause) beachtet werden. Cercospora-Sporen werden über Wind und Regen-spritzer verbreitet und können unter günstigen Bedingungen bis zu zwei Jahre auf befallenem Blattmaterial im Boden überdauern. Daher ist auch eine gute Einar-beitung befallenen Blattmaterials wichtig. So kann der Befallsdruck für Nachbar-flächen im folgenden Jahr gemindert werden. Aufgrund der Witterungsansprüche der Krankheit muss auf Beregnungsflächen eher mit Cercospora-Befall gerechnet werden.Die für den Einsatz bereitstehenden Fungizide (Tab. 5.3.1) unterscheiden sich hin-sichtlich der Kosten, teilweise auch des Wirkungsspektrums bzw. der Wirkungs-dauer. In eher trockenen Anbaugebieten genügte bislang der einmalige Einsatz, Folgebehandlungen sind nur selten notwendig, mitunter kann eine Behandlung so-gar ganz unterbleiben. Abhängig von Anwendungstermin und vorhandenem Befall ist bei der Fungizidauswahl auf die kurative bzw. vorbeugende Leistung, vor allem gegenüber Cercospora, zu achten. Gegenüber Strobilurinen liegt beim Erreger in-zwischen eine weit verbreitete Resistenz vor. Sie sollten daher nicht mehr solo ein-gesetzt werden, sondern immer in Mischung mit einem Azolfungizid. Doch auch bei Azolen wird ein schleichender Wirkungsverlust (Shifting) beobachtet (Punkt 1.9). Beim Einsatz von Azolen in Spritzfolgen sollte daher auf einen Wirkstoffwechsel geachtet werden. Es steht eine Reihe von Kombinationspräparaten mit Strobilurin- und Azolanteil zur Verfügung. In Gebieten mit bereits länger vorhandener ausgeprägter Resistenz gegenüber Strobilurinen (z. B. Bayern) wurden gute Erfahrungen mit der Zumischung von Kontaktmitteln (Kupfer) zu Azolen gemacht. Sollten diese oder Kontaktmittel mit anderen Wirkstoffen in der Saison 2020 zur Verfügung stehen, wird hierzu über den aktuellen Warndienst informiert. Bei der Ausbringung ist auf eine ausreichende Wassermenge (mindestens 250 l/ha) zu achten. Die Befallskontrollen sind in be-reits behandelten Beständen nach zwei bis drei Wochen fortzusetzen.Der Behandlungserfolg hängt ganz wesentlich von einem optimalen Behand-lungstermin ab. Wirtschaftlich wird der Fungizideinsatz vor allem dann, wenn es relativ früh zu einer hohen Befallsstärke kommt. Auf Spätrodungsflächen ist die Wirtschaftlichkeit daher bei Befall eher gegeben.Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung bieten die Pflanzenschutzdienste um-fassende Informationen im Rahmen des Warndienstes an. Hauptbestandteile sind:• das Monitoring zu Blattkrankheiten im Gefährdungszeitraum Anfang Juli bis Mitte

September (regional in Zusammenarbeit mit der Beratung der Zuckerindustrie)• Nutzung der Cercospora-Prognosemodelle (www.isip.de) CERCBET 1 (Modell

zur Vorhersage des Befallsbeginns) und CERCBET 3 (schlagspezifische Spritz-strategie), siehe Punkt 1.8

• umfangreiche Informationen zu Schadbildern und Bekämpfungsmöglichkeiten in der Infothek.

Diese Angebote stehen Warndienst-Abonnenten im Internet unter www.isip.de zur Verfügung.

Tabelle 5.3.2: Bekämpfungsrichtwerte Blattkrankheiten an Zuckerrüben

Termin Anteil befallene Blätter (%) Bemerkungenbis 31. Juli 5

summarischer Bekämpfungs-richtwert, unabhängig von der

Art der Krankheit

bis 15. August 15nach 15. August 45für eine evtl. Zweitbehandlung 45

Hinweise zur Bekämpfungsentscheidung: Zur Ermittlung der Bekämpfungsnot-wendigkeit sind nach Ablauf der befallsfreien Zeit regelmäßige Feldbonituren nach der „Blattrupfmethode“ zu empfehlen. Dazu wird von 100 zufällig über den Schlag verteilten Pflanzen je ein Blatt aus dem mittleren Blattapparat entnommen und die Anzahl der befallenen Blätter (Befallshäufigkeit) ermittelt. Für eine Bekämpfungs-entscheidung (Blattkrankheiten) mit Schwerpunkt Cercospora beticola werden die in Tabelle 5.3.2 ausgewiesenen Bekämpfungsrichtwerte empfohlen.

Der Fungizideinsatz muss sich immer an der aktuellen Befallssituation ori-entieren. Eine Behandlung von zur Frührodung vorgesehenen Schlägen ist

meist nicht notwendig.

Weitere Krankheiten an Zuckerrüben: Die Bakterielle Blattfleckenkrankheit (Pseudomonas syringae) kann besonders nach Beschädigungen durch Hagel oder Starkniederschläge Ende Juni/Anfang Juli auftreten. Die Ränder befallener Blätter und Flecken vertrocknen, befallene Blattteile brechen aus dem gesunden Gewebe heraus. Eine Bekämpfung dieser Krankheit ist nicht möglich, aber auch nicht erfor-derlich.

Die Symptome von Cercospora können leicht mit denen der Bakteriellen Blattfleckenkrankheit verwechselt werden. Letztere lässt sich jedoch nicht

mit Fungiziden bekämpfen!

In manchen Jahren zeigt sich unter bestimmten Anbaubedingungen auch Befall durch die Späte Rübenfäule (Rhizoctonia solani). In einigen Anbaugebieten ist eine deut-liche Zunahme zu beobachten. Daher wird inzwischen auch über die Notwendigkeit einer Fungizidapplikation in früheren Entwicklungsstadien diskutiert. Die Krankheit ist besonders auf schlecht strukturierten und ungenügend durchlüfteten, schweren Böden zu beobachten. Hohe Bodenfeuchtigkeit verbunden mit hohen Temperaturen begünstigen die Ausbreitung des Erregers. Typisch ist ein nesterweises Auftreten mit beginnender Welke, später sterben die Blätter ab und liegen sternförmig am Boden, die Rübenkörper gehen in Fäulnis über. Die Dauerkörper des Pilzes (Sklerotien) kön-nen mehrere Jahre im Boden überdauern und stellen somit eine latente Gefahr für den nachfolgenden Rübenanbau dar. Neben der Einhaltung optimaler Kulturmaß-nahmen können in Befallsgebieten resistente Sorten zum Anbau gelangen. Weitere Maßnahmen sind das Erweitern der Fruchtfolge, kein Maisanbau vor Zuckerrüben, das Verbessern der Bodenstruktur, das Verhindern bzw. Aufbrechen von Bodenver-dichtungen und die gute Einarbeitung von Ernteresten.Besonderheiten 2019: Es wurde vor allem in Sachsen-Anhalt wieder regional Befall der Rübenkörper mit dem Schimmelpilz Rhizopus sp. festgestellt. Jeweils ab Ende August/Anfang September tritt die sehr schnell voranschreitende Fäule auf. Befal-lene Rübenkörper verfärben sich binnen weniger Tage vom Kopf ausgehend braun

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und verfaulen schließlich vollständig im Boden. Der Blattapparat stirbt ab. Am Rü-benkörper und um befallene Pflanzen herum breitet sich ein weißes Pilzmyzel aus. Auf Schlägen oder auch Schlagteilen mit einer besseren Wasserversorgung, z. B. durch Beregnung oder Bodenunterschiede, tritt die Symptomatik nicht auf. Die auf betroffenen Schlägen eingetretenen Schäden waren enorm, zudem gab es Probleme bei der Rodung und Verarbeitung. Eine Lagerung am Schlagrand musste vermieden werden, um eine weitere Verbreitung auf nicht befallene Rübenkörper zu verhindern. SBR (Syndrome Basses Richesses): Die Erreger dieser Krankheit, ein Proteobak-terium und seltener Stolbur-Phytoplasmen, werden durch die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) übertragen (Punkt 5.5). SBR trat in den Jahren 2017 und 2018 erstmals in Sachsen und Sachsen-Anhalt sehr lokal auf. Bei Befall vergilben die Blätter zwischen den Blattadern. Im Neuaustrieb zeigen sich wenige, verkleinerte und lanzettliche, schmale Herzblätter, die im Wuchs zurück sind. SBR kann bei Stark-befall den Zuckergehalt reduzieren.

5.4 Virosen ZuckerrübenEine Vielzahl an Viren kann im Zuckerrübenanbau zu erheblichen Ertragsverlusten führen. Dazu zählen das Nekrotische Rübenvergilbungsvirus (BYV), das Milde Rü-benvergilbungsvirus (BMYV), das Nekrotische Adernvergilbungsvirus (BNYVV), das Rübenmosaikvirus (BtMV) und das Rübenkräuselvirus (BLCV). Als Verursacher der „Virösen Vergilbung“ treten in Mitteldeutschland bisher nur BYV und BMYV in Er-scheinung. Als Erreger der Rizomania schädigt BNYVV nachhaltig.Viröse Rübenvergilbung: Die Krankheit tritt frühestens ab Juni, meist aber erst ab Juli/August im Feld auf. BYV verursacht gelbe Verfärbungen mit kleinen rötlichen Nekrosen. BMYV verfärbt die Blätter orange-gelb. Befall mit Schwächepilzen und ein vorzeitiges Absterben der Blätter sind die Folge. Eine Unterscheidung der bei-den Viren am Schadbild ist nicht möglich, sondern kann nur durch eine serologische Analyse im Labor erfolgen. Häufig treten auch Mischinfektionen auf. Der Feldbefall ist nesterweise bis flächendeckend. Vor allem bei sehr frühem Virusbefall können hohe Ertragsausfälle von bis zu 50 % möglich sein. BYV und BMYV werden von Blattläusen übertragen. Hauptüberträger ist die Grüne Pfirsichblattlaus Myzus per-sicae. Die Schwarze Bohnenlaus Aphis fabae kann auch als Virusvektor fungieren. Im Anbaujahr 2019 traten allgemein keine nennenswerten Schäden durch die Virö-se Vergilbung in Zuckerrüben auf, obwohl die Schwarze Bohnenlaus z. T. frühzeitig und stark in die Bestände einflog. Im Vergleich zur Grünen Pfirsichblattlaus ist die Übertragungskapazität der Schwarzen Bohnenlaus jedoch als viel geringer einzu-schätzen. Mit dem Widerruf der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln mit den neoni-cotinoiden Wirkstoffen Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam steht seit 2019 lediglich die Insektizidbeize Force 20 CS (Wirkstoff Tefluthrin) zur Verfügung (Punkt 5.1). Diese Beize weist eine gute Wirkung gegen Bodenschädlinge auf; einen Schutz gegen Frühbefall durch Blattläuse bis zum Reihenschluss bietet sie jedoch nicht. Feldspritzungen mit Insektiziden sind die Folge, wenn die Grüne Pfirsichblattlaus sehr früh (vor dem Reihenschluss) in den Beständen auftritt. Gegen Virusvektoren besitzt ausschließlich Pirimor Granulat eine spezielle Zulassung (Punkt 5.5). 2019 erhielten als Folge des fehlenden neonikotinoiden Beizschutzes die systemisch wir-kenden Insektizide Carnadine, Mospilan und Teppeki befristete Notfallzulassungen nach Art. 53 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 zur Bekämpfung von Blattläu-sen als Virusvektoren. Auch in 2020 kann wieder mit Notfallzulassungen gerechnet

werden. Zu wichtigen ackerbaulichen Maßnahmen zur Eindämmung des Virusbefalls zählen die Schaffung gleichmäßiger sowie geschlossener Bestände und die Förde-rung einer raschen Jugendentwicklung der Rüben. Andere Wirtspflanzen (z. B. Raps und Spinat) sollten räumlich entfernt angebaut werden. Die effektive Bekämpfung der Unkräuter-Wirtspflanzen, wie Gänsefußgewächse, Vogelmiere u. a. auf dem Rüben-schlag selbst sowie auf benachbarten Flächen (Punkt 5.2) ist ebenso von Bedeutung wie die Beseitigung des Durchwuchses von Rübenmieten.

Die Bekämpfung der Virösen Rübenvergilbung setzt bei der Kontrolle der Blattläuse an. Ebenso sind Virusquellen konsequent zu beseitigen.

Rizomania oder „Viröse Wurzelbärtigkeit“: Der Erreger dieser Krankheit, das Nek-rotische Adernvergilbungsvirus (BNYVV), wird durch den Bodenpilz Polymyxa betae übertragen. Bei starken Infektionen treten an den Blattadern chlorotische Flecke und Nekrosen auf (Nekrotische Adernvergilbung). Das Wachstum der Pflanzen ist stark verzögert. Ausgebildete Rübenkörper bleiben deutlich kleiner, die Pfahlwurzel kann absterben und es kommt zur starken Bildung von Seitenwurzeln (Wurzelbärtigkeit). Dunkelbraune Gefäßnekrosen werden beim Durchschneiden des Rübenkörpers sichtbar. Der Ertrag ist gemindert und in Bezug auf die Qualität kommt es zu deut-lich verringerten Zuckergehalten, niedrigen Amino-N-Gehalten und einem erhöhten Natriumgehalt. Die Ausbreitung des Bodenpilzes erfolgt durch die Übertragung von Bodenteilchen mit Wind, Wasser, Lebewesen und Maschinen. Mit Sicherheit lässt sich ein Befall nur mit Hilfe einer serologischen Testung im Labor nachweisen. Die einzige Möglichkeit der Bekämpfung ist im Anbau toleranter Sorten zu sehen, wel-ches in Deutschland gängige Praxis geworden ist.

5.5 Schädlinge ZuckerrübenDurch den Wegfall der neonikotinoiden Beize ergaben sich ab 2019 neue Herausfor-derungen für den Zuckerrübenanbau. Die gewohnte sichere Bekämpfung der Auflauf-schädlinge ist nicht mehr gegeben. Der einzig übrig gebliebene Wirkstoff Tefluthrin (Force 20 CS) bietet einen ausreichenden Schutz gegen die im Boden auftreten-den bzw. schädigenden Insekten. Dazu gehören unter anderem die Drahtwürmer sowie der Fraß des Moosknopfkäfers am Hypokotyl der Keimpflanze. Da eine Ver-wechslung mit Wurzelbrand möglich ist, sollten die Pflanzen zur Ursachenerkennung

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Bewertung von Lochfraßschäden an Zuckerrüben

5% Lochfraß am Blatt: < BRW 10% Lochfraß am Blatt: < BRW 20% Lochfraß am Blatt: = BRW 30% Lochfraß am Blatt: > BRW

Abbildung 5.5.1: Bewertung von Lochfraßschäden an Zuckerrüben

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heraus gezogen werden. Durch die fehlende systemische Verteilung von Tefluthrin in der Pflanze sind die Blätter nicht geschützt. Im Jahr 2019 wurde vereinzelt ein starkes Auftreten von Rüben- und Kohlerdflöhen festgestellt. An den Blättern trat der typische trichterförmige Lochfraß auf. Zusätzlich kam es zum Buchtenfraß durch den Moosknopfkäfer. Im Rahmen des Überwachungsmonitorings wurde der Moos-knopfkäfer auf fast allen Zuckerrübenschlägen festgestellt. Der Käfer überwintert in alten Pflanzenresten oder im Boden. Der sehr kleine Käfer (max. 1,7 mm) wandert von den Überwinterungsplätzen (Vorjahresschlägen) in die neuen Zuckerrübenschlä-ge ein. Durch Wärme und Trockenheit wird eine Massenvermehrung begünstigt. Der-zeit sind die Populationen noch gering. Eine weiterführende, regelmäßige Beobach-tung ist unabdingbar. Zur besseren Einschätzung einer Bekämpfungsnotwendigkeit bis BBCH 14 wurde ein Boniturschema (Abb. 5.5.1) entwickelt. Das Auftreten des Rübenaaskäfers wurde 2019 nicht festgestellt.Ein weiteres Problem ist ein möglicher früher Befall durch Blattläuse als Vektoren und als Saugschädlinge. Dazu gehören die Schwarze Bohnen- oder Rübenlaus und die Grüne Pfirsichblattlaus. Sie sind Überträger der Virösen Vergilbung (Punkt 5.4). Im Jahr 2019 wurde zum Teil eine frühe und langanhaltende Flugaktivität der Schwarzen Bohnenlaus beobachtet. Die Grüne Pfirsichblattlaus trat nur vereinzelt

Tabelle 5.5.1: Insektizide Zuckerrüben (Indikation Punkt 1.2.1)

PSM Zulassung bis Wirkstoff

WSG

(g

/kg

o. /l

)

AWM

(m

l o. g

/ha) Abstand (m)

Anw

ende

r-sc

hutz

Gewässer Saumbiotop

Han

g Abdriftminderung (%)

- 50 75 90 - 50 75 90Pyrethroide (Fraß- und Kontaktwirkung)Bulldock 12/2019 □

beta- Cyfluthrin 25 300 0 15 10 20 20 20 0

Decis forte * 12/2024 Deltamethrin 100 75 0 ■ ■ ■ 15 20 20 20 0 ♦Hunter 12/2023 ►

lambda- Cyhalothrin

50 150 0 20 10 25 25 5 5

Jaguar 07/2020► 100 75 0 ■ ■ ■ 10 25 25 5 50 ■ 20 10 Karate Zeon 12/2022 ► 100 75 0 ■ 10 25 25 5 5

Karis 10 CS * 12/2020 ► 100 75 0 ■ ■ ■ 10 25 25 5 5 ♦Lamdex Forte 12/2022 ► 50 150 0 20 10 25 25 5 5

Shock Down 07/2020 ► 50 150 0 ■ 10 25 25 5 5

SonstigeDanadim Progress 07/2019 □ ► Dimethoat 400 400 0 25 25 5 5 ♦Pirimor Granulat 04/2020 ► Pirimicarb 500 300 0 0 0 0 0

Flonicamid (systemische Wirkung) Teppeki 12/2022 Flonicamid 500 140 0 0 0 0 0 ♦

* NG405 (keine Anwendung auf drainierten Flächen)

Tabelle 5.5.1: Insektizide Zuckerrüben

PSM IRAC-Einstufung

Bien

ensc

hutz

War

teze

it

max

. AW

H in

de

r Kul

tur

Beiß

ende

In

sekt

enMo

oskn

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In

sekt

en

Blat

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e

Viru

svek

tore

n

Kos

ten

(€

/ha)

Pyrethroide (IRAC: 3A)

Bulldock B2 28 1 - - - - - - 1x - 6

Decis forte B2 F 1 - 1x - - - - - - 5

Hunter B4 28 1 - - - - 1x - - 6

Jaguar B4 56 2 - - 2x - - - 728 1 - - - - 1x -

Karate Zeon B4 28 2 2x - - - 2x 2x - - 9

Karis 10 CS B4 56 2 - - 1x - - - 5

Lamdex Forte B4 28 2 2x - - - 2x 2x - - 5

Shock Down B2 56 2 - - 2x - - - 5

SonstigeDanadim Progress 1B B1 35 1 - - - - 1x - - - -

Pirimor Granulat 1A B4 28 4 - - - - - - - 4x 192 - - - - - - 2x - Flonicamid (IRAC: 29)

Teppeki B2 60 1 - - - - - - 1x - 28

auf. Die Flächen sollten regelmäßig bis Reihenschluss auf Blattläuse kontrolliert werden. Ab Reihenschluss nimmt die Gefahr der durch die Blattläuse übertragenen Vergilbungsviren ab. Serologische Untersuchungen im Labor ergaben, dass bis auf einzelne Ausnahmen keine Virusübertragung stattgefunden hat. Teppeki hat 2019 eine Zulassungserweiterung zur Anwendung in Zuckerrüben ab dem 6-Blattstadium gegen Blattläuse erhalten. Durch die teilsystemische und translaminare Verteilung im Blatt werden auch auf der Blattunterseite sitzende Läuse gut erfasst.Zur Blattlausbekämpfung stehen neben Pirimor Granulat zahlreiche Pyrethroide zur Verfügung. Wie in anderen Kulturen ist auch hier die Gefahr einer Resistenzentwick-lung durch den Einsatz der Pyrethroide gegeben. Die Einhaltung der Bekämpfungs-richtwerte ist daher sinnvoll (Tab 5.5.1).Da der Beizschutz fehlt, gab es stärkeren Befall durch die Rübenfliege. Bestan-deskontrollen sind dringend anzuraten. Ein beginnender Befall ist schon rechtzei-tig durch die weißen, walzenförmigen Eier auf der Blattunterseite zu erkennen. Die Larven führen einen typischen Minierfraß durch. Zur Bekämpfung von Rübenfliege, Moosknopfkäfer und Erdraupen dürfen nur Insektizide angewendet werden, welche die entsprechenden Indikationen besitzen. Die Indikation „Beißende Insekten“ gilt in diesen Fällen nicht.

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Schaderreger BekämpfungsrichtwertSchwarze Rübenblattlaus, Grüne Pfirsichblattlaus (Virusvektoren)

nach Erstfund in Gelbschale Kontrolle der Pflanzen bis BBCH 39: 10 % befallene Pflanzen

Schwarze Rübenblattlaus (Direktschädling)

ab BBCH 39: 50 % befallene Pflanzen

Rübenfliege2- bis 6-Blattstadium: 10 % gefährdete Pflanzen (2 bis 3 Pflanzen/ 25 Pflanzen); gefährdete Pflanze: doppelt so viele Eier/Larven wie Anzahl Blätter

Erdraupen 25 bis 50 Larven/25 Pflanzen

Gammaeulebis Ende Juni: 1 Raupe/10-20 % abgefressene Blattfläche/Pflanzeab Juli: 3 Raupen/20-30 % abgefressene Blattfläche/Pflanze

Moosknopfkäfer bis BBCH 14: 20 % geschädigte Pflanzen

Rübenerdfloh bis BBCH 12: 40 % geschädigte Pflanzen oder 20 % Blattfläche vernichtet

Rübenaaskäfer bis BBCH 12: 40 % geschädigte Pflanzen oder 20 % Blattfläche vernichtet

Tabelle 5.5.2: Bekämpfungsrichtwerte Insekten Zuckerrüben

Die trockene und warme Witterung hat auch im Jahr 2019 die Entwicklung der Rü-benmotte in vielen Gebieten gefördert. Neue Befallsgebiete sind dazu gekommen. Die Larven, welche den Schaden verursachen, halten sich bevorzugt zwischen den Blattstielen in der Nähe des Rübenkopfes auf. Die Herzblätter verfärben sich schwarz, ein Befallssymptom ähnlich dem Bormangel. Zusätzlich sind in diesem Bereich viele Kotkrümel zu beobachten. Wird ein Befall festgestellt, ist die Bekämpfung mit In-sektiziden wenig sinnvoll, da die Larven durch ihren versteckten Sitz kaum erfasst werden. Hier hilft dann nur noch die Reduzierung der Population für das nächste Jahr durch eine tiefe, nach Möglichkeit wendende Bodenbearbeitung nach der Rübenern-te. Die Tiere werden dadurch so tief vergraben, dass sie nach der Winterruhe nicht mehr an die Bodenoberfläche gelangen können. In den Zuckerrübenbeständen ist zum anderen ein erhöhtes Auftreten der Gamma-eule möglich, das jedoch nur zyklisch erfolgt. Der braune Schmetterling weist die charakteristische Gamma-Flügelzeichnung auf. Die Raupen können einen Loch- bis hin zum Skelettierfraß verursachen. Die Gammaeule bildet in der Regel zwei Gene-rationen aus. Mit den zugelassenen Insektiziden (Indikation beißende Insekten) kön-nen nur die Raupen bis zum 3. Larvenstadium (bis zu einer Größe von ca. 1,5 cm) ausreichend bekämpft werden. Hinsichtlich des Bienenschutzes sei erwähnt, dass bei blühenden Unkräutern die jeweiligen Einschränkungen der Mittel zu beachten sind. In den letzten Jahren wurde in Sachsen-Anhalt und Sachsen eine neue durch die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) übertragende Krankheit, das „Syndrome Bassess Richesses“ (SBR, ein Proteobakterium) festgestellt (Punkt 5.3). Besonders bei Mulchsaaten können Ackerschnecken Bedeutung erlangen. Auf ge-fährdeten Flächen sollten in der Auflaufphase rechtzeitig Kontrollen (z. B. mit Foli-en) und bei Bedarf umgehend Bekämpfungsmaßnahmen erfolgen (Punkt 9.4). Auch Feldmäuse können erhebliche Schäden verursachen. Deshalb sollte man im Som-mer die Flächen (besonders am Feldrand) kontrollieren und bei Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes Zinkphosphid-haltige Rodentizide einsetzen (Punkt 9.4).