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WELTUMSEGELUNG GENESIS WELTUMSEGELUNG GENESIS WELTUMSEGELUNG GENESIS WELTUMSEGELUNG GENESIS 1/7 46 Kuna Yala / Islas San Blas / Teil 1 - 11. Februar – 12.März 2009 Kuna Yala (Kuna Land), so nennen die Kuna Indianer ihre Heimat – ein schmaler Landstreifen an der Karibikküste Panamas und das vorgelagerte Archipel mit ca. 360 Inseln und zahllosen Riffen in einem Gebiet von 77°25‘ W bis 79° 04‘ W. Nahezu unberührte Regenwälder, traumhafte Unterwasserlandschaften und die Begegnung mit der Kunakultur, machen das Gebiet zum bisher interessantesten unserer Weltumsegelung. Kuna Yala ist seit 1930 ein semiautonomes Gebiet in Panama. Es hat eine eigene Verwaltung und macht seine eigenen Gesetze – niedergeschrieben in den „Normas Kunas“. Es untersteht jedoch auch den Gesetzen Panamas. Wir erreichen die erste Insel Pinos, bzw. Tupbak in der Sprache der Kuna, nach 30 Stunden. Die Fahrt war Wellen reich und ich habe seit langem einmal wieder die Fische gefüttert. „Pinos“ ist die einzige Insel mit einer Erhebung von ca. 30 Metern und daher zur Ansteuerung gut geeignet. Zunächst konzentrieren wir uns auf die schwierige Einfahrt in die von Riffen gespickte Ankerbucht, sind aber bald von der palmengesäumten Insel und den dicht am Ufer stehenden Behausungen der Kuna Indianer fasziniert. Trotzdem erholen wir uns zunächst von der Nachtfahrt und machen klar Schiff. Die Genesis hat in Cartagena sehr gelitten und hat eine gründliche Reinigung nötig. Am nächsten Tag werden wir von einem Kuna im Einbaum, „ulu“ oder „urr“, besucht und aufgefordert 8 $US Liegegebühr zu bezahlen. „Wie bitte?“ „Liegegebühr?“ Wir dachten, wir müssen dem Häuptling ein Geschenk mitbringen und um Erlaubnis bitten hier ankern und seine Insel betreten zu dürfen! So ist es auf jeden Fall in unserem 5 Jahre alten Segelführer beschrieben. Aber inzwischen hat wohl auch in Kuna Yala der Dollar Einzug gehalten und wir erhalten sogar eine Quittung mit Datum, Stempel und Unterschrift. Ernüchterung macht sich breit – Keine unberührte Zivilisation mehr!? Kommerz und Tourismus?! Hunderte von Yachten?! Geschenk und/oder Liegegebühr?! Wir sind ein bisschen verunsichert, machen uns dann aber ohne Geschenk auf zum Landgang. Das Dinghy machen wir an einem stabil gebauten Holzsteg fest und gehen ins Dorf. Die Frauen und Kinder, denen wir begegnen, schauen uns scheu an und erwidern unseren Gruß zunächst nur zögernd oder gar nicht. Wir wissen nicht so recht wohin, aber Perez, der „Gebühreneintreiber“ ;-) rettet uns aus der komischen Situation. Er führt uns zum Versammlungsgebäude, dem Congreso, in dem uns der Sahila (Häuptling), in einer Hängematte liegend begrüßt. Er spricht kein Spanisch oder Englisch und Perez übersetzt. Wir werden gefragt wo wir herkommen, ob wir schon bezahlt haben und was wir hier wollen.

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46 Kuna Yala / Islas San Blas / Teil 1 - 11. Februar – 12.März 2009

Kuna Yala (Kuna Land), so nennen die Kuna Indianer ihre Heimat – ein schmaler Landstreifen an der Karibikküste Panamas und das vorgelagerte Archipel mit ca. 360 Inseln und zahllosen Riffen in einem Gebiet von 77°25‘ W bis 79° 04‘ W. Nahezu unberührte Regenwälder, traumhafte Unterwasserlandschaften und die Begegnung mit der Kunakultur, machen das Gebiet zum bisher interessantesten unserer Weltumsegelung. Kuna Yala ist seit 1930 ein semiautonomes Gebiet in Panama. Es hat eine eigene Verwaltung und macht seine eigenen Gesetze – niedergeschrieben in den „Normas Kunas“. Es untersteht jedoch auch den Gesetzen Panamas.

Wir erreichen die erste Insel Pinos, bzw. Tupbak in der Sprache der Kuna, nach 30 Stunden. Die Fahrt war Wellen reich und ich habe seit langem einmal wieder die Fische gefüttert. „Pinos“ ist die einzige Insel mit einer Erhebung von ca. 30 Metern und daher zur Ansteuerung gut geeignet. Zunächst konzentrieren wir uns auf die schwierige Einfahrt in die von Riffen gespickte Ankerbucht, sind aber bald von der palmengesäumten Insel und den dicht am Ufer stehenden Behausungen der Kuna Indianer fasziniert. Trotzdem erholen wir uns zunächst von der Nachtfahrt und machen klar Schiff. Die Genesis hat in Cartagena sehr gelitten und hat eine gründliche Reinigung nötig. Am nächsten Tag werden wir von einem Kuna im Einbaum, „ulu“ oder „urr“, besucht und aufgefordert 8 $US Liegegebühr zu bezahlen. „Wie bitte?“ „Liegegebühr?“ Wir dachten, wir müssen dem Häuptling ein Geschenk mitbringen und um Erlaubnis bitten hier ankern und seine Insel betreten zu dürfen! So ist es auf jeden Fall in unserem 5 Jahre alten Segelführer beschrieben. Aber inzwischen hat wohl auch in Kuna Yala der Dollar Einzug gehalten und wir erhalten sogar eine Quittung mit Datum, Stempel und Unterschrift. Ernüchterung macht sich breit – Keine unberührte Zivilisation mehr!? Kommerz und Tourismus?! Hunderte von Yachten?! Geschenk und/oder Liegegebühr?! Wir sind ein bisschen verunsichert, machen uns dann aber ohne Geschenk auf zum Landgang. Das Dinghy machen wir an einem stabil gebauten Holzsteg fest und gehen ins Dorf. Die Frauen und Kinder, denen wir begegnen, schauen uns scheu an und erwidern unseren Gruß zunächst nur zögernd oder gar nicht. Wir wissen nicht so recht wohin, aber Perez, der „Gebühreneintreiber“ ;-) rettet uns aus der komischen Situation. Er führt uns zum Versammlungsgebäude, dem Congreso, in dem uns der Sahila (Häuptling), in einer Hängematte liegend begrüßt. Er spricht kein Spanisch oder Englisch und Perez übersetzt. Wir werden gefragt wo wir herkommen, ob wir schon bezahlt haben und was wir hier wollen.

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Ups!?!? Was wollen wir denn hier? Nach dem ersten „Kulturschock“ erklären wir, dass wir gerne das Dorf besichtigen würden und den Aussichtsplatz auf dem Berg besuchen wollen. Außerdem wollen wir ein paar Tage mit unserer Yacht in der Bucht ankern. Wir erhalten die Erlaubnis zu Ankern, die Information, das Perez uns alles zeigen wird und dass der Ausflug pro Person 2 $US kostet. Perez spricht leidlich Englisch, aber seine und meine Spanischkenntnisse reichen aus um ein bisschen etwas zu erfahren. Zunächst zeigt er uns auf dem Weg zum Aussichtsberg spezielle Heilpflanzen und Tiere der Kuna. Oben angelangt kommen wir an eine große Funkantenne. Der Platz ist total zugewuchert und zugewachsen, also nichts mit Aussicht. Viel schlimmer aber finden wir die verrotteten großen Batterien und den Müll, mit dem das Gelände übersät ist. Ich versuche Perez zu erklären, wie schädlich diese Batterien für die Gesundheit und die Umwelt sind und er ist auch der Meinung, dass jemand hier mal ordentlich aufräumen müsste!! Aber kein Kuna im Dorf heißt „Jemand“!!

Auf dem Weg durchs Dorf zeigt Perez uns seine Hütte in der er mit der 12köpfigen Familie lebt. Das Palm gedeckte niedrige Haupthaus hat Wände aus Schilf- oder Bambusrohr, an den Querbalken der Konstruktion sind Hängematten aufgehängt und Leinen, die von Balken zu Balken gespannt sind, dienen als Kleiderschrank. Es gibt eine extra Kochhütte, die an dem vom Russ geschwärzten Dach zu erkennen ist. Zu dem Wohnbereich gehört noch ein überdachter Platz mit Holzklötzen oder Hängematten als Sitzgelegenheit. Das ganze ist von einem Schilfrohrzaun umgeben. So oder so ähnlich, manche größer, andere kleiner, sehen alle die Behausungen des Dorfes aus nur der Sahila hat hier ein gemauertes Haus mit Palmdach. Am Dorfrand an der Wasserseite führen wacklige Holzstege hinaus aufs Wasser zu einem kleinen Klohäuschen, dessen Wände ebenfalls aus Rohr sind. Im Boden befindet sich eine größere Öffnung und die kleine Hütte hat kein Dach, so dass der Regen für die Reinigung sorgt.

Von einer Kuna Familie kaufen wir einen Fisch – Wolfgang handelt den Preis von 5 $US auf 2 $US herunter – immer noch viel zu teuer, wie wir heute wissen.

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Wir verbringen vor Tupbak knapp eine Woche. Mit Erlaubnis des Sahila braten wir Würstchen am Lagerfeuer mit den Crews von 4 Amerikanischen Yachten und der Vela. Bei einem unserer zahlreichen weiteren Besuchen im Dorf veranstalten wir eine wahres Fotoshooting mit kleinen Kuna Jungs und Mädchen, die alle ein Passfoto für ihren Schulausweis brauchen. Wir haben zunächst viel Spaß, haben aber die Flut der bedürftigen zu spät gestoppt, so dass Holger und ich einen ganzen Nachmittag lang arbeiten müssen und etwas erstaunt sind, dass das Ergebnis unserer Mühe lediglich mit einem o.k. kommentiert wird.

Weitere Kontakte haben wir zu Perez, der mit seiner Familie an Bord der Genesis zu Besuch kommt. Sie bringen Pitas mit, Früchte, die wir dankend entgegennehmen, sie aber später über Bord schmeißen, weil sie uns überhaupt nicht schmecken. Das Schiff und die Ausrüstung werden bestaunt und neugierig untersucht, die Kids trinken Limonade, kriegen Lollis und schreiben in unser Gästebuch. Eines Morgens paddeln zwei 7 – 8 jährige Jungs neugierig um unser Schiff. Ich winke sie heran und frage sie ein bisschen aus. Ich erkläre ihnen, dass ich ihre Sprache lernen will und sie helfen mir bereitwillig. Bei Limonade und Wasser lasse ich mir an Hand von Zeichnungen die entsprechenden Worte für Arm /Hand – gonu; Bein / Fuß – mali; ja – elle; nein – suli; danke – nuedi; Brot – madu; Guten Tag – degi tega; auf Wiedersehen – degi malo; bis morgen – pane malo; wie heisst du – i begi nuga; ich heiße – anuga usw. erklären. Wir haben viel Spaß dabei. Später erfahre ich, dass Kuna eine rein gesprochene Sprache ist. Viele ältere Ureinwohner können deshalb weder schreiben noch lesen.

Die erste Schule wurde 1933 in Nargana gegen den Widerstand der Eltern zugelassen. Auf jeder Insel gibt es eine Grundschule. Als Ausnahme kann man eine kleine Traditionelle Insel anführen, deren Sahila noch 1998 der Meinung war, das eine Schule den Kunas nur schade; auf 2-3 größeren Inseln gibt es weiterführende Schulen. Außerdem gibt es eine Schule, in der Basiswissen in Landwirtschaft gelehrt wird. Die Schulen werden vom Staat bezahlt. Für Schuluniform und Lehrmittel müssen die Familien aufkommen. Viele Familien können sich das nicht leisten und schicken deshalb ihre Kinder nicht mehr in die Schule.

So sind unsere ersten Eindrücke sehr widersprüchlich und es wird uns bald klar, dass wir hier sehr lange bleiben müssen um einen besseren Einblick in die Kultur dieser Menschen zu bekommen.

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Unser nächstes Ziel ist Mamitupu, die angeblich Traditionellste aller Inseln. Dort treffen wir auf Pablo, einen ca. 56jährigen Kuna, der als junger Mann eine Engländerin geheiratet hatte und deshalb aus seinem Dorf verbannt worden ist. Er lebte 10 Jahre in Europa und durfte später, nach dem er eine gewisse Zeit als Einsiedler am Festland gelebt hatte, zurück in sein Dorf. Pablo spricht englisch und sehr gut spanisch und kann viele unserer Fragen beantworten. Wider erwarten sind die Menschen in Mamitupu sehr viel aufgeschlossener als in Tupbak. Vor allem die Kinder zeigen reges Interhesse an uns. Von überall klingt ein fröhliches „hola“ (hallo) an unser Ohr und Wolfgangs Bart und die behaarten Beine sind eine Sensation. Die Kids berühren ihn und zupfen an seinen Haaren. Die Kuna Indianer haben außer dem Haupthaar keine Körperbehaarung und die Kinder sind den Anblick nicht gewohnt. Auch meine „Korkenzieherlocken“ erregen die Aufmerksamkeit der Frauen, die durchweg schwarzes, glattes Haar haben und mich immer wieder anfassen.. Pablo und einige Kunafrauen betreiben auf Mamitupu eine Kokosnussmühle. Sie stellen Kokosöl und Kokosseife her. Im Dorf können wir Brot kaufen - Ihr habt richtig gelesen. Wir können es auch fast nicht glauben, aber die Kuna machen ein helles Weizenbrot aus richtigem Hefeteig, allerdings nicht wie wir, mit Salz, sondern leicht gezuckert. Hier kaufe ich auch meine erste Mola. Dabei handelt es sich um ein in Handarbeit genähtes rechteckiges Motivbild. Sie reflektiert die Mischung aus traditioneller Kuna Kultur mit Einflüssen der modernen Welt. Für die Kuna ist der Verkauf von Molas die Haupteinnahmequelle. Aus den Motivbildern nähen die Kunafrauen ihre Blusen, die sie mit einem gemusterten Wickelrock (sabure), dem rot-gelben Kopftuch (musue) und dem bunten Perlenschmuck an Unterarmen und Unterschenkeln tragen. Die meisten Frauen in Kuna Yala sind so traditionell gekleidet. Ausnahmen sind die Frauen auf Nargana und Corazon de Jesus. Hier hat sich die Bevölkerung bewusst für ein Leben im westlichen Stil entschieden.

Bei einem gemeinsamen Essen am Ende unseres Aufenthaltes auf Mamitupu erzählt uns Pablo von seiner Zeit in Europa und dass er seinen jungen Landsleuten gerne vermitteln würde, dass das Leben im westlichen Stil mehr negative als positive Seiten hat. Er versucht ihnen zu vermitteln, dass die Europäer oder Amerikaner zwar viel mehr Geld hätten, die Kuna aber viel reicher seien. Niemand in Kuna Yala müsse hungern oder lebe im Elend. Alles was zum

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Leben notwendig sei gäbe es vor der Haustür. Es gäbe keine Umweltverschmutzung, keine Kriminalität, keine Zivilkrankheiten, usw. usw. Trotzdem zieht es die Jungen Kuna nach Panama City, in schlecht bezahlte Jobs des schnöden Mamons wegen und wegen all der unnötigen Konsumgüter. Auf unserem Weg nach Westen besuchen wir zahlreiche weitere kleine Inseln. Islandia, Warsopdupcua und Dupdarbobuad bilden mit den umliegenden Riffen einen gut geschützten Ankerplatz für zwei bis drei Yachten. Auf Warsopdupcua ist ein kleines Ferienressort für ca. 10 Personen erbaut, das wir bei einem späteren Besuch der Inseln besichtigen. Die Entwicklung des Tourismus im Lande wird vom „Congreso General“, der obersten politischen Instanz streng überwacht. Fremde dürfen kein Land in den San Blas Inseln erwerben, was verhindert, dass ausländische Großinvestoren ganze Inselgruppen mit Hotelanlagen verschandeln. Alle größeren Projekte müssen vom Congreso General genehmigt werden und bis jetzt achtet dieser noch darauf, dass die Umwelt und die Lebenskultur der Kuna Indianer weitgehend erhalten bleiben. Wir hoffen, dass das noch lange so bleibt.

Die Navigation zwischen den Riffen ist sehr anspruchsvoll und obwohl wir nach Möglichkeit nur bei guten Licht- und Sichtverhältnissen unterwegs sind und das Wasser sehr klar ist, erfordert sie unsere ganze Aufmerksamkeit. Wir sind mit dem Segelführer von Eric Bauhaus und unserem elektronischen Kartenmaterial gut ausgestattet und es versteht sich von selbst, dass man in Seegebieten wie diesen guten Ausguck hält. Trotzdem laufen immer wieder Schiffe auf Riffs oder Sandbänke auf und nicht alle können geborgen werden. Vor Mono Island verbringen wir mehrere Tage. Die Insel liegt vor der Flussmündung des gleichnamigen „Rio Mono“. Wir erkunden den Fluss mit dem Dinghy und nutzen das klare Süßwasser um unsere Wäsche zu waschen. Der Weg nach Snog Harbor, einer weiteren kleinen Inselgruppe, ist etwas beschwerlicher. Es hat reichlich Wind und Welle, der Himmel ist Wolkenverhangen und bei der Ankunft sind die Sichtverhältnisse dieses mal alles andere als gut. Wir tasten uns vorsichtig durch die Riffeinfahrt – langsam genug um bei einer Grund- oder Riffberührung keinen großen Schaden zu erleiden – schnell genug, so dass das Schiff bei Wind und Welle noch gut gesteuert werden kann. Hier in Kuna Yala können wir unseren bisher gesammelten Segelerfahrungen um einen weiteren Punkt, die Riffnavigation erweitern. Es klappt alles hervorragend und nach mehr als zwei Jahren sind wir auch ein gut eingespieltes Team, trotzdem bin ich in solchen Situationen am Steuer immer etwas angespannt und erleichtert, wenn wir dann endlich sicher vor Anker liegen.

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Das stürmische Wetter hält an, die Brandung am nahen Außenriff tost laut, der Wind zerrt an den Palmen aber wir liegen geschützt in der von 3 Inseln und den Riffen gebildeten Bucht. Seit ein paar Tagen habe ich leichtes Fieber und Gelenkschmerzen und fühle mich nicht wirklich gut. Wir beschließen trotzdem abzuwarten, bis das Wetter sich bessert und dann Nargana und Corazon de Jesus anzulaufen. Die Bewohner der beiden, durch eine Brücke verbundenen Inseln haben 1903 beschlossen die Lebensweise der Panamaischen Gesellschaft zu übernehmen. Es gibt dort ein kleines Gesundheitszentrum mit zwei Ärzten und einem Labor. Ich möchte sicherheitshalber einen Malariatest machen lassen.

Wieder ist die Navigation recht knifflig. Wolfgang steht am Bug und lotst uns durch die enge Einfahrt in die Ankerbucht zwischen Inseln und Festland. Zunächst statten wir der Insel einen Besuch ab. Die Mischung aus Backstein-, Beton-, Schilf- und Bambusgebäuden mit ihren unterschiedlichen Dächern aus Wellblech oder Palmblättern und die anderen Zeichen der westlichen Zivilisation, wie Generator, Stromleitungen, Telefonzellen, usw. bietet lange kein so idyllisches Bild, wie wir es zum Beispiel von Mamitupu oder Tupbak kennen. Dafür gibt es Internetzugang im Schulgebäude, ein Restaurant, das Gesundheitszentrum, eine Bank, mehrere kleine Geschäfte für die Grundnahrungsmittel, Telefonzellen, einen Funkmast einer Mobiltelefongesellschaft und eine Bäckerei die GENESIS heißt und vorzügliches Brot bäckt.

Für den Bluttest und die Beartung der Ärzte muss ich 1,80 $US bezahlen, das sind die Materialkosten für Spritze und Desinfektionsmittel. Der Malariatest ist negativ. Möglicherweise habe ich mir das Denguefieber eingefangen. Es wird auch durch Mückenstiche übertragen, ist aber beim ersten mal harmloser.

Corazon de Jesus liegt an der Flussmündung des Rio Diabolo, aus dem die Inselbewohner ihr Süßwasser erhalten. Trotzdem ist es erlaubt mit dem Dinghy den Fluss zu befahren, was wir dann auch tun. Die üppige Vegetation und die Geräusche des Urwaldes, das klare Süßwasser, die Vögel - eine fremde Welt. Wir gleiten langsam Flussaufwärts und lassen uns

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beeindrucken. An einer geeigneten Stelle binden wir das Beiboot an einem Ast fest und gehen schwimmen. So richtig wohl fühle ich mich nicht, weiß ich doch, dass es hier Krokodile gibt. Deshalb fällt das erfrischende Bad kurz aus. Und tatsächlich sehen wir auf dem Rückweg eine ca. 2,5 m lange Anakonda im Fluss und ein kleines Krokodil im Wasser.

Nach 3 Tagen verlassen wir Nargana. Das Wasser macht uns nicht zum Baden an. Der Generator läuft geräuschvoll bis nachts um 22 Uhr und nur wenig Meilen entfernt warten wunderschöne einsame Buchten und Inseln auf uns mit fremdklingenden Namen wie Waisaldup, Kuigaladuo oder Ogopsibudup. Wir steuern Sabudupored an. Drei weitere Yachten liegen hier vor Anker und wir werden am ersten Abend gleich zur Happy Hour am Strand eingeladen. Die drei Amerikanischen Paare sind sehr unterhaltsam und wir haben wieder einmal mehr die Gelegenheit unsere Englischkenntnisse zu verbessern. Manchmal ganz schön anstrengend!