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Vortrag von Prof. Dr. Andrä Wolter auf der Expertenkonferenz "Bildungsübergänge gestalten" am PASSENDER 15.11.12 in Bochum. Die Konferenz „Bildungsübergänge gestalten“ ist ein Projekt der Stiftung Mercator in Kooperation mit der Ruhr Universität Bochum. http://www.stiftung-mercator.de/themencluster/integration/expertenkonferenz-bildungsuebergaenge.html
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28.11.2012 1
Prof. Dr. Andrä Wolter
Übergänge aus der beruflichen
Bildung in die Hochschule
Beitrag zu der Expertenkonferenz
„Bildungsübergänge gestalten“
15./16. November 2012, RU Bochum
Anlässe
(1) Demographische Entwicklung I: Mittelfristig erwartete/r Rückgang
der Studierendenzahlen und der Auslastung der Hochschulen
(2) Demographisches Argument II: Fachkräftemangel, befürchtete
Angebotslücke bei Hochqualifizierten
(3) Qualifikationsstrukturwandel: Steigender Fachkräftebedarf durch
Höherqualifizierung
(4) Europäisierung: Lebenslanges Lernen als Handlungsfeld des
Bologna-Prozesses
(5) Durchlässigkeitsargument (in zwei Varianten): Segmentierung
zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung und soziale
Ungleichheit in der Beteiligung an Hochschulbildung abbauen
28.11.2012 Hier kann eine Fußzeile eingefügt werden 2
28.11.2012 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Bildungsvorausberechnung 2012, KMK Vorausberechnung der
Studienanfängerzahlen 2012-2025 3
28.11.2012 (Anteile der Berufsgruppen an der Gesamtheit der Erwerbstätigen)
Quelle: SOEP, Vester 2011 4
Berufsstruktureller Wandel in Deutschland (1990 – 2007)
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
Professionen Semiprofessionen Lehrberufe An- und Ungelernte
1997
2007
Starker Zuwachs:
Gesundheits- und
Sozialberufe
Starke Abnahme:
Technische Berufe
Starker Zuwachs:
Freie Berufe
Oberes Management
Starke Abnahme:
Facharbeiter/
Handwerker
Starke Abnahme:
Dienstleistungen
Produktion
28.11.2012 Quelle: http://www.bildungsbericht.de/ftbb10/Baethge.pdf (für die Präsentation angepasst) 5
Arbeitskräftebedarf 2005 bis 2025 nach Berufshauptfeldern (in %)
Lebenslanges Lernen im Bologna-Prozess
(1) LLL als internationales Bildungsreformkonzept (UNESCO, OECD, EU)
(2) Weites Verständnis von LLL als systemisches Konzept
(3) Vier zentrale Themen:
• Institutionelle Durchlässigkeit (statt Laufbahnmodell)
• nachfrageorientierte Flexibilisierung des Lehrens und Lernens
• Neuverteilung von Bildungszeiten über den Lebenszyklus
• Aufhebung von Berechtigungsmonopolen durch Pluralisierung der Lernorte
(4) LLL als Element des Bologna-Prozesses (seit Prag 2001) mit 5 Kernforderungen:
Anrechnung außerhochschulischer Kompetenzen
Ausbau nicht-traditioneller Zugangswege
Etablierung flexibler Lernwege u. Studierformen
Unterstützungssysteme im Studium
Finanzielle Förderung
28.11.2012 Hier kann eine Fußzeile eingefügt werden 6
Berufliche und soziale Öffnung des Hochschulzugangs
(1) Historische Erbschaft: Institutionelle Segmentierung und bildungstheoretische
Differenzierung zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung
(2) Ausbildung einer institutionellen Ordnung für den Hochschulzugang ohne Berufsbildung
→ Studierfähigkeit und Studienberechtigung als Monopol des Gymnasiums
(3) Bis heute besonderer Legitimationsdruck für die berufliche Bildung beim
Hochschulzugang
(4) Tief greifende Veränderungen in den Berufsprofilen und Wissensformen: Vom
Erfahrungswissen zum systematischen, theoriebasierten Wissen
(5) Der „kognitive Vorsprung“ des Gymnasiums schmilzt: Differenzierung nicht mehr allein
zwischen Gymnasium und beruflicher Bildung, sondern quer durch die
Bildungsbereiche.
(6) Aber: Alternative Wege des Hochschulzugangs fallen so schmal aus, dass davon keine
Korrektur der sozialen Disparitäten ausgeht.
(7) Sie erfüllen eher eine individuelle Ventil- als eine soziale Korrekturfunktion.
28.11.2012 Hier kann eine Fußzeile eingefügt werden 7
Offene Hochschule – neue bildungspolitische Ansätze
(1) BMBF-Förderprogramm Offene Hochschule/ Aufstieg durch Bildung 2011 ff.
(2) Länderspezifische Programme (z.B. Niedersachsen)
(3) KMK-Vereinbarung 2009: Neuregelung des Hochschulzugangs für beruflich
qualifizierte Bewerber ohne schulische Studienberechtigung
(4) Zahlreiche Maßnahmen auf Länderebene zur Neuregelung des Hochschulzugangs
(5) BMBF-Programm Aufstiegsstipendien (seit 2008)
(6) ANKOM-Projektverbund 2006 ff.
(7) KMK 2009: Neufassung der Anrechnungsvereinbarung von 2002
(8) Förderung zahlreicher Forschungsprojekte im Bereich Hochschule und LLL
(9) Zahlreiche Initiativen u. Maßnahmen auf Hochschulebene (neue Studienformate)
28.11.2012 Hier kann eine Fußzeile eingefügt werden 8
Maßnahmen – unter anderem:
(1) Stärkere Öffnung des Hochschulzugangs für qualifizierte
Berufstätige (ohne schulische Studienberechtigung)
(2) Unterstützungsmaßnahmen beim Hochschulzugang
(3) Ausbau berufsbegleitender Studiengänge, Zertifikatsprogramme
(4) Ausbau von Fernstudien- bzw. online-Angeboten, Blended learning
(5) Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf Studienanforderungen
(6) Ausbau weiterbildender Studienangebote
(7) Oft Kooperation mit Wirtschaft bei Studienangeboten
(8) Duale Studiengänge
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Offene Hochschule – Konturen des Programms
(1) Grundlage: Bund-Länder-Vereinbarung nach GG 91 b, 1, Nr. 2
(2) 1. Bewilligungsrunde: 26 Projekte gefördert, 16 Einzelprojekte, 10 Projekt-verbünde, mehr als 50 Hochschulen beteiligt
(3) Zeitrahmen: 1. Phase (Entwicklung und Erprobung) bis 2015 (42 Monate), dann Förderung der Implementation möglich (30 Monate); 2. Bewilligungs-runde geplant (2014)
(4) Wichtigste Themenfelder:
Studiengänge: dual, berufsbegleitend, weiterbildend, Zertifikatsprogramme
„Delivery“: zielgruppenspezifisch, blended learning, work-based learning, online/e-learning, flexibel, Module
Zielgruppen: neue Zielgruppen, primär Berufstätige mit oder ohne schul. Studienberechtigung, nicht-traditionelle Studierende; Hochschulabsolvent/inn/en
Unterstützung: Beratung, Vorbereitungs-/Brückenkurse, Anrechnung
Fachrichtungen: streut, aber Kumulation im MINT-Bereich
Grundsätze: bedarfsorientiert, praxisbezogen, kooperativ, Netzwerke
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Öffnung des Hochschulzugangs: Neuansätze
(1) Nach jahrzehntelanger Stagnation und Kleinteiligkeit bundesweite Neuregelung erreicht – im Kern:
• Allgemeine Hochschulreife (automatisch) für Absolvent/inn/en beruflicher Fortbildungsprüfungen
• Fachgebundene Hochschulreife nach 2j. Berufsausbildung/3j. Tätigkeit bei „affiner“ Fachwahl mit Eignungsfestellungsverfahren
(2) Dadurch verfügen regional u. altersmäßig variierend ca. 60 % der Bevölkerung über eine Studienberechtigung (Tendenz steigend)
(3) Aber: Studierbereitschaft der „neuen“ Studienberechtigten nicht überschätzen
(4) In den letzten beiden Jahren scheint die Zahl/der Anteil der beruflich qualifizierten Studienanfänger/innen (3. Bildungsweg) gestiegen zu sein; aber immer noch auf einem niedrigen Sockel
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(Haupt-)Zugangswege zur Hochschule
Erster Bildungsweg (EBW)
Zweiter Bildungsweg (ZBW)
Dritter Bildungsweg (DBW)
Grundschule
Sekundarstufe I
Gymnasiale Oberstufe
in der Sekundarstufe II
Sekundarstufe II:
Berufsausbildung
und/oder folgende
Erwerbstätigkeit
Sek II: Berufsausbildung
und folgende
Erwerbstätigkeit
Hochschulstudium
Hochschulstudium
Weiterqualifikation
Zulassungsprüfung,
Probestudium,
Meisterprüfung o. ä.
Hochschulstudium
Sekundarstufe II:
Abendgymnasium,
Kolleg, VHS
Entwurf E. Schwabe-Ruck
28.11.2012 Quelle: Eigene Darstellung, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Hochschulstatistik 2012 13
28.11.2012 Quelle: Eigene Darstellung, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Hochschulstatistik 2012 14
Deutsche Studienanfängerinnen und -anfänger an Universitäten und Fachhochschulen im Wintersemester 2010/2011 nach Art der
Studienberechtigung (in %)
Berufliche Schulen: FOS, BFS, FS, Fachakademie
Zweiter Bildungsweg: Abendgymnasien, Kollegs
Dritter Bildungsweg: Nicht-traditionelle Studierende
Sonstige: Eignungsprüfung Kunst/Musik, Ausländische Studienberechtigung, sonstige Studienberechtigung, ohne Angabe
28.11.2012 Quelle: Eigene Darstellung, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Hochschulstatistik 2012 15
Schlussfolgerungen für eine weitere Öffnung des Hochschulzugangs
(1) Weitere formale Öffnung der Zugangswege erforderlich
(2) Noch wichtiger: Etablierung flexiblerer Studien(gangs)formate
(3) Anrechnungsverfahren praktizieren
(4) Unterstützungssysteme vor und nach dem Hochschulzugang etablieren
(5) Aber: Immer noch geringes institutionelles Eigeninteresse vieler Hochschulen
(Exzellenz!)
(6) Ferner: Anhaltender Widerstand der Gymnasialpartei (Studierfähigkeit!)
(7) Bei rückläufiger Ausbildungsnachfrage schärferer Wettbewerb zwischen beruflicher
Bildung und Hochschule zu erwarten (Fachkräftebedarf!)
(8) Keine nachhaltige Entlastung der Hochschulen vom Nachfrageüberdruck bis 2025
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